einen Landesverteidigungsplan vor;
da man aber über denselben nicht einig werden konnte, und das Folkething die für diese
Zwecke geforderten
Anleihen ablehnte, begann 1885 «die Selbstbesteuerung zur Verteidigung des
Vaterlandes» mit dem Zweck, durch freiwillige Beiträge
Forts um Kopenhagen
[* 2] anzulegen, während die Regierung provisorisch
die
Anlage von Festungswerken, namentlich zur Verteidigung Kopenhagens von der Seeseite, anfing.
Bei den
neuen
Wahlen zum Folkething 1887 gewann die Regierungspartei acht Plätze.
Die große nordische
Industrie-,
Landwirtschafts- und Kunstausstellung 1888 in Kopenhagen, an der auch andere
Länder teilnahmen,
bezeugte die großen Fortschritte D.s auf diesen Gebieten. Auch 1889 kam noch kein gesetzmäßiges
Budget zu
stande; wurde das Folkething aufgelöst und für den 21. Jan. Neuwahlen angeordnet. Trotzdem die Regierung verschiedene
Reformen in Aussicht stellte, fielen die
Wahlen ungünstig für sie aus: die
Rechte verlor 4 Sitze und sank auf 24 Mitglieder,
die Opposition stieg auf 78
Stimmen. Am 1. April wurde die Reichstagssession geschlossen, nachdem noch in der
Schlußsitzung des Folkethings die Opposition gegen die vom Landsthing angenommene Resolution, allen Regierungsvorlagen zuzustimmen,
Verwahrung eingelegt hatte. Da das Folkething wieder einmal die Budgetberatung nicht beendet hatte, bestimmte ein königl.
Erlaß, daß die
Steuern provisorisch weiter zu erheben und die für dieStaatsverwaltung nötigen
Ausgaben
übereinstimmend mit der Budgetvorlage zu leisten seien.
Zugleich wurde der Kriegsminister ermächtigt, im laufenden Etatsjahre 3 ½ Mill.
Kronen
[* 3] für die Seebefestigung Kopenhagens
zu verwenden.
Bei den Neuwahlen für das Landsthing im Sept. 1890 verlor die
Rechte zwei Sitze an die Socialdemokraten und
einen an die Linke. Dem eröffneten
Reichstage wurde das
Budget für 1891 vorgelegt, das mit 54 ½
Mill.
Kronen Gesamteinnahmen und 59 Mill.
Kronen Gesamtausgaben einen Fehlbetrag von 4 ½ Mill.
Kronen aufwies.
Die
Vorlage des Finanzministers
Estrup, betreffend
Erhöhung der
Biersteuer und Zollfreiheit für
Kohlen,
Kaffee,
Reis und ähnliches,
verschärfte noch den Verfassungskonflikt; doch wurde das vom
AbgeordnetenBerg beantragte Mißtrauensvotum
gegen das Ministerium mit 64 gegen 11
Stimmen abgelehnt und die Regierungsvorlage mit 55 gegen 33
Stimmen durchgesetzt.
Andererseits bildete sich jetzt ein schroffer Gegensatz zwischen den gemäßigten und den radikalen Elementen der
Socialdemokratie
aus, sodaß Anfang 1891 die
Rechte 25, die gemäßigte Linke 37, und die «Europäische Linke» unter
Berg und Hörup 35 Mitglieder zählte. Am 1. April wurde der
Reichstag geschlossen, ohne daß eine Einigung beider Häuser über
den
Inhalt des Finanzgesetzes erzielt worden war; ein neues provisorisches Finanzgesetz wurde erlassen. Jedoch waren diesmal
wichtige Gesetze zu stande gekommen, außer der
Annahme jener Zollvorlagen Gesetze über die Anlegung
eines
Freihafens in Kopenhagen, über die Altersunterstützung unbescholtener
Armen, über die
Sonntagsruhe u. a.
Der
Reichstag wurde 5. Okt. wieder eröffnet; der
Voranschlag des
Staatshaushalts für 1892/93 schätzte die Einnahmen auf 54 Mill.
Kronen, die
Ausgaben auf 58 ½ Mill., wies also ein Defizit von 4 ½ Mill. auf, wobei 3 Mill. wieder
für die Kopenhagener Befestigung bestimmt waren.
Der
TodBergs, des Führers der «Europäischen Linken» trug
wesentlich zur Versöhnung der Parteien bei. So kam es, daß, als die Reichstagssession geschlossen
und am 20. desselben
Monats die Neuwahlen stattfanden, sowohl die
Rechte wie die gemäßigte Linke an
Stimmen gewannen; es zählte
jene 30, diese 43, dagegen die Radikalen nur 28 Mitglieder.
Die Feierlichkeiten bei Gelegenheit der
Goldenen Hochzeit des dän. Königspaares zeigten, welch große Verehrung
dieses imHerzen des
Volks genießt. Der
Reichstag wurde 3. Okt. eröffnet. Er erledigte zwar eine Reihe von
Gesetzen, so über das Konsulatswesen, die Förderung der Haustierzucht, die Bekämpfung der Viehseuchen, Vergünstigungen
für ländliche Kreditvereine u. a., aber über die wichtigste Gesetzesvorlage, die des Kriegsministers
Bahnson betreffend eine neue Organisation und
Vermehrung der Festungsartillerie und der
Genietruppen, die
hauptsächlich durch die Befestigung Kopenhagens gefordert wurde, kam eine Einigung nicht zu stande.
Der in einem gemeinsamen
Ausschuß der beiden
Thinge über die Mehrforderungen des Kriegsministers wie auch des Marineministers
angebahnte
Ausgleich scheiterte an dem
Widerstand der gemäßigten Linken, als sich die von derselben im März 1893 nach
Kopenhagen berufenen Redacteure der Parteipresse in der
Provinz dagegen erklärten, und so wurde der
Reichstag1. April wieder
geschlossen, ohne daß das
Budget ordnungsmäßig zu stande gekommen war. Auf dem am 2. Okt. wieder eröffneten
Reichstag fanden
die inzwischen im
Lande hervorgetretenen agrarischen Bestrebungen eine Stütze an der gemäßigten Linken,
die eine Reihe agrarfreundlicher
Vorlagen einbrachte.
Litteratur.Quellen: Scriptores rerum Danicarum medii aevi (hg. von Langebeck,
Suhm u. a., 9 Bde., 1772-1878);
Regesta diplomatica historiae danicae (I.
Serie, Kopenh. 1847-85; II.
Serie, ebd. 1892 fg.);
Reedtz, Répertoire historique
et chronologique des traités conclus par la couronne de Danemark jusqu'à 1800 (Gött.
1826);
Monumenta historiae danicae.
Historiske Kildeskrifter og Bearbeidelser af dansk Historie (hg. von Rördam 1871-84);
Danske Tractater 1751-1879 (4 Bde., 1874-85).
Bearbeitungen der ältesten Zeit: P. E.
Müller, Sagabibliothek (3 Bde., 1817-20);
L. C.
Müller, Danmarks Sagnhistorie (4.
Aufl., 1874);
Den danske Riimkrönike (hg. von Molbech, 1825);
Worsaae, Danmarks Oldtid (1843);
Petersen,
Danmarks Historie i Hedenold (3 Bde., 2. Aufl.
1854);
Saxonis Grammatici historia danica (hg. von
Müller und Velschow, 2 Bde., Kopenh.
1839-58).
L. Holberg, Danmarks Riges-Historie (3 Bde., 1753-54; neue
Ausg. 1856);
Suhm, Historie af Danmark fra de äldste Tider til
Aar 1400 (14 Bde., 1782-1828; deutsch von Gräter, Bd. 1
u.
2, Lpz. 1803-4);
Baden,
[* 4] Danmarks Riges Historie (5 Bde.,1829-32);
Molbech, Fortällinger af den danske Historie (2 Bde., 1837-38);
Dahlmann, Geschichte von Dänemark
[* 5] (Bd. 1-3, Hamb.
1840-43; Bd. 4 von Schäfer, Gotha
[* 6] 1893);
Allen, Det danske Sprogs Historie i Slesvig (2 Bde., 1857-58;
deutsch Schlesw. 1857-58);
Öttinger, Geschichte des dän.
Hofes von
Christian II. bis
Friedrich VII. (8 Bde., Hamb.
1857-59):
¶
mehr
Lundblad, Histoire de Danemark et de Norvège (2. Aufl., Tours
[* 8] 1860); Kjellgren, Danmarks Historia (Stockh. 1862); Usinger,
Deutsch-dän. Geschichte 1189-1227 (Berl. 1863);
Vaupell, Kampen for Sønderjylland 1848-50 (3 Bde., 1863-67);
Allen, De tre
nordiske Rigers Historie 1497-1536 (5 Bde., 1864-72);
Paludan-Müller, De förste Konger af den oldenborgske Slägt (1874);
Barfod, Fortällinger af Fädrelandets Historie (4. Aufl., 2 Bde.,
1872-74);
E. Holm, Danmark-Norges udenrigske Historie 1791-1807 (2 Bde.,
1875);
Den danske-tyske Krig 1848-50, udg. af Generalstaben (6 Bde.,
1867-75);
L. C. Müller, Danmarks Historie (2. Aufl., 1876 fg.);
A. Dänemark Jörgensen, Den nordiske Kirkes Grundläggelse (2 Bde.,
1874-78);
K. Erslev, Dronning Margrete (1881);
J. A. ^[Julius Albert] Fridericia, Danmarks ydre politiske
Historie 1629-60 (nur bis 1645; 2 Bde., 1876-81);
Allen, Haandbog i Fädrelandets Historie (8. Aufl. 1881; deutsch von Falk,
Kiel
[* 9] 1846);
Giovanni, ital. Dichter, geb. in St. Remigio bei
Aosta, studierte zu Genua
[* 11] Philologie und Litteratur, war Inspektor des öffentlichen Unterrichts für die Provinz Genua und ist
jetzt Professor der Pädagogik an der Universität Genua. Außer Gedichtsammlungen, Reden u. s. w. schrieb er: «Il castello
di Bardespina», Roman (Genua 1870),
dän. Dannevirke, ein in Schleswig-Holstein
[* 12] von der Schlei bis zur Treene von dem jütischen König
Gottfried (Göttrik) im 9. Jahrh. gegen die Deutschen errichteter, etwa 2 Meilen langer und nur mit einem einzigen Thore für
Wagen und Reiter versehener Grenzwall, der wiederholt, so im 12. Jahrh. von Waldemar d. Gr.
und Knut VI., verstärkt wurde und zeitweilig die Grenzbefestigung des dän. Reichs bildete. Nach seiner Vollendung
bis an die Sümpfe von Hollingsted deckte er vollständig den Raum zwischen Treene und Schlei. Erst mit der Verbindung von Schleswig
[* 13] mit Holstein verlor das Danewerk seine Bedeutung als Grenzwall und geriet allmählich in Verfall. - Zweimal überschritten im Mittelalter
deutsche Heere das Danewerk, 934 unter König Heinrich I. und 975 unter KaiserOtto II. Das war damals 30-40 Fuß
hoch und mit vielen hölzernen Türmen versehen.
Erst im Deutsch-DänischenKriege von 1848 wurde das Danewerk wieder von den Dänen, nachdem sie Schleswig
besetzt, mit neuen Verschanzungen
befestigt, die aber von den Preußen
[* 14] unter Wrangel im ersten Anlauf
[* 15] genommen wurden. Nach dem
Frieden hatten die Dänen in der Linie des alten Danewerk mit großen Kosten eine überaus starke Position hergestellt und das nördl.
Ufer der Schlei durch eine Anzahl provisorischer Werke befestigt; bei Missunde befand sich ein auf das südl.
Ufer vorgeschobener Brückenkopf.
Die Linie der Treene sollte durch Anstauung des Flusses gesperrt werden. Die ganze Stellung erforderte indes
zur Besetzung erheblich mehr Streitkräfte, als die dän. Armee dafür verwenden konnte, weshalb in der Nacht vom 5. zum das
Danewerk auf die Nachricht, das preuß. Heer bereite den Übergang über die Schlei vor, geräumt wurde. Man
hatte in Dänemark große Hoffnungen auf das Danewerk gesetzt und enthob wegen der Räumung desselben den kommandierenden
General de Meza seines Postens. Die neuern Schanzen wurden seitdem vollständig abgetragen; von der ältern Anlage sind noch
einige Reste, wie vom sog. Margaretenwall die Oldenburg
[* 16] bei Haddeby, die Thyraburg
u. a. erhalten. -
Fluß in Ostpreußen,
[* 17] entspringt in Kurland
[* 18] und tritt in südlich gerichtetem Laufe bei Krettingen
auf preuß. Gebiet, wo sie noch 11 km ihres 52 km langen Laufs zurücklegt, bis sie bei Memel
[* 19] in das Memeler Tief mündet.
Sie ist auf 23 km schiffbar und bei ihrer Mündung 4,7 m tief.
Joseph, Maler, geb. zu Wien,
[* 20] bildete sich auf der Akademie seiner Vaterstadt
unter Peter Kraffts Leitung zum Maler aus und trat zuerst als Historienmaler auf. Scenen aus Pyrkers «Rudolphias» (1826-27)
erwarben ihm die Gunst dieses Kirchenfürsten, der ihn zu einem Besuche Venedigs veranlaßte. Nach einigen Altarbildern und
histor. Gemälden, von welchen die Verstoßung der Hagar (1833; Wien, Hofmuseum) das bedeutendste ist,
wandte sich Danhauser dem Genrefach zu, worin er sich mit vielem Humor bewegte und worin er schon 1829 mit: Komische Scene in einem
Maleratelier geglänzt hatte. Hervorzuheben sind: Der Prasser (1836; gestochen von Stöber), Die Klostersuppe (1838; die
letzten drei im Hofmuseum zu Wien), Die Testamentseröffnung (1839), Die aufgehobene Zinspfändung (1840), Der Augenarzt (1841),
Der Eifersüchtige (1841), Die Gratulation (1842), Der Antiquitätenliebhaber (1843), Die Brautwerbung (1843), Naschende
Gassenjungen (1844). Sein letztes Bild war: Der Feierabend. Er starb -
(spr. dánitschitsch),Georg, serb. Sprachforscher, geb. in Neusatz, studierte 1844 in
Pest Rechtswissenschaft, seit 1845 in Wien unter Miklosich slaw. Philologie und war 1863-65 und 1873-77
Professor der slaw. Philologie an der
¶
mehr
Hochschule in Belgrad.
[* 23] 1867-68 war er Sekretär
[* 24] der Akademie der Wissenschaften in Agram
[* 25] und lebte seit 1877 bis zu seinem Tode wieder daselbst, mit der Bearbeitung des serb.-kroat. Wörterbuchs der Akademie beschäftigt, von dem er aber
nur drei Hefte fertig brachte. In seiner ersten Schrift «Kampf um die serb.
Sprache
[* 26] und Orthographie» (1847), worin Danicic die ReformVuks wissenschaftlich begründete, nahm er statt seines Familiennamens
Popović den Namen Danicic an und behielt ihn fortan bei. Sein Hauptverdienst besteht in einer musterhaften Bearbeitung der
histor. Grammatik der serb. Sprache und ihres gegenwärtigen Standes: «Oblici srpskoga jezika» (in vielen
Auflagen),
«Istorija oblika srpskoga ili hrvatskoga jezika» (Belgr.
1874),
«Osnove srpskoga i hvratskoga jezika» (ebd. 1876),
«Korijeni u hrvatskom i srpskom jeziku» (Agr. 1877),
«Rječnik iz
književnih starina srpskih» (Altserb. Wörterbuch, 3 Bde.,
Belgr. 1864) u. a. Dazu kommen wichtige Abhandlungen über den serb. Accent, sowie eine sprachlich ausgezeichnete serb. Übersetzung
des Alten Testaments.
nach Ezechiel 14, 14, 20; 28, 3 eine
[* 22]
Figur der israel. Sage, ein Mann der grauen Vorzeit,
ein wegen seiner Gerechtigkeit wie Noah und Hiob berühmter Mann. Diesem Daniel hat ein zur Zeit der Religionsnot (etwa 165 v. Chr.)
schreibender Schriftsteller das kanonische Buch Daniel in den Mund gelegt, indem er ihn infolge eines Mißverständnisses
für einen Zeitgenossen des Ezechiel hielt. Hierdurch wird Daniel zu einem in Babylonien lebenden Juden. Das Buch ist sonach ein
Pseudepigraph, d. h. eine derjenigen spätjüd.
Schriften, welche vom Verfasser aus der Feder eines berühmten Mannes der Vergangenheit hergeleitet werden, um ihrem Inhalte
eine größere Autorität zu sichern. Diese den neuern litterar. Sitten widersprechende Gepflogenheit erklärt sich daraus,
daß in jener Zeit die Zugehörigkeit zum Gesetz oder zu alter Überlieferung die religiösen Gedanken und Sitten legitimiert.
Das Buch Daniel ist ein prophetisches Pseudepigraph oder eine Apokalypse (s. Apokalyptik) und zwar die älteste, alle
spätern beeinflussende.
Mit der Herleitung einer Weissagung von einem Manne der Vorzeit ist der Zwang gegeben, diejenige, in ihrem Geschichtsverlaufe
doch bekannte Zeit in den Bereich der Weissagung zu ziehen, die zwischen dem wirklichen und dem fingierten Autor verflossen
ist. Es geschieht so, daß die einzelnen Ereignisse verhüllt angedeutet werden. Eben dadurch verrät
sich aber die wirkliche Zeit der Abfassung. Denn bis zu dieser pflegt eben alles in einer künstlich dunkel gehaltenen Geschichtsdarstellung
zu verlaufen, um dann in wirkliche Weissagung überzugehen.
Daran verrät sich auch die Abfassungszeit des kanonischen Buches Daniel aufs deutlichste. Das Buch setzt nicht nur den Ausbruch
des makkabäischen Aufstandes (167 v. Chr.), sondern auch die ersten Siege des Judas (166-165) voraus, weiß aber noch nichts
von der Wiedereinweihung des Tempels (25. Kislev 165), steht vielmehr aufs stärkste unter dem Eindrucke, daß derselbe entweiht
ist, ohne jede Ahnung, daß eine solche Wendung bevorstehe, erwartet vielmehr in absehbarer Zeit den Anbruch
der messianischen Zeit.
Die Absicht des also 165 schreibenden Verfassers ist, seinem VolkeMut einzuflößen, damit es trotz aller Unglücksfälle im
Kampfe gegen Antiochus aushalte. Er erreicht dies, indem er im Spiegel
[* 27] der Vergangenheit, an den Schicksalen
D.s und seiner
Genossen, deutlich macht, daß ihm der Sieg bleiben muß, wenn es am Gesetze festhält und das Martyrium
nicht scheut. Zum Troste weissagt er, daß diese Verfolgungen die letzten sein werden, welche das VolkGottes zu erdulden hat.
Der TyrannAntiochus wird bald gestürzt werden, dann wird das Messianische Reich anbrechen. Die im Martyrium Umgekommenen werden
es mit genießen, trotzdem sie vorher gestorben sind, denn sie werden von den Toten auferweckt werden.
Die Darstellung zerfällt in einen erzählenden Teil (Kap. 1-6) und einen visionären. Der erste Teil erzählt unter zahlreichen
groben Verstößen gegen den Geschichtsverlauf die Schicksale, welche der fromme Daniel mit seinen Genossen unter Nebukadnezar,
Belsazar und Darius dem Meder gehabt hat. Daniel und seine Genossen sind Abbilder eines gesetzestreuen Juden,
die Könige Nebukadnezar, Belsazar, Darius mit ihren unsinnigen Befehlen Abbilder des die Religion verfolgenden Antiochus.
Die Visionen erzählen den wunderbaren Aufschluß, welchen Daniel über die Zukunft erhält. Das Reich des Antiochus ist die von
den Propheten geweissagte letzte, schlimmste Phase des Weltreichs, binnen 3 ½ Jahren bricht das Messianische
Reich an. Damit führen sie den vom ersten Teil gegebenen Trost, daß der Sieg den Gesetzestreuen bleibt und die Tyrannen von
Gott gestraft werden, noch weiter aus. Eigentümlich ist im Buche Daniel noch, daß Kap. 2-7 in westaramäischer,
oder wie Kap. 2, 4 irrtümlich sagt: chaldäischer, Sprache geschrieben sind.
Die frühe Stelle, welche das Buch im hebr. Kanon einnimmt (vor Esra), erklärt sich aus der hohen Wertschätzung, welche es
genoß, und der Herleitung von einem Manne des Exils. In der griech. Bibel
[* 28] ist es gar hinter Ezechiel gesetzt
worden, und an dieser Stelle steht es auch in der kath. Vulgata und in LuthersBibel. Die neuern Versuche prot. Theologen (Hengstenberg,
Hävernick, Keil u. s. w.), der jüd. Tradition zu Liebe die Herkunft des Buches aus der Zeit des Exils nachzuweisen, verdienen
keine ernstliche Widerlegung. -
Vgl. Kamphausen, Das Buch Daniel und die neuere Geschichtsforschung (Lpz.
1893).
Herm.
Adalbert, Geograph und Theolog, geb. zu Cöthen,
[* 29] widmete sich seit 1830 zu Halle
[* 30] theol. Studien, erhielt 1834 eine
Lehrerstelle am Pädagogium zu Halle, wo er, seit 1854 als Professor, bis 1870 ununterbrochen thätig war. Daniel starb zu
Leipzig.
[* 31] Seine theol. Hauptwerke sind außer «Tatianus der Apologet» (Halle 1837) besonders die beiden Sammlungen: «Thesaurus
hymnologicus» (4 Tle., ebd. 1841-53) und «Codex liturgicus ecclesiae universae in epitomen redactus» (5 Bde.,
Lpz. 1847-56). Unter D.s weitverbreiteten geogr. Schriften sind hervorzuheben das «Lehrbuch der Geographie für Unterrichtsanstalten»
(Halls 1845; 73. Aufl., hg. von Volz, 1891),
«Leitfaden für den Unterricht in der Geographie» (ebd. 1850; 195. Aufl.,
hg. von Volz, ebd. 1893),
«Deutschland
[* 32] nach seinen physischen und polit. Verhältnissen geschildert» (2 Bde., 6. Aufl.
von Volz, Lpz. 1893 fg.) und das «Handbuch der Geographie»
(3 Bde., Frankf. 1859-62; 5. Aufl., 4 Bde.,
Lpz. 1881-82). Einen Auszug aus letzterm Werke bildet das illustrierte «Kleinere Handbuch der Geographie» (Lpz. 1881-82; 5. Aufl.
1892, hg. von Wolkenhauer). -
Stern,Pseudonym für Marie, Gräfin d'Agoult (s. d.). ^[= (grch.) nennt man eine Schrift, die unter einem falschen Namen herausgegeben wird, oder auch ...]
Grigorij Petrowitsch, russ. Schriftsteller, geb. 26. (14.)
April 1829 in Danilowka im Gouvernement Charkow, studierte in Petersburg
[* 36] die Rechte, bereiste 1850-56 im
Auftrag des Unterrichtsministeriums die Krim
[* 37] und Finland und durchforschte die Klosterarchive in den Gouvernements Charkow,
Poltawa und Kursk. 1856 ward er vom Marineministerium nach Südrußland gesandt, nahm 1857 seinen Abschied und lebte im Gouvernement
Charkow, wo er in verschiedenen Ämtern für Volksschule und philanthropische Einrichtungen thätig war. 1869 trat
er in die Redaktion des neugegründeten «Regierungsboten» in Petersburg und war von 1881 bis zu seinem Tod Chefredacteur
desselben.
Als Novellist wurde er populär durch seine 1862 und 1863 unter dem Pseudonym Skavronskij erschienenen Romane: «Die Flüchtlinge
in Neurußland», «Die Rückkehr der Flüchtlinge»,
«Die Freiheit» (aus der Zeit vor und nach der Bauernbefreiung). 1874 erschien «Die
neunte Welle» (Schilderung der russ. Nonnenklöster). Ferner sind zu erwähnen die histor. Romane: «Mirowitsch» (1879),
«Das schwarze Jahr» (1888) u. a.
(zum Teil ins Deutsche
[* 39] übersetzt in Reclams «Universalbibliothek»). In den mit dem Uwarowschen Preise gekrönten
«Ukrainischen Altertümern» (russisch Charkow 1866) lieferte Danilewskij schätzbare Beiträge zur Geschichte der Litteratur und Kultur
von Kleinrußland. Seine gesammelten Werke erschienen 1887 in 5. Auflage (6 Bde.) in Petersburg.
Fürst von Montenegro
[* 40] (1851-60), geb. 9. (21.) Mai 1826, aus der Familie Petrowitsch-Njegusch, studierte
in Wien, als ihn 1851 sein Oheim, der Wladika Petar II., zum Nachfolger ernannte. Er lehnte mit Zustimmung
des Volks und der russ. Regierung die bischöfl. Würde ab und ließ sich zum weltlichen «Fürsten
und Herrn von Montenegro und der Brda» ausrufen. Seine Gemahlin, die Fürstin Darinka (gest. war die
Tochter eines aus den Bocche di Cattaro gebürtigen Triestiner Großhändlers.
Ein Mann von Talent, Körperstärke und festem Willen, verfolgte Danilo unablässig zwei Ziele, die Anerkennung der Unabhängigkeit
Montenegros und die Civilisierung des Landes. Ohne mit Rußland zu brechen, fand er Unterstützung auch bei Österreich
[* 41] und Frankreich.
Die Pforte suchte 1852 Montenegro zu unterwerfen, mußte aber ihre Truppen unter Omer Pascha wegen energischen
Einschreitens Österreichs (Mission des Generals Leiningen) zurückziehen. Ein neuer Krieg 1858 wurde durch österr. und franz.
Intervention eingestellt und führte zur ersten Grenzregulierung zwischen Montenegro und der Pforte. Danilo erließ ein Gesetzbuch
(1855), unterdrückte die Blutrache und Stammfehden, stellte anstatt der Stammeshäupter fürstl. Beamte
an, organisierte die Kriegsmacht und führte zuerst Steuern ein. Er wurde bei einem Besuch in Cattaro von einem
Montenegriner aus Privatrache tödlich verwundet und starb 13. Aug.
Die jetzige Gestalt erhielt er 1855. Fürst
Nikolaus teilte den Orden in drei Klassen, Großkreuz, Commandeurkreuz und Ritterkreuz.
Das Großkreuz ist ein rotgerändertes
blaues Kreuz auf einem silbernen Sterne, das der Commandeure ein weiß eingefaßtes schwarzes Kreuz,
[* 43] das der Ritter gleichfalls
schwarz mit weißgerändertem roten Mittelschilde.
vom Fürsten Nikolaus 1871 angelegte Stadt Montenegros, an dem rechten Ufer der Zeta, hat gegen 1000 E.
und eine hölzerne Brücke
[* 45] über die Zeta.
Vom 8. bis fanden in der Nähe heftige Kämpfe mit
den Türken unter Derwisch Pascha statt, die sich mit Verlust von 2850 Mann zurückziehen mußten. In neuntägiger Schlacht, 17. bis
wurde bei Danilovgrad und dem nahen Kloster Ždrebanik Suleiman Pascha aus Montenegro geworfen.
Teil des russ. Gouvernements Jaroslaw, hat 2145,5 qkm, 74386 E., Acker-, Flachs-,
Gartenbau und Leinweberei.
Die Arbeiter verdingen sich gern als Maurer. - 2) Kreisstadt im Kreis Danílow, 70 km nördlich von Jaroslaw,
an der Pelenda und an der Eisenbahn Jaroslaw-Wologda, hat (1885) 6099 E., Post, Telegraph,
[* 47] 3 Kirchen, 7 Fabriken, darunter
eine Samowarfabrik, Leinweberei und Getreidehandel.
Eisenbahnen. Das dän. Eisenbahnnetz umfaßte 1893 insgesamt 2080 km, i. 5,3 km auf 100 qkm, 9,6 km auf je 10000 E.,
darunter 1579 km Staatsbahnen
[* 50] unter dem Generaldirektorat von Kopenhagen, 29,4 km Staatsbahnen in Privatverwaltung,
45,4 km Privatbahnen in Staatsverwaltung und 426,54 km Privatbahnen unter eigenen Verwaltungen; 62 km waren doppelgleisig.
Auf der Insel Seeland sind zwei neue Staatsbahnen im Bau: Klampenborg-Helsingör und Slagelse-Värslev;
auf Fünen die Staatsbahnstrecke
Nyborg-Ringe, in Jütland die Staatsbahn Hobro-Lögstör und die Privatbahn Veile-Give.
Die Spurweite der Dänische Eisenbahnen beträgt 1,47
m, nur die in Jütland belegene 28,09 km lange Privatbahn Horsens-Törring hat eine Spurweite von 1 m. Die erste Eisenbahn
in Dänemark war die eröffnete Stammbahn Altona-Neumünster-Kiel (106 km) der Altona-Kieler Eisenbahngesellschaft
(s. d.). In dem gegenwärtigen dän. Staatsgebiete bildet die eröffnete Teilstrecke Kopenhagen-Roeskilde (31,7
km) der Linie Kopenhagen-Korsör die erste Eisenbahn. Bis 1880 bestand in Dänemark das sog. «Gemischte Eisenbahnsystem»
(s. Eisenbahnpolitik). Auf der Halbinsel Jütland und der von derselben durch den KleinenBelt getrennten Insel Fünen waren
nur Staatsbahnen, auf den übrigen großen Inseln Seeland, Laaland und Falster dagegen nur Privatbahnen. Ende 1879 bestanden
ungefähr 1500 km Eisenbahnen, darunter etwa
¶
mehr
1000 km Staatsbahnen. In die Privatbahnen teilten sich, abgesehen von einigen kleinen Nebenbahnen, zwei Aktiengesellschaften,
die Gesellschaft der Seeländischen Eisenbahnen mit 385 km und die Laaland-Falstersche Gesellschaft mit 100 km.
Durch Gesetz vom ließ sich die Regierung zum Ankauf der Seeländischen Eisenbahnen ermächtigen. Bis zum waren
vom Staate im ganzen für angekaufte Privatbahnen 54,5, für den Bau von Staatsbahnen 74,5 Mill. Kronen und Zuschüsse zu den
Privatbahnen 3,5 Mill. Kronen, zusammen 132,5 Mill. Kronen ausgegeben worden; Ende 1891/92 betrug das Anlagekapital der Staatsbahnen 169653502
Kronen; an Betriebsmitteln waren auf den Staatsbahnen vorhanden: 262 Lokomotiven, 773 Personenwagen, 217 Post-
und Gepäckwagen, 4085 Güter- und Viehwagen, 2 Fährwagen und 50 Schneepflüge.
Die Staatsbahnen bestehen nach der örtlichen Lage aus 3 Gruppen:
1) den Seeländischen Bahnen (Kopenhagen-Roeskilde-Korsör, Kopenhagen-Helsingör, Kopenhagen-Klampenborg, Roeskilde-Masnedö,
Roeskilde-Kallundborg u. s. w.), 2) den Fünenschen Bahnen (Strib-Nyborg, Tommerup-Assens u. s. w.) und 3) den Jütischen Bahnen
(Vamdrup-Frederikshavn, Skanderborg-Skjern, Aarhus-Ryomgaard-Grenaa, Randers-Ryomgaard, Lunderskov-Holstebro-Langaa u. s. w.).
Am hatten die vom Staate betriebenen Bahnen eine Länge von 1614,7 km; dazu kommen Dampffährlinien, wie Korsör-Nyborg
= 26,35 km, Helsingör-Helsingborg = 4,52 km u. s. w., im ganzen 42,89 km und die gemeinschaftlich
mit deutschen Schiffen betriebene Dampfschiffahrt zwischen Kiel und Korsör (135 km).
Im Betriebsjahre 1892/93 wurden 10386914 Personen, 1872 t Gepäck und 1733345 t Güter befördert.
Die Einnahmen (einschließlich der Dampfschiffahrt Helsingör-Helsingborg und Kiel-Korsör) betrugen im ganzen 16590110 Kronen,
denen Ausgaben von 14099717 Kronen gegenüberstanden, sodaß ein Überschuß von 2490393 Kronen verblieb. Auf der Staatsbahn
Ringe-Faaborg wurden 106849 Personen und 19223 t Güter, Vieh und Fahrzeuge befördert, welche 1822428 Personen-
und 411390 Tonnenkilometer zurücklegten, desgleichen auf den Privatbahnen (471,94 km) zusammen 1617063 Personen und 414030
t Güter. Über Einnahmen und Ausgaben der Privatbahnen und der Staatsbahn Ringe-Faaborg im Betriebsjahre 1892 (1892/93) giebt
folgende Tabelle Aufschluß:
3 Für Tertiärbetrieb erbaut und mit Rowanschen
Dampfwagen befahren.
4
Laaland-Falstersche Eisenbahn4 (Orehoved-Nykjöbing auf der Insel Falster und Nykjöbing-Maribo-Nakskow nebst der Zweiglinie
Maribo-Rödby auf der Insel Laaland)
87,45
6292,76
4122,89
2169,87
4 Der Staat hat eine 4proz.
Verzinsung der Aktien garantiert.
Kunst. Nachdem das dän. Reich zu einem Ganzen vereinigt war und das Christentum Eingang gefunden hatte, machte
sich auch in der Kunst eine höhere Entwicklung geltend. Die ältern Holzkirchen mußten bald den mehr
monumentalen Steinkirchen im roman. Stil weichen; so entstanden im 12. Jahrh. die Domkirchen zu Ribe, Lund und Viborg, die
sich dem am Niederrhein herrschenden Baustile anschließen. Auch in den kleinern, einschiffigen Dorfkirchen und in den Klosterkirchen
zeigen sich dieselben Stileigentümlichkeiten - jedoch mit Details verbunden, die sich nur aus der einheimischen
Holzarchitektur oder sogar aus Einflüssen der heidn. Urzeit herleiten lassen. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrh.
hält der Ziegelbau seinen Einzug in Dänemark; er zeigt sowohl die roman. als später die got. Formen.
Roman. Ziegelkirchen sind: die Klosterkirchen in Sorö und Ringsted, die kreuzförmige Kirche in
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mehr
Kallundborg mit fünf Türmen, die ältesten Teile der Domkirche zu Aarhus
[* 54] und endlich die berühmteste KircheDänemarks: die
Domkirche zu Roeskilde mit zahlreichen Königsgräbern. Got. Ziegelkirchen sind: die Domkirchen in Odense und Aarhus (neuere
Teile) sowie die Klosterkirche in Maribo. Interessante roman. Skulpturen finden sich in der Domkirche zu Ribe
(südl. Eingang) sowie an der Frauenkirche zu Aalborg; übrigens sind nur wenige bedeutende plastische Monumente der roman.
Zeit in Dänemark übrig, nämlich einige Grabdenkmäler und Altaraufsätze.
Die Malerei wurde dagegen vielfach zum Wandschmuck in den Kirchen verwendet, und zwar nicht nur in den Hauptkirchen, sondern
auch in den Dorfkirchen, wo sie jetzt allmählich wieder ans Licht
[* 55] treten. Die got.
Altarschränke sowie die got. Grabdenkmäler (z. B. das der Königin
Margarete im Dom zu Roeskilde) waren wohl meistens vom Ausland bezogene Arbeiten; so der Altarschrank für die Frauenkirche
in Odense von dem Lübecker ClausBerg (Anfang des 16. Jahrh.). Auch aus dieser Zeit kommen öfters
kirchliche Wandgemälde vor.
In der Zeit der Renaissance wurde Dänemark hauptsächlich von Norddeutschland und Holland beeinflußt, und wiederum trat die
Ziegelarchitektur in den Vordergrund und wurde unter Friedrich II. (1559-88) und Christian IV. (1588-1648) auch von einheimischen
Künstlern mit einer Freiheit betrieben, welche den dän. Bauten dieser Zeit einen
selbständigen Charakter verleiht. Die Schlösser Kronborg, Frederiksborg, Rosenborg, die prächtige Börse in Kopenhagen sind
die bedeutendern Erzeugnisse dieser Richtung, die auch viele Privatbauten und einzelne Kirchen umfaßt.
Sie sind alle aus roten Ziegelsteinen und mit Sandsteinverzierungen geschmückt. Die Bildhauerkunst
[* 56] fand zum Schmuck dieser
Bauten vielfach Verwendung; die Königsgräber in der Domkirche zu Roeskilde zeugen von der Wirksamkeit
teils ausländischer, besonders niederländischer, teils einheimischer Künstler. Auch die Malerei wurde von den Niederlanden
beeinflußt, indem niederländ. Maler, wie Karel von Mander, Abr. Wuchters und der Kupferstecher Alb. Haelwegh, einberufen wurden,
um die sich bald eine zahlreiche einheimische Künstlerschar sammelte, in der natürlich die niederländ.
Richtung maßgebend war.
Unter Christian V. (1670-99) änderten sich aber die Verhältnisse. Die Herrschaft der damaligen franz.
Kunst machte sich auch in Dänemark geltend, und die ältere, einfache holländ. Richtung mußte dem franz. Geschmack unterliegen.
Dieser Zeit gehören Gebäude an wie das Schloß Charlottenborg in Kopenhagen und die Erlöserkirche zu
Christianshavn von Lambert von Haven, die freilich mit ihren Ziegelmauern den GebäudenLudwigs XIV. gegenüber ein sehr einfaches
Gepräge tragen. Im Anfang des 18. Jahrh. machen sich neben dem französischen auch ital.
Einflüsse geltend, z. B. im Schloß Frederiksborg bei Kopenhagen von Platen. WährendThomas Quellinus mehrere
Bildhauerarbeiten niederländ. Stiles in Dänemark ausführte, erhielten doch bald auch in der Skulptur die Franzosen das Übergewicht,
als l'Amoureux die barocke Reiterstatue Christians V. auf des «Königs Neumarkt» in Kopenhagen ausführte.
Auch in der Malerei verursachten die franz. Meister Jacques d'Agar und Benoit Coffre einen völligen Umschwung des Geschmacks
zu Gunsten der franz. Richtung.
Unter Christian VI. gewinnt dann seit 1730
der deutsche Rokokostil Raum, indem Schlösser wie Amalienborg von Eigtvedt, Hirschholm
(Hörsholm, später abgebrochen) von Thura, das ältere Schloß Christiansborg von Hausser (1794 abgebrannt) in Kopenhagen
und Charlottenlund nördlich von dieser Stadt, alle das prunkvolle Gepräge dieser Richtung zeigen. Den
obengenannten eingeborenen Architekten reihten sich auch verschiedene dän. Bildhauer und Maler an, wie Hendrik Krogk, der
MarattasManier angenommen hatte, während doch die meisten größern Arbeiten fremden Künstlern übertragen wurden.
Unter diesen verdient der Kupferstecher J. M. ^[Johann Martin] Preisler aus Nürnberg
[* 57] besonders genannt zu werden. Unter Friedrich
V. (1746-66) wurde die dän. Kunstakademie errichtet. Gleichzeitig wurden zwei Franzosen, der Baumeister
Jardin und der Bildhauer Saly berufen, von denen der erste die sog. Marmorkirche zu bauen anfing, die erst jetzt
ihrer Vollendung entgegengeht, während der zweite die Reiterstatue Friedrichs V. auf dem Platze bei Amalienborg errichtete.
Unter den Malern verdient Peder Als als Porträtist genannt zu werden.
Das Ende des 18. Jahrh. leitete die eigentliche nationale Kunst in Dänemark ein, indem bedeutende einheimische Künstler
von jetzt an die Leitung übernahmen. Die neuerweckte antikisierende Richtung fand in der Baukunst
[* 58] einen hervorragenden Vertreter
in dem reich begabten Harsdorff, von dem leider nur wenige Werke, wie die schöne Kolonnade bei Christiansborg,
zur Ausführung kamen, während die großen Arbeiten nach dem Brande Christiansborgs 1794 und dem Bombardement von Kopenhagen 1807 seinem
weniger begabten Schüler C. F. Hansen zufielen, der das Schloß Christiansborg (abgebrannt 1884), die Frauenkirche und das
Rathaus in einem ziemlich plumpen und nüchternen Empirestil ausführte.
Durch den persönlichen Einfluß Winckelmanns auf den Bildhauer Wiedewelt scheint diese begabte aber schwache Künstlernatur
für die wiedergeborene Antike gewonnen zu sein. Dennoch scheinen weder Carstens noch Thorwaldsen von ihm persönlich beeinflußt
zu sein. Thorwaldsen hat natürlich für die bildende Kunst seines Vaterlandes eine außerordentliche Bedeutung
gehabt und die Sammlung seiner Werke in Kopenhagen (das Thorwaldsen-Museum) hat auf das dän. Kunstgewerbe einen unberechenbaren
Einfluß geübt.
In der Malerei beherrschte N. Abildgaard mit seinem gelehrt antikisierenden Allegorien die letzten Jahrzehnte des vorigen und
das erste des 19. Jahrh.; seine gedehnten
[* 53]
Figuren konnten trotz einem bisweilen recht kräftigen Kolorit
nicht das Interesse festhalten, und er vermochte es nicht, eine Schule zu bilden. Neben ihm wirkte der ausgezeichnete Porträtist
JensJuel und der ebenso bedeutende Kupferstecher Clemens. Indessen ging Abildgaards bedeutendster Schüler C. W. Eckersberg
nach Paris
[* 59] zu Louis David, ließ sich aber von ihm nicht fesseln und kehrte heim, um den Formalismus des 18. Jahrh.
durch kräftigen Realismus zu ersetzen, indem er der eigentliche Schöpfer der neuern dän.
Malerei wurde.
Eckersbergs vielseitige Kunst umfaßte fast alle Zweige der Malerei, von dem histor. Bilde bis auf die Marinemalerei. Besonders
in letzterer Richtung ist seine einfache, wahrheitsliebende Auffassung und treuherzige Wiedergabe der Natur
sowie auch seine ausgezeichnete Lehrerwirksamkeit von der höchsten Bedeutung für die Dänische Kunst unsers
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