durch Auskochen der
Drogue mit
Benzol und Verdunsten der Lösung in gelben Blättchen und
Nadeln
[* 2] erhalten wird. Chrysarobin wird nicht
von Wasser, schwer von
Alkohol und
Äther, leichter von
Chloroform, Eisessig und
Benzol aufgenommen. Auch von starker Kalilauge
wird es gelöst und geht dann beim Einleiten von Sauerstoff inChrysophansäure (s. d.) über. Durch
Glühen
mit Zinkstaub wird es zu Methylanthracen. Es färbt ungebeizte Zeuge gelb.
Durch
ApollonsRache genötigt, der seinem Priester beistand, mußte
Agamemnon die Chryseïs dem
Vater zurückgeben und nahm dafür
dem
Achilleus die
Briseïs weg, was den «Zorn» des letztern erregte
(Homer, Ilias
Buch I). - Chryseïs ist auch der 202.
Planetoid.
(grch. chrysos,Gold,
[* 3] elephantinos, elfenbeinern) nennt man
Statuen, bei denen die
Gewänder von
Gold, der Körper, soweit er von der Gewandung nicht bedeckt ist, von Elfenbein gefertigt ist.
ein aromatischer
Kohlenwasserstoff von der Zusammensetzung C18H12, der sich in den
höchstsiedenden Anteilen des
Steinkohlenteers vorfindet und beim Durchleiten von Phenylnaphtyläthan, C6H5.CH2.CH2.C10H7,
durch glühende
Röhren
[* 5] entsteht.
Der
Name rührt von der goldgelben
Farbe her, die dem unreinen Körper hartnäckig anhaftet.
In reinem Zustande (nach dem Schmelzen mit
Kali) bildet Chrysen weiße Krystallblättchen. Es schmilzt bei
250° und siedet bei 436°. Durch
Oxydation mit
Chromsäure liefert es gelbes
Chrysochinon, C18H10O2 das sich in konzentrierter
Schwefelsäure
[* 6] mit blauer
Farbe löst.
stoischer
Philosoph, 282-209
v. Chr., der bedeutendste
Systematiker dieser Schule, stammte aus
Soli, nach
andern aus
Tarsus in Cilicien. Er hörte den
StoikerKleanthes sowie den
AkademikerArcesilaus und lernte
so die Einwürfe der Skeptiker gegen die stoische
Lehre
[* 7] kennen. Hierdurch ward er um so mehr befähigt, die Verteidigung derselben
zu übernehmen, wobei er großen Scharfsinn und ausgezeichnetes
Talent im Disputieren bekundete. Letzteres bewährte er vorzüglich
in derLogik oder Dialektik. In der Ausführung der einzelnen
Teile der
Philosophie verfolgte er mit einigen
Änderungen die
Richtung des
Zeno und
Kleanthes. Ihm verdankt die
stoische Philosophie ihre endgültige Ausprägung. Chrysippus soll
über 700
Schriften verfaßt haben, von denen nur wenige Bruchstücke übrig sind. -
(grch.,
d. i. die Goldbeschildeten), s.
Argyraspiden. ^[= (grch., d. i. die Silberbeschildeten), ein Teil der macedon. Phalanx, Kerntruppen, durch einen ...]
(Chrysobalaněae),
Abteilung der Familie der Rosaceen (s. d.). ^[= # in der Forstwirtschaft die durch die Waldeinteilung (s. d.) gebildete kleinste Wirtschaftsfigur. ...]
Die
Frucht des südamerikanischen Chrysobalanus IcacoL. (s.
Tafel:
Rosifloren,
[* 1]
Fig. 6) wird als Icacopflaume oder Kokospflaume in ihrem Vaterlande
gegessen, auch als adstringierendes
Mittel medizinisch angewendet.
ein dem rhombischenSystem angehöriger, kurz und breit säulenförmig oder dick
tafelartig mit Pyramidenflächen krystallisierender
Edelstein, dessen
Farbe aus Grünlichweiß in Spargelgrün oder Olivengrün
übergeht und der zuweilen einen bläulichen wogenden Lichtschein zeigt. Er besteht aus 80 Proz.
Thonerde und 20 Proz.
Beryllerde, BeAl2O4, ist glasglänzend, von muscheligem
Bruch, seine Härte steht zwischen der
des
Topas
[* 10] und des Korund.
[* 11] Er findet sich in
Brasilien,
[* 12]
Ceylon,
[* 13] Pegu,
Sibirien, Nordamerika,
[* 14] und zwar meist als lose
Körner und
Geschiebe im Flußsande, auch eingewachsen im Gneis zu Marschendorf in Mähren
[* 15] und Haddam in Connecticut.
Der größte
Stein dieser Art, der ein Gewicht von 8 kg hat, befindet sich in Rio
[* 16] de Janeiro. Der Chrysoberyll wird
zu Schmucksachen,
[* 17] besonders Ringsteinen, verwendet, wobei man den blaßgefärbten eine
Goldfolie unterlegt. Eine besondere
Abart ist der
Alexandrit
[* 18] (s. d.). Im
Edelsteinhandel, als sog.
Phantasiesteine (s. d.), befinden sich zur Zeit besonders ceylonische
Chrysoberyll von allen Nuancen des
Grün und
Gelb bis zu den seltenen rein goldgelben. Die große
Ausbeute an solchen
wurde dadurch veranlaßt, daß eine bedeutende
Nachfrage entstand nach den in den letzten Jahren in die Mode gekommenen Chrysoberyll-Katzenaugen,
die, mugelig geschliffen, eine wogende Lichtlinie zeigen und von denen besonders große und schöne
Steine mit Tausenden bezahlt
worden sind.
(grch., diegoldene Bulle
[Siegel] und die mit einer solchen versehene
Urkunde), ein
Erlaß, seltener ein
Brief von einem byzant.
Kaiser, durch den kaiserl. Verordnungen bekannt gemacht, Schenkungen an Klöster
und
Kirchen ausgegeben wurden u. s. w. Da häufig eine
Goldbulle aus mehrern in der Länge zusammengeklebten Pergamentstücken
bestand, verbürgte die Zusammengehörigkeit derselben eine eigenhändige, durch die Berührungspunkte
der
Stücke gehende
Notiz des Großlogotheten (s. d.) oder des
Logotheten (s. d.) des Dromos. Das ganze Dokument wurde zwar
in der kaiserl. Kanzlei verfertigt, der
Kaiser selbst versah es aber mit seiner
Unterschrift in roten
Buchstaben, dem im
Text
vorkommenden Worte λόγος (της βασιλείας), dem Monatsnamen, der Indiktionszahl (s.
Indiktionencyklus) und dem letzten Numerale in der voll geschriebenen Jahreszahl. Von den noch vorhandenen originalen Chrysobullon der
byzant.
Kaiser werden die meisten auf dem
BergAthos aufbewahrt. -
Vgl. «Jus graeco-romanum, pars III.: Novellae constitutiones,
hg. von Zachariä von Lingenthal (Lpz. 1857); Miklosich und
Müller,
Acta et diplomata (Bd. 1-6,
Wien
[* 19] 1860-90);
Langlois, Le
[* 20] mont
Athos (Par. 1867); Schlumberger, Sigilographie byzantine (ebd. 1884).
ein künstlicher organischer Azofarbstoff (s. d.) von der Zusammensetzung C12H12N4. Er entsteht
bei der Einwirkung von Diazobenzolchlorid auf Metaphenylendiamin und ist das salzsaure Salz
[* 23] des Diamidoazobenzols,
Bezeichnung für das Natriumsalz des Benzylfluoresceïns, welches als Farbstoff zum
Gelbfärben von Seide in den Handel kommt. Chrysolin wird durch Erhitzen von Resorcin, Phthalsäureanhydrid und Benzylchlorid bei Gegenwart
von Schwefelsäure dargestellt.
eine edlere, als Schmuckstein dienende Varietät des olivengrünen Olivins (s. d.) von derselben Krystallform
und chem. Zusammensetzung wie dieser; er besitzt wenig Feuer, auch nur eine verhältnismäßig geringe Härte
(6,5 bis 7), sodaß seine Politur leicht leidet, weshalb er als Edelstein nicht besonders geschätzt ist; bei den Alten jedoch
stand er in größerm Ansehen. Man gebraucht ihn mit Goldfolie zum Besetzen von Halsketten u. s. w. Die klarern Varietäten werden
in Kleinasien, Ägypten,
[* 28] Ceylon, Pegu und Brasilien namentlich als lose Krystalle und Körner gefunden.
eigentlich Petrus von Ravenna, lat. Kirchenredner, geb. um 406 zu Imola,
wurde um 433 Bischof von Ravenna und starb 450. Berühmt war er durch seine Predigten für den orthodoxen Kirchenglauben, für
Sittenstrenge und Werkheiligkeit.
Erhalten sind von ihm 176 Reden, darunter 160 wahrscheinlich echte, hg. von
Pauli (Petrus Chrysologus, Sermones», Vened. 1750),
Manuel, ein vornehmer Grieche aus Konstantinopel, geb. um die Mitte des 14. Jahrh., der erste,
der die griech. Litteratur nach Italien
[* 31] verpflanzte. Kaiser Manuel Paläologos schickte ihn um 1391 nach
Italien, um Hilfe gegen die Türken zu suchen. Er wurde dadurch in Italien bekannt, verließ 1397 sein Vaterland und folgte
dem Rufe als Lehrer der griech. Litteratur nach Florenz.
[* 32] Aus seiner Schule gingen LeonardoBruni, Poggio, Francesco
Filelfo, Guarino von Verona
[* 33] u.a. hervor. Seit 1400 wirkte er zu Mailand,
[* 34] seit 1402 in Pavia, dann in Venedig,
[* 35] zuletzt in Rom.
[* 36] Papst Gregor XII. bediente sich seiner auch bei der beabsichtigten Vereinigung der röm. und griech. Kirche. Chrysoloras ging 1413 mit
Johann XXIII. zu der Kirchenversammlung nach Konstanz,
[* 37] wo er starb. Außer theol. Schriften schrieb
er «Erotemata», die Anfangsgründe der griech.
Sprache
[* 38] (Vened. 1484 u. ö.) und übersetzte PlatosStaat ins Lateinische.
Ung., Gattung parasitischer Pilze
[* 40] aus der Familie der Rostpilze oder Uredineen (s. d.).
Sie finden sich auf Blättern verschiedener Pflanzen und bilden meist gelbe oder orangefarbene Sporenlager. Bei einigen Arten
ist der Entwicklungsgang vollständig bekannt, so bei Chrysomyxa rhododendri und ledi de By. Die Uredo- und Teleutosporen sitzen auf
der Unterseite der Blätter von Rhododendronarten und Ledum palustreL. Das zugehörige Aecidium (Aecidium
abietinum) findet sich auf Fichtennadeln; es besitzt eine weiße Peridie und hellgelbe Sporen.
Der Pilz
[* 41] tritt hauptsächlich in den Fichtenbeständen der Alpen
[* 42] auf. Bei einer andern in Deutschland
[* 43] häufig auftretenden Krankheit
der Fichtennadeln, der sog. Gelbfleckigkeit oder Gelbsucht, ist gleichfalls eine Art dieser Gattung die Ursache, nämlich Chrysomyxa abietisUng., der sog. Fichtennadelrost. Hier kennt man aber nur die Teleutosporenform. Diese bildet
orangegelbe, meist langgestreckte Polster auf den Fichtennadeln, und durch die Einwirkung des Pilzes sterben die Nadeln bald
ab. In manchen Gegenden Deutschlands,
[* 44] z. B. im Harz, hat die Krankheit zu verschiedenen Zeiten große Ausdehnung
[* 45] erreicht, besonders
in Wäldern, die in engen feuchten Thälern sich befinden. Ob bei dieser Form überhaupt ein vollständiger
Generationswechsel vorkommt, ist noch zweifelhaft.
oder Rheïnsäure, ein dem Alizarin homologes Methyldioxyanthrachinon, C15H10O4 oder C14H5(CH3)O2(OH)2,
das sich in der Flechte Parmelia parietinaAch., in den Sennesblättern und in der Rhabarberwurzel findet.
ein orangegelber Teerfarbstoff, in kochendem Wasser leicht löslich, färbt Baumwolle im Seifenbade schön
gelb und besteht aus dem Natriumsalze des Diamidostilbendisulfosäurebisazodiphenoläthyläthers.
L., Pflanzengattung aus der Familie der Sapotaceen (s. d.),
gegen 60 baumförmige, vorzugsweise in den Tropengegenden Amerikas, seltener im tropischen Asien
[* 46] oder Afrika
vorkommende Arten umfassend, die lederartige Blätter und kleine in Büscheln stehende Blüten haben. Die Frucht ist eine fleischige
oder lederartige Beere. Von dem westindischen, in seiner Heimat auch kultivierten Chrysophylum CainitoL. werden die Früchte, die ein
süßes, weiches Fleisch haben, in Westindien
[* 47] allgemein gegessen; sie sind apfelgroß und heißen Sternäpfel.
Dasselbe gilt von den in Westindien und im tropischen Südamerika
[* 48] einheimischen Chrysophylum monopyrenum Lw.,
Chrysophylum argenteum Jacq.,
pomiformeBert., macrophyllum Mart.,
glabrum Jacq.
u. a. Chrysophylum glabrum liefert das sehr dauerhafte und feste ind.
Eisenholz, das jamaikanische Chrysophylum monopyrenum die beliebten Damascener Pflaumen.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
sich als Platten und Knollen
[* 50] im zersetzten Serpentin zu Kosemitz und Baumgarten in Schlesien
[* 51] findet und vielfach zu Schmuck verarbeitet
wird. Seine Farbe ist meist apfelgrün, verbleicht aber nicht nur, wenn das Mineral der Hitze ausgesetzt wird, sondern sogar
allmählich durch Luft und Sonne.
[* 52] Deshalb verwahrt man den Chrysopras an dunkeln Orten zwischen feuchter Baumwolle
; bei dem verblaßten Stein kann man die Farbe wiederherstellen, wenn man denselben eine Zeit lang in die feuchte Erde vergräbt.
Fast meterlange Tischplatten von Chrysopras befinden sich im königl. Schloß zu Potsdam,
[* 53] aus der Zeit Friedrichs d. Gr. stammend,
der diesen schles. Stein besonders liebte und auch Sanssouci damit ausschmückte.
Gott der Schmiedekunst
[* 54] und überhaupt aller Erfindungen, der deshalb meist dem Hephaistos
[* 55] gleichgesetzt
wurde, doch wird er auch als Zeus
[* 56] Meilichios bezeichnet.
eine Legierung von 2 Teilen Kupfer
[* 57] und 1 TeilZink, ist im Aussehen dem Werkgold sehr
ähnlich und wird zu Luxusartikeln, Uhrgehäusen u. dgl. verarbeitet, läßt sich gut vergolden.
Zur Darstellung schmilzt man
die Hälfte des Zinks mit dem Kupfer unter einer Boraxdecke bei möglichst niederer Temperatur ein und fügt dann zu dem geschmolzenen
Metall den Rest des Zinks in kleinen Stücken unter beständigem Umrühren hinzu.
d. i. goldströmend (wegen der großen Fruchtbarkeit seiner Ufer), der Amana oder Abana des Alten Testaments(2Kön. 5, 12),. jetzt Nahr-Bárada, d. i. der kalte, der nördlich von dem kleinern Parpar, jetzt Nahr el-Awadsch, laufende
Fluß, entspringt im Antilibanon, durchströmt Damaskus in Syrien und die fruchtbare Ebene Rutha.
Behufs
künstlicher Bewässerung wird ihm so viel Wasser entzogen, daß er im Sommer kaum den im Osten gelegenen, ausgedehnten Sumpf
Bahrat el-Atebe erreicht.
L., Goldmilz, Milzkraut, Pflanzengattung aus der Familie der Saxifragaceen (s. d.) mit 15 Arten, an feuchten
Orten in Europa,
[* 58] im mittlern Asien und dem außertropischen Amerika. In Deutschland am häufigsten ist Chrysosplenium alternifoliumL. mit goldgelb gefärbten Blüten und Hüllblättern.
Diese sowohl als die seltener vorkommende Chrysosplenium oppositifoliumL. sind
kleine, oft rasenförmig wachsende Pflanzen mit nierenförmigen, gekerbten Blättern, deren oberste an den Ästen der Trugdolde
befindliche goldgelbe Färbung besitzen, und mit kleinen unansehnlichen Blüten.
Johs., Patriarch von Konstantinopel und einer der angesehensten Väter der alten Kirche, Chrysostomus, d. h. Goldmund,
genannt wegen seiner hinreißenden Beredsamkeit, geb. 347 zu Antiochien als Sohn des Secundus, der magister militum orientis
war, wurde durch seine fromme Mutter Anthusa im christl. Glauben erzogen, von dem heidn. Rhetor Libanius
unterrichtet und wandte sich von der Thätigkeit eines Sachwalters bald der Beschäftigung mit der christl.
Lehre zu. Der Bischof Meletius von Antiochien taufte ihn in seinem 23. Lebensjahre und weihte ihn zum Vorleser.
Der ihm zugedachten bischöfl. Würde entzog er sich und begab sich nach dem Tode seiner Mutter 374 zu
den Einsiedlern in den Bergen
[* 59] bei Antiochien, bis ihn infolge seiner
schweren Kasteiungen eine Krankheit zwang, das Einsiedlerleben
aufzugeben. Er kehrte 381 nach Antiochien zurück, wurde Diakon und 386 Presbyter. Von da an begann seine ausgedehnte und
tiefgreifende Wirksamkeit als Prediger. Berühmt sind namentlich seine 21 Predigten von den Bildsäulen
(«Destatuis ad populum Antiochenum»),
die er 387 hielt, als das antiochenische Volk in einem Aufstande die kaiserl. Bildsäulen
zerschlagen hatte. 398 wurde er Bischof von Konstantinopel, sehr wider seinen Willen. Die Strenge, mit welcher er hier dem sittlichen
Verderben entgegentrat, machte ihm vor allem die sittenlose Kaiserin Eudoxia zur Feindin. Dies benutzte sein Nebenbuhler
Theophilus von Alexandria, der nach Konstantinopel kam und mit den Gegnern des Chrysostomus 403 auf dem kaiserl. Landgut
«Zur Eiche» (Ad quercum) bei Chalcedon eine Synode hielt, die Chrysostomus seines Amtes entsetzte.
Kaiser Arkadius gab den Wünschen seiner Gemahlin nach und sandte Chrysostomus in die Verbannung nach Bithynien. Das
Volk ward dadurch beunruhigt, zumal man ein Erdbeben
[* 60] in der folgenden Nacht als Strafe des Himmels deutete. Chrysostomus wurde schleunig
zurückberufen, vom Volk mit Jubel empfangen und in sein Amt wieder eingesetzt. Als einige Monate später
Eudoxia ihre silberne Bildsäule aufrichten ließ, sprach Chrysostomus heftig gegen die abgöttischen Ehrenbezeigungen, mit welchen
dieselbe eingeweiht wurde.
Eine Synode seiner Gegner sprach die Absetzung über ihn aus, weil er, obgleich von einer Synode abgesetzt, sein Amt wieder angetreten
hatte, ohne von einer andern Synode wieder eingesetzt zu sein. Chrysostomus ward zum zweitenmal 404 in die Verbannung
geschickt nach Kukusus in Kleinarmenien. Daß Innocenz I. sich für ihn verwandte, hatte nur zur Folge, daß er nach einem
noch entferntern Ort, nach Pityus in Kolchis, gebracht ward. Unterwegs starb er jedoch an den Strapazen der Reise in einer
Kapelle bei Komana14. Sept. 407. Theodosius II. ließ 438 seine Gebeine nach Konstantinopel bringen und in der
Apostelkirche feierlich beisetzen; später kamen sie nach Rom in die Kirche des Vatikan.
[* 61]
Sein Gedächtnis feiert die griech. Kirche am 13. Nov., die römische am 27. Jan. Die Bedeutung des Chrysostomus liegt ganz besonders
darin, daß er zu einer Zeit, in welcher über dem Eifer für die Reinheit der Lehre die sittliche Reinheit des Lebens vielfach
vernachlässigt ward, diese mit der ganzen Energie seines festen Charakters forderte. Überall betont er die ethische Seite
des Christentums. Als Dogmatiker hat Chrysostomus geringe Bedeutung, als Kanzelredner ist er der
bedeutendste des christl. Altertums.
Erhalten sind gegen 1000 seiner Reden, die zwar von dem echt orientalischen, oft etwas schwülstigen Bilderreichtum jener
Zeit nicht frei sind, sich aber ebensosehr durch ihre Innigkeit und Kraft
[* 62] wie durch ihre Popularität und praktische Fruchtbarkeit
auszeichnen. Seine Werke wurden hg. von Savilius (8 Bde.,
Eton 1613), von Fronte Ducäus (12 Bde., Par.
1609–36), von Montfaucon (13 Bde., ebd. 1718–38; neu ediert ebd. 1836–39).
Eine Auswahl von Homilien wurde hg. von Matthäi (Meißen
[* 63] 1792; Lpz. 1807), von Bauermeister (Gött.
1816) und Dübner (2 Bde., Par. 1861–62);
in deutscher Übersetzung von Cramer (10 Bde., Lpz.
1748–51), Lutz (2. Aufl., Tüb. 1853) und Mitterutzner (10 Bde.
der «Bibliothek der Kirchenväter», Kempten 1866–84). Unter seinen übrigen Schriften ist am bekanntesten diejenige «Über
das Priestertum»
¶
forlaufend
303
(hg. von Beugel, Stuttg. 1725; neueste Stereotyp- ausg. Lpz. 1887;
von Leo, ebd. 1834; Seltmann, Paderb. 1887; deutsch von BedaWeber, Innsbr. 1833). -
Vgl. Neander, Der heil. Johannes Chun (3.
Aufl., 2 Bde., neue Ausg.,
Verl. 1858);
Böh- ringer, Die Kirche Christi und ihre Zeugen, Bd. 9 (2. Aufl.,
Stuttg. 1876);
Förster, Chun in seinem Ver- hältnis zur Antiochenischen Schule (Gotha
[* 65] 1869); Thierry, d 6t i'iinpLrati'ics
Nuäoxis (2. Aufl., Par. 1874); Ludwig, Der heil. I. Chun in seinem Verhält- nis zum byzant.
Puech, 3t. ^69.Q 0Ql^803t0N16 6t 163 ÜIWUlZ ä6 80Q t6rNP8
okrvsötkrix, s. Saimiri. War. 1891).
Chrysotil, Mineral, s. Asbest. (lkr^sotis, Papageien, s. Amazonen. Ghrzanöw (spr. chrschahnoff).
1) Bezirkshaupt- mauuschgft in Galizien, hat 721,63 hkin und (1890) 78026 (37566 männl., 40460 weibl.)
E., darunter 71005 Katholiken, 6904 Israeliten; 145 Militär- personen; 11112 bewohnte Gebäude und 15489 Haushaltungen
in 84 Gemeinden mit 195 Ortschaften und 62 Gutsgebieten und umfaßt die Gerichts- bezirke Chun und Krzeszowice. -
2) Stadt und Sitz der Vezirkshauptmannfchaft Chun, im ehemaligen Kra- kauer Kreise,
[* 67] 441 cm von Krakau,
[* 68] an der Linie Wien- Krakau
der Ferdinands-Nordbahn, hat (1890) 7713 E. (701 Deutsche,
[* 69] 626 Ruthenen, 1214 Polen), dar- unter 1078 Israeliten,
in Garnison (145 Mann) die 1. Eskadron des 1. galiz. Ulanenregiments, Post, Telegraph,
[* 70] Bezirksgericht (47 Gemeinden, 33 Guts-
gebiete, 51974 poln. E.), Acker- und Bergbau
[* 71] sowie lebhaften Handel.
Wichtig sind die Blei-, Zinn- und Galmeigruben in der Umgebung, ferner die im gan- zen Bezirke verbreiteten
Steinkohlenbergwerke, eine Fortsetzung des schles. Kohlenlagers. Chrzanowski (spr. chrscha-),Adalbert, poln. Ge- neral, geb. 1788 in der
Woiwodschaft Krakau, er- hielt seine militär. Bildung zu Warschau
[* 72] und machte als Ingemeurofsizier die Feldzüge von 1812 und 1813 mit.
Am Kriege gegen die Türken 1829 nahm er als Hauptmann im russ. Generalstabe teil. Er beteiligte
sich bei der poln. Revolution von 1830, bemächtigte sich Jan. 1831 der Festung
[* 73] Modlin m.d wurde
bald darauf von Skrzynecki zum Chef des Generalstabs ernannt.
Gegen GeneralRüdiger erfocht er den Sieg von Minsk Chun wurde hierauf zum Divisionsgcneral ernannt, doch lenkte
er durch sein Verhalten den Russen gegen- über den Verdacht der demokratischen Partei auf sich. Man gab
ihm den unglücklichen Ausfall der Verteidigung schuld, weil er die Beteiligung der Na- tionalgarden am Kampfe verhindert hatte.
Einige Zeit darauf trat Chun wieder in russ. Dienste
[* 74] und nahm als Oberst seinen Abschied. Im Frübjahr 1849 ersolo,te
ftine Berufung zur Reorganisation des piemont.
Heers nach Turin,
[* 75] wo er der eigentlich ver- antwortliche Obergeneral im verhängnisvollen fünf- tägigen Feldzuge von 1849 war.
Nach dem Feldzuge vom König Victor Emanuel entlassen, blieb er bis zum Mai 1850 in Sardinien
[* 76] und ging sodann nach Frankreich,
von da nach Nordamerika, wo er in Louisiana lebte, kehrte aber später nach Frankreich zurück und starb in
Paris.
[* 77] Ehthomos (grch.), irdisch, unterirdisch, Beiname der in und unter der Erde mächtigen Gottheiten, die einerseits als
Hüter der Saat Fruchtbarkeit ge- währen, andererseits aber
auch, da das Grab in ihrem Machtbereich liegt,
oje Verstorbenen um sich Artikel, die man unter C verm sammeln. So führen diesen Beinamen besonders Tcmeter, Persephone,
[* 78] Pluton,
[* 79] der delphische Dionysos
[* 80] und der an dem Totenfeste der Chytren zu Athen verehrte Hermes.
[* 81]
Chthonisothermen
[* 82] (grch.), diejenigen im Erd- innern gedachten Flächen, auf denen alle Punkte mit gleicher Erdwärme (s. d.)
liegen. Im Gebirge haben die Chun eine mannigfaltigere Gestalt als unter großen Ebenen; die Bestimmung ihres Verlaufs unter
Bcrgen gehört zu den wesentlichen Vorarbeiten bei projektierten Tunnelbauten im Hochgebirge. Ehuapä (spr.
tschu-), auch Choapa oder Illapel, Fluh in Chile,
[* 83] entspringt am Cerro del Mercedario (6798 m) in den Cordilleren, bildet
die Grenze zwischen den Provinzen Coquimbo und Aconcagua und mündet nach einem Lauf von 193 kni in den Stillen Ocean. schloß,
s. Schloß. Chubbschlotz (spr. tschöbb-), ein Sicherheits- Chubut (spr.
tschu-).
1) GroßerFluß Pata- gomens, entspringt mit mehrern Armen am Ostab- dang der Anden zwischen 42 und 43,5" südl.
Br., flieh: nach der Vereinigung derselben gegen SO., dann nach O., empfängt hier von rechts den Senger (s. d.)
und von links einen bisher noch unerforschten Nebenfluß und mündet bei Nawson in den Atlan- tischen Ocean. - 2)
Gobenmciou der Argentinischen Republik, nach dem Flusse Chun benannt, zwischen 42 und 46° südl. Br., den
Anden und dem Meere, um- faßt einen Teil des patagon.
Tafellandes (f. Pata- gonien), 247 331 ykin, wird, außer vom Chun, im S. vom
Senger bewässert und enthält in den Anden zahlreiche Seen. Im einzelnen ist das Land noch unerforscht. Über dasTafelland
erheben sich nur wenige Höhen, im O. die SierraGeneral Roca. Der Absturz an der Küste hat die Höhe von 100 bis 220 in.
Die Bevölkerung besteht aus dem nördl. Stamme der nomadisierenden Tehuel-Che. Hauptort ist die Walliser Kolonie Rawson mit 1500 E.
Chuco ispr. tschu-), s. Chilesalpeter. Ehudavendigiar, s. Khodawenoikjar.
Chudleigh (spr. tschöodll), Clisford von, engl.
Peersaescklccht, s. Clisford. Chudleigh (spr. tschöddli), Elisabeth,
s. Kingston, Chufu, s. Cheops. ^Herzogin von. Chulah Chaum Kl'ow, s.
Familienorden. Chulm, turanische Landschaft, feit 1850 von Afghanistan
[* 84] abhängig, liegt zwischen Valch und Kundus und war ehedem
ein selbständiges Chanat mit 300000 E. - Der Fluß Chun entspringt etwa 80 kni im N. von Vamian am 3100 in
hohen Hara- kotal-Paß des Kara-Koh-Gebirges und tritt durch eine Scklucht in die Ebene, in der er durch abge- leitete Bewässerungskanäle
verzehrt wird, ehe er im N. den Amu-darja erreicht.
Vor der Schlucht liegt, von Obst- und Blumengärten und Maulbeer- d. h. Stein-Fort, 7 kin östlich von
den Ruinen des alten grohen Chun oder Tschulam, eine regelmäßig angelegte, von Kanälen durchzogene Stadt mit 10000 E. und
reich gefüllten Vazaren. Chulos (span., spr. tschu-), bei den Stiergefechten die deu ^tier umschwärmenden Burschen. Chulpa,
Grabtürme, s. Aymara. Chumbul, engl. für Tschambal (s. d.). Thun, Karl, Zoolog, geb. zu Höchst
am Main, studierte 1872-75 in Göttingen
[* 85] und Leipzig
[* 86] und habilitierte sich 1878 in Leipzig, wo er zugleich Assistent Leuckarts
war. 1883 folgte er einem Rufe als ord. Professor der Zoologie nach Königs- ißt, sind unter K aufzusuchen.
¶
forlaufend
304
berg i. Pr. und 1891 nach Vreslau. Von seinen sich hauptsächlich mit der Naturgeschichte
der Quallen beschäftigenden Arbeiten sind besonders hervorzu- heben «Das Nervensystem und die Muskulatur der Rippenquallen»
(Franks, a. M. 1878),
«Die Ktenophoren des Golfs von Neapel»
[* 88] («Fauna
und Flora des Golfs von Neapel. I», Lpz. 1880),
«Die canarischcn Siphonophoren» (I. u.
II., Franks, a. M. 1891-93). In neuerer Zeit beschäftigte sich Church im Mittelmeer und
an den Canarischen Inseln mit Tiefseeuntersuchungen. Seine Abhandlung «Die pelagische Tierwelt in größern Meerestiefen» (Caff.
1888) erschien in der von ihm gemeinschaft- lich mit Leuckart begründeten «LidliotliLca ^oolo- ^ica», seine Untersuchung
über die «Tiefen- und Oberflächenfauna des östl. Atlantischen Oceans» in den Berichten der Berliner
[* 89] Akademie. 1892 publi-
zierte er eine Abhandlung über die Dissogonie (s.d.).
Chunar(gurh), s. Tschanar(garh). Ehundernagar, s. Chandarnagore. Ehuna-king, s. Tschung-king. Ehunfach, Festung und Bezirksort
im Awari- schen Bezirk des russ.-kaukas. Gebietes Dagestan, nach 1863 von den Nüssen erbaut, mit Post und
Telegraph. Das dabei liegende Dorf Church mit 363 Höfen gilt als Residenz der ehemaligen Chane der Ehünsu, s. Chons. Mwaren.
Chuppah (hebr.), ursprünglich: Umhüllung, zumal Brautgezelt; bei den neuern Juden das auf vier Stangen ruhende Gezelt, unter
dem die Trauung vollzogen wird. Chuquisaca (spr. tschuki-).
1) Departamento der südamerik. Republik Volivia, umfaßt den östl.
Teil des Hochlandes zwischen den Andenketten, mit Höhenklima, und die ausgedehnten Llanos zwischen dem Rio Pilcomayo,
dem Paraguay und dem 19.° südl. Br., mit tropischem Tieflandsklima, hat 188565 ykm und (1889) 122500 E. Church enthält
die Oberläufe des Rio Grande oder Guapay fowie des Pilcomayo. AußerSucre sind wichtig: Camargo oder Cinti
Padilla (1981 m), Sances am Ab- hang der Anden und Pomabamba in den Vor- bergen. In den Llanos wohnen unabhängige In- dianerstämme,
auf dem Hochlande Quechua-In- dianer. - 2) Stadt, älterer Name für Sucre (s. d.), die Hauptstadt Bolivias.
Chur,
[* 90] ital. Ooira; roman. Onera.; frz.
Ooire, Hauptstadt des schweiz. Kantons Graubünden,
in 590 m Höhe, auf der rechten Seite des Rheinthals, an der
Plessur, wo diefelbe zwifchen den bewaldeten Höhen des Pi- zokel und des Mittenbergs (1106 ui) aus dem Schansigg- thal heraustritt,
um sich 2^ km weiter unten in den Rhein zu ergießen, liegt an der Linie Rohr- fchach-Church (91 km) der
Vereinigten
[* 91] Schweizerbahnen und ist Sitz der Kantonsbehörden und einer eidgenössischen Post-, Telegraphen- und Zolldirektion
und eidgenössischer Waffenplatz. Church ist unregelmäßig gebaut mit engen Gassen und hoch- giebeligen Häusern
und hat (1888) 9381 E., dar- unter 6607 Evangelische in der untern Stadt und 2761 Katholiken, die meist
innerhalb des mit Ring-
[* 92] mauern umgebenen, östlich die Stadt überragenden bischöst.
Hofes wohnen. Diefer Hof ist der merk- würdigste Punkt der Stadt; er war einst ein röm. Standlager, seit dem 5. Jahrh. Sitz
der Bischöfe ^ von Church. Hier befindet sich die bischöfl. Hauptkirche, der St. Lucius-Dom, dessen ältester
Teil aus dem 4. Jahrh, stammt, mit roman. Portal, zahlreichen Grabmälern, Gemälden von A. Dürer, H. Holbein,
[* 93] L. Kranach u. a.
Das bischöst. Schloß
neben dem Dom, ein Renaissancebau des 17. Jahrb., an den Römerturm Marsöl mit einer uralten Kapelle
an- gebaut, worin der schott. König St. Lucius 176 den Märtyrertod erlitten haben soll. enthält am
Eingänge einen zweiten Römerturm (^pinöl), im Innern den Pfalzgerichtsfaal, die bischöfl.
Kanzlei, das Archiv mit wertvollen Urkunden und die Bilder i amtlicher Bischöfe seit Ortlieb von Vrandis (1491). Die übrigen
Gebäude des Hofs sind meist erst nach dem großen Brande von 1811 erbaut worden. Auf dem Platz vor dem
Dom der 1860 errichtete got. Hof- brunnen. Ostlich hinter dem Dom das ehemalige Prämonstratenserkloster St. Luci, jetzt Priestersemi-
nar, und das Kantonsschulgebäude. In der Stadt selbst sind zu erwäbnen die prot. Kirchen St. Mar- tin und Sta. Rcgula, das
Regierungsgebäude, das altertümliche Rathaus mit Glasmalereien aus dem 16. Jahrh., das Postgebäude,
das Zeughaus, das Rhätische Museum mit Altertümern, alten Wand- gemälden aus dem bischöfl.
Schloß (Totentanz von Holbein), naturwissenschaftlichen Sammlungen und der Kantonsbibliothek, die große Kaserne, das Stadt-
krankenhaus, das Theodosianische Kreuzspital und zahlreiche Privatgebäude, darunter die Bank fürGraubünden
und die
Villa Planta (jetzt Kleinkinder- schule). Von Unterrichtsanstalten sind zu nennen die paritätische Kantonsschule (Gymnasium
mit tech- nischer und Handels-Abteilung), das kath. Priester- und paritätische Lehrerseminar,
von wissenschaft- lichen Vereinen die Naturforschende und die Histo- risch-Antiquarische Gesellschaft.
Einen Teil ihres Wohlstandes verdankt die Stadt ihrer Lage an der großen Straße vonDeutschland über den
Splügen nach Italien und als Bahnstation dem sehr lebhaften Speditionsgeschäft. Einen neuen Aufschwuna er- hofft Church von
der Durchbohrung des Splügens. Auch der Fremdenverkehr bildet neben Binnenhandel, Wein-, Obst- und Ackerbau eine wichtige Erwerbs-
quelle. In der malerischen Umgebung liegen das vielbesuchte Lürlebad 1^ km nordöstlich, und in der
Schlucht der Rabiusa, in 829 m Höhe, 4 km südlich, BadPassuggmit Eisen- und Natronsäuer- lingen. - Church ist röm. Ursprungs
und erscheint seit dem 5. Jahrh, in der Geschichte als Nuria. K.Q9.6- torum. Schon 452 war die Stadt Bischofssitz und stand
während des Mittelalters unter der Herrschaft der Bischöfe, bis sie 1464 von KaiserFriedrich IV. reichsstädtische
Freiheiten erhielt. Schon seit 1396 dem Gotteshausbunde angehörig, trat Church 1498 mit demselben in einen Schutzvertrag mit der
Eidgenossen- schaft ein. 1524 führte die Stadt die Reformation bei sich ein. -
Vgl. Planta, Verfassungsgeschichte der Stadt
Church im Mittelalter (Chur 1879).
vkurok (engl., spr. tschörtsch),Kirche; H13K 0., Vi-oaä 0., I^on 0., s. Anglikanische Kirche. Church (spr. tschörtsch),
Frederick Edwin, amerik. Landschaftsmaler, geb. zu Hartford (Connecticut), war SchülervonThomas Cole und machte 1853 eine
Reise nach Südamerika. Die Er- gebnisse dieser Reise, darunter ein die große Berg- kette von Neugranada
darstellendes Gemälde, fanden folchen Beifall, daß er 1857 die Reife in die tropi- schen Gegenden noch weiter ausdehnte.
Hervorzu- heben sind: Der Niagarafall vom canadischen Ufer Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
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forlaufend
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aus (1857), Das Herz der Anden (1859), Der Coto- paxi (1862), Regenzeit in den Tropen, Der Chimbo- razo (1864), farbenreiche
Landschaften mit wunder- baren Lichteffekten. Dann unternahm er eine Reife nach Labrador, als deren Ergebnis besonders das
auf der LondonerAusstellung 1863 bewunderte Bild der Eisberge gelten kann. Nachdem er 1866 Jamaika befucht,
gmg er 1868 über Europa nach dem Orient. Von den dort gemalten Bildern sind zu nennen: Ansichten vom Parthenon, von Damas- kus,
von Jerusalem
[* 95] und von El-Chasne, dem be- rühmten Felsentempel des SteinigenArabiens. vliurok-^rinz? (engl., spr. tschörtsch
armi), s. Keilsarmee.
Churchill (spr. tschörtschil) oder English- River, Fluß in Britisch-Nordamerika, entspringt als Beaver-River
(Viberfluß) im westl. Bin- nenlande, stießt durch den See la Crosse, dann als Miffinnippiin nordöstl. Richtung, erhält von
N. den Deerfluß, den Abfluß des Wollaston- und Deer- sees, durchströmt den Granville- und Indian-See, nimmt hierauf den
Namen Churfirsten an und mündet nach einem Lauf von über 1000 km bei dem Fort Churfirsten, einen Hafen bildend, in die Hudsonbai.
Churchill (spr. tschörtschil), eine alte in Dorset- shire ansässige engl.
Familie, welche John Churfirsten, erster Herzog von Marlborough (s. d.), zu höchstem An- sehen brachte, während dessen älteste
Schwester Arabella Churfirsten (geb. 1648, gest. 1730) als
Maitresse Jakobs II. bekannt wurde, dem sie vier Kinder, dar- unter den Herzog von Verwick (s. d.) gebar.
Titel und Güter des Herzogs von Marlborough vererb- ten sich auf die Nachkommen seiner zweiten Tochter Anna, die Spencers, die
den NamenSpencer-Chur- chill annahmen. Churchill (spr. tschörtschll), Charles, engl.
Satiriker, geb. im Febr. 1731 zu London,
[* 96] studierte zu Cambridge und wurde 1758 Prediger an der St. Johnskirche
zu Westminster, verlor aber bald durch anstößigen Lebenswandel dieses Amt. Bekannt wurde er durch eine Satire auf die damaligen
Schauspieler, «liogeiklä» (anonym 1761). Die An- griffe auf diefe Schrift
beantwortete er in einer «^polo^x», worin Kritikerund
Schauspieler, nament- lich Smollett und Garrick, verspottet werden.
Wegen seiner leichtfertigen Sitten suchte er sich in einem Briefe an Lloyd, «Ibe NiZlit», zu rechtfertigen, gleichzeitig erschien
der erste Gesang von «1K6 Hk08t», gegen Johnson (als Don Pomposo) und den Hofdichter Whitehead gerichtet. Mehr Aufsehen
erregte «1d6 proplise^ ok lamins, g.
scotcd pa.8t - rg.1», ein schwungvolles Gedicht voller Ausfälle gegen die Schotten. Churfirsten starb auf einer Reise nach
Voulogne und wurde zu Dover
[* 97] begraben. Seine Werke erschienen London (4 Bde.) 1774, die Poet.
Schriften auch besonders (2 Bde., Lond.
1804; neue Aufl., Edinb. 1855, und von Bell, 2 Bde., Lond. 1871). Churchill
(spr. tschörtschil), Randolph, Lord, jüngerer Sohn des 7. Herzogs von Marlborougb, geb. studierte in Orford
und trat 1874 ins Unterhaus. Erst nach dem Tode Veacons- sields 1881 begann er sich geltend zu machen, indem er einen förmlichen
Kultus mit diefem trieb und eine heftige Opposition gegen Gladstone damit verband. Durch Gewandtheit,Schlagfertigkeitund
großeRück- sichtslosigkeit wußte er sich in den Vordergrund zu stellen, und in Nachahmungen von Veaconssields «Iung-England»
gründete er die konservativeGruppe Vrockhaus' Konversations-Lexiton. 14. Aufl.. IV. der sog.
«Vierten Partei»
und 1884 den sog. «Pri-
melnbund», der die Lieblingsblume Beaconsfields als Symbol führt und alle konservativen Elemente zur Förderung
der Parteiinteressen vereinen sollte. Er folgte Beaconsfield auch in der Vertretung der Grundsätze einer Torydemokratie,
welche die libe- rale Regierung in allem anfeindete, aber ebenso den strengern Tories ein Greuel war. Seine Stellung im Parlament
verschaffte ihm im ersten Kabinett Salisburys (Juni 1885 bis Jan. 1886) das Mini- sterium für Indien und
thatsächlich besaß er auck bereits die Führung des Unterhauses.
Dem kurzen dritten Ministerium Gladstones (1886) machteer die heftigste Opposition; unter Salisbury wurde er im Aug. 1886 zum
Schatzkanzler ernannt. Seine Perfon stand im Mittelpunkt der öffentlichen Auf- merkfamkeit. Ganz unerwartet
legte er fein Amt nieder, ein Schritt, der die vollstän- dige Umwandlung des Kabinetts zur Folge hatte. Seitdem
trat Churfirsten bei verfchiedenen Gelegenheiten her- vor; in einer Verfammlung zu Birmingham
[* 98] Juli 1889 trat er fcharf gegen die ägypt.
Politik Salis- burys auf, wie er sich denn überhaupt ganz unbe- rechenbar in seinem polit.
Vorgehen gezeigt hat. Im Juli 1892 wurde er wieder ins Parlament gewählt. 1891 unternahm er eine Reise nach Südafrika
[* 99] und
veröffentlichte darüber «Neu, min68 ».nä g. nimg.18 in 801M ^li-ica" (Lond. 1892). Seine Reden (1880 -88)
erschienen gesammelt in 2 Bdn. (Lond.
1889). vkurok NIl3"1 Soolstz? kor H.tr!oa. knä tks üa.st (engl., «Kirchliche
Misstonsgesell- schaft für Afrika und den Osten»),
1799 begründete engl. Missionsgesellschaft, steht in engem Zusammen- hang
mit der bisch öst. Staatskirche und entsendet nur ordinierte im Missionsseminar zu Islington aus- gebildete Prediger, Arzte,
Lehrer u. s. w. Sie hatte (1889) 305 Stationen in Afrika, Persien,
[* 100] Indien, China,
[* 101] Japan, Neuseeland und Nordamerika.
Die Zahl der ordinierten Missionare beträgt 269, der eingeborenen ordinierten Prediger 291; dazu kommen etwa 3000 eingeborene
Katecheten und 700 einge- borene Missionarinnen und Helferinnen.
Das Jahresbudget beläuft sich auf 4-5 Mill. M. Ihre Organe sind: «1ii6 0. N. intsilißLueLr g.nä Ii,6 oorä»,
«I'iiL 0. N. (^i63.Q6r» und «?roc66äillF8».
Ehurfirsten, auch Kuhfirsten, Bergkette der Sentisgruppe im schweiz. Kanton
[* 102] St. Gallen, bildet einen 12 km langen, etwa 2000 m
hohen, scharf ausgezackten Kamm, der aus Kalkgesteinen der mittlern 5ura- und der Kreideformation
[* 103] besteht, von W. nach O.
verläuft, füdlich mit schroffen Fels- wänden zum Walenfee und nördlich allmählich mit beweideten
und bewachsenen dachförmigen Rücken zum Toggenbura abfällt. Von W. nach O. trägt der Scheere (2194 m), Wart (2225 m),
Selun (2208 m), Frümsel (2268 m), Vrisi (2280 m), Zustoll (2239 m), Sckeibenstoll (2238 m), Hinterruck (2309 m) und Kaiserruck
(2204 m). Bisweilen wird, wohl der früher beliebten Schreibweise Kurfürsten
zuliebe, der Name Churfirsten auf die sieben letzten dieser Gipfel beschränkt, während der Name den Bergfirst, der das einst rhätoroman.
Churer Gebiet von dem deutschen trennte, bedeutet. Im weitesten Sinne wird zur Kette derC. auch die südöstlich anschließende
Gruppe des Faulsirst (2413 m) und des Alvier (2363 m ge- rechnet, die sich zwischen dem Rhein und dem
Unter- lauf derSeez erhebt und bei Sargans mit dem eisen- reichen Gonzen, 1833 m, endet. Alle diese Gipfel 20
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