«Carmen Deo nostro» (Lond. 1646
u. 1648; 4.Ausg., Par. 1652). Eine vollständige
Ausgabe von
C.s Gedichten gab W. E. Turnbull
heraus: «Poetical works» (Lond. 1858). Die Gedichte
C.s sind meist religiösen
Inhalts, sie zeichnen sich durch große Formvollendung und gut gewählte
Bilder aus.
L.,Dickblatt, Dickpflanze, Pflanzengattung aus der Familie der
Crassulaceen (s. d.).
Ihre fast sämtlich am
Kap der Guten Hoffnung heimischen
Arten sind
Sträucher oder ausdauernde Kräuter mit fleischig entwickelten
Blättern und weißen
oder roten, seltener gelben
Blüten.
Mehrere
Arten, von denen Crassula coccineaL. mit scharlachroten in einer gipfelständigen Scheindolde
stehenden, im
Sommer erscheinenden
Blüten als beliebte Zimmerpflanze
[* 2] bekannt ist, werden als Ziergewächse
kultiviert;
sie verlangen dieselbe Behandlung wie die
Arten der Gattung Cotyledon (s. d.).
Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Saxifraginen (s. d.)
mit gegen 400 fast über die ganze Erde verbreiteten
Arten. Es sind kraut- oder strauchartige Gewächse von sehr
verschiedenem Habitus, mit größtenteils dickfleischig entwickelten
Blättern und
Stengeln.
Zuname mehrerer altröm. Familien, unter denen ein Zweig des alten plebejischen Geschlechts der Licinii die
bekannteste ist.
Lucius Licinius Crassus, geb. 140
v. Chr., berühmt als Redner, hielt schon im
Alter von 21 J. eine vielbewunderte Rede gegen den
Gracchaner Papirius
Carbo, wurde 107
Volkstribun, 95 zusammen mit Qu. Mucius Scävola Konsul. Das von diesen beiden beantragte
Licinisch- Mucische Gesetz, welches allen, die nicht das volleBürgerrecht besaßen, aufs strengste verbot,
dasselbe sich widerrechtlich anzumaßen, erbitterte die Bundesgenossen und beförderte den
Ausbruch des
Bundesgenossenkrieges.
Als Censor schritt er 92 mit seinem
Kollegen gegen die damals neuen Schulen der lat. Rhetoren ein. Er starb 91 nach einem
heftigen Streit im Senat mit dem Konsul Marcius Philippus, der aus
Anlaß der im konservativen Interesse
eingebrachten Gesetzesvorschläge des
TribunsMarcusLivius Drusus den Senat beschimpft und bedroht hatte. Durch
Cicero sind
Stellen aus seinen Reden erhalten (gesammelt in
Meyers «Oratorum fragmenta»). -
Ötte,De Lucio Licinio Crasso (Dissertation, Lpz. 1873).
Marcus Licinius Crassus, wie mehrere seiner
Ahnen Dives,
d. i. der
Reiche, zubenannt, der
Triumvir, geb. vor 115
v. Chr., flüchtete
vor der Marianischen Partei 85 nach
Spanien
[* 4] und ging 83 zu
Sulla, als dieser in
Italien
[* 5] gelandet war. Unter ihm zeichnete er
sich als Legat aus, namentlich in der
Schlacht, die gegen die
Samniter vor den
ThorenRoms geliefert wurde.
Um jene Zeit legte Crassus den
Grund zu seinem Reichtum, indem er bei Gelegenheit der Sullanischen Proskriptionen die
Güter der
Geächteten und flüchtigen Grundbesitzer zu Spottpreisen ankaufte.
Als
Prätor besiegte er 71 den Spartacus (s. d.), den Anführer der
empörten Sklaven, in
Lucanien und erhielt dafür die Ehre des kleinen ^[]
Triumphs. Im folgenden Jahre ward er Konsul mit
Pompejus, dessen wachsende Macht in Crassus heftige
Eifersucht erregte. Nach seinem
Konsulat, während dessen er das
Volk einmal
an 10000 Tischen bewirtete und ihm auf 3
Monate Getreide
[* 6] austeilen ließ, lebte er lange nur mit der
Verwaltung
seines Vermögens beschäftigt, das zuletzt nach Plutarch 7100
Talente (ungefähr 30 Mill. M.) überstieg;
Plinius schätzt
seinen
Besitz auf 200 Mill. Sesterzien (35 Mill. M.). Im J. 65 war er Censor mit Gajus Lutatius
Catulus; ihre Uneinigkeit bewirkte
aber, daß sie keinen Census hielten und ihr
Amt niederlegten.
Als
Cäsar, der mit Crassus innige Freundschaft geschlossen hatte, 60 mit Pompejus sich verband, hielt er es für
wünschenswert, Crassus mit Pompejus auszusöhnen, um die pekuniäre Unterstützung des erstern durch den
Bund mit dem letztern
nicht zu verlieren. So entstand das sog. erste
Triumvirat. Im J. 56 ward der
Bund zu Lucca
[* 7] erneuert. Im
J. 55 bekleidete Crassus mit Pompejus das
Konsulat, und das von dem
Volkstribun Trebonius eingebrachte Gesetz gab den beiden Konsuln
Provinzen auf 5 Jahre. Crassus ging noch vor
Ablauf
[* 8] seines Amtsjahrs in das ihm zugefallene
Syrien, von wo aus er die
Parther, die bereits mit dem von
Rom
[* 9] abhängigen
Armenien den Kampf begonnen hatten, bekriegen wollte.
Nach einem
Einfall in
Mesopotamien, das sich größtenteils unterwarf, kehrte er 54 nach
Syrien zurück, wo er
Städte und
Tempel,
[* 10] darunter auch den zu
Jerusalem
[* 11] ausraubte. Im J. 53 ging er mit sieben
Legionen, 4000 Reitern und ebensoviel
Leichtbewaffneten wieder über den Euphrat. Der Partherkönig Orodes übertrug den
Krieg gegen Crassus seinem Feldherrn Surenas,
während Orodes selbst gegen Artavasdes, den König von
Armenien, zog, der vergeblich Crassus aufforderte, die röm. Macht mit
der seinen zu verbinden.
Auch den
Rat seines Quästors
Cassius, den Euphrat herab gegen
Seleucia zu ziehen, verschmähte Crassus und folgte
der verräterischen
Führung des arab. Fürsten Abgaros durch die Wüste. Hier erwarteten ihn die Parther. Bei
dem
Flusse Balissos (jetzt Belik) kam es zu
einer für die
Römer
[* 12] verderblichen
Schlacht, in der des Crassus Sohn, Publius, fiel,
der sich in
Gallien unter
Cäsar ausgezeichnet hatte. Crassus trat den Rückzug an und folgte, von seinem
Heere
gezwungen, 9. Juni 53 der Einladung des Surenas zu einer Unterredung, während deren er verräterisch getötet wurde.
Cassius
war schon vorher mit 500 Reitern nach
Syrien entkommen; die übrigen
Römer wurden größtenteils getötet oder zu Gefangenen
gemacht. Eine noch erhaltene
Biographie des Crassus schrieb Plutarch.
L., Pflanzengattung aus der Familie der Rosaceen (s. d.),
Abteilung der Pomeen. Man kennt gegen 60
Arten,
die fast sämtlich in der nördlichen gemäßigten Zone vorkommen. Es sind
Bäume oder
Sträucher mit meist gelappten oder
fiederspaltigen
Blättern und doldentraubig angeordneten weißen oder roten
Blüten. Die
Früchte sind beerenartig
entwickelt und enthalten mehrere
Kerne. Unter den europ.
Arten sind die verbreitetsten, auch in
Deutschland
[* 13] allenthalben vorkommenden
Crataegus oxyacanthaL. und monogynaL., beide unter dem
NamenWeißdorn, Hagedorn, Mehldorn bekannt.
IhreFrüchte pflegen Mehlfäßchen
genannt zu werden. Beide wachsen wild an Waldrändern, in lichten Laubwaldungen, im Niederwald auf trocknem
und frischem
Boden, auch an Felsen und sonnigen, steinigen Plätzen; auch werden
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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ste in Lustgebüschen kultiviert oder zu Kecken benutzt. Das feinfaserige, harte und schwere Holz
[* 15] beider Arten wird von Drechslern
und Maschinenbauern gesuckt. Die jungen Stämme liefern treffliche Stöcke. Von beiden Arten giebt es viele durch die Kunst
der Gärtner hervorgebrachte Varietäten, unter denen namentlich die rotblumige (mit einfachen und ge-
füllten Blumen), welche zur Blütezeit, zumal als Baum gezogen, ein prächtiges Ziergewächs abgiebt, und die weißbuntblätterige
eine Erwähnung ver- dienen.
Mehrere noroamerik., asiat. und südeurop. Arten werden sehr häufig als Iiergewächse in Gärten, Parks, auf Promenaden kultiviert,
z. V. 0. p^raoNUtiiN ^61'F. ^0t0ll63.8t0r Z)^rN0LMt1i3. 1^.), der Feuer dorn aus Südeuropa, einStrauch
mit immergrünen, glänzenden Blättern, weißlichen Blü- ten und prächtig scharlachroten Früchten; 0. cru8 ßklii ^,. aus
Nordamerika,
[* 16] mit sehr langen verzweig- ten Dornen, verkehrt-eiförmigen, keiligen Blättern und ebenfalls scharlachroten Früchten
u. s. w. Diese und andere ausländische Arten lassen sich am leich- testen dadurch vermehren, daß man Zweige derselben
auf Stämme deutscher Weißdorne pfropft.
AlleArten lassen sich auch durch Samen
[* 17] vervielfältigen; allein dieselben liegen oft 1^ Jahre im Boden, ehe sie aufgehen. Eine
in Südeuropa einheimische Art i(^. K23.ro1u8 !.), der Azarolbaum oderAzarol- dorn, hat eßbare Früchte, die als welsche Mis-
peln sowohl roh als eingemacht verzehrt werden. Cratander, Andreas, ein gelehrter Drucker und Buchhändler
von Basel,
[* 18] der seit 1518 bis gegen 1536 humanistische und patristische Werke, auch Re- formationsschriften verlegte, zuletzt aber
(wohl schon gegen 1534) die Druckerei an Thom. Platter und drei Genossen verkaufte und nur noch «Buchführer» blieb. Zu seinen
bekanntesten Verlassswerken zählt die noch jetzt sehr gesuchte Aufgabe des Cicero (3 Bde., 1528). Sein
Verlegerzeichen ist eine Glücks- göttin mit Flüaelschuhen auf einer Kugel stehend und mit einem Messer
[* 19] in der rechten Hand.
[* 20]
Crati, Fluß auf der Halbinsel Calabrien in Süditalien,
[* 21] entspringt am Silagebirge, fließt nach N. über Cosenza, nimmt von
rechts den Mucone, von links den Busento und kurz vor der Mündung dm Coscile auf und mündet nach einem
Lauf von 89 lim in den Golf von Taranto. Crau, La (spr. tro), bei den Römern (^mpi lapicwi (d. i. steinige Gefilde), später
^ampus Oa- V6U818 oder Oavu3 genannt, ein Landstrich im franz. Depart.
Bouches du Rhone, zwischen dem Kanal
[* 22] von Craponne im N., dem östl. Arm der Rhone im W. und dem Etang de Berre im O. gelegen,
umfaßt eine vom Meere aus nach N. zu 30-40 m anstei- gende roterdige Ebene von über 200 ykm, die zum Teil aus zerfallenen
tretaceischem Gestein, zum Teil aus Geröllmassen der ehemaligen Rhone-und Isere- gletscher besteht und
jetzt durch die Betriebsamkeit der Anwohner den verschiedenen Kulturen gewonnen worden ist.
Der nördl. Teil, La Plaine de la Crawford, ist mehrere Fuß tief ganz mit glatten, oft faust- bis kürbisgroßen Kieseln bedeckt,
zwischen welchen kümmerliches Gras, selten Lavendel und andere wohlriechende Kräuter den ganzen Winter
hindurch Weide
[* 23] für Schafherden abgeben, die den Sommer über von den Schäfern («Bayles») auf die Almen der Dauphins getrieben
werden. Der östl. Teil, La Crawford Haute, ist mit Oliven- und Mandelbäumen sowie mit Reben bepflanzt, welche einen geschätzten
Wein geben. Der westl. Teil, früher ebenfalls Steinwüste, hat
ein ganz anderes Ansehen gewon- nen, seitdem
man die schlammführenden Wasser eines Arms des Craponnekanals und des Canal des Alpines zur Befruchtung
[* 24] des Bodens benutzt, der
schon eine 60 om dicke, fruchtbare Decke
[* 25] hat. Grüne Wiesen, Maulbeer- und Olivenpflanzungen bedecken, gleich Oasen (Cousous),
ausgedehnte Flächen. -
Verndt, Die Plaine de la Crawford (1. Hälfte, Bresl. 1886).
Craven (spr. krehw'n), Elisabeth Berkeley, Lady, jüngste Tochter von GrafBerkeley, geb. 1750, vermählte sich 1767 mit William,
Lord Crawford, von dem sie sich 1781 trennte. Hierauf machte sie weite Reisen und trat in Ansbach
[* 26] zu Markgraf
ChristianFriedrichKarlAlexander, Neffen Friedrichs d. Gr., in nahe Beziehungen. IhreReise durch die Krim
[* 27] nach Kon- stantinopel
schilderte sie in einer Reihe von Briefen: «tlournk^ tlirouAk tiis ^riin63 to ^0N8taiitiii0pi6» (Lond.
1789; deutsch Lpz. 1789) und «I.Lttsi^ w tk6 NarZrave
ok ^H8pac1i änrinZ ksr trav6l3 tlirouFii Francs, (^krinan^, Nu38ia 6tc.» (Lond. 1814). Als Lord Crawford 1791 gestorben
war, heiratete sie der Markgraf und ging, sein Land gea,en ein Jahr- geld dem König von Preußen
[* 28] überlassend, mit ihr nach
England, wo er bei Hammersmith ein Schloß (Brandenburg-House) kaufte.
Von KaiserFranz II. zur Fürstin von Berkeley erhoben, lebte ste nach dem Tode des Markgrafen (1806) bald
in England, bald in Neapel,
[* 29] wo sie starb. Die interessanten «N6moir3
ol td6 ^lai^i-Hvins ok ^N8pac1i, kornwri^ I^aciv 0., ^ritten d^ 1i6l86ik» erschienen in 2 Bänden (Lond. 1825; deutsch, 2 Bde.,
Stuttg. 1825). Auch schrieb sie Gedichte, Nomaneund Theaterstücke; letztere gab Asimont heraus ß Bde.,
Ansbach 1789). Crawford (spr. krahf'rd), Francis Marion, amerik.
Novellist, geb. in Lucca (Ita- lien), Sohn des folgenden, erhielt seine Ausbildung zu Concord (Massachusetts), dann
1870-74 am ^i-iuity (Ü0116F6 in Cambridge (England), später studierte er besonders Sanskrit und orient.
Spra- chen zu Karlsruhe,
[* 30] Heidelberg
[* 31] und Rom und ging 1879 nach Indien, wo er vorübergehend zu Alla- habad den «Inäikm Heraiä»
herausgab. Nach sei- ner Rückkehr nach Amerika
[* 32] (1880) schrieb er (1882) den Roman «Nr. l8aHc8» (deutsch von
Th. Höpfner, Verl. 1891),
der von großem Erfolg begleitet war. Seit 1884 lebt Crawford zu Sorrento und hat
sich ganz der Schriftstellerei gewidmet. Seine Romane sind: «Dr. 01gMw3» (1883),
«von 0l8iii0» (1892). Crawford (spr. krahf'rd),Thomas, amerik. Bildhauer, geb. in Neuyork,
[* 33] ging 1835 nach Rom, wo er freundliche Aufnahme bei Thorwaldfen fand,
aber mit Not zu kämpfen hatte, bis es ihm gelang, die Aufmerksamkeit angesehener Landsleute auf sich zu
ziehen und lohnende Auf- träge zu erhalten. Crawford ledte bis 1856 in Rom, von wo er die Vereinigten Staaten
[* 34] dreimal besuchte,
und starb zu London.
[* 35] Seine bedeutendsten Werke sind: Orpheus
[* 36] und Eurydike (1839; im Bo- Artikel,
die man unter E vermißt, sind unter K aufzusuchen.
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stonerAthenäum), diekolossaleReiterstatueWashing- tons vor dem Kapitol in Richmond in Virginien, die Beethoven-Statue (inBoston),
die Marmordüste von Iosiah Quincy, die Statue von James Otis u. a., verschiedene mytholog. Gruppen und Scenen aus der biblischen
Geschichte. Sein größtes Werk aber ist die Kolossalstatue der gerüsteten Freiheit für die Kuppel des Nationalkapitols zu
Washington.
[* 38] Crawford and Balcarres (spr. krahf'rd cind bällkars),Alexander William Crawsord Lindsay, Gras von, engl. Schriftsteller,
bis zum Tod seines Vaters (1869) als Lord Lindsay bekannt, geb. besuchte Eton und Cambridge, wo er 1833 Nl^tEi- ol
^rt3 wurde, unternahm dann die grohe Reise, als deren Frucht 1838 die «1.6t- t6l8 Oll Nss) It, ^liom 3.llä
t1i6 Hol)' I^allä» (2 Bde.) erschienen, und widmete sich
schriftstellerischer Thätig- keit. So erschien 1840 «1^iv68 ol tue i^inäL^L»,
ein ausführliches genealogisch-histor.
Werk über seine Familie (4 Bde.; Abdrücke 1849 u. 1858),
1841 «^ I6tt6l t0 a tliLllä Oll tll6 6viä6llC6 3.11(1
tusor^ of lÜQi-istiallit)')), 1846 »?i'0Ai'688i0ll d^ ^nta^o- Qi8ui", 1847 «81l6tcu68 ok tQ6 Qi8t0r^
ok 0Qii3tiall Hlt» (3 Bde.; neue Ausg.,
mit Notizen, 2 Bde., 1885),
1861 «Lckpticiäm, a r6tr0Al688iv6M0V6in6llt ill tQ60l0F^ 9.11(1 pliil0801)1i^'), 1862 »Oll tQ6
tQ60I^ ok tQ6 I^n^1i8ll Q6XHinLt6i''),
1870 tt()6culli6llicit^ ill r6lHti0ll t0 t1i6 Ollurcll ol^llFi^nä", 1872 «Ntrn8-
cau ill8cii^ti0ll8 9na1)'86(1, ti-Hll8i3.t6ä and com- ui6llwä upon», aus dem Nachlaß 1882 «11i 6 6^r1ä0lli
c)f Nar» (2 Bde.). 1874 rüstete Crébillon auf
eigene Kosten eine Expedition nach Mauritius zur Beobachtung des Durchgangs der Venus aus; 1876 versuchte er, nachdem er schon 1838 privatim
«?06w3 anä poeti- cai tr3.Fiii6llt3» hatte drucken
lassen, in «^.r^o, or t1i6 Büchern, als Dichter Lorbeeren zu gewinnen. Wäh- rend der letzten Lebensjahre war er mit umfassenden
Studien zu einer vergleichenden Geschichte der Reli- gionen des Altertums beschäftigt, »1ll6 rsii^ion ok Maii", die aber unvollendet
blieb. Crébillon sammelte zu Haigh Hall
[* 39] bei Wigan mit großen Kosten eine um- fängliche Bibliothek, die besonders
reich an Inku- nabeln und seltenen, meist orient.
Manuskripten ist. Er starb in-Florenz, wurde aber in der Familiengruft auf seinem Landsitze Dunecht bei Aberdeen
[* 40] begraben. Großes Auffehen erregte die Entwendung feiner balsamierten Leiche im Mai 1881, die erst im Juli 1882 im
Walde von Duneckt aufgefunden und von neuem beigesetzt wurde. Die Ursache des Raubes ist unaufgeklärt. Cralvfordsville
(spr. krahf'rdswill), Hauptstadt des County Montgomery im nordamerik. StaateIndiana, am Sugar-Creek, südlich von La Fayette,
ist Eisenbahnknotenpunkt, Sitz des 1830 gegründeten presbytcrianischen ^VadaZll-^oiioFs, hat (1890) 6089 E., Sägemühlen
und Fabriten von Wagen.
Cralvfurd (spr. krahf'rd), John, eugl.Orienta- list und Ethnolog, geb. auf
Islay, einer der Hebriden, studierte in Edinburgh Medizin, lebte 1803-8 als Militärarzt in den Norvwestpro- vinzen Ostindiens,
begab sich 1808 nach der InselPinang und 1811-17 nach Java, worauf er nach EnHland zurückkehrte. Zum zweitenmal
begab er sich 1821 nach Indien, besuchte Siam und Cochin- china, wurde 1823 Statthalter von Singapur
[* 41] und 1826 Kommissionär in
Pegu und Gesandter am birman.
Hofe, kehrte aber 1827 nach England zurück, bier lebte er ganz feinen Studien, bis er in
London starb. C.s Hauptwerk
ist «Hi^or? of t1i6 liiäwi ^i-ciiipei^o» (3 Bde.,
Edinb. 28W)' außerdem fchrieb er: «^ournai ok all 6N0N88? to t1i6 court ok^va» (Lond. 1829 u. ö.),
«^ournNi ok an 6inda88)' to tü6 court8 of 8i3,m anä ^oellincliilla.»
(2. Aufl., 2 Bde., ebd. 1830),
«^i-Hniuiki'kllä äictit)- iiHi-)' of t1i6 ^lala^ lallZiiH^k» (2 Bde.,
ebd. 1852), «1)68ci'iptiv6 äictiollai-^ ol tiis Illäiau i8iallä8 3.llä aä^cent coulltri^»
(ebd. 1856); ferner Abhand- lungen für das «^ournai ol tlis I^tlmo!. äociet^».
Eraycr, Gafpar de, niederländ. Maler, geb. zu Antwerpen,
[* 42] bildete sich vorzugs- wcife nach Rubens. Er ließ sich
in Brüssel
[* 43] nieder und malte daselbst den Statthalter, Kardinal Fer- dinand von Österreich
[* 44] (jetzt im Pradomuseum
zu Madrid);
[* 45] 1664 ging er nach Gent,
[* 46] wo er bis an sei- nen Tod eine Menge von Kirchen- bildern und Porträten ausführte.
Seine bedeutend- sten Gemälde sind: Verklärung der heil. Katharina Mickaelskirche zu Gent), Krönung Maria (Mar- tinskirche
zu Amberg),
[* 47] Der wunderbare Fischzug, Anbetung der Hirten (beide in der königl. Gemälde- galerie zu Brüssel),
Kreuzabnahme Cbristi (Amster- dam, Gemäldegalerie), Enthauptung Johannes des Täufers (1657; in der Kathedrale St.Bavo zu Gent),
Urteil Salomos (im dortigen Mufeum), Marter des beil. Blasius (1668, sein letztes Werk; ebendaselbst).
AndereArbeiten von ihm bewahrt das Museum in Lille
[* 48] (Tobias und der Engel, Der wunderbare Fisch- zug), in
Nenncs (Auferwcckung des Lazarus, Kreuz- aufrichtung), die Galerie von Cassel (Anbetung der Hirten). Mt. Crayon (frz., spr.
krälöng),Bleistift
[* 49] oderFarben- Crayonmanier, das von A. Senefelder er- fundene und noch heute in der Lithographie (s. d.)
wichtige Verfahren, mit lithographischer Kreide
[* 50] auf Stein zu zeiämen und durch Druck die Zeicknuna zu
vervielfältigen. Auch eine Art des Kupferstichs, welche den Strich der Kreide oder des Rötels (Crayon) nachahmt. Dieser
Krcidezeichnungsstich (Crayon- sti ch, frz. uiI.lliöi-6 äu ora^on) kam um die Mitte des 18. Jahrh, in Frankreich auf. (S.
Kupferstechkunst.) Erazla, Gcldgröße und Längenmaß im ehe- maligen Großhcrzogtum Toscana.
1) Als Geld- rechnungsstufe (bis gegen 1859) war die C. ^ Paolo oder 2/12 toscan. Lira -- 5^ jetzigen deutfchen Pfennigen; sie
wurde in 5 Quattrini geteilt und war durch ein Kupferstück sowie gleichzeitig durch eine ganz geringhaltige Silberscheidemünze
(mit Silber nur angesottenes Kupfer)
[* 51] vertreten.
2) Als Maß war (bis Ende Juni 1861) die C. ^12 des Braccio oder der Elle --- 4,864 cm. Cream (Cold), s. Cold Cream.
Creas (vom fpan. crea), Lederleinwand, Doppel-
[* 52] leinwand, eine sehr feste und dichtgewebte Leinwand, jetzt oft, obwohl uneigentlich,
die Benennung der aus gebleichtem Garn hergestellten böhm. und schles.
Leinwandsorten. vi-sätor (lat.), Schöpfer. Crcbillon (spr. -bijöng),
Claude Prosper Iolyot de, der Jüngere, franz. Schriftsteller, Sohn des folgenden, geb. 14. Febr.1707 zu
Paris,
[* 53] gest. 12. April 1777 daselbst, schrieb schlüpfrige Romane, wie «I^6ttr68 ä6 1a N19.I-Hui86 *** au C0llit6 ä6 K**^»
(2 Bde., Par. 1732),
«I.'eeuuioii's, 011 ^an2a'i et ^6aäHi-ll6» (1734),
sein bekanntestes Werk; «1.68 amoni-g äe ^6oililli2ii1)) (Amsterd.
1746), »^.k! q,uel coiit6l Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
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(1764), «I.6ttr68 Ht1i6iiioiiii68)) (4Bde.,1771)u.s.w. Seine » (Luvi-68 complötLä"
erschienen 1772 u. 1779 (7 Bde.,
Par.). Crebillon (fpr. -bijöng),
Prosper Iolyot de, der Altere, franz. Trauerspieldichter, geb. zu Dijon,
[* 56] kam, auf der Iesuitenfchule seiner Vater- stadt erzogen, nach Paris, wo sein erstes Stück: «I^a inort 668 6ulHM8 äs
Li-uw8», keine Annahme fand; erfolgreich war er aber mit «Iäoni6Q66» (1705), «^tl-66 6t 11i)'68t6» (1707) und «1Ui3.äkmiät6
6t ^6Q0di6» (1711).
Letztere Tragödie bezeichnet den Höhepunkt seines,Schaffens und feiner Erfolge. Weniger gefielen «Ni6eti-6»
(1709),
«Xorxeg» (1714), «^miramiä» (1717) und «?^i-r1iu8»
(1726). Credit lebte lange Zeit in Dürftigkeit, erhielt 1735 das Amt eines Censors und 1745 eine Stelle bei
der königl. Bibliothek. Seit 1731 war er Mitglied der Aka- demie und starb Zur Kränkung Voltaires behandelte die
Pompadour und der franz. Hof
[* 57] Credit als den größten tragischen Dichter seiner Zeit, und Ludwig XV. lieh eine Prachtausgabe seiner
Werke veranstalten (2 Bde., Par.
1750). In sein Alter fallen die Tragödien " (HtiIing.» (1749) und «1^6
^i'iuinvii-at» (1753),
ein drittes Stück, «OlOlli^LiI», blieb unvollendet. C eiferte Corneille nach und suchte vornehmlich
durch Erregung von Schrecken und Grausen zu wirken, daher sein Bei- name «16 t6rridi6».
Den Versen C.s machte man oft ihre Inkorrektheit zum Vorwurs, doch waren sie wirksam durch ihr Pathos
und die Kraft
[* 58] deklamato- rischen Ausdrucks. Seine Werke erschienen noch Par. 1812 (3 Bde.),
Säuglings- bewabranstalt, s. Krippe. Erecy-en Ponthieu (spr.kreßih angpongtwh), Hauptort des Kantons
Credit meinden, 10504 E.) im ArronoissementAobeville des Depart.
Somme, 19 km nördlich von Aodeville, hat (1891) 1359, als Gemeinde 1614 E., Post, Tele- graph, Schlossereien und Handel mit
Garn, Getreide und Hanf. - (5. ist geschichtlich bekannt durch den Sieg der Engländer unter Eduard III. über die Franzosen
unter Philipp VI. Nachdem Eduard in der Normandie gelandet war und die Somme überschritten
hatte, lagerte das engl. Heer25. Aug. iln Walde von Credit in starker Verteidigungsstellung in drei Treffen, deren vorderstes der 1 (jährige
Eduard, Prinz von Wales (der schwarze Prinz), das zweite GrafArundel und das dritte der König befehligte.
Das Heer bestand aus 4000 Geharnischten und 30000 Söldnern ausschließlich zu Fuß. Philipp VI. führte 12000 Ritter und 60000 Söldner,
darunter auch deutsche Ritter und 6000 genuesische Bogen- schützen, in drei Treffen, die der blinde König Iobann von Böhmen,
[* 59] GrafAlencon und der König selbst befehligten, heran. Der' Angriff erfolgte gegen Abend und scheiterte an
dem raschen Schießen
[* 60] der engl. Bogenschützen, durch welches die vordern Treffen der Franzosen in Verwirrung gerieten. Da brach
der Prinz von Wales aus der Wagenburg bervor und entfchied die Schlacht; der Verlust der Franzosen betrug 1600 Barone, 4000 Eoelknappen
und 22000 Mann. Der Sieg hatte die Eroberung von Calais
[* 61] zur Folge. Die Auwcudung von Geschütz durch die
Engländer ist nicht erwiesen. -
VrsÄ2.t ^ÄNKN3 A.PS112., «Das glaube der Jude Apella», d. h. Das glaube wer mag (ich glaube es nicht),
Citat
aus Horaz' «Satiren», I, 5,100. Credo, KarlSiegmundFranz, Gynäkolog, geb.
zu Berlin,
[* 62] studierte feit 1838 zu Ber-
lin und Heidelberg Medizin, wurde 1843 Assistenz- arzt bei der unter Buschs Leitung stehenden geburts- hilflichen Klinik in
Berlin, habilitierte sich 1850 als Privatdocent für Geburtshilfe an der Universität und wurde 1852 zum
Direktor der Berliner
[* 63] Hedam- menschule und zum dirigierenden Arzte der Gebär- abteilung, bald darauf auch einer von ibm begrün-
deten gynäkologischen Abteilung der Charite ernannt. Im Herbst 1856 folgte er einem Rufe als oro.
Pro- fessor der Geburtshilfe und Direktor der Entbin- dungsanstalt und Hebammenfchule nach Leipzig.
[* 64] 1887 trat
er in den Ruhestand und starb in Leipzig. Credit bat sich als akademischer Lehrer wie auch als Schriftsteller um die
Geburtshilfe und die Gynäkologie wcscntliche Verdienste erworben. Er schrieb: «Klinische Vorträge über Geburtshilfe» (2 Bde.,
Verl. 1853 - 54),
«Dir Verhütung der Augenentzündung der Neugeborenen» (ebd. 1884), «Gesunde und kranke
Wöchnerinnen» (Lpz. 1886). Von 1853 bis 1869 redigierte er die von ihm in Gemeinschaft
mit Busch, von Nitgcn, von Sicbold, Hecker, Martin herausgegebene «Monatsschrift
für Geburtskunde», von 1870 ab in Verbindung mit Spiegelberg, später mit Gusserow, das «Archiv für Gynäkologie». Das im
Königreich Sachsen
[* 65] amtlich eingeführte von Grenscr verfaßte «Lchrbuck der Hebammenkunst»
wurde in 1.-3. Aufl. (Lpz. 1875 -82) von Credit und Winckel,
in 4. und 5. Aufl. (ebd. 1886 u. 1892) von Credit und Leopold neu bearbeitet.
Sein Sohn Benno Credit, geb. 1. ^ept. 1847 in Ber- lin, erhielt feine meoiz. Ausbildung an den Univer- sitäten
Leipzig und Zürich,
[* 66] war drei Jahre Assistent an der Leipziger chirurg. Klinik un^ praktiziert seit 1877 als Spccialarzt für Chirurgie
in Dresden,
[* 67] wo er sich eine PrivaMmik einrichtete. Von seinen zahl- reichen Schriften sind am bekanntesten seine Arbeit über
die operative Entfernung der Milz sowie über die operative Behandlung der Gallcnsteinkrankheiten. (lrsüsutia.
(mittellat.), Glaube; daher (^re- (I6uti^i68 1itt6i'H6, Kredenzbrief, Krcdenz- fch reiben, ein von der höchsten Obrigkeit
einem Unterthanen zu feiner Legitimation und Sicherheit im In- und Auslande erteiltes Schreiben, auch soviel wie Kreditiv
(eines Gesandten^. Eredi, Lorenzo di, ital. Maler, geb. 1459 zu Florenz,
[* 68] gest. daselbst irieb
anfäng- lich die Goldschmicdckunst, wandte sich aber dann der Malerei zu und wurde ^Hüler des A. Ver- rocchio, bei dem
in derselben Zeit Leonardo und Perugino lernten. Madonnenbilder und Heilige Familien verstand er mit häusig etwas gesuchter
Anmut und Lieblichkeit in lichter Färbung geschickt auszuführen. Zadlrciche Bilder von ihm besitzt die
Galerie der Uffizien zu Florenz, unter denen zwei Rundbilder der das Kind anbetenden Madonna hervorzuheben sind. Sein Hauptwert
ist eine Ge- burt Christi, in der Akademie von Florenz, welches die Empfindungsweise des Perugino mit der freiern Richtung der
Florentiner
[* 69] verbindet. Im Louvre zu Paris findet sich eine Verkündigung Maria; ferner Madonnenbilder in
Berlin, München,
[* 70] Karlsruhe. Oröäit (lat., Mehrzahl Oeäimt), in der Buch- haltung (s. d.) übliche Überschrift der rechten
oder Haben-Seite einer Rechnung (s. Conto), im Gegen- satz zur linken oder Soll-Seite, welche man dann mit v6l)^ (s. d.) oder
I)ed"ut überschreibt. Ein Conto für einen Betrag kreditieren heißt also Artikel, die man unter C vermißt,
find unter K aufzusuchen.
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soviel wie ihm denselben gutbringen, gutschreiben, oder es dafür erkennen. vrea.it to"oibr (frz.,
spr. kredih fonghleh),Bodenkredit, s. Bodelltreditbaulcn. Vreüit mo'bilisr (frz.,
spr. kredih mobilseh), däusige Bezeichnung für Kapitalgesellschaften, deren Geschäftsbetrieb
darin besteht, selbst wieder die Be- gründung von Gesellschaften für Unternehmungen von allgemeinem oder lokalem Interesse,
sowie die Umwandlung von Privatunternehmungen iil Aktien- gesellschaften zu vermitteln und zu bewirken,
die Aktien und Obligationen dieser Gesellschaften, fowie überhaupt Anleihen zu übernehmen und unterzu- bringen, börsengängige
Papiere zur Ermöglichung der Prolongation der Börsengeschäfte zu beleihen lsog.
Reportgeschäft, f. d.). An die Wirksamkeit solcher Institute haben sich im Falle derUngemessen" heit
des rein spekulativen Bankbetriebes oft unheil- volle Katastrophen geknüpft. Dies gilt insbeson- dere von dem Institut, von
dessen Namen die all- gemeine Bezeichnung von Banken mit den gekenn- zeichneten Geschäftskreisen als Kreditmobilierbanken entlehnt
ist, der 1852 von den Gebrüdern Pereire in Paris unter Begünstigung Napoleons, damals noch Präsidenten der Republik,
und Staatsgeneh- migung mit einem Kapital von 60 Mill. Frs. gegründeten soci^to ^ouer^ls äu 0. in. Sie sollte die mit dem
Napoleoniscben Regiment an- brechende H'lra der allgemeinen Wohlfahrt illustrie- ren.
Nach dem mit Genehmigung der Regierung veröffentlichten Programm war sie bestimmt, Han- del und Industrie mit Kapital zu unterstützen
und den öffentlichen wie privaten Kredit zu spornen. Sie sollte fest verzinsliche Obligationen bis zu 600 Mill. Frs. gegen
Erwerb von Aktien und Obligationen industrieller Unternehmungen ausgeben dürfen. Diese auszugebenden Obligationen waren zum
größten Teile zu langer Befristung bestimmt, sodaß ihre Rückzahlung nur gkichen Scbritt mit der Ein- lösung der
in ihrem Portefeuille befindlichen Aktien und Obligationen zu halten braucbte.
Diese fest verzinslichen Werte sollten im Verkehr die Papiere mit schwankender Dividende und wechselndem Kurse ersetzen.
Gerade wegen ihrer langen Befristung im Vergleich zu den Noten anderer Banken, deren jeder- zeitige Zahlbarkeit denselben auch
nur auf kurze Zeit Kapitalanlagen gestattete, sollte die Baul be- fähigt sein, bei Krisen die wichtigsten
Dienste
[* 72] zu leisten, ohne selbst von ihnen etwas zu fürchten zu haben. Als dem Repräsentanten einer großen An- zahl von
Unternehmungen wurde ihr der Charakter einer Versicherungsgesellschaft vindiziert.
Zum Zwecke der Prolongationen der Börsengeschäfte von Monat zu Monat sollte sie die börsengängigen
Ef- fekten zu ihrem ganzen Werte beleihen. Anscheinend schwebte als das letzte Ziel die Umwandlung aller Privatunternehmungen
in Aktiengesellschaften und die Beherrschung derselben wie der Börse durch das Institut vor. Von diesen Plänen ist nichts weiter
zur Ausführung gekommen, als daß der (^ ni. in der Zeit von 1852 bis 1856 allerdings eine große Reihe
von Aktienunternehmungen in Frankreich wie im Auslande, zum Teil von umfassender Bedeutung, insbesondere Eisenbahn-, Gas-, Omnibus-,
Dampf- schiff-, Immobiliengesellfchaften teils sckuf, teils reorganisierte, die hierdurch entfachte Spekulation durch das Treiben
der Aktien und ihren Verkauf mit Agio benutzte und in diefen Jahren durch diese Agiotage und Vörsenspiel
hohe Dividenden, 1855 etwa 40 Proz., erzielte. Die Ausgabe der Obliga- tionen
wurde bereits 1855 von der schließlich unruhig
gewordenen Regierung beanstandet und erfolgte erst 1864 und nur in Höhe von 60 Mill. Frs. 1857 folgte dem übertriebenen
Aufschwünge ein gewalti- ger Rückschlag und, nachdem die Jahre 1862 und 1863, letzteres mit 25 Proz.
Dividende, wieder einen nicht nachhaltigen Aufschwung gebracht hatten, trat 1866 ein fast gänzlicher Verfall des Unternehmens
ein, der durch eine Kapitalverdoppelung eher noch verschlimmert wurde. Die Aktien zu 500 Frs., welchem den ersten Jahren einen
Kurs von 17-1800 erreicht hatten und 1866 noch auf 880 standen, san- ken Ende 1867 auf 140. Die Pereires
mußten sich von der Leitung des Unternehmens zurückziehen und wurden ebenso wie die übrigen Verwaltungsräte in Prozesse
verwickelt, die zu ihren Ungunsten endeten. Die 1871 auf neue Grundlagen gestellte Gesellschaft (die alte Gesellschaft ist
aufgelöst und der Nest ihres Vermögens unter neuen Kapitaleinlagen in eine neue Gesellschaft gleichen
Namens eingebracht) hat seitdem ein geräuschloses Dasein geführt.
Einen ähnlichen, nur weit jähern Verlauf hatte das Unter- nebmen der Iluiou ^6U6i-Hio in Paris, die 1880 die größten Tageserfolge
hatte, aber schon 1882 zusam- meubracb. Unter dem Eindrucke der Erfolge des . m.
entstanden in den fünfziger Jahren in Deutsch- land, und zwar auch in kleinen Residenzen, sowie in Österreich, begleitet
von allen Erscheinungen des Grüiiduligsfiebers, zahlreiche Kreditmobilierbanken, meist Kreditanstalten genannt. Von ihnen
haben sich einige, besonders die 1853 gegründete Bank für Handel und Industrie in Darmstadt,
[* 73] die 1856 entstandene Asterr.
Kreditanstalt und die Leipziger Kreditanstalt, infolge vorsichtiger und geschickter Ge- schäftsführung mit Erfolg behauptet.
-
Vgl. Aycard^ lli"wir6 6n 0. m., 1852-67 (Par. 1867).
Crcditon (spr. kreddlt'n) oder Kirton, Markt- flecken in der engl. Grafschaft Devon,
[* 74] 11 km im NW. von Excter, am Creedy, nahe
seiner Mündung in die Exe, nach den Bränden 1743 und 1769 neu angelegt, hat (1891) 4207 E., eine schöne
qot. Kirche; Schuh- fabrikation und Ackerbau. Früher war die Woll- manufattur bedeutend. - Credner, Geburtsort des heil.
Vonifatius sum 680), war in angelsächs. Zeit (909 -1050) Bischofssitz. Credner^Herm., Geolog, geb. zu
Gotha
[* 75] als ^ohn des durch seine Arbeiten über Thüringen und Hannover
[* 76] bekannten Geognosten Heinrich Credner, studierte
in Clausthal,
[* 77] Vreslau und Göttingeu, subrte dann eine Anzahl geolog.-Paläon- tolog.
Untersuchungen über die Umgegend von Hannover und von St. Andreasberg aus, die er monographisch behandelte, und bereiste
1864-68 die ö'stl. und centralen Regionen Nordamerikas zum Zwecke geolog. Studien, deren Ergebnisse er in
der «Zeitschrift der DeutschenGeologischen Gesellschaft», dem «Neuen Jahrbuch für Mineralogie» und andern Zeitschriften niederlegte. 1869 habilitierte
er sich an der UniversitätLeipzig und wurde 1870 zum außer- ord., 1877 zum ord.
Honorarprofessor, 1881 zum Oberbergrat, 1891 zum Geh. Vergrat ernannt. Seit 1871 ist er auch Direktor
der geolog. Landesunter- suchung des Königreichs Sachsen, deren Organisa- tion ihm schon 1870 übertragen worden war. C.s
Publikationen behandeln das Oligocän, die archäi- schen und Ganggebilde sowie die permischen Stego- cephalen Sachjens; namentlich
aber haben die Unter- suchungen C.s zur Lösung der Glacialfrage wesent- Artikel, die man unter E vermißt,
sind unter K aufzusuchen.
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lich beigetragen. Seine «Elemente der Geologie»
[* 79] (Lpz.
1872) erschienen 1891 in 7. Auflage. Credner, Karl Aug., prot.Theolog, geb. zu Waltershausen bei Gotha, studierte
seit Isis
[* 80] zu Jena
[* 81] und Breslau,
[* 82] habilitierte sich 1828 in Jena, wurde daselbst 1830 außerord. Professor und 1832 ord. Professor
zu Gießen,
[* 83] wo er starb. Von den ArbeitenC.s sind hervorzuheben: «Der Prophet Ioel übersetzt
und erklärt» (Halle
[* 84] 1831),
«Beiträge zur Einleitung in die biblischen Schriften» (2 Bde.,
ebd. 1832-38),
«Einleitung in das NeueTestament» (Bd. 1, ebd. 1836),
«Geschichte des neutestament- lichen Kanons» (hg. von Volkmar, Verl. 1860). Der
Ausbreitung des Iesuitismus in Hessen
[* 85] trat Creizenach mit Energie entgegen und wurde dadurch in einen Broschürenkrieg verwickelt.
Vreüo (lat., «ich glaube»),
dann auch
der dritte Teil der Musik bei der Messe (s. d.), dessen Text dasselbe enthält. es widersinnig ist", gebildet nach einer Stelle
in Tertullians Schrift: «über das Fleisch Christi» (5), wo es beißt: «^t mortuuZ 68t Dei tilius; iroi'8U8 ci-6 63t, quia
iii6ptum 68t» u. s. w. (Ilnd ge- storben ist Gottes Sohn; es ist ganz glaubwürdig, weil es ungereimt
ist.) Cree (spr. krih) oder Cnistenaur (Kinistinok), ein zu den Algonkin (s. d.) gehöriger Indiancrstamm, zwischen Hudsonbai
und den Nocky-Mountains wohnend.
Sie selbst nennen sich Nebigaw-ot und zerfallen in die beiden großen Familien Masku- tew-iginiw-ok
oder Paskwäw-iginiw-ok, d. h. «Leute der Prairien»,
und Sakaw-iginiw- ot, «Leute des Waldes». Die erstern haben sich in die ehemals an Büffeln reichen Gebiete
des nördl. Quellflusses des Saskatschewan gezogen, die vor ihnen dort ansässigen Schwarzfuß-Indianer
nach Süden drängend. Es ist ein stolzer kriegerischer Stamm, der m Zelten und von der Büffeljagd lebte, jetzt aber, infolge
des Versckwindens der Büffel- Herden, zum Teil zum Ackerbau sich hat bekehren müssen. Die Sakaw-iginiw-ok
leben in Banden von drei bis vier Familien zerstreut in den Wäldern der östl. und nördl.
Teile des Gebietes. IhreBe- hausungen sind elende Nindenhütten. Ihren Unter- halt finden sie in der Jagd auf allerhand Pelztiere.
- Die Sprache
[* 86] der Creizenach ist im ganzen nordwestl.
Ca- nada weit verbreitet und wird namentlich auch von den Halbblut-Indianern des Manitoba-Gebietes mit Vorliebe gesprochen.
Sie gehört zu den am besten bekannten von den Algontinsprachen und der In- dianersprachen überhaupt.-Vgl. Howsc^Fr^miiiHr
ok tk6 0. IkMFug^s (Lond. 1844), und namentlich Lacombe, (?i-ammHii-6 ä6 la
1auFU6 ä68 Oig (Mont- real 1874) und desselben Dictioiiii3,ir6 äs1a ikMAus ä68 Oiä (ebd. 1874). Creek (engl.,
spr. krihk), m Nordamerika Name für kleine Flüsse
[* 87] und Bäche, die sich zu einem Haupt- strome vereinigen; in SurinamName der
Kanäle.
Ereck (spr. krihk), der politisch bedeutendste unter den Indianerstämmen der
südl. Union. Sie wohn- ten östlich von den Cboltaw (s. d.)
in den heutigen StaatenAlabama, Georgien und Florida. Den Namen Creizenach erhielten sie von den Engländern, weil ihr Land von sehr
vielen kleinen Bächen (engl. Or66k8) durchschnitten war. Es ist dieser Name aber nur eine Wiedergabe des einheimischen NamensMas- koki (Muskogec, Muscogulgee),
unter welchem diese Nation als ganze bekannt ist, und der ihnen, wie
es scheint, von dem Algonkinstamme der Shawnee (Schawano) gegeben wurde.
Sie zerfielen in zwei Stämme, von denen die Maskoki die Hauptrolle spielten; die südl. Abteilung bildeten die Seminolen,
die aber als Stammflüchtlinge galten. Die Maskoki waren ein volksreicher Stamm, der sich durch mate-
rielle Kultur und durch eine feste polit. Organisation auszeichnete. IhreStädte zerfielen in rote, von Kriegern bewohnte,
und in weiße oder Friedensstädte, die als neutral betrachtet wurden und, wie es scheint, auch als Zufluchtsstätten für
Verfolgte dienten.
Die verschiedenen Stämme der Maskokl bildeten einen großen Bund, in den aber auch die Besiegten und sich
unterwerfenden fremden Nationen aufgenommen wurden. Von den Weihen in einen Vernichtungs- kampf verwickelt, der mit abwechselndem
Glücke von 1813 bis 1821 dauerte, wurden sie endlich durch mehrere Verträge gezwungen, ihr Land abzutreten, und wurden
ihnen Wohnsitze im In- dianerterritorium auf der Nordseite des Canadian- flusses neben den Choktaw und
Chickasaw angewiesen. Dort leben sie jetzt als Ackerbauer und Viehzüchter und haben eine geschriebene Repräsentativverfassung,
unter welcher auch ihr Häuptling gewählt wird. Nach dem Bürgerkriege schätzte man ihre Zahl auf 14396 Seelen. Vermehrt
haben sie sich seitdem nicht. Die einzige Grammatik ihrer Sprache wurde 1860 von Vuckner in Marion in Alabama
herausgegeben. -
Vgl. Gatschet, ^ luiZration l6F6uä ol tiw Oeek 1iis1ikn8 (Philad. 1884 und St. Louis 1888).
Creektown (spr. krihktaun), s. Calabar. Ereighton (spr. kreht'n), Mandell, engl. Ge- schichtschreiber, geb. zu Carlisle,
wurde in Durham und Oxford
[* 88] gebildet, erhielt mehrere kirchliche Grade, wurde 1884 Professor der Kircken- geschichte in Cambridge
und 1885 zugleich Kanonikus an der Kathedrale zu Worcester, 1891 Bischof von Peterborough. Er schrieb: «?rim68 ol Iloman 1ii8tor^n
(Lond. 1875), »^Ii6 3^6 ok Nlixadktli" (1876),
«11i6 1il6 ok 8imoQ äs Montkort» (1877),
«?rim63 ok ^uFii3d k^toi^» (1877),
«lüaräing.1 ^Voi867» (1888). Sein Hauptwerk
ist eine große «IIi8torx ok tli6 ?ap5lC7 äuriuF t1i6 perioä ok tii6 I^fnrmlltiou»
(seit 1882, bisher 4 Bde.). Er gab 1886-91 die «UuFli8ii
lli^orical N6vi6^» heraus. Ereil (spr. krej), Hauptstadt des Kantons Creizenach (180,03
ykm, 19 Gemeinden, 32 379 E.) im Arron- dissement Senlis des franz. Depart. Oise, an der Oisc und an den
Linien Paris-Compiegne, Paris- Ermont-Creizenach (68 km), Creizenach-Beauvais-Gournay (117 km) und Paris-Boulougne-Calais der Franz.
Nordbahn, eine der verkehrsreichsten Stationen der Nordbahn (75-80 Personenzüge und ebensoviel Güterzüge täglich), hat
(1891) 8129, als Gemeinde 8183 E., Post, Telegraph,
[* 89] eine seltsame got. Kirche mit mas- sigem Glockenturme
(14. und 15. Jahrh.) auf einer Oise-Insel, wo sich in dem von König Karl V. er- bauten Schlosse gewöhnlich der wahnsinnige
Karl VI. aufhielt, die Ruinen der alten Kollegiatkirche St.Evre- mont aus dem 12. Jahrh.;
Steinbrücke, eine bedeu- tende Fayencefabrit (jährlich für 1 Mill. Frs. Ware), Glas- und Kefselfabriken.
- Creizenach (O6äu1ium) bestand schon unter Dagobert I. Ereizenach, Michael, jüd.Gelehrter, geb. 16. Mai 1789 in Mainz,
[* 90] war als
Rabbiner bemüht, das jüd. Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
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