man nur einen einzigen
Übertrager, so müssen bei jedem Wechsel der
Richtung der Übertragung der sendende
Teil sowohl wie
der empfangende aus der einen Leitung in die andere verlegt werden; letzteres geschieht entweder mit der
Hand,
[* 2] oder, wie z. B.
bei dem automatischen
Übertrager von G. Jaite, von dem einenAmte aus.
Litteratur.T. P. Shaffner, The
Telegraph
[* 3] Manual; a complete history and description of semaphoric, electric and magnetic telegraphs
(Neuyork
[* 4] 1859);
[* 11]Thermometer.
[* 14] Zur
Bestimmung von
Temperaturen unter Zuhilfenahme von elektrischen Meßvorrichtungen kann
man die elektrischen
Ströme verwenden, welche entstehen, wenn die Lötstellen zweier miteinander verbundener
Thermoelemente (s. d.) verschiedene
Temperatur haben. Der
Strom verschwindet, wenn diese
Temperaturen gleich gemacht werden.
Durch
Veränderung der
Temperatur der einen Lötstelle kann man so diejenige ermitteln, welche die andere hat. Ein weiteres
Mittel zur Temperaturbestimmung bietet die Linderung, welche die Leitungsfähigkeit der Metalldrähte für den elektrischen
Strom durch die
Temperatur erfährt. Durch Bestimmung des
Widerstandes einer Drahtspule kann man deren
Temperatur genau finden,
wenn vorher der
Widerstand bei irgend einem anderweit bestimmbaren Wärmegrad ermittelt worden war. (S.
Thermometer.)
[* 11]Uhren,
[* 15] einerseits
Uhren, deren Triebkraft (Gewicht oder Feder) durch Einwirkung eines elektrischen
Stroms
auf das Pendel
[* 16] ersetzt ist, andererseits aber auch bloße Zeigerwerke, die, von einer Normaluhr, meist
einem guten
Regulator
[* 17] mit Gewichtsantrieb und Sekundenpendel, durch Entsenden periodisch wiederkehrender
Ströme betrieben,
die Zeigerbewegnng der Hauptuhr kopieren, also, wie die Zeitballapparate, zu den Fernmeldeapparaten (s. d.)
zu rechnen sind.
Von den, wohl zuerst von
Bain (1844) ausgeführten, eigentlichen die Elektrische Uhrendie man zum Unterschiede von den
letztern, den sog. Nebenuhren, selbständige
Uhren nennt, ist wohl am bekanntesten die von
Hipp. Bei ihr ist die Einwirkung
des
Stroms auf das Pendel eine direkte, während andere Konstrukteure die Schwierigkeit, dieselbe unabhängig von der jeweiligen
Stärke
[* 18] der
Batterie immer nur genau entsprechend der Verzögerung durch Reibung
[* 19] und Luftwiderstand zu
machen, dadurch vermeiden, daß sie durch den
Strom nur ein Gewicht heben, eine Feder spannen, kurz, ein
Spannwerk aufziehen
lassen, welches seinerseits an das Pendel, durch welches keine
Auslösung erfolgt, immer die gleiche, abgemessene, in ihm
angesammelte Energiemenge als Ersatz für die verlorene abgiebt.
Hipp vermeidet diese Schwierigkeit in höchst genialer
Weise dadurch, daß er überhaupt keine regelmäßigen Impulse, bei
jeder ganzen oder halben Schwingung,
[* 20] wie dies bei allen andern
Systemen der Fall ist, giebt, den Eintritt eines solchen vielmehr
vom Bedürfnis abhängig macht, indem er durch das Pendel den
Strom eines dasselbe beschleunigenden
Elektromagneten
jedesmal dann je auf einen Augenblick schließt, wenn dessen Schwingungsweite unter die normale sinkt. Dadurch macht er sich
aber offenbar innerhalb weiter Grenzen
[* 21] unabhängig von der durch die Veränderlichkeit der Batteriestärke bedingten
Stärke
des Impulses, und die
Uhr
[* 22] geht infolgedessen lange Zeit völlig genau, ist aber viel einfacher, und deshalb
auch billiger als eine solche mit
Spannwerk.
Der Betrieb von Nebenuhren von einer Centraluhr aus, wie er bereits 1839 von
Steinheil in
München
[* 23] ausgeführt wurde, erfolgt
bei einigen der vielen Konstruktionen, z. B. bei der von Droz (s.
umstehende
[* 1]
Fig. 1), durch eine Folge gleichgerichteter
Ströme, durch welche alle Minuten oder auch in
kürzern oder längern Zwischenräumen ein
Anker
[* 24] angezogen und sodann wieder losgelassen wird, der mittels Sperrzahns das
den großen Zeiger tragende
Sperrrad je um einen
Zahn weiter bewegt, womit der
¶
mehr
Zeiger um einen Teilstrich fortgerückt wird; bei der Mehrzahl derselben aber, wie bei der Uhr von Stöhrer (s. untenstehende
[* 25]
Fig. 2), durch Ströme wechselnder Richtung, die auf einen polarisierten Anker wirken, der seinerseits ebenso wie oben mit-
tels Sperrzahn und Rad den großen Zeiger bewegt. Die Anwendung von Wechselstrom ist derjenigen von Gleichstrom
vorzuziehen wegen der bei weitem größern Unempfindlichkeit gegen Störungen durch Gewitterelektricität. Die Übersetzung
auf den Stundenzeiger wird ganz genau ebenso bewerkstelligt, wie bei den gewöhnlichen Uhren, nämlich durch ein rückkehrendes
Räderwerk.
Neuerdings hat man auch ein gleichfalls bereits von Steinheil (1839) angegebenes System wieder aufgenommen,
bei dem eine Reihe im übrigen voneinander unabhängiger Uhren von einer centralen Normaluhr aus nur je in größern Zwischenränmen
in ihrem Gange elektrisch reguliert wird, und zwar ist namentlich das hierher gehörige System Mayrhofer auch in den Tageszeitungen
häufiger genannt worden.
Die Regulierung des Uhrwerkes, auf die alles ankommt, erfolgt, da Unruhe oder Pendel in Verbindung mit einer Hemmung bei der
großen Umdrehungszahl unbrauchbar ist, durch einen Windfang, dessen wirksame Flügelfläche durch ein mit ihm verbundenes
Centrifugalpendel mit wachsender Umdrehungszahl vergrößert wird. Hipp benutzt für die gleichen Zwecke
eine von ihm angegebene Federhemmung: eine in ihrer Ruhelage auf das Steigrad als Sperrung wirkende Feder läßt, wie eine
Stimmgabel in Schwingungen versetzt, bei jeder Elongation
einen Zahn desselben passieren und reguliert so als isochrom schwingendes Organ dessen Umdrehungszahl. -
Nach Mascart wird die Verdunstung sehr befördert, wenn man Wasser in einer mit der Erde in
leitender Verbindung stehenden Schale unter den Konduktor einer starken Elektrisiermaschine
[* 27] stellt.
Gernez
fand, daß die Elektricität auch die Destillation
[* 28] befördert.
[* 11] Vergoldung, Verkupferung,
Vernickelung u. s. w., s.
Galvanostegie. ^[= die von dem Franzosen de Ruolz herrührende Anwendung der Elektrolyse zum Überziehen eines ...]
[* 29]
[* 11] Verteilung, soviel wie ElektrischeInfluenz (s. d.). ^[= (neulat.), Einfluß; über Elektrische Influenz, s. d.; magnetische I., s. Induktion, magnetische.]
Weinbehandlung, eine mehrfach vorgeschlagene Methode, um Wein milder, haltbarer und älter zu machen.
Man
brachte zu diesem Zweck in einem Porzellangefäß zwei Platinbleche an, verband sie mit den beiden Polenden
einer Grammeschen elektrodynamischen Maschine,
[* 30] füllte dann das Gefäß
[* 31] mit herbem Wein und setzte die Maschine in Gang.
[* 32]
Das Verfahren
scheint sich nicht bewährt zu haben.
[* 11] Zündung, eine Art der Zündüng, die an leichtentzündlichen Stoffen mittels der Elektricität
in verschiedener Weise bewirkt wird. Die Elektrische Zündung, deren man sich vorzugsweise beim Abfeuern von Sprengschüssen
bedient, wird entweder durch den elektrischen Funken oder durch einen mittels des elektrischen Stroms glühend gemachten sehr
dünnen Eisen- oder Platindraht bewirkt. Sie wirkt aus weiterer Entfernung viel sicherer, schneller und, wegen
der Gleichzeitigkeit mehrerer sich unterstützenden Sprengungen, auch viel durchgreifender und vorteilhafter als die Zündung
mittels der sog. Zündschnüre; sie wird daher in neuerer Zeit vielseitig angewendet zum Entzünden
von Minen beim Sprengen
[* 33] alter Stadtmauern u. dgl., der Felsen und des Gesteins in Bergwerken, der unter Wasser befindlichen Riffe,
des Erdreichs (Sprengkultur), ferner zum gleichzeitigen Anzünden vieler Flammen, SignalBüchsen, Raketen
[* 34] u. s. w. Da das gewöhnliche Schießpulver
[* 35] sich nur sehr unsicher auf direktem Wege durch
den eleltriscken Funken entzünden läßt, so versuchte man es mit Gemengen von Schießpulver und Knallsilber, mit Phosphorpräparaten,
mit Knallquecksilberu. dgl. m. Bewährt für die Elektrische Zündung hat
sich ein Pulver, das aus gleichen Gewichtsteilen Schwefelantimon und Kaliumchlorat besteht.
Wird dieses Pulver in einen Zünder gefüllt und der elektrische Funke einer Leidener
[* 36] Flasche
[* 37] durchgeführt, so entzündet
es sich augenblicklich und infolgedessen auch das Sprengschießpulver, die Schießbaumwolle, das Dynamitu. dgl., die den elektrischen
Zünder in einer Patrone umgeben. Die für Elektrische Zündung bestimmten Elektrisiermaschinen werden möglichst
einfach, leicht tragbar, verbunden mit einem Kondensator
[* 38] und verschlossen gegen die Feuchtigkeit der Luft
¶
forlaufend
an-1016
gefertigt. Die bei der gewöhnlichen Elektrisiermaschine ans Glas
[* 40] hergestellten Teile sind bei denselben und ihren Kondensatoren
(seidener Flaschen), um der Zerbrechlichkeit vorzubeugen, durch solche ans vulkanisiertem Kantschnk (Ebonit) ersetzt. Die
ersten verläßlichen Sprengmethoden ans weitere strecken mittels elektrischen Funkens stammen von Shaw (1831), Gätzschmann
(1842) und Elektrisiermaschine Winter (1845). Für Militär. Zwecke hat Ebner (1856) die Elektrisiermaschine Z.
ausgebildet.
Das in Frankreich übliche Anzünden von Sprengschüssen mittels eines galvanisch erglühenden, sehr seinen und kurzen Eisen-
oder Platindrahts wurde zuerst vom russ. Geniekorps (1829) und dann von Hare (1834) versucht. Die Gleichzeitigkeit des Zündens
mehrerer Schüsse ist besonders bei großen Entfernungen mittels galvanischen Glühens nicht so sicher
wie mittels des elektrischen Funkens. Den elektrischen Strom für den galvanisch erglühenden Eisendraht liefern entweder
großplattige, galvanische Batterien oder Dynamomaschinen.
Die letztern, sowie (seit 1853) der Ruhmkorffsche Funkeninduktor (s. Induktionsmaschinen), können
auch zum Zünden mittels des elektrischen Funkens benutzt werden. Sehr einfach sind die magnetelektrischen
Induktoren für die Elektrisiermaschine Z. mittels des elektrischen Funkens von Markus (seit etwa 1864), Breguet, Siemens u. a.; sie sind noch
auf große Entfernungen wirksam. Hierzu ist aber notwendig, daß die obengenannte elektrische Zündmasse durch einen geringen
Zusatz (etwa ein Fünftel) eines halbleitenden Erzes, z. B. Schwefelblei, Schwefelkupfer u. dgl.,
für die Elektrisiermaschine Z. empfindlicher gemacht werde. Die höchst empfindliche Abelsche Zündmasse besteht aus 4 Teilen Phosphorkupfer
und 7 Teilen Kaliumchlorat. Die Elektrisiermaschine Z. kann auch bei den Seeminen (Torpedos)
[* 41] die Explosion dadurch hervorrufen, daß der Stoß
des feindlichen Schiffs gegen einen der am Torpedo im Kreise
[* 42] liegenden Puffer die Berührung der Batteriepole,
mithin das Erglühen eines in der Sprengladung liegenden kurzen Eisen- oder Platindrahts bewirkt (Ebner 1859). - Die Elektrisiermaschine Z.
kommt auch bei Geschützen, namentlich schweren Kalibers, neuerdings vielfach in Anwendung, hauptsächlich, wenn dieselben
in Panzerdrehtürmen stehen. Hier ermöglicht die Elektrisiermaschine Z., daß die Türme fortwährend gedreht und die
Rohre an beliebiger Stelle abgefeuert werden können. -
Vgl. Notizen über neuere kriegstechnische Gegenstände (Wien, Staatsdruckerei,
1871);
Die Sprengtechnik (Wien, Bureau für Sprengtechnik, 1881).
Elektrisiermaschine, jede mechan. Vorrichtung zur reichlichen Erzeugung und Ansammlung von
Elektricität. Die ältern Vorrichtungen dieser Art zielen darauf ab, durch Reibung eines Nichtleiters mit einem
zur Erde abgeleiteten Leiter (dem Reib zeug) Elektricität zu erzeugen, die in einem besondern Leiter, gewöhnlich einer
Metallkugel aus einem Glasfuß (dem Konduktor), aufgesammelt wird. Alle derartigen Maschinen heißen Reibungs-Elektrisiermaschinen.
Die jetzt noch gebräuchlichste dieser Konstruktionen ist die von Winter in Wien (1830) herrührende. Dieselbe hat folgende
Konstruktion. Der geriebene Nichtleiter wird durch eine starke kreisförmige Spiegelglasscheibe gebildet.
Durch dieselbe ist eine gläserne Achse gesteckt, die sich mit einer Handkurbel umdrehen läßt und deren Lager
[* 43] von Glasfüßen
getragen werden. Das Reibzeug besteht ans zwei flachen Lederkissen, deren Oberflächen mit einem Amalgam bestrichen sind;
gewöhnlich wird das von Kienmayer
1788 angegebene benutzt, das ans 2 TeilenQuecksilber, 1 TeilZink und 1 Teil
Zinn besteht.
Die Lederkissen sitzen in einer Holzgabel, die durch einen Glasfuß gehalten wird, und die amalgamierten Flächen werden durch
Federn sanft gegen die beiden Ebenen der Glasscheibe gedrückt. Das Reibzeug wird für gewöhnlich durch eine Metallkette
leitend mit der Erde verbunden. Die auf der Glasscheibe entstehende positive Elektricität wird von den
Saugern zum Konduktor geleitet. Dieser besteht aus einer Messingkugel, die von einer isolierenden Glassäule getragen wird.
Er trägt die Sanger, die ans zwei hölzernen parallelen Ringen bestehen, durch deren Zwischenraum sich die Glasscheibe hindurchdreht.
Die der Glasscheibe zugekehrten Seiten der Ringe sind mit Metallspitzen besetzt, welche die eigentliche
Übertragung der Elektricität von der Scheibe nach dem Konduktor bewirken und zwar auf folgende Weise. Die bei der Drehung
sich mit positiver Elektricität ladenden Oberflächenteile der Glasscheibe wirken verteilend ans die ursprünglich neutralen
Langringe. Ihre negative Elektricität strömt von den Spitzen ans die Glasscheibe über und neutralisiert
sich mit einem gleichgroßen Teil der dort befindlichen positiven Elektricität.
Die positive, durch jene Verteilung entstandene Elektricität der Saugringe entweicht nach dem Konduktor, der sich auf diese
Weise bei fortgesetzter Drehung der Scheibe mit positiver Elektricität ladet. Weil es hier den Anschein
hat, als ob die Spitzen die positive Elektricität der Glasscheibe «einsaugten», so
hat man diesen Ausdruck bildlich für jene Wirkung der Spitzen gebraucht. Um auch die negative Elektricität des Reibzeugs
zu sammeln, beseitigt man die leitende Kette und verbindet es mit einer ebenfalls isolierten Kugel, dem negativen Konduktor,
der auch direkt an dem Reibzeug angebracht sein kann.
Verbindet man beide Konduktoren miteinander, so erhält man einen Strom von Elektricität, der zum Teil dieselben Eigenschaften
wie der galvanische Strom besitzt, sich aber zu Versuchen wegen seiner Ungleichmäßigkeit nicht eignet. Gewöhnlich benutzt
man nur den positiven Konduktor. Das wesentliche der Winterschen Maschine besteht darin, daß das Reibzeug
in weiterer Entfernung von den sog. Saugern abliegt als bei den Elektrisiermaschine älterer
Zeit, sodaß die angesammelte Elektricität nicht so leicht wie ehedem von dem positiven Konduktor nach dem Reibzeuge zurückschlagen
kann.
Infolgedessen zeigt sich die elektrische Spannung größer als bei den Elektrisiermaschine älterer Konstruktion. Um die
Elektrische Kapacität (s. d.), also die Sättigung der Funken, zu erhöhen,
kann man auf den positiven Konduktor einen großen Ring aufsetzen. Derselbe ist gewöhnlich aus Holz
[* 44] und ist von einem Kupferdraht
durchzogen. Sinnreich waren die Elektrisiermaschine von van Marum (1790), deren kugelförmiger Konduktor bald mit positiver, bald mit
negativer Elektricität geladen werden konnte, je nachdem dessen Zuleitarme mit der elektrischen Glasscheibe oder dem Reibzeug
in Berührung gebracht wurden. In früherer Zeit wurden zuweilen sehr große Elektrisiermaschine gebaut. Eine der
größten Elektrisiermaschine ist jene, die Cuthbertson nach der Anleitung von van Marum für das Teylersche Museum in Haarlem
[* 45] verfertigt
hat. Diese daselbst noch vorhandene Elektrisiermaschine besitzt zwei 165 cm im Durchmesser haltende Glasscheiben und
acht Reibzeuge. Ihre elektrische Influenz ist noch in einer Entfernung von mehr als 12 in bemerkbar, und Funken schlagen
¶
forlaufend
1017
65 cm weit aus dem Konduktor auf einen mit der Erde in Verbindung stehenden Leiter über. - Als Erfinder der Elektrochemische wird
gewöhnlich Guericke (1672) angegeben; aber da er seine Schwefelkugel bloß mit der Hand rieb, und auch kein Konduktor vorhanden
war, so schreibt man in neuerer Zeit die Erfindung der Elektrochemische Hausen, Winkler und Bose zu, die um 1743 die
elektrische Cylindermaschine ersonnen haben. Die elektrische Scheibenmaschine rührt von Planta (1755) her und hat seit ihrer
Erfindung mannigfache Wandlungen im Baue durchgemacht.
Eine ihrer Hauptvorzüge, verglichen mit der ältern Cylindermaschine, ist, daß an der erstern beide Oberflächen gerieben
werden, an der Cylindermaschine jedoch nur die äußere Mantelfläche. Bei jeder Reibungsmaschine, wenn sie kräftig wirken
soll, muß die umgebende Luft trocken sein und ebenso ihre Glasteile, die daher vor dem Gebrauche mit einem Scidenlappen
abgerieben werden. Je größer an der elektrischen Scheibenmaschine die Glasscheibe ist, je schneller dieselbe rotiert
und je besser die eine Elektricität zur Erde abgeleitet wird, desto wirksamer erweist sich, unter sonst gleichen Umständen,
die Elektrochemische. Die Versuche mittels der Elektrochemische sind sehr zahlreich und mannigfaltig; die meisten
derselben werden am positiven Konduktor angestellt.
Wenn daher kurzweg vom Konduktor gesprochen wird, so meint man in der Regel den positiven. Zunächst
giebt die Elektrochemische ein Beispiel, wie mechanische in elektrische Energie, nach größerm Maßstabe, umgewandelt wird. Zur Prüfung
des elektrischen Zustands des Konduktors dient das Quadranten-Elektroskop (s. Elektroskope). Dasselbe
besteht aus einem gut leitenden Säulchen, das ein um eine wagerechte Achse drehbares Pendel trägt. Dessen Kügelchen, aus
Holundermark oder Kork,
[* 47] ist an einem Holzstäbchen oder Strohhalm befestigt.
Dieses Instrumentchen wird oben in den Konduktor eingesteckt. Solange der letztere unelektrisch ist, bleibt das Pendelchen
ruhig an dem dazugehörigen Süulchen liegen. Sobald aber der Konduktor, und mit diesem auch das Säulchen und das Pendelchen,
elektrisch ist, weicht letzteres durch Abstoßung ab. Die elektrischeAbstoßung zeigt sich durch das Auseinandertreiben
eines auf den Konduktor gesetzten Papierbusches, den Elektrischen Kugeltanz (s. d.), das Elektrische Glockenspiel (s. d.),
das Elektrische Flugrädchen (s. d.) und viele andere derartige Spielzeuge.
Auf dem Isolierschemel (s. d.) stehende Personen können bei Berührung des Konduktors elektrische Ladungen annehmen und in
Form von Funken an andere Personen abgeben. In neuerer Zeit (1864) haben Holtz und Töpler die nach ihnen
benannten Influenzmaschinen
[* 48] (s. d.) erfunden. Im J. 1840 machte ein engl.
Maschinenwärter zufällig die Erfahrung, daß aus dem Wasserdampf, der einer Fuge des Ventilsitzes seiner Dampfmaschine
[* 49] entströmte, elektrische Funken nach seiner Hand überschlugen, wenn er letztere in jenen entweichenden
Dampf
[* 50] und die andere Hand an den Dampfkessel
[* 51] legte.
Sir William Armstrong, der hiervon hörte, untersuchte die Bedingungen dieser elektrischen Erscheinung und konstruierte noch
in demselben Jahre die nach ihm benannte Dampf- oder Hydro-Elektrisiermaschine. Dieselbe besteht aus einem durch vier starke
Glasstützen isolierten Dampfkessel mit innerer Feuerung derart, daß letztere gänzlich von dem zu erhitzenden
Wasser
umgeben ist. Die Elektricität entsteht hier durch die Reibung der in den Ausströmungsröhren niedergeschlagenen
Wasserteilchen, welche durch den ausströmenden Dampf mit Heftigkeit gegen die innere Wand eines am Ende der Ausflußöffnung
liegenden kleinen und hohlen Holzcylinders getrieben werden.
Die Dampfelektrisiermaschine ist also eigentlich auch eine Reibungsmaschine. Aus dem auf diese Weise stark
positiv elektrisch gemachten Dampfe nimmt der Konduktor die positive Elektricität auf. Man erhielt mittels einer Armstrongschen
großen Hydro-Elektrisiermaschine 36 cm lange elektrische Funken, die fast ohne Unterbrechung auf einen Funkenzieher mit hoher
Spannung überströmten; Flaschenbatterien von großer elektrischer Kapacität wurden in etwa einer
halben Minute vollkommen geladen; überhaupt traten alle elektrischen Erscheinungen in großem Maßstabe auf.
Die Dampfelektrisiermaschine hat mancherlei Versuche veranlaßt, die Entstehung der atmosphärischen Elektricität durch
die Verdampfung des Wassers oder durch die Reibung der Wasserdämpfe zu erklären, die sich jedoch als nicht stichhaltig
erwiesen haben. Elektrizität,
[* 52] s. Elektricität. Elektroballistisches Pendel,
zuweilen Bezeichnung für eine von Pouillet erdachte Vorrichtung zur Messung kleiner Zeiten. (S. auch Chronoskop.)
[* 53] Läßt man
auf die Nadel eines Galvanometers (s. d.) durch eine sehr kurze Zeit t, während welcher die Nadel nicht merklich die Gleichgewichtslage
verlassen kann, einen Strom von der bekannten Stärke i einwirken, so wächst der Ausschlag der Nadel mit
dem Produkt it. Der einem bestimmten Werte von t entsprechende Ausschlag läßt sich berechnen, aber auch empirisch bestimmen,
indem man gleichmäßig rotierende Scheiben mit leitenden Sektoren von wechselnder Breite
[* 54] versieht, welche den Strom i durch
eine bekannte Zeit geschlossen halten. Wird nun z. B. beim Abfeuern eines
Gewehrs durch den Drücker derselbe Strom i geschlossen, durch das den Lauf verlassende Geschoß
[* 55] aber wieder unterbrochen, so
kann man aus dem Nadelausschlag auf die Zeit schließen, welche vom Abdrücken bis zum Austritt des Projektils aus dem Lauf
verflossen ist. -
Elektrochemie (grch.), die gesamte Lehre
[* 56] von dem Zusammenhange chem. und elektrischer Vorgänge (s.
Elektrochemische Theorie).
Elektrochemischer Schutz. Wenn man mit einem Metall ein zweites in Berührung bringt, das mit dem erstern ein galvanisches Element
bildet, in dem letzteres chemisch angegriffen wird, so bleibt ersteres unversehrt und ist elektrochemisch
geschützt. Solche vor Oxydationen schützende Metalle heißen Protektoren. Diese oxydieren oder verrosten dann um so stärker.
Die eisernen Nägel
[* 57] an Kupferdächern rosten schnell. Eiserne Solpfannen schützt man elektrochemisch durch Zink gegen das
Rosten. Davys Elektrochemische S. (1824) des Kupferbeschlags mittels Zink an Schiffen wird nicht angewendet, weil sich
am reinen Kupfer
[* 58] Schaltiere u. s. w. anhängen. Elektrochemische Schreibtelegraphen, s.
Elektrische Telegraphen A, 7. Elektrochemische Spannungsreihe, s. Elektrochemische Theorie. Elektrochemische Telegraphen,
[* 59] s.
Elektrische Telegraphen A, 7. Elektrochemische Theorie. Gegen Ende des 18. und zu Anfang des 19. Jahrh. waren vielfache
¶
an-Beziehungen zwischen elektrischen und chem. Vorgängen bekannt geworden, so die Erregung von
Elektricität durch Berührung zweier heterogener Körper (1793 Volta) und die damit zusammenhängende Entstehung galvanischer
Ströme sowie die Zersetzbarkeit chem. Verbindungen durch die letztern. Es führte dies zuerst Davy zu einer Art von Elektrische T.,
nämlich zu der Anschauung, daß zwei mit Affinität (s. d.) zueinander begabte Elemente bei der Berührung
entgegengesetzte elektrische Zustände annehmen, das eine elektropositiv und das andere elektronegativ werde und die dann
eintretende chem. Verbindung auf dem Ausgleich dieser polaren Zustände beruhe.
Führe man dagegen der in geeignetem Zustande befindlichen Verbindung wieder Elektricität zu, so werde
die ursprüngliche Polarität der Bestandteile von neuem hergestellt, sodaß dieselben sich nun durch Wanderung des positiven
zum negativen Pole und des negativen zum positiven Pole räumlich wieder trennen lassen. Berzelius dagegen ging alsbald in seiner
Elektrische T. von der Annahme aus, daß die Atome der Elemente an sich elektrisch seien und zwar jedes Elementaratom
sowohl positive wie negative Elektricität enthalte, die polar auf dem Atome verteilt sind.
Vereinigen sich zwei Elementaratome miteinander chemisch, so geschieht dies dadurch, daß der positive Pol des einen den negativen
des andern anzieht. Die Mengen der beiden Elektricitäten an den beiden Polen der Atome verschiedener Elemente
aber sind nicht gleich. Bei den einen überwiegt die negative Elektricität mehr oder weniger die positive, bei andern Elementen
ist es umgekehrt. Je größer der Überschuß der einen über die andere ist, desto stärker elektropositiv oder elektronegativ
erscheint das Element.
Verbinden sich zwei Elemente, bei deren einem der Überschuß der positiven über die negative Polarität
etwa ebenso groß ist wie beim andern der Überschuß der negativen über die positive, so ist das Produkt, die Verbindung,
elektrisch und chemisch indifferent, wie z. B. Chlorkalium und Chlornatrium. Sobald aber der positive Überschuß des einen
Elementaratoms größer ist als der negative des andern, so bleibt in der Verbindung ein Teil des erstern
enthalten, die Verbindung selbst ist deutlich positiv (z. B. basische Oxyde), negative Verbindungen dagegen (z. B. saure Oxyde)
entstehen, wenn in den sich vereinigenden Elementaratomen schließlich die negativen Polaritäten überwiegen.
Solche positive Verbindungen erster Ordnung verbinden sich dann wieder mit negativen Verbindungen erster
Ordnung zu Verbindungen zweiter Ordnung (z. B. Salze), in denen demnach abermals ein Ausgleich der polaren Gegensätze, und
zwar je nach der
Größe der specifischen Polaritäten mehr oder weniger vollkommen, stattfindet. Die Zersetzung von Verbindungen,
die Wiedertrennung ihrer entgegengesetzt elektrischen Bestandteile durch den galvanischen Strom erfolgt dann in der Weise, daß
der Strom die zwischen den Bestandteilen wirkenden elektrischen Anziehungen überwindet.
Berzelius ordnete diesen Grundsätzen gemäß die Elemente je nach dem Überwiegen der einen über die andere Polarität
in eine sog. elektrochemische Spannungsreihe, die, mit dem negativsten Elemente Sauerstoff beginnend, jedesmal das weniger
negative oder das verhältnismäßig positivere folgen läßt bis zum positivsten Ende, das damals das
Kalium bildete. Diese Spannungsreihe ist nach ihm die folgende: (negatives Ende) Sauerstoff, Schwefel, Stickstoff, Chlor, Brom,
Jod, Phosphor, Arsen, Chrom, Bor, Kohlenstoff, Antimon, Silicium, Wasserstoff, Gold,
[* 62] Platin, Palladium, Quecksilber, Silber, Kupfer,
Wismut, Zinn, Blei,
[* 63] Nickel, Eisen,
[* 64] Zink, Mangan, Aluminium, Magnesium, Calcium, Strontium, Baryum, Lithium, Natrium,
Kalium (positives Ende). In dieser Reihe verhält sich jedes Element dem vorangehenden gegenüber positiv, dem nachfolgenden
gegenüber negativ. Je größer in ihr die Abstände zweier Elemente sind, desto größer ist ihre Affinität.
Die Elektrische T. von Berzelius hat bezüglich der Konstitution der chem. Verbindungen streng dualistischen Charakter, d. h. sie
nimmt in jedem zusammengesetzten chem. Körper immer je zwei elektrochemisch polar verschiedene
Bestandteile gleicher Ordnung an, die entweder einfache Stoffe, Elemente, oder abermals dualistisch zu stande gekommene Verbindungen
gleicher Ordnung sein müssen. An diesem nicht haltbaren Dualismus ist die Theorie zu Falle gekommen. Sie ist jedoch lange
Zeit der einzige Wegweiser in dem Wirrsal chem. Verbindungen und Erscheinungen gewesen, hat den ersten
Anstoß zur Ermittelung der Konstitution chem. Verbindungen und in der Aufstellung der elektrochem. Spannungsreihe die Grundlage
für vergleichende Affinitätsbestimmungen gegeben. Da zwischen elektrischen und chem. Vorgängen
die innigsten Beziehungen bestehen, so sind von der Elektrische T. viele Ausdrücke und Einzelanschauungen in die
neuere Chemie übergegangen. -
Vgl. Davis, Elektrochem.
Untersuchungen, hg. von Ostwald (Lpz. 1894); Ostwald, Elektrochemie.
Ihre Geschichte und Lehre (ebd. 1894 fg.).