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Ein anderweites Bild über die steigende wirtschaftliche Entwicklung und den zunehmenden Verbrauch ergiebt die folgende Tabelle, in der für eine Anzahl der wichtigsten Bedarfsgegenstände der jährliche Verbrauch im Durchschnitt der J. 1871/75 und des J. 1892 gegenübergestellt worden sind.
Jährlicher (im Durchschnitt) Verbrauch pro Kopf der Bevölkerung [* 2] in Kilogramm:
Bedarfsgegenstände | 1871/75 | 1892 |
---|---|---|
Industrierohstoffe:
Steinkohlen | 806 | 1385 |
---|---|---|
Braunkohlen | 281 | 547 |
Roheisen | 57,4 | 94,3 |
Kupfer | 0,44 | 0,70 |
Zinn | 0,09 | 0,16 |
Zink | 0,85 | 1,66 |
Blei | 0,97 | 1,49 |
Baumwolle | 2,84 | 4,55 |
Jute | 0,15 | 1,07 |
Petroleum | 3,75 | 14,71 |
Nahrungs- und Genußmittel:
Zucker | 6,7 | 9,5 |
---|---|---|
Bier in Liter | 92,4 | 105,5 |
Branntwein in Liter | 3,7 | 5,5 |
Salz | 12,4 | 17,4 |
Tabak | 1,8 | 1,5 |
Heringe | 2,5 | 3,53 |
Kakao | 0,05 | 0,15 |
Südfrüchte, frische | 0,14 | 0,42 |
Südfrüchte, getrocknete | 0,43 | 0,73 |
Gewürze | 0,10 | 0,16 |
Für Kaffee, Reis und Thee ist eine Vergleichung seit dem J. 1836 möglich. Es entfielen auf den Kopf der Bevölkerung:
Durchschnittlich jährlich | Kaffee kg | Reis kg | Thee kg |
---|---|---|---|
1836/40 | 1,01 | 0,18 | 0,004 |
1841/45 | 1,25 | 0,33 | 0,004 |
1846/50 | 1,34 | 0,43 | 0,01 |
1851/55 | 1,57 | 0,87 | 0,02 |
1856/60 | 1,79 | 0,99 | 0,02 |
1861/65 | 1,87 | 0,85 | 0,02 |
1866/70 | 2,20 | 1,11 | 0,02 |
1871/75 | 2,27 | 1,55 | 0,02 |
1876/80 | 2,33 | 1,66 | 0,03 |
1881/85 | 2,44 | 1,81 | 0,03 |
1886/90 | 2,38 | 1,76 | 0,04 |
1891 | 2,52 | 2,66 | 0,05 |
1892 | 2,41 | 2,69 | 0,05 |
Ein wenn auch sehr geringer Minderverbrauch ergiebt sich im Laufe der letzten 20 Jahre nur für Tabak; [* 3] alle andern Artikel weisen Erhöhungen auf.
Über Ein- und Ausfuhr von Brotfrüchten, lebendem Vieh, Butter, Käse und Eiern s. oben Landwirtschaft (S. 126 b, 127 a); über Ein- und Ausfuhr wichtiger Warengruppen s. oben Industrie (S. 130); von Stein- und Braunkohlen s. Bergbau, [* 4] Salinen- und Hüttenwesen (S. 129).
Die Zahl der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften betrug in Deutschland [* 5] am 8921 (1890: 7608), darunter waren 4791 (1890: 3910) Kreditgenossenschaften, 2770 (2644) Genossenschaften in einzelnen Gewerbszweigen, 1283 (984) Konsumvereine und 77 (50) Baugenossenschaften. Eingetragen sind hiervon nur 6799 Genossenschaften. Die unbeschränkte Haftpflicht nach dem Gesetz vom haben 6799 (1890: 6931) Genossenschaften, nämlich 4406 Kreditgenossenschaften, 1864 Genossenschaften in einzelnen Gewerbszweigen, 504 Konsumvereine und 23 Baugenossenschaften. Beschränkte Haftpflicht haben 1893: 1395 (1890: 638) Genossenschaften, nämlich 241 Kreditgenossenschaften, 415 Genossenschaften in einzelnen Gewerbszweigen, 679 Konsumvereine und 60 Baugenossenschaften. Endlich sind noch 75 (1890: 39) Genossenschaften mit unbeschränkter Nachschußpflicht vorhanden, nämlich 24 Kreditgenossenschaften, 45 Genossenschaften in einzelnen Gewerbszweigen und 6 Konsumvereine.
Große Ausdehnung [* 6] hat das Aktienwesen erlangt und zwar derart, daß große geschäftliche Unternehmungen, die im Privatbesitz geblieben sind (z. B. die Werke von Krupp in Essen, [* 7] Gebr. Stumm in Neunkirchen [* 8] im Saarbezirk, Borsig in Berlin, [* 9] Henschel & Sohn in Cassel, Schlumberger & Dollfuß in Mülhausen [* 10] i. Els.), Ausnahmen bilden.
Nach einer Zusammenstellung des «Deutschen Ökonomist» (Berlin) waren Anfang 1892 folgende Aktiengesellschaften vorhanden:
Aktiengesellschaften für | Zahl | Aktienkapital M. |
---|---|---|
Landwirtschaft, Viehzucht u. s. w. | 37 | 34455244 |
Bergbau, Hütten, Salinen | 230 | 863953252 |
Industrie der Steine, Erden, Glasfabrikation | 143 | 142758133 |
Metallverarbeitung, Maschinenbau | 187 | 358904116 |
Chem. Industrie, Heiz- und Leuchtstoffe | 191 | 277070246 |
Textilindustrie | 178 | 279776434 |
Papier-, Leder-, Holz- und Schnitzstoffe | 94 | 86869199 |
Brauereien, Brennereien, Malzfabriken u. s. w. | 334 | 325770508 |
Zuckerfabriken | 196 | 164724231 |
Sonstige Nahrungs- und Genußmittel | 53 | 33046787 |
Bekleidung und Reinigung | 35 | 14635264 |
Baugewerbe | 121 | 180740941 |
Polygraphische Gewerbe, Zeitungen, künstlerische Betriebe | 87 | 45328059 |
Banken | 361 | 1769555423 |
Versicherungsgesellschaften | 118 | 108029016 |
Eisenbahnen | 69 | 416970166 |
Sonstige Transportanstalten | 180 | 268847298 |
Beherbergung und Erquickung | 93 | 38828044 |
Diverse | 278 | 232254706 |
Zusammen | 2985 | 5642517067 |
Nach derselben Quelle [* 11] sind von 1871 bis Anfang 1892: 3419 Aktiengesellschaften mit 7013,5 Mill. M. Kapital gegründet worden, von denen indessen ein Teil sich wieder aufgelöst hat.
Seit 1877 werden Erfindungen durch Patente staatlich geschützt. Von 1877 ab bis mit 1892 wurden 142921 Patente angemeldet, 66910 erteilt, 51140 gelöscht; Ende 1892 standen noch 15825 Patente in Kraft. [* 12] - Die Zahl der seit 1876 gesetzlich geschützten Muster betrug bis mit 1892: 1061113, davon 305656 plastische und 755457 Flächenmuster.
Geld- und Kreditverkehr. Bis Ende 1892 (seit der 1872 eingeführten Goldwährung) wurden in den neuen Münzen [* 13] 3164,158 Mill. M. ausgeprägt, davon 2627,370 Mill. M. in Gold, [* 14] 475,251 in Silber, 49,561 in Nickel, 11,975 Mill. M. in Kupfer. [* 15] Davon wurden 16,189 Mill. M. wieder eingezogen (darunter 13,035 Silbermünzen). Im Umlauf waren demnach 3147,696 Mill. M. Münzen. (S. Reichswährung.) - Reichskassenscheine waren Anfang 1892 in Abschnitten von 5, 20 und 50 M. im ¶
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Betrage von 156320010 M. vorhanden. - Zur Zeit bestehen nur noch 9 Notenbanken und zwar die Reichsbank in Berlin, Sächsische Bank in Dresden, [* 17] Städtische Bank in Breslau, [* 18] Frankfurter Bank, Bayrische Notenbank, Württembergische Notenbank, Badische Bank, Bank für Süddeutschland und Braunschweigische Bank mit einem Notenumlauf (nach dem mittlern Stande des J. 1892) von 1194019000 M., wovon auf die Reichsbank allein 1017027000 M. entfallen. Der Abrechnungsverkehr der Reichsbank bezifferte sich allein auf über 16000 Mill. M. i. J. 1892 und über 18000 Mill. M. i. J. 1893.
An der Spitze des Bankwesens steht die Reichsbank (s. d.) mit zahlreichen Reichsbankstellen an sämtlichen für Handel und Verkehr einigermaßen wichtigen Plätzen des Reichs. Außerdem waren (1891) vorhanden 371 Aktienbanken mit einem Aktienkapital von 1769 Mill. M., die 171½ Mill. M. Reingewinn (9,63 Proz. Dividende) erzielten. Die Zahl der Privatbankhäuser ist weit größer, darunter befinden sich Bankhäuser allerersten Ranges, z. B. die Firmen Rothschild in Frankfurt [* 19] a. M. und Bleichröder in Berlin. - Den Interessen des Kreditverkehrs für den Grundbesitz dienen 28 Hypothekenbanken. - Im Etatsjahr 1891/92 betrug die Einnahme an Wechselstempelsteuer 8175592 M., die Stempelabgabe für Wertpapiere (Börsensteuer) 23995269 M.
Die Wahrung der wirtschaftlichen Interessen erfolgt für Handel und Gewerbe durch die vom Staate errichteten Handelskammern sowie durch freigebildete wirtschaftliche Vereinigungen, für die Landwirtschaft durch die halbamtlichen landwirtschaftlichen Provinzial- und Kreisvereine mit ihren Unterverbänden. An der Spitze der landwirtschaftlichen Verbände steht der Deutsche [* 20] Landwirtschaftsrat (s. d.) in Berlin. Die Zahl der Handels- und Gewerbekammern belief sich (1893) auf 161, davon in Preußen [* 21] 92 Handelskammern, in Bayern [* 22] 8 Handels- und Gewerbekammern, in Sachsen [* 23] 4 Handels- und Gewerbekammern, je 1 Handels- und 1 Gewerbekammer, in Württemberg [* 24] 8, in Baden [* 25] 8, Hessen [* 26] 6, in Elsaß-Lothringen [* 27] 4 Handelskammern, in Hamburg, [* 28] Bremen [* 29] und Lübeck [* 30] je 1 Handels- und Gewerbekammer, in den thüring.
Staaten 9 Handels- und Gewerbekammern. In einigen kleinern Staaten fehlt diese gesetzliche Vertretung des Handels und der Industrie ganz. In andern Staaten erfolgt die Vertretung durch Privatvereine, denen bald mehr, bald minder ein amtlicher Charakter innewohnt. In Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden und Hessen, in denen die Handels- und Gewerbekammern meist zu einer ihre großen Aufgaben gemeinsam behandelnden Körperschaft vereinigt sind, erstreckt sich deren Thätigkeit auf alle Ortschaften und auf alle Gewerbe. In Preußen dagegen besteht nur für einzelne Bezirke die gleiche zweckmäßige Einrichtung.
In den meisten Provinzen fehlen dagegen die Gewerbekammern, und nicht selten erstreckt sich auch die Thätigkeit der Handelskammer nur auf ihren Sitz und dessen nächste Umgebung, sodaß eine große Anzahl außerhalb dieser engbemessenen Bezirke liegender Fabriken diese Vertretung noch entbehrt. An mehrern größern Orten (Berlin, Königsberg, [* 31] Danzig, [* 32] Stettin, [* 33] Magdeburg, [* 34] Tilsit, [* 35] Elbing, [* 36] Memel, [* 37] Altona) [* 38] sind für die dortigen Handelskammern die alten Bezeichnungen wie «Älteste der Kaufmannschaft», «Kommerz-Kollegium», «Korporation der Kaufmannschaft» u. s. w. beibehalten worden. Eine Neuregelung des Handelskammerwesens hat die preuß. Regierung in Aussicht genommen. Ihre Spitze finden die Handelskammern in dem Deutschen Handelstage (s. d.).
Die Bildung der wirtschaftlichen Vereine gehört der Neuzeit an. Sie sind bestimmt, die Interessen eines einzelnen Erwerbszweiges zu vertreten, erstrecken sich dann aber über einen weit größern Kreis, [* 39] meist über das ganze Deutsche Reich. Als solche sind zu nennen: der Verein deutscher Eisen- und Stahlindustrieller, die Verbände der Baumwollen-, Leinen- und Wollenindustrie, die Vereine für die Industrie in Bergbau, Leder, Holz, [* 40] Glas, [* 41] Porzellan und Thonwaren, [* 42] für Zuckerfabriken, Bierbrauereien, Branntweinbrennereien, chem. Fabriken u. s. w., ebenso für die Zweige des Handels, der Banken, des Versicherungswesens, schließlich der Handwerksbetriebe. Daneben bestehen auch noch Verbände für einzelne Provinzen, z. B. der Verein zur Wahrung gemeinsamer wirtschaftlicher Interessen für Rheinland-Westfalen, ein ähnlicher Verband [* 43] für die Saar, der Mittelrheinische Fabrikantenverein in Mainz [* 44] u. s. w. Über das ganze Reich erstreckt sich u. a. der Centralverband deutscher Industrieller mit dem Sitz in Berlin.
Versicherungswesen. Das Versicherungsgeschäft befindet sich vorzugsweise in den Händen von Aktiengesellschaften. 1890: 118 mit 108 Mill. M. und 25,5 Mill. M. Reingewinn (23,59 Proz. Dividende). Am stärksten entwickelt ist die Feuerversicherung. Staatliche Landesbrandkassen bestehen in Sachsen und Württemberg, während in andern Teilen des Reichs und namentlich in Preußen die Feuerversicherung der Gebäude durch Provinzial- und Gemeindekassen besorgt wird.
Die Feuerversicherung beweglicher Güter (Mobiliarversicherung) ruht vorwiegend in den Händen von Privatgesellschaften, unter denen sich eine Anzahl auf Gegenseitigkeit gegründeter befinden. Dasselbe gilt von der Lebensversicherung. 1860 betrug das im Deutschen Reich gegen Todesfall versicherte Kapital 316,8 Mill. M., 1892 bereits 4104,7 Mill. M. Von den 38 Gesellschaften des Deutschen Reichs wurden insgesamt neu ausgestellt 83108 Policen über 400655000 M. Kapital. Hiervon entfallen auf 20 Aktiengesellschaften 46301 Policen über 211531000 M. Kapital, dagegen auf 18 Gegenseitigkeitsgesellschaften 36807 Policen über 189124000 M. - Aus der Jahreseinnahme an Prämien und Zinsen, die (1892) 210795000 M. betrug, wurden 68,3 Mill. M. oder 34 Proz. zur Erhöhung der Reservefonds zurückgestellt, während 59,2 Mill. M. für Sterbefälle, Aussteuern, Renten und Prämienauszahlungen, ferner 29,6 Mill. M. als Dividende an die Versicherten zurückflossen.
Eine bedeutsame Anregung hat das Deutsche Reich seit 1882 durch die nach und nach erfolgte Einführung der Kranken-, Unfall- und Altersversicherung der arbeitenden Klassen (s. Arbeiterversicherung und Krankenversicherung) geschaffen, deren segensreiche Folgen mit jedem Jahre mehr in Erscheinung treten werden.
In der seit 1885 gesetzlich bestehenden Unfallversicherung der Berufsgenossenschaften waren (1892) in 415335 Fabriken 5078132 Arbeiter, in 4859618 landwirtschaftlichen Betrieben 12289415 Arbeiter, in den staatlichen Betrieben der Post, Eisenbahn, Bauverwaltung u. s. w. weitere 646733 Arbeiter - überhaupt 18014280 männliche und weibliche, fast ¶
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ausschließlich den Arbeiterkreisen angehörende Personen durch zu zahlende Krankenunterstützung und Renten gegen die Folgen von Unfällen versichert. Die Zahl der überhaupt Verletzten, denen eine Entschädigung zuzuerkennen war, betrug (1892) 55654, die der dauernd Erwerbsunfähigen 2664, der Getöteten 5911 mit 11835 hinterlassenen Angehörigen. Die Gesamtausgaben stellten sich auf 52760700 M., darunter 32340200 M. für Entschädigungen. Die Bestände der Reservefonds betrugen 1892 am Jahresschluß 85948700 M.
Für die 5078132 versicherten Fabrikarbeiter waren (1892) an Jahreslöhnen 3292782400 M. in Anrechnung zu bringen. Der durchschnittliche Jahreslohn würde somit zu etwa 648 M. anzunehmen sein, wobei jedoch nicht übersehen werden darf, daß die anrechnungsfähigen Lohnbeträge sich nicht mit den gezahlten Löhnen decken, weil für die Zwecke der Umlage der 4 M. übersteigende tägliche Lohnbetrag nur mit ⅓ herangezogen wird und für jugendliche u. s. w. Arbeiter der ortsübliche Tagelohn Erwachsener anzusetzen ist und daß ein Teil dieser Arbeiter (z. B. Bauhandwerker im Winter) in ihrem Berufe zeitweise keine Beschäftigung haben.
Der durchschnittliche Jahreslohn eines männlichen erwachsenen Arbeiters stellt sich (1892) auf etwa 850-860 M. unter der Voraussetzung ununterbrochener Beschäftigung, fällt in Bezirken mit billigster Lebenshaltung bis auf etwa 740-750 M. herab, steigt dagegen in teuren Gegenden und in großen Städten bis über 1000 M. an. Jugendliche männliche Arbeiter, Frauen und Mädchen verdienen in den Fabriken, ebenso die Arbeiter in der Landwirtschaft im großen Durchschnitt etwa zwei Drittel der vorstehend genannten Jahreslöhne.
Auf Grund des Gesetzes vom ist auch für die Unterstützung von durch Invalidität und Alter erwerbsunfähig gewordenen Personen aus den arbeitenden Klassen Sorge getragen worden. Das Gesetz trat in Kraft. Bis Ende 1893 wurden 82758 Ansprüche auf Invalidenrente angemeldet, davon wurden 53955 anerkannt, 19528 zurückgewiesen, 4012 anderweitig erledigt und 5263 unerledigt auf das J. 1894 übernommen. Auf Altersrente wurden in demselben Zeitraum 261966 Ansprüche erhoben, davon 207732 anerkannt, 45190 zurückgewiesen, 5649 anderweitig erledigt und 3395 unerledigt auf das J. 1894 übernommen. 1893 betrug die Zahl der Rentenempfänger 239650, an welche insgesamt 27,9 Mill. M. (22,7 Mill. Alters- und 5,2 Mill. Invalidenrente) gezahlt worden sind. Die wohlthätigen Einrichtungen dieser Versicherungen werden wohl erst in spätern Jahren zu voller Geltung und Würdigung gelangen. (S. Altersrente und Invalidenrente.)
Verkehrswesen. I. Seeschiffahrt. Am betrug die Zahl der Schiffe [* 46] der deutschen Handelsflotte mit mehr als 50 cbm Bruttoraumgehalt 3728 mit 1511579 Registertons netto gegen 4257 mit 1294288 Registertons am i. eine Abnahme um 529 Schiffe oder 12,4 Proz.
Unterschieden nach Segel- und Dampfschiffen stellte sich der Bestand in den einzelnen Jahren folgendermaßen:
Am 1. Jan. | Segelschiffe Zahl | Ladefähigkeit in Registertons netto | Dampfschiffe Zahl | Ladefähigkeit in Registertons netto |
---|---|---|---|---|
1885 | 3607 | 880345 | 650 | 413943 |
1886 | 3471 | 861844 | 664 | 420605 |
1887 | 3327 | 830789 | 694 | 453914 |
1888 | 3094 | 769818 | 717 | 470364 |
1889 | 2885 | 731315 | 750 | 502579 |
1890 | 2779 | 702810 | 815 | 617911 |
1891 | 2757 | 709761 | 896 | 723652 |
1892 | 2698 | 704274 | 941 | 764711 |
1893 | 2742 | 725182 | 986 | 786397 |
Unter den 986 Dampfschiffen des J. 1893 waren 56 Raddampfer. Der Bestand an Segelschiffen ist im Rückgang begriffen; er hat sich in den angegebenen Jahren um 865 Schiffe oder 24,0 Proz. und die Ladefähigkeit derselben um 155163 Registertons netto oder 17,6 Proz. verringert. Dagegen hat die Zahl und Ladefähigkeit der Dampfschiffe im gleichen Zeitraum zugenommen, erstere um 336 oder 51,7 Proz., letztere um 309709 Registertons netto oder 90,0 Proz. Auf das Ostseegebiet entfielen (1893) 760 Segelschiffe mit 160950 Registertons, 392 Dampfschiffe mit 156658 Registertons; auf das Nordseegebiet 1982 Segelschiffe mit 564232 und 594 Dampfschiffe mit 629739 Registertons Raumgehalt. - Die Transportfähigkeit der Dampfschiffe betrug (1893) 2359191 Registertons. Der Gesamtschiffsbestand verteilt sich auf die einzelnen deutschen Gebiete, welche die Heimatshäfen der betreffenden Schiffe umfassen, folgendermaßen:
Küsten-(Rheinufer-)Strecken und Küstengebiete | Segelschiffe Zahl | Raumgehalt in Registertons | Dampfschiffe Zahl | Raumgehalt in Registertons | Seeschiffe überhaupt Zahl | Raumgehalt in Registertons |
---|---|---|---|---|---|---|
Provinz Ostpreußen | 26 | 10613 | 28 | 8652 | 54 | 19265 |
" Westpreußen | 45 | 16181 | 40 | 15314 | 85 | 31495 |
" Pommern | 397 | 56689 | 113 | 36230 | 510 | 92919 |
" Schleswig-Holstein Ostseegebiet | 132 | 7465 | 152 | 74474 | 284 | 81939 |
" " Nordseegebiet | 332 | 18654 | 24 | 6094 | 356 | 24748 |
" Hannover östl. Teil | 388 | 19851 | 36 | 23122 | 424 | 42973 |
« » westl. Teil | 401 | 33129 | 16 | 1151 | 417 | 34280 |
" Rheingebiet | - | - | 2 | 1152 | 2 | 1152 |
Mecklenburg-Schwerin | 155 | 67695 | 27 | 10454 | 182 | 78149 |
Oldenburg | 257 | 88373 | 14 | 7197 | 271 | 95570 |
Freie Stadt Lübeck | 5 | 2307 | 32 | 11534 | 37 | 13841 |
" " Bremen | 225 | 206565 | 179 | 198091 | 404 | 404656 |
" " Hamburg | 379 | 197660 | 323 | 392932 | 702 | 590592 |
Zusammen | 2742 | 725182 | 986 | 786397 | 3728 | 1511579 |
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Unter der Gesamtzahl der Segelschiffe befanden sich (1893) 16 vier- und mehrmastige, 671 dreimastige, 1377 zweimastige und 678 einmastige einschließlich der als Seeschiffe registrierten Leichterfahrzeuge und Schleppschiffe, die keine eigentliche Takelage zum Segeln führen. Die Viermaster sind sämtlich Vollschiffe (Fregattschiffe), und unter den Dreimastern waren 136 Vollschiffe, 470 Barken, 65 Schonerbarken und Schoner; unter den Zweimastern waren 104 Briggen, 63 Schonerbriggen und Brigantinen, 170 Schoner, 213 Schonergalioten, Galeassen und Galioten, 61 Gaffelschoner und Schmacken und 766 andere zweimastige Schiffe.
Unter den 267 Heimatshäfen der deutschen Schiffe gehörten 52 dem Ostsee-, 215 dem Nordseegebiet an und waren 15, deren Schiffe einen Gesamtnettoraumgehalt von wenigstens 10000 Registertons aufzuweisen hatten; die wichtigsten waren Hamburg (593 Schiffe mit 587287 Registertons), Bremen (339, 357528), Rostock [* 49] (164, 74243), Stettin (144, 39959), Barth (118, 24145) und Stralsund [* 50] (123, 13017).
Die regelmäßige Besatzung der deutschen Seeschiffe betrug 1885: 39911 Mann, darunter 13897 Mann auf Dampfschiffen;
1893: 41635 Mann, darunter 24113 Mann auf Dampfschiffen.
Der Schiffsverkehr in den deutschen Hafenplätzen zu Handelszwecken beziffert sich nach Zahl und Ladefähigkeit der ein- und ausgegangenen Schiffe:
In den Jahren | Zahl der Schiffe | Nettoraumgehalt in Registertons | Davon beladen Zahl der Schiffe | Registertons |
---|---|---|---|---|
1885 | 121358 | 20399694 | 95297 | 16757644 |
1886 | 114042 | 20120348 | 90739 | 16677468 |
1887 | 119737 | 21501953 | 95200 | 17807453 |
1888 | 120312 | 23234030 | 94544 | 18786506 |
1889 | 129555 | 25185645 | 101214 | 20054826 |
1890 | 129793 | 26191606 | 101346 | 21108815 |
1891 | 133488 | 28968942 | 104144 | 23014554 |
1892 | 131508 | 28296357 | 104019 | 22651067 |
In der Übersicht A sind die 1892 angekommenen von den abgegangenen Schiffen getrennt und Zahl, Nettoraumgehalt und Besatzung sowie die Art der Schiffe und die Gebiete einzeln unterschieden.
Der Gesamtnettoraumgehalt der angekommenen und abgegangenen Schiffe betrug:
im | 1886 | 1892 |
---|---|---|
Ostseegebiet | 8250710 Registertons | 10296917 Registertons |
Nordseegebiet | 11908408 " | 18083692 " |
Die Schiffsbewegung des Ostseegebietes zu derjenigen des Nordseegebietes nach dem Raumgehalt der den Seeverkehr vermittelnden Schiffe verhielt sich 1886 etwa wie 2 : 3, und 1892 wie 5 : 9.
Von sämtlichen 1892 im Deutschen Reich angekommenen und abgegangenen Schiffen gehörten 97099 (73,8 Proz.) mit 14863650 Registertons (52,5 Proz.) der deutschen Flagge an. Unter den fremden Flaggen [* 51] nimmt bezüglich des Raumgehalts der Schiffe die britische die erste Stelle ein; unter ihr gingen 10211 Schiffe (8398559 Registertons) ein und aus, darunter 9115 Dampfschiffe (7928993 Registertons). Die dän. Flagge war beteiligt mit 11941 (1733772 Registertons), die schwedische mit 5881 (1263211), die norwegische mit 2197 (908019), die niederländische mit 2541 (424600), die russische mit 1141 (332426), die französische mit 229 (153432) und die spanische mit 92 Schiffen (86794 Registertons); unter der Flagge anderer fremder Staaten fuhren 156 Schiffe (131894 Registertons).
In der Übersicht B ist der Schiffsverkehr unterschieden nach den Häfen, von und nach denen die Schiffe angekommen und abgegangen sind.
II. Binnenschiffahrt. Das Stromnetz Deutschlands [* 52] ist auf einer Strecke von etwa 9500 km schiffbar, wobei einige wenig befahrene Flüsse [* 53] mit gerechnet sind. Diese natürlichen Wege sind in geringem Maße durch Kanäle miteinander verbunden, welche nur in Norddeutschland ein wahres Netz sich kreuzender Wasserstraßen geschlossen haben, während in den mitteldeutschen Landschaften wegen des gebirgigen Charakters Kanalbauten völlig fehlen
A.
Im Jahre 1892 | Angekommen Mit Ladung Schiffe | Registertons | In Ballast oder leer Schiffe | Registertons | Besatzung | Abgegangen Mit Ladung Schiffe | Registertons | In Ballast oder leer Schiffe | Registertons | Besatzung |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Ostseegebiet | 24181 | 4654954 | 4304 | 512940 | 217368 | 19734 | 3346665 | 8518 | 1782358 | 216077 |
Darunter Dampfschiffe | 13806 | 3965058 | 1087 | 402723 | 174783 | 11604 | 2930415 | 3236 | 1417480 | 174157 |
Nordseegebiet | 32214 | 8488688 | 5360 | 572967 | 313321 | 28153 | 6245012 | 9307 | 2777025 | 313041 |
Darunter Dampfschiffe | 14993 | 7081680 | 614 | 354364 | 246663 | 12774 | 5241216 | 2811 | 2203065 | 247211 |
Deutsches Reich | 56263 | 13101500 | 9664 | 1085907 | 529168 | 47756 | 9549567 | 17825 | 4559383 | 527599 |
Darunter Dampfschiffe | 28689 | 11005656 | 1701 | 757087 | 419984 | 24268 | 8130549 | 6047 | 3620545 | 419906 |
B.
Im Jahre 1892 | Deutsche Häfen überhaupt Schiffe überhaupt Schiffe | Registertons | Darunter fremde Schiffe | Registertons | Außerdeutsche europ. Häfen Schiffe überhaupt Schiffe | Registertons | Darunter fremde Schiffe | Registertons | Außereuropäische Häfen Schiffe überhaupt Schiffe | Registertons | Darunter fremde Schiffe | Registertons |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Angekommen | Angekommen | Angekommen | ||||||||||
Gesamtzahl | 40690 | 2972149 | 1917 | 364247 | 22920 | 7566891 | 14201 | 4961974 | 2317 | 3648277 | 1129 | 1409272 |
Darunter Dampfschiffe | 15152 | 1970323 | 543 | 295389 | 13686 | 6756880 | 8587 | 4492104 | 1552 | 3035540 | 599 | 1025920 |
Abgegangen | Abgegangen | Abgegangen | ||||||||||
Gesamtzahl | 40590 | 2918336 | 1905 | 349281 | 23297 | 8331996 | 14742 | 5712684 | 1694 | 2858618 | 515 | 635249 |
Darunter Dampfschiffe | 15048 | 1932260 | 512 | 279589 | 14014 | 7294241 | 8914 | 5043851 | 1253 | 2524593 | 281 | 481926 |
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und in Süddeutschland solche in untergeordnetem Maße die Donau nebst ihren reißenden Nebenflüssen mit dem Main, ergiebiger aber den Rhein mit Saône und Mosel verknüpfen. Im ganzen verfügte (1890) das Deutsche Reich über etwa 11400 km schiffbare Wasserstraßen. In folgender Tabelle ist die Entwicklung der Schiffahrt an den Hauptverkehrspunkten der deutschen Ströme dargestellt. Als wichtigere Verkehrspunkte sind die nachstehenden Orte für eine allgemeine Zusammenstellung besonders geeignet: Schmaleningken (für das Gebiet des Niemens), Königsberg i. Pr. (Pregel), [* 55] Thorn [* 56] (Weichsel), Cüstrin [* 57] (Warthe), Breslau (Oder), Berlin (Spree), Hamburg, Magdeburg und Schandau (Elbe), Bremen (Weser), Koppelschleuse bei Meppen (Ems), [* 58] Emmerich, [* 59] Ruhrort, [* 60] Köln [* 61] und Mannheim [* 62] (Rhein), Mannheim (Neckar), Güdingen (Saar), Altkirch-Zollgrenze (Rhein-Marne-Kanal)und für den Bromberger Kanal die zweite Schleuse.
An diesen Hauptverkehrspunkten gestaltete sich der Frachtschiffsverkehr (1886-91) folgendermaßen:
Im Jahr | Zu Berg Beladen Zahl | Unbeladen Zahl | Tragfähigkeit der beladenen und unbeladenen Schiffe 1000 t | Geladene Güter 1000 t | Flöße 1000 t | ZuThal Beladen Zahl | Unbeladen Zahl | Tragfähigkeit der beladenen und unbeladenen Schiffe | Geladene Güter 1000 t | Flöße 1000 t |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1886 | 69344 | 26428 | 15877 | 9088 | 370 | 79567 | 13298 | 15478 | 10514 | 2044 |
1887 | 75926 | 26037 | 17386 | 10177 | 406 | 86395 | 12727 | 16603 | 11106 | 2376 |
1888 | 73491 | 32517 | 17304 | 11376 | 497 | 87890 | 11365 | 16503 | 12770 | 2736 |
1889 | 76165 | 29702 | 19841 | 12470 | 552 | 85481 | 14153 | 17516 | 11801 | 3248 |
1890 | 77147 | 33240 | 20609 | 13221 | 590 | 85079 | 15870 | 19240 | 13389 | 3275 |
1891 | 74617 | 35054 | 21802 | 13503 | 307 | 87953 | 16260 | 20553 | 13950 | 2189 |
Die Ziffern für zu Berg durchgegangene Flöße entfallen mit geringen Ausnahmen (Berlin) auf den Bromberger Kanal, diejenigen für zu Thal [* 63] durchgegangene Flöße auf Schmaleningken, Königsberg, Thorn, Cüstrin, Schandau, Mannheim (Neckar und Rhein) und in geringerer Zahl auf Berlin, Breslau, Hamburg-Entenwärder, Magdeburg, Bremen, Köln und den Rhein-Marne-Kanal.
Näheres über den Schiffsverkehr findet sich unter den Einzelartikeln der Verkehrspunkte, der großen Flüsse, der Kanäle und der Deutschen Bundesstaaten.
III. Eisenbahnwesen s. Deutsche Eisenbahnen und die Übersichtskarte der Eisenbahnen im Deutschen Reiche.
IV. Post, Telegraphen- und Fernsprechwesen. Der größte Teil des Deutschen Reichs hat eine gemeinsame Reichspostverwaltung; nur Bayern und Württemberg haben auf Grund des Art. 52 der Reichsverfassung selbständige königl. Postverwaltungen behalten; aber auch in diesen Staaten steht dem Reiche ausschließlich die Gesetzgebung zu über die rechtlichen Verhältnisse des Post- und Telegraphenwesens dem Publikum gegenüber, über Portofreiheiten und Posttaxwesen u. s. w. Mit Österreich-Ungarn [* 64] hat das Deutsche Reich einen Postvertrag und seit einen Telegraphenvertrag abgeschlossen, denen zufolge das Tarifwesen einheitlich geregelt worden ist. Die oberste Leitung der Deutschen Reichspost liegt in den Händen des Reichspostamts (s. d.), welchem 40 Oberpostdirektionen (s. d.) unterstehen. Über die Organisation der königlich bayr. und württemb. Posten und Telegraphen [* 65] s. Bayern, Verkehrswesen (Bd. 2, S. 560 b), und Württemberg, Verkehrswesen.
Das deutsche Reichspost- und Telegraphengebiet umfaßte Ende 1893 einschließlich der der kaiserl. Oberpostdirektion Hamburg zugeteilten Insel Helgoland [* 66] (0,59 qkm und 2086 E.) 445221,23 qkm mit (1890) 41796966 E., das königlich bayrische umfaßte 75864,7 qkm mit 5594982 E. und das königlich württemb. Postgebiet 19503,7 qkm mit 2036522 E.
Ende 1892 waren im Deutschen Reich 27623 Postanstalten vorhanden, darunter 2531 bayrische und württembergische. Von den 25092 Postanstalten des Reichspostgebietes waren 580 Postämter erster, 651 zweiter, 2884 dritter Klasse, 448 Zweigpostanstalten, 33 Bahnpostämter, 7169 Postagenturen und 13318 Posthilfstellen, das sind 17,7 qkm Flächenraum und 1666 E. (nach der Volkszählung von 1890) auf eine Postanstalt. Außer den Postanstalten bestanden im Deutschen Reich 16988 Postwertzeichenverkaufsstellen, darunter 567 in Bayern, 655 in Württemberg.
Die Zahl der 1892 im gesamten Post- und Telegraphenbetrieb beschäftigten Beamten betrug:
Art der Beamten | Reichspostgebiet | Bayern | Württemberg | Deutsches Reich |
---|---|---|---|---|
Beamte (einschl. Posthalter, die zugleich Vorsteher von Postanstalten sind) | 58470 | 4548 | 2051 | 65069 |
Unterbeamte (ausschließl. der Postillone an reichseigenen u. s. w. Posthaltereien) | 62120 | 5488 | 2649 | 70257 |
Nicht im Beamtenverhältnis stehende Personen | 11175 | - | 491 | 11666 |
Posthalter (die nicht Vorsteher von Postanstalten sind) | 967 | 327 | 149 | 1443 |
Postillone | 4296 | 1019 | 367 | 5682 |
Zusammen | 137028 | 11382 | 5707 | 154117 |
Bei selbständigen Telegraphenämtern waren beschäftigt:
Beamte | 6213 | 458 | 285 | 6956 |
---|---|---|---|---|
Unterbeamte | 1763 | 198 | 67 | 2028 |
Zusammen | 7976 | 656 | 3528984 |
Der Umfang des Postfuhrwesens (1892) ergiebt sich aus folgender Übersicht:
Reichspostgebiet | Bayern | Württemberg | Deutsches Reich | ||
---|---|---|---|---|---|
Posthaltereien | 1058 | 507 | 179 | 1744 | |
Posthalter | 998 | 507 | 178 | 1683 | |
Postpferde | 9929 | 2189 | 879 | 12997 | |
Postreisende | 1851102 | 798339 | 556387 | 3205828 |
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Die Ausgaben für Postfuhrwesen betrugen im Reichspostgebiet (1893) 14203000 M.
Auf dem flachen Lande haben sich (1881-92) die Postverkehrsverhältnisse innerhalb des Reichspostgebietes besonders durch Errichtung von Posthilfstellen erheblich umgestaltet. Es bestanden (1892) 7169 (1881: 3852) Postagenturen, 13318 Posthilfstellen, 23707 (12564) Bestellreviere, 2169 fahrende Landbesteller und 39320 (29603) Landbriefkasten. Die Jahreskosten für die Landbesteller betrugen (1890) 15591700 (6691700) M., für die Landpostfahrten (1892/93) 1554644 M.
Der gesamte Postverkehr im Gebiete des Deutschen Reichs betrug 1892:
Postsendungen | Reichspostgebiet | Bayern | Württemberg | Deutsches Reich |
---|---|---|---|---|
Briefsendungen in 1000 Stück:
Briefe | 1056011 | 112125 | 40186 | 1208322 |
---|---|---|---|---|
Postkarten | 363746 | 23914 | 12805 | 400465 |
Drucksachen | 390590 | 26489 | 15659 | 432738 |
Warenproben | 28674 | 2405 | 833 | 31912 |
Postanweisungen | 79040 | 7723 | 3957 | 90720 |
Postauftragsbriefe | 6027 | 512 | 205 | 6744 |
Postnachnahmebriefe | 4187 | 471 | 263 | 4921 |
Zeitungsnummern | 757254 | 103977 | 43550 | 904781 |
Besondere Zeitungsbeilagen | 47813 | 5512 | 2972 | 56297 |
Zusammen | 2733342 | 283128 | 120430 | 3136900 |
Päckerei- u. Geldsendungen in 1000 Stück:
Pakete ohne Wertangabe | 109029 | 10077 | 5912 | 125018 |
---|---|---|---|---|
Pakete mit Wertangabe | 2457 | 397 | 200 | 3054 |
Briefe mit Wertangabe | 8177 | 926 | 456 | 9559 |
Zusammen | 119663 | 11400 | 6568 | 137631 |
Betrag der Geldsendungen in 1000 M.:
Pakete mit Wertangabe | 4038822 | 382702 | 200116 | 4621640 |
---|---|---|---|---|
Briefe mit Wertangabe | 9538409 | 804327 | 339694 | 10682430 |
Postanweisungen | 4691456 | 453451 | 219041 | 5363948 |
Postaufträge | 572924 | 54741 | 18963 | 646628 |
Postnachnahmen | 111235 | 13583 | 4999 | 129817 |
Zusammen | 18952846 | 1708804 | 782813 | 21444463 |
Gewicht der Päckereien in 1000 kg:
Pakete ohne Wertangabe | 436094 | 41303 | 23732 | 501129 |
---|---|---|---|---|
Pakete mit Wertangabe | 10246 | 1930 | 674 | 12850 |
Zusammen | 446340 | 43233 | 24406 | 513979 |
Gesamtzahl der durch die Post beförderten Sendungen in 1000 Stück | 2853005 | 294528 | 126998 | 3274531 |
Rohrposteinrichtungen bestehen in Berlin (s. d. [Bd. 2, S. 811 b], 80,72 km), München [* 69] (s. d., 9,15 km), Hamburg (s. d., 6,8 km) und Stuttgart [* 70] (s. d., 0,60 km). In Hamburg und Stuttgart dient die Rohrpost lediglich zur beschleunigten Vermittelung von Telegrammen zwischen dem Haupttelegraphenamte und andern Telegraphenbetriebsstellen.
Das Telegraphennetz im Deutschen Reiche umfaßt (Ende 1892) einschließlich des Fernsprechnetzes 131575 km Linien, darunter in Bayern 12765 km, in Württemberg 5157 km, mit 552905 km Leitungen (43876 km in Bayern, 14293 km in Württemberg). Die längste direkte Linie ist diejenige zwischen Berlin und Rom mit [* 71] 1935 km. Die Länge der großen unterirdischen Telegraphenlinien betrug (Ende 1893) 6330 km Linien mit 42913 km Leitungen. Die hauptsächlichsten sind die Kabel Berlin-München (741 km mit 5187 km Leitungen), Berlin-Frankfurt (Main)-Karlsruhe (811 km bez. 5677 km) und im Elsaß Straßburg-Mülhausen. Über die Kabelanlagen in Berlin s. Bd. 2, S. 811 b.
Die unterseeischen Linien haben 1887-93 eine ungewöhnliche Vermehrung erfahren durch Ankauf sämtlicher bis dahin noch in den Händen einzelner Privatgesellschaften befindlich gewesenen unterseeischen Kabellinien für das Reich. Die Gesamtlänge aller unterseeischen Kabel (s. d.) beträgt irdischen und unterseeischen Kabel überhaupt (1893) 9745,07 km (50532,92 km).
Ende 1892 bestanden 18739 Telegraphenanstalten, darunter 1748 in Bayern und 600 in Württemberg (s. auch Telegraphenverkehr).
Die Gesamtzahl der Telegramme (interne, aus dem Auslande, nach dem Auslande, im Durchgang) betrug 1892: 31175100; davon kamen auf das Reichspostgebiet 27879740, auf Bayern 2153542, auf Württemberg 1141818.
Die Einnahmen und Ausgaben der Posten und Telegraphen im Deutschen Reiche beziffern sich (1892/93) in 1000 M.:
Einnahmen, Ausgaben, Überschuß | Reichspostgebiet | Bayern | Württemberg | Deutsches Reich |
---|---|---|---|---|
Einnahmen | 246586 | 21792 | 10917 | 279295 |
Darunter für Porto u. Telegrammgebühren | 226043 | 20814 | 9716 | 256573 |
Laufende Ausgaben | 221988 | 19601 | 9578 | 251167 |
Überschuß | 24598 | 2191 | 1339 | 28128 |
Einmalige Ausgaben | 7038 | - | - | 7038 |
Reiner Überschuß | 17560 | 2191 | 1339 | 21090 |
Die Ausdehnung des Fernsprechwesens ist noch immer im Steigen begriffen und zwar nicht nur in den einzelnen Städten, sondern auch in Bezug auf die Verbindung einzelner Städte untereinander und in größern Bezirken.
Reichstelegraphengebiet | Bayern | Württemberg | Deutsches Reich | |
---|---|---|---|---|
Orte mit Stadtfernsprecheinrichtungen | 340 | 25 | 26 | 391 |
Sprechstellen in denselben | 71421 | 5839 | 2929 | 80189 |
Fernsprechapparate bei denselben | 81965 | 7488 | 3591 | 93044 |
Leitungsnetz (km) im Betriebe | 122560 | 9053 | 3211 | 134824 |
Bezirksfernsprecheinrichtungen bestanden (1893) in folgenden Bezirken:
1) im oberschles. Industriebezirk:
2) im rhein. Seidenbezirk;
3) im niederrhein.-westfäl. Industriebezirk:
4) im bergischen Industriebezirk;
5) im Industriebezirk der sächs. und preuß. Oberlausitz;
6) in den Kreisen Halberstadt, [* 72] Oschersleben und Wernigerode [* 73] sowie in den Orten Blankenburg (Harz), Quedlinburg [* 74] und Thale (Harz);
7) Frankfurt (Main) und Umgegend;
8) im Hirschberger Thal;
9) im sächs. Industriebezirk (Lugau-Ölsnitz).
Der Post- und Telegraphenverkehr in den deutschen Kolonien hat in letzter Zeit wesentliche Förderung und Erleichterung erfahren. 1887-94 (Ende März) sind Postagenturen errichtet worden in den deutschen Schutzgebieten von Kamerun (in Kamerun, Victoria, [* 75] Bibundi, Groß-Batanga), von Togo (Klein-Popo, Lome), Südwestafrika (Windhoek, Ostafrika (Dar es-Salaam [* 76] [seit 1892 Postamt], Bagamojo, Tanga, Lindi, Saadani, Pangani, ¶