magnetlsierende Stromspirale die Molekularströme des weichen
Eisens zu den eigenen Windungen parallel und nach derselben
Seite. Sobald die
Magnetisierungsspule ihren
Strom verliert, hört auch die jene Molekularströme richtende Kraft
[* 2] auf, diese
gehen nun wieder wie ursprünglich nach den verschiedensten
Richtungen und heben sich dabei in ihren Wirkungen auf. Infolgedessen
wird der Eisenstab, sobald die ihn umgebenden
Spiralen den elektrischen
Strom verlieren, unmagnetisch.
Vollständig würde dies jedoch nur bei vollkommen weichem,
d. i. bei chemisch reinem
Eisen
[* 3] eintreten, bei dem die Koercitivkraft
(f.
Magnetismus)
[* 4]
Null wäre.
Beim gewöhnlichen
Stabeisen bleibt meist noch nach dem Aufhören des elektrischen
Stroms etwasMagnetismus
zurück, der remanenter
Magnetismus heiht. Dieser ist beim hufeisenför- migen
Elektromagneten nicht unbeträchtlich, solange
der Eisenanker vorliegt, durch dessen
Influenz er größtenteils vorhanden ist.
Nach dem Entfernen des
Ankers sinkt der remanente
Magnetismus je nach der Weichheit des Eisenstabes auf
Null oder irgend einen
sehr kleinen Bruchteil des ursprünglichenMagnetismus. Auch
Stahl läßt sich mittels elek- trischen
Stroms
magnetisieren. Dabei wird ein vorwiegender
Teil der Molekularströme durch die bedeutende Koercitivkraft des
Stahls in ihrer
durch den elektrischen
Strom' erzwungenen, zu letzterm parallelen
Richtung erhalten. Infolgedessen behält auch der
Stahl nach
dem Aufhören des elektrischen
Stroms einen großen
Teil des in ihm erzeugten
Magnetismus.
Dagegen erfolgt beim Stabl die Magnetisierung nicht so leicht wie beim weichen
Eisen, überhaupt läßt sich aussprechen,
je größer die Koercitivkraft des zu magnetisierenden Körpers, desto größer ist auch der remanente
Magnetismus, desto
schwieriger war er zu magnetifiercn. lind um- gekehrt, je schneller und leichter ein Körper sich durch
Magnete oder elektrische
Ströme magnetisieren läßt, desto geringer ist sein remanenter
Magnetismus. Die Magnetisierung eines
Stahlstabes mittels elek- trischen
Stroms geschieht seltener dadurch, daß man
idn ganz mit einem stromfübrenden Gewinde um-
giebt, als dadurch, daß man ihn (nach Elias, 1844) mit einem Spiralstrome oder mit dem magnetisch kräftigen
Eifentern eines
Elektromagneten streicht.
Ein
Eisenkern wird nicht nur von einer magneti- sierenden
Spirale in einen
Magnet verwandelt, wenn er bereits in derselben liegt,
sondern auch, wenn er derselben sehr genähert wird. Geschieht dies so, daß die Längenachsen beider zusammenfallen, so
wird der Eisentern in das
Innere der stromdurch- flossenen
Spirale hineingezogen, und zwar mit einer Kraft,
die dem Quadrat der
Stromstärke und Win- dungszahl proportional ist. Unter gewissen Um- ständen geben (nach
Page, 1837) Eisenstäbe,
die durck intermittierende elektrische
Ströme schnell magneti- siert und wieder entmagnetisiert werden,
Töne von sich, deren
Höhe von den Längenfchwingnngen der Eisenmolcküle abhängt (Marrian, 1844). Dieses
galvanische Tönen
hat die ersten
Gedanken an ein
Telephon (s. d.) geweckt. -
Glektromaschinenbau, s. Elektrotechnik.Elektrometallurgie
[* 6] (grch.),
die industrielle Me- tallgewinnung durch
Elektrolyse.
[* 7] Die Elektrometeor bat seit Er- findung der Dynamomaschinen bereits große fort-
schritte gemackt. 1878 wurde zuerst von
Siemens dung von reinem Kupfer
[* 8] im königl.
Hüttenwerk
zu Ocker
und in
Mansfeld eingerichtet. Das zu reini- gende Rohkupfer wird in Form einer Platte als
Anode in ein
Bad
[* 9] von Kupfervitriol
gebracht und auf eine als
Kathode dienende Reinkupferplatte niedergeschlagen. Um aus Kupfererzen Reinkupser zu erhalten, verschmilzt
Marchese das
Erz zu Roh- stein und gießt denselben in zu
Anoden bestimmten Platten.
Als
Bad dient eine aus gerösteten und ausgelaugten
Erzen unter Zusatz von Schwefelsäure
[* 10] hergestellte Lösung, aus der sich
bei der
Elektro- lyse das reine Kupser an den
Kathoden abscheidet. Ein neues elektrolytisches
Verfahren demonstrierte Höpfner
auf der
ElektrischenAusstellung in
Frank- furt a. M. Er verwendet ein durch Diaphragmen in zwei
Abteilungen
getrenntes
Bad. Die eine Ab- teilung enthält elektrolytisch unlösliche
Anoden, die andere Katboden aus Kupferblech.
Eine
Halogen- salz-.Mpferchlorürlösung cirkuliert für sich an den
Anoden, eine gleiche Lösung fließt an den
Kathoden vorüber
und scheidet dort Kupfer ab. An der
Anode wandelt sich gleichzeitig Kupferchlorür in Kupfev- chlorid
um, dessen Lösung wieder benutzt wird, um aus gemahlenen Kupfererzen das Kupfer zu extra- hieren, wobei sich von neuem Kupserchlorür
bildet. Ist neben Kupfer noch
Silber vorhanden, so wird
vor der Kupferfällung dieses für sich allein aus- geschieden.
Eine große Bedeutung hat die elektrische Gewinnung des
Aluminiums (s. d.) erlangt. Seit 1890 werden von der
Aluminium-Industrie-Aktien-
gesellschaft zu Neuhausen täglich 1000 KZ
Alumi- nium durch
Elektrolyse erzeugt. Auch das
Ma- gnesium, welches zuerst in größerer
Menge auf der
Londoner Weltausstellung 1862 gezeigt und aus
Chlormagnesium mittels Natrium dargestellt wurde,
gewinnt man jetzt durch
Elektrolyse. Infolgedessen beträgt der Preis von 1 kF, das 1867 180
Fl. kostete, nur noch den neunten
Teil davon.
Dieses Metall wird in großem Maßstabe von der Fabrik in
Hemelingen bei
Bremen
[* 11] und von der
Aktiengesell- schaft Schering in
Berlin
[* 12] fabriziert. Die elektrifche Bleigewinnung nach dem
Verfahren von
Blas und Miert beruht darauf, daß
der in Platten gepreßte
Bleiglanz als
Anode in ein
Bad von Vleimtrat ge- bangt wird. Durch Elektrolyfe wird daraus das
Blei
[* 13] gefällt und der Vleiglanz unter Ausscheidung von Schwefel in Löfung gebracht. Der sog. Keithsche
Prozeß bezweckt eine gleichzeitige Entsilberung und Raffination des
Werkbleies.
Die von Mufselin- sackcn umgebenen Werkbleiplatten werden in eine Lösung von Bleisulfat in
Bleiacetat hineingebracht. Der
elektrische ^trom scheidet das
Blei an der als
Kathode dienenden Messingplatte ab, während das
Silber in der Musselinumhüllung
zurückbleibt. In neuester Zeit ist es ferner Rö'ßler gelungen, den bei der Entsilderung des
Bleies
entstandenen Zinkschaum elektrolytisch in
Zink und
Silber zu scheiden. Das
Verfahren wird in Hoboken bei
Antwerpen
[* 14] zur Auf- führung
gebracht.
Auch die elektrolytische Scheidung von güldischem
Silber ist in Pinos
Altos (Merilo) nach dem von Möbius angegebenen Trennungsver-
fahren seit einiger Zeit mit Erfolg in Betrieb und scheint die
Affinierung verdrängen zu wollen. -Vgl.
Borchers, Elektrometallurgie (Braunschw. 1891)/ ^ Elektrometeor (grch.),
Gesamtausdruck für alle die Meteorolog. Vorgänge, bei denen Elektricität auftritt. Hierzu gehören namentlich Luftelektricität
[* 15] (s. d.), Gewitter (s. d.), Elmsfeuer
(s. d.),
Feuerkugel und Polarlicht
[* 16] (s. d.).
¶
forlaufend
8
Elektrometer
[* 18] (grch.), Vorrichtungen, die nicht nur die elektrische Ladung der Körper anzeigen
(s. Elektroskope), sondern auch das Elektrische
[* 19] Poten- tial (s. d.) derselben zu messen gestatten. Altere In- strumente dieser
Art, die nur mehr histor. Interesse haben, sind die Drehwage oder Torsionswage (s. d.) von Coulomb (1785), Dellmann (1848),
Kohl- rausch (1848), das Sinus elektromet er von letz- term (1853). Das vollkommenste Instrument dieser
Art ist das absolute Elektromotorische von Sir W. Thomson.
SchonVolta hatte versucht, die elektrische Anziehung mit der Wage
[* 20] zu bestimmen. Harris hat über einer großen horizontalen
Metallplatte eine zweite eben- solche an die Wage gehängt. Sind beide Platten von verschiedenem Potential,
z. V. mit je einer Be- legung einer geladenen Leidener
[* 21] Flasche
[* 22] (s. d.) verbunden, so wächst die Stärke
[* 23] der Anziehung mit dem
Potentialunterschied. Der Zusammenhang zwischen ersterer und letzterm wäre aber nur dann einfach, wenn die beiden Platten
in ihrer ganzen Fläche ganz gleichmäßig geladen wären, was jedoch nicht der Fall ist, da die elektrischen
Ladungen nach den freien Rändern zustreben. (S. Coulombs Ge- setz.) Schneidet man aber aus dem Innern der obern Platte ein
kreisförmiges kleines Stück heraus und hängt nur dieses an die Wage, so kann man dasselbe und die gegenüberliegende Platte,
soweit sie in Betracht kommt, als gleichmäßig geladen be- trachten.
Dann ist der Potentialunterschied V beider Platten ^ v 1/-^, wobei I) die Plattendistanz in Centimetern, ^ die Fläche des
an der Wage hängenden Stückes in Quadratcentimetern und ? die der Anziehung das Gleichgewicht
[* 24] haltende Be- lastung in Dynes
(s. d.) ist. Will man die Potentiale galvanischer Batterien in dieser Weise messen, so muß man der Kleinheit
der Potentiale wegen mehrere hun- dert Elemente himereinander schalten. Deshalb hat Thomson zur Vergleichung der Elemente noch
ein an- deres empfindlicheres Instrument, das Quadrant- elektrometer (s. nachstehende
[* 17]
Figur), erdackt.
Man denke sich eine cylindrische hohle Metallkapsel und führe durch die Cylindcrachse zwei zueinander
senkrechte Schnitte, wodurch die Kapsel in vier gleiche Stücke zerfällt, von denen die mit -l- bezeichneten mit dem einen,
die mit - bezeichneten mit dem an- dern Pol einer starken gal- vanischen Batterie verbun- den sind. In der Kapsel be- findet
sich ein biskuitförmi- ges horizontales Alumi- niumplättchen an einem ver- tikalen Draht
[* 25] aufgehängt,
der unmittelbar oberhalb der Kapsel ein Spiegelchen trägt.
Das Aluminiumplätt- chen bleibt in der durch die
[* 17]
Figur angedeuteten Symmetrielage, solange das- selbe
unelcktrisch ist, schlägt aber seinem Potential entsprechend gegen - oder -i- aus, sobald es posi- tiv oder
negativ elektrisch wird. Der Ausschlag wird durch Spiegelablesung (s. Magnetometcr) beobachtet. Solche Elektromotorische sind sehr empfindlich,
geben für die Potentialdifferenz der Pole eines Daniell- schen Elements leicht viele Teilstriche Ausschlag und können dazu
dienen, die elektromotorische Kraft eines beliebigen Elements mit jener eines Taniellschcn zu vergleichen.
Elektromotor, die als Kraftmaschine oder Mo- tor benutzte Nmkehrung der Dynamomaschine (s. d.),
in welcher also nicht wie bei der Dynamomaschine Arbeitsenergie
in elektrische oder Stromcnergie, viel- mehr umgekehrt Stromenergie
in mechanische umge- wandelt wird, die beim Einleiten von Strom in die Polklemmen derselben an der Niemscheibe zu belie- biger
Abgabe zur Verfügung steht. Im Princip kann jede Dynamomaschine aus einer stromgeben- den in eine stromnehmende,
d.i.in einen Motor, und umgekehrt jeder Elektromotorische durch Einleitung von mechan.
Energie in seine Welle in eine Dynamomaschine verwandelt werden; man pflegt aber doch die Elektromotorische, namentlich die kleinern,
für diesen ihren Zweck be- sonders zu konstruieren.
Geschichtlich reicht der Elektromotorische, oder, wie man ihn da- mals nannte, die elektromagnetische
Ma- schine nur wenig weiter zurück als die Dynamo- maschine oder deren Vorläufer, die magnctelek- trische Maschine.
[* 26] Als ersten
Schritt auf dem Wege, mechan. Bewegung durch elektrischen Strom her- vorzubringen, darf man wohl das in jedem Physik- buche
gegebene Barlowsche Rad betrachten (vgl. Varlow, Oii in^Fuetic; Httraction, 1823), wenn man von der 1821 von
Faraday und von Ampere beobachteten Drehung eines Stromleiters um einen Magnetpol, als zu sehr den Charakter eines Physil.
Experiments tragend, absicht. Aber auch das Bar- lowsche Rad darf man wohl kaum einen Motor nennen; der
erste wirkliche, eine nennenswerte Kraft abgebende Motor dürfte der von Iedlicka (1829) fein. Es folgen, um nur einige der
bekanntesten zu nennen, Professor Henry (1831), Dal Nearo (1832), Ritchie (1833), Professor Iakobi (1834), Davenport (1837),
Page (1838) und Pacinotti (1865). Die ersten Anwendungen, die man von dem neuen Motor machte, waren
der Betrieb von Booten (s. Elektrisches Boot)
[* 27] und von Eisenbahnfahrzeugen (s. Elektrische Lokomotive).
Da man aber für die Er- zeugung des Stroms auf galvanische Batterien an- gewiesen und das in diesen verbrauchte Zink denn doch
ein zu teures Brennmaterial war, so konnte von einer wirklichen Anwendung in der Praxis natürlich nicht
die Rede sein und die seiner Zeit vom DeutschenBundestage ausgeschriebene National- belohnung für die Erfindung eines brauchbaren
Elektromotorische blieb infolgedessen unbehoben. Rationell wurde der Betrieb des Elektromotorische erst, als
man gelernt hatte, mittels der Dynamomaschine Strom in jedem Quantum billig zu erzeugen; aber es fehlte noch an
jedem Bedürfnis nach einer Anwendung derselben.
Erst als Fontaine auf der Wiener Weltausstellung 1873 die Möglichkeit einer Übertragung auf größere Entfer- nung gezeigt
hatte (f. Elektrische Kraftübertragung), gewann der Elektromotorische eine Bedeutung, die noch größer wurde mit der Anwendung
zum Betriebe von ^trahenbahn- fahrzeugen (f. Elektrische Eisenbahn) und als Motor für das Kleingewerbe,
gespeist aus dem Netze städti- scher Elektricitätswerke. Wegen der Konstruktion der Elektromotorische s.
Dynamomaschinen (Bd. 5, S.653 fg.).
Elektromotorische Kraft nannte Volta dieUr- sache der ungleichen elektrischen Ladung der Metalle bei der Berührung. (^. Galvanismus.)
[* 28] In der heuti- gen Physik versteht man unter Elektromotorische Kraft die Potential- differenz
der sich berührendenKörper. (S. Elektrisches Potential.) In: Gebiete des Galvanismus w'n'5 aber das Potential nicht mit derselben
Einheit ge- messen wie in der Elektrostatik, sondern nach elektro- magnetischem Maß, das in folgender Weise von der
¶
mehr
Induktion
[* 30] (s. d.) hergenommen ist. Wenn ein geradliniger Stromleiter von der
Länge eines Centimeters in einem magnetischen Felde (s. d.), das überall die
Kraft einer Dyne (s. d.) in derselben Richtung auf die Magnetische Menge
[* 31] (s. d.) Eins ausübt, senkrecht zur Richtung der Kraft
liegt und senkrecht zu derselben mit der Geschwindigkeit 1 cm/sec bewegt wird, so ist die diesen Strom
erhaltende Elektromagnetische K. die Einheit der Elektromagnetische K. In Mitteleuropa ist die magnetische Intensität ungefähr 0,45 (cm ^-1/2 g^1/2 sec^-1.
Bewegt man einen zur Kraftrichtung senkrechten Draht von 100/45 cm = 2,22 cm senkrecht zur selben mit 1 cm/sec Geschwindigkeit,
so wirkt in demselben die Einheit der Elektromagnetische K. 1 (cm ^3/2 g^1/2 sec^-2).
Für praktische Zwecke wählt man das Volt als Einheit der Elektromagnetische K. Das Volt ist ungefähr 8/9 der Elektromagnetische K. eines Daniellschen Elements.
Das Volt ist ferner 10^8 mal, d. i. hundertmillionenmal größer als die eben angegebene elektromagnetische Einheit
der Elektromagnetische K. und zugleich 1/300 der elektrostatischen Einheit des Potentials. (S. Elektrisches Potential und Elektrische Einheiten.)
Die Elektromagnetische K. von galvanischen Elementen können mit dem Elektrometer (s. d.)
oder mit dem Voltameter
[* 32] (s.d.) gemessen werden.
Gewöhnlich vergleicht man die Elektromagnetische K. eines Elements mit jener eines Daniell. Dies kann durch
Entgegenschalten geschehen. Wenn z. B. fünf Bunsenschen Elementen neun Daniellsche entgegengeschaltet
werden müssen, damit in dem Stromkreis kein Strom zu stande kommt, so ist die Elektromagnetische K. eines Bunsen 9/5 = 1,8 von derjenigen
eines Daniell. Hierin besteht der Grundgedanke der Poggendorffschen Kompensationsmethode zur Vergleichung Elektromagnetische K.,
die gewöhnlich in der Weise ausgeführt wird, daß man den Strom des schwächern Elements durch einen
Stromzweig des stärkern aufhebt. (S. Galvanismus.)
(grch.), das in neuerer Zeit zu großer Entwicklung gelangte Gebiet der Physik, das die Beziehungen
der elektrischen und optiscken Erscheinungen behandelt. Drückt man dieselbe Elektricitätsmenge
[* 34] in elektrostatischem und
elektromagnetischem Maße aus, so hat das Verhältnis beider Maßzahlen die Natur oder Dimension
[* 35] (s. Maß und Gewicht im absoluten
Sinne) einer Geschwindigkeit, die der Größe nach der Lichtgeschwindigkeit, ungefähr 300000 km/sec, entspricht, wie dies schon
aus den Untersuchungen von W.Weber hervorgeht.
Außerdem hat Faraday beobachtet, daß die Polarisationsebene des Lichts, das im magnetischen Felde längs einer magnetischen
Kraftlinie fortschreitet, gedreht wird. Ein durchsichtiger Isolator, zwischen zwei ungleich elektrisch geladene Belegungen
gebracht, wird nach Kerr, Röntgen u. a. doppeltbrechend, sodaß die Richtung der optischen Achse mit der Richtung
der elektrischen Kraftlinie übereinstimmt. In den
[* 29]
Fig. 9 u. 10 der Tafel Elektricität sind nach Röntgen die in Schwefelkohlenstoff
tauchenden Elektroden dunkel dargestellt.
[* 29]
Fig. 9 zeigt die elektrische Doppelbrechung
[* 36]
des Schwefelkohlenstoffs bei vertikal und horizontal
gekreuzten Nikols,
[* 29]
Fig. 10 hingegen bei Stellung der beiden gekreuzten Nikols unter 45° gegen die vertikale
Verbindungslinie der beiden Eleltroden. Ferner wird nach Kerr die Polarisationsebene des von einem Magnetpol reflektierten
Lichts entgegen dem Sinne der AmpèreschenStröme gedreht. Maxwell hält auf Grund allgemeinerer Betrachtungen die Lichtschwingungen
für elektrische Schwingungen, und Hertz hat mit Hilfe der letztern die Erscheinungen des Lichts nachgeahmt. Er bat gezeigt,
daß elektrische Querschwingungen sich ebenso wie die Wellen
[* 37] des Lichts und der strahlenden Wärme
[* 38] in der Luft fortpflanzen,
an Metallspiegeln reflektiert, in Asphaltprismen gebrochen werden, daß sie stehende Schwingungen mit Knoten und Bäuchen
in der Luft bilden, an welchen letztern passend gewählte elektrische Leiter zum elektrischen Mitschwingen erregt werden
u. s. w. (S. Elektricität, Magnetismus, Licht,
[* 39] Elektrische Schwingungen.)
[* 40] (grch., d. i. Elektricitätsträger), ein Instrument, das auf der ElektrischenInfluenz (s. d.) beruht. Der
Elektrophor wurde von Wilke 1762 erfunden, von Volta 1775 verbessert und dient dazu, während längerer Zeit wiederholt kleine Elektricitätsmengen
zu liefern. Er besteht
[* 29]
(s.Figur) aus einem Kuchen von Harz (aus Kolophonium mit etwas Schellack und Terpentin
zusammengeschmolzen), der in einer metallenen oder hölzernen, mit Stanniol überzogenen Fassung B ruht und auf dem ein metallener,
mittels Glasgriff oder seidener Schnüre isolierter Deckel liegt.
Jener Harzkuchen kann auch durch eine Scheibe von Siegellack, Guttapercha oder Hartkautschuk (Ebonit)
ersetzt werden. Peitscht man den Harzkuchen mit einem Katzenfell oder einem Fuchsschwanz, so wird er an der Oberfläche negativ
elektrisch. Setzt man den Deckel isoliert auf, so wird durch Verteilung die positive Elektricität an dessen untere, die
negative an die obere Fläche getrieben. Berührt man nun den Deckel mit dem Finger, so leitet man die
negative Elektricität ab und nach dem isolierten Abheben zeigt der Deckel freie positive Elektricität, die man ebenfalls
ableiten kann.
Solange der Kuchen an der Oberfläche elektrisch ist (was er bei aufgelegtem Deckel und trockner Luft geraume Zeit bleibt),
wiederholt sich diese Wirkung bei jedem Aufsetzen und Abheben des Deckels. Der Elektrophor kann bei einigen kleinern
Versuchen eine fehlende Elektrisiermaschine
[* 41] vertreten; auch benutzte man denselben in früherer Zeit zur Entzündung des Wasserstoffgases
in Gasfeuerzeugen (ältere elektrische Wasserstofffeuerzeuge). Auf dem Princip des Elektrophor beruht die äußerst
kräftige Influenz- oder Elektrophormaschine von Holtz. (S. Influenzmaschine.)
s. Akupunktur. ^[= abgeleitet von acus (Nadel) und punctura (Stich), das Heilverfahren, bei welchem man durch Einsteche ...]¶
forlaufend
10
Elektroskop (grch.), Instniment, welches das Vorhandensein einer elektrischen Ladung und des
Zeichens derselben (d. h. ob positiv oder negativ) anzeigt.
Sind die Instrumente mit passenden Ein- richtungen und Skalen
versehen, die nicht nur eine Abschätzung, sondern auch eine genaue Messung der elektrischen Spannung, des Elektrischen Poten-
tials (s. d.) ^[= s. Elektricitätswerke, Elektrotechnik, Wasserkraftanlagen.] gestatten, so nennt man sie Elektro- meter (s. d.). ^[= (grch.; lat. Elektrum), s. Bernstein.]
.Als verläßlichstes Kennzeichen des
elektrischen Zustandes eines Körpers dienen die elek- trische Anziehung und elektrische Abstoftung.
Die Arten der Elektrotechnik sind äußerst
zahlreich;
am bekanntesten sind etwa die folgenden: das einfache Pendel- clektroskop (s. Elektrisches^[= s. Elektrotherapie.] Pendel),
[* 44] das zu gewöhn-
lichen Demonstrationsversuchen dient;
ferner das Doppelpendelelektroskop, das im wesent- lichen aus zwei
isolierten, sich berührenden, gut lei- tenden Pendeln (z. B. aus zwei Strohhalmen nach Volta, aus zwei Silber- oder Aluminiumdrähten
u. dgl. m.) besteht, die,
wenn sie bei der Prüfung eines elektrischen Körpers gleichnamig elektrisch wer- den, sich gegenseitig abstoßen und dadurch
das Vor- dandensein der Elektricität anzeigen.
Aus der gro- ßen Zahl der verschiedenen Arten von Doppelpendel-
elektroskopcn des vorigen und unsers Jahrhunderts dat sich bis heute unter mannigfachen Abänderun- gen wegen seiner Einfachheit
und Empfindlichkeit am beharrlichsten behauptet das Goloblatt- elektroskop von Vcnnet (1787).
Dasselbe be- stebt, wie nachstehende
[* 43]
Fig. 1 zeigt, im wesentlichen aus einem am obern Ende mit einer Metallkugel
oder Metall- scheibe p versehenen metallenen Stäbchen, das am untern Ende zwei sich deckende Golddlattstreifen trägt.
Die
letztern sind durch ein Glasgefäß gegen Luftzug, äußere Feuchtigkeit u. dgl.
m. geschützt und isoliert.
Berührt man mit einem schwach elektrischen Körper den Knopf oder die Platte
p (Kol- lektor) jenes Drahts, so werden letzterer und die Goldblättchen durch Mitteilung gleichnamig elek- trisch.
Diese
stoßen sich daher ab, bilden mithin einen Winkel,
[* 45] der desto größer wird, je stärker die Elektricität an den Blättchcn
ist.
Zum Abschätzen dieses Winkels besitzen derartige Instrumente zu- weilen einen Gradbogen. Da jedoch
die Divergenz der Goldblätter in keinem einfachen Verhältnis zur geprüften elektrischen Spannung steht, so kann ein solches
mit Gradbogen versehenes Instrument nicht als Elektrometer, sondern nur als Elektrotechnik dienen. Da sich die Glaswände allzulcicht elektrisch
laden, ver- sieht man gegenwärtig diese Elektrotechnik mit Metallgehäusen, die nur zwei Glasfenster
zur Beobachtung haben. Selbstredend sind die Goldblättchen samt Zulei- tungsdraht von dem Gehäuse isoliert.
Setzt man stärkere
Elektricität voraus, so läßt man sie nicht wie oben durch Mitteilung, sondern durch Influenzff. Elektricität und ElektrischeInfluenz) auf das Elektrotechnik wirken, wobei man den zu prüfenden Körper von oben her
dem Kollektor
[* 46] p langsam nähert, während man letztern mit dem Finger berührt.
Dadurch wird jene Elektricität, die mit
der zu prüfenden gleichnamig ist, abgeleitet, und es bleibt die ent- gegengesetzte Elektricität im E. zurück, wenn man
den Finger noch
während der Influenz abzieht. Diese
[* 43]
Fig. i. F'g. 2. zurückgebliebene Elektricität
treibt die Goldstreifen auseinander, sobald der influenzierende Körper ent- fernt wird. Hm die Art der elektrischen Ladung
des Elektrotechnik zu prüfen, nähert man von oben her dem Zuleiter einen Körper mit bekannter Elektricität.
Ist der Kör- per gleichnamig
geladen, so wird durch Influenz dic Divergenz der Goldblättchen vergrößert, im gegen- teiligen Fall
verkleinert. - über das Quadranten- elettroskop von Henley (1772) s. Elektrisiermaschine (Bd. 5,S. 1017 a). Sehr empfindlich
sind die Säulenelektro- skope
[* 43]
(Fig. 2);
sie beruhen darauf, daß ein in der Mitte zwischen zwei Polens und F einer trocknen
Säule (s. Zambonische
[* 47] Säule) hängendes unelektrisches Goldblättchen von beiden Polen gleich stark angezogen
wird und daher in Ruhe bleibt.
Elektrisiert man je- doch dieses Goldblättchen, wenn auch nur sehr schwach, so wird es vom
ungleich- namig elektrischen Pol an- gezogen und überdies vom gleichnamig elektrischen Pol abgestoßen.
Da5 Blatt:
[* 48] chen bewegt
sich daher gegen den ungleichnamig elektrischen Pol und zeigt dadurch die elektrische La- dung und das
Zeichen derselben an.
Das Säulm- elettroskop stammt von Behrens (1806), es wurde jedoch erst durch Vohnenberger (1819) und
Fechner (1829) bekannt. Um die Empfindlichkeit der Elektrotechnik zu steigern, verbindet man sie mit kondensierenden
Platten und erhält die Kondensationselettro- stope (s. Leidener^[= # oder Leyden, Stadt in der niederländ. Provinz Südholland, am Rhein, Station der Bahnlinien ...] Flasche).
Dann gehören hierher alle
auch als Elektrotechnik verwendbaren Elektrometer (s. d.). Zur Ermittelung der Elektricität in den höhern Luft- regionen erhalten die
Elektrotechnik, wenn sie ruhen, in die Höhe ragende Zuleitstangen;
sind sie beweglich, so werden sie in die Luft gehoben. (S. Luftelektricität.)
Elektrostatik (grch.), die Lehre
[* 49] von den Wir- kungen und Wirkungsgesetzen der ruhenden Elektri- cität
(s. d.). ^[= # Jul., Nationalökonom, geb. 18. Okt. 1845 zu Schotten im Großherzogtum Hessen, studierte in ...]
Ein elektrischer Körper übt Wirkungen aus sowohl während die Elektricität auf ihm durch Isolierung im Gleichgewichte
zurückgehalten, als auch während die Elektricität entladen wird.
Elektrostatisches Bad, s. Elektrotherapie. ^[= (grch.), die Anwendung der Elektricität zu Heilzwecken. Die E. hat sich in der neuern Zeit ...]
Elektrotechnik (grch.), sowohl die Lehre von den technischen Anwendungen der Elektricität
als auch der Zweig der allgemeinen Maschinen-, chem. und mechan. Technik, der sich mit Anfertigung und
Verwendung der betreffenden Maschinen und Appa- rate beschäftigt.
Von den vielen Zweigen der Elektrotechnik hat sich am frühesten die
Telegraphentechnik ausgebildet.
Mit der Ausdehnung
[* 52] des Eisenbahnverkehrs kommen dann die Einrichtungen für den Signal- und
Siche- rungsdienst für diesen hinzu, denen sich die An- wendung elektrischer Uhren
[* 53] anschließt.
Nach
Kon- struktion der ersten für die größere Praxis brauch- baren Dynamomaschinen (s. d.) ^[= # Instrumente, die zur Messung und Einteilung der Zeit dienen. (Tafel: Uhren I zeigt verschiedene ...]
kommt dann weiter hinzu der Bau und die Anwendung von
¶
forlaufend
Dy-11
namomaschinen und Motoren, von Bogen- und Glühlampen und späterhin von Transformatoren und Accumulatoren,
[* 55] die Fabrikation von
Kabeln und anderm Leitungsmaterial, von Isolier- und Installationsmaterialien, die ganze Elektrometal- lurgie einschließlich
der schon früher ausgebildeten Galvanoplastik und Galvanostegie,
[* 56] die elektrischen Eisenbahnen, die Kraftübertragung, die
Elektri- citätswerke, kurz alles das, was man heute unter dem BegriffeStarkstromtechnik, die im wesent-
lichen Elektromaschinenbau ist, zusammenfaßt im Gegensatze zurSchwach stromtechnik, unter wel- cher man die Technik der im
Nachrichten- und Sicherungsdienst verwendeten Apparate begreift. Von diesen beiden Gruppen ist für die große In- dustrie
die erstere, den Elektromaschinenbau und die Anwendungen im chemischen Großge- werbe und in der Metallurgie
umfassend, die ungleich bedeutendere.
Nach einer 1892 veröffent- lichten Statistik (vgl. «Elektrotechnische Zeitschrift»,
1892, S. 526) wurden 1890 und 1891 im Durchschnitt an Maschinen, Motoren und Transformatoren etwa 3500 Stück gebaut im Werte
von etwa 6 V2 Mill. M., Accumulatoren für etwa 4^ Mill., Bogen- lampen im Werte von rund 2 Mill. (etwa 17000 Stück),
Kohlestifte für dieselben wurden für etwa 12 Mill. erzeugt, Glühlampen für 2"/. Mill. (etwa 2 Mill. Stück), Bedarfs- und
Installationsartikel sür 10 Mill. M. In Summa repräsentieren also die in diesem neuen Zweige der Maschinentechnik jähr-
lich erzeugten Werte ohne Leitungsmaterial und Kabel die Summe von etwa 27 Mill. M. Die An- zahl der in
den Fabriken, auf die sich diese Sta- tistik bezog, beschäftigten Personen betrug gegen 15000. Besonders interessant sind
die Aufzeichnun- gen einer Firma über die Größe der von ihr gefertig- ten Maschinen aus der Mitte der
achtziger Jahre im Vergleich mit 1890-91. Die Firma baute 1886 350 Maschinen mit einer Leistung von in Summa 2509 Kilowatt (nicht
ganz 3500 Pferdestärken), 1890-91 dagegen jährlich 760 Maschinen mit einer Gesamtleistung von rund 10000 Kilowatt (etwas
über 13500 Pferdestärken).
1886 war also die mitt- lere Leistung etwa 10 Pferdestärken, 1890 - 91 da-
gegen fast 18 Pferdestärken, ein Beweis dafür, daß die Großmaschine, wie sie namentlich die Elektrici- tätswerke (s. d.) ^[= # in jurist. Bedeutung. 1) Im Civilprozeß. Beweisen im allgemeinen heißt dem Gericht zur Erlangung ...]
benutzen, heute einen erheblichen Prozentsatz der Gesamtproduktion ausmacht. In den Apparate der Gruppe 2 bauenden Fabriten
be- trägt nach derselben Statistik der Wert der jähr- liäsen Erzeugung rund 8 Mill. M. In dem Zeitraum
von nur 10 Jahren fanden vier internationale elektrotechnische Ausstellun- gen: 1881 in Paris,
[* 57] 1882 in München,
[* 58] 1883 in Wien
[* 59] und 1891 in Frankfurt,
[* 60] mit steigender Zahl der Aus- steller und der Besuchsziffer statt.
Mit der ersten und letzten dieser
Ausstellungen waren internationale Fach kongre^e verbunden', ein dritter tagte in der Zwischenzeit
(1889) in Paris.
Von den Beratung?- gegenständen und Beschlüssen dieser Kongresse war der wichtigste die Feststellung des heute
geltenden in- ternationalen elektrotechnischen Maßsystems (s. Elek- ^[= s. Elektricitätswerke, Wasserkraftanlagen.] trische Einheiten).
seine erste Jahrcsversamm- lung sand Sept. 1893 in
Köln
[* 63] statt. Die wissenschafliche und fachliche Ausbildung des Elektrotechnikers oder Elektroinge- nieurs hat im wesentlichen
zusammenzufallen mit der des Maschineningenieurs;
darum
haben auch die Technischen Hochschulen (s.d.), auf denen letzterer
gebildet wird, Specialkollcgien und vor allem elektrotechnische Laboratorien eingerichtet, in denen Gelegenheit gegeben wird,
sich die nötige Übung im Beobachten und im Messen anzueignen und die vorgetragenen Lehren
[* 64] der Elektrophysik
und Elektrochemie sich durch Anwendung derselben siche- rer anzueignen, als dies durch das bloße Hören und Sehen
[* 65] möglich
ist.
Der Studiengang ist indessen noch tein so völlig feststehender, typischer, wie er es in allem wesentlichen für
die andern höhern techni- schen Berufe: den Maschinen- und Bauingenieur, den Architekten und den technischen Chemiker ist.
Bei der immer weiter fortschreitenden Anwendung der Elektrotechnik in allen diesen Berufen, namentlich aber im Maschinen- bau, kann übrigens
eine Beschäftigung wenigstens mit den Grundzügen der Elektrotechnik nicht dringend genug allen Studierenden der
technischen Hochschulen an- geraten werden.
Namentlich sollte jeder Maschinen- ingenieur gleichzeitig auch Elektroingenieur
sein. (Vgl. die Verhandlungen über diese Frage auf dem FrankfurterKongreß, im Auszuge in der «Zeit- sckrift des VereinsDeutscher
Ingenieure», Berl. 1891, S. 1083; die Antrittsrede von Sir W. Thom- son, als Vorsitzendem des Institute ol
Niecti-ickl Ni^in66i-8, ebd. 1889, S.307; die Rektoratsrede von Professor Haushofer in München, «Elektro- technische Zeitschrift»,
1890, S. 653, und den Vor- trag von Professor Sylvanus Thompson auf der Jahresversammlung der alten Studierenden des ^insduvv
(^o1i6^6, ebd., S. 57.) Die Dauer des Studiums ist auf allen technischen Hochschulen, wenigstens in Deutschland,
[* 66] die gleiche. Der Studicngang des Elektroingenieurs ist, wie der des Maschinen- und Bauingenieurs, ein vier- jähriger und,
um als Studierender in die Hoch- schule eintreten und die Examina machen zu können, ist das Maturitätszeugnis eines Gymnasiums
oder eines Realgymnasiums erforderlich.
Unerläßlich ist ferner wie für den Maschineningenieur ein minde- stens
einjähriges Arbeiten in der Werkstatt, um die verschiedenen Arbeitsprozesse, die Handhabung der einzelnen Werkzeuge
[* 67] und namentlicb
auch die Ar- beiten der Montage durch eigene Ausführung kennen zu lernen.
Diese Werkstattbildung hat am besten dem Besuche
der Hochschule voranzugehen und als Lehrwerkstatt ist am besten die einer nicht zu großen Fabrik zu
wählen.
Aber die Absolvierung der Hoch- schule giebt nur die nötige wissenschaftliche und technische Vorbildung.
Die wirkliche
Ausbildung kann, wie beim Maschineningenieur, nur die Praxis selbst geben. Neben dem Studium auf der Hochschule, deren Endziel
die Erreichung der vollen akademischen Reife für das Fach bildet, einher geht aber die mindestens ebenso
wichtige Ausbildung für die mittlern elektro- technischen Berufe, den Elektriker der Elektrici- tätswerke, den Monteur und
Werkmeister elek- trotechnischer Fabriken, den Betriebsleiter elek- trischer Betriebe.
Nimmt das akademische Studium der Elektrotechnik von
Jahr zu Jahr zu, derart, daß in nicht all- zulangerZeit eine überfüllung des Berufes einzutre- ten
droht, so ist an tüchtigen Leuten mittlerer Bil- dung erheblicher Mangel, und die Stellen werden daher sehr gut bezahlt.
Nebenbei
erfordert das Stu- dium selbstverständlich erheblich kürzere Zeit, da die betreffenden Fachschulenan die bessere Volksschule
anschließen.
Von derartigen Schulen sind zu nennen
¶
mehr
die Elektrotechnische Fachschule des Physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. (über die, wie über elektrotechnische Fachschulen
überhaupt, ein Vortrag des Leiters derselben: Dr. J. Epstein in der «Elektrotechnischen Zeitschrift», Berl. 1892, S.336,
belehrt),
Meßinstrumente, s. Meßinstrumente, ^[= # elektrotechnische, Instrumente, die dazu dienen, die Stromverhältnisse elektrischer Anlagen ...] elektrotechnische.
(grch.), die Anwendung der Elektricität zu Heilzwecken. Die Elektrotherapie hat
sich in der neuern Zeit aus geringen und bescheidenen Anfängen zu einem außerordentlich umfangreichen
Zweig der allgemeinen Therapie und zu einer Specialität von hervorragender praktischer Bedeutung und Wichtigkeit entwickelt.
Zwar hatten schon bald nach der großen Entdeckung Galvanis (1786) die berühmtesten Ärzte jener Zeit, Hufeland, Reil, Sömmerring,
Pfaff, Loder, Wallher u. a., wiederholt Versuche gemacht, die neuentdeckte
wunderbare Kraft im Dienste
[* 77] der Heilkunst zu verwerten; allein die Schwerfälligkeit, Kostspieligkeit und schwierige Instandhaltung
der Apparate, die noch mangelhafte Kenntnis der meisten Krankheitszustände und die Ausbeutung des Galvanismus durch zahlreiche
Marktschreier und Charlatane waren die Ursache, daß diese Versuche gar bald in Mißkredit und Vergessenheit gerieten.
Den eigentlichen Ausgangspunkt der modernen Elektrotherapie bilden die Entdeckung der magnetelektrischen
Erscheinungen durch Örsted
(1820) und die bald darauf folgende der Induktionselektricität durch Faraday (1831), wodurch
erst die Herstellung handlicherer und wirksamerer Apparate und damit auch die Ausbildung wissenschaftlicherer Methoden ermöglicht
wurde. Mit ihrer Hilfe begründete der franz. Arzt Duchenne de Boulogne, der sich zu seinen Untersuchungen
eines zweckmäßig konstruierten volta-elektrischen Induktionsapparats bediente und seine epochemachenden Forschungen in
den J. 1847-50 veröffentlichte, die Methode der Lokalisierung des elektrischen Stroms, indem er zuerst den wichtigen Nachweis
führte, daß man den faradischen Strom auf gewisse unter der Haut,
[* 78] bis zu einer bestimmten Tiefe, gelegene
Teile lokalisieren könne, wenn man die Stromgeber (Elektroden) mit feuchten Leitern umgäbe und oberhalb des zu reizenden
Organs kräftig auf die Haut aufsetze.
Weiterhin hatte Duchenne gefunden, daß man von bestimmten Punkten der Körperoberfläche aus ganz besonders kräftige Muskelkontraktionen
hervorrufen könne, und Remak in Berlin wies bald darauf nach, daß diese Punkte nichts anderes als die
Eintrittsstellen der motorischen Nerven
[* 79] in die Muskelmasse seien, und daß es überhaupt zweckmäßiger sei, den zugehörigen
Nervenzweig zu reizen als die Muskelbündel selbst. Die letztere Methode pflegt man als die direkte, die erstere als die indirekte
Muskelfaradisation zu bezeichnen.
Infolge der glänzenden Resultate, welche mit dem faradischen Strome auf dem Gebiete der Muskel- und Nervenkrankheiten
erzielt wurden, geriet der galvanische Strom für längere Zeit fast gänzlich in Vergessenheit, bis Remak (1858) aufs neue
die hervorragende therapeutische Bedeutung des Galvanismus hervorhob, die Ausbildung rationeller Untersuchungs- und Behandlungsmethoden
anbahnte und dadurch auch dem galvanischen Strom diejenige Stellung in der Therapie zu verschaffen wußte,
welche ihm mit Recht gebührt. Im allgemeinen unterscheidet sich die Wirkungsweise der beiden verschiedenen elektrischen Stromarten
dadurch, daß der faradische oder induzierte Strom sich vorzugsweise zur Erregung der peripheren Nerven und der Muskeln,
[* 80] der
galvanische dagegen namentlich zur Erregung der tiefer und geschützter gelegenen Centralorgane, des Gehirns,
Rückenmarks und der Sinnesorgane, eignet; die feinern, wahrscheinlich molekularen Vorgänge, welche der elektrische Strom
in den einzelnen, von ihm durchströmten Organen hervorruft, sind freilich zum größten Teil noch völlig unbekannt.
Zur Faradisation, d. h. zur Anwendung des faradischen oder induzierten Stroms, bedient man sich der in nachstehender
Abbildung
[* 68]
(Fig. 1) dargestellten sog. Induktionsapparate, welche im
wesentlichen aus einem oder zwei galvanischen Elementen als Elektricitätsquelle, aus zwei, durch zahlreiche Windungen eines
übersponnenen Metalldrahts gebildeten Induktionsrollen, deren eine den primären, deren andere den sekundären Strom liefert,
sowie aus einem Bündel von Eisendrahtstäben bestehen, welche den Kern der Induktionsrollen ausmachen.
Außerdem ist der Apparat mit verschiedenen Vorrichtungen versehen, um die Stärke des induzierten Stroms beliebig zu regulieren
und um das öffnen und Schließen der galvanischen Kette durch eine selbstthätige Unterbrechung (den Neefschen Hammer)
[* 81] zu
bewirken. - Die Galvanisation, die Einwirkung des galvanischen Stroms auf den Körper, wird meist in der Form
des sog.
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