Ferse und Fußspitze, Zusammenschlagen der Sporen und Klatschen der Hände auf die Csizmen (Stiefel) ausgeführt. Allmählich
gestalten sich die Bewegungen lebhafter und rauschen zu stürmischer Schnelle auf, wobei dann der Tänzer seine Tänzerin
umfaßt und sich mit ihr im Wirbel dreht oder sie ihm entflieht und er sie verfolgt, bis er sie erhascht
und dann den Wirbeltanz wiederholt. Zum Csárdás gehört Zigeunermusik, denn nur der ungar.
Musiker versteht es, die oft mit kurzer Note beginnenden Arten der Tanzmelodien richtig zu betonen. Die ältesten Csárdásmelodien
sind bei F. Paix, «Orgeltabulatur» (1583) und in Heckels «Lautenbuch»
(1562) erhalten (abgedruckt bei Fr. Böhme, «Geschichte des Tanzes in Deutschland», Lpz. 1886, Bd.
2). Eine reiche Serie alter und neuer Csárdásmelodien enthält das dreiaktige Ballet «Csárdás»
von Eug. Sztojanovits (Budapest 1890).
(spr. tscháhßahr), Franz, ungar. Schriftsteller und Dichter, geb. in Zala-Egerszeg,
war erst Lehrer, dann Notar beim Wechselgericht in Fiume, 1846-49 Beisitzer des Wechselgerichts in Pest.
Császár veröffentlichte mehrere Werke über ungar. Wechselrecht und das ungar.
Konkursverfahren, außerdem «Ital. Reisen» (Ofen 1844),
ein «Mytholog. Wörterbuch» (Pest 1844) und «Der Hafen von Fiume» (2
Bde., ebd. 1842-43). Von seinen «Gedichten»
(2. Aufl., ebd. 1846), die sich durch korrekte Form auszeichnen, sind namentlich
die in ital. Manier geschriebenen Sonette und Matrosenlieder schätzenswert. Auch übersetzte er mehrere ital. Meisterwerke
(von Alfieri, Beccaria, Silvio Pellico, Dante) ins Ungarische. Im März 1850 gründete er das angesehene polit. Tageblatt «Pesti
Napló» («Pester Tageblatt»). Császár war auch Mitglied der Ungarischen Akademie und der Kisfaludy-Gesellschaft. Er starb
(spr. tscháttahd), Groß-Gemeinde im ungar. Komitat Torontál, nordöstlich von Hatzfeld, hat (1890) 3066 deutsche
kath. E., bedeutenden Ackerbau und ausgezeichnete Pferdezucht. Csatád ist Staatsgut und Geburtsort des Dichters Nikolaus Lenau.
(spr. tschennger), Groß-Gemeinde und Sitz des Stuhlbezirks Csenger (23775 E.) im ungar. Komitat Szatmar,
am linken Ufer der Szamos, nahe dem Ecsedsumpf, hat (1890) 3111 magyar., meist reform.
E. und bedeutenden Tabakbau.
(spr. tschénngeri), Anton, ungar. Publizist und Staatsmann, geb. in Großwardein,
absolvierte die jurist. Studien teils in seiner Vaterstadt, teils in Pest, worauf er sich der polit. Laufbahn zuwandte,
für die er sich zuerst im Komitat, dann am Preßburger Reichstage vorbereitete. Von 1845 bis 1848 war Csengery Redacteur des «Pesti
Hirlap» («Pester Journal»),
folgte Ende 1848 der ungar. Regierung nach Debreczin und war einige Zeit Ministerialrat. Ende 1849 kehrte
er nach Pest zurück. 1851 erschien unter seiner Redaktion «Magyar
szónokok és státusférfiak» (deutsch: «Ungarns Redner», Lpz. 1852),
eine Reihe meisterhafter Charakteristiken ungar. Staatsmänner; 1851 übersetzte
er Macaulays «Engl. Geschichte» (neue Aufl.
1874, eine der vollendetsten Übersetzungen) in ungar. Sprache; 1857 gründete er die «Budapesti Szemle»
(«Budapester Revue»),
die er bis 1869 redigierte. Auch auf socialem Gebiete entfaltete er eine rastlose Thätigkeit, wirkte
für die Gründung landwirtschaftlicher und Gewerbevereine, schrieb über Volksbanken und Sparkassen und hatte einen Hauptanteil
an der Schöpfung des ungar. Bodenkredit-Instituts, dem er bis an seinen Tod als Direktor angehörte. 1861 ins ungar. Parlament
gewählt, war er der vertrauteste Freund Franz Deáks und eins der einflußreichsten Mitglieder der Deák-Partei.
Csengery starb Von seinen litterar. Arbeiten sind noch hervorzuheben: «Histor. Studien und Charakteristiken» (2 Bde.,
Pest 1870),
«Geschichtschreibung und Geschichtschreiber» (ebd. 1874),
«Über die Akademien, insbesondere die Ungarische» (ebd.
1878),
«Denkrede auf Franz Deák» (ebd. 1877; deutsch von Heinrich, Lpz. 1877) und eine Sammlung seiner
Reden und Studien über das Unterrichtswesen (Budapest 1880). Seine «Gesammelten Werke» (5 Bde.)
erschienen ebd. 1884.
(spr. tschepp-), auch Ráczkeve genannt, eine durch den Soroksárer Donauarm gebildete, 50 km lange, sehr fruchtbare
Insel im ungar. Komitat Pest-Pilis-Solt-Klein-Kumanien, hat 330 qkm und mehrere volkreiche Ortschaften. In alten Zeiten war die
Insel der Sommeraufenthalt der magyar. Herrscher und pflegte den ungar.
Königinnen zum Brautschatz gegeben zu werden. Von Karl VI. wurde sie 1721 dem Prinzen Eugen geschenkt, dessen prächtiges
Schloß noch heute im Hauptorte Ráczkeve (Groß-Gemeinde mit 5861 meist magyar. E., 59 Deutsche) steht; doch fiel sie 1825 wieder
an das österr. Regentenhaus zurück, zu dessen Familiengütern sie jetzt gehört. Im Herbst 1848 als
militär. Position gewählt, um Jellachichs Übergang auf das linke Donauufer zu hindern, wurde die Insel namentlich durch
die hier auf Befehl Görgeys 2. Okt. vollzogene standrechtliche Hinrichtung des Grafen E. Zichy bekannt.
(spr. tscher-), Groß-Gemeinde im ungar. Komitat Bács-Bodrog, in der fruchtbaren Bácska,
am Franzens- oder Bácser-Kanal, hat (1890) 7429 meist deutsche E. (523 Magyaren, 67 Slowaken) und bedeutenden Getreidebau.
1) Komitat in Ungarn, seit 1876, früher Szekler Stuhl in Siebenbürgen, grenzt im N. an das Komitat Bistritz-Naszód,
im O. an die Moldau, im S. an Haromszék, im W. an Udvarhely und Maros-Torda, hat 4493 qkm, (1890) 114110 magyar. (Szekler) E.
(14470 Rumänen, 384 Deutsche), darunter 93415 Römisch- und 18532 Griech.-Katholische, 465 Reformierte
und 706 Israeliten, und umfaßt die 4 Stuhlbezirke Csik-Szent-Márton, Gyergyó-Tölgyes, Csik-Szépviz, Gyergyó-Szent-Miklós
mit 8 Groß- und 51 Klein-Gemeinden und der Stadt mit geordnetem Magistrat Csik-Szereda.
Die Wälder sind ergiebig an trefflichem Eichenholz, das auf der Maros teils in die südl. Teile Siebenbürgens, teils nach
Ungarn geführt wird. Das Kupferbergwerk zu Szent-Domokos ist das reichste in Siebenbürgen und liefert
jährlich an 60 t Rosettenkupfer. Berühmt ist der Sauerbrunnen zu Borszék (s. d.). Die durch die Thalenge von Csik-Szent Király
in zwei Thalbecken geschiedene Ebene Csik ist 605-738 m hoch und wird von der Alt (Aluta) durchflossen. - 2) Csik, Csik-Szereda,
Stadt mit geordnetem Magistrat und Sitz der Komitatsbehör-
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mehr
den, hat (1890) 1789 magyar. E. (Szekler), eine landwirtschaftliche Lehranstalt, eine Sparkasse, ein Krankenhaus und eine kleine
Festung mit den umliegenden Militärgebäuden des jetzt aufgelösten ersten Szekler Grenzregiments. In der Nähe das große
Franziskanerkloster Csik-Somlyó-Vardotfalva mit einer schönen Kirche und einem Obergymnasium, ein berühmter Wallfahrtsort
der röm.-kath. Szekler, die alljährlich zu Pfingsten dahin aus allen benachbarten Gegenden eine große
Ablaßprozession veranstalten.
(spr. tschi-), Bergorte im ungar. Komitat Krasso-Szörény, und zwar die Groß-Gemeinde Deutsch-Csiklova, ungar.
Nemét-Csiklova oder Csiklova-Bánya, mit 2160 meist rumän. E. (162 Deutsche) und Walachisch-Csiklova
oder Roman-Csiklova mit 3086 rumän. E., liegen südlich bei Oravica und
haben Hammerwerke, eine Kupfergeschirrfabrik und Bergbau auf Kupfer.
Hier werden Kupferbleche und Münzplatten für die Karlsburger
Münze verfertigt.
der Roßhirt, eine originelle Gestalt aus dem ungar. Volksleben, welche durch die ungar.
Dichter, namentlich durch Lenau und Petöfi, auch in weitern Kreisen bekannt geworden ist. Der Anzug des
Csikós besteht aus einem bloßen kurzen Hemd, das kaum bis an die Hüften reicht, mit weiten Flügelärmeln versehen ist, und
aus langen weiten Hosen von grober gebleichter Leinwand (Gatya). Sein langes, schwarzes, stark mit Fett eingeriebenes Kopfhaar
bedeckt ein kleiner, breitkrempiger Hut.
Die Mitte des Leibes umschließt ein mit blanken Knöpfen besetzter lederner Gurt. An den Füßen trägt
er Csizmen (Stiefel mit klingenden Sporen). Zur Waffe dient ihm ein kurzer, mit Hammer und Beil versehener Stock (Fokosch),
den er mit Sicherheit zu schleudern versteht. Der Csikós ist ein Mann von großer Stärke, Behendigkeit und
Geistesgegenwart, der sich besonders durch seine Gewandtheit im Einfangen der frei weidenden jungen Pferde (mit einer sehr
langen Peitsche, die er wie einen Lasso handhabt) und im Reiten solcher ungebändigten Tiere auszeichnet. Doch hat mit dem
fortschreitenden Ackerbau und dem Verschwinden der vom Pfluge noch unberührten Weiden und der großen
Viehherden im ungar. Alföld auch das halbwilde Hirtenleben des Csikós erhebliche Einschränkung erfahren. Karl Beck hat den Csikós in
«Janko. Roman in Versen» (3. Aufl., Lpz. 1870) sehr ansprechend
geschildert.
(spr. tschicki), Gregor, ungar. Dramatiker, geb. zu Pankota im
Arader Komitat, studierte in Pest und Wien kath. Theologie und war 1870-78 Professor am Priesterseminar in Temesvár. 1878 trat
er zur evang. Kirche über, vermählte sich und lebte seitdem ausschließlich der Litteratur. Er starb in Pest.
Csiky schrieb anfangs kirchengeschichtliche Werke und Novellen («Aus dem
Leben» und «Photographien»),
die Anerkennung fanden; als bedeutender Dramatiker erwies er sich zuerst durch
sein preisgekröntes Lustspiel «Jóslat» («Orakel»,
1875),
dem acht weitere akademische Preisstücke folgten: die Tragödien «Janus» und «Spartacus», die Lustspiele «Der Unwiderstehliche»
und «Der Mißtrauische», die Trauerspiele «Theodora», «Der Mann von Eisen» und «Zwei Liebespaare», und das Lustspiel «Der
Gernegroß»;
ferner die Dramen «Die Proletarier» und
«Glänzendes
Elend», das Trauerspiel «Nora», die Lustspiele «Mukányi», «Kaviar» und «Die schönen Mädchen», das Trauerspiel «Der Magus»
und das Schauspiel «Anna» (die letztern beiden in je einem Akte), die alle großen Bühnenerfolg hatten. Csiky hat sich auch auf dem
Gebiete des Romans mit Erfolg versucht und als Übersetzer des Sophokles, des Euripides, des Plautus, zahlreicher
franz. (Molièrescher) und engl. Dramen Ausgezeichnetes geleistet. Er war Mitglied der Akademie und der Kisfaludy-Gesellschaft.
(spr. tschóckonaj), Michael, ungar. Dichter, geb. zu Debreczin, wurde 1795 Lehrer am Gymnasium
seiner Vaterstadt, gab aber diesen Posten wegen Kränklichkeit bald auf und ging nach Sárospatak, um
sich der Rechtswissenschaft zu widmen. Später siedelte er nach Debreczin über, wo er fortan nur der Dichtkunst lebte und starb.
Seine «Magyar-Musa» («Ungar. Muse», Preßb. 1797),
ein komisches Epos «Dorottya» («Dorothea»,
Großwardein 1804),
«Anakreontische Lieder» (Wien 1803),
«Lilla» (Großwardein 1805),
«Oden» (ebd. 1805),
«Gelegenheitsgedichte» (ebd. 1806) und der «Frühling» (Komorn 1802),
nach Kleists Dichtung, verschafften ihm Berühmtheit.
Csokonai ist ein echt volkstümlicher Lyriker, dessen Lieder teilweise noch heute im Munde des Volks leben. Márton gab seine «Gesammelten
Werke» (4 Bde., Wien 1813; 2. Aufl. 1816) und Domby «C.s Leben und einige hinterlassene Schriften» (Pest
1817) heraus. Eine kritische Ausgabe seiner Werke besorgte später Franz Toldy (Pest 1846), sein Leben und seine Werke behandelten
Thom. Szana (ebd. 1869) und Jul. Haraszti (ebd. 1880). 1871 wurde ihm in Debreczin ein Denkmal (von Nik. Izsó) errichtet.
(spr. tscho-), Alexander, ungar. Reisender und Sprachforscher, geb. zu Körös in
Siebenbürgen, widmete sich 1812-15 in dem Bethlenschen Kollegium zu Nagy-Enyed philol. und theol. Studien, hielt sich dann
bis 1818 in Deutschland auf, wandte sich 1819 nach Budapest und ging 1820 durch Bulgarien und Rumelien nach dem Hafen Enos, wo
er sich nach Ägypten einschiffte. Durch die Pest aus Alexandria vertrieben, reiste er in morgenländ. Tracht
nach Beirut, über Haleb und Mosul nach Bagdad und von hier mit Unterstützung des engl. Konsulats über Kermanschah und Hamadan
nach Teheran, wo er im Okt. 1820 anlangte. Am verließ Csoma, als Armenier verkleidet,
Teheran, ging nach Meschhed und erreichte nach großen Beschwerlichkeiten 18. Nov. Buchara, von wo er mit einer Karawane seine
Reise über Balch, Kabul, Bamian nach Lahaur im Pandschab fortsetzte.
Die folgende Zeit verbrachte er mit Wanderungen und Forschungen in Ladach und Kaschmir und widmete sich hierauf mehrere Jahre
hindurch dem Studium der tibetischen Sprache erst bei dem Lama von Zanskar, dann in einem lamaitischen Kloster in Kanum am obern
Satladsch. 1831 endlich wandte sich Csoma nach Kalkutta, wo er Bibliothekar der Asiatischen Gesellschaft wurde und seine beiden
Hauptwerke ausarbeitete: «A grammar of the Tibetan language» und «Essay
towards a dictionary Tibetan and English», die beide 1834 zu Kalkutta auf Kosten des brit.
Gouvernements im Druck erschienen. Auch gab er in den «Asiatic Researches»
(Bd. 20) eine vollständige Übersicht der gesamten heiligen
Bücher der Tibetaner. In der Absicht, seine Forschungen und Studien in
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Lhassa fortzusetzen, starb er unterwegs zu Dardschiling in Sikkim (im Himalaja), wo ihm später ein Denkmal gesetzt
wurde. Seine kleinern Schriften gab (mit einer Biographie C.s) Theod. Duka 1884 (englisch und gleichzeitig ungarisch) heraus.
1) Komitat in Ungarn, grenzt im N. an Jazygien-Groß-Kumanien-Szolnok, im O. an Békés und Csanád, im S.
an Torontál und Bács-Bodrog, im W. an Pest-Pilis-Solt-Klein-Kumanien, hat 3413 qkm, (1890) 261340 magyar. E. (2743 Deutsche, 715 Slowaken),
darunter 188312 Katholiken, 57785 Reformierte, 4239 Lutheraner und 8510 Israeliten. Hauptstadt ist Szentes. Durchgängig eben,
ist Csongrád eins der fruchtbarsten Komitate und führt jährlich viel Getreide aus. Auch der Tabak- und Weinbau
beschäftigt viele Menschen.
Die Theiß, welche Csongrád in zwei gleiche Hälften teilt, sowie die Flüsse Körös und Maros befördern bedeutend den Handel, Fischfang
und Schiffbau; ihre fast jährlichen Überschwemmungen bringen aber das Gebiet fortwährend in große Gefahr, die im Febr. 1879 zu
der Katastrophe von Szegedin (s. d.) und Umgebung führte. Das Komitat ist nach dem bei der Groß-Gemeinde
Csongrád in Trümmern liegenden Schlosse Csongrád benannt. Es umfaßt die königl.
Freistadt mit Municipium Szegedin und Hódmezö-Vasárhely, die Stadt Szentes mit geordnetem Magistrat und die 3 Stuhlbezirke:
Csongrád, Dorozsma und Mindszent. - 2) Groß-Gemeinde und Sitz des Stuhlbezirks Csongrád (25968 E.) im Komitat am Zusammenfluß
der Körös und Theiß, an der Zweiglinie Félegyháza-Csongrád (24,8 km) der Österr.-Ungar. Staatsbahn, ist Dampferstation und
hat (1890) 20802 magyar. kath. E., Sodasiederei, Acker- und Weinbau, Viehzucht und Fischerei.
(spr. tschor-), der größte Gebirgssee südlich der Hohen Tatra in Ungarn, auf der Wasserscheide
zwischen Waag und Popper, in 1351 m Höhe schön gelegen, ist 20 ha groß und wird wegen der schönen Aussicht auf die Tatragipfel,
die Thäler der Waag, Popper und des Hernád und die dahinter gelegene Gebirgskette von der Station Csorba (898 m) der Kaschau-Oderberger
Bahn aus (1½ Stunden) viel besucht. Am Ufer ein Hotel und Villen.
deMonteCreto (spr. tschorritsch), Anton, Freiherr von, österr. Feldmarschalllieutenant, geb. 1795 zu Mahično
bei Karlstadt in Kroatien, nahm als Kadett am Feldzuge des J. 1809 teil sowie als Offizier an den Feldzügen 1813-15. Im J. 1846 war
er Festungskommandant von Salzburg und 1848 stand er als Feldmarschalllieutenant an der Spitze einer Infanteriedivision und
zeichnete sich bei der Unterwerfung von Wien sowie später als kommandierender General des 2. Armeekorps in Ungarn (bei Schemnitz,
Kapolna und Komorn) hervorragend aus. Csorich de Monte Creto wurde nach der Unterwerfung Ungarns Adlatus des Höchstkommandierenden
zu Wien und Kriegsminister, übernahm 1853 das Generalkommando in Ungarn als Adlatus des Erzherzogs Albrecht, trat 1859 in
den Ruhestand und starb zu Dornbach bei Wien.
(spr. tschorna), Groß-Gemeinde und Sitz des Stuhlbezirks Csorna (34241 E.) im ungar. Komitat Ödenburg, an der Raab-Ödenburger
Eisenbahn und der Linie Preßburg-Steinamanger der Ungar. Staatsbahnen, hat (1890) 6090 meist magyar. E. und eine Prämonstratenserabtei
mit prachtvollem Kloster, Garten und reichhaltigem Archiv. Das Weichbild umfaßt über
50 qkm, ist von besonderer Fruchtbarkeit
(Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Mais, Kartoffeln u. s. w.) und hat gute Viehzucht (namentlich Pferde). - Am fand
hier ein heftiges Gefecht zwischen den Kaiserlichen unter General Wyst (der hier fiel) und den Ungarn unter Kmety statt.
(spr. tschurgoh), Groß-Gemeinde und Sitz des Stuhlbezirks Csurgó (34386 E.) im ungar. Komitat Somogy (Sümeg), an der
Linie Budapest-Dombovar-Zákány der Ungar.
Staatsbahnen, hat (1890) 3672 magyar. E., darunter 987 Reformierte, 314 Augsburgischen
Bekenntnisses und 302 Israeliten, ein reform. Obergymnasium und eine Lehrerbildungsanstalt.
ein früheres Getreidemaß in Catalonien und auf den Balearischen Inseln. Es war die Cuartera in Catalonien = 12 Cortanes
oder 4/10 Cargas = etwa 70 l, die Cuartera oder Cuarte von Mallorca = 70,34 l, die Cuartera von Menorca = 74,406 l.
(spr. -tilljo, d. i. Viertel), 1) frühere span. Kupfermünze (1853-64),
ein Viertel des damaligen Real oder = 25 Realen-Centimos, demnach etwa = 5,3 jetzigen deutschen Pfennigen;
2) früheres span.-castil. Hohlmaß: a. für Getreide das Viertel des Celemin oder 1/12 der Cuartilla (s. d.) und = 1,1563
l;
b. für Wein und Branntwein das Achtel der Cuartilla oder 1/32 Cántara (s. Arroba) und = 0,5042 l;
3) früheres Längenmaß
auf den Balearischen Inseln, 1/32 der Cana oder Elle, und als solches auf Mallorca = 4,89 cm, auf Menorca
= 5,01 cm.
frühere span. Kupfermünze (bis 1850) zu 4 Maravedises de vellon. 8½ Cuarto machten
einen
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Real de vellon oder sog. Kupferreal (der aber in Sil- ber vorhanden war; s. Real) aus; der Cuba hatte also die Geltung von etwa
2^/9 jetzigen deutschen Pfennigen. Euati, der Nasenbär, s. Coati. Cuautla de Morelos, Distriktshauptort im mexik. Staate Morelos,
hat Bahnverbindung mit der Hauptstadt Mexiko, etwa 14000 E. und Zucker- industrie. Euba, die größte
der Großen Antillen, die wert- vollste span. Kolonie, liegt von 74 bis 85" westl. L. (von Greenwich) und 19° 50' bis 23°
12' nördl. Br. in langgestreckter Form vor dem Mexikanischen Golfe.
Die Straße von Jucatan trennt die Insel von der Halbinsel Mcatan, die von Florida von der gleichnamigen
nordamerik. Halbinsel, der Alte Bahamakanal von den Bahama-Inseln und der Kanal von Jamaika von der Insel Haiti. Die größte
Längenausdehnung von Kap San Antonio im W. nach der Punta de Maisi im O. beträgt 1200 km, die mittlere Breite 110 kin, die Küsten-
linie 3750 km. Die meist stachen und mit tresflicken Häfen versehenen,
an vielen Stellen aber durch Klippen, Sandbänke, Korallenriffe und kleine In- seln schwer zugänglichen Küsten umschließen
einen Flächeninhalt von 112191 zurechnung der Fichteninsel (Isla de Pinos) im S. und der übrigen zugehörigen kleinern
Inseln, wie die Klippen Los Colorados im W., die Romano- Inseln im N., die Iardines del Rey y de la Neina
und das Laberinto de doce Leguas im S. auf 118833 ykiu erhöht wird.
Die größten Baien der Insel sind die von Nipe und Nuevitas an der Nord- küste, die von Guantanamo, Cienfuegos (Iagua) und
Broa an der Südküste. (S. Karte: Antillen.) Oberfiächengestaltung. Die Infel wird aufge- baut von Syenit,
Granit, Porphyr und einem durch die ganze Insel ziehenden Serpentinzuge, an den sich lichter harter Kalkstein, besonders im
N. lehnt, auf welchem die Wasferfcheide und die Mineralfund- stätten liegen. Asphalt und Erdöl ziehen sich durch die
nördlichsten tertiären Teile.
Das Innere wird im W. von einem Hügellande erfüllt, aus dem fich der Pan de Matanzas zu 390 m, Pan de Guasabon zu 594 in
erheben. Im mittlern Teile nähern sich höhere Ketten, wie die Sierra Camarioca, die Lomas de San Juan (600 m) u. a., mit dürren
nackten Gip- feln der Südküste und zeigen an beiden Abdachun- gen höhlenzerklüftete Wände von Karstcharakter. Ast- lich
der Ebene von Principe steigt der Boden an, und es beginnt mit der der Nordküste parallelen Sierra de Carcamesas das Gebirgsland.
Dieses erreicht feine höchsten Gipfel in den Sierren der^Süd- küste zwischen Kap de Cruz und Maisi,
in der Sierra Maestra, die im Pico de Tarquino 2560 m, im Pico Ojo del Toro 1582 m erreicht. Die Bewässerung ist ziemlich reichlich.
Unter den wenigen schiffbaren Flüssen ist am bedeutendsten der von der Sierra Maestra kommende und westlich das Tbal von Bayamo
durchströmende Rio Cauto (440 ^m lang, davon 120 km schiffbar). Klima, Pflanzen- und Tierwelt. An den Grenzen
der Tropenzone gelegen, hat Cuba im allgemeinen ein vorzügliches Klima. Es wird die jährliche mittlere Temperatur für Zabana
auf 25,3° 0., die des Januar auf 22,2°, des Juli auf 28° angegeben.
Die mitt- lern Extreme betragen 37,8 und 12,9° 0. Im Jahre fällt 1175 min Regen: vom Mai bis Oktober
dauert die Regenzeit: die regenreichsten Monate find Juni, September und Oktober. Die Zitze der Monate Juli und August wird
durch Seewinde gemildert. Die Küstengegenden, zum
Teil sumpfig, sind dem Gelben Fieber ausgesetzt, das Innere aber
ist gesund. Die Südküsten werden von Erderschütterungen und befugen stürmen betroffen, aber doch nicht fo ver- heerend
wie auf vielen der übrigen Antillen.
Über die Flora f. Westindien. Die Fauna isr zwar im ganzen die allgemeine von Westindien, aber
es kommen doch eigentümliche Formen vor, so 2 der Fledermäuse, 1 der Insektenfresser, mehrere der Nager
und 40 der Landvögel. Ebenso finden sich hier mehrere eigentümliche Reptilien, Glieder- tiere und befonders Mollusken. Mineralien.
Das Gold des Alluvialbodens wird feit zwei Jahrhunderten nicht mehr gewonnen, auch Silber nur wenig, dagegen Kupfer sehr viel
und am meisten im Süden.
Steinkohlen und Erdpech beutet man unzureichend aus. Auch sind mächtige Gips- lager, Marmorbildungen und
fchöne Iaspisarten vorhanden. Die berühmteste Mineralquelle ist die von San Diego im Südwesten von Habana. Landwirtschaft,
Industrie und Handel. Von der Oberfläche sind nur etwa 10 Proz. wirklich kul- tiviert; weite Strecken im Innern sind noch wenig
bekannt. Wald (4 Proz.) und Felfeneinöden werden zu Hutungen benutzt. Die Bevölkerung lebt in 13 Städten
(Ciudades), 12 Flecken (Villas) und vielen Dörfern (Püeblos), Weilern (Aldeas) und Höfm lCaserias), größtenteils aber
auf Pflanzungen.
Viehzüchtereien (Estancias) bestehen in Menge, am meisten in der Gegend von Bayamo und nament- lich von Holguin, den Hauptzuchtstätten
und Fleisch- produktionsorten der Insel; auch die Bienenzucht ist sehr verbreitet. Von noch größerer
Bedeutung ist die Plantagenwirtschaft; 1877 zählte man 1191 Zuckcrplantagen, 4511 Tabakplantagen und 192 Kaffeepflanzungen.
Am erfolgreichsten wird der Feldbau im fruchtbaren Westen der Infel bis süd- östlich von Habana getrieben.
Die großen Zucker- plantagen (Ingeniös) liegen hauptsächlich in der Vuelta Arriba oder dem Obern Feldbaudistrikt,
an der Nordseite der Insel, in der Region der roten Erde. Der Untere Feldbaudistrikt, Vuelta Abajo, an der Südseite, 110-120
km lang und gegen 30 Km breit, liesert in seinen zahlreichen «Vegas de Tabaco»
den besten Tabak, während der in Pflan- zungen des Ostens gewonnene und in Santiago ver- scbiffte minder
ausgezeichnet ist. Kaffeepflanzungen lCafetales) befinden sich hauptfäcklich im östl. De- partement.
Docb hat die Produktion infolge der Konkurrenz von Brasilien und Java sehr abge- nommen und deckt jetzt kaum den Bedarf der
Em- wohner. Baumwolle wurde zwar schon früher ge- wonnen, feit 1862 legte man aber im Osten neue Pflanzungen
an, indem die hohen Preife dieses Pro- dutts manche Pflanzer verlockten, ihre Felder für diese Kultur einzurichten. Der Hauptstapelartikel
ist der Rohrzucker, dessen Produktion sich seit Ein- fübrung der Dampfmaschinen immer gewinnreicher gestaltet.
Die Gesamtproduktion betrug 1879: 670225 t, 1887: 610000 t, 1888: 630000 t, 1890: 645000 t und wird für 1891 auf 725000
t geschätzt. Die Fortschritte der Produktion infolge der Anwen- dung verbesserter Maschinen zeigen sich besonders in dem
Übergewicht der bessern Sorten; der Anteil der Maistovaden ist 1890 auf 5-6 Proz. zurück- gegangen,
und die Hauptmenge bestand aus Centri- fugalzucker. An Melasse sind gewonnen: 1887: 131000 t, 1888: 137000
5,1889: 101000 t, 1890: Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
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110000 r; säst die ganze Produttion von Melasse gMF bisher nach den Vereinigten Staaten, doch ging dieser Markt durch die
MacKinleybill verloren. Das zweite Stapelprodukt ist der Tabak, dessen Produktion ebenfalls in steter Zunahme begriffen ist.
Seine Güte hängt sehr von der Lage der Pflan- zungen (Vegas) und der Witterung ab. Der Ver- brauch in
Cuba selbst ist, da hier alle stände, Ge- schlechter und Altersstufen leidenschaftlich rauchen, ungeheuer und foll jährlich 1825 Mill.
oder täglich 5 Mill. Cigarren betragen.
Das beste wird im voraus an bestimmte Häuser und Fabriken in Ha- bana verkauft, sodaß es neuen Kunden und
europ. Fabrikanten schwer und meist unmöglich wird, die ausgezeichnete Ware zu erlangen.
Auch ist der Käufer durchaus nicht vor Betrug gesichert. That- sächlich wurden 1854 allein in Habana 264 Mill. Cigarren von
ausländischem (Portoriko) Tabak ge- dreht, dagegen von der ganzen Insel nur 251333000 echte Cigarren ausgeführt. Die Tabaternte
wird für 1889 auf 420000, für 1890 auf 300000 Ballen ge- schätzt.
Zur Ausfuhr kamen (1890) 197000 Ballen, davon 142561 nach den Vereinigten Staaten. Die Ausfuhr von Cigarren belief sich 1889 auf
250407, 1630 auf 211823 Mille (davon nach den Vereinig- ten Staaten 135 858 und 122 316; nach Deutschland 31370 und
25461), diejenige von Cigaretten 1890 auf 39 Mill. Pakete, von geschnittenem Tabak auf 305000 ^F. Die Produltion litt 1890 unter
ungün- stiger Witterung; außerdem kamen für den Haupt- abfatz, nach Nordamerika, die erhöhten Zölle der MacKinleybill
hinzu.
Von Belang ist die Ausfuhr von Honig nach Nordamerika und Deutfchland; Wacbs, Häuten, Hölzern (Cedernholz
nach Hamburg und Bremen) und Schwämmen. Zur Einsuhr kom- men, außer Manufakturen aller Art, besonders aus England und Nordamerika,
aber auch aus Deutsch- land und andern europ. Ländern, hauptsächlich Nah- rungsmittel, Spirituosen, Blcck- und Mctallwaren
und Bretter. Insgesamt wertete 1890 die Einsubr 294,3, die Ausfubr 310,2 Mill. M. Im Aug. 1891 bat Spanien
mit den Vereinigten Staaten einen Ver- nag abgeschlossen, in welchem es, gegen dauernde Zusicherung der in der MacKinleybill
enthaltenen Zollfreiheit für Zucker und andere wichtige Erzeug- nisse der span. Antillen den amcrit.
Erzeugnissen bei der Einfuhr in Cuba und Portorilo bedeutende Zoll- ermäßigungen zugestanden hat. Bevölkerung
und Verwaltung. Die auf einzelne Landesteile zusammengedrängte Bevölkerung hat sich seit Anfang des 19. Jahrh, um fast 1 Mill.
vermehrt. Sie beträgt (1887) 1631687 (882600 männl., 749 087 weivl.) E., darunter 528 798 Farbige
und zahlreiche Chinesen. Die Sklaverei wurde erst 1886 gänzlich aufgehobcn. Cuba zerfällt in 6 nach den
Hauptorten benannte Provinzen: Habana, Ma- tanzas, Pinal del Rio, Puerto Principe, Sta. Clara und Santiago de Cuba Hauptstadt,
l^itz des Generalgouverneurs und wichtigster Ausfuhrhafen ist Habana ss.d.) mit (1887) 200448
E. Andere wich- tige Häfen sind Matanzas, Cardenas, ^agua-la- Grande, Nuevitas, Iibara, Baracoa, Manzanillo, Casilda (der Hafen
von Trinidad) und Cienfuegos.
Die Einnahmen und Ausgaben sind für 1893/94 mit 24,4 und 25,9 Mill. Pefos angesetzt; unter erstern nehmen Zölle mit 11,3,
unter letztern die allgemeinen Staatsausgaden (Schuldzinsen) mit 12,5 Mill.Pesos die erste Stelle ein. Kirchlich zerfällt
die Insel in die zwei erzbischöfl. Sprengel Habana
und Cuba. Die span. Besatzung besteht aus 6 Regimentern
Infanterie, 4 Iägerbataillonen, 3 Regimentern Kavallerie, 3 Batterien, insgesamt 19571 Mann; dazu Sicker- heits- und Guerillacompagnien.
Die Flotte zäblt 3 Kreuzer und 14 Kanonenboote mit 1332 Mann. Verkehrswesen. Das Eisenbahnnetz umfaßt 1600 kiu. Die erste
Linie von Habana nach Gua- najay ist 1837 eröffnet. Zehn Jahre später war schon ein zusammenhängendes
Eisenbahnnetz vor- handen ; im Süden führt eine Eisenbahn von Cien- fuegos nach Sta. Clara, im Osten von Puerto Prin- cipe
nach Nuevitas. später wurden Eisenbahnen eröffnet von Cardenas und Concha nach Aguada und Esperanza bez. Encrucijada, von
Casilda nach Fernandez u. s. w. bahnwesen.) An Telegraphen waren 1892 3548 km Linien und 167 Bureaus vorhanden,
über den Dampsschisfsverkehr s. Habana.
Geschichte. Cuba wurde von Co- lumbus entdeckt und von ibm Iuana benannt, welcher Name sich jedoch so wenig als der
später von Velasquez ihr beigelegte, Fernandina, gegen den einheimischen erhalten hat. Noch bei seinem
Tode hielt Columbus Cuba für einen Teil des amerik. Festlandes, welche Ansicht erst 1503 durch die von Sebastian Ocampio unternommene
Umschiffung widerlegt wurde. 1511 eroberte Diego Velasquez, Gouverneur des Südwestteils Hispaniolas, des heutigen Haiti,
die Insel, gründete 1512 Baracoa und binnen einigen Jahren noch fünf bis sechs an- dere Städte, beförderte
die Negereinfuhr, knüpfte Verbindungen mit Mexiko an, erlangte die Würde eines Generalkapitäns von Cuba und aller
spätern Eroberungen und batte schon 1520 die Insel in einen blühenden Zustand gesetzt. Er starb 1524. Auch seine Nachfolger
waren bemüht, den Wohl- stand des Landes zu heben, wozu besonders die Schonung der Indianer beitrug.
Unter Hernando Soto, der 1539 die Statthalterschaft erhielt, wurden diese jedoch bis 1560 vernichtet, wodurch die Blüte des
Landes einen empfindlichen Stoß erlitt. Nur die glückliche Lage und der treffliche Hafen Habana retteten die Kolonie vor dem
Schicksal der übrigen Antillen (s. Westindien) und erhielten Anbau und Verkehr. Die alte Hauptstadt
Santiago wurde von den Wohlhabenden und Beamten verlassen und gegen Habana vertauscht, welches man 1584 be- festigte und 1633 zum
Sitz eines eigenen Gouverne- ments machte. Im Laufe des 17. Jahrh, litt Cuba stark durch die Unternehmungen der Flibustier
(s. d.). Als die Regierung 1717 den Tabakhandel auf Cuba zu
ihrem Monopol erklärte, rief diese Maßregel eine Reihe von Aufstanden hervor, die jedoch über- wältigt wurden.
Die Folge des Monopols war, daß der Schleichhandel der Cubauer mit dem brit. Jamaika so zunahm, daß sich
die span. Regierung genötigt sah, hiergegen mit Gewalt zu kämpfen, wobei
sie oft in Streitigkeiten mit den Engländern geriet. Endlich that sie einen vermittelnden Schritt, indem sie das Tabakmonopol
einigen Kaufleuten von Cadiz übergab. In dem franz.-engl. Kolonial- krieg, an dem Spanien auf franz. Seite teilnahm, unternahmen
die Engländer 1762 mit 44 Kriegs- schiffen und 12-16000 Mann einen Zug
gegen Habana, defsen Gouverneur, Juan de
Praoo Porto- Carrero, sich nach einmonatiger Gegenwehr 13. Aug. ergeben muhte. Die Engländer nahmen Besitz von i Stadt und Umgegend,
gaben den Verkehr frei, ver- tauschten jedoch die Eroberung im Frieden zu Paris Artikel, die man unter E vermißt, sind unter
K aufzusuchen.
forlaufend
619
1763 gegen Florida (s. d.). Die kurze Besetzung war indes von den bedeutendsten Folgen, indem die span. Negierung die alten
Handelsverhältnisse nicht wiederherstellen konnte. Sie mußte 1765 den freien Verkehr C.s mit Spanien bestätigen und legte
da- durch den Grund zum schnellen Emporblühen der Insel und besonders Habanas, welches seit 1773 Mittelpunkt
des Sklavenhandels des ganzen span. Amerika war. 1777 wurde Cuba zu einem unabhängigen Generalkapitanat erhoben.
Während der Französi- schen Nevolution wanderten vieleRoyalisten von^an Domingo ein, welche die Erfahrungen der Pflanzer
erweiterten, die nun erst den Kaffeebau einführten. Seit einer 1812 durch den freien Neger Aponte an- gestifteten Sklavencmpörung,
die jedoch noch vor dem Ausbruch unterdrückt wurde, waren Neger- aufstände etwas Gewöhnliches. So erhoben sich 1844 die
Schwarzen in der Gegend von Matanzas, und im Frühjahr 1848 rief die Freilassung der Sklaven in den benachbarten franz. Kolonien
West- indiens auch in Cuba einen Aufstand hervor, der mit grausamster Strenge unterdrückt wurde.
Seit die kontinentalen Kolonien Spaniens vom Mutterlande abgefallen waren, mußte die Be- hauptung C.s immer wichtiger werden,
das den Schlüssel des Mexikanischen Golfs und den natür- lichen Handelsmittelpunkt für die Häfen dieses und des Karibischen
Meers bildet. Man begünstigte daher die Kolonie mehrfach, gab 1816 das Tabal- monopol auf, erteilte 1818 allgemeine
Handels- freiheit und suchte so den Einflüssen der südamerik. Freistaaten entgegenzuwirken, die 1821 auf einem Kongreß in
Panama schon die Mittel berieten, den Cubanern in der Erlangung ihrer Selbständigkeit beizustehen. Es galt auf (5. nicht
allein die großc Sklavenmasse niederzuhalten, sondern auch die durck das Sklavenwesen demoralisierte
kreolische Bevölke- rung von der span. Krone abhängig zu erhalten. Dies war um so schwieriger, als nach 1840 eine starke
Partei unter den Kreolen, trotz der Ver- schiedenheit der Sprache, Religion und Abstammung, die polit. Verbindung mit den Vereinigten Staaten
von Amerika anstrebte. Andererseits begehrten auch die Nordamerikaner den Anschluß der Insel an die Union,
um so mehr, als zugleich England die wich- tige Kolonie für sich zu erwerben wünschte. 1845 ward im Senat von Washington
der Ankauf der Insel in Anregung gebracht, und während die Prcsse eifrig für die Annexion der Insel wirkte, rüsteten sich
auch insgeheim, mit Unterstützung von seiten der cuban. Kreolen, Freischaren, um die Insel von Spanien
loszureißen. Bereits hatten sich 1500 Mann unter Oberst White zu diesem Zweck ge- sammelt, als die nordamerik. Regierung,
Aug. 1849, gegen das völkerrechtswidrige Unternehmen ein- schritt. Auch ein späterer Vorsuch des Venezuelancrs Narciso
Lopez, der mit dem Amerikaner Crittcnden und dem Ungar Pragay im Aug. 1851 bei Vabia Honda landete, mißlang.
Lopez ward gefangen und in Habana hingerichtet. veröffentlichte der Generaltapitän Penzucla einen Erlaß,
wonach die unter dcm Namen Emanci- vados begriffenen Neger in Freiheit gesetzt wurden. Okt. 1854 trafen, auf direkte
Veranlassung des Präsidenten Pierce, die in England, Spanien und Frankreich beglaubigten Gesandten der Vereinigten Staaten (Buchanan,
Soule und Mason) in Ostende zusammen und erließen eine öffentliche Kundgebung, wonach die Zurückweisung einer Kaufsumme
(120 Mill. Doll.) für Cuba seitens Spaniens der Union
das Recht geben sollte, die «ihre innere Ruhe und
ihre Existenz gefährdende» Insel wegzunehmen.
Die einzige Rechtfertigung für diese hochfahrende Er- klärung war die Beschlagnahme nordamerik. Schisse in cuban. Häfen,
wofür keine Genugthuung erlangt werden konnte. Der hereinbrechende Bürgerkrieg drängte jedoch in der Folge die Angelegenheit
wie- der in den Hintergrund. Indessen wuchs die Un- zufriedenheit mit der span.
Herrschaft in Cuba täglich mehr. Für die Anlage von Straßen im Innern geschah so gut wie nichts. Handel und Schiffahrt konnten
sich nur schwach entwickeln unter einem System, das den Verkehr zwischen den Kolonien und dem Mutterlande als Küstenschiffahrt
ansah und besonders den wichtigen Handel mit den Vereinigten Staaten durch unerhört hohe Zölle erdrückte.
Die Landwirtschaft ward gelähmt zunächst durch die Steuer dcs Zehnten, noch mehr durch die sog. Alca- bala, die Abgabe von 6 Proz.
vom Nettoertrag des Verkaufs oder Austausches unbeweglicher Güter eines Sklaven, und durch die Alcabalilla, eine Auf- lage
von 6 Proz. der Alcabala selbst. Die span. Regierung
berief zwar im Herbst 1866 eine Junta zur Beratung der nötigen polit. und socialen Re- formen, es zeigte sich aber bald, daß
es ihr damit gar nicht Ernst war. Durch die Erhölmng der unmittel- baren Steuern um 10 Proz. im Sommer 1868 und durch die
unsinnigen Verfolgungen der Nesonn- Partei wurde die Erbitterung auf das höchste ge- steigert. organisierten
Franc. V. Agnilcra, Manuel A. Aguilera und Franc. Maceo Osario in dem Hause des Letztgenannten in Vayamo eine Verschwörung,
um Cuba von der span. Herrschaft zu befreien.
Namentlich breitete sich die Bewegung im östl. und mittlern Teile der Insel aus, und in Manzanillo stellte
sich Carlos Manuel Ce-öpeoes an die Spitze, der 10. Okt. die Unabhän- gigkeit C.s erklärte. Bald befanden sich der Osten und das
Centrum zu einem großen Teil in den Händen der Aufständischen, die sofort eine republi- kanische Negierung einsetzten, an
deren Spitze Sal- vador Cisncros Betancourt, Marquis von Sta. Lucia, und Ignacio und Eduardo Agramonte
stan- den.
Cespedes erklärte sich selbst zum General- kapitän des östl. Departements, erzielte jedoch keine polit. Einigung mit der
republikanischen Regierung, wenn auch zunächst beschlossen ward, im Felde ge- meinschaftlich zu operieren. Im Winter 1868 auf 1869 drcbte
sich der Kampf um die Eisenbahnen zwischen Nuevitas und Puerto Principe, wobei die Spanier meistens den kürzern zogen. Die
eigentlich kriegerischen Unternehmungen leitete fortan Oue- sada, dem es gelang, eine Reihe wichtiger Plätze in ! kurzer
Zeit zu nehmen und durch einen ununtcr- brochenen Guerillakrieg mit seinen höchstens W000 Mann starken
Truppen das span. Heer von 110000 Mann (70000 Voluntarios, 40000 Linientruppen) und das span. Geschwader im Schach zu halten.
So bot denn der span. Oberbefehlshaber, General Dulce, Febr. 1869 den Cubanern Amnestie und Ab- stellung aller ihrer Beschwerden
an; allein er bestand auf der Abhängigkeit von Spanien und fand des- halb nur taube Öhren. 26. Febr. trat
die republi- kanische Regierung des mittlern Departements zu- sammen und schaffte sofort die Sklaverei ab. In demselben Monat
erhob sich der Villasdistrikt gegen die span. Herrschaft; es befehligte hier ein Pole, General Nulofi, der in allen Gefechten
gegen die Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
forlaufend
620
Spanier siegreich blieb. fand der Nationalkonvent des mittlern und östl. Departe-
ments in Guaimaro statt, welcher die Republik in vier Staaten einteilte, eine Verfassung annahm und Oespedes zum Präsidenten,
Manuel Quesada zum Oberbefehlshaber ernannte. Der Kampf nahm eine immer bedenklichere Gestalt für Spanien an, da im
Mai die Insurgenten durch zwei in den Vereinigten Staaten ausgerüstete Expeditionen Zufuhren an Mannschaften, Waffen und Munition
erhielten, und die fpan.
Truppen durch das Gelbe Fieber in furchtbarer Weise decimiert wurden. Sodann wurden die Legionen der Voluntarios durch ihre Zuchtlosigkeit
für die Regierung mehr eine Verlegen- heit als eine Hilfe und drückten durch Schandthaten und Grausamkeiten
jeder Art dem Kampfe den Stempel des rücksichtslosesten Verwüstungskrieges auf. Ihr Übermut ging so weit, daß sie den
Statt- halter Dulce, der ihnen nicht thatkräftig genug schien, einfach verhafteten und nach Spa- nien zurückschickten.
Noch mehrere Jahre schwankte der Kampf unentfchieden hin und her, wobei den Aufständischen die karlistischen
Nnruheu in Spanien, die dessen Thatkraft lahmten, eine wesentliche Unter- stützung boten. Erst nachdem der Karüstenaufstand
unterdrückt war, gelang es dem 1876 nach Cubzac ge- schickten General Martinez Campos und dem 1877 zum Generalkapitän ernannten
Iovellar Febr. 1878, nach zehnjährigem Kampf die letzten Rebellen zur Unterwerfung zu zwingen. Nach
der Unterdrückung des Aufstandes verlieh ein königlich span. Dekret vom der Insel dieselbe Kommunal- undProvinzialvertretung,
die das Mutterland genießt.
Ein Gesetz, das die Sklaven für frei erklärte, aber sie noch auf acht Jahre unter dem Schutz ihrer Zerren zum Lohndienst
' verpflichtete, wurde in Cubzac proklamiert. Ein königl. Dekret vom befahl
die sofortige Einführung der span. Verfassung in Cubzac. Doch blieb Cubzac noch der Aufsicht des span. Ministers der Kolonien und des
Generalkapitäns unterworfen und hat keine eigene Gesetzgebung. Ein königl. Dekret vom machte
dem Patronats- system ein Ende, dem letzten Rest der Sklaverei, und setzte etwa 25000 Neger, die noch Sklaven geblieben waren,
in Freiheit.
Aus seiner finanziellen Be- drängnis hat Cubzac sich noch nicht freimachen können. 1878 war die Staatsschuld mit 7 Mill. Doll.
jähr- lich zu verzinsen, dazu kam eine Ausgabe von Papier- geld im Betrage von 60 Mill. Doll. 1889 betrug
die Staatsschuld ungefähr 165 Mill. Doll. mit einer jährlichen Zinsenlast von 9 Mill. Doll.
Die Insel hat Eisenbahnen nötig zur Hebung des Verkehrs und vor allem die Erschließung ihrer Mineralschätze. Litteratur.
Humboldt, ^389.1 po1itiq,n6 8ur 1'Ns ä6 (D. (Par. 1826);
Ramon de la Sagra, I^wi-ia koonomica, politioa
^ 68taäi8ticH ä6 1a 1819. äs 0. (Habana1831) und eineübersctzung daraus: I1i8toir6 pk^iyuo 6t politique äs 1'iis äs 0. (2
Bde., Par. 1844); Pezuela, Uu8g^o In^orieo äs 1a i8lg, äs (^. (Neuyork 1842);
de Larri- naga, Die
wirtschaftliche Lage C.s anknüpfend an die Entwicklung der Insel (Lpz. 1881). Cubaholz, eine Art Gelbholz
(s. d.). Cubbären, s. Bärenfelle (Bd. 2, S. 409a). Gubeben (Oudsdas), Bezeichnung
der unreifen Früchte des Cubebenpfefferstrauchs (?ipsi- (^u^sda^.; s. Piper). Sie ist ein kletternder Strauch in Ostindien
und auf einigen Inseln des Indischen Oceans, der hauptsächlich auf Java kultiviert wird. Die Früchte stehen in großer Anzahl,
gewohnlich 40-50, an langgestreckten kätzchenartigen Frucht- ständen, haben ungefähr Größe und Farbe des
gewöhnlichen fchwarzen Pfeffers, einen Durchmesser von gegen 5 mm und eine durch das Eintrocknen stark runzelige Oberfläche;
von dem schwarzen Pfeffer unterfcheiden sie sich äußerlich durch ein 5-10 mm langes steifes Stielchen.
Der Geschmack der Cubzac ist scharf pfefferartig brennend und etwas bitter, ihr Gcruch stark aromatisch,
aber angenehm. Als wesent- liche Bestandteile enthalten sie ein ätherisches Öl (s. Cubebeuöl) und das Cubebin (s. d.),
und sind als (Xidödas ofsizinell; sie wirken kräftig erregend hauptsächlich auf die Verdauungsorgane und die Schleimhäute,
werden in Pulverform sowie in Lat- wergen befouders gegen Schlcimflüsse der Geschlechts- organe angewandt
und finden auch in der Liqueur- fabrikation vielfache Verwendung. Eubebenkampfer, s. Cubebenöl.
Cubebenöl, ein ätherisches Öl, das bei der Destillation von Cubeben (s. d.) erhalten wird.
Man unterscheidet leichtes Cubzac (dünnflüssig, Siedepunkt 220°) und schweres Cubzac (dickflüssig, Siedepunkt
250°). Das Cubzac besteht zum größten Teile aus Kohlenwasser- stoffen von der Zusammensetzung (^11.24,
die zu den Polytcrpenen (s. Terpene) gehören. Das Öl älterer Cubeben enthält außerdem noch Cub eb e nk amp s er, 615N260,
der sich beim Abkühlen des Öls in Kry- stallen abscheidet. Eubebenpfefferstrauch, s. Cubeben.
Cubebm, ^lolii"^, ein in farblosen Nadeln krystallisierender chem. Körper in den Cubeben, schmilzt bei
125° 0. und kann durch Oxydation in Oxalsäure und Piperonylsäure verwandelt werden. vu'bioula.rins (lat.), im alten Rom der
Haus- sklave, der das Amt des Kammerdieners, so das Anmelden der Besuche, versah; später der Kammer- diener des Papstes.
vickioüinni (lat.), das Schlafzimmer des a.lt- röm. Wohnhauses; bei den ersten Christen die Grab- kammcr
eincs Märtyrers in den Katakomben (s. d.). Cubit (spr. kjuhblt), das
lat. 0udiw8 (Ellbogen, die Vorderarmlänge, 1^/2 Fuß, ein Längenmaß der Alten), ein älteres
engl. Ellenmaß von 18 Zoll odcr ^2 Jard ^ 0,4572 m. Auch in Ostindien ist ein Cubzac in Anwendung. (S. Covado.)
vnditus, s. Cubit. Cubras, Abkömmlinge von Mulatten und Ne- gern in Südamerika. Cubzacffpr. kübsäck), Dorfim Kanton St.
Andrs- de-Cubzac, Arrondissement Bordeaux des franz. De- part.Gironde, 3 km südlich von St.Andre'-de-Cubzac, Artikel, die man
unter E vermißt, sind unter K aufzusuchen.
forlaufend
621
am rechten Ufer der Dordogne und an der Linie (Pa- ris-)Chartres-Saumur-Saintes-Cuden-La Grave d'Am- bares (-Bordeaux) der Franz.Staatsbahn,
hat (1891) 617, als Gemeinde 853 E., Handel mit Getreide nnd Wein. Die prachtvolle Hängebrücke über die Dor- dogne wurde durch
einen Orkan zerstört und durch eine eiserne Röhrenbrücke (über 1,5 km) ersetzt. Bei Cuden lag das angeblich
von Karl d.Gr. erbaute Schloß Montauban, von dem noch ein schönes Thor steht. Cuca, s. Koka.
Cuccagna, Cocagna (ital., spr.-annja); frz. OoHuaiZne, ist der romanische,
seit dem 12. Jahrh, verbreitete Name für das Schlaraffenland (s. d.), das z. B.
im 13. Jahrh, in dem franz. ^adliim ä6 OoquaiFN6 üppig geschildert
wird. In Neapel hieß früher ein an den vier letzten Sonntagen des Karne- vals auf Kosten des Königs veranstalteten Volksfest
Cuden; die Hauptbelustigung dabei bestand darin, daß man ein Pyramidengerüst, dessen Seiten nnt Fett beschmiert
waren, erkletterte, um die oben aufge- hängten Ehwaren zu erlangen.
Euchilla (spr. kutschillja, «Schneide»),
im spa- nisch redenden Amerika ein oben schmaler Höhen- rücken, aber auch eine bloße Vodenschwelle. Die wichtigsten Cuden durchziehen
die Republik Uruguay. Die Cuchilla-Grande trennt das Neckendes Rio Negro von den zum Atlantischen Meere gehenden Flüssen. Die
Cuden deSantaAna bildet die Grenze gegen Brasilien. Beide stoßen in dem Cerro Acegua genannten Knoten zusammen
und erreichen hier eine Höhe von 621 m. Cucüjo (I^i-opkoi-uZ Qooti1ueu81^.), ein großer, 30-40 mm langer, zu der Familie
der Schnellkäfer oder Schmiede (Ni5tt6i-iäH6) gehöriger, in West- indien und auf den Antillen heimischer Käfer, mit kurzem,
breitem Kopfe, großen Augen, querem, polsterartigem Halsschild, langen, hinten zugespitz- ten Flügeldecken,
von graubrauner Farbe.
Än den beiden Hinterccken des Halsschildes befindet sich je ein halbkugelförmiger, wachsgelber Fleck, welcher mit grüngelbem
Licht im Dunkeln sehr stark leuchtet. Die Käfer fliegen nachts umher. Einige sind lebend nach Europa gebracht worden. In der
Habana hält man sie in feinen Drahtkäsigen, nährt sie mit Schei- ben von Zuckerrohr und die Damen benutzen
die in feine Tüllsäckchen eingenähten Käfer bei der Dunkel- heit als Schmuck auf den Kleiden: und in den Haaren. vuouliüas,
die echten Kuckucke (s. d.). Vnou115ri8 innsoülns (lat.),
ein breiter Rückenmuskel, s. Kappenmuskel. vnouilia, Gattung der eulenartigen Schmetter- linge, mit langem
Rüssel, schlanken, schmalen Flügeln, meist von grauer oder graubrauner, altem Holze ähnlicher Färbung.
Die Raupen sind glatt und meist lebhaft gefärbt. In Deutschland finden sich 20 Arten der Gattung 0. vnoüIwL (lat.), Kapuze,
Kutte (Mönchstracht); 0. uou ladt monkobum, nicht die Kutte macht den Mönch.
vuonws, der Kuckuck (s. d.). vnoüinH" ^., Pflanzengattung
aus der Familie der Cucurbitaceen (s. d.), deren etwa 25 Arten, fast lauter einjährige, mittels Ranken klimmende und kriechende
Kräuter, in den Tropen beider Hemi- sphären, besonders Asiens und Afrikas, zu Hause sind.
Hierher gehören die gemeine Gurke (0. 8H- tivu8 ^.), die Schlangengurke ( Ü6xuo8ii8 ^.), die echte Melone
(^. msio ^.), außerdem verschie-
dene Keepfianzen, z. B. die Stachelbeergurke, St ach elbeer kür bis (0. pi-opIißtHrum
^.), aus Arabien, mit kugeligen, kirschengroßen, borstig be- haarten , gescheckten Früchten, l^. an^uri^ ^. aus Jamaika,
mit kugeligen, sternförmig gesteckten Früch- ten, u. a. m. (S. Gurke, Melone, Koloquinten.) vuourbita, s. Kürbis.
Cucurbitaceen (lüueurditacßas), Pflanzen- familie aus der Ordnung der Campanulinen (s. d.) mit gegen 500 größtenteils
in den Tropen wachsen- den Arten. Es sind krautartige Pflanzen oder Halb- sträucher; ein großer Teil klettert oder kriecht
auf der Erde hin. Die Blüten sind ein- oder zweihäusig. Die Kelchröhre ist mit dem Fruchtknoten verwachsen, der
Rand des Kelchs meist rad- oder glockenförmig und gewöhnlich fünflappig. Die Vlumenkrone be- steht in der Regel aus fünf
freien Blumenblättern; doch können dieselben auch verwachsen sein, z. B. bei ^ucui-ditH,
(I!iioumi8 u. a. Sehr oft sind Kelch und Blumenkroue am Grunde miteinander ver- wachsen. Die Staubgefäße sind gewöhnlich
in der Dreizahl vorhanden und zwar ent- weder frei oder untereinander ver- wachsen. Die Antheren sind
schlan- genartig gekrümmt (s. beistehend abgebildetes Andröceum des Kür- bis).
Der Fruchtknoten ist ge- wöhnlich dreifächerig. Die Frucht ist meist eine fleischige Beere, oft von bedeutender Größe. Mehrere
Arten sind seit langer Zeit Kultur- pflanzen, so z. B. die der Gat-
tungen (Üuculdita, l^ueumis und ^iti-uilug; zu ersterer gehören die Kürbisarten, zu letztern Gurke, Melone, Koloquinte (s.
diese Artikel). Ferner gehören hierher Zaunrübe Spritzgurke (s. Uodailium). Cucuriuba, s. Anakonda. Eücuta, s. San Jose'
de Cücuta und Nosario de Cücuta.
Cücutabahn, s. Columbia, Verkehr und Handel. 0uadb2.r (engl., spr. köddbär),
s. Orseille. Cuddalor, ind. Stadt, s. Kudalur. Cuddapah, s. Kadapa. Cuden (czech., spr. zu-), auch Zauden, ^u- äicium proviucialO,
altertümlicher Name der Gau- gerichte in Böhmen, Mähren und Schlesien. Sie wurden viermal des Jahres je einige Tage lang abgehalten
und bestanden bereits am Schlüsse des 12. Jahrh, aus dem kleinen und großen Gericht. Letzterm präsidierte
der Cudar (spr. zudar, c2näg.i-iu8, ^uäsx provinci3.1i8), ein vom Fürsten ernannter Beamter,
während der Gerichtshof von den Oberbeamten des Gaues, 12 Kmeten und so viel Edelleuten, als sich zur Verhandlung einge- funden
hatten, gebildet wurde. Im kleinern Gericht saßen die Kämmerer mit den niedern Beamten und den Altesten
des Gaues.
Die Verhandlung war öffentlich und die Rechtsprechung erfolgte nach von alters her vererbten Regeln und Gewohnheiten ohne
geschriebene Gesetze. Ursprünglich waren alle Be- wohner des Gaues ohne Unterschied des Standes den Cuden unterworfen, später
(unter Ottokar I.) wur- den die Geistlichkeit und die Städte durch Privile- gien davon ausgenommen. Die
Kompetenz der Cuden erstreckte sich auf alle Civil- und Kriminalangelegen- heiten. Seit dem 12. Jahrh, scheint es jedoch, daß
alle Streitigkeiten um liegende Gründe und alle Vesitzveränderungen in denselben bereits vor dem sog. Landrechte des Landesfürsten
und der Landes- Nrtilel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
forlaufend
622
barone verhandelt werden mußten. Die Cueva erhielten sicb bis zu der im 16. Jahrh, erfolgten neuern Or- ganisation
der Gerichte. Cudowa, Dorf und Badeort im Kreis Glatz des preuß. Reg.-Bez. Vreslau, zur Landgemeinde Tscher- beney gehörig, 7 km
östlich von der böhm. Stadt Nackod^, in 388 m Höhe, hat (1890) 605 E.,
dar- unter 46 Evangelische; Post, Telegraph, evang. Kirche; Dampfsägemühle und ist berühmt wegen seiner vier arsenhaltigen,
kohlensäurereichen Stahl- auellen (11° c.), die (seit 1792) besonders zum Baden («Champagnerbäder»),
aber auch zum Trin-
ken benutzt werden gegen Blutarmut, Bleichsucht, Skrofeln, Leukorrhöen und chronische Nervenkrank- heiten. Auch sind Einrichtungen
zu Douche-, Regen-, Moor-, Dampf- und Gasbädern vorhanden (etwa 1600 Kurgäste). Die Quelle im Niederdorf, schon 1622 bekannt,
wurde 1792 vom Neichsgrafen Still- fried zum Gebrauch eingerichtet -
Vgl. Hemprich, Die Eisenquellen zu Cueva (2. Aufl., Vresl.
1839).
Hudra (spr. schuh-), Name der vierten und letzten Kaste des ind. Volks. Nach der Lehre des ortho- doxen
Brahmanismus ist der H. der Diener der an- dern Kasten, den man nach Belieben fortjagen und töten kann,' in Wirklichkeit trieben
die Cueva bereits in alter Zeit Handel und wurden oft reich'/ebenso wer- den H. als Büßer erwähnt, ja Tschandragupta, der mächtigste
Fürst Indiens, soll ein Cueva gewesen sein. Cudworth (spr. ködd-), Ralph (Rudolf), engl. Philosoph, geb. 1617 zu
Aller in Somersetshire, wurde Prediger in seiner Heimat, 1645 Professor der hebr. Sprache in Cambridge, wo er 1688 starb. Cueva gehört
den engl. Platonikern an, bekämpft den «Sensualismus
von Hobbes und leitet Recht und Moral aus dem Wesen Gottes her, das seinen Willen bestimmt; diese so begründete
Moral ist auch ursprünglich in der menschlichen Vernunft ge- legen und nicht durch Übereinkommen entstanden. Sein Hauptwerk
ist: »1b6 tru6 iuteiiscwg.! 8M6N ot tk6 univ6l86) ^lisrsin 9.U t1i6 l69.80Q g.nä tks Püi1o80p1^ ol g. t1i6i8in 18 conlutsä"
(Lond. 1678 u. ö.). Lange nach seinem Tode (1731) wurde vom Bischof Chandler sein «1l63.ti86 concsrninF
6t6r- Q2.I and innrmta.di6 moraHt^n herausgegeben. Euönca. 1) Provinz im Königreich Spanien (Neucastilien), grenzt im N.
an Guadalajara, im O. an Teruel und Valencia, im S. an Albacete, im W. an Toledo, hat 17193 ^m und (1887) 242462
(120555 männl., 121907 weibl.) E., 14 auf 1 darunter 134 Ausländer (171458 konnten nicht lesen) und 8 Gerichtsbezirke.
Der Oberlauf des Iucar geht mitten durch Cueva. Die Serrania de Cueva nimmt den östl.
Teil ein. Es ist ein von tiefen Erosionsthälern durchfurchtes Hochland, dessen höchste Erhebungen an der Ostgrenze
liegen und in dem Tafelberg Muela de San Juan (1610 m) gipfeln. An den Gehängen desselben entspringen Tajo, Iucar, Cabriel und
Guadalaviar. Die Serra- nia de Cueva ist eins der waldreichsten Gebiete der Halbinsel mit ausgedehnten Kiefernwäldern
von ?il1U8 ping.8t6I' Fo?. UNd ?il1U8 1i^i6p6U8i8 M^?. und enthält großartige Tropfsteinbildungen.
Die Bewohner treiben Bienenzucht und Holzfällerei. Im S. der Provinz ist viel Safranbau, bei Minglanilla im SO.
ein Steinsalzlager. BedeutendeStädte fehlen. - 2) Hauptstadt der Provinz Cueva, in 902 m Höhe, an der Bahnlinie
Aranjuez-Cueva (152 Kin), zwischen dem Iucar und dem Bache Huecar, über den die 114 ui lange und in der Mitte 42 in
hohe San- Pablobrücke
(von 1523) führt, ist an und auf einem kahlen Felsen unregelmäßig erbaut, Sitz eines Bi- schofs,
hat (1887) 9747 E., Post, Telegraph, teilweise erhaltene UmWallung, einen Alcazar, steile, meist enge Straßen, 15 Kirchen, darunter
die got. drei- schifsige Kathedrale, ein bischöst. Seminar und ein Kollegium. Cueva, einst berühmt durch
ihr Tuch, ihre Goldarbeiten und Künste, ist jetzt eme tote Stadt. 9 km von Cueva entfernt befindet sich La Ciudad Encantada
(die verzauberte Stadt), wo Süh- wasscrkalk-Ablagerungen wunderbare Tropfsteinbil- dungen hervorgerufen haben. - Cueva wurde 1177 von
Alfons von Castilien den Almohaden entrissen und 1183 wurde dahin das Bistum von Valeria verlegt. Am wurde
die Stadt von den Kar- listen erstürmt und grausam verwüstet.
Cuönca, eigentlich SantaAnadeC., Haupt- stadt der Provinz Azuay in Ecuador, in einem schönen, reichbewässerten Thale des
Rio Paute, in 2355 m Höhe, hat (1885) mit Distrikt 30000 E., gerade und freundliche
von Kanälen durchflossene Straßen, eine Kathedrale, Regierungsgebäude, Ge- fängnis und eine böhere Schule im ehemaligen
Iefuitenkollegium. Der Handel mit eingemachten Früchten, Käse und Getreide ist bedeutend. Die In- dustrie erstreckt sich aus
Fabrikation von Wollge- weben, Hüten und Töpferwaren.
Cuencamö, Distriktshauptort im mexit. Staate Durango, im NO. der Hauptstadt, hat 5000 E., Silbergruben,
Schmelzhütten, Anbau von Zucker- rohr und Baumwollfabriken. Cuörda, span. Längenmaß, s.
Cordel. Euernaväca, das alte Quauhuahuac, Haupt- stadt des mexik. Staates Morelos, in 1645 m Höhe, 75 km von Mexiko, in
einem fruchtbaren Thale, hat 8000 E., eine von Cortez erbaute Kirche, eine landwirtschaftliche Akademie;
große Zuckersiedereien und Brennerei. In der Nähe (130 m) die Ruinen des Teocalli Tochicalco in fünf Terrassen.
Cuers (spr. küähr), Hauptstadt des Kantons Cueva (171,20 ykm, 4 Gemeinden, 8351 E.) im
Arrondisse- meut Toulon des franz. Depart. Var, 21 km nord- östlich von
Toulon, in 141 m Höhe, über der Schlucht der zum Gapeau stießenden Foux, an der Linie Marseille-Nizza
der Franz. Mittelmeerbahn, hat (1891) 3010, als Gemeinde 3410 E., Post, Oliven- und Weinbau, Handel mit Gips und Provenceröl.
Euesmes (spr. küähm), Ort im Kanton Mons der belg. Provinz Hennegau, im Borinage ls. d.), an den Linien
Mons-Hautmont (26 km) der Nordbahn, Mons-Charleroi und Mons-Quie'vrain der Staats- bahn, hat (1890) 8469 E., bedeutende Kohlengruben,
Hochöfen und Eisenwerke.
Cueva, Juan de la, span. Dichter, geb. um 1550 zu Sevilla, gest.
nach 1607. Seine Blütezeit siel in die Übergangsperiode von dem altnationalen zum modern-tlassischen Stile. Theoretisch trat
er für den letztern im «Dichterischen Beispiel» ein («Njsmpig.i' poetico», 1605; abgedruckt in Sedanos
«?kin2.80», 1774),
dem ältesten Versuch einer Poetik in Spanien. Ganz wertlos ist das Lehrgedicht «1^08 iuv6utoi-68 ä6 Ig.8
0083.8» (1608),
eine Nachahmung des Poly- dorus Virgilius, gleichfalls im «?Hi-ng.80» des Sedano. Von seinen übrigen
Arbeiten sind zu er- wähnen: die «0drH8» (Sevilla 1582),
enthaltend lyrische Gedichte, Sonette, Eanzonen,
Gegien, Eklogen und die «Totenklage der Venus um Adonis» in Oktaven, im ital.-klassischen Stil;
«Ooro I^dso ä6 r0MHn ki8wriHi68»
(ebd. 1587), zehn Bücher Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
forlaufend
623
von mehr als 100 selbstverfaßten histor. Kunst- romanzen, von denen die meisten Gegenstände der alttlassiscken Geschichte
und Mythologie und nur einige wcnige vaterländische Stosse behandeln, durch die Wahl und geschickte Behandlung der nationalen
Form beachtenswert; «^onhuiLw ä 1a Vstica» lSevilla 1603; auch in Fernandez'Sammlung
span. Dichter, Vd. 14 u. 15, Madr.
1795, und in den " ?063i3.3 36l6Ct3.3 03.8t6iiHUH8 » V0N QuintaNQ, 6 Bde.,
ebd. 1830-33),
ein Heldengedicht in 24 Ge- sängen und in Oktaven, worin er chronikenartig und prosaisch matt die Eroberung
Sevillas durch den König Ferdinand III. von Castilien besingt. Von großer Wichtigkeit ist die «?i-ini6i-a parts
äe las conißäiHZ v ti-aZ6äia8» (Sevilla 1588). Sie enthält vicr Tragödien und zehn Komödien, in denen ent- weder volkstümliche
Stoffe, wie «Lsi-nai-äo äsi ^ar- PI0». «1^08
lQfHnt68 ä6 I^ara», oder Begebenheiten aus der alten Geschichte, «^ax»,
«Virginia», oder zeitgenössische Ereignisse, «83.ec0
äs Roma», oder freie Erfindungen, «N1 äO^oii^äo», «N1
vi6^o 6QNmo r3.ä0», das Motiv bilden. So unvollkommene Ver- suche sie auch in Bezug auf Führung der Handlung'
und Charakteristik der Personen sind, so sichern sie ihm doch eine bleibende Stellung in der Geschichte des span. Dramas, einmal
darum, weil Cujacius der erste war, der eigentlich histor. Schauspiele auf die span.
Bühne brachte, und dann, weil er seinen Dramen die eigentümliche metrische Mannigfaltigkeit ver- lieh, welche das span. Drama
der folgenden Zeit charakterisiert. In seinem «Verleumder» (0 Inla- maäor,
gedruckt in Ochoas «^6801-0», Bd.
1, Par. 1837) zeichnet er das Urbild des spätern Don Juan- Typus. Eine Gesamtausgabe von C.s seltenen Werken
existiert nicht; die Nomanzen stehen in der Madrider «Vidlioteoaäs 2.utol68 68Müoi68»
(Bd. 10 u. 16). Eine Ausgabe von handschriftlich in Sevilla erhaltenen Gedichten bat Wulfs u. d. T. «?06uw8
in6äit8» (Lund 1887) begonnen. -
häusiger Ortsname in Spa- nien, darunter 1) Cujacius de Vera, Stadt in der span. Provinz
Almeria, 7 km im NNW. von Vera, rechts am Almanzora und am Fuße der Sierra de los Filabres, in 1915 m Höhe, hat (1887) 20027 E.,
eine schöne Pfarrkirche, maur. Kastell, bedeutenden Silberbergbau in den nahen Sierren Almagrera und
de Montroi, sowie fruchtbare Umgegend.
2) In der Provinz Malaga liegt Cujacius de SanMarcos am Genil, mit 5023 E. Euggiono (spr. kudschohno), Ort im Kreis Ab- biategrasso
der ital. Provinz Mailand, nahe dem linken Ufer des Ticino, hat Post, Dampfstraßenbahn nach Mailand und Pnmo, (1881) 4862,
als Ge- meinde 5364 E., Leinen- und Seidenstofffabrikation. Cui, Cesar Antonowitsch, russ.
Komponist, geb. zu Wilna, besuchte die Ingenieuraka- demie zu Petersburg und wurde an derselben Lehrer und später
Professor der Fortisikation. Er schrieb u. a. ein «Lehrbuch
der Feldbefestigungen» (3. Aufl. 1880). In der Musik erhielt er Unterricht von Mo- niuszko.
Als Mitarbeiter der russ. «Petersburger Zeitung» 1864-78 vertrat er die Richtung Wag- ners und Liszts und veröffentlichte in der
Pariser «I5.6VI16 6t 6k26tt6 Niu8ic9l6» 1878-79 eine Reihe von Artikeln über russ. Musik, gesammelt in «l.g. Mii8i 611IW88I6»
(Par. 1881). Von seinen Kom- positionen sind die Opern: «Der Gefangene im Kau- kasus», «Der
Sohn des Mandarins»,
«William Rat- cliff», «Angelo», ferner Scherzos für Orchester und Lieder hervorzuheben. -
Vgl. Comtesse de Mercy- Argenteau, 0. vui
dono? (lat.), eigentlich: Wem zum Nutzen? ein Ausgangspunkt für die Suche nach dem noch uw bekannten Thäter eines Verbrechens
(s. ^ ^noi dou).
Cuijp, Holland. Maler, s. Cuyp. vnivrs pol! (frz., spr. küihw'r polih), jetzt ge- wohnlich
Bezeichnung geschliffener feiner Messing- Waren , wofür man auch geschliffenes Messing fagt. Die Bezeichnung kam etwa 1870 mit
den dar- aus gefertigten Gegenständen aus Frankreich; eigent- lich lautet sie vollständig cuivre ^3.un6 poli (polier- tes
Messing). Früher lieferte man die betreffenden Artikel poliert (daher der Name), jetzt aber meist geschliffen.
Dieses auf der Schleifmaschine geschlif- fene Messing ist von gleichmähigerm Glänze als das polierte.
Artikel aus 0. p. waren schon in der Re- naissancezeit in Anwendung, z. B. für die Kirchm-
geräte. Der Stoff ist eine Legierung vou Kupfer und Zink, aber mit zeitweilig ungewöhnlich hohem Kupfcrgehalt.
Für die Produktion und den Handel sind Paris, London, Wien, in Deutschland Berlin, München, Nürnberg, Stolberg bei Aachen, Geis-
lingen und Gmünd die wichtigsten Plätze. In den Zolllisten werden Gegenstände aus 0. p. unter «Feine Kupferwaren»
aufgeführt. Cujacms, eigentlich Jacques deCujas oder (3ujaus, wie fein Vater sich nannte, einer der aus-
gezeichnetsten Nechtslehrerdes 16. Jahrh., geb. 1522, war der Sohn
eines Tuchmachers zu Toulouse. Er studierte die Reckte zu Toulouse, wo Arnaud Ferner sein einflußreichster Lehrer wurde, und
lehrte da- selbst seit 1547 mit großem Erfolge. 1554 wurde er als Lehrer der Rechte zu Cahors angestellt,
schon im folgenden Jahre aber auf L'Hopitals Veranlas- sung in gleicher Eigenschaft nach Bourges berufen. Er ging 1557 an
die Rechtsschule zu Valence, wurde jedoch 1559 auf Betrieb von Margarete, Herzogin von Berry, wieder nach Vourges berufen.
Hier lehrte er 6 Jahre, verfaßte seine «einflußreichsten Werke
und gelangte auf den Höhepunkt seines Ruhms. Margarete, die Herzogin von Savoyen geworden war, rief Cujacius 1566 nach
Turin; er kehrte jedoch be- reits 1567 nach Valence zurück. Die religiösen Kämpfe, die damals Frankreich zerrütteten, zwan-
gen auch Cujacius, mehreremal zu fliehen. 1575 gewann man den berühmten Lehrer des röm. Rechts wieder für
die Universität zu Bourges; aber fortgesetzte kriegerische Unruhen ließen ihn Sicherheit in Paris suchen, wo er entgegen dem
bestehenden päpstl. Ver- bote die Erlaubnis erhielt, röm. Recht zu lehren. Seit 1577 lehrte er wieder in Bourges bis zu sei-
nem daselbst erfolgten Tode. Seinen Ruf verdankt er dem Zurückgehen auf die Quellen des röm.
Rechts in ihrem ganzen Umfange. Für die Auslegung des ()0i-pn8 ^ni-i8 civilig sind die Schriften des großen Exegeten noch
heute von Be- deutung. Die von ihm selbst 1577 besorgte Aus- gabe seiner Werke ist gut und genau, aber unvoll- ständig.
Auch die Ausgaben a lg. (^i-Änä-VÄi-ds (6 Bde., Par.
1617) und die von Colombet besorgte (6 Bde., ebd. 1637) enthalten
nicht alle Schriften von Cujacius. Eine vollständige Ausgabe besorgte Fabrot (10 Bde., Par.
1658), die mit einigen Zugaben zu Neapel (11 Bde., 1722-27),
sowie zu Neapel, Ve- nedig und Modena(11 Bde., 1758-83)
nachgedruckt, neuerdings mehrmals (z. B. Prato 1859 fg.) wieder- Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K au'zusuchen.
forlaufend
624
holt wurde. Sehr brauchbar für die Benutzung sei- ner Werke ist das «^romptuarium
operum d, g.uc- toi-6 vom. ^1dan6N8i8» (2 Bde., Neapel 1763 und
Modena 1795). -
Vgl. Spangenberg, Culm und seine Zeitgenossen (Lpz. 1822).
vryus ro^io, e^us roliFio llat., «Wem das Land gehört, der hat auch das Recht der Religions- bestimmung»),
Ausdruck für den während der Re- formation eingeführten und erst durch das moderne lHtaatsrecht beseitigten Grundsatz, nach
dem der Lan- desherr befugt sein soll, seinen Staatsangehörigen ein bestimmtes religiöses Bekenntnis aufzuzwingen. 0n1 (frz.,
spr. kü), Steih. Culaffe (frz., spr. küläß),
Vodenstück eines Geschützes; Schwanzschraube eines Gewehrs; der untere Teil eines geschnittenen Steins
(s. Brillant und Edelsteinschleiferei, Bd. 5, S.708d).
Culbute (frz., spr. külbüht), Purzelbaum, Um- sturz ; in der Medizin die Umdrehung des Fötus im Uterus kopfabwärts gegen
Ende der Schwangerschaft. Culdeer (0u1ä668, spr. kölldihs), Name der kelt. Geistlichen, zuerst vom schott. Historiker Hektor
Boe- tius gebraucht. Culm, gebildet aus dem kelt. Osile -- mariws,
8ociu8, und äs -- vei, bedeutet Gottver- lobte, Gottesgenossen, Gottesleute (lat. ouitorss
äoi) und diente im 9. Jahrh, zur Bezeichnung so- l^/ in Klöstern lebender als säkularer Geistlicher der kelt. Kirche. -
Vgl. Reeves, ^lie 0u1ä663 ok tke Li-itiäii I3lanll8 (Lond. 1864);
Ekene, 06itic 8cot- land (3 Bde.,
Edinb. 1876-78).
Steiß), Polster hinten unter Frauenkleidern. (3u1ön8 (auch ^ullsug), Faß, das größte Maß für Flüssigkeiten bei den
Römern. Ein N. enthielt 20 Amphora (s. d.) ^ 525,2? 1. vnisx, s. Stechmücken. Culiacan, Hauptstadt des meiik. Staates Si- naloa,
am Rio Culm und mit dem Hafen Altata durch Eisenbahn (80 km) verbunden, hat 8000 E., eine alte Kathedrale,
Seminar und Münze. Culm wurde 1532 an Stelle von Hucicolhuacan gegründet. vulioiäae, s. Stechmücken. Culten (spr. köll'n),
William, engl. Arzt, geb. zu Hamilton in der schott. Grafschaft Lanark, studierte Medizin in Edinburgh, ward 1746 Professor
der Chemie in Glasgow, 1751 Professor der Pharmakologie und 1756 nach Edinburgh berufen, wo er 1766 den Lehrstuhl der praktifchen
Medizin übernahm und später zum ersten Arzte des Königs von England für Schottland ernannt wurde. Er starb 5/ Febr. 1790. In
feinem klassischen Werke «1r63,ti86 ok tks materia. msäica»
(2 Bde., Edinb. 1789; deutsch Lpz.
1790, und von Ebeling, mit Zu- sätzen von Consbruch, ebd. 1790) reinigte er die Pharmakologie von unzähligen Irrtümern.
Sein Hauptwerk: «^irst 1in68 ol tli6 praetios ok pk^8io8» (4 Bde.,
Edinb. 1789 u. ö.),
wurde in verschiedene Sprachen (deutsch, 4 Bde., Lpz.
1800) übersetzt. Er schrieb außerdem: «8Mop8i8 1103010^9,6 lustko- äicas» (2 Bde.,
Edinb. 1772 u. ö.; deutsch Lpz. 1786)
und «?k?8i0i0F7» (Edinb. 1785). Nach seinem
Tode erschienen «^080l0F^ or 8^8t6in3.tjc 3,rraiiF6» IQ6Iit ol 61863.868"
(Lond. 1800) und «11i6 Näin- dur^ii prHctic6 ok
p1i^8ie, 8ui-F6i')^ anä iniä^il6i'^» (5 Bde., ebd. 1805).
Eine Gesamtausgabe seiner Werke besorgte Thomson (2 Bde., Edmb. 1827), der auch ein «Account of t^6 1il6
ok ^Vüliüm 0.» (2 Bde., ebd. 1832) herausgab.
Cullera
(spr. kulljehra), befestigte Seehafenstadt in der span. Provinz Valencia,
links des Iucar unweit seiner Mündung und am südl. Abhang des Zorrasberges, der im Kap Culm ausläuft, und an der Sekundärbahn
Silla-Culm (25 km), hat (1887) 11713 E., Fischerei und beträchtlichen Handel mit den Mittelmeerländern. vullöus, röm. Hohlmaß,
s. OÜ6ii8. Culloden (spr. köl-), Ort in Schottland, nord- östlich von der Stadt Inverneß, bekannt durch die Schlacht vom
in der der Stuart- prätendent Karl Eduard geschlagen und die letzte Hoffnung seines Hauses auf die Wiedererlangung
des Thrones von Großbritannien vernicktet wurde.
Cullum (fpr. köllömm), George, amerik. Militär- ingenieur und Schriftsteller, geb. zu Neuyork, erbaute
viele Befestigungswerke, Mauern, Dämme, Leuchttürme u. s. w. und war 1864-74 Superintendent der Militärakademie der Vereinigten Staaten.
Er schrieb: «Nilitar^ briäF68 an3 Iudja,-rudd6r p0nt00U8» (Neuyork
1847),
tt878t6M8 ol militar^ driäZ68" (ebd. 1863), ol Hnit6ä 8t3.t68 NilitHr^ ^c^(i6iii^" (neue Ausg., ebd. 1877);
" (^uiMiZn8
ol^Nr ok 1812-15 HZHiii8t 6r6a.t Vritain» (ebd. 1879). Eully (spr. küllih), Hauptstadt des Bezirks Ryf- thal (Lavaur) des
schweiz. Kantons Waadt,
15 Ilm südöstlich von Lausanne, in einem kleinen Busen am nördl. User des Genferfees und
an der Linie Genf- St. Maurice der Iura-Simplon-Bahn, hat (1888) 1002 E.,darunter 51 Katholiken; Post,Telegraphund bedeutenden
Weinbau. Am Hafen steht das Mar- mordenkmal des hier geborenen Majors Davel (s.d.). Culm.
1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Marien- werder, hat 724,31 hkm, (1890) 45 711 E., 1 Stadt, 73 Landgemeinden
und 78 Gutsbezirke, und bildet einen Teil des Culmerlandes, das, zwischen der Weichsel, Drewenz und Ossa gelegen, sehr fruchtbar,
namentlich an Weizen ist. -
Vgl. Schultz, Geschichte der Stadt und des Kreises Culm bis 1479 (Danzig 1877);
Brauns, Geschichte
des Culmerlandes bis zum Thorner Frieden (2. Aufl., Thorn 1881). -
2) Culm oder Kulm, poln. ciiLimo, Kreisstadt im Kreis Culm, an der Nebenlinie Kornatowo-Culm (17 km) der «reuß. Staatsbahnen,
Sitz des landratsamtes, eines Amts- gerichts (Landgericht Thorn) und einer Reichsbankneben- stelle, hat (1890) 9762 (4847 männl., 4915 weibl.)
E., dar- unter 3150 Evangelische und 470 Israeliten, in Garnison (561 Mann) das 2.Iägerbataillon, Post
erster Klasse, Telegraph, Kreis- und städtische Sparkasse, Polnische Volksbank, Vorschuhverein, Privatbank; ein altes (Graudenzer)
Thor, der letzte wohlerhaltene Nest der alten Befestigungen, mit einer Gnadenkapelle (Li-ainlin) im zweiten Stockwerk, kath.
Pfarrkirche St. Marien (ehemals Kathedralkirche des Bistums Culm), evang.Pfarr-(früherDominikaner-)kirche, Gym- nasial-(früher
Franziskaner-) kirche, Klosterkirche der Cistercienserinnen, ein Mennonitengotteshaus und eine Synagoge;
Rathaus (16. Jahrh.), Krieger- und Kaiser-Friedrich-Denkmal und Ständehaus; ferner ein königliches kath. Gymnasium, 1837 eröffnet
(Di- rektor I)r. Iltgen, 13 Lehrer, 9 Klassen, 243 Schüler), königl. Realprogymnasium, 1387 gestiftet (11 Lehrer, Artikel, die
man unter E vermißt, sind unter K aufzusuchen.
forlaufend
625
7 Klassen, 75 Schüler, 3 Vorklassen, 43 Schüler), höhere Mädchenschule und 2 Simultanvolksschulen (das I. Juni 1776 in Culpa gegründete
Kadettenhaus ist nach Köslin verlegt)', eine Gasanstalt, Wasserwerk, Scklackthaus, Krankenhaus, evang. Waisenhaus,
Martinsstist sür evang. Frauen, kath. Hosvital und Armenhaus
- Eisengießerei, Maschinen- fabrik, Dampfmühle, je 2 Bierbrauereien und Dampf- sägewerke; 6 Kram-, Vieh-
und Pferdemärkte. - Das Bistum Culpa wurde 1243 errichtet; Sitz des Domkapitels war Culmsee, während der Bischof! selbst zunächst
in Culpa, daraus in Löbau an der Drewenz residierte, bis 1824 Bischofssitz und Dom- kapitel nacb Pelplin (s. d.) verlegt wurde.
Culpa ist die älteste Stadt in Wrstpreußcn und bestand sckon vor Ankunft der Deutschen Ritter, welche 1232 das
Schloß erbauten. Zur Zeit der Oroensherrsckaft! hatte es den Vorrang unter den preuß. Städten, bis es 1466 an Polen kam.
Seitdem verfiel die Stadt und begann erst, nachdem sie 1773 Friedrich 11. in Besitz genommen, sich zu erholen.
Schon 1233 er- hielten die Städte Thorn und Culpa eine Urkunde über ihre Freibeiten, die Culmische Handveste, die 1251 erneuert
wurden. Das in derselben der Stadt verliehene Reckt wurde 1394als CulmischesRecht in füns Büchern aufgezeichnet. -
Vgl.
Bandtke, 0u1mtM86(Warsch. 1814);
Prätorius, Versuche über die Culmiscke Handfeste (Tborn 1842).
Culman, Lienbart (Leonhard), Theolog und Dichter, geb. zu Crailsheim, wurde 1522 Rektor, 1549 Prediger
in Nürnberg, verlor als Anhänger der Osianderschen Rechtfertigungslehre sein Amt und starb 1562 als Pastor zu Bernstatt bei
Ulm. Neben theol. Schriften und lebrbaften Reim- büchlein hat Culpa Dramen verfaßt, deren Stärke in der
Didaktik liegt. In dem vielbenutzten «Spiel, wie ein Sünder zur Buhe bekehrt wird» (Nürnb. 1539) spiegeln sich C.s theol. Anschauungen
wider.
Das «Spiel von der Wittfrau und dem Propheten Elisa» schen Dicktern des 16. Jahrh.", Bd. 2 (Lpz.
1868). Culmerland, Culmische Handveste, Cul misches Necht, s. Culm. Culmsee,
Stadt im Kreis Thorn des preuß. Reg.-Bez. Marienwerder, am See von Culpa und
an der Linie Thorn-Marienburg der Preuß. Staatsbahnen, hat und 269 Israeliten, Amtsgericht (Landgericht Tborn), Vorschußverein,
Volksbank; einen schönen Dom, 1251 erbaut, 1422 renoviert, große Zucker- fabrik, Molkerei und Ringofenziegelei. vniot (frz.,
spr. küloh; Verkleinerungsform von cul), letztgedorenes Kind, Nesttücklein, Jüngster; in der Baukunst
stengelartige Verzierung mit Laubwerk.
Culotte lfrz., spr. külött), Hose, Beinkleid (s. auch Sansculotten).
vnlpa (lat.), Schuld, im gewöhnlichen Sinn Fahrlässigkeit. Wer durch Außerachtlassung der ge- botenen Sorgfalt andere sckädigt,
wird in den vom Gesetz bezeichneten Fällen bestraft (s. Fahrlässigkeit). Sodann erzeugt
aber fahrlässiges Handeln oder Unterlassen eine Verpflicktung zum Sckadenersatz. Das gilt, wo nicht eine besondere Pflicht
des Han- delnden gegen die Personen, mit welcken er in Be- rührung kommt, begründet ist, wie bei der Amts- pflicht (s. d.)
oder in Vertrags- oder andern obliga- torischen Recktsverbältnissen nem Reckt n'ckt allgemein.
Vielmebr gab das röm. Reckt eme Klage auf Sckadenersatz wegen fahrlässi- Brocthaus' Konversationslexikon. 14. Aufl.. IV.
ger Verletzung nur bei der Sachbeschädigung (s. d.), und wegen fahrlässiger
Körperverletzung
ss. d.), die durch die Praxis auf eine Haftung für fahrlässige Tötung ausgedehnt ist. Jene Haftung wurde
ein- geführt durch eine 1.6X ^uilia (s. d.). Weil hier wegen
auch einer geringen Fahrlässigkeit (0. i6vig), d. h. der Außerachtlassung der Sorgfalt eines
ordent- lichen Hausvaters gehaftet wird, bezeichnet man das Maß dieser Fahrlässigkeit als aquilische 0. Auf die- sem Standpunkt
steht auch das Vürgerl.
Gesetzbuch für Sachsen, §§. 122,1483,1506 fg. Andere neuere Gefetze sind weiter gegangen. Das Preuß.
AUg. Landr. 1,3 unterscheidet zwischen verschiedenen Gra- den: ein Versehen, welches bei gewöhnlichen Fähig- keiten ohne
Anstrengung der Aufmerksamkeit vermie- den werden könnte, nennt es ein grobes Versehen; das ist die grobe Fahrlässigkeit
des Gemeinen Rechts ((^.lata).
EinmäßigesVersehenheihtnachAllg.Land- reckt dasjenige, welches bei einem gewöhnlichen Grad
von Aufmerksamkeit vermieden werden konnte; ein geringes Versehen ist dasjenige, welches nur bei vor-
züglichen Fähigkeiten oder bei einer besondern Kennt- nis der ungewöhnliche Anstrengung der Aufmerksamkeit ver- mieden
werden konnte. Das letztere soll nur von solcken Personen vertreten werden, welche die Ge- setze besonders verpflichten, vorzügliche
Fähigkeiten oder Kenntnisse oder eine mehr als gewöhnliche Auf- merksamkeit bei einer Handlung anzuwenden.
Das Allg. Landrecht verpflichtet sodann aber jeden zum Ersatz des gesamten Schadens und des entgangenen Gewinns, wenn er einen
andern ohne Recht Scha- den aus grobem Versehen zugefügt hat (1, 6, §. 10). Wer aus mäßigem Versehen geschädigt hat, soll
nur für den wirtlichen Schaden haften, und wer für ge- ringes Versehen haftet, nur für den unmittelbaren
Sckaden (§ß. 12,15). Über die weitergehenden Be- stimmungen des franz. Rechts, des Österr. Vürgerl. Gesetzbuchs und des
Deutschen Entwurfs s. Arglist. In Vertrags- und andern obligatorischen Verhält- nissen wird gemeinrechtlich mit wenigen Ausnahmen
auck für geringes Versehen gehaftet; umgekehrt aus- gedrückt: der Verpflichtete muß die Sorgfalt eines
ordentlichen Hausvaters (äiliFentig. doui Mti-i8 lg.- inNia8) anwenden und dafür aufkommen;
nach dem Deutschen Handelsgesetzbuch
Art. 282 hat jeder bei einem Geschäft, welches auf seiner Seite ein Han- delsgeschäft ist, die Sorgfalt eines ordentlichen
Kaufmanns anzuwenden.
Hat der Kontrahent die Bewachung (cu8tock'a) ausdrücklich oder nach der Natur des
Vertragsver- hältnisses übernommen, so haftet er, wenn er hierin etwas versehen, insonderheit keine zuverlässigen Wächter
angestellt, die zu verwahrenden Sachen nicht unter ordnungsmäßigen Verschluß gebracht hat, bei Schaden durch Diebe oder
Feuer u. dgl. für (^. iu eugtoäißiiäo.
Wer bloß im Interesse des Gläubigers eine Schuld übernimmt, wie der röm. Depositar, welcher kein Entgelt
für seine Dienste nahm, soll nur für grobe Verschuldung haften. Dagegen haftet der, welcher fremde Gesckäfte führt, wie
der Beauftragte auch für geringes Verschen. Der Gesellschafter, der Vormund und der Ehemann bei Verwaltung der Sachen
seiner Ehefrau sollen nach Gemeinem Recht nur für sog. l^. iu c(iuci-6t0, d. h. diejenige Sorgfalt
haften, welche sie in eigenen Angelegenheiten anzuwenden pflegen. Wer sich eines Gehilfen oder eines Stellvertreters bedienen
darf, haftet gewöhnlich nur für die sorg- 40.
forlaufend
626
fältige Auswayl, (. in 6iiF6llä0. Anders beim Fracht- vertrag (s. d.); wie denn auch der Reeder für den Schaden mit Schiff
und Fracht verantwortlich ist, welchen eine Perfon derEchiffsbefatzung einem Drit- ten durch ihr Verschulden in Ausführung
ihrer Dienstverrichtungen zufügt (Deutsches Handels- gefetzbuch Art. 451, 452). Das franz. Recht hat da-
gegen die Dienst- und Geschäftsherren fchlechthin verantwortlich erklärt für den Schaden, welchen ihre Dienstboten und
Angestellten, prepoLes, Dritten bei den Geschäften zufügen, bei welchen sie von dem Ge- schäfts- und Dienstherrn verwendet
werden ((^oäs 1384), und die neuere Rechtfprechung und Gefetz- gebung ist auch auf andern Rechtsgebieten bemüht, die
empfindliche Lücke, welche die Haftung nur für 0. iQ 6liF6nä0 läßt, durch eine Annäherung an die franz. Rechtsanschauung
auszufüllen.
Insonderheit werden Anstalten, der Fiskus, Gemeinden, Korpo- rationen, große Gesellschaften für die Verfehen ihrer Beamten
vielfach fchlechthin für haftbar erklärt, na- mentlich, wenn das Verfehen bei Abfchluß von Ver- trägen oder
deren Erfüllung vorgekommen ist. Überhaupt wird bei Vertragsberedungen heut- zutage ein strenger Maßstab angelegt. Auch
wenn es zu einem Vertrage nicht gekommen ist, wird der, welcher sich mit einem andern in Vertragsverhand- lungen eingelassen
und hierbei schuldhafterweife Angaben gemacht hat, welche bei dem andern die irrige Vorstellung erwecken mußten, daß
er einen rechtsbeständigen Vertrag abschließe (0. in con- trakenäo), für verpflichtet erachtet, der andern Partei zu erfetzen,
was diefe gehabt hätte, wenn von dem Vertrag keine Rede gewesen wäre. Das ist das negative Vertragsinteresse. -
Vgl. Hasse,
Die 0. des röm. Rechts (2. Ausg., Bonn 1838).
Culrotz (fpr. koll-), alte Stadt und Seehafen, in einer Exklave der fchott. Grafschaft Perth, am Nord-
ufer des Firth of Forth, mit etwa 400 E. Dabei die Ruinen des Dunimarle-Schlosses, wo Macbeth die Lady Macduff und deren
Sohn ermordet haben soll, fowie Ruinen eines Klosters (1217). Culteranisten oder Gongoristen, eine von Luis de Göngora
y Argote (s. d.) gestiftete fpan. Dichtcrichule. Eumä (grch.
Kyme), die älteste griech. Nieder- lassung in Italien (in Campanien), vielleicht schon um 1050 v. Chr., ohne Zweifel von dem
uralten euböischcn Kyme gegründet, galt aber nach dessen frühem Verfall für eine der Gründungen von Chal- kis auf Euböa
oder auch des kleinasiat. Kyme.
Die Stadt, zuerst auf der Insel Ischia erbaut, bald aber auf eine Anhöhe des gegenüber liegenden Fest- landes verlegt, gelangte
früh zu Reichtum und Macht, gründete eine besondere Hafenstadt, Dikäarchia, fpä- ter Vuteoli genannt, und besaß eine
bedeutende Flotte. Um 524 v. Chr. wies Cumbal einen Angriff zahl- reicher Scharen von Aurunkcrn, Dauniern
und Etruskern ab, etwa 20 Jahre fpäter half es den La- tinern gegen die siegreich vorgedrungenen Etrusker. Durch innern Zwist
schon gefchwächt, siegte Cumbal noch 474 mit Hilfe der von Hiero gefandten fyrakusifchm Trieren in einer großen Seefchlacht
über die Etrus- ker, unterlag aber 421 den Samniten. 334 wurde Cumbal röm.
Municipium mit befchränktem Bürger- recht, an dessen Stelle später das volle trat; unter Augustus erhielt es eine röm. Kolonie,
gelangte aber nie mchr zur
frühern Blüte und wurde 1203 von Neapel aus zerstört; Reste der Vefestigungsmaucrn und Trümmer
von Tempeln sind noch erhalten.
Von Cumbal führt auch die cumäische Sibylle (s. d.)
ihren Beinamen.-
Vgl. Veloch, Campanien (Bresl. 1890).
^ Cumana oder Santa Ines de Cumbal, Stadt im Staate Bermudez in Venezuela, am Manzanares und am Ausgange des Meerbusens von Cariaco, 5 km
von der Küste, gefund, aber heiß gelegen (Mitteltemperatur 27,6° 0.), hat (1886) mit Distrikt
über 12000 E., meistens Kreolen, ein Kollegium und eine vortreffliche Reede; Handel mit Kakao, Zucker, Tabak, Kokosnüssen,
Nindshäuten, Perlenfischers und Fischfang. Im W. der Stadt die Ruine des Schlosses San Antonio. - Cumbal, die älteste Stadt der
Tierra Firma (Festland), wurde 1521 als Neu- toledo von den Spaniern im Auftrage von Diego Columbus gegründet.
Es litt 1766, 1797 und durch Erdbeben.
EumarmoderTonka-Stearopten,^^^, eine höchst angenehm riechende organische Verbin- dung, die sich in den Tonkabohnen (den
Samen von Vipt6i'ix oäorata. und oppoZitikolia. I^Mci.), im Waldmeister (^ßperula oäoi-Htg.
^.), im Stein- klee (NelilotuZ (MeiualiZ ^)es?'.), in mehrcrn Grä- sern, wie im ^ut1i0X3,nt^uin oäorawin
1^., und in den Fahamblättern (^n^rseuin ki-a^ranZ ^/^^.), einer bei den Asiaten ihres vanilleähnlichen Duftes wegen sehr
beliebte Drogue, in der 0rc1ii8 kusea ,/ae und der wohlriechenden Rinde der Weichfel- kirfche (?runu3 mai^isd ^.) vorfindet.
Man ge- winnt das Cumbal aus den Tonkabohnen durch Aus- ziehen derselben mit Alkohol; künstlich erhält man
es durch Erhitzen von Salicylaldehyd mit Natrium- acetat und Essigsäureanhydrid. Es krystallisiert in kleinen Prismen, ist
farblos, vom Gerüche der Tonka- bohnen, löst sich kaum in kaltem Wasser, ziemlich leicht in siedendem. Es schmilzt bei 67°
und siedet unzersetzt bei 291". Die Tonkabobnen werden be- nutzt, um dem Schnupftabak einen wohlriechenden
Geruch zu erteilen.
Das als Mai trank bekannte Getränk, das man durch Digestion von frischem Waldmeister und versüßtem Weißwein darstellt,
ent- hält Cumbal. Wenig krystallisiertes Cumbal genügt, um eine große Menge Wein in duftenden und feinfchmecken- den Maitrank zu
verwandeln. Das reine Cumbal findet auch Verwendung in der Parfümerie. Seiner chem.
Konstitution nach ist das Cumbal das isomere Anhydrid der Orthooxyzimmetsäure (Orthocumarfäure) Cmnarin Cumarsäure und gehört
zur Klasse der 3-Lactone. Mit Alkalien giebt das Cumbal die Salze der Cumarsäure, durch Na- triumamalgam wird es zu Melilotsäure
reduciert. 1 KZ C. kostet im Großhandel (1893) 132 M. Cumaron, (^IlßO oder^I^^ 0 ^^H,wurde zuerst durch
trockne Destillation der aus dem Cu- marin (s. d.) darstellbaren Cumarilsäure mit Atzkalk als farblofe, bei 169° siedende
Flüssigkeit erhalten und ist neuerdings als ein Bestandteil des Stein- kohlenteers, und zwar der schweren Teeröle, ent- deckt
worden. Durch konzentrierte Mineralsäuren wird es in das Polymere Paracumaron, eine fchellackartige
Verbindung, die sich zur Darstellung von Firnissen trefflich eignet, übergeführt. Eumarsäure, f. Cumarin.
Eumbal, fchneebedeckter Vulkan nnt dampfenden Kratern unter 0° 53^ nördl. Br., im äußersten S. der Republik Columbia, ist 4790 in
hoch. Artikel, die man unter C vermißt, sind untcr K aufzusuchen.
forlaufend
627
Eumberland (spr. tömmb'rländ), Fluß in Nord- amerika, entspringt im südl. Teile des Staates Ken- tucky, in den Cumberland-Mountains,
fließt erst südwestlich, dann westlich, durchfließt mit feinem Mittellauf den Staat Tenneffee im N. und mündet nach 950 km
Laufs bei Smithland in den Ohio, als dessen zweitgrößter Nebenfluß. Sein Stromgebiet umfaßt etwa 50000 aufwärts,
ist er für Dampfer schiffbar. Cumberland (spr. tömmb'rländ), die nordwest- lichste Grafschaft Englands, liegt zwischen dem
Eolway Firth und der Morecambebai der Irischen See, grenzt im O. und S. an Northumberland und Westmoreland, hat 3925,96 ykm
und (1891) 266550 E. Mit Ausnahme der ebenen Nordwest- lüste, wo die See ihren mildernden Einfluß ausübt,
gehört Cumberland zu den höchsten und kältesten, aber ge- sündesten Strichen Englands.
Über den bis in das Spätfn'chjahr hinein mit Schnee bedeckten Verg- ebenen der von SO. einragenden
Caldbeck-Fells er- heben sich scharfkantige Felsgipfel bis zur Höbe von 915 m. Die Bewässerung ist reick
durch turze tiefe Flüsse und durch eine Menge kleiner ^een, die sog. Cumberlandseen. Die Thäler sind gut ange- baut; auf den
Vergweiden herrscht Schafzucht. Der Edenfluß fcheidet Cumberland in den nördöstl. und südwcstl. Teil. In ersterm liegt die der
Kohlenformation angehörige Penninifche Kette mit dem Croß-Fell (892 m), in letzterm die Cumbrischen Berge
ls. d.) mit ihren Seen und Wasserfällen.
Der Berg- bau liefert Kohlen, Eisen, Blei, Silber, außerdem Zink, Schwefelerze, Kupfer und Graphit. Auch Marmor, Gips, Bausteine
und Kalk werden ge- wonnen. Außerdem bat Cumberland eine großartige Fabrik- industrie in Woll-, Baumwoll- und Linnenwaren. Der Handel
ist vornehmlich nach Irland gerichtet. Den nördl. Teil durchziebt der Pictenwall. Haupt- stadt ist Carlisle;
außerdem sind bemerkenswert Wbitehaven, Keswick, Workington, Cockermouth, Maryport und Penrith. Cumberland ist im Parlament durch 4 Abgeordnete
vertreten.
Cumberland (spr. kömmb'rländ), Hauptstadt des County AUeghany im nordamerik. Staate Mary- land, am linken Ufer des Potomac,
bildet den westl. Endpunkt des Chefapeake- und Ohiokanals, ist bedeutender
Eisenbahnknotenpunkt und hat (1890) 12729 E. Wenige Kilometer westlich von (5. auf den Höhen der Alleghanies beginnt die reiche,
fog. Cum- berland-Kohlenregion. Der Kohlenhandel der Stadt liegt in den Händen zweier Compagnien. Eumberland (spr. kömmb'rlä'nd),
Ernst August, Herzog von, geb. wurde nach dem Tode seines Großvaters, des Königs Ernst August, 1851 Kronprinz
von Hannover.
Beim Ausbruch des Krieges 1866 folgte er feinem Vater, dem König Georg V. (s. d.), machte mit demselben den Zug
von Hannover nach
Langensalza mit und teilte dessen Exil in Österreich und in Paris. Nach dessen Tode rieten
ihm seine engl. Verwandten, seinen Ausgleich mit Preußen zu machen, und boten ihm ihre Vermittelung an. Aber der Prinz, der
nunmehr Zu Gmunden in Osterreich seinen Aufent- halt nahm und sich dort vollständig der Leitung seiner hannov. Ratgeber, besonders
Windthorsts, überlieh, hielt in einem an Kaiser Wilhelm und an die andern Souveräne und Regierungen gerichteten
Schreiben vom alle seine Reckte auf- recht und erklärte, daß er, solange der Ausübung derselben thatsächliche
Hindernisse entgegenständen, den Titel Herzog von Cumberland, Herzog zu Vraunschweig und Lüneburg
mit dem Prädikat «Königliche Hoheit»
führe.
Da er sich durch dieses Schreiben zum Prä- tendenten aufwarf, fo konnte von einer Auslieferung des fog.
Wclfenfonds und von einer Zulassung zur Regierung des Herzogtums Vraunschweig, falls der kinderlose Herzog Wilhelm mit Tod
abgehen sollte, keine Rede mehr sein. In seinen Briefen vom an die Königin von England und
vom an den Herzog Wilhelm von Braunschweig erklärte er sich, für den Fall der übernabme der braunfchw. Regierung,
nur durch diejenigen Verträge für gebunden, durch welche das Herzogtum ein Teil des Deutschen Reichs geworden sei, ohne aber
dadurch ausdrücklich seinen Ansprüchen auf Hannover zu entsagen.
Sein Patent vom durch das er allen Fürsten und Freien Städten Deutschlands die Mitteilung machte,
datz cr nach dem Tode des an demselben Tage verstorben nen Herzogs Wilhelm kraft der geltenden Erbfolge ordnung von dem Herzogtum
Braunschweig Vesik nehme, wurde vom Kaifer nicht angenommen. Sein Verlangen an das braunfchw. Staatsministerium,
sein Besi^ergreifungspatent zur allgemeinen Kennt- nis zu bringen, wurde von diesem unter Hinweis auf das Regentschaftsgesetz
vom abge- lcbnt. Cumberland mußte sich damit begnügen, daß der Herzog Wilbelm ihm den größten Teil seines bedeutenden
Privatvermögens und seine Schlösser in Braun- schweig und in Hietzing (bei Wien) vermacht hatte, und
daß Windthorst die hinterlassenen Barmittel und Wertpapiere, im Werte von mehrern Millionen Mark, sicher von Braunschweig
nach Gmunden brachte.
Mit der Erklärung des Bundesrats vom daß die Negierung C.s in Braun- schweig mit den Grundprincipien der Bündnis-
verträge und der Reichsverfassung nicht vereinbar sei, welchem Beschlusse der Regentschaftsrat, das
Staatsministerium und der Landtag in Braun- schweig zustimmten, und mit der Erwählung des Prinzen Albrecht von Preußen zum Regenten
von Braunschweig war für Cumberland jede Hoff- nung , seine Prätendentenwünsche erfüllt zu sehen, abgeschnitten.
Im Jan. 1892 wurden von der preuß. Regierung wieder Verhandlungen über
die ver- mögensrechtlichen Angelegenheiten mit dem Herzog von Cumberland angeknüpft, die dahin führten, daß diefer 10. März an den
Kaiser ein Schreiben richtete, worin er jede feindselige Kundgebung mit den ihm zur Ver- fügung stehenden Mitteln gegen den
Kaiser und den preuß. Staat von sich abweist.
Infolge dieser Er- klärung gab der Kaifer durch einen Erlaß vom 12. März feinen Willen kund, die Beschlagnahme des Vermögens
des Königs Georg aufzuheben. Ein entsprechendes Gesetz wurde nach Genehmigung des Landtags unter dem 10. April publiziert. Seit ist
Cumberland mit der Prinzessin Thyra von Dänemark (geb. der Tochter König Christians IX., vermählt.
Aus dieser Ehe entspran- gen 3 Söhne und 3 Töchter. Eumberland (spr. kömmb'rländ), Wilh. Aug., Herzog von, dritter Sohn des
Königs Georg II. von England, geb. zu London, machte 1740 unter Lord Norris eine See-Expedition und 1743 an der
Seite seines Vaters die Schlacht bei Dettingen mir, in der er verwundet wurde. Als Oberbefehlshaber der
engl. Truppen in Flandern verlor er die Schlacht bei Fontenoy gegen den Marfchall von Sachfen. Georg II. nef Artikel,
die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen. 40*
mehr
seinen Sohn aus Flandern zurück und übertrug ihm den Oberbefehl über das Heer, das bestimmt war, den Aufstand des Stuartprätendenten
Karl Eduard zu unterdrücken. Cuarto schlug bei Culloden die Empörung nieder, befleckte jedoch seinen
Ruhm durch Grausamkeit gegen die Besiegten. Er wurde hierauf vom Könige zum Generalkapitän aller großbrit.
Truppen ernannt und kehrte im folgenden Jahre nach dem Festlande zurück, wurde aber bei Laffeld vom Marschall
von Sachsen geschlagen.
Nach Ausbruch des Siebenjährigen Krieges erhielt er das Kommando der verbündeten Armee in Deutschland,
unterlag aber 1757 gegen d’Estrées im Treffen bei Hastenbeck und schloß 8. Sept. die wenig ehrenvolle
Konvention zu Kloster Zeven, wonach er mit seiner 40000 Mann starken Armee über die Elbe ging und Hannover den Franzosen überließ.
Da Georg Ⅱ. die Konvention nicht bestätigte, wurde Cuarto abberufen und starb, nachdem er seine militär.
Würden niedergelegt hatte, zu Windsor. – Der Titel eines Herzogs von Cuarto wurde hierauf an
Heinrich Friedrich (gest. 1790), Bruder Georgs Ⅲ., 1799 an den Prinzen Ernst August (spätern König von Hannover) sowie 1878 an
dessen Enkel Ernst August (s. den vorhergehenden Artikel) verliehen.
(spr. kömmb’rländ), Richard, engl.
Philosoph, geb. 1632 zu London, wurde Prediger und starb als Bischof von Peterborough 1719. Er sucht die Moral auf das in der
Natur des Menschen gelegene Wohlwollen zu begründen, das durch Beförderung des allgemeinen Glücks auch das eigene befördert.
Sein philos. Hauptwerk ist «De legibus naturae disquisitio philosophica» (Lond. 1672; ins
Englische übersetzt ebd. 1727, ins Französische 1744).
(spr. kömmb’rländ), Richard, engl. Lustspieldichter,
Sohn des Bischofs von Kilmore (Irland) Denison Cumberland und Enkel R. Bentleys, geb. zu Cambridge, wurde, nachdem er dort
seine Studien vollendet hatte, Privatsekretär des Lord Halifax. Nach dem Sturze dieses Ministers benutzte
er seine Muße zu litterar. Arbeiten und ging, als jener Statthalter in Irland geworden war, mit nach Dublin. Nach England zurückgekehrt,
erhielt er eine Stelle im Handelsamt, die ihm Zeit für poet.
Arbeiten ließ. 1780 erledigte er Aufträge in Madrid und Lissabon, geriet aber, da ihm die Minister, mit
dem Ergebnis unzufrieden, die Auslagen (5000 Pfd. St.) vorenthielten, in Verlegenheiten. Die «Anecdotes
of eminent painters in Spain» sind eine Frucht dieser Reise. Er zog sich nach Tunbridge Wells zurück, wo er bis zum Tode
sehr eingeschränkt lebte. Unter seinen zahlreichen Lustspielen zeichnen sich «The West-Indian», «The
fashionable lover» und «The wheel of fortune» aus. Sein Drama «The Jew» ward durch Seydelmanns Spiel auch in Deutschland bekannt.
Weniger gefielen seine Trauerspiele, z. B. «The battle of Hastings»,
und seine Romane «Arundel» (2 Bde., Lond.
1789),
«John of Lancaster» (2. Aufl., 3 Bde.,
ebd. 1809) und «Henry» (4 Bde.,
ebd. 1795). 1806‒7 veröffentlichte er «Memoirs of his own life» (2 Bde.,
ebd.). Sein «Observer» enthält Aufsätze über griech. Litteratur.
(spr. kömmb’rländ mauntins), Bergkette der
Appalachen in Nordamerika, bildet zunächst die
Grenze zwischen Virginien und Kentucky, durchläuft dann in südwestl.
Richtung Tennessee und erstreckt
sich bis in den NO. von Alabama, durchschnittlich 600 m hoch, ist felsig und wenig angebaut, hat jedoch fruchtbare Längsthäler.
Der Tennessee mit seinen Zuflüssen bewässert den Ostabhang, der Cumberland den Westabhang. ^[]
(spr. kömmb’rländ-), auch Hogarthsund, tiefe Einbuchtung an der Südostküste
des Baffinlandes im arktischen Amerika, scheidet die beiden Halbinseln Cumberland im N. und Nugumiut im
S. und wurde 1585 von Davis entdeckt.
Am C., unter 66° 37’ nördl. Br. und 67° 15’ westl. L. von Greenwich, wurde 1882 die
deutsche Polarstation Kingawa errichtet.
(oder Pico) de Mulhacēn (Muley-Hacen, d. h. Gipfel des Muley-Hassan, nach dem
vorletzten arab. Könige von Granada benannt), mit 3481 m der höchste Gipfel der Sierra Nevada im südl. Spanien und somit
die höchste Erhebung des westl. Europas.
Unfern von ihm steht der Picacho de Veleta (3470 m).
Sie bestehen aus alten krystallinischen
Schiefern, ragen bis in die Schneeregion, erscheinen von N. gesehen mit ihren Steilabfällen als spitze
Pyramiden, verlaufen aber nach S. in langgestreckte Kämme (Lomas).
altes Königreich in Britannien, aus den jetzigen Grafschaften Dumbarton, Renfrew, Ayr, Lanark, Peebles, Selkirk,
Roxburgh und Dumfries in Schottland und Cumberland in England bestehend, war bis in die Mitte des 10. Jahrh.
n. Chr. selbständig.
in der Redensart: Etwas ist cum grano salis zu verstehen, heißt, es ist nicht genau
wörtlich zu verstehen, sondern unter Berücksichtigung verschiedener den Sinn der betreffenden Behauptung, Ansicht u. s. w.
modifizierender Umstände.
Der Ausdruck beruht auf einer Stelle in des ältern Plinius Naturalis historia (23, 8), wo es in
einem Gegengiftrezept heißt: addito salis grano (unter Hinzufügung eines Salzkörnchens).
(spr. tschumitsch), Atjim, serb. Staatsmann, geb. zu
Trešnjevica im serb. Kreis Kragujevac, studierte in Heidelberg und Paris die Rechte, wurde Professor am Belgrader Gymnasium,
dann Professor des Kriminalrechts an der Belgrader Hochschule, mußte aber 1870 seiner freisinni-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
forlaufend
629
gen Bestrebungen wegen den Staatsdienst verlassen. Nach der Demission Risttts (Okt. 1873) wurde E. im Kabinett Marinowic's
Minister des Innern und 1874 auf kurze Zeit Ministerpräsident. 1875 ward er zum Mitglied des Kassationshofs ernannt, in
wel- cher Stellung er 1877 unter der Anklage des Hoch- verrats verhastet und vom Kriegsgericht zum Tode
verurteilt, aber vom Fürsten Milan zu siebenjähriger Kerkerstrafe begnadigt wurde.
Nach dem Sturze Ristic's im Okt. 1880 freigelassen,
war Cunard Vertreter der ferb.
Negierung bei der Französischen Gesell- schaft der scrb.
Bahnen in Paris, bis er im April 1892 pensioniert
wurde. Cumidm, Amidotrimethylbenzol. Cunard wird in der Technik durch Erhitzen von salzsaurem Lylidin mit
Methylalkohol auf 250° unter Druck gewonnen und dient zur Darstellung roter Azo färbst offe. Es ickmilzt bei 63" rmd siedet
bei 235°. Cunnnaldehyd, s. Cuminol. vuiu intainiH (lat.), mit Ehrlosigkeit,
mit Schimpf und Schande. (S. auch Relegation.) Cummo, Eiland, soviel wie Conüuo (s. d.).
Cuminol oder Cuminaldehyd, ein Aldehyd der aromatischen Reihe von der Zusammensetzung 0iolli20. Es besitzt die Konstitution
eines Iso- propylbenzaldehyds, 6"U4 in wel- chem die Isopropylgruppe, NIIMI^, in der Para- stellung zur Aldehydgruppe,
0110, steht (s. Aroma- tische Verbindungen).
Das Cunard findet sich neben dem Kohlenwasserstoff Cymol (s. d.) im Römisckkümmelöl
und wird aus demselben gewonnen, indem man es zuerst in die krystallisierende Verbindung mit Natriumbisulsit
überführt und aus diefer dann durch Destillation mit Sodalösung wieder abscheidet. Es ist eine aromatisch riechende ölige
Flüssigkeit, die bei 235° siedet.
Durch Oxydation liefert es Cumin- säure, 0^14^3^).000H,
die bei der Destillation mit Kalk
unter Verlust von Kohlensäure in Cumol (s. d.) übergeht. Cummsäure, s. Cuminol. Onniinuln ^., Pflanzengattung
aus der Familie der Umbelliferen (s. d.).
Die einzige be- kannte Art, 0. c^minuiu^,., römischer Kümmel, ist eine einjährige,
in Nordafrika und Südfpanien wachsende, auf Sicilien und Malta häufig gebaute Pflanze, welche weihe oder rötliche Blüten
besitzt. Die Früchte sind doppelt so lang wie die Körner des gemeinen Kümmels, grünlichgrau, von stark
aromatischem, unangenehmem Geruch und scharf- bitterlichem Geschmack.
Sie enthalten ein ätherisches Öl von hellgelber Farbe
und durchdringend kümmel- artigem Geruch, welches als röm. Kümmelol bei der Bereitung magenstärkender Liqueure verwendet
wird und reichlich Cymol (s. d.) enthält. Cumming (spr. komm-), John, schott. Kanzelred- ner, geb. in
Abcrdeenshire, studierte in Abcrdccn und kam 1832 nach London, wo er bald dar- auf Prediger der schott. Gemeinde in Covent-Garden
wurde und neben Spurgeon der berühmteste Kanzel- redner der Hauptstadt war;
er vermehrte seinen Ruf durch fein energisches
Auftreten gegen den Ka- tholicismus zur Zeit der antipapistischen Agitation 1850-51. Cunard starb Die meisten seiner
Schriften gelten der Deutung biblischer Prophe- zeiungen auf die Gegenwart, wie: «^ocalxptic Lk6w1i68» (3 Bde., Lond. 1848-50
u. ö.),
«1K6 ä65tw7 ok
nations» (ebd. 1864). Artilel, die man unter C ver Cumming (spr. komm-), Ronaleyn Gordon,
schott. Jäger und Afrikareisender,
geb. war Lieutenant bei den Jägern am Kap und verließ 1845 die militär. Laufbahn, um sich gänzlich seiner Nei-
gung zum Jagen und Reisen zu überlassen.
Seine Jagdbeute stellte er später in einem Museum in Fort Augustus
in Schottland zusammen, wo er starb.
Seine namentlich für die Kenntnis des Tierlebens in Südafrika wichtigen
Reifen beschrieb er in «I»if6 ^sars ol k bunt^'g 1ik6 in td6 lar intei-ior
ok 8out1i ^krica" (6. Aufl., 2 Bde.,
Lond. 1870; deutsch Würzen 1852). Cummins (spr. kömmms),
Maria, amerik. Ro- manschriftstellerin, geb. zu
Salem Massachusetts),
gest. zu Dorchester dci Boston.
Ihr Hauptwerk ist ihr erstes Buch: «^1i6 i^iuMZIiter» (1854;
deutsch: «Der Lampen- putzer», Lpz. 1871 u. ö.),
welches bald so populär wurde, daß es in den Vereinigten Staaten allein eine Auflage von über 100000
Exemplaren er- reichte.
Unter ihren übrigen Werken sind zu nen- nen: «HiHdßi VauFkaii» (1857; deutsch Lpz. 1884),
«N1 ^ni-6iäi8» (1862) und «Ilanutkä!i6ki-t8»
(1864), welch letzteres sehr treu und wahr das orient.
Leben und namentlich Scenen in Palästina schildert, ob- gleich die
Verfasserin diese Länder nie besucht hat. Cumnock (spr.komm-), Old- und New-, Markt- stadt und Dorf in der
schott. Grafschaft Ayr, erstere 21 km ostlich von Ayr, am Lugar, ist Eisenbahn- knotenpunkt und hat (1881) 3345 E.;
letzteres
8wu südöstlich davon, am Nith, hat 1265 E. Beide haben Kohlengruben, Steinbrüche und Töpferei. Cumol,
ein aromatischer Kohlenwasserstoff von der Zusammensetzung Oyll^. Er ist als Isopropyl- benzol, (^H^Il^Hg)-:, aufzufassen
und wurde zu- erst durch Destillation von Cuminsäure (s. Cuminol) mit Kalk und außerdem auf mehrern fynthctischen Wegen
erhalten.
Das Cunard ist eine bei 173° siedende, in Wasser unlösliche Flüssigkeit.
Isomer mit dem Cunard sind
die 3 Trimethylbenzole (Mesitylen, Pseudo- cumol, Hemimellithol), die 3 Athyltoluole und das Normal-Propylbenzol.
Cumüli,
Mehrzahl von Cumulus (s. d.). Eumulo-Eirrus oder Grobe Schäfchen, auch Alto-Cumulus, Bezeichnung für diejenigen Wolken, die
größere weißgraue Bällchen mit schatti- gen Teilen bilden, in Herden gruppiert und häusig so dicht sind, daß ihre Ränder
zusammenfliehen.
Cumülo-Nimbus, Gewitterwolke, dasselbe wie Cumulo-Stratus^s. d.). Cumnlo-Strätus oder
getürmte Haufen- wolke, eine dunkle Schichtwolke, die aus einer An- häufung von Cumuluswolken (f. Cumulus) entsteht. An den
Rändern tritt dann die Form der letztcrn hervor. Cunard sind oft die Gewitterwolken, auch die Wolken, die wie Gebirge am Horizont
stehen. Eumülus (lat., «Haufen»,
Mehrzahl Cumuli) oder Haufcnwolke, die Wolkenform, die bald weiß, bald dunkel, wie große Bälle erscheint.
Dic Cumuli bilden
sich namentlich zur Mittagszeit an beißen sonnigen Tagen.
Augenscheinlich werden sie durch aufsteigende Luftströme bedingt
und ent- stehen durch Verdichtung des von diesen Strömen nach oben geführten Wasserdampfes.
Gegen Abend lösen sie
sich vielfach wieder auf. Eunard (spr. kjunährd), Sir Samuel, Begründer der (XniNi-ä 8wHiii 81iip OoiuMn^ (s. d.), geb. 1787 in
Halifax (Canada), arbeitete sich zum angesehensten Reeder seiner Vaterstadt empor und entschloß sich, mißt, sind unter K
aufzusuchen.