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Colton(2Bde., Neuyork [* 2] 1845), welcher auch die Reden («Speeches», 2 Bde., 1857) und den Briefwechsel («Private correspondence», 1855) herausgab, und namentlich K. Schurz (2 Bde., Bost. 1887).
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Colton(2Bde., Neuyork [* 2] 1845), welcher auch die Reden («Speeches», 2 Bde., 1857) und den Briefwechsel («Private correspondence», 1855) herausgab, und namentlich K. Schurz (2 Bde., Bost. 1887).
Centre (spr. kleh ßent'r), Hauptstadt des County Clay im nordamerik.
Staate Kansas, westnordwestlich von Topeka am Republican, ist Eisenbahnknotenpunkt und hat (1890) 2802 E.
Croß (spr. kleh), Stadt der engl. Grafschaft Derby, 8 km im S. von Chesterfield, Mittelpunkt eines Kohlen- und Eisenbezirks, hat (1891) 7143 E.
(spr. kleh ßujih), Hauptort des Kantons Claye-Soully (15,07 qkm, 23 Gemeinden, 11013 E.) im Arrondissement Meaur des franz. Depart. Seine-et-Marne, 15 km westlich von Meaur, am Ourcqkanal und an der zur Marne gehenden Biberonne, hat (1891) 1630, als Gemeinde 1936 E., Post, Telegraph, [* 3] Kattun-, Bürsten- und Handschuhfabrikation, Holz- und Getreidehandel. Claye-Soully war während der Cernierung von Paris [* 4] 1870-71 ein wichtiger Etappenplatz für die deutsche Armee.
(spr. kleht'n), John Middleton, nordamerik. Staatsmann, geb. in Dagsborough (Delaware), trat, im Yale College zum Advokaten ausgebildet, früh in die Politik ein und gehörte seit 1829 mehrfach dem Senat der Vereinigten Staaten [* 5] an. 1837-39 war er Vorsitzender Richter des höchsten Gerichtshofes seines Staates. 1849 erhielt er von dem Präsidenten Taylor das Sekretariat des Auswärtigen und schloß mit England den Clayton-Bulwer-Vertrag, der die Neutralität der über den Isthmus von Panama, [* 6] Nicaragua und andere centralamerik. Staaten zu erbauenden interoceanischen Kanäle sicherte und sie unter den gemeinschaftlichen Schutz der Vereinigten Staaten und Englands stellte. Nach seinem Rücktritt vom Staatssekretariat (Juli 1850) wurde Clayton wieder Senator. Er starb zu Dover [* 7] im Staate Delaware. -
Vgl. J.P. Cornegy, Memoirs of J.M.C (Wilmington).
Abkürzung für Coburger Landsmannschafter-Konvent, s. Landsmannschaften.
(spr. klihr), die südlichste Insel Irlands, zur Grafschaft Cork gehörig, 120 m hoch, hat 594 E.
(spr. klihring haus'), Ausgleichungs-, Abrechnungshaus, eine Anstalt, in welcher Schulden und Forderungen der Banken und Bankiers untereinander durch gegenseitige Abrechnung ausgeglichen werden. Das erste Clearing-House entstand um 1775 als reines Privatunternehmen einer Anzahl Londoner Bankiers; seine Bedeutung wuchs mehr und mehr in dem Maße, wie sich die Anwendung des Checks (s. d.) in England verallgemeinerte, und gegenwärtig bildet es den Centralpunkt des ganzen engl. Geldverkehrs.
Die Zahl der beteiligten Bankhäuser wechselte mit der Zeit in ziemlich weiten Grenzen; [* 8] nachdem 1854 die großen Londoner Joint-Stock-Banken (Aktiengesellschaften) zugelassen worden, erscheinen überhaupt nur die größten Bankunternehmungen Londons als unmittelbare Teilnehmer. Aber alle Banken der Hauptstadt nicht nur, sondern auch der Provinz stehen mit irgend einer der am Clearing-House beteiligten Banken in der Art in Verbindung, daß letztere für jene als Agentur die Ausgleichung ihrer Checks übernimmt (sog. Country Clearing). Die Bank von England hat sich dieser großartigen Organisation erst 1864 angeschlossen.
Das technische Verfahren ist wesentlich folgendes. Für jede Bank wird auf eine Liste nebeneinander gestellt, was sie von jeder der übrigen zu empfangen oder zu fordern hat. Dann wird die Differenz der sämtlichen Aktiv- und Passivposten gebildet. Hat nun eine Bank einen Rechnungsüberschuß herauszuzahlen, so weist sie die Bank von England (bei der jede Bank und das Clearing-House selbst ein Conto hat) durch einen Check an, die betreffende Summe auf das Conto des Clearing-House zu übertragen, und der Vertreter des Clearing-House läßt dann aus den ihm überwiesenen Beträgen derjenigen Banken, welche einen Überschuß haben, in ihrem Conto bei der Centralbank den Überschuß ihrer Forderungen über ihre Schulden gutschreiben.
Die Mitwirkung von barem Gelde oder Banknoten ist also bei dieser Art des Verkehrs überhaupt nicht mehr erforderlich, während vor dem Beitritt der Bank von England die Zahlung der Differenzen noch in Noten erfolgte. Es werden im Londoner Clearing-House in der neuern Zeit jährlich zwischen 6-8000 Mill. Pfd. St. ausgeglichen. In dem (am 30. April endigenden) Rechnungsjahre 1867/68 erreichte die Geschäftsziffer erst 3257 Mill. Pfd. St., sie stieg dann stetig, bis sie 1874/75 6013 Mill. Pfd. St. erreichte, ging dann 1876/77 bis 4873 Mill. Pfd. St. zurück und hob sich 1880/81 wieder auf 5910 Mill. Pfd. St. und 1881/82 auf 6382 Mill. Pfd. St. Bereits 1888 erreichte der Umsatz beinahe die Höhe von 7 Milliarden Pfd. St. 1890 wurde der höchste Betrag seit dem Bestande des Clearing-House mit 7,801 Milliarden Pfd. St. umgesetzt, 1891 aber nur 6,847, 1892 6,481Milliarden Pfd. St. erreicht. Im Durchschnitt bleiben nur etwa 5 Proz. des Umsatzes durch Buchung auf den Büchern der Bank of England zu begleichen. Daneben haben die engl. Provinzialbanken in mehrern Städten, z. B. in Manchester [* 9] und Liverpool, [* 10] lokale Clearing-House gegründet.
Noch großartiger als in England, jedoch weniger einheitlich, hat sich das Abrechnungsverfahren in den Vereinigten Staaten von Amerika [* 11] entwickelt. Bei dem bedeutendsten Clearing-House, dem 1853 in Neuyork begründeten betrug die Summe der Abrechnungen in dem Finanzjahre 1858 (endend am 1. Okt.) erst 4756 Mill. Doll., stieg 1869 auf 34407 Mill. Doll. und 1881 auf die enorme Höhe von 49 377 Mill., sank dagegen in der Folge und belief sich 1892 auf 36662 Mill. Doll. Die Zahl der Clearing-House hat sich in der nordamerik. Union von 8 in 1865 auf 73 Ende 1892 gehoben, an welchen das Neuyorker Clearing-House den Löwenanteil hat. In den andern Clearing-House zusammen wurden 1892 25447 Mill. Doll. abgerechnet. Auch hier bleiben nur wenige Prozent des Umsatzes zu begleichen.
Auf dem europ. Kontinent ist das Abrechnungsverfahren zur Zeit weniger entwickelt. Der 1864 gegründete Wiener Saldierungsverein (s. Saldo), welchem auch die Österreichisch-Ungarische Bank angehört, weist 1892 nur die Summe von 278 Mill. Fl. an zum Austausch eingelieferten Wechseln, Checks und Anweisungen auf. - Im Deutschen Reiche hat sich durch die Einrichtung und Ausdehnung [* 12] der Giro-Abteilung (s. Giroverkehr) der Deutschen Reichsbank, die geringe Konzentration des Bankwesens und die langsame Entwicklung des Checksystems (s. Check) das Bedürfnis nach Clearing-House nicht so sehr fühlbar gemacht. Indes ist die Reichsbank selbst 1884 mit der Errichtung von Abrechnungsstellen in Berlin, [* 13] Bremen, [* 14] Breslau, [* 15] Dresden, [* 16] Frankfurt [* 17] a. M., Hamburg, [* 18] Köln, [* 19] Leipzig [* 20] und Stuttgart [* 21] vorgegangen. Die Gesamtumsätze dieser 9 Abrechnungsstellen sind von 12130196100 M. 1884 auf 16762790900 M. im J. 1892 gewachsen und waren 1889 am größten (18048962400 M.). Auf Giroconto zu buchen blieb Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen. ¶
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1892 ein Saldo von 4148967800 M., also unge- fähr 25 Proz. ist noch in Elberfeld [* 23] eine Abrechnungsstelle errichtet worden. - In Paris besteht seit 1872 eine Bankabrechnungsstelle unter dem Namen Okkmdi'6 äs 0oinp6U8g.ti0ii. Die Ab- rechnung der nicht kompensierten Beträge geschiebt auf Giroconto der Bank von Frankreich. Fürdie Eis [* 24] enb ahnen besteht in Londonseit 1850 eine besondere Abrechnungsstelle unter dem Namen ?^i1^3,^-^i69.rin^1i0u86. Ahnliche Einrichtungen wurden auch in Deutschland [* 25] und Österreich-Ungarn [* 26] gesckafsen. Dasselbe Princip hat in neuester Zeit auch auf die Abwicklung derLieferungsgesckäfte in Effekten Anwendung gefunden. So ist 1874 in London, [* 27] 1892 auch in Neuyork ein stook Nx0nan^6-^i6Äriu^ü0U86 (s. 3tock), in Berlin 1869 ein Liquidationsverein mit einem von der Bank des Berliner [* 28] Kassenvereins errichteten Liquidationsbureau, in Wien [* 29] das durch den Wiener Giro- und Kassenverein seit 1872 ge- leitete Arrangementsbureau entstanden. (S. Liqui- dationskassen.) Auch auf das Lieferungsgesckäft in Waren hat man das Abrechnungssystem ausge- dehnt, so namentlich in Liverpool auf den Baum- wollhandel. -
Vgl. Seyd, 1^6 I^oQäon daiikwF anäd3.uk6r8' 0. 8M6M8 (Lond. 1871; deutsch von Sjöström, Lpz. 1874);
R. Hildebrand, Das Ebeque- system und Clémenceau in London (Jena [* 30] 1867);
W. Stanley Ierons, Geld und Geldverkehr (Lpz. 1876);
L. Kuhlen- beck, Der Check (ebd. 1890);
R. Koch, Vorträge und Aufsätze (Berl. 1892);
Nauchberg, Der Clearing- und Giroverkehr (in der «Statist. Monatsschrift», Wien 1886 -87).
Cleator Moor (spr. kliht'r muhr), Stadt in der engl. Grasschaft Cumberland, 6 km im SO. von Whitehaven, Eisenbahnknotenpunkt, hat (1891) 9464 E., große Kohlengruben und Hochöfen. Mebsch, Rud. Friedr. Alfr., Mathematiker, geb. zu Königsberg [* 31] in Preußen, [* 32] studierte daselbst Mathematik und Physik, war dann in Berlin als Lehrer an verschiedenen Schu- len thätig und habilitierte sich 1858 an der Uni- versität für mathem. Physik. Im Herbst desselben Jahres folgte Clémenceau einem Rufe als Professor der analytischen Mechanik an die Polytechnische Schule in Karlsruhe. [* 33] 1863 wurde er ord. Professor in Gießen, [* 34] 1868 in Göttingcn und starb daselbst Eine große Anzahl Abhandlungen von Clémenceau sind in Fachzeitschriften zerstreut. Von be- sondern Werken sind zu nennen: «Theorie der Ela- sticität fester Körper» (Lpz. 1863),
«Theorie der Abel- schen Funktionen» (mitGordan, ebd. 1866) und «Theorie der binären algebraischen Formen» (ebd. 1872). C.s «Vorlesungen über Geometne» giebt Lindemann in Bearbeitung heraus (Bd. 1, Gott. 1875-76; Bd. 2, Tl. 1, Lpz. 1891). -
Vgl. Alfred Clémenceau Versuch einer Darlegung und Würdigung seiner wissenschaftlichen Leistungen (Lpz. 1873).
Cleckheaton (spr. -hiht'n), Stadt im West- Riding der engl. Grafschaft I)ork, g ^ ^ SO. von Vradford, hat (1891) 11826 E., Fabriken für Krempeln, Tuch- und Spinnmaschinen. [* 35] Eleehills (spr. klih-), Bergzug in der engl. Grasschaft erreicht im Brown Clee Hill 580 m und ist oerüdmt durch die hier gebrochenen Bausteine lDnuLwuß). Clefen, s. Chiavenna. V1oni3.ti8 ^., Waldrebe, Pstanzengattung aus der Familie der Ranunkulaceen (s. d.). Man Brockhaus' Konverjations-Lexikon. 14. Aufl.. IV. kennt gegen 100 Arten, die in den gemäßigten Zonen eine ausgedehnte Verbreitung besitzen. Es sind Kräuter oder Sträucher mit kletternden, selten auf- rechten Stengeln, gegenständigen Blättern, einzelnen oder trugdoldig angeordneten Blüten und vier- bis sechsblätteriger Blütenhülle.
Mehrere Arten werden in Gärten gezogen. Die als Zierpflanzen beliebtesten Arten sind: strauch mit einzeln stehenden, langgestielten Blüten und blauvioletten,kreuzförmigen Blumen, der bäusig zu Lauben und Wandbekleidungen benutzt wird und in Gärten in vielen Varietäten vorkommt. 0. vioi-nH /., ein Klctterstrauch aus Nordamerika, [* 36] mit violetten oder purpurnen, ebenfalls einzeln stehenden Blumen, der zu demselben Zweck dient, lü. i-ßeta _^., steife Waldrebe, ist eine südeurop. aufreckte Staude mit rispig angeordneten weißen, sechsblätterigen Blumen, sie wird häufig als Zier- pflanze des freien Landes kultiviert. 0. intöFi-iloli". ^., eine in Ungarn [* 37] wachsende aufrechte Staude mit ovalen, ganzrandigen Blättern und großen, einzeln siebenden, langgestielten, kreuzförmigen, violett- blauen Blumen, wird ebenfalls sehr häusig kultiviert. 0. vitaida, ^., ein in Mittel- und Südeuropa in Hecken wild wachsender Kletterstrauch mit gefiederten Blättern und weißen, trugdoldig gruppierten Blu- men, wird namentlich im Norden [* 38] zur Bekleidung von Wänden und zu Lauben benutzt.
Eine der prächtigsten Arten ist die in Japan [* 39] heimische 0. i3,nu ^«',M. Sie hat große, eiförmige, spitze, am Grunde etwas herzförmige Blätter, schlingende Stämme und Äste und einzeln stehende, sechsblätte- rige, bis 16 cm im Durchmesser haltende azurblaue Blumen. Andere schöne Arten sind: 0. Mtkus Mo?'?', et Dons., mit ebenfalls violetten Blumen,' (^. ll6i6UH, eine schneeweiße Abart derselben, mit gelben Staubgefäßen; 0. I^oui86, eine andere Abart, schneeweiß mit blauen Staubgefäßen; 0. ^orwnsi mit gefüllten Blumen, alle aus Japan. Durch Kreu- zungen dieser und anderer japan. Arten, wie 0. üo riclH TViumb. (s. Tafel: Polycarpen, [* 22] Fig. 7), untereinander oder mit 0. vitiekiia sind auch meh- rere sehr schöne Sorten entstanden, welche von den Gärtnern mit besondern Namen belegt werden. Alle japan. Arten und Abarten verlangen einen guten Boden, warme, sonnige Lage und etwas Wintersckutz durch Einbinden inStrob oderTannen- reisig. Die Sträucher lassen sich durch Ableger und Stecklinge sowie durch Veredelung auf Wurzeln von stöcke, alle auch durch Samen [* 40] vermehren. Elemenceau (spr. kl^mangßoh), Eugene, franz. Politiker, geb. zu Mouitteron-en- Pareds im Tepart.
Vendee, studierte seit 1865 in Paris Medizin und lieh sich dann daselbst als Arzt nieder. Nach dem wurde er dort Maire des 18. Arrondissements und im Febr. 1871 in die Kammer gewählt, wo er gegen die Friedens- präliminarien stimmte. Während der Commune versuchte er die schwierige Rolle eines Vermittlers zwischen dem Pariser Stadthause und der Versailler Negierung zu spielen, kam aber zu spät, um die Generale Lecomte und Element Tho- mas vom Erschießungstode zu retten. Er legte hier- aus seine Stelle als Maire und sein Mandat als Deputierter nieder und widmete seine Tbätigkeit dem Gemeinderate von Paris, dessen Präsident er 1875 ward. Bei den Februarwahlen von 1876 wurde Clémenceau wieder in die Deputiertenkammer gewählt, der ei 24 ¶
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bis 1893 ununterbrochen angehörte. Er schloß sich der äußersten Linken an, in der er durch glänzende Rednergabe hervorragte und deren anerkannter Führer er wurde, ^eine Ansichten vertrat er auck in der von ihm später begründeten «^U3tie6». Er beantragte die Versetzung des Fourtou-Vroglie- schen Ministeriums in Anklagestand (März 1879), befürwortete die allgemeine Amnestie der Commu- nards und forderte die Revision der Verfassung. Vor allem bekämpfte er die Kolo- nialpolitik Ferrys und trug zu dessen Sturz an: meisten bei. Auch das von Freycinet gebildete Kabi- nett stürzte er Dez. 1886 im Verein mit der Rechten. Diese Abhängigkeit der Regierung von dem guten Willen der Radikalen sicherte Clemens eine immer stei- gende Bedeutung, doch wies er die vom Präsidenten Gre'vy nach der Dimission Rouviers (Nov. 1887) ihm angebotene Bildung eines Ministeriums zurück.
Nach der Spaltung der Partei, von der ein Teil sich der sog. Boulange (s. Voulanger und Boulangisten) anschloß, während Clemens mit den übrigen jetzt gegen diese auftrat, verlor er von seiner Geltung. Die Niederlage des Boulangismus nach den Wahlen von 1889 verringerte seine Bedeutung noch mehr. Auch ein im Ehescheidungsprozeh 1892 gegen ihn gefälltes Urteil schadete seinem Ansehen, ebenso die infolge des Panamaskandals auch gegen ihn gerichteten persönlichen Angriffe. So büßte er bei den Neu- wahlen im Aua. 1893 sein Deputiertenmandat ein.
Clemens (tat., der Milde), Name von 17 Päp- sten, von welchen 3 als schismatische in der röm. Kirche nicht gezählt werden. Clemens I., s. Clemens Romanus. Clemens II. (Dez. 1046 bis Okt. 1047), vorher Suid- ger, Bischof von Vamberg, wurde von König Heinrich III. nach Absetzung von drei Gegenpäpsten auf der Synode von Sutri auf den päpstl. Stuhl erhoben, starb jedoch zu früh, als daß er eine Reform hätte durchführen können. Clemens (III.), vorher Guibert, Erzbischof von Ra- venna, von Heinrich IV. 1080 als Gegenpapst Gre- gors VII. erwählt, krönte Heinrich in Rom, [* 42] behaup- tete sich unter Victor III. und Urban II., bis er, von einem Kreuzheer aus Rom vertrieben, 1100 in Ra- venna starb. -
Vgl. Köhncke, Wibert von Ravenna (Lpz. 1888).
Clemens III. (1187-91), früher Paolo Scolari, Kardinalbischof von Präneste, erwarb die weltliche Herrschaft über Rom zurück, bewog Friedrich Bar- barossa, Philipp August und Richard Löwenherz zum Kreuzzuge und erregte von neuem den Kampf gegen die Hohenstaufen, indem er Sicilien dem Bastard Tankred verlieh, statt dem erbberechtigten Heinrich VI. Clemens IV. (1265-68), früher Guido Le [* 43] Gros, ein Franzose, aus St. Gilles an der Rhone gebürtig, Advokat und königl. Rat, nach dem Tode seiner Gemahlin Geistlicher, dann Bischof von Puy, 1259 Erzbischof von Narbonne, 1262 Kardinalbischof von ^abina, belehnte, um die Hohenstaufen zu stürzen, Karl von Anjou mit Neapel [* 44] und that Kon- radin 1267 in den Bann.
C.V. (1305-14), vorher Bertrand d'Agoust, ein Franzose, seit 1295 Bischof von Comminges und seit 1299 Erzbischof von Bordeaux, [* 45] galt anfangs als Anhänger Vonifacius' VIII. und Gegner Philipps des Schönen von Frankreich, verkaufte sich aber ganz an dessen Interesse, um nur Papst zu werden. Einem geheimen Vertrage gemäß kam er gar nicht nach Artikel, die man unter C uer Italien, [* 46] sondern verlegte 1309 die päpstl. Rest' denz nach Avignon, womit das sog. babylonische Exil der Päpste begann, sprach ferner den König von Frankreich und seine Diener vom Banne los, den Vonifaz VIII. über sie verhängt hatte, erklärte die Strafbullen des letztern gegen Frankreich («Ole- ricis 1g.ioo8» und «Ilnain 3g.11ot3.11i')) für ungültig, gab dem König den geistlichen Zehnten in Frank- reich auf fünf Jahre und machte die Günstlinge desselben zu Kardinälen. Dagegen vereitelte er den Plan Philipps, seinem Bruder Karl von Va- lois nach der Ermordung Albrechts I. (1308) die deutsche Krone aufzufetzen. Von Philipp gedrängt, hob er auf dem Konzil zu Vienne (1311) und durch eine Bulle vom den Templerorden auf. Von dem König Robert von Neapel unter- stützt, demütigte er 1313 Venedig, [* 47] das er wegen Besitznahme von Ferrara [* 48] 1309 mit dem Bann und weltlicher Acht belegt hatte. Als Kaiser Heinrich VII. auf seinem Römerzuge 1311 dem König Robert Neapel streitig machte, nahm Clemens seinen Vasallen durch drohende Bullen in Schutz, exkommunizierte die Bundesgenossen des Kaisers und ernannte nach dem Tode Heinrichs VN. (1313) den König Robert 1314 zum röm. Senator und Reichsverweser in Italien. Er starb mitten in seinen Plänen zur Unterjochung Italiens [* 49] zu Roquemaure in Lan- guedoc. Simonie, Habsucht und Unzucht herrschten an seinem Hofe. Die auf seine Anordnung zusam- mengestellten Kirchengesetze sind unter dem Namen Clementinen (s. d.) bekannt. - Vgl.Ii.sFSLwiuI'Hpa.e ci6in6Mi8 V (7 Bde., Rom 1885-87); Rabanis, 0i6M6nt V 6t ?ni1ipp6 16 Lei (Par. 1858); Wenck, C. V. und Heinrich VII. (Halle [* 50] 1882). Clemens VI. (1342-52), früher Peter Roger, ein Franzofe, Benediktiner, Bifchof von Arras [* 51] und königl. Rat, dann Erzbifchof zu Rouen, [* 52] nahm seine Residenz zu Avignon, setzte den Kampf gegen den deutschen König Ludwig IV. fort, indem er veran- laßte, daß auf der Versammlung zu Rense 1346 Lud- wig abgesetzt und sein Zögling, Karl von Böhmen, [* 53] als Karl IV. zum Gegenkönig erhoben ward. Er stürzte den Volkstribun Cola di Rienzi (s. d.) zu Rom, verlieh der Königin Johanna von Sicilien, obgleich dieselbe des Gattenmordes verdächtigt war, die Krone und kaufte von ihr die Grafschaft Avignon. Er führte 1350 das Jubeljahr (s. d.) ein und gehört in Bezug auf Nepotismus und weltliches Leben zu den schlechtesten Päpsten. Clemens (VII.), schismatischer Papst zu Avignon 1378- 94, vorher Graf Robert von Gent, [* 54] Bischof von Cambrai, dann Kardinal, wurde von den franz. Kar- dinälen gegen Urban VI. (s. d.) gewählt, aber nur in Frankreich, Spanien [* 55] und Schottland anerkannt. Er ist wegen seiner Gelderpressungen berüchtigt. C.VII. (1523-34), vorher Giulio de'Medici, Erzbischof von Florenz, [* 56] suchte mit Hilfe Frankreichs die Macht der span. -
österr. Monarchie zu brechen, um Italiens Selbständigkeit zu bewahren. Er spielte deshalb in den Kämpfen Karls V. und Franz' I. eine wechfelnde Rolle. Die Notwendigkeit innerkirch- licher Reformen sah Clemens ein, wagte aber nicht zu durch- greifenden Maßregeln überzugehen. Er erlebte 1527 die Eroberung Roms durch die deutschen Lands- knechte. Die Folge seiner Haltung in dem Ehestreite Heinrichs VIII. (s. d.) war 1534 die Losreißung Englands von Rom. -
Vgl. Grethen, Die polit.Bc- ziehungen Clemens' VII. zu Karl V. in den 1.1523-27 (Hannov. 1887).
, mißt, sind unter K aufzusuchen. ¶
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Clemens Romanus iVHI.), vorher Agidius Nunoz, Kanonikus zu Barcelona, [* 58] wurde 1424 von drei Kardinälen zum Papst erwählt, mußte 1429 auf dem Konzil zu Tor- tosa entsagen, wodurch das große Schisma (s. d.) beendigt wurde. Clemens Romanus VIII. (1592-1605), vorher Ippolito Aldo - brandini, geb. 1536, seit 1585 Kardinal, stellte sich in Frankreich auf die Seite der Ligue; nachdem jedoch Heinrich IV. 1593 zum Katholicismus über- getreten war, absolvierte er ihn 1595 und blieb mit ihm in gutem Einvernehmen.
Das Herzogtum Fer- rara zog er nach dem Erlöschen des Hauptstammes der Este 1598 als erledigtes Lehen ein. In dem Streit zwischen Dominikanern und Jesuiten über das Ver- hältnis von Gnade und Freiheit des Willens vermied er eine Entscheidung, um keinen Orden [* 59] zu verletzen. Er starb Von der Vulgata ordnete er 1592 eine zweite verbesserte Ausgabe an, nach ihm 0i6in6ntiua genannt. Clemens Romanus IX. (1667 - 69), vorher Giulio Rospi- gliosi, Nuntius in Spanien, dann Kardinalsekre- tär Alexanders VII., stellte zwar die Verfolgung der Iansenisten ein (der sog. Clementinische Friede), verbot aber die von ihnen besorgte Über- setzung des Neuen Testaments. Clemens Romanus X. (1670-76), vorher Emilio Altieri, war 80 I. alt, als er Papst wurde, und hinterließ seinem Nachfolger den Streit um die Regalien (s. d.) mit der franz. Krone. Clemens Romanus XI. (1700-21), vorher Giovanni Fran- ce s c o A l b ani, geb. 1649, seit 1690 Kardinal, erhob Einspruch gegen Preußens [* 60] Erhebung zum Königtum, stand im Spanischen Erbfolgekrieg auf der Seite Frankreichs, ward aber 1709 zur Anerkennung des österr. Prätendenten Karl III. gezwungen. Von den Jesuiten beherrscht, erließ er gegen die Iansenisten die Bulle «Vinkam Domini» (1705) und die Konstitu- tion «UuiFsuiwL» (1713). Seine Werke (2 Bde., Franks. 1729) enthalten Bullen, Reden und Briefe. Clemens Romanus XII. (1730-40), vorher LorenzoCorsini, seit 1706 Kardinal, versuchte vergeblich, den Kirchen- staat durch Pavia und Piacenza oder San Marino zu erweitern und die deutschen Protestanten durch das Versprechen des ungeschmälerten Besitzes der säkularisierten Kirchengüter für Rom zu gewinnen. Clemens Romanus XIII. (1758-69), vorher Carlo Rezzonico, seit 1737 Kardinal, stand ganz unter dem Einflüsse des Staatssekretärs Torreggiani und erlebte die Ver- bannung der Jesuiten aus Portugal, Frankreich und Spanien und den Angriff des Nikolaus von Hont- heim auf die pä'pstl.
Hierarchie. Clemens Romanus XIV. (1769-74), vorher LorenzoGanga- nelli, geb. zu Sant Arcangelo bei Rimini, trat 1723 in den Minoritenorden, ward Konsultor der Inquisition, 1759 Kardinal und 1769 im Mai nach dreimonatlichem Konklave ge- wählt. Er neigte freisinnigern Ansichten zu, verbot z. B. die Verlesung der Bulle «In 006113. äoinwi». Seine Abneigung gegen die Jesuiten war bekannt-, dennoch zögerte er mit Auflösung des Ordens, um durch Unterhandlungen mit denHöfen möglichst große Zugeständnisse dafür einzutauschen.
Erst veröffentlichte er das auflösende Breve «vomi- QU8 ac Nkäemptor nost^r». Er starb Die Vermutung, daß er vergiftet worden sei, ist grundlos. Sein Denkmal in der Kirche der Apostel zu Rom führte Canova nach Volpatos Angabe aus. Clemens Romanus beförderte Künste und Wissenschaften, u. a. auch durch die Stiftung des Clementinischen Mu- seums, das, durch Pius VI. und Pius VII. berei- chert, zur schönsten Zierde des Vatikans wurde. An Schriften hat Clemens Romanus nur Briefe und Sendschreiben hinterlassen. Die von Caraccioli herausgegebenen Briefe (deutsch, 4 Bde., Lpz. 1777-80) vermengen Echtes mit Unechtem, ebenso die «^ouv6ii68 Isttreg int6i'688kut63 äu MP6 d XIV» (3 Bde., Par. 1776 u. ö.: deutsch, Lpz. 1790). -
Vgl. Caraccioli, I^a vi6 äu pHps (^. XIV (Par. 1775; deutsch, Franks. 1776);
Reumont, Ganganelli, Papst C.XIV., seine Briefe, seine Zeit (Berl. 1847)'. Theiner, Geschichte des Pontificats Clemens Romanus' XIV. (2 Bde., Lpz. 1853).
Die Schrift von Latouche, «OismLQt XIV 6t O3.1I0 Ler- tiuä22i, c0ri-68p0iiäÄiic6 in6äit6» (Par. 1827), ist eine sinnreiche, anziehend geschriebene Erdichtung. Clemens Romanus, einer der Apostolischen Väter (s. 0.), war der Sage nach der erste oder dritte Bischof von Rom nach dem Apostel Petrus, Schü- ler des Petrus und Mittelsmann zwischen Iuden- christentum und Heidenchristentum. Zuverlässiges über seine Person ist nicht bekannt. Ob der im Briefe an die Philipper 4,3 als Mitarbeiter des Paulus erwähnte Clemens Romanus derselbe ist, wie schon ältere Kirchenlehrer annahmen, ist ebenso zweifelhaft als die Identität des röm. Gemeindehauptes mit dem wegen Hinneigung zum Christentums hingerichte- ten Vetter Domitians, dem Konsular Flavius Cle- mens. Im letztern Falle würde sein Tod etwa ins I. 96 n. Chr. fallen.
Die spätere ^age weiß von seiner Verbannung in den Thrazischen Chersones und seinem Märtyrertode 102 n. Chr. zu erzählen. Die zahlreiche, dem Clemens Romanus zugeschriebene Litteratur zerfällt in einen heidenchristl. und eincn judenchriftl. Zweig. Zu dem erstern gehört namentlich der ihm zugeschriebene, jetzt vollständig wieder aufgefundene Brief an die Korinther, ein nach den meisten ums I. 94, nach andern erst um 120 anonym verfaßtes röm. Gemeindeschreiben zum Zwecke der Herstellung kirchlicher Ordnung in der von Parteien zerrissenen korinth.
Gemeinde. Der Grundcharakter der Theo- logie in diesem Schreiben ist ein abgefärbter und stark ins Gesetzliche hinüberspielender Paulinismus. Der sog. zweite Brief des Clemens Romanus ist, wie sich seit der Wiederauffindung des vollständigen Textes ergeben hat, überhaupt kein Brief, sondern eine erst in der zweiten Hälfte des 2. Jahrh, verfaßte Homilie. Zu den judenchristl. Schriften, welche seinen Na- men tragen, gehören außer den Apostolischen Kon- stitutionen (s. d.) besonders die sog. Clementi- nischen Rekognitionen und Homilien, eine doppelte Überarbeitung einer ältern judenchristl.
Schrift und eins der wichtigsten Denkmäler des essenischen Iudenchristentums im 2. Jahrh. Petrus erscheint darin als der eigentliche Heidenapostel, während Paulus unter der Maske des Magiers Si- mon als falscher Apostel bestritten wird. Die Cle- mentinische Überarbeitung kleidet diese Streitunter- redungen des Petrus mit Simon in eine Art von Familienroman, dessen Held der von Petrus bekehrte Clemens Romanus ist. (Vgl. Lanqen, Die Klemensromane. Ihre Entstehung und ihre Tendenzen, Gotha [* 61] 1890.) Außer- dem existieren unter dem Namen des Clemens Romanus in syr. Sprache [* 62] noch zwei Briefe an die Jungfrauen, ein frühestens aus dem 3. Jahrh, stammendes Machwerk. Am besten sind die beiden Briefe des Clemens Romanus von Hilgenfeld («^ovuin ^68t9.m6ntiiin extra, canonem I-606MIN», Fascikel 1, Lpz. 1866; 2. Aufl. 1876), Bryennios (Konstantinopel [* 63] 1875),
Harnack und Geb- hardt («I'Hti-uiuHp08t0iic0rum0p6r3.,lH8l:. 1,pai-ä1 Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen. 24* ¶
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(2. Aufl., Lpz. 1876),
Funk («Opera Mi-iim g. p08to- licorum», Bd. 2, Tüb. 1881) und von Lightfoot («^p08to1ie I^tkerLn, Teil 1, 2 Bde., Lond. 1890) herausgegeben worden. Die syr. Briefe sind mit lat. Übersetzung von Veelen (Löwen [* 65] 1856) und (nur lateinisch) von Funk (Tüb. 1881), die Rckognitionen (in der allein erhaltenen lat. übersetzung des Rusinus) von Gersdorf (»IMIicMeck pati-um 6eci68ia,8tieo ruui'),
Bd. 1, Lpz. 1838),
die Homilien von Schwegler (Stuttg. 1847),
vollständig von Dresjel (Gott. 1853) und Lagarde («Olemsiitiiig.», Lpz. 1865) herausge- geben. -
Vgl. Lipsius, v6 (^I6in6iiti8 Romani 6^i- Ztola. 3.ä 00rilltQi08 priork äi8liui8iti0 (Lpz. 1855), über die Homilien und Rekognitionen Vaur, Die christl. Gnosis (Tüb. 1835) und die Schriften von Schliemann (Kiel [* 66] 1843), Hilgenfeld (Jena 1848), Uhl- Horn (Gott. 1854) und Lipsius, Die apokryphischen Apostelgeschichten, Bd. 2 (Braunschw. 1884, 1887).
Elemens von Alexandria (Titus Flavius C Alerandrinus), griech. Kirchenvater, wahrscheinlich zu Athen [* 67] geboren, erwarb sich auf ausgedehnten Reisen eine unifassende Kenntnis der griech. Poesie und Philosophie und wurde von Pantänus (s. d.) in Alexandria für das Christentum gewonnen. Er wurde Presbyter und Lehrer an der Katecheten- schule, nach dem Tode des Pantänus Vorsteher der- selben und einer der hervorragendsten Begründer der Alerandrinischcn Schule (s. d.) der altchristl.
Theo- logie. Als Vertreter einer kirchlichen Gnosis will er den kirchlich überlieferten Glauben zu einem reli- gionsphilos. Wissen erheben, ohne seinen Inhalt zu trüben oder zu verändern. Während der bloße Glaube zum Heil allerdings bereits genügt, führt nach ihm das wahre Wissen den christl. Weisen zur vollen Eini- gung mit dem Logos und zum Schauen Gottes. Während der Verfolgung des Septimius Severus (202) ging Clemens Wenzeslaus nach Palästina [* 68] und starb um 220. Von seinen erhaltenen Schriften ist die " ('okortHtio aä Christentum anzunehmen, der »?cl.LäI.F0FU8» ein Ab- riß der christl. Moral, die «8troin3.tg.» (d. h. bunt aewirkte Teppiche) eine Darstellung der wichtigsten Glaubenslehren, untermischt mit verwandten Aus- sprüchen griech. Dichterund Philosophen. Die «II^po tvp086i3», Glossen zur beiligen Schrift, sind bis auf eine verstümmelte Auslegung der kath. Briefe ver- loren gegangen. Dagegen ist von Clemens Wenzeslaus noch eine Ho- milie über Matth. 19,13. erhalten. Ausgaben von Sylburg (Heidelb. 1592), Potter (Oxf. 1715), Klotz /4 Bde., LpZ. 1831-34), Dindorf (4 Bde., Oxf. 1868-69). -
Vgl. Eylert, Clemens Wenzeslaus von Alexandrien als Philosoph und Dichter (Lpz. 1832);
Böhringer, Die Kirche Christi und ihre Zeugen, Bd. 1 (2. Aufl., Stuttg. 1873);
Merk, Clemens Wenzeslaus Alexandrinus in seiner Ab- hängigkeit von der griech. Philosophie (Lpz. 1879); Zahn, 3uppi6iu6iitiiin 0i6iü6utinuiii (in den «For- schungen zur Geschickte des neutestamentlichen Ka- non», Bd. 3, Erlangen [* 69] 1884).
Elemens von Nom, s. Clemens Romanus. Elemens August, Erzbischof und Kurfürst von Köln, geb. Sohn des bayr. Kur- fürsten Max Emanuel, Neffe und 1723 Nachfolger seines Oheims Joseph Clemens (s. d.), erwarb nacheinander die Stifter Paderborn, [* 70] Münster, [* 71] Köln (1723), Hildesheim [* 72] und Osnabrück, [* 73] ferner die Dom- propstei in Lüttich [* 74] und die Grohmeisterwürde des Deutschen Ordens; er gewann damit den größten Territorialbesitz im nordwestl. Deutschland und eine auch in der allgemeinen europ. Politik nicht uner- Artitel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen. hebliche Machtstellung, die er meist im Interesse des bayr. Hauses geltend zu machen suchte. Er folgte feinem Bruder Karl Albert, als dieser von der Ver- bindung mit Osterreich in das Fahrwasser der franz. Politik einlenkte.
In dem Polnischen Erbfolgekriege (1733-35) standen beide Brüder auf der Seite Lud- wigs XV., selbst dann noch, als der Kaiser das Reich zur Kriegserklärung gegen Frankreich vermocht hatte. Als 1742 der bayr. Kurfürst als Karl VII. die kaiserl. Krone unter franz. und preuß. Schutze annahm, trat Clemens Wenzeslaus A. bei der Wahl und im Kriege für den Bruder ein, bis die drohende Nähe des engl.- österr. Heers ihm einen Neutralitätsvertrag aufnötigte, der später sogar zur Bundesgenossenschaft erweitert wurde. So kam Clemens Wenzeslaus A. 1744 dahin, den Franzosen im Verein mit den engl.-deutschen Truppen den Durchzug nach Han- nover zu versperren. Als nach dem Tode Karls VII. (Jan. 1745) Bayern [* 75] mitOsterreich Frieden geschlossen hatte, gab auch Clemens Wenzeslaus A. seine Kurstimme dem Herzog von Lothringen Franz Stephan.
Bald aber ließ er sich wieder durch die franz. Einflüsterungen und Geld- versprechungen gewinnen und verharrte bis zum Frieden von Aachen [* 76] (1748) in einer Frankreich wohlwollenden Neutralität. 1751 wurde ein 1753 erneuerter Subsidienvertrag mit Frankreich ab- geschlossen, auf Grund dessen der Kurfürst am Sie- venjährigen Kriege gegen Preuhen teilnahm. Um dem durch die franz. Besetzung hervorgerufenen Elend auszuweichen, hatte sich Clemens Wenzeslaus A. auf den Weg nach München [* 77] gemacht, als er in Ehrenbreitstein starb. Eine Reihe von Bauwerken in den Stiftslanden erinnern noch heute an das Wirken des prachtliebenden Kurfürsten. -
Vgl. Mering, Clemens Wenzeslaus A. (Köln 1851).
lIoseph Clemens. Elemens Joseph, Kurfürst von Köln, s. Elemens Wenzeslaus, letzter Kurfürst von Trier, [* 78] geb. 1739, aus dem sächs. Kurhause, nahm als dsterr. Generallieutenant an der Schlacht bei Torgau [* 79] teil, trat 1761 in den geistlichen Stand ein und erhielt 1763 die Bistümer Freising [* 80] und Regens- burg, 1768 das Erzbistum Trier, 1764 die Koadju- torei im Bistum Augsburg, [* 81] 1770 die in der Propftei Ellwangen; später wurden Augsburg und Ellwangen ihm selbst übertragen.
Während Clemens Wenzeslaus die geistliche Regierung in Trier dem freisinnigen Weihbischof Hontheim, in Augsburg dem römisch gesinnten Beck überließ, wandte er selbst, meist in Koblenz [* 82] und Ehrenbreitstein residierend, seine Fürsorge der welt- lichen Verwaltung des Kurstifts zu, das er in man" nigfacher Weise durch Reformen des Schulwesens, besonders der Universität in Trier, durch Boden- kultur, durch Hebung [* 83] des Handels und der Indu- strie förderte. Nachdem er, wenigstens für die Augs- burger Diöcese, anfangs der antiröm.
Politik Kai- ser Josephs Widerstand geleistet hatte, trat er später auf dessen Seite und versuchte kirchliche Verbesse- rungen im Sinne der herrschenden Aufklärung, ward aber durch den Ausbruch der Französischen Revolution bald in eine andere Richtung gedrängt. Als Beschützer der franz. Emigranten zog er 1794 die Heere der franz. Republik in das Land, verlor durch den Frieden von Lunsville und das franz.- röm. Konkordat 1801 die linksrhein. Teile des Stif- tes und die erzbischöfl. Würde, 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluß auch die rechtsrhein. Reste des Kurlandes sowie Augsburg und Ellwan- gen. Im Genuß einer Pension von 100000 Fl. lebte er bis zum Clemens Wenzeslaus war ein begabter Fürst, ein edler, etwas weicher Charakter, ein ¶
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sonderer Gönner aller Musiker und musikalischer Bestrebungen. Er ist der Erbauer des kurfürstl. Schlosses in Koblenz. -
Vgl. Al. Dominicus, Koblenz unter Clementi W. 1768-94 (Koblenz 1869).
Clemens, Johan Frederik, dän. Kupferstecher, geb. in Golnau bei Stettin, [* 85] war Schüler des Kupferstechers Preisler des Ältern in Kopenhagen [* 86] und hielt sich 1773-78 in Hamburg, der^chwciz und Paris auf, wo er unter Wille arbei- tete. Er starb Zu seinen besten Werten (Gesamtzabl etwa 400 Blätter) gehören: Sokrates und sein Genius, uach dem Gemälde Abildgaards;
Die Revue Friedrichs des Großen, nach Cunning- ham: Ter Tod Montgomervs, nach Trumbull. Elemens (spr. klemm'ns), Samuel Langhorne, amerik. bumoristischer Schriftsteller, bekannt unter dem Schriftstellcrnamen Mark Twain, geb. in Florida (Missouri), wurde mit 13 Jahren Buchdrucker, 1851 Lotse auf dem Missis- sippi und fuhr als solcher jahrelang zwischen St.Louis und Neuorleans, schrieb später für Zeitungen und war von 1862 bis 1865 Redacteur des «1^nt6i'pri36» in Virginia-City. Von hier ging er nach ^an Fran- cisco, wo er als Reporter (bereits mit dem Pseu- donym Mark Twain) für verschiedene Blätter thä- tig war, und besuchte 1866 die Sandwichinseln, über die er nach seiner Rückkehr Vorlesungen in den Pacific-Staaten hielt. 1867 veröffentlichte er sein erstes Buch: «11i6 c6i6drat6ä^umpiu^ fi-o^»; in demselben Jahre machte er eine Vergnügungs- fahrt ins Mittelmeer bis nach Ägypten [* 87] und Palä- stina, die er in dem Buche «Inuoc6llt3 adi-o^än und der Fortsetzung »'IIis u6^ ?i1Zrim'8 pro^i'688" mit größtem Humor beschrieb. 1872 veröffentlichte er als Gegenstück dazu «^ti6 lQnoc6iit8 at Koin6», das weniger Beifall fand. Seine übrigen Sckriften sind: «HouLliiuF it» (Hartford 1872),
von welch letztcrm Werke in 9 Monaten 91000 Exemplare verkauft wurden, c^Iii6 ^i1ä6 HF6" (1873-74, mit Cb. D. Warner zusammen; auch dramatisiert mit großcm Erfolge),
«^Ii6 a. äv6iNur68 oi^Iom 3Ä^6r» (eine Knabengeschichte, 1876-77),
«^ ^i-amp adroaä» (1880),
i'^L8t0leu^1iit6 6l6p1iciQt6to.') (1882-84), «^k6 i'rincs und t1i6 ?HUP6I» (1881, auch drama- tisiert),
«I^ik6 011 td6 ^Ii38i88ippi» (1883),
«^äv6Q- Wr68 of IIuc^iLdßli-)' ^inn» (1884),
«^ ^auk66 Ät tiis court ofXiu^^i-tliul» (1889),
«^uriou8 är62.iu» (1892),
«Infoi-m^tion ^anwä» (1892). Eine Aus- wahl seiner Skizzen veröffentlichte er 1892. Naik ^aiu heißt unter den Bootsleuten des Mississippi soviel als: Zwei (Faden) [* 88] markieren! und ist eine Erinnerung an die Lotsenzeit des Humoristen. (5. gründete 1884 zu Neuyort die Firma Cb. Webster & Co., die zu den bedeutendsten Veriagvgeschäften Amerikas gehört. -
Vgl. Haweis, ^u^i-ican du- morists (Lond. 1882).
Clemens, Wilhelm, Maler, geb. zu Guerath bei Grevenbroich in der Rhcinprovinz, widmete sich, nachdem er schon als Iustizbeamter beim Friedensgericht in Aachen funktioniert, der Malerei und trat 1875 an der Münchener Akademie in die Schule von Löfftz und dann in jene von Tiez. Seinen ersten Erfolg errang er 1881 mit dem Ge- mälde: Disputierende Mönche. 1886 gewann er auf der Berliner Jubiläumsausstellung für: Des Wil- derers Ende, die kleine goldene Medaille (Berlin, Nationalgaleric). 1889 erschien das Bild: Mit einem Kuß verrätst du deinen Herrn und Meister, auf der Münchener Ausstellung. Clementi lebt in München.
Element (spr. -mang), Charles, franz. Kunst- historiker, geb. zu Nouen, war stell- vertretender Konservator am AI11866 ^apolöou 111, war dann ausschließlich schriftstellerisch thätig und starb in Paris. Aus seinen Studien, die cr meist in dcr «1^6vu6 ä68 ä6ux Noini63» u. a. Zeitschriften veröffentlichte, entstand sein bedeutendes Werk: «^lickei ^u^6, I^onard d6 Vinci, NHpIi3^1» 15. Aufl. 1881: deutsch von Claus, Lpz. 1870). Ebcnso geistvoll behandelte Clementi die moderne Kunst- geschichte in (^6i'iciin1v) (3. Aufl. 1879),
«?ruä'1iow (1872; 3. Aufl. 1880), »I^opoiä Nodert" (1874), «^rti8t68 3,uci6U8 6t inoä6rll63» (1876),
«0ü3.ri63 01671-6» (1877: 2. Aufl. 1885). Element (spr. -mang), Jacques, der Mörder König Heinrichs III. von Frankreich, geb. um 1565 im Dorfe Sorbon im Sprengel des Erzbistums Reims, [* 89] war unlängst in den Orden der Domini- kaner getreten, als der Fanatismus der kath. Liga ibn auf den Gedanken brachte, den König, der den Hugenotten zuneigte, zu ermorden. Durch seinen Prior und, wie behauptet wird, durch die Herzogiu von Montpensier, die Schwester des ermordeten Hem- rich von Guise, fanatisiert, begab Clementi sich nach St. Cloud, wo der König sich aufhielt. Am folgenden Morgen, als Überbringer wichtiger Nachrichten von Paris vor Heinrich III. geführt, durchbohrte Clementi ihn mit einem in Gift getauchten Messer, [* 90] während jener den ihm dargereichten Brief las.
Diener, die auf des Königs Geschrei herbei- eilten, erstachen sogleich den Mörder. C.s Leichnam ward von vier Pferden zerrissen und dann verbrannt. Element (spr. -mang), Jean Pierre, franz. Hi- storiker und Nationalötonom, geb. zu Traguignan, gest. als Mitglied des Iu8titut ä6 ?r3.uc6 zu Paris. Er schrieb die auf gründlichen Quellenstudien beruhenden Werke: «1Ii8t0ir6 ä6 1a vi6 6t äs 1'kttlmini8tr9.ti0ii ä6 lüoi- 1)6rt» (Par. 1846; neue Ausg. 1874),
«1^6 ßouv^ne- in6nt ä6 I^0ui8 XIV» (ebd. 1848),
«»IH0HU68 lülNur 6t 0uali68 VII" (2 Bde., ebd. 1853 u. ö.),
«I.'Qi8t0ii-6 äu 8^8t6M6 PI'()t6ct6UI' 611 ^I'3,Ul)6 66PU18 (Ü0id6rt ^U8lin'ü. 13. Involution (16 1848» (ebd. 1854),
«?or- tlNit8 ki8toi'ihU63» (ebd. 1854),
«I^6ttl68, in8t!-iio tiou6 6t in6inoir68 (16 lÜ0id6lt» (7 Bde., ebd. 1863 -71) u. s. w. Clementi, Muzi o, Klavierspieler und Komponist, geb. 1752 in Rom, hatte zum Lehrer den als Kon- trapunktist hochgeachteten Carpini; ihm verdankte er die Einführung in die wahre Fugenkunst, deren Beherrschung ihm vollkommener gelang als irgend einem seiner ital. Zeitgenossen. Im 12. Jabre schrieb cr eine mit großem Beifall aufgeführte Mcsse und zeichnete sich schon mit 14 Jahren durch sein Klavierspiel so aus, dah ein engl. Kunstfreund, Beck- ford, ihn mit nach England nahm. In London hörtc er nicht nur die besten Spieler seiner Zeit, sondern lernte die gesamte auherital.Klavierlitteraturkenneu, namentlich auch die ältern Klassiker, wie Händel, die seine harmonische Vertiefung und kontrapunktische Gewandtheit förderten.
Diese Bildungselemente er- zeugten in Clementi einen Stil, der die Vorzüge der ver- schiedenen Nationen in sich vereinigte, wie es bei keinem andern Klavierkomponisten in dem Grade dcr Fall war. Schon mit 18 Jahren schrieb Clementi ein So- natenwerk, das die Grundlage für die Form der mo- dernen Klaviersonate klarlegte. Seit 1770 lebte er in London als Virtuos und Klavierlehrer, zuletzt (1777-80) auch als Cembalist (Dirigent) an del Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen. ¶