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am rechten Ufer der Dordogne und an der Linie (Pa- ris-)Chartres-Saumur-Saintes-Cuden-La Grave d'Am- bares (-Bordeaux) der Franz.Staatsbahn, hat (1891) 617, als Gemeinde 853 E., Handel mit Getreide [* 2] nnd Wein. Die prachtvolle Hängebrücke über die Dor- dogne wurde durch einen Orkan zerstört und durch eine eiserne Röhrenbrücke [* 3] (über 1,5 km) ersetzt. Bei Cuden lag das angeblich von Karl d.Gr. erbaute Schloß Montauban, von dem noch ein schönes Thor steht. Cuca, s. Koka.
Cuccagna, Cocagna (ital., spr.-annja); frz. OoHuaiZne, ist der romanische, seit dem 12. Jahrh, verbreitete Name für das Schlaraffenland (s. d.), das z. B. im 13. Jahrh, in dem franz. ^adliim ä6 OoquaiFN6 üppig geschildert wird. In Neapel [* 4] hieß früher ein an den vier letzten Sonntagen des Karne- vals auf Kosten des Königs veranstalteten Volksfest Cuden; die Hauptbelustigung dabei bestand darin, daß man ein Pyramidengerüst, dessen Seiten nnt Fett beschmiert waren, erkletterte, um die oben aufge- hängten Ehwaren zu erlangen.
Euchilla (spr. kutschillja, «Schneide»),
im spa- nisch redenden Amerika [* 5] ein oben schmaler Höhen- rücken, aber auch eine bloße Vodenschwelle. Die wichtigsten Cuden durchziehen die Republik Uruguay. [* 6] Die Cuchilla-Grande trennt das Neckendes Rio [* 7] Negro von den zum Atlantischen Meere gehenden Flüssen. Die Cuden deSantaAna bildet die Grenze gegen Brasilien. [* 8] Beide stoßen in dem Cerro Acegua genannten Knoten zusammen und erreichen hier eine Höhe von 621 m. Cucüjo (I^i-opkoi-uZ Qooti1ueu81^.), ein großer, 30-40 mm langer, zu der Familie der Schnellkäfer oder Schmiede (Ni5tt6i-iäH6) gehöriger, in West- indien und auf den Antillen heimischer Käfer, [* 9] mit kurzem, breitem Kopfe, großen Augen, querem, polsterartigem Halsschild, langen, hinten zugespitz- ten Flügeldecken, von graubrauner Farbe.
Än den beiden Hinterccken des Halsschildes befindet sich je ein halbkugelförmiger, wachsgelber Fleck, welcher mit grüngelbem Licht [* 10] im Dunkeln sehr stark leuchtet. Die Käfer fliegen nachts umher. Einige sind lebend nach Europa [* 11] gebracht worden. In der Habana [* 12] hält man sie in feinen Drahtkäsigen, nährt sie mit Schei- ben von Zuckerrohr und die Damen benutzen die in feine Tüllsäckchen eingenähten Käfer bei der Dunkel- heit als Schmuck auf den Kleiden: und in den Haaren. vuouliüas, die echten Kuckucke (s. d.). Vnou115ri8 innsoülns (lat.), ein breiter Rückenmuskel, s. Kappenmuskel. vnouilia, Gattung der eulenartigen Schmetter- linge, mit langem Rüssel, schlanken, schmalen Flügeln, meist von grauer oder graubrauner, altem Holze ähnlicher Färbung.
Die Raupen sind glatt und meist lebhaft gefärbt. In Deutschland [* 13] finden sich 20 Arten der Gattung 0. vnoüIwL (lat.), Kapuze, Kutte (Mönchstracht); 0. uou ladt monkobum, nicht die Kutte macht den Mönch. vuonws, der Kuckuck (s. d.). vnoüinH" ^., Pflanzengattung aus der Familie der Cucurbitaceen (s. d.), deren etwa 25 Arten, fast lauter einjährige, mittels Ranken klimmende und kriechende Kräuter, in den Tropen beider Hemi- sphären, besonders Asiens und Afrikas, zu Hause sind.
Hierher gehören die gemeine Gurke (0. 8H- tivu8 ^.), die Schlangengurke ( Ü6xuo8ii8 ^.), die echte Melone (^. msio ^.), außerdem verschie- dene Keepfianzen, z. B. die Stachelbeergurke, St ach elbeer kür bis (0. pi-opIißtHrum ^.), aus Arabien, mit kugeligen, kirschengroßen, borstig be- haarten , gescheckten Früchten, l^. an^uri^ ^. aus Jamaika, mit kugeligen, sternförmig gesteckten Früch- ten, u. a. m. (S. Gurke, Melone, Koloquinten.) vuourbita, s. Kürbis. [* 14]
Cucurbitaceen (lüueurditacßas), Pflanzen- familie aus der Ordnung der Campanulinen (s. d.) mit gegen 500 größtenteils in den Tropen wachsen- den Arten. Es sind krautartige Pflanzen oder Halb- sträucher; ein großer Teil klettert oder kriecht auf der Erde hin. Die Blüten sind ein- oder zweihäusig. Die Kelchröhre ist mit dem Fruchtknoten verwachsen, der Rand des Kelchs meist rad- oder glockenförmig und gewöhnlich fünflappig. Die Vlumenkrone be- steht in der Regel aus fünf freien Blumenblättern; doch können dieselben auch verwachsen sein, z. B. bei ^ucui-ditH, (I!iioumi8 u. a. Sehr oft sind Kelch und Blumenkroue am Grunde miteinander ver- wachsen. Die Staubgefäße [* 15] sind gewöhnlich in der Dreizahl vorhanden und zwar ent- weder frei oder untereinander ver- wachsen. Die Antheren sind schlan- genartig gekrümmt (s. beistehend abgebildetes Andröceum des Kür- bis).
Der Fruchtknoten ist ge- wöhnlich dreifächerig. Die Frucht ist meist eine fleischige Beere, oft von bedeutender Größe. Mehrere Arten sind seit langer Zeit Kultur- pflanzen, so z. B. die der Gat- tungen (Üuculdita, l^ueumis und ^iti-uilug; zu ersterer gehören die Kürbisarten, zu letztern Gurke, Melone, Koloquinte (s. diese Artikel). Ferner gehören hierher Zaunrübe Spritzgurke (s. Uodailium). Cucuriuba, s. Anakonda. Eücuta, s. San Jose' de Cücuta und Nosario de Cücuta.
Cücutabahn, s. Columbia, [* 16] Verkehr und Handel. 0uadb2.r (engl., spr. köddbär), s. Orseille. Cuddalor, ind. Stadt, s. Kudalur. Cuddapah, s. Kadapa. Cuden (czech., spr. zu-), auch Zauden, ^u- äicium proviucialO, altertümlicher Name der Gau- gerichte in Böhmen, [* 17] Mähren und Schlesien. [* 18] Sie wurden viermal des Jahres je einige Tage lang abgehalten und bestanden bereits am Schlüsse des 12. Jahrh, aus dem kleinen und großen Gericht. Letzterm präsidierte der Cudar (spr. zudar, c2näg.i-iu8, ^uäsx provinci3.1i8), ein vom Fürsten ernannter Beamter, während der Gerichtshof von den Oberbeamten des Gaues, 12 Kmeten und so viel Edelleuten, als sich zur Verhandlung einge- funden hatten, gebildet wurde. Im kleinern Gericht saßen die Kämmerer mit den niedern Beamten und den Altesten des Gaues.
Die Verhandlung war öffentlich und die Rechtsprechung erfolgte nach von alters her vererbten Regeln und Gewohnheiten ohne geschriebene Gesetze. Ursprünglich waren alle Be- wohner des Gaues ohne Unterschied des Standes den Cuden unterworfen, später (unter Ottokar I.) wur- den die Geistlichkeit und die Städte durch Privile- gien davon ausgenommen. Die Kompetenz der Cuden erstreckte sich auf alle Civil- und Kriminalangelegen- heiten. Seit dem 12. Jahrh, scheint es jedoch, daß alle Streitigkeiten um liegende Gründe und alle Vesitzveränderungen in denselben bereits vor dem sog. Landrechte des Landesfürsten und der Landes- Nrtilel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen. ¶
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barone verhandelt werden mußten. Die Cueva erhielten sicb bis zu der im 16. Jahrh, erfolgten neuern Or- ganisation der Gerichte. Cudowa, Dorf und Badeort im Kreis [* 20] Glatz [* 21] des preuß. Reg.-Bez. Vreslau, zur Landgemeinde Tscher- beney gehörig, 7 km östlich von der böhm. Stadt Nackod^, in 388 m Höhe, hat (1890) 605 E., dar- unter 46 Evangelische; Post, Telegraph, [* 22] evang. Kirche; Dampfsägemühle und ist berühmt wegen seiner vier arsenhaltigen, kohlensäurereichen Stahl- auellen (11° c.), die (seit 1792) besonders zum Baden [* 23] («Champagnerbäder»),
aber auch zum Trin- ken benutzt werden gegen Blutarmut, Bleichsucht, Skrofeln, Leukorrhöen und chronische Nervenkrank- heiten. Auch sind Einrichtungen zu Douche-, Regen-, Moor-, Dampf- und Gasbädern vorhanden (etwa 1600 Kurgäste). Die Quelle [* 24] im Niederdorf, schon 1622 bekannt, wurde 1792 vom Neichsgrafen Still- fried zum Gebrauch eingerichtet -
Vgl. Hemprich, Die Eisenquellen zu Cueva (2. Aufl., Vresl. 1839).
Hudra (spr. schuh-), Name der vierten und letzten Kaste des ind. Volks. Nach der Lehre [* 25] des ortho- doxen Brahmanismus ist der H. der Diener der an- dern Kasten, den man nach Belieben fortjagen und töten kann,' in Wirklichkeit trieben die Cueva bereits in alter Zeit Handel und wurden oft reich'/ebenso wer- den H. als Büßer erwähnt, ja Tschandragupta, der mächtigste Fürst Indiens, soll ein Cueva gewesen sein. Cudworth (spr. ködd-), Ralph (Rudolf), engl. Philosoph, geb. 1617 zu Aller in Somersetshire, wurde Prediger in seiner Heimat, 1645 Professor der hebr. Sprache [* 26] in Cambridge, wo er 1688 starb. Cueva gehört den engl. Platonikern an, bekämpft den «Sensualismus von Hobbes und leitet Recht und Moral aus dem Wesen Gottes her, das seinen Willen bestimmt; diese so begründete Moral ist auch ursprünglich in der menschlichen Vernunft ge- legen und nicht durch Übereinkommen entstanden. Sein Hauptwerk ist: »1b6 tru6 iuteiiscwg.! 8M6N ot tk6 univ6l86) ^lisrsin 9.U t1i6 l69.80Q g.nä tks Püi1o80p1^ ol g. t1i6i8in 18 conlutsä" (Lond. 1678 u. ö.). Lange nach seinem Tode (1731) wurde vom Bischof Chandler sein «1l63.ti86 concsrninF 6t6r- Q2.I and innrmta.di6 moraHt^n herausgegeben. Euönca. 1) Provinz im Königreich Spanien [* 27] (Neucastilien), grenzt im N. an Guadalajara, im O. an Teruel und Valencia, [* 28] im S. an Albacete, im W. an Toledo, [* 29] hat 17193 ^m und (1887) 242462 (120555 männl., 121907 weibl.) E., 14 auf 1 darunter 134 Ausländer (171458 konnten nicht lesen) und 8 Gerichtsbezirke.
Der Oberlauf des Iucar geht mitten durch Cueva. Die Serrania de Cueva nimmt den östl. Teil ein. Es ist ein von tiefen Erosionsthälern durchfurchtes Hochland, dessen höchste Erhebungen an der Ostgrenze liegen und in dem Tafelberg Muela de San Juan (1610 m) gipfeln. An den Gehängen desselben entspringen Tajo, Iucar, Cabriel und Guadalaviar. Die Serra- nia de Cueva ist eins der waldreichsten Gebiete der Halbinsel mit ausgedehnten Kiefernwäldern von ?il1U8 ping.8t6I' Fo?. UNd ?il1U8 1i^i6p6U8i8 M^?. und enthält großartige Tropfsteinbildungen. Die Bewohner treiben Bienenzucht [* 30] und Holzfällerei. Im S. der Provinz ist viel Safranbau, bei Minglanilla im SO. ein Steinsalzlager. BedeutendeStädte fehlen. - 2) Hauptstadt der Provinz Cueva, in 902 m Höhe, an der Bahnlinie Aranjuez-Cueva (152 Kin), zwischen dem Iucar und dem Bache Huecar, über den die 114 ui lange und in der Mitte 42 in hohe San- Pablobrücke (von 1523) führt, ist an und auf einem kahlen Felsen unregelmäßig erbaut, Sitz eines Bi- schofs, hat (1887) 9747 E., Post, Telegraph, teilweise erhaltene UmWallung, einen Alcazar, steile, meist enge Straßen, 15 Kirchen, darunter die got. drei- schifsige Kathedrale, ein bischöst. Seminar und ein Kollegium. Cueva, einst berühmt durch ihr Tuch, ihre Goldarbeiten und Künste, ist jetzt eme tote Stadt. 9 km von Cueva entfernt befindet sich La Ciudad Encantada (die verzauberte Stadt), wo Süh- wasscrkalk-Ablagerungen wunderbare Tropfsteinbil- dungen hervorgerufen haben. - Cueva wurde 1177 von Alfons von Castilien den Almohaden entrissen und 1183 wurde dahin das Bistum von Valeria verlegt. Am wurde die Stadt von den Kar- listen erstürmt und grausam verwüstet.
Cuönca, eigentlich SantaAnadeC., Haupt- stadt der Provinz Azuay in Ecuador, [* 31] in einem schönen, reichbewässerten Thale des Rio Paute, in 2355 m Höhe, hat (1885) mit Distrikt 30000 E., gerade und freundliche von Kanälen durchflossene Straßen, eine Kathedrale, Regierungsgebäude, Ge- fängnis und eine böhere Schule im ehemaligen Iefuitenkollegium. Der Handel mit eingemachten Früchten, Käse und Getreide ist bedeutend. Die In- dustrie erstreckt sich aus Fabrikation von Wollge- weben, Hüten und Töpferwaren.
Cuencamö, Distriktshauptort im mexit. Staate Durango, im NO. der Hauptstadt, hat 5000 E., Silbergruben, Schmelzhütten, Anbau von Zucker- rohr und Baumwollfabriken. Cuörda, span. Längenmaß, s. Cordel. Euernaväca, das alte Quauhuahuac, Haupt- stadt des mexik. Staates Morelos, in 1645 m Höhe, 75 km von Mexiko, [* 32] in einem fruchtbaren Thale, hat 8000 E., eine von Cortez erbaute Kirche, eine landwirtschaftliche Akademie; große Zuckersiedereien und Brennerei. In der Nähe (130 m) die Ruinen des Teocalli Tochicalco in fünf Terrassen.
Cuers (spr. küähr), Hauptstadt des Kantons Cueva (171,20 ykm, 4 Gemeinden, 8351 E.) im Arrondisse- meut Toulon [* 33] des franz. Depart. Var, 21 km nord- östlich von Toulon, in 141 m Höhe, über der Schlucht der zum Gapeau stießenden Foux, an der Linie Marseille-Nizza der Franz. Mittelmeerbahn, hat (1891) 3010, als Gemeinde 3410 E., Post, Oliven- und Weinbau, Handel mit Gips [* 34] und Provenceröl. Euesmes (spr. küähm), Ort im Kanton [* 35] Mons [* 36] der belg. Provinz Hennegau, im Borinage ls. d.), an den Linien Mons-Hautmont (26 km) der Nordbahn, Mons-Charleroi und Mons-Quie'vrain der Staats- bahn, hat (1890) 8469 E., bedeutende Kohlengruben, Hochöfen und Eisenwerke.
Cueva, Juan de la, span. Dichter, geb. um 1550 zu Sevilla, [* 37] gest. nach 1607. Seine Blütezeit siel in die Übergangsperiode von dem altnationalen zum modern-tlassischen Stile. Theoretisch trat er für den letztern im «Dichterischen Beispiel» ein («Njsmpig.i' poetico», 1605; abgedruckt in Sedanos «?kin2.80», 1774),
dem ältesten Versuch einer Poetik in Spanien. Ganz wertlos ist das Lehrgedicht «1^08 iuv6utoi-68 ä6 Ig.8 0083.8» (1608),
eine Nachahmung des Poly- dorus Virgilius, gleichfalls im «?Hi-ng.80» des Sedano. Von seinen übrigen Arbeiten sind zu er- wähnen: die «0drH8» (Sevilla 1582),
enthaltend lyrische Gedichte, Sonette, Eanzonen, Gegien, Eklogen und die «Totenklage der Venus um Adonis» in Oktaven, im ital.-klassischen Stil;
«Ooro I^dso ä6 r0MHn ki8wriHi68» (ebd. 1587), zehn Bücher Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen. ¶
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von mehr als 100 selbstverfaßten histor. Kunst- romanzen, von denen die meisten Gegenstände der alttlassiscken Geschichte und Mythologie und nur einige wcnige vaterländische Stosse behandeln, durch die Wahl und geschickte Behandlung der nationalen Form beachtenswert; «^onhuiLw ä 1a Vstica» lSevilla 1603; auch in Fernandez'Sammlung span. Dichter, Vd. 14 u. 15, Madr. 1795, und in den " ?063i3.3 36l6Ct3.3 03.8t6iiHUH8 » V0N QuintaNQ, 6 Bde., ebd. 1830-33),
ein Heldengedicht in 24 Ge- sängen und in Oktaven, worin er chronikenartig und prosaisch matt die Eroberung Sevillas durch den König Ferdinand III. von Castilien besingt. Von großer Wichtigkeit ist die «?i-ini6i-a parts äe las conißäiHZ v ti-aZ6äia8» (Sevilla 1588). Sie enthält vicr Tragödien und zehn Komödien, in denen ent- weder volkstümliche Stoffe, wie «Lsi-nai-äo äsi ^ar- PI0». «1^08 lQfHnt68 ä6 I^ara», oder Begebenheiten aus der alten Geschichte, «^ax», «Virginia», oder zeitgenössische Ereignisse, «83.ec0 äs Roma», [* 39] oder freie Erfindungen, «N1 äO^oii^äo», «N1 vi6^o 6QNmo r3.ä0», das Motiv bilden. So unvollkommene Ver- suche sie auch in Bezug auf Führung der Handlung' und Charakteristik der Personen sind, so sichern sie ihm doch eine bleibende Stellung in der Geschichte des span. Dramas, einmal darum, weil Cujacius der erste war, der eigentlich histor. Schauspiele auf die span. Bühne brachte, und dann, weil er seinen Dramen die eigentümliche metrische Mannigfaltigkeit ver- lieh, welche das span. Drama der folgenden Zeit charakterisiert. In seinem «Verleumder» (0 Inla- maäor, gedruckt in Ochoas «^6801-0», Bd. 1, Par. 1837) zeichnet er das Urbild des spätern Don Juan- Typus. Eine Gesamtausgabe von C.s seltenen Werken existiert nicht; die Nomanzen stehen in der Madrider «Vidlioteoaäs 2.utol68 68Müoi68» (Bd. 10 u. 16). Eine Ausgabe von handschriftlich in Sevilla erhaltenen Gedichten bat Wulfs u. d. T. «?06uw8 in6äit8» (Lund 1887) begonnen. -
Vgl. ZOinkvai-io pint0r68ooä6i846; 11^08 i1u8ti°68ä686vi1i3. (Sevilla 1850);
Barrera y Leirados «OataloZo» (Madr. 1860).
Cuevas («Höhlen»),
häusiger Ortsname in Spa- nien, darunter 1) Cujacius de Vera, Stadt in der span. Provinz Almeria, 7 km im NNW. von Vera, rechts am Almanzora und am Fuße der Sierra de los Filabres, in 1915 m Höhe, hat (1887) 20027 E., eine schöne Pfarrkirche, maur. Kastell, bedeutenden Silberbergbau in den nahen Sierren Almagrera und de Montroi, sowie fruchtbare Umgegend.
2) In der Provinz Malaga [* 40] liegt Cujacius de SanMarcos am Genil, mit 5023 E. Euggiono (spr. kudschohno), Ort im Kreis Ab- biategrasso der ital. Provinz Mailand, [* 41] nahe dem linken Ufer des Ticino, hat Post, Dampfstraßenbahn nach Mailand und Pnmo, (1881) 4862, als Ge- meinde 5364 E., Leinen- und Seidenstofffabrikation. Cui, Cesar Antonowitsch, russ. Komponist, geb. zu Wilna, [* 42] besuchte die Ingenieuraka- demie zu Petersburg [* 43] und wurde an derselben Lehrer und später Professor der Fortisikation. Er schrieb u. a. ein «Lehrbuch der Feldbefestigungen» (3. Aufl. 1880). In der Musik erhielt er Unterricht von Mo- niuszko.
Als Mitarbeiter der russ. «Petersburger Zeitung» 1864-78 vertrat er die Richtung Wag- ners und Liszts und veröffentlichte in der Pariser «I5.6VI16 6t 6k26tt6 Niu8ic9l6» 1878-79 eine Reihe von Artikeln über russ. Musik, gesammelt in «l.g. Mii8i 611IW88I6» (Par. 1881). Von seinen Kom- positionen sind die Opern: «Der Gefangene im Kau- kasus», «Der Sohn des Mandarins», «William Rat- cliff», «Angelo», ferner Scherzos für Orchester und Lieder hervorzuheben. -
Vgl. Comtesse de Mercy- Argenteau, 0. vui dono? (lat.), eigentlich: Wem zum Nutzen? ein Ausgangspunkt für die Suche nach dem noch uw bekannten Thäter eines Verbrechens (s. ^ ^noi dou).
Cuijp, Holland. Maler, s. Cuyp. vnivrs pol! (frz., spr. küihw'r polih), jetzt ge- wohnlich Bezeichnung geschliffener feiner Messing- Waren , wofür man auch geschliffenes Messing fagt. Die Bezeichnung kam etwa 1870 mit den dar- aus gefertigten Gegenständen aus Frankreich; eigent- lich lautet sie vollständig cuivre ^3.un6 poli (polier- tes Messing). Früher lieferte man die betreffenden Artikel poliert (daher der Name), jetzt aber meist geschliffen. Dieses auf der Schleifmaschine [* 44] geschlif- fene Messing ist von gleichmähigerm Glänze als das polierte.
Artikel aus 0. p. waren schon in der Re- naissancezeit in Anwendung, z. B. für die Kirchm- geräte. Der Stoff ist eine Legierung vou Kupfer [* 45] und Zink, aber mit zeitweilig ungewöhnlich hohem Kupfcrgehalt. Für die Produktion und den Handel sind Paris, [* 46] London, [* 47] Wien, [* 48] in Deutschland Berlin, [* 49] München, [* 50] Nürnberg, [* 51] Stolberg [* 52] bei Aachen, [* 53] Geis- lingen und Gmünd [* 54] die wichtigsten Plätze. In den Zolllisten werden Gegenstände aus 0. p. unter «Feine Kupferwaren» aufgeführt. Cujacms, eigentlich Jacques deCujas oder (3ujaus, wie fein Vater sich nannte, einer der aus- gezeichnetsten Nechtslehrerdes 16. Jahrh., geb. 1522, war der Sohn eines Tuchmachers zu Toulouse. [* 55] Er studierte die Reckte zu Toulouse, wo Arnaud Ferner sein einflußreichster Lehrer wurde, und lehrte da- selbst seit 1547 mit großem Erfolge. 1554 wurde er als Lehrer der Rechte zu Cahors angestellt, schon im folgenden Jahre aber auf L'Hopitals Veranlas- sung in gleicher Eigenschaft nach Bourges berufen. Er ging 1557 an die Rechtsschule zu Valence, wurde jedoch 1559 auf Betrieb von Margarete, Herzogin von Berry, wieder nach Vourges berufen. Hier lehrte er 6 Jahre, verfaßte seine «einflußreichsten Werke und gelangte auf den Höhepunkt seines Ruhms. Margarete, die Herzogin von Savoyen geworden war, rief Cujacius 1566 nach Turin; [* 56] er kehrte jedoch be- reits 1567 nach Valence zurück. Die religiösen Kämpfe, die damals Frankreich zerrütteten, zwan- gen auch Cujacius, mehreremal zu fliehen. 1575 gewann man den berühmten Lehrer des röm. Rechts wieder für die Universität zu Bourges; aber fortgesetzte kriegerische Unruhen ließen ihn Sicherheit in Paris suchen, wo er entgegen dem bestehenden päpstl. Ver- bote die Erlaubnis erhielt, röm. Recht zu lehren. Seit 1577 lehrte er wieder in Bourges bis zu sei- nem daselbst erfolgten Tode. Seinen Ruf verdankt er dem Zurückgehen auf die Quellen des röm. Rechts in ihrem ganzen Umfange. Für die Auslegung des ()0i-pn8 ^ni-i8 civilig sind die Schriften des großen Exegeten noch heute von Be- deutung. Die von ihm selbst 1577 besorgte Aus- gabe seiner Werke ist gut und genau, aber unvoll- ständig. Auch die Ausgaben a lg. (^i-Änä-VÄi-ds (6 Bde., Par. 1617) und die von Colombet besorgte (6 Bde., ebd. 1637) enthalten nicht alle Schriften von Cujacius. Eine vollständige Ausgabe besorgte Fabrot (10 Bde., Par. 1658), die mit einigen Zugaben zu Neapel (11 Bde., 1722-27), sowie zu Neapel, Ve- nedig und Modena(11 Bde., 1758-83) nachgedruckt, neuerdings mehrmals (z. B. Prato 1859 fg.) wieder- Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K au'zusuchen. ¶
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holt wurde. Sehr brauchbar für die Benutzung sei- ner Werke ist das «^romptuarium operum d, g.uc- toi-6 vom. ^1dan6N8i8» (2 Bde., Neapel 1763 und Modena 1795). -
Vgl. Spangenberg, Culm und seine Zeitgenossen (Lpz. 1822).
vryus ro^io, e^us roliFio llat., «Wem das Land gehört, der hat auch das Recht der Religions- bestimmung»),
Ausdruck für den während der Re- formation eingeführten und erst durch das moderne lHtaatsrecht beseitigten Grundsatz, nach dem der Lan- desherr befugt sein soll, seinen Staatsangehörigen ein bestimmtes religiöses Bekenntnis aufzuzwingen. 0n1 (frz., spr. kü), Steih. Culaffe (frz., spr. küläß), Vodenstück eines Geschützes; Schwanzschraube eines Gewehrs; der untere Teil eines geschnittenen Steins (s. Brillant und Edelsteinschleiferei, Bd. 5, S.708d).
Culbute (frz., spr. külbüht), Purzelbaum, Um- sturz ; in der Medizin die Umdrehung des Fötus im Uterus kopfabwärts gegen Ende der Schwangerschaft. Culdeer (0u1ä668, spr. kölldihs), Name der kelt. Geistlichen, zuerst vom schott. Historiker Hektor Boe- tius gebraucht. Culm, gebildet aus dem kelt. Osile -- mariws, 8ociu8, und äs -- vei, bedeutet Gottver- lobte, Gottesgenossen, Gottesleute (lat. ouitorss äoi) und diente im 9. Jahrh, zur Bezeichnung so- l^/ in Klöstern lebender als säkularer Geistlicher der kelt. Kirche. -
Vgl. Reeves, ^lie 0u1ä663 ok tke Li-itiäii I3lanll8 (Lond. 1864);
Ekene, 06itic 8cot- land (3 Bde., Edinb. 1876-78).
Steiß), Polster hinten unter Frauenkleidern. (3u1ön8 (auch ^ullsug), Faß, [* 58] das größte Maß für Flüssigkeiten bei den Römern. Ein N. enthielt 20 Amphora [* 59] (s. d.) ^ 525,2? 1. vnisx, s. Stechmücken. Culiacan, Hauptstadt des meiik. Staates Si- naloa, am Rio Culm und mit dem Hafen Altata durch Eisenbahn (80 km) verbunden, hat 8000 E., eine alte Kathedrale, Seminar und Münze. Culm wurde 1532 an Stelle von Hucicolhuacan gegründet. vulioiäae, s. Stechmücken. Culten (spr. köll'n), William, engl. Arzt, geb. zu Hamilton in der schott. Grafschaft Lanark, studierte Medizin in Edinburgh, ward 1746 Professor der Chemie in Glasgow, [* 60] 1751 Professor der Pharmakologie und 1756 nach Edinburgh berufen, wo er 1766 den Lehrstuhl der praktifchen Medizin übernahm und später zum ersten Arzte des Königs von England für Schottland ernannt wurde. Er starb 5/ Febr. 1790. In feinem klassischen Werke «1r63,ti86 ok tks materia. msäica» (2 Bde., Edinb. 1789; deutsch Lpz. 1790, und von Ebeling, mit Zu- sätzen von Consbruch, ebd. 1790) reinigte er die Pharmakologie von unzähligen Irrtümern. Sein Hauptwerk: «^irst 1in68 ol tli6 praetios ok pk^8io8» (4 Bde., Edinb. 1789 u. ö.),
wurde in verschiedene Sprachen (deutsch, 4 Bde., Lpz. 1800) übersetzt. Er schrieb außerdem: «8Mop8i8 1103010^9,6 lustko- äicas» (2 Bde., Edinb. 1772 u. ö.; deutsch Lpz. 1786) und «?k?8i0i0F7» (Edinb. 1785). Nach seinem Tode erschienen «^080l0F^ or 8^8t6in3.tjc 3,rraiiF6» IQ6Iit ol 61863.868" (Lond. 1800) und «11i6 Näin- dur^ii prHctic6 ok p1i^8ie, 8ui-F6i')^ anä iniä^il6i'^» (5 Bde., ebd. 1805). Eine Gesamtausgabe seiner Werke besorgte Thomson (2 Bde., Edmb. 1827), der auch ein «Account of t^6 1il6 ok ^Vüliüm 0.» (2 Bde., ebd. 1832) herausgab. Cullera (spr. kulljehra), befestigte Seehafenstadt in der span. Provinz Valencia, links des Iucar unweit seiner Mündung und am südl. Abhang des Zorrasberges, der im Kap Culm ausläuft, und an der Sekundärbahn Silla-Culm (25 km), hat (1887) 11713 E., Fischerei [* 61] und beträchtlichen Handel mit den Mittelmeerländern. vullöus, röm. Hohlmaß, s. OÜ6ii8. Culloden (spr. köl-), Ort in Schottland, nord- östlich von der Stadt Inverneß, bekannt durch die Schlacht vom in der der Stuart- prätendent Karl Eduard geschlagen und die letzte Hoffnung seines Hauses auf die Wiedererlangung des Thrones von Großbritannien [* 62] vernicktet wurde.
Cullum (fpr. köllömm), George, amerik. Militär- ingenieur und Schriftsteller, geb. zu Neuyork, [* 63] erbaute viele Befestigungswerke, Mauern, Dämme, Leuchttürme u. s. w. und war 1864-74 Superintendent der Militärakademie der Vereinigten Staaten. [* 64] Er schrieb: «Nilitar^ briäF68 an3 Iudja,-rudd6r p0nt00U8» (Neuyork 1847),
tt878t6M8 ol militar^ driäZ68" (ebd. 1863), ol Hnit6ä 8t3.t68 NilitHr^ ^c^(i6iii^" (neue Ausg., ebd. 1877);
" (^uiMiZn8 ol^Nr ok 1812-15 HZHiii8t 6r6a.t Vritain» (ebd. 1879). Eully (spr. küllih), Hauptstadt des Bezirks Ryf- thal (Lavaur) des schweiz. Kantons Waadt, 15 Ilm südöstlich von Lausanne, [* 65] in einem kleinen Busen am nördl. User des Genferfees und an der Linie Genf- St. Maurice der Iura-Simplon-Bahn, hat (1888) 1002 E.,darunter 51 Katholiken; Post,Telegraphund bedeutenden Weinbau. Am Hafen steht das Mar- mordenkmal des hier geborenen Majors Davel (s.d.). Culm.
1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Marien- werder, hat 724,31 hkm, (1890) 45 711 E., 1 Stadt, 73 Landgemeinden und 78 Gutsbezirke, und bildet einen Teil des Culmerlandes, das, zwischen der Weichsel, Drewenz und Ossa gelegen, sehr fruchtbar, namentlich an Weizen ist. -
Vgl. Schultz, Geschichte der Stadt und des Kreises Culm bis 1479 (Danzig [* 66] 1877);
Brauns, Geschichte des Culmerlandes bis zum Thorner Frieden (2. Aufl., Thorn [* 67] 1881). -
2) Culm oder Kulm, poln. ciiLimo, Kreisstadt im Kreis Culm, an der Nebenlinie Kornatowo-Culm (17 km) der «reuß. Staatsbahnen, [* 68] Sitz des landratsamtes, eines Amts- gerichts (Landgericht Thorn) und einer Reichsbankneben- stelle, hat (1890) 9762 (4847 männl., 4915 weibl.) E., dar- unter 3150 Evangelische und 470 Israeliten, in Garnison (561 Mann) das 2.Iägerbataillon, Post erster Klasse, Telegraph, Kreis- und städtische Sparkasse, Polnische Volksbank, Vorschuhverein, Privatbank; ein altes (Graudenzer) Thor, der letzte wohlerhaltene Nest der alten Befestigungen, mit einer Gnadenkapelle (Li-ainlin) im zweiten Stockwerk, kath. Pfarrkirche St. Marien (ehemals Kathedralkirche des Bistums Culm), evang.Pfarr-(früherDominikaner-)kirche, Gym- nasial-(früher Franziskaner-) kirche, Klosterkirche der Cistercienserinnen, ein Mennonitengotteshaus und eine Synagoge; Rathaus (16. Jahrh.), Krieger- und Kaiser-Friedrich-Denkmal und Ständehaus; ferner ein königliches kath. Gymnasium, 1837 eröffnet (Di- rektor I)r. Iltgen, 13 Lehrer, 9 Klassen, 243 Schüler), königl. Realprogymnasium, 1387 gestiftet (11 Lehrer, Artikel, die man unter E vermißt, sind unter K aufzusuchen. ¶
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7 Klassen, 75 Schüler, 3 Vorklassen, 43 Schüler), höhere Mädchenschule und 2 Simultanvolksschulen (das I. Juni 1776 in Culpa gegründete Kadettenhaus ist nach Köslin [* 70] verlegt)', eine Gasanstalt, Wasserwerk, Scklackthaus, Krankenhaus, [* 71] evang. Waisenhaus, Martinsstist sür evang. Frauen, kath. Hosvital und Armenhaus - Eisengießerei, [* 72] Maschinen- fabrik, Dampfmühle, je 2 Bierbrauereien und Dampf- sägewerke; 6 Kram-, Vieh- und Pferdemärkte. - Das Bistum Culpa wurde 1243 errichtet; Sitz des Domkapitels war Culmsee, während der Bischof! selbst zunächst in Culpa, daraus in Löbau [* 73] an der Drewenz residierte, bis 1824 Bischofssitz und Dom- kapitel nacb Pelplin (s. d.) verlegt wurde. Culpa ist die älteste Stadt in Wrstpreußcn und bestand sckon vor Ankunft der Deutschen Ritter, welche 1232 das Schloß erbauten. Zur Zeit der Oroensherrsckaft! hatte es den Vorrang unter den preuß. Städten, bis es 1466 an Polen kam. Seitdem verfiel die Stadt und begann erst, nachdem sie 1773 Friedrich 11. in Besitz genommen, sich zu erholen. Schon 1233 er- hielten die Städte Thorn und Culpa eine Urkunde über ihre Freibeiten, die Culmische Handveste, die 1251 erneuert wurden. Das in derselben der Stadt verliehene Reckt wurde 1394als CulmischesRecht in füns Büchern aufgezeichnet. -
Vgl. Bandtke, 0u1mtM86(Warsch. 1814);
Prätorius, Versuche über die Culmiscke Handfeste (Tborn 1842).
Culman, Lienbart (Leonhard), Theolog und Dichter, geb. zu Crailsheim, [* 74] wurde 1522 Rektor, 1549 Prediger in Nürnberg, verlor als Anhänger der Osianderschen Rechtfertigungslehre sein Amt und starb 1562 als Pastor zu Bernstatt bei Ulm. [* 75] Neben theol. Schriften und lebrbaften Reim- büchlein hat Culpa Dramen verfaßt, deren Stärke [* 76] in der Didaktik liegt. In dem vielbenutzten «Spiel, wie ein Sünder zur Buhe bekehrt wird» (Nürnb. 1539) spiegeln sich C.s theol. Anschauungen wider.
Das «Spiel von der Wittfrau und dem Propheten Elisa» schen Dicktern des 16. Jahrh.", Bd. 2 (Lpz. 1868). Culmerland, Culmische Handveste, Cul misches Necht, s. Culm. Culmsee, Stadt im Kreis Thorn des preuß. Reg.-Bez. Marienwerder, [* 77] am See von Culpa und an der Linie Thorn-Marienburg der Preuß. Staatsbahnen, hat und 269 Israeliten, Amtsgericht (Landgericht Tborn), Vorschußverein, Volksbank; einen schönen Dom, 1251 erbaut, 1422 renoviert, große Zucker- fabrik, Molkerei und Ringofenziegelei. vniot (frz., spr. küloh; Verkleinerungsform von cul), letztgedorenes Kind, Nesttücklein, Jüngster; in der Baukunst [* 78] stengelartige Verzierung mit Laubwerk.
Culotte lfrz., spr. külött), Hose, Beinkleid (s. auch Sansculotten). vnlpa (lat.), Schuld, im gewöhnlichen Sinn Fahrlässigkeit. Wer durch Außerachtlassung der ge- botenen Sorgfalt andere sckädigt, wird in den vom Gesetz bezeichneten Fällen bestraft (s. Fahrlässigkeit). Sodann erzeugt aber fahrlässiges Handeln oder Unterlassen eine Verpflicktung zum Sckadenersatz. Das gilt, wo nicht eine besondere Pflicht des Han- delnden gegen die Personen, mit welcken er in Be- rührung kommt, begründet ist, wie bei der Amts- pflicht (s. d.) oder in Vertrags- oder andern obliga- torischen Recktsverbältnissen nem Reckt n'ckt allgemein.
Vielmebr gab das röm. Reckt eme Klage auf Sckadenersatz wegen fahrlässi- Brocthaus' Konversationslexikon. 14. Aufl.. IV. ger Verletzung nur bei der Sachbeschädigung (s. d.), und wegen fahrlässiger Körperverletzung ss. d.), die durch die Praxis auf eine Haftung für fahrlässige Tötung ausgedehnt ist. Jene Haftung wurde ein- geführt durch eine 1.6X ^uilia (s. d.). Weil hier wegen auch einer geringen Fahrlässigkeit (0. i6vig), d. h. der Außerachtlassung der Sorgfalt eines ordent- lichen Hausvaters gehaftet wird, bezeichnet man das Maß dieser Fahrlässigkeit als aquilische 0. Auf die- sem Standpunkt steht auch das Vürgerl.
Gesetzbuch für Sachsen, [* 79] §§. 122,1483,1506 fg. Andere neuere Gefetze sind weiter gegangen. Das Preuß. AUg. Landr. 1,3 unterscheidet zwischen verschiedenen Gra- den: ein Versehen, welches bei gewöhnlichen Fähig- keiten ohne Anstrengung der Aufmerksamkeit vermie- den werden könnte, nennt es ein grobes Versehen; das ist die grobe Fahrlässigkeit des Gemeinen Rechts ((^.lata).
EinmäßigesVersehenheihtnachAllg.Land- reckt dasjenige, welches bei einem gewöhnlichen Grad von Aufmerksamkeit vermieden werden konnte; ein geringes Versehen ist dasjenige, welches nur bei vor- züglichen Fähigkeiten oder bei einer besondern Kennt- nis der ungewöhnliche Anstrengung der Aufmerksamkeit ver- mieden werden konnte. Das letztere soll nur von solcken Personen vertreten werden, welche die Ge- setze besonders verpflichten, vorzügliche Fähigkeiten oder Kenntnisse oder eine mehr als gewöhnliche Auf- merksamkeit bei einer Handlung anzuwenden.
Das Allg. Landrecht verpflichtet sodann aber jeden zum Ersatz des gesamten Schadens und des entgangenen Gewinns, wenn er einen andern ohne Recht Scha- den aus grobem Versehen zugefügt hat (1, 6, §. 10). Wer aus mäßigem Versehen geschädigt hat, soll nur für den wirtlichen Schaden haften, und wer für ge- ringes Versehen haftet, nur für den unmittelbaren Sckaden (§ß. 12,15). Über die weitergehenden Be- stimmungen des franz. Rechts, des Österr. Vürgerl. Gesetzbuchs und des Deutschen Entwurfs s. Arglist. In Vertrags- und andern obligatorischen Verhält- nissen wird gemeinrechtlich mit wenigen Ausnahmen auck für geringes Versehen gehaftet; umgekehrt aus- gedrückt: der Verpflichtete muß die Sorgfalt eines ordentlichen Hausvaters (äiliFentig. doui Mti-i8 lg.- inNia8) anwenden und dafür aufkommen;
nach dem Deutschen Handelsgesetzbuch Art. 282 hat jeder bei einem Geschäft, welches auf seiner Seite ein Han- delsgeschäft ist, die Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns anzuwenden.
Hat der Kontrahent die Bewachung (cu8tock'a) ausdrücklich oder nach der Natur des Vertragsver- hältnisses übernommen, so haftet er, wenn er hierin etwas versehen, insonderheit keine zuverlässigen Wächter angestellt, die zu verwahrenden Sachen nicht unter ordnungsmäßigen Verschluß gebracht hat, bei Schaden durch Diebe oder Feuer u. dgl. für (^. iu eugtoäißiiäo. Wer bloß im Interesse des Gläubigers eine Schuld übernimmt, wie der röm. Depositar, welcher kein Entgelt für seine Dienste [* 80] nahm, soll nur für grobe Verschuldung haften. Dagegen haftet der, welcher fremde Gesckäfte führt, wie der Beauftragte auch für geringes Verschen. Der Gesellschafter, der Vormund und der Ehemann bei Verwaltung der Sachen seiner Ehefrau sollen nach Gemeinem Recht nur für sog. l^. iu c(iuci-6t0, d. h. diejenige Sorgfalt haften, welche sie in eigenen Angelegenheiten anzuwenden pflegen. Wer sich eines Gehilfen oder eines Stellvertreters bedienen darf, haftet gewöhnlich nur für die sorg- 40. ¶
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fältige Auswayl, (. in 6iiF6llä0. Anders beim Fracht- vertrag (s. d.); wie denn auch der Reeder für den Schaden mit Schiff [* 82] und Fracht verantwortlich ist, welchen eine Perfon derEchiffsbefatzung einem Drit- ten durch ihr Verschulden in Ausführung ihrer Dienstverrichtungen zufügt (Deutsches Handels- gefetzbuch Art. 451, 452). Das franz. Recht hat da- gegen die Dienst- und Geschäftsherren fchlechthin verantwortlich erklärt für den Schaden, welchen ihre Dienstboten und Angestellten, prepoLes, Dritten bei den Geschäften zufügen, bei welchen sie von dem Ge- schäfts- und Dienstherrn verwendet werden ((^oäs 1384), und die neuere Rechtfprechung und Gefetz- gebung ist auch auf andern Rechtsgebieten bemüht, die empfindliche Lücke, welche die Haftung nur für 0. iQ 6liF6nä0 läßt, durch eine Annäherung an die franz. Rechtsanschauung auszufüllen.
Insonderheit werden Anstalten, der Fiskus, Gemeinden, Korpo- rationen, große Gesellschaften für die Verfehen ihrer Beamten vielfach fchlechthin für haftbar erklärt, na- mentlich, wenn das Verfehen bei Abfchluß von Ver- trägen oder deren Erfüllung vorgekommen ist. Überhaupt wird bei Vertragsberedungen heut- zutage ein strenger Maßstab [* 83] angelegt. Auch wenn es zu einem Vertrage nicht gekommen ist, wird der, welcher sich mit einem andern in Vertragsverhand- lungen eingelassen und hierbei schuldhafterweife Angaben gemacht hat, welche bei dem andern die irrige Vorstellung erwecken mußten, daß er einen rechtsbeständigen Vertrag abschließe (0. in con- trakenäo), für verpflichtet erachtet, der andern Partei zu erfetzen, was diefe gehabt hätte, wenn von dem Vertrag keine Rede gewesen wäre. Das ist das negative Vertragsinteresse. -
Vgl. Hasse, Die 0. des röm. Rechts (2. Ausg., Bonn [* 84] 1838).
Culrotz (fpr. koll-), alte Stadt und Seehafen, in einer Exklave der fchott. Grafschaft Perth, am Nord- ufer des Firth of Forth, mit etwa 400 E. Dabei die Ruinen des Dunimarle-Schlosses, wo Macbeth die Lady Macduff und deren Sohn ermordet haben soll, fowie Ruinen eines Klosters (1217). Culteranisten oder Gongoristen, eine von Luis de Göngora y Argote (s. d.) gestiftete fpan. Dichtcrichule. Eumä (grch. Kyme), die älteste griech. Nieder- lassung in Italien [* 85] (in Campanien), vielleicht schon um 1050 v. Chr., ohne Zweifel von dem uralten euböischcn Kyme gegründet, galt aber nach dessen frühem Verfall für eine der Gründungen von Chal- kis auf Euböa oder auch des kleinasiat. Kyme.
Die Stadt, zuerst auf der Insel Ischia [* 86] erbaut, bald aber auf eine Anhöhe des gegenüber liegenden Fest- landes verlegt, gelangte früh zu Reichtum und Macht, gründete eine besondere Hafenstadt, Dikäarchia, fpä- ter Vuteoli genannt, und besaß eine bedeutende Flotte. Um 524 v. Chr. wies Cumbal einen Angriff zahl- reicher Scharen von Aurunkcrn, Dauniern und Etruskern ab, etwa 20 Jahre fpäter half es den La- tinern gegen die siegreich vorgedrungenen Etrusker. Durch innern Zwist schon gefchwächt, siegte Cumbal noch 474 mit Hilfe der von Hiero gefandten fyrakusifchm Trieren [* 87] in einer großen Seefchlacht über die Etrus- ker, unterlag aber 421 den Samniten. 334 wurde Cumbal röm. Municipium mit befchränktem Bürger- recht, an dessen Stelle später das volle trat; unter Augustus erhielt es eine röm. Kolonie, gelangte aber nie mchr zur frühern Blüte [* 88] und wurde 1203 von Neapel aus zerstört; Reste der Vefestigungsmaucrn und Trümmer von Tempeln sind noch erhalten.
Von Cumbal führt auch die cumäische Sibylle (s. d.) ihren Beinamen.-
Vgl. Veloch, Campanien (Bresl. 1890).
^ Cumana oder Santa Ines de Cumbal, Stadt im Staate Bermudez in Venezuela, am Manzanares und am Ausgange des Meerbusens von Cariaco, 5 km von der Küste, gefund, aber heiß gelegen (Mitteltemperatur 27,6° 0.), hat (1886) mit Distrikt über 12000 E., meistens Kreolen, ein Kollegium und eine vortreffliche Reede; Handel mit Kakao, Zucker, [* 89] Tabak, [* 90] Kokosnüssen, Nindshäuten, Perlenfischers und Fischfang. Im W. der Stadt die Ruine des Schlosses San Antonio. - Cumbal, die älteste Stadt der Tierra Firma (Festland), wurde 1521 als Neu- toledo von den Spaniern im Auftrage von Diego Columbus gegründet. Es litt 1766, 1797 und durch Erdbeben. [* 91]
EumarmoderTonka-Stearopten,^^^, eine höchst angenehm riechende organische Verbin- dung, die sich in den Tonkabohnen (den Samen [* 92] von Vipt6i'ix oäorata. und oppoZitikolia. I^Mci.), im Waldmeister (^ßperula oäoi-Htg. ^.), im Stein- klee (NelilotuZ (MeiualiZ ^)es?'.), in mehrcrn Grä- sern, wie im ^ut1i0X3,nt^uin oäorawin 1^., und in den Fahamblättern (^n^rseuin ki-a^ranZ ^/^^.), einer bei den Asiaten ihres vanilleähnlichen Duftes wegen sehr beliebte Drogue, in der 0rc1ii8 kusea ,/ae und der wohlriechenden Rinde der Weichfel- kirfche (?runu3 mai^isd ^.) vorfindet.
Man ge- winnt das Cumbal aus den Tonkabohnen durch Aus- ziehen derselben mit Alkohol; künstlich erhält man es durch Erhitzen von Salicylaldehyd mit Natrium- acetat und Essigsäureanhydrid. Es krystallisiert in kleinen Prismen, ist farblos, vom Gerüche der Tonka- bohnen, löst sich kaum in kaltem Wasser, ziemlich leicht in siedendem. Es schmilzt bei 67° und siedet unzersetzt bei 291". Die Tonkabobnen werden be- nutzt, um dem Schnupftabak einen wohlriechenden Geruch zu erteilen.
Das als Mai trank bekannte Getränk, das man durch Digestion von frischem Waldmeister und versüßtem Weißwein darstellt, ent- hält Cumbal. Wenig krystallisiertes Cumbal genügt, um eine große Menge Wein in duftenden und feinfchmecken- den Maitrank zu verwandeln. Das reine Cumbal findet auch Verwendung in der Parfümerie. Seiner chem. Konstitution nach ist das Cumbal das isomere Anhydrid der Orthooxyzimmetsäure (Orthocumarfäure) Cmnarin Cumarsäure und gehört zur Klasse der 3-Lactone. Mit Alkalien giebt das Cumbal die Salze der Cumarsäure, durch Na- triumamalgam wird es zu Melilotsäure reduciert. 1 KZ C. kostet im Großhandel (1893) 132 M. Cumaron, (^IlßO oder^I^^ 0 ^^H,wurde zuerst durch trockne Destillation der aus dem Cu- marin (s. d.) darstellbaren Cumarilsäure mit Atzkalk als farblofe, bei 169° siedende Flüssigkeit erhalten und ist neuerdings als ein Bestandteil des Stein- kohlenteers, und zwar der schweren Teeröle, ent- deckt worden. Durch konzentrierte Mineralsäuren wird es in das Polymere Paracumaron, eine fchellackartige Verbindung, die sich zur Darstellung von Firnissen trefflich eignet, übergeführt. Eumarsäure, f. Cumarin. Eumbal, fchneebedeckter Vulkan nnt dampfenden Kratern unter 0° 53^ nördl. Br., im äußersten S. der Republik Columbia, ist 4790 in hoch. Artikel, die man unter C vermißt, sind untcr K aufzusuchen. ¶