712 von
Frankreich, geb. 1714 in der Nähe von
Arras,
[* 2] wurde aus mannigfachen Dienststellungen herausgeworfen und frühzeitig
mehrfacher
Vergehen schuldig. Von dem
Geiste der Opposition ergriffen, lauerte er in Versailles
[* 3] dem König
auf und
stieß ihm ein
Messer
[* 4] in die Seite, brachte ihm aber nur eine leichte Verwundung bei. Man schob den
Jesuiten
die Mitschuld zu, doch ist ihr Zusammenhang mit Damas' That schwerlich anzunehmen. Unter unsäglichen Martern wurde
Damas 28. März auf dem Grèveplatze zu
Paris
[* 5] öffentlich hingerichtet; seine Familie wurde des
Landes verwiesen. –
Vgl. Jobez,LaFrancesous Louis XV, Bd. 4 (Par.
1867);
Piècesoriginales et procédures du procès fait à R. F.Damas (ebd. 1757).
arab. Dimyât, kopt. Tamiati, im
AltertumTamiathis, Stadt in Unterägypten, am rechten Ufer des östlichen
oder Phatnitischen
Arms des
Nil, 11 km von dessen Mündung und 4 km vom
StrandseeMensaleh, durch Eisenbahn mit
Kairo
[* 6] verbunden,
ist Sitz eines kopt.
Bischofs und hat (1882) 34044 E. (Anfang des 18. Jahrh, gegen 80000, zur Zeit der Napoleonischen
Expedition etwa 60000), darunter nur wenige Europäer, gutgebaute Häuser, sehr alte, berühmte Moscheen,
Bazare, Marmorbäder,
Kasernen, große Reismagazine und einen
Leuchtturm; bedeutenden
Handel mit Holz,
[* 7] Holzkohle,
Reis, Getreide,
[* 8]
Milch und
Butter.
Seit dem 13. Jahrh. ein blühender Ort und lange berühmt durch Fabrikation von Leder, gestreiften
Kleiderzeugen und Jasminöl, ist Damiette jetzt in industrieller Hinsicht (mit Ausnahme der Fabrikation grober Baumwollstoffe)
ganz herabgesunken und auch sein
Handel hat nicht mehr die Bedeutung früherer Zeit, wo es, vor dem AufblühenAlexandrias
und der
Anlage des
Sueskanals, hauptsächlich den
Handel mit
Syrien in
Händen hatte. Die durch zwei
Forts geschützte Flußmündung
wird durch eine Sandbarre versperrt, die nur kleinern Schiffen von 8 Fuß
Tiefgang die Einfahrt in das an und für sich tiefe
Flußbett gestattet.
Das alte Tamiathis stand hart an der Nilmündung und hob sich in dem
Maße, als Pelusium sank. Geschichtliches.
war im Mittelalter eine der bedeutendsten Handelsstädte und in der Geschichte der Kreuzzüge der wichtigste Waffenplatz
Ägyptens. Seit 641 im
Besitz der
Araber, wurde es von 738 bis 968 von den Griechen wiederholt erobert, aber jedesmal bald wieder
verloren. Im Nov. und Dez. 1196 von einer griech. Flotte und von König
Amalrich vonJerusalem
[* 9] belagert, leistete es hartnäckigen
Widerstand, ebenso bei der
Belagerung vom bis durch die Kreuzfahrer, wo die Saracenen die Einfahrt des
Nilarms durch eine starke
Kette zwischen zweiTürmen verschlossen hatten, bis es den
Christen gelang, nach
18monatlichen Mühen die Stadt durch
Sturm zu erobern.
Bei dem
Abschluß des Friedens, wurde jedoch Damiette dem
Sultan von
Ägypten
[* 10] zurückgegeben. Von neuem kam die Stadt
durch
Ludwig IX. von
Frankreich in die
Hände derChristen, fiel aber nach dessen Gefangennehmung
(5. April) durch
Vertrag vom an den vorigen
Besitzer zurück und wurde 1251 vom
Sultan Bibars zerstört und später an der
gegenwärtigen
Stelle wieder aufgebaut. Südlich von diesem zerstörten
Alt-Damiette siedelte sich ein
Teil der Bewohner an,
und so entstand der Ort Menscheye, d. h. die Neuerbaute, oder das jetzige
Damiette 1260–61 ließ der
Sultan Bibars auch
die Mündung des Nilarms verrammen, sodaß große Schiffe
[* 11] nicht mehr heraufkommen
konnten, und nun wuchs
Neu-Damiette schnell zu einem bedeutenden Platze empor. Den
Franzosen, die es 1798 nahmen und hier unter
Kleber einen wichtigen
Sieg über die
Türken erfochten, wurde es durch die Engländer unter
SidneySmith
wieder entrissen und den
Türken zurückgegeben.
(nicht
Domairi), Kemâl al-din MuhammedibnIsâ (gest. 1405), mohammed.
Theolog, Verfasser des Werkes «Hajât al-haivân» («Leben
der
Tiere»),
in dem die
Tiere in alphabetischer Ordnung weniger in naturhistor.
Beziehung, als vielmehr
in Hinsicht auf ihre Rolle in der Litteratur, im Gesetz, im Volksaberglauben (auch
Volksmedizin und Traumdeutung) u.s.w. behandelt
werden. Das Werk ist eine Fundgrube für Kulturgeschichte und durch Excerpte aus Dichtern und seltenen, häufig auch sonst
unbekannten Werken auch von litterar-histor. Bedeutung. Von den beiden Bearbeitungen, in denen Damîrî sein
Werk redigierte, ist die größere in 2
Bänden in
Bulak 1284 der Hidschra, später
Kairo 1292 und 1306 der Hidschra gedruckt
worden.
(auch Damjanich, spr.-nitsch),
Johann, ungar. Revolutionsgeneral, geb. 1804 zu Stasa in der
österr. Militärgrenze, trat nach dem Besuche der Kadettenschule in ein Grenzregiment ein, wo er bald
zum
Lieutenant avancierte. 1848 war er Hauptmann im 61. Linien-Infanterieregiment. Obwohl der Nationalität nach
Serbe, schloß
er sich dennoch der magyar. Oppositionsbewegung an und wurde bei Errichtung der ungar.
Honvédbataillone von der ungar. Regierung zum Major und Kommandanten eines solchen
Bataillons ernannt.
Damjanics kämpfte mit seinen
Truppen hauptsächlich gegen die eigenen Stammesgenossen, gegen die
Serben und Grenzer im
Banat und in der
Bacska.
Seine tollkühne Tapferkeit verschaffte ihm rasches
Avancement; schon im Jan. 1849 hatte er den Generalsrang erreicht. Aus
dem
Banat abberufen, nahm er wesentlichen Anteil an den
Siegen
[* 12] der ungar. Revolutionsarmee bei
Szolnok
und
Waitzen(14. April) sowie am
Entsatze der Festung
[* 13] Komorn (24. bis 27. April). Durch einen
Sturz vom Wagen brach Damjanics das rechte
Bein und mußte das Festungskommando von
Arad übernehmen. Diese Festung übergab er nach der Waffenstreckung von Világos
an die
Russen; er selbst wurde an die
Österreicher ausgeliefert, zum
Tode verurteilt und in
Arad hingerichtet.
(anatom.) oder Mittelfleisch(perineum), in der
Anatomie die Gegend zwischen der Aftermündung und den Genitalien.
In dieser Gegend liegen, besonders beim männlichen Geschlecht, wichtige
Teile, z.B. die
Vorsteherdrüse, die zu
Mastdarm,
Harnblase und
Harnröhre gehörigen
Muskeln.
[* 14] Bisweilen treten in diese Gegend durch widernatürlich erweiterte
Spalten
zwischen den einzelnen
Muskeln Dünndarmschlingen herab und geben Veranlassung zur
Bildung des sog. Dammbruchs, der wegen seiner
versteckten
Lage schwer zu erkennen und zu behandeln ist. Bei Gebärenden zerreißen diese
Teile leicht (Dammriß) und erfordern
daher von seiten der
Hebammen ganz besondern Schutz.
Entweder dienen die Dammastock dazu, Wege, Eisenbahnen oder Kanäle über die Unebenheiten des Geländes
hinwegzuleiten, oder bei Grundbauten das Wasser von der Baustelle ab- zuhalten (Fangdämme), oder um Anstauungen, z.B. bei
Teichen, zu erzeugen (St au dämme, s.d.); ui letzterm Fall heißen sie auch Müh leudämme, sofern die
Aufstauung des Wassern für die besondern Zwecke des Mühlenbetriebes erfolgt.
Dammastock, die an den Meeresküsten oder an Flußufern
zum Schutz vor Überschwemmungen angelegt werden, beißen Deiche (s.d.).
Als Sicherung gegen Schneever- wehungen an straften
und Eisenbahnen ordnet man ^chneedämme an.
ImBefcstigungswesen spielen Dammastock eine wichtige Nolle als Brustwehren
(s. d.). Die Dammastock werden meistens von Erde, seltener von Stei- nen aufgeführt.
Bei Morastboden wendet man bäusig Faschinendämmc
an, die entweder bloß aus wechselnden Faschinenlagcn bestehen, oder aus Schichten von Faschinen und Erde oder Steiuen hergestellt
werden. In holzreichen Gegenden findet man an sumpfigen Waldstellen bäufig Knüppel- dämme, die aus
in der Richtung des Weges liegen- den Langhölzern mit übergelegten Querhölzeru sich aufbauen. - Die obere Begrenzungsfläche
eines Dammastock heißt Krone, die Seitenflächen Böschung (s. d.), der unterste Puukt Böschungsfuß.
Die Neigung der Böschungen
richtet sich neben anderm nach dem Material, aus dem der Dammastock besteht.
Bei Erodämmcn wählt man etwa für
je 1 in Höhe 1,5 in Anlage, bei Steindämmen gestaltet sich dieses Verhältnis wie 1:1. Die Dammastock müssen bei ihrer Anlegung,
um Rutschungen zu vermeiden, vor der schädlichen Ein- wirtuug des Wassers gesichert werden' insbesondere bedarf der Vöschungsfuß
oft besondern Schutzes durch Steinvorlagen, Pfahlwerte u. s. w. Für Straßen und Eisenbahnen vermeidet
man es, wo thunlich, höhere Dammastock zu schütten als 25-30 m. Über diese Grenze hinaus empfiehlt sich schon die Anlage von Thalbrücken
(s. d.), welche übrigens in manchen Fällen auch schon für geringere Höben
billiger als Erd- oder Steinschüttungen werden kön- nen, weil hohe Dammastock, auf zu Nutschnngen
geneigtem Boden angelegt, gefährdet sind.
Auf der Vergisch- Märk.Vahn besteht ein Dammastock von 37,05 in, in Bayern
[* 17] ein solcher
von 52,75 in Höhe.
Nnterfranken, unmittelbar an Aschaffcn- durg anstoßend, an der Afchaff, bat (1890) 3061 E., eine schöne got.
Kirche;
Cigarren-, Buntpapier- und Kunstwollefabrikation, zwei Mahl-, eine Schwer- spat-, eine Lohmühle,
ein Dampfsägewerk sowie eine Mcßwerkzeugfabrik;
bedeutendeu Obstbau.
Der Ort geborte bis 1825 zu Aschafsenburg.
Dammagruppe,
Dammapatz, s. Dammastock.
D2.n1niI.rN ^vsemi., Dammarfichte, Pflanzen- gattung aus der Familie der Nadelhölzer
[* 20] (s. d.), Ab-
teilung der Araucarieen mit nur wenigen Arten, vor- zugsweise auf den Inseln des Malaiischen Archipels, in Australien
[* 21] und
Neuseeland. Es sind hohe Bäume, die reichlich Harz enthalten.
Von den meisten Arten wird dieses im großen gewonnen und kommt
teils als Dammarharz (s. d.), teils als Kauriharz oderKaurikopal (s.Kopal)
in
den Handel.
Das erstere stammt hauptsächlich von der auf den Mo- lukteu, Borneo, Java, Sumatra vorkommenden ind. Dammarfichte
(Pechdaum), v. 0ri6ntali3 Ivttmh. (s. Tafel: Gymnospermen II,
[* 16]
Fig. 3), das letztere dagegen von den in
Neuseeland, resp. Neu- ealedonieu einheimischen Arten I).
auLtrÄliz.Don. (Kaurifichte) und Dammastock ovatk Mooi's. Dammäraharz, schwarzes,
s. (^nai-inin. Dammarfichtc, s. OaininHi-a. Tammarharz, Katzenaugcnharz,
im Ma- laiischen Dammar-Puti (Steinharz) genannt, das Harz derDammarfichte(I)aininHra orikntHiis^mb.).
Dasselbe wird oft
in so großer Menge ausgeschie- den, daß es in bandbreiten und fußlangen Massen gleichsam wie Eiszapfen
vom Baume herabhängt.
Auck durch Einschnitte in den Stamm wird es zum Ausfluß
[* 22] gebracht und nach dem Erhärten gesam- melt.
Dammastock ist ein weißes bis gelbliches, sprödes und leicht zerreiblickes Harz, löslich in Terpentinöl und
andern ätherischen und fetten Ölen, nur zum Teil löslich in kaltem Alkohol und Äther.
Sein spec. Gewicht beträgt 1,03 bis
1,12. Bei 75" erweicht es, bei 100° schmilzt es dickflüssig und wird bei 150" dünnflüssig.
In denHandel gelangt es in
klumpen- förmigeu Etückeu, stalaktitischeu Massen oder in Tropfen von 1 bis 4 ein Durchmesser, verpackt
in Kisten von etwa 75 KZ.
Hauptausfuhrplätze sind Singapur
[* 23] und die Häfen des niederländ. Ostindiens, welcke im Durchschnitt
jährlich 10000 Doppelcentner liefern.
Das Dammastock besteht aus einem in Alkohol
löslichen Harz (etwa 60 Proz.) und einem in Alkohol unlöslichen Harz (etwa 40 Proz.).
Denselben kann,
entgegen frühern Anschauungen, kein bestimmter chem. Charakter zugesprochen werden.
Der in Alko- hol lösliche Teil hat dieZusammensctzung
(^I^O^ ein Kohlenwasserstoff ist nicht darin enthalten und nur 1 Proz. einer ^äure ((^"
H^ (.).). Dammastock verwendet man vorwiegend zu Lacken (D ammarlack), welche schnell trocknen, sehr stark
glänzen und wegen ihrer Farblosigkeit die zu überziehenden Farben in ihrer Schönheit nicht beeinträchtigen. An Härte
stehen sie jedoch den Kopal- und Bernsteinlacken nach. - über das Harz der austral. Dammar- oder Kauri- fickte, das Kaurikopal,
s. Kopal. Dammarlack, Dammar-Puti (St ein harz), s. Dammarbarz. Dammartilt-en-Goele (spr.
-täng ang göähl), Hauptstadt des Kantons Dammastock (192,15 ^n^ 23 Ge- meinden, 9988 E.) im Arrondissement Meaur des franz. Depart.
Seine-et-Marne, 20 kni nordwestlich von Meaur, zwischen Marne und Oise, an der Linie Paris-Soissons der Franz.
Nordbahn, hat
(1891) 1651, als Gemeinde 1693 E., Post, Spitzenfabrika- tion und Handel mit Wein und Getreide.
Die im 10. Jahrh,
errichtete und nach Dammastock benannte Graf- schaft gehörte nacheinander verschiedenen Häusern: den Ebabannev, den Moutmorency
und den Eondes. Der Donjon des Schlosses war eins der merkwürdig- sten histor.
Monumente in der Umgegend von Paris. Tammastock,
der höchste Gipfel der gleichnami- gen Gruppe der Verner Alpen
[* 25] (s. Westalpen), erhebt sich auf der Grenze
der schweiz. Kantone Uri
und Wallis
als breite, im W. vergletscherte, nach O. schroff und felsig abstürzende
Kuppe zu 3630 in Höhe. Am westl. AbHange breitet sich der Rhönegletscher (s. d.)
aus;
die östl. Gneiswand taucht in den steil zum Göschencuthal abfallenden Dammasirn.
Der schwierige Dammap aß (3500 m) verbindet die
¶
forlaufend
bei-714
den Firne. Der Hauptkamm der Dammagruppe, in feinem mittlern und höchsten Teile auch Winter- der g benannt, zieht sich als
Wasserscheide zwischen Rhone und Ncuß von S. nach N. über das Furka- horn, den Galenstock, 3598 m, den Tiefen- und Rhönestock, 3603 m,
zum Dammgrube und Eggstock, 3556 m; weiter nördlich bildet er die Wasserscheide zwischen Aare und Reuß
[* 27] und dehnt
sich bis zum Gadmen- tbal aus.
In dem östl. Ausläufer wurde in der Felswand oberhalb des Tiefengletschers nabe
beim Gletschhorn 1867 von Strahlern (Krystallsuchern) eine Höhle entdeckt, welche fast 300 Ctr. tiefschwar- zen Bergkrystalls
(Morion) lieferte' die fchönstcn Stücke, bis 87 cm hoch und bis 1341 schwer, sind im Naturhistorischen Museum von Bern
[* 31] aufgestellt.
Die Besteigung wurde 1864 zum erstenmal von dem schweiz. Alpentlubbisten Hosfmann-Vurckhardt
von Bafel ausgeführt, dem 1867 auch die ersteÜber- schreitung des Dammapasses gelang;
seither ist der
Berg, der geringe Schwierigkeiten und eine pracht- volle Nundsicht gewährt, über den Firnhang der Westseite öfters
bestiegen worden. Dammbalkeuwehr, s. Wehr. Dammbruch (anatom.), s. Damm. Damme, Dorf und Hauptort der Gemeinde Dammgrube im oldenburg.
bedeutende Landwirtschaft und Torffabrikation. Im W. und N. liegt die sog. «Oldenburger
Schweiz»,
[* 34] eine Hügelgruppe mit dem Mordkuhlen- und Signal- berge, im Osten der fischreiche Dümmersec.
Die Gegend ist reich
an german. Altertümern (Dcrsa- burg, Sierhäuser Schanzen und andere llmwal-
lungen, Hünensteindenkmälcr, Hügelgräber u. s. w.) und röm.
Altertümern (der berühmte Bohlweg durch das zwischen Dammgrube und Hunteburg belegenc Dieven- moor).
Einige rechnen die Gegend
mit zum Schau- platz der Varusschlacht, andere zu dem der Kämpfe des Germaniens.
Der Name Dammgrube, Dam rührt vielleicht von einem
(noch nicht bestimmten) Damme oder Wege her, der hier einst die Angrivarier von den Cheruskern schied.
Dammerde, s. Humus. Dammersfeld, Erhebung im westl. Teile des Rhöngebirges, zwischen Fulda
[* 35] und Sinn, auf der Grenze des preuß.
Kreises Gersfeld (Reg.-Bez. Cassel) und des bayr. Bezirksamtes Vrückenau, über- ragt mit einer Höhe von 930 m in langgezogenen
Rücken die ganze Umgebung.
Die Kuppen aus Muschelkalk sind zum größten Teil mit Wiesen der kräftigsten Futterträuter
überdeckt und gewähren eine schöne Aussicht. Dämmerung, die Helligkeit, welche die Sonne
[* 36] schon einige Zeit vor ihrem Aufgange
sowie noch einige Zeit nach ihrem Untergange verbreitet.
Sie entsteht dadurch, daß die Luft, die in
ihr fchweben- den Dünste und festen Teilchen fowie die Wolken einen Teil des auf sie fallenden Sonnenlichts zu- rückwerfen
und dadurch die von der Sonne nicht unmittelbar getroffenen oder beleuchteten Teile der Erdoberfläche erhellen.
Man unterscheidet
die bürgerliche und astronomische Dammgrube. Im astron. Sinne fängt die Morgendämmerung an und hört die Abenddämmerung
auf, wenn die Sonne eine Tiefe von nahe 18" unter dem Horizont
[* 37] erreicht hat;
die bürgerliche Dammgrube dagegen fängt an und bort
auf, wenn die Sonne 6° bis 6^/2°
unter dem Hori- zont steht.
Während der bürgerlichen Dammgrube, die man immer meint, wenn man
im gewöhnlichen Leben von Dammgrube spricht, ist es so hell, daß man ohne Licht
[* 38] lesen kann;
das Ende der astronomischen Dammgrube ist dadurch gekennzeichnet, daß alle dem bloßen Auge
[* 39] wahr- nehmbaren Sterne sichtbar werden.
- Derjenige Parallelkreis zum Horizont, der 18° unter dem Horizont liegt, heißt der Dämmerungs kreis. Mit Dämmerungsbogen
bezeichnet man die beinahe kreisförmige, sehr verwaschene und un- deutliche Begrenzung der Dammgrube gegen den völlig dunkeln Teil
des Himmels.
Der Zeit nach unter- scheidet man Morgen- und Abenddämmerung.
Die astronomisch e Dammgrube dauert beträchtlich länger
als die bürgerliche;
aber die Dauer beider hängt von der Lage des Ortes gegen den Erdäquator und der
Deklination der Sonne ab.
Während unter dem Äquator die Dauer der astronomischen Dammgrube innerhalb des ganzen Jahres nur zwischen 1 stunde 12 Minuten
und 1 Stunde 19 Minuten schwankt, erweitern sich diese Grenzen
[* 40] um so stärker, je mehr wir uns den Polen nähern.
Die kürzeste
Dauer der Dammgrube findet für einen bestimmten Ort auf der nördl.
Halbkugel bei einer südlichen, auf der südl. Halbkugel bei einer nördl.
Deklination der Sonne statt, die desto größer ist, je weiter der Ort vom Erdäquator abliegt, je größer also seine geogr.
Breite ist;
Die längste Dauer der Dammgrube findet auf der nördl. Halbkugel gegen
den 21. Juni statt, wenn die Sonne ihre höchste nördl. Abweichung vom Äquator erreicht.
Sebon bei einer
geogr. Breite von 48,5" steigt dann aber die Sonne auch bei ihrem tiefsten Stande um Mitter- nacht nicht mehr als 18" unter
den Horizont berab; wirtliche Nacht tritt dann überhaupt nicht mehr ein, und die Dammgrube währt von Sonnenuntergang bis Son- nenaufgang.
Diese hellen oder weihen Nächte werden nach Norden
[* 41] zu immer zahlreicher;
schon für eine Breite von 50"
dauern sie vom 1. Juni bis 12. Juli. Im allgemeinen dauert die astronomische Dammgrube für einen Ort die ganze Nacht durch,
sobald die Ab- weichung der Sonne vom Äquator zur geogr. Breite des Ortes addiert mindestens 72° beträgt.
Für
die dem Nordpolnahen Gegenden, wo während des größ- ten Teils des Winters die Sonne überhaupt nicht aufgeht, wird durch
die langandauernde fortwäh- rende Dammgrube die Abwesenheit der Sonne weniger fühl- bar. Auf der füdl. Halbkugel fällt die längste
Dauer der Dammgrube etwa auf den 21. Dez. Für die Pole selbst währt die fortwährende astronomische Dammgrube nahe 50 Tage.
Schon der arab. Astronom Alhazen hat die Tiefe der Sonne, bei der die Morgendämmerung anfängt und die Abenddämmerung aufhört,
ziemlich richtig zu 19° bestimmt;
wenn man auch jetzt fast allgemein hierfür 18" annimmt, so dürfte nach den Beobachtun-
gen von I. Schmidt und Behrmann der wahre Wert doch nur etwa 16" sein.
Aus der Dauer der Dammgrube hat man die
Höhe der Atmosphäre zu bestimmen gesucht; die Höhe der lichtreflektierenden Atmosphäre findet sich zu etwa 80 km, doch
kaun die Höhe der das Licht nicht reflektierenden Atmosphäre noch viel größer sein. Dämmerungsfalter,
s. (^6M3cniariN6. Dammgrube, eine vor der Bodenfeuchtigkeit durch einen Eisenblechmantel oder einen gemauerten
¶
forlaufend
715
Schacht geschützte Vertiefung im Erdboden der Eisen- und Bronzegiehereicn, in welcke große Guhformen (s. d.) zum Zwecke
des Abgicftens eingesetzt und, wenn notig, mit Sand umstampft werden. Damm Hirsch,
[* 43] s. Damhirsch. Dammkultur der Moore, nach
ibrem Erfinder auck die Nimpausche Dämonen genannt, s. Moorkultur.
Dammrift, s. Damm
(anatom.). Dammfcher See, Mündungssee eines ilder- arms (s. Oder) im preuß.
Reg.-Bez. Stettin,
[* 45] ist 15 km lang, 7 km breit und nimmt die Plöne (s. d.) auf. Dammschleufcn, f. Siel. M2a). Dammstcin, s.
Bernsteinindustrie (Bd. 2, S. Dammwild, s.
Dambirseb. Dammzieher (Artill.), s. Entladen. Damnäbel (lat..), verabscheuungowert.
Damnameueus, s. Daktylen. V2.1nn3.t1o
(lat.), Verurteilung, namentlich zu einer Kapitalstrafc;
I).
msmorias, die nocb in der röm. Kaiserzeit
vorkommende Verurteilung des An- denkens eines Verstorbenen, namemlick wegen Ma- iestätsbcleidigung;
damnatörisch, verurteilend.
v2.ninki.trlr (lat.), wird verworfen, darf nicht gedruckt werden «Formel
des Büchercensors); der Gegensatz ist imprim^wi- (es werde gedruckt). Damuisizieren (lat.), einem Schaden zusügcn; Damnifikänt,
der Vcschädigcr; Tamnifikat, der Beschädigte. Da.inno (für ital. (lanno, vom lat.
damnum), Verlust, Schaden, insbesondere bei Einziebung von Wechseln und beim Verkauf von Hypotheken. V2.NINNN1 (lat.), Nachteil,
Schaden, in der Reehtvsprache befonders derjenige, welcher in Ver- ringerung des vorhandenen Vermögens (O. emei'- A6U8,
positiver Schaden) bestebt, im Gegensatz zur Entziehung eines zu erwartenden Gewinns (wci-um c688llns).
(S. Schaden und Schadenersatz.) ^ Damoifeau (spr. -moasoh) oder Tamoisel (spr.
-möasöll), in Frankreich der Edelknecht, der die reichen Edelleute auf der Jagd und sonstigen Aus- flügeu begleitete, Votschaften
ausrichtete und bei Tische aufwartete. Er wurde nach höfifchcr Zucht und Sitte ausgebildet und von den
untern Knechten bedient.
Vom Dämonen wurde man Schildknappe (ecu^er), dann Ritter.
Jetzt braucbt man das Wort gelegent- lich für
Iungfernknecht, Schürzenheld, Stutzer. Damoiselle oder Demoifclle (fpr.-möäsell), bezeichnete ursprünglich die adligen
Fräulein (dämonen b. Tochter von Damen), die bei den vornehmen Damen eine ziemlich gleiche Stellung batten, wie der Da-
moiseau (s. d.) beim Ritter. Dämonen wurde aber auch jede Frau adligen
Standes, gleichviel ob ver- heiratet oder nicht, geheißen, solange sie nock jung war. Alle ebrbaren erwachsenen Mädchen werden
jetzt in Frankreich Mademoiselle genannt.
Diesen Titel erhielt sonst die dem Könige am nächsten ver- wandte unverheiratete
Prinzessin.
Die Tochter Gastons, BrudersLudwigs XII!., wird in den Me- moiren ihrer Zeit nie anders als
«die große Made- moiselle» bezeichnet. In Deutschland
[* 46] war Mademoi- selle (volkstümlich verkürzt Mamsell) vom vorigen Jahrbundert
bis in das zweite Viertel des 19. die Anrede sür unvcrheirateteTöchter bürgerlichen Stan- des, seitdem ist es fast
ganz durch «Fräulein» ver- drängt und wird nur noch
für bessere Dienerinnen und Arbeiterinnen (Putzmamscll, Wirtschaftsmam- sell^ kurzweg Mamsell genannt. Damökles, ein Günstling
des ältern Dio-nysius von l^yrakus, pries, wie Cicero in den «'Iu8cu- lanae», 5,21, erzählt, einst seinem Gebieter
gegen- über das Glück eines Tyrannen mit glänzenden Farben. Dieser bot ihm hierauf den Genuß diefes
Glückes an, ließ ihn in einen mit königl. Aufwand verzierten Speifesaal führen, an
einer reichbesetzten Tafel den tönigl. Sitz einnehmen und von Edel- pagen bedienen. Als aber Dämonen Platz genommen hatte, sah
er gerade über seinem Haupte an einem Pfcrdehaar ein scharfgeschliffenes Schwert von der Decke
[* 47] herabbängcn,
das Dionysius hatte anbringen lassen, um damit das Glück eines Herrschers als ein mit einer unablässig drohenden Gefahr
verbun- denes zu kennzeichnen. Dämonen befchwor darauf den Tyrannen, ibn zu entlassen. Gellert hat diese Er- zäblung in einer
Fabel behandelt. Das Damo- klessch w e r t war schon im Altertum sprichwörtlich. Dämouärch (grch.),
Geisterfürst.
Dämoneu (grch. (Iaim lat. 86nii), bei den Griecden bald Bezeichnung
für die Götter, bald für Wefen, die zwifchen Göttern und Menschen in der Mitte stehen.
Homer nennt vorzugsweise die Götter
Dämonen, und dämonisch ist ihm gleichbedeutend mit gött- lich.
Hesioo vcrstebt unter den Dämonen Schutzgeister,
welche die Seelen der Menschen aus dem Goldenen Zeit- alter sein sollen.
Der Mensch erhält einen solchen, oder auch einen guten
(Agathodaimou) und einen bösen Dämon (Kakodaimon) zugleich, sofort bei seiner Geburt (vgl. Genius).
Letztere Scheidung ist
namentlich von den Trphikern im Anschluß an orient. Vorstellungen weiter ausgebildet worden. (S. Agathodaimon.)
Sonst treten vielfach Dämonen als niedere, dienende Gestalten neben den Haupt- göttern auf, indem sie meist besondere
Seiten von deren Wesen in sich verkörpern, wie Hymenaios, Tychon, ^rthanes und Konisalos neben Aphrodite,
[* 48] Atratos neben Dionysos,
[* 49] die Korybanten neben Nhea, Deimo5 und Phöbos neben Ares
[* 50] erscheinen.
Endlich gelten später, wie ähnlich
schon bei Hcsiod und vermutlich in ältester vorhomerischer Zeit, die göttlich verehrten Geister aller Verstorbenen als Dämonen (S.
Heros, Seelenkult und Manen.) Nach Plato steht das Dämonische in der Mitte zwi- schen Gott und Menschen;
die Dämonen sind ibm über-
menschliche Wesen, welche auf die Schickfale der Menschen Einfluß üben.
Aristoteles scheidet die Un-
sterblichen in Götter und Dämonen, die Sterblichen in He- roen und gewöhnliche Menschen.
Nach der Lehre
[* 51] des Parsismus steben den
guten Genien im Reiche des ^rmuzd oder des Lichts, Izeds genannt, die bösen Geister, Dcws, die Genien im Reiche des Ahri- man oder
der Finsternis, entgegen.
Die jüd. Dä- monenlebre ist vermutlich unter pers. Einflüssen
erst seit der Babylonischen Gefangenschaft ausge- bildet.
Den guten Engeln stehen die bösen gegen- über, sür welche lctztcrn
der Name Dämonen ausschließlich in Gcbrauck kommt.
Wie an der Spitze der erstern sieben Erzengel stehen, die den Hofstaat Ieho-
vabs ansmachcn und dessen Thron
[* 52] umgeben, so bat auch Satan, der Beherrscher des Dämonen- reichs, sieben
Erztcufel zu feinen vornehmsten Die- nern. Der Volksglaube zur Zeit Jesu wußte von zabllosen Dämonen, die die Menschen auf mancherlei
Weife plagen, ja Seele und Leib in Besitz nehmen (s. Besessene).
Das Austreiben der Dämonen durch Zauber- sprüchc,
Wunderkräuter u. s. w.,. in der christl. Kirche durch Gebete war ein besonderes Geschäft (der Erorüsten).
verschieheidn. Götterglauben und Götterkultus von der Einwirkung der Damm auf die Gemüter der Menschen her.
Die Lehre der
alten Kirche über den Fall der Damm, angeknüpft an
1 Mos. 6, 2,. und über ihre Wirksamkeit sind ein Gemisch jüd.
und platonischer Vorstellungen;
dennoch dachte die Kirche diese Wirksamkeit immer bedingt durch GottesRat
und Zulassung.
Bei den german. Völkern steigerte sich die Idee einer Besitznahme durch Damm bis
zu der eines Bündnisses mit dem Teufel.
Eine besonders hervorragende Rolle spielen die Damm in der Deutschen Mythologie (s. d.).
–
Vgl. Ukert, über Damm, Heroen und Genien (Lpz. 1850);
Roskoff, Geschichte des Teufels (2 Bde., ebd.
1869);
Hild, Etude sur les démons dans la littérature et la religion des Grecs (Par. 1881);
Laengin, Der Wunder- und Dämonenglaube
der Gegenwart (Lpz. 1887);
(grch. Daimonĭon), das göttliche oder dämonische Zeichen,
d. h. die warnende Stimme die Sokrates von Jugend auf sehr häufig zu vernehmen glaubte, wenn er oder einer seiner Freunde irgend
etwas nicht Ratsames (selbst unbedeutender Art) zu thun im Begriff war. Zu erklären ist es wohl als eine eigentümliche Form
des individuellen Taktgefühls. –
Vgl. Volquardsen, Das Dämonium des Sokrates (Kiel
[* 54] 1862);
auch Dämonopathie oder Dämonomelancholie genannt, Besessenheitswahn, eine Geistesstörung, wobei die
Wahnvorstellung, von Dämonen besessen oder umgeben zu sein, und entsprechende Sinnestäuschungen (die Kranken fühlen sie in
sich oder auf sich oder sehen und riechen sie u. s. w.) die hervorstechendsten Symptome bilden. Die vorgestellten Dämonen
zeigen entsprechend dem Bildungsgrad oder der Kulturstufe des Kranken und seiner Nationalität einen wechselnden Charakter.
Im Mittelalter z. B., wo die Dämonomanie vielfach epidemisch
auftrat und insbesondere in den Hexenprozessen große praktische Bedeutung gewann, spiegeln die dämonomanischen Zustände
den Teufelsglauben jener Zeit getreu wider.
Gegenwärtig findet sich Dämonomanie weit seltener, am meisten noch in bigotten abergläubisch-beschränkten Bevölkerungen und bei
der als Hysterie (s. d.) bezeichneten Nervenkrankheit; auf letzterer Basis hat auch die Neuzeit noch einige
kleinere Epidemien von Dämonomanie aufzuweisen. Eine besondere Krankheitsart stellt die Dämonomanie nicht dar;
sie ist Teilerscheinung verschiedenartiger krankhafter Gehirnzustände, der Melancholie, Epilepsie u. s. w. Häufig zeichnen
sich an D. leidende Kranke durch lautes Brüllen und ein den Wahnvorstellungen entsprechendes «teuflisches»
Gebaren aus.
und Phintĭas, zwei edle Pythagoreer aus Syrakus,
[* 56] zur Zeit des jüngern Dionysius, berühmt
als Muster der Freundestreue. Ihre Geschichte, der Schiller den Stoff zu der Ballade «Die Bürgschaft» entnahm, wird von mehrern
Schriftstellern erzählt: von Jamblichus im «Leben des Pythagoras», von
Cicero in den «Tusculanen», 5, 22, «Über die Pflichten», 3, 10 und «Über das höchste
Gut», 2, 79, und
von Plutarch in der Schrift«Über die vielen Freunde», 2, 4. Schiller folgte dem Hyginus (Fab. 257), wo die beiden Freunde Mörus
und Selinuntius heißen.
von Messene, griech. Künstler des 4. Jahrh. v. Chr., berühmt als Bildner von großen Götterbildern, die
teils Akrolithe (s. d.), teils von Marmor waren. In Elis wurde ihm die Restaurierung
des olympischen Zeus
[* 57] des Phidias übertragen.
Reste von Kolossalstatuen des Damophon sind 1889 bei der Ausgrabung des Tempels der
Despoina zu Lykosura in Arkadien gefunden worden.
[* 58] oder Dunst, der luftförmige Zustand tropfbarer Flüssigkeiten, in den sie durch Aufnahme
einer gewissen, genau bestimmten Menge Wärme
[* 59] übergehen. Die Dampf entstehen bei den verschiedensten Temperaturen. So verwandelt
sich das Wasser an seiner Oberfläche auch bei den gewöhnlichen Temperaturen in Dampf; ja sogar, wenn es durch Erniedrigung
der Temperatur unter den Gefrierpunkt zu einem festen Körper (Eis)
[* 60] erstarrt ist, entwickelt es ebenfalls
noch Dampf, und selbst bei den tiefsten Kältegraden ist eine, wenn auch sehr geringe, Dampfbildung nachweisbar. Es
ist wahrscheinlich, daß es für jede Materie eine gewisse Temperaturgrenze giebt, unterhalb deren dieselbe zu verdunsten
aufhört; so z. B. werden bei Quecksilber unter –75° C. keine Dampf merklich.
Gewöhnlich erfolgt die Bildung des Dampf, infolge der natürlich aufgenommenen Wärme, nur an der Oberfläche
der Körper (der Flüssigkeiten und auch mancher festen Körper, wie Eis, Kampfer u. s. w.), und man spricht dann von der freiwilligen
oder spontanen Verdunstung oder Verdampfung, oder auch kurzweg von der Verdunstung. Wenn dagegen durch absichtliche Zuführung
von Wärme eine künstliche Verdampfung der Flüssigkeiten eingeleitet wird, so kann man auch turbulente
Dampfbildung im Innern der letztern hervorrufen, die Kochen oder Sieden (s. d.) heißt. Man war ehedem der irrigen Ansicht,
daß die Dampf nicht selbständig entstehen könnten, und daß sie nur von einer in der Luft erfolgenden Auflösung der betreffenden
Körper herrührten.
Allein, wenn man in den obern luftleeren Raum (Vakuum) eines Barometers b’ (s. beistehende
[* 53]
Fig. 1) einige Tropfen luftfreien
Wassers aufsteigen läßt, so wird, verglichen mit dem ungeändert bleibenden Barometer
[* 61] b, dessen Niveau bei c steht, die
Höhe der Quecksilbersäule durch den sich bildenden Wasserdampf etwas herabgedrückt, z. B.
bis t. Ist im Vakuum des Barometers b’ das Wasser im Überfluß vorhanden, so läßt sich daraus schließen, daß bei der
herrschenden Temperatur jenes Vakuum von dem Dampf des Wassers die möglichst größte Menge aufgenommen hat, oder daß es mit
Dampf gesättigt ist, und man nennt die entsprechenden Dampf selbst gesättigte. Vergleicht
man die Höhe der durch den Dampf herabgedrückten Quecksilbersäule b’ mit dem Quecksilberstande eines luft- und
dampfleeren Barometers b, so giebt der Unterschied der Höhen der Quecksilbersäulen das Maß der Spann- oder Expansivkraft der
in b’ entstandenen Dampf.
Überhaupt wird in solcher oder ähnlicher Weise die Spannkraft der Dampf angegeben durch die Höhe einer
Quecksilbersäule, der sie das Gleichgewicht
[* 62] zu halten vermögen. So beträgt die Spannkraft der Wasserdämpfe, um nur einige
Beispiele anzuführen, bei –20° C. ungefähr 0,9 mm (d. h. hält einer
¶
forlaufend
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Quecksilbersäule von dieserLängc das Gleichgewicht) - bei 0" 4,0 mm; bei 50" 92 mm, bei 100 760 min, also soviel wie der Druck
der Atmosphäre. Mit der Zunahme der Temperatur steigt die Spannkraft auf 2 Atmosphären (also 2 X 760 min Queck- silberhöhe)
bei 120,6" 152,22" (^.; auf 10 Atmosphären bei 180,3" ^'. u. s. w. In ähnlicher Weise, wie beim Dampf des
Wassers, miftt man auch die Spannkraft des Dampf anderer Flüssig- keiten, z. V. des Alkohols, Llthers u. dgl. m.,
indein man einige Tropfen derselben in das Vakuum eines Barometers d" aufsteigen läßt und dann die durch die
entsprechenden Dampf bewirkte Herabdrückung < De- pression) 8 der Quecksilbersäule in d" durch Ver- gleichuug mit dem Quecksilberstande
im Barometer d für die eben stattfindende Temperatur mißt.
Für die aus verschiedenen Substanzen gebildeten Dampf sind die Spannkräfte für gleiche Temperaturen sebr ver- schieden; so z.
V. beträgt die Spannkraft der Wasser- dämpfe bei 25" 59,4 mm, der Ätherdämpfe 526,!" mm. Die Spann-
kraft der Dampf ist bei derselben Temperatur um so größer, bei je niedrigerm Wärmegrad die betreffende Flüssigkeit siedet,
und steigt bei Dampf jeder Art mit der Temperatur. Zur Messung der Spannkraft derD. für Temperaturen unter dem Siede-
punkt verwendet man Tampsbarometer, die sich auch für Temperaturen uuterhalb dev Ge- frierpunktes leicht und zweckmäßig
verändern lassen. Um die Spannkraft von Dampf über dem Siedepunkte zu bestimmen, läßt man die in geschlossenen Gefäßen (z. B.
in einem Pa- pinschen Topf, einem Dampfkessel
[* 64] u. dgl.m.) entwickelten Dampf auf Manometer
[* 65] (s. d.) oder Druckventile
drücken und mißt den ent- sprechenden Druck bei der stattfindenden Temperatur; hierher gehört ein sehr ein- facher Apparat
(s. Fig. 2), bei dem in dem kürzern, zugeschmolzenen Glasarm über dem Quecksilber die zu verdampfende Flüssigkeit sich
befindet.
Wird dieser kurze Arm er- wärmt, so bilden sich Dampf, die, wie bei einem Manometer, die Quecksilbersäule
im längern Nohr heben, wodurch man aus dem Niveau-
[* 63]
Fig. 2. unterschied beider Quecksilbersäulen
die Spannkraft der Dampf messen kann. Die Dampf, die sich aus den Flüssigkeiten entwickeln, erlangen, wenn
das Gefäß,
[* 66] worin sie sich zugleich mit der Flüssigkeit befinden, erwärmt wird, eine bestimmte Spannkrast,
die, solange noch Flüssigkeit im Überschüsse vorhanden ist, einzig und allein von der Temperatur abhängt, jedoch in rascher
steigen- dem Verhältnis als diese letztere zunimmt. tische Temperatur.) Eine Vergrößerung des Raums vermindert bei unveränderter
Temperatur die Spannkraft der Dampf nicht, indem sich sofort aus der noch vorhandenen Flüssigkeit neue Dampf so
lange ent- wickeln, bis die frühere Spannkraft vollständig wiederhergestellt ist.
Ebenso erzeugt eiue Verklei- nerung des mit den Dampf angefüllten Naums bei un- veränderter Temperatur keine Vergrößerung
der Spannkraft, weil ein Teil der Dampf sich sofort nieder- schlägt, kondensiert oder verflüssigt, bis der Nest die ursprüngliche
Spannkraft wieder erreicht hat. Die Spanntraft von Dampf, die noch mit ihrer Flüssigkeit
in Berührung sind, läßt sich also bei derselben Tem- peratur weder vermindern noch vermehren, weil die Dampf immer wieder
denselben Grad ihrer Sättigung herzustellen vermögen; man nennt diesen konstanten größten Druckwerk des gesättigten Dampf das
Mari- mum der Spannkrast bei
der zugehörigen Tem- peratur.
Dieses Marimum ist jedesmal gemeint, wenn von Spannkraft der Dampf bei einer bestimmten Temperatur die Rede ist; es findet sich
in den Spann- kraststabellen (von Magnus 1843, Negnault 1847 u. a.) in Millimetern Quecksilber neben den zuge- hörigen Temperaturen
eingetragen. Nach dem Bis- herigen kann man sagen: Dampf, die bei einer bestimm- ten Temperatur das Marimum
der Spannung sowie aucb der Dichte besitzen, sind für diefe Tem- peratur gesättigt;
haben dagegen die Dampf das bei einer bestimmten
Temperatur mögliche Marimum von Spannkraft und Dichte nicht, so nennt man sie ungesättigt, weil der sie umschließende Naum
noch Dampf bis zur Erreichung des Maximums der Spannkraft (des Sättigungsdrucks) und der mari- malen Dichte
(der Sättigungsdichte) aufnehmen könnte.
Die ungesättigten Dampf können in einem ge- schlossenen Gefäße nur dann vorhanden
sein, wenn kein Überfluß der verdampfenden Flüssigkeit mehr da ist. lim die Spannkraft der uugesättigten jener der gesättigten
Dampf gleich zu machen, muß man die Temperatur der ungesättigten bis zu einem gewissen Grade erhöhen, weshalb
die ungesättigten Dampf auch ü berhitzteD. heißen. Die letztern lassen sich durch Zusammendrückung oder Erkaltung,
oder durch beide zugleich in gesättigte Dampf überführen.
Solange jedoch die überhitzten Dampf noch weit von ihrem Sättigungs- zustande entfernt sind,
befolgt ihre Spannkraft in Be- zug auf die Verkleinerung oder Vergrößerung ihres Volumens sowie auf Temperaturveränderung
alle Gcfetze der Gase,
[* 67] sodaß heutzutage wissenschaftlich zwischen überhitzten Dampf und Gasen kein wesentlicher Unterschied
mebr besteht; im praktischen Leben nennt man jedoch die sehr leicht kondensierbaren luftförmi- gen Körper Dampf, während
die schwieriger kondensier- baren luftförmigen Körper Gafe Heisien. Die Spann- kraft der Dampf bleibt für gleiche Temperaturen
dieselbe, der Naum im verschlossenen Gefäße
[* 63]
(Fig. 1 u. 2) ober- balb der Flüssigkeit, in dem sie
sich bilden können, mag mit Luft oder Gasen angefüllt oder luftleer fein. (S. Daltonfches Gesetz.) Die
Verdampfungswärme oder Dampf- wärme, i. die Wärmemenge, die zur Verwand- lung der Flüssigkeiten in Dampf verbraucht
wird und ehedem latente Wärme der Dampf genannt wurde, ist sür die verschiedenen Flüssigkeiten verschieden.
Man glaubte srüher, daß die Wärmemenge, die verbrauckt wird, um 11 Wasser von 0" in Dampf zu verwandeln,
wenn es auf verschiedene Temperaturen erhitzt wird, dieselbe sei, und daß sie nahe 640 Kalo- rien betrage. Negnault hat indes
nachgewiesen, daß 1 kF Nasser von 0", wenn es bei 0" verdampft, nur 606 Kalorien, wenn es aber von 0" bis 100" (?. er- hitzt
und bei dieser letztem Temperatur verdampft wird, 636 Kalorien verbraucht. Die bloße Umwand- lung des
Wassers von 100" in Dampf von 100" erfordert demnach 536 Kalorien, da 100 Kalorien für die Er- wärmung von 0" auf 100" gebraucht
werden. Al- kohol, Äther und Terpentinöl verbrauchen eine weit geringere Wärmemenge bei ihrem Verdampfen. Die genaue Beobachtung
der Vorgänge beim Verkochen des Wassers, das Stehenbleiben des Thermometers trotz der unausgesetzten Zuführung von Wärme
durch die Feuerung, fowie der große Verbrauch an Kühlwasser beim Destillieren führten Black 1760 zur Entdeckung der Dampfwärme.
Steigt die Temperatur eines Gefäßes mit Wasser von
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