alle Unterschiede beruhen nur auf der
Wahl der
Stoffe. Den ersten Rang behaupten unbedingt die histor.
Dramen, und unter diesen
wiederum «La chute des feuilles du U-thong» und «Le
[* 2] mort de
Tong-tcho». Nächstdem sind Komödien zu nennen, in denen Tao-sse
(d. i.
Lehrer oder
Anhänger des Tao) oder auch Buddhisten
eine meist lächerliche Rolle spielen. Einige Dichter haben sich auch im Charakterstück versucht; am zahlreichsten vertreten
sind jedoch die Intriguenstücke, in denen gewöhnlich Buhlerinnen auftreten.
Unter den dramat. Dichtern der
Chinesen steht Tsching-te-hwei zwar in
Bezug auf
Plan und Erfindung dem Kwan-han-king, dem Peh-schin-fu,
dem Ma-tschi-juan u. a. nach, inBezug auf
Stil aber ist er jedenfalls der vorzüglichste unter den Dramatikern
aus dem Zeitalter der Juen. Von einzelnen
Dramen, die durch
Übersetzung zugänglich geworden, sind zu nennen: «Lao-seng-eul,
or an heir in his old age», von Davis (Lond. 1817),
«Han-koung-tsew, or the sorrows of
Han», von Davis (ebd. 1829),
«Hoei-lan-ki,
ou l'histoire du cercle de craie», von Julien (ebd. 1832),
«Tchao-chi-kou-eul, ou l'orphelin de la
Chine», von Julien (Par.
1834),
«Le Pi-pa-ki, ou histoire du luth», von
Bazin (ebd. 1841)
u. s. w. -
Neben dieser massenhaften moralisch- und praktisch-philos., histor., philol. und poet. Litteratur besitzen
die
Chinesen auch einen unübersehbaren Schatz von Werken über
Medizin, Naturgeschichte,
Astronomie,
[* 4]
Uranographie, Geometrie,
Ackerbau, Kriegskunst,
Musik, Malerei und alle Zweige der
Technik und Mechanik. Sie besitzen vorzügliche, in Europa
[* 5] meist in
Auszügen von Julien u. a. bekannt gewordene
Arbeiten über die Kultur des
Maulbeerbaums und der Seidenzucht,
über Porzellanmanufaktur u. s. w. Eine Art
Encyklopädie der Naturbeschreibung und Materia medica ist das «Pen-tshao-kang-mu»
in 40
Bänden von Li-schi-tschin, mit Abbildungen, das öfter auf kaiserl. Kosten gedruckt worden
ist. (Vgl. die Einleitung zu
SchottsSkizze einer
Topographie der Produkte
Chinas in den
«Abhandlungen der
Berliner
[* 6]
Akademie der
Wissenschaften», Berl. 1844.) Die Zahl der allgemeinen
Encyklopädien, zum
Teil von kolossalem
Umfange,
ist ebenfalls sehr bedeutend.
Hierher gehört besonders
Ma-twan-lins (1300 n. Chr.) «Wen-hien-thung-khao»
(d. i. genaue Untersuchung der alten
Denkmäler) in 24
Abteilungen, eine unerschöpfliche Fundgrube des besten Materials zur
gründlichen Kenntnis des
ChinesischenReichs und der benachbarten
Völker von den ältesten
Zeiten an nach
allen
Richtungen des Lebens hin. Auch über die Geschichte ihrer eigenen Litteratur besitzen die
Chinesen einige mehr oder
minder umfangreiche Werke mit kurzer Beurteilung der Schriftsteller. Die bedeutendsten Sammlungen chines.
Bücher im
Abendlande befinden sich zu
London,
[* 7]
Paris,
[* 8]
Petersburg
[* 9] und
Berlin.
[* 10] -
Endlich hat Wassiljew in der von Korsch in russ.
Sprache
[* 11] herausgegebenen
«Allgemeinen Litteraturgeschichte» den
Abschnitt über
die chines. Litteratur behandelt (St. Petersb. 1880).
Wachs ist die auf der chines.Esche(Fraxinuschinensis Roxb.)
durch eine Schildlaus
(Coccusceriferus Fabr.) produzierte rein weiße bis
gelblichweiße wachsartige
Masse.
Sie ist spröde und krystallinisch, entfernt an
Walrat erinnernd, schmilzt bei 81-82° C.,
hat ein spec.
ein namentlich aus der Rinde von Cinchona succirubra Pav.
gewonnenes
Arzneimittel, das aus
Ostindien
[* 15] in den
Handel kommt und aus den noch unvollkommen gereinigten und noch nicht voneinander
getrennten Chinaalkaloiden besteht.
Man erhält es als gelblichweißes, in Wasser unlösliches, in verdünnter
Salpetersäure lösliches Pulver.
Der Chiningehalt soll mindestens 20 Proz. betragen.
C20H24N2O2 , eine
Chinabase (s. d.), kommt neben
Chinin in den
Chinarinden
vor und hat mit dem
Chinin gleiche Zusammensetzung. Es krystallisiert aus
Weingeist in farblosen klinorhombischen
Prismen mit 2 ½
MolekülenKrystallwasser und schmilzt wasserfrei bei 168°. Es besitzt bittern
Geschmack, bildet mit Säuren
neutrale und saure
Salze.
Seine Heilwirkung ist dieselbe wie beim
Chinin (s. d.).
Im
Handel kommt namentlich das schwefelsaure
Chinidin oder
Chinidinsulfat vor und zwar oft unter dem
Namen Conchinin.
Stoffe (spr. schi-), aus verschiedenem Material leinwandartig gewebte
Stoffe, deren Flammierung
(Chiné) auf
mehrerlei Art hergestellt sein kann.
Bei den eigentlichen sind größere isolierte Flammen, langgezogene Farbenmuster mit
schwach abgegrenzten, gleichsam verwaschenen
Enden, dadurch erzeugt, daß die gescherte
Kette vor dem
Aufbäumen (s. d.) stellenweise
gefärbt, oder, wenn es sich um die Erzeugung regelmäßiger
[* 1]
Figuren
(Blumen,
Rosetten u. s. w.) handelt,
nach dem
Aufbäumen mittels hölzerner Formen, ähnlich denjenigen für den Kattundruck, mit den entsprechenden
Farben bedruckt,
auch wohl mittels
Schablonen bemalt wird.
Bei den im weitern
Sinne werden feingeflammte (melierte)
Muster gewöhnlich in der
Art hergestellt, daß entweder jeder Kettenfaden aus zwei verschiedenfarbigen Fäden mit schwacher
Drehung
gezwirnt, als Einschlag dagegen ein einfacher
Faden
[* 17] von einer dritten
Farbe verwendet, oder umgekehrt ein einfarbiger Kettenfaden
mit zwei lose gezwirnten, verschiedenfarbigen Einschlagfäden verarbeitet wird.
Alkaloid von der Zusammensetzung C20H24N2O2 , die wirksamste der
Chinabasen,
der wertbestimmendeBestandteil der
Chinarinden. Das Chinin wurde 1820 von Pelletier und Caventou entdeckt,
seine Zusammensetzung wurde von Liebig festgestellt. In der Rinde findet sich das Chinin von einer Menge von andern
Körpern begleitet (s.
Chinabasen), von diesen ist es bei seiner Gewinnung zu trennen. Eine der Darstellungsmethoden ist in
kurzem die folgende: Es wird aus den Rinden mit salzsäurehaltigem Wasser ausgezogen. Aus der Lösung,
die noch
Chinasäure,
Chinagerbsäure und
Chinarot enthält, werden die basischen
Substanzen durch kohlensaures Natrium oder
durch
Ätznatron ausgefällt. Der getrocknete Niederschlag wird, wenn die verarbeitete Rinde viel Chinin neben wenig
Cin-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
chonin enthält, mit Weingeist ausgekocht, der hauptsächlich das leichter lösliche Chinin aufnimmt; der weingeistige Auszug mit
Schwefelsäure
[* 19] versetzt und abdestilliert. Aus dem Rückstand krystallisiert fast das ganze Chinin als schwefelsaures Salz
[* 20] aus,
während die leichter löslichen Sulfate der andern China-Alkaloide fast vollständig in der Mutterlauge bleiben.
Das aus seinen Lösungen durch Alkalien gefällte Chinin bildet anfangs eine käsige Masse, die sich aber beim
Verweilen in der Flüssigkeit bald in mikroskopische Krystalle, die 3 Moleküle Wasser enthalten, umwandelt. Die Krystalle schmelzen
bei 57°, geben dabei Wasser ab, werden fest und schmelzen dann wieder bei 176°. Das krystallisierte Chinin löst
sich in 1400 Teilen kaltem Wasser und in 770 Teilen heißem. Es ist nicht ganz leicht löslich in Alkohol
und Äther, am leichtesten löst es sich in Chloroform, auch in Schwefelkohlenstoff. Die Lösungen sind charakterisiert durch
einen intensiv rein bittern Geschmack, sie reagieren alkalisch und haben die Eigenschaft, die Ebene des polarisierten
Lichtes stark links zu drehen. Die Lösungen der meisten Salze des Chinin zeigen schön blaue Fluorescenz. Saure Lösungen, mit
Chlorwasser vermischt und mit überschüssigem Ammoniak versetzt, werden intensiv grün. (S. Chiningrün.)
Das Chinin verbindet sich mit fast allen Säuren zu meist wohl krystallisierten Salzen, und zwar bildet es als zweisäurige
Base neutrale und saure Salze. Ferner gehen viele Chininsalze mit andern Salzen Doppelverbindungen ein. Von den zahlreichen
Chininverbindungen sind folgende in das Deutsche
[* 21] Arzneibuch von 1890 aufgenommen worden:
Die Darstellung ist oben bei der Gewinnung des aus den Chinarinden beschrieben. Ein schneeigweißes, aus
seidenglänzenden, biegsamen, sehr lockern Nadeln
[* 22] bestehendes Salz, löst sich in 25-30 Teilen kochendem und in 750-800 Teilen
kaltem Wasser, wenig löslich in Äther, unlöslich in Chloroform; die Lösungen fluorescieren schön und reagieren neutral.
Beim Liegen an der Luft giebt es einen Teil, bei 120° den Rest des Krystallwassers ab.
2) Chlorwasserstoffsaures oder salzsaures Chinin, Chininum hydrochloricum s. muriaticum,
C20H24N2O2.HCl ^[C20H24N2O2].HCl], wird durch Zersetzung von neutralem Sulfat mit Chlorbaryum dargestellt.
Das gebildete schwefelsaure Baryum setzt sich rasch am Boden des Gefäßes ab, die davon abfiltrierte Lösung des Chininsalzes
krystallisiert beim Erkalten. Die Krystalle sind weiß und seidenglänzend, löslich in 20 Teilen kaltem
Wasser, löslicher in Weingeist.
gelblichweißes, amorphes Pulver von schwach bitterm Geschmack, wenig in
Wasser, etwas mehr in Weingeist löslich.
4) Chinineisencitrat, citronsaures Eisenchinin, Chininum ferro-citricum; glänzende, durchscheinende, dunkelrotbraune
Blättchen von eisenartigem, bitterm Geschmack; langsam, aber in jedem Verhältnis in Wasser, wenig in
Weingeist löslich.
Das Chinin hat als das wichtigste aller Alkaloide von jeher die Aufmerksamkeit der Chemiker auf sich gelenkt, ohne daß es bis
jetzt gelungen wäre, seine chem. Konstitution völlig aufzuklären, oder es auf künstlichem
Wege herzustellen. Ebensowenig
kann eins der zahlreichen künstlichen Fiebermittel das Chinin in seiner therapeutischen
Wirkung ersetzen. Das Chinin ist seiner Konstitution nach mit dem Cinchonin (s. d.)
sehr nahe verwandt, indem es an Stelle eines Wasserstoffatoms des Cinchonins die Methoxylgruppe OCH3 besitzt:
Mit der Aufklärung der chem. Konstitution des Cinchonins ist daher auch die
Frage nach der Konstitution des Chinin gelöst.
Als Handelsartikel erfuhr das Chinin seit seiner Entdeckung große Preisschwankungen, die teils durch den Ausfall der Chinarindenernte,
teils durch die Verschiedenheit des Bedarfs und durch Spekulation bedingt wurden; im allgemeinen sind die Preise nach und
nach herabgegangen, wozu die große Produktion an kultivierten Rinden in Ceylon,
[* 23] Java u. s. w. sowie die
Vervollkommnung der Fabrikation beigetragen haben. So waren z. B. für schwefelsaures Chinin die
Preise in London
Der Verbrauch von Chinin auf der ganzen Erde wird für 1892 auf 220000 kg geschätzt; bisher war ein stetes Wachsen von 10 Proz.
pro Jahr im Verbrauch zu verzeichnen. Die Hauptmenge von Chinin, etwa 70 Proz. der Gesamtfabrikation,
die 1891 rund 230000 kg betrug, wird in Deutschland
[* 24] produziert, aber nur 5 Proz. davon werden hier verbraucht;
London ist Hauptmarkt für den Chininhandel.
Als Arzneimittel ist das Chinin von unschätzbarem Werte. Die schon seit Jahrhunderten bekannte specifische Wirkung
der Chinarinde gegen die Wechselfieber gründet sich wesentlich auf dieses Alkaloid, welches schon in geringen Mengen hemmend
auf die Keimung und Vermehrung jener niedrigsten mikroskopischen Organismen einwirkt, welche als die Träger
[* 25] der Infektionskrankheiten zu betrachten sind; nach neuern Beobachtungen aus tropischen Sumpfgegenden vermag der tägliche Gebrauch
mäßiger Chiningaben auch prophylaktisch die Empfänglichkeit des Körpers für das Malariagift bedeutend herabzusetzen.
Auch in andern fieberhaften Krankheiten führt das Chinin, in hinreichend großen Dosen gereicht, durch direkte
Verminderung der Wärmeproduktion einen raschen, beträchtlichen Fieberabfall herbei und findet deshalb bei Typhus, Kindbettfieber,
Lungenentzündung und andern schweren Fiebern neben kalten Bädern ausgedehnteste Anwendung. In großen Dosen (3-5 g) erregt
es Schwindel, Herzklopfen, Ohrensausen, Schwerhörigkeit und einen rauschähnlichen Zustand (sog. Chininrausch); die Arbeiter
in Chininfabriken leiden häufig an Anschwellungen der Augenlider und Lippen, an Hautausschlägenu. dgl.
Auf den Stoffwechsel wirkt das Chinin nach den Untersuchungen von Binz, Unruh und Kerner insofern alterierend ein, als durch den
länger fortgesetzten Gebrauch kleiner Gaben eine deutliche Verminderung des Eiweißumsatzes im Körper und damit bei geschwächten
Personen eine Förderung des Kräfte-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
und Ernährungszustandes stattfindet, weshalb es bei Schwächezuständen der verschiedensten Art, bei Verdauungsstörungen,
Blutarmut und Nervenleiden, zumeist in Verbindung mit Eisenpräparaten, mit größtem Vorteil benutzt wird. Der jährliche Chininbedarf
ist infolgedessen ein ganz außerordentlich großer; in Deutschland ist er neuerdings seit der Anwendung des Antipyrins erheblich
geringer geworden, der Weltkonsum ist jedoch noch zunehmend (s. oben). -
Vgl. Binz, Das Chinin nach den neuern
pharmakologischen Arbeiten dargestellt (Berl. 1875);
ders., Zur Theorie der Salicylsäure- und Chininwirkung (Lpz. 1877).
Thalleiochin, Dalleochin, ein grüner Farbstoff, dessen alkoholische, mit Wasser verdünnte Lösung zum
Färben von Seide
[* 27] und Wolle direkt benutzt werden kann, während Baumwolle
[* 28] durch Tränken mit oder Aufdrucken
von Eiweiß vorher zu animalisieren ist. Der Farbstoff wird dargestellt, indem 10 g Chininsulfat in 1 l Wasser gelöst und
mit 128 ccm Chlorkalklösung versetzt, worauf 32 ccm Salzsäure und dann sofort 192 ccm Ammoniak zugefügt werden. Die Mischung
wird auf 25° C. erwärmt, wobei sich das Produkt als harzige, grün schimmernde Masse abscheidet. Es
ist unlöslich in Wasser, Benzin, Terpentinöl, Schwefelkohlenstoff und Äther, aber löslich in Alkohol, Holzgeist und Glycerin.
wie das Alizarin (s. d.) ein Dioxyanthrachinon, ^[img] das künstlich durch Erhitzen von Phthalsäureanhydrid
mit Hydrochinon und konzentrierter Schwefelsäure in schön roten nadelförmigen Krystallen erhalten wird.
(span., spr. tschihno), eigentlich Chinese, in Peru
[* 29] Bezeichnung eines Abkömmlings von einem Neger und einer Indianerin,
in La-Plata von einem Weißen und einer Indianerin (Cholo), in Mexiko
[* 30] eingeborener Abkömmling reiner Neger u. s. w.
auch Chinioidin, ein pharmaceutisches Präparat, das als Nebenprodukt bei der Bereitung
des Chinins gewonnen wird, indem man die Mutterlauge, aus der das rohe Chininsulfat krystallisiert ist, heiß mit Natronlauge
versetzt, um alle darin enthaltenen Chinabasen abzuscheiden. Chinoidin ist demnach ein Gemenge der verschiedensten Körper in wechselndem
Verhältnis. In der Wärme
[* 31] schmelzen die Basen zu einer harzigen Masse zusammen, die zu Stangen gerollt
das Chinoidinum crudum des Handels liefert.
Wird dies in verdünnter Säure gelöst, filtriert und von neuem gefällt, so erhält man das Chinoidinum depuratum, eine
braune oder schwarzbraune, spröde, harzartige Masse von muscheligem, glänzendem Bruch und sehr bitterm Geschmack, in Wasser
wenig, in Alkohol und in verdünnten Säuren leicht löslich. In demDeutschenArzneibuch ist Chinoidin nicht mehr
enthalten. Eine Lösung von Chinoidin in der zehnfachen Menge Alkohol nebst einem kleinen Zusatz von Salzsäure ist ein als Fiebertropfen
beliebtes Volksmittel.
eine tertiäre organische Base von der Zusammensetzung C9H7N , findet sich in geringer
Menge im Knochenöl und Steinkohlenteer und entsteht bei der Destillation
[* 32] verschiedener
Alkaloide, wie des Chinins und Cinchonins,
mit Kaliumhydroxyd. Am leichtesten erhält man es auf synthetischem Wege aus Anilin und Glycerin durch die Einwirkung konzentrierter
Schwefelsäure und Nitro-Benzol (Skraupsche Synthese). Das Chinolin ist eine farblose, beim Aufbewahren leicht dunkel werdende
Flüssigkeit von eigentümlichem unangenehmem Geruch, die bei 239° siedet und das spec. Gewicht 1,095 besitzt. Es ist in
Wasser unlöslich, in Alkohol löslich und giebt mit Säuren krystallisierende Salze. Die chem. Konstitution des Chinolin wird durch
beistehende Formel aus- ^[img] gedrückt, welche als eine Vereinigung eines Benzolkerns mit einem Pyridinkern
(s. Aromatische Verbindungen und Pyridin) erscheint.
Die Wasserstoffatome des Chinolin können durch andere Atome oder Atomgruppen ersetzt sein, wodurch eine große Zahl von Chinolinabkömmlingen
entsteht, unter denen wieder zahlreiche Isomerien möglich sind. Die meisten der bekannten Chinolinderivate sind nach synthetischen
Methoden gewonnen. Man bezeichnet die Verbindungen, in denen Wasserstoff des Benzolkerns ersetzt ist, durch
den Buchstaben «B», diejenigen, in denen Wasserstoff des Pyridinkerns substituiert ist, mit «Py» und unterscheidet
die Kohlenstoffatome, an denen die Substitution stattgefunden hat, mit Zahlen oder auch mit griech. Buchstaben (vgl. die Formel).
So ist das Chinaldin z. B. Py-1-Methylchinolin oder alpha-Methylchinolin, die Cinchoninsäure Py-3-Chinolincarbonsäure
u. s. w. Eine große Zahl von Alkaloiden sind kompliziertere Abkömmlinge des Chinolin. Durch Oxydation mit Kaliumpermanganat
wird beim Chinolin und seinen Derivaten der Benzolkern zerstört, indem Carbonsäuren des erhalten bleibenden Pyridins entstehen.
Das Chinolin findet in der Anilinfarbenfabrikation Verwendung und wird neuerdings in der Medizin als energisches Antiseptikum sowie
an Stelle des Chinins gegen Wechselfieber, intermittierende Neuralgien, Abdominaltyphus und Keuchhusten mit
Vorteil angewendet. Besonders wirksam erweist es sich gegen die Diphtherie. Werden die diphtheritischen Membranen mit
einer fünfprozentigen alkoholischen Chinolinlösung bepinselt, so lösen sie sich gewöhnlich in 12-24 Stunden ab, die Temperatur
fällt in einigen Stunden zur Norm ab und die Drüsenanschwellungen gehen meist bald zurück. Das der
Vepinselung folgende unangenehme Gefühl des Brennens wird durch einmaliges Gurgeln mit kaltem Wasser in der Regel sofort gemildert.
Der Preis des Chinolin im Großhandel beträgt (1893) 15 M. für 1 kg.
Chinophtalon, ein Farbstoff, der durch Erhitzen von Chinaldin mit Phthalsäureanhydrid
und Chlorzink gewonnen wird. Er hat die Zusammensetzung C18H11NO2 und dient zur Herstellung von Spirituslacken,
zum Wachsfärben und wird durch konzentrierte Schwefelsäure in das wasserlösliche Chinolingelb, das Wolle grünlichgelb färbt, verwandelt.
ein Farbstoff von der Zusammensetzung C26H19N2Cl , der durch Einwirkung
von Benzotrichlorid und Chlorzink auf ein Gemisch von Chinolin und Isochinolin gewonnen wird und wie
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
das Cyanin (s. d.) zum Sensibilisieren von photogr.
1) Arrondissement des franz. Depart. Indre-et-Loire (Touraine), hat 1692,05 qkm, (1891) 82535 E., 87 Gemeinden und zerfällt
in die 7 Kantone Azay-le-Rideau (258,65 qkm, 12102 E.), Bourgueil (158,16 qkm, 12316 E.), Chinon (212,56 qkm, 14891 E.), L'Ile
Bouchard (238,36 qkm, 9368 E.), Langeais (293,04 qkm, 12606 E.), Richelieu (292,29 qkm, 11804 E.), St. Maure (238,99 qkm, 9448 E.).
- 2) Hauptstadt des Arrondissements Chinon, an der Vienne, 15 km von deren Mündung in die Loire, und an den Linien Tours-Les Sables
d'Olonne, Chinon-Port Boulet (15 km) und Chinon-Port de Piles (53 km) der Franz.
Staatsbahn, hat (1891) 4124, als Gemeinde 6119 E., Post, Telegraph,
[* 34] Ruinen eines großen Schlosses und der Befestigungen des 11. bis 15. Jahrh.
(darunter der Turm,
[* 35] in welchem Jacques Molay gefangen gehalten wurde), einen Gerichtshof erster Instanz, ein Kommunal-Collège,
Ackerbaugesellschaft, Bibliothek, Krankenhaus,
[* 36] Theater, Denkmal des hier geborenen Rabelais, seit 1893 auch
ein Bronzereiterstandbild (von Roulleau) der Jungfrau von Orleans; Textilindustrie und Fabrikation von Seife, Töpferei, Weinbau
sowie Handel mit Obst, getrockneten Pflaumen (prunets de Tours),
[* 37] Honig und Wachs. - Chinon (Caino) war ehemals befestigt. In C. fand 1429 das
erste Zusammentreffen der Jeanne d'Arc mit dem König statt. In der Nähe starb 1481 Ludwig XI. -
Vgl.
De Cougny, Chinon et ses monuments (Chinon 1874).
nennt man in der organischen Chemie Körper, die sich von den Kohlenwasserstoffen der aromatischen Reihe dadurch
ableiten, daß 2 Wasserstoffatome durch 2 Sauerstoffatome ersetzt sind, und zwar sind die wahren Chinone solche,
in denen die Sauerstoffatome die Parastellung (s. Aromatische Verbindungen) zueinander einnehmen. Die Chinone entstehen meist durch
Oxydation der aromatischen Kohlenwasserstoffe mit Chromsäure, sind gelbgefärbte flüchtige Verbindungen von eigentümlich stechendem
Geruche und werden durch Reduktionsmittel (z. B. schweflige Säure) sehr leicht unter
Anlagerung von 2 AtomenWasserstoff in Hydrochinone übergeführt.
oder Chinovin, C30H48O8 , ein in Nadeln krystallisierender Bitterstoff, der
sich als alpha-Chinovin in der Rinde von China
[* 39] nova und China Calisaya und als beta-Chinovin in den Cuprearinden findet. Es
wird durch Salzsäure in einen zuckerartigen Körper, Chinovit und Chinovasäure (C24H38O4 ),
gespalten.
(spr. schinih), Stadt in der belg. Provinz Luxemburg,
[* 40] an der Semoy, 40 km nordwestlich von Arlon, mit 966 E., war
vom 10. Jahrh. ab Sitz einer gleichnamigen Grafschaft, die 1364 von HerzogWenceslaus von Luxemburg durch Kauf erworben wurde.
Bei Chiny beginnt der über 2000 ha. umfassende Wald von Chiny, der wildreichste Belgiens.
In der Nähe Ruinen
der 1793 von den Franzosen zerstörten Benediktinerabtei Orval.
L., Schneebeere, Pflanzengattung aus der Familie der Rubiaceen (s. d.). Ihre wenigen sämtlich tropisch-südamerik.
Arten haben zum Teil kletternde Stämme und Äste, gegenständige Blätter, in achselständige Trauben oder Rispen gestellte Blüten
mit unterständigem Fruchtknoten, fünfzähnigem Kelch und trichterförmiger, fünflappiger Blumenkrone.
Die Frucht ist eine schneeweiße Beere. Die Die Chiocacca RacemosaL., in Brasilien
[* 41] und auf den westind. Inseln(C anguifuga Mart.),
mit anfangs weißen und geruchlosen, später gelben und wohlriechenden, in Trauben geordneten Blüten, war früher offizinell.
Sie liefert die westind. und brasil. Caincawurzel (s. d.).
(spr. kioddscha) oder Chiozza, Hauptstadt des Distrikts Chioggia (54752
E.) in der ital. ProvinzVenedig,
[* 42] am Südende der Lagunen, an der Linie Rovigo-Adria-Chioggia des AdriatischenNetzes, ist auf Pfählen
erbaut, steht durch eine 235 m lange Steinbrücke mit dem Festlande in Verbindung, wird vom Kanal
[* 43] Lombardo
umzogen und vom Kanal della Vena in zwei durch 9 Brücken
[* 44] verbundene Hälften geteilt. Chioggia ist Sitz eines Bischofs und Artillerie-Lokalkommandos,
hat (1881) 20436, als Gemeinde 28015 E., einen guten, durch die FortsSan Felice und Caroman geschützten Hafen, eine 1633 von
Longhena erbaute Kathedrale, theol. Seminar und Gymnasium. Die Bewohner, Chiozzotti, besitzen eigenartige
Tracht und Dialekt. Die Industrie ist auf Schiffsbau, Seilerei für die Marine, Flachsspinnerei, Ziegelei und Fabrikation von
Lichten gerichtet. Sehr bedeutend ist seit alter Zeit die Fischerei;
[* 45] 1200 Barken sind in den Lagunen, etwa 800 im offenen
Meere bis nach Korfu
[* 46] hin beschäftigt und versorgen mit ihrem Fange ganz Oberitalien.
[* 47]
aus Heraklea am Pontus Euxinus, ein SchülerPlatos, angeblicher Verfasser von 17 Briefen, die von Orelli zusammen
mit dem Geschichtschreiber Herakleas Memnon (Lpz. 1816) und von Hercher in den «Epistolographi
Graeci» (Par. 1873) herausgegeben wurden.
L., Schneeflockenbaum, Pflanzengattung aus der Familie der Oleaceen (s. d.),
deren zwei Arten mit mehrern Spielarten kleine Bäume oder Sträucher sind, die in Nordamerika und im nördl. Teile von China
vorkommen. Sie haben gegenständige, ganze und ganzrandige Blätter und weiße, in einfachen oder zusammengesetzten Trauben
stehende Blüten mit kurzem, vierteiligem Kelch und kurzröhriger, in vier verlängert-lineale Zipfel zerspaltener Blumenkrone.
Die Frucht ist eine meist einsamige ovale Steinfrucht. Die amerikanische Chionanthus virginicaL., ein beliebter
Zierstrauch, wird bis 4 m hoch, hat eiförmige oder länglich-lanzettförmige Blätter und end- und achselständige Trauben
langgestielter
^[Artikel die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
forlaufend
233
schneeweißer Blüten. Der Strauch hält im Freien aus und bietet zur Blütezeit einen prächtigen An- blick. Er gedeiht am
besten auf leichtem, tiefgrün- digem Boden und läßt sich durch Samen
[* 49] vermehren, welche jedoch erst im zweiten Jahre nach
der Aus- saat keimen. Man Pfropft ihn auch auf Eschen, be- sonders auf die Blumenesche. Die Rinde der Wur-
zel dient in Amerika
[* 50] als Mittel gegen Weckselfieber. Chionides, attischer Komödicndichter, s. Magnes. sder Stelzvögel.
Vb.ionlaia2.s, Scheidenschnäbler (s. d.), Familie vkioniI, s.
Scheidenschnäbler. vktonzspko vartvri I?s7-K., ein Schimmelpilz, dem Nucor stolonilsr Z^'h. verwandt, nach Carter die Ursache
des sog. Madurabeins (s. d.). Von andern
Beobachtern wird diese Entstehung des Ma- durabeins bestritten. Chios, bei den Türken Sakys-Adassi, d.h. Mastixinsel, türk.
Insel an der Westküste Kleinasiens, zwischen Lesbos und Samos, noch bis zum Erdbeben
[* 51] von 1881 eine der schönsten und fruchtbarsten
unter den Inseln im Agäischen Meere, bedeckt 826,7 ^km, wird großenteils von kahlen Kreidekalisteingebirgen
eingenommen, die im N. hoch ansteigen und im Pe- linnäon, jetzt 0i-o8, d. i. Berg, auch Hagios Ilias genannt (1264in), gipfeln,
im ^. aber ein niedrigeres Hügelland bilden.
Die Nordwestecke nehmen alte Schiefer, den SO. jungtertiäre Ablagerungen ein, und dies ist der fruchtbarste Teil der Insel.
Die einzige größere Ebene in der Mitte der Ostküste um die Hauptstadt herum erscheint wie ein großer
Wald von Orangen- und Citronenbäumen mit vie- len Landhäusern. Chipping-Norton wird nur von einigen Bächen bewässert. Das Klima ist besonders
im Sommer trocken. Im Altertum war die Insel durch außer- ordentliche Fruchtbarkeit des Bodens, besonders durch Wein
und Feigen berühmt, daher man mit einem chiischen Leben den Begriff der Schwelgerei verband.
Noch gegenwärtig werden Wein, Ol, Baumwolle, Feigen und vorzüglich Mastix (im südwestl. Teil der Insel, wo die sog. Mastixdörfer
liegen) sowie Südfrüchte gebaut. Auch wird Käse, Wolle und Seide gewonnen. Man fertigt Seiden- und Baumwollwaren, und
der Handel mit diesen sowie mit eingemachten Früchten, Getreide,
[* 52] Vieh und Salz ist beträchtlich. Haupteinfuhrartikel sind
Häute (1890) im Werte von 5,4 Mill. M.; Haupt- ausfuhrgegenstand istLederimWertcvon6,4Mill.M.
Die Insel gehört zum türk. Wilajet Dfchefairi-Bahri- Sefid, hat (mit den kleinen Nebeninseln) 59600 E., vorwiegend Griechen.
Die Hauptstadt Chipping-Norton, auf der der übrigen griech. Städte und InselnKleinasiens. In C. wurde zuerst durch
Melas eine angesehene Schule der Marmorbildnerei gegründet, die sich vier Generationen hindurch bis auf Bupalos und
Athe- ms erhielt. Die epische Dichtung wurde in Chipping-Norton, wel- ckes zu den sieben Städten zählte, die sich als den Geburtsort Homers
ausgaben, durch die Schule der Homeriden gepflegt. In späterer Zeit hat sich Ion von C als Elegiker, Dithyrambiker
und Tra- giker, Theopompos als Historiker berühmt gemacht.
Als ein Teil des Pergamenischen Reichs kam Chipping-Norton 133 v. Chr. an die Römer,
[* 53] gehörte zu der Provinz Asia, seit Diocletian zu der
Inselprovinz. Seitdem blieb es im Besitze der byzant. Kaiser, bis endlich 1346 die genuesische Handelscompagnie
Maona die Insel eroberte und kolonisierte. Unter dem Schutze Genuas behauptete nachher seit 1362 die neue Aktiengesellschaft
der Giustiniani die Insel, bis 1566 die Türken auch Chipping-Norton
eroberten. Unter der türk. Herrschaft genossen die
meist griech. Bewohner große Vorrechte.
Sie standen zwar unter einem türk. Aga, hatten aber sonst ihre selbstgewählten Behörden und besaßen eine im ganzen Orient
berühmte Schule. Chipping-Norton war das gewöhnliche Standquartier der zwischen Konstantinopel,
[* 54] Syrien und Alexandria segelnden Schiffe,
[* 55] und die Einkünfte der Insel bildeten ein Privateigentum der Damen des Harems des Pa- difchah. Die Blüte
[* 56] der Insel, die damals 130000 E. zählte, fand im griech. Unabhängigkeitskriege 1822, wo die
Türken auf der von Samos aus aufgereizten Insel mit Mord, Raub und Brand auf das furcht- barste wüteten, ein Ende. Als sich
die Insel wieder erholt hatte, wurde sie 3. bis durch Erdbeben heimgesucht, wobei über 3000 Menschen
getötet und die Stadt Chipping-Norton fast gänzlich zerstört wurde. -
Vgl. G. von Eckenbrecher, Die Insel Chipping-Norton (Berl. 1845);
Chiozza (spr. ki-), ital. Stadt, s. Chioggia. Chippenham (spr. tschipp'näm), Stadt in der engl. Grafschaft Wiltshire, 48 km
im NNW. von Salisbury, am Avon, über den eine Brücke
[* 58] von 22Bogen führt, hat (1891) 4618 E., Getreidemühlen, hauptsächlich
Ackerbau mit großen Vieh- und Käse- märkten. Chipping-Norton war schon unter Alfred d. Gr. bedeutend. Chippewa (spr.
tschippeweh),Fluß im nord- amerik. Staate Wisconsin, entfpringt auf den Bergen
[* 59] südlich des Obern Sees, fließt durch ein
mit dichten Fichtenwäldern besetztes Gebiet und mündet, von Ostküste, ehemals auch Kastron genannt, hatte vor j links
durch Manidowish und Iellow, von rechts durch dem Erdbeben 13000 E., ist Sitz eines Aga und eines griech.
Erzbischofs, wird durch ein Kastell ge- schützt und hat einen mit zwei Leuchttürmen versehe- nen Hafen, in dem (1890) 828 Schiffe
mit insgesamt 589782 t verkehrten.
Die alte Geschichte der Insel knüpft sich an die Ionier, die hier nach der dor. Wanderung festen Fuß
faßten. Seit Cyrus (etwa seit 540 v. Chr.) wurde die Insel den Persern unterthänig. Nach den Per- serkriegen schloß sie
sich dem unter AthensHegemo- nie gegründeten Bunde an, siel im PeloponnesischenKriege (412 v. Chr.) wieder von Athen
[* 60] ab, trat
dann wieder 378 v. Chr. dem neuen athenischen Seebunde bei, entzog
sich aber durch den sog. Bundesgenossenkrieg (357 - 355 v. Chr.) wieder dem Einflüsse Athens und teilte nachher unter Alexander
d. Gr. und den Diadochen die Schicksale den Ned-Cedar verstärkt, nach 380 km südwestl.
Lau- fes beim Pepin in den Mifsifsippi. Chippewa-Falls (spr. tschippeweh fahls), Hauptstadt des
County Chippewa im nordamerik. Staate Wisconsin, östlich von St. Paul, am Flusse Chippewa (s. d.), ist Kreuzungspunkt der Wisconsm-
Central-, der Chicago-, St. Paul- und der Minne- sota- and Omahabahn, hat bedeutenden Holzhandel, namentlich mit Baumstämmen,
und (1890) 8670 (gegen 1880: 3982) E. Chippeway (spr. tschippeweh), s.
Odschibwe. Chipping-Varnet (spr. tschipping), s.
Varnet. Chipping-Norton (spr. tschipping nohrt'n), Stadt in der engl.
Grafschaft Oxford,
[* 61] 29 km im NW. von Oxford, hat (1891) 4222 E., Ackerbau, zwei Wollfabriken (600 Arbeiter) und Fabrikation von
Lederhandschuhen. Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K auszusuchen.
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Chipping-Wycombe (spr. tschipping-wei- kömm) oder Chepping-Wycombe, auch High- Wycombe, Stadt in der engl.Grafschaft Vucking-
ham, 40 ^m im WNW. von London, an dem zur Themse gehenden Wycombe und am Südostabhang der Chiltern-Hills, hat (1891) 13435 E.,
eine schöne Pfarrkirche (13. Jahrh.), Papier-, Spitzen- und Holzmobelfabrikation. In der Nähe Hugh en-
den Manor, einst Sitz, jetzt Ruhestätte des Carl of Veaconsfield, sowie altbrit. und röm. Altertümer.
Chippolin (frz., spr. sckipoläng), der gefirnißte Wasser- oder
Leimfarbenanstrick von Holzarbeiten, der ihnen ein porzellanartiges Ansehen giebt. Chique (spr. tschite),Name des ^andflohs (s. d.) in Südamerika.
[* 63] Chiquimüla (fpr. tfchiki-), Departamento der mittelamerik. Republik Guatemala,
[* 64] hat (1889) 64733 E. Die gleichnamige Hauptstadt am rech- ten User des Hualan hat etwa 4000 E.
und eine schöne, grohe Kirche. In der Nähe Ruinen des durch Erdbeben zerstörten Alt-Chiquimula.
Chiquinquirä (spr. tschitinkirä), Stadt im De- partamento Voyaca der Republik Columbia,
[* 65] 70 km im W. von der Hauptstadt Tunja,
in 2650 ui Höhe über dem Rio
[* 66] Iuarez gelegen, hat (1870) 13116 Chiromantie, eine berühmte
Kirche mit wunderthätigem Marien- bild, Zu dem jährlich 20-30000 Menschen, und alle 7 Jahre bei der öffentlichen Prozession
an 50000 Fremde wallfahrten. Chiquito (spr.tschikito), ein südamerik. Indianer- stamm im Südosten von Bolivia,
[* 67] südlich
vom Chaco begrenzt und östlich vom Paraguay, der ihr Land von Westbrasilien trennt.
Der Name Chiromantie ist den Eingebo- renen unbekannt; er wurde ihnen von den Spaniern gegeben (im Spanischen bedeutet Chiromantie einen ganz
klei- nen Menschen), da die Hütten
[* 68] der Chiromantie mit so kleinen Thüren versehen waren, daß man auf Händen und
Füßen hineinkriechen muhte, und man daraus fälsch- lich auf die kleine Statur der Bewohner schloß. Andere, wie Waitz, leiten
den Namen von Chucu, einem oft bei Völkernamen hier vorkommenden Wort, ab. Sie sind mittelgroß, stark und breit- schulterig,
haben einen großen, runden Kopf, eine niedrige Stirn, kleine, lebhafte Augen und sind bronzefarbig.
Gegenwärtig sind die Chiromantie ein halb- civilisierter Stamm, der durchgehends zur kath. Religion sich bekennt und seine Kultur den
in zehn Missionen angesiedelten span. Geistlichen zu ver- danken hat. Man schätzt ihre Zahl
auf ungefähr 20000 Individuen. Neben den eigentlichen Chiromantie ge- hören hierher noch 10 weitere Völkerschaften.
Die Sprache der Chiromantie, deren Grammatik als 6. Band
[* 69] der «Lid1iot1i6Hii6 1iuZui8tiHU6 ain6ricain6»vonL.Adam und Henry 1880 herausgegeben
wurde, steht unter den südamerik. Sprachen isoliert da. -
Chiquitos (Llanos de; spr. ljahnos de tschi- kitos), s. Gran-Chaco. Ehir..., Ehiro... (vom grch. ckßii-, Hand),
[* 71] häusig als
erster Teil zusammengesetzter Wörter, deren Bedeutung in irgend einer Beziehung zur Hand steht. Chiragra(grch.), die Gicht (s.d.)
an den Händen. Sie raubt diesen nach und nach ihre Gelenkigkeit, macht die Finger krumm, ungestaltet
und endlich un- beweglich. Nur selten werden die Hände schon bei dem ersten Gichtanfall von der Chiromantie befallen; meist kommt
es erst in den spätern Stadien
der Gicht und nach längerm Bestand derselben zu bleibenden Ver- unstaltungen und Funktionsstörungen
der Finger- und Handgelenke.
Ehirbe, Chirbet (arab.), bedeutet Ruinen, Trümmerstätte. ^S. 9013.). Chirbet
Bet Iakarja, s. Beth Zacharia (Bd. 2, Chiriguano (spr.tschi-), Indiancrstamm,
s. Ar- gentinisch Republik (Bd. 1, S. 855d). Ehirimoya (spr.tschi-),
Baumfrucht, s. ^noiia. Ehiriqui (spr. tschiriki), der westlichste an
Costa- Rica angrenzende Teil des columbischen Departa- mento Panama
[* 72] auf dem Isthmus zwischen dem Karibischen Meere und dem
Groben Ocean, hat 17000 tikm und (1870) 36 763 E. Das Land wird von der Coroillera de Chiromantie durchzogen,
die, bis 2800 m hoch, mehrere Vulkane
[* 73] trägt, darunter den Chiromantie (3430 m), ist sehr wasserreich und bat heißes, aber besonders
an der feuchten atlantischen Seite gesundes Klima.
[* 74]
Die Vegetation ist sehr reich, der Anbau von Zuckerrohr und Tabak
[* 75] lohnend; an Mi- neralien werden nur Steinkohle
abgebaut. Da das Gebirge nirgends unter 900 in herabsinkt, ist Chiromantie trotz der günstigen Küstengestaltung (besonders in
der Chiriquibai der Nordtüste, einer durch eine Inselreihe fast ganz abgeschlossenen Lagune) für die Frage der interoceanischen
Verbindung nicht in Be- tracht gekommen. Die Hauptstadt David, 13 km von der Südsee in schöner und fruchtbarer
Ebene am Rio David gelegen, meist aus Holz
[* 76] freundlich erbaut, hat 7906 E., Viehzucht,
[* 77] Tabakbau sowie Handel mit Reis, Kassee,
Sarsaparille, Perlen, Häu- ten, Schildpatt und gedörrtem Fleisch. Als Aus- fuhrhafen dient Alan je oder
Santiago de Alanje, auch Niochico genannt, am Rio Chico, mit 4982 E. -
Vgl. Wagner, Die Provinz Chiromantie (in Petermanns «Mitteilungen»,
Gotha
[* 78] 1863).
vktroFa.iVU8, Katzenmaki, s. Mati. Chirognömie (grch.), s.
Chiromantie. Chirogrammatomantie (grch.), Handschriften- deutung, die Kunst, aus der Handschrift
eines Men- schen dessen Charakter, Neigungen, Eigenschaften und Fähigkeiten zu erkeunen. Gleichbedeutend
da- mit ist die Graphologie (s. d.). Chirogramma- tist, ein Handschriftendeuter.
Chirograph (grch., Handschrift), Schuldver- schreibung , Schuldschein; chirographarische Forderungen,
Forderungen aus Schuldscheinen, allgemein solche Forderungen, welche im Konkurse kein Vorzugsrecht haben.
Ehirolögie (grch.), Hände-, Fingersprache; Chirolog, einer, der sich auf Chiromantie versteht. Chiromantie (grch.),
das Wahrsagen aus den Zeichen und Linien der Hand. Die sich auf eine Überlieferung aus dem Altertum (zuerst
bei Aristo- teles) stützende Kunst stellte den Grundsatz auf, daß die von der Gottheit in die Hand gezeichneten, bei jedem
Menschen verschiedenen Züge und Linien («Lebenslinie» u. a.) dessen Charakter ausdrückten und die Andeutung seiner
künftigen Schicksale ent- hielten. Im Mittelalter erhielt die Chiromantie ihre Aus- bildung und war lange Zeit angesehen,
bis sie all" mählich zu einer Spielerei herabsank. Hauvtvertreter waren Johann von Hagen
[* 79] (16. Jahrh.), Ingenbert, Gocklenius,
Prätorius (17. Jahrh.). Noch zu An- fang des 18. Jahrh, wurden auf deutschen Univer- sitäten chiromantische
Vorlesungen gehalten. In neuester Zeit hat man namentlich in England der Chiromantie i wiederum besondere Aufmerksamkeit geschenkt
und Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
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