Parfums und Kurzwaren zu betreiben, und erfand daselbst auch 1709 die Bereitung des Kölnischen Wassers. Das
Geheimnis erbte
unter seinen Nachkommen fort und diese führten die Firma
«Johann Maria Farina, gegenüber dem Jülichsplatz». Nach andern
ist weder ein Farina der Erfinder, noch ist die Erfindung in Köln
[* 2] gemacht, sondern es ist der Ursprung
auf Mailand
[* 3] zurückzuführen, von wo das Parfum von
Paul de Feminis, der 1690 kölnischer
Bürger wurde, unter dem
NamenEau
admirabile, der erst später in E. C. verwandelt ist, nach
Deutschland
[* 4] gebracht wurde. Feminis starb ohne direkte Nachkommen
und hinterließ sein
Geheimnis seinem Neffen
JohannAnton Farina. Letzterer führte sein
Geschäft unter
der Firma seines
Namens mit dem Zusatze «zur Stadt Mailand». Nach dem Aussterben der
Familie des
JohannAnton Farina gingen Firma und
Geschäft auf eine Seitenlinie der Familie über, die noch heute in Köln besteht.
Der Handel mit E. C. entwickelte sich bereits in der Mitte des 18. Jahrh.
immer blühender und veranlaßte auch viele nicht zur Familie Farina Gehörige, sich ihm zuzuwenden; da aber das Produkt
der Firma Farina am gesuchtesten war, so forschte man in
Italien
[* 5] nach Leuten dieses dort sehr verbreiteten
Namens und verband
sich scheinbar mit ihnen zu einem Handelsgeschäft, lediglich um den
Namen Farina in die Firma aufnehmen
zu können. Obgleich die Bereitungsweise des E. C. von den Fabrikanten als strengstes
Geheimnis bewahrt wird, so sind doch
im Laufe der Zeit verschiedene
Rezepte in die Öffentlichkeit gedrungen, von denen einige (ohne Gewähr für die Richtigkeit)
hier mitgeteilt sein mögen: Rektifizierter
Weingeist 24 l, Néroli pétale 90 g, Néroli bigarade 30 g,
Rosmarinöl 60 g, Orangenschalenöl 150 g,
Citronenöl 150 g,
Bergamottöl 60 g. Oder: Rektifizierter
Weingeist 24 l, Petitgrainöl 60 g,
Néroli pétale 15 g, Rosmarinöl 60 g, Orangenschalenöl 120 g,
Limonöl 120 g,
Bergamottöl 120 g. In
Südfrankreich, namentlich in Grasse, bereitet man eine Essence d'Eau de Cologne, von der 500
g in 30 l
Alkohol gelöst eine
gute E. C. geben.
deJavelle (spr. oh dě schawéll), Javellesche Lauge, ursprünglich
eine Lösung von unterchlorigsaurem Kalium, wurde früher dargestellt durch Einleiten von
Chlor in eine Pottaschelösung.
deLabarraque (spr. oh dě labarack), wird in ganz ähnlicher
Weise dargestellt wie
Eau de Javelle.
Beide dienten
vor der allgemeinen Einführung des
Chlorkalks zum
Bleichen, jetzt werden sie hauptsächlich in der
Schellack- und Jutebleicherei,
zum Entfernen von Obst- und ähnlichen Flecken aus der
Wäsche sowie
in der Mikroskopie benutzt.
(spr. oh schohd) oder
Aigues-Chaudes (spr. ähg;Aquae calidae), Badeort im Kanton
[* 8] Laruns,
Arrondissement Oloron des franz. Depart.
Basses-Pyrénées, zur Gemeinde Laruns (4 km) gehörig, in der düstern, großartigen
Schlucht der
Gave d'Ossau, eines der Quellarme der
Gave d'Oloron, in 675 m Höhe, am Fuße des 2885 m hohen
Pic du
Midi-d'Ossau.
Die 7 Schwefelthermen, besonders die Doppelquelle L'Esquirette (35 und 31,5° C.), ferner le Rey (33,5°)
und le
Clot (36,4°), werden bei Frauenkrankheiten und chronischem Rheumatismus verordnet (jährlich etwa 2000 Kurgäste).
- Östlich davon
Eaux-Bonnes oder
Aigues-Bonnes, 6 km südöstlich von Laruns, an einem Zufluß der
Gave d'Ossau, in 748 m Höhe,
in einem tiefen
Thale der Pyrenäen, hat (1891) 735, als Gemeinde 812 Eaux-Chaudes, Post,
Telegraph,
[* 9] schöne Promenaden,
große Hotels und eine prot.
Kirche. Die 7 Heilquellen, Schwefelwasserstoffgas entwickelnde
Thermen von 11,9 bis 32,8° C.
werden vorzugsweise zum Trinken (6-10000 Kurgäste) benutzt (besonders die sog.
AlteQuelle)
[* 10] und in etwa 300000 Flaschen verschickt.
Das Klima ist mild, jedoch häufig wechselnd. Nach der
HeilungHeinrichs II. von Navarra und vieler seiner
bei Pavia (1525) verwundeten
Krieger wurden die
QuellenEaux d'Arquebusade genannt. - Beide Orte sind in enge, finsterere Bergschluchten
eingeklemmt und durch schöne Kunststraßen mit Laruns verbunden. Die Umgegend enthält
Grotten,
Thäler und aussichtsreiche
Berge. -
d'Arquebusade (spr. oh darkbüsahd), s.
Eaux-Chaudes. ^[= (spr. oh schohd) oder Aigues-Chaudes (spr. ähg; Aquae calidae), Badeort im Kanton Laruns, Arrondiss ...]
(spr. ohs'),Hauptstadt des Kantons Eauze (223,38 qkm, 11 Gemeinden, 9176 Eauze) im
ArrondissementCondom des franz. Depart.
Gers, 28 km westsüdwestlich von
Condom, auf einem Hügel in 161 m Höhe über dem linken
Ufer der zur
Baïse gehenden Gelise, an der Linie
Port-Ste.
Marie-Condom-Eauze (74 km) der
Franz.
Südbahn, hat
(1891) 1897, als Gemeinde 4110 Eauze, Post,
Telegraph, ein Collage, eine schöne got.
Kirche aus dem 16. Jahrh.; Fabriken von
Destillierblasen,
Brennereien, Weinsteinraffinerien und großen
Handel mit
Wein und
Armagnac-Essig.
der im N. von Sichem (dem heutigen Nablus) dem Garizim gegenüberliegende
Berg in
Palästina
[* 11] (938 m), auf dem Josua einen
Altar
[* 12] baute und der wegen seiner Wasserarmut mit dem Fluche des Gesetzes in
Verbindung gebracht
wurde
(5 Mos. 11, 29;. 27, 11 fg.;
Jos. 8, 30. fg.);
ebauchieren, in allgemeinen Um- rissen entwerfen. Gbbe, Höhenzug im westfäl.
Sauerland, Neg.- Bez. Arnsberg,
[* 14] zieht
von den Quellen der Wupper von W. nach O. Die höchsten Gipfel sind die Nord - halle oder Nord helle mit Aussichtsturm (663
m) und der Notenstein (594 m). Ebbe und Flut (des Meers), s. Gezeiten. - über Ebeling u. F. der Atmosphäre,
s. Atmosphärische Gezeiten. Ebbw Vale (spr. ebbu wehl), Stadt in der engl. Grafschaft Monmouth, an der Great-Western- und
der London and
[* 15] Northwesternbahn, hat (1891) 17025 Ebeling, Kohlen- und Eisenbergbau.
Ebe, Gustav, Baumeister, geb. zu Halberstadt,
[* 16] studierte auf der Berliner
[* 17] Bau- und Kunstakademie und war 1869-88 mit Julius Venda (geb. zu
Räuden in Ober- schlesien) zu gemeinsamer Thätigkeit verbunden. In der Konkurrenz um den Bau des Wiener Rathauses erhielten
sie den ersten Preis, aber nicht die Aus- führung. In Berlin
[* 18] bauten sie u. a. das Prings- heimscheHaus
(1874; Barockstil mit venet. Details), das Palais von Tiele-Winckler (Renaissancestil), die Villa Kaufmann, ein Privathaus
am Pariser Platz im Barockstil.
Vielfach brachten sie an ihren in den reichsten Formen aufgeführten Bauten die Polychromie
in Anwendung. Ebeling baute 1890 das Concordia-(Apollo-) Theater
[* 19] in Berlin und ver- öffentlichte «Akanthus. Handbuch der
ornamentalen Akanthusformen aller Stilarten» (Lfg. 1, Verl. 1883),
«Die Spätrenaissance. Kunstgeschichte der europ.
Länder von der Mitte des 16. bis zum Ende des 18. Jahrh.» (2 Bde.,
ebd. 1886). Ebel, herm. Wilh., Sprachforscher, geb. zu Berlin, studierte daselbst und in Halle,
[* 20] war als Mitglied
des königl. Seminars für gelehrte Schulen 1846-50 am Köllmschen Gymnasium
in Berlin beschäftigt,wurde dannLehrer an derVeheim- Schwarzbachschen Erziehungsanstalt zu Filehne, 1858 am Gymnasium zu
Schneidemühl,
[* 21] 1872 ord. Professor an der BerlinerUniversität und starb in Misdroy. Ebeling war der Hauptver- treter
der kelt. Philologie in Deutschland.
Seine hervorragendste Leistung ist die neue Ausgabe von Zeuß' «tti-aininNUc».
csitica" (Berl. 1871).
Sonst sind von seinen Arbeiten zu nennen: «1)6 verdi dritaimici tuturo ac coi^unctivo» (Schneidemühl
1866),
«Do ^6U3Ü curi8 p08iti3 in Fraininktica csltica» (ebd. 1869);
zahlreiche Aussätze in Kuhns «Zeitschrist für vergleichende
Sprachforschung» und in Kuhns und Schleichers «Beiträgen zur verglei-
chenden Sprachforschung»;
endlich der altirische Teil der von Schleicyer herausgegebenen «Indogerman. Chrestomathie»
(Weim. 1869). Gbel, Joh. Gottfr., geogr. Schriftsteller,
geb. zu Züllichau in der Neumark, studierte zu Frankfurt
[* 22] a. d. O. Medizin und ließ sich 1792 als praktischer Arzt
in Frankfurt a. M. nieder. Wegen seiner Verbindung mit mchrern Häuptern der Französischen Revolution
in Deutschland ver- dächtig geworden, begab er sich 1796 nach Paris
[* 23] und später nach Zürich.
[* 24] Um 1801 erhielt er das helvet. Bürgerrecht, 1805 das
Züricher Kantonsbürgerrecht.
Doch erst seit 1820 nahm er in Zürich
seinen blei- benden Aufenthalt und starb daselbst Unter
seinen Schriften sind zu nennen: «Anleitung, auf die nützlichste und genußvollste Art die Schweiz
[* 25] zu
bereisen» (Zür. 1793' im Auszuge bearbeitet von Escher, 8. Aufl., ebd. 1842),
Ebel, Joh. Wilh., evang. Prediger, das Haupt der sog.
Königsberger Mucker, geb. zu Passenheim in Ostpreußen,
[* 27] studierte
in Königs- berg, wurde 1806 Pfarrer in Hermsdorf, 1810 Pre- diger und Religionslehrer am Gymnasium Fride- ricianum zu Königsberg,
[* 28] 1816 erster
Prediger der altstädtischen Gemeinde daselbst. In dieser Stel- lung sammelte der seit seiner Studentenzeit in naher Beziehung
zu dem Königsberger Theosophen Ios.
Heinr. Schönherr (geb. 1771 zu Angerburg in Ostpreußen, gest.
gestanden hatte und auch nach einem Vruch mit Schönherr (1819) dessen System huldigte, eine mystisch und pietistisch gerichtete
Verbrüderung um sich, der sich namentlich Glieder
[* 29] der höchsten Adelsfamilien, so die verwit- wete Gräsin Ida von der Groben,
die Grafen Kanitz und Finkenstein mit ihren Gemahlinnen, ferner der Professor Olshausen (s. d.)
und der Pastor Heinr. Diestel (geb. 1785 in Velgard, seit 1827 Prediger
in Königsberg, gest. 1854) anschlössen.
Abenteuer- liche Gerüchte über geheime unter dem Deckmantel der Andacht begangene
geschlechtliche Ausschwei- fungen veranlaßten 1835 eine langwierige Unter- suchung, die 1839 damit endete,
daß Ebeling und Diestel ihres Amtes entsetzt, zur Bekleidung öffentlicher Amter für unfähig erklärt und Ebeling wegen Sekten- stiftung
zur Einsperrung in einer öffentlichen Kor- rektionsanstalt verurteilt wurde.
Das Berliner Kammergericht hingegen entschied 1841 in
Be- rufungsinstanz, daß das Urteil auf einfache Amts- entsctzung zu ermäßigen sei. Ebeling siedelte mit seiner
Freundin Ida von der Groben nach Ludwigsburg
[* 30] in Württemberg
[* 31] über, wo er starb. Neuere aktenmäßige Untersuchungen
haben ergeben, daß jene Beschuldigungen nicht erwiesen und die Verhandlungen in erster Instanz mit großer Vor- eingenommenheit
geführt worden sind. -
Vgl. von Hahnenfeld, Die religiöse Bewegung zu Königs- berg (Braunst).
1858);
Graf Kanitz, Aufklärung nach Aktenquellen über den Königsberger Neli- gionsprozeß (Bafel 1862). Gbeleben, Flecken
im LandratsamtZbezirk Son- dershausen der Unterherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen, 17 kni im SW. von Sondershausen,
[* 32] in der Goldenen Aue, an der Helbe und an der Hohenebra-Ebeleber Eisenbahn (Neben- bahn, 8,7 km), hat (1890) 1579 Ebeling, Post,
Telegraph, Amtsgericht (Landgericht Erfurt),
[* 33] fürstl.
Schloß mit Orangerie und Park, Erziehungsanstalt für ver- wahrloste Kinder
und Zuckerfabrik.
Seit 1859 schrieb Ebeling in Paris für die «Kölner
[* 37] Blätter» (jetzt «Kölnische Volkszeitung») und andere Zeit-
schriften eine «KleineChronik aus Paris», die u.d.T. «Lebende Bilder aus dem modernen Paris» (ano- nym) in Buchform erschien (4
Bde., Köln 1863-66:
¶
Infolge des Ausweisungsdekrets ging er nach Düsseldorf,
[* 39] von da nach Köln und wurde nach dem
Frieden durch den Civilkommissar Kühlwetter nach Metz
[* 40] berufen;
hier bekleidete er bei dem damaligen
Präfekten, spätern sä'chs.
Finanz- minister von Könneritz, einen Vertrauensposten, der sich speciell auf die deutschen
und franz. Preßver- yältnisse in den Ncichslanden bezog.
Von Metz aus leitete Ebenbürtigkeit das in Düsseldorf erscheinende «Deutsche
[* 41] Künstleralbum» (Jahrg. 5-7).
1873 folgte er einem Nufe an die vicekönigl.
Kriegsschule in Kairo,
[* 42] ging
aber 1878 nach den Rheinlanden zurück und lebt seitdem in Köln. Die ägypt. Erlebnisse schilderte
er in den «Bildern aus Kairo» (2 Bde., Stuttg.
1878) und dem «ÄgyptischenTagebuch» (1880- 85). Außerdem veröffentlichte Ebenbürtigkeit u. a. «Die
Wun- der der Pariser Weltausstellung 1807» (Köln 1867), «Kaleidoskop
[* 43] aus den Kriegsjahren 1870-71» (ebd.
1871),
«Fürstin und Professor», interessant durch die Beziehungen des Verfassers zu Heine (ebd. 1880),
«Thürine, eine brctonische
Dorfge- schichte» (Berl. 1872);
Verdienst- voll sind E.s deutsche Bearbeitungen der Re'musat- schen und Durandschen
«NsmoiieL» u. d. T. «Na-
poleon I. und sein Hof»
[* 45] (4 Bde., Köln 1880-87; 3. Aufl.
1888),
woran sich sein selbständiges Werk «Napoleon III. und sein Hof» (3 Bde., ebd. 1891 -93) anschloß, sowie die
deutsche Originalausgabe der «Memoiren des Fürsten Talleyrand» (5 Bde., ebd. 1891-93).
Zur Antistlavereibewegung schrieb
Ebenbürtigkeit die Schrift «Die Sklaverei von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart» (Paderb. 1889). Gbenaceen,
Pflanzcnfamilie aus der Gruppe der Dikotyledonen, Ordnung der Diospyrinen
[* 46] (s. d.), gegen 250 zumeist in den Tropenländern
einheimi- sche Arten umfassend;
nur wenige finden sich im außertropischen Asien
[* 47] und in Nordamerika.
[* 48] Es sind sehr hartholzige
Bäume oder Sträucher.
Mehrere Arten der Gattung I)i08p^i'08 (s.d.) liefern das Ebenholz (s.d.). Ebenalp, Alpweide der Sentisgruppe in den Glarner Alpen
(s. Westalpen) im schweiz. Kanton Appenzell-Innerrhoden, in 1640 in Höhe, 5 km südlich von Appenzell
[* 49] auf einer Terrasse der
Schäf- lerkette, die sich zwischen den Thälern des Weißbachs und des Schwendibachs vorschiebt;
wird von Appen- zell wie
vom Weihbad aus häusig besucht.
Zahlreich ist der Besuch am Schutzengelfeste (Anfang Juli) und am St. Michaelistage (29. Sept.), wenn in der
Felsen- einsiedelei WildNrchli (1499in), einer Grotte der östl. Felswand, Gottesdienst gehalten wird. Gbenbau, Bearbeitung
eines Feldes durch den Wendepflug (s. Pflug)
[* 52] oder durch Karreepflügen (s. d.)
vermittelst des Beetpfluges mit festem Streichbrett, sodaß keine Beete und keine Pflugfurchen entstehen. Ebenbild Gottes, die
religiöse Bezeichnung für die geistig-sittliche Lebensbestimmung des Men- schen. Naäsi
Mos. 1,26. fg.
besteht das Ebenbürtigkeit G. in seiner vernünftigen, ihn zur Beherrschung der un- vernünstigen Kreatur befähigenden Persönlichkeit,
nach
1 Mos. 3,5,22. in der Erkenntnis, die ihm nur auf dem
Wege der Schuld und auf Kosten der ihm zugedachten Unsterblichkeit
zu teil wird, weil die Verbindung beider Eigenschaften die volle Gleich- heit mit Gott herbeigeführt hätte.
In diesem Sinne wird daher das Ebenbürtigkeit G. als auch durch den Sünden- fall nicht verloren betrachtet (1 Mof. 5,3; 9,6; Jak. 3, g;
1 Kor.
11, ?).
Die Vorstellung, daß die Un- sterblichkeit den Göttern vorbehalten ist, während die Menschen
sonst in allen Stücken den Göttern ähnlich werden könnten, findet sich auch bei den alten Griechen. Im NeuenTestament erscheint
zunächst Christus als das Ebenbürtigkeit G., insofern GottesGeist auch das Wesen Christi vor und nach seinem Erdenleben ausmacht, daher
ihm als dem Ewigen und Erlösten die himmlische Lichtherrlichkeit zukommt (2Kor. 4,4), oder sofern er
als der Erstgeborene aller Kreatur die Fülle des göttlichen Wesens in sich befaßt (Kol. 1,15). Als Ebenbürtigkeit G. ist Christus der
Himmelsmensch
(1 Kor. 15,43),. dann das Urbild der Menschen, dem alle Gläubigen durch sittliche Erneuerung und dereinst durch
ihre Verklärung zur himmlischen Lichtherrlich- keit gleichgestaltet werden.
Die kath. Dogmatik hat zwischen
dem Ebcnbilde und der Gottähnlichkeit des Menschen unterschieden und letztere nur als eine über- natürliche und durch den
Sündenfall allein verloren gegangene Zugabe (f. voiium Lupei-aääiwin) be- trachtet.
Die altprot. Dogmatik betrachtete dagegen das Ebenbürtigkeit G. felbst als verloren und daher
die Er- lösung als Wiederherstellung der eigensten Natur des Menschen.
Die neuere prot. Theologie unter- scheidet zwischen
dem Ebenbürtigkeit G. als sittlicher Anlage und erfüllter Lcbensbestimmung und sieht in der Schilde- rung der ursprünglichen Vollkommenheit
der ersten Menschen nur eine ideale Darstellung derjenigen Vollkommenheit, die das Ziel aller sittlichen
Ent- wicklung bilden soll. Ebenbürtigkeit, die Gleichheit des Geburts- standes.
Die mittelalterliche Gesellschafts- und Rechtsordnung
berubte auf der strengen Scheidung der Stände, sodaß Ungleichheit des Standes Un- gleichbeit des Rechts bedeutete.
Hiermit im Zusammen- bang
stand der fernere Nechtssatz, daß der höher Geborene von dem niedriger Geborenen im Gericht nicht überführt werden konnte;
nur ebenbürtige Per- sonen oder Personen höhern Standes waren fähig, über jemand als Richter, Schöffen, Zeugen, EidHelfer
zu fungieren oder ibn zum gerichtlichen Zweikampf herauszufordern.
Endlich war die Ebenbürtigkeit die Voraus- setzung
der Familiengenossenschaft und der Familien- rechte;
zwischen den verschiedenen Ständen konnte keine gültige Ehe geschlossen
werden.
Anfangs waren auf Vtißehen schwere Strafen (Todesstrafe oder Ver- knechtung) gefetzt;
später wurde dies dahin gemil-
dert, daß die unebendürtige Frau nicht den l^tand des Mannes erlangte, die gesetzlichen Ansprüche auf Witwenversorgung
nicht hatte und daß die Kinder erbunfähig waren und der «ärgern Hand»
[* 53] folgten, d. h. den Stand derMutter, nicht des Va- ters,
hatten. Im heutigen Recht hat die Ebenbürtigkeit im allgemeinen ibre Bedeutung verloren, da alle Staatsbürger gleichen Stand und gleiches
Recht haben;
eine Aus- nahme besieht nur hinsichtlich des Thronfolgercchts und des Privatfürstenrechts,
d. h. hinsichtlich der Ehen und der Erbfähigkeit des sog. hohen Adels (s. Adel, Bd. 1, S. I34d).
dem Vürgerstande angehörigen Frau ist als eine Mißheirat (s. d.) anzusehen.
Doch fehlt es nicht an frühern Beispielen des
Gegenteils, namentlich im anhält, und oldenb. Hause. Es entscheiden hier die
Hausgesetze.
Die neuern Hausgesctze bezeugen durch- weg eine Rückkehr zu den strengsten Grundsätzen.
Den außerdeutschen
Regentenhäusern ist das Eben- bürtigkeitsprincip fremd. - Ehen des niedern Adels mit bürgerlichen Frauen
sind als ebenbürtige zu betrachten und gewähren den Abkömmlingen die Standesrechte des Vaters mit Ausnahme der Fähigkeit
zum Eintritt in solche Stiftungen, deren Statut die Mitgliedschaft von dem adligen Stande sowohl der väterlichen als der mütterlichen
Vorfahren (s. Ahnen) abhängig macht. Vgl.Göhrum, Geschichtliche Darstellung der Lehre
[* 55] von der Ebene nach
gemeinem deutschen Rechte (2 Bde., Tüb. 1846);
Zöpfl, ÜberMißheiraten in den regie- renden Fürstenhäusern (Swttg. 1853);
Schulze, Die Dausgesetze der regieren-
den deutschen Fürstenhäuser (3 Bde., Jena
[* 57] 18li2 - 83); Laband, Die Thronfolge im Fürstentum Lippe
[* 58] (Freib.
i. Vr. 1891);
ferner die vielen Schrif- ten über die Ehe des Herzogs von Sussex, den Ven- tinckschen Prozeß, die Ansprüche
der Fürsten von Löwenstein auf Succession in Bayern, die Ebene des herzogl. Hauses Schleswig-Holstein-Sondcrburg- Augustenburg,
endlich der Grasen zur Lippe. Ebene, in der Geographie im Gegensatz zum Gebirge, eine mehr oder minder
ausgedehnte Land- strecke ohne alle oder doch mit nur sehr wenigen Erhöhungen oder Vertiefungen.
Obgleich aber der Charakter
der Ebene die Horizontalität und Ungc- brochenheit der Ob erstach enge staltung ist, so unter- liegt doch
weder die eine «noch die andere streng mathem. Auffassung. Veide werden durch die Natur nur annähernd vertreten, und keine
Ebene behauptet in irgend beträchtlichem Umfange eine völlig hori- zontale und glatte Oberfläche. Der Wechsel zwischen
geringen Eintiefungen und Erhabenheiten in aus- gedehnten Zügen ruft eine wellenförmige Ebene hervor, gleichsam
das Vild einer in leichte Wellen- bewegung versetzten und so plötzlich erstarrten Wasser- stäche. Die
Ebene wird auch als Flachland bezeichnet, selbst dann noch, wenn ein Land durch schwache Senkungen und niedrige Terrainwellen,
durch Fluß- betten, Seebccken oder selbst durch einzelne höhere Berge eine vertikale Gliederung erhält, sobald diese vertikalen
Unterschiede auf ein geringes Maß be- schränkt bleiben. Der bei weitem größte Teil der Erdoberfläche
hat die Gestalt der Ebene; aber man unterscheidet mit Rück- sicht auf dcn vcrschicdcncn Grad dcr absoluten Er- hebung der einzelnen
Ebene über das Niveau des Meers zwischen Tiefebenen (bei beschränktern Raumver- hättnissen bisweilen auch Niederungen
genannt), die im großen und ganzen ihrer Erstrcckung nur wenig über dem Meeresspiegel liegen, und Hoch- ebenen (auch Hochflächen
oder Plateaus), zu denen man um ein Bedeutendes hinaufsteigen muß. Die Tiefebenen bilden das Tiefland im Gegensatz zu dem
Hochland, welches nicht nur die Hoch- ebenen, sondern auch das Gebirgsland begreift. Dieser Gegensatz
ist jedoch nur ein relativer, da sich ein bestimmtes Maß dcr Erhebung nicht an- geben läßt, bei welchcr eine Ebene zu den Tiefebenen
oder zu den Hochebenen zu rechnen ist. Eine vom Meeresrande
allmählich selbst bis zu 300 ui und noch höher aufsteigende
Ebene wird stets als Tiefebene bezeichnet werden tonnen, während man eine schroff, wenn auch nur bis zu 200 m
sich erhebende Ebene zu den Hochebenen (in solchen Fällen insbesondere Platten genannt) rechnet. Die größten Hochebenen
sind in Asien die Wüste Gobi, in Afrika
[* 59] die Sahara, die man früher für ein Tiefland hielt, und die südafrik.
Mulde; in Europa
[* 60] die oberschwäb.-bayr. und die castil. Hoch- ebene; in Nordamerika die Hochebene
von Mexiko
[* 61] und das große Plateau zwischen Sierra Nevada und Fclsengedirge; in Südamerika
[* 62] das von Quito, wel- ches bis 2000 m,
und das des Titicacasecs, welches bis 4000 m emporsteigt. Die Tiefebenen unterscheidet man in peripherische
(Küstenebenen), wenn sie am Rande, und Vinnenebenen, wenn sie im Innern eines Festlandes liegen. Auch sinken sie bis unter
das Mcercsnivcau herab, wie sich dies im kleinen bei den Niederungen Hollands und an den KüstenSchleswigs, am großartigsten
in der aralo- kaspischen Erdsenke zeigt, in welcher der Kaspisee 24 in unter dem Spiegel
[* 63] des SchwarzenMeers
liegt. (S. Depression,
[* 64] geographisch.) Die größten Tief- ebenen sind in Europa die sarmatisch-germanische, die sich von der
Schelde bis an den Ural erstreckt, und die niederungarische an der Donau-Theiß; in Asien die nordasiatisch-sibirische, die
von Turan, Hindustan, Ehina und dasEuphratgebiet; inAmerika die nordamerikanische vom Hudsongcbict bis
ans Eismeer und Alaska, die des Mississippi, Orinoco, Amazonas und die patagonisch-argcntinische Ebene; in Australien
[* 65] die ungemessenen
Räume des Innern. Je nach dcr geognost. Beschaffenheit des Bodens, des Klimas, der Bewässerung, dcr Vegctations- beklcidung
und deren Benutzung weichende Hoch- und Tiefebenen sehr voneinander ab, wenn sie auch beide, gemäß der
Einförmigkeit ihrcr Oberfläche, eine große Gleichheit in den übrigen Naturverhält- nissen darbieten. Große Ebene mit geringer
Bebauung zeigen die Eigentümlichkeiten des Kontinentalklimas (s. d.) am deutlichsten.
Hier treten Wettcrsäulen (1. d.) häufig auf; überhaupt sind sie dcr Entwick- lung von Windströmungen ungünstig. Die äußer-
sten Extreme sind die Wüsten (s. d.), die sich vor- zugsweise
in Afrika und Asien ausdehnen, und die Kulturebenen, welche keinem Erdteile fehlen und dem Hoch- und Tieflande angehören. Dazwischen
liegen die mehr oder weniger kulturfäbigen Heiden Europas, wie die von La Mancha in Spanien,
[* 66] Les Landes in Frankreich, die Lüneburger,
[* 67] die jütländ. Heide, die Pußten Ungarns, die Steppen in Süd- rußland, Westsibirien, Centralasicn und
im Sudan, die Karroo des Kaplandes, die Prairien oder Sa- vannen in Nordamerika, die Llanos und Pampas in Südamerika, die Tundren
in Nordrußland und in Nordsibirien. Die Ebene können wichtige Kultur- stätten sein. In ihrer Mitte liegen oft große
Städte wie Berlin, Paris, Moskau,
[* 68] Madrid
[* 69] und die älte- sten StädteOstindiens. Die histor. Bedeutung der
Ebene wurzelt vornehmlich in ihrer Schrankenlosigkeit, welche nur die weitausgedehnten Ebene besitzen. Sie
schließen damit Ruhe und Schutz aus und wirken durch ihre Gegensatzlosigkcit lange nicht so kultur- günstig wie gegliederte
Bodenformen. Gbene (lat. pllnium), in dcr Geometrie eine Fläche, auf der alle Geraden liegen, die einen
ge- gebenen Punkt enthalten und eine gegebene Gerade ichneiden. Man nimmt als thatsächlich an, daß die
¶
forlaufend
667
Gerade, die zwei beliebige Punkte der Eber enthalt, ganz in die Eber hineinfällt.
Ohne dieses Axiom kann die Geometrie nicht aufgebant
werden;
die versuch- ten Beweise desselben haben Anerkennung nicht ge- funden. Zufolge dieses Axioms kongruieren zwci Eber, wenn
sie eine Gerade und einen außerhalb der- selben liegenden Punkt gemeinsam haben, sodaß durch drei Punkte,
die nicht auf einer Geraden liegen, eine Eber eindeutig bestimmt ist.
Die Eber ist der ein- fachste Naum von zwei Dimensionen.
Ebenenbüschel, das System der durch eine Gerade im Raum zu legenden Ebenen.
Die Eigen- schaften
der Eber lebrt die projektivische Geometrie. Ebcnezer, Missionsstation der Rheinischen Mis- sionsgcsellschaft im Distrikt Clanwilliam
der westl. Kapkolonie, mit 289 Eber (hauptsächlich Hottentotten), am uniern Olifant in einem sehr fruchtbarem Thale, wurde 4. Scpt. 1832 von
der Mission Wurmb an- gelegt und bat ein gutgebautes Missionshaus und eine schöne Kirche. Ebenezer, ein
Ort, ursprünglich wohl ein hei- liger Stein, bci dem Israel zweimal von den Phi- listern geschlagen wurde.
In der zweiten schlackt
verlor es die Lade Gottes an die Philister.
Die spätere Legende verlegt dorthin einen wunderbaren Gebetssicg
Samuels über die Philister, um das Verlangen Israels nach einem König widersinnig erscheinen zu lasfen. Ebenfurth, Stadt
im Gerichtsbezirk Ebreichs- dorf der die Grenze gegen Ungarn
[* 72] bildenden Vc- in Niedcr- östcrrcich, an der Leitha und den Linien
Gutenstein-Eber (48 km) der Österr.
Südbahn
und an der Naab-Ödenburg-Ebenfurthcr Bahn (N9 km), hat (1890) 2196, als Gemeinde 2397 Eber, Post, Tele- graph, Kirche und
altes Schloß;
Baumwollspinncrci, Papierfabrik, Dampfmühle.
Der in der Nähe ent- springende Bach Fischa setzt unter allen
Bächen des Landes die größte Zahl von Fabriken in Bewegung. Ebenholz (vom lat. Lliönn3 ^grch. edsno^,
bez. dem hebr. eden, «Stein»),
Name verschiedener harter und schwererwertvollcrKunsthölzer.
Das echte oder schwarze Eber ist
sehr hart, etwas brüchig und von ticfschwarzcr Farbe;
beim Verbrennen entwickelt cs einen eigentümlichen angenehmen Geruch.
Es ist schwerer als das Wasser.
Ehedem war es als auf- lösendes, schweißtreibendes Mittel ossizincll, gegen-
wärtig gebrauchen cs vorzüglich die Kunsttischler zum Fournieren und zur Herstellung feiner ein- gelegter Arbeiten.
Anßerdem
wird es zu Messer- Heften, Klaviaturen, Thürdrückcrn, Handgriffen für Metallgefäße, Stöcken, Pfeifenröbrcn und zu man-
nigfachen Produkten der Kunstdrechslerei verwandt. Die Bäume, welche das echte Eber liefern, sind Arten der Gattungen Dioz^^i-os
(s. d.) und Nada (s. d.)
aus der Familie der Ebenacecn.
Außerdem giebt man auch andern
schweren Hölzern, welche mehr oder minder schwärzlich, oft auch braun oder anders gefärbt sind und
von sehr verschiedenen Bäumen abstammen, den Namen Eber. Dahin gehört das grün- lichbraunc westindische oder
grüne Eber, von
Vi- FnoinH loucox^ion ^., ferner das ebenfalls hier und da als grünes Eber bezeichnete Holz
[* 76] von Li)H 6d6nu3 Dd, das
jedoch auch als Aspalathholz in den Handel kommt.
Dem Eber nahe verwandt ist das Palisandcr- oder Iacarandaholz
(s. ^acHi-anda).
Ceylon-Ebenholz, Stämme von 4-6 m Länge und 15-40 cm Durchmesser,
ist zäher als Madagaskar-Ebenholz, sonst aber diesem i'ehr ähnlich und steht auch im Preise ziemlich gleich; asrik. oder
Sansibar-Ebenholz bildet Stämme von 30-100 cm Länge und 10-20 cm Durchmesser, ist specifisch leichter und weniger fest, von
geringerm Werte;
Hamburg führte 1891 davon
über 10000 Doppelcentner im Werte von 182.000 M. ein.
Der Durchschnittswert schwankte je nach der Sorte
zwi- schen 12-24 M. für den Doppelcentner. U n cch t es oder k ü n st l i ch e s E. nennt man eines- teils verschiedenartige,
meist einheimische, sehr feste und harte, von Natur hellfarbige Hölzer, die durch geeignete Beizen die Färbung des echten
Eber erhal- ten und vielfach an Stelle des letztcrn, da dieses hoch im Preife stcht, eine bedeutende Sprödigkeit besitzt und
seiner Dichtigkeit wegen sich schwer leimen läßt, zu feinen Tischler- und Drcchslcrarbeiten ver- wendet werden;
auch bezeichnet
man damit gewisse künstliche Produkte. (S. Holz, künstliches.) Ebcnieren, mit Ebenholz auslegen;
Ebenist, Arbeiter in Ebenholz, früher (im Französischen noch jetzt) so- viel wie Kunsttischler.
Ebenist, s. Ebeniercn. Ebenmaß, s. Symmetrie. Ebenfee, Marktflecken im Gerichtvvczirk Ifchl der östcrr.
Vezirtshauptmannschaft
Gmunden, in 425 in Höhe, am Südende des Traunsees, am Einflüsse der Traun in diesen und an der Linie Schärding-
Ischl
[* 77] - Selzthal der Österr.
Staatsbahnen, hat (1890) 1542, als Gemeinde 5928 Eber, Post, Tele- graph, k. k. Salinenverwaltung,
Fachschule für Holz- schnitzerei und Kunsttischlerei, große Ammoniak-, Soda- und Uhrenfabrik, neue Bade- und Inhala- tionsanstalt.
Das Salzsudwerk, seit 1604 bestehend, erzeugte (1888) mit 510 Arbeitern 1973 t Industrie- und 39654 t Sudsalz,
wozu die Sole in hölzernen Röhren
[* 78] von Hallstatt und Ischl zugeführt wird. In dcr Nähe dcr Nindbachstrub und Offensee mit
kaiscrl.Jagdschloß und bedeutendem Hochwildstande.
Eber, s. Schweine.
[* 79] Eber,
Paul, lat. Eberus, prot.
Theolog, geb. zu Kitzingen
[* 80] in Franken, studierte seit 1532 zu Wittcnbcrg
und ward 1536 hier Ma- gister dcr Philosophie, 1544 Professor der lat. Gram- matik, 1557 Professor für das Alte Testament und
Prediger an der Schloßkirche, 1558 Stadtpfarrer und Generalsupcrintcndcnt des Kurfürstentums Sachsen.
[* 81] Er starb Schon
als Stu- dent durch persönliche Freundschaft mit Luther und
¶
mehr
Melanchthon verbunden, stand er letzterm besonders nahe und war nach dessen Tode in den Streitigkeiten der Philippisten und
strengen Lutheraner der bedeutendste Vertreter der Melanchthonschen Richtung, die er namentlich in der Schrift «Unterricht und
Bekenntnis vom heiligen Sakrament des Leibes und Blutes unsers Herrn Jesu Christi» (Wittenb. 1562) verteidigte.
Als sein Hauptwerk betrachtete E. die im Auftrag des Kurfürsten vorgenommene Verbesserung
der lat. Übersetzung des Alten Testaments.
Von den nach seinem Tode herausgegebenen Predigten wurden besonders die Katechismuspredigten
geschätzt.
Ferner schrieb E. in lat. Sprache
[* 83] eine «Geschichte des jüd. Volks seit der Rückkehr aus dem Babylonischen Exil»
(Wittenb. 1548) und dichtete geistliche Lieder. –
1) Amtsbezirk im bad. Kreis
[* 84] Mosbach, hat (1890) 14563 (7094 männl., 7469 weibl.) Eberbach, darunter 4266 Katholiken
und 170 Israeliten, und 26 Gemeinden. – 2) Eberbach am Neckar, Hauptstadt des Amtsbezirks Eberbach im Odenwald, 4 km
westlich vom Katzenbuckel (627 m) und 18 km im NW. von Mosbach, rechts am Neckar, am Fuße des Burghaldenbergs
und an den Linien Heidelberg-Würzburg der Bad.
[* 85] Staatsbahnen und Frankfurt-Eberbach (106,1 km) der Hess. Ludwigsbahn, ist Sitz eines
Bezirksamtes, Amtsgerichts (Landgericht Mosbach) und einer Bezirksforstei und hat (1890) 4927 Eberbach, darunter 1176 Katholiken
und 99 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, evang. und kath. Kirche, höhere Bürgerschule; Eisenhammerwerk, Cigarren-
und Lederfabriken, Roßhaarspinnerei, Reif- und Steinschneiderei, Sägemühlen, Steinbrüche, Schiffbau, Schiffahrt, Holz-
und Weinhandel. (Vgl. Wirth, Geschichte der Stadt Eberbach, Stuttg. 1864.) – 3)
Eberbach, ehemalige reiche und berühmte Cistercienserabtei bei Hattenheim im Rheingaukreis des
preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden.
[* 86]
Erzbischof Adalbert von Mainz
[* 87] errichtete 1116 hier ein Kloster für Regulierte Chorherren des Augustinerordens, hob es jedoch,
da diese bald entarteten, wieder auf. Die Besitzung schenkte er 1131 den Benediktinern auf dem nahen Johannisberg, kaufte
sie jedoch nachher zurück und ließ durch Bernhard von Clairvaux ein neues Kloster nach dessen Regel gründen; 1135 begannen
die eingewanderten Mönche unter dem Abte Ruthard den neuen Klosterbau, 1186 wurde die einfache roman. Kirche eingeweiht, die
später vielen Erzbischöfen, Grafen, z. B. von Katzenelnbogen, und Edeln zur Ruhestätte diente. Viele Denkmäler aus dem 12. bis 18. Jahrh.
sind noch vorhanden, darunter das prächtige gotische mit den Grabsteinen der Mainzer Erzbischöfe Gerlach (gest.
1371) und Adolf Ⅱ. von Nassau (1474). Durch den Bauernkrieg und Dreißigjährigen Krieg verarmte das Kloster; 1803 wurde es
aufgehoben und diente von 1811 ab zunächst als Korrektions- und Irrenhaus, später als Centralgefangenanstalt.
–
Vgl. Bär, Diplomatische Geschichte der Abtei Eberbach (2 Bde., Wiesb. 1851‒58);
Rössel, Urkundenbuch der Abtei Eberbach (2 Bde.,
ebd. 1861‒70);
(Sorbus), Laubholzgattung aus der Familie der Rosaceen (s. d. ) Abteilung der Pomaceen, mit etwa 15 Arten,
die in der nördlichen gemäßigten Zone vorkommen. Die Blüten sind klein, weiß, selten rötlich, in vielblütigen Doldenrispen;
die Blütenachse halbkugelig oder kreiselförmig mit kurzen dreieckigen Kelchzipfeln, welche sich nach der Blütezeit zusammenlegen,
meist mit drei (zwei bis fünf) Stengeln. Die Frucht, ein kleiner, beerenähnlicher Kernapfel, ist weich, mit
zwei bis fünf dünnhäutigen, ein- bis zweisamigen Fächern.
Die Eberesche sind sommergrüne Bäume und Sträucher mit einfachen und zusammengesetzten Blättern. Die Gattung Sorbus wird auch nur
als Unterabteilung der Gattung Pirus betrachtet, von der sie sich namentlich durch kleinere Früchte und dünnhäutige Fruchtfächer
unterscheidet. Man kennt außer mancherlei Varietäten sieben europ. Arten, von denen die gemeine Eberesche (SorbusaucupariaL.), auch Vogelbeere, Quitschbeere genannt, die verbreitetste ist. IhreBlätter sind unpaarig gefiedert, in der Jugend
zottig, später kahl, am Grunde ungleich und ganzrandig, sonst scharf gesägt; die weißen Blüten stehen in großen dichten
Trugdolden.
Die Früchte sind schön scharlachrot, kugelig, erbsengroß. Der Baum erreicht selten eine Höhe von mehr
als 15 m. Er ist fast durch ganz Europa und das ganze nördl. Asien verbreitet, geht mit der Birke hoch nach Norden
[* 89] und steigt
in unsern Gebirgen bis an die Grenze der Baumvegetation, wo er strauchförmig wird. In Waldungen kommt er
häufig eingesprengt, aber nicht bestandbildend vor, wird jedoch forstlich nicht kultiviert, weil er im Hochwald höhere Umtriebe
nicht aushält und als entschiedene Lichtpflanze viel Raum beansprucht.
Dagegen ist er in den jungen Fichtenkulturen des höhern Gebirges, wo er sich von selbst einfindet, als vorübergehende Schutzholzart
gern gesehen. Am Harz, im Erzgebirge, wo Obst nicht mehr gedeiht, ist die gemeine Eberesche als Alleebaum sehr
beliebt. Von Tischlern, Wagnern u. s. w. wird ihr Holz nicht ungern verarbeitet. Das Laub dient als Wild- und
Viehfutter. Die im August bis September reifenden Früchte (Drosselbeeren) benutzt man bisweilen zur Branntwein- und Essigbereitung,
als Wildfutter, mit Salz
[* 90] als Viehfutter; sie sind das beste Lockmittel für den Drosselfang in Dohnen.
Von den Varietäten verdient Erwähnung die aus Spornhau in Mähren
[* 91] stammende süße Eberesche (var.
dulcis) mit süßen genießbaren, etwas größern Früchten. Sie läßt sich nur durch Veredelung fortpflanzen und ist in neuerer
Zeit vielfach verbreitet in Österreich,
[* 92] Ungarn, Deutschland, selbst in Schweden
[* 93] (vgl. Kraetzl, Die süße
Eberesche, Wien 1890). Ein aus dem Safte der Früchte bereitetes Mus (succus s. extractum sorborum) ist als Volksheilmittel bei Diarrhöe
und Blasenleiden bekannt.
[* 82]
Fig. 1 auf TafelLaubhölzer: Waldbäume Ⅵ, zeigt die gemeine Eberesche als Baum, außerdem von dieser Art: 1 eine Blütendolde, 2 eine
Blüte
[* 94] in natürlicher Größe, 3 dieselbe vergrößert, 4 dieselbe im Durchschnitt stark vergrößert, 5 eine Beere in natürlicher
Größe, 6 Längsschnitt, 7 Querschnitt derselben vergrößert.