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317450 M., für Straßensprengung 108131 M., für Tiefbauten 698349 M., Gartenanlagen 108743 M., öffentliche Beleuchtung [* 2] 474028 M., Polizei 462312 M. und für die städtischen Sammlungen und Denkmäler 23754 M. Das Vermögen betrug Ende 1892: 57080926 M., darunter die Gasanstalten und Wasserwerke mit je 9 Mill. M. Zu den Einnahmen tragen außer den direkten Steuern besonders bei die Eingangsabgaben auf Verzehrungsgegenstände (1,4 Mill. M.), die Überschüsse der Gasanstalten (1 Mill. M.) und die Grundstückserträge (875994 M.). Es wurden aufgewendet für Verzinsung und Tilgung von Anleihen 1380869 M. Die Anleiheschulden betrugen (Ende 1892) 28, der Wert des städtischen Grundbesitzes 33 Mill. M. Unter der Verwaltung der Stadt stehen gegen 400 Stiftungen mit einem Vermögen von 22 Mill. M. Neben 153651 einkommensteuerpflichtigen Personen gab es (1893) 2554 steuerfreie mit einem Einkommen unter 300 M. Über 60000 bis zu 1820000 M. Einkommen hatten 178 physische und 51 jurist. Personen. Die direkten Steuern betrugen (1892) 3,064 Proz. der städtischen Einnahmen (ungerechnet die Geschäftszweige Wasserwerke, Sparkasse, Leihamt). Das Gesamteinkommen der Dresdener nach Abzug von 22,227 Mill. M. Schuldzinsen wurde 1893 zu 267,880 Mill. M. eingeschätzt. Hiervon flossen 34,672 Mill. M. aus Grundbesitz, 59,569 aus Renten und Zinsen, 115,485 aus Gehalt und 80,380 aus Handel und Gewerbe.
Behörden. Dresden [* 3] ist Sitz der königl. Regierung sowie der höchsten Landesbehörden, der Kreishauptmannschaft Dresden, der Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, des Oberlandesgerichts für das Königreich Sachsen [* 4] (Landgerichte Bautzen, [* 5] Chemnitz, [* 6] Dresden, Freiberg, [* 7] Leipzig, [* 8] Plauen, [* 9] Zwickau), [* 10] eines Landgerichts mit 14 Amtsgerichten (Altenberg, Döhlen, Dresden, Großenhain, [* 11] Königstein, Lauenstein, Lommatzsch, Meißen, [* 12] Pirna, [* 13] Radeberg, Radeburg, Riesa, [* 14] Schandau, Wilsdruff) und zwei Kammern für Handelssachen, des evang.-luth.
Landeskonsistoriums, des apostolischen Vikariats, je zweier Superintendenturen und Bezirksschulinspektionen, der Zoll- und Steuerdirektion, Generaldirektion der Staatseisenbahnen, zweier Eisenbahnbetriebsoberinspektionen zu Altstadt (344,91 km Bahnlinien) und Neustadt [* 15] (320,70 km), eines Landbauamtes, einer Oberforstmeisterei, einer Straßen- und Wasserbaudirektion, des Landeskulturrats, einer kaiserl. Oberpostdirektion für die Bezirke der Kreishauptmannschaften Dresden und Bautzen mit 444 Postanstalten und 2033,41 km oberirdischen Telegraphenlinien (13850,33 km Leitungen, einschließlich 6921,7 km Stadtfernsprechanlagen), einer Reichsbankstelle, einer Handels- und Gewerbekammer, einer königl. Kommandantur, des Generalkommandos des 12. (königl. sächs.) Armeekorps und der Kommandos der 23. und 32. Division, 45., 46., 63. und 64. Infanterie-, 23. und 32. Kavallerie-, 12. Artilleriebrigade. Durch Gesandtschaften sind vertreten Bayern, [* 16] Großbritannien [* 17] (Geschäftsträger), Österreich-Ungarn, [* 18] Preußen, [* 19] Rußland (Ministerresident).
Unterrichts- und Bildungswesen. Die Technische Hochschule, 1828 als «Technische Bildungsanstalt» gegründet, 1871 in eine Hochschule mit dem Namen «Königl. Polytechnikum» verwandelt, seit Ostern 1890 amtlich «Königl. sächs. Technische Hochschule», zerfällt in die mechanische, Ingenieur-, Hochbau-, chemische und allgemeine Abteilung und hatte (im Sommer 1893) 47 Professoren und Docenten und 409 Studierende, darunter 38 Hörer und 78 Hospitanten. Der Staatszuschuß beträgt 260000 M. Die Tierarzneischule (12 Professoren, 117 Studierende, 1 Hospitant) wurde 1889 zur Hochschule erhoben. An Gymnasien bestehen: Städtisches Gymnasium zum Heiligen Kreuz [* 20] mit Alumneum (Kreuzschule, 1300 zuerst erwähnt, 1539 aus einer kath. Schule in ein evang. Gymnasium verwandelt, Rektor Dr. Stürenburg, 32 Lehrer, 18 Klassen, 585 Schüler, darunter je 32 Alumnen und Kurrendaner);
das Vitzthumsche Gymnasium mit Internat, 1638 durch Testament des Rudolf Vitzthum von Apolda [* 21] gestiftet, seit 1828 öffentliche Lehranstalt (Rektor Dr. Bernhard, 19 Lehrer, 9 Klassen, 207 Schüler, darunter 33 Interne);
das Königl. Gymnasium in der Neustadt, 1874 eröffnet (Rektor Dr. Wohlrab, 40 Lehrer, 20 Klassen, 559 Schüler);
das städtische Wettiner Gymnasium, 1879 gegründet (Rektor Dr. Meltzer, 29 Lehrer, 18 Klassen, 377 Schüler);
ferner bestehen das städtische Realgymnasium in Dresden-Neustadt, Drei-Königschule, zuerst 1465 erwähnt, seit 1851 vollständige Realschule (Rektor Dr. Vogel, 28 Lehrer, 15 Klassen, 467 Schüler);
das städtische Realgymnasium Annenschule, 1579 als Chorschule gestiftet, 1618 Lyceum, 1828 höhere Bürgerschule, 1850 Realschule (Rektor Dr. Örtel, 28 Lehrer, 16 Klassen, 559 Schüler);
Realschule und Progymnasium in Dresden-Friedrichstadt, 1772 gegründet (Direktor Dr. Krumbiegel, 10 Lehrer, 10 Klassen, 157 Schüler);
städtische Realschule in Dresden-Johannstadt, 1890 gegründet (13 Lehrer, 9 Klassen, 298 Schüler);
3 private Real- und Erziehungsanstalten für Knaben (826 Schüler), 3 Mittelschulen für Knaben (294), 2 Schullehrerseminare, eine Turnlehrer- und Turnlehrerinnenbildungsanstalt, ein Lehrerinnenseminar mit höherer Mädchenschule, 15 höhere Mädchenschulen (1749), 3 Mittelschulen für Knaben und Mädchen (798), 1 Volksschule für Knaben (56), 1 staatliche, 26 städtische und 6 sonstige Volksschulen für beide Geschlechter (737 Klassen, 699 Lehrkräfte, 28850 Schulkinder), Taubstummenanstalt (201 Zöglinge), Landesblindenanstalt (110 Zöglinge), königl. Kadettenkorps (200 Kadetten);
ferner giebt es eine Gartenbau- und eine Gewerbeschule, eine Baugewerken- und eine mit einem Gewerbemuseum verbundene Kunstgewerbeschule, eine öffentliche Handelslehranstalt, eine Garnisonschule, Anstalten für Nicht-Vollsinnige und Verwahrloste (36 Zöglinge), für Schwachbefähigte (50), für Verwahrloste (44), sowie zahlreiche Stifts- und Privatinstitute für Knaben und Mädchen, von Vereinen unterhaltene Lehranstalten verschiedener Art, Krippen, Kindergärten, Bewahranstalten, eine große Anzahl von Privatanstalten für Musikunterricht.
Für die Katholiken insbesondere bestehen ein Progymnasium, eine Bürgerschule, 3 Bezirksschulen und das königl. Josephinenstift; für Israeliten die israel. Religionsschule.
Kunstinstitute und Vereine. Obenan steht die seit 1764 eröffnete königl. Akademie der bildenden Künste. Dieselbe zählt unter ihren Mitgliedern und Ehrenmitgliedern viele berühmte Namen, u. a. die Maler Pauwels, Scholtz (Geschichtsfach), Gonne (Genre), Preller und Öhme (Landschaft), die Bildhauer Schilling, Kietz, Diez, Henze, die Architekten Arnold, Giese, Eberhard, den Kupferstecher und Holzschneider Bürkner. Die königl. Hochschule für Musik hat 54 Lehrkräfte und 191 Studierende. Die königl. ¶
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Kapelle, von Kurfürst Friedrich August I. begründet, ward durch Hasse und Naumann zu einem Stütz- und Glanzpunkt der Tonkunst in Deutschland; [* 23] Paër wahrte und Weber mehrte ihren alten Ruhm; darauf folgten die Kapellmeister Reissiger, Krebs, [* 24] Rietz, Wagner, Wüllner und Schuch. Das Hoftheater glänzte früher vorzüglich durch die ital. Oper; erst seit 1817 ward die deutsche Oper eingeführt und im Verlauf von kaum zwei Jahrzehnten zur ausschließlichen Geltung gebracht.
Als Dramaturgen wirkten namentlich Tieck und Gutzkow. Die hervorragendsten Kräfte der Bühne waren Jenny Ney, Mitterwurzer, Schnorr und Tichatschek; Franziska Berg, Marie Bayer, Dawison, Emil Devrient. Neben den beiden Hoftheatern (das große in Altstadt mit 1500 Sitz- und 200 Stehplätzen, das Alberttheater in Neustadt mit 1700 Sitz- und 300 Stehplätzen) besitzt Dresden seit 1872 das Residenztheater in der Cirkusstraße. An Privatvereinen bestehen die Dreißigsche und die (von R. Schumann gestiftete) Dresdener Singakademie, ferner viele Gesangvereine (Orpheus, [* 25] Liedertafel u. s. w.), ein Tonkünstler- und ein Orchesterverein; weiter der 1828 begründete Sächsische Kunstverein, welcher eine dauernde Kunstausstellung unterhält, der Verein für kirchliche Kunst und viele inmitten der Künstler selbst bestehende Genossenschaften.
Der Pflege der Wissenschaften sind gewidmet: der Sächsische Altertumsverein, der Verein für die Geschichte Dresdens, die Isis [* 26] (naturwissenschaftliche Gesellschaft), der Verein für Erdkunde, [* 27] die Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, Litterarischer Verein, Deutscher Sprachverein, der Pädagogische Verein u. s. w. Für Förderung der gewerblichen Interessen sind unter anderm thätig: die Flora und der Gärtnerverein, die Europäische Modenakademie, der Gewerbeverein und der Kunstgewerbeverein.
In Dresden erscheinen 12 tägliche Zeitungen und Anzeiger, darunter der «Dresdner Anzeiger» (Amtsblatt der Behörden),
die «Dresdner Nachrichten», mit Sonnabendswitzblatt (das verbreitetste, auch außerhalb am meisten gelesene Blatt), [* 28]
das königl. «Dresdner Journal», die «Dresdner Zeitung», die socialdemokratische «Sächsische Arbeiterzeitung» und 65 wöchentliche oder monatlich ein- oder mehrmals erscheinende, darunter «Fürs Haus» und «The Stranger’s Guide».
Das rege geistige Leben wird durch weltberühmte Sammlungen für Wissenschaft und Kunst, durch treffliche Lehranstalten aller Art sowie zahlreiche gelehrte Gesellschaften und Vereine für künstlerische und gemeinnützige Interessen gefördert. Die großen Sammlungen für Wissenschaft und Kunst dankt es größtenteils den beiden Kurfürsten Friedrich August I. und II. (1693-1763), welche mit einem ungeheuern Kostenaufwande Kunstschätze jeder Art für ihre Residenz erwarben. Als die wichtigsten derselben sind hervorzuheben: Die königl. öffentliche Bibliothek im Japanischen Palais, unter Kurfürst August (gest. 1586) gegründet, mit 3-400000 Bänden, 182000 Dissertationen, 20000 Landkarten, [* 29] 3000 Handschriften, 2000 Inkunabeln, ausgezeichnet durch viele Seltenheiten.
Hauptbestandteile sind die Bibliotheken des Grafen Bünau, welche 1764, und die des Ministers Brühl, welche 1768 angekauft wurde. Bedeutend ist auch die obenerwähnte Sekundogenitur-Bibliothek, durch die Kurfürstin Marie Antonie Walpurgis gestiftet, jetzt dem Prinzen Georg gehörig; ferner die Stadtbibliothek, die Bibliothek der Technischen Hochschule und die der vormaligen Chirurgisch-Medizinischen Akademie (15000 Bde.). Das Münzkabinett (im königl. Schloß), bereits unter Johann Georg II. angelegt, besonders unter König Friedrich August I. durch einzelne Seltenheiten und ganze Sammlungen (z. B. Madais Groschenkabinett, Baumgartens Dukatenkabinett, Aubers Sammlung sächs. Münzen, [* 30] Reineckes und Birkhahns Sammlung mittelalterlicher Münzen) bereichert, ist von größter Bedeutung für die sächs. Münzkunde.
Die Antikensammlung enthält außer einigen Denkmälern des ältesten griech. Kunststils (Kandelaberbasis von pentelischem Marmor) mehrere treffliche Bildwerke.
Vgl. Hettner, Die Bildwerke der königl. Antikensammlung zu D. (4. Aufl., Dresd. 1881).
Die königl. Porzellan- und Gefäßsammlung seit im «Museum Johanneum», einem Ende des 16. Jahrh. aufgeführten, 1745 umgebauten alten (bis 1855) Galeriegebäude am Neumarkt, enthält mehr als 15000 chronologisch geordnete, für den Technologen und Kunstfreund merkwürdige Stücke von chines., japan., ostind., franz. und meißnischem Porzellan. Eine Reihenfolge des letztern zeigt die Fortschritte der Königlich [* 31] Sächsischen Porzellan-Manufaktur zu Meißen (s. d.).
Die Gemäldegalerie (im Museum; Direktor: Karl Woermann), wesentlich eine Schöpfung Augusts III. (1733-63), ist eine der bedeutendsten Kunstsammlungen. Sie enthält ungefähr 2500 Bilder und ist reich an ausgezeichneten Werken der Italienischen und Niederländischen Schule; die 100 Bilder aus dem Besitze des Herzogs Franz von Este (1745 erworben) sind überwiegend Meisterwerke ersten Ranges. Aus der Italienischen Schule sind hervorzuheben die Werke von Raffael (Sixtinische Madonna; s. die Tafel beim Artikel Raffael), Correggio (Die heilige Nacht, s. Tafel: Italienische Kunst VII, [* 22] Fig. 9), Tizian (Zinsgroschen: s. die Tafel beim Artikel Tizian), Palma Vecchio (Ruhende Venus, Die drei Schwestern), Andrea del Sarto (Abrahams Opfer), Paolo Veronese (Findung des Moses, s. Tafel: Italienische Kunst VII, [* 22] Fig. 8, Hochzeit zu Cana, Kreuztragung Christi), Giulio Romano (Heilige Familie), Guido Reni (Christus mit der Dornenkrone), Caravaggio (Die Kartenspieler), Battoni (Büßende Magdalena).
Aus der Niederländischen Schule die Werke von Rubens (Wildschweinsjagd, Neptun die Wogen beschwichtigend), van Dyck (Die drei Kinder Karls I.), Rembrandt (Raub des Ganymed, Opfer Manoahs, Doppelbildnis des Künstlers und seiner Gattin), Ruisdael (Das Kloster, Judenkirchhof), A. van der Werff (Verstoßung der Hagar), Snyders, Brueghel, Wouwerman, Dou, Teniers, Ostade, Potter, Hondeloeter, Metsu. A. van de Velde. Unter den Werken deutscher Meister ist hervorzuheben H. Holbeins des Jüngern Madonna (s. die Tafel beim Artikel Holbein) [* 32] sowie das Bildnis des Morette, ferner Dürers Christus am Kreuz (s. die Tafel beim Artikel Dürer).
Aus der Französischen Schule sind mehrere Bilder von N. Poussin und die Landschaften Claude Lorrains (s. die Tafel beim Artikel Claude Lorrain) hervorzuheben. Besondere Abteilungen bilden die Ansichten von Dresden und andern sächs. Gegenden von Canaletto sowie 185 Pastellgemälde. Auch sind der Galerie, als schätzbar für die Kunstgeschichte, sechs nach Raffaels Zeichnungen in Wolle gewirkte Teppiche eingefügt. (Vgl. Hübner, Verzeichnis der Dresdener Galerie, Dresd. 1856; 5. Aufl. 1880; K. Woermann, ¶
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Katalog der königl. Gemäldegalerie zu D., große und kleine Ausg., ebd. 1887.) Ebenfalls im Museum befinden sich die Sammlung der Kupferstiche und Handzeichnungen, mehr als 350000 Blätter, darunter die seltensten Stiche und Handzeichnungen der größten Meister der Italienischen, Niederländischen, Französischen, Englischen und Deutschen Schule umfassend und in 12 nach histor.-künstlerischen Gesichtspunkten geordnete Klassen eingeteilt. Die Sammlung der Gipsabgüsse, hauptsächlich gebildet aus den von Raphael Mengs in Italien [* 34] gemachten und 1782 von ihm an die sächs. Regierung verkauften Abgüssen antiker Bildwerke und aus den Abgüssen der Elgin Marbles (s. d.) im Britischen Museum, ist jetzt mit dem Rietschelmuseum und dem Antikenkabinett zu einem großartigen Skulpturenmuseum im Albertinum (Direktor Professor Treu) vereinigt. (Vgl. Hettner, Das königl. Museum der Gipsabgüsse zu D., 4. Aufl., Dresd. 1881.) Das Grüne Gewölbe (im königl. Schloß), ein reicher Schatz von Edelsteinen, Perlen und Kunstarbeiten in Gold, [* 35] namentlich deutsche aus dem 16. und 17. Jahrh., Silber, Krystall, Elfenbein (vorzugsweise aus der Zeit der Spätrenaissance und des Rokoko), seit 1832 durch einen Teil der vormaligen Kunstkammer vermehrt. (Vgl. Erbstein, Das königl. Grüne Gewölbe zu D., Dresd. 1884; Das Grüne Gewölbe zu D., photogr. Prachtwerk mit Erläuterungen von Gräße, Berl. 1876 u. 1877.) Die Gewehrgalerie (im Museum Johanneum), 2080 Stück seltener und ausgezeichneter Gewehre und Waffen. [* 36]
Das Historische Museum (im Museum Johanneum) enthält viele künstlerisch oder geschichtlich bemerkenswerte Waffen, Rüstungen, Hausgerät, Kleidungsstücke, zahlreiche vortreffliche Arbeiten der ital. und deutschen Renaissance, die reichste derartige Sammlung im Deutschen Reiche, außerdem befinden sich hier Schnorrs Kartons zu den Freskogemälden aus der Geschichte Karls d. Gr., Kaiser Friedrichs I. und des deutschen Königs Rudolf I. im Münchener Festsaalbau.
Das 1892 begründete Stadtmuseum in der Kreuzstraße dient der Geschichte D.s, das Körnermuseum in der Körnerstraße enthält Erinnerungen an Th. Körner und die Befreiungskriege. Das Zoologische, früher Naturhistorische Museum (im Zwinger), dessen frühere Schätze fast gänzlich ein Raub der Flammen wurden, ist seitdem wieder zu solcher Bedeutung gelangt, daß es den ersten derartigen Museen Deutschlands [* 37] gleicht. Als besondere Sammlungen bestehen weiter das Mineralogische Museum (ebenfalls im Zwinger); der Physikalisch-Mathematische Salon (ebenfalls im Zwinger), der eine vollständige Sammlung ausgezeichneter mathem. und physik. Instrumente, Apparate und Modelle enthält. Schließlich verdient noch das Sächsische Kunstgewerbemuseum in der ehemaligen Polytechnischen Schule am Antonsplatz Erwähnung, das vorzugsweise in Gegenständen deutscher Renaissance gut versehen und dessen reichste Abteilung der Textilindustrie gewidmet ist.
Wohlthätigkeitsanstalten. Unter der großen Zahl sind besonders hervorzuheben: das Stadtkrankenhaus (Friedrichstadt) mit 927 Betten (die Errichtung eines zweiten ist geplant), die Diakonissenanstalt mit Krankenhaus, [* 38] das Carolahaus (Krankenhaus und Krankenpflegerinnen-Bildungsanstalt des Albertvereins), das kath. Krankenstift, die Kinderheilanstalt (Krankenhaus), das königl. Entbindungsinstitut; ferner an Altersversorgungsanstalten das Vereinigte Frauenhospital, die Hohenthalsche Versorgungsanstalt, das Bürgerhospital und das Dienstbotenheim; ferner das Stadtwaisenhaus, die Kinderpfleg- und Bewahranstalten, das Findelhaus, das Versorgungshaus (früher Armenhaus), die Genesungsanstalt «Fiedlerhaus», das Irren- und Siechenhaus, die städtische Arbeitsanstalt, das Asyl für obdachlose Frauen, das Asyl für obdachlose Männer, das Asyl für erwachsene taubstumme Mädchen, das kath. Gesellenhaus und besonders noch die königl. Landesblindenanstalt und die Taubstummenanstalt.
Hierzu kommen die Kinderbesserungsanstalt, das Pestalozzistift und zahlreiche andere städtische oder auf Stiftungen beruhende Wohlthätigkeits- und Versorgungsanstalten. Die Stadt hat eine Sparkasse mit Zweigstellen, zwei Leihhäuser und über 100 Kranken- und Hilfskassen. Der Gemeinnützige Verein veranstaltet öffentliche, unentgeltliche Vorträge, unterhält zehn Volksbibliotheken, Ferienkolonien u. s. w.; ähnliche Zwecke verfolgt der Verein «Volkswohl». Die Gehestiftung, durch den verstorbenen Kaufmann Gehe mit 2 Mill. M. dotiert, unterhält eine staatswissenschaftliche Bibliothek mit Lesezimmer und veranstaltet staatswissenschaftliche Vorträge und Lehrkurse unentgeltlich. Freimaurerlogen sind 1) die Loge Zu den drei Schwertern und Asträa zur grünenden Raute, 2) Zum goldenen Apfel, 3) Zu den ehernen Säulen, [* 39] 4) Zum goldenen Kreuz.
Industrie und Handel. Zu den wichtigsten Zweigen gewerblicher Thätigkeit in Dresden und Vororten gehören die Fabrikation von Maschinen (besonders Müllerei- und Nähmaschinen), [* 40] Klavieren (Rönisch), Fahrrädern (Seidel & Naumann), Wasserfahrzeugen (drei Werften), Eisenguß, Blechwaren (Vereinigte Eschebachsche Werke), Beleuchtungsartikeln, Gold- und Silberarbeiten, Blattgold, Steingut (Villeroy & Boch), Hohlglas (Siemens), pharmaceutischen Chemikalien (Gehe & Co.), Tinte, Lack und Firniß und Seife, die Getreidemüllerei (Bienert), die Herstellung von Zuckerwaren und Schokolade, Bier (Felsenkeller, Feld- und Waldschlößchen, Hofbräuhaus, Plauenscher Lagerkeller), Malz, Konserven, Mineralwasser (Dr. Struve), Cigarren und Cigaretten, Kammgarn, Tapisseriewaren, Konfektionswaren, Leder (Bierling), Militäreffekten (Thiele), Gummiwaren, Möbeln, Korbwaren, Strohhüten, künstlichen Blumen, Strohstoff, Papier, Kartonnagen (Neumann & Co.) und Cotillonsachen (Gelbke & Benediktus), photographischen Papieren und Öldrucken.
Bedeutend sind Kunst- und Handelsgärtnerei und Photographie. Der litterar.-artistische Verkehr wird durch 87 Buchhandlungen und Verlagsexpeditionen, 30 Kunst-, 33 Musikalienhandlungen, 25 Antiquariate und etwa 106 Buch- und Steindruckereien unterhalten. Anfang 1892 bestanden 431 feststehende Dampfkessel, [* 41] 375 feststehende Dampfmaschinen [* 42] mit 5150 durchschnittlich ausgeübten Pferdestärken sowie 760 Fabrikanlagen mit 27824 (8129 weiblichen) Arbeitern.
In Dresden haben ihren Sitz die Invaliditäts- und Altersversicherungsanstalt für das Königreich Sachsen, Land- und Forstwirtschaftliche Berufsgenossenschaft für das Königreich Sachsen, Sächsische Holz-Berufsgenossenschaft, Sächsische Baugewerks-Berufsgenossenschaft und ihre 1. Sektion, 7. Sektion der Knappschafts-, 7. Sektion der Steinbruchs-, 2. Sektion der Glas-, 4. Sektion der Töpferei-, 6. Sektion der Ziegelei-, 2. Sektion der Lederindustrie-, 17. ¶
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Sektion der Müllerei-, 9. Sektion der Brennerei-, 29. Sektion der Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft, die 3. Sektion der Berufsgenossenschaft der Feinmechanik und die 4. Sektion der Berufsgenossenschaft der Gas- und Wasserwerke.
Der Handel erstreckt sich auf Kolonialwaren, Wein, Obst, Vieh, Getreide, [* 45] Kohlen, Metalle, Papier, Holz, [* 46] Steine, Droguen und Strohgeflechte, steht aber trotz der günstigen Lage hinter dem anderer gleich großer Städte zurück. Dem Bankwesen dient die Börse, dem umfangreichen Getreide- und Produktenhandel die Produkten- und Handelsbörse, dem Kleinverkehr vier Kram-, vier Roß- und Viehmärkte, ein Woll- und ein Sämereimarkt. Dresden hat eine Handels- und Gewerbekammer für die Kreishauptmannschaft Dresden und die Amtshauptmannschaften Grimma [* 47] und Oschatz [* 48] sowie Konsulate für Argentinien, Bayern, Brasilien, [* 49] Chile, [* 50] Columbia, [* 51] Dänemark, [* 52] die Dominikanische Republik, Griechenland, [* 53] Guatemala, [* 54] Hawaii, Italien, Nicaragua, [* 55] die Niederlande, [* 56] Paraguay, Persien, [* 57] Peru [* 58] und Bolivia, Portugal, [* 59] Salvador, [* 60] Schweden [* 61] und Norwegen, Spanien, die Türkei [* 62] und die Vereinigten Staaten. [* 63] In die Sparkasse zahlten (1892) 232930 Personen 14,712 Mill. M. ein, und 150676 Personen hoben 12,765 Mill. M. ab. Dresden ist Sitz der königl. Sächsischen Altersrentenbank, der königl. Sächsischen Landrentenbank und der königl. Sächsischen Landeskulturrentenbank und hat mehrere große Banken, darunter die Sächsische Bank und die Dresdner Bank (s. d.) sowie andere zahlreiche Bankgeschäfte, Spar-, Vorschuß- und Kreditvereine. Für die Elbschiffahrt bestehen die Sächsisch-Böhmische Dampfschiffahrtsgesellschaft, die Deutsche [* 64] Elbschiffahrtsgesellschaft «Kette», die Dampfschiffahrtsgesellschaft «Vereinigte Elb- und Saale-Schiffer» und die Österreichische Nordwest-Dampfschiffahrtsgesellschaft.
Verkehrswesen. Dresden hat vier Bahnhöfe [* 65] und liegt an den Linien Elsterwerda-Dresden (54,5 km, Berliner [* 66] und Böhmischer Bahnhof), Röderau-Dresden (50,6 km, Leipziger und Böhmischer Bahnhof), Görlitz-Dresden (102,2 km, Schlesischer und Böhmischer Bahnhof), Leipzig-Riesa-Dresden-Bodenbach (180,8 km, Leipziger und Böhmischer Bahnhof), Leipzig-Döbeln-Dresden (132,5 km, Leipziger und Böhmischer Bahnhof), Dresden-Chemnitz-Reichenbach (151,2 km, Schlesischer und Böhmischer Bahnhof) der Sächs.
Staatsbahnen. [* 67] Der Gesamtpersonenverkehr auf sämtlichen Bahnhöfen betrug (1892) 9087836 Personen. Außerordentlich stark entwickelt ist der Vorortsverkehr (nach und von Potschappel, Radebeul, Kötzschenbroda und Niedersedlitz 1891 allein mehr als 2 Mill. Personen), an Sommersonntagen müssen zuweilen über 50 Sonderzüge eingelegt werden. Der Güterverkehr (ohne Transit) betrug (1892) 2116084 t. Allein an Kohlen gingen 553797 t mit der Eisenbahn und 63423 t auf der Elbe ein.
Die Bahnhöfe in Dresden-Neustadt, die Verbindung derselben mit dem Böhmischen Bahnhof sowie der Berliner Bahnhof sind (1894) in einem Um- bez. Neubau (53 Mill. M.) begriffen (auf dem Stadtplan in grünem Überdruck angegeben), wobei die kreuzenden Straßen unterführt und vier für Güter- und Personenverkehr völlig gesonderte Gleise gebaut werden. Die an beiden Elbufern befindlichen Auslade- und Hafenanlagen sind mit Anschlußgleisen versehen. Gleichzeitig mit den Bahnhofsumbauten wird im Westen der Stadt, im großen Ostragehege zwischen den äußern Friedhöfen der Friedrichstadt und der Hauptallee nach Übigau, ein großer Verkehrs- und Winterhafen (1265 m lang, bis 150 m breit, 7 Mill. M.) angelegt, der für Handel und Schifffahrt der Stadt von großer Bedeutung sein wird. Dieser Hafen ist 144000 qm groß, liegt mit seiner Sohle 99,3 m über der Ostsee und soll 240 größern Elbfahrzeugen Unterkunft bieten.
Die Pferdebahn (The Tramway’s Company of Germany, seit 1872, jetzt Dresdener Straßenbahn) hatte (1892) 36,07 km Geleise, 135 Wagen, 877 Pferde [* 68] und beförderte 18,4 Mill. Personen, die sich auf zehn Linien verteilen: Böhmischer Bahnhof-Blasewitz-Loschwitz, Böhmischer Bahnhof-Tannenstraße-Arsenal, Postplatz-Plauen, Postplatz-Alberttheater-Waldschlößchen, Postplatz-Löbtau-Wölfnitz, Postplatz-Pieschen, Georgsplatz-Schlesischer Bahnhof, Schäferstraße-Altmarkt-Striesen, Reichsstraße-Albertbrücke-Alaunplatz, Albertplatz-Neumarkt-Zoologischer Garten-Strehlen und seit 1893 Blasewitz-Laubegast mit elektrischem Betrieb.
Das Straßenbahnnetz ist seit 1890 durch die Deutsche Straßenbahngesellschaft (1892: 24,6 km Geleise, 80 Wagen, 399 Pferde, 5,9 Mill. beförderte Personen) um folgende Linien erweitert worden: Friedrichstraße-Striesen-Blasewitz, Theaterplatz-Schnorrstraße, Neustädter Bahnhöfe-Bergkeller, Böhmischer Bahnhof-Forststraße, Albertplatz-Wilder Mann-St. Pauli-Friedhof und seit 1893 Schloßplatz-Blasewitz-Loschwitz mit elektrischem Betrieb. Ferner bestehen folgende Omnibuslinien: Waldschlößchen-Weißer Hirsch, [* 69] Cotta-Brießnitz-Leutewitz-Schusterhaus-Dresden (Schäferstraße), Dresden (Arsenal)-Klotzsche, Dresden (Hotel Reichspost)-Plauen-Gittersee sowie 75 Droschken erster und 471 zweiter Klasse.
Post und Telegraph. [* 70] Dresden hat (1893) 19 Postämter erster Klasse mit Telegraphenbetrieb, ein kaiserl. Telegraphen- und ein Stadtfernsprechamt sowie 228 Briefkästen; außerdem bestehen Postämter in Blasewitz, Löbtau, Pieschen, Plauen. Die Zahl der eingegangenen Briefe, Postkarten, Drucksachen und Warenproben betrug (1893) 30 Mill., Pakete ohne Wertangabe 1686388, Briefe und Pakete mit Wertangabe 206918 Stück, Postnachnahmesendungen und Aufträge 169479 Stück (6823620 M.); auf Postanweisungen wurden ausgezahlt 95,4 Mill. M., eingezahlt 59,8 Mill. M.; die Zahl der aufgegebenen Briefe, Postkarten u. s. w. 33767214, der Briefe und Pakete mit Wertangabe 206918, Pakete ohne Wertangabe 2206800 Stück. Der Telegrammverkehr umfaßte 391652 Stück im Eingang und 367497 im Ausgang. Die Fernsprecheinrichtung hatte (1893) 3057 Stadtfernsprechstellen, bei denen 15830665 Gespräche stattfanden. Ferner hat Dresden Fernsprechverbindung mit Berlin, [* 71] Leipzig, Chemnitz und einer großen Anzahl anderer sächs. Städte.
Der Schiffsverkehr auf der Elbe stellte sich auf den beiden in Dresden endenden Linien (1891) auf 2782992 Personen. Dampferverbindunaen bestehen elbaufwärts mit Loschwitz, Blasewitz, Pillnitz, Pirna, Wehlen, Rathen, Königstein, Schandau, Herrnskretschen, Tetschen, Aussig und Leitmeritz, elbabwärts mit Meißen, Riesa und Mühlberg. Im Bergverkehr der Elbe betrug (1892) die Summe der in Dresden aus- und eingeladenen Güter 243270, im Thalverkehr 275121, zusammen 518391 t, einschließlich der Flöße. Der Güterverkehr auf der Elbe in Dresden ohne den Durchgangsverkehr verhielt sich (1891) zu dem entsprechenden Verkehr der Eisenbahnen wie 21,6:78,4. Auf Elbe und Eisenbahnen zusammen betrugen die angekommenen und abgegangenen Güter 2804313 t. Mit dem Schiff [* 72] ¶
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werden meist Massengüter und zwar von der Unterelbe ankommend (237745 t), namentlich Düngemittel, Baumwolle, [* 74] Eisen, [* 75] Erde, Weizen, Roggen, Farbhölzer, Soda, Salpeter, Ölsaat, Heringe, Reis, Kaffee, Zucker, [* 76] Fette, Petroleum, Teer und Steine, von der Oberelbe ankommend (147463 t) fast nur Sandsteine, Kohlen und Holz, nach der Oberelbe abgehend (6525 t) verschiedene Gegenstände und nach der Unterelbe abgehend (127658 t) hauptsächlich Zucker, Glas, [* 77] Maschinen, Mehl, [* 78] Steinkohlen und Steine befördert.
In Dresden sind folgende berühmte Männer geboren: die Generale Friedrich und Ernst von Aster, Oberst Karl von Aster, Friedr. Graf von Beust, Orientalist Joh. Gottlob Carpzov, Mineralog Charpentier, Schriftsteller Engelhardt (Richard Roos), Friedr. Wilh. von Erdmannsdorf, Dichter Jul. Hammer, [* 79] Theod. Körner, Forschungsreisender Heinr. von Maltzan, Feldmarschall von Manteuffel, Mineralog Naumann, Mediziner M. E. A. Naumann, Jugendschriftsteller Gustav Nieritz, Geograph Oskar Peschel, Architekt Pöppelmann, Maler Ludw. Richter, I. H. K. ^[Ignaz Heinrich Karl] von Wessenberg, Graf von Zinzendorf.
Vergnügungsorte und Umgebung (s. Plan: Dresden und weitere Umgebung). Der Große Garten, [* 80] zu welchem von der Bürgerwiese aus anmutige, nach Lennés Entwurf ausgeführte Parkanlagen führen, enthält treffliche Marmorgruppen und das in dem 1679 erbauten königl. Palais aufbewahrte Museum des Altertumsvereins; ferner den 1860 auf Aktien gegründeten sehenswürdigen Zoologischen und den neuen Botanischen Garten. Ferner sind zu nennen der Vorort Strehlen [* 81] mit Villa des Königs Albert, das Dorf Räcknitz mit Moreaus Denkmal, der Plauensche Grund mit der Felsenkellerbierbrauerei, die mit prächtigen Villen übersäten Anhöhen elbaufwärts über die Albrechtsschlösser und Loschwitz bis Pillnitz, das Dorf Blasewitz (s. d.), die Dresdener Heide, in der ein Volkspark angelegt werden soll, und elbabwärts die Lößnitz; von den entferntern: die Goldne Höhe, Tharandt, Pillnitz mit dem eine weite Fernsicht bietenden Porsberg, Wesenstein im Müglitzthale, das Jagdschloß Moritzburg mit Landgestüt.
Geschichte. Dresden (Dręždžane, d. h. die Waldleute) entstand als slaw. Fischerdorf um die Frauenkirche zwischen der Elbe, einer Kette kleiner Seen und dem ausgedehnten Walde. Daneben erwuchs im Anschluß an den Elbübergang eine deutsche Stadtanlage, die zuerst 1206 erwähnt und 1216 als civitas bezeichnet wird. Sie war von Anfang an in den Händen der Markgrafen von Meißen, die sich früh auch ein festes Schloß hier bauten, aber Lehn des Bistums Meißen und wurde zuerst von Heinrich dem Erlauchten häufig als Residenz benutzt, unter dem auch die erste steinerne Elbbrücke erbaut wurde und Dresden Stadtrecht erhielt.
Die Verwaltung führte anfangs ein landesherrlicher Schultheiß (villicus) mit «Geschworenen» (Schöffen) aus der Bürgerschaft; seit 1292 wird zuerst ein Bürgermeister genannt, dem ein aus dem verstärkten Schöffenkolleg bestehender und durch die Ratsordnung von 1470 gebildeter Rat zur Seite trat, bis endlich die Stadt ihre volle Selbstverwaltung (bald nachher auch die Obergerichtsbarkeit, zunächst pachtweise, 1484) erlangte. Zünfte bildeten sich in größerer Zahl erst im 15. Jahrh., und Dresden blieb im ganzen Mittelalter ein unbedeutender, armer Ort, der 1489 mit den Vorstädten, doch ohne das damals noch selbständige Städtchen Alt-Dresden rechts der Elbe, etwa 5000 E. zählte, obwohl er seit 1234 ein vielbesuchter Wallfahrtsort war (durch die Kreuzkirche) und ein Franziskanerkloster besaß. Erst seit die Stadt 1485 die gewöhnliche Residenz der Albertinischen Landesherren geworden war, begann sie aufzublühen. Am 15. und brannte die Stadt größtenteils ab.
Georg der Bärtige ließ Dresden neu befestigen und baute das Schloß im Renaissancestil um, Moritz verstärkte und erweiterte die Werke und vereinigte 1550 Alt- und Neu-Dresden zu einer Gemeinde. Die Einführung der Reformation erfolgte 1539 durch Heinrich den Frommen. Unter dem Dreißigjährigen Kriege hatte Dresden weniger zu leiden als andere Städte, und die Lücken seiner Bevölkerung [* 82] füllten sich ziemlich rasch durch Aufnahme zahlreicher böhm. Auswanderer, die seit 1650 eine Gemeinde bildeten und den Anbau «auf dem Sande» rechts der Elbe begannen (Antonstadt).
Eine Periode glänzender Bauten begann mit Johann Georg II. Unter den beiden Augusten, die zugleich die poln. Krone trugen, wurde Dresden auf mehrere Jahrzehnte nicht nur der Sitz eines der prunkvollsten, leichtfertigsten und geschmackvollsten Höfe von Europa, [* 83] sondern auch eine Stätte mannigfaltiger und glänzender Kunstübung im Barock- und Rokokostil. Ganz neu baute der Kurfürst Friedrich August I. nach dem großen Brande von 1685 Alt-Dresden als «Neustadt» wieder auf (1732), mit neuen breiten Straßen, großen Kasernen, einer mächtigen Kirche und seinem in Kupfer [* 84] getriebenen Reiterstandbilde; den Vorort Neustadt-Ostra im Westen erweiterte er zur Friedrichstadt (1730). Unter Friedrich August II. wurde die Frauenkirche vollendet und die kath. Hofkirche erbaut.
Daneben erhoben sich zahlreiche schmuckvolle Adelspaläste. Zugleich entstanden die Kunstsammlungen und vor allem die Gemäldegalerie. Diese Blüte [* 85] störten die Schlesischen Kriege wenig; nur am Ende des zweiten wurde Dresden nach der Schlacht bei Kesselsdorf von preuß. Truppen besetzt und hier 25. Dez. der Friede geschlossen; erst der Siebenjährige Krieg machte dem Glanze ein Ende. Nachdem Dresden den preuß. Truppen übergeben worden war, wurde es von diesen nach hartnäckiger Verteidigung, bei der die Pirnaische und Wilsdruffer Vorstadt in Flammen aufgingen, auf Friedrichs d. Gr. Befehl unter dem Eindruck der Niederlage von Kunersdorf [* 86] den Reichstruppen und Österreichern überliefert. 1760 versuchte Friedrich die Festung [* 87] durch eine furchtbare Beschießung seit dem 14. Juli, die unter andern die Kreuzkirche und über 400 Häuser zerstörte, vergeblich zur Ergebung zu zwingen.
In der langen Friedenszeit unter Friedrich August III. erholte sich Dresden seit 1763 rasch. Die zerstörten Stadtteile und Gebäude wurden wieder aufgebaut, die Einwohnerzahl stieg schnell. Schwere Zeiten kamen wieder mit den Napoleonischen Kriegen über die Stadt. Im Juni 1809 wurde sie von dem Korps des Herzogs von Braunschweig [* 88] und den Österreichern besetzt, im Mai 1812 war sie der Schauplatz unaufhörlicher Truppenmärsche und glänzender Festlichkeiten zu Ehren Napoleons. Als dann zu Anfang 1813 die Franzosen zunächst vor den Verbündeten zurückwichen, ließ Marschall Davout, um sie aufzuhalten, 19. März einen Pfeiler der Elbbrücke sprengen. Nachdem 8. Mai die Franzosen wieder eingerückt waren, wurde Dresden von Napoleon in seinen Hauptwaffenplatz verwandelt, daher auch mit zahlreichen Schanzen zur Verstärkung [* 89] der alten Festungswerke ¶
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umgeben. So gelang es ihm hier am 26. und 27. Aug. seinen letzten Sieg auf deutschem Boden zu erfechten (s. unten), und selbst nach der Schlacht von Leipzig behauptete St. Cyr die Stadt noch bis zum 11. Nov., worauf sie gänzlich ausgehungert kapitulierte. Mit der Rückkehr König Friedrich Augusts am begann eine Zeit langsamer Wiederherstellung aus tiefster Erschöpfung. Der schon 1811 begonnene Abbruch der Festungswerke wurde 1817 kräftig wieder aufgenommen und gab die Möglichkeit zu einer bedeutenden Erweiterung der Stadt. Rascher gestaltete sich die Bewegung, nachdem die Unruhen in Leipzig und Dresden den Anstoß zur Städteordnung von 1832 gegeben hatten und Sachsen 1834 dem Zollverein beigetreten war. 1835 wurden sämtliche Vorstädte, auch die seitdem so benannte «Antonstadt» mit der innern Stadt zu einer Gemeinde vereinigt; durch Eröffnung der Elbdampfschiffahrt 1836 und die Erbauung von Eisenbahnen seit 1839 wurde Dresden rasch zu einem bedeutenden Mittelpunkte des deutschen Binnenverkehrs.
Seitdem das Hoftheater sich dem deutschen Schauspiel und der deutschen Oper geöffnet hatte, brach für beide eine Zeit höchsten Glanzes an, und im Anschluß an den Hof [* 91] Friedrich Augusts II. (1836-54) brachte G. Semper neben den Barock- und Rokokobauten des 18. Jahrh. eine neue geistvolle Renaissance namentlich in dem Hoftheater und der Gemäldegalerie zu wirkungsvoller Geltung, während die Malerei durch Schnorr, L. Richter und E. Bendemann, die Plastik durch E. Rietschel, E. Hähnel u. a. in hervorragender Weise vertreten wurde.
Die furchtbare Hochflut der Elbe im März 1845, die einen Teil der Augustusbrücke wegriß, und das Notjahr 1847/48 konnten den Aufschwung nicht dauernd hindern, störender wirkten die polit. Stürme der J. 1848/49, während deren Dresden vom 3. bis zum der Schauplatz eines blutigen Straßenkampfes war, bei dem auch das alte Opernhaus und ein Teil des Zwingers eingeäschert wurden. Am besetzten die Preußen ohne Gegenwehr die Stadt, und auch nach der Rückkehr König Johanns am 3. Nov. behielt Dresden bis Ende 1867 eine teilweise preuß. Besatzung. 1870/71 hatte es Tausende franz. Gefangener zu beherbergen und sah den glänzenden Triumpheinzug der sächs. Truppen unter Kronprinz Albert. Im Juni 1889 fand die begeisterte Feier des Wettinjubiläums in Dresden ihren Mittelpunkt, und im Juni 1892 war Dresden der Schauplatz großartiger Huldigungen des Fürsten Bismarck, bei seiner Durchreise nach Wien [* 92] zur Hochzeit seines Sohnes Herbert.
Inzwischen machte das innere Leben der Stadt rüstige Fortschritte. Die Selbstverwaltung der Gemeinde allerdings erfuhr insofern eine Einschränkung, als 1850 die Gerichtsbarkeit, 1853 auch die Sicherheitspolizei an den Staat überging. Aber die Stadt breitete sich nach allen Richtungen weiter aus und dem parallel ging die Umwandlung in eine Fabrikstadt und die mächtige Steigerung seiner kommerziellen Bedeutung, teils durch die immer stärkere Verdichtung des sächs. Eisenbahnnetzes, teils durch den bedeutenden Aufschwung des Elbverkehrs, besonders seit der Einführung der Kettenschleppschiffahrt 1869. Seine alte Stellung als Kunststadt wußte Dresden namentlich für Bildnerei und Baukunst [* 93] zu behaupten.
Litteratur. A. Weck, Der churfürstlichen sächs. Residentz und Haupt-Vestung Dresden Beschreib- und Vorstellung (Nürnb. 1680);
Die Bauten, technischen und industriellen Anlagen von Dresden, hg. von dem sächs. Ingenieur- und Architektenverein und dem Dresdner Architektenverein (Dresd. 1878);
Hasche, Diplomat. Geschichte von Dresden (4 Bde., ebd. 1816-19);
Klemm, Chronik der Stadt Dresden (2 Bde., ebd. 1833-37; Bd. 3 von Hilscher, ebd. 1838);
Lindau, [* 94] Geschichte der königl. Haupt- und Residenzstadt Dresden (2. Aufl., ebd. 1885);
Otto Richter, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Stadt Dresden (Bd. 1-3, ebd. 1885-91);
Urkundenbuch der Städte Dresden und Pirna (im «Codex diplomaticus Saxoniae regiae», II, 5, Lpz. 1876);
Odeleben, Napoleons Feldzug in Sachsen 1813 (3. Aufl., ebd. 1840);
von Waldersee, Der Kampf in Dresden im Mai 1849 (Berl. 1849);
Monthé, Der Maiaufstand in Dresden (Dresd. 1850);
Gottschalk, Dresden und seine Umgebungen (14. Aufl., ebd. 1880);
Meinholds Führer durch Dresden (23. Aufl. ebd. 1891);
Mitteilungen des Statistischen Bureaus der Stadt Dresden (ebd. 1875 fg.);
Müller, Dresden und die Sächsisch-Böhmische Schweiz [* 95] (10. Aufl., Berl. 1886);
Stiehler und Häntzschel, Dresden,. D.s Umgebungen und die Sächsische Schweiz (16. Aufl., ebd. 1892);
Gampe, Dresden und seine Umgebung (6. Aufl., Dresd. 1891);
Gsell Fels, Dresden und Umgebung (Münch. 1892).
^[Es folgt neuer Artikel «Schlacht bei Dresden», der zwar nicht im Seitentitel ausgewiesen ist.]
Die Schlacht bei Dresden fand 26. und zwischen den Franzosen unter Napoleon und dem Hauptheer der Verbündeten unter Fürst Schwarzenberg statt. Am Schluß des für die Zeit vom 4. Juni bis geschlossenen Waffenstillstandes standen 60000 Franzosen in und bei Dresden; sie hatten die im März gesprengte Elbbrücke wiederhergestellt, die alte Befestigung durch neue Werke verstärkt und auch die Neustadt befestigt. Napoleon erwartete, daß die Verbündeten, deren Hauptheer (230000 Mann Österreicher, Preußen und Russen) unter Fürst Schwarzenberg bisher in Böhmen [* 96] gestanden hatte, in die Lausitz eindringen würden, und rückte 17. Aug. mit den Garden von Dresden dorthin ab, um Rey gegen Blücher zu unterstützen.
Das Hauptheer der Verbündeten brach 21. Aug. in Böhmen auf und marschierte auf Leipzig, schwenkte jedoch auf die Nachricht, daß Napoleon Dresden verlassen habe, rechts und rückte gegen Dresden vor, um sich dieses Platzes durch Handstreich zu bemächtigen. Aber Napoleon kehrte auf die Nachricht vom Anmarsche der Verbündeten gegen Dresden in drei Gewaltmärschen zurück; er stand 25. Aug. abends mit der Garde, dem Korps Marmonts und dem Kavalleriekorps Latour-Maubourgs bei Stolpen, 22 km vor Dresden, und hatte die Korps Victor und Vandamme aus der Lausitz an die Elbe gezogen, um bei Königstein den Strom zu überschreiten und von Pirna aus die Rückzugslinie der Verbündeten nach Teplitz zu bedrohen.
Kaiser Alexander wollte noch 25. Aug. die Überrumpelung von Dresden, das nur von 20000 Mann besetzt war, versuchen, wozu 70000 Mann, am Abend sogar 100000 Mann, verfügbar waren, doch trat Fürst Schwarzenberg nebst andern Generalen diesem Plane entgegen, da die Truppen zu ermüdet seien, und an diesem Aufschube scheiterte das ganze Unternehmen. Man drängte lediglich die Vortruppen bis nahe an die Stadt zurück und besetzte die für den eigentlichen Angriff ausgewählte Stellung. Am 26. Aug. morgens sollte der allgemeine Angriff stattfinden. Auf dem rechten Flügel drangen die Russen um 7 Uhr [* 97] vor und bemächtigten sich gegen Mittag eines der vor der Pirnaer Vorstadt liegenden Werke; da traf der Befehl ein, erst um 4 Uhr ¶