9,6 km breit. Seine mittlere
Tiefe beträgt 10 m. Unter den vielen
Inseln ist
Inis Cealtra oder die
HeiligeInsel (12 ha) die
Heimat von St. Caimin, welcher zu Anfang des 7. Jahrh. hier ein
Kloster gründete. Die
Insel enthält Ruinen mehrerer
Kirchen,
deren vollendetste dem Brian Boroimhe zugeschrieben wird, und einen runden
Turm
[* 2] aus dem 10. Jahrh. (25
m). - 2) See im südl.
Teil der
GrafschaftDonegal mit einer früher von Pilgern viel besuchten
Insel.
derjenige
Teil der mathem.
Analysis, welcher die Funktionen einer oder mehrerer
Größen auf eine solche Art in Reihen entwickeln lehrt, daß man die
Glieder
[* 4] derselben nach einem bestimmten Gesetz auseinander
herleiten und somit den Fortgang dieser Reihen leicht übersehen kann. Die ersten Versuche in dieser
Rechnung machte Segner
in der Mitte des 18. Jahrh., aber erstArbogast wurde durch sein Werk «Du calcul des dérivations» (Straßb.
1800) der Begründer derselben.
Das von ihm angewendete
Verfahren hat
Ähnlichkeit
[* 5] mit der kombinatorischen
Analysis, die Hindenburg zuerst aufstellte. Die
Derivationsrechnung nimmt jedoch ihren Weg durch die Differentialrechnung,
[* 6] was die
kombinatorische Analysis nicht thut. Es lassen sich durch
die Methode der Derivationsrechnung die schwierigsten
Aufgaben lösen, die ohne dieses Hilfsmittel kaum zu behandeln sein
würden. Hindenburg selbst stellte in der
Schrift «über
kombinatorische Analysis und Derivationskalkül» (Lpz. 1803) eine
Vergleichung beider Methoden an.
die von
Ktesias gebrauchte Form des
Namens der «syr. Göttin», die richtiger
von
Strabo und andern
Athara oder Atargatis genannt wird, und deren einheimischer semit.
NameAtarate, d. h. die
Astarte des
GottesAte gewesen zu sein scheint. Es ist die
Astarte (s. d.) von Mabug oder, wie die griech.
Autoren sie auch nennen, die assyr. Juno von
Hierapolis. Am bekanntesten ist sie unter dem
Namen der
Dea Syria.
Über sie handelt Lucian in der
Schrift«DedeaSyria»; er unterscheidet ihren Kult noch bestimmt von dem anderer weiblicher Lokalgottheiten
verwandter Art, wie der
Astarte der Sidonier, einer aus Heliopolis in
Ägypten
[* 7] nachPhönizien
verpflanzten
Göttin, der
Aphrodite
[* 8] von
Byblos, i. der
Baalat von
Byblos, und der
Aphrodite vom Libanon.
Die Verehrung der war orgiastischer Art: wie beim Kybele- und Attisdienst kamen Selbstentmannungen vor, wonach die Phallen
in den
Tempeln geweiht wurden, auch Selbstgeißelungen und Tänze rasender Weiber. Zweimal im Jahre fand
in
Hierapolis ein Fest zu Ehren der Göttin statt, wobei Wasser aus entlegenen Gegenden geholt und in eine Kluft gegossen
wurde zur
Erinnerung an die
Sintflut, deren Wasser durch diese Öffnung abgelaufen sei. Die Atargatis von
Hierapolis ist mit
andern, auch Derketo genannten Lokalgottheiten kombiniert worden. Die
Astarte vonAskalon, der heilige Fische
[* 9] gehalten wurden, trägt den gleichen
Namen. Mit ihm ist auch der der
Aphrodite in etymolog. Zusammenhang gebracht worden.
Feldherr der Spartaner, zeichnete sich im
PeloponnesischenKriege und in den Kämpfen der Spartaner mit
den
Persern inKleinasien aus. 411
v. Chr. veranlaßte er
Abydos und Lampsacus, von
Athen
[* 10] abzufallen und zu
Sparta überzugehen. Ende 399 erhielt er den
Befehl in
Kleinasien und machte bis zu dem Waffenstillstände im Juni 397 den Satrapen
Pharnabazus und Tissaphernes zu schaffen, wurde jedoch nachher durch den König Agesilaus ersetzt. Als 394 nach dem pers.
Seesiege bei Knidos die Besitzungen der Spartaner in
Asien
[* 11] fast sämtlich verloren gingen, behauptete
Derkyllidas doch Sestos und
Abydos, mußte aber 390 seine
Stellung als
Statthalter von
Abydos auf
Befehl der Ephoren in
Sparta an Anaxibius
abtreten.
eine Familie der Milben (s. d.) mit 12 Gattungen und gegen 80
Arten. Es sind kleine, fast
ausschließlich auf
Vögeln, selten auf Säugetieren (Mäusen, Ratten und andern Nagern) parasitisch lebende
Tiere.
Ersatzmittel für
Jodoform, das als ungiftiges geruchloses Antiseptikum empfohlen wird. Es besteht
aus basisch gallussaurem Wismut und stellt ein gelbes feines Pulver dar, das in Natronlauge löslich ist.
(grch.), die durch parasitische
Pilze
[* 13] verursachten
Hautkrankheiten. ^[= # der Haustiere. Sämtliche Haustiere werden von H. mannigfacher Art heimgesucht. Friedberger-Fröhner ...]
[* 14]
Dermatopathologie,Lehre
[* 15] von den
Hautkrankheiten. ^[= # der Haustiere. Sämtliche Haustiere werden von H. mannigfacher Art heimgesucht. Friedberger-Fröhner ...]
Schuppenfresser, eine Räudemilbe, die sich von jüngern Hautschuppen nährt.
Dermatophagus communisZürn erzeugt beim
Pferde
[* 16] und Rinde die Fuß- und Steißräude, beim Schafe
[* 17] die Fußräude und Dermatophagus canis, felis und cuniculi
beim
Hund, bei der
Katze
[* 18] und dem Kaninchen
[* 19] die Ohrräude.
1) Verwaltungsbezirk im Großherzogtum Sachsen-Weimar, hat 641,82 qkm, (1890) 37 915 (18 316 männl., 19 599 weibl.)
E., darunter 8168 Katholiken und 622 Israeliten; 6769 bewohnte Gebäude und 8021 Haushaltungen in 81 Gemeinden und umfaßt
die Amtsgerichtsbezirke Geisa, Kaltennordheim, Lengsfeld, Ostheim und Vacha. - 2) Marktstecken und Hauptort des Verwaltungsbezirks
Dermbach, 32 km südsüdwestlich von Eisenach,
[* 22] am nördl. Fuße der
Vorderrhön, an der Felda und an der schmalspurigen Nebenbahn Salzungen-Kaltennordheim (Feldabahn), deren Betriebsverwaltung
hier ihren Sitz hat, hat (1890) 1090 E., darunter 375 Katholiken; Post, Telegrapb, Superintendentur; Korkschneiderei, Fabrikation
von Fässern und hölzernen Pfeifenköpfen, Jahr- und Schweinemärkte. - Bei Dermbach fand ein Gefecht der
preuß. Division Goeben gegen die bayr. Divisionen Zoller und Hartmann statt.
BeimVormarsch der Mainarmee hatte die Division Goeben3. Juli Dermbach erreicht und besetzt. Ihr gegenüber stand die bayr. Division
Zoller bei Zella, Neidhartshausen und Fischbach, die Division Hartmann bei Wiesenthal, der Rest des bayr. Heers in der Nähe,
östlich von Dermbach. Für den 4. Juli erhielt die Division Goeben den Befehl vorzugehen, etwa anrückende feindliche Kolonnen durch
einen kurzen Vorstoß zurückzuwerfen, dann aber das Gefecht abzubrechen und den Abzug nach Dermbach anzutreten. GeneralGoeben marschierte
in zwei getrennten Kolonnen, BrigadeKummer gegen Zella, Brigade Wrangel gegen Wiesenthal vor, nahm Wiesenthal,
Zella und Neidhartshausen, auch die starke Position auf dem Nebelberg und ging dann nach Dermbach zurück; die bei Fischbach stehende
bayr. Brigade rückte bis Diedorf vor und zog sich nach Abgabe einiger Kanonenschüsse wieder zurück.
Friedr., Publizist, geb. zu Mainz,
[* 24] widmete sich der Jurisprudenz und
wurde Hofgerichtsadvokat in Darmstadt.
[* 25] Dernburg nahm eine entschieden nationale und preußenfreundliche Stellung ein und bekämpfte
als Landtagsabgeordneter und als Mitführer der hess. Fortschrittspartei die Dalwigksche Politik.
1871-81 war er Mitglied des Reichstags, in welchem er der nationalliberalen Partei angehörte. Inzwischen
war Dernburg vielfach auch journalistisch thätig gewesen. 1875-90 (unpolit.) Chefredacteur der Berliner
[* 26] «Nationalzeitung», nahm
er 1883 an der Reise des Kronprinzen Friedrich Wilhelm nach Spanien
[* 27] als Berichterstatter teil und veröffentlichte hierüber
«Des deutschen Kronprinzen Reise nach Spanien und Rom.
[* 28] Reiseskizzen» (Berl. 1884). Gegenwärtig lebt Dernburg in
Grunewald bei Berlin.
[* 29] Er veröffentlichte ferner: «Russ. Leute» (Berl. 1885),
Heinr.,
Jurist, Bruder des vorigen, geb. zu Mainz, studierte in Gießen
[* 30] und
Berlin Jurisprudenz und habilitierte sich 1851 in Heidelberg.
[* 31] 1852 wurde er außerord., 1855 ord. Professor in Zürich,
[* 32] 1862 in Halle.
[* 33] 1866 wurde
er als Vertreter der dortigen Universität ins Herrenhaus berufen. 1873 erhielt er den Lehrstuhl des röm.
und preuß. Rechts an der UniversitätBerlin und im selben Jahre wurde er aufs neue ins Herrenhaus berufen. Charakteristisch
für die Darstellungsweise D.s ist die scharfe Gegenüberstellung der röm. und antiken Rechtsgedanken
einerseits und der modernen und deutschen Rechtsbildungen andererseits. Dernburg veröffentlichte: «Die Kompensation» (Heidelb.
1854; 2. Aufl. 1868),
slaw. Drniš, Markt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Knin in Dalmatien, 23 km südlich von Knin, an der
links zur Kerka gehenden Cikola und an der Linie Spalato-Knin der Österr. Staatsbahnen,
[* 34] hat (1890) 1456, als Gemeinde 20 426 serbo-kroat.
E., Post, Telegraph,
[* 35] Bezirksgericht (1 Gemeinde, 48 Ortschaften, 20 426 E.). - Dernis, einst eine türk.
Stadt, ist an Stelle des liburnischen Promona erbaut. An die türk. Zeit erinnern das alte Schloß und
die kath. Kirche, früher eine Moschee. Das größte Gebäude von Dernis ist die von den Venetianern erbaute Kaserne. Bei Dernis befindet
sich in Siverićc am Monte-Promina (1155 m) ein 8-9 m mächtiges Braunkohlenbergwerk (seit 1835) der
österr.-ital. Kohlenwerksgesellschaft in Turin,
[* 36] mit (1890) 54 400 t Ausbeute, die mit Bahn nach dem HafenSebenico gebracht wird.
Klausel, die Erklärung des Erblassers in einer letztwilligen Verfügung, daß er das Testament niemals
widerrufen wolle, oder daß der Widerruf nur gültig sei, wenn er in einer bestimmten Form erfolge. Im
Gemeinen Recht ist einer solchen Erklärung jede Wirksamkeit versagt; es wird festgehalten, daß ein Testament stets frei widerruflich
sein müsse und der Erblasser auf das Recht desWiderrufs nicht verzichten könne. Anders war es im ältern
deutschen Recht; ältere Statutarrechte enthalten deshalb nicht selten eine ausdrückliche Vorschrift, daß solche Erklärungen
des Erblassers ohne Wirkung seien, so noch die FrankfurterReformation und das Bayrische Landr.
III, 3, §. 28. Die neuern Gesetzbücher gedenken der Klausel nicht mehr. Das Österr. Bürgerl. Gesetzb. §. 716 enthält
die Vorschrift, daß, wenn in einer letztwilligen Verfügung eine Anordnung dieser Art getroffen werde,
die spätere Verfügung, welche jener Selbstbeschränkung nicht entspricht, nur dann wirksam sei, wenn sie jene Beschränkung
ausdrücklich aufhebe. Für die Vorschrift wird geltend gemacht, aber wohl kaum mit überzeugenden Gründen, sie bezwecke
einer Unterschiebung vorzubeugen, sowie die Zudringlichkeit oder Nötigung zur Änderung unschädlich zu
machen.
(spr. -rohn), Charles, franz. Chemiker, geb.
1780, erlernte die Pharmacie, erwarb in Paris
[* 37] eine Apotheke und begründete 1824 daselbst mit Jean¶
mehr
François Cail (s. d.) eine großartige Fabrik von Lokomobilen,
[* 39] Werkzeugmaschinen u. s. w. Er starb im Sept. 1846 zu Paris. In
seiner «Abhandlung über das Opium» (1803) wurde das Narkotin zuerst als ein alkalisch reagierendes Salz
[* 40] beschrieben, ohne daß
aber die Natur dieser Pflanzenbase erkannt worden wäre. In einer weitern, gemeinschaftlich mit seinem
BruderBernard ausgeführten Untersuchung über die Destillationsprodukte des Grünspans entdeckte er den später als Aceton
bezeichneten Körper. Die größten Verdienste erwarb er sich im Verein mit Cail um die Branntweinbrennerei und um die Zuckerindustrie.
(spr. -rulähd'),Paul, franz. Dichter und Politiker, geb. zu Paris, Neffe E. Augiers, trat 1870 als
Freiwilliger bei den Zuaven ein und kam bei Sedan
[* 41] in deutsche Gefangenschaft. In der Verkleidung eines poln. Juden entfloh
er aus Breslau
[* 42] und kämpfte von neuem unter Chanzy und dann unter Bourbaki, mit dem er 1871 nach der Schweiz
[* 43] entkam. Er wurde als patriotischer Dichter durch seine kraftvollen «Chants du
soldat» (1872) und «Nouveaux chants du soldat»
(1875) allgemein bekannt; seine Verse erschienen in unzähligen Auflagen, und ihr feuriger Wunsch der Wiedervergeltung an
Deutschland
[* 44] brachte ihn an die Spitze derPatriotenliga.
Als Vorstand derselben agitierte er besonders seit 1882 mit ungemessener Heftigkeit gegen Deutschland und Deutsche
[* 45] in Frankreich,
bis die Kriegsgefahr von 1887 zu größerer Vorsicht mahnte und Veranlassung wurde, daß Déroulède nicht allein
den Vorsitz, sondern auch die angebotene Ehrenpräsidentschaft der Patriotenliga aufgab. Im folgenden Jahre schloß er sich
an Boulanger an und wurde 1889 Mitglied der Deputiertenversammlung. Bei den Neuwahlen zur Deputiertenkammer 1893 bewarb er
sich nicht wieder um ein Mandat. Außer seinen Soldatenliedern schrieb Déroulède verschiedene Dramen: «Juan Strenner» (1869),
(spr. -rŏá),Bernh. Erasmus, Graf, bayr. General der Infanterie, entstammte einem alten Geschlechte
der franz. Picardie und wurde zu Mannheim
[* 48] geboren; sein Vater war damals kurpfälz. General. Deroy nahm im pfälz. Kontingente
am Siebenjährigen Kriege teil, trat dann in pfälz-bayr. Dienst und verteidigte 1794 die Rheinschanze von Mannheim mit nur 3000 Mann 70 Tage
hindurch (bis 25. Dez.) gegen die Franzosen. 1800 focht Deroy bei Gutenzell, Neuburg
[* 49] an der Donau und bei Hohenlinden, wo er verwundet
in Gefangenschaft geriet. Er bearbeitete gemeinsam mit Wrede das neue bayr. Dienstreglement. 1805 befehligte Deroy als Generallieutnant
unter Bernadotte eine Division, mit der er Salzburg
[* 50] besetzte und in das nordl. Tirol
[* 51] einfiel. Bei Erstürmung
der Strubpässe bei Loser wurde Deroy 2. Nov. abermals verwundet, übernahm nach
erfolgter Genesung den Oberbefehl in Tirol und Vorarlberg,
focht 1806 als Divisionscommandeur unter Prinz Jérôme in Schlesien,
[* 52] wurde März 1807 Kommandant von Breslau, eroberte im Juni
Glatz
[* 53] und belagerte dann bis zum Eintritt der Waffenruhe Silberberg. Am 24. Dez. übernahm Deroy in Bayern
[* 54] das
Generalkommando und Febr. 1809 die 3. Division, mit der er im April bei Abensberg und Eckmühl gegen die Österreicher kämpfte,
dann unter Lefebvre nach Innsbruck
[* 55] rückte, aber Ende Mai nach Kufstein zurückgehen mußte. Deroy stand 10. Aug. wieder
vor Innsbruck, focht dort am folgenden Tage und13. Aug. auf dem Berge Isel, mußte sich jedoch wieder über Kufstein nach Rosenheim
zurückziehen. Am 16. Okt. rückte Deroy abermals in Tirol ein und kehrte, nachdem dort jeder Widerstand aufgehört hatte, zu Ende
des Jahres nach München
[* 56] zurück. 1812 führte er eine Division des 6. Korps nach Rußland, focht 16. und 17. Aug. bei
Polozk und wurde tödlich verwundet. Er starb zu Polozk. war der Reformator der bayr. Infanterie, wegen seiner Gerechtigkeit
und Fürsorge für den Soldaten allgemein als «Vater Deroy» verehrt, und noch heute lebt sein Name in den bayr.
Soldatenliedern fort. In München wurde ihm ein Standbild (von Halbig) errichtet. -
Vgl. Heilmann, Leben des Grafen von Deroy (Augsb.
1855).
Dêr oder Deir (d. h. Kloster), Hauptort von Unternubien, rechts am Nil, etwa 200 km oberhalb Assuan, mit 1000-1200
E., welche das Kensi oder Berber sprechen, und Resten eines altägypt.
Tempels aus der Zeit des Ramses-Meïamun
oder des Großen Sesostris aus dem 14. Jahrh. v. Chr. Die fruchtbare Umgebung liefert Datteln zur Ausfuhr nach Ägypten.
(spr.-rieh), Charles, franz. Stempelschneider und Schriftgießer, geb. in
Moissey (Jura), erlernte in Paris bei Pierre Didot die Schriftgießerei, widmete sich seit 1835 der Xylographie
und brachte es auf diesem Gebiete zu hohen künstlerischen Leistungen. Er errichtete 1839 eine Anstalt für Stempelschnitt
und Schriftgießerei und starb in Paris. D.s Schriftproben erlangten geradezu einen Weltruf. Von seinen selbsterfundenen
Maschinen sind besonders zu erwähnen: eine Maschine
[* 57] zum Abbrechen, zum Schleifen und Aufsetzen der Buchstaben,
eine Numeriermaschine für Banknoten und ein neues Musiknotentypensystem. -
Vgl. Notices sur les produits typographiques de
Derriey (Par. 1855).
Gawril Romanowitsch, russ. Dichter, geb. 13. (2.)
Juli 1743 im Gouvernement Kasan,
[* 58] besuchte das Gymnasium in Kasan und wurde 1762 als Gemeiner in das Preobrashenskische
Garderegiment eingestellt. 1771 wurde er unter General Bibikow Protokollführer bei der GeheimenKommission zur Untersuchung
der Teilnehmer am Pugatschewschen Aufstand. 1774-75 war er in den Wolgakolonien bei Saratow beschäftigt, wo er seine teils
originalen, teils aus den Werken Friedrichs d. Gr. übersetzten Citalagaj-Oden schrieb. 1777-84
diente er unter dem Generalprokurator Fürsten Wjasemskij. Seit 1778 war er Mitarbeiter an dem «PetersburgerBoten», in dem
eine Reihe seiner Gedichte erschien, darunter die «Lieder an Peter derschawin Gr.», «Auf die Geburt des purpurgeborenen Knaben im Norden»
[* 59] (des spätern ZarenAlexander I.); im «Gesellschafter der Freunde des russ.
Worts» erschien 1782 seine berühmte Ode «Feliza», ferner
¶
mehr
«Dank an Feliza», «Der Traum des Mursen» (alle drei an die Kaiserin),
«An Reschemysl» (Potemkin) und die zu europ.
Berühmtheit gelangte geistliche Ode «Gott». 1784 wurde er Gouverneur von
Olonez, 1786 von Tambow, hier aber verleumdet, 1789 in Moskau
[* 61] vor Gericht gestellt, aber freigesprochen. In die nächste Zeit
fallen die Gedichte «Schilderung der Feliza», «Auf die Eroberung von Ismail» und
die berühmte Ode «Der Wasserfall» (auf den Tod Potemkins),
«Auf- und Einnahme Warschaus» (1794). 1791 wurde
er Kabinettssekretär der Kaiserin, 1793 Senator, 1796 unter KaiserPaul Direktor der Kanzlei des Reichsrats, bald aber wegen
seiner ungezügelten Sprache
[* 62] in den Senat zurückversetzt, 1800 Präsident des Kommerzkollegiums, im selben
Jahr zweiter Minister am kaiserl. Schatzamt und schließlich Reichsschatzmeister. Alexander I. machte ihn 1802 zum Justizminister;
er erhielt aber seiner reaktionären Gesinnung wegen bereits 1803 den Abschied und trat ganz aus dem Staatsdienst (Gedicht
«Die Freiheit»). Er siedelte auf seine Nowgoroder Besitzung Swanka über, wo er 21. (9.) Juli 1816 starb.
Sein Landleben beschrieb er in dem «Leben in Swanka» (1807). 1811 gründete
er mit A. S. Schischkow zusammen einen litterar. Verein(Besĕda ljubitelej russkago slova), aus deren Abhandlungen (Čtenija)
er selbst einiges veröffentlichte. D.s Werke mit erläuternden Anmerkungen wurden von J. Grot (Prachtausg.
in 7 Bdn., 1864–80; einfachere Ausg.
1868–78) herausgegeben. Ein 8. Band
[* 63] (1881) enthält D.s Biographie von J. Grot. Deutsch erschienen: «Gedichte des Herrn Staatsrath
Derschawin. Aus dem Russischen von Kotzebue» (Lpz. 1793). –
Vgl. Wolfsohn, Die schönwissenschaftliche Litteratur der Russen (Lpz.
1843).
Bezirks Dervent (43970 E., darunter 20061 röm., 16090 griech.
Katholiken, 198 Israeliten und 7602 Mohammedaner) im Kreis
[* 64] Banjaluka, südlich von Bosnisch-Brod an der zur Save gehenden Ukraina
und der Linie Bosnisch-Brod-Seraiewo (Bosnabahn), in flacher Gegend, in 150 m Höhe, hat (1885) 4449 E.,
darunter 1192 röm., 478 griech. Katholiken, 128 Israeliten
und 2639 Mohammedaner und ist Sitz der Direktion der Bosnabahn sowie Garnison einer Compagnie des 7. bosn.
Indem Kolokotronis
(s. d.) im griech. Befreiungskampfe diesen Paß
[* 66] besetzte, bereitete er dem türk. Seraskier
Dramalis bei dessen Rückmarsch aus Argos nach Korinth eine völlige Niederlage.
1) Linker Nebenfluß des Trent, entspringt im nördlichsten Teile der Grafschaft Derby aus den Mooren des High-Peak, fließt anfangs
in engem Thale nach SSO., wird bei Derby schiffbar und mündet, 96 km lang, links in den Trent.
2) Derwent, entspringt am Sleights Moor in Yorkshire, unfern der Ostküste, läuft nach S., dann nach W. in die Ebene von York, geht,
von New-Malton an schiffbar, nach SSW., dann nach S., und mündet, 92 km lang, links in die Ouse.
3) Derwent, entspringt in den cumbrischen Gebirgen am Scaw Fell, entwässert mehrere Seen, darunter den schönsten Bergsee Englands,
das Derwentwater, an dem Keswick (s. d.) liegt, durchfließt das Thal
[* 67] Borrowdale, wendet sich nach W., berührt Cockermouth und
mündet, etwa 55
km lang, bei Workington in den Solwaybusen.
4) Derwent, entspringt bei Allenheads, trennt Durham von Northumberland und ergießt sich oberhalb Newcastle,
[* 68] nach einem Laufe von 50 km, rechts in den Tyne.
eigentlich jemand, der sich an den Thüren aufhält. Derwisch wird wie das
synonyme arab. Wort Fakir (s. d.) in der Bedeutung eines der GnadeGottes «bedürftigen», der Welt entsagenden, frommen Menschen
und sodann eines Mitgliedes gewisser mystisch-religiöser Brüderschaften (Orden)
[* 69] des Islam angewendet. Solcher durch das Band
besonderer religiöser Übungen und Riten, sowie pantheistisch-theosophischer Lehren
[* 70] unter sich vereinigter Brüderschaften
giebt es viele; das Zusammenleben der Teilnehmer in ihren Tekjes oder Chankahs, die zumeist mit reichen
Wakfs (Stiftungen) in Geld und Landgütern ausgestattet sind und denen, wie den christl. Klöstern, ein Prior, ein Scheich oder
Pir, derwisch ein Ordensalter, vorsteht, gemeinschaftliche Andachtsübungen und äußere Abzeichen in der Tracht geben ihnen Ähnlichkeit
mit den christl. Mönchsorden, von denen wieder die Nichtausschließlichkeit
des Cölibats und die völlige Beziehungslosigkeit zur offiziellen Kirchenorganisation sie scheidet.
Die Derwischorden führen ihre Tradition auf die ältesten Zeiten des Islam zurück und betrachten die ersten Chalifen, namentlich
aber den Ali, als ihre ersten Obern und Begründer. Thatsächlich aber hängt ihre Entstehung mit dem
Eindringen fremder, pers. und ind. Ideen in den Islam zusammen. Der älteste, historisch nachweisbare Orden ist der 766 begründete
Alwânija-Orden. Die bekanntesten Derwischorden sind heutzutage die Rufâ'ija (seit 1182), deren Mitglieder heulende Derwisch genannt
werden, die Schâdsilija (1258), die Mewlewije, begründet 1273 durch den berühmten Dichter des Meßnewi,
Dschelâl ed-din Rumi, als die tanzenden Derwisch. Bekannt: die weitverbreiteten Nakischhendije seit 1319, die
Sa'dija seit 1335. Außer diesen sind die Bektâschi (seit 1357, benannt nach dem StifterHadschi Bektâsch) zu erwähnen, denen
das Janitscharentum affiliiert war, weil ihr Stifter diese gewaltige Schöpfung des Sultans Orchan eingesegnet hatte.
Die Bektâschi, welche von der Erlaubnis zu betteln einen schamlosen Gebrauch machten, standen bei dem
mohammed. gemeinen Volke in großem Ansehen, wurden aber 1826 vom SultanMahmud II. nach der Vernichtung der Janitscharen aufgehoben.
Die gemeinschaftlichen Andachtsübungen der Ordensbrüder, unter dem Namen Dsikr bekannt, sind in den verschiedenen Orden von
verschiedener Art. Dieselben sind teils an bestimmten Wochentagen wiederkehrende Dsikrs, teils werden
sie an besondern Feiertagen, namentlich gelegentlich des Geburtstags des Mohammed (s. Dôseh) und des Môlid (Erinnerungsfestes)
des Ordensstifters abgehalten.
Außer den regelmäßigen Klosterbrüdern zählen viele Orden freie Mitglieder, Affiliierte, die außer dem Klosterverbande
leben, aber sich zu den Lehren der betreffenden Brüderschaften bekennen und an der Förderung ihrer Tendenzen
teilnehmen. – Von den bisher erwähnten Derwischorden, welche sich trotz ihrer nicht ganz orthodoxen Dogmatik im ganzen
in den Schranken des Religionsgesetzes halten, sind jene zu unterscheiden, deren Mitglieder sich durch die
¶
forlaufend
Vernach-962
lässigung der grundlegenden Gesetze des Islam be- merkbar machen (sie werden persisch Asäd, d. h. Freie, oder Bi Scher', Gesetzlose,
genannt); unter ihnen sind die Kalenderderwische die bekanntesten. Der Widerwille der orthodoxen Ulema' trifft diese letztern
De Sanctis mehr als die dem Religionsgesetz sich unterwerfenden Orden, gegen welche sich die Ortho- doxie zumeist
wegen ihrer dogmatischen Unkorrektheit und ihrer mit Musik und Tanz verbundenen unkano- nischen Riten zwar ablehnend, aber
nicht völlig aus- schließend verhält. Viele Derwischorden haben durch ihre in der ganzen Mohammed. Welt herumbettelnden
Mitglieder auch auf die polit. Bewegungen des Islam als Agitatoren Einfluß geübt. In neuerer Heit sind
in Nordasrika neue Orden entstanden, deren Tendenz auf die Vernichtung des europ. Übergewich- tes in den afrik. Ländern des
Islam abzielt. Unter diefen ist der Senußi-Ordcn (s. Snussi) der hervor- ragendste. -
Vgl. I. P. Vrown, ^ks V6rvi8k68 or Orientai
8pii-iwg.1i8iQ (Lond. 1868);
über die Vek- täschi: Lamartine, soiivLnirg, imz)i'688i0Q8, p6N8668 ot
p3.vLaF63 P6lläant UN V0^ÄF6 6N Orisnt (4 Bde., Par. 1835 u. ö.).
Derwisch Pascha, Ibrahim, türk. General und Staatsmann, geb. 1817inEjub, einer Vorstadt von Konstantinopel,
[* 72] trat früh in die
Armee, war beim Ausbruch des Krimkrieges (1853) Oberst, übernahm 1862 als Divisionsgeneral den Oberbefehl über ein Operationskorps
gegen Montenegro
[* 73] und wurde nach Beendigung des Feldzugs zum Muschir (Marschall) ernannt. Später war er
mehrmals gleichzeitiger Chef der Militär- und Civiladministration von Al- banien und Syrien. 1873 wurde De Sanctis P. in eine aus Anlaß
der damaligen Reorganisation der osman.
Armee eingesetzte Specialkommission als Mitglied berufen und bald darauf zum Generalgouverneur und Militärkommandanten
von Bosnien und der Herzegowina ernannt. Da er aber in der Bekäm- pfung des Aufstandes 1875 kein Glück hatte, ver- lor er diesen
Posten und befand sich längere Zeit in Ungnade. Erst bei Ausbruch des Russisch-Türki- schen Krieges wurde ihm 1877 wieder
der Oberbefehl über das bei Batum
[* 74] aufgestellte Korps übertragen, und hier glückte es ihm, mit schwächern
Kräften und ohne starke Befestigungen einen mit zahl- reicher Artillerie versehenen Gegner in Schach zu halten. Im Frühjahr 1879 kehrte
De Sanctis P. nach Konstan- tinopel zurück, nachdem er kurze Zeit die Stelle eines kommandierenden Generals des 4. Armeekorps in Erzerum
bekleidet hatte.
Als er 1880 zum Pforten- tommissar für Albanien ernannt wurde, mit der Auf- gabe, den Widerstand der Albanesen gegen die Übergabe
Dulcignos an Montenegro zu brechen, gelang es ihm die Albanesen zu schlagen, sich aller namhaften Führer zu bemächtigen und
sic gefangen nach Konstautinopel einzuliefern. Im Juni 1882 wurde De Sanctis P. nach Ägypten gesandt, um in dem
Streit zwischen dem Chediv und Arabi Pascha zu vermit- teln; doch endete seine Sendung erfolglos. Seit 1888 ist er Generaladjutant
des Großherrn.
Dos (ital. i6 dkuioiis; frz. rö demol; engl.
ä üat), in der Musik das um einen halben Ton erniedrigte D, bezeichnet durch die Note für v mit vorgezeichnetem!?.
Dös, Deös (spr. d^ehsch), rumän. DtMn, Stadt mit geordnetem Magistrat
in Siebenbürgen und Hauptstadt des ungar. KomitatsSzolnok-Doboka, am Zusammenfluh des Kleinen, Großen und Alten SzamiMusscs,
in 251 in Höhe, zwischen
waldigen Bergen
[* 75] gelegen und an den Linien De Sanctis-Besztercze (Vistritz) und Klausenburg-De Sanctis-Zilah
der Szamos- thaler Eisenbahn, deren Direktorium hier seinen Sitz hat, ist gut gebaut, hat (1890) 7728 magyar.
E. (1791 Rumänen, 203 Deutsche), darunter 2887 Reformierte, 1601 röm., 1731 griech. Katholiken und 1114 Israeliten,
Post, Telegraph, eine reform. Kirche (15. Jahrh.) im got. Stil, eine römisch- uud eine griech.-kath. Pfarrkirche, ein
Franzistanerkloster, ein schönes Rat- und Komitatshaus, große Eisen- brücke, ein Spital, einen alten fürstl.
Thökölyscheu Palast, ungar. Nationaltheater, Finanzdircktion, Kreditbank, Sparkasse; sehr besuchte Salzbäder, Dampfmühle,
Brennerei, Acker- und Weinbau. Ge- genüber der eine schöne Aussicht bietende Vclaberg mit Schießstätte. In der Nähe das
großartige Salzbergwerk Des-Akna (1879 rumän. und ma- gyar. E.), das
jährlich über 10000 t Salz liefert, mit einer schon im 15. Jahrh, bebauten Grube. Ein Teil des Bergwerks ist 1839 eingestürzt.
Desaguadcro, zwei Flüsse
[* 76] in Südamerika.
[* 77]
1) Fluh in den Cordilleren, führt das Wasser des Titicacasees in Peru
[* 78] nach dem südöstlich davon ge- legenen See Aullagas in
Volivia. Sein Bett
[* 79] liegt in einem 3800 m hohen Thale einer Hochfläche, zwischen parallelen Gebirgszügen. Er hat einen reißenden
Lauf von 300 kui Länge. - 2) Fluh in der Argen- tinischen Republik, im W. der Laguna Bebedero, bildet zum Teil die Grenze
zwischen den Provinzen Mendoza und San Luis. Desaignes (spr. -ßänj), Flecken im Kanton
[* 80] Lamaftre, Arrondissement
Touruon des franz. De- part.
Ardeche, 5 kin westlich von Lamastre, an dem rechts zur Rhone gehenden Doux, hat (1891) 559, als Gemeinde 3600 E., Post,
eine prot. Kirche; Mühlen,
[* 81] Seidenfabriken und Handel mit Getreide
[* 82] und Wein. In der Nähe Ruinen eines alten
Schlosses und eine kalte alkalische Heilquelle. Desaix de Voygoux (Veygour, spr. -ßäh de wöäguh,
weguh), Louis Charles Antoine, franz. General, geb. zu St. Hilaire d'Ayat, wurde mit 15 Jahren Unterlieutenant,
zeichnete sich vielfach in den franz. Revolutionskriegen aus und schwang sich schnell empor. 1794 bereits
Di- visionsgeneral, begleitete De Sanctis 1798 Vonaparte nack Ägypten, that sich hier besonders in der Schlacht
bei den Pyramiden hervor und wurde mit der gänzlichen Vertreibung Murad Veis und der Verwaltung Ober- ägyptens beauftragt,
wo er sich durch seine Recht- schaffenheit bei den Arabern den Namen «Der ge- rechte Sultan» erwarb. 1800 kehrte er
nach Frank- reich zurück, folgte Vonaparte nach Italien
[* 83] und brachte durch sein energisches Eingreifen in der Schlacht bei Marengo
[* 84] die siegreiche Entscheidung für die Franzosen, fand aber zugleich von einer Kugel aetroffen den Heldentod. -
Vgl. Marthe-Becker,
Hwä68 Ki8t0ri 8ur 16 86N6i-ki6 v. (Clermom Dös-Akna, s. Dss. 11852).
De Sanctis, Francesco, ital. Staatsmann und Literarhistoriker, geb. zu
Morra Irpino im Salerniramschen, wurde 1837 Lehrer an der militär. Vildungsanstalt derNunziatclla iu Nca- pel und gründete
daneben selbst eine Schule für das Studium der Sprache und Litteratur. 1843 war er linterstaatsfekretär im Unterrichtsministerium
in Neapel;
[* 85] wurde er in Cosenza ver- haftet und 3 Jahre im Castel dcll' Ovo ohne Untersuchung
festgehalten. Es gelang ihm dann nach Malta zu entkommen, von wo aus er sich nach
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forlaufend
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Turin bcgab, und 1856 kam er als Professor der ital. Litteratur an das Polytechnikum in
Zürich.
1860 übertrug ihm Garibaldi die Verwaltung der Provinz Avellino, hierauf wurde er neapolit. Unter- ricktsminister. Der ital.
Kammer gehörte er als Mitglied des linken Centrums seit 186 l an. 1871 wurde er Professor an der Universität
Neapel, 1877 Honorarprofessor. Dem Ministerium des öffentlichen Unterrichts im Königreich Italienstand er dreimal vor, zuerst
unter Cavour und Ricasoli, bis dann unter Cairoli, 24. März bis schließlich ^ vom bis
Ende 1880. Er starb in Neapel. Im öffentlichen Leben übte er die segensreichste Wirkung
durch die Höhe seiner Ge- danken, durch sittliche Reinheit und warmen Pa- triotismus.
Für die Verwaltung des Ministeriums besah er weder genügendes praktisches Geschick noch die nötigen technischen Kenntnisse.
Als Schriftsteller ist Desault S. der Begründer der neuern Kritik in Italien. Er verfasite: «8^331 critici»
(Neap. 1868; 4. Anst. 1881),
«Anovi L^FFi ci-itici» (2. Ausg., ebd. 1879).
Nach seinem Tode wurde noch veröffentlicht: «Ztndio 8u (3iHo. I^koparäi» (Neap.
1885) und das Bruchstück seiner Erinnerungen «1^3, ^iovine/^g. äi I^.I). 8.» (hg.vonVillari,ebd.1889).
Seine «8ci-itti poütici» gab Ferrarelli (ebd. 1889) heraus. -
Vgl. Pio Ferrieri, 1^. Desault 8. 6 II". eritica.
i6tt6iÄii^(Mail.
1887); Mandalari, In inoi-w äi^. v. 8. (ebd. 1881).
De Sanctis, Luigi, ital. Theolog, geb. 1808, war einer der
angesehensten Prälaten Roms und Theolog der heiligen Inquisition, als er 1847, durch das Studium der Bibel
[* 87] bekehrt, nach Malta floh und von hier aus, besonders durch das Blatt
[* 88] «II (^ttolico criLtiano », Italien zu evangelisieren be-
gann. Seit 1852 wirkte er als Prediger der Wal- densergemeinde zu Turm; 1854 stand er an der Spitze der von den
Waldensern sich trennenden ra- dikalern e1ii689. lidera, kehrte aber 1864 infolge der in der letztcrn zunehmenden darbystischen
Strömung zur Waldenserkirche zurück. Seitdem wirkte er bis zu seinem 1869 erfolgten Tode als Professor der leit 1861 in
Florenz
[* 89] bestehenden theol. Fakultät und als Redacteur der Waldensischen Kirchenzeitung «Uco dsiia. voi-ita».
Desappointieren (frz., spr. -appöäng", eine
Erwartung, Hoffnung täuschen, vereiteln, jemand in Verlegenheit setzen; Desappointement (spr. -appoängt'mang),
fehlgeschlagene Hoffnung. Defargues (spr.-ärg'),
Ge'rard, sranz. Mathe- matiker, geb. 1593, gest. 1662, war befreundet
mit Descartes, Pascal und Roberval und schrieb: «4ait6 äs 1a P6r8p6otiv6» (1636) und «^raite
8ni' 163 86cti0U3 couiquoä» (1639). Desarmieren (ftz.),
entwaffnen. Defatlr(arab., «Grundzüge», «Normen»,
Plural des persischen äägMi-),
theol. Werk aus dem spätern Mittelalter, soll das Religionsbuch einer parsischen (^ette,
der Sipasian, sein. Die Spracke, in der es abgefaßt ist, die «mahabadische»,
ist künstlich zurecht- gemacht. Der letzte der angeblicben 15 «maba- dadischen»
Propheten, Sasan V., soll die dein Buche deigegebene neupers. Übersetzung angefertigt haben; aber zur Zeit
Mohammeds und Omars eristierte diese nock nickt in der in dem Werk gebrauckten Form. Der Desault wird im Dabistan (s. d.) citiert,
wurdL Q^n e^ 1178 w'^cdcr aufgefunden von dein Parsen Kaus, der ihn von Ispahan nach Bombay
[* 90]
brachte, wo sein Sohn Mullah
Firus ihn im Urtert und pers. Übertragung, mit einer engl. Übersetzung von Erskine zuerst veröffentlichte («I)68atii',
tke 8ll- ei'6(1 ^vi'itin^8 ol t1i6 ancient ?6i'8ig.u Pl0p1i6t3, in tti6 01 iFinHi ton^uk», 2 Bde.,
Bombay 1818; später auch in Kalkutta
[* 91] herausgegeben).
Erskine und Sil- vestre de Sacy hielten das Buch für unecht, für dessen Echtheit Mullah Firus und Joseph
von Hammer
[* 92] eintraten, der das Werk dem sagenhaften pers. Pro- pheten Mahabad zuschrieb, als dem Urheber der mahabadischen Religion
und Sprache. Später hat auch David Shea, der Herausgeber des «DadiZtan» (Lond.
1843),
die Echtheit des Desault zu retten gesucht. Desaugiers (spr. desoschleh),
MarcAntoine, franz. Komponist,
geb. 1742 zu Frejus, komponierte mehrere Opern und machte sich besonders bekannt durch die Kantate (IlisroärainE) «I^g.
pli86 äs Ia Va8ti1i6», die 1790 beim Vundesfest in der Notre- Dame-Kirche zu Paris aufgeführt wurde. Er starb zu
Paris. Desaugiers (spr. desoschleh),MarcAntoine Ma- delcine, franz. Chansonnier und Vaudevillist, geb. zu
Fröjus, erhielt seine Bildung auf dem (^0ii6F6 ^lN2ai'in in Paris, sollte Geistlicher werden, verließ aber bald wieder das
Seminar und ging mit seiner an einen Pflanzer verheirateten Schwester nach San Domingo. Er kam hier während des Negeraufstandes
in Gefahr, als Kriegsgefange- ner von den Schwarzen erfchossen zu werden, wurde errettet und begleitete
einen amerik. Schisfskapitän nach Baltimore,
[* 93] wo er 2 Jahre als Musiklehrer lebte. Nach Frankreich 1797 zurückgekehrt, schweifte
er als Kapellmeister und Bühnendichter in der Pro- vinz umber und blieb seit 1799 in Paris, wo er sür die Vorstadtbühnen
zahlreiche Gelegenheitsstücke, Vaudevilles, Possen (meist mit andern zusammen) verfaßte und seit 1805 einen
angesehenen Rang als Vaudevillist behauptete.
Berühmt wurde aber durch seine zahlreichen Lieder, deren gewählte Form nnd reine Sprache, ungezwungene Heiterkeit und absichtslose
Lebensfrcudigkeit ihn zum echten Sänger dc5 alten harmlosen franz. Frohsinns machen und
ihn in dieser Hinsicht Veranger übertreffen lassen. Einige seiner leichten Lieder, wie «1^
treiiie äs 1a LiucLrit^», «I'lliig ü cinci 1i6ni'63 du matin»,
haben bleibenden Wert, andere, wie «1^6 Wdi65ui äu ^'onr äs 1'an», «1^3.
llali6», «1^63 i)1lU8ir3 än äimHQ »I^6l'Hlai8'Id0^Hi», sind poet.
Kleingemälde, die mit Heiterkeit und Wahrheit das damalige Pariser Volksleben schildern. Viele seiner
Chansons ver- faßte Desault als Präsident des Caveau (einer 1730 von Piron, Colle' u. a.
in einem Weinkeller gestifteten und 1808 wieder erneuerten litterar. Gesellschaft). T. starb als Direktor des Vaudeville-
theaters in Paris. Seine «OiiHN80N8 6t p068is8 cUver868» erschienen 1827 in 4 Bänden. -
Desault (spr.-ßoh), PierreIos., franz. Wund- arzt, geb. zu Magny-Vernais in der
ehemaligen Franche-Comte, begab sich 1764 nach Paris, hörte hier den berühmten Petit und erhielt bereits 1766 den Lehrstuhl
der Anatomie. Sodann wurde er Professor an der I^eoiö praticink, 1782 erster Chirurg an der Charite und 1788 am
Hötel- j Dien, wo er bis an seinen Tod, mit ! großem Erfolg wirkte. VeiAusbrucb der Französischen Revolution galt
er als der beste Chirurg Europas. , 1792 wurde er zum Mitglied des (^ornitE äo 3ante 61*
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