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Cholsäure ist einbasisch, in Wasser schwer löslich, krystallisiert in kleinen Prismen und schmilzt bei 195°.
Cholsäure ist einbasisch, in Wasser schwer löslich, krystallisiert in kleinen Prismen und schmilzt bei 195°.
Marktflecken im Kreis [* 2] Wjasniki des russ. Gouvernements Wladimir, 48 km nordöstlich von der Stadt Wladimir, an der mit der Kljasma zur Oka gehenden Tesa, hat (1885) 2172 E., Post und Telegraph, [* 3] 2 Kirchen, 5 Jahrmärkte, Malerei von Heiligenbildern, die von hier aus über ganz Rußland verbreitet werden.
(spr. tscho-), Stadt im mexik. Staat Puebla, 25 km im WNW. von Puebla, in 2105 m Höhe, an der von Puebla nach Izucar führenden Eisenbahn, in überaus fruchtbarer Gegend, hat etwa 9000 E., breite regelmäßige Straßen, eine von Cypressen umgebene Kirche Nuestra Senora de los Remedios und eine wahrscheinlich von Cortez erbaute, jetzt verfallende Kapelle. - Cholula war zur Zeit der Eroberung durch die Spanier eine der blühendsten Ortschaften. Nach Cortez' eigener Angabe, der sie Churultecal nennt, enthielt sie über 400 Tempel, [* 4] 20000 Häuser innerhalb ihrer Ringmauern und ebenso viele außerhalb derselben; die Berichte des Las Casas geben ihr 150000 E. Die Stadt stammt aus der Zeit vor der aztekischen Herrschaft, von der sie sich thatsächlich frei zu erhalten vermochte; vielleicht war sie schon von den Ulmeken gegründet. Cholula war der Stapelplatz für den Handel des mexik.
Hochlandes. Die Kunstfertigkeit der Einwohner zeigte sich besonders in Metallarbeiten, in Bereitung von Tuchen aus Baumwolle [* 5] und Agave und in zierlichen Töpferwaren. Berühmt war Cholula auch durch seine religiösen Sagen. Zu Ehren des Quetzalcoatl, eines Gottes, der nach der Mythe die Cholulaner zur Zeit der Tolteken mit einer bessern Regierungsform und einer geistigern Religion bekannt machte, wurde jener ungeheure Teocalli (s. d.) errichtet, der nach A. von Humboldt bei einer senkrechten Höhe von 62 m und einer Basis von 428 m Breite, [* 6] das riesenhafteste architektonische Monument Neuspaniens bildet. Seine Plattform giebt Aussicht auf die Vulkane [* 7] von Puebla und den Pik von Orizaba.
(spr. tscho-), Departamento der mittelamerik.
Republik Honduras, [* 8] hat (1887) 43 588 E., darunter 4565 Eingeborene, im S. Ackerbau, im N. Viehzucht [* 9] sowie Bergbau [* 10] auf Gold [* 11] und Silber. Zu Choluteca gehört die Insel Tigre mit dem Hafen Amapala.
Die Hauptstadt, am schiffbaren Rio [* 12] Choluteca, welcher in dem Lepateriquegebirge entspringt und in den Golf von Fonseca mündet, hat etwa 4000 E.
vom frz. chômage (spr. schomahsch'), das Feiern, Brachliegen, Leerstehen, wird die Versicherung gegen Verluste aus Geschäftsstillständen, vorzüglich aus dem Leerstehen von Mietwohnungen genannt;
sie ist zur Zeit noch recht eigentlich Gegenstand der Selbstversicherung (s. d.) und als Gegenstand selbständiger geschäftlicher Unternehmungen noch wenig bekannt.
(Hômer), der Name des größten Getreidemaßes der alten Israeliten. Es hat den gleichen Inhalt wie der Kor und zerfällt in 10 Epha (" Maß») oder Bath («Eimer»).
In ein neueres Maß läßt sich aus Mangel an den nötigen Anhaltspunkten dasselbe nicht mehr umrechnen.
(spr. -kóff), Aléxej Stepanowitsch, russ. Schriftsteller, geb. in Moskau, [* 13] diente 1822-25 in der Gardekavallerie, nahm dann seinen Abschied und bereiste Westeuropa. Nach der Rückkehr trat er wieder in Dienst und machte den türk. Feldzug 1828-29 mit, verließ darauf aber die militär. Laufbahn gänzlich und lebte teils in Moskau, teils auf seinen Gütern. Seit 1858 war er Präsident der Moskauer Gesellschaft der russ. Litteraturfreunde und starb C.s litterar.
Thätigkeit war sehr mannigfaltig. Außer zwei Tragödien: «Jermak» (1832 erschienen) und «Pseudodemetrius» (1833),
verfaßte er lyrische Gedichte (Mosk. 1844; neue Ausg. 1861);
zahlreich sind seine Artikel und Abhandlungen histor., polit., philos. und theol.
Inhalts in den Zeitschriften «Der Moskauer» und «Russkaja Besěda», dem Organ der russ. Slawophilen. Hier wie in andern periodischen Schriften trat er als eifriger Vorkämpfer panslawistischer Ideen auf (dahin gehört auch sein «Sendschreiben an die Serben aus Moskau», Lpz. 1860),
wie er auch in seinen Poesien die Verbrüderung der slaw. Stämme feierte (das erste und bekannteste Gedicht dieser Richtung ist «Orel» [«Der Adler»] [* 14] von 1832), zur Befreiung von westeurop. Einfluß anzuregen suchte und eine eigentümlich slaw. Civilisation gegenüber der absterbenden des Westens als Ideal hinstellte. Da dieser Gegensatz hauptsächlich in dem religiös-dogmatischen Unterschiede der griech.-slaw. (orthodoxen) und der roman.-german. (kath.-prot.) Welt seinen Grund haben sollte, so gab Chomjakow hierüber eine Reihe histor.-theol. Abhandlungen in franz. und engl. Sprache [* 15] heraus (deutsch anonym u. d. T. «Einige Worte eines orthodoxen Christen über die abendländ. Glaubensbekenntnisse», 3 Abteil., Bautzen [* 16] 1856-59; russisch von I. Samarin in C.s «Gesammelten Werken», Bd. 2: «Theol. Werke», Prag [* 17] 1867). Der erste, dritte und vierte Band [* 18] dieser Werke erschienen seit 1861 in Moskau.
s. Cissampelos.
s. Chondrin. ^[= oder Knorpelleim, der bei anhaltendem Kochen von Knorpelsubstanz mit Wasser sich bildende Leim, ...]
oder Knorpelleim, der bei anhaltendem Kochen von Knorpelsubstanz mit Wasser sich bildende Leim, der in chem. Beziehung einige Verschiedenheit von dem Knochenleim zeigt.
Die Grundsubstanz der Gewebe, [* 19] aus der das Chondrin hervorgeht, heißt Chondrigen.
eine Klasse der Meteorsteine [* 20] (s. d.). ^[= (lat. classis), Abteilung einer Mehrheit nach gewissen Übereinstimmungen und Merkmalen; in ...]
Sternb., eine fossile, vom Silur bis zum Tertiär in den Gesteinsschichten sehr verbreitete Seetangform von vielfach verzweigter, an die recente Chondria erinnernder Gestalt, aber noch unsicherer systematischer Stellung.
Solche Fucoiden sind besonders bei uns Leitfossilien für das Untersilur, das Unterdevon, den Jura und das untere Tertiär der Voralpen.
Entzündung des Knorpels.
(grch.), s. Osteologie. ^[= (grch.) oder Knochenlehre, der Teil der Anatomie, der sich mit der Beschreibung der Knochen ...]
(grch.), Knorpelgeschwulst;
Chondrose, Knorpelbildung, Verknorpelung.
Selachier, s. Knorpelfische.
s. Chondrom. ^[= (grch.), Knorpelgeschwulst; Knorpelbildung, Verknorpelung.]
s. Carrageen-Moos. ^[= (Caragaheen-Moos), auch Wurmmoos, Irländisches Perlmoos, Gallertmoos oder Knorpeltang, besteht ...]
s. Chaoner.
s. Niketas Choniates. ^[= (so nach seinem Geburtsort Chonä in Phrygien genannt), eigentlich N. Akominatos, byzant. Geschichts ...]
(grch. choinix), griech. Hohlmaß für Trocknes, 1/48 des Medimnus (s. d.) = 1,094 l.
König von Juda, s. Jojachin.
(spr. tscho-) oder Guaytecas-Inseln, zur chilen. Provinz Chiloe gehöriger Archipel, reicht von Chiloe bis zur Halbinsel Taytao und besteht aus mehr als 1000 größern und kleinern Felseninseln von insgesamt 12 220 qkm, die im W. aus Glimmerschiefer, im O. aus altvulkanischem Gestein bestehen, auf ihren zerklüfteten Berggipfeln
^[Artikel, die man unfer C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
Schnee [* 22] tragen, an Holz, [* 23] Fischen, Phoken und wilden Kartoffeln (Aquina) reich sind und von etwa 800 Chonosindianern bewohnt werden. Einziger Ort ist Melinka. Das Klima ähnelt dem von Feuerland. Die größte Insel, Magdalena, hat 2225 qkm, erreicht im Motalat 1660 m Höhe und ist durch die Meeresstraße von Puyucuapi vom Festlande, durch die von Moraleda von den übrigen Inseln getrennt.
Chonsu oder Chunsu, ägypt. Gott, Sohn des Ammon [* 24] und der Mut und wie diese vornehmlich in Theben verehrt. Er ist ursprünglich ein Mondgott und wird deshalb meist mit der Mondscheibe auf dem Kopfe dargestellt, in Mumienform mit einer Locke, dem Abzeichen der Kinder, an der rechten Seite des Kopfes. Oft wird er mit Thoth [* 25] identifiziert. Von den Königen der 20. Dynastie wurde dem Gotte südlich von Karnak ein Tempel erbaut (s. Tafel: Ägyptische Kunst II, [* 21] Fig. 6 u. 7).
(spr. tschon-), Departamento der mittelamerik.
Republik Nicaragua, [* 26] östlich von den Seen von Nicaragua und Managua, hat (1888) 31063 E., Ackerbau, Viehzucht und Edelmetalle in den Alto Grande-Bergen.
Die jetzt von Indianern bearbeiteten Minen liegen in Libertad, an den Flüssen Rica und Bola.
Hauptstadt ist San Sebastian de Acoyapa.
Die Popoluca- oder Chontales-Indianer sind fast ganz ausgestorben.
s. Bassiafette. ^[= zusammenfassende Bezeichnung für eine Anzahl von Pflanzenfetten, die sämtlich aus den Samen ...]
Max, Schriftsteller (Pseudonym: M. Charles), geb. in Sondershausen, [* 27] hat sich besonders durch Kritiken auf litterar.- und kunstgeschichtlichem Gebiet einen Namen gemacht. So schrieb er: «In welchen Händen befindet sich die moderne Theaterkritik» (1885),
«Eine neue Carmen» (1886),
«Die deutsche Kunst und ihre gefährlichsten Feinde» (1887),
«Zur Charakteristik unserer litterar. Tageskritik» (1890),
«Zeitgenössische Tondichter», Bd. 1 u. 2 (1880-90),
«Vademecum für Wagnerfreunde» (Lpz. 1893). Auch verfaßte er die Novellen: «Auf hoher See» (1882),
«Vera» (1889),
«Sturm und Drang» (1890),
«Künstlers Erdenwallen» (1890).
Operation (spr. schopahrs), Auslösung des Fußes im sog. Chopartschen Gelenk, mit Erhaltung der Ferse, d. h. des Sprungbeins (Talus) und des Fersenbeins (Calcaneus).
linker Nebenfluß des Don, entspringt im russ. Gouvernement Pensa unweit der Stadt gleichen Namens, durchfließt die Gouvernements Saratow und Woronesch in südwestlicher, das Land der Donischen Kosaken in südl. Richtung und mündet nach einem im einzelnen vielgekrümmten Laufe von 898 km in den Don. Sein rechtes steiles im Oberlaufe bis 64 m höheres Ufer ist bewaldet; stellenweise ist das Land sumpfig, zwischen Nowochopersk und Borissogljebsk, wo die Worona einmündet, überaus fruchtbar. Im Frühjahr ist er von Bekowo an schiffbar. Sein Flußgebiet umfaßt 59882 qkm.
Bezirk, im nördl. Teil des Gebietes der Donischen Kosaken, von dem Flusse Choper (s. d.) durchflossen, mit fruchtbarer Schwarzerde, hat 18190,1 qkm, 192465 E., Getreide-, Flachsbau, Viehzucht.
Der Sitz der Verwaltung ist in Urjupinskaja Staniza (s. d.) oder Urjupino.
(spr. schopäng), Frédéric François, Pianist und Komponist, geb. zu Zelazowa-Wola bei Warschau, [* 28] franz.-poln. Herkunft, erhielt, 9 J. alt, Klavierunterricht durch den Böhmen [* 29] Zywny, und seine Fortschritte machten den Fürsten Radziwill auf ihn aufmerksam, der für seine Ausbildung Sorge trug. Mit 16 Jahren studierte er unter Elsner (Direktor des Warschauer Konservatoriums) Komposition, machte dann einige Reisen nach Deutschland [* 30] und trat 1829 in Wien [* 31] auf.
Von hier begab er sich 1831 nach Paris, [* 32] wo er von seinen emigrierten Landsleuten eifrig unterstützt wurde. Sein Ruf verbreitete sich nun in alle Länder. Schon 1837 zeigten sich indes bei Chopin Symptome eines Brustleidens, das, nachdem er trotz Kränklichkeit im Frühling 1848 noch eine Konzertreise nach London [* 33] unternommen, seinen Tod herbeiführte. Das Klavierspiel C.s war ausgezeichnet durch Feinheit und Grazie des Vortrags, in Verbindung mit einer Technik von höchster Vollendung.
Bezüglich des Klaviersatzes in seinen Werken ist er entschieden schöpferisch zu nennen. Seine Art der [* 21] Figuration beruht auf ganz andern Voraussetzungen als bei der durch Hummel, Moscheles und Kalkbrenner zum Abschluß gelangten Wiener Schule des Klavierspiels. Namentlich in den «Etüden» tritt die Eigentümlichkeit seiner Leistungen hervor. Der Zauber seiner Kompositionen (fast ausschließlich Klavierwerke) beruht hauptsächlich in der glücklichen Mischung des romantischen und national-poln. Elements.
«Polen gab ihm seinen chevaleresken Sinn und seinen Schmerz, Frankreich seine leichte Anmut und Grazie, Deutschland den romantischen Tiefsinn, die Natur aber gab ihm eine zierliche, schlanke, etwas schmächtige Gestalt, das edelste Herz und das Genie» (Heine). Am ungezwungensten und frischesten spricht sich sein Naturell in den Stücken kleinerer Form (den Mazurken, Walzern, Notturnen, Polonaisen und Impromptus) aus, wie denn auch die überwiegende Zahl seiner Kompositionen in dergleichen Stucken besteht. In den größern Werken (den Konzerten, einem Trio, den Sonaten, Balladen u. s. w.) ist Chopin öfter unebenmäßig weitschweifig; immer aber muß man an seinen Kompositionen hohe Formvollendung, geniales Erfassen und eigenartige Durchführung echt poet. Ideen bewundern. - C.s Leben beschrieb Schucht (Lpz. 1880), Liszt (französisch, 4. Aufl., ebd. 1890; deutsch von La Mara, ebd. 1880), gründlicher Karasowski (3. Aufl., Berl. 1881) und Niecks (2 Bde., Lond. 1889; deutsch von Langhans, Lpz. 1890).
(frz., spr. schopihn; vom deutschen Schoppen) oder (Kleinhandel-) Setier, altfranz.
Flüssigkeitsmaß, die Hälfte der Pariser Pinte und = 0,46566 l.
(spr. schokáng), s. Choquieren. ^[= (frz., spr. schock-), anstoßen, verstoßen (besonders gegen den Anstand, die gute Sitte), mißfalle ...]
(frz., spr. schokétt) nennt man Cocons, d. i. Puppen und Gespinste von kranken Seidenraupen (s. Seide). [* 34]
(frz., spr. schock-), anstoßen, verstoßen (besonders gegen den Anstand, die gute Sitte), mißfallen;
choquant, anstößig, beleidigend.
(grch. chorós), bei den alten Griechen eine Vereinigung von Männern oder Frauen, Jünglingen oder Mädchen, die unter Musikbegleitung mit tanzartigen Bewegungen ein Lied, meist zu Ehren einer Gottheit, vortrugen oder einen Reigentanz ohne Gesang aufführten; auch wurden gemeinschaftlich wirkende Musiker mit diesem Namen bezeichnet. Der Chorgesang, die chorische Poesie, zuerst von den Doriern ausgebildet, entwickelte sich dann besonders im Kultus des Dionysos, [* 35] dem zu Ehren die sog. cyklischen (d. h. im Kreisrund stehenden) Chor Dithyramben (s. d.) sangen. Neben dem Dithyrambus entwickelte sich die Tragödie (s. Thespis), die bald, wenigstens in Athen, [* 36] zu einem Hauptteil ¶
der großen Dionysosfeste wurde und schon wegen ihres religiösen Hintergrundes den Chor neben dem eigentlichen Drama nicht aufgeben konnte. In der Tragödie und im Satyrdrama bestand der Chor in der ältern Zeit aus 12, seit Sophokles regelmäßig aus 15 Personen. Dies waren in Athen Bürger, die unter Leitung eines Chorführers (Koryphaios) meist von dem Dichter des Stücks, in dem sie auftreten sollten, eingeübt und während dieser Zeit von einem Bürger, dem Choregen, verköstigt, dann mit den für ihre Rolle nötigen Kleidern und Masken [* 38] versehen wurden. Diese Unterhaltung und Ausrüstung des Chor (Choregie) war eine sehr kostspielige Ehrenpflicht vermögender athen. Bürger. Das Lokal, in dem die Einübung stattfand, hieß Choregeion oder Chorageion (latinisiert Choragium). - In die Handlung des Stücks griff der Chor in der Blütezeit der griech. Tragödie gewöhnlich nicht unmittelbar ein, wie denn auch seine Stelle nicht bei den Schauspielern auf der Bühne, sondern unterhalb dieser, in der sog. Orchestra, war; aber er begleitete die Handlung mit lebendiger Teilnahme, knüpfte daran Betrachtungen allgemeinern, besonders religiösen Inhalts und vertrat in der Hauptsache die öffentliche Meinung, die Volksstimme gegenüber den Handlungen und den Schicksalen der Träger [* 39] der dramat. Handlung.
Auch die Komödie hatte in der ältern Zeit ihren aus 24 Mitgliedern bestehenden Chor, dessen Lieder aber meist in loserm Zusammenhange mit der Handlung des Stücks standen als bei der Tragödie. Die jüngere attische Komödie hat den Chor ganz aufgegeben, worin ihr die römische gefolgt ist, während ihn die Tragödie, wenn auch zuletzt als bloße Äußerlichkeit, festgehalten hat. Die antiken Chorlieder zeigen eine große Mannigfaltigkeit der rhythmischen Form, mit der die musikalische Begleitung in engem Zusammenhange stand.
Sie wurden im wesentlichen gesungen, sei es vom gesamten Chor, sei es von einzelnen Abteilungen (Halbchören u. s. w.); einige Teile jedoch, namentlich die im anapästischen Versmaße, scheinen vom Chorführer in ähnlicher Weise wie das moderne Recitativ vorgetragen zu sein. Wenn der am Dialog sich beteiligte, so sprach der Chorführer in dessen Namen. Schillers Versuch, den antiken Chor, den er als notwendig für den ideellen Charakter der Tragödie und als den rein poet. Ausdruck ihres reflektierenden Elements betrachtet, wieder ins Leben zu rufen («Braut von Messina»), [* 40]
blieb ohne Nachfolge.
in der Kirchenbaukunst eigentlich der für den Sänger bestimmte Raum nahe dem Altare, in übertragener Bedeutung der Altarraum selbst. In altchristl. Zeit wird der (oder das) Chor, ohne besondere architektonische Behandlung, nur von Schranken innerhalb des Kirchenraums umfriedigt. Später trat er als selbständiger Bauteil über die Kirche hinaus und wurde auch häufig (namentlich im roman. Stile) über einer Krypta erhöht; daher auch der Name hoher Chor. Die reichste Ausbildung, durch Umgang und Kapellenkranz, hat er in franz. Kathedralen und verwandten Kirchen erhalten. Zeitweilig war im Mittelalter in Deutschland eine Verdoppelung des Chor, die Anbringung eines Ost- und eines Westchors (doppelchörige Anlage) üblich. Der ursprünglichen Bedeutung entsprechend nennt man in prot. Kirchen Chor (Orgelchor, Sängerchor) die in das Langhaus hineingebauten Emporen zur Aufnahme der Orgel und der Sänger. - Über die alten Choranlagen vgl. Otte, Handbuch der kirchlichen Kunstarchäologie (5. Aufl., Lpz. 1883-84), über die in prot. Kirchen: Lechler, Das Gotteshaus im Lichte der deutschen Reformation (Heilbronn [* 41] 1883).
heißt in der modernen Musik zunächst eine Vereinigung von Sängern oder auch Musikern zum gemeinschaftlichen Vortrage irgend eines Musikstücks, daher die Ausdrücke Sängerchor, Musikchor. Der Sängerchor ist ein gemischter oder vollständiger, wenn die vier menschlichen Hauptstimmen (Sopran, Alt, Tenor, Baß) vertreten sind (dagegen Frauenchöre und Männerchöre). Musikchor(-korps) nennt man vorzugsweise eine Vereinigung von Blasinstrumenten, z. B. Militärmusikchöre(-korps), die je nach ihrer Besetzung in Hoboisten-, Trompeter- oder Hornistenchöre zerfallen. Das Wort Chor bedeutet, daß jede Stimme von Sängern oder Spielern mehrfach besetzt ist, während einfache Besetzung Terzett, Quartett, Quintett u. s. w. heißt. - Besonders aber bedeutet der Name Chor das durch einen solchen Verein von Stimmen vorgetragene Gesangstück.
Die vorhandenen Kompositionen dieser Art sind außerordentlich mannigfaltig; von den einfach harmonischen vierstimmigen Stücken bis zu den kunstvollsten Stimmengeweben enthalten sie das Großartigste und Machtvollste, was die Musik geschaffen hat. Der Chor ist seinem Sinne nach der Vertreter der Gesamtheit, was durch die vorhandenen Kompositionen in allen Graden und Schattierungen ausgedrückt ist: Halb-, Doppel-, [* 42] drei- oder vierfache Chöre u. s. w. Der Chor gedieh bereits im 15. und 16. Jahrh. zu einer hohen Vollendung, besonders als unbegleiteter Gesang in der Kirche (a capella-Chor), und erreichte in Händels Oratorien seinen Höhepunkt. - Bei gemischten Orgelstimmen (Mixtur, Kornett) heißen Chor die zu einer Taste gehörenden Pfeifen; denn jeder Ton eines solchen Registers wird nie durch einen einfachen, sondern je nach der getroffenen Bestimmung durch eine Anzahl von drei, vier oder mehr Intervallen intoniert.
Auch die zwei, drei oder vier Saiten, die auf dem Pianoforte für einen Ton aufgezogen und gleichmäßig gestimmt werden, heißen Chor; man spricht deshalb von einem zwei-, drei- oder mehrchörigen Bezuge des Pianoforte. Endlich nannte man auch Instrumente derselben Familie, die in Tonlage verschieden waren, einen Chor. So sprach man zu der Zeit, wo es Diskant-, Alt-, Tenor-, Baßflöten gab, von einem Flötenchor. Ähnlich verhielt es sich mit den andern Blasinstrumenten. Heute spricht man noch von einem Posaunenchor.
eigentlich Korps, heißt in der Weberei [* 43] jede der Abteilungen im Webgeschirr (Harnisch) des Webstuhls für Bildgewebe, in die man zur Erzielung größerer Übersicht beim Einziehen der Kette dieses Webgeschirr zerlegt (s. Weberei).
oder Hora, Stadt auf der Insel Samos, mit (1875) 1433 E. Etwa 3 km entfernt an der Küste die Ruinen des alten Samos;
die Mauern, mit viereckigen Türmen, bezeichnen einen Umfang von nahe 10 km;
auch die Akropolis [* 44] ist noch vorhanden sowie Reste von Tempeln, einem Theater [* 45] und zwei schönen Molen, nebst einer Säule vom berühmten Here-Tempel aus vorgriech.
s. Chor ^[= # (grch. chorós), bei den alten Griechen eine Vereinigung von Männern oder Frauen, Jünglingen ...] (antik).
eine kirchliche Melodie, die von mehrern einstimmig gesungen wird. Der Name entstand in der kirchlichen Musik des Mittelalters und
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
bezeichnete als musica choralis den einfachen, durch Papst Gregor d. Gr. gestalteten Gesang der liturgischen Stücke im Gegensatze zur musica figuralis, dem kunstvollen Tonsatze für mehrere Stimmen. Die alten Melodien der mittelalterlichen Choralmusik, zwar nicht taktlos, aber doch taktfrei gehalten, sind rhythmisch und namentlich melodisch oft von großer Schönheit. Sie wurden von der kirchlichen [* 46] Figuralmusik als Grundmelodien (Themen) verarbeitet und heißen cantus firmus (s. Choralbearbeitung).
Eine besondere, von der mittelalterlich kirchlichen Weise abweichende Ausbildung und abgeschlossene liedartige Gestalt erhielt der Choral in der luth. Kirche. Luther sammelte alle Hauptmelodien der alten Kirche von dem sog. Ambrosianischen Lobgesange an bis auf seine Zeit, vermehrte sie durch herrliche eigene Erzeugnisse und regte seine Freunde, Dichter wie Musiker, zu gleichen Thaten an. Bald entstanden ganze Sammlungen (von denen diejenigen, welche die Melodien enthalten, Choralbücher [s. d.] genannt werden) und wuchsen nach und nach zu Tausenden an. Luthers bahnbrechende That hatte in kirchlicher wie in musikalischer Hinsicht gleich große Folgen.
Der Choralgesang verlieh dem Gottesdienste seiner Anhänger eine feste Gestalt und auszeichnende Eigentümlichkeit; die spätern ähnlichen Erzeugnisse der Reformierten, der Anglikaner und selbst der Katholiken waren nur eine mehr oder weniger modifizierte Nachahmung der luth. Vorbilder. Hinsichtlich der Kunstmusik wurde der Choral im Bereiche der luth. oder evang. Kirche so herrschend, daß die Geschichte eines Hauptzweigs der deutschen Musik, welchem die größten Meister angehören, als harmonische Ausgestaltung dieser schönen Kirchenmelodien betrachtet werden kann.
Was man heute Choral nennt, bezieht sich denn auch vorzugsweise auf die Kirchenlieder der Lutheraner und deutet sowohl die Eigentümlichkeit wie auch eine gewisse Beschränktheit der prot. Kirchenmusik an. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Choral, als Bezeichnung des vom Chor Gesungenen, hat sich noch im Englischen erhalten. Ein Chorgesangverein heißt in England Choral Society, und Beethovens 9. Sinfonie wird wegen der Beteiligung des Gesanges dort Choral Sinfony genannt. -
Vgl. von Winterfeld, Der evang. Kirchengesang (3 Bde., Lpz. 1843-47);
Bäumker, Das kath. deutsche Kirchenlied in seinen Singweisen (2 Bde., Freiburg [* 47] 1883-86);
J. ^[Johannes] Zahn, Die Melodien der deutschen evang. Kirchenlieder (Gütersloh 1888 fg.).
die kontrapunktische (vier- oder mehrstimmige) Bearbeitung des Chorals, zeigt sich in folgenden Formen: im homophonen Satz als einfache Harmonisierung (Note gegen Note);
als [* 46] Figuration in den begleitenden Stimmen, mit dem Choral als cantus firmus (figurierter Choral, vorzüglich geeignet als Orgelbegleitung des Gesangs und als Choralvorspiel);
ferner als Choralkanon, indem die Choralmelodie oder die begleitenden Stimmen kanonisch geführt sind;
endlich als Choralfuge, indem eine Fuge auf einer Choralmelodie als cantus firmus aufgebaut ist oder die Choralmelodie selbst fugiert wird.
Sammlungen von Choralmelodien zum Gebrauch der Organisten, meist vierstimmige Bearbeitungen.
Von ältern Choralbücher sind hervorzuheben die von Doles, Kühnau, Schicht, Rinck und J. Seb. Bach, dessen Bearbeitungen K. Ph. Em. Bach herausgab (2 Tle., Berl. 1765-69);
von neuern die von A. G. Ritter, J. ^[Julius] Schäffer und die beiden Werke von Johs.
Zahn: «Psalter und Harfe für das deutsche Haus» (Gütersloh 1886) und «Die Melodien der deutschen evang. Kirchenlieder» (5 Bde., ebd. 1888-91).
die Notierungsart des Gregorianischen Gesangs, durch die nur die Veränderungen der Tonhöhe, nicht aber der Rhythmus wiedergegeben wurde.
Die Choralnote haben durchgängig schwarze Farbe und quadratische Form ( ^[Abb.]) und heißen daher auch Notae quadratae oder quadriquartae.
Die im 12. Jahrh. entstandene Mensuralmusik übernahm die Form der Choralnote und verwendete sie rhythmisch.
s. Chordienst.
s. Chiwa.
(d. h. Land der Sonne, [* 48] des Ostens), der Landstrich zwischen den Steppen des Tieflandes Turan und der Salzwüste im Innern des Hochlandes Iran, reicht von Afghanistan [* 49] im O. bis zu den pers. Provinzen Masen-Deran und Irak-Adschmi im W. Dieser 800-1200 m hohe Landstrich wird durchzogen von vielen Gebirgszügen, wie im N. von dem Binalûdgebirge, dem Ala-Dagh und dem Dschuwein-Koh, sowie im S. von dem Gesul-Koh und Dubusch-Koh, die auf der Südseite sanft nach dem Innern, auf der Nordseite steil ins Tiefland von Turan abfallen und die natürliche Grenzscheide zwischen diesen beiden geogr. Gesamtländern bilden.
Das Klima ist durchweg im Sommer sehr heiß und im Winter ziemlich kalt; der Boden ist nur da fruchtbar, wo er durch Kanäle bewässert werden kann. Chorassân bildet kein polit. Ganzes mehr. Der kleinere östl. Teil gehört unter dem Namen Herat (s. d.) zu Afghanistan; der größere westl. Teil bildet unter seinem alten Namen die nordöstlichste Provinz des Persischen Reichs, ein starkes Drittel desselben, mit 322118 qkm und 843000 E. Zum großen Teile besteht sie aus den unbewohnbaren großen Salzwüsten Lût (im Süden) und der Großen Salzsteppe oder Kewir (im Norden), [* 50] sowie andern unbewohnbaren Länderstrecken, zwischen denen einzelne Oasen liegen. Chorassân erzeugt hauptsächlich Getreide, [* 51] Obst, Wein, Arzneikräuter und Seide.
Auch züchtet man Kamele, [* 52] Pferde [* 53] und feinwollige Schafe. [* 54] Die Einwohner sind dem größern Teile nach Tadschik. Außer diesen wird das Land von nomadischen Stämmen arab., türk., kurd. und afghan. Ursprungs bewohnt, welche neben der Viehzucht hauptsächlich vom Raube leben. Der Gewerbfleiß ist unbedeutend, doch bestehen Webereien von Teppichen, Shawls und Kameltuch sowie berühmte Waffenfabriken. Der Karawanenhandel blüht. Bisher ging der Handel C.s über Astrabad nach dem Kaspischen Meere; ein neuer Aufschwung desselben wird von der Erbauung von Straßen von Aschabad nach Meschhed erwartet, die unmittelbar an die der Nordgrenze parallele Transkaspische Eisenbahn anschließen sollen. Hauptstadt ist Meschhed (s. d.). Westlich davon das einst berühmte und wegen der benachbarten Türkisgruben bekannte Nischapur, näher im NW. die Trümmerhaufen der alten Hauptstadt Thûs, mit dem Grabmal Firdusis.
Chorassân besteht aus den alten iran. Landschaften Parthyäa, Margiana und Aria und bildete einen Teil des Persischen Reichs. Im 3. Jahrh. v. Chr. fiel sein östl. Teil unter die Herrschaft der griech. Könige von Baktrien, nach deren und der Seleuciden Sturze es einen Teil des Parthischen Reichs unter
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
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dm Arsaciden, dann des Persischen Reichs unter dcn Sassaniden bildete. Mit der Eroberung des letztern durch die Chalifen 646 fiel es unter die Herr- schaft dieser, bis sich 820 der Statthalter Tahir un- abhängig machte. Im Anfange des 11. Jahrh, kam es mit dem Sturze der Samaniden unter die Ghas- naviden. Doch schon 1037 setzten sich die Sel- dschuken in dem westl. Teil fest, bis 1117 Sandschar, der seldschuk. Herrscher von ganz Persien, [* 56] ganz Choreographie mit seiner Monarchie vereinigte. 1220 kam es durch Dschingis-Chan Mter die Herrschaft der Mon- golen.
Nach Tamerlans Tode war es der Mittel- punkt der Macht seines Sohnes Schah-Noch, unter dessen langer Negierung Choreographie eines seltenen Glücks genoh. Der Usbekenhäuptling Schaibek-Chan ver- jagte 1507 die Nachfolger Schah-Rochs, mußte aber nach langen Kämpfen Choreographie an den Sckah von Persien, IsmaelSufi, abtreten. Bei diesem Reiche verblieb es, mit Ausnahme Herats, das seit 1716 der Zankapfel zwischen Persern und Afghanen wurde und am Ende im Besitz der letztern blieb. -
Vgl. MacGregor, K2.rr2.tiv6 ola^ourn^ tdroußii tk6 proviucs ok O. (2 Bde., Lond. 1879).
Chorazm, ein Ort in Palästina, [* 57] der in dem Weheruf Jesu (Matth. 11,20-23) neben Bethsaida und Kapernaum genannt und deshalb auch in der Nähe dieser Orte gesucht wird. Wahrscheinlich ent- spricht C.der heutigenTrümmerstätte Keraze, 4-5 ^m nördlich von Tell Hum. Chorbischöfe, die Bischöfe der Landgemeinden in der alten Kirche des Orients. Ursprünglich hatte jede Stadt ihren Bischof und das platte Land wurde von den Städten nur seelsorgerisch verwaltet. Weiter- hin wurden besondere Landbischöfe (olioreipiZko- poi, 6pi8c(M ruri8) bestellt. Bald aber erlag die In- stitution dem Widerspruch des städtischen Episko- pates und wurde im Morgenlande ausgeschieden, im Abendland gar nicht angenommen; nur in den Pseudoisidorischen Dekretalen kommen die Choreographie auch für die abendländ. Entwicklung als ein Moment scharfen Gegensatzes in Betracht. -
Vgl. Weizsäcker, Der Kampf gegen den Chorepiskopat (Tüb. 1859).
OkorÄa. (lat.; grch. ckoräs), Darmsaite, Saite, Sehne (s. d.) in anatom. und mathem. Sinne; durch Zusammensetzung des Wortes mit den griech. Zahl- worten bildet man Ausdrücke, die eine Tonreihe oder ein Musikinstrument von einer gewissen Anzahl von Tönen oder Saiten bezeichnen. (S. Dichord, Deka- choro, Oktachord, Tetrachord.) - 0. 601-8^18, Wir- belsaite, Notochord, beim Wirbeltierembryo die knorpelige Anlage der Wirbelsäule, bleibend als erste Anlage des Binnenskeletts des Lanzett- fisches und der Rundmäuler, vorübergehend bei den Larven der Seescheiden. - d t^mpan! oder Pau- kensaite, ein feiner, aus dem siebenten Gehirnner- ven M6lvu3 k2.ei2.ii8, s. Gehirn) [* 58] entstammender Ner- venzweig, der quer durch die Paukenhöhle und über dks Trommelfell hmwegläuft, durch die sog. Gla- sersche Spalte die Paukenhöhle verläßt, sich mit dem Zungennerv des dritten Astes des dreigeteilten Gc- hirnnerven vereinigt und mit diesem im Unterkiefer- Ganglion und in der Zunge verzweigt.
Seine Neizung bewirkt Vlutüberfüllung der Unterkiefcrspeicheldrüse mitnachfolgenderreichlicher Speichelabsonderung.- 0. V6Q6I-62., die schmerzhafte Verkrümmung des eri- gierten Gliedes, meist Folge des Trippers. Chordatiere, s. Chordonier. Chordienst oder Choramt, in der röm.-kath. Kirche ein Teil des kanonisch geregelten Gesang- und Artikel, die man unter C verm Gebetdienstes der Geistlichen und Mönche. Wie die Ii0i-2.6 C2.u0iiie2.6 sich allmählich feststellten, wurde deren Beobachtung mit gemeinsamer Verrichtung der dafür vorgeschriebenen Gesänge und Gebete den Geistlichen sowie den Mönchen und Nonnen und dann auch den Kanonikern ts. d.) als Choreographie zur Pflicht gemacht. Im Mittclalter nahm nicht nur die Teil- nahme der Laien, sondern auch die der Geistlichen an diesen gemeinsamen Gebetstunden immer mehr ab, und seit dem 14. Jahrh, sind nur noch die Mönche und Nonnen in den Klöstern und die Kanoniker dazu verbunden.
Das gemeinschaftliche feierliche Sprechen der Gebete, welches ihnen vorgeschrieben ist, bezeich- net man alsHorasingen. Die übrigen Geistlichen haben die betreffenden Gebete an den kanonischen Stunden für sich allein zu verrichten, und ihnen ist dabei stilles Lesen oder leises Sprechen gestattet. Häufig werden die Gebete für mehrere kanonische Stunden zusammengefaßt, namentlich diejenigen für die nächtlichen Stunden mit denen am Abend und am Morgen zugleich verrichtet. (S. Itora caiio- nies. und Brevier.) ständer.
Chordltis (grch.), die Entzündung der Stimm- Chordometer (grch., Saitenmesser), Instrument zum Messen der stärke der Saiten. Ehordomeroder Chordatiere,Rückenftrang- tiere, von (ÜKoiM ä0i-32.1i8 (s. Oiwi'62.) hergenom- mene Benennung einer von Häckel aufgestellten hypothetischen Tiertlasse, die ähnlich den Larven der Seescheiden (s. d.) gebaut gewesen und die Wirbel- tiere mit den Würmern verbunden haben soll. Chorea (grch.), soviel wie Veitstanz (s. 0.), auch soviel wie Tanzwut (s. d.). Choreg (Cho rag), Choregeion (Chora- geion,Choragium), Choregie, s.Chor (antik).
Choregische (Chorägische) Monuments, bei den Griechen Säulen [* 59] oder kleine Bauwerke, die die Sieger in den dramat. Aufführungen errichten durf- ten, um den als Siegespreis errungenen ehernen Dreifuß dort öffentlich aufzustellen. Die in Athen (s.Plan: Das alte Athen) um den Ostabhang der Akropolis zumTheater des Dionysos sich hinziehende Straße hieß danach die Dreifußstrahe (Tripodes). Unter den Choreographie M. sind wegen ihres künstlerischen Aufbaues bekannt das Lysikratesmonument (s. d.) und das Denkmal des Thrasyllos (320 v. Chr.). Choreographie oder Choregraphie (grch., «Tanzschrift»),
die Aufzeichnung der Tänze durch konventionelle Zeichen für die Pas und Evolutio- nen. Die Erfindung der Choreographie, die schon dem Altertum nicht ganz unbekannt war, wird Toi not Arbeau (Anagramm von Jean Tabourot),
Ofsizial zu Langres, zugeschrieben, der 1588 eine «Orcl^oFra.- IQi6» (deutsch von A. Czerwinski, «Die Tänze des 16. Jahrh.», Danz. 1878) veröffentlichte. Doch gehl aus einem viel früher geschriebenen Manuskript: «I^e 1ivl6 ä68 I)H8868 ä2.Q868», das aus dem Besitz Mar- garetens von Qsterreich, Tochter Philipps des Schö- nen, in die Lid1iotU6hii6 äs Loui-FOFne zu Brüssel [* 60] übergeaangen ist, hervor, daß die Choreographie in der Weise, wie sie Arbeau anwandte, schon vor ihm in Gebrauch war. Später wurde sie durch Veauchamps vervoll- kommnet, während Noverre sich gegen sie erklärte. -
Vgl. Le [* 61] Feuillet, 0. 011 1'krt ä'ecrirs 12. 62.1130 Mr o2.r2. ii^ur68 6t 8i^ii68 ä6ui0U8tr2.tik8 (Par. 1700; deutsch in Tauberts «Rechtschaffenem Tanz- meister», Lpz. 1717);
Samt-Leon, 3t6Q0e1i0r6- Ai'kpliie ou 1'2.rt ä'eeriro promptemoiit 1a cian86 (Par. 1852);
Dürholz, Praktischer Leitfaden für Tän- ,ißt, sind unter K aufzusuchen. ¶
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zer und Tänzerinnen, nebst Chorizema der neuesten Konter- tänze, Polonaisen, Cotillontouren (Verledurg 1855). Choreomanie (grch.), Choromanie, Tanz- sucht oder Tanzwut, eine krankhafte Neigung zu rhythmischen Bewegungen der untern Extremitäten, auch wohl der Arme, beruht auf einem krankhaften Erregungszustand des Nervensystems und des Gei- stes, der im Mittelalter zeitweise epidemisch auftrat (Johannis- oder Veitstanz). Im 16. Jahrh, erlosch diese «Volkokrankheit» in Deutschland; in Italien [* 63] trat später eine ähnliche Erscheinung auf als Taranteltanz, Tarantismus (s. d.). In der Neuzeit hat man bei einer Sekte der Methodisten (den Jumpers oder Springern) in England und Nordamerika [* 64] die Tanzwut als religiösen Brauch beobachtet. -
Vgl. Hecker, Die großen Volkskrank- heiten des Mittelalters (in erweiterter Bearbeitung hg. von Aug. Horsch, Verl. 1865).
vkoi-bpisköpoi (grch.), Chorbischöfe (s. d.). Choret, s. Choreutik. Choreus (grch.), Versfuß, s. Trochäus. Choreutik (grch.), Tanzkunst: Choreut oder Choret, Tänzer, auch soviel wie Chorist;
choreu- tisch, auf Chorizema bezüglich.
Chorführer, s. Chor (antik). Chorgestühl, die an den Wänden, in Kloster- und Stiftskirchen an der Nord- und Südseite des hohen Chors aufgestellte Reihe von Stühlen, auf denen während des Gottesdienstes die Domherren, Chorherren oder Mönche ihre Plätze haben. Es ist stets von Holz, meist mit Baldachinen überdeckt und wurde im spätern Mittelalter, der Renaissance und dem Barockstil oft sehr reich geschmückt. Die berühm- testen deutschen Chorizema sind die im Ulmer Dom (1469-74 von Jörg Syrlin), in der Minoritentirche zu Cleve [* 65] (1474), in der Kirche zu Calcar (1505-8), zu Kemp- ten, Memmingen, [* 66] Martinskirche zu Landshut, [* 67] sämt- lich im spätgot.
Stil; in der Klosterkirche zu Danzig, [* 68] Spitaltirche zu Ulm, [* 69] Kapitelsaal zu Mainz, [* 70] Kloster Wettingen, Michaelskirche zu München, [* 71] sämtlich aus der Renaissancezeit; in zahlreichen süddeutschen Stiftskirchen, namentlich zu Ottobeuren, St. Flo- rian, Einsiedeln im Barockstil. In Italien sind prächtige Chorizema in San Domenico zu Bologna (1530) und im Dom zu Siena von Bart. Negroni (1560); in Frankreich in den Kathedralen zu Amiens [* 72] und Albi. Aus neuester Zeit befinden sich Chorizema reinsten got. Stils in der Kathedrale zu Antwerpen. [* 73]
Chorhemd, s. Albe. Chorherren, s. Domkapitel und Stift. Choriambus, der aus einem Choreus oder Trochäus (- ^) und einem Iambus (^ -) zusam- mengesetzte Versfuß (- ^ ^ -, z. B. wonnebe- rauscht). Der Chorizema kann auch als eine rhythmische Reihe, bestehend aus einem vollständigen und einem unvollständigen Daktylus, als eine katalektische dak- tylische Dipodie aufgefaßt werden. Die Alten wen- deten den Chorizema gewöhnlich nur in Verbindung mit andern Rhythmen an. Gehäufte Choriamben geben wegen ihres raschen Tempos und wegen des Zu- sammenschlagens der betonten Silben den Versen einen stürmischen, leidenschaftlichen Charakter. Choriebutter, Chooriebutter, s. Bassiafette. Chörilus.
1) Griech. Tragiker, Vorläufer des Aschylus, machte sich verdient um die äußere Gestal- tung des Chors. Berühmt waren seine ^atyrspiele. Die erhaltenen Bruchstücke seiner Werke in Naucks «LrISioolUN (^1-3.6001-um fi-HFinsiita,» (2. Aufl., Lpz. 1.889). - 2) Griech. Epiker, aus Samos (ungefähr 470-400 v. Chr.),
jüngerer Zeitgenosse und Freund des Herodot. Seine «?6i-8ic3.» (oder «?6i-86i8») be- handeln den Sieg der Athener über Lerres und sind das erste zeitgeschichtliche Epos. Chorizema starb am Hofe des macedon. Königs Archelaus. Die erhaltenen Bruchstücke seines Epos gab heraus Näke (Lpz. 1817; Nachträge, Bonn [* 74] 1827-28 und 1838-39, und in den «Opuscula. pkiloloAica.», hg. von Weicker, Bd. 1, 1842), dann Dübner (zusammen mit andern Epen, Par. 1840) und Kinkel in den «Npioolum Ai-aecoruin li^mLutH», Bd. 1 (Lpz. 1877). - 3) Griech. Epiker aus Iasos in Karien, besang Alexander d. Gr. Horaz erwähnt ihn mit scharfem Tadel. Chorm, ehemaliges Cistercienserkloster im Kreis Angermünde des preuß. Mg.-Bez. Potsdam, [* 75] 12 km im SW. von Angermünde, jetzt Oberförsterei im forstfiskalischen Gutsbezirk Liepe, an der Linie Ber- lin-Stettin der Preuß. Staatsbahnen [* 76] (Bahnhof 4 km entfernt), hat (1890) 157 E. - Markgraf Al- brecht II. hatte 1231 in dem wend. Flecken Bardzin neben der Burg Oderberg ein Kriegerhospital ge- gründet; 1264 ward dieses Stift nach einer Insel im Parsteinsee, dem Pehlitzwerder, übertragen, zu einer Abtei des Cistercienserordens umgewandelt und dem See der Name Mariensee gegeben. 1270 wurde die Abtei von dem Werder an ihre jetzige Stätte, an den 9 kiu südwestlich entfernt liegenden, 15 ba. großen Amtssee verlegt.
Hier wurden be- stattet Johann I., die Prinzen seiner Linie: Johann und Otto IV. mit dem Pfeile (der Minnesänger), Konrad I., Hermann und Waldemar d. Gr. Von dem im reinsten frühgot. Stile gebauten Kloster steht noch die 75 m lange Kirche, einst eine dreischissige Säulenhalle, sowie ein großer Teil der Gebäude, die in ursprünglicher Form wiederhergestellt sind. 1543 wurde das Kloster säkularisiert. Chorioblastosen oder Choriodesmösen (grch.), Hautkrankheiten, [* 77] welche auf Wachstums- anomalien des Bindegewebes der Haut [* 78] beruhen, wie der Lupus, die Lepra, das Syphilom, das Fi- brom, Lipom, Angiom und Sarkom der Haut u. a. Chorio'l'dea (grch.), die Aderhaut des Auges (s.d., Bd. 2, S. 105d); Chorio'iditis oder Cho- rioideItis, Entzündung der Aderhaut (s. d.); C h o - rioretinltis, Entzündung der Ader-und Netzhaut.
Chorion (grch.; lat. ^oi-wm), Haut, Leder; in der Anatomie die mittlere Ei [* 79] haut des Embryo (s. d.). ChorioretinMs, s. Chorio'l'dea. Choripetalen, Polypetalen, Eleuthero- petalen, in der Botanik eine der beiden Abteilun- gen der Dikotyledonen (s. d.). Sie umfaßt alle die Pflanzen, deren Blütenhülle aus nicht miteinander verwachsenen Blättern besteht. Zu den Chorizema rechnet man jetzt auch die Apetalen, welche früher als besondere Abteilung abgegrenzt wurden, weil bei ihnen die Blütenhülle entweder nur rudimentär ent- wickelt ist, oder Kelch und Blumenkrone nicht deut- lich zu unterscheiden sind.
Die Chorizema umfassen die Ord- nungen der Leguminosen, [* 80] Rosifloren, Thymelinen, [* 81] Myrtifloren, Passiflorinen, [* 82] Opuntinen, Sarifragi- nen, Nmbellifloren, Tricoccen, Frangulinen, [* 83] Asculi- nen, Terebinthinen, Gruinalen, Columniferen, Cisti- floren, Rhöadinen, Polycarpen, Centrospermen, [* 84] Polygoninen, Nrticinen, Amentaceen, Hysterophyten (s. die Einzelartikel). Chorist^ Chorsänger. vkorisvina. ^a^/., Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen (s. d.), Abteilung der Papilionaceen. Man kennt gegen 15 sämtlich austral. Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen. ¶