(3082. (ital. und span.), Sache, Ding, in der
Al- gebra die unbekannte, zu findende
Größe (s.
Coß); (03K8 äs I58P3.ÜÄ
(spr. -anja),Dinge, welche
Spa- nien eigentümlich sind. Oofa, alte etrurische Stadt, s.
Vulci. Coscile (spr.koschihle), der
Sybaris der Alten,
Fluß in der ital. Provinz Cosenza, entspringt als Coscilello am Monte-Pollino,
nimmt rechts den Escaro
auf und mündet von links in den Crati. vosoiizoporiäa.v, eine Familie fossiler
Kiesel- schwämme.
Eoscguina (Conseguina),
Vulkan aus einer von der
Fonseca-Bai gebildeten Halbinsel in
Cen- tralamerika im Gebiete der Republik
Nicaragua,
[* 2] ist 1158 m hoch, hatte einen außer- ordentlich starken
Ausbruch, welcher die ganze
Um- gebung bis 90 km Entfernung drei
Tage in Dunkel- heit und
Aschenregen hüllte.
Asche und
Bimsstein aus dem Cosenza waren auf dem
Meere bis zu 2000 kui Entfernung zu bemerken. Eosel.
1)
Kreis
[* 3] im preuß. Reg.-Bez. Oppeln,
[* 4] hat (1890) 674,64 ykiu, 68978 (32595
männl., 36383 weibl.) E., 1 Stadt, 106 Landgemeinden und 79 Gutsbezirke.
- 2) Kreisstadt im
Kreis Cosenza und bis 1873 Festung,
[* 5] in 172 m Höhe, an der Oder, in die hier die Klodnitz und der Klodnitzkanal
einmünden, und an den Linien
Vreslau-Oster- rcichisch-Oderberg (180,8 km),
Cosenza-Auschwitz (96,6 km) und
Camenz - Cosenza. -
Kandrzin der Preuh. Staatsbahnen
[* 6]
(Bahn- höfe
Cosenza-Stadt und Cosenza-Kandr- zin), Sitz des Landratsamts, eines Amtsgerichts (Landgericht
Ratibor)
[* 7] und einer Oberförsterei, hat (1890) 5761 (3392 männl., 2369 weibl.) E., darunter 1500
Evangelische und 262Israeliten,
in Garnison das 1., 2. und 4.
Bataillon des Infanterieregiments Nr. 62; Post erster
Klasse,
Telegraph,
[* 8] kath.
und evang.
Kirche,
Synagoge, zwei große
eiserne Brücken über die Oder, ein festes
Stauwerk, ein Nadelwehr, einen großen Nmschlagshafen;
ein oberschles.
Landgestüt;
Privat-Progymnasium, höhere Mädchenschule;
Kreissparkasse, Vorschußverein, Hypothekenver- sicherungs- und
-Tilgungs-Verein;
ferner zwei Dampfsägewerke, Dampfmahlmühle, Malzfabrik, Cellulosefabrik der
Aktiengesellschaft «Feldmühle»
und verschiedene Stiftungen.-Schon im 13. Jahrh, ein fester Platz, wurde Cosenza 1312 Sitz einer
eigenen Herzogslinie.
Die Stadt wurde nach der Eroberung
Schlesiens durch
Friedrich d. Gr. 1743 befestigt, von den
Österreichern erobert, denen es wieder entrissen wurde, und 1758 und 1760 von den
Österreichern ohne Erfolg bela-
gert. Auch 1807 wurde Cosenza seit23. Jan. von den
Franzosen und
Bayern
[* 9] belagert, vom
General von Neumann und nach
dessen
Tode(17. April) vom Oberst von Puttkammcr tapfer verteidigt, bis die
Be- lagerung aufgehoben wurde; ein
eher-
nes
Denkmal in Pyramidenform erinnert daran. Cosel (auch
Cossell, wie sie sich selbst schrieb),
Anna Konstanze,
Gräfin von, Geliebte
Augusts des
Starken von
Polen und
Sachsen,
[* 10] die Tochter des dän. Obersten Joachim von Brockdorf auf Deppenau
im Holsteinischen, geb. kam frühzeitig als Ehrendame zu der mit dem
Erbprinzen von Vraunschweig-Wolfenbüttel
vermählten Prinzessin Johanna von Holstein-Plön. Zu Wolfenbüttel
[* 11] ver- mählte sich 1699 der sächs.
Kabinettsminister von Hoymb mit ihr, ließ sie aber, um sie vor den Ver- führungen des
Hofes zu schützen, auf seinen
Gütern
wohnen.
Allein der König
vermochte Hoymb, sie nach
Dresden
[* 12] kommen zu lassen, wo sie bald den Verführungskünsten des Königs erlag,
sich von ihrem Gemahl scheiden ließ und denNamen Ma- dame de Cosenza annahm.
KaiserJoseph I. erhob sie 1706 zur
Reichsgräfin. Der König baute ihr in
Dresden ein eigenes Palais, das noch jetzt ihren
Namen führt.
Über neun Jahre, während
deren sie 1 Mill. Thlr. Gnadengehalt erhielt, behauptete sie sich in der Gunst des Königs. Allein
ihre Herrsch- und
Eifersucht war grenzenlos; sie stürzte des Königs Liebling, den Kanzler
Grafen Beichling;
ein gleicher Versuch gegen den Fürsten
Egon von Fürstenberg und den Feldmarschall
Grafen Flemming bewirkte indessen ihren
eigenen Fall. Als sie 1712, aus
Eifer- sucht gegen eine neue Geliebte, die Gräfin
Dönhoff, dem König nach Warschau
[* 13] nachreisen
wollte, ward sie unterwegs zur Rückkehr nach
Dresden genötigt und von hier verwiesen.
Sie ging erst nach Pillnitz, dann nach
Berlin
[* 14] und, als sie auch hier nicht die beste
Aufnahme fand, nach
Halle,
[* 15] wo sie auf
Augusts
Veranlassung verhaftet wurde, da sie sich weigerte, das geheime Dokument, in dem der König sie als seine
legitime Gattin anerkannt hatte, herauszu- geben. Seit 1716 wurde sie auf Schloß
Stolpen, das noch jetzt in dem
Namen des
Cofelturmes eine
Erinnerung an sie bewahrt, in Haft gehalten. Sie starb zu
Stolpen. Die Gräsin Cosenza war eine der
schönsten und geistreichsten Frauen ihrer Zcit. (Vgl. K. vonWeber,
A. Cosenza Gräfin von Cosenza, im
«Archiv für
sächs. Geschichte», Bd.
9, Lpz. 1870; Wils- dorf, Gräfin Cosenza. Ein Lebensbild,
Dresd. 1892.) - Ihr Sohn,
FriedrichAugust vonC., geb. 1712, starb zu
Sabor in
Schlesien
[* 16] als
Ge- neral der Infanterie und Kommandant der Garde- du-Corps.
Außerdem hatte sie zwei
Töchter.
Alle diese
Kinder wurden 1724 legitimiert und in den poln. Grafenstand erhoben. Cosel, Charlotte
von, Romanschriftstellerin unter dem
Pseudonym AdelheidvonAuer, geb. zu
Berlin. Seit 1848 lebt sie zu Schwedt
[* 17]
a. O.
Von ihren vielen Erzählungen und
Romanen sind hervorzuheben: «Novellen» (2 Bde.,
1858),
«Im Labyrinth der Welt» (3 Bde.,
1878), «Das
Herz auf dem rechten Fleck» (1879),
«Luft- schlösser» (1882). Eosenz, Enrico, ital.
General, geb. zu Gaeta, trat 1840 ins neapolit.
Heer, das er 1848 verließ, um an der Verteidigung
Venedigs teilzuneh- men. Nach der
Übergabe der Stadt zog er sich als Oberst zurück. 1859 befehligte er als
Oberstlieutenant
das erste Alpenjägerregiment; 1860 zeichnete er sich als Oberst einer
Brigade auf
Sicilien und im Neapo-
litanischen aus; Garibaldi ernannte ihn in Neapel
[* 18] zum Kriegsminister. Im Okt. 1860 wurde er Divi- sionsgeneral im südital.
Heere, 1862 trat er mit dem gleichen
Grad in die ital.
Armee. 1866 komman- dierte er bei Custozza
[* 19] und 1870 vor
Rom
[* 20] die 6. Divi-
sion. Seit 1872 Mitglied des Senats und Ritter des
Annunciatenordens, seit 1882
Chef des ital.
Großen Generalstabs,
trat er 1893 in den
Ruhestand. Gofenza.
1) Provinz im Königreich
Italien,
[* 21] bis 1871 Calabria citeriore genannt, imN. der
Artikel, die man unter C vermißt, sind unter
K aufzusuchen.
¶
mehr
Landschaft Calabrien, grenzt im N. an die Provinz Potenza, im S. an Catanzaro, im O. an den Golf von Tarent, im W. an das Tyrrhenische Meer,
hat 7358 (nach Strelbitskij 6698) qkm, (1881) 451185 (1890: 463000) E. und zerfällt in die 4 Kreise
[* 23] Castrovillari (118494
E.), Cornwall (174591 E.), Paola (92984 E.) und Rossano (65116 E.) mit zusammen 151 Gemeinden.
Die Provinz ist sehr gebirgig und nur in ihrem mittlern Teile, dem Thal
[* 24] des Crati, flach und wegen der Sumpffieber unbewohnbar.
An der Westküste entlang zieht sich der Südabfall des Apennin, der sich hier bis zu 2271 m (Sierra Dolcedorme)
erhebt, der östl. Teil ist angefüllt von den Nordabhängen des Waldgebirges Sila (1930 m). Das Land ist außer
vom Crati bewässert vom Coscile mit Esaro, Savuto, Neto und Trionto und ist zum Teil sehr fruchtbar. Die Bewohner bauen Getreide,
[* 25] Reis, Safran, Hanf, Süßholz, besonders aber Öl, Wein und Südfrüchte, treiben Bienen-, Pferde- und Schafzucht
und handeln mit Salami, Seide
[* 26] und Holz
[* 27] zum Schiffbau.
Der Bergbau
[* 28] im Sila liefert Silber, Zinn, Blei,
[* 29] Alabaster und Steinsalz. Die Industrie erstreckt sich auf Seiden-, Flanell- und
Baumwollweberei, Teerfabrikation und Zurichtung von Bauholz. Die Eisenbahn von Tarent nach Süden zieht sich an der Ostküste
entlang und zweigt bei Cassano ab; eine Bahn an der Westküste ist geplant. – 2) Hauptstadt der Provinz
am nördl. Abhange eines Hügels, der den Crati und Busento vor ihrem Zusammenfluß trennt, und an der Linie Sibari-Cornwall (69
km) des Mittelmeernetzes, ist Sitz des Präfekten, eines Erzbischofs und hat (1881) 12590, als Gemeinde 16253 E.
Die Stadt wird überragt von dem Kastell, dessen bis 3 m dicke Mauern dem letzten Erdbeben
[* 30] nicht widerstanden, und hat schöne
Häuser und Paläste, auf dem Platz vor derPräfektur ein 1879 errichtetes Denkmal für die Brüder Bandiera und andere Teilnehmer
des calabrischen Aufstandes (1844) mit allegorischer Statue der Freiheit von Giuseppe Pacchioni aus Bologna
und eine Statue der Italia; ferner eine got. Kathedrale mit dem GrabeLudwigs Ⅲ. von Anjou, der 1435 hier starb, mehrere andere
Kirchen und Klöster, einen prächtigen Justizpalast, ein neues Theater,
[* 31] zwei Akademien der Wissenschaften und schönen Künste,
ein königl. Kolleg, großes Seminar und andere Lehranstalten. Im Sommer ist die Stadt wegen ihrer Fieberluft
verödet.
Der bedeutende Handel erstreckt sich auf Seide, Öl, Wein, Manna, Hanf, Getreide und Honig sowie die hier verfertigten Fayence-,
Eisen- und Stahlwaren. In der überaus fruchtbaren Umgebung liegen über 40 Dörfer und Städte. – Cornwall wurde
durch Erdbeben wiederholt zerstört, so 1181, und wo mehr als 30000 Menschen den Tod fanden; es litt ferner sehr
durch die Erdbeben und Cornwall war im Altertum (Cosentia) ein sehr bedeutender Ort und Hauptstadt der Bruttier.
Alarich, der König der Westgoten, starb 410 vor ihren Mauern und wurde nach der (von Platen in seinem
bekannten Gedicht «Das Grab im Busento» benutzten) Sage im Flußbette des Busento begraben.
Pietro di, ital. Maler, geb. 1441 in Florenz,
[* 33] gest. daselbst 1521, Schüler des Cosimo Rosselli, ein Phantast,
von dem Vasari viel Sonderbarkeiten zu erzählen weih. Er steht auf der Grenzscheide der alten und neuen Ära toscan. Kunstweise
und hält sich in späterer Zeit besonders an Leonardos Vorbild. Andrea del Sarto war sein Schüler. Neben
Botticelli gehört Cosimo zu den ersten, welche im Geiste der humanistischen Zeitbildung Stoffe der Mythologie malerisch behandelten,
wobei er allerdings in den Fesseln der naivsten Auffassung blieb. Seine Geschichte des Perseus
[* 34] in den Uffizien zu Florenz und
im Hofmuseum zu Wien,
[* 35] die Venus in Berlin, der Tod der Prokris in London,
[* 36] die Heilige Familie in Dresden, die
Krönung Maria im Louvre sind ein Beleg dafür. Von besonderm Reiz sind seine landschaftlichen Hintergründe.
(Kosmas), mit Beinamen Indicopleustes, Geograph aus Alexandria, schrieb, nachdem er als Kaufmann
weite Reisen unternommen hatte, als Mönch um 547 n. Chr. eine aus 12 Büchern bestehende «Christl. Topographie» in griech.
Sprache,
[* 37] wo er über die fernsten Länder, selbst über Indien und Ceylon,
[* 38] wichtige Nachrichten bringt und im Gegensatz zu dem
System des Ptolemäus die Beschreibung der Erde den Vorstellungen der Bibel
[* 39] anzupassen sucht, vor unsinnigen
Konstruktionen nicht zurückscheuend (letzte Ausg. von Migne, Patrologia graeca, Bd.
88, Par. 1860). AndereSchriften des Cosmas, z. B. eine ausführliche Erdbeschreibung, scheinen verloren.
Vgl. Gelzer in den «Jahrbüchern
für prot. Theologen» (Jahrg. 9, 1883).
und Damiānus, Heilige, zwei Brüder aus Arabien, übten zu Ägae in Cilicien die Heilkunde
mit großem Erfolg unentgeltlich und bekehrten viele Heiden zum Christentum. In der Diocletianischen Verfolgung (303) wurden
sie enthauptet. Ihr Gedächtnistag ist der 27. Sept. Justinian erbaute ihnen eine prächtige Basilika
[* 40] zu Konstantinopel,
[* 41] Felix
Ⅱ. eine Kirche zu Rom. Ihre Gebeine wurden 1649 von Bremen
[* 42] nach München
[* 43] übergeführt, wo seit 1606 in der
Michaelskirche ihre Köpfe ruhten. Sie sind die Patrone der Ärzte und Apotheker. Während der Kreuzzüge entstand in Palästina
[* 44] ein geistlicher Ritterorden des Cosmas und Damianus, dessen Mitglieder die Regel des Basilius beobachteten, ein rotes Kreuz
mit dem Bild beider Heiligen trugen, kranke Pilgrime pflegten, Gefangene loskauften, Verstorbene begruben.
vonPrag,
[* 45] der älteste HistorikerBöhmens, geb. um 1039, besuchte die Schulen in Prag und Lüttich,
[* 46] lebte dann
in Prag, zuletzt als Dekan, und begleitete mehrere PragerBischöfe auf ihren Reisen an verschiedene Höfe. Obwohl Priester, war
er wie die meisten böhm. Geistlichen nach eigener Aussage verheiratet; sein Sohn Heinrich wurde Bischof von Olmütz
[* 47] (1126‒50).
Cosmas von Prag starb Er ist für die Zeit, in der er lebte und schrieb, die reichhaltigste und im allgemeinen
auch zuverlässigste Quelle.
[* 48] Seine «Chronica Boemorum» (drei Bücher, von denen das erste [bis 1038] die
älteste
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
forlaufend
540
Sagengeschichte Böhmens enthält, das zweite bis 1092, das dritte bis 1125 geht) wurde zuletzt von Köpke in den «Nonuinenta,
(^erinauiae» («serip- toi-6?»^ Bd.
9, Kannov. 1851),
wo man auch dic Fortsetzer des Cossa bis 1283 findet, und in den «^out^
1-61-um VoQLinieai'iiin», Bd. 2 (Prag 1874), heraus- gegeben. Cosmaten, Benennung der Mitglieder einer
im 13. Jahrh, thätigen rüm. Steinmetzfamilie Cosm a. Ihr Stammvater Lorenzo schuf mit seinem Sohne Iacopo eine Thür der Kathedrale
von Civita Castellana und 1205 einen Ambon in Avaceli zu Rom. Letzterer fertigte sodann die Marmorverklei' düng des Thores
zu San Sabba (1205) und mil seinem Sohne (5 osma mehrere Mosaitbilder in San Tommaso in Formis (nach 1218);
ferner letzterer mit seinen Södnen Iacopo und Luca den Musiv boden und die Unterkirche der Kathedrale von Anagni sowie den
schönen Kreuzgang im Kloster des AbtsLando bei Subiaco (1235). Ein zweiter Cosma schuf die Cappella Sancta Sanctorum
am Lateran 1278. Sein ^ohn Iacopo wurde 1290 nach Or^ vieto zum Architekten des Doms berufen, ein zweiter seiner Söhne, Giovanni,
schuf die Grabmäler der Kardinäle Gonsalvo in Sta. Maria Maggiore(1299i und Durando in Sta.
Maria sopra 3)tinerva (1304). Auch andere Werke, bei denen sich Architektur und Mo- saik innig verknüpfen,
werden den Cossa zugeschrieben, vosinstioa. (lat.), s. Kosmetik.
Eosmin, Stadt in Birma, s. Vassein. Cosne (spr. kohn).
1) Arrondissemeut des franz. Depart. Nievre, hat 1386,^8
^m, (1891) 76029 E., 65 Gemcindenund zerfällt in die 6 Kantone LaCbarid (258,5? ^m, 14842 E.), (5. (222,:.i ^m, 18336 E.).
Donzy (277,25 qkm, 12154 E.), Pouilly (202,"i ^m, 11958 E.), Premery (245,06 ykm, 9586 E.), Saini Amand
(180,48 c^km, 9153 E.). - 2) Hauptstadi des Arrondissements Cossa im franz. Depart. Nievre, 53 Km
nordwestlich von Revers, rechts der Loire be^ der Nohainmündung, an der Linie Paris-Nevcrs' Lyon
[* 50] der Franz. Mittelmeerbahn,
hat (1891) 5737, als Gemeinde 8672 E., in Garnison das 85. In- santerieregiment, Post, Telegraph, eine
Unterprä fektur, einen Gerichtshof erster Instanz, ein College, Bibliothek und eine Ackerbaukammer; Fabriken von Stahlwaren,
Nägeln und Feilen, Wollspinnereien, wichtige Töpfereien und Handel mit Wein, Holz, Eisen,
[* 51] Wolle und Leder. - Cossa ist das alte Con-
date; schloß und Befestigungen aus dem 10. Jahrh. Coß, auch Regel Cos;, bei den Italienern keFola. ä^iia
^osg., hieß sonst die Algebra (s. d.), weil die Italiener, welche dieselbe in Europa
[* 52] ein- führten, die unbekannte Größe,
und zwar die ersü Potenz, cosa, d. i. Ding, nannten. ^)ahcr hat auch die älteste deutsche algebraische
Schrift von Christoph Rudolph aus Iauer (gedruckt 1524, ver- mehrt hg. von M. Stifel, Königsb. 1553)
den Titel«Coß».
Cossisten hießen die Algebraisten, cos- sische Zahlen die durch Buchstaben bezeichneten allgemeinen Zahlen, cossischer Algorithmus
die Rechnung mit denselben. Eoß (Cos) oderHardary, ostind.Wegmaß, die ostind. Meile, in Britisch-Ostindien zunächst die
ben- gal. Meile. Diese hat 1000 engl. Fathoms (Faden)
[* 53] oder 2000 Jards ^ 1828,767 m ^ 1^ gewöhnliche engl. (Londoner) Meile
^ 0,247 frühern deutfchen (geogr.) Meilen; 60,76 C. ^ 1 Aquatorgrad. Das Cossa schwankt
übrigens in Britisck-Ostindien zwischen ' und 4 aewöbnlichen engl. Meilen.
Eossa, Francesco, ital. Maler, neben CosimoTura der Begründer der
Ferraresischen Schule, war bereits 1456 als
Gehilfe feines Vaters Cristoforo Cossa thätig, fpäter in Bologna angesessen. Hier führte er 1474 eine große Madonna mit Heiliacn
(jetzt in der Pinakothek dafelbst) aus. Auch an" dem inter- essanten Freskencyklus im Palazzo Schifanoja zu Ferrara,
[* 54] welcher
Monatsdarstellungcn, mytholog. Allegorien und Scenen aus dem Leben Borsos von Este zum Gegenstand hat,
war er beteiligt.
Seine Schöpfungen, von derber Großartigkeit und gewalt- samer Bewegung, deuten darauf hin, daß sein Lehrer der große Realist
Piero della Francesca war. Sein Hauptwerk, die Verkündigung Maria, befindet sich in der DresdenerGalerie. Cossa hatte
großen Einfluß auf die spätere Ferraresische Schule. So war LorenzoCosta sein Schüler. Eossa, Luigi, ital. Nationalökonom,
geb. in Maitand, studierte in Pavia die Rechte und setzte seine Studien in Wien und Leipzig
[* 55] unter Stein und Röscher
fort. Im Nov. 1858 wurde er in Pavia zum ausierord. und 1860 zum ord.
Pro- fessor der Nationalökonomie ernannt, ^eine Thä- tigkeit richtete sich besonders darauf, die noch vor- herrschende
Vastiatsche optimistische Richtung der Volkswirtschaftslehre zu bekämpfen und ihr in selb- ständiger, den ital.
Verhältnissen angepaßter Weise die histor.-realistische Anschauungsweise der deut- schen Schule gegenüberzustellen, wobei
er übrigens der neuesten deutschen socialpolit. Richtung gegen- über zurückhaltend ist. Besondere Vorliebe
wen- det er den litterargeschichtlichen Studien zu, auf welchem Gebiete er eine außergewöhnliche Gelehr- samkeit besitzt.
«?rimi 6l6in6uti äi Fcieu^a äsiis nuan26» (Mail.
1876; 4. Aufl. 1887; eine deutsche freie Bearbeitung dieses Werkes lieferte Eheberg, Erlangen
[* 56] 1882; 3. Aufl., Lpz. 1891),
"
(^uiä^ allo Lwäio äeii' 6c0N0iniHp0iitic!ll» (Mail. 1876; 3. Aufl.
u. d. T. «luti-odu^icniL 3.II0 8tnäio eto.»,
ebd. 1892; deutfch Freiburg
[* 57] 1880),
«8^331 cli economia poli- tica» (3Nail. 1878). Cossa, Pictro, ital.
Dramatiker, geb. zu Rom, besuchte das ^oIlOFio NoinÄiio da- selbst, muhte es wegen freisinniger und patriotischer
Anschauungen verlassen, lebte nach dem Sturze der röm. Republik in Südamerika,
[* 58] kehrte zurück und war in den letzten
Jahren seines Lebens Lehrer der ital. Litteratur an einer technischen Schule in Rom. Er starb in Livorno.
[* 59] Sein erstes
Trauerspiel «^lario »ä i nicht zur Aufführung. Die folgenden Dramen «?u8c1ikiii», «N66tIi0V6Q»
und die Tragödien «801-- äsiio» und «NonailikLelii»
wurden aufgeführt, ge- fielen jedoch mäßig. Erst die Tragödie «^srouL» (deutsch von Reihner, Lpz.
1875) hatte durchschla- genden Erfolg, trotz des losen Zusammenhangs. Großen Beifall fanden sodann «^leL^IWa», «Ow-
liano 1'^p08tata» und namentlich «^Isoi^tra», ferner das Schauspiel
«^lauto 6 ii 8110 860010» (deutsch von Lungwitz, Planen 1881),
«cola äi 1^1121», «1 Voi-Zia»
und «^soilig.» (d. i. Gior- giones Geliebte); weniger gelungen ist: «I ^a»'
poletÄui äei 1799". Eine oft geniale dramat. Kraft,
[* 60] mit sicherer Vühnenkenntnis und geschickter
Artikel, die man unter E vermißt, sind unt^r K aufzusuchen.
¶
mehr
Stoffwahl, erklärt die glänzenden Erfolge, die viele von C.s Schöpfungen davontrugen. Von seinem «Teatro poetico» erschien
eine Gesamtausgabe in Turin
[* 62] 1877 fg., seine «Poesie liriche» in Mailand
[* 63] 1876. -
Vgl. Trevisani, Gli autori drammatici contemporanei
I: Petro Cosmas von Prag (Rom 1885).
(spr. -óng), Ernest, franz. Botaniker, geb. zu Paris, erforschte 1852-58 als
Mitglied der wissenschaftlichen Kommission die Flora von Algerien,
[* 69] wurde dann Vizepräsident der Botanischen Gesellschaft von
Frankreich und Mitglied der Akademie der Wissenschaften und starb in Paris. Er hat sich um die Kenntnis der Pariser
und der algier. Flora sehr verdient gemacht. Cosson schrieb: «Flore descriptique et analytique des environs
de Paris» (mit Germain de Samt-Pierre, Par. 1845; 2. Aufl. 1861),
«Synopsis analytique de la flore des environs de Paris» (mit demselben, ebd. 1845; 3. Aufl. 1876),
«Atlas
[* 70] de la flore des environs
de Paris» (mit demselben, ebd. 1882),
«Compendium florae atlanticae ou Flore des États barbaresques:
Algérie, Tunesie, Maroc» (Bd. 1 u. 2, ebd. 1881-87),
1) Bezirk im schweiz. Kanton Waadt,
[* 71] hat 196,9 qkm, (1888) 11659 E., darunter 356 Katholiken
und 13 Israeliten.- 2) Hauptstadt des Bezirks Cossonay, in 454 m Höhe, auf einer steilen Anhöhe über der
Venoge, an der Straße von Morges nach Iverdon und den Linien Lausanne-Neuchâtel-Biel und Cossonay-Pontarlier (57 km) der Jura-Simplon-Bahn,
hat (1888) 1044 E., darunter 56 Katholiken und 13 Israeliten, Post, Telegraph, eine alte Pfarrkirche, Ackerbau, Viehzucht
[* 72] und 5 Jahrmärkte.
Cossonay war der Sitz einer alten Dynastenfamilie, die im Anfang des 15. Jahrh.
ausstarb. Auf einer nahen Anhöhe ein altes Spital und die Trümmer des Schlosses dieser Familie.
bei den RömernName einer großen in Eichen lebenden Larve, welche gegessen wurde.
Wahrscheinlich war es die
Larve des Hirschkäfers oder eines großen Bockkäfers, sicher nicht die übelriechende, nicht in Eichen
bohrende Raupe des Weidenbohrers (s. d.), welcher Schmetterling
[* 73] jetzt die wissenschaftliche Benennung Cossus führt.
Isaac da, niederländ. Dichter, geb. in
Amsterdam,
[* 74] stammte aus einer angesehenen
portug. Judenfamilie,
studierte in seiner Vaterstadt und in Leiden
[* 75] Rechtswissenschaft, trat 1822 zum Christentum über und
wirkte als Lehrer und Mitdirektor des Seminars der freien schott. Kirche, bis er starb. Unter seinen poet. Werken
sind hervorzuheben: «Prometheus» (1820),
«De slag bij Nieuwpoort». Sie zählen zu dem Vorzüglichsten,
was die neuere niederländ. Litteratur aufzuweisen hat. Auch hat Costa mehrere
theol. und histor. Schriften veröffentlicht, wie «Bezwaren tegen den geest
der eeuw» (1823),
«Over den mensch en dichter W. Bilderdijk» (1859)
u. a. Seine «Kompleete dichtwerken» gab Hasebroek
(3 Bde., Haarlem
[* 76] 1861-63; Volksausg., Arnheim 1870), seine Briefe Groen van Prinsterer (Amsterd. 1872-76) heraus. -
Lorenzo, ital. Maler, geb. um 1460, gest. in Mantua.
[* 77] Zu Anfang seiner
Thätigkeit folgte er der Richtung der Meister von Paoua und Ferrara, erst gegen Ende des 15. Jahrh. werden die Einflüsse
der Schule von Bologna in seinen Schöpfungen fühlbar. So kamen zwei heterogene Elemente in seinem Stil
zur Mischung: ein älteres mehr realistisches, derbes und ein ideales, zartes in späterer Periode, Costa beteiligte sich an den
von Francia entworfenen Fresken in Sta. Cecilia.
Auch wirkte er an den Arbeiten im Palast des Giovanni Bentivoglio in Bologna mit. Seine Hauptwerke befinden sich zu Bologna;
in San Giacomo: Madonna mit der Familie Ventivoglio (1488);
in San Pctronio. Madonna mit heiligen (1492) und die zwölf Apostel
(1495);
Michele, ital. Komponist und Dirigent, geb. zu Neapel, wurde daselbst musikalisch gebildet, wirkte
dort als Dirigent an der Bühne, später in Mailand und Portugal.
[* 80] Seit 1835 war er in London zuerst als Gesanglehrer, dann als
Dirigent von Opern und Konzerten thätig und wurde 1869 in den engl. Ritterstand erhoben. Als
Opernkomponist («DonCarlos» u. a.) versuchte er sich ohne Erfolg; mehr Beifall fanden seine engl.
Oratorien «Eli» und «Naamau».
Als Dirigent des großen, 1882 aufgelösten Londoner Gesangvereins «The Scared Harmonic Society» gab er im LondonerKrystallpalast
seit 1857 mit einem Personal von 3-5000 Mann die großartigen Händel-Konzerte, die seinen Ruf begründeten.
Er starb in Brighton.
Paolo, ital. Schriftsteller, geb. zu Ravenna,
studierte in Padua,
[* 81] war Lehrer zu Treviso, Bologna und Korfu
[* 82] und starb Seine erste Schrift «Osservazioni critiche»
(Bologna 1807) war gegen Montis «Bardo della Selva nera» gerichtet. Sein Traktat«Della elocuzione» (Forli
1818) wurde in den Schulen Italiens
[* 83] eingeführt. Durch eine Erklärung der «Divina Commedia» (Bologna 1819; später sehr oft
abgedruckt und von Brunone Bianchi umgearbeitet) machte er Dantes Werk der ital. Jugend zugänglicher. 1819
Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
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- 28 unternahm er mit Franc. Orioli und Franc. Cardinali die Durchsicht des großen Wörterbuchs der Crusca. Er war ein ausgezeichneter
Prosaist, wie er dies namentlich durch das «VioFio äel coiit6 Hiul. ?örticari»
(1823),
durch die Novelle «Dkiustiio äi Hlockous» (Vened.
1825),
deren Stoff er dem «ttii Via.8» entnahm, und philos.
Schriften bewies. Dahin gehört vor allem sein «Diäcoi-Fo Lull», sinteßi 6 8u11'ana1i8i".
In einer andern Schrift wendete er sich gegen denMesmerismus; auch schrieb er gegen Lamennais. Ferner übersetzte er mit
Giov. Macchetti den Anakreon (hg. von Voschini, Bologna 1869), Homers «Batrachomyomachie» und Schillers«DonCarlos». Seine Werke
erschienen gesammelt Bologna 1825 und Florenz (2 Bde.) 1829-30 und (4 Bde.) 1839. -
BiographienC.s lieferten G. F. Rambelli (Bologna 1837) und Mordani (Forll 1840).Costa Cabräl, Antonio Vernardo da, Graf von
Thomar, portug. Staatsmann, geb. zu Fornas de Algodres
in Ober-Veira, stu- dierte in Coimbra und wurde später von Dom Pedro als Prokurator beim Obertribunal
zuOporto angestellt. Bald nachher erhielt er eine Richter- stelle in Lissabon,
[* 85] wo er 1835 in die Deputierten- kammer gewählt
wurde. Hier war er anfangs einer oer Führer der Septembristen (Radikalen), ging aber bald zur Hofpartei über und wurde 1838 !
Civilgouverneur von Lissabon und 1839 Minister der Justiz und der geistlichen Angelegenheiten. Durch
einen von ihm erregten Aufstand in Oporto
[* 86] suchte er die Verfassung von 1820 zu beseitigen und stellte 11. Febr. die
(^rta. ä6 1e^ wieder her, worauf ihn die Königin zum Grafen von Thomar ernannte. Seitdem regierte er
als Minister des Innern mit größter Willkür und Strenge, drückte das Volk durch Abgaben, ver- schwendete die Staatseinnahmen
und zog sich da- durch den Haß aller Parteien zu, fand aber am Hofe Billigung und Unterstützung. Die Folge hiervon war ein
Aufstand, der sich schnell über das ganze Land verbreitete und den Rücktritt des Ministers
veranlaßte. Im Juni 1849 konnte die Hofpartei es wagen, den GrafenThomar wieder an die Spitze der Regierung zu stellen, obgleich
der Haß des Volks gegen ihn sich keineswegs vermindert hatte. Gegen sein Willkür- regiment erhob sich im Verein mit allen
Gegnern C.s der Marschall Saldanha, erzwang die Entlassung des Ministers und bildete ein neues Kabinett. Costa-Rica, der seine
Entlassung genommen hatte, entfloh nach England. Doch kehrte er im Febr. 1852 nach Lissabon zurück, war1859-61 portu ^Gesandter
in Brasilien
[* 87] und seit 1862 Mitglied des Staatsrats und Präsident des höchsten Verwaltungstribunals. Er
starb in SanJuan de Flor. vost". Ävi 2a.i33.ino, s. Balsamküste. Cofta-Nica (d. h. reiche Küste), früher das süd-
lichste Glied
[* 88] der Vereinigten Staaten
[* 89] von Central- amerika (s. d.), seit 1842 eine selbständige Republik, reicht von
der Südsee bis zum Karibischen Meer und grenzt im SO. an die columbianische Provinz Panama und im N.
an die Republik Nicaragua,- mit welchem 1888 durch Schiedsspruch'des Präsi- denten der Vereinigten Staaten eine Grenzregulie-
rung zu stände gekommen ist.
Danach reicht das Gebiet nördlich bis an den San-Iuan-Fluh und den Nicaraguasee und bedeckt 54070 oder 59 570 likin. Bodcngestaltuug.
Der größte Teil ist gebirgig, indem es von SO. gegen NW. von der an die
Cor- Artitel. die man unter C verm dillcra von Veragua sich anschließenden und
an der Nordgrenze abfallenden Cordillera
durchzogen wird. Dieselbe spaltet sich in mehrere Parallelketten, welche durch Querjoche getrennte Hochflächen und Längen-
thäler einschließen.
Sie sendet nach O. und W. Seitenketten aus, zwischen denen sich 700-1000 m hohe Thäler öffnen, während
die mittlere Höhe der innern Hochebenen zwischen 1000 und 2000 m be- trägt. Innerhalb der Cordillera erhebt sich eine Reihe
von Piks und kleinern Berggruppen, die meist vulkanisch und zum Teil noch thätig sind. Der süd- lichste
ist der Pico blanco (2914 m). Ihm Zunächst folgt der Ujum (2927 m), der Leon und in der Nähe der Hauptstadt der Irazu (Volcan deCartago) mit drei Spitzen, deren höchste 3414 m erreicht, dann der Turialba (3358 m), Varba und Poas (2644 m), letzterer, wie
der Turialba, noch thätig.
Eine dritte Gruppe findet sich südlich vom Nicaraguasee: Te- norio (1436 m), Mravalles, Rincon de la Vieja (beide thätig)
und Orosi (1616 m). Die Schneegrenze wird von keinem erreicht. Die Abfälle des Hoch- landes sind gegen W. durch ausgedehnte
Terrassen vermittelt, nach N. dagegen, zum Thale des SanJuan sowie zum Antillenmeer, sehr steil. Größere
Küstenebenen kommen nur auf der Westseite vor, die sich auch durch größere Küstenentwicklung aus- zeichnet, namentlich
durch die große Bai von Nicoya mit dem HafenPunta-Arenas und durch den herr- lichen Golfo-Dulce.
Bei dieser Gestaltung des Landes können größere schiffbare Flüsse
[* 90] nicht zur Entwicklung gelangen. Die
wichtigsten sind der Rio
[* 91] Grande, der Teliri, der Parismina oder Reventazon, sowie zahlreiche Nebenflüsse des Rio SanJuan.
Der Boden ist sehr fruchtbar und erzeugt, je nach Ver- schiedenheit der Erhebung und der klimatischen Re- gionen, alle centralamerik.
Kulturpflanzen iu größter Mannigfaltigkeit, Vollkommenheit und Fülle. Pflanzen- und Tierwelt, s. Centralamerika.
Klima.
[* 92] Das Klima ist im ganzen gesund, un- vergleichlich angenehm auf dem Tafelland von San Ioft, wo ein ewiger Frühling herrscht.
Hier in 1145 in Höhe hat das Jahr eine Mitteltemperatur von 20,8°, der kühlste Monat Dezember 20,i° 0., der wärmste April
22,2, also ein höchst gleichmäßiges warmes Klima mit 1651 mmRegen. Der Nord- ostpassat weht von November
bis Februar, setzt dabei auf der atlantischen Seite Niederschläge ab, ist aber sonst trocken. Auf der Südwestseite herrscht
dann Trockenzeit. Im März rückt der Kalmengürtel nach N. vor und es beginnt die Regenzeit nach mehrwöchiger Windstille.
Im Mai, Juni, August, September fallen die stärksten Regen.
Die Vege- tation ist dann im SW. am frischesten. Eine Unter- brechung der Regenzeit findet Ende Juni zur Zeit des nördlichsten
Standes der Sonne
[* 93] statt, der sog. Veranillo de SanJuan. Die Regenzeit endet mit Landregen im Oktober, Windstillen folgen und
im November tritt der Nordostpassat wieder ein. Die atlantische Seite hat weit mehr Regen als die paci-
fische, eine eigentliche Trockenzeit fehlt hier fast ganz. Demgemäß ist der Nordostabhang des Gebirges, so- wie d:e vorliegende
schmale Küstenebene mit undurch- dringlichem Nrwalde bedeckt und weniger gesund als die Südwestseite, auf welcher Savannen
mit lichten Wäldern abwechseln. Der Mincralreichtum scheint nicht bedeutend zu sein; an der atlantischen Küste sind Kohlenlager
entdeckt worden. Bevölkerung.
[* 94] Costa-Rica hatte 18. Febr. 1892:243 200 E., darunter etwa 5000 Indianer, 1200 freie Neger, ißt, sind unter
K aufzusuchen.
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600 Chinesen und 7000 Ausländer; außerdem 2800 uncivilisierte Indianer. Unter den Fremden neh- men die Deutschen eine hervorragende
Stellung ein. Die ansässige Bevölkerung lebt fast ausschließlich auf der Hochebene von SanIost und Cartago und im Thale des
Rio Grande, insgesamt^ein Gebiet von 150 Km Länge und 60 kin Breite,
[* 96] ^ie zeichnet sich vor den Bewohnern
der Schwesterrepubliken durch Arbeitsamkeit aus, vielleicht weil die Costa- Nicaner Nachkommen von Bewohnern der span. Provinz
Galicia sind, die diese Tugenden entwickeln und an der Kolonisation des Landes vorzugsweise beteiligt waren.
Landwirtschaft, Handel, Verkehr. Die Haupt- beschäftigung bildet der Landbau, der sämtliche, der tlimatischen
Mannigfaltigkeit entsprechende Kultur- pflanzen umfaßt. Von hervorragender Bedeutung ist der Kaffee, dessen Anbau seit der
Unabhängigkeit fortwährend zunimmt, sodaß gegenwärtig der Wohl- stand des Landes fast ausschließlich darauf beruht (Ernte
[* 97] 1891: 16728958 KZ). An der Kaffeekultur sind deutsche Kaufleute als Besitzer von Plantagen, auf denen sie einen verbesserten
Betrieb eingefübrt haben, nicht unerheblich beteiligt.
Außerdem wcrdcn Gucker (1891: 695 7041^), Mais, Bananen, Kakao (1888: 152674 K3) und Reis gebaut, während der Tabakbau
ganz eingegangen ist. Neben dem Land- bau hat die Zucht von 'Rindvieh, Pferden, Maul- tieren, Schafen und Ziegen Wichtigkeit.
In den Manufakturen und Handwerken steht Costa-Rica noch hinter andern centralamerik. Staaten zurück. Dagegen
ist der Handel namentlich durch die Kaffeekultur ver- hältnismäßig bedeutend. Die Einfuhr (Gewebe,
[* 98] Maschinen, Eisenwaren,
Glas-, Porzellan-, Stein- gutwaren, Wein, Bier, Spirituosen, wollene Tuche, bedruckte Baumwollwaren, Luxusartikel) wertete (1886)
3,5, (1888) 5,2, (1891) 8,3 Mill.;
die Ausfuhr 3,2, 5,7 und 9,6 Mill. Pesos; letztere bestand haupt- sächlich aus Kaffee (8484115 Pesos),
Bananen (680233), Häuten, Fetten (72492), Schildpatt, Kau- tschuk und Hölzern.
Postanstalten waren !889 nur 61, Telearaphenbureaus 43 vorhanden. Die Länge der Drähte betrug 976,4 km. Verfassung und Verwaltung.
Nach der Kon- stitution vom (der neunten seit 1825, modifiziert stehen an der
Spitze der unabhängigen Republik Costa-Rica ein Präsident, der auf 4 Jahre gewählt wird, und zwei jährlich
ge- wählte Vicepräsidenten. Die
legislative Gewalt übt eine Deputiertenkammer von 24 indirekt auf 4 Jahre gewählten Mitgliedern.
Sitz der Regie- rung, des Obergerichtshofs und Landesbischofs ist die Hauptstadt San Iosö mit 19326 E.
Die Einnahmen für 1891/92, 5,80 Mill. Pesos, setzen sich zusammen aus Zöllen (2,27), Branntwein- und Tabakmonopol (2,25),
Eisenbahn- und PostÜber- schüssen (1,33) und indirekten Steuern und ver- schiedenen Einnahmen (0,9 Mill. Pcsos). Die Aus-
gaben betragen insgesamt 5,44 Mill., die Staats- schuld 21,6? Mill. Pesos. Costa-Rica zerfällt in die 7 Provinzen
San Jose, Cartago, Heredia, Alajuela, Guanacaste, Punta Arenas und Limon.
Jede Provinz hat ihr Obergericht, außerdem bestehen zwei Appellations-, ein Cassations- und ein höchster Gerichtshof. Das
Wappen
[* 101] zeigt drei Berge zwifchen zwei Meeren, mit je einem Segelschiffe vorn und rückwärts, rechts eine
aufgehende Sonne, oben füns silberne Sterne. Unter dem Schilde kreuzen sich ein Lorbeer- und ein Palmenzweig, hinter dem Schilde
Fahnen in den Farben der Flagge. Die Flagge (f. Tafel: Flaggen
[* 102] derSeestaaten) hat fünf Horizontalstreifen: blau, weiß, rot (etwas
breiter), weiß, blau.
Heerwesen. Die Militärmacht besteht aus 600 Mann stehender Truppen und der Miliz (etwa 12000 Mann), die
alle Männer von 18 bis 55 Jahren um- faßt, die nicht zum stehenden Heere gehören; doch fehlt jede militär. Organisation.
Bildungswesen. In der geistigen Kultur steht Costa-Rica höhcr als die Schwesterstaaten. Es giebt (1892) 267 Elementarschulen
mit 15800 Schülern, und 47 Privatschulen, ferner höhere Unterrichtsanstalten, sogar ein physik.-geogr.
Institut. Was die kirchlichen Verhältnisse betrifft, so stellte ein Gesetz von 1832 die Duldung aller Konfessionen
[* 103] fest;
doch ist in dem 1852 mit dem röm. Stuhl geschlossenen Konkordat die römisch-katholische als Staatsreligion bezeichnet.
Das 1850 gegründete Bistum von San Ioft steht unter dem Erzbischof von Guatemala.
[* 104] Geschichte. Costa-Rica wurde
wie das übrige Central- amerika um 1525 von Cortez' Feldherrn Alvarado für Spanien erobert und bildete einen Teil des Ge- neraltapitanats
Guatemala (s. d.), das 1821 ebenso wie die andern span.
Kolonien in Amerika
[* 105] seine Un- abhängigkeit erklärte und die Republik der fünf ver- einigten Staaten von
Centralamerika (s. d.) ver- kündete. In dieser Zeit stand Costa-Rica unter
allen Landes- teilen in der Kultur am meisten zurück.
Seitdem aber machte es unter den Schwesterrepubliken die meisten Fortschritte und gelangte allein zu wirklichem Ge- deihen,
teils infolge der abgeschlossenen Lage des Landes, die es von den Parteikämpfen der übrigen Staaten ziemlich
fern hielt, teils durch feine arbeit- fame und nüchterne Bevölkerung. Namentlich ver- dankt Costa-Rica viel feinem ersten Präsidenten,
JuanMora (1824-32). Nur während der Präsidentschaft des energischen, fast despotisch waltenden GeneralsCarillo (1839-42),
unter dem sich Costa-Rica 1842 von der Föderation der centralamerik. Staaten gänzlich Artikel, die man unter
C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
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