fordern, der Schuldner jederzeit zahlen, nach
Preuß. Allg.
Landrecht aber nur nach dreimonatlicher, und bei'D. von 150 M.
oder weniger nach vierwöchent- licher
Kündigung. Der Deutsche
[* 2] C'ntwurs schreibt allgemein sechswöchentliche
Kündigung vor.
Ein über den Empfang des Darlehnskassenvereine ausgestellter Schuldschein beweist zwar gcgen den
Aussteller, doch kann derselbe den
Gegenbeweis führen, dah er die Darlchnssumme nicht erhalten, z. B. den Schuldschein in Erwartung
der Auszahlung dem
Gläubiger übersendet hat, ohne dah dieser über- haupt oder zum vollen Betrage Valuta geleistet bat.
Nach den Bestimmungen des röm.
Rechts über die exoiMio und ciu6r6la non numerawe pecnni^o sollte jene Beweiskraft erst nach
einer bestimmten Zeit eintreten. Das ist durch das Deutsche
Handels- gesetzbuch Art. 295 und die Deutsche Zivilprozeß- ordnung,,
Einführungsgesetz ß. 17 beseitigt. Der
Darlehnsvorver trag spa.ctnm äs inutuo dlniäo) erzeugt eine Klage aus Aufzahlung
und andererseits auf
Annahme der Darlehnssumme unter den vereinbarten
Bedingungen.
Der
Gläu- biger ist aber berechtigt zurückzutreten, wenn sich die Vermögensverhältnisse des Schuldners
inzwi- schen so verschlechtert haben, daß der Rückzahluugs- anspruch gefährdet sein würde. Darlehnskafsen, vom
Staate
oder auch vou Gemeinden oder Privaten errichtete Kreditinstitute, welche, um einem zu
Zeiten einer Gefchästskrisis ein- getretenen
Notstände abzuhelfen, zu einem mäßigen Zinsfüße Darlehen an Gewerbtreibcnde undHand- werker gewähren.
Nach der Verordnung vom wurden Darlehnskassenvereine von der prcuß.' Regie- rung, und zwar in
Berlin
[* 3] und den grösiern
Pro- vinzialstädten
errichtet zu dem Zwecke, Darlcbcn «zur Beförderuug des
Handels- und Gewerbsbe- triebs gegen Sicherheit» zu geben auf Waren
und inländische Wertpapiere in Beträgen von minde- stens 100 Thlrn., in der Regel nickt über 3, aus-
nahmsweise bis auf 6
Monate. Für den Betrag der auf diese
Weise gewährten Darlehen wurde ein Staatspapiergeld ohne
Zwangskurs,
sog.
Dar- lehnskassenscheine, nicht über 10 Mill. Tblr., ausgegeben.
Diese
Kassen wurden zu Ende 1852 geschlossen und schon seit dem laut Gesetz von selbem
Tage
wurden keine neuen
Dar- lehen mehr gegeben. Ahnliche Verhältnisse ver- anlaßten 1866 die Wiedereröffnung der Darlehnskassenvereine in
Preu- ßen und andern deutschen
Staaten, sowie auch bei
Ausbruch des
Deutsch-FrauzösisckenKrieges laut Gesetz vom im
Gebiete des Nord- deutschen
Bundes. Das Eigentümliche derselben ist, mit andern Kreditinstituten verglicheu,
daß der
Staat in einer allgemeinen Notlage, nicht in der
Absicht einen Gewinn zu machen, sondern im In- teresse des Gemeinwohls
seinen eigenen Kredit ein- setzt, um der Kreditnot des Gewerbestandes zu
Be- dingungen abzuhelfen, die auf andere
Weise in
sol- chenZeiten nicht zu erlangen wären.
Auch die sog. Volksbanken von
Schulze-Delitzsch können unter so schwierigen Kreditverhältnisscn nicht so viel leisten, weil
sie schwächer als der
Staat sind, ihnen selber der Kredit in solchen Zeitläufen leicht versagt oder doch sehr verteuert
wird. Je mehr die Darlehnskassenvereine sich von den Grundsätzen des geschäftsmäßigen Bankbctriebs
entfernen, je mehr sie die Rücksicht wohlthätiger Hilfe in den Vordergrund stellen, um so mebr fehlt ihnen allerdings auch
die geschäftsmäßige
Grund- lage, um so weniger sind die mit Vorschüssen
be- - > liehenen Sicherheiten als
ausreichende
finanzielle
Deckung der ausgegebenen Darlehnskassenscheine zu betrachten, übrigens sind Darlehnskassenvereine auch von
gemein- sinnigen Privaten oder Gemeinden ausgegangen. S.
Darlehnskassenvereine (ländliche). -
Darlehnskafsenscheine, s. Darlehnskassen.Darlehnskassenvereine, ländliche. Die ländlichen Darlehnskassenvereine, auch Naiffcisensche Darlehnskassenvereine genannt
nach ihrem Begründer, dem
Bürgermeister Raiff- eisen in Flammersfeld (später in Heddesdorf bei Neuwied, gest. daselbst
sind 1849 aus einem
Vereine hervorgegangen, der zum Zwecke der
Befreiung von demVichhandelunterSolidarhaftder Mitglieder Vieh
kaufte und kleinern Landwirten mit mäßigem Gewinn gegen
Raten abließ', sie sind Kredit- genossenschaften, welche den kleinen
Landwirten in ähnlicher
Weise eine Stütze gewähren sollen, wie die Schulze-Delitzschschen Vorschußvereiue den Inter- essen
des llciuen Gewerbestandes dienen.
Der Unter- schied des Kreditbedürfnisses dieser beidenKlassen liegt darin, daß sich dasselbe bei den Landwirten häusig
aus eineVerluebvungdesstehendenKapitalserstreckt(in Gestalt von Bodenverbesseruugcn, Geräten, Zugvieh u. s. w.)
und daß in jedem Falle die
Landwirtschaft längere Kreditfristen bedarf, während im
Gewerbe der Kapitalumlauf so rasch von
statten geht, daß hier in der Regel der turze, ^
Monate nur ausnahms- weise übersteigende Kredit der
Schulze-Dclitzschschen Genossmschafteu ausreicht.
Auch kommt in Betracht, daß die Organisation eines ländlichen Kreditver- eins möglichst einfach fein muß und daß alle
ver- wickelten Geschäfte und
Rechnungen von demselben zu venucidcu sind. Seit 1862 fing der
Bürgermei- ster Raisfciscn an,
nach solchen
Gesichtspunkten in mehrern Gemeinden der Gegend von Neuwied Darlehnskassenvereine ins Leben zu rufen und dieselben
haben, im wesent- lichen unter Festhaltung des ursprüuglichen
Systems, in der prcuß. Rheinprovinz,
[* 5] in Hessen,
[* 6] in neuester
Zeit auch in
Bayern,
[* 7]
Baden,
[* 8]
Württemberg
[* 9] und ander- wärts trotz manckcr Anfeindungen eine beachtens- werte Verbreitung
gefunden.
Die Kreditgrundlage durch die Solidarbaft der Mitglieder geschaffen',
Ge- schäftsanteile der Mitglieder waren ursprünglich
gar nicbt vorhanden, und wenn solche gegenwärtig von vielen
Vereinen gefordertwerden, so sind siedoch mög- lickst niedrig
angesetzt und die Höhe der Dividende ist auf den für andere Kapitaleiulagen zu zahlenden Zinsfuß beschränkt. Der Gewinnüberschuh
oder bei den
Vereinen obne Geschäftsanteile der ganzeReinge- winn, soll in einen unteilbaren Neservesonds fallen.
Die
Vereine gewähren ihren Mitgliedern Kredit auf längere Fristen, bis zu 5 und mehr Jahren. Sie erstrecken sich räumlich
über kleine
Bezirke und er- möglichen damit, daß die Mitglieder untereinander gcuau bekauut und ihreLage
und Kreditwürdigkeit wechselseitig gut zu beurteilen im stände sind; ge- wöhnlich umfaßt ein
Verein nur einen, höchstens
einige wenige Psarrbezirke. Die Mitglieder, welche die
Verwaltung führen, üben diese Funktion als unbesoldetes Ehrenamt
aus, oft überuimmt der Pfarrer die Vorstcherschaft. Zu gegenseitiger finan- zieller Unterstützung der einzelnen Darlehnskassenvereine, insbesondere
durch Ausgleichung von Kapitalüberfluß und Man- gel, wurde 1877 eine
«LandwirtschaftlicheCentral- Darlehenskassc»
in Nenwied gebildet. Für die
Be- ratung, Unterstützung und Förderung der Darlehnskassenvereine wirft
¶
im Gegensatz zu öffentlichen (staatlichen und kommunalen) Darlehnskassen (s. d.)
Kreditvereinigungen privater Natur, welche (hauptsächlich auf dem Princip der Selbsthilfe beruhend) lediglich oder vorzugsweise
an ihre Mitglieder Gelddarlehen zu Gewerbs- und Wirtschaftszwecken gewähren. Sie sind hauptsächlich dazu bestimmt, das
Kreditbedürfnis des mittlern und kleinern Gewerbe-, Handels- und Bauernstandes dauernd zu befriedigen und
unterscheiden sich auch dadurch von den öffentlichen Darlehnskassen, welche in der Regel nur einem vorübergehenden Notstand
abzuhelfen berufen sind. Zu den Darlehnsvereine zählen in erster Linie die nach dem Schulze-Delitzschschen Princip in Deutschland und anderwärts
gegründeten Vorschuß- und Kreditvereine (s. d.), sodann die nach dem RaiffeisenschenSystem begründeten ländlichen Darlehnskassenvereine
(s. d.). Den letztern stehen sehr nahe die von den schottischen Banken etablierten Darlehnsvereine, welche den schott. Pächtern kurzfristige
Darlehen gewähren und wie die Darlehnskassenvereine ihre Thätigkeit örtlich begrenzen, auch durch die besondere Pflege
des Depositengeschäfts auf den Sparsinn der Bevölkerung
[* 17] günstig einwirken.
(spr. -lĭ), Felix Octavius Carr, amerik. Zeichner, geb. zu Philadelphia,
[* 18] ließ
sich 1848 in Neuyork
[* 19] nieder, besuchte 1865 zum erstenmal Europa
[* 20] und hielt sich längere Zeit in Rom,
[* 21] die Antike studierend,
auf. Seine Reiseerinnerungen legte er nieder in «Sketches abroad with pen and
pencil» (Neuyork 1868). Die Werke D.s sind hauptsächlich Illustrationen zu beliebten Werken, z. B. der
«Library of humorous American works», «St. Judd's Margaret» (1856),
der Werke von Cooper, Wash. Irving, Simms, Dickens, Longfellow.
Am bedeutendsten sind die «Outlines compositions from Hawthorne's scarlet letter» (1879; neue Aufl. 1883) und die lebensvollen
und scharfen Umrißzeichnungen zu Longfellows «Evangeline» (1883).
Berühmt sind auch seine «Illustrations to Shakespeare's plays» (1886) und patriotische Bilder, wie «Dahlgren's
charge at Fredericksburg» und «Sherman's march to the sea».
größter Nebenfluß des Murray (s. d.), der längste Strom des austral. Festlandes, entsteht aus der Vereinigung
des Balonne und Barwan. Ersterer entspringt als Condamine am Mont-Mitchel, nur 100 km von der Ostküste
entfernt, fließt zuerst zwischen dem Höhenzuge der Darling-Downs und Craig-Range nach NW.,
dann nach SW.; nach Aufnahme des Maranoa teilt er sich in mehrere Arme, die sich oberhalb Fort Bourke mit dem Barwan vereinigen.
Dieser
entspringt unweit südlich der Quelle
[* 22] des Condamine, macht einen ähnlichen nach N. gerichteten
Bogen,
[* 23] fließt aber im Unterlauf westlich. Er nimmt von rechts den Monie, von links den Meei, Peel (Namoi), Macquarie
und Bogan auf. Der vereinigte Darling oder Calewatta fließt südwestlich durch Steppen und Weideland, nimmt von N. den Warrego
auf und mündet in zwei Arme bei Wentworth. Er bildet zumeist keinen zusammenhängenden Wasserfaden, wird
aber bei hohem Wasserstande bis Fort Bourte mit Dampfern befahren.
Grafschaft Durham, 26,3 km südlich von Durham,
in fruchtbarer Gegend unweit des Tees und an dessen Zufluß Skerne, hat (1891) 38 060 E., eine 1160 erbaute, von Scott restaurierte,
got. Kirche, eine Lateinschule, ein Handwerkerinstitut;
Wollkämmerei und Flachsspinnerei, Baumwoll- und Worstedfabrikation,
Segeltuchweberei, bedeutende Lokomotivenfabrikation, Brauerei und Gerberei, Seiler-, Eisen- und Messingwarenindustrie
und ansehnlichen Handel und Schiffahrt. - Von Darlington nach Stockton führte 1825 die erste Personeneisenbahn mit Lokomotivenbetrieb
der Erde.
Torr., Pflanzengattung aus der Familie der Sarraceniaceen (s. d.) mit nur
einer einzigen Art, Darlingtonia californica DC.
(s. Tafel: Insektenfressende Pflanzen,
[* 10]
Fig. 6), in der Sierra Nevada in Kalifornien. Es ist eine krautartige
Pflanze mit eigentümlich gestalteten Blättern; die Blattstiele sind schlauchförmig ausgebildet und die kleine Blattspreite
sitzt diesen Schläuchen gewissermaßen als Deckel auf. Die Innenwandungen der Schläuche sind mit zahlreichen Drüsen und
Haaren besetzt; die Drüsen scheiden reichlich wässerigen Saft ab, sodaß die Schläuche mit Flüssigkeit gefüllt werden;
die Haare
[* 24] sind schief nach abwärts gerichtet und verhindern so das Hinaufkriechen kleiner Insekten
[* 25] an den
Wandungen.
Die Pflanze gehört wie alle Sarraceniaceen zu den Insektenfressenden Pflanzen (s. d.), die mit Saft gefüllten Schläuche
und die nach abwärts gerichteten Haare dienen als Fangapparat. Die Einwohner der Sierra Nevada sollen die Pflanzen zum Fangen
der Insekten benutzen. Die Blüten bestehen aus fünf Kelchblättern, zahlreichen Staubgefäßen und einem dreifächerigen Fruchtknoten,
dem ein Griffel aufsitzt; Blumenblätter fehlen gänzlich. Die Pflanze wird in Deutschland häufig in Gewächshäusern gehalten.
[* 26] (Darmkanal, Intestinum), ein wichtiger Abschnitt des Verdauungsapparats, welcher die Bestimmung hat, die in den
Magen
[* 27] eingeführten und dort vorläufig verarbeiteten Nahrungsstoffe aus diesem aufzunehmen, sie
durch eigentümliche, den Windungen eines Wurms ähnliche (peristaltische) Bewegungen nach und nach weiter zu schieben und
dabei durch eine Reihe von chem. Prozessen das zur Ernährung des Körpers Taugliche von dem dazu Untauglichen abzuscheiden,
ersteres in eine zur Aufnahme in die Säftemasse geeignete Form überzuführen, letzteres aber aus dem
Körper wieder auszuscheiden. Der menschliche Darmkanal stellt ein beim Erwachsenen 8-9 m langes häutiges Rohr dar, welches
vom sog. Pförtner des Magens (s. d.) bis zum After reicht, seine Lage in der Bauch- und
¶
mehr
Beckenhöhle hat und in zwei Hauptabschnitte zerfällt: den Dünndarm (intestinum tenue), einen glatten, überall gleichweiten
Schlauch von 7 bis 7,5 m Länge, welcher in zahlreichen, sehr beweglichen Schlingen und Windungen, den sog. Darmschlingen,
die Bauchhöhle erfüllt und hauptsächlich für die Auflösung und Aufsaugung der Nahrungsstoffe bestimmt ist, und in den
1,2 bis 1,5 m langen, an der Oberfläche vielfach ausgebuchteten Dickdarm (intestinum crassum), welcher vorzugsweise der Eindickung
unverdauter Stoffe, der Kotbildung, dient.
Der Dünndarm zerfällt wiederum in mehrere Abschnitte: in den mit dem Magen in Verbindung stehenden und hufeisenförmig an die
hintere Bauchwand fest angehefteten Zwölffingerdarm (Duodenum), dessen Länge der Breite
[* 29] von zwölf Fingern
entspricht, und welcher die Ausführungsgänge der Leber und der Bauchspeicheldrüse in sich aufnimmt, sowie in den sog. Leerdarm
(intestinum jenunum) und den Krummdarm (intestinum ileum), welche beide ohne scharfe Grenze ineinander übergehen. Am untern
Ende des Krummdarms beginnt sodann der Dickdarm, welcher fast den doppelten Durchmesser wie der Dünndarm
und an seiner Oberfläche zahlreiche Ausbuchtungen besitzt, mit einem kurzen, weiten, sackförmigen Anhang, dem sog. Blinddarm
(s.d.), welcher auf der rechten Darmbeingrube aufliegt und den federspuldicken, blind endigenden, 5-6 cm langen Wurmfortsatz
(Processus verniformis) angefügt enthält.
Aus den Blinddarm folgt der Grimmdarm (Colon), von dessen drei Abteilungendie erste, der aufsteigende Grimmdarm
(Colon ascendens) an der rechten Seite des Unterleibes von der rechten Beckenschaufel gerade nach aufwärts zur untern Fläche
der Leber emporsteigt, die zweite, der Quergrimmdarm (Colon transversum) in horizontaler Richtung unter dem untern Rande des
Magens von der rechten auf die linke Seite her übergeht, und die dritte, der absteigende Grimmdarm (Colon
descendens), aus der linken Bauchseite bis zur linken Darmbeingrube herabsteigt und nach einer S-förmigen Zickzackbiegung
(S. romanum oder Flexura sigmoidea) in den Mastdarm (intestinum rectum) übergeht, welcher in der Höhlung des Kreuzbeins gerade
von oben nach unten verläuft und durch den mit einem kräftigen ringförmigen Schließmuskel umgebenen
After (s. d.) nach außen mündet.
An der Stelle, wo in der rechten Darmbeingrube der Dünndarm in den Dickdarm übergeht, befindet sich die sog. Blinddarmklappe
(Bauhinsche Klappe, Valvula Bauhini s. coli), eine kreisförmige Schleimhautfalte, welche unter normalen Verhältnissen
den Rücktritt des Dickdarminhaltes in den Dünndarm unmöglich macht. In seiner Lage befestigt und erhalten
wird der Dünndarm durch das sog. Gekröse (Mesenterium), eine große Falte des Bauchfells (s. d.), welche an der hintern Bauchwand
schief vom zweiten Lendenwirbel zur rechten Kreuzdarmbeinfuge verläuft und sich dergestalt an die konkave Seite des Dünndarms
anheftet, daß ihre beiden Blätter auseinander weichen und so den ganzen Umfang des Darmrohrs umschließen.
Da der Dünndarm zahlreiche Krümmungen und Windungen bildet, so muß sich das Gekröse gleichfalls nach Art einer Halskrause
(daher sein Name) in vielfache Falten legen. Auf diese Weise wird der Dünndarm einerseits vor Verdrehungen und Umschlingungen
geschützt, andererseits aber auch mit dem hohen Grad von Beweglichkeit versehen, den seine Funktionen
erfordern. Zwischen den beiden vom Bauchfell gebildeten Blättern des Gekröses liegen, in Fett gehüllt, zahlreiche Blut- und
Lymphgefäße, die Lymphdrüsen (Gekrösdrüsen) sowie die Nerven
[* 30] des Darms.
Die Wand des Darmrohrs besteht aus drei verschiedenartigen, durch eine dünne Schicht von Bindegewebe miteinander verwachsenen
Häuten, einer äußern glatten serösen Haut,
[* 31] einer mittlern Muskelschicht und der zu innerst gelegenen
Schleimhaut des Darmkanals, welche vermöge ihrer physiol. Wichtigkeit einen ziemlich komplizierten
Bau besitzt. Der zarten serösen Haut, welche einen integrierenden Bestandteil des Bauchfells bildet, verdankt der Darm seine
glatte, schlüpfrige und leicht verschiebliche Oberfläche, welche das leichte und ungehinderte Vonstattengehen
seiner für die Verdauungsvorgänge so unentbehrlichen Bewegungen möglich macht.
Die kräftige Muskelhaut des Darm zerfällt in eine äußere Längsfaserschicht (a der nachstehenden
[* 26]
Figur), deren Muskelfasern
in der Längsrichtung des Darmrohrs verlaufen und der Verkürzung des letztern dienen, und eine innere Ringfaserschicht (b),
deren Fasern kreisförmig um das Darmrohr herum verlaufen und die Zusammenschnürung und Verengerung
desselben vermitteln. Die Darmschleimhaut (e) endlich, welcher bei der Aneignung der Nahrungsstoffe die bei weitem wichtigste
Rolle zukommt, ist eine weiche, etwa 1 mm dicke, in zahlreiche Querfalten gelegte und mit unzähligen zarten zapfenförmigen
Erhebungen, den sog. Darmzotten (vilii intestinales), besetzte Membran, welche einen außerordentlichen
Reichtum an Blut- und Lymphgefäßen (c) sowie an einzeln oder in größern Haufen stehenden Drüsen (d) besitzt.
Die Darmzotten (f), deren Gesamtmenge auf etwa 4 Mill. geschätzt wird, und welche dazu dienen, die aufsaugende Oberfläche
der Darmschleimhaut behufs erleichterter Resorption des Chylus (s. d.) zu vergrößern, enthalten in ihrer
Achse einen oder zwei centrale Räume als Anfänge der Chylusgefäße, welche von einem reichen Haargefäßnetze umstrickt
sind; durch eingelagerte organische Muskelfasern vermögen sich die Zotten rhythmisch zusammenzuziehen und so den aufgesaugten
[* 26]
^[Abb.: Durchschnitt durch die Wand des menschlichen Dünndarms (20mal vergrößert).]
¶
mehr
Chylus nach den größern Chylusgefäßen hin vorwärts zu treiben. Die Drüsen der Darmschleimhaut sind verschiedener Art.
Im Dünndarm finden sich in ungeheurer Anzahl zwischen den Darmzotten die sog. Lieberkühnschen Drüsen, kleinste, einfache
Schlauchdrüsen, welche den dünnen alkalischen Darmsaft absondern, der sich dem Speisebrei beimengt, Faserstoff und Eiweißkörper
auflöst und Stärke
[* 33] in Dextrin und Zucker
[* 34] verwandelt. Im Zwölffingerdarm kommen kleine traubenförmige
Drüsen vor, die sog. Brunnerschen Drüsen, deren gleichfalls alkalisches Sekret dem vom Pankreas abgesonderten Bauchspeichel
gleicht.
Weiterhin finden sich über die ganze Dünndarmschleimhaut zerstreut kleine hirsekorngroße Lymphdrüsen, die sog. solitären
Follikel, die als Bildungsstätten der weißen Blutkörperchen
[* 35] betrachtet werden. Der untere Abschnitt
des Dünndarms endlich ist der Sitz der Peyerschen Drüsenhaufen, die eine Anhäufung von vielen solchen solitären Follikeln
darstellen. Die Schleimhaut des Dickdarms ist glatt, sie hat keine Falten und Zotten, sondern nur Lieberkühnsche Drüsen und
solitäre Follikel. (Vgl. die Tafeln: Die Baucheingeweide des Menschen, Bd. 2.)
Die Verrichtungen des Dünndarms bestehen zunächst in der weitern chem. Umwandlung des aus dem Magen übergetretenen
Speisebreies oder Chymus (s. d.) mit Hilfe des von den Brunnerschen und Lieberkühnschen Drüsen abgesonderten Darmsaftes, sowie
der Galle und des Bauchspeichels, welche beide während der Verdauung sich gemeinschaftlich in den Zwölffingerdarm ergießen.
Durch den Einfluß dieser Sekrete auf den durch die wurmförmigen Bewegungen des Darms langsam fortbewegten
Speisebrei werden die im Magen noch nicht oder nur unvollständig aufgelösten Eiweißkörper vollends aufgelöst und verflüssigt,
die noch vorhandene Stärke in Dextrin und Zucker umgewandelt und die Fette in eine mandelmilchähnliche Emulsion verflüssigt
und so zur Aufnahme in die Saugadern geschickt gemacht.
Die so gelösten Nahrungsstoffe werden sodann von den Darmzotten vermittelst kapillarer und endosmotischer Vorgänge aufgesaugt
und durch rhythmisch erfolgende Kontraktionen in die Chylusgefäße und von diesen weiterhin in die allgemeine Säftemasse
übergeführt. Der unverdaute und unbrauchbare Teil der Nahrungsstoffe gelangt endlich in den Dickdarm, wird hier durch
Aufsaugung seiner flüssigen Bestandteile eingedickt, in Kot umgewandelt und schließlich durch die peristaltischen Bewegungen
des Darmrohrs und die Kontraktionen der Bauchmuskeln nach außen entleert. (S. Verdauung.)
durch Operation hergestellte offene Verbindung zweier Darmpartien oberhalb und unterhalb einer anderweitig
nicht zu beseitigenden Verengerung oder Verschließung des Darms, um die unbehinderte Passage des Darminhalts wieder zu ermöglichen.
Die Därme bilden in getrocknetem und feuchtem Zustande, in letzterm Falle der Haltbarkeit wegen mit
Salz
[* 38] eingelegt, einen nicht unbedeutenden Handelsartikel, und zwar werden Rinds- und Schweinsdärme
hauptsächlich von England und Amerika,
[* 39] Schafdärme von Rußland importiert.
Verpackung in Fässern und Kisten zu 150-500 kg.
Verwendung finden Därme in der Wurst- und Saitenfabrikation, für letztern Zweck ausschließlich die Schafdärme.
Der akute Darmkatarrh (Enteritis catharrhalis, Catharrus intestinalis) zählt zu den am häufigsten vorkommenden Krankheiten
und wird meist durch örtliche Reize veranlaßt, welche die Darmschleimhaut in Entzündung versetzen, so
namentlich durch den Genuß verdorbener, in Gärung und Zersetzung übergegangener oder unverdaulicher Nahrungsmittel
[* 41] und
Getränke, durch den Gebrauch scharfer, die Darmschleimhaut reizender Mittel (Abführmittel, ätzende Metalloxyde), durch Anhäufung
von harten Kotmassen oder Würmern im Darmkanal, bisweilen auch durch Blutstockungen in der Pfortader bei Herz-, Leber- und Lungenkrankheiten.
Auch Erkältungen des Unterleibs und der Füße sowie heftige Gemütserregungen (Angst und Schreck) können
akuten Darmkatarrh hervorrufen; oft schließt sich der letztere auch an einen schon bestehenden Magenkatarrh an. Zu gewissen
Zeiten, namentlich im heißen Sommer, tritt der Darmkatarrh zuweilen auch in epidemischer Verbreitung auf, ohne daß sich eine
bestimmte Ursache dafür nachweisen läßt. Die anatom. Veränderungen der Darmschleimhaut bestehen beim
akuten Katarrh in einer mehr oder minder beträchtlichen Rötung und Schwellung der Schleimhaut, insbesondere ihrer drüsigen
Elemente, und in der reichlichen Absonderung eines stark wässerigen oder schleimigen, vorzugsweise massenhaft abgestoßene
¶
mehr
Epithelzellen enthaltenden Sekrets; bei schweren Katarrhen kann es auch leicht zur Bildung kleiner oberflächlicher Darmgeschwüre
(s. d.) kommen. Beim chronischen Darmkatarrh pflegen die Schwellung der Schleimhaut und die Schleimabsonderung geringer zu
sein; dagegen nimmt die Schleimhaut selbst eine graue, schieferähnliche Färbung an.
Die Symptome des Darmkatarrhs sind je nach dem Sitze der Erkrankung verschieden. Ist vorzugsweise der oberste
Teil des Dünndarms, der Zwölffingerdarm, betroffen, wie dies häufig im Anschluß an einen Magenkatarrh geschieht, so kommt
es gewöhnlich außer Appetitlosigkeit und Stuhlverstopfung zur sog. katarrhalischen Gelbsucht (s. d.), indem durch die Schwellung
der Darmschleimhaut der gemeinsame Gallengang verstopft und somit der Austritt derGalle aus der Leber und
der Gallenblase in den Darm verhindert wird.
Beim Katarrh der mittlern und untern Darmpartien dagegen erfolgen mit oder ohne Fieber unter Kollern und kolikartigen Schmerzen
mehr oder minder häufige dünne, wässerige Stuhlentleerungen, welche zumal bei Kindern und geschwächten Personen leicht eine
beträchtliche Erschöpfung und Abmagerung herbeiführen können. Geht dieser Zustand in den chronischen
Darmkatarrh über, so wechselt Durchfall mit längerer Stuhlverstopfung, wozu sich Austreibung des Leibes und Blähungen, Appetitlosigkeit,
Angstgefühl und andere Verdauungsstörungen gesellen, welche häufig die Quelle hochgradiger Abmagerung und Blutarmut, sowie
anhaltender hypochondrischer Gemütsverstimmung werden.
Die Behandlung des Darmkatarrhs hat vor allem für die Regelung der Diät zu sorgen; man gestatte nur
schleimige Getränke (Hafer-, Reis- oder Gerstenschleim), Suppen aus Sago oder gebranntem Mehl,
[* 43] allenfalls etwas Rotwein; liegt
dem Katarrh eine Erkältung zu Grunde, so sind Bettruhe, einige Tassen heißen Thees (Pfefferminz-, Kamillen- oder Baldrianthee)
und warme Umschläge auf den Leib von Nutzen. Sind harte zurückgehaltene Kotmassen die Ursache des Katarrhs,
so muß die Behandlung mit dem Darreichen eines Abführmittels (am besten Ricinusöl) beginnen.
Bei Säuglingen, deren Darmkatarrhe während der heißen Sommermonate in den großen Städten vorzugsweise durch den Genuß
verfälschter oder verdorbener Milch entstehen und den höchsten Prozentsatz der Kindersterblichkeit liefern, ist
während des Durchfalls die Kuhmilch unbedingt und gänzlich auszusetzen und durch Salepabkochung, Fleischbrühe, Nestlésches Kindermehl,
etwas süßen Wein zu ersetzen, doch kann hier die frühzeitige Einholung ärztlichen Rates nicht dringend genug empfohlen
werden, da oft ein außerordentlich schneller Verfall der Kräfte eintritt. Führt die diätetische Behandlung des Darmkatarrhs
nicht zum Ziele, so sind die sog. adstringierenden Heilmittel (Wismut, Höllenstein, Alaun,
[* 44] Gerbsäure
u. a.) sowie die Präparate des Opiums, teils innerlich, teils als Zusatz zum Klystier, anzuwenden. Gegen den chronischen Darmkatarrh
der Erwachsenen endlich sind gewisse Brunnenkuren (Marienbad, Karlsbad, Kissingen,
[* 45] Ems,
[* 46] Homburg
[* 47] u. a.) oft von entschiedenem
Nutzen.
Eine besonders gefährliche Form der Darmentzündung ist die Entzündung des Blinddarms und seines Wurmfortsatzes (Typhlitis),
welche durch die Anhäufung verhärteter Kotmassen oder verschluckter fremder Körper (Kirschkerne, Knochenstückchen, Rosinen-
und Weinbeerenkerne, Nadeln
[* 48] u. dgl.) im Blinddarme
entsteht und zu mehr oder minder ausgedehnter Verschwärung der Blinddarmschleimhaut
Veranlassung geben kann. Nicht selten wird hierbei der Blinddarm oder der Wurmfortsatz von dem Geschwür
durchbohrt, wodurch, wenn nicht vorher eine Verwachsung des Blinddarms mit seiner Umgebung erfolgt war, der Austritt von Eiter
und Darminhalt in die Bauchhöhle, und damit in kürzester Frist eine tödliche Bauchfellentzündung erfolgt.
Aber auch in den Fällen, in denen schließlich nach schmerzhaftem Krankenlager Genesung eintritt, bleiben
durch Knickung und Verengerung des Darmrohrs oft lebenslänglich Beschwerden zurück. Wer also Schmerzen in der Blinddarmgegend
(rechts unten im Unterleib, über der rechten Leistengegend und Darmbeinschaufel) verspürt, lasse sich sofort von einem tüchtigen
Arzt untersuchen, da eine rechtzeitige und umsichtige Behandlung bei der Blinddarmentzündung vor vielen Gefahren zu
behüten vermag.
Die Behandlung selbst besteht im Anfang, wenn noch keine stärkern entzündlichen Erscheinungen vorhanden sind, in Entleerung
der stagnierenden Kotmassen durch hinreichende Gaben von Ricinusöl oder eröffnende Klystiere, in feuchtwarmen Umschlägen
und örtlichen Blutentziehungen; ist bereits eine ausgedehntere Entzündung vorhanden, so sind Eisbeutel auf den Unterleib und
öftere Dosen von Opium oder Morphium angezeigt. Bilden sich Abscesse in der Umgegend des Blinddarms, so sind
dieselben frühzeitig mit dem Messer
[* 49] zu eröffnen, um Eiterverhaltung mit ihren gefährlichen Folgen zu verhüten. Da übrigens
die Krankheit nicht selten eine große Disposition zu erneuten Entzündungen zurückläßt, so ist auch nach der Genesung noch
lange Zeit hindurch ein sorgfältig geregeltes diätetisches Verhalten zu beobachten.
Arsène, Romanist, geb. zu Château-Salins (Depart. Meurthe), erhielt seine Erziehung in einer
Pariser Rabbinerschule. Mit biblischen Studien beschäftigt, wurde er durch die vielen franz. Wörter der jüd.
Kommentatoren des Mittelalters veranlaßt, sich der romanischen, besonders der franz.
Philologie zu widmen. Er wurde 1872 Professor an der Pariser École des hautes études, 1878 Maitre de conférence; 1883 erhielt
er den neubegründeten Lehrstuhl für altfranz. Sprache
[* 50] und Litteratur an der Sorbonne. Er starb zu Paris.
[* 51] Darmesteter hat
sich namentlich mit Wortbildungslehre beschäftigt; seine Schriften«De la formation des mots composés
dans la langue française» (Par. 1874) und «De la création actuelle des mots nouveaux dans la langue française» (ebd. 1877)
sind vortrefflich, ebenso «La vie des mots étudiés dans leurs significations»
(ebd. 1887). Mit Hatzfeld gab er eine ausgezeichnete Charakteristik der franz. Litteratur
im 16. Jahrh. heraus, «Le
[* 52] seizième
siècle en France» (Par. 1878; 3. Aufl. 1887) und bearbeitete einen «Dictionnaire
général de la langue française» von Beginn des 17. Jahrh. an (seit 1889 hg. von
Katzfeld undThomas). Unvollendet blieben die «Hebr.-franz.
Untersuchungen» und eine «Histor. Grammatik der franz. Sprache», hg. von E. Muret (Par. 1891).
Darmgeschwüre entstehen nicht selten im Verlaufe heftiger Darmentzündungen (s. d.) entweder durch traumatische
Ursachen (verschluckte spitze, scharfe Fremdkörperu. dgl.) oder durch Verschwärung
¶
mehr
von Schleimhautdrüsen (der solitären Follikel, wie beim follikulären Darmkatarrh, oder ganzer Drüsengruppen, wie der Peyerschen
Drüsenhaufen beim Typhus) oder durch brandige Abstoßung diphtherischer Schleimhautpartien (bei der Ruhr) oder durch Zerfall
von Tuberkeln der Darmschleimhaut, wie dies häufig in den letzten Stadien der Lungenschwindsucht der Fall ist. Bei sorgfältiger
Behandlung und zweckmäßigem diätetischem Verhalten können die Darmgeschwüre heilen, ohne
nachteilige Folgen zu hinterlassen.
Tiefgreifende Geschwüre verursachen indessen leicht die höchst gefährliche Darmperforation, indem sie auch die äußere
seröse Haut des Darms durchbohren und damit den Austritt von Eiter, Flüssigkeit und Darminhalt in die Bauchhöhle veranlassen.
Am häufigsten wird die Darmperforation beim Unterleibstyphus und bei der Entzündung des Blinddarms und
seines wurmförmigen Anhangs beobachtet. Ihre Folge ist fast immer eine allgemeine, rasch tödliche Bauchfellentzündung; eine
Naturheilung ist nur dann möglich, wenn vor dem Durchbruch durch eine langsam verlaufende sog. adhäsive Entzündung eine
Verwachsung der benachbarten Darmschlingen miteinander erfolgt war.
In der Regel freilich ist bei eingetretener Perforation von Darmgeschwüren nur von operativen Eingriffen
(der Ausführung des Bauchschnitts und der Resektion der perforierten Darmstelle mit nachfolgender Darmnaht) Rettung zu erwarten,
ein Gebiet, auf welchem die moderne Chirurgie geradezu bewundernswerte Erfolge aufzuweisen hat. Die spontane Vernarbung verheilender
Darmgeschwüre kann übrigens unter Umständen Darmverengerung (s. d.) mit ihren lästigen und hartnäckigen
Beschwerden zur Folge haben.
(Enterorrhaphie), die operative Vereinigung von Darmwunden vermittelst der Naht (s. d.). Hierbei genügt
es nicht, die Wundränder, wie bei Verletzungen der äußern Haut, durch Nähte einfach in Berührung
zu bringen, weil sie zu dünn sind, um hinreichende Berührungsflächen darzubieten; vielmehr sind stets die äußern serösen
Flächen des Darms, welche sich durch große Neigung zur Verwachsung auszeichnen, in möglichst innige Berührung miteinander
zu bringen. Von den zahlreichen Methoden der Darmnaht kommen die von Lembert und Jobert bez. ihre verschiedenartigen
Modifikationen am häufigsten zur Anwendung.
(Phthisis enterica, Enterophthisis, Phthisis s. Tabes intestinalis) allgemeine Bezeichnung
für alle diejenigen chronischen Affektionen des Darms und der zugehörigen Gekrösdrüsen, welche durch anhaltende, schwer
stillbare Durchfälle zu allgemeiner Auszehrung führen. Hierher gehören vor allem die tuberkulösen Geschwüre des Dünndarms
(Darmtuberkulose), welche sich
am häufigsten im Verlaufe der chronischen Lungentuberkulose einstellen, die tuberkulöse Verschwärung
der Gekrösdrüsen, welche als Unterleibsskrofeln oder Unterleibsdrüsenschwindsucht (Paedatrophia, Tabes
mesaraica) häufig bei unzweckmäßig ernährten Kindern vorkommt (s. Pädatrophie), ferner die Amyloidentartung der Darmzotten,
die syphilitischen Verschwärungen der Darmschleimhaut u. a. Das augenfälligste Symptom der Darmschwindsucht ist ein chronischer, gewöhnlich
allen Mitteln trotzender Durchfall und eine stetig fortschreitende allgemeine Abmagerung und Blutarmut, welche
meist mit einem anhaltenden hektischen Fieber verbunden sind; häufig sind auch schneidende oder bohrende Schmerzen im Unterleibe
vorhanden. In den vorgeschrittenern Fällen ist der Ausgang wohl immer ein tödlicher. Die Behandlung muß vor allen Dingen
für eine leicht verdauliche, aber nahrhafte Diät sowie für eine zweckmäßige Bekämpfung des Durchfalls sorgen
und fällt im übrigen mit der allgemeinen Therapie der Tuberkulose zusammen. (S. Lungenschwindsucht.)
1) Kreis
[* 55] in der hess. ProvinzStarkenburg, hat 298,04 qkm, (1890) 91184 (44775 männl., 46409 weibl.) E., darunter 3813 Militärpersonen, 8656 Wohnhäuser,
[* 56] 2 Städte, 20 Landgemeinden.
– 2) Hauptstadt des Großherzogtums Hessen und der ProvinzStarkenburg, Residenz des Großherzogs, 27 km
südlich von Frankfurt
[* 57] a. M., liegt 49° 52' nördl. Br. und 8° 39' östl. L. von Greenwich, in 146,5 m Höhe und ist rings
von schönen Parkanlagen sowie Laub- und Nadelholzwaldungen umgeben, die sich im S. an die schönen Hochwälder der Bergstraße
anschließen. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt im Frühling +9,6, im Sommer +18,4, im Herbst +9,8
und im Winter +1,5° C., der durchschnittliche Luftdruck 747,4 mm.
Bevölkerung. Darmstadt hatte einschließlich der 1888 einverleibten Gemeinde Bessungen (1885: 8174 E.) 1871: 39594, 1875: 44107,
1880: 48769, 1885: 51302, 1890: 55883 E., darunter 45712 Evangelische, 5097 Katholiken, 105 Deutschkatholiken, 1438 Israeliten,
i. eine Zunahme 1885–90 von 4581 Personen oder 8,9 Proz. oder jährlich 916 Personen;
ferner 3636 bewohnte Gebäude, 11380 Familienhaushaltungen, 1070 einzeln
lebende Personen und 72 Anstalten.
Die Zahl der Geburten betrug (1891) 1567 (darunter 74 Totgeburten), der Sterbefälle 1104,
der Eheschließungen 439. In Garnison liegen das Leibgarderegiment Nr.
115, Gardedragonerregiment Nr. 23, die Leib-, 2. u. 5. Eskadron des Leibdragonerregiments Nr. 24, die Gardeunteroffiziercompagnie,
das Feldartillerieregiment Nr. 25 und Trainbataillon Nr. 25.
Anlage, Straßen, Plätze, Denkmäler. Darmstadt besteht aus der Altstadt im O. mit engen und krummen Straßen und der regelmäßig angelegten
Neustadt
[* 59] westlich davon; in den letzten Jahrzehnten sind im NO. (Blumenthalviertel) und im SO. neue, mit schönen Gebäuden
und Vorgärten gezierte Stadtteile entstanden. Hauptstraßen sind die Rhein-, Promenaden-, Hügelstraße, die Wilhelminen-,
Heinrich-, Anna-, Saalbau- und Neckarstraße. Von den zahlreichen Plätzen seien genannt der schöne achteckige Luisenplatz
mit dem Bronzestandbilde (9 m) des GroßherzogsLudwig Ⅰ., von Schwanthaler modelliert, auf roter Sandsteinsäule
(43 m)
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