Ferse und Fußspitze, Zusammenschlagen der
Sporen und Klatschen der
Hände auf die Csizmen (Stiefel) ausgeführt. Allmählich
gestalten sich die
Bewegungen lebhafter und rauschen zu stürmischer Schnelle auf, wobei dann der Tänzer seine Tänzerin
umfaßt und sich mit ihr im Wirbel dreht oder sie ihm entflieht und er sie verfolgt, bis er sie erhascht
und dann den Wirbeltanz wiederholt. Zum Csárdás gehört Zigeunermusik, denn nur der ungar.
Musiker versteht es, die oft mit kurzer
Note beginnenden
Arten der Tanzmelodien richtig zu betonen. Die ältesten Csárdásmelodien
sind bei F. Paix, «Orgeltabulatur» (1583) und in Heckels «Lautenbuch»
(1562) erhalten (abgedruckt bei Fr.Böhme, «Geschichte des Tanzes in
Deutschland»,
[* 2] Lpz. 1886, Bd.
2). Eine reiche
Serie alter und neuer Csárdásmelodien enthält das dreiaktige Ballet «Csárdás»
von Eug. Sztojanovits
(Budapest
[* 3] 1890).
(spr. tscháhßahr),Franz, ungar. Schriftsteller und Dichter, geb. in Zala-Egerszeg,
war erst
Lehrer, dann Notar beim Wechselgericht in
Fiume,
[* 4] 1846-49
Beisitzer des Wechselgerichts in
Pest.
Császár veröffentlichte mehrere Werke über ungar. Wechselrecht und das ungar.
Konkursverfahren, außerdem «Ital.
Reisen» (Ofen 1844),
ein «Mytholog. Wörterbuch»
(Pest 1844) und «Der
Hafen von
Fiume» (2
Bde., ebd. 1842-43). Von seinen «Gedichten»
(2. Aufl., ebd. 1846), die sich durch korrekte Form auszeichnen, sind namentlich
die in ital.
Manier geschriebenen
Sonette und Matrosenlieder schätzenswert. Auch übersetzte er mehrere ital. Meisterwerke
(von
Alfieri,
Beccaria, Silvio
Pellico,
Dante) ins
Ungarische. Im März 1850 gründete er das angesehene polit. Tageblatt «Pesti
Napló»
(«Pester Tageblatt»). Császár war auch Mitglied der
UngarischenAkademie und der Kisfaludy-Gesellschaft. Er starb
(spr. tschennger),Groß-Gemeinde und Sitz des Stuhlbezirks Csenger (23775 E.) im ungar.
KomitatSzatmar,
am linken Ufer der
Szamos, nahe dem Ecsedsumpf, hat (1890) 3111 magyar., meist reform.
E. und bedeutenden Tabakbau.
(spr. tschénngeri),Anton, ungar. Publizist und Staatsmann, geb. in Großwardein,
[* 7] absolvierte die jurist.
Studien teils in seiner Vaterstadt, teils in
Pest, worauf er sich der polit. Laufbahn zuwandte,
für die er sich zuerst im
Komitat, dann am
PreßburgerReichstage vorbereitete. Von 1845 bis 1848 war Csengery Redacteur des «Pesti
Hirlap»
(«Pester Journal»),
folgte Ende 1848 der ungar. Regierung nach Debreczin
[* 8] und war einige Zeit Ministerialrat. Ende 1849 kehrte
er nach
Pest zurück. 1851 erschien unter seiner Redaktion «Magyar
szónokok és státusférfiak» (deutsch: «Ungarns Redner», Lpz. 1852),
eine Reihe meisterhafter Charakteristiken ungar. Staatsmänner; 1851 übersetzte
er Macaulays «Engl. Geschichte» (neue Aufl.
1874, eine der vollendetsten
Übersetzungen) in ungar.
Sprache;
[* 9] 1857 gründete er die «Budapesti Szemle»
(«BudapesterRevue»),
die er bis 1869 redigierte. Auch auf socialem Gebiete entfaltete er eine rastlose Thätigkeit, wirkte
für die Gründung landwirtschaftlicher und Gewerbevereine, schrieb über
Volksbanken und
Sparkassen und hatte einen Hauptanteil
an der Schöpfung des ungar.
Bodenkredit-Instituts, dem er bis an seinen
Tod als Direktor angehörte. 1861 ins ungar. Parlament
gewählt, war er der vertrauteste Freund
FranzDeáks und eins der einflußreichsten Mitglieder der
Deák-Partei.
Csengery starb Von seinen litterar.
Arbeiten sind noch hervorzuheben: «Histor.
Studien und Charakteristiken» (2 Bde.,
Pest 1870),
«Geschichtschreibung und Geschichtschreiber» (ebd. 1874),
«Denkrede auf
FranzDeák» (ebd. 1877; deutsch von
Heinrich, Lpz. 1877) und eine Sammlung seiner
Reden und
Studien über
das Unterrichtswesen
(Budapest 1880). Seine «Gesammelten Werke» (5 Bde.)
erschienen ebd. 1884.
(spr. tschepp-), auch
Ráczkeve genannt, eine durch den Soroksárer Donauarm gebildete, 50 km lange, sehr fruchtbare
Insel im ungar.
KomitatPest-Pilis-Solt-Klein-Kumanien, hat 330 qkm und mehrere volkreiche Ortschaften. In alten
Zeiten war die
Insel der Sommeraufenthalt der magyar. Herrscher und pflegte den ungar.
Königinnen zum Brautschatz gegeben zu werden. Von
Karl VI. wurde sie 1721 dem Prinzen Eugen geschenkt, dessen prächtiges
Schloß noch heute im Hauptorte
Ráczkeve
(Groß-Gemeinde mit 5861 meist magyar. E., 59 Deutsche)
[* 10] steht; doch fiel sie 1825 wieder
an das österr. Regentenhaus zurück, zu dessen Familiengütern sie jetzt gehört. Im Herbst 1848 als
militär.
Position gewählt, um Jellachichs Übergang auf das linke Donauufer zu hindern, wurde die
Insel namentlich durch
die hier auf
Befehl Görgeys 2. Okt. vollzogene standrechtliche Hinrichtung des
Grafen E.
Zichy bekannt.
(spr. tscher-),Groß-Gemeinde im ungar.
KomitatBács-Bodrog, in der fruchtbaren
Bácska,
am Franzens- oder
Bácser-Kanal, hat (1890) 7429 meist deutsche E. (523 Magyaren, 67 Slowaken) und bedeutenden Getreidebau.
Die
Wälder sind ergiebig an trefflichem Eichenholz, das auf der
Maros teils in die südl.
Teile Siebenbürgens, teils nach
Ungarn geführt wird. Das Kupferbergwerk zu
Szent-Domokos ist das reichste in Siebenbürgen und liefert
jährlich an 60 t
Rosettenkupfer. Berühmt ist der Sauerbrunnen zu
Borszék (s. d.). Die durch die
Thalenge von Csik-Szent Király
in zwei Thalbecken geschiedene Ebene Csik ist 605-738 m hoch und wird von der
Alt
(Aluta) durchflossen. - 2) Csik,
Csik-Szereda,
Stadt mit geordnetem Magistrat und Sitz der Komitatsbehör-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
den, hat (1890) 1789 magyar. E. (Szekler), eine landwirtschaftliche Lehranstalt, eine Sparkasse, ein Krankenhaus
[* 12] und eine kleine
Festung
[* 13] mit den umliegenden Militärgebäuden des jetzt aufgelösten ersten Szekler Grenzregiments. In der Nähe das große
Franziskanerkloster Csik-Somlyó-Vardotfalva mit einer schönen Kirche und einem Obergymnasium, ein berühmter Wallfahrtsort
der röm.-kath. Szekler, die alljährlich zu Pfingsten dahin aus allen benachbarten Gegenden eine große
Ablaßprozession veranstalten.
(spr. tschi-), Bergorte im ungar. Komitat Krasso-Szörény, und zwar die Groß-GemeindeDeutsch-Csiklova, ungar.
Nemét-Csiklova oder Csiklova-Bánya, mit 2160 meist rumän. E. (162 Deutsche) und Walachisch-Csiklova
oder Roman-Csiklova mit 3086 rumän. E., liegen südlich bei Oravica und
haben Hammerwerke, eine Kupfergeschirrfabrik und Bergbau
[* 14] auf Kupfer.
[* 15]
Hier werden Kupferbleche und Münzplatten für die Karlsburger
Münze verfertigt.
der Roßhirt, eine originelle Gestalt aus dem ungar. Volksleben, welche durch die ungar.
Dichter, namentlich durch Lenau und Petöfi, auch in weitern Kreisen bekannt geworden ist. Der Anzug des
Csikós besteht aus einem bloßen kurzen Hemd, das kaum bis an die Hüften reicht, mit weiten Flügelärmeln versehen ist, und
aus langen weiten Hosen
[* 16] von grober gebleichter Leinwand (Gatya). Sein langes, schwarzes, stark mit Fett eingeriebenes Kopfhaar
bedeckt ein kleiner, breitkrempiger Hut.
[* 17]
Die Mitte des Leibes umschließt ein mit blanken Knöpfen besetzter lederner Gurt. An den Füßen trägt
er Csizmen (Stiefel mit klingenden Sporen). Zur Waffe dient ihm ein kurzer, mit Hammer
[* 18] und Beil versehener Stock (Fokosch),
den er mit Sicherheit zu schleudern versteht. Der Csikós ist ein Mann von großer Stärke,
[* 19] Behendigkeit und
Geistesgegenwart, der sich besonders durch seine Gewandtheit im Einfangen der frei weidenden jungen Pferde
[* 20] (mit einer sehr
langen Peitsche, die er wie einen Lasso handhabt) und im Reiten solcher ungebändigten Tiere auszeichnet. Doch hat mit dem
fortschreitenden Ackerbau und dem Verschwinden der vom Pfluge noch unberührten Weiden und der großen
Viehherden im ungar. Alföld auch das halbwilde Hirtenleben des Csikós erhebliche Einschränkung erfahren. KarlBeck hat den Csikós in
«Janko. Roman in Versen» (3. Aufl., Lpz. 1870) sehr ansprechend
geschildert.
(spr. tschicki),Gregor, ungar. Dramatiker, geb. zu Pankota im
AraderKomitat, studierte in Pest und Wien
[* 21] kath. Theologie und war 1870-78 Professor am Priesterseminar in Temesvár. 1878 trat
er zur evang. Kirche über, vermählte sich und lebte seitdem ausschließlich der Litteratur. Er starb in Pest.
Csiky schrieb anfangs kirchengeschichtliche Werke und Novellen («Aus dem
Leben» und «Photographien»),
die Anerkennung fanden; als bedeutender Dramatiker erwies er sich zuerst durch
sein preisgekröntes Lustspiel «Jóslat» («Orakel»,
1875),
ferner die Dramen «Die Proletarier» und
«Glänzendes
Elend», das Trauerspiel «Nora», die Lustspiele «Mukányi», «Kaviar» und «Die schönen Mädchen», das Trauerspiel «Der Magus»
und das Schauspiel «Anna» (die letztern beiden in je einem Akte), die alle großen Bühnenerfolg hatten. Csiky hat sich auch auf dem
Gebiete des Romans mit Erfolg versucht und als Übersetzer des Sophokles, des Euripides, des Plautus, zahlreicher
franz. (Molièrescher) und engl. DramenAusgezeichnetes geleistet. Er war Mitglied der Akademie und der Kisfaludy-Gesellschaft.
(spr. tschóckonaj),Michael, ungar. Dichter, geb. zu Debreczin, wurde 1795 Lehrer am Gymnasium
seiner Vaterstadt, gab aber diesen Posten wegen Kränklichkeit bald auf und ging nach Sárospatak, um
sich der Rechtswissenschaft zu widmen. Später siedelte er nach Debreczin über, wo er fortan nur der Dichtkunst lebte und starb.
Seine «Magyar-Musa» («Ungar. Muse», Preßb. 1797),
ein komisches Epos «Dorottya» («Dorothea»,
Großwardein 1804),
«Gelegenheitsgedichte» (ebd. 1806) und der «Frühling» (Komorn 1802),
nach KleistsDichtung, verschafften ihm Berühmtheit.
Csokonai ist ein echt volkstümlicher Lyriker, dessen Lieder teilweise noch heute im Munde des Volks leben. Márton gab seine «Gesammelten
Werke» (4 Bde., Wien 1813; 2. Aufl. 1816) und Domby «C.s Leben und einige hinterlassene Schriften» (Pest
1817) heraus. Eine kritische Ausgabe seiner Werke besorgte später FranzToldy (Pest 1846), sein Leben und seine Werke behandelten
Thom. Szana (ebd. 1869) und Jul. Haraszti (ebd. 1880). 1871 wurde ihm in Debreczin ein Denkmal (von Nik. Izsó) errichtet.
(spr. tscho-),Alexander, ungar. Reisender und Sprachforscher, geb. zu Körös in
Siebenbürgen, widmete sich 1812-15 in dem Bethlenschen Kollegium zu Nagy-Enyed philol. und theol. Studien, hielt sich dann
bis 1818 in Deutschland auf, wandte sich 1819 nach Budapest und ging 1820 durch Bulgarien
[* 24] und Rumelien nach dem HafenEnos, wo
er sich nach Ägypten
[* 25] einschiffte. Durch die Pest aus Alexandria vertrieben, reiste er in morgenländ. Tracht
nach Beirut, über Haleb und Mosul nach Bagdad und von hier mit Unterstützung des engl. Konsulats über Kermanschah und Hamadan
nach Teheran, wo er im Okt. 1820 anlangte. Am verließ Csoma, als Armenier verkleidet,
Teheran, ging nach Meschhed und erreichte nach großen Beschwerlichkeiten 18. Nov.Buchara, von wo er mit einer Karawane seine
Reise über Balch, Kabul, Bamian nach Lahaur im Pandschab fortsetzte.
Die folgende Zeit verbrachte er mit Wanderungen und Forschungen in Ladach und Kaschmir
[* 26] und widmete sich hierauf mehrere Jahre
hindurch dem Studium der tibetischen Sprache erst bei dem Lama von Zanskar, dann in einem lamaitischen Kloster in Kanum am obern
Satladsch. 1831 endlich wandte sich Csoma nach Kalkutta,
[* 27] wo er Bibliothekar der Asiatischen Gesellschaft wurde und seine beiden
Hauptwerke ausarbeitete: «A grammar of the Tibetan language» und «Essay
towards a dictionary Tibetan and English», die beide 1834 zu Kalkutta auf Kosten des brit.
Gouvernements im Druck erschienen. Auch gab er in den «Asiatic Researches»
(Bd. 20) eine vollständige Übersicht der gesamten heiligen
Bücher der Tibetaner. In der Absicht, seine Forschungen und Studien in
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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Lhassa fortzusetzen, starb er unterwegs zu Dardschiling in Sikkim (im Himalaja), wo ihm später ein Denkmal gesetzt
wurde. Seine kleinern Schriften gab (mit einer BiographieC.s) Theod. Duka 1884 (englisch und gleichzeitig ungarisch) heraus.
Die Theiß, welche Csongrád in zwei gleiche Hälften teilt, sowie die Flüsse
[* 30] Körös und Maros befördern bedeutend den Handel, Fischfang
und Schiffbau; ihre fast jährlichen Überschwemmungen bringen aber das Gebiet fortwährend in große Gefahr, die im Febr. 1879 zu
der Katastrophe von Szegedin
[* 31] (s. d.) und Umgebung führte. Das Komitat ist nach dem bei der Groß-Gemeinde
Csongrád in Trümmern liegenden Schlosse Csongrád benannt. Es umfaßt die königl.
Freistadt mit Municipium Szegedin und Hódmezö-Vasárhely, die Stadt Szentes mit geordnetem Magistrat und die 3 Stuhlbezirke:
Csongrád, Dorozsma und Mindszent. - 2) Groß-Gemeinde und Sitz des Stuhlbezirks Csongrád (25968 E.) im Komitat am Zusammenfluß
der Körös und Theiß, an der Zweiglinie Félegyháza-Csongrád (24,8 km) der Österr.-Ungar. Staatsbahn, ist Dampferstation und
hat (1890) 20802 magyar. kath. E., Sodasiederei, Acker- und Weinbau, Viehzucht
[* 32] und Fischerei.
[* 33]
(spr. tschor-), der größte Gebirgssee südlich der Hohen Tatra in Ungarn, auf der Wasserscheide
zwischen Waag und Popper, in 1351 m Höhe schön gelegen, ist 20 ha groß und wird wegen der schönen Aussicht auf die Tatragipfel,
die Thäler der Waag, Popper und des Hernád und die dahinter gelegene Gebirgskette von der Station Csorba (898 m) der Kaschau-Oderberger
Bahn aus (1½ Stunden) viel besucht. Am Ufer ein Hotel und Villen.
deMonteCreto (spr. tschorritsch),Anton, Freiherr von, österr. Feldmarschalllieutenant, geb. 1795 zu Mahično
bei Karlstadt in Kroatien, nahm als Kadett am Feldzuge des J. 1809 teil sowie als Offizier an den Feldzügen 1813-15. Im J. 1846 war
er Festungskommandant von Salzburg
[* 34] und 1848 stand er als Feldmarschalllieutenant an der Spitze einer Infanteriedivision und
zeichnete sich bei der Unterwerfung von Wien sowie später als kommandierender General des 2. Armeekorps in Ungarn (bei Schemnitz,
Kapolna und Komorn) hervorragend aus. Csorich de Monte Creto wurde nach der Unterwerfung Ungarns Adlatus des Höchstkommandierenden
zu Wien und Kriegsminister, übernahm 1853 das Generalkommando in Ungarn als Adlatus des Erzherzogs Albrecht, trat 1859 in
den Ruhestand und starb zu Dornbach bei Wien.
(spr. tschorna),Groß-Gemeinde und Sitz des Stuhlbezirks Csorna (34241 E.) im ungar. Komitat Ödenburg,
[* 35] an der Raab-Ödenburger
Eisenbahn und der Linie Preßburg-Steinamanger der Ungar. Staatsbahnen,
[* 36] hat (1890) 6090 meist magyar. E. und eine Prämonstratenserabtei
mit prachtvollem Kloster, Garten
[* 37] und reichhaltigem Archiv. Das Weichbild umfaßt über
50 qkm, ist von besonderer Fruchtbarkeit
(Weizen, Roggen, Gerste,
[* 38] Hafer,
[* 39] Mais, Kartoffeln u. s. w.) und hat gute Viehzucht (namentlich Pferde). - Am fand
hier ein heftiges Gefecht zwischen den Kaiserlichen unter General Wyst (der hier fiel) und den Ungarn unter Kmety statt.
Staatsbahnen, hat (1890) 3672 magyar. E., darunter 987 Reformierte, 314 Augsburgischen
Bekenntnisses und 302 Israeliten, ein reform. Obergymnasium und eine Lehrerbildungsanstalt.
ein früheres Getreidemaß in Catalonien und auf den Balearischen Inseln. Es war die Cuartera in Catalonien = 12 Cortanes
oder 4/10 Cargas = etwa 70 l, die Cuartera oder Cuarte von Mallorca = 70,34 l, die Cuartera von Menorca = 74,406 l.
(spr. -tilljo,d. i. Viertel), 1) frühere span. Kupfermünze (1853-64),
ein Viertel des damaligen Real oder = 25 Realen-Centimos, demnach etwa = 5,3 jetzigen deutschen Pfennigen;
2) früheres span.-castil. Hohlmaß: a. für Getreide das Viertel des Celemin oder 1/12 der Cuartilla (s. d.) und = 1,1563
l;
frühere span. Kupfermünze (bis 1850) zu 4 Maravedises de vellon. 8½ Cuarto machten
einen
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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forlaufend
617
Real de vellon oder sog. Kupferreal (der aber in Sil- ber vorhanden war; s. Real) aus; der Cuba hatte also die Geltung von etwa
2^/9 jetzigen deutschen Pfennigen. Euati, der Nasenbär, s. Coati. Cuautla de Morelos, Distriktshauptort im mexik. Staate Morelos,
hat Bahnverbindung mit der Hauptstadt Mexiko,
[* 41] etwa 14000 E. und Zucker- industrie. Euba, die größte
der Großen Antillen, die wert- vollste span. Kolonie, liegt von 74 bis 85" westl. L. (von Greenwich) und 19° 50' bis 23°
12' nördl. Br. in langgestreckter Form vor dem Mexikanischen Golfe.
Die Straße von Jucatan trennt die Insel von der Halbinsel Mcatan, die von Florida von der gleichnamigen
nordamerik. Halbinsel, der AlteBahamakanal von den Bahama-Inseln und der Kanal von
[* 42] Jamaika von der Insel Haiti. Die größte
Längenausdehnung von KapSanAntonio im W. nach der Punta de Maisi im O. beträgt 1200 km, die mittlere Breite
[* 43] 110 kin, die Küsten-
linie 3750 km. Die meist stachen und mit tresflicken Häfen versehenen,
an vielen Stellen aber durch Klippen,
[* 44] Sandbänke, Korallenriffe
[* 45] und kleine In- seln schwer zugänglichen Küsten umschließen
einen Flächeninhalt von 112191 zurechnung der Fichteninsel (Isla de Pinos) im S. und der übrigen zugehörigen kleinern
Inseln, wie die Klippen Los Colorados im W., die Romano- Inseln im N., die Iardines del Rey y de la Neina
und das Laberinto de doce Leguas im S. auf 118833 ykiu erhöht wird.
Die größten Baien der Insel sind die von Nipe und Nuevitas an der Nord- küste, die von Guantanamo, Cienfuegos (Iagua) und
Broa an der Südküste. (S. Karte: Antillen.) Oberfiächengestaltung. Die Infel wird aufge- baut von Syenit,
Granit, Porphyr und einem durch die ganze Insel ziehenden Serpentinzuge, an den sich lichter harter Kalkstein, besonders im
N. lehnt, auf welchem die Wasferfcheide und die Mineralfund- stätten liegen. Asphalt und Erdöl
[* 46] ziehen sich durch die
nördlichsten tertiären Teile.
Das Innere wird im W. von einem Hügellande erfüllt, aus dem fich der Pan
[* 47] de Matanzas zu 390 m, Pan de Guasabon zu 594 in
erheben. Im mittlern Teile nähern sich höhere Ketten, wie die Sierra Camarioca, die Lomas de SanJuan (600 m) u. a., mit dürren
nackten Gip- feln der Südküste und zeigen an beiden Abdachun- gen höhlenzerklüftete Wände von Karstcharakter. Ast- lich
der Ebene von Principe steigt der Boden an, und es beginnt mit der der Nordküste parallelen Sierra de Carcamesas das Gebirgsland.
Dieses erreicht feine höchsten Gipfel in den Sierren der^Süd- küste zwischen Kap de Cruz und Maisi,
in der Sierra Maestra, die im Pico de Tarquino 2560 m, im Pico Ojo del Toro 1582 m erreicht. Die Bewässerung ist ziemlich reichlich.
Unter den wenigen schiffbaren Flüssen ist am bedeutendsten der von der Sierra Maestra kommende und westlich das Tbal von Bayamo
durchströmende Rio
[* 48] Cauto (440 ^m lang, davon 120 km schiffbar). Klima,
[* 49] Pflanzen- und Tierwelt. An den Grenzen
[* 50] der Tropenzone gelegen, hat Cuba im allgemeinen ein vorzügliches Klima. Es wird die jährliche mittlere Temperatur für Zabana
auf 25,3° 0., die des Januar auf 22,2°, des Juli auf 28° angegeben.
Die mitt- lern Extreme betragen 37,8 und 12,9° 0. Im Jahre fällt 1175 min Regen: vom Mai bis Oktober
dauert die Regenzeit: die regenreichsten Monate find Juni, September und Oktober. Die Zitze der Monate Juli und August wird
durch Seewinde gemildert. Die Küstengegenden, zum
Teil sumpfig, sind dem GelbenFieber ausgesetzt, das Innere aber
ist gesund. Die Südküsten werden von Erderschütterungen und befugen stürmen betroffen, aber doch nicht fo ver- heerend
wie auf vielen der übrigen Antillen.
Über dieFlora f. Westindien.
[* 51] Die Fauna isr zwar im ganzen die allgemeine von Westindien, aber
es kommen doch eigentümliche Formen vor, so 2 der Fledermäuse, 1 der Insektenfresser,
[* 52] mehrere der Nager
und 40 der Landvögel. Ebenso finden sich hier mehrere eigentümliche Reptilien, Glieder- tiere und befonders Mollusken.
[* 53] Mineralien.
[* 54] Das Gold
[* 55] des Alluvialbodens wird feit zwei Jahrhunderten nicht mehr gewonnen, auch Silber nur wenig, dagegen Kupfer sehr viel
und am meisten im Süden.
Steinkohlen und Erdpech beutet man unzureichend aus. Auch sind mächtige Gips- lager, Marmorbildungen und
fchöne Iaspisarten vorhanden. Die berühmteste Mineralquelle ist die von SanDiego im Südwesten von Habana.
[* 56] Landwirtschaft,
Industrie und Handel. Von der Oberfläche sind nur etwa 10 Proz. wirklich kul- tiviert; weite Strecken im Innern sind noch wenig
bekannt. Wald (4 Proz.) und Felfeneinöden werden zu Hutungen benutzt. Die Bevölkerung lebt in 13 Städten
(Ciudades), 12 Flecken (Villas) und vielen Dörfern (Püeblos), Weilern (Aldeas) und Höfm lCaserias), größtenteils aber
auf Pflanzungen.
Viehzüchtereien (Estancias) bestehen in Menge, am meisten in der Gegend von Bayamo und nament- lich von Holguin, den Hauptzuchtstätten
und Fleisch- produktionsorten der Insel; auch die Bienenzucht
[* 57] ist sehr verbreitet. Von noch größerer
Bedeutung ist die Plantagenwirtschaft; 1877 zählte man 1191 Zuckcrplantagen, 4511 Tabakplantagen und 192 Kaffeepflanzungen.
Am erfolgreichsten wird der Feldbau im fruchtbaren Westen der Infel bis süd- östlich von Habana getrieben.
Die großen Zucker- plantagen (Ingeniös) liegen hauptsächlich in der Vuelta Arriba oder dem Obern Feldbaudistrikt,
an der Nordseite der Insel, in der Region der roten Erde. Der Untere Feldbaudistrikt, Vuelta Abajo, an der Südseite, 110-120
km lang und gegen 30 Km breit, liesert in seinen zahlreichen «Vegas de Tabaco»
den besten Tabak,
[* 58] während der in Pflan- zungen des Ostens gewonnene und in Santiago ver- scbiffte minder
ausgezeichnet ist. Kaffeepflanzungen lCafetales) befinden sich hauptfäcklich im östl. De- partement.
Docb hat die Produktion infolge der Konkurrenz von Brasilien
[* 59] und Java sehr abge- nommen und deckt jetzt kaum den Bedarf der
Em- wohner. Baumwolle
[* 60] wurde zwar schon früher ge- wonnen, feit 1862 legte man aber im Osten neue Pflanzungen
an, indem die hohen Preife dieses Pro- dutts manche Pflanzer verlockten, ihre Felder für diese Kultur einzurichten. Der Hauptstapelartikel
ist der Rohrzucker, dessen Produktion sich seit Ein- fübrung der Dampfmaschinen
[* 61] immer gewinnreicher gestaltet.
Die Gesamtproduktion betrug 1879: 670225 t, 1887: 610000 t, 1888: 630000 t, 1890: 645000 t und wird für 1891 auf 725000
t geschätzt. Die Fortschritte der Produktion infolge der Anwen- dung verbesserter Maschinen zeigen sich besonders in dem
Übergewicht der bessern Sorten; der Anteil der Maistovaden ist 1890 auf 5-6 Proz. zurück- gegangen,
und die Hauptmenge bestand aus Centri- fugalzucker. An Melasse sind gewonnen: 1887: 131000 t, 1888: 137000
5,1889: 101000 t, 1890: Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
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forlaufend
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110000 r; säst die ganze Produttion von Melasse gMF bisher nach den Vereinigten Staaten,
[* 63] doch ging dieser Markt durch die
MacKinleybill verloren. Das zweite Stapelprodukt ist der Tabak, dessen Produktion ebenfalls in steter Zunahme begriffen ist.
Seine Güte hängt sehr von der Lage der Pflan- zungen (Vegas) und der Witterung ab. Der Ver- brauch in
Cuba selbst ist, da hier alle stände, Ge- schlechter und Altersstufen leidenschaftlich rauchen, ungeheuer und foll jährlich 1825 Mill.
oder täglich 5 Mill. Cigarren betragen.
Das beste wird im voraus an bestimmte Häuser und Fabriken in Ha- bana verkauft, sodaß es neuen Kunden und
europ. Fabrikanten schwer und meist unmöglich wird, die ausgezeichnete Ware zu erlangen.
Auch ist der Käufer durchaus nicht vor Betrug gesichert. That- sächlich wurden 1854 allein in Habana 264 Mill. Cigarren von
ausländischem (Portoriko) Tabak ge- dreht, dagegen von der ganzen Insel nur 251333000 echte Cigarren ausgeführt. Die Tabaternte
wird für 1889 auf 420000, für 1890 auf 300000 Ballen ge- schätzt.
Zur Ausfuhr kamen (1890) 197000 Ballen, davon 142561 nach den Vereinigten Staaten. Die Ausfuhr von Cigarren belief sich 1889 auf
250407, 1630 auf 211823 Mille (davon nach den Vereinig- ten Staaten 135 858 und 122 316; nach Deutschland 31370 und
25461), diejenige von Cigaretten 1890 auf 39 Mill. Pakete, von geschnittenem Tabak auf 305000 ^F. Die Produltion litt 1890 unter
ungün- stiger Witterung; außerdem kamen für den Haupt- abfatz, nach Nordamerika,
[* 64] die erhöhten Zölle der MacKinleybill
hinzu.
Von Belang ist die Ausfuhr von Honig nach Nordamerika und Deutfchland; Wacbs, Häuten, Hölzern (Cedernholz
nach Hamburg
[* 65] und Bremen)
[* 66] und Schwämmen. Zur Einsuhr kom- men, außer Manufakturen aller Art, besonders aus England und Nordamerika,
aber auch aus Deutsch- land und andern europ. Ländern, hauptsächlich Nah- rungsmittel, Spirituosen, Blcck- und Mctallwaren
und Bretter. Insgesamt wertete 1890 die Einsubr 294,3, die Ausfubr 310,2 Mill. M. Im Aug. 1891 bat Spanien
[* 67] mit den Vereinigten Staaten einen Ver- nag abgeschlossen, in welchem es, gegen dauernde Zusicherung der in der MacKinleybill
enthaltenen Zollfreiheit für Zucker
[* 68] und andere wichtige Erzeug- nisse der span. Antillen den amcrit.
Erzeugnissen bei der Einfuhr in Cuba und Portorilo bedeutende Zoll- ermäßigungen zugestanden hat. Bevölkerung
[* 69] und Verwaltung. Die auf einzelne Landesteile zusammengedrängte Bevölkerung hat sich seit Anfang des 19. Jahrh, um fast 1 Mill.
vermehrt. Sie beträgt (1887) 1631687 (882600 männl., 749 087 weivl.) E., darunter 528 798 Farbige
und zahlreiche Chinesen. Die Sklaverei wurde erst 1886 gänzlich aufgehobcn. Cuba zerfällt in 6 nach den
Hauptorten benannte Provinzen: Habana, Ma- tanzas, Pinal del Rio, Puerto Principe, Sta. Clara und Santiago de Cuba Hauptstadt,
l^itz des Generalgouverneurs und wichtigster Ausfuhrhafen ist Habana ss.d.) mit (1887) 200448
E. Andere wich- tige Häfen sind Matanzas, Cardenas, ^agua-la- Grande, Nuevitas, Iibara, Baracoa, Manzanillo, Casilda (der Hafen
von Trinidad) und Cienfuegos.
Die Einnahmen und Ausgaben sind für 1893/94 mit 24,4 und 25,9 Mill. Pefos angesetzt; unter erstern nehmen Zölle mit 11,3,
unter letztern die allgemeinen Staatsausgaden (Schuldzinsen) mit 12,5 Mill.Pesos die ersteStelle ein. Kirchlich zerfällt
die Insel in die zwei erzbischöfl. Sprengel Habana
und Cuba. Die span. Besatzung besteht aus 6 Regimentern
Infanterie, 4 Iägerbataillonen, 3 Regimentern Kavallerie, 3 Batterien, insgesamt 19571 Mann; dazu Sicker- heits- und Guerillacompagnien.
Die Flotte zäblt 3 Kreuzer und 14 Kanonenboote mit 1332 Mann. Verkehrswesen. Das Eisenbahnnetz umfaßt 1600 kiu. Die erste
Linie von Habana nach Gua- najay ist 1837 eröffnet. Zehn Jahre später war schon ein zusammenhängendes
Eisenbahnnetz vor- handen ; im Süden führt eine Eisenbahn von Cien- fuegos nach Sta. Clara, im Osten von Puerto Prin- cipe
nach Nuevitas. später wurden Eisenbahnen eröffnet von Cardenas und Concha nach Aguada und Esperanza bez. Encrucijada, von
Casilda nach Fernandez u. s. w. bahnwesen.) An Telegraphen
[* 70] waren 1892 3548 km Linien und 167 Bureaus vorhanden,
über den Dampsschisfsverkehr s. Habana.
Geschichte. Cuba wurde von Co- lumbus entdeckt und von ibm Iuana benannt, welcher Name sich jedoch so wenig als der
später von Velasquez ihr beigelegte, Fernandina, gegen den einheimischen erhalten hat. Noch bei seinem
Tode hielt Columbus Cuba für einen Teil des amerik. Festlandes, welche Ansicht erst 1503 durch die von Sebastian Ocampio unternommene
Umschiffung widerlegt wurde. 1511 eroberte Diego Velasquez, Gouverneur des Südwestteils Hispaniolas, des heutigen Haiti,
die Insel, gründete 1512 Baracoa und binnen einigen Jahren noch fünf bis sechs an- dere Städte, beförderte
die Negereinfuhr, knüpfte Verbindungen mit Mexiko an, erlangte die Würde eines Generalkapitäns von Cuba und aller
spätern Eroberungen und batte schon 1520 die Insel in einen blühenden Zustand gesetzt. Er starb 1524. Auch seine Nachfolger
waren bemüht, den Wohl- stand des Landes zu heben, wozu besonders die Schonung der Indianer beitrug.
Unter Hernando Soto, der 1539 die Statthalterschaft erhielt, wurden diese jedoch bis 1560 vernichtet, wodurch die Blüte
[* 71] des
Landes einen empfindlichen Stoß erlitt. Nur die glückliche Lage und der treffliche Hafen Habana retteten die Kolonie vor dem
Schicksal der übrigen Antillen (s. Westindien) und erhielten Anbau und Verkehr. Die alte Hauptstadt
Santiago wurde von den Wohlhabenden und Beamten verlassen und gegen Habana vertauscht, welches man 1584 be- festigte und 1633 zum
Sitz eines eigenen Gouverne- ments machte. Im Laufe des 17. Jahrh, litt Cuba stark durch die Unternehmungen der Flibustier
(s. d.). Als die Regierung 1717 den Tabakhandel auf Cuba zu
ihrem Monopol erklärte, rief diese Maßregel eine Reihe von Aufstanden hervor, die jedoch über- wältigt wurden.
Die Folge des Monopols war, daß der Schleichhandel der Cubauer mit dem brit. Jamaika so zunahm, daß sich
die span. Regierung genötigt sah, hiergegen mit Gewalt zu kämpfen, wobei
sie oft in Streitigkeiten mit den Engländern geriet. Endlich that sie einen vermittelnden Schritt, indem sie das Tabakmonopol
einigen Kaufleuten von Cadiz
[* 72] übergab. In dem franz.-engl. Kolonial- krieg, an dem Spanien auf franz. Seite teilnahm, unternahmen
die Engländer 1762 mit 44 Kriegs- schiffen und 12-16000 Mann einen Zug
gegen Habana, defsen Gouverneur, Juan de
Praoo Porto- Carrero, sich nach einmonatiger Gegenwehr 13. Aug. ergeben muhte. Die Engländer nahmen Besitz von i Stadt und Umgegend,
gaben den Verkehr frei, ver- tauschten jedoch die Eroberung im Frieden zu Paris
[* 73] Artikel, die man unter E vermißt, sind unter
K aufzusuchen.
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forlaufend
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1763 gegen Florida (s. d.). Die kurze Besetzung war indes von den bedeutendsten Folgen, indem die span. Negierung die alten
Handelsverhältnisse nicht wiederherstellen konnte. Sie mußte 1765 den freien Verkehr C.s mit Spanien bestätigen und legte
da- durch den Grund zum schnellen Emporblühen der Insel und besonders Habanas, welches seit 1773 Mittelpunkt
des Sklavenhandels des ganzen span. Amerika
[* 75] war. 1777 wurde Cuba zu einem unabhängigen Generalkapitanat erhoben.
Während der Französi- schen Nevolution wanderten vieleRoyalisten von^an Domingo ein, welche die Erfahrungen der Pflanzer
erweiterten, die nun erst den Kaffeebau einführten. Seit einer 1812 durch den freien Neger Aponte an- gestifteten Sklavencmpörung,
die jedoch noch vor dem Ausbruch unterdrückt wurde, waren Neger- aufstände etwas Gewöhnliches. So erhoben sich 1844 die
Schwarzen in der Gegend von Matanzas, und im Frühjahr 1848 rief die Freilassung der Sklaven in den benachbarten franz. Kolonien
West- indiens auch in Cuba einen Aufstand hervor, der mit grausamster Strenge unterdrückt wurde.
Seit die kontinentalen KolonienSpaniens vom Mutterlande abgefallen waren, mußte die Be- hauptung C.s immer wichtiger werden,
das den Schlüssel des Mexikanischen Golfs und den natür- lichen Handelsmittelpunkt für die Häfen dieses und des Karibischen
Meers bildet. Man begünstigte daher die Kolonie mehrfach, gab 1816 das Tabal- monopol auf, erteilte 1818 allgemeine
Handels- freiheit und suchte so den Einflüssen der südamerik. Freistaaten entgegenzuwirken, die 1821 auf einem Kongreß in
Panama
[* 76] schon die Mittel berieten, den Cubanern in der Erlangung ihrer Selbständigkeit beizustehen. Es galt auf (5. nicht
allein die großc Sklavenmasse niederzuhalten, sondern auch die durck das Sklavenwesen demoralisierte
kreolische Bevölke- rung von der span. Krone abhängig zu erhalten. Dies war um so schwieriger, als nach 1840 eine starke
Partei unter den Kreolen, trotz der Ver- schiedenheit der Sprache, Religion und Abstammung, die polit. Verbindung mit den Vereinigten Staaten
von Amerika anstrebte. Andererseits begehrten auch die Nordamerikaner den Anschluß der Insel an die Union,
um so mehr, als zugleich England die wich- tige Kolonie für sich zu erwerben wünschte. 1845 ward im Senat von Washington
[* 77] der Ankauf der Insel in Anregung gebracht, und während die Prcsse eifrig für die Annexion der Insel wirkte, rüsteten sich
auch insgeheim, mit Unterstützung von seiten der cuban. Kreolen, Freischaren, um die Insel von Spanien
loszureißen. Bereits hatten sich 1500 Mann unter Oberst White zu diesem Zweck ge- sammelt, als die nordamerik. Regierung,
Aug. 1849, gegen das völkerrechtswidrige Unternehmen ein- schritt. Auch ein späterer Vorsuch des Venezuelancrs Narciso
Lopez, der mit dem Amerikaner Crittcnden und dem Ungar Pragay im Aug. 1851 bei Vabia Honda landete, mißlang.
Lopez ward gefangen und in Habana hingerichtet. veröffentlichte der Generaltapitän Penzucla einen Erlaß,
wonach die unter dcm Namen Emanci- vados begriffenen Neger in Freiheit gesetzt wurden. Okt. 1854 trafen, auf direkte
Veranlassung des Präsidenten Pierce, die in England, Spanien und Frankreich beglaubigten Gesandten der VereinigtenStaaten (Buchanan,
Soule und Mason) in Ostende
[* 78] zusammen und erließen eine öffentliche Kundgebung, wonach die Zurückweisung einer Kaufsumme
(120 Mill. Doll.) für Cuba seitens Spaniens der Union
das Recht geben sollte, die «ihre innere Ruhe und
ihre Existenz gefährdende» Insel wegzunehmen.
Die einzige Rechtfertigung für diese hochfahrende Er- klärung war die Beschlagnahme nordamerik. Schisse in cuban. Häfen,
wofür keine Genugthuung erlangt werden konnte. Der hereinbrechende Bürgerkrieg drängte jedoch in der Folge die Angelegenheit
wie- der in den Hintergrund. Indessen wuchs die Un- zufriedenheit mit der span.
Herrschaft in Cuba täglich mehr. Für die Anlage von Straßen im Innern geschah so gut wie nichts. Handel und Schiffahrt konnten
sich nur schwach entwickeln unter einem System, das den Verkehr zwischen den Kolonien und dem Mutterlande als Küstenschiffahrt
ansah und besonders den wichtigen Handel mit den VereinigtenStaaten durch unerhört hohe Zölle erdrückte.
Die Landwirtschaft ward gelähmt zunächst durch die Steuer dcs Zehnten, noch mehr durch die sog. Alca- bala, die Abgabe von 6 Proz.
vom Nettoertrag des Verkaufs oder Austausches unbeweglicher Güter eines Sklaven, und durch die Alcabalilla, eine Auf- lage
von 6 Proz. der Alcabala selbst. Die span. Regierung
berief zwar im Herbst 1866 eine Junta zur Beratung der nötigen polit. und socialen Re- formen, es zeigte sich aber bald, daß
es ihr damit gar nicht Ernst war. Durch die Erhölmng der unmittel- baren Steuern um 10 Proz. im Sommer 1868 und durch die
unsinnigen Verfolgungen der Nesonn- Partei wurde die Erbitterung auf das höchste ge- steigert. organisierten
Franc. V. Agnilcra, Manuel A. Aguilera und Franc. Maceo Osario in dem Hause des Letztgenannten in Vayamo eine Verschwörung,
um Cuba von der span. Herrschaft zu befreien.
Namentlich breitete sich die Bewegung im östl. und mittlern Teile der Insel aus, und in Manzanillo stellte
sich Carlos Manuel Ce-öpeoes an die Spitze, der 10. Okt. die Unabhän- gigkeit C.s erklärte. Bald befanden sich der Osten und das
Centrum zu einem großen Teil in den Händen der Aufständischen, die sofort eine republi- kanische Negierung einsetzten, an
deren Spitze Sal- vador Cisncros Betancourt, Marquis von Sta. Lucia, und Ignacio und Eduardo Agramonte
stan- den.
Cespedes erklärte sich selbst zum General- kapitän des östl. Departements, erzielte jedoch keine polit. Einigung mit der
republikanischen Regierung, wenn auch zunächst beschlossen ward, im Felde ge- meinschaftlich zu operieren. Im Winter 1868 auf 1869 drcbte
sich der Kampf um die Eisenbahnen zwischen Nuevitas und Puerto Principe, wobei die Spanier meistens den kürzern zogen. Die
eigentlich kriegerischen Unternehmungen leitete fortan Oue- sada, dem es gelang, eine Reihe wichtiger Plätze in ! kurzer
Zeit zu nehmen und durch einen ununtcr- brochenen Guerillakrieg mit seinen höchstens W000 Mann starken
Truppen das span. Heer von 110000 Mann (70000 Voluntarios, 40000 Linientruppen) und das span. Geschwader im Schach zu halten.
So bot denn der span. Oberbefehlshaber, General Dulce, Febr. 1869 den Cubanern Amnestie und Ab- stellung aller ihrer Beschwerden
an; allein er bestand auf der Abhängigkeit von Spanien und fand des- halb nur taube Öhren. 26. Febr. trat
die republi- kanische Regierung des mittlern Departements zu- sammen und schaffte sofort die Sklaverei ab. In demselben Monat
erhob sich der Villasdistrikt gegen die span. Herrschaft; es befehligte hier ein Pole, General Nulofi, der in allen Gefechten
gegen die Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
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