Mineral-233 quellen giebt es in großer Zahl. Der
Boden erzeugt Getreide,
[* 2] Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Hanf und Obst, aus
dem viel Cider bereitet wird. Die Tuchmanufaktur ist zurückgegangen; wichtig sind Eisenindustrie und
Schiffbau. Die Hauptorte
für die Fischerei
[* 3] sind
Brixham an der
Tor-Bai und Plymouth.
[* 4] Im Parlament wird Exeter durch 1, Plymouth
und
Devonport durch je 2, der Rest der
Grafschaft durch 8
Abgeordnete vertreten. Hauptstadt ist Exeter; andere Orte sind: Plymouth,
Devonport,
Tiverton,
Barnstaple und Bidefort. –
(spr. deww'nschĭr), engl. Grafen-und Herzogswürde
im
Besitz der Familie
Cavendish (s. d.) Der erste, der sie erhielt, war WilliamBaronCavendishvonHardwick, der 1618 von
Jakob I. zum
Grafen von Devonshire erhoben wurde. – Sein Urenkel William,vierterGrafvonDevonshire, geb. 1640, gehörte seit 1675 zur Opposition im
Unterhaus gegen die Hofparei. Nach seinem Eintritt ins Oberhaus 1684 hielt
er sich zunächst zurück, trat aber mit Wilhelm von
Oranien (Wilhelm III.) in
Verbindung, der ihn 1694 zum
Marquis von Hartington und
HerzogvonDevonshire erhob. Er starb als Oberhofmeister der Königin
Anna.
Der Sohn eines jüngern Enkels von ihm war der Chemiker HenryCavendish (s. d.), der Sohn des ältern
WilliamCavendish, vierterHerzogvonDevonshire, geb. 1720. Er trat zuerst als
Whig ins
Unterhaus, wurde 1755 Lordlieutenant von
Irland,
wo er sich sehr populär machte. 1756 übernahm er das Schatzkanzleramt, trat aber im folgenden Jahr schon wieder zurück.
Er starb 1764. – Auch sein Sohn William,fünfterHerzogvonDevonshire, blieb den
Whigs treu und stand unter
Georg III. meist zur Opposition; jedoch waren bekannter wie er seine beiden Gemahlinnen.
Die ersteGeorgianaCavendish, Tochter des
GrafenSpencer, geb. 1757, vermählt 1774, war die Königin der engl.
Gesellschaft, und obgleich keine eigentliche Schönheit, doch von hoher
Anmut und glänzendem
Geist. Sie
besaß polit. Einfluß und war eine Freundin von
Fox; auch verfaßte sie durch Eleganz und
Phantasie ausgezeichnete Gedichte.
Sie starb – Die zweite Gemahlin des
Herzogs war ElisabethHervey, Tochter des vierten
GrafenBristol, geb. 1759,
heiratete als
Witwe von J.
Th.
Foster 1809 denHerzog von Devonshire, nach dessen
Tod 1811 sie sich in
Rom
[* 5] niederließ.
Ihr Haus war der Mittelpunkt der Gesellschaft, vor allem strebte sie nach dem Ruhm des Mäcenatentums. In freigebigster
Weise
förderte sie Künste und Künstler und ließ Prachtausgaben der fünften Satire des
Horaz und einer ital. Virgilübersetzung
veranstalten. Sie starb WilliamCavendish, geb. 1790, der einzige Sohn des
Herzogs aus erster
Ehe, folgte als sechsterHerzogvonDevonshire. Er stand zu den
Whigs, ohne selbstredend oder handelnd einzugreifen; zweimal war er unter
Georg IV. und Wilhelm IV. Lord-Kämmerer.
Als Liebhaber und Förderer der Kunst legte er reiche Sammlungen an und ließ sich großartige
Treibhäuser
auf seinem Landsitz Chatsworth in Derbyshire von Paxton einrichten. Er starb unvermählt. Ihm folgte sein Vetter
WilliamCavendish, siebenterHerzogvonDevonshire,
GrafvonBurlington, geb. Er studierte in
Cambridge, trat 1829 ins
Unterhaus, 1834 kam
er nach dem
Tode seines Großvaters als
GrafBurlington
ins Oberhaus, 1836–56 war er Kanzler der
UniversitätLondon,
[* 6] seit 1862 der
UniversitätCambridge. Wie seine Vorgänger war er ein
Gönner von Kunst und Litteratur. Er starb auf
seinem Landsitz
HolkerHall
[* 7] in
Lancashire.
Durch seine hervorragenden Gaben als Parlamentsredner und Geschäftsmann sowie durch seine
Geburt und
seine
Verbindungen erwarb er sich ein solches Ansehen, daß er nach
Gladstones Rücktritt vom
Amt Febr. 1874 und schließlich
von der Parteileitung, Jan. 1875, einstimmig zum Führer der liberalen Partei erhoben wurde. Nach
BeaconsfieldsSturz 1880 lehnten
jedoch er und
Granville die angebotene Kabinettsbildung ab, die nun
Gladstone wieder übernahm, in dessen
Ministerium Devonshire als
Staatssekretär für
Indien eintrat. 1882 wurde er Kriegsminister. 1885 trat er mit dem
Kabinett zurück,
verweigerte aber den Eintritt in
Gladstones Ministerium von 1886, trennte sich vielmehr in der irischen
Home-Rule-Frage völlig
von dem alten Führer und wurde selbst das Haupt der liberalen
Unionisten (s. d.), die
Irland gegenüber
zu den Konservativen hielten und das konservative Ministerium Salisbury durch ihre Unterstützung im Parlament regierungsfähig
machten. Auch nach seinem Eintritt in das Oberhaus (Dez. 1891) behielt er thatsächlich die Leitung
der unionistischen Partei, während Chamberlain sein Nachfolger als Führer der Partei imUnterhaus wurde.
Ein jüngerer
Bruder von ihm war der 1882 im Phönixpark zu Dublin
[* 9] ermordete LordFrederickCavendish (s. d.).
bei den alten
Römern der feierliche
Akt, womit jemand sich zum Wohle des Vaterlandes
durch einen freiwilligen
Tod den unterirdischen
Göttern weihte, wie Curtius (s. d.), Publius Decius und sein gleichnamiger
Sohn (s.
Decier). Auch konnte der Feldherr feindliche
Städte und
Heere den Unterirdischen devovieren. In einem solchen Falle
mußte die Evokation(evocatio), d. h. die
Aufforderung an die Schutzgötter der betreffenden Stadt, diese zu
verlassen und überzugehen, vorausgegangen sein. Solche Evokationen und Devotion fanden z. B.
bei
Gabii,
Veji,
Korinth
[* 10] und
Karthago
[* 11] statt. Unter
Caligula weihte ein Mann aus dem
Volke sich für das Leben des erkrankten
Kaisers
dem
Tode und mußte dann sein Gelübde auf
Befehl des genesenen
Kaisers wirklich ausführen. – In der Kirchensprache
bedeutet Devotion die hingebende Verehrung
Gottes und der
Heiligen,
¶
forlaufend
234
dann Andacht, Ehrfurcht, Gelübde; ferner Unter- würfigkeit gegenüber Höhergcstcllten. Devotionalien, Gegenstände, die
zur Förde- rung der religiösen Andacht dienen, also insbeson- dere in der kathol. Kirche Rosenkränze, Heiligen- bilder, Crucifixe
u. a. Sie sind an Wallfahrtsorten Gegenstand eines umfangreichen Handels. Devrient (spr. -wriäng; eigentlich als ursprüng-
lich niederländ. Name -frihnt zu sprechen), Alfons, Buchdrucker, s. Giesecke & Devrient.
Devrient (spr. -wriäng), Gustav Emil, Schau- spieler, Bruder von Karl Aug. Devrient, geb. zu Berlin,
[* 13] begann seine theatralische
Lanfbahn in Vrannschweig als Schanspieler und Baritonist und ging im nächsten Jahre nach Bremen,
[* 14] 1823 nach Leipzig,
[* 15] wo er sich 1825 mit Dorothea Vöhlcr vermählte. Devrient gab um diese Zeit die Thä- tigkeit
in der Operauf und widmete sich ganz dem jugendlichen Fache, das er bis in fein höheres Alter beibehielt. Nachdem er 1828 Leipzig
verlassen hatte, spielte er erst in Magdeburg,
[* 16] dann 1829 in Hamburg.
[* 17]
Seit 1831 gehörte er dem Hofthcatcr zu Dresden
[* 18] an, zuletzt als Ehrenmitglied. Devrient starb in Dresden.
Er war ein Künstler, der mit schönen Naturmitteln eine harmonische Dnrchbildung ver- einigte und dessen ganze Erscheinung
den Charakter des Wohlgefälligen, Edeln, ja Poetischen trug; er war der Darsteller, der die jungdeutschen
Dramen von Gutzkow und Laube zuerst zur Geltung brachte, und wurde dadurch der Träger eines großen Fort- schritts der schauspielerischen
Kunst.
Die Harmonie des Goetheschcn Schönheitsideals, das edle Feuer Schillerscher Begeisterung fanden in ihm einen aus- gezeichneten
Vertreter. Unerreicht ist sein Tasso, sein Posa geblieben. Wenn er für das Gewaltige und Gewaltfame, das
Dämonische Shakcspearc- scher Charaktere im ganzen nicht geschaffen war, so hat doch fein schwermütiger, edler, geistvoller
Hamlet selbst den Engländern imponiert, und daß er anf dem Gebiete des höhern Lustfpiels Aus- gezeichnetes zu leisten
vermochte, bewicfcn sein Vo- lingbroke und sein Bolz;
er adelte durch seine Per- sönlichkeit und seine
Spielweise diese Gestalten des Lustspielhumors. - Vgl.Kneschke, Emil Devrient (Dresd. 1868);
Gottschall, Emil Devrient (in «Unsere Zeit»,
Jahrg. 1872, II);
Prölß, Beiträge zur Geschichte des Hof- thcaters in Dresden (Erfurt
[* 19] 1879). ^eine Gattin Dorothea, geboreneBöhlcr,
geb. 1805 zu Cassel, zeigte in sentimentalen und naiven Rollen
[* 20] Wahrheit, Innigkeit und humoristische Frische.
Sie spielte schon 1816 in Prag
[* 21] Kinderrollen und gehörte seit 1817 der LeipzigerBühne an, wo sich ihr Talent entfaltete. In der
Folge an den Engage- ments ihres Gatten teilnehmend, entsagte sie 1842 bei ihrer Trennung von diesem der Bühne und starb zu'Vlasewitz.
Devrient (spr. -wriäng),KarlAugust, Schau- spieler, geb. zu Berlin, war, wie sein 52heim Ludwig
Devrient und seine Brüder Gustav Emil und Philipp Eduard Devrient, für den Kaufmanns stand dcstimmt.
Nachdem er den Feldzug von 1815 mit- gemacht hatte, debütierte er in Braunschweig
[* 22] als Rudenz
und erhielt 1821 ein Engagement als erster Liebhaber am Hoftheatcr zu Dresden, wo er 1823 mit der berühmten Sän- gcrm Wilhelmine
Schröder (s. Schröder-Devrient) eine Ehe einging, die jedoch 1828 gelöst wurde. Seit 1835 Mitglied der Hofbühne zu Karlsruhe,
[* 23] folgte er 1839 einer Berufung nach Hannover
[* 24] und wandte sich nun mit großem
Erfolge dem ältern Helden-
und Charakterfach zu. Devrient starb zu Lauter- berg am Harz.
Seinem Spiele rühmte Tieck den vollen warmen Ton des bewegten Gemüts nach. Sein ältester Sohn, Friedrich Devrient, geb. zu
Dresden, betrat 1845 in Detmold
[* 25] die Bühne und wurde 1848 am Wiener Vurgtheater angestellt. Er verließ dasselbe 1852 und
wandte sich einem un- ruhigenWanderlebcn zu, während dessen er in Frank- furt a. M. und Hannover, dann bis 1864 in Wies- baden
einen längern Aufenthalt nahm. Er war dann längere Zeit am DeutschenTheater
[* 26] in Peters- burg thätig, wo er starb.
Devrient (spr. -wnäng),Ludwig, Schauspieler, geb. zu Berlin, wurde von seinem Vater, einem Seidenhändler, für
den Kaufmanns- stand bestimmt und trat in Vrody, wo derselbe eine Kommandite hatte, mit ins Geschäft. Während eines Aufenthalts
in Leipzig durch Ochsenheimers ^piel mächtig ergriffen, begab er sich zu der wan- dernden Schauspielertruppe
des Direktors Lange (eigentlich Bode) und betrat in Gera
[* 27] zum erstenmal die Bühne unter dem NamenHerz- berg als Bote
in der «Braut von Messina».
[* 28]
Später zog er mit dieser Truppe in mehrern sächs. Städten umher, bis er 1805 in Dessau
[* 29] ein Engagement
er- biclt. Schon hier fand er in Charakterrollen vielen Beifall. Die 1807 mit Margarete Neese eingegan- gene Ehe löste bereits
im folgenden Jahre der Tod. Später war er noch zweimal vermählt. Als ihn drückende Schulden nötigten, sich 1809 heimlich
zu entfernen, begab er sich nach Vreslau. Zier lernte ihn Isfland kennen, der ihn für die Berliner
[* 30] Bühne
gewann. 1815 betrat Devrient in der Nolle des FranzMoor zum erstenmal die BerlinerBühne und wurde der gefeierte Liebling des Publikums.
Eine un- geregelte Lebensweise und der übermäßige Genuß geistiger Getränke, dem er sich im Verkehr mit gleich- gesinnten
Freunden, wie E.T.A^ Hoffmann und an- dern, hingab, zerrütteten vorzeitig seinen Körper. Er starb in
Berlin. Als Schauspieler steht Devrient einzig da, insofern bei ihm die Inspiration bei weitem mächtiger war als die bloße Reflexion
[* 31] und das Studium, wodurch er insbesondere den Gegensatz zu Issland und jüngern Schauspielern von Bedeutung,
wie Seydelmann, bildet, und insofern ein ursprünglich poet.
Humor seine Leistungen verklärte. Er war eine dämonische Künstlernatur, und dieses Dämonische prägte sich auch in
seiner gesamten äußern Erscheinung, in sei- ner Gesichtsbildung, seinem Organ aufs frappan- teste aus, die, wie seine ganze
Auffassungsgabe, feine Mimik
[* 32] und Deklamation, mehr charakteristisch ergreifend wirkten, als in idealem
Sinne schön zu nennen waren. Das höchste Komische wie das höchste Tragische, aber anch das zwischen beiden Extremen liegende
Gemütlich-Humoristische gelang ihm gleich ausgezeichnet.
Mit genialer Charakteristik und poct. Humor beherrschte er das Gebiet des Außerordent- lichen, Entsetzlichen, Grausenerregenden,
des Bizar- ren und Lächerlichen von den leisesten Hügen bis zum mächtigsten Ausdruck: da gewann sem
sprödes Organ eine bewundernswerte Biegsamkeit;
sein Mienenspicl hatte etwas Hinreißendes und Dämo- nifches. Am meisten
unterstützte ihn dabei ein gro- ßes, feuriges Auge
[* 33] und ein Mund von feltener Aus- drucksfähigkeit.
Daher wurde er Norm für
vieleShake- spearische
[* 12]
Figuren, für Shylock, Lear, Richard III., Mercutio, Fallstaff;
Vorbild für FranzMoor, den ^.
¶
forlaufend
235
Mohren in «Ficsco», Schcwa, Lorcnz Kindlein und eine Menge kleiner
Charakter ollen, die erst durch ihn Leben und Bedeutung erhielten.
Vgl. Z. Funck, Aus dem Leben zweier Schauspieler: Ifflands
und D.s (Lpz. 1838);
Ed. Devrient, Geschichte der deut- schen Schauspielkunst, Bd. 4 (ebd.
1861).
Eine auo- führliche Biographie D.s von Gcrold findet sich in Heft 13 der «Berlinischen
Chronik» (Berl. 1876). Novellistisch hat ihn H. Smidt in «Devrient-Novcl-
len (3. Aufl., 2 Bde., Verl. 1882)
behandelt. Eine treffliche Schilderung von D.s Eigentümlichkeit fin- det sich in dem zweiten Bande von Holteis Roman »Die Vagabunden"
und in R. SpringersRoman «De Wette und Hoffmann oder Schauspieler und Sera- pionsbrüder»
(3 Bde., Verl. 1873). Devrient (sp.
-wnäng), Otto, Schauspieler uud Dramatiker, Sohn von Philipp Eduard De Wette, geb. 3. Ott. 1838 zu
Berlin, betrat in Karlsruhe die Bühne, gehörte den Hoftheatern zu Stuttgart
[* 35] und Berlin, dann dem Stadttheatcr zu
Leipzig an, wo er ins Charakterfach überging. 1863 -73 war er am Karlsruher Hoftheater und wurde im letztern
Jahre Schaufpicler und Regisseur am Hoslhcater zu Weimar,
[* 36] 1876 Oberregisseur am Hof- thcater zu Mannheim
[* 37] und 1877 Intendant am
Frankfurter Stadttheater, welche Stellung er schon 1879 wieder aufgab. De Wette übernahm 1884 die Direk- tion
des Hoftheaters in Oldenburg
[* 38] und ging 1889 als Direktor des Hoffchauspiels nach Berlin, wo er Dez. 1890 zurücktrat. De Wette hat
sich nicht nur als tüch- tiger Charakterspieler, sondern auch als Dichter be- kannt gemacht, zunächst durch die Trauerspiele
«Zwei Könige» (Karlsr. 1867),
«TiberiusGracchus» (ebd. 1871) und das Volksschauspiel «Kaiser Notbart»
(ebd. 1871). Sein zur Feier des Luther-Jubiläums gedichtetes Festspiel «Luther» (18. Aufl., Lpz. 1891) kam zuerst im Herbst 1883 in
Jena
[* 39] unter Mitwirkung D.s zur Aufführung. Ferner erfchien «Gustav Adolf», histor. Charakterbild (5. Aufl., Lpz. 1892). Auch
gab er u. d. T. «DeutscherBühnen- und Familien-Shake- speare» (Bd. 1-4, ebd.
1872-75) mit seinem Vater eine Auswahl Shakespearescher Dramen heraus und veröffentlichte"ZweiShakespeare-Vorträge" (Karlsr.
1869),
«Ifflands und Schröders Briefe an den Schau- spieler Werdy» (Franks, a. M. 1881) u. a.
in. Devrient (spr. -wriäng), Philipp Eduard, Schau- spieler und Dramaturg, Bruder von KarlAugust und Gust. Emil D.,geb.^11.
Aug. 1801 zu Berlin, war zunächst ein tüchtig geschulter Baritonsänger, wid- mete sich aber später
dem recitierenden Rollenfache, in welchem er eifriges Studium und Korrektheit, doch weniger Feuer der Begeisterung bekundete.
Seit 1819 Mitglied der Berliner Hofbühne, trat er 1835 zum Schaufpiel über und übernahm 1844 die Oberregic dcr Dresdener
Hofbühne. 1846 legte er dies Amt nieder und beschränkte sich auf die Darstellung sei- ner Charakterrollen.
1852-70 war er Direktor des bofthcatcrs in Karlsruhe und starb daselbst Er verfaßte die Stücke: «Das graue Männ-
leiu», «Die Gunst des Augenblicks», «Die
Vcr- irrungcn», «Der Fabrikant», «Treue Liebe», die zwar ein hohes poet.
Interesse nicht beanspruchen, aber doch theatralischen Wert habcn. Unter seinen Operntexten, deren er
mehrere schrieb, gewann «Hans Hciling» an sich wie durch Marschuers ansprechende Musik den meisten Beifall. Die Anregung, sich
als Librettist zu versuchen, gab ihm Felix Mendelssohn- Bartholdy,mitdennhnfreundschaftlicheBeziehuugcn vndcmden,
die in
seinem Werk «MeineErinnerungen an Felix Mendelssohn-Bartholdy und seine Briefe an mich» (3. Aufl., Lpz.
1891) behandelt sind. Be- deutenderes leistete er in seinen dramaturgischen Schriften. Zu diesen gehören die «Briefe aus Paris»
[* 40] lBerl. fchulen" (ebd. 1840),
ferner «Das Nationaltheater des neuen Deutschland»
[* 41] (Lpz. 1848),
eine umfassen- dere Resormschrift
voll trefflicher Ideen. Zur Ge- schichte der Schauspielkunst schrieb er: «Das Pas- sionsspiel in Oberammergau»
(Lpz. 1851; 3. Aufl. 1880) und die «Geschichte
der deutschen Schauspiel- kunst» (5 Bde., ebd. 1848-74),
sein Hauptwerk, das allgemeine Anerkennung fand. Eine Sammlung seiner «Dramat. und dramaturgischen Schriften (10
Bde., Lpz. 1846-72) hat De Wette selbst
veranstaltet. Dew oder Dev, Name der bösen Geister, Dä- monen oder Teufel in der Religion Zoroasters. Im
Sanskrit bedeutet vövg. »Gott», während das iden- tische I)a6V2, im Avesta von Haus aus die Götter der Ungläubigen (der
DröZv^Qtz) oder die den guten Geistern (Amschaspands, s. d.) und frommen Menschen (den Aschavans) feindlichen Dämonen im Dienste
[* 42] Ahrimans bezeichnet.
Ihnen verwandt sind die weiblichen Unholde, die Drudshas und Pairi- kas (s. Peris) und andere böse Wesen.
In den Gathas heißen sie «der Same vom bösen Geist, die Ausgeburt der bösen Gesinnung» (des^LN-Naiiö, des Gegensatzes zu
Voliu-Nllnö, s. Bahman),
im iüngern Avesta «die finstern, sinsternisentsprossenen». Ihre Wohnung ist die finstere Hölle (äuxliand,
neu- persisch äö^kk Hölle, äa.02k3.iibvH höllisch), mit der sie am jüngsten Tage zu Grunde gehen.
Delvadasl, s. Bajaderen. Dewall, Johannesvan, s. Kühne, Aug. Detvalwara, Ort im GebirgeArawali (s. d.). Dewas, Mahrattenfürstentum
in Centralindien (s. d.). Tewe-Vojun (türk., i.
Kamelhals), Höhenzug in Türkisch-Armenien, östlich von Erzerum, bekannt durch den Angriff, den die
Russen da- selbst gegen die türk. Stellung ausführten.
Die Türken, durch die Niederlage vom Aladscha-Dagh (s. d.) ohnehin stark demoralisiert, wurden vollstän- dig
geschlagen; sie verloren 43 Geschütze,
[* 43] an 600 Gefangene, 2500 Tote und Verwundete und ebenso- viele durch Desertionen. Der
russ. Verlust betrug 41 Offiziere, 776 Mann. De Wette, Will). Martin Leberecht, prot. Theo- log, geb. zu
Ulla bei Weimar, stu- dierte in Jena, habilitierte sich daselbst 1805, wurde 1807 außerord. und 1809 ord. Professor in Heidel-
berg, 1810 in Berlin.
Ein Trostschreiben, das De Wette 3 l/März 1819 nach Karl Sands (s. d.) blutiaer That an dessen ihm befreundete
Mutter richtete, bot den reaktionären KreisenAnlaß, den wegen seines theol. und polit. Liberalismus mißliebigen Mann zu beseitigen.
De Wette wurde seines Amtes entsetzt (vgl. «Aktensammlung über die
Entlassung des Pro- fessors De Wette vom theol. Lehramt zu Berlin; zur Be- richtigung des öffentlichen Urteils
herausgegeben», Lpz. 1820). Er zog sich nach Weimar zurück und wurde 1822 als ord. Professor nach Basel
[* 44] berufen, wo er, 1829 Zum
Mitglied des Erziehungsrates er- nannt, bis an seinen Tod, wirkte. Als Theolog hat sich De Wette sowohl um die systematischen,
als auch besonders durch seine scharfe, zersetzende Kritik des Kanons^und der biblischen Geschichte um
die biblischen Wmcnschaften Verdienste erworben. Hervorzuheben sind: «Beiträge zur Einleitung in
¶
«Lehr- buch der histor.-kritischen Einleitung in die Bibel
[* 46] Alten und NeuenTestaments»
(2 Bde., Verl. 1817 -26; 8. Aufl.
des alttestamentlichen Teils, bearbei- tet von Schrader, 1869; 6. Aufl. des neutestament- lichen, bearbeitet von
Meßner und Lüncmann, 1860), «Lehrbuch der hebr.-jüd. Archäologie» (Lpz. 1814; 4. Aufl. von Räbiger
1864),
«Kommentar über die Psalmen» (Heidclb. 1811; 5. Aufl.
1856),
«Kurz- gefaßtes exegetisches Handbuch zum NeuenTesta- ment» (11 Tle. in 3 Von., Lpz. 1836-48, später vielfach neu
bearbeitet; neue Ausg. Halle
[* 47] 1886 fg.). Für weitere Kreise
[* 48] sollte die mit Äugusti zusammen unternommene Übersetzung
der «Zeiligen Schrift» l3 Vde., 4. Aufl., Heidelb.
1858) dienen. Als Dogma- tiker schloß sich Dextrin W. in philos. Beziehung eng an seinen Freund Fries an, doch hat auch Schleier-
machers Freundschaft großen Einfluß auf ihn geübt; er schrieb ein «Lehrbuch
der christl. Dogmatik in ihrer histor. Entwickelung» (2 Bde.,
Verl. 1813-16; 3. Aufl. 1831-40) und die noch jetzt beachtens- werten Erläuterungen dazu: «über Religion und Theologie» (ebd.
1815; 2. Aufl. 1821). Die Ethik behandeln die «Christl.
Sittenlehre» (3 Bde., ebd. 1819 - 23),
«Vorlesungen über die Sittenlehre» O Bde., ebd. 1823-24) und das «Lehrbuch
der christl. Sittenlehre» (ebd. 1833). Außerdem sind zu nennen: «Briefe, Sendschreiben und Bedenken Luthers»
(5 Bde., ebd. 1825-28),
die beiden roman- artigen Werke «Theodor oder des Zweiflers Weihe» (2 Bde., ebd. 1822; 2. Aufl.
1828; ein Bericht über seinen religiösen Entwickelungsgang) und «Heinrich Melchthal, oder Bildung und Gcmeingeist» (2 Bde.,
ebd. 1829), sowie Sammlungen von Predigten. -
Vgl. die Biographien von .^agenbach (Lpz. 1850), Wiegand(Erf.1879)undStähe'lin,
D.W.nach feiner thcol.
De Witt, Jan, s. Witt. Dewitz, Friedr. Wilh. Otto Ulr. Karl Helmuth Iul. von, mecklenb.-strelitzscher Minister, geb. zu
Cölpin, studierte in Heidelberg,
[* 49] Berlin und Rostock
[* 50] die Rechte, trat dann in mcck- lenb.-schwerin. Dienste,
wurde Auditor in Witten- burg und ging später in mecklenb.-strelitzsche Dienste über. Hier wurde er zunächst Assessor beim
Iustiz- amte der Landvogtei zu Schönberg in Natzeburg, kam dann als Hilfsarbeiter in die Landesregie- rung und das Staatsministerium
zu Neustrelitz,
[* 51] wo er nacheinander Regierungsassessor, Rcgierungs- rat, Geh.
Negierungsrat und 1885 Wirkl. Staats- ministcr und Vorsitzender des Staatsministeriums und der Landesregierung wurde. Dewsbury
(spr. djühsbörrl), Stadt im West- riding der engl. Grafschaft Z)ork, 13 km im SSW. von Lccds, auf einer Anhöhe, welche
den rechts zur Aire gehenden Calder beherrscht, hat (1891) 29 847 E., eine lat. Schule, Fabrikation
von Teppichen und Wollwaren. Dextrin ist ein Hauptsitz der Shoddy- Manufaktur. Dexamenos, in der griech.
Sage ein König von Olenos (in Achaia), der feine Tochter dem von ihm gastlich aufgenommenen Herakles
[* 52] verlobt und deswegen
von dem Kentauren Eurytion bedrängt wird; Herakles kommt ihm zu Hilfe und tötet den Kentauren.
Dexel, Dechsel oder Texel, auch Dachsbeil genannt, ein von verschiedenen Holzarbeitern, na- mentlich Böttchern und Zinnnerleuten,
gebrauchtes Werkzeug, das zur Bearbeitung konkaver sowie solcher ebenen
Flächen dient, deren horizontale Lage die Anwendung
des Beils nicht wohl gestattet, und sich von Axt und Beil dadurch unterscheidet, daß das Blatt
[* 53] mit der Schneide
quer gegen den Stiel gestellt ist, wobei die Zuschärfung der Schneide auf der Innenfeite liegt. Je nach der Form unter-
scheidet man gerade und krumme Dextrin Dexippus, Publius Hercnnius, griech. Histo- riker
von vornehmer Abkunft, lehrte zu Athen
[* 54] und zeichnete sich 267 n. Chr. im Kampfe gegen die auf Athen anrückenden
Goten aus.
Von feinen Schriften, einer Geschichte der Diadochenzeit, einem Abriß der Gesamtgeschichteundden «3e^t1iicH»,
einer Geschichte der Goten kriege seiner Zeit, sind nur noch Bruchstücke vorhanden, die Niebuhr im «Corpus
Zoi-iptorum N^aMinorum» (Bonn
[* 55] 1829),
K. Müller in den «I^ra^mentN 1ii8t0i'io0iuin (Fi'3.6coi'uin»,Vd. 3 (Par.
1849),
Dindorf in den «11i8toi-ici Zraeci minoi-68», Vd. 1 (Lpz.
1870),
Vöbme in den «^0min6ii^ti0N65 iM1oi0gH6^6N6ii868», Bd. 2 (ebd.
1883),
zusammen- gestellt haben. Dexippus, neuplatonischer Philosoph, Schüler des Iamblichus, lebte in der Mitte des 4. Jahrh,
n. Chr. Sein Kommentar zu den «Kategorien» des Aristoteles (hg. von Spengel, Münch. 1859) richtet sich gegen die Angriffe Plotins
auf die Aristotelische Kategorienlehre. Dexteritöt (lat.), Geschicklichkeit, Gewandtheit. vsxtra.lV
(lat.), Armband, Handkrause. vsxtri (lat.), im Mittelalter der
bei einer Kirche oder bei einem Kloster durch Kreuze in Form einer Dox (alter Name der X) abgesteckte Raum von 30 und mehr Schritten,
innerhalb dessen das Asylrecht (s. Asyl) galt.
Dextrin, Gommeline, Stärkegummi, Dampfgummi, Röstgummi, Leiokom, ein dem arab. Gummi ähnlicher Stoff
von der empirischen Zusammensetzung (^llin OZ, h^ sich aus Stärke
[* 56] beim Erhitzen oder durch die Einwirkung verdünnter Säuren
bildet. Durch Malzaufguß und zwar durch die in demselben enthaltene Diastase wird die Stärke gleichfalls in Dextrin und Maltose
zer- legt. Zur Herstellung des Dextrin erhitzt man Stärle- mehl aus Kartoffeln unter stetigem
Umrühren auf 200 - 260", oder man befeuchtet Stärke mit 2pro- zentiger Salpetersäure, läßt an der Luft austrocknen und
erhitzt auf 110°. Reines Dextrin bildet fast farb- lofe gummiartige Stücke von mufcheligem Bruch, die zerrieben ein Weihes Pulver
geben. Technisches Dextrin, besonders das durch Rösten erhaltene, ist mehr oder weniger braun gefärbt und
enthält oft noch unveränderte Stärke und Zucker.
[* 57] Das Dextrin löst sich leicht und vollkommen in Wasser zu einer klaren, dickflüssigen
klebenden Flüssigkeit; in Alkohol ist es unlöslich. Es besitzt die Eigenschaft, in seinen Lö- sungen die Polarisationsebene
des Lichtstrahles stark nach rechts zu drehen ^ («)^ ^138,5°1, daher der Name (äsxtsr, lat., ^ recht). Es reduziert nicht
Fehlingsche Lösung und ist nicht gärungsfähig, durch Diastafe und durch verdünnte Säuren geht es aber leicht in
gärungsfähigen Zucker (Traubenzucker) über. Wegen feiner mannigfachen technischen Verwendung wird es im großen
dargestellt. Es findet Verwen- dung als Verdickungsmittel in der Zeugdruckerci, zum Drucken von Tapeten, zum Appretieren und
Steifen von Zeugen, zum Glasieren von Karten und Papier, als Mundleim, bei der Bier- und Obstwein- fabrikation und zu feinerm
Vackwerk. Es ist ein Be- standteil des Biers und entstebt beim Backen, indem
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es die Kruste des Gebäcks bildet. In seinen chem. Beziehungen ist das Dhaka noch nicht genauer erforscht, man unterscheidet
eine große Zahl isomerer Modi- fikationen, die sich durch ihr Verhalten gegen Jod unterscheiden (Amylodertrin, Erythro- dertrin,
Achroooertrin, Maltodertrin). Dhaka kommt in Säcken zu 100 ^ in den Handel und kostet im Großhandel 50 M.
pro 100 K3. Dextrmsirup, s. Traubenzucker. Dextrokardie (lat.-grch.), angeborene Lagen- vcränderung des Herzens, wobei dasselbe
statt in der linken in der rechten Körperhälfte gelegen ist, meist mit 8itu8 iuv6i8u8 (s. d.)
verbunden.
Dextrönsäure, s. Glukonsäure. Dextrose, soviel wie Traubenzucker. Dey, türk. Titel, s. Dei. Deyamir, Berg
im Himalaja, s. Dajarmur. Deym, FranzGraf, österr. Diplomat, geb. ^ als Sohn eines Feldmarschalllieute- z nants,
war Zuerst Lieutenant in einem Ulanen- regiment, widmete sich aber 1864 dem diplomat. Dienste, wurde zuerst Attache, dann Legations-
sekretär in Paris, hierauf Botschaftsrat in Rom. 1371 trat er mit dem Titel eines außerordentlichen Gesandten
und bevollmächtigten Ministers vom aktiven Dienste zurück und lebte als Privatmann, bis er 1879 vom bohm.
Großgrundbesitz zum Mit- gliededes österr. Abgeordnetenhauses gewählt ward, welches Mandat ihm 1885 wieder übertragen
wurde. Okt. 1888 wurde er zum Botschafter in London er- nannt. Er fchrieb «FriedrichGraf Dhaka und die österr.
Frage in der Paulskirche» (Lpz. 1891). Deynze, Stadt in der belg.
Provinz Ostflandern, an der Lys (Lcye) und an den Linien Gent-Tournai der Bclg. Staatsbahnen,
[* 59] Dhaka-Thielt der Ostflandr. Eisenbahn
und der Lokalbahn Dhaka-Oudenaardc (19 km), hat (1889) 4637 E., eine alte Kirche; Fabrikation von Seidenstoffen und
Flachshandel.
Dez..., Artikel, die hier vermißt werden, s. Dec Dezember, der zwölfte und letzte Monat im Jahre, war bei den alten Nömern
(vor Julius Cäsar), die ihr Jahr mit dem März anfingen, der zehnte, daher der Name des Monats (vom lat. äs- c6m, i. zehn).
Der altdeutsche, von Karl d. Gr. vorgeschlagene Name des Monats ist Heilmond und bezieht sich auf die in
denselben fallende Ge- burt des Heilands; später erhielt er den NamenChristmonat. Vor Cäsar hatte der Monat, gleich dem Januar
und August, nur 29 Tage, Cä- sar aber legte jedem derselben noch zwei zu. In den Dhaka (21. oder 22.) fällt
Wintersanfang (Winter- solstitium).
Während der ersten zwei Drittel des Dhaka steht die Sonne
[* 60] im Zeichen des Schützen, wäb- reno des letzten in dem des Steinbocks.
Die Ver- änderungen des Barometerstandes betragen im D. für Deutschland 28-32 mm. In Feld und Gar- ten läßt dieser Monat
bei günstiger Witterung Brachackei-ung und Düngerfuhren zu; im Forste be- ginnt die Holzabfuhr; die
Niederjagdzeit geht zu Ende. Der 1. Dhaka gilt bei Abergläubischen für einen Unglückstag: wer an ihm geboren ist,
stirbt eines schlimmen Todes.
Dezembristen, die AnhängerLudwig Napo- leons, die ihn beim Staatsstreich vom unterstützten. Visweilen
werden auch die Dekabri- sten ls. dhaka) als Dhaka bezeichnet. Dezi..., s. Deci___ Dezobry (spr.-sobrih), Charles Louis, franz. EchrMeller
und Buchhändler, geb. zu Sl. Denis (Seine), verfaßte unter andern erwähnens- werten
Schriften: «I^omo au 8iec1c
ä'^.uFU8t» au V0)'ÄF6 (1'uQ 63.121018 3. Il0M6" (4 Bde.,
1835; 4. Aufl. 1874),
Vachelet «DictiouiiÄii^ ^6u6ia,1 ä6 dio^i'aplii» 6t ä'In8t0ii-6))
(2 Bde., 1857; 10. Aufl. 1889) und
«Die- tiouului'6 A6H6I-H1 (168 I6ttl68, 6(38 !)6l1NX'^rt8 6t 5. Aufl.
1888). Mit Magdeleine hatte er 1829 eine dem Verlag klassischer Werke, Schulausgaben, geogr.
und histor. Publikationen bestimmte Buch- handlung begründet, die an Charles Marie Eugöne Delagrave (s.
Delagrave, Ch.) überging. Dhaka starb in Paris. v. V., Abkürzung für 1)6i Fi-atia. (lat., d. h. durch GottesGnade,
von GottesGnaden). ä. k., Abkürzung für ä6 doäim-no (lat., d. h. vom heutigen,
nämlich Tag). Dhafär, Tafar oder Zhafär, mehrere alte Dorffchaften im südl.
Arabien. Die bekannteste liegt im SW. der Halbinsel und war schon im Altertum untcr dem NamenSaphar oder auch Tarzharum eine ansehnliche
Stadt. Mehrere Jahrhunderte bildete sie den Königssitz der Home- riten, jedenfalls bis zum 6., wo der König von Axum sich
ihrer bemächtigte und ihr das Christentum brachte. Zu Edrisis Zeit, im 12. Jahrh., war sie sehr
verfallen, und statt ihrer war Sanä Königs- stadt geworden. Seetzen entdeckte (1810) in dem nahen Torfe Mankat himjaritifche
Inschriften auf Porphyrquadcrn in den Ruinen auf dem dabei ge- legenen Berge. - Ein anderes Dhaka oder Safar liegt in der gleichnamigen
Landschaft an der Südostlüste Arabiens, am Ostende
[* 61] Hadramauts gegen Oman, in einer der fruchtbarsten
und bevölkertsten Strecken dieser Küste, wo sich zahlreiche Gebirgswässer und Ortschaften vorfinden. Dieses Land, von dem
Beduinenstamm der Beni Gharrah bewohnt, ist als Tebam ah oder Ebene von Dhaka bekannt. Hinter diesem gesunden Küstenstriche
erhebt sich der 1600 m bohe Absturz des innern Hochlandes, und hier wächst der beste arab.
Weihrauch. Die Stadt war groß und blübend, bis sie 1526 von den Portugiesen zerstört wurde. Ausgedehnte Reste derselben
sind als El- Balad oderH'arkam, d.h. dieStadt,noch vorhan- den. Der jetzige tleine Ort zählt 1500 E., die an den Ankerplätzen,
namentlich zu Mirbat, das schon in alterZeitHaupthafenwar, Weihrauch, Kopalgummi,, Aloe und Drachenblut verhandeln. Dhakä
(engl. Dacca). 1) Division der Lieute- nant-Gouverneurschaft Bengalen des Indobritischen Reichs mit 38 849,i hkm und (1891) 9 844127
E., dar- unter 6 418 840 Mohammedaner, 3 369 439 Hindu, 18 918 Christen und gegen 5000 Buddhisten, zwischen
21° 48' und 25° 26'nördl. Br. und zwischen 89° 20' und 91° 18' östl. L., zerfällt in die 4 Distrikte Dhaka ls.
unten), Faridpur, Vakargandsch und Maiman- smg. Das Land ist fast durchweg eben und überaus fruchtbar an Reis, Jute
[* 62] und Baumwolle.
[* 63] - 2) Di- strikt der Division Dhaka, hat 7244 ykm mit (1891) 2 420 656 E. (1881: 2166 350, darunter 1250 687 Mohammedaner, 856680
Hindu, 8799 Christen). - 3) Hauptstadt des Distrikts Dhaka in der Lieutenant- Gouverneurn'baft Bengalen des Indobritischen Reichs,
am linken Nfer der Vurhi-Ganga, der den Brahmaputra mit dem Ganges verbindet, hat (1891) 82321E., darunter 41566 Hindu, 40183 Mohamme-
daner, 467 Christen. Die Stadt, unter Aurangseb in ! höchster Blüte
[* 64] stehend, von idm und Schah
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hangir mit Prachtgebäuden jeder Art geschmückt und zu jenerZeit 3-400000 E. zählend, erholt sich gegen- wärtig aus der
langen Zeit des Verfalls; in ihren zahlreichen, über einen Raum von 6,5 km Länge und 2 km Breite
[* 66] zerstreuten Nninen, unter
welchen sich die des befestigten Schlosses und einer schön- gebauten Moschee, beide von Dschahangir herrüh-
rend, sowie die vieler Paläste, die der alten portug., Holland, und franz. Kirchen undFaktoreien besonders auszeichnen, zeigt
sie jedenfalls nur Spuren ihrer frühern Größe. In Dhaw befinden sich 10 Brücken,
[* 67] 13 Ghat oder Ufertreppen, 7 Fähren, 12 Bazare, 5 öffent-
liche Brunnen,
[* 68] ein Gefängnis und.Hospital für Ge- fangcnc, eineIrrenanstaltsowie einHospital für Ein-
geborene.
Bemerkenswert ist auch das großartige Ele- fantendepot, in welchem sich gewöhnlich mehrere Hun- dert dieser Tiere befinden.
Die Zahl der Mohammed. Moscheen in Dhaw wird auf 180 geschätzt, die der Zindu- tempel auf 119. Protestanten, Baptisten, Katholiken,
Armenier, Griechen und Thomaschristen haben in Dhaw besondere Kirchen und Bethäuser. Auch befinden sich
daselbst staatliche und von Missionaren geleitete Schulen für Europäer und Eingeborene. Unter diesen verdient das «Dacca
College» (seit 1855) be- sondere Erwähnung.
Die Kunst der Vereitung jener unvergleichlichen, Äbrawan, d. h. fliehendes Wasser, und Schabnam,
d. h. Nachttau, genannten Musseline (deren Feinheit so groß war, daß
man ein ganzes Kleid durch einen Fingerring ziehen konnte) blüht seit )872 nur noch in sehr geringem Maße, infolge der Einfuhr
der billigen Manchesterwaren. Neuerdings wirkt die allgemein günstige Lage des Handels und der Baumwollindustrie in Bengalen
auch auf Dhaw vorteilhaft ein. Vefonders infolge des Baues der Dhaw-Maimansing-Eisenbahn hat der Binnenverkehr
seit 1886 bedeutend zugenommen.
Neben den Musselinen gehören jetzt auch gröbere Kattune, da- neben Silbecstickereien,Töpferei,Mufchelfchnitzereien wieder
zu den bcdcutendern Industriezweigen. Dhäkän, Dekan, Hochland, s.Ostindien. Dhalip Singh, s. Dalip Singh. Dhamar, arab.
Ort, s. Damar. Dka.nilna.p2.Aa.1n, Name eines der kanonischen Werke der Buddhisten, das in den ^ipiMa (s. d.)
aufgenommen ist. Es zerfällt in 26 Kapitel (va.ZF9.) und enthält Sprüche von hohem sittlichem Ernst.
Herausgegeben ist es von Fausböll (Kopenh. 1855); ins Deutsche
[* 69] übersetzt von A.Weber, Ind. Strei- fen, Bd. 1, 112 fg. (Berl.
1868), undL. von Schrö- der (Lpz. 1892); ins Englische
[* 70] zuletzt von MaxMüller, Z^creä V00K8 cf'tk6
NaLt, Bd. 10 (Ox- ford 1881). Der Kommentar des Buddhaghosha
(5. Jahrh. n. Chr.) giebt die Erzählungen der Ereignisse,
bei denen angeblich Buddha die Sprüche vorgetragen hat. Er ist nach birman. Quellen über- setzt von Rogers, VuääKg.Fiio8da,'8
1^1-3^68 (Lond. 1870). In der Einleitung hat MaxMüller schon einmal das I). selbst übersetzt. Dhan,
brit.-ostind. Gewicht, s. Dan. Dhar.
1) Kleiner mahrattischer Staat unter der Vhil- oder Vhopawar-Agentschaft in der Provinz Centralindien des Indobritifchen Reichs,
den die engl. Regierung unter ihre Pro- tektion nahm. 1857 ward Dhaw wegen Rebellion gegen die engl. Regierung von
diefer annektiert und ein Teil an die Bcgam von Bhopal übertragen. Den Rest erhielt jedoch der junge Häuptling Anand- Rao-Puar
später wieder zurück mit dem Rechte der Adoption seines Nachfolgers. Dhaw hat 4506
^m, (1891) 151877, (1881) 149244
E., darunter 115051 Hindu, 12 269 Mohammedaner, 3087 Dschain, 18 798 Angehörige unkultivierter Stämme.
- 2) Hauptstadt des Staates Dhaw, unter 23° 36' nördl. Br. und 75° 4' östl. L. auf dem Wege von Mau nach Varoda, ist 21 cm
lang und 0,8 km breit, von einer Erdmauer umgeben, hat (1891) 18430 E., darunter 13948 Hindu, 3393 Mohammedaner. Dhaw soll in
seiner Blütezeit 100000 E. gehabt haben und zeigt überall zunehmende Spuren desVerfalls. vkarina., im
Sanskrit «Sitte», «Tugend», «Pflicht», «Recht», «Gesetz», daher vn 9. i-ma^^Zti-H ^ «Gesetzbücher».
I)., «Pflicht», ist nach den Indern eine der drei Triebfedern menschlichen Handelns. Die beiden andern sind artlia, «Nutzen»,
und IcKniH, «Liebe»', alle drei bilden den sog.
ti-iva^a, «Drei- zahl». Dazu tritt als vierte ost noch mökgliH, «die
Befreiung (von der Scelcnwanderung)», und ihre Vereinigung heißt dann caturvln-g'3,, «Vierzahl». Sie ist ansprechend
verherrlicht worden von Ksche- mendra in seinem " (^wi-vai-F^am^i-c^»,
heraus- gegeben in der Xüv^amiUH, Tl. 5 (Bombay
[* 71] 1888, S. 75 fg.).
Personifiziert ist v. «der Gott
des Rech- tes», derTotenrichtcr ^ Iama. Bei den Buddhisten hat v. (Päli vl^lnmo),
«Gesetz», ganz die Bedeu- tung «wahre
Lehre»,
[* 72] i. Lehre, Religion Buddbas. Dharnasitzen, in der Hindlsprache ädki-nä. dai- tknH oder äü3.i-liü. äßnZ,, eine
eigentümliche ind. Sitte, die auch sonst im Orient verbreitet ist, einen Schuld- ner zur Bezahlung zu
zwingen oder eine bestimmte Absicht durchzusetzen. Sie besteht darin, daß der Gläu- biger sich vor die Thür des Schuldners
setzt und nicht eher Nahrung zu sich nimmt, bis seine Forderung erfüllt ist; zuweilen droht er auch sich in anderer gewaltsamer
Weise das Leben zu nehmen. Die Sitte ist sehr alt; sie wird bereits in Werken der vcdischen Litteratur
und oft in der klassischen Sans- kritlitteratur seit dem 7. Jahrh. n. Chr.
erwähnt. Sie ist jetzt von den Engländern streng verboten. Dhärwär.
1) Distrikt der westl. Division der Präsidentschaft Bombay im Indobritifchen Reiche, hat 11745 unter letztern 769349
(87 Proz.) Hindu, 100622 (11,4 Proz.) Mohammedaner, 10526 Dfchain, 2356 Chri- sten. - 2) Hauptstadt des Distrikts Dhaw, unter
15" 27' nördl. Br. und 75" 3 V östl. L., durch Eisenbahn mit Goa im W. und Vangalur im SO.
verbunden, in einer Ebene des südl.Mahrattenlandes, bat (1891) 32841 E., darunter 23896 Hindu, 7667 Mohammedaner, 883 Christen, 348 Dschain, 42 Parsii,
besitzt haupt- sächlich aus Erde bestehende Festungswerke, die noch zu Anfang des 19. Jahrh, nicht unbedeutend, jetzt aber
mehr und mehr verfallen sind. - Bis 1778 den Mah- ratten gehörend, wurde Dhaw im genannten Jahre von dem Sultan von
Maisur, Haidar Ali, erobert, letzterm aber 1791 von den damals den Mahratten verbün- deten Engländern wieder abgenommen.
Nach dem Sturz des Peschwa siel mit den übrigen Besitzungen desselben auch Dhaw in die Gewalt der Engländer. Dhau (D
au, Dh aw), arab. Fahrzeug mit einem bis drei kurzen Masten, an denen lat. Segel, gewöhn- lich je eins,
gesetzt werden. Die kleinern Dhaw sind offen, größere halb oder ganz gedeckt; bei letztern dient der Schiffsraum
zum Sklaventransport. Die Dhaw können bei Windstille gewöhnlich durch große Ruder (Rie- men) vorwärts bewegt werden. Dhaulagiri,
Berg, s. Dhawalagiri. Dhaun/österr. Adelsgeschlecht, s. Daun. Dhaw, s. Dhau.
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