Vellutello (Vened. 1544 u. ö.), Daniello (ebd. 1568) und Castelvetro
(hg. von Franciosi, Modena 1886). - Im 17. Jahrh, sind keine Dante-Kommentare geschrieben worden. - Aus dem 18. Jahrh.:
Volpi
(Padua
[* 2] 1726 u. ö.), Venturi (Lucca
[* 3] 1732 u. ö.) und Lombardi
(Rom 1791, 3. Bde., seither etwa 20mal abgedruckt). - Aus dem 19. Jahrh,
sind aus der großen Zahl zu nennen: Biagioli (3 Bde., Par.
1818-19 u. ö.), Cesari (3 Bde.,
Verona
[* 4] 1824-26),Costa (3 Bde.,
Bologna 1819 u. ö.), Tommaseo (3 Bde.,
Vened. 1837 u. ö.), Brunone
Bianchi (Flor. 1854; 9. Aufl. 1886), Fraticelli (ebd. 1852 u. ö.),
Andreoli (Neap. 1856 u. ö.), Camerini (Mail.
1868-69 u. ö.),
Scartazzini (4 Bde., Lpz. 1874-90;
in kürzerer Fassung Mail. 1893; 2. Aufl. 1894), Lubin
(Padua 1881),
Campi (3 Bde.,
Turin
[* 5] 1888-89). Im Dienste
[* 6] einer streng
kath.
Richtung: Bennassuti (3 Bde., Verona 1864-68), Cornoldi
(Rom
[* 7] 1887) und neuerdings
Berthier(Freiburg
[* 8] in der
Schweiz
[* 9] 1892
u. fg., auf 3 reich
illustrierteBände in 4°. berechnet). Unter den deutschen Kommentatoren ragen Philalethes, Witte, Kopisch-Paur
besonders hervor. Wörterbücher zur Divina Commedia von
Blanc (Lpz. 1852), Bocci
(Tur. 1873) und Poletto (7 Bde., Siena 1885-87).
Eine sehr brauchbare
Konkordanz der Divina Commedia von Fay
(Cambridge 1888). Zur Orientierung über das gesamte Gebiet:
Scartazzini,
Dante-Handbuch (Lpz. 1892).
Dante-Zeitschriften. «L'Alighieri» (4 Bde.,
Verona und Vened. 1889-92); «Rivista critica e bibliografica
della letteratura Dantesca» (hg. von Passerini,
Rom 1893; bald wieder eingegangen); «Giornale Dantesco» (in Monatsheften;
Venedig,
[* 10] seit 1893).
daMajano, ital. Dichter in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh.
aus Majano bei
Florenz,
[* 11]
war in seiner
Lyrik einer der sklavischsten Nachahmer der Provençalen, dichtete
auch zwei provençalische
Sonette, verspottete in roher
Weise mit einem
Sonette seinen Namensvetter Dante da Majano
Alighieri, als dieser
sein erstes Gedicht veröffentlichte. Neuerlich hat Borgognoni die Existenz dieses Dichters gänzlich ableugnen wollen in
M.» (Rouen
[* 12] 1882),
ihm erwiderte Novati, ed«Dante da Majano A. Borgognoni»
(Ancona
[* 13] 1883),
worauf Borgognoni entgegnete: «La questione maianesca
(Città di
Castello 1889). Gedichte von stehen Dante da Majanostehen in Nanuccis
»Manuale della letteratura Italiana del primo secolo" (4. Ausg., Flor.
1883).
Vereine von Gelehrten und Gebildeten, die sich zum Zweck setzen, die Kenntnis von
Dantes Werken
zu verbreiten. Es bestehen gegenwärtig ihrer vier: I. Die
deutsche Dante-Gesellschaft, gegründet 1865 durch
KarlWitte,L. G.
Blanc, Ed.
Böhmer u. a., stand unter dem Protektorat des Königs
Johann von
Sachsen
[* 14] und zählte zu ihren Mitgliedern
alle namhaften
Dante-Forscher deutscher
Zunge. Von ihrem Organ, dem «Jahrbuch der deutschen
Dante-Gesellschaft», sind vier
stattliche
Bände erschienen (Lpz. 1867-77); auch hat sie eine ansehnliche
Dante-Bibliothek gegründet. Nach des Königs
Johann
und Wittes
Tode trat ein Stillstand ein; doch ward sie nicht aufgelöst und gegenwärtig wird an deren Neubelebung und Reorganisation
eifrig gearbeitet. - II. Die
Dante-SocietyinCambridge,
Mass., begründet 1880, hauptsächlich auf Anregung
des amerik.
Dichters und
Dante-Übersetzers Longfellow, zählt gegenwärtig 61 aktive und 5 Ehrenmitglieder und hat die unzweifelhaft
reichhaltigste
Dante-Bibliothek
außerhalb
Italien
[* 15] in kurzer Zeit zusammengebracht (vgl.
Lane, The
Dante collections in the Harvard
College,
Cambridge 1890). Von ihrem Organ, dem Annual report of the
Dante-Society sind seit 1882 12 Hefte erschienen,
welche, außer der
Dante-Bibliographie, beachtenswerte
Arbeiten enthalten. Auch ist ihr u. a. die Veröffentlichung der wichtigen
Concordance of the Divina Commedia von ihrem Mitgliede E. A. Fay
(Cambridge 1888) zu verdanken. - III. Die
Società Dantesca
italiana (ital.
Dante-Gesellschaft), gegründet 1888 zu
Florenz unter dem Protektorate des Königs
Umberto I.,
zählt über 200 Mitglieder und setzt sich zum Hauptzwecke, kritische
Ausgaben von
Dantes Werken zu veranstalten. Von ihrem
Organ, dem «Bullettino della
Società Dantesca italiana» sind bereits 13 Hefte erschienen, wegen der bibliogr. Mitteilungen
wertvoll. - IV. Die
AmericanDante-Society in Neuyork,
[* 16] gegründet 1890 zu dem Zwecke, die
Dante-Studien nach
allen Seiten zu fördern, eine
Dante-Bibliothek zu gründen, Vorlesungen über
Dante zu veranstalten u. s. w. Sie zählt gegenwärtig
über 300 Mitglieder, welche einen Jahresbeitrag von 10 Doll. entrichten, sodaß sie schon jetzt
die reichste
Dante-Gesellschaft sein dürfte. Von ihrem Organ, dem «Year book of the
AmericanDante-Society» ist 1892 das erste
Bändchen erschienen.
(spr. dangtieh),HenriAlphonse, franz. Schriftsteller, geb. 1810 zu Noyon, hat sich
durch mehrere Geschichtswerke, wozu er zum
Teil die Materialien auf mehrern im
Auftrage der Regierung unternommenen wissenschaftlichen
Reisen nach
Italien,
Deutschland
[* 17] und England sammelte, einen
Namen gemacht. Hervorzuheben sind: «Coup d'œil
sur l'art chrétien au
moyen-âge» (Par. 1844),
(spr. dangtóng),Georges, franz. Revolutionär, geb. zu
Arcis-sur-Aube (Champagne), lebte beim
Ausbruch
der Revolution in
Paris
[* 18] als
Advokat in zerrütteten Verhältnissen. Seine revolutionären Reden im
Café Royal und in den Sektionen
machten ihn schnell zum Führer der untern Volksmassen, sodaß ihn schon der
Herzog von
Orléans
[* 19] und dann
Mirabeau zu fesseln
und zu benutzen trachteten. Zum Präsidenten des Distrikts der Cordeliers erwählt, klagte er die Minister in der
Nationalversammlung an und stiftete mit Desmoulins, Fabre d'Eglantine undMarat, nach dem Vorbilde der
Jakobiner, den Klub der Cordeliers, der damals die Radikalsten der Radikalen umschloß. Hier war der energische
Mann mit der
durchdringenden
Stimme und einer ergreifenden
Beredsamkeit seines Erfolges sicher. Am rief er das
Volk auf das Marsfeld,
um eine
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mehr
Petition um Absetzung des Königs zu unterzeichnen, machte sich dann, durch die bewaffnete Macht unter Lafayette vertrieben,
unsichtbar, kehrte aber bald unter dem Schutze der Massen wieder zurück und wurde gegen den Willen der Nationalversammlung
Substitut des Prokurators der Pariser Gemeinde. Den Sturm auf die Tuilerien, hatte er vor andern
vorbereitet; der Sieg des Pöbels verschaffte ihm die Ernennung zum Justizminister. Schon waren die fremden Heere über die
Grenze gedrungen und in Paris, wo die royalistische Partei wieder auftauchte, herrschte die höchste Verwirrung, als Danton in der
Nationalversammlung erklärte, daß Blut und Schrecken allein das Vaterland retten könnten. Er rief einen
Verteidigungsrat zusammen, ließ die Waffen
[* 23] wegnehmen, ordnete die Verhaftung aller Royalisten und widerspenstigen Priester
an und regte die Versammlung durch die Nachricht auf, daß die Anstalten zur Rettung des Vaterlandes getroffen seien. Am
folgenden Tage begannen die sog. Septembermorde, die von Danton selbst organisiert wurden,
und deren Zweck die Einschüchterung der Royalisten war.
Von der Hauptstadt in den Konvent gewählt, legte Danton das Ministerium nieder und ging nach der Schlacht von Jemappes als Verbreiter
der Revolution nach Belgien.
[* 24] Von dort aus betrieb er mit Eifer die Verurteilung des Königs. Staats- und Kirchengüter in Belgien
wurden von ihm konfisciert und verschleudert, um die Propaganda des Umsturzes zu fördern. Doch ließ
er nicht selten die Rechte Einzelner gelten und berücksichtigte begründete Bitten. Um nach dem Abfalle Dumouriez' (s. d.)
die Anklage auf Einverständnis von sich abzuwälzen, trat er im Konvent mit Ingrimm auf und schlug sogar vor, die Provinzen
im Falle einer Invasion völlig zu verheeren. Am wurde durch ihn ein außerordentlicher Gerichtshof ins Leben gerufen,
das spätere Revolutionstribunal. war den Girondisten nicht völlig abgeneigt und suchte sich mit ihnen gegen den schrankenlosen
Pöbel zu verbinden; allein der wiederholte Antrag derselben auf Bestrafung der Septembermetzeleien und
eine 1. April wider ihn erhobene Anklage auf Hochverrat zwangen ihn, sich zurückzuziehen und sich mit der Bergpartei zum Sturze
der Gironde zu vereinigen.
Trotzdem sank sein Ansehen täglich. Er wurde nicht in den Wohlfahrtsausschuß gewählt, in dem nun die radikalen Hébertisten
das entscheidende Wort führten. Danton ging deshalb von Paris nach Arcis-sur-Aube, wo er heiratete. Bald aber,
Nov. 1793, kehrte er wieder, um im Vertrauen auf Robespierres Unterstützung jene zu stürzen. Das gelang zwar, aber nach
dem Sturze Héberts und seiner Partei wurde von dem eifersüchtigen Robespierre auch D.s Sturz beschlossen. In der Nacht vom 31. März zum wurde
er mit Lacroix, seinem ehemaligen Genossen in Belgien, verhaftet. Am 3. April erschien er vor dem Revolutionstribunal, das ihn
beschuldigte, er habe den Herzog von Orléans auf den Thron
[* 25] setzen wollen.
Noch einmal erschütterte er Hörer und Richter durch seine dröhnende Beredsamkeit, in der er von der
Verteidigung zu den härtesten Anklagen gegen seine Ankläger überging. Schon zögerte das Gericht, als Robespierre schnell
im Konvent am 4. ein Dekret durchgehen ließ, das alle Angeklagten, welche die Justiz beleidigten oder ihr trotzten, ohne
Verhör verdammte; unmittelbar darauf wurde das Todesurteil ausgesprochen. Am 5. April bestieg Danton mit 13
Anhängern
(Dantonisten) das Schafott. GeorgBüchner hat D.s Geschick in einer Tragödie behandelt. 1891 wurde ihm in Paris ein Standbild
errichtet. -
(spr. dännwĕrs), Stadt im County Essex des nordamerik.
Staates Massachusetts, südwestlich von Boston,
[* 27] ist
Eisenbahnknotenpunkt, hat (1890) 7454 E., Schuh- und Backsteinfabrikation, Gerbereien, Eisengießereien
und eine Irrenanstalt.
1) Hauptstadt des County Vermilion in Illinois, am Vermilion, etwa 200 km südlich von Chicago, bedeutender Eisenbahnknotenpunkt,
hat (1890) 11491 E. und Kohlengruben. Unter den Zeitungen eine deutsche. - 2) Hauptstadt des County Montour in Pennsylvanien,
am Nordarme des Susquehanna und des Pennsylvaniakanals und an zwei Bahnen, hat mit Riverside (1890) 8392 E., Eisen-, Stahl- und
Kohlenwerke, ferner Steinbrüche und Fabrikation von Nägeln, Öfen
[* 28] und Maschinen. - 3) Hauptstadt des County Boyle in Kentucky,
südöstlich von Louisville, hat 3766 E., eine Taubstummen- und zwei höhere Unterrichtsanstalten. - 4)
Stadt im County Pittsylvania in Virginia, nahe der Südgrenze des Staates am Dan River, Eisenbahnknotenpunkt, hat (1890) 10305 E.,
sehr bedeutende Tabakfabrikation (1889: nahezu 80 Firmen) und -Handel. - Nachdem Richmond von Jefferson Davis verlassen war,
wurde Danville einige Tage Hauptstadt der Konföderation. Davis erließ hier seine letzte Proklamation.
«Über die Ästhetik der Hegelschen Philosophie» (ebd. 1844) und die Abhandlung«Über den gegenwärtigen Zustand
der Philosophie der Kunst und ihre nächste Aufgabe» (in Fichtes «Zeitschrift für Philosophie und speculative Theologie», Tüb.,
Bd. 12, 14 u. 15); sodann seine beiden Hauptwerke: «Gottsched und seine Zeit»
(Lpz. 1848; 2. Ausg. 1855) und «Gotthold
Ephraim Lessing, sein Leben und seine Werke» (Bd. 1, ebd.
1850; Bd. 2, mit Benutzung von D.s Nachlaß, hg. von Guhrauer,
1854; 2. berichtigte und vermehrte Auflage von Maltzahn und Borberger, Berl. 1880 - 81). Eine Sammlung wertvoller Aufsätze
D.s hat O. Jahn («Gesammelte Aufsätze», Lpz. 1855) herausgegeben.
Franz, Musiker, geb. in Mannheim
[* 33] als Sohn des Violoncellisten Ignaz war in der KompositionSchüler von
Abt Vogler. war namentlich bedeutend als Dirigent und Lehrer, besonders als Gesanglehrer. Nachdem er sich 1790 mit der Münchener
Sängerin Margarete Marchand (1768 - 96) verheiratet hatte, machte er mit dieser mehrere Kunstreisen.
In München,
[* 34] Stuttgart
[* 35] und Karlsruhe
[* 36] war er nacheinander Musikdirektor oder Kapellmeister; er starb ¶
mehr
zu Karlsruhe. Außer acht Opern («Kleopatra» bereits 1779) hat er Musik fast aller Gattungen komponiert, auch eine Reihe
von Kirchenwerken.
Seine Schwester Franciska Danzi, geb. 1756 in Mannheim, war eine der ersten Sopransängerinnen ihrer Zeit, die den berühmten
Oboespieler Ludw. Aug. Lebrun (1746 - 90) heiratete und in Berlin starb.
1) Regierungsbezirk der preuß. Provinz Westpreußen,
[* 39] grenzt im N. an das Frische Haff und die Danziger Bucht, hat in seinem
östl. Teil die fruchtbare Niederung der Weichsel und Nogat, im seenreichen westlichen, dem Kern des alten Pommerellen, das
Plateau von Karthaus mit dem Turmberg (339 m), ist ausgezeichnet durch Ackerbau und Viehzucht
[* 40] und hat 7952,58
qkm, 589176 (285849 männl., 303327 weibl.) E., darunter 6610 Militärpersonen; 12 Städte mit 151,46 qkm und 213792 (102055
männl., 111737 weibl.) E., 801 Landgemeinden und 446 Gutsbezirke mit 7801,12 qkm und 375384
(183794 männl., 191590 weibl.) E.; ferner 53717 bewohnte und 633 unbewohnte
Wohnhäuser,
[* 41] 121112 Haushaltungen und 334 Anstalten. Dem Religionsbekenntnis nach waren 294157 Evangelische, 279364 Katholiken, 9727 andere
Christen und 5928 Israeliten. Der Regierungsbezirk zerfällt in die 12 Kreise:
[* 42]
2) Danzig, poln. Gdansk; lat. Gedanum, Hauptstadt der preuß. Provinz Westpreußen und
des Reg.-Bez. Danzig, wichtige Handelsstadt und
Festung,
[* 43] 140 km von der russ. Grenze entfernt, liegt 54° 21' nördl.
Br. und 18° 41' östl. L. von Greenwich, in 5 m Höhe (Bahnhof), etwa 4 km südwestlich
der Danziger Bucht (s. d.), unweit der Mündung der vereinigten Mottlau und Radaune
in die Tote oder Danziger Weichsel (s. d.). Die Ausdehnung
[* 44] beträgt von O. nach W. und von S. nach N. je 7, der Umfang 40 km.
Von der Gesamtfläche (19,75 qkm) sind 3,08 qkm mit Häusern bebaut, 4,95 qkm sind Wege, Straßen und
Eisenbahnen, 10,52 qkm landwirtschaftlich benutzt und 1,22 qkm Wasserfläche. Der mittlere Luftdruck betrug nach den Beobachtungen
in Neufahrwasser (1888) 759 mm, die mittlere Jahrestemperatur +6° C. (+29° Maximum, - 23° Minimum), die Niederschlagsmenge 698 mm.
(Hierzu ein Stadtplan mit Verzeichnis der Straßen, Plätze und öffentlichen Gebäude, und eine Karte:
Danzig mit Neufahrwasser und Weichselmünde.)
Bevölkerung.
[* 45] Die ortsanwesende Bevölkerung betrug 1819: 49392, 1858: 76795, 1871: 88974, 1875: 97931, 1880: 108551, 1885:114805,1890: 120338
(57773 männl., 62565 weibl.) E., i. eine Zunahme (1885 - 90) von 5533 (4,7
Proz.) oder durchschnittlich jährlich 1107 Personen;
davon kommen auf die Vorstädte Schidlitz 6622, Strohdeich
1056, Langfuhr 5294, Neufahrwasser 5832, Stadtgebiet und Altschottland 2995 und St. Albrecht 1449 E. Dem Religionsbekenntnis
nach waren 80723 Evangelische, 35851 Katholiken, 1229 andere Christen und 2535 Israeliten;
1890 gab es 5808 Wohnhäuser und 283 andere
bewohnte Baulichkeiten, 26114 Haushaltungen und 85 Anstalten.
Von 1000 E. sind geboren in Danzig 506, im
übrigen Preußen
[* 46] 479, im übrigen DeutschenReich 8, im Ausland 7. Zahl der Geburten (1890) 4452, der Sterbefälle 3209, der
Ehen 975, der Zugezogenen (1890) 17030, der Abgezogenen 14851. In Garnison liegen das Grenadierregiment König Friedrich I.
Nr. 5, das Infanterieregiment Nr. 128,
die 1., 2., 4. und 5. Eskadron des Leibhusarenregiments Nr. 1, die 1., 2. und 4. Abteilung des Feldartillerieregiments Nr.
36, das 2. Bataillon des Fußartillerieregiments von Hindersin Nr. 2 und das Trainbataillon Nr. 17.
Ehrenbürger ist der frühere Oberpräsident von Westpreußen, Geheimrat von Ernsthausen.
Anlage, Straßen, Plätze. Die Mottlau, ein kleiner Fluß, bis 5 m tief, durchströmt die Stadt in 2 Armen
und trennt die ältern Stadtteile am linken Ufer: Altstadt, Rechtstadt und Vorstadt, von den am rechten Ufer gelegenen neuern:
Niederstadt und Langgarten;
in der Mitte liegt die Speicherinsel mit den großen Getreideniederlagen, die bis zu 100000 t
bergen können.
Die Radaune fließt westlich von der Stadt, schneidet beim HohenThor den Stadtgraben und
trennt die Alt- von der Rechtstadt. Außerdem durchziehen noch mehrere Kanäle die Stadt. Von den etwa 50 Brücken,
[* 47] die die
Wasserläufe überschreiten, sind die größten: die Kuhbrücke, GrüneBrücke,
[* 48] Mattenbuden-, Milchkannenbrücke.
Die innere Stadt wird durch einen gewaltigen Hauptwall mit 22 Bastionen umschlossen; zwischen diesem und
seinem mit der Mottlau und Weichsel in Verbindung stehenden Festungsgraben und zwischen dem durch die Citadellen des «Bischofs-
und
des Hagelsbergs" gekrönten äußern Festungsgürtel breiten sich neue Stadtteile aus, unter denen besonders Neugarten mit
den in neuester Zeit aufgeführten stattlichen Gebäuden sich aufzeichnet. Ein Teil der innern Wälle ist vor kurzem geschleift
und das freigewordene Gelände mit Militärgebäuden besetzt, wogegen die äußern Festungswerke fortdauernd verstärkt werden.
Der Hafen ist durch Anlage neuer detachierter Forts vorzüglich befestigt.
Danzig gehört wegen seiner Bauwerke und der landschaftlichen Schönheit seiner Umgebung zu den interessantesten deutschen
Städten; es hat mit Ausnahme Nürnbergs und einiger rhein. Städte die eigentümlichste und am schärfsten ausgeprägte Physiognomie,
die mit den massenhaften, meist sehr alten Befestigungen im Einklang steht. Der interessanteste Stadtteil
und zugleich Mittelpunkt des Verkehrs ist die Rechtstadt. Ihr Glanzpunkt, die Langgasse und der Lange Markt, ist ein breiter,
die Stadt von W. nach O. durchschneidender Straßenzug, den eine Reihe stattlicher Giebelhäuser einfassen, meist Prachtbauten
aus dem 16. bis 18. Jahrh. Im W. dehnt sich jenseits des Stadtgrabens
eine schattige Promenade aus, deren Verlängerung
[* 51] im N. die «große Allee», eine 2 km lange, mit vier Reihen alter Linden bestandene, 1768 angelegte
Straße bildet.
Die Gärten der innern Stadt sind jetzt mit Gebäuden besetzt, dagegen finden sich zwischen den äußern Thoren größere Gärten,
so die zwei Logen-, der Schützengarten und die Anlagen des Verschönerungsvereins. Den meist engen Straßen
kehren die schmalen und tiefen Häuser ihre hohen, durch kunstvolle Steinarbeit oft reichverzierten Giebel zu. Von Plätzen
der innern Stadt ist besonders zu nennen der Winterplatz, benannt nach dem verdienten frühern Oberbürgermeister von Winter,
mit schönen Parkanlagen und neuem monumentalen Brunnen.
[* 52]
Kirchen. Danzig hat 23 Gotteshäuser (14 evang.und 5 kath. Kirchen, je ein evang. und mennonitisches Bethaus und 2 Synagogen). Besonders
hervorzuheben sind die Oberpfarrkirche zu St. Marien, eins der hervorragendsten Baudenkmäler in den baltischen Gegenden, 1343 gegründet,
später bis 1502 bedeutend vergrößert; sie ist eine Hallenkirche mit dreischiffigem Lang- und Querhaus.
Wie eine Festung überragt die Kirche (105 m lang, 35 m breit, im Querschiff 66 m breit, 30 m hoch) mit ihrem gewaltigen Westturm
(76 m) und den zehn schlanken Giebeltürmchen die Stadt. Im Innern befinden sich viele bedeutende Kunstschätze (Hauptaltar, 1511 - 17 gefertigt
von dem in Danzig ansässigen AugsburgerMeisterMichael; Flügelaltar mit dem Jüngsten Gericht, vor 1473 von
Memling in Brügge gemalt).
Die übrigen Kirchen, sämtlich got. Backsteinbauten, sind weniger bedeutend: die Katharinenkirche, aus den: 13. Jahrh., mit
einem Glockenspiel;
die Johanniskirche, im 15. Jahrh. begonnen, durch Restaurationen entstellt;
die Trinitatiskirche, 1514 vollendet,
mit dreifachem got. Westgiebel. Im ehemaligen Franziskanerkloster, einem spätgot.
Bau des 15. und 16. Jahrh., ist das Museum, in der ehemaligen Jakobskirche die Stadtbibliothek.
Die neue Synagoge ist 1886/87 nach Plänen von Ende und Böckmann erbaut.
Weltliche Bauten. Unter den Thoren der Stadt sind besonders zu erwähnen das HoheThor, ein mächtiges, 1558 im
Renaissancestil erbautes Festungsthor, 1880 verbreitert; ferner das Langgarterthor (1612), in ital.
Renaissance, gegenüber der Stockturm von
1346, mit Dach
[* 53] von 1508 und das neuerdings in seiner ursprünglichen Gestalt wiederhergestellte
GrüneThor (1568), in dessen obern Räumen das Westpreußische Provinzialmuseum untergebracht ist. Hervorragende öffentliche
Gebäude sind das Rathaus am Langen Markt (14. Jahrh.), mit einem
schlanken Turm
[* 54] (45 m), dessen zierliche, 1559 - 61 aufgesetzte mit einem Glockenspiel versehene Spitze im Renaissancestil berühmt
ist; im Erdgeschoß die Sommerratsstube mit geschnitztem Portal (1593), die Winterratsstube mit Wandgemälden (1611) und der
Sitzungssaal der Stadtverordneten, früher der «Wette», mit neuerm Sterngewölbe auf achteckiger Granitsäule,
im obern Stock das Empfangszimmer, das Arbeitszimmer des Oberbürgermeisters und das städtische Archiv.
Berühmt ist der Artus- oder Junkerhof am Langen Markt, 1480/81 an Stelle eines ältern durch Brand zerstörten Gebäudes aufgeführt,
vormals Versammlungshaus der reichen Danziger «Stadtjunker», seit dem 18. Jahrh.
Börse, mit zahlreichen Kunstwerken im Innern. Vor dem Artushof der stattliche Neptunsbrunnen, 1633 in
Holland gegossen. Dem GrünenThor gegenüber liegt auf der Speicherinsel das große Gebäude der Sparkasse, vor dem HohenThor
im Neugartendas neue Landeshaus der Provinz Westpreußen, beide im Renaissancestil von Ende und Böckmann;
am Winterplatz das
Oberpostdirektionsgebäude und das Städtische Gymnasium;
an dem Kohlen-Markt das alte Zeughaus, ein
Barockbau von 1605;
zwischen der Sandgrube und dem SchwarzenMeerdas neue chirurg. Lazarett, 1886/87 von
Schmieden erbaut, mit zwei schlanken Türmen;
der uralte histor. Ankerschmiedeturm, seit 1864 zum Polizeigefängnis eingerichtet,
und das großartige Mühlenwerk (1349) an der Radaune mit 18 Gängen.
Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet durch einen Oberbürgermeister (Dr. Baumbach, seit 1891, 15000 M.), Bürgermeister (Hagemann,
seit 1878, 8500 M.), 17 Stadträte (7 besoldet), 60 Stadtverordnete (Vorsteher Steffens) und eine königl. Polizeidirektion
(Präsident Freiherr von Reiswitz). Die ständige Feuerwehr (seit 1859), mit der Wachtmannschaft und Straßenreinigung
[* 56] verbunden,
zählt 265 Köpfe, darunter 74 für Straßenreinigung, und hat 14 Feuermelder,
[* 57] 3 Dampfspritzen (darunter 2 der
kaiserl. Werft gehörig) und 46 Pferde.
[* 58]
Die beiden Wasserleitungen (Stadt- oder Prangenauer Leitung, seit 1869, und Vorstadt- oder Pelonker Leitung, seit 1878) lieferten
(1891/92) 3,955 Mill. und 72000 cbm aus 22 bez. 7 km entfernten Quellen durch natürliches Gefälle in 57 bez. 21 km
langem Rohrnetz. Die Kanäle (45 km) entleeren ihren Inhalt in die Pumpstation auf der Kämpe (Mottlauinsel), und von da wird
derselbe nach den etwa 8 km entfernten Rieselfeldern (1,5 qkm) an der Ostsee, den ersten des Festlandes, gepumpt. Die städtische
Gasanstalt lieferte (1891/92) 3,171 Mill. cbm Gas, darunter für öffentliche Beleuchtung
[* 59] 639945 cbm (1162
Flammen), für Privatgebrauch 2452160 cbm (22778 Flammen, 41 Gasmotoren mit 210 Pferdestärken). Elektrische
[* 60] Beleuchtung besteht
im Hafen, in der Zuckerraffinerie sowie in einigen Geschäften.
Finanzen. Das Rechnungsjahr 1891/92 schließt ab in Einnahme mit 4622812 M., Ausgabe 4181901 M.; das Vermögen
beträgt 10-15 Mill. M., die Schulden 7,173 Mill. M. Für Schulen wurden aufgewendet 729605 M., für Armenwesen 501745 M.,
außer den Unterstützungsgeldern aus Stiftungen.
¶
mehr
Behörden. Danzig ist Sitz des Oberpräsidiums der Provinz Westpreußen, der Provinzialsteuerdirektion, Provinziallandschaft, des
Provinzialrates, Provinzialschulkollegiums, königl. Medizinalkollegiums, königl.
Konsistoriums der Provinz Westpreußen, der königl. Bezirksregierung, königl.
Ausführungskommission für die Regulierung der Weichselmündung, der Landratsämter für die KreiseDanziger Höhe und Danziger Niederung,
je zweier Land- und Wasserbauinspektionen und Katasterämter, einer Kreis- und Hafenbaukasse, eines Seemannsamtes,
eines Landgerichts (Oberlandesgericht Marienwerder)
[* 62] mit 9 Amtsgerichten (Berent, Danzig, Dirschau,
[* 63] Karthaus, Neustadt,
[* 64] Preuß. Stargard,
[* 65] Putzig, Schöneck, Zoppot) und Kammer für Handelssachen, eines Amtsgerichts, einer Oberpostdirektion für die Regierungsbezirke
Danzig und Marienwerder (mit Ausschluß der KreiseDeutsch-Krone, Flatow, Konitz,
[* 66] Schlochau und Tuchel), mit 338 Verkehrsanstalten
und 2720,43 km oberirdischen Telegraphenlinien (7546,22 km Leitungen), einschließlich 735,81 km Stadtfernsprechanlagen,
einer Reichsbankhauptstelle, eines königl. Eisenbahnbetriebsamtes (409 km Bahnlinien) der
Eisenbahndirektion Bromberg;
[* 67] ferner einer kaiserl. Werftdirektion, königl.
Kommandantur, des Generalkommandos des 17. Armeekorps, der Kommandos der 36. Division, 71. Infanterie-, 36. Kavallerie-, 17. Feldartillerie-
sowie einer Gendarmeriebrigade, eines Artilleriedepots, einer Artilleriewerkstatt, königl. Gewehrfabrik,
eines königl. Proviantamtes und Garnisonlazaretts.
Unterrichts- und Bildungswesen. Königl. pädagogisches Seminar zur Ausbildung von Lehrern für Höhere-Lehranstalten, besonders
der Provinz Westpreußen; königl. Gymnasium, 1876 eröffnet (Direktor Dr.
Kretschmann, 23 Lehrer, 16 Klassen mit 430 Schülern, 3 Vorklassen mit 107 Schülern), städtisches Gymnasium, 1558 gestiftet
(Direktor Dr. Kahle, 28 Lehrer, 16 Klassen, 512 Schüler), städtisches Realgymnasium zu St. Johann, bestand
schon 1552 als lat. Schule (Direktor Dr. Panten, 24 Lehrer, 14 Klassen mit 375 Schülern, Vorklasse mit 15 Schülern), eine städtische
Realschule zu St. Petri, 1547 als lat. Schule gestiftet, ist seit 1888 in eine lateinlose höhere
Bürgerschule verwandelt (Direktor Dr. Völkel, 23 Lehrer, 6 Klassen mit 118 Schülern, 6 Bürgerschulklassen
mit 273 Schülern, und 32 Schüler der Vorschule);
eine Handelsakademie (Kabrunsche Stiftung, 1832), Navigationsschule, höhere
Mädchenschule (Viktoriaschule) mit Lehrerinnenseminar, 2 Knabenmittel-, 22 Elementarschulen, Taubstummenanstalt;
von Conradisches
Provinzialschul- und Erziehungsinstitut, Privatprorealgymnasium, Privat-Lehrerinnenseminar und 5 private höhere Mädchenschulen;
kath. Schule der königl. Kapelle, Religionsschule
der Synagogengemeinde;
endlich je eine allgemeine Vereins-, gewerbliche und Lehrlingsfortbildungsschule, Schulen des Gewerbe-Innungsvereins,
des Gärtnereivereins, der Maler- und der Bauinnung, Lehrlingshandelsschule, Gewerbe- und Handelsschule für Frauen und Mädchen
und eine Musikschule mit Seminar.
Für anderweite Ausbildung sorgen die Stadtbibliothek (16. Jahrh.), durch die des alten
Franziskanerklosters vermehrt (70000 Bände), die Bibliotheken des Allgemeinen Bildungsvereins, städtischen Gymnasiums mit
Münzkabinett, der Naturforschenden Gesellschaft und zahlreiche andere; das Stadtmuseum nebst Bildergalerie, das westpreuß.
Provinzialmuseum und die Ausstellung des Kunstvereins; die Sternwarten
[* 68] der Naturforschenden Gesellschaft, der Navigationsschule
und des Realgymnasiums St. Petri.
Ferner bestehen das Stadttheater (800 Plätze) und das Wilhelmtheater (Operetten).
«Einigkeit» (zu den drei Weltkugeln) und «Zum
roten Kreuz»
[* 70] (Große Landesloge).
Im J. 1894 erschienen 11 polit. Zeitungen und Anzeigeblätter, darunter die freisinnige «DanzigerZeitung», mehrere Amtsblätter
sowie 5 Fachzeitschriften.
Wohlthätigkeitsanstalten. Das städtische Leihamt hatte 1891 an Einnahmen 28740 M., an Ausgaben 25900 M. Es bestehen das chirurg.
Stadtlazarett, Lazarett am Olivaer Thor, städtisches Arbeits-und Siechenhaus, Asyl für alte arbeitsunfähige
Personen (Reinickestift), Diakonissen-, St. Marienkrankenhaus, Garnisonlazarett, Provinzial-Hebammeninstitut, 7 Hospitäler,
Kinder- und Waisenhaus, Spend- und Waisenhaus, 6 Kinderbewahranstalten und zahlreiche milde Stiftungen, aus deren Vermögen
(8 Mill. M.) jährlich etwa 400000 M. an Unterstützungen verteilt werden, endlich sind noch die zahlreichen Badeanstalten
zu erwähnen.
Industrie und Gewerbe. Unter den Fabrikanlagen nehmen die bedeutenden staatlichen Fabriken, die Gewehr-
und Munitionsfabrik sowie die Artilleriewerkstatt, die ersteStelle ein. Außer der großartigen kaiserlichen, für den Bau von
Kriegsfahrzeugen bestimmten Werft giebt es noch Privatwerften, wie J. Klawitter, verbunden mit Eisengießerei,
[* 71] Maschinenfabrik
und Kesselschmiede, Johannsen und die zur Zeit im Bau begriffene von Schichau-Elbing (für die größten
Schiffe).
[* 72]
Ferner bestehen eine große, 1889 erbaute Zuckerraffinerie in Neufahrwasser, eine Ölmühle (Produktion 1891: 8000 t Rüböl, 13850 Ölkuchen),
eine große Dampfmahl- und 5 Wassermühlen (1889: 43500 t Getreide
[* 73] vermahlen, 42470 t Mehl
[* 74] gewonnen), 6 Eisengießereien
und Maschinenfabriken, 3 chem. Laboratorien, 1 Glashütte, sowie Fabrikation von Sprit (7 Fabriken), Essig
(6), Chemikalien (7, darunter «Danziger Cellulosefabrik»),
der 1. der Schornsteinfegermeister des DeutschenReichs, der 1. Sektion der Norddeutschen Holz-, der 2. der Brennerei-, der 4. der
Nordöstlichen Baugewerks-, der 2. der Fuhrwerks- und der 6. der Seeberufsgenossenschaft.
Handel. Der eigentliche Hafen der Stadt ist Neufahrwasser, welcher durch einen 850 m langen Granitmolo vor Stürmen und Versandung
geschützt wird. Auf der Spitze des letztern erhebt sich ein eiserner Leuchtturm, der im Vereine mit dem alten auf dem Lande
neben der Lotsenstation errichteten Leuchtturm den Schiffern die für die Einfahrt in den Hafenkanal einzuhaltende Richtung
kenntlich macht. Ihre Bedeutung als Seehafen verdankt die Stadt ihrer Lage an der Mündung der Weichsel,
die das reiche poln. Korngebiet dem Handel eröffnet.
Das geräumige und tiefe Bett
[* 80] dieses Flusses und die bis zu 5 m ausgebaggerte Mottlau gestatten auch größern Seeschiffen
bis ins Innere der Stadt zu gelangen. Der Handel ist sehr bedeutend, obwohl Danzig nicht mehr wie früher den gesamten
Handel für Polen monopolisiert; sehr beeinträchtigt wird derselbe durch den niedrigen Wasserstand der Nebenflüsse in trocknen
Sommern. Haupthandelsartikel sind Getreide, namentlich Weizen, Holz
[* 81] und Zucker.
[* 82] Bernsteinwaren werden von Danzig mehr
versendet als von Königsberg.
[* 83] Die Lange Brücke, ein vom GrünenThor bis zum Fischmarkt an der Mottlau sich hinziehender,
mit Läden besetzter Quai, ist der Sammelplatz der Schiffer. Die Zahl der Handelsgeschäfte beträgt 2884,
darunter 69 große und 768 mittlere. Die Korporation der Kaufmannschaft bilden 342 Firmen.
Die Ein- und Ausfuhr (in Tonnen) der hauptsächlichsten Handels- und Speditionsartikel betrug:
Das
ausländische Getreide kommt hauptsächlich über die russ. Südwest- und ihre Hinterbahnen,
die Moskau-Brester, die österr.-galiz., die rumän.
Bahnen, von Polen über Mlawa-Illowo und Alexandrowo-Ottlotschin sowie zu Wasser auf der Weichsel. Ein großer Teil der eingeführten
Gewürze geht lediglich in Spedition über den DanzigerHafen.
Die Ziffern für Einfuhr stellen die Einfuhr seewärts dar, die für Steinkohlen und Koks see- und bahnwärts, die für Rohbernstein
see- und stromwärts. Die Ausfuhr von Wein, Salz,
[* 84] Bier, Cement, Steinkohlen und Koks umfaßt diejenige zu
Bahn, Strom und See, die Ausfuhr von Reis, Heringen, Petroleum, Spiritus
[* 85] und Sprit, Steinkohlen und Koks, Rohbernstein diejenige
zu Strom und See, die übrige Ausfuhr diejenige zur See.
Die früher bedeutende Messe im August, der sog. Dominik, ist bedeutend zurückgegangen; an den drei
ersten Tagen desselben findet in der Vorstadt Ohra ein Pferdemarkt statt. Als Handelskammer wirkt das «Vorsteheramt der
Kaufmannschaft»; dasselbe ist befugt, die Angelegenheiten des Handels, der Schiffahrt und der Industrie bei den Behörden zu
vertreten, und verwaltet die Unternehmungen der Korporation der Kaufmannschaft (gegründet 1822), namentlich
auch die 1884 erbaute Speichereisenbahn. Durch Konsulate sind sämtliche seefahrenden Nationen vertreten.
Bank- und Geldgeschäfte werden vermittelt durch eine Reichsbankhauptstelle (Gesamtumsatz 1891 einschließlich der Bankstellen
in Marienwerder, Culm
[* 86] und Preuß. Stargard 732978500 M.), die Danziger Privataktienbank (1891: 308044 M. Reingewinn), DanzigerSparkassen-Aktienverein (Umsatz¶