(durch Bundesbeschluß vom betraf natürlich die am Cottasche Buchhandlung härtesten, weil dadurch ihre
gangbarsten Unternehmungen, die Werke der deutschen Klassiker, Gemeingut wurden. Ende der sechziger Jahre gingen die Göschensche
und von Vogelsche Verlagsbuchhandlung, die Bibelanstalt und die Litterarisch-artistische Anstalt in andere
Hände über. Der
Leiter des Hauptgeschäfts mit den übrigen Zweigen für
Rechnung aller Familienmitglieder, deren gemeinsames
Eigentum die
Geschäfte seit 1863 geworden waren, blieb der Sohn des vorigen Besitzers
FreiherrKarl von Cotta, anfangs gemeinsam
mit seinem Vetter
HermannAlbert von Reischach, dann allein bis zu seinem
Tode,
An neuen
Autoren kamen in dieser
Periode hinzu: in
Dichtung und Novelle F. Dahn, M. von
Ebner-Eschenbach,
Greif,
[* 2]
Grimminger, Herzfelder, Kruse, Redwitz, von
Schack. Die Werke Grillparzers wurden erworben und von diesen sowie von
den Werken
Auerbachs und
MoritzHartmanns Gesamtausgaben veranstaltet, auch die Gesamtausgaben der klassischen Dichter weiter
ausgebaut.
Vautier und Hasemann illustrierten zwei Dorfgeschichten
Auerbachs. In der Litteraturgeschichte
kommen hinzu: Werke von
Baumgart,
Bernays,
Düntzer,
Hermann Fischer, Kuno Fischer, Laube, Ribbeck, Rümelin,
Sauer, Weltrich;
Der Musikalienverlag wurde in der
Richtung klassischer Klavierwerke und Schulausgaben erweitert. Die
Stuttgarter Buchdruckerei
war schon pachtweise an die Gebrüder
Kröner (s.
Kröner,
Adolf, und
Union Deutsche Verlagsgesellschaft)
in
Stuttgart
[* 3] unter deren Firma überlassen worden und wurde im Mai 1886 an dieselben verkauft. Ein gemeinsame Unternehmen
der letztern mit der Cottasche Buchhandlung war die «Cottasche
Bibliothek der Weltlitteratur» (1. Reihe, Bd. 1-115; 2. Reihe,
Bd. 116-195).
«Die polit. Reden
des Fürsten
Bismarck», hg. von H.
Kohl (Bd. 1-7, 1892-93; auf 10
Bände berechnet);
Werke zur
Technik von Freytag, Heinzerling,
Hentschel, Lauenstein, Lew, Mühlhäuser,
Soxhlet;
der «Cottasche Musenalmanach» (1. bis 3. Jahrg.,
1891-93),
eine dritte Reihe der «Cottaschen
Bibliothek der Weltlitteratur» (auf 105 Bde. berechnet, 1892 fg.)
u. a. An Zeitschriften erschienen 1893:
«Allgemeine Zeitung», «Dinglers Polytechnisches Journal»,
«Ausland», «Finanz-Archiv»
(1884).
1) Landkreis (ohne die Stadt Cottbus) im preuß. Reg.-Bez.
Frankfurt,
[* 8] hat 835,49 qkm, (1890) 52338 E., 1 Stadt, 95 Landgemeinden und 58 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Landkreis
Cottbus und
Stadtkreis (17,06 qkm), in 75 m Höhe, an der hier 50 m breiten
Spree, und an den Linien
Halle-Cottbus-Guben
(211,5 km),
Berlin-Cottbus-Görlitz (210 km) und
Frankfurt (Oder)-Cottbus-Großenhain (152,3 km) der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 9] ist Sitz eines
Landratsamtes, Landgerichts (Kammergericht
Berlin)
[* 10] mit 12
Amtsgerichten
(Calau, Cottbus, Dobrilugk, Finsterwalde,
Kirchhain, Lieberose,
Lübben,
[* 11] Lübbenau,
Luckau,
Peitz, Senftenberg,
Spremberg),
[* 12] eines Amtsgerichts, Eisenbahnbetriebsamtes (406,32 km
Bahnen) der
Eisenbahndirektion
Berlin, Hauptsteuer- und
Katasteramtes, einer königl. Bauverwaltung, eines königl.
Bergreviers, zweier Superintendenturen und einer Reichsbankhauptstelle, hat (1890) 34900 (17365 männl., 17535 weibl.)
E., darunter 1794 Katholiken und 354 Israeliten, in Garnison das 2. bis 4.
Bataillon des Infanterieregiments von
Alvensleben
Nr. 52;
einen Ersten
Bürgermeister (7500 M.),
Bürgermeister, 10 Magistratskollegialmitglieder, 42 Stadtverordnete;
Schlachthaus,
Gasanstalt (445
öffentliche und 13234 private Flammen, 100 Motoren mit 126 Pferdestärken);
ferner 4 evang.
Kirchen, die Oberkirche, Klosterkirche
(wendisch), Schloßkirche (reform.) und Kreuzkirche (luth.), eine kath.
Kirche und eine
Synagoge sowie in den städtischen
Anlagen einDenkmal für die 1870-71 gefallenen
Krieger.
Unterrichtsanstalten. Das königl.
Friedrich-Wilhelmsgymnasium, verbunden mit Realgymnasium, 1537 gestiftet als lat. Schule
(Direktor Dr. Schneider, 18
Lehrer, 8 Gymnasialklassen mit 234
Schülern, 1 Realklasse mit 17
Schülern, 3 Vorklassen mit 49
Schülern),
höhere
Bürgerschule, höhere Mädchenschule (Augustaschule),
Knaben- und Mädchenmittelschule, kath. Schule, gewerbliche
Fortbildungs- und Zeichen-, Web-,
Handels-, Fachschule für
Bauhandwerker und 3
Musikschulen.
Gemeinnützige Anstalten und
Vereine. Städtisches und Kreiskrankenhaus, chirurg.-gynäkologische Privatheilanstalt, chirurg.
Rekonvalescentenstation mit mediz.-mechan.
Institut, Diakonissenanstalt Salem, ein städtisches Hospital und zahlreiche Badeanstalten;
ein Volksbildungs-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
forlaufend
553
mehrere andere Vereine und eine Freimaurerloge «Zum Brunnen
[* 15] in der Wüste». Die beiden Nad- fahrervereine haben eine mustergültig
angelegte Rennbahn. Die bedeutende Industrie erstreckt sich auf Kammgarn- und Wollspinnerei, Leinen- und Jute- spinnerei sowie
Fabrikation von Kammgarn, Tuch und Vuckskin, Hüten, Smyrnateppichen, Läufern, Maschinen, Möbeln, Tabak
[* 16] und Preßhefen-, außer-
dem bestehen Dampfschneidemühlen, Kornbrenne- reien, Brauereien, Mälzereien und Gerbereien.
Der Zandel und das Speditionsgeschäft wird unterstützt durch eine Handelskammer für Stadt und Landkreis Cottunni und
die Kreife Calau und Sprem- berg, 2 Vorschußvereine und je eine städtische und Kreissparkasse. 4 km entfernt liegt das Schloß
Branitz des Grafen Pückler mit großem Park.-
KaiserHeinrich I. soll 930 bei Cottunni ein festes Lager
[* 17] gegen die Wenden errichtet und damit den Anlaß zur Gründung der Stadt gegeben
haben. Cottunni, 1156 als Chotibuz urkundlich erwähnt, kam 1199 als Lehen des Bistums Meißen
[* 18] an ein frank. Geschlecht, welches
bis 1455 als Herren von Cottunni herrschte. 1429 eroberten die Hussiten die Stadt. 1445 kam die Herr- schaft
Cottunni durch Kauf an Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg.
[* 19] Im Dreißigjährigen und Sieben- jährigen Kriege wurde sie mehrfach
zerstört. 1806 tam Cottunni an Sachsen,
[* 20] 1813 an Preußen.
[* 21]
Cottbus-Großenhainer Eisenbahn, ehe- malige, 1868 und 1874 genehmigte und 1887 ver- staatlichte
Privatbahn von Cottbus nach Grohen- hain (79,98 lim, 1870 eröffnet) und von Cottbus uach Frankfurta. O. (72,78 km, 1876 eröffnet);
die der Oberlausitzer Eisenbahn (s. Berlin-Anhaltische Eisenbahn) 1875 genehmigte und von ihr eröffnete Zweigbahn Nuhland-Lauchhammer
(7,6 km) wurde von der Cottbus-Großeuhainer Eisenbahngesellschaft seit 1878 betrieben und 1887 mit der
Oberlausitzer Eisenbahn vom preuh.
Staate erworben. votte, s. ^ottobaräie. Cotte
[* 22] (spr. kott), Robert
de, franz. Architekt, geb. 1656 zu Paris,
[* 23] war Schüler des Jules Hardouin- Mansart, wurde 1699 Direktor der Akademie für Architektur, 1708 Intendant
der königl. Bauten und starb zu Passy. Unter seinen Bauten sind
hervorzuheben: der Säulengang des Trianon zu Versailles,
[* 24] die Dekoration des Chors von Notre- Dame zu Paris, die Portale von St.
Roch und der Kirche der Charite' und viele Palais in und bei Paris. Cottunni ist einer der glänzendsten Vertreter des Rokoko in Frankreich
und hat wesentlichen Anteil an der berühmten innern Ausstattung des Schlosses Ver- sailles.
Von ihm ist auch das fürstbischöfl. Palais zu Strahburg (1728-41) und die spätere Universität entworfen. Auch am Bau des
Schlosses Vrühl bei Köln
[* 25] war er beteiligt. 6ott6, eine mittelalterliche Armeltunika, die beide Geschlechter und alle
Stände trugen. Im 12. Jahrh, ist die 0. für den Mann lang, das Knie überschrei- tend, vorn etwas
aufgeschlitzt und wird fast immer gegürtet. Im 13. Jahrh, bekommt sie häusig eine Kapuze und wird im 14. und 15. Jahrh,
ein enges, an der Brust gepolstertes, vorn zugeknöpftes Kleid, das den halben Schenkel selten überschreitet.
Für die Frau war es im 10. und 11. Jahrh, ein Leinen- unterkleid, eine Art Überhemd, wurde aber auch
ge- gürtet als zweiter Rock unter dem Mantel getragen. Im 13. Jahrh,
wird die 6. zum wirklichen Kleide mit eng an der Hand
[* 26] abschließenden Ärmeln, einer Schleppe und mit oder ohne Gürtung, bis es im 14. und 15. Jahrh, wieder
zu einem Unterkleide herabsank, das unter den gehobenen Faltenmassen, dem Surcot, sichtbar wird, und in dieser Form eigentlich
0., auch wohl Korsett hieß.
Eottereau (spr. kott'roh),Jean, mit dem Bei- namen Chouan, Anführer der Chouans (s. d.), die nach
ihm diesen Namen erhielten, geb. in St. Berthevin bei Laval, war Schuhmacher
und Schmuggler und stellte sich im Dorf St. Ouen bei Laval bei Gelegenheit einer Aus- hebung an die Spitze einer
Insurrektion zu Gunsten des Königs. Er trat mit den Aufständischen in der Vende'e in Verbindung, siel aber schon in
einem Gefecht mit den Truppen der Republik in der Nähe von Laval. vottiüa.0, s. Seeskorpion.
Eottin (spr. -täng),Sophie, geb. Risteau, franz. Romanschriftstellerin, geb. 1770 zu
Tonneins im Depart. Lot-et-Garonne, heiratete im Alter von 17 I. einen Bankier Cottunni aus Bordeaux,
[* 27] der drei Jahre später starb.
Sie lebte in Paris und starb Außer einem Gedicht in Prosa: «I^a pi-186 ä6 ^ricko» (gedruckt
in den «NsiaiiZOZ» von Suard, 5 Bde.,
Par. 1803-5),
schrieb sie die durch Innigkeit der Empfindung ausgezeichneten Romane " Olaii-e ä'^ids » (erste Ausgabe anonym, 1799 u. ö.;
deutsch von Meißner, Prag
[* 28] 1800),
«Natliiläs» (6Bde.,Par. 1805; deutsch,Lpz. 1806-7)und"Nii- 8ad6t1i, 0U 168 6XÜ68
ä6 8id6li6" (2 Bde., Par. 1806 u. ö.;
deutsch von Lindau, 2 Bde., Lpz. 1808, und
Courtin, Stuttg. 1836). Ihre " (Nuvi-68 eom- Mt68» wurden öfters aufgelegt (8 Bde.,
Par. 1806: 12 Bde., ebd. 1820 fg.).
Eottifche Alpen,
[* 29] s. Westalpen. Cottius (mit vollem Namen als röm. BürgerMarcus Julius Cottunni), Sohn des Königs Donnus, errichtete
als Präfett von 14 ligur. Gemeinden in den Cottischcn Alpen, aus welchen fein Königreich bestand, dem
KaiserAugustus 8 v. Chr. in seiner Hauptstadt Segusio (jetzt Susa) den noch stehenden Triumphbogen. Er hatte anfangs gegen die
Römer
[* 30] zu den Waffen
[* 31] gegriffen, aber bald Frieden geschlossen, und bewahrte seitdem den RömernTreue.
Sein Land war zur Provinz gemacht, er selbst aber als röm. Präfett an der
Spitze des Königreichs, wie es nach wie vor hieß, geblieben. Sein Sohn wurde 44 n. Chr.
von Claudius nochmals unter Erwei- terung des Gebietes zum König erhoben. Nach dessen Tode machte Nero das Land wieder zur
Provinz. Votton (spr. kott'n), engl. Bezeichnung für Baumwolle
[* 32] und Kattun. OottonI'unpo'^vÄVr (engl.,
spr. kott'ngönn- paud'r), s. Explosivstoffe. Eottonisieren, s. Flachsbaumwolle. Cottonöl, s. Baumwollsamenöl. Cottunni (Cotunni,
Cotugno oder Co- tugni), Domenico, ital. Arzt und Anatom, geb. zu Ruvo im Neapolitanischen, stu- dierte zu Neapel
[* 33] Medizin und hielt später Vorlesun- gen über Chirurgie daselbst. Seinen Ruf begründete er durch das Werk
«1)6 ».czuaeäuctiduZ auii8 ku- maiiH6 int6riiH6" (Neap.
1760), worin namentlich Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
¶
forlaufend
554
die nach Couleur benannten Cottunnischen Wasser- leiter (^. (iug.6äuotu8 Oottunnii) im Felsenstück des Schläfebeins
beschrieben sind. Er schrieb außerdem «v618e1ii3.ä6 Q6rv083. C0inili6iit3,i'iu8»
(Neap. 1765) und «ve 86äidu3 vai-jolHi-nm 8^iit3,FM3.»
(ebd. 1769). Couleur machte auch darauf aufmerksam, daß sich im Harn von Nierenkranken Eiweiß finde. Er übernahm 1766 die Professur
der Anatomie an der Universität zu Neapel, wurde 1812 Rektor der Universität und starb Cotunnit, s. Bleichlorid. j6. Okt. 1822. votürnix,
s. Wachtel.
Cötus (lat.), die Schülerschaft, die Gesamtheit der Schüler einer Lehranstalt, auch angewendet für gewisse Abteilungen
der Gesamtheit. Parallel- cöten sind Abteilungen, die bei starker Schüler- zahl dadurch entstehen, daß
die Schüler derselben Stufe auf zwei oder mehr getrennt zu unterrichtende Parallelklassen verteilt werden. Daher z. B.
die Be- zeichnung: Quarta, C.^und C.L, oder Hauptcötus und Nebencötus. Eine besondere Art der Parallel- cöten sind die namentlich
an stark besuchten Gym- nasien der östl. Provinzen Preußens
[* 35] und in Berlin, auch in Hessen-Darmstadt eingerichteten
Wechsel- cöten, bei denen der Jahreskursus der einen Pa- rallelklasse von Ostern bis Ostern, der der andern von von Couleur angeknüpft
hat. Ausgaben der «Okan- 80H8 äu od3.t6i3.iQ ä6 0.» besorgte Francisque Michel (Par. 1830) und Fr. Fath (Heidelb. 1883).
-
Vgl. G. Paris, 1^6 i-oinan äu «d3.t6i3.iu äs 6. (in der »Nomania,»,
Bd. 8, Par. 1872).
Coucy-le-Chäteau (spr. kußih le schatoh), Hauptort des Kantons Couleur (252,65 ykni, 33 Ge- meinden, 16134 E.) im Arrondissement
Laon des franz. Depart. Aisne, 30 kni westsüdwestlich von Laon, auf einem steilen Hügel an der Linie Anizy- Chauny der Franz.
Nordbahn, hat (1891) 703, als Gemeinde 712 E., Post, Telegraph. Von den 1652 durch Mazarin geschleiften
Festungswerken steht noch ein prächtiges Thor auf der Straße nach Laon. Die Ruinen des Schlosses, mit dem 55 in hohen und 31 ni
dicken, 1230 von Enguerrand III. erbauten Turm,
[* 36] gehören zu den schönsten Frankreichs.
Coudee (spr. kudeh), Längenmaß, s. Covado. Couder (spr.
kudeh), Louis Charles Auguste, franz. Maler, geb. in London,
[* 37] gest. in Paris, war ein Schüler von Rcgnault
und David und bildete sich im Geiste des klassischen Stilprincips. Mit den 1817 ausgestellten Bildern: Tod des Masaccio und
Der Levit von Ephraim, erzielte er den ersten Preis. Nachdem er Michaelis bis Michaelis läuft, sodah diejenigen für die
Äpollogalerie im Louvre drei Freskogemälde Schüler, die beim Schlüsse des Jahreskursus noch nicht versetzungsreif sind,
in den andern Couleur übergehen mit der Aussicht, bercits nach einem Halbjahre in die höhere Klasse aufzurücken.
Oot^is, s. Schwalbe. tlotzfisäon ^., Pflanzengattung aus der Fa- milie der Crassulaceen (s. 0.), besteht meist aus Sträuchern
vom Kap der Guten Hoffnung. Es sind schön blühende Gewächse mit eigentümlich geformten Blättern und meist roten Blumen,
die häusig als Zimmer- und Gewächshauszierpflanzen kultiviert werden. Die empfehlenswertesten Arten sind: lü.
00- I-H3C3.N8 ^l"A). mit mehligweißen, glänzenden Blät- tern und roten bis 5 ein langen Blumen; (^. ordi- eulata ^., bis 1 in
hohe kräftige Pflanze mit lange andauernden blaßroten Blüten. Die Blütezeit der 5. fällt in die Monate Juli bis August.
Sie verlangen frische Luft,
helles Licht,
[* 38] Heideboden und wenig Be- währung und lassen sich am leichtesten
durch Steck- linge vermehren. Im Sommer kann man sie ins Freie stellen; überwintert werden sie im Kalthaus oder in einem ungeheizten,
aber frostfreien Zimmer.
Coucy (spr. kußih), Nenaud, Kastellan von, nord- franz. Hofdichter
aus dem Ende des 12. oder An- fang des 13. Jahrh., von dem mehrere Minnelieder
erhalten sind.
Über die Lebensumstände des Dich- ters läßt sich aus ihnen nur entnehmen, daß er sich einem Kreuzzuge angeschlossen.
Er war 1198 Kanonikus der KircheNotre-Dame in Noyon und später Kastellan auf Couleur, einer Burg und ^taot im Laonnais. Ein wahrscheinlich
aus dem Anfang des 14. Jahrh, stammender altfranz. Il.01n3.ll ä'3,v6nwr6 des Iacquemon lHaquesep (in
Prosa übersetzt und iN der u^0ii6Cti0N 668 3.11016118 U10NUIN6Iit8 ä6 I'lilg- toirs" hg. von Crapelet, «I/niätoii-»
äu ei13.t6i3.in ä6 0. 6t ä6 13, 63.1116 ä6 ^3.^61", Par. 1829) erzählt ausführlich, unter
Einftechtung mehrerer Lieder, seine Liebesgeschichte mit der Dame von Fayel; da- nach starb Couleur im HeiligenLande und schickte ster- bend der Dame sein Herz, das der eifersüchtige Gatte sie zu essen nötigte, worauf sie freiwillig
des Hunger- todes starb. Es ist eine alte weitverbreitete Sage mytholog.
Inhalts vollendet hatte, malte er den Marathonkämpfer (1819), Romeo und Julia (1821), Tod des heil. Ludwig
(1822), späterhin den Tod des Virgil, Apelles und Phryne, Duckätel rettet Karl VII. (Museum in Rennes), Der heil. Ambro- stus
wehrt dem KaiserTheodosius den Zugang zum Dom (Kirche St. Gervais in Paris). Weiter schuf er u. a.: Leonardo da Vinci malt die
scköne Fer- roniöre in Gegenwart Franz' 1. (1829), Anbetung der Könige (1831; Museum in Avignon). Das
Museum in Versailles besitzt die meisten und zu- gleich bedeutendsten Gemälde C.s; sie behandeln meist histor.
Momente. Hervorzuheben sind: Belage- rung von Dorktown durch Washington,
[* 39] Einnahme von Le'rida durch den Herzog von Orleans (1838),
Eröffnung der Neichsstände zu Versailles (1840), Der Schwur im Ballhaus 1789 (1848). Couillet (spr.
tuijeh), Gemeinde in der belg. Provinz Hennegau, an der Sambre und an den Linien Braine-le-Comte-Charleroi-Namur und Couleur- Iamioulr
(7,i? kin) der Belg. Staatsbahnen, 3 Km südlich von Charleroi, hat (1890) 8092 (5., Post, Telegraph, zahlreiche Hochöfen, Schmelzhütten
und Streckwerke sowie Glas- und Spiegelfabritation. Coulacze (frz., spr. lulahsch'),
Bezeichnung für den Abgang einer Flüssigkeit durch das schwer vermeid- liche, kaum merkliche Austräufeln, Auslecken aus
dem Gebinde, bei Al, Sirup u. s. w., namentlich auf dem Transport. In Deutschland
[* 40] ist dafür und für den deshalb gewährten
Abzug am Maß oder Ge- wicht der Ware der AusdruckLeckage (s. d.) ge- bräuchlicher.
Jetzt spricht man in diesem Sinne auch häusig von Abfüllung oder Auffüllung (frz. 0111113.36; engl.
u1I^6). Couleur (frz., spr. kulöhr),Farbe;
im Karten- spiel die Gesamtheit der mit demselben Abzeichen, nämlich Eichel ('Il6ä6),
Grün (ri Rot (^wui-j oder Schellen ((^ri-^u), versehenen Karten;
auch wohl die Trumpffarbe;
studentisch
die Farben einer Verbindung, ferner auch die Verbindung selbst; Couleurstudent, Mitglied einer farbentragen- den studentischen
Verbindung. - Couleur (Zuckercou- leur), s. Karamel. Artikel, die man unter E vermißt, sind unter K aufzusuchen.
¶
forlaufend
555
Vouisur ta.vor!to (frz., spr. kulöhr faworit), s.
Einwerfen. Couleurstudent, s. Couleur. Coulisse (frz., spr.
ku), eigentlich Falz,
[* 42] Rinne, worin sich etwas auf und ab schiebt (daher Cou- lissentisch soviel wie Ausziehtisch), im Bühnen-
wesen Bezeichnung für die hintereinander aufge- stellten Schiebewände, welche die Seitendekoration der Bühne und in den
Zwischenräumen Zugänge für die Darsteller abgeben. Malerei und Aufstellung der Coulombs müssen perspektivisch sein, die Coulombs einander
decken, was besonders durch schräge Aufstellung be- wirkt wird.
Das griech. Theater
[* 43] besaß schon eine den Coulombs ähnliche Vorrichtung in den Periakten. Der Architekt Serlio brachte in Vicenza
um 1532 zuerst Coulombs an, um eine bessere Beleuchtung
[* 44] möglich zu machen, doch erfolgte ihre allgemeinere
Einführung erst durch den Maler Ferd. Bibiena gegen Ende des 17. Jahrh. Die Bewegung der Coulombs geschieht vom llnterraume der Bühne
aus, die zu diesem Zwecke an den betreffenden Stellen tanalartig durchbrochen ist. In neuerer Zeit ist man teilweise,
namentlich bei Zimmerdekoration, nach dem Vorgange der PariserTheater wieder zu den geschlossenen, den Panoramatheatern zurückgekehrt.
(S. Theater.) In der Börsensprache bezeichnet Coulombs an der Pariser und WienerFonds- und Aktienbörse eine besondere Klasse der
an den Geschäften dieser Börse Beteiligten nach den ursprünglich coulissenähnlichcn Seitenräumen, worin sie sich aufdalten.
In Paris wird die Gesamtheit der außerhalb des sog. Parketts (der den vereidigten Mäklern
- /V^6nt3 ä6 dianAs - vorbehaltene Platz) unterhandelnden Mäkler und der mit ihnen verkehrenden ^pctulanten so genannt,
die betreffenden unberechtigtcnMäkler Coulissiers, die durch diese vermittelten Operationen Coulissen- geschäfte, eine Bezeichnung,
welche auch wohl den ohne Dazwischentritt eines Mäklers unmittelbar zwi- schen den Parteien verhandelten
Geschäften gegeben wird.
Coulissenpapiere (Vaisiii-8 6n dan^us) heißen diejenigen Effekten, welche vorzugsweise in der Coulombs gehandelt
und zum Teil gar nicht zur amt- lichen Notierung zugelassen werden. Der Verkehr der Pariser Coulissiers wurde 1801 verboten,
blieb aber geduldet, und obwohl man idn 1859 wiederum durch gerichtliche Verurteilungen bekämpfte, erhielt
sich die Coulombs immer uoch und lebt heute mit dem Par- kett in der Hauptsache in gutem Einverständnis. Sie teilt
sich in vier Gruppen, von welchen die erste (^roups ä68 i'6nt68) die bedeutendste ist und in der Nähe des Parketts ihre
Stelle hat, während die übrigen drei Gruppen (Froup6 663 valsurL ö. tsrink, ä68 vki6ui-3 au oomptaiN
und ä6 1'Nxt6i-i6nr6) im Säulengang der Börse ihre Geschäfte machen. Die Coulombs dehnt ihre Geschäftszeit über die des Parketts
aus (von 12 bis 4 Uhr)
[* 45] und hält in der Halle
[* 46] des Oeäit 1^ouliki8 auch eine Abendbörse (?6tit6 öoui-86)
ab. -
Coulisse, Coulisseusteuerung (spr. tu), bei Dampfmaschinen,
[* 47] s. Umsteuerungen.
Coulisseueinlauf (spr. ku-), s. Wasserräder.
[* 48] Coulissengeschäfte, Coulissenpapier,Cou-
lisfentisch, Coulissier, s. Coulisse. Coulmierslspr. tuluneh), Dorf mit (1891) 351E. im Kanton
[* 49] Meung-sur-Loire,
Arrondissement Or- lsans des franz. Depart. Loiret, 21 km
westnord- westlich von Orleans an der Straße nach Le
[* 50] Mans.
[* 51] bier fand zwischen dem 1. bayr. Armee- korps und der 2. Kavalleriedivision
(12000 Mann
Infanterie, 4000 Reiter und 100 Geschütze)
[* 52] unter Ge- neral von der Tann und der Loire-Armee (15. und 16. Korps, 80000 Mann)
unter GeneralAurelle de Paladines ein Treffen statt.
Die Deutschen, die am Tage und in der Nacht vorher Orlians ge- räumt hatten, muhten nach siebenstündigem Kampse nachmittags
gegen 5 Uhr den Rückzug nach dem 7 km nordöstlich liegenden Artenay antreten und sich 10. Nov. nach Toury zurückziehen, um
mit der 22. Infanterie- und 4. Kavalleriedivision in Ver- bindung zu treten. Die Bayern
[* 53] verloren 1308,
die Franzosen 1500 Mann. vonioir (srz., spr. kulöahr), Lauftreppe, Geheim- treppe; Verbindungsgang, Korridor, z.V. hinter
den Theaterlogen, in Parlamentsgebäuden; in den Alpen eine enge, steile Fels-(Eis-)rinne.
Coulomb (spr. kulöng), nach dem Physiker Charles A. de C.Benennung der Elektricitätsmenge,
[* 54] die der Strom
von 1 Ampere (s. d.) in der Sekunde durch den Querschnitt fördert. Diese Menge
dient als praktische elektromagnetische Einheit. Sie beträgt ein Zehntel der absoluten elektromagnetischen Ein- heit der
Menge und entspricht 3000 Millionen der elektrostatischen Mengeneinheit. (S. Elektricitäts- menge und Elektrische Einheiten.)
[* 55] Coulomb (spr. kulöng), Charles Augustin de, Ingenieur, geb. zu Angouleme, trat früh in das
Geniekorps.
Nach Martinique gefchickt, baute er dort das FortBourbon. Er erhielt 1769 für feine «^liLoi-is des m3.cIiiQ68 8iinpi63»
den von der Akademie dafür ausgesetzten Preis und zwar verdoppelt. Auch gewann er 1777 mit Pans wieder
einen Preis der Akademie durch seine Abhandlung über die beste Konstruktion der Magnetnadeln und 1781 einen andern Preis durch
die Abhandlung über die Reibung
[* 56] und den Widerstand der Seile bei Maschinen, worauf er noch im nämlichen Jahre in die Akademie
aufgenommen wurde.
Beim Aus- bruch der Revolution war er Oberstlieutenant im Genielorps, legte aber bald darauf seine Stelle
nieder. Bei Errichtung des Instituts wurde er 1804 als Mitglied aufgenommen und zum General- infpektor der Universität ernannt.
Er starb Er ist berühmt durch seine Versuche über Reibung (1779-90), durch seine Untersuchungen über elektrische
Anziehung und Abstoßung (s. Cou- lombs Gesetz) und durch die nach ihm benannten In- strumente
zur Messung magnetischer und elektrischer Anziehungs- und Abstoftungskräste, dieCo ulomb- schen Drehwagen (s. Torsionswage).
Er schrieb «Nenioii't; gui- 1a stadilits ä68 voütsg» (1776), «Ii,6o1i6rc1i68 8ur 1a. moilieurt; inanikls äs tadri- HU6r 163 HjFui1l68
3.ilU3.Iit668 » (1777). Coulombs Gesetz. Wenn einem leichten als Pendel
[* 57] aufgehängten elektrisch
geladenen Kügelchen ein anderes gleichnamig geladenes Kügelchen ge- näbert wird, so weicht dieses vermöge der elektrischen
Abstoßung so weit ab, daß die in die Vertikallage zurücktreibende Schwertraft der erstern das Gleichge- wicht hält. Aus
der Fadenlänge, dem Kugelgewicht und dem Ausfchlag läßt sich dann die elektrische Ab- stohung berechnen.
Weicht z. V. eine 1 3 schwere Kugel an einem 981 cm langen Faden
[* 58] um 1 om aus der Gleichgewichtslage aus, so ist die Abstoßung
eine Dyne (s. d.). Es läßt sich nun zeigen, daß die Abstoßung derselben Kügelchen bei gleichbleibender Ladung bei 2-,
3-, 4facber Entfernung nur ^4, ^/g, jener bei einfacher Entfernung ist, d. h.
daß die Artikel, die man nnrer K nermikt. sind unter K aufzusuchen.
¶
forlaufend
556 Coulombzähler - Country Abstohung (und ebenso auch die Anziehung) derselben Ladungen umgekehrt proportional dem Quadrat
der Entfernung ist. Dies ist der erste Teil von G. Teilt man die Ladung der einen der beiden Kugeln durch Berührung mit einer
gleichgroßen in die Hälfte, so wird die Abstohung nach Entfernung der berührenden Kugel bei gleicher
Entfernung nur halb so groß. Dasselbe geschieht, wenn die Ladung der zweiten Kugel halbiert wird. Hiernach ist die Ab- stoßung
oder Anziehung proportional dem Produkt beider Ladungen, sodah, wenn y und ^ die Elektri- citätsmengen, r ihre Entfernung
und l die Kraft
[* 60] be- deutet, bei passender Wahl der Einheiten l^ -^ gesetzt werden kann, worin das vollständige
G. besteht. Für zwei gleiche Ladungen y hat man f^ «^ und daher, wenn man die
Menge durch die Kraft mißt, h^ 1»/? Wählt man absolute Maße und legt Centimeter, Gramm, Sekunde zu Grunde (s. Maß und
Gewicht im absoluten (^inne), so ist T^ cn/i'2 860^2 dje Dimension
[* 61] der Elettricitäts- menge.
Coulomb hat seine umständlichen Versuche nicht mit dein Pendel, sondern mit der Torsions- wage (s. d.) aufgeführt, wobei
die Abstoßungcn durch die bei Drillung eines dünnen Drahtes auftretende Kraft gemessen wurden. Heute haben die Coulomb-
schen Versuche größtenteils nur noch histor. Wert, da sich aus der Thatsache, daß die Ladung eines
Leiters nur auf der Oberfläche sitzt (s. Elektrische Ö bcrflächenladung), sofort das Gesetz der umgekehrt quadratischen
Wirkung folgern läßt. Auch für die Wirkung der Magnetpole aufeinander bat Cou- lomb das obige Gesetz als gültig nachgewiesen.
Coulombzähler, s. Eletttic'itätszähler. Coulommicrs (spr.kulomnüeh).
1) Arrondisse- ment des franz. Depart. Seine-et-Marne, hat
951,30 ykm, (1891) 51279 E., 77 Gemeinden und zerfällt in die 4 Kantone County (180,23 hkm, 16056 E.), La Fertt-Gaucher
(246,45 ykm, 11542 E.), Nebais (203,62 hkm, 10272 E.), Nozoy (321,00 ykm, 13409 E.).- 2) Hauptstadt des Arrondissements
County, 47 km nordöstlich von Melun, an dem zur Marne gehenden Grand-Morin und an der Linie Gretz-County- Sszanne-Vitry le Francois
der Franz. Ostbahn, hat (1891) 4432, als Gemeinde 6158 E., in Garnison einen Teil des 76. Infanterieregiments, Post, Tele- graph,
Reste eines 1613 erbauten Schlosses, Mühlen,
[* 62] Gärtnereien, Stärke- und Käsefadriken (I^iom^s ä Li-io)
und Handel mit Getreide,
[* 63] Wolle und Vieh. vounoi! (engl., spr. kaunhil),Beratung, Nats- versammlung (s. ^.läm-man und Oouut^ (^ounoils). 0adiu6t0., Kabinettsrat; lriv^ 0. (s. d.).
Das Ätitglicd eines (^. hcistt ^onueiiior. Eouucil-Bluffs (spr. kaunßll blüffs), Hauptstadt des County Pottawattame im nordamerik.
StaateIowa, an der Westgrenze des Staates am Missouri, wurde 1846 unter dem Namen Kancsville als Mor- monenniederlassung
gegründet, 1853 unter seinem jetzigen Namen als Stadt inkorporiert. County hatte 1860 2011, ^880 18059 und 1890 21474 E. Es ist
vom Fluß durch eine 5 km breite Niederung getrennt und liegt am Fuße abschüssiger Klippen
[* 64] (dwssg). Mit dem
auf der andern Seite des Flusses im StaateNebraska liegenden Omaba ist es durch die 838 in lange Missouri-Niver-Vrücke verbunden,
welche für Eisenbahn-, Wagen- und Fußvcrkehr eingerichtet ist. County ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt; es
treffen sich hier die Union-Pacific, die Chicago-Rock-Island- Pacisic,
Chicago and Northwestern, Chicago-Bur- lington and Quincy,
Omaha and St. Louis, Kansas City, St. Ioe and County. Die Stadt ist hübsch ange- legt, hat mehrere schöne
öffentliche Gebäude, dar- unter das Rathaus und Gerichtshaus, bedeutende Fabriken von Ackerbaugeräten, Handel mit Holz,
[* 65] Getreide, Vieh, Häuten und Fleisch.
Der Groß- handel betrug 1887 33 Mill. DoU., wovon allein ein Drittel auf Ackerbaugeräte entfiel. vonnssi
(spr. kaunßel), Bezeichnung eines engl. Barrister (s. d.) seiner Funktion nach, in ähnlicher Weise wie im Deutschen der Ausdruck
Rechtsdeistand angewandt wird. So heißt es in der Urteilsfor- mel: «^lter liaviuF
liearä (^.», d. h. «nach Anhörung der Varristers,
welche als Advokaten für die Par- teien auftraten». Der Solicitor sagt in seinen schrift- lichen Instruktionen:
«0. 13 i-ehueFtsä to 6to.», d. h. «der
Nechtsbeistand wird ersucht u. s. w.» Das Gutachten eines Varrister wird als 0.'8
opiniou bezeichnet. Als Titel wird nur der Ausdruck Lar- i'i8wi- angewandt. voniit (engl., spr. kaunt),
in England der Titel
der nichtengl. Grafen; der engl. Graf heißt Nai-1 (s. 0.). Ooimt und gleichzeitig auch zu Narl (s. d.).
tkount-out (engl., spr. kauntaut), im engl.
Parlament die «Auszählung» der Mitglieder, um zu sehen, ob sie in beschlußfähiger
Anzadl (Huoi-niu) vorbanden sind. Schaft, auch Land. vonntr^ (engl., spr.
kö'nntn),
Gegend, Land- vonnt^ (engl., spr. kaunti),
Grafschaft, gleich- bedeutend mit 81iir6. Die Grafschaften
sind die Hauptunterabteilungen des Landes. Es giebt derer" 40 in England und 12 in Wales. Doch zerfallen die Grafschaften Jorkshire
und Lincolnshire je in drei Abteilungen (im ersten Falle Riäw^8, im zweiten DivizionL genannt), welche wie selbständige
Grafschaften behandelt werden. Ferner giebt es eine Reihe von Städten, welche zu keiner Grafschaft ge-
hören (so z. B. die City of London, Hüll, Bristol u. s. w.) und als selbständige Abteilungen des Lan- des betrachtet werden.
Man nennt dieselben teil- weise (^0unti68 of (^68, teilweise (^0unti68 0s 1"vli8. Die 1^003.1 l^0V6rnin6Qt ^ct von 1888 hat
die Verwaltung der 0. vollständig umgestaltet. Sie hat sür die Zwecke der neuen Verwaltung eine selb-
ständige Einteilung geschaffen. Die sog. ^ciuiiui8- tt-Htiv6 l^0uiiti68, welche die neuen Einheiten
bil- den und von (^ount)' ^0uueii8 verwaltet werden, decken sich zwar meistens mit den alten ^ouini63, jedoch nicht immer;
die erwähnten Abteilungen von Dorkshire und Lincolnshire sind ^ämiiii8tr3.tiv6 (^onuUsL, und vier andere
Grafschaften sind in je zwei ^(1inini8t,i-ativL (^ouiiti68 eingeteilt. Die City of London bildet mit den zur Hauptstadt gehörigen
Stücken von Middleser, Surrey und Kent die ^6- Niwi8ti-Htiv6 0. ot' I^onäon. Ferner sind 61 Städte, welche (^. LorouFQä genannt
werden, als ^ä- miiiizti-ktive Oouiiti68 organisiert. Diese 0. Vo- r0UFN8 bestehen teilweise aus den
erwähnten, auch den frühern Grafschaften nicht zugehörigen Städten'. teilweise sind sie nur für die Zwecke der neuen Graf-
schaftsverwaltung aus den alten Grafschaften ber- ausgenommen; außer der bereits erwähnten City of London sind fünf der
keiner Grafschaft ange- hörenden Städte nicht zu 0. Lorou^lit, gemacht, sondern vielmehr den sie umgebenden
^.äiüwiä^rg.- Artikel, die man unter
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forlaufend
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tive schaften haben noch eine gewisse Bedeutung im Mi- litär- und Gerichtswesen, und ebenso für die Wah- len zum Parlament.
IhreBehörden bestehen wei- ter, wie z. V. der I^oi-ä I^ientenant (s. d.), der
ädeiiik (s. d.) und die ^U8tio68 ok t1i6 ?6Ä06 (s. d.),
wobei indessen bemerkt werden muß, daß die t1i6 ?63c6 für die Grafschaft in den Städten, die ihren
eigenen Oourt ol eigenen 3u3ti haben (s. Nunicip^1^0ip0l3.ti0ii8), keine Jurisdiktion haben. Für die meisten Verwal- tungsangelegenheiten
(Näheres s. ^ouu^ (^oun- oii8) haben die alten Grafschaften aber keine Bedeu- tung mehr.
Die 0. okLonäoii ist in jeder Beziehung wie eine der alten Grafschaften organisiert, und die zahlreichen
^äiniui8ti-^tiv6 lüouiiti68, deren Gren- zen sich mit den Grenzen
[* 67] der alten Grafschaften decken, bieten auch keine Schwierigkeit.
Wo dies nicht der Fall ist, ist natürlich Raum für Kompe- tenzionftikte und Zweifel in der Auslegung von Gesetzen, doch
wird wohl im Laufe der Zeit die Grafschaft als Verwaltungsbezirk die histor. Graf- schaft verdrängen.
- Schottland bat 33 (ounti63 außer der Stadt Edinburgh, die ebenfalls als d organisiert ist. Die früher hauptsächlich
in den Händen der Oommi^ioiiei^ 0k 8nppl^ befindliche Grafschaftsverwaltung ist infolge der I.ocHi(F0V6i'ii- M6ut (Zcotianä)
^ct von 1889 ebenfalls auf die 0. (?0uncii8 übergegangen. - In Irland haben die Provinzen Leinfter 12,
Munster 6, Ulster 9 und Connaught 5 ^ounti68, die wiederum in 316 6g.roiii68 eingeteilt sind. - In denVereinigten
[* 68] Staaten von
Amerika
[* 69] sind N. die Unterabtei- lungen der Einzelstaatcn. vonnt^ vonnoils (engl., spr.
kaunti kaunßlls), in England die durch die I^ocal t^ovLi-Qment ^ct. von 1.888 neubegründeten
Organe derProvinzialverwal- tung.
Während in den Städten bereits seit 1835 ein von den Einwohnern erwählter Stadtrat (Lorou^ii lüouucil) die städtischen
Angelegenheiten verwaltete, waren die Hauptorgane der Provinzialverwaltung die vom I^orä ^lianckiioi' ernannten ^U8tie68
0k tk6 ?63.c6, neben welchen eine Reihe kleinerer Behörden für verschiedene Zwecke thätig waren. Zweck
der durch das Gesetz von 1888 eingeführten Reform war, die Grafschaften in Bezug auf die innere Verwaltung den Städten möglichst
gleichzustellen; andererseits wurden 61 größern Städten ((^01111^ 801-0113118, s. NuniciMi Oorporatioi^) auch die Angelegen-
heiten übertragen, welche bis dahin Sache der Grafschaft und nicht der Stadt waren.
Die Graf- schaften, für welche die 0. 0. gewählt werden, wer- den administrative ^ounti68 genannt und sind nicht aanz in
derselben Weise abgegrenzt wie die früher bestehenden und für einige Zwecke noch erhaltenen aeoHr. 0ounti68 (s.
Oount^). Die Steuerzahler im Bezirke des neuen ^ount^ wählen die t^ount^ ^oun- ciiioi-8, welche 3 Jahre
im Amte bleiben, die (^ount^ ^0unci11oi-8 wählen die ^läermen (deren Zahl ein Drittel der Zahl der lÜ0unci1i0r8 ist)
auf sechs und den ^IikiliuNn (Präsidenten) auf ein Jahr. Oi^ir- m9.11, ^1ä6rm6n und ^0uiiciU0i8 bilden zusammen den ^ouiit^
Oouueii. Zu den Funktionen der 0. 0. gehören die folgenden:
1) Sie übernehmen die Ver- waltungsbefugnisse der dieselben umfassen Finanzverwaltung, öffentliche
Irrenanstalten, Brücken,
[* 70] Besserungsanstalten und Gefängnisse, Ernennung der Grafschaftsbeamten, Aufsicht über Maß und Gewicht,
Durchführung der Maßregeln gegen Viehseuche u. s. w.
2) Sie über- nehmen
die Aufrechterhaltung der Hauptverkehrs- straßen im Gebiete der Grafschaft, statt der früher verantwortlichen
Behörden, die indessen weiter fort- bestehen. (S. Wegeordnungen.) 3) Konkurrierend mit andern
dazu befugten Behörden, können sie Maßregeln zur Verhinderung der Vergiftung von Flüssen (durch Fabriken, Kloaken u. s. w.)
treffen.
4) Sie können die Einteilung der für die Gesund- heitspflege geschaffenen Bezirke (f. Il6Hit1i^et8) ver- ändern.
5) Die Centralbehörden können ihnen An- gelegenheiten zuweisen, die bisher von denselben gehandhabt
wurden. Konzessionen für theatralische Aufführungen u. s. w., ebenso für den Verkauf von
Sprengstoffen werden von den 0. 0. erteilt, hin- gegen verbleibt die Erteilung von Konzessionen für den Verkauf alkoholhaltiger
Getränke weiter bei den 5u8tic63. Die Polizei steht jetzt unter der Auf- sicht einer Kommission, die
zur Hälfte aus Mit- gliedern des (^ouiit^ Oouueil und zur Hälfte aus 3n8tic68 0l t1i6 ?6K06 besteht. In der weitern
Ent- wicklung wird es wohl voraussichtlich dazu kommen, daß alle nicht zur Rechtspflege gehörigeu Funktionen der ^U8tic68
auf die 0. 0. übergehen werden, auch werden wohl den 0. 0. untergeordnete Oi8triet ^0uucii8 geschaffen
werden, welche die Funktionen der weiter bestehenden lokalen Behörden wie Hi-dau oder Ilni'Hi 3Äuit3.i-^ ^Miioriti68 (s.
?ad1ie Healtti ^ct), lli^va^ ^nt1i0liti68 (s. Wegeordnungen), ?0or I^vv ^ut1i0riti63 (s.
?00r I^n) und 8c1i0o1 Voarä8 (s. d.) übernehmen werden. - Auch in Schottland sind durch die I^oen.! (^0V6i-iiiii6iit (äcotikmä)
^ot. von 1889 (^. d eingeführt worden, auf die noch in größerm Umfange als in England die Funktionen
der frühern Grafschaftsbehörden übergegangen sind. Dort sind auch Unterbezirke gebildet, für die jeder lüount^ (^ouucii
sog. Di8triet ^0minitt668 ernennt. - Der Versuch des Ministe- riums Salisbury, anch in Irland eine analoge Reform noch vor
Auflösung des Parlaments (1892) einzuführen, scheiterte. vount^ vourt (engl., spr.
kauntl kohrt),d. i. Grafschaftsgericht, in England Bezeichnung des alten Volksger'ichts, das früher in jeder Grafschaft die
Gerichtsbarkeit in Händen hatte, bis es all- mählich von den königl. Gerichten verdrängt wurde.
Der Name ist durch die Einführung der" jetzt be- stehenden 0. 0. wieder belebt worden, die mit der Civilgerichtsbarkeit
in kleinern Prozessen betraut sind und außerhalb Londons als Konkursgerichte fungieren. Es giebt deren etwa 500; doch stehen
in der Regel eine Anzahl von Gerichten (die zusammen einen ^ireuit bilden) unter einem Richter. Die Ge- samtzahl der Richter
ist 60. Die 0. (^. ^ct von 1888 regelt die Zuständigkeit. (S. auch (^oni-t.) vount^ N2.II (engl.,
spr. kaunti hahl) oder Oount^ Ü0U86 (spr. -haus'), Grafschaftshaus,
in England und in den Vereinigten Staaten von Ame- rika der Sitz der Verwaltungsbehörden einer Graf- schaft oder eines (^01111^.
vonp (frz., spr. ku),Schlag, Stoß, Hieb,
[* 71] rasch ausgeführtes Unternehmen, Streich. 0. ä'anii, Freundschaftsstück. 0. ä'6tkt
(spr. detah),Staats- streich (s. 0.). 0. äs^oui- (spr. sckuhr), Schlaglicht (s. d.).
(^. äo inain (spr. mang), Handstreich, Über- rumpelung. 0. äe nii1i6ii (spr. -llöb), Zwischentrunk (zwischen zwei Gängen
einer Mahlzeit, gewöhnlich vor dem Braten), in der Regel aus Eispunsch be- stehend. Artikel, die man
unter E vermißt, sind unter K aufzusuchen.
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