Das erste größere Werk der Firma Ende und
Böckmann war das sog.
Rote Schloß in
Berlin (1804), das als Geschäftshaus für
die Folge typisch geworden ist. Darauf folgte das Hotel de
Rome und das Industriegebäude in der Kommandantenstraße
(1868-69), dann 1871-72 jene Reihe von Miethäusern in der Beuthstraße, in welcher die deutsche Renaissance in
Berlin ihren
Einzug hielt. Mehr an florentin.-röm. Palaststil hielten sich die
PreußischeBodenkreditbank (1871-73), die Deutsche
[* 4] Unionbank
(1872-74), die Mitteldeutsche Kreditbank (1875), wie später das Museum für
Völkerkunde in
Berlin (1886).Gleichzeitig entstanden in den J. 1870-75 eine Anzahl von eigenartigen Bauten des
Berliner
[* 5] Zoologischen
Gartens (namentlich das Antilopenhaus, Elefantenhaus und das Restaurationsgebäude), ferner die Nationalbank (1883),
das
Sedan-Panorama, Landeshaus der
ProvinzBrandenburg
[* 6] (1888),Bau der Diskontogesellschaft (1889),Bank für Handel und
Industrie (1891); außerdem mehrere Geschäftshäuser und Villen in und um
Berlin.
Außerhalb der Hauptstadt wurden u. a. durch sie erbaut für
Danzig
[* 7] das Landeshaus der
Provinz Westpreußen
[* 8] (1881), die
Synagoge (1884), das
Gebäude des Sparkassenvereins (1885), alle drei in den Formen der norddeutschen Renaissance;
in
Dessau
[* 9] das erbprinzliche Palais in strengem Barockstil. Bei der zweiten Konkurrenz um das Deutsche
Reichstagsgebäude erhielten Ende und
Böckmann einen dritten Preis. 1886 wurde die Firma von der japan. Regierung mit der Ausführung
von monumentalen Staatsbauten in
Tokio
[* 10] beauftragt; nachdem zuerst
Böckmann sich dorthin begeben, reiste Ende 1887 ebenfalls
nach
Japan
[* 11] und kehrte über
Amerika
[* 12] nach
Berlin zurück.
Wilh., Jurist, geb. zu
Marburg
[* 15] in Kurhessen, studierte daselbst und in
Heidelberg
[* 16] Rechtswissenschaft
und trat dann in den kurhess.
Staatsdienst. 1862 folgte er einem Ruf als ord. Professor und Oberappellationsgerichtsrat nach
Jena.
[* 17] In
Schwarzburg-Rudolstadt 1867 in den Norddeutschen
Reichstag gewählt, gehörte er bis 1870 der
Kommission
für Ausarbeitung einer Civilprozeßordnung an. Als Abgeordneter für Eisenach
[* 18] war Endemann 1871-73 Mitglied des
DeutschenReichstags,
wo er sich der nationalliberalen Partei anschloß. 1875 kam er als ord.
«Die Beweislehre des Civilprozesses»
(2 Abteil., Heidelb. 1860),
worin er dogmengeschichtlich darzustellen sucht, wie die formellen Beweisregeln durch die Scholastik
entstanden und allmählich zum
Untergange reif geworden sind, «Die Bedeutung der Wucherlehre» (Berl.
1866),
«Das deutsche Handelsrecht» (Heidelb. 1865; 4. Aufl.,
Lpz. 1887),
«Die
Entwicklung der Handelsgesellschaften» (in der «Sammlung
gemeinverständlicher Vorträge», Heft 33, Verl. 1867),
«Das deutsche Civilprozeßrecht» (Heidelb.
1868),
«Die Rechtshilfe im Norddeutschen
Bunde» (Berl. 1870),
«Das deutsche Konkursverfahren» (ebd. 1889). Mit
andern gab Endemann heraus das «Handbuch des deutschen
Handels-, See-und Wechselrechts», Bd. 1-4 (Lpz.
1881-85).
(grch.), endemische oder einheimische
Krankheit, eine
Krankheit, die unter den Bewohnern einer gewissen Stadt
oder Gegend fortwährend die vorherrschende, also in dem
Volke heimisch, an einen gewissen Ort, ja zuweilen
vorübergehend an gewisse Hospitäler,
Kasernen, Gefangenanstalten u. s. w. gebunden ist. Dadurch unterscheidet sie sich von
der
Epidemie (s. d.), welche im Laufe der Zeit über das
Volk kommt und wieder geht. Hinsichtlich ihrer
Verbreitung kommen die
endemischen
Krankheiten entweder immer nur sporadisch vor, indem immer nur vereinzelte Individuen an ihnen
erkranken, oder sie treten zu gewissen
Zeiten häufiger und in seuchenartiger
Verbreitung auf.
Sowohl akute wie chronische
Krankheiten treten gelegentlich endemisch auf, und zwar kann die Endemie entweder dem betreffenden
Landstrich ganz eigentümlich sein, d. h. anderwärts gar nicht vorkommen, oder auch in andern
Gegenden gefunden werden. So sind in Niederungen mit
Sümpfen die
Wechselfieber, auf vielen
Gebirgen die
Kröpfe, in engen, eingeschlossenen
Thälern der
Kretinismus, in den
Tropenländern die
Leberkrankheiten endemisch. Die endemischen
Krankheiten sind manchmal bedingt durch klimatische Einflüsse, namentlich durch die
Temperatur, den Luftdruck, die herrschenden
Winde,
[* 21] den Wassergehalt der Luft, die
Ausdünstungen desBodens, den
Stand des Grundwassers, die chem. Beschaffenheit
des Trinkwassers, vielleicht auch durch die noch sehr unbekannten elektrischen und magnetischen Verhältnisse, die sich in
verschiedenen Landstrichen eigentümlich gestalten. Ferner sind auch die Nahrungsmittel
[* 22] und ihre abnorme Beschaffenheit mitunter
als
Ursachen der Endemie anzunehmen. So ist die endemische
Krankheit der Skrofeln unter den Bewohnern eines
Landstrichs, die aus
Armut lediglich auf den Genuß der Kartoffeln angewiesen sind, aus diesem
Grunde allein schon leicht zu
erklären. Ebenso werden die endemischen
Hautkrankheiten
[* 23] an manchen
¶
mehr
Seeküsten durch den fast ausschließlichen Genuß von Fischen, die Wurmkrankheiten gewisser Volksstämme, wie insbesondere
das endemische Vorkommen der Trichinose und gewisser Bandwürmer aus dem gewohnheitsmäßigen Genuß rohen Fleisches erklärt.
Hierzu kommt noch die Art der Wohnung und Beschäftigung, wie man dies namentlich bei den Fabrikarbeitern bemerken kann,
bei denen schon die kärgliche Nahrung und das enge Beisammenwohnen das Auftreten der Tuberkulose begünstigen.
Dieselben haben außerdem wenig Bewegung in freier Luft; desto mehr aber sind sie in warme, zum Teil feuchte, mit unreinen
Ausdünstungen angefüllte Fabrikgebäude eingedrängt; daher fallen besonders die nachfolgenden Generationen bei der
Erblichkeit der tuberkulösen Anlage diesem Übel immer mehr anheim. Überhaupt wirkt eine angeborene Anlage,
z. B. Familien-, oder Stamm-, oder Rassenunterschiede, dabei mit ein. Das enge Zusammenleben vieler Menschen in großen Städten
erzeugt leicht, besonders wegen der mangelhaften Entfernung des Unrats, welcher dann überall den Boden durchsickert, Miasmen,
welche unter anderweiten begünstigenden Umständen eine Epidemie veranlassen, die jedoch so anhaltend
werden oder so oft neu erzeugt werden kann, daß sie zur Endemie wird. So z. B. der
Typhus in München,
[* 25] welcher dort vor der Assanierung der Stadt, wie Buhl und Pettenkofer gezeigt haben, immer wieder ausbrach
oder zunahm, so oft durch Sinken des Grundwassers der mit menschlichen und tierischen Effluvien getränkte
Boden über das Niveau des Grundwassers zu liegen kam, sodaß nun schädliche Gärungs- und Fäulnisprozesse in ihm auftreten
konnten. Es vereinigen sich gewöhnlich mehrere der genannten Einflüsse, um eine Endemie hervorzurufen.
Durch Wegfall der einen und das Hinzukommen der andern schädlichen Potenz, z. B. durch Austrocknung
von Sümpfen, Ausrottung von Wäldern, Errichtung von Fabrikindustrien, kann man den endemischen Charakter
einer Gegend gänzlich verändern, bald verbessern, bald verschlimmern. Um im einzelnen die endemische Anlage einer Gegend
genau zu bestimmen, ist eine jeden Umstand berücksichtigende Erforschung derselben erforderlich, die aber ebensoviel physik.
und mediz. Vorkenntnisse als Scharfsinn beansprucht. Neuerdings hat man solchen Untersuchungen unter
dem Namen der mediz. Geographie besondere Aufmerksamkeit gewidmet. -
Dorf im Kreis
[* 28] Bonn des preuß. Reg.-Bez. Köln,
[* 29] zur Bürgermeisterei Poppelsdorf gehörig, 2 km
im SW. von Bonn, an der StraßeBonn-Euskirchen, hat (1890) 3354 Endenich, darunter 157 Evangelische und 73 Israeliten, Post, Telegraph,
[* 30] neue kath. Pfarrkirche (1892), eine Privatirrenanstalt, in welcher der Komponist Robert Schumann starb; Fabrikation
von Glanzleder, Lack und feuerfestem Thon, Ziegeleien, sowie bedeutenden Obst- und Gemüsebau. Zu Endenich gehört
der Kreuzberg (125 m) mit einer weithin sichtbaren berühmten Wallfahrtskirche, die namentlich in der Charwoche stark besucht
wird. Diese Kirche, der Überrest eines 1627 vom Kurfürsten Ferdinand von Köln aufgeführten Servitenklosters, ist bemerkenswert
durch die
hinter dem Altar
[* 31] befindliche heilige Treppe
[* 32] aus ital. Marmor, vom Kurfürsten Clemens August von
Köln (gest. 1761) erbaut, eine Nachahmung der Scala santa beim Lateran in Rom,
[* 33] mit 28 Stufen, auf der sich die Besucher der
Kirche nur kniend hinaufbewegen dürfen. Das Kloster diente 1855-72 den Jesuiten, seit 1889 den Franziskanern. Zwischen Endenich und
dem Kreuzberg die 1721 erbaute, 1889 durch die Gräfin von Fürstenberg-Stammheim restaurierte Marterkapelle,
seit 1888 mit einer Niederlassung der «Benediktinerinnen der ewigen Anbetung» verbunden.
Eduard, Maler, Sohn von Johann Ender, geb. 1324 in Wien,
[* 34] besuchte die dortige Akademie und wurde von seinem Vater zum
histor. Genre geleitet. Bereits 1844 trat er auf der Wiener Kunstausstellung mit: Wallenstein und Seni
auf. Ähnliche, im Aufbau oft gekünstelte Stoffe hat Ender häufig behandelt: Torquato Tasso am Hofe zu Ferrara
[* 35] (1852), König
Franz I. im Atelier des Benvenuto Cellini (1854; Stich von Cornillet), KaiserRudolf II. und Tycho de Brahe (1855), Philipp IV. malt
das Ordenskreuz auf das Porträt des Velazquez (1856), Shakespeare am Hofe der Königin Elisabeth den «Macbeth» vorlesend, Schiller
am Hofe zu Weimar,
[* 36] Der junge Mozart dem Hofe von Joseph II. vorgestellt. Seine Genrebilder, meist im Privatbesitz zu Wien, wie
La corbeille de mariage (1850), Die Schachpartie (1857), Der Puritaner auf der Wache, Die Töchter des
Altertümlers u. a. übertreffen die Historienbilder an künstlerischer Bedeutung.
Johann, Historien- und Porträtmaler, geb. zu Wien, besuchte die dortige Akademie, trat dann als Porträtmaler
auf und erhielt bald viele Aufträge, namentlich von Personen des Hofs und der höhern Stände, denen seine elegante
Weise zusagte und die auch die Kirchen auf ihren Gütern gern mit Altarblättern von seiner Hand
[* 37] schmücken ließen. In diesen
strebte er den Charakter der Fügerschen Schule mit der nazarenischen Richtung zu verbinden. Nach einer Reise durch Griechenland
und die Türkei
[* 38] 1818 widmete er sich wieder dem Porträt, bis er 1820 als kaiserl.
Pensionär der Historienmalerei nach Italien
[* 39] geschickt wurde.
SiebenMonate blieb er in Florenz,
[* 40] mit Kopieren und Bildnismalen für den großherzogl. Hof
[* 41] beschäftigt. In Rom malte er außer
Porträten heilige, biblische und mytholog. Scenen, unter welchen Arbeiten seine Judith (1824) hervorragt, zeichnete auch viele
Kartons, z. B. das 5 m lange Blatt
[* 42] mit dem Einzug Christi in Jerusalem.
[* 43] Nachdem er 1826 in Paris
[* 44] verweilt,
ging er nach Wien zurück, wo er wieder im Porträtfach eine große Thätigkeit entfaltete und von 1829 bis 1853 als Professor
an der Kunstakademie wirkte. Das Hofmufeum in Wien besitzt von ihm eine Madonna in einer Landschaft mit
dem zu ihren Füßen schlummernden Kind. Seine letzte größere Arbeit war eine Freske der Kreuzigung in der Tirnaschen Kapelle
des Stephansdoms. Er starb zu Wien.
Thomas, Landschaftsmaler, Zwillingsbruder des vorigen, geb. machte auf der Austria die brasil. Reise
mit, deren Ergebnis eine Sammlung von 900 Blättern Handzeichnungen war.
Auf mehrern Reisen sammelte er
Stoffe für seine sehr zahlreichen Werke in Öl und Aquarell.
Von 1836 bis 1849 in verschiedenen Stellungen als Lehrer seines
Fachs in Wien thätig, starb er daselbst ¶
Methode, die örtliche Anwendung von Arzneimitteln auf die von der Oberhaut entblößte Haut,
[* 46] zuerst (1802)
von Bally in San Domingo, dann von Lembert und Lesicur (1826) versucht und bald darauf allgemein in die
Praxis eingeführt, bestand im wesentlichen darin, daß die Oberhaut durch ein Blasenpflaster zu einer Blase erhoben, diese
eröffnet und mit einer Schere
[* 47] abgetragen und nun das betreffende Arzneimittel auf die entblößte Hautstelle in Pulverform
aufgestreut oder in Lösung aufgepinselt wurde.
Auf diese Weise gelangen die angewandten Arzneistoffe durch Vermittelung der Lymphgefäße der Haut leicht
in die Blut- und Säftemasse und können so leicht ihre Allgemeinwirkung auf den Organismus entfalten, und zwar tritt die
letztere durchschnittlich nach 10-20 Minuten auf. Am häufigsten wurden die narkotischen Heilmittel (Opium, Morphium, Belladonna)
endermatisch benutzt. Gegenwärtig ist jedoch die Endermatische Methode durch die weit vollkommenere
hypodermatische Methode oder die subkutanen Injektionen (s. d.) vollständig verdrängt worden, die hinsichtlich der
Schnelligkeit und Sicherheit ihrer Wirkung, der Möglichkeit einer genauen Dosierung sowie hinsichtlich der Bequemlichkeit
und Annehmlichkeit für den Kranken nichts zu wünschen übrig lassen.
Stadt im Bezirksamt Emmendingen des bad. Kreises Freiburg,
[* 49] am Nordfuße des Kaiserstuhls, 7 km östlich vom Rhein, hat
(1890) 2701 Endingen, darunter 136 Evangelische und 30 Israeliten, Post, Telegraph, Rathaus, eine Gewerbeschule,
Kornhalle, Volksbank, Wasserleitung;
[* 50]
Leder-, Schuh- und Cigarrenfabrik, Acker- und Weinbau, Wein- und Obsthandel.
Etwa 7 km im
SW. der Katharinenberg (492 m) mit einer Kapelle und schöner Aussicht.
heißt, was ein Ende hat, sich zu Ende bringen, zu Ende denken läßt, insbesondere was
in Raum und Zeit begrenzt ist (vgl. Zeitlich), es steht daher dem Unendlichen und Ewigen (s. d.) gegenüber.
Stephan Ladislaus, Botaniker und Sprachgelehrter, geb. zu Preßburg,
[* 51] besuchte die Universitäten
zu Pest und Wien, trat 1823 zu Wien in das erzbischöfl. Seminar, um sich dem geistlichen Stande zu widmen,
entsagte aber 1826 der geistlichen Laufbahn und widmete sich dem Studium der Naturwissenschaften, insbesondere der Botanik,
daneben aber auch dem der ostasiat. Sprachen, vorzüglich des Chinesischen. Er wurde 1828 mit der Redaktion des Handschriftenkatalogs
der kaiserl. Hofbibliothek beauftragt, 1836 Kustos am Hof-Naturalienkabinett und 1840 Professor der Botanik
an der Wiener Hochschule und Direktor des BotanischenGartens, der durch ihn in der Folge eine vollständige Umgestaltung erfuhr.
Mit Hammer-Purgstall und Ettinghausen hat Endlicher wesentlich für die Begründung der Akademie der Wissenschaften (1846) gewirkt.
An den Bewegungen von 1818 nahm er wesentlichen Anteil.
Endlicher starb zu Wien. Die Mehrzahl seiner
Schriften ist botan. Inhalts. Dahin gehören außer den Floren von Preßburg (Preßb. 1830) und der Insel Norfolk (Wien 1833)
vor allem die «Genera plantarum» (18 Hefte nebst 5 Supplementen, ebd. 1836-50; z. T. in 2. Aufl. 1865),
in denen er
ein neues Pflanzensystem aufstellt; ferner die «Grundzüge einer neuen Theorie der Pflanzenerzeugung» (ebd. 1838),
das «Verzeichnis der chines. und japan.
Münzen
[* 52] des kaiserl. Münz- und Antikenkabinetts» (ebd. 1837) und der «Atlas
[* 53] von China nach der Aufnahme der Jesuitenmissionare»
(Heft 1, ebd. 1843). Auch lieferte er schätzbare Beiträge zur Kunde der ältern deutschen und altklassischen Litteratur,
sowie der ungar. Geschichtsquellen. Außer dem Manuskriptenkatalog der kaiserl. Bibliothek (Bd. 1, Wien 1836) gehören dahin:
die Ausgaben zweier Dichtungen des Priscian (ebd. 1828), die Bruchstücke einer altdeutschen Übersetzung des Matthäus-Evangeliums
(mit Hoffmann von Fallersleben, ebd. 1834; 2. Aufl., mit Maßmann, 1841) und der «Analecta grammatica» (mit Eichenfeld, ebd.
1837).
(grch.), Heiraten zwischen Angehörigen gleichen Stammes oder der gleichen Stammesgruppe (Sippe, Clanschaft,
Totemschaft), eine bei einzelnen Völkerschaften, z. B. den Ahtindianern, bestehende Ehevorschrift,
die in einigen Fällen selbst bis zu der Zulässigkeit der Ehe nur zwischen Geschwistern ausgedehnt wurde, um das Blut rein
und unverfälscht zu erhalten, so bei den Inka
[* 54] in Peru.
[* 55]
Auch bei den Wedda auf Ceylon
[* 56] finden sich ähnliche Zustände.
(grch.), in der Botanik diejenigen seitlichen Auszweigungen der Stammachsen und Wurzeln, die sich nicht aus oberflächlich
liegenden Zellen des Mutterorgans (exogen) entwickeln, sondern aus im Innern der Gewebe
[* 57] liegenden Zellen hervorgehen und
die über den letztern vorhandenen Zellenschichten durchbrechen.
Endogene Entstehung kommt bei allen
Nebenwurzeln und bei den meisten Adventivsprossen vor.
Die Verzweigung der Equisetenstämme (s. Equisetaceen),
[* 58] die man früher
ebenfalls als endogen ansah, erfolgt nach neuern Untersuchungen exogen, wie die der übrigen normalen Stammauszweigungen.
(grch.), die Entzündung der Gebärmutterschleimhaut, s. Gebärmutterkrankheiten. ^[= die weitaus häufigste Form der Frauenkrankheiten (s. d.), kommen entweder angeboren vor oder ...]
israel. Ort, südlich vom BergTabor gelegen, jetzt ein ärmliches Dorf Namens Endur, ist bekannt geworden als
Wohnsitz jener Totenbeschwörerin (der Hexe von Endor), welche nach
1 Sam. 28,7. fg. dem vom priesterlichen wie prophetischen
Orakel verlassenen König Saul vor seiner letzten Schlacht gegen die Philister den Totengeist Samuels citiert
haben soll.
(grch.), das feine zarte Oberhäutchen auf der Innenfläche der Lymph- und Blutgefäße sowie der
Körperhöhlen, im Gegensatz zum Epithel, der Oberhaut der Schleimhäute;
endothelial, mit dem Endothel zusammenhängend oder von
ihm ansgehend;
Endotheliōm, geschwulstartige Neubildung von Endothel.
im heutigen Civilprozesse das Urteil, welches den Rechtsstreit für die jeweilige Instanz zur Erledigung
bringt. Es bildet den Gegensatz zum Zwischenurteile (s. d.), das nur über ein
einzelnes selbständiges Angriffs- oder Verteidigungsmittel oder über einen Zwischenstreit Entscheidung trifft und daher nur
ein Element des künftigen Endurteil abgiebt. Das Endurteil erfordert naturgemäß, daß
der Rechtsstreit zu definitiver Erledigung für die Instanz reif ist, indem für diesen Zweck die Verhandlung und die etwaige
nötige Beweisaufnahme, abgesehen von dem Vorbehalt einer Eidesleistung, völlig abgeschlossen sein muß.
Das Endurteil kann inhaltlich über den geklagten Anspruch selbst entscheiden, aber auch nur die Instanz erledigen,
sei es dadurch, daß es eine prozeßhindernde Einrede für durchgreifend erachtet, sei es durch Zurückweisung der Sache
in die
Vorinstanz zu anderweiter Verhandlung und Entscheidung. Die Entscheidung ergeht entweder auf Abweisung der Klage oder
auf Verurteilung des Beklagten, bez. bei Feststellungsklagen (s. d.) auf Feststellung
des Bestehens oder Nichtbestehens eines Rechtsverhältnisses, bei Vorbehalt einer Eidesleistung einer Partei als sog. bedingtes
Endurteil (s. Bedingtes Urteil). Für das Endurteil reif werden kann der Rechtsstreit durch Versäumnis (s. d.)
oder Anerkenntnis des Beklagten, durch Verzicht des Klägers oder durch kontradiktorische Verhandlung und Beweisaufnahme.
Eine besondere Art des Endurteil bildet das Teilurteil (s. d.). Nur kontradiktorische Endurteil sind der Regel
nach durch Rechtsmittel anfechtbar. (S. Urteil, Entscheidung.)
[* 59] Sohn des Aethlios, eines Sohnes von Zeus,
[* 69] oder auch des Zeus selbst, war König von Elis und zeugte mit Selene
[* 70] 50 Töchter,
welche als die 50 Monde des olympischen Festcyklus gedeutet werden. Sein Grab wurde zu Olympia gezeigt.
Nach karischer Sage ruhte Endymion, wohl ursprünglich ein Dämon sowohl des nächtlichen Schlafs als des Todesschlafs,
in einer Grotte des Latmosgebirges. Als Ursache dieses ewigen Schlafs wurde angegeben, daß er, in den Himmel
[* 71] aufgenommen,
Hera
[* 72] begehrt habe und deshalb von Zeus bestraft worden sei. Nach der später allgemein verbreiteten Annahme
aber war er von Selene in Schlaf versenkt worden,damit sie ihn ungestört küssen könne. Dargestellt erscheint er besonders
auf antiken Sartophagreliefs in der Gestalt eines Jägers oder Hirten (s. vorstehende
[* 59]
Figur).
letzter oder absoluter Zweck, s. Zweck. - Im Preuß. Allg. Landr. I, 4, §. 152 ist Endzweck die
Auflage (s. d.) einer Zuwendung, welche den eigenen Vorteil des Empfängers bezweckt.
Wird die Auflage nicht erfüllt, so ist
die Zuwendung zurückzugeben.
(grch.), in sittlicher Bedeutung soviel wie Willenskraft,
Thatkraft, d. h. die Fähigkeit, seinen Willen auch mit der That kräftig zu beweisen. Davon
energisch, thatkräftig.- In physikalischer und technischer Hinsicht heißt Energie die Fähigkeit eines Körpers,
eine mechan. Arbeit (s. d.) zu leisten; sie läßt sich also kurz als Arbeits- oder Wirkungsfähigkeit der Körper bezeichnen.
Die Energie ist entweder kinetische Energie (Bewegungsenergie) oder potentielle Energie der Lage oder Anordnung). Als Beispiel
der kinetischen Energie dient eine Masse m, die mit der Geschwindigkeit v behaftet ist, vermöge welcher sich dieselbe der Schwere
entgegen, also Arbeit leistend, so hoch zu erheben vermag, als dieselbe hätte fallen müssen, um die Geschwindigkeit v
zu erlangen (s. Fall). Die kinetische Energie wird durch die Lebendige Kraft
[* 73] (s. d.)
gemessen. Ein Gewicht p, das in der Höhe h über dem Boden sich befindet, vermag sinkend
¶
forlaufend
106
die Arbeitp li zu leisten, welch letztere dessen poten- tielle Enfants sans souci darstellt, die von Helmholtz (1847) auch als Spannkraft bezeichnet
wurde. Ein anderes Bei- spiel der potentiellen (5. ist eine gespannte Feder. Ein schwingendes Pendel
[* 75] enthält in seiner größten
Aus- weichung eine potentielle, in seiner Gleichgewichts- lage eine kinetische Enfants sans souci. In jeder andern Lage
ist potentielle und kinetische Enfants sans souci vorhanden, deren Summe jedoch immer gleich ist der potentiellen der größten Ausweichung.
Bei der schwingenden Bewegung findet eine unausgesetzte Umwandlung der einen Energieart in die andere statt. Bei rein mechan.
Vorgängen blieb die Ilnvernnderlichkcit der Enfants sans souci auch den Begründern der Mechanik
nicht ver- borgen. Schon Huygens kannte sie, jedoch wurde der Name Enfants sans souci erst von Th. Uoung (1800) eingeführt.
Durch derartige Betrachtungen auf dem Gebiet der Mechanik entsteht die Gewohnheit und das Vc- dürsnis, die Enfants sans souci als
etwas Unveränderliches, ähnlich einem Stoff, aufzufassen, der nur aus einer Form, z. B. Fallarbeit,
in eine andere Form, lebendige Kraft, übergeht. Julius Robert Mayer (1842) hat dieses Bedürfnis zuerst so stark empfunden,
daß er diese Anschauung auch in den Fällen festzuhalten suchte, die bis dahin als Ausnahmen angesehen worden waren. Wenn
z. B. unelastische Massen durch Stoß ihre lebendige Kraft verlieren, findet von rein mechan. Standpunkte
ein Verlust an Enfants sans souci statt.
Mayer erkannte aber in diesem Falle die beim Stoß erzeugte Wärmemenge als gleichwertig der verlorenen kinetischen Enfants sans souci und
wandte eine ana- loge Auffassung auf alle Gebiete der Physik an. Diese Auffassung wurde wesentlich gestützt durch den von
James Prescott Joule (1843-49) expcri- mentell geführten Nachweis, daß zur Erzeugung einer bestimmten
Wärmemenge, z. B. durch Nei- buug, eiue ganz bestimmte Arbeit, und zwar für eine Kilogrammkalorie (s. Wärmemenge) 425 Kilo-
grammmeter nötig sei, welche letztere durch eine Kilo- grammkalorie wieder erzeugt werden kann.
Nament- lich durch Helmholtz (1847) wurde diese Ansicht auf allen Gebieten der Physik befestigt und mathematisch
geklärt. Nach der heutigen Auffassung der Physiker besteht der Satz der Erhaltung der Enfants sans souci (Erhaltung der Kraft) darin, daß durch
Aufwand von mechan. Arbeit nicht nur lebendige Kraft, sondern auch Wärmezustände, elektrische Zustände u. s. w.
hervor- gebracht werden können, die beim Verschwinden wieder die mechan. Arbeit zu erzeugen vermögen,
aus der sie entstanden sind. (S. Mechanische Wärme- theorie, Entropie.) -
Vgl. I. R. Mayer, Mechanik der Wärme
[* 76] (2. Aufl.,
Stuttg. 1874);
ders., über die Wechselwirkung der Naturkräfte (Königsb.
1854); Stewart, Die Erhaltung der Enfants sans souci (Bd. 9 der «Inter-
nationalen wissenschaftlichen Bibliothek», 2. Aufl., Lpz. 1883);
Secchi, Die Einheit
der Naturkräfte (deutsch von Schulze, 2. Aufl., 2 Bde.,
Lpz. 1884-85);
Planck, Das Princip der Erhaltung der Enfants sans souci (ebd. 1887); Helm, Die Lehre
[* 78] von der Enfants sans souci Historisch-kritisch ent- wickelt
(ebd. 1887). -
über Enfants sans souci in der Elektrici- tät sl ehre s. Elektrische
[* 79] Energie. Energieübertragung, Energieverteilung
(elektr.), s. Elektrische Kraftübertragung. Energisch, thatkräftig (s. Energie). Enervieren(lat.), entnerven,entkräften:
Ener- vation, Entnervung, Erschöpfung. ün V802.rpin8, s.
^cai'piut). ün ta.06 (frz.,
spr. ang fahsi), von vorn, in der bildenden Kunst Ausdruck dafür, daß das Gesicht,
[* 80] auch ganze Gestalt,
in voller Vorderansicht darge- stellt ist (f. Bildnis). streife. Hn ta.nii11s (frz., spr. ang famij), im
Familien- UntHiit (frz., spr. angfäng),Kind.
Enfantin (spr. angfangtäng), Vartheieiny Pros- per, gewöhnlich Pöre Enfants sans souci genannt, Saint-Simonist, geb. zu Paris als
der Sohn eines Ban- tiers, trat 1812 in die Polytechnische Schule, woraus er 1814 verwiesen wurde, weil er
sich den Zöglingen angeschlossen, welche die Schule verlassen und sich auf den Höhen von Montmartre gegen die Verbün- deten
geschlagen hatten. Er wurdeHandlungsreisen- der, war dann in Petersburg
[* 81] und P in Vank- bäusern thätig und wurde nach dem
Tode von Saint- Simon ein Hauptvertreter seiner Schule. (S. Saint- Simonismus.) Als solcher erfand er ein
beson- deres System, gründete eine patriarchalisch-socia- listische Gesellschaft und bethätigte an dieser seine socialistischen
Ideen in einer derart cynischen, alle Moral verspottenden und nebenbei kindischen Weise, daß seine Gesellschaft aufgelöst,
er selbst im Aug. 1832 zu 2 Jahren Gefängnis und 100 Frs.
Geld- strafe verurteilt wurde. Nach Verlauf einiger Mo- nate aus der Haft entlassen, ging Enfants sans souci nach
Ägypten,
[* 82] beschäftigte sich als Ingenieur des Paschas mit Ar- beiten am Nil und dem Plan einer Kanalisierung des Isthmus von
Sues, kehrte aber bald nach Frank- reich zurück, wurde Postmeister in der Gegend von Lyon
[* 83] und darauf Mitglied
der wissenschaftlichen Kommission von Algier, welche im Auftrage der Regierung die Kolonisationsfrage dieses Landes nntersuchcn
sollte.
Hierüber verfaßte er ein gutes Buch: «CoIoinLHtioii cle i'^I^Liie» (Par.
1843). Nach der Februarrevolution gab er kurze Zeit das Blatt «1^6 (^i'6äit Mdlion heraus. Später war
er bei der Verwaltung einer Eisenbahn angestellt. Seiner Lehre blieb er stets treu bis zu seinem Tode, Zum Oberhaupt
der Sekte hatte er vorher noch Arlös Dufour ernannt. Enfants sans souci hat wenig geschrieben; er wirkte mehr durch
seine salbungsvolle Rednergabe und seine bestechende Persönlichkeit. Seine Hauptschriftcn sind »^i^itk
ä'6con0ini6 poli- ti'liu6" (Par. 1830) und (d^ii^ion 8cnut-3iino- nieuuL" (ebd. 1831). Eine Sammlung
seiner Briefe und Schriften zusammen mit denen von Saint- (Himon erschien zu Paris (47 Bde., 1865-78). Untantg äs I'ra.noo
(spr. angfang de frangß,«KinderFrankreichs»),
ehemals in FrankreichBe- zeichnung der legitimen Kinder und Enkel sowie der
Geschwister und Geschwisterkinder des Königs. Die entferntern Verwandten hießen 1rino68 cw L3.NF («Prinzen
von Geblüt»). ünla.Q'tg äo troups (frz., spr. angfäng dö
trup,«Kinder der Truppe»),
s. Soldatenlinder. UnkantI pei-Äns (frz., spr.
angfäng perdüh, «verlorene Kinder»),
im Mittelaltcr bis um die Mitte des 17. Jahrh, eine aus Frankreichstam- mende
und hauptsächlich dort angewendete Bezeich- nung für eine Art leichter Infanterie, die das Ge- fecht zu eröffnen hatte,
einer Angriffs- oder Srurm- kolonne voranging und deshalb gewissermaßen für verloren galt. Aus den ^. p. entstanden später
die Grenadiere. In taktischer Beziehungsind dieL. p. zu vergleichen mit den verlorenen Haufen der Lands-
knechtsordnung. Hnla.nt3 «ans souo! (spr. angfäng
ßang ßußih,«Kinder ohne Sorgen»),
nach einer
¶
forlaufend
unver-107
bürgten Tradition eine in den letzten Jahren des 14. Jahrh, entstandene Gesellschaft von Pariser! Bürgersöhnen, die an den
Vühnenspielen der Ba- soche(s.d.) teilzunehmen wünschten. Vielleicht waren i die «Sorgenlosen»
zuerst eine Karnevalsgesellschaft zur Veranstaltung von Narrenspielen; später ge- ! hörten zu ihr Spielleute, Possenreißer
und Luft- ^ springer von Beruf. Ihre Vorstände hießen ?liu00 cl68 i^0t8 (Narrenfürst) und Nei-6 80tt6
(Narren- muttcr). Sie spielten in den Pariser Markthallen
[* 85] und erfanden eine besondere Spielgattung, die 80U16 (Narrenspiel).
Ein berühmter Vorsteher und Dickter der Gesellschaft war Pierre Grillgore (s. d.). Sie unterstützten auch die Passionsbrüder
(^ontröi'io ä6 1a M33ion, s. d.) und die Basocke bei ibren
Auffübrungenund bestanden bis Hiittedes 16. Iabrh. Während der Bürgerkriege hörten sie ! aus zu spielen und die Gesellschaft
ging ein. ?iinc6 > des 8ot8 nannte sich zuletzt noch Nicolas Ioubert (gest. 1615). -
Vgl. Petit de Iullcville, 1.68 coinö-
lii6li3 6U ^'i-anco MI IN0)'OU Ü.F6 (Par. 1885)).
eigentlich ein plaudcrhaftes Kind, ^ das durch Wicdererzählung gehörter oder gefehener Dinge Verlegenheiten bereitet; dann
jemand, der ^ seine Partei oder Sache durch zu große Offenherzig- ^ keit kompromittiert. Der Ausdruck foll von dem Satirenzeichner
Gavarni (gest. 1866) erfunden wor- den sein, der einen seiner komischen
Bilderbogen mit dem Titel «1^68 6niant8 t^ri-idi^s» be;eicknete. Gnfield (spr.
snnsthld), Stadt in der engl. Graf- schaft Middlefex, links am Themsezufluß Ncw-River, 18 I(m im N. von London,
[* 86] hat (1891) 31532 Engadin, eine
Lateinschule, ein litterar, und wissenschaftliches In- stitut und eine großartige königl.
Gewehrfabrik, die wöchentlich 5000 Büchsen liefern kann.
Der wild' reiche Wald (Engadin Chafe) ist längst verschwunden. Gnfilade (frz., spr.
angsilabd), Reibe; im Bau- wesen eine Reihe von Zimmern, deren Thüren wo- möglich in einer Ackse liegen, sodaß man die ganze
Flucht auf einmal übersehen kann. Während das Mittelalter die Engadin auch ihrem Wesen nach
im Wohn- hausbau nicht kannte, hat der Barockstil sie znr höchsten Entwicklung gebracht (Palazzo Borghefe in Rom, wo die Engadin in
stumpfem Winkel
[* 87] die Ouer- mauern schneidet; Schloß zu Versailles).
[* 88]
Die Eti- kette des franz. Hofs stellte auch die Reihenfolge der in Engadin liegenden Raume fest, indem sie an den
von der Treppe zugänglichen Salon das Antichambrc (s. d.), das (^iiamdi'6 d'a1c0v6
(s. Alkoven) oder (^Hmdr6 äe lit und endlich die Garderobe angereiht wünscht. Auch im neuern höhern Wohnbausbau und in
öffentlichen Gebäuden liebt man es, die Engadin einzuführen. Durch Aufstellen von großen Spiegeln am Ende der
Achse erweitern sich die Räume schein- bar ins Unendliche. - In militärischer Be- ziehung ist Engadin die Bestreichung einer Stellung,
Ve- festigungslinic, Marschrichtung mit Längsfeuer, d. !). dcr Läncze nach. (S. Enfiliervatterien.) - Über die Engadin ak lnnterind.
Geldgröße s. Dong. Enfilierbatterien (spr. angf-),Batterien, die im förmlichen Festungeangriff die
Aufgabe baben, die angegriffene Front ihrcr Länge nach unter Seiten- feuer zu nehmen. Im Vaubanschen Angriffosystem
liegen die Engadin ganz seitwärts, unter Umständen außerbalb des Bereiches der ersten Parallele
[* 89] in der Verlängerung
[* 90] der Kurtine
der Angriffsfront und haben die
Bestimmung, diese der Länge nach mit voller Ladung und fchwacher Elevation
zu beschießen. Enfiliercn (frz., fpr. angf-), einfädeln; an-, auf- reihen; verwickeln,
verstricken (in ein Unternehmen). - Engadin im militärischen Sinne s. Enfiladc.
ein gewöbnlich von sechs Personen mit je acht Blättern gespieltes Kartenspiel. Wer nicht
Farbe zugeben kann, «schwillt», d. h.
muß alle Blätter des unter- brochenen Stichs hereinnehmen. Gewonnen hat, wer sich zuerst seiner Karten entledigt. Gnfleurage
(frz., spr. angflörahsch'),Verfahren der Parfümeriebereitung, wird angewandt, um die feinsten Blumendüfte, so die der
Maiblumen, Tube- rosen, Iasminblüte, die sich durch Destillation,
[* 91] Maceratwn u. s. w. nicht gewinnen lassen,
zu er- halten.
Die Engadin wird ausgeführt, indem die ganz frisch gesammelten Blüten in flachen, kastenförmigen Behältern, die mit einer auf
der untern Seite mit einer dünnen Fettschicht überzogenen Glastasel be- deckt sind, ausgebreitet werden. Der von den Blüten
ausströmende Duft wird von dem Fett absorbiert. Letzteres wird, nachdem es mehrfach derselben Ope- ration
gedient bat, entweder unmittelbar zur Dar- stellung feiner Pomaden verwandt oder es wird mit starkem Alkohol ertrahiert, an den
es die Riechstoffe abgicbt, deren alkoholische Lösung zur Darstellung der sog. Ertraits dient.
Gnfoncieren (frz., spr. angfongß-), in die Tiefe verfenken;
ein-, durchbrechen, auch einsinken;
sich
in etwas versenken;
Enfoncement (spr. angfongß- mäng), Vertiefung, Hintergrund (eines Gemäldes, der Bühne) u. s. w. Gnforcieren
(frz., spr. angforß-), verstärken.
HnF2.aä2., griech.-röm. Name für Engedi (s. d.) in Palästina.
[* 92] Gngadttt, roman. i^nFiadina,
ein Hochthal im schweiz. Kanton Graubünden,
[* 93] vom Inn durchströmt, der in 2480 in Höhe in dem Vergsee des
Piz Lun- ghino, unweit des Septimcr, entspringt und in der obern Thalstufe die Seen von lHils, Silvaplana, Campfer und St.
Moritz bildet, erstreckt sich von der Querschwelle der Maloja (s. d.) in
einer Länge von 91 km von SW. nach NO. bis zu der Grenzschlucht von Martinsbruck (1019 m), unterhalb welcher
nur i noch die linke Flußseite bis Schergenhof (bei Fin- stermünz) dem Engadin angehört.
Links wird das Thal
[* 94] von dem Hauptstamme der nordrhätischen Alpen
[* 95] eingeschlossen, deren vergletscherte, 3000-3400 m ^ hohe
Bergstöcke (Piz La'grev 3170 iu, Piz d'Err ! 3395 m, Piz Kesch 3417 m, Piz Linard 3416 in, Plz Buin 3327 m)
das Engadin von den graubündischen Thalschaftcn Oberhalbstein, Vergün, Davos und Prättigau und von dem tirolischen Patznaunthale
scheiden. Rechts erheben sich in den südrhätischen Alpen das Gletsckcrmassiv des Piz Vernina (4052 m) und östlick vom Bcrninapasse
niedrigere, meist sel- ! sige Bergstöcke (Piz Languard 3266 in, Piz Qna- ^ tervals 3157 in, Piz Seesvenna 3221 m)
der Ofen- paßalpen und trennen das Thal von den ital.Land- ! schaften Veltlin und Vormio, dem graubündischen ^ Münsterthale
und dem tirolischen Vintfchgau. Das Engadin besteht aus zwei durch die Querschlucht Zernetz-Süs verbundenen Längenthälern
und zahl- reichen Seitenthälern, von denen die der linken ^ Seite: Val Bever, Val Sulsanna, Val Susasea, !
zum Teil leine Winterdörfer besitzen;
die der rechten . Seite sind länger: so das vom Flatzbach durchflossene
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