Londonderry zur Donegalbai und nach Letterkenny. Zu den zahlreichen Altertümern gehören Reste eines uralten Schlosses auf dem
Grianan of Aleich unweit
Londonderry. Die
Grafschaft sendet 4
Abgeordnete in das Parlament. Der Hauptort, Dorf
Lifford am Zusammenfluß
von
Finn und Mourne, der zu
Londonderry gehörigen Stadt
Strabane gegenüber, ist ein ärmlicher Ort mit 570 E.
Bedeutender ist
Ballyshannon an der Ernemündung. – 2) Marktstadt in der
Grafschaft Donegal, an der Mündung des Eske in die Donegalbai,
rings von Hügeln umgeben, hat (1891) 4145 E., einen
Hafen, fünf
Kirchen, Reste eines schönen Schlosses der O’Donnells
und ein Franziskanerkloster. In der Nähe sind vielbesuchte Schwefelbäder.
Hugo, eigentlich
Doneau, Rechtsgelehrter, geb. zu Châlon-sur-Saône, studierte zu
Toulouse
[* 2] und
Bourges und wurde 1551 an letzterm Ort Professor des röm.
Rechts. Als eifriger Calvinist mußte Donellus 1572 fliehen und wandte
sich nach Genf.
[* 3] 1573 wurde er Professor in
Heidelberg,
[* 4] 1579 in
Leiden,
[* 5] 1588 in
Altdorf, wo er starb.
Die Bedeutung D.’ liegt vorzugsweise in seiner systematischen Methode, an die zuerst die civilistische Jurisprudenz des 19. Jahrh.
wieder angeknüpft hat. Sein bestes Werk sind die «Commentarii de jure civili»,
ein umfassendes
System des röm. Privatrechts und Prozesses (neu hg. von König und
Bucher, 6. Aufl., 16 Bde.,
Nürnb. 1822‒34). –
Vgl. Eyssell,Doneau,
sa vie et ses ouvrages, traduit du latin par J. Simonnet (Dijon
[* 6] 1860);
Hochplateau, soviel wie
Donezsches Hochplateau (s. d.). ^[= oder Donezsche Höhenkette, derjenige Teil der donischen Steppe im südl. Rußland, welcher ...]
auch Nördlicher Donez genannt, rechter Nebenfluß des
Don, entspringt im russ. Gouvernement
Kursk, in einer Hügellandschaft, durchströmt dann das Gouvernement
Charkow, das
Land der Donischen Kosaken, und ergießt
sich etwas oberhalb der Kotschetowskaja
Staniza nach einem Laufe von 1083 km in denDon. Sein Lauf ist bis zu der Stadt Smijew
im allgemeinen südlich, hierauf südöstlich in zahlreichen
Krümmungen bis zur Mündung. Im obern und
zum
Teil im mittlern Laufe fließt der Donéz vorwiegend durch Kreideformation,
[* 8] weiter unterhalb fast durchweg durch
Kohlenformation, in welcher ausgedehnte
Kohlenlager zu
Tage treten. Das rechte Ufer, an welchem sich nicht selten weiße Kreidefelsen
zeigen, ist überall höher als das linke, das nur seltenErhöhungen aufzuweisen hat. Die Schiffahrt
ist infolge von Entwaldung an den Ufern nur noch unbedeutend und beschränkt sich auf die
Frühlingsmonate; auch der Fischfang
ist kaum nennenswert. Hauptnebenflüsse sind der Oskol und die Kalitwa. Das
Flußgebiet umfaßt 98129 qkm.
auch
Donez-Kohlenbahn genannt, s.
Russische Eisenbahnen. ^[= Am 1. Aug. 1894 waren im europäischen Rußland 34499 km Eisenbahnen im Betrieb, davon 2108 ...]
[* 9]
Bezirk,Bezirk im westl.
Teil des Donischen Kosakengebietes in Südrußland, längs des
FlussesDonez, hügeliges Steppenland mit fruchtbarer Schwarzerde,
Steinkohlen- und Anthracitlagern, hat 20216,59 qkm, 288749
E., Viehzucht,
[* 10] auch
Garten- und
Ackerbau.
Hochplateau oder Donezsche Höhenkette, derjenige
Teil der donischen
Steppe im südl.
Rußland, welcher rechts
amFlusseDonez liegt, unterhalb der Stadt Smijew beginnt und sich bis zur Mündung des
Donez in den
Don
etwa 400 km weit hinzieht.
Er umfaßt den westl.
Teil des
Landes der Donischen Kosaken, den nordöstlichen des Gouvernements
Jekaterinoslaw und reicht noch ins Gouvernement
Charkow hinein und hat einen Flächenraum von 45923 qkm.
Die
Erhebung steigt bis zu 100 m über die umliegende Ebene oder bis 244 m über den Meeresspiegel.
An der Oberfläche ist das Plateau eben, zum größern
Teil aber wellenförmig. Es wird in allen
Richtungen von zahlreichen
Bächen durchströmt, die aber im
Sommer meist versiegen.
Wald findet sich nur in den Flußthälern und
Schluchten.
Geologisch besteht das Donezsches Hochplateau zu drei Vierteln aus der
Steinkohlenformation; daneben befindet sich im SO. an beiden
Ufern des Kalmius Granit, Porphyr, im NW. Mergel, am Unterlauf des
Donez Kreide
[* 11] und Kalk und endlich an den Rändern des Plateau
die zur Miocänformation gehörigen sog. Steppenkalke.
Der die
Steinkohlenformation umfassende
Teil des Donezsches Hochplateau heißt auch das Donezsche Steinkohlenbassin.
SchonPeter d. Gr. hat auf
die dortigen Steinkohlenlager hingewiesen, doch begann deren
Abbau erst unter
Katharina Ⅱ. (Juli 1790). Bereits 1839 wurden 877000
Pud gewonnen, 1887 19889042 Pud
Kohle und 27753814 Pud
Anthracit. Der Gesamtvorrat an
Steinkohle wird auf
1¼
Billionen Pud berechnet. Die Ausbeutung der
Steinkohle wird dadurch sehr erleichtert, daß die kohlenführenden Schichten
lediglich von geringen Schichten neuester
Ablagerungen überdeckt oder auch anstehend zu treffen sind. Im gleichen
Becken finden
sich reiche Eisenerz- und Zinnoberlager, aus welchen
Quecksilber gewonnen wird und zwar (1888) 3911 Pud,
welche nicht nur den Gesamtbedarf
Rußlands decken, sondern auch ausgeführt werden. –
Vgl. Le
[* 12]
Play, Voyage scientifique
de la Russie méridionale sous la direction de Anatole Demidoff (4 Bde.,
Par. 1839);
Mendelejew im «Nordischen
Boten» (russisch, Jahrg. 1889);
Seliwanow, Die Steinkohlenbergwerke im Donezschen
Bassin
(russisch,
Charkow 1892).
(Dông), die am meisten verbreitete Münze in
Annam und Kambodscha, 1/600 der Geldeinheit Kwan (Quân, d. h.
Faden,
[* 13] Schnur), welche ihren
Namen daher hat, daß die Dong zu je 60
Stück an
Schnüre angereiht und hierauf zu je 10
Schnüren zusammengebunden
werden. Ein solches
Bündel von 600
Stück nennen die
Franzosen«enfilade» oder «ligature»;
daher auch der deutsche
Ausdruck Ligatur. 60 Dong heißen ein Moht-tiën. Die Missionare brauchen dafür auch die Bezeichnung
Tailon; die Engländer sagen dafür auch
Mas (Mace,
Mehs).
Das Dong, auch
Ipeh, in Kambodscha Peti genannt, ist eine Nachahmung des chines. Li oder
Cash (s. d.). Bis zu Anfang des 19. Jahrh.
prägte man das Dong, von welchem gegenwärtig annähernd 6000
Stück auf einen mexik.
Piaster gerechnet werden, sodaß dasselbe
(zum Preise von 125 M. für 1 kg Feinsilber) = reichlich 1/20
Pf. deutsche
Währung ist, teils aus
Messing, teils aus Kupfer;
[* 14] später versuchte man die kupfernen
Stücke durch bleierne zu ersetzen, und endlich benutzte man das im
Lande sehr reichlich vorhandene
Zink, das zugleich
Blei
[* 15] und
Eisen
[* 16] enthält und, zusammen mit diesen letztern beiden Metallen,
im D. eine sehr zerbrechliche und leicht abnutzbare
Legierung darstellt. Das Dong soll eigentlich die
Schwere des gleichnamigen
Gewichts haben, i. 3,905g, hat jedoch meist eine etwas geringere. Das Dong hat in der Mitte ein viereckiges
Loch, wie das chines. Li
¶
mehr
424 oder Cash, um aufgereiht werden zu können. In Niederkambodscha hat seit der franz. Besitznahme
der mexik. Piaster (s. d.) das Dong mehr und mehr, in der Hauptstadt Saigon fast ganz verdrängt, und es weichen dort selbst
bei den Eingeborenen die Dong, um der neuen franz. Scheidemünze Platz zu machen.
(spr. dondscho), Hauptort des BezirksBollenz (Blenio) im schweiz. Kanton Tessin,
[* 18] liegt langgestreckt links am Brenno und hat
(1888) 580 kath. E.
im weitern, histor. Sinne die ehemals ägypt. ProvinzNubien (s. d.), während man im engern
Sinne unter Dar
[* 19] Dongola nur den mittlern, den am Nil gelegenen Teil derselben, und zwar das beträchtlich erweiterte Stromthal von
18½° nördl. Br. abwärts bis gegen den Ort Hannik hin (19° 42' nördl. Br.) begreift. Diese Thalstrecke ist 260 km lang,
meist völlig eben, fruchtbar und stellenweise sehr bebaut; vor allem zeichnen sich die zahlreichen Strominseln
durch üppige Fruchtbarkeit aus.
In den nicht angebauten Landstrichen giebt es Hyänen, Löwen
[* 20] und Gazellen, im NilKrokodile
[* 21] und Nilpferde. Die wichtigsten
Haustiere sind Pferd
[* 22] und Schaf.
[* 23] Im Dezember und Januar ist es bei Südostwind kühl, im April sind Stürme aus
NW. gewöhnlich und die Luft ist voller Sand. Die Bewohner, größtenteils Dongolawi (nach
Munzinger etwa 250000 im J. 1874), mit bronzener Hautfarbe, ausgezeichneter Gesichtsform, musterhaftem Körperbau und
stark gelocktem, reichem Haupthaar, mit Barabra, Arabern und später eingewanderten Mamluken und Türken gemischt, treiben neben
Viehzucht Ackerbau und gewinnen jährlich eine zwiefache Ernte.
[* 24]
Datteln und Weizen werden in Menge ausgeführt. Die Dongolawi bekennen sich zum Islam und leben, von einheimischen Meliks oder
Kaschefs gedrückt, trotz des Reichtums ihres Bodens in der größten Armut, weshalb starke Auswanderung nach südlichern Gegenden
stattfindet. Hauptstadt ist Neu-Dongola, Dongola el-Djedideh der Araber, El-Ordeh der Türken, gewöhnlich Kasr-Dongola
genannt, unter ägypt. Herrschaft ein blühender Ort am linken Ufer des Nils mit 10000 E., einem Kastell und wohlbesetzten
Bazaren.
Der Ort ward von den Mamluken gegründet, welche das 120 km weiter oberhalb rechts am Nil gelegene Alt-Dongola oder Dongola-Adschus
(Dongola-Agusa) verlassen hatten. Letzteres war in altägypt. Zeit, wo es Dongul hieß, eine bedeutende
Handelsstadt und ist jetzt ein armseliges Dorf, auf einer 30 m hohen Anhöhe gelegen, vereinsamt und fast verlassen, von
unausgesetzten Winden
[* 25] beinahe im Sande begraben. – In Dongola konzentrierte sich im Mittelalter die Kultur und Macht Nubiens;
in späterer Zeit hat es wie an Ausdehnung
[* 26] so an Fruchtbarkeit und Volksdichtigkeit bedeutend verloren.
Im 18. Jahrh. wurden die Einwohner von den südlicher einheimischen Schaikieh-Arabern teils
unterworfen, teils zur Auswanderung gezwungen. 1812 ließen sich die aus Ägypten
[* 27] vertriebenen Mamluken hier nieder und gründeten
einen eigenen Staat; aber schon 1821 wurden sie von Ibrahim Pascha vertrieben und wandten sich westwärts
in die Wüste, wo sie spurlos verschwunden sind. Seitdem war das Land ägyptisch und bildete mit Berber eins der Mudirije,
in welche der ägypt. Sudan zerfiel, bis im
Sept. 1885 die Mahdisten unter Mohammed el-Kehir in Dongola einrückten, die ägypt.
Beamten vertrieben und, nachdem im März 1886 die brit. Truppen den Sudan geräumt hatten, Dongola und Nubien
in unbestrittenen Besitz nahmen, in dem sie sich noch heute behaupten.
gratuit (frz., spr. dong gratüih, i.
freiwilliges Geschenk), die ehemals in Frankreich bei außerordentlichen Veranlassungen von den Ständen dem Könige als Geschenk
bewilligte Steuer.
Bei der Geistlichkeit wurde dieses Don gratuit zu einer ganz regelmäßigen, stetig durch
deren 5jährige Versammlungen erneuerten Abgabe.
uraltes westfäl. Adelsgeschlecht, benannt nach dem Danenhofe und begütert bei Oberwengern in der GrafschaftMark in Westfalen.
[* 28] Schon 1420 mußten die Dönhoff ihre Güter von den Grafen von Vollmestein zu Lehen nehmen, bis
diese Lehen 1577 verfielen. Der alte Rittersitz wurde nach 1816 zerstückelt. Um 1335 zog Hermann von Dönhoff nach Livland,
[* 29] um dem
Deutschen Ritterorden die dortigen Heiden bekehren zu helfen, und erbaute an der Moise bei Wenden einen
andern Danehof, der das Stammschloß aller spätern Linien des Geschlechts geworden ist.
Von seinen Nachkommen, die mehrere, im vorigen Jahrhundert meist wieder ausgestorbene, Linien stifteten, wurden die Brüder
Magnus Ernst, Sigmund Kaspar, Gerhard und Hermann, die Söhne Gerhards von der Linie Abbien, vom Kaiser
in den Reichsgrafenstand erhoben. Sigmund Kaspar, Graf von Dönhoff wurde 1637 vom König Wladislaw IV. wegen dessen Vermählung
mit der Schwester des Kaisers Ferdinand III., Cäcilie Renata von Österreich,
[* 30] nach Wien
[* 31] geschickt, wo der Kaiser ihn in
den Reichsfürstenstand erhob.
Seine Tochter Anna zählt zu den Stammmüttern des Königs Stanislaus Leszczynski. Seine Söhne verbanden
sich mit dem Fürsten von Radziwill und Ossolinski, doch starb die fürstl. Linie um 1750 aus. Sigmund Kaspars Bruder Magnus
Ernst, Graf von Dönhoff, geb. ein trefflicher Offizier und gesuchter Diplomat, kämpfte in poln. Diensten gegen die
Türken, Russen und Schweden
[* 32] und war beim Abschluß des Waffenstillstandes zu Stumsdorf 1635 gegenwärtig.
Als Anhänger der Reformierten verließ er das jesuitische Polen und siedelte nach Preußen
[* 33] über, wo er Wolfsdorf (das jetzige
Dönhoffstädt) erwarb. Er starb als Wojwode von Pernau zu Wilkam bei Gerdauen.
Seines SohnesFriedrich (geb. gest.
kurbrandenb. Geh. Rats und Generallieutenants, drei Söhne stifteten drei selbständige Linien, nämlich Boguslav Friedrich die 1816 erloschene
Linie zu Dönhoffstädt, Alexander, nach dem Friedrich Wilhelm I. den Dönhoffplatz in Berlin
[* 34] benannte, die 1838 erloschene Linie
zu Beinunen und Otto Magnus die blühende Linie zu Friedrichstein.
Otto Magnus, Graf von Dönhoff, geb. Herr auf Friedrichstein, war preuß.
Geh. Staats- und Kriegsminister und starb Von ihm stammt
AugustHermann, Graf von Dönhoff, preuß. Diplomat, geb. zu Potsdam,
[* 35] machte den Feldzug von 1815 als Freiwilliger mit, studierte
von 1816 bis 1819 in Königsberg,
[* 36] Göttingen
[* 37] und
¶
forlaufend
Heidel-425
berg, lebte darauf in der Schweiz
[* 39] und Italien,
[* 40] trat 1821 in den preuß. Staatsdienst und wurde zunächst im AuswärtigenAmte
beschäftigt. Im Herbst 1823 wurde er der Gesandtschaft in Paris
[* 41] zugeordnet, 1825 zum Legationssekretär ernannt und nach
Madrid,
[* 42] Anfang 1828 in gleicher Eigenschaft nach London
[* 43] versetzt und bald darauf zum Legationsrat befördert. 1833 wurde
er zum Gesandten in München
[* 44] und 1842 zum Bundestagsgesandten ernannt. Nachdem er im Mai 1848 auf seinen Wunsch abberufen
wor- den, zog er sich auf feine Güter zurück, wurde aber schon Anfang September an die Spitze der aus- wärtigen Angelegenheiten
im Ministerium Pfuel gestellt, nach dessen Rücktritt er sich ins Privatleben zurückzog. Im Febr. 1849 wählte
ihn der zweite Gumbinner Wahlkreis zum Abgeordneten in die Erste Kammer, von der er 1850 in das Staaten- haus nach Erfurtgefandt
wurde. Im Sonnner 1850 abermals zum Mitgliede der Ersten Kammer ge- wählt, schloß er sich hier der znr
Rechten gehörigen, aber gemäßigten Partei Jordan an. Nach Um- wandlung der Ersten Kammer in das Herrenhaus wurde er zum
erblichen Mitgliede ernannt. Er erhob 1859 die Herrschaft Friedrichstein zum Fideikommiß und starb als königl. Ober- aewandkämmerer -
Sein Sohn AugustKarl, Graf von Donizetti, geb. 26.Ian. 1845, jetzt das Haupt der Familie, Besitzer des Fidei- tommisses
Friedrichstein und erbliches Mitglied des preuß. Herrenhauses, nahm teil an den Kriegen von 1866 und 1870, war 1871-81 Gesandtschaftssekre-
tär in Paris, Petersburg,
[* 45] München, Wien, London und Washington,
[* 46] trat dann aus dem Staatsdienst und ist seit 1881 Mitglied des
Reichstags, wo er der deutsch-konservativen Fraktion angehörte, aber 1894 aus ihr wegen seiner Haltung in der Angelegenheit
des Handelsvertrags mit Rußland ausschied.
Sophie Julie Friederike Wilhelmine, Gräfin von Donizetti, geb. Tochter
des Majors GrafenFriedrich Wilhelm von Donizetti aus der Linie Veinunnen, wurde, obwohl die Ehe mit der Königin
nicht getrennt war, dem Könige Friedrich Wilhelm II. von Preußen zur linken Hand
[* 47] angetraut. Vor dem Ausbruch des
Krieges gegen Frankreich stand sie an der Spitze der Friedens- partei, intriguierte viel wider die polit. Neigungen des Königs,
wurde im Nov. 1793 vom Hofe ver- wiesen und starb Die Gräfin gebar dem König zwei Kinder,
Friedrich Wilhelm und Julie, die 1795 unter dem NamenBrandenburg
[* 48] (s. d.) in den Grafenstand erhoben wurden. Den Namen«Graf Donizetti» führt
jetzt das 7. ostpreuß. Infanterieregiment Nr. 44. Donieren (lat.),
fchenken, beschenken. Donische Vezirke, zwei Bezirke im Donischen Gebiet des europ. Rußlands, beide vom
Unterlauf des Don durchschnitten. - 1) Der Erste Donische Bezirk, dersüdlichere,hat 14384,8 ^m, 155 206 E., Ackerbau, Weinbau
und Fischerei.
[* 49] Sitz der Ver- waltung ist Konstantinowskaja Staniza. - 2) Der Zweite DonischeVezirk, nördlich vom vorigen, hat
31958,6 qkm, 214802 E., bedeutende Viehzucht, Weinbau im Süden und Schiffahrt.
Sitz der Ver- waltung ist Nishne-Tschirskaja Staniza. Donifche Kosaken, s. Donkosaken. Donisches Gebiet (russ. Don^ÄM odlas^)
oder Land der Donischen Kosaken, Gouverne- ment im südöstl. Teil des europ. Rußlands, wird be- grenzt nn N. von den Gouvernements
Woronesch und Saratow,
im O. von dem letztern und Astrachan, im S. vom Gouvernement Stawropol und vom Kubanischen
Gebiet, im W. vom Asowschen Meer, den Gouvernements Iekaterinoslaw, Charkow und Woronesch und hat 164607 ykm mit 1896113 E.,
i. 11,5 auf 1 gkm. Es liegt fast ganz im Fluß- gebiet des Don, nur im SW. münden der Mius und Kalmius
direkt ins Asowsche Meer.
Das linke Ufer des Don ist vorwiegend Steppenland. Eine Hochfläche bilden die Kreise
[* 50] Choper und zum TeilUst-Medwediza. Am bedeutendsten
sind die Höhen im Gebiete des Mius. Zwischen den Fluhthälern sind Höhenzüge eingeschoben, von denen der zwischen dem Don
und Doncz der bedeutendste ist. über die Steinkohlenlager im südwestl. Teil des Gebietes s. Donezsches Hochplateau.
Der Boden ist fast durch- weg frucytbare Schwarzerde, das Klima unbeständig und ausgeprägt kontinental.
Die Bevölkerung be- steht vorwiegend aus Don-Kosaken (s. d.), die mit den übrigen Nüssen 98 Proz. ausmachen, dazu kommen
noch 2 Proz. Kalmücken und 0,45 Proz. Deutsche.
[* 51] In
kirchlicher Beziehung bildet das Gou- vernement die Eparchie Don-Tscherkassk der russ. Kirche mit einem Erzbischof in Nowotscherkassk
an der Spitze. Die Bewohner treiben Ackerbau, Wein-, Obst-, Gartenbau, Viehzucht, Fischerei und arbeiten in den Bergwerken; die Industrie
ist wenig entwickelt, dagegen der Handel sehr rege, namentlich über die Handelsplätze Nostow am Don und
Taganrog. An Eisenbahnen sind vorhanden von den Linien Grjasi- garizyn 355 I.m, Wolga-Don 54, Kursk-Chartow- Asow-Nostow 213,
Donezbahn 122, Nostow-Wladi- kawkas 85, zusammen 829 kni.
Die Verwaltung steht unter dem Nakasnoj-Ataman der Kosaken. 1886 waren vorhanden 473 niedere, mittlere und Specialschulen mit 30392 Schülern,
darunter 6298 Mädchen. In neuerer Zeit ist die Volksbildung unter dem Druck des Militärregime zurückgegangen;
viele Schulen, darunter Gymnasien für Mädchen, sind geschlossen worden, um Kadettenschulen Platz zu machen. Das Gouvernement
zerfällt in 9 Be- zirke : den Tschcrkasskischen, Donezschen, Ersten Doni- schen, Zweiten Donischen, Rostowschcn, Salschen,
Taganrogschen, Ust-Meowedizschcn und Choper- schen. Die Hauptstadt ist Nowotschcrkassk. - 1887 wurden die
bisher zum Gouvernement Iekaterino- slaw gehörigen Stadthauptmannschaft Taganrog und Kreis
[* 52] Nostow (bis zur Ieja gehend) mit
dem Donizetti G. verbunden.
Donische Weine, die am FlusseDon im süd- lichen europ. Rußland gebauten Weine. Die Wein- berge liegen fast sämtlich auf dem
rechten Ufer des Don und ziehen sich von Nowotscherkassk (lebhafter Weinhandelsplatz) bis zum Meere hin.
Die jähr- liche Produktion beträgt gegen 140000Kl. Das Centrum derfelben ist Zymlansk, wo gute Schaum- weine erzeugt werden.
Donizetti, Gaetano, ital. Opernkomponist, geb. zu Bergamo, war zuerst Schülervon Sim. Mayr und studierte seit 1815 zu
Bologna unter Pilotti und Pater Mattei. Zerwürfnisse mit seinem Vater veranlaßten ihn zum Eintritt in die österr. Armee.
Mit seinem Regiment gelangte'er nach Venedig,
[* 53] wo es ihm 1818 und 1819 gelang, seine Erstlingsopern «Nurico äi
Voi-AOFua» und «II ^ai6Zuaiu6 äi I^ivoniH» auf die Bühne zu bringen und vom Militär loszukommen. Donizetti widmete
sich nun der Komposition mit solchem Eifer, daß er bis 1831, außer den genannten, 28 Opern schuf. Einen
¶
forlaufend
426
wesentlichen Schritt vorwärts that Don Juan 1831 mit der Oper «^nna Loisua», mit der er in die Periode seines reifern und weniger
leichtfertigen Produ- zierens eintrat und auch außerhalb Italiens
[* 55] Ruf gewann. In den nächsten Jahren komponierte er unter
anderm die Opern «I^NIiZirs ä'anior6» (1832), «II k'urioLO», «?lN'i8in3.»,
«lor^UHtO ^9.880», «I^U
orexia, VorZig.», (alle 1833),
" (^mma äi Ver^i» (1834). Sodann wandte er sich nach Paris, wo sein «Narino ^ali^ro» (1835)
neben Bellinis«Puri- tanern» nicht recht zur Geltung kam. Dagegen hatte «I^ioia,
äi I^ininßi'inoor» (1835) in Neapel
[* 56] allge- meinen Erfolg und brachte ihm die Stelle eines Kontrapunltprofesfors an der tönigl.
Musikschule in Neapel ein. In dieser Zeit entstanden «LeUz^rio» (1836),
«t-i9.nniäi?ariFi» (1839). Don Juan trat 1840 wieder
in Parisauf und brachte da- selbst zwei seiner besten Schöpfungen: «I^a ^iNe äu
r6Fini6iit» und «1,3. ^avorits», sowie eine Umarbei- tung des schon 1838 in
Neapel komponierten, aber nicht aufgeführten «?o1iuw»
als «1.68 NHrt^i-8» auf die Bühne. Noch günstiger aufgenommen wurden «Naria. ?g. äi11a» in Mailand
[* 57] (1841) und (1842) die deutsch angehauchte «I^wäa äi Otikmounix» in Wien, für welche Oper er den Titel eines k. k. Hofkapell-
meisters erhielt. 1843 wieder in Wien, führte Don Juan «N^ria äi liokaw) auf,
nachdem zu Anfang diefes Jahres in Paris der reizende »von ?a8hu3.l6" ver- dienten Beifall gefunden hatte, während «Dom 86-
da,8ti6w in Paris (1843) kein Glück machte. Mit »Okterina. Oornaro" (Neap. 1844) sollte seine Lauf- bahn befchlofsen
fein. Mitten in den Plänen für neue Arbeiten erkrankte Don Juan 1845 an einem Gehirn- leiden, von dem ihn der
Tod zu Ber- gamo erlöste. - Die Gesamtzahl von D.s Opern wird auf 64 angegeben, ist aber zur Zeit noch nicht genau
festgestellt.
Jahre hindurch schrieb er durch- schnittlich immer vier neue Opern. Nebenbei kom- ponierte er noch verschiedene dramat.
Kantaten, größere und kleinere Kirchensachen, viele Anetten, Kanzonetten und Duetten. Sem Talent war eins der reichsten,
die die neuere Musikgeschichte auf- zuweifen hat, gleicherweife ausgezeichnet durch Poet. Kraft
[* 58] wie durch musikalische Erfindung.
Es verdarb aber unter dem Mangel einer vollständigen Aus- bildung und blieb jedem Einflüsse des modischen Geschmacks preisgegeben.
So füllte Don Juan feine Werke stillos mit den unglaublichsten Widersprüchen. Eine Zeit lang beliebt und bewundert, stehen sie
heute in der Geschichte als Denkmäler des tiefsten Verfalls des Musitdramas, als die Produkte einer seichten Richtung, die
die künstlerische Wahrheit der Unter- haltungssucht unterordnete. Am ungetrübtesten er- scheint'D.s Begabung in seinen
komischen Opern, von denen der «Liebestrank» die bedeutendste ist. -
I^6tt6r6 ineäity äi 6. v. (hg. von Marchetti und Parisotti, Nom 1892).
Sein Bruder Giuseppe Don Juan, geb. um 1797 zu Bergamo, trat als Musikmeister in ein österr. Regi- ment und
ging dann 1831 nach Konstantinopel,
[* 59] wo er die Militärmusik nach europ. Muster einrichtete. Er starb in Konstantinopel.
Donjon (frz., spr. dongschöng), s. Bergfried. - Don Juan heißt auch ein in ältern Festungen hier und da vorkommendes, meist in der
Form kasemattierter Türme erbautes Verteidigungswerk, das aus einem
besonders hervorragenden Punkt gelegen
nach Art der Citadellen das Innere der Festung
[* 60] beherrschen und als letztes Neduit derselben dienen sollte.
Zu- weilen wird der Don Juan auch als selbständiges detachiertes Werk angewendet. Don Juan (spr. chuahn), eine der meist behan-
delten Gestalten der neuern Dichtung. Die ganze Erscheinung zeigt nahe Verwandtschaft mit den mythischen
[* 54]
Figuren des Faust, Tannhäuser, Ahas- verus, Fliegenden Holländers, Wilden Jägers, die im Trotz gegen die Gottheit untergehen;
sie bildet das sensualistische Gegenstück zu dem spiritualistischen Faust. Aber jene sind auf german. Boden erwachsen, die
Gestalt des Don Juan I. auf romanischem, und so über- wiegt in ihr fast durchaus die sinnliche
Lust, das Grauenhafte.
Jene sind Schöpfungen der Volksfage, Don Juan I. ist die Erfindung eines bestimmten Dichters. Was man als ursprüngliche,
sagenhafte oder ge- schichtliche Grundlage beizubringen versucht hat, ist nachträglich erfunden. GabrielTellez (Tirso de Mo-
lina) wurde durch den Kampf gegen die Statue in einer Scene von Lope de Vegas «DiusroL 8on ekli- geregt,
dem » Lui'iaäor ä6 Zsvilig. ^ coudiäkäo äs pikära." (um 1630; deutsch in Dohrns «Span. Dramen», Bd. 1, Verl. 1841),
das
wahrscheinlich er selbst in «lau lar^o ui6 1o üg.i8» (Neuausg. in «^olecciou
äs Iidro8 i-n.r08», Bd. 12, Madr.
1878) nochmals umarbeitete. Dem Helden Don Juan I. lieh er den Namen der Tenorio, einer der bedeutendsten ausgestorbcnen
Scvillaner Familien. Don Juan I. Tenorio ist wegen seiner Ausschweifungen nach Neapel ver- bannt, gewinnt dort unter
der Maske ihres Ver- lobten nachts die Herzogin Isabella und flieht noch unerkannt vor der Entdeckung. Der Sturm wirft
ihn an die Küste von Tarragona und er ver- führt die Fifcherin Tisbea, welche ihm zu Hilfe ge- kommen ist, um sie sofort
zu verlassen. In Sevilla
[* 61] täuscht er dann seinen Freund, den Marquis de la Mota, und in dessen Mantel jenes Geliebte, Dona
Ana.
Sie erkennt den Betrug, ruft um Hilfe, Don Juan I. tötet ihren Vater, den Komtur, und entweicht. Während der
Verdacht der That zu- nächst auf dem Marquis haftet, verführt D.I. durch Ehegelübde die Braut eines Landmanns und kehrt
heimlich nach Sevilla zurück. Im Kreuz- gang der Kirche, wo der Komtur bestattet ist, fordert er im Zorn
über die Grabschrift die Bildsäule her- aus und ladet sie höhnend zum Essen.
[* 62] Die Statue erscheint und erwidert die Einladung.
Don Juan I. solgt ihr und stirbt vom Händedruck des Toten.
Das Drama ist ungleichmäßig, enthält aber große Schön- heiten; vor allem ist der Charakter Don Juan. I.s selbst vor- trefflich
durchgeführt. In Spanien
[* 63] ist es zunächst anscheinend nicht viel beachtet worden, nur eine Nachahmung
Zamoras liegt vor. Sehr bald dagegen drang es nach Italien, wurde dort von Cicognini (gest. um 1650) und Giliberto (1652)
bearbeitet. Die ital. Truppe in Paris spielte dort 1657 einen " (^on- vitato äi pistra», 1658 schrieben
Dorimond in Lyon,
[* 64] 1659 Villiers in Paris (Neuausg. von Knörich, Heilbr. 1881) mit schlecht verstandenem
Titel «1^6 l68tin ä6 ?i6rrs, on 1e KI3 criuiiiiLi» wahrscheinlich
nach Giliberto. Auf sie folgt Molieres «D. ^., 0U 16 k68tin ä6 pi6ri-6»
(1665), später von Thom. Corneille in Verse gebracht. Er schließt sich wieder näher an Tirso an, benutzt
aber auch Bestandteile der ital. Bearbeitungen, im ganzen wenig glücklich, zumal in der Behandlung
der Hauptfigur. Nach ihm hat in Frankreich Rosimon (1669), in England
¶
mehr
Heidel-427 Shadwell (1676) den Stoff aufgenommen; unter offenbar überwiegendem Einfluß der franz. Stücke verpflanzt er sich
nach Holland und auf die herumziehenden deutschen Bühnen des 18. Jahrh.; von da mit gebührendem Hervortreten des Dieners Hanswurst
auf das deutsche Puppentheater. Auch als Oper wurde er schon im 17. Jahrh. mehrfach in Italien behandelt,
von Gluck 1758 zu einem viel gegebenen Ballett verwertet, dann von Reghini, Cimarosa, Tritto, Albertini, Gazzaniga, den Cherubini
fortsetzte, und noch spätern.
Sie alle sind neben Mozarts unsterblichem Werk (1787) vergessen. Das Textbuch des ital. Abenteurers Daponte beruht wieder auf
einer Verbindung der ital. Bearbeitungen mit Tirsos Schauspiel. – Im 19. Jahrh. hat das Thema eine große
Anzahl von Dichtern angezogen, welche meist die Katastrophe ändern, alle eine subjektive Umgestaltung vornehmen. Nur den
Namen haben mit dem ursprünglichen Typus noch gemein Schillers Balladenfragment und Byrons«Don Juan». Näher oder ferner stehen
ihm Grabbes «Dönhoff J. und Faust», Lenaus bedeutende unvollendete Dichtung, Esproncedas «Estudiante de Sevilla»,
Zorrillas feurig-romantisches, viel gegebenes Drama und eine Reihe seiner Legenden, Campoamors geistreiche Bearbeitung, Merimées
«Lesâmesdu purgatoire» (1834),
Dumas’ «Dönhoff J. de Marana» (1836). Ferner behandelten den
Stoff: Creizenach, Braun von Braunthal, Wiese, Hauch, Holtei, Mallefille, Roberge, Castil-Blaze, Laverdant, Levasseur,Ant. Hurtado,
Fernandez y Gonzalez: alle Zeugen des mächtigen Eindrucks, den TirsosGedanke und MozartsMusik hinterlassen haben. –
oder Donische Kosaken, auch Donzen, die Bewohner des Donischen Gebietes (s. d.). Dieses bildet einen
den Generalgouvernements gleichgestellten selbständigen Verwaltungsbezirk. Auch in militär.
Hinsicht ist es den russ. Militärbezirken gleichgestellt, ohne indessen diese Bezeichnung zu
führen. Die Civil- und Militärverwaltung gehen vielfach ineinander über. An der Spitze steht als oberster
Civil- und Militärgewalthaber der Woißkowój-Nakásny-Ataman (s. Ataman).
Die Kriegsstärke des Donheers beträgt ausschließlich Lokaltruppen und Heereswehr (Opoltschenie) rund 1600 Offiziere, 81000 Mann, 64000 Pferde
[* 67] und 136 Geschütze.
[* 68] Ein Teil der Mannschaften ist im Eisenbahndienste ausgebildet. Die Bewaffnung der berittenen Regimenter
besteht in Schaschka (Kosakensäbel) und Berdan-Kosakengewehr (gezogener Hinterlader, 10,7 mmKaliber); die Pike (Lanze) führt
nur das erste Glied.
[* 69] Die Batterien sind mit gezogenen Hinterlade-Stahlkanonen neuen Musters ausgerüstet, wie die Reitenden
Batterien der regulären Armee. Der Schnitt der Uniform entspricht dem Armeeschnitt im allgemeinen; die Grundfarbe ist dunkelblau.
2) Dorf im BezirksamtBayreuth
[* 75] des bayr. Reg.-Bez. Oberfranken, 5 km westlich von Bayreuth, hat ( 1890) 437 E. In der Nähe
die Privatirrenanstalt St. Gilgenberg und das 1763 erbaute Schloß Fantasie auf dem Kamme eines dichtbewaldeten
Hügels, mit prächtigem Park.
KarlAdolf, Bildhauer, geb. zu Weimar,
[* 76] wo er bei Preller und Jäde seine künstlerische Laufbahn
begann, die er 1853–61 bei Rietschel in Dresden
[* 77] fortsetzte, zum Teil mit an dessen Arbeiten beschäftigt. Nach dem Tode Rietschels
erhielt er zusammen mit Kietz den Auftrag, das Lutherdenkmal in Worms
[* 78] zu vollenden. Donndorf schuf die Statuen
des Kurfürsten Friedrich des Weisen, Reuchlins, Savonarolas, Petrus Waldus und der Stadt Magdeburg.
[* 79] Für die Wartburg begann
Donndorf mehrere
[* 65]
Figuren berühmter thüring.
Landgräfinnen, deren Aufstellung indes unterblieb. 1870–71 folgte die Herstellung des Reiterdenkmals für KarlAugust
von Weimar (1875). Ferner schuf Donndorf das Cornelius-Denkmal (Erzstatue) für Düsseldorf
[* 80] (1879) und den Engel des Weltgerichts
für die Grabkapelle des Schlosses Rheineck, 1880 das Denkmal R. Schumanns auf dem Friedhof in Bonn,
[* 81] 1883 das Burschenschaftsdenkmal
in Jena,
[* 82] 1884 das Denkmal Joh. Seb. Bachs in Eisenach;
[* 83] ferner sind hervorzuheben das Goethe-Denkmal in Karlsbad,
ein Monumentalbrunnen für Neuyork,
[* 84] der Façadenschmuck der Königl. Bibliothek zu Stuttgart,
[* 85] das Denkmal des Fürsten KarlAnton
von
¶
forlaufend
428
Hohenzollern
[* 87] zu Sigmaringen, das Freiligrath- Denkmal in Cannstatt, das für Eisenach bestimmte Luther-Denkmal und eine Anzahl
von Büsten (Bis- marck, Moltke, Fr. Theod. Bischer u.a.). Donnerbüchse lebt seit 1877 als Professor an der Kunstschule in Stuttgart. Donne
(spr. donn), John, engl. Dichter und Kanzelredner, geb. 1573 zu
London, studierte zu Oxford
[* 88] und Cambridge die Rechte, trat zum Pro- testantismus über und hielt sich dann 3 Jahre
lang in Spanien und Italien auf. Nach der Rück- kehr Sekretär
[* 89] des Großsiegelbewahrers Lord Elles- mere, wurde er dann Geistlicher
und erwarb sich schnell großen Ruf und Einfluß. 1621 ernannte ihn der König zum Dechanten der Paulskirche.
Er starb Seine lyrischen Schöpfungen sind meist Gelegenheitsgedichte und zeigen ganz den leicht- fertigen Charakter
der Zeit.
Höher stehen «IL6iiüo Nkrt^r» (1610),
womit er Jakobs Gunst gewann, und «kol^äoron» (1631). Seine Predigten erschie-
nen nach dem Tode in 3 Foliobänden (1640,1649 und 1660). Eine Gesamtausgabe seiner Werte (mit NLinoii-)
gab H. Alford heraus (6 Bde., Oxf.
1839). Sein Leben beschrieb Isaak Walton (1640, in Bd. 1 von
D.s Predigten; auch besonders hg. 1865).- Vgl. A. I. Kempe, v. tk6 üi-8t pi^ckei- (Lond. 1877). Donner, das dem Blitz (s. d.)
folgende rollende Getöse, das sich, nach seiner Entstehung und in verkleinertem Maßstabe, dem Knistern
des elektri- schen Funkens einer Elektrisiermaschine
[* 90] sowie dem Knallen bei der Entladung einer Leidener
[* 91] Flasche
[* 92] vergleichen
läßt.
Wall (1708) machte zuerst auf die Ähnlichkeit
[* 93] des Donnerbüchse mit dem Geräusch eines elektri- schen Funkens aufmerksam, worauf dann
Franklin (1746-53) alle Gründe zusammenfaßte, die für die elektrische Natur des Blitzes und des ihn be-
gleitenden Donnerbüchse sprachen. Daß der Donnerbüchse erst nach dem Blitze gehört wird, rührt daher, daß das Licht
[* 94] fast augenblicklich zum
Auge
[* 95] gelangt, der Schall
[* 96] dagegen einer längern Zeit bedarf, um vom Orte feiner Ent- stehung zum Ohre zu kommen. Das
Rollen
[* 97] des Donnerbüchse entsteht durch eine Zurückwerfung des Schalls von den Wolken und den festen Teilen (besonders Gebirgs- wänden)
der Erdoberfläche.
Das oft mehreremal sich wiederholende Anschwellen desselben dagegen ist eine Folge davon, daß der Blitz aus mehrern an ver-
schiedenen Stellen zwischen den Wolken überschla- genden Funken gebildet ist, und somit der von diesen
in verschiedenen Entfernungen vom Beobachter lie- genden Punkten fast gleichzeitig ausgehende Schall zu verschiedenen Zeiten
das Öhr des Beobachters erreicht, .hauptsächlich hat aber das Rollen sowohl wie das Anschwellen des Donnerbüchse seinen
Grund in der gebrochenen Bahn des Blitzes.
Die Regel, daß aus der Anzahl Sekunden, die zwischen Blitz und Donnerbüchse verstreicht, die Entfernung des Gewitters
bestimmt werden könne, bezieht sich natürlich nur auf die dem Beobachter nächste Stelle eines Blitzes, und man kann sagen,
daß die nächste Stelle des Blitzes un- gefähr fo viel mal 340 ui vom Beobachter entfernt ist, als zwischen Blitz
und Donnerbüchse Sekunden vergehen. Da der Donnerbüchse beim Übergang aus der dünnern Luft in die tiefern,
dichtern Luftschichten sehr abgeschwächt wird, ist er schon auf geringe Strecken unhörbar; die größte zwischen Blitz und
Donnerbüchse beobachtete Zeit- dauer ist 72 Sekunden, die Entfernung des Gewit- ters daher 24 km, während heftiges
Geschützfeuer auf 120 km Entfernung gehört wnd.
Nach Pcyticr und Hossard ist der Donnerbüchse in der Gewitterwolke selbst dumpf,
wie von Pulver, das im Frcicn ohne
Spren- gung explodiert. Die Dauer des Donnerbüchse ist verschieden, nach Delisle bis zu 50 Sekunden. Donner,
Georg Naphael, Bildhauer, geb. zu Eßlingen
[* 98] bei Wien, erhielt seine künstlerische Ausbildung
auf der Akademie in Wien und wurde 1724 zum kaiserl. Galeriebaudirektor er- nannt. Um jene Zeit entstanden
die trefflichen Re- liefs, darstellend das Urteil des Paris und Venus in der Schmiede Vulkans.
Trotz zahlreicher Kunst- austräge blieb Donnerbüchse von der Gunst des Publikums vernachlässigt,
wozu sein Widerwille gegen Cere- monien und Formsachen beitrug. Nachdem Donnerbüchse einige Zeit in Salzburg
[* 99] gelebt hatte, wandte er
sich nach Preßburg,
[* 100] wo er 1729 die Stelle eines fürstl. Esterhäzyschen Vaudirektors erhielt. Während D.s zehnjährigen
Aufenthalts in Ungarn
[* 101] entstanden die kolossale Neiterstatue des heil. Martin für die .Hauptkirche in
Preßburg (aus Blei), die Marmor- statue KaiserKarls VI., zwei Marmorreliefs (Christus und die Samariterin, Hagar in der Wüste)
für den Stephansdom in Wien (jetzt in der kaiserl. Kunst- sammlung). 1739 ging Donnerbüchse nach Wien zurück; er schuf dort den Brunnen
[* 102] mit der Befreiung der Andro- meda durch Perseus
[* 103] (aus Blei) für den Hof
[* 104] des Rathauses, sowie sein größtes
Werk, den Brunnen am Neuen Markt, welchen die aus Blei gegossenen (durch bronzene Kopien ersetzten)
[* 86]
Figuren der Vor- sehung und
der vier Hauptflüsse Niederöstcrreichs schmücken. (S. Tafel: Deutsche KunstV,
[* 86]
Fig. 4.) Donnerbüchse starb zu Wien. Er gehört
unter jene Bildhauer, die aus der manierierten Richtung des Vernini zum Naturstudium zurückstrebten.
Auf diesem Wege gelangte er, ohne in Italien die An- tike studiert zu haben, zu einer reinern Auffassung, die, im allgemeinen
dem klassicistischen Rokoko zu- gehörig, feines Formgefühl und kühne geistvolle Er- findungsgabe verrät. KleinereArbeiten,
Reliess, Crucifixe, Porträte,
[* 105] meistens in Vlciguß gefertigt, sind in Wien im Privatbesitz. -
IIgMdum österr. Vildhauerarbeiten des 18. Jahrh. (ebd. 1880).
Donner, Joh. Jak. Christian, Philolog und Übersetzer, geb. zu Krefeld,
[* 106] studierte in Tübingen
[* 107] Theologie und Philosophie,
wurdeRe- petent am theol. Seminar zu Urach, dann am Stift zu Tübingen, 1827 Professor am obern Gymnasium
zu Ellwangen, 1843 in Stuttgart. Er trat 1852 in den Ruhestand und starb in Stutt- gart. Donnerbüchse hat seine Kunst des Übersetzens,
mit Aus- nahme der «Lusiaden» des Portugiesen Camoes (Stuttg. 1833), nur den Klassikern des Altertums zu-
gewandt. Es erschien von ihm: Iuvenal (Tüb. 1821), Persius (Stuttg. 1822), Sophokles (Heidelb. 1839; 11. Aufl., 2 Bde.,
Lpz. 1889; sein bekanntestes Werk), Euripides (3 Bde.,
Heidelb. 1841-52; 3. Aufl. 1876), Achylus (Stuttg. 1854), Homer (2 Bde., ebd. 1855-58; 2. Aufl.
1864-66), Aristophanes (3 Bde., Lpz. 1862),
Pindar (ebd. 1860), Terenz (2 Bde., ebd.
1864), Plautus (3 Bde., ebd. 1864-65) und Quintus Smyrnäus (Stuttg. 1866). Donnerbefen, s. Hexenbesen. Donnerbücher, Bücher,
welche die Bedeutung von Blitz und Donner für jeden Tag des Jahres ent- halten. Sie wurden zur Zeit Ciceros aus dem Griechi-
schen durch Figulus ins Lateinische übertragen. Donnerbüchse, deutsche Bezeichnung sür Bom- barde; die
Donnerbüchse gehört zu den ersten Pulvergeschützcn nnd führt den Namen im Gegensatz zu den ältern geräuschlosen Schiebmaschinen
(s. Geschütz).
¶