Wein; eine Reichsbantstelle (Umsatz 1893: 69,62i Mill. M.), Genossenschaftsbank (49 Mill. M.),
Ge- werbebank, städtische
Sparkasse,
Dampffchisfahrts- gefellschaft, vereinigte Mühlensocietät,
Handels- kammer für
Ostfriesland, Papenburg
[* 2] und das Jade- gebiet,KaufmännischeDeputation
des
Börsenvereins zu Emelé, Getreidebörse, 2 Seefischerei-Aktiengesell- schaften (die Emder Heringsfischerei-Aktiengesell-
schaft und die Gesellschaft «Neptun»). Es finden jährlich 32 Viehmärkte
(Rindvieh, Schafe,
[* 3]
Pferde),
[* 4] ferner wöchentliche
Käse-,
Butter- und Schweine-, daneben Holz- und Wollmärkte statt.
Der Schiffsverkehr im
Hafen betrug (1893) im Eingang: 970 Seeschiffe mit 75354 und 2824 Flußschiffe mit 46573
Registertons:
im Ausgang 921 Seeschiffe mit 66938, 2879 Flußschiffe mit 55 234
Registertons;
außerdem bestedt ein bedeuten- der
Kanalschiffsverkehr. Emelé steht in direkter
Dampf-
(bez. Segel-)Schiffahrtsverbindung mit den
InselnBorkum und Norderney und mit
Hamburg.
[* 5]
Das Emslotswesen, ein staatlich unterstütztes Unter- nehmen der Emslots-Gesellschaft, ist 1859 gegründet und hat-für
den Lotsendienst 4Sckifse zur
Verfügung. Die Handelsflotte umfaßte (1893) 42 Schiffe
[* 6] mit 3902
Registertons und 380 Mann
Besatzung.
Geschichte. Emelé (im 10. Jahrh. Amuthon, 1224 Amethae, dann Emetha
und im 14. Jahrh. Emeden), vielleicht das schon von
Tacitus erwähnte
Amisia, hat seinen
Namen von der Mündnng (iinitda) des
ehemaligen Flüßchens Ee. Die Stadt kam 125)3 mit der Grasschaft im Emsgau an den
Bischof von
Münster.
[* 7]
Propst Hisko nahm 1396 die Vitalianer ls. d.) in Emelé auf, wodurch sich dessen
Handel bedeu- tend hob. Um
deren Seeräubereien abzuwehren, schickten die Hansestädte 1400 eine
Hamburg. Flot- tene^pedition nach der Ems,
[* 8] schlugen
die Vitalien- brüder und besetzten Emelé, das 1433 ganz unter
Ham- burger Herrschaft kam, 1439 von
Hamburg an die ostsries.
Häuptlinge Ulnch und Edzaro von Greet- siel gegeben, 1447 aber zurückverlangt wurde, bis es 1453 mit der
GrafschaftOstfriesland
vereinigt wurde.
Kaiser Maximilian verlieh der Stadt 1494 das seit längerer Zeit schon geübte lHtapelrecht. 1544 wurde der reform.
Prediger Joh. a Lasco nack Emelé berufen und durch diesen dieLehre
[* 9]
Calvins hier eingeführt.
Neuen Aufschwung
nabm
der Handel 1563 durch die Verlegung der
Niederlage engl. Waren von
Antwerpen
[* 10] nach Emelé und durch starke Einwan- derung aus
Frankreich, England und den
Nieder- landen. Gegen Ende des 16. Jahrh, hatte Emelé bei etwa 6000 Emelé 600 eigene Schiffe, erhob
Zölle,
hatte eigene Post, eigeue Münze und hielt sich eine"
Hol- land.
Garnison von 600 Mann.
Bei den Unruhen in Ostfricsland vermittelte der
Große Kurfürst zwi- schen Emelé und den ostfries.
Ständen,
legte eine
Gar- nison in die Stadt, bemächtigte sich 1682 der
Burg von Greetsiel, machte 1684 Emelé zur Hauptstation seiner Flotte
und zum (Hitz der brandend.
Admira- lität und verlegte dahin den Sitz der 1682 in Pil- lau errichteten
Afrikanischen Handels-Compagnie.
1724-41 kam es zwischen den Fürsten und den
Ständen zu neuen Streitigkeiten, die erst durch das Einmischen
Preußens
[* 11] beschwichtigt
wurden, und als Fürst
Karl Edzard in der Nacht zum gestorben war, ergriff
Friedrich d. Gr.
gemäß der 1694 dem Kurfürsten
Friedrich III. vom
Kaiser ver- liehenen
Anwartschaft auf die
Nachfolge in
Ostfries- land
Besitz
von der Stadt und von Ostsriesland. Er wollte Emelé zu einem Haupthandelsplatz macken
und stiftete u. a.
ein Comptoir der tönigl.
Giro- und Lehnbanco. Wahrend des Siebenjährigen
Krieges wurde Emelé einmal,
von den
Franzosen besetzt, die aber im März 1758 von den Englän- dern wieder vertrieben wurden. Nach dem
Baseler Frieden
(1795) nahm der (^eehandel einen unge- ahnten Aufschwung, sodaß die Häfen erweitert werden mußten. Doch wurde der Stadt 1799 das
ausfchließliche Privilegium der Heringsfischerei ge- nommen. Durch die vom König 1806 befohlene Sperrung
des Emder
Hafens für engl. und
Holland. Schiffe gingen in diesem Jahre allein 270 Emder Schisse verloren, und der Wohlstand
der Stadt sank plötzlich ganz bedeutend. Am 28. Okt. wurde sie so- dann von den
Holländern besetzt und
im Frieden von
Tilsit
[* 12] nebst
Ostfriesland förmlich an
Holland abgetreten. Am wurde Emelé wieder von den
Preußen
[* 13] besetzt,
kam aber 1815 mit Oft- friesland an Hannover
[* 14] und erhielt 1818 eine neue Stadtverfassung, die jedoch 1851 durch die
Han- noversche
Städteordnung beseitigt wurde. Der
Verlust der preuß. Bankagentur und der Zollge- meinschaft mit dem
übrigen
Deutschland
[* 15] schadete dem
Handel erheblich. Am wurde Emelé wieder von den
Preußen besetzt und nun dauernd
mit diesem
Staate vereinigt, unter dem sich auch durch Verbesserung der Hafenanlagen, Übernahme des
Hafens in staatliche Unterhaltung
und
Verwal- tung,
Ausbau der ostfrief. Küstenbahn, des Ems- Jade-Kanals, Sicherung der Stadt gegen
Sturm-
fluten durch Deichbauten
der Handel wieder gehoben hat. -
Vgl. Houtrouw,Ostfriesland, eine geschicht- lich-ortskundige Wanderuug
gegen Ende der Fürsten- zeit
(Aurich
[* 16] 1889);
Fürbringer, Die Stadt Emelé in j Gegenwart und Vergangenheit
(Emd. 1891).
Emele, Wilhelm,
Maler, geb. zu
Buchen in
Baden,
[* 17] ging von der militär. Laufbahn zur Kunst über,
besuchte seit 1851 die
MünchenerAkademie, bildete sich aber hauptsächlich unter F. Dietz zum Schlachtenmaler aus, setzte
seine Stu- dien in
Antwerpen und
Paris
[* 18] fort und wählte dann 1855 in
München
[* 19] seinen Wohnsitz, ^ein erstes
Bild:
Tod des
Fürsten von Fürstenberg in der
Schlacht bei
Stockach 1799, machte den
Namen des Künstlers rasch bekannt. Von weitern'Gefechtsdar-
stellungen wurde der Kampf an der Neckarbrücke in Heidelberg
[* 20] (1799) vom
Kaiser von
Österreich
[* 21] 1858 angekauft. Überhaupt
fand Emelé in
Osterreich viel Beachtung, was ihn 1861 bewog, nach
Wien
[* 22] über- zusiedeln. Für Erzherzog
Albrecht
malte er 1863 die Rciterschlackt bei
Würzburg
[* 23] 1796, sowie 1869 die
Schlacht von Neerwinden 1793. Auf der
Wiener Weltausstellung 1873 erhielt
er für das Reitergefccht bei Langenbruck die KunImedaille. 1870 machte Emelé einen
Teil des
Deutsch-französischenKrieges mit;
! im
Auftrag des
Großherzogs von
Baden malte er das Gefecbt bei Nuits
(Karlsruhe,
[* 24] ! tunstdalle),
sür den Fürsten von Hohenlohe-Langen- l bürg stellte cr die Einnabme von Dijon
[* 25] ! dar. 1872 lieft sich Emelé in
Karlsruhe nieder, kehrte ! aber 1876 für ein Jahrzehnt nach
München zurück, ^ wo ihn außer den Kriegsdarstellungcn
meist histor. ! Genrebilder beschäftigten, wie Der Morgengruß, dann Lenore, Spazierritt, Abmarfch schwed.
Reiter aus Rothenburg
[* 26] und Ein Satteltrunk der Velling-
sä^en Husaren 1770. Seit 1886 war Emelé in
Berlin,
[* 27] seit 1890 wieder in
Karlsruhe thätig; 1892 mußte er wegen eines Augenleidens seine künstlerische Thätigkeit ganz einstellen.
¶
(mittellat.), in den Kapitularien (s. d.) die Buße, welche dem vom Beklagten verletzten Kläger als Strafe oder
Entschädigung, als «Besserung» zu zahlen ist.
Bis in unsere Zeit hinein reicht die Sachsenbuße, welche in den Ländern sächs.
Rechts der widerrechtlich in Haft Gehaltene als Genugthuung und Entschädigung fordern darf. –
eine Einrichtung der kath. Kirche für dienstunfähig gewordene Kleriker, welche in dieser Form ihren
Lebensunterhalt aus kirchlichen Mitteln empfangen sollen.
Die Emeritenhäuser sind bischöfl.
Anstalten;
in jeder Diöcese
soll ein Emeritenhaus vorhanden sein.
die Versetzung eines Geistlichen in den Ruhestand. Dieselbe kann freiwillig erfolgen oder unfreiwillig,
bei eingetretener Dienstunfähigkeit oder noch andauernder Diensttauglichkeit. Im letztern Falle ist die Emeritierung Disciplinarmaßregel.
Die Emeritierung kommt in der evang. Kirche in sehr verschiedenen Formen vor. Früher und vielfach auch noch jetzt wird ein bestimmter
Teil des Einkommens der Stelle für den Emeritierten innebehalten; in Preußen wurden für die einzelnen Provinzen Emeritenfonds
aus Beiträgen der Pfarrer gebildet, jetzt ist für die alten preuß. Provinzen die Emeritierung landeskirchlich
geordnet durch Bildung eines allgemeinen Emeritierungsfonds, zu welchem der Staat Zuschüsse gewährt (Kirchengesetz vom 26. Jan. und
Staatsgesetz vom die frühern provinziellen Emeritenfonds bilden das Reservekapital. (S. auch Emeritenhäuser.)
(spr. émmers’n), Ralph Waldo, amerik. Philosoph, Dichter und Essayist, geb. in Boston,
[* 29] studierte
auf dem Harvard College in Cambridge (Massachusetts) bis 1821 Theologie, war dann fünf Jahre Lehrer und erhielt hierauf eine
Predigerstelle an einer unitarischen Kirche in Boston. Seine abweichenden Ansichten über das Dogma des Abendmahls veranlaßten
ihn jedoch, 1832 diese Stelle niederzulegen. 1833 ging er nach Europa,
[* 30] wo er die Bekanntschaft Carlyles
machte, mit dem er fortan in treuer Freundschaft verbunden blieb. (Vgl. Correspondence of Th. Carlyle and R.
Emerson 1834‒72, 2 Bde.,
Bost. und Lond. 1883, Supplementary letters 1886.) Nach seiner Rückkehr
zog er sich nach Concord bei Boston zurück und ließ sich in dem seither berühmt gewordenen Old Manse
nieder. 1836 erschien sein erstes Werk «Nature» (Bost.;
mit andern Vorlesungen, ebd. 1849; Lond. 1844; deutsch Hannov. 1873),
ein Buch voll glänzender Antithesen und geistreicher Reflexionen. Emerson ist der hervorragendste Vertreter jener amerik.
Transscendentalphilosophie, die den Begriff der Vereinzelung und der persönlichen Unabhängigkeit auf die höchste Spitze
treibt und die Ansicht aufstellt, daß alle Menschen von Natur aus geistig und sittlich gleich befähigt
seien und ein jeder den Keim des Genies, sei es als Held oder Dichter, oder Denker in sich trage, der zu seiner Entwicklung nur
der günstigen Umstände bedürfe. Die Natur ist die Offenbarung Gottes, Gott aber ist Schönheit, Weisheit,
Liebe und Kraft.
[* 31]
Bekannter wurde Emerson noch durch seine Schriften «The American scholar» (Bost. 1837); und «Literary
ethics» (ebd. 1838). Eine Zeit lang lieferte Emerson Beiträge zu der «North-American Review» und dem «Critical Examiner», auch
war er 1840‒44 Herausgeber der Zeitschrift «The Dial». Den kommunistischen
Bestrebungen Fouriers (s. d.), die man auf Brook Farm zu verwirklichen strebte, brachte Emerson zwar warme
Teilnahme entgegen, doch scheint er sich dort nicht recht wohl gefühlt zu haben. 1841 erschien der erste Band
[* 32] der ursprünglich
als Vorlesungen gehaltenen «Essays», 1844 der zweite mit einer Einleitung
von Th. Carlyle; 1848‒71 folgten zwei weitere Serien. 1847 veröffentlichte Emerson seine «Poems», die jedoch
weniger günstig beurteilt wurden als seine frühern Werke, da sie vielfach zu schwer verständlich sind.
Eine weitere Sammlung Gedichte veröffentlichte er u. d. T. «Mayday
and other pieces» (Bost. 1867). E.s Gedichte verraten hohe poet. Begabung und charakterisieren
sich, wie alle seine Schriften, durch eine merkwürdige Mischung von poet. Einbildungskraft und praktischer
Schärfe. 1847 besuchte Emerson zum zweitenmal Europa; sieben Vorlesungen, die er während dieses Besuchs hielt,
veröffentlichte er u. d. T. «Essays on representative
men» (Lond. 1849; Bost. 1850; neue Ausg.,
Lond. 1882). Reich an Gedanken sind die «Lectures on New-England reformers» (Bost.
1844); eine Charakteristik der Engländer geben die «English
traits» (ebd. 1856; deutsch Hannov. 1857). Von seinen weitern Schriften sind noch zu nennen: «The conduct of life» (1860;
deutsch Lpz. 1862),
«Society and solitude» (1870; deutsch Bremen
[* 33] 1875) und «Letters and social aims» (1875; deutsch Stuttg.
1876). 1872 besuchte Emerson nochmals Europa; die letzten Jahre lebte er zurückgezogen; er starb in
Concord. Gesamtausgaben seiner Werke erschienen öfter, zuletzt (11 Bde.)
Boston 1883‒84. –
Vgl. C. W. Cooke, Emerson. His life, writings and philosophy (4. Aufl., Bost.
1882);
A. Ireland, Recollections of E.s visits to England (Lond. 1882; 2. Aufl.
u. d. T. Emerson, his life, genius and writings, ebd. 1882);
M. D. Conway, Emerson at home and abroad (ebd. 1882);
J. Benson, Emerson a poet (Neuyork
[* 34] 1883, mit bibliogr. Anmerkungen);
uralte Stadt in Cölesyrien, am Nahr el-Asy (Orontes), 150 km im N. von Damaskus, an
¶
mehr
der Karawanenstraße nach Hamah und Haleb, war zur Zeit des Pompejus Hauptstadt eines kleinen arab.
Reichs. Emesa wurde nach 72 u. Chr. durch die Römer
[* 36] unmittelbar mit der syr. Provinz verschmolzen. Die Stadt war die Heimat der Familie
der Kaiserin Julia Domna, deren Sohn Caracalla eine röm. Kolonie dahin führte. Emesa war berühmt wegen
ihres Sonnentempels, an dem der röm. KaiserHeliogabalus, der hier geboren wurde, als Knabe die Stelle eines Oberpriesters des
Sonnengottes (syr. Elagabal, s. d.) bekleidete.
Der Kaiser Domitius Aurelianus besiegte hier 273 n.Chr. die palmyrenische Königin Zenobia (s. d.), zu deren Reich Emesa ebenfalls
gehört hatte. Nach dem Sturze der röm. und byzant. Herrschaft fiel Emesa nacheinander in die Hände der
Araber, Seldschuken, Kreuzfahrer und zuletzt der Osmanen, die es noch gegenwärtig besitzen. KeinDenkmal seiner alten Herrlichkeit
ist erhalten geblieben. Kriegsgeschichtlich ist der Ort denkwürdig wegen der Eroberungen durch den Seldschuken Tutusch 1093,
durch Emadeddin Zenki 1138 und Saladin 1175, der großen Niederlagen der Mongolen und und
deren Sieg über die Ägypter sowie durch den Sieg Ibrahim Paschas über den Pascha von Aleppo Gegenwärtig
Homs, Hems oder Hums genannt, ist es eine nach orient. Begriffen durch Ackerbau und Gewerbe blühende Stadt
mit ungefähr 23000 Emesa im Wilajet Syrien, Sandschak Hamah. Die Einwohner, worunter etwa 6500 Christen meist griech. Bekenntnisses,
gelten für die Schildbürger des Morgenlandes.
das Alkaloid der Ipecacuanhawurzel, das deren brechenerregende Wirkung besitzt. Es besitzt
die Formel C30H40N2O5 , ist eine zweisäurige Base und krystallisiert aus konzentrierten
ätherischen Lösungen in deutlich entwickelten Nadeln.
[* 37] Das Emetin des Handels ist ein weißes Pulver von schwach bitterm und kratzendem
Geschmack, schmilzt bei 62‒65°. In Wasser ist es schwer, in andern Lösungsmitteln meist leicht
löslich. Mit Säuren bildet es leicht lösliche, aber nicht krystallisierende Salze, nur das Nitrat ist schwer löslich. An der
Luft wird das Emetin unter Gelbfärbung verändert; es findet übrigens nur sehr selten Anwendung als Brechmittel und ist vom
Apomorphin darin verdrängt. Am reichlichsten, bis zu 16 Proz., findet es
sich in der Rinde der Wurzel.
[* 38]
(lat.; frz. Émigrés), im allgemeinen Sinne Auswanderer, die sich polit. oder religiösem Druck
durch Verlassen ihrer Heimat entziehen; insbesondere werden die während der Französischen Revolution ausgewanderten Franzosen
so genannt, wogegen die unter Ludwig ⅩⅣ. flüchtig Gewordenen als Réfugiés (s. d.) bezeichnet werden. Nach dem Aufstand
zu Paris und der Einnahme der Bastille, verließen zuerst die königl. Prinzen, die Grafen von Provence
(Ludwig ⅩⅧ.) und von Artois (Karl Ⅹ.) den franz. Boden.
Ihnen folgten, besonders nach der Annahmeder Verfassung
von 1791, alle die, welche durch die Abschaffung der Privilegien verletzt
oder der Verfolgung ausgesetzt waren. Der Adel verließ seine Schlösser, die Offiziere, die fast durchgehends adlig waren,
gingen zum Teil mit ganzen Compagnien über die Grenzen,
[* 40] nicht bloß weil sie der Revolution feind waren,
sondern weil sie es mit ihrer militär. Pflicht nicht vereinbar hielten, in einer meuternden
Armee weiter zu dienen.
Scharen von Priestern und Mönchen entflohen dem Eide auf die Konstitution. Belgien,
[* 41] Piemont, Holland, die Schweiz,
[* 42] besonders
aber Deutschland füllten sich mit diesen Flüchtigen, von denen nur wenige ihr Vermögen gerettet hatten;
die größere Masse befand sich in äußerster Dürftigkeit. Zu Koblenz
[* 43] hatte sich indes um die Prinzen eine Art Hof
[* 44] versammelt.
Man hatte eine Regierung mit Ministern und einem Gerichtshof eingesetzt, und das sog. auswärtige
Frankreich stand in Verbindung und Unterhandlung mit den fremden Höfen, die sich zur Abwehr und Bekämpfung
der revolutionären Propaganda anschickten; für die Jakobiner ein willkommener Anlaß, ihre Schreckensherrschaft zu begründen.
Unter dem Befehl des Prinzen Ludw. Joseph von Condé (s. d.) wurde 1792 ein Emigrantenkorps gebildet, das der
preuß. Armee in die Champagne folgte. Sicher hat der Revolution nichts so viel Freunde in Frankreich gemacht
als dieser Versuch der einst herrschenden Klasse, mit fremden Waffen
[* 45] die innern Gegner zu stürzen. Bei Todesstrafe wurde verboten,
die Emigranten zu unterstützen oder mit ihnen in Verbindung zu treten; 30000 Namen wurden auf die Liste der für immer
Verbannten gesetzt. Erst nach dem verunglückten, von England unterstützten Landungsversuch auf Quiberon 1795 verloren die
den Mut zu dem Versuch, in Frankreich mit den Waffen einzudringen. Das früher aus der deutschen Reichskasse besoldete Korps
Condés mußte sich nach dem Frieden von Lunéville förmlich auflösen; ein Teil suchte Zuflucht
in Rußland, wo die verbannten Emigranten Gelder und Ländereien angewiesen erhielten, andere gingen in engl. Solde nach Portugal,
[* 46] bis
der Friede von Amiens
[* 47] auch dort ihre Dienste
[* 48] überflüssig werden ließ.
Schon unter dem Direktorium hatten sich indes viele um die Rückkehr nach Frankreich bemüht. Freudig wurde
daher die vom Ersten Konsul Bonaparte bewilligte allgemeine Amnestie von einem großen Teil der Emigranten begrüßt. Doch
erst nach dem Sturz Napoleons Ⅰ. kehrte der Rest in die Heimat zurück. Würden, Pensionen und Ämter wurden ihnen zu teil,
aber nach der Charte von 1814 konnten sie weder ihre Güter noch die alten Adelsprivilegien wiedererhalten.
Endlich, nach den heftigsten Reklamationen, wurde auf Antrag des Ministers Villèle den Emigranten, die ihre liegenden Güter verloren
hatten, durch das Gesetz vom eine Entschädigung von 30 Mill. 3prozentiger Rente auf das Kapital von 1000 Mill. Frs.
zugestanden.
Dieses Gesetz, das die Besitzer liegender Güter, den alten Adel, vor andern begünstigte und eine sehr
willkürliche Ausführung gestattete, war stets ein Gegenstand des lebhaftesten Streites, bis nach der Julirevolution die
völlige Auseinandersetzung bewirkt und die Rente durch das Gesetz vom zu Gunsten des Staates eingezogen ward. –
Vgl. Antoine [de Saint-Gervais], Historie des émigrés français (3 Bde.,
Par. 1828);
Ern. Daudet, Hi8t0ir6 ä6 I'^mi^i-atioii
(ebd. 1886 fg.). Emigrantenmission, Auswanderermis- sion, kirchliche Einrichtungen in Hafcnorten, dazu bestimmt, evang.
Auswanderer zu beraten, vor leiblichem und geistigem Schaden zu behüten und in Zusammenhang mit ihrer
Kirche zu erhalten. Zu diesem Zwecke sind in Bremen, Hamburg, Neuyort u. s. w. Hafenmissionare angestellt, Hospize, Her- bergen
und Emigrantenhäuser eingerichtet und be- sondere Auswanderergottesdicnstc gebräuchlich. Die luth. Kirche Nordamerikas hat
dafür am besten ge- sorgt. -
Vgl. Z. Vorchard,' Kirchliches Adreßbuch für Nordamerika,
[* 50] herausgegeben
im Auftrag des Centralausschusses fürInnere Mission(Bielef.1881).
Emigration, s. Emigrieren. Emigrationsgebühr, s. Abzugsgeld. ^mi^ros, s. Emigranten. Emigrieren (lat), auswandern (infolge
polit. Umwälzungen); Emigration, Auswanderung. Emilia (lat. ^6ini1ia,), Landschaft im Königreich Italien
[* 51] zwischen dem Apennin,
dem mittlern und untern Po und den: AdriatischenMeere, grenzt im N. an die Lombardei und Venetien, im S.
an Toscana, Umbrien und die Marken und umfaßt folgende Provinzen: Provinzen Flächenraum in gkm Einwohner 1881 Auf 1
offiziell nach Strelbitskij Bologna 3 601 2 627 1862 2 501 3 240 2 500 1922 2 272 3 593 2 627 1989 2573 3310 2 355 2134 2169 457474 230 807 251 110 127 88 134 Ferrara
Forll 279254 110 267 306! 82 Parma Piacenza Navenna Reggio ncll' Emilia .
226 717 225 764 244 959 90117107 (5'inilia 20525 20750 2183391 106 Eine neuere Ausmessung der Generaldirektion
der Statistik ergab 20640 Hkm, eine Berechnung vom 2268582 Eminenz, d. i. 110 Eminenz auf 1 ykm. IhrenNamen erhielt die im Altertum von Lin- gonen, Senonen und Voiern bewohnte Landfchaft von der berühmten Straße, der Via ^6mi1in.
der Römer, die von Placentia (Piacenza) am Po bis Ariminum (Rimini) am Adriatifchen Meere (etwa 300 I^iii lang) fübrte und 187 v. Chr.
durch den Kon- sul MarcusAmilius Lepidus angelegt wurde, um die in dem cispadanischen Gallien begründeten
Mili- tär- und Kolonisationscentren Placentia (Piacenza), Parma,
[* 52] Mutina (Modena), Bononia (Bologna) unter sich und mittels
der bei Ariminum endenden Via.
^iHiuiuia und der gleichzeitig erbauten Straße von Bononia nacb Arretium (Arezzo) mit Rom und
[* 53] dem übrigen Italien zu verbinden.
Diese große Amilischc Straße bildet noch jetzt die Grundlage des großen Straßen- und Eisenbahnznges
von Pia- cenza über Parma, Reggio, Modena, Bologna, Imola, Faenza, Forli und Cesena nach Rimini. Da die Kultur jener Gebiete
fortwährend durch die mächtige Verkehrsader bedingt blieb, fo wurde dieser TeilItaliens
[* 54] bereits in den ersten Jahrhunderten
unserer Zeitrechnung als die I^io via.6 ^6inilia6 («Landschaft der AmilischenStraße») bezeichnet. Zu den Zeiten Konstantins
d. Gr. hatte man, wie In- schriften darthun, den Namen der Straße (^.6mi1ia) vollständig auf die Landschaft selbst übertragen,
welcher Gebrauch sich durch die Langobardenzeit und das
Mittelalter hindurch, wenn auch später nicht mehr im
Munde des Volks, sondern nur als ein histor.-geogr. Begriff in der Sprache
[* 55] der Ge- lehrten erhielt, da sich das Gebiet in kleine,
ein- ander feindliche Städterepubliken und Herrschaften aufgelöst hatte, die nur allmählich in drei getrenn- ten Gruppen
wieder zusammenkamen, nämlich im Kirchenstaat und den Herzogtümern Modena und Parma.
Eine Wiederauffrischung des alten Namens trat 1859 ein, indem nach der Schlacht von Ma- genta sich die Herzogtümer
und Teile des Kirchen- staates für Piemont erklärten, das Kommissare schickte, von denen Farini (s. d.) nach dem Frieden von
Villafranca zum Diktator der Herzogtümer er- nannt wurde. Dieser führte dann das gesamte Ge- biet non
Parma, Piacenza, Modena, Reggio, Bo- logna, Ferrara,
[* 56] ForN, Ravenna, dessen histor. und geogr. Zusammengehörigkeit in
Erneuerung des antiken NamensAusdruck fand, den Savoyern zu. Gmilian, eine dem Porzellan ähnliche Geschirr- masse, deren
Anfertigung feit 1808 von der Elgers- burger Porzellanfabrik betrieben wird.
Das Eminenz zeigt sich auf der Bruchfläche verglast, ist aber nicht durch- scheinend. Seine Farbe ist rein
weiß, gelblich oder bläulich. Es findet vorzüglich Verwendung zu cbcm. Apparaten, wie Abdampfschalen, Reibschalen, ^chmelztiegeln
u. dgl. Für den Gebrauch im chem.
Laboratorium
[* 57] ist es besonders deshalb wertvoll, weil es eine dauerhafte und metallfreie Glasur besitzt. Eminenz ist wesentlich
billiger als Porzellan. Emin (türk.), eigentlich soviel wie zuverlässig, dann Präfekt, Direktor; das Wort kommt in vielen
Zusammensetzungen vor.
Der Titel Eminenz wird zur Be- zeichnung eines besondern Verwaltungszweiges hin- zugesetzt, wie Oarbhanö-Emin, Münzdirektor u. a.
Gmine (frz., spr. emihn), Hsmine, Mine, ital. Emina, Mina, in der Schweiz Immi, älteres Getreidemaß in
Frankreich, Piemont und mehrern schweiz. Kantonen, fowie neueres allgemeines Maß in der Schweiz. In Frankreich war die Eminenz von
fehr verschiedener Größe, zwischen 476,0? 1 (in Maxilly- sur-Saöne) und 20 1 (Nizza);
[* 58] in Marseille,
[* 59] wo sie ein Viertel
der Charge (Last) war, enthielt sie bei Weizen 40 1, bei Hafer
[* 60] 601. Die piemontesiscke Eminenz (Nininn.),
2/5 des Sacco, war ^ 23,0056 1. Die neuere Schweizer Eminenz oder das Immi war bis Ende 1876 ein gesetzliches Maß von ^y des schweiz.
Viertels oder Sesters (des Quarteron oder Boisseau) -- '/i8 schweiz. Kubikfuß oder 1^ 1. Früher (bis Ende 1822) war
im Kanton Waadt
[* 61] die Eminenz V10 des Quarteron ^ 1,35 1; im Kanton Neuenburg
war die ältere Eminenz für alle Früchte außer Hafer ---15,2341, für Hafer
aber um ^4 größer, also ^ 15,869 I. Eminenz hieß auch ein ehemaliges Ölmaß in Montpellier,
[* 62] ^ der Charge (Last) ^ 18,651 und
ein älteres großes Feldmaß in mehrern franz. Orten und örtlich zwischen
knapp 5^ und reichlich 8^/2 a Inhalt schwankend. (S. Imi.) Gminönz (lat.), ein Ehrentitel, den ehedem zu- weilen Könige
und Kaiser (jedoch nicht so häusig als Excellenz) und auch die Bischöfe führten, wurde, als letztere das PrädikatReverenz
erhielten, eigentüm- licher Titel der Kardinäle, die bis dahin i1Ili8tri88iuii und r6V6r6uäitt8imi
genannt worden waren. Durch eine ausdrückliche Bestimmung Papst Urbans VIII. von 1630 ward der Titel aber nicht nur diesen,
¶
mehr
79 dern auch den geistlichen Kurfürsten und dem Großmeister des Johanniterordens verliehen.
Mich., rumän. Dichter, geb. 1850 bei Botoschani. Nachdem er in Czernowitz,
[* 64] Hermannstadt,
[* 65] Wien und Berlin studiert
hatte, wurde er durch den Einfluß der Junimisten (s. Junimea) Bibliothekar an der Universität Jassy, später Redacteur des
konservativen «Timpul» in Bukarest.
[* 66] Seit 1883 bereits geisteskrank, starb er 15. (27.) Juni 1889 in einer
Irrenanstalt zu Bukarest, Er verdankt seinen Ruf der Sammlung seiner «Poesii» (hg. von T. Majorescu, Bukar.
1884; 6. Aufl., ebd. 1892). Morţne gab «Prosa şiVersuri» von Eminescu (Jassy 1891) heraus. Die Satiren und Sonette aus den «Poesii» gehören zum schönsten,
was in rumän. Sprache geschrieben wurde. Einige seiner Gedichte sind von Carmen Sylva und Mite Kremnitz ins Deutsche
[* 67] übersetzt
in «Rumän. Dichtungen» (3. Aufl., Bonn
[* 68] 1889). –
Vgl. Petraşcu, Eminescu, viaţa şi operile lui (Bukar. 1892).
Pascha, Mehmed, eigentlich Eduard Schnitzer, Forschungsreisender, wurde zu Oppeln
[* 69] geboren,
von wo seine Eltern (beide jüd. Religion) 1842 nach Neisse
[* 70] übersiedelten. 1846 trat er mit seiner Mutter, als diese in zweiter
Ehe einen Christen heiratete, zur prot. Kirche über. Emin Pascha besuchte das kath. Gymnasium zu Neisse und studierte
1858–64 zu Breslau
[* 71] und BerlinMedizin und Naturwissenschaften, besonders Ornithologie. Seit 1865 war er türk. Hafen- und Distriktsarzt
zu Antivari in Albanien und bereiste im Gefolge eines türk. Würdenträgers bis 1873 Armenien, Syrien und Arabien.
Anfang 1874 begab sich Emin Pascha nach Konstantinopel
[* 72] und nach einem Besuch in der Heimat (1875) trat er im
Beginne des J. 1876 als Emin Efendi in ägypt. Dienste, stellte sich Gordon, dem Generalgouverneur des Sudan, zur Verfügung
und reiste mit diesem von Chartum bis zum Victoria-Njansa. 1877 fuhr Emin Pascha von Ladó den Nil aufwärts bis Magungo an der Nordostecke
des Albert-Sees und durchreiste das Gebiet von Magungo über Masindi nach Mruli. Von hier drang er südwärts
vor bis Rubaga, der Residenz des Königs Mtesa von Uganda. Im März 1878 wurde Emin Pascha zum Bei befördert und zum Gouverneur
der ägypt. Äquatorialprovinzen ernannt.
In den folgenden Jahren wurde sein Verwaltungsbezirk mehreremal durch die ägypt.
Regierung vergrößert. Die Äquatorialprovinz (s. d.) gehörte bald zu den am besten verwalteten Bezirken des Sudan, denn Emin Pascha machte
es sich zur Pflicht, vor allem das Wohl der einheimischen Bevölkerung
[* 73] im Auge
[* 74] zu behalten. Er sammelte die durch die langjährigen
Sklavenjagden zerstreuten Bewohner und siedelte sie in neuen Dörfern an, wies die Sklavenhalter aus
seinem Gebiet und lieh es sich angelegen sein, den durch Räubereien fast vernichteten Viehstand wieder zu heben.
Auch führte er neue Kulturpflanzen ein und baute Straßen, so 1882 die von Wadelai am WeißenNil westlich längs des Kibali
(Kibbi) nach Kubi in Monbuttu. Die Provinz, welche Emin Pascha mit einem jährlichen Defizit von 39000 Pfd. St.
übernommen hatte, warf 1883 der ägypt. Regierung einen Überschuß von 240000 M. ab. Trotz
seiner umfassenden Verwaltungsgeschäfte fand Emin Pascha Zeit, für die geogr.
Aufschließung seines Gebietes fort und fort thätig zu sein. Ferner legte er wertvolle ornithologische
Sammlungen
an, die er nach Europa schickte.
Nach der Rückkehr von seiner ersten größern Reise nach Unjoro und Uganda unternahm er einen Ausflug von Dufilé am WeißenNil nach Fatiko im Dez. 1878 und Jan. 1879 und Ende 1879 einen weitern nach den westl. Uferlandschaften
des Albert-Sees. Ende 1880 zog Emin Pascha von Makaraka nach Wadelai und Anfang 1881 von Kalika nach Monbuttu
und legte überall neue Stationen an. Von März bis Mai 1881 bereiste er die Gebiete der Latuka und Schilluk im Osten des obern
WeißenNil, vom September bis Dezember die Mudirieh Rol im Westen, wobei er bemüht war, die Lücken in
dem Routennetz von Junker, Schweinfurth, Wilson und Felkin auszufüllen. Nach einem Aufenthalt zu Chartum im Febr. und März 1882 durchwanderte
Emin Pascha von Oktober bis Dezember desselben Jahres die bisher unbekannten Gebiete im Südwesten von Ladó.
Am ging der letzte Dampfer von Ladó den Nil abwärts nach Chartum. Von dieser Zeit an wurde der
Gouverneur der Äquatorialprovinz wegen des Ausbruchs des Mahdistenaufstandes von dem Verkehr mit Ägypten
[* 75] und Europa völlig
abgeschnitten. Zwei europ. Reisende flüchteten sich während der folgenden bedrängnisreichen
Jahre aus den westlich benachbarten Monbuttuländern zu ihm: Casati 1883, Dr. Junker 1884. Letzterer blieb
bis zum in der Nähe Emin Paschas, brach dann auf und gelangte glücklich über Unjoro und Uganda an die Ostküste Afrikas.
Casati durchlebte die schwersten Ereignisse der spätern und letzten Zeit entweder in unmittelbarster Gemeinschaft mit
Emin Pascha oder in dessen Auftrag am Hofe Kabregas von Unjoro (s. Casati).
Die Lage Emin Paschas verschlimmerte sich von Jahr zu Jahr. Die Mahdisten oder die denselben sich anschließenden
Negerstämme stachelten rechts und links vom WeißenNil zu Revolten auf. Im Jan. 1884 fanden die ersten Kämpfe bei Rumbehk
statt, die nächstfolgenden bei Gaba Schambe. Aus Latuka, Fadibek und Fauvera und Monbuttu mußten die
bedrohten Posten nach den Nilufern herangezogen werden. Als Ende Mai 1884 die Niederlage von Hicks Pascha und die Eroberung
der ProvinzBahr el-Ghasal bekannt wurde, empörte sich ein höherer Offizier Emin Paschas, Ibrahim Aga und plünderte und verwüstete
Wandi und Kabajendi.
Amadi im Makaraka-Land, um das Monate lang gekämpft worden, mußte im Febr. 1885 fluchtartig geräumt
werden. Infolge der zwischen Ladó und Dufilé aufgetretenen Hungersnot zog die gesamte Bevölkerung, mit Ausnahme der Soldaten,
nilaufwärts nach Wadelai, wo auch Emin Pascha dauernd sich niederließ. Als Emin Pascha (Anfang 1886) offiziell
aus Ägypten mitgeteilt wurde, daß der ganze Sudan aufgegeben und daß Bleiben oder Gehen ganz seinem Ermessen
überlassen sei, war er nahezu schon entschlossen, südwärts nach der Ostküste abzuziehen.
Allein der König Mwanga von Uganda hatte G. A. Fischer, welcher zur Rettung Emin Paschas 1886 nach dem Victoria-Njansa marschiert
war, den Durchzug verweigert und zeigte sich dadurch als Emin Paschas erbitterter Feind;
selbst die eigenen
Truppen wiesen mit Entschiedenheit einen Abmarsch und am meisten den nach Süden zurück;
als Emin Pascha März 1886 nach Ladó, welches von den Mahdisten mehrmals angegriffen worden, den ausdrücklichen Befehl
ergehen ließ, die Garnison solle nach Wadelai¶
forlaufend
80
abrücken, wurde ihm der Gehorsam verweigert. Auch in dieser Zeit lebte Emission P. der Wissenschaft und machte sich
sogar dreimal auf den Weg, um die Ufer des Albert-Sees genauer zu erforschen, wobei er den Eemliki als südl. Einfluß des
Sees entdeckte. So traf ihn Stanley (s. d.) 29. April bei Nsabe, am westl.
User des Albert-Sees, ohne Emission P. irgend ! eine Unterstützung leisten zu können.
VonEmission P. mit dem
Allernotwendigsten versorgt, ging Stanley nach dem Westen zurück, um seine Nachhut zu holen. Emission P., bei dem der
Engländer Iephson zurückgeblieben, kehrte nach Dufils zurück. Bald darauf begann es unter deu Truppen
Emission P.s bedenklich zu gären. Sie mißtrauten Stanley, und als die Aufforderung erging, sich Stanley und E.P. zum Abmarfch nach
dem Süden anzuschließen, ver- weigerten die ägypt. Offiziere in La- bors und
Dusilö den Gehorfam und forderten die Truppen zu offener Revolte auf. Emission P. und Iephson wurden zu Gefangenen
erklärt.
Doch die Mahdisten wurden Emission P.s Befreier; sie rückten von Norden
[* 77] heran und entrissen bei der plötzlich ausgebrochenen
Panik Ladö und Redjaf den Ägyptern mit Leichtigkeit. Rat- losigkeit und Anarchie erreicbten den höchsten Grad; da verlangten
die gemeinen Soldaten die Wiederein- setzung Emission P.s. Die Offiziere mußten sich fügen: Emission P.
wurde frei. Er sammelte seine ganze Macht bei Wadelai. Mut und Starte belebte sofort wieder die Truppen: sie warfen die
Mah- 'disten bei Dusils zurück. Am erschien Stanley zumzweiten- male bei Kavalli, und zwar
gut ausgerüstet und mit verstärkten Kräften. Er machte Emission P. drei Vor- sckläge: entweder am Nil zu bleiben und in den
Dienst des Kongostaates zu treten, oder Uganda im Sold der Englisch-Ostasrikanischen Gesellschaft für diese zu erobern, oder
mit ihm an die Ostlüste zu marschieren. Emission P., mit Recht mißtrauisch gegen Stanley geworden und erkennend,
daß er sicb auf seine eigenen Soldaten bei den unvermeidlichen Kämpfen mit den Maddisten nicht mehr vollkommen verlassen
könne, nahm nach sehr langem Zögern endlich den letzten Vorschlag an. Am 10. April trat er mit seinen Leuten an der Seite von
Stanley und Casati von Kavalli aus den Weg nach der Küste an und gelangte am Nuwenzori vorbei durch An-
kori, Karagwe und das deutsche Schutzgebiet end- lich nach Bagamojo. An demselben Tage hätte ihm beinahe ein Sturz
von der Platt- form eines Hauses das Leben getostet.
Rasch er- holte er sich; er trat in den Dienst des DeutschenReichs und unternahm 25. April mit Dr.
Stuhlmann und Lieutenant Langhcld von neuem eine Expedition nach dem Seengebiet. Auf diesem Marsche traf er 20. JuniMpwapwa mit Dr.
Peters zusammen, der mit Hilfe von in Deutschlaud gesammelten Mitteln eine Expedition nach Wadelai unternommen
hatte und nun durch Uganda nach der Küste zurückkehrte. In Ugogo hatte er mit räuberischen Massai und Wagogo hef- tige Kämpfe
zu bestehen, welche mit der Unter- werfung der feindlichen Stämme endigten. Am 4. Aug. konnte er in Tabora die deutsche Flagge
hissen, nachdem er dem dortigen Sultan zwei Ge- schütze abgenommen hatte.
Von hier aus sandte er Lieutenant Langheld gegen die Wangoni, welche nach blutigen Gefechten in den Monaten September, Oktober
und Dezember unterworfen wurden. Er selbst marschierte weiter zum
Victoria-Njansa und gründete dort die Station Vukoba (s. d.).
Am brach er mit Dr. Stuhlmann wieder auf, in der Absicht, durch das Quellengebict des Uelle und
Scbari die afrik. Westküste zu erreichen. Er gelangte über den Albert-Eduard-See und westlich vom Albert- Njansa bis zur Grenze
des Momfulandes (2° 13^ nördl. Br.). Hungersnot, Meuterei seiner Träger
[* 78] und die feindselige Haltung der Eingeborenen zwan-
gen ihn zur Umkehr. In Undussuma am Ituri angekommen, schickte er Dr. Stuhlmann voraus, welcher Ende Oktober 1892 in
Europa ein- traf. Emission P. selbst, obwohl krank und halb erblindet, schlug den Weg nach Südwesten, nach dem Kongo, ein und wurde
Okt. 1892, nur noch drei Tagemärsche von Kibonge entfernt, bei Muomena auf Anstiften des Araberhäuptlings
Said ben Abed ermordet.
Dieser siel im Frühjahr 1893 den Offizieren des Kongostaates in die Hände und wurde hingerichtet. Dabei wurde auch der Rest
der Habseligkeiten und das Tagebuch Emission P.s erbeutet. Emission P. hat alle Ergebnisse seiner Studien in wert-
vollen Briefen oder in Berichten an Zeitschriften, besonders in Petermanns «Mitteilungen»
nieder- gelegt. Als Sammelwerk erschienen sie in dem von Schweinfurth und Ratzel herausgegebenen Buch: «Emission P.» (Lpz. 1888).
Die Tagebücher Emission P.s wäh- rend seiner letzten Reise wurden in «Westermanns Monatsheften» (Braunschw.
1892) veröffentlicht. -
Vgl. Vuchta, Der Sudan unter ägypt. Herrschaft (Lpz. 1888);
Stanley, Im dunkelsten
Afrika
[* 79] (deutsch von Wobeser, 2 Bde., ebd. 1890);
Iephson, Emission P. und die Meuterei in Aquatoria (deutsch von Wobeser, ebd. 1890);
Parke, N? pei-Loniil sx- p6ric;nc68 in Nciuatorial ^ti-ica (Lond. 1892);
Vita Hassan, Die Wahrheit über Emission P. (aus dem Fran- zösischen von Moritz, 2 Bde., Verl. 1893);
Stuhl-
mann , Mit Emission P. ins Herz von Afrika (ebd. 1894).
Gnnr (arab., d. i. Befehlshaber), im Orient und in Nordafrika ein Titel der arab. Stamm- häuptlinge und der angeblichen Nachkommen
Mo- hammeds. (Über diefe letztern s. Scherif und Nakib el-Eschraf.) Solange die Araber das maßgebende Volk des Islam waren,
spielte der Titel Emission eine große Rolle; die Chalifen nannten sich Emission el- Muminin, der Gläubigen, später legten ihre ersten
Minister sich den Titel Emission el-Um a ra, der Emire, d. h. Oberemir, bei, und manche außer- arab.
Herrscher ließen sich vorzugsweise Emission nennen.
Mit dem nationalen Glänze des Arabertums trat auch der Titel Emission in den Schatten.
[* 81] Die Perser ver- kürzten
dao Wort zu Mir und bildeten aus ihm Mirza, Fürstensohn, Prinz. NINI88Ä. IN2.NN (lat.), durch
Handschlag. Emissär oder Emissär (lat.), der von einer Person oder Partei zu geheimen Zwecken abgesandte Agent: Emission oder Emissarium
heißt auch der Ab- zugskanal eines Sees;
berühmt ist namentlich das Emissarium des Fucinersees (s.
Celano) und das des Albanersees (s. Aldano). Gmifsarium (lat.), s. Emissär. Smifsion(lat.,"Hinaussendung"),
die erste Unter-
bringung eines bestimmten Betrages einer Anleihe oder der Aktien eines Aktienunternehmens. Bei spätern Erhöhungen des Aktienkapitals
(s.
¶