mit einem herrlichen
Portal, außen wie innen künstlerisch ausgestattet, enthält eine Gemälde- und Münzsammlung,
Skulpturen,
Kupferstiche, Holzschnitte und
Altertümer. Von den unzähligen Klubs sind die bedeutendsten der einflußreiche
Union League
Club (1200 Mitglieder). Der
Calumet Club
(Calumet, indian. Friedenspfeife) besitzt ein hochelegantes Klubhaus mit
Speise-,
Lese-,
Versammlungssälen und einem sog. «Old
Settler’s Room» mit einer Sammlung einheimischer
Antiquitäten und einer Bildergalerie alter Ansiedler.
Union Club ist der fashionable Klub der Nordseite. Der Illinois Club besteht aus hervorragenden Geschäftsleuten. Bedeutend
sind ferner der Iroquois Club, der
Standard Club, Commercial Club. Der hervorragendste deutsche
Verein ist der «Germania-Männerchor»
(1865 gegründet, 500 Mitglieder, Direktor T. Heinze), dessen schönes geräumiges und künstlerisch
ausgestattetes Klubhaus, die
Germania-Halle, nahe dem Lincolnpark liegt. Daneben besteht eine Reihe engl., deutscher,
franz.
Vereine, die Geselligkeit,
Musik oder den
Sport pflegen.
Von den engl. Freimaurerlogen sind die bedeutendsten die
Oriental-, Covenant-, Garden City-, und
Cleveland-Loge. Deutsche
[* 2] Logen
giebt es sieben; die größte ist die
Germania-Loge (600 Mitglieder), dann die Mytra-Loge, Accordia-,
Lessing-, Herder-, Waldeck-, Constancia-Loge. Die Großloge des
Staates Illinois versammelt sich alljährlich am ersten
Dienstag
im Oktober in Chicago.
Das
Theater
[* 3] steht in Chicago auf keiner hohen
Stufe. Es dient im allgemeinen nur zur Zerstreuung. Chicago zählt 24
Theater, welche
allabendlich von 15000
Menschen besucht werden.
Keins derselben zeichnet sich durch architektonische Schönheit oder künstlerische
innere
Ausstattung aus. Das
«Auditorium» (4000 Sitzplätze) wird nur zu großen Opernaufführungen verwendet. Das «McVicker’s
Theatre» (2300 Sitzplätze) ist nach dem
Brande 1890 im Innern sehr elegant eingerichtet.
Von den übrigen sind zu nennen: Columbia
[* 4]
Theatre (2000 Sitzplätze), mit eleganten Nebenräumen, Hooley’s
Theatre, Chicago
OperaHouse, Haymarket
Theatre, Windsor
Theatre, Criterion
Theatre,
GrandOperaHouse. Das von deutschen Kapitalisten
erbaute
Schiller-Theater ist im Innern geschmackvoll eingerichtet; es wurde im Herbst 1892 eröffnet. Engl. und deutsche
Vorstellungen
wechseln ab. Chicago besitzt ein ausgezeichnetes Orchester im
«Auditorium» unter Leitung von
TheodoreThomas.
Instrumentalkonzerte werden ferner regelmäßig gegeben von Rosenbeckers Orchester in der Nordseite-Turnhalle, vom Chicago
Symphony Club in der
Central-Musikhalle, vom
Artist Concert Club,
Kammermusik vom
American Conservatory, Balalka
Quintett Club,
Chicago Musical College und
Karl Wolfsohn-Trio.
Vokal- und Instrumentalkonzerte veranstalten:
Apollo Musical Club, gemischter
Chor unter Direktor W. F. Tomlins, Concordia-Damenchor (unter Frau Hüfner-Harken), Gesangverein Frohsinn,
Männerchor, (Direktor Schoenfeld), ferner der Liederkranz
Vorwärts, der Orpheus-Männerchor,
Senefelder Liederkranz und der
Teutonia-Männerchor.
Das
Zeitungswesen hat in Chicago mehr als in irgend einer Stadt
Amerikas einen großartigen
Umfang angenommen. Es erscheinen 24 tägliche
Zeitungen, 260 Wochenblätter, 36 halbwöchentlicheZeitungen und 192 Monatsschriften. Die bedeutendsten
engl. Tageblätter sind die republikanische «Chicago
Tribune» (1847 gegründet). Sie
hat ein großes fünfstöckiges
Gebäudes 90000 Abonnenten, 50 Redacteure und Reporter und
zahlt jährlich 125000 Doll. für Depeschen. Der «Chicago
Herald» besitzt ein neues prachtvoll eingerichtetes Geschäftsgebäude und eine tägliche
Auflage von 100000 Exemplaren; derselbe
ist 1881 gegründet, demokratischer
Tendenz, zeichnet sich auch durch seine typographische
Ausstattung aus.
Die «Daily News», gegründet 1875 (220000 Exemplare),
erscheint dreimal täglich. Die «Chicago
Times» wurde 1854 von Wilbur
F. Storey gegründet und ist noch heute eine der größten
Zeitungen des Westens. Der «Inter Ocean», ein radikal republikanisches
Blatt,
[* 5] erscheint in 140000 Exemplaren. An diese reiht sich die «Evening Post»
und der «Globe». Die älteste deutsche
Zeitung, seit 1848, ist die «Illinois-Staats-Zeitung». Sie besitzt
ein vierstöckiges
Gebäude im ital. Renaissancestil mit
Statuen von
Franklin und Gutenberg.
IhreTendenz ist politisch unabhängig. Sie zählte bedeutende
Talente zu ihren Leitern, wie Lorenz
Brentano
(s. d.) und den kürzlich verstorbenen
Hermann Raster und besitzt eine tägliche, wöchentliche und Sonntagsausgabe «Der
Westen». Die
«FreiePresse»,
[* 6] gegründet 1871 von dem jetzigen
Besitzer und Chefredacteur Richard Michaelis, ist stark verbreitet.
Die
Tendenz ist unabhängig republikanisch, sie erscheint täglich und wöchentlich und giebt ein Sonntagsblatt «Dasheim»
heraus. Die «National-Zeitung» unter
JosephBrucker besteht seit 1891, die «Abendpost» seit 1890. Die «Arbeiter-Zeitung»
mit ihrem Sonntagsblatt «Die Fackel» dient der socialistischen Partei.
Von den engl. Wochenblättern sind die bedeutendsten «The
Economist», «The Graphic»,
«America». Chicago besitzt auch vier schwed., zwei dän.,
eine poln.
Zeitung, einen engl. und einen deutschen Preßklub.
Gemeinnützige Anstalten. Die bedeutendsten sind: «Die deutsche Gesellschaft» mit der besondern
Aufgabe, sich der einwandernden
Deutschen anzunehmen, ihnen
Arbeit nachzuweisen und für sie einzutreten;
The
United Hebrew Charities, der bedeutendste israel.
Wohlthätigkeitsverein der Stadt, von dem auch das große
Michael Reese-Hospital für
Kranke aller Konfessionen
[* 7] unterstützt
wird; die Illinois
HumaneSociety zur Verhütung von Grausamkeit gegen
Kinder und
Tiere, das Cook-County-Irrenhaus
und die Cook County Infirmary (das Armenhaus), das Old
People’sHome für alte Frauen, das deutsche Altenheim und das im
Aug. 1893 eröffnete prot. Altenheim für Deutsche, St. Vincents
Kinder-Asyl mit Hospital für Mütter,
UhlichsDeutsches Waisenhaus,
das Halbwaisen-Asyl, Chicago
Home for Incurables (Unheilbare), Orphan Asylum, Newsboys and Bootblacks’
Home für Zeitungsjungen
und Stiefelputzer,
House of the Good Shepherd für gefallene Mädchen, das Findelhaus, Chicago
Home of the Friendless
(Heimat
der Verlassenen), Washingtonian
Home zur
Heilung von Trunkenbolden,
u.
v. a. Hospitäler: Das Cook County Hospital, mit
großen
Gebäuden, durchschnittlich 500 Patienten, 200
Ärzten, Wärterinnen und Angestellten;
das Mercy Hospital, von kath.
Schwestern geleitet;
das Presbyterian Hospital, hat den Ruf, das beste
Krankenhaus
[* 8] der Stadt zu sein und kann 250 Patienten
aufnehmen;
das Marine-Hospital, Alexian Brothers’ Hospital, das Deutsche Hospital, Chicago Hospital für Frauen und
Kinder,
das vorerwähnte
Michael Reese-Hospital, das Lincoln
Park Sani-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
0170a
¶
mehr
tarium, St. Joseph- und St. Lukas-Hospital und das Lake-side Sanitarium für Kinder. Sehr zahlreich sind die von Kirchen, Vereinen
und Privatpersonen geleiteten wohlthätigen und gemeinnützigen Institute.
Industrie, Handel und Gewerbe. Chicago nimmt im Vieh- und Getreidehandel den ersten Platz in den Vereinigten Staaten,
[* 11] ja auf der ganzen
Erde ein. Die größten der weltberühmten Viehhöfe (350 ha groß) sind die UnionStockYards, im südwestl.
Teile der Stadt. Das Schlachtvieh wird demselben täglich durch eine Anzahl von Eisenbahnzügen zugeführt. Sie enthalten 3300 Hürden
und Ställe für 25000 Ochsen, 14000 Schafe
[* 12] und 150000 Schweine.
[* 13] Dieses gewaltige Etablissement, welches eine Stadt für
sich bildet, umfaßt 32 km mit Holz
[* 14] gepflasterte Straßen, 32 km Tröge mit frischem Wasser und 80 km
Futtertröge. Das Wasser wird aus sechs Artesischen Brunnen hergeleitet. AlleEisenbahnlinien haben direkte Verbindung mit diesen
Viehhöfen. Die Schienenlänge auf ihnen beläuft sich auf 139,9 km.
Die Einteilung der Arbeit in den Schlachthäusern sowie die Sauberkeit und Geschwindigkeit ist bewundernswert.
Dies gilt besonders von der Schweineschlächterei, in der täglich 30-60000 Schweine geschlachtet und für den Verkauf bez.
Versand zurechtgemacht werden. Die bedeutendsten Firmen der Stock yards sind Armour & Co. (6775 Angestellte), Swift &
Co. (3400), ferner Nelson Morris & Co. (3000) und Libby, McNeill & Libby (1400 Angestellte). 1889 wurden 3 Mill.
Rinder,
[* 15] ebenso viele Schafe, 6 Mill. Schweine und 23000 Kälber den Viehhöfen zugeführt. Die größte Zahl Rinder, die
an einem einzigen Tage eintraf, war 22064, die größte Zahl der Schweine 66000, der Schafe 12630. Die Firma Swift & Co.
erhält durchschnittlich täglich 125 Eisenbahnwagen mit Rindern. Im ganzen beschäftigen die 52 Firmen
dieser Industrien 24809 Menschen.
Die Zahl der auf den Markt gebrachten Tiere belief sich 1891 auf 14304480, davon 3250350 Rinder, 205383 Kälber, 8600805 Schweine, 2153537
Schafe und 94396 Pferde,
[* 16] insgesamt im Werte von 239434310 Doll.
Unter dem versandten Getreide
[* 17] waren 66,57 Mill. BushelMais, 68,77 Hafer,
[* 18] 38,99 Weizen, 7,57 Roggen. Als
Lagerräume für das Getreide und zum Verladen desselben dienen die 26 Grain Elevators, die zusammen 30 Mill. Bushel fassen.
Die Holzplätze sind die größten der Welt.
Einen Überblick über die Handelsbewegung der wichtigsten Waren (1891) giebt die folgende Tabelle:
Daneben bestehen Fabrikation von Maschinen, Möbeln, Öfen,
[* 19] Brennerei, Eisenbahnwagenbau, der 19,2 km südlich
von Chicago eine besondere Vorstadt Pullman-City (s. d.) einnimmt, Eisen- und Stahlwerke, Leder-, Cigarren- und Bekleidungsindustrie
in großartigem Umfange. Im ganzen giebt es 3250 Fabriken und Werkstätten mit etwa 177000 Arbeitern. Dem
Vertrieb der Waren
dienen Verkaufsmagazine (Department Stores) wie Marshall Field & Co. (1450 Angestellte und 120 Mill. M.
Umsatz).
Das Aufblühen des Handels steht in innigem Zusammenhange mit der wachsenden Bedeutung der westl. Staaten der Union und den
günstigen Wasser- und Landverbindungen der Stadt. Der Gesamt-Handelsverkehr mit dem Auslande wertete (1891) 1844392840 gegen
(1890) 1758537945 Doll., und zwar betrug der Export einheimischer Waren 872270283 gegen 845293828
Doll. im Vorjahre, der Transithandel 57497917 Doll.
(55699426), der Import 844916196 Doll. gegen 789310409 Doll. im Vorjahre.
Banken und Konsulate. Die Zahl der Banken beträgt 79. Das Gesamtkapital der 21 Nationalbanken belief sich auf 22,3 Mill., der 14 Staatsbanken
auf 12,5 Mill. Doll. Das Umsatzkapital (TotalBank Clearances) sämtlicher Banken betrug 4456,88 Mill. gegen
(1890) 4093,14 Mill. Doll. Die größte Bank ist die First National Bank mit einem Deposit von 17, und einem Kapital von 6 Mill.
Doll.; dann folgen die Nationalbank von Illinois mit 7 Mill. Depositen, die Atlas
[* 20] National Bank und Merchant National Bank.
Verkehrswesen. Von den 35 Eisenbahnlinien, welche in Chicago einlaufen, sind 22 im Besitze großer Gesellschaften. Die Zahl der Eisenbahnzüge,
welche täglich einfahren, ist 940, darunter 670 Vorstadtzüge. Chicago hat 8 große Bahnhöfe:
[* 34]
3) Rock-Island-Depot für Chicago-Rock-Island- and Pacific-, Lake-Shore- and Michigan-Southern-Bahn, bequem eingerichtet mit Telegraphen-,
Eisenbahn- und Dampfschiff-Agenturen.
8) Baltimore- and Ohio-Bahn. - Die Stadt ist von einem Netz von Bahnen (622 km) durchzogen. 2907 Straßenbahnwagen sind in beständigem
Gebrauch und 9051 Pferde. Drei Drahtseilbahnlinien (104,58 km) mit unterirdischem Seilbetrieb verbinden die drei äußern
Stadtteile mit dem Centrum in Zügen von 2 bis 4 Wagen. Die «Südseite»
Kabelbahn wurde (1890)
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
von 68, «Nordseite» von 40, «Westseite»
von 75 Mill. Passagieren benutzt; die Einnahmen betrugen 3,5, 2 und 3,6 Mill. Doll. Außerdem vermitteln
Omnibusse und Droschken den Verkehr zwischen den Bahnhöfen und Hotels. - Im Hafen von Chicago liefen aus 10294, ein 10224 Schiffe
[* 37] mit zusammen 11031552 t. Der Binnenschiffahrt dient der Illinois- und Michigan-Kanal; eine neue künstliche
Verbindung mit dem Mississippibecken ist geplant.
Die Einnahmen der Post beliefen sich (1891) auf 3693877,58, die Ausgaben auf 1376997,99 Doll. Es kamen an 139860372 Briefe
und Postkarten, 10428156 Stadtbriefe, 39348088 Drucksachen, 3265528 eingeschriebene Briefe und Pakete. Die Geldsendungen werteten
10501670,79, davon ins Ausland: 380737,36 Doll.- Das Telegraphenwesen ist in den Händen von Privatgesellschaften,
nämlich Western-Union-Telegraph-Co. und Postal-Telegraph-Co. Dasselbe gilt vom Telephonbetrieb.
Geschichte. Die ersteSpur einer Ansiedelung der Weißen in dem heutigen Chicago tritt 1804 auf, als die Bundesregierung unterhalb
der jetzigen Rush-Straßen-Brücke und östlich von der Michigan-Avenue das Fort Dearborn als vorgeschobenen
Posten im Gebiet der Pottawatomie-Indianer erbaute. Als 1812 der Krieg mit England ausbrach, wurde das Fort verlassen. 1816 wurde
Fort Dearborn wieder aufgebaut und seit 1831 Sammelplatz für die Einwanderer. 1832 wurde die Macht der Indianer gebrochen
und ihr Häuptling Blackhawk gefangen. Ein Vertrag wurde abgeschlossen, und die Indianer zogen sich in
die damals unbewohnte Region westlich vom Mississippi (das jetzige Iowa) zurück; 1837 wurde das Fort von der Regierung aufgegeben.
1818 gab es erst vier weiße Ansiedler. Der eigentliche Ursprung datiert von der Anlage des Illinois- und Michigan-Kanals,
der vom Staate Illinois 1829 beschlossen wurde, nachdem er 1827 eine beträchtliche Landschenkung zu diesem
Zwecke bewilligt hatte. Im Herbste 1829 wurde Chicago zunächst als Dorf angelegt mit einem Flächeninhalt von 0,86
qkm. Die Arbeiten des Kanalbaues belebten die Einwanderung. 1833 wies der Kongreß 30000 Doll. zur Vertiefung der Einfahrt
in den Chicagofluß an, und von da ab wurde derselbe dem Handel der großen Binnenseen geöffnet. Im Sommer
wurden 150 Holzhäuser erbaut und Chicago wurde als «Town» inkorporiert, im Mai 1837 zur Stadt erklärt.
Die Stadt hatte bereits einen Flächenraum von 25 qkm und 4179 E. Das Wachstum war so stark, daß 1871 das Gebiet 92,88 qkm
mit 20 Wahlbezirken umschloß, von denen jeder zwei Abgeordnete in den Stadtrat zu wählen hatte. 1848 war
der Kanal
[* 38] in 154,46 km Länge fertig gestellt und förderte den Verkehr vom Illinoisfluß mit den Seen beträchtlich. Doch
erst die Ära der Eisenbahnen verschaffte der Stadt ihre beispiellose Entwicklung und das Übergewicht über alle andern Städte
des Westens der Vereinigten Staaten.
1871 war Chicago eine angehende Großstadt, ein wichtiger Handelsplatz. Da brach am Abend des 7. Okt. nach langer Dürre auf der Westseite
Feuer aus. Nachdem das auf der Südseite gelegene Centrum in Asche gelegt, wandten sich die Flammen 8. Okt., zum zweitenmal den
Fluß überspringend, der Nordseite zu und zerstörten auch diesen ganzen Stadtteil fast vollständig,
sodaß Chicago für immer vernichtet schien. Doch die Asche der Ruinen war noch nicht kalt, als man den Wiederaufbau in Angriff
nahm. In einem Jahre war Chicago so
weit wiederhergestellt, daß alle Geschäfte zurück in die Stadt verlegt werden
konnten. Ein Jahr später war die Stadt fast wieder ganz aufgebaut. Vor dem Feuer war höchstens ein Dritteil des Geschäftsviertels
massiv bebaut gewesen; jetzt waren viele bis sechsstöckige Bauten aus dem Schutt hervorgewachsen und viele der früher leeren
Stellen bebaut. Überall entwickelte sich eine fieberhafte Thätigkeit, die aber 1873 eine Krisis
zur Folge hatte, sodaß erst Ende der siebziger Jahre die Bauthätigkeit wieder aufgenommen werden konnte.
Litteratur. Sheahan, Chicago, seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (Chicago 1872; deutsch und englisch);
Andreas, History
of Chicago from the earliest to the present time (3 Bde.,
ebd. 1884);
Weltausstellung, auch Columbus-Weltausstellung, offiziell World’s Columbian Exposition 1893, im
Volksmund kurz The World’s Fair (Weltmarkt), die vom Präsidenten Cleveland im Jackson-Park in Chicago eröffnete
und Ende Oktober geschlossene Ausstellung. (Hierzu ein Plan.)
Der Ausstellungsplatz, 10 km südlich vom Hauptgeschäftsteil der Stadt, umfaßte 268,65 ha und zog sich
2,4 km lang am Seeufer hin. Er erstreckte sich von diesem, seiner Ostseite, bis zur Stony-Island-Avenue im W. und von der 56. bis
zur 67. Straße von N. nach S. Die Schwierigkeiten, welche der ehemalige Seeboden und die Ungunst der Witterung den Arbeiten
entgegenstellten, wurden überwunden.
Nach dem Organisationsplan zerfiel die Ausstellung in 13 Abteilungen. Die Hauptgebäude und deren Baukosten
waren folgende: Verwaltungspalast 476307 Doll., Gebäude für Ackerbau 698162, für Kunst 758628, Elektricität 447681, Kunstinstitut
200000, Chorhalle 89271, Meierei 27044, Spritzenhäuser und Polizeistationen 78702, Gebäude für Fischerei
[* 40] 235008, Försterei
82708, Gartenbau 319489, Viehschuppen 67448, Maschinenhalle 1235301, Kasinohalle und Peristyl 314396,
Gebäude für Industrie 1802759, Bergbau
[* 41] 292910, Schuhe und Leder 93243 und für Verkehrswesen 558341 Doll.
Überwältigend schon durch die nie gesehenen Dimensionen wirkte das Gesamtbild. In wunderbarer Harmonie wirkten die Lage und
Architektur der Ausstellungsgebäude,
[* 42] der Wasserflächen und Gartenanlagen zusammen. Die Gebäude wurden von verschiedenen Architekten
in ital. Renaissance errichtet. Urheber des ganzen Plans war der Architekt Burnam aus Chicago. Zur Konstruktion
wurden 20000 t Eisen und 2130000 Raummeter Holz verwandt, zur äußern Überkleidung aber eine «Staff»
genannte Masse aus gebranntem Gips,
[* 43] Cement und Hanf. Hierdurch und durch den Kalkanstrich erhielten alle größern Ausstellungsgebäude
mit Ausnahme des rötlichen für Transportwesen, ein glänzendweißes Aussehen (The White City, die weiße
Stadt). Als architektonisch wertvoll seien im einzelnen genannt: die Säulenhalle des Ehrenhofs, das Portal am Palast für
Verkehrswesen, die originelle Fischorna-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
forlaufend
171 Chicago-Milwankee- und St. Paul-Eisenbahn mentik am Fischereigebäude, unter den 40 zum, Teil der Erholung gewidmeten Bauten
der Einzelstaatei^ der Palast Neuyorks (ital. Renaissance) und die alles überragende Kuppel des Verwaltnngsgebäu- des, die
Kolossalgruppen vor demselbeu und die dekorativen Malereien im Innern. Aus der Fülle der Ausstellungsgegenstände verdienen
u. a. her- vorgehoben zu werden: die Darstellung der Thätig- keit der Unionsregierung im (^ovei nment
I^uiläin^, die Blockhäuser der Einzelstaaten mit landwirtschaft- lichen Erzeugnissen, die Obstgruppen aus Florida, die kaliforn.
Kakteen,
[* 45] die versteinerten Hölzer aus Ari- zona, die Diamantwäschereien, die Schiffsmodelle, Eisenbahnzüge von 1840 bis
zu den neuesten ?n11- man (^r8, die Maschine
[* 46] (2000 Pferdestärken) von E.P.AMtz in Milwaukee, die Gruppen
der ^V63tin 1ion^6 Lieeti'ie ^oniplui)', der (^N6i^l ^i^-tric ('om^ian^, die Goldschmiedearbeiten von Tiffany in Neuyork;
[* 47] ferner aus Deutschland
[* 48] die Gruppe der königl. Porzellanmannfattur in Berlin,
[* 49] die Aus- stellung des Schul- und Universitätswesens,
der preuß. Berg- und Hütteuverwaltung, des Vereins deutscher Ingenieure, von F. Schichau, Siemens ^ Halske,
Felten gewerblicher Ehrengaben, vom Kaiser n. a. herge- liehen, die Gruppe der Eisenwerte von Stumm, der Münchener Pavillon,
die ThüringerSpielwaren, die Germania
[* 50] von Neinbold Begas, der Pavillon von Krupp und das Gleise-Museum der Georg- Marienhütte',
aus Osterreich eine Gruppe kunst- gewerblicher Meisterwerke; die GenferUhren;
[* 51] aus Frankreich Juwelen, Parfümerien,
Seidenstoffe und Damenkonfektion, Sevresporzellan, Lurusmöbel und Zimmerausstattungen; engl.
Thonwaren,
[* 52] der Bankcttsaal der Königin Elisabetb, ein Muster histor. Dekoration; venet. Spitzen und die Glasbläserei aus Murano;
russ. Gold- und Emailarbeiten, Pelz- werk und Holzschnitzerei; norweg. Handwebereien und Filigranarbeiten;
die schwed. Völtertypen, Möbel,
[* 53] Thon- und Metallarbeiten; dän. Geräte in nordischem Stil und Terrakotten;
[* 54] belg. Spitzen und Teppiche; Holland. (Delfter) Fayencen und Liqueure; die maur. Moschee Spauiens;
die merik. Silbermine u. s. w. Vefondere Erwähnung verdient auch
das Frauen- gebäude (Kosten: 138 597 Doll.) mit seiner Aus- stellung, in welchem
alle Gebiete des weiblichen Wirkens und Schaffens zur Darstellung und Ver- handlung kamen.
Ein Anhängsel desselben war das
Kinderhaus, in welchem Mütter, die die Aus- stellung besuchen wollten, ihre Kleinen zur kosten- losen Pflege abgeben konnten.
Historisch interessant waren die zahlreichen Colum- busreliqnien, die Nachbildnng des nordischen Wi- kingerschiffs,
der drei Karavellen des Entdeckers, der Pavillon Lafayette, die Unabhängigkeitsglocke aus Philadelphia
[* 55] und das Blockhaus,
in dem Abraham Lincoln geboren wurde. Zwei Wasserleitungen vom See, mit einer täg- lichen Leistungsfähigkeit von 2.^8 Mill. 1 Waffer,
speisten die Hydranten und Maschinen, sriscbes Quellwasser, von Waukesha im W. von Milwaukee hergeleitet,
war in 200
Automaten zu haben.
Für die Beleuchtung
[* 56] sorgten 138218 elektrische Lampen
[* 57] (6766 Vogenlichter von je 2000 KerzenLeuchtkraft) und 131452 Glüblickter.
Die Hauptanziehungolraft am Abend übte.1iävll)' ?i3.i3knc6 aus mit dem deutschen Dorf, Alt-Wien, Gartenwirtfchaften, Hagenbeckscben
Vorstellungen, der Straße vonKairo,
[* 58] den Südsee-Insulanern, dem javan. Dorf und Theater u. s. w. Diese Sehenswürdigkeiten
überragte ein Rad, ^erri" VIi66i, eine russ. Schaukel von riesigen Dimen- sionen für 2000 Personen.
Die mit der Ausstellung verbundenen Welt- kongresse, auf die man große Erwartungen gefetzt batte, waren, den der Frauen ansgenommen,
that- sächlicb nur von geringer Bedeutung. Die Einnahmen und Ausgaben betrngen nach der Berechnung vom 31. Okt. (in
Dollars): Eintrittsgelder Von Konzessionen Verschiedenes Zinsen . . . Denkmünzen u. Aktienkapital Von Chicago Einnahmen
10 626 330 3 699 581 686 070 86 981 s. w 2448032 5 604 171 5000000 Zusammen 28151165 Ausgaben 18 322 622 7 127 240 90 674 Bandepavtement
Betriebskosten Provisorische Organisation Zusammen 25540536 Nacb Abzug später erwachsener Verbindlichkeiten
betrng der reine Überschuß am 483 Doll. Auf die einzelnen Monate verteilen sich die Einnahmen aus Eintrittsgeldern
folgendermaßen: Mai 583031, Juni 1256180, Juli 1325 370, August 1694518, September 2 263 038, Oktober 3195 670 Doll.
Die Anzahl der Besucher lins' gesamt 21463 256) wnchs also stetig von 1050037 im Mai auf 6802479 im Oktober. Am 9. Okt. er-
reichte sie 716 881 zahlende Personen.
Eine weitere große Einnahmequelle der Administration bildeten die Gebühren (25 Proz.), die von allem, was in der Ausstellung
verkauft wurde, erhoben wurden. Von den Betriebskosten u.s. w. seien die wichtigsten auf- geführt. Es wurden verausgabt:
für maschinelle Anlagen 2 786 684 Doll., für elektrische Anlagen 1911857, für Eisenbahnbeförderung 1247 101, für Wasserleitungen
und Abzugskanäle 1122 770, für Landschaftsgärtnerei 492 273, für Polizeischutz 1301478, für Musik u. s. w. 600 947,
für Feuer- werke und ähnliche Unterhaltungen 125 760, für die Einweibungsfeierlickkeiten 333 663, Schaden- ersatzansprüche 197 146,
Möbel für Gebäude 125 774, für Dekorationen 119134, Anzeigen und allgemeine Ausgaben (einschließlich 61000 Doll. Portoaus-
gaben) 1294565 Doll. Viel Unzufriedenheit erregte das System der Preisverteilung; doch kann Deutsch- land mit Stolz
auf das Ergebnis (70 - 80 Proz. der Aussteller erhielten Preise) zurückblicken.
Chicago-Milwaukee und St. Paul-Eisen bahn, eine der leistungsfähigsten und ertrag- reichsten Eisenbabncn in den Vereinigten Staaten
von Amerika. Die Gesamtlänge der von einer Gesellschaft betriebenen Strecken betrug 9102 km, die in den Staaten
Wisconsin, Illinois, Iowa, Minnesota, Nord-Dakota, Süd- Dakota und Missouri lagen. Die Hauptbahn (677 km)
verbindet Chicago mit Minneapolis im Staate Minnesota. 776 Lokomotiven und 23854 Wagen aller Art dienten zur Bewältigung des
Ver, Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
¶
Nach Abzug der Ausgaben von 17405105 Doll. blieb ein Überschuß von 9 759732 Doll.
Die Gesellschaft ist außerdem infolge Erwerbs von Aktien an mehrern Eisenbahnen beteiligt, unter denen die bedeutendste die
Chicago-St.Paul-Minnea- polis- und Omaha-Eisenbahn ist. Dieselbe hatte eine Vetriebslänge
von 2243 km und beförderte 1890 bei einem Vetriebsmittelbestande von 235 Lokomotiven und 7899 Wagen 1433795 Personen und 3036456
t Güter, wofür eine Ge- samteinnahme von 6848320 Doll. erzielt wurde.
Nach Abzug der Betriebsausgaben verblieb ein Über- schuh von 2059751 Doll., der sich durch andere Ein- nahmen noch um 586785
Doll. erhöhte. Chicane (frz.), s. Schikane.
Ghicarot, roter Farbstoff, s. I^nonia. Ehicha (span., spr.
tschitscha), in Südamerika
[* 61] Bezeichnung für die aus Pflanzen (Mais, Reis, Palmenfrüchten u. s. w.) durch Gärung gewonnenen
berauschenden Getränke. Ehichen-Itza (spr. tschitschen"),
eine der an- sehnlichsten Ruinenstädte des alten ^ncatan, im
östl. Teil der .Halbinsel südlich der Straße von Iza- mal nach Valladolid gelegen. In Jahren der Dürre
brachte man hier den Negengottheiten kostbare Steine und Kinder als Opfer dar, die von einem kleinen, am obern Rande der einschließenden
Felswand ge- legenen Tempel
[* 62] aus ins Wasser gestürzt wurden. Die Ruinen bedecken setzt eine Fläche von nahezu einer
Meile im Umkreis. Zu den hervorragendsten Gebäuden gehört das sog. Haus der Nonnen, dav schloß und das Chichanchob, auch
das Gefängnis genannt, die im Charakter nicht wesentlich von denen der andern yucatanischen Städte (s. Urmal) abweichen.
Chichester (spr. tschitscheßt'r; lat. ^88^ ca- 8ti-liin), Municipalstadt, Parlamentsborough und Bischofssitz in der engl.
GrafschaftSussex, 23 km un O. von Portsmouth,
[* 63] zwischen den Hügeln der Eouthdowns, am Lavant, hat (1891) 7842 E., Reste früherer
Mauern und, ähnlich wie Chester, 4 sich rechtwinklig an dem 1500 errichteten Marktkreuz schneidende Hauptstraßen, eine
großartige, 1114- 1336 im got.-sächs. Stil errichtete'fünfschiffige Kathe- drale St. Peter, 125 m lang,
mit sehr schönen Glas- gemälden, Denkmälern und sächs. Skulpturen, ein im 12. Jahrh, begründetes St. Mary-Hospital, eine
Philosophische Gesellschaft mit Museum, ein theol. und ein Lehrerseminar und eine Lateinschule; sowie Handel mit landwirtschaftlichen
Prodnkten nach Portsmouth. In der Nähe (5 Km) Goodwood- Park mit prachtvollem Schloß des Herzogs von Richmond.
- (5., das NßZinim der Römer,
[* 64] wurde im 5. Jahrh, von Ella zerstört, aber von dessen Sohn Cissa, König von Sussex, wieder
aufgebaut und nach ihm Cifsanceaster genannt.
Während der Hept- archie ein bedeutender Ört, sank Chickasaw später,
bis es unter Wilhelm dem Eroberer 1070 Bischofssitz ward. Spä- ter war es Hauptstadt der Graffchaft
Sussex. Chichimeca (spr. tschitschi-) nannten die Mexi- kaner die kriegerischen, von der Jagd
lebenden Stämme des Nordens und des Westens.
Die Mexi- kaner selbst wollten aus diesen Gegenden in ihren nachmaligen Wohnsitz gelangt sein und rühmten sick chichimekischer
Abkunft. Chichimeken nannten sich die Könige von Tercoco, und ebenso die Bevölke- rung der Republiken
Huexocinco und Tlaxcalla. Chichimeten wurden auch die nahuatlakischen Er- oberer genannt, die in das Küstenland von Vcra-
cruz vordrangen. Dagegen wird der Name aus- drücklich nicht angewandt auf die verschiedenen Stämme der Maya-Familie.
VKioKlN, s. (^8815. Chickahomini (spr. tschicke-), Nebenfluß des Ia-
mes-Riverimnordamerik. Staate Virginien, bekannt durch die Kämpfe im Mai und Juni 1862. Mac- Clellan war nach Einnahme von
Oorktown und Wil- liamsburg mit einem Teile des Unionsheers auf das nördl.Ufer gegangen, wurde, als der angeschwollene Fluß
die Brücken
[* 65] hinter ihm stark beschädigt hatte, von den Konföderierten unter Johnstone 31. Mai1. Juni angegriffen
und nnr durch rechtzeitige Heran- ziehung frischer Truppen vor Vernichtung bewahrt.
Nach längerm Zögern beschloß MacClellan, die Stel- lung am Chickasaw zu räumen, der konsöderierte General Lee ließ jedoch drei
seiner Divisionen auf das nördl. Ufer übergehen und griff 26. Inni Mechanicsville an. MacClellan
suchte sich zu halten und seinen Train auf das linke Ufer in Sicherheit zu bringen. Am 27. Juni wurden mehrere
Korps des Unionsheers mit 9000 Mann Verlust von den Konföderierten unter Lee, zu denen General Iackfon gestoßen war, znrückgeworfen,
und erst die Nacht machte dem Kampfe ein Ende.
MacClellan fetzte in den folgenden Tagen unter beständigem Gefecht den Rückzug nach dem Iames-River fort.
Die Konföderierten waren zwar siegreich gewesen, konnten aber infolge ihrer schweren Verluste den Ersolg nicht ansbeuten.
Ehickamauga(spr. tschickemähge), kleiner Neben- fluß des Tennessee im nordamerik. StaateTennessee, geschichtlich bekannt
durch die Schlacht am 19. und General Rosecrans hatte das ton- föderierteHeerunterBragg zurückgedrängt
und Chat- tanooga 9. Sept. besetzt.
Bragg kehrte mit Verstär- kung zurück, besetzte die Höhen südlich und östlich von Chattanooga und schlug die unvorsichtig
vorgegan- genen Gegner mit Verlust von 12000 Mann und 36 Geschützen bei Chickasaw 19. und 20. Sept. 1W3. Uv^ch die
Konföderierten hatten gegen 10000 Mann verloren. Ehickasaw (spr. tschickescch) oder Shikasha, eine den Choctaw verwandte Nation,
wohnten zur Zeit der Entdeckung im westl. Teile des Staates Mississippi, im Quellgebiet des Mobileflusses.
Sie waren im vorigen Jahrhundert den Engländern zu- gethan, haßten aber die Franzosen, mit denen sie in einen Krieg
verwickelt wurden (1736-40), der sie teils vernichtete, teils aus ihren Wohnsitzen vertrieb. 1786 schlössen sie mit der
Union ein Freundschafts- bündnis. 1837 siedelten sie, zusammen mit den Chottaw, nach dem Südwesten des Indianerterri- toriums
über. IhreBeziehungen zu dieser Nation wurden 1855 durch einen besondern Vertrag ge- Artikel, die man unter
C vermißt, sind unter K anfznsnchen.
¶
forlaufend
173
regelt. Wortverzeichnisse ihrerSpracheenthältAdairs «Iiiztor^ ol t1i6 ^Nkricau
luäian^» (Lond. 1775). Ehicläna de la Frontera (spr. tschik),Be- zirksstadt in der span. Provinz Cadiz
[* 67] (Sevilla),
[* 68] ^2 km im SSO. von (5adiz, am Lirio, unweit der Küste, hat (1887) 12348 E.,
einen berühmten Stierkampfplatz, kalte Schwefelbäder und Weinbau. In der Nähe bei der Anhöhe Barosa
schlug Graham 1811 die Franzosen. Ghiclayo (spr. tschik-), Stadt im peruan. Depar-
tamento Lambayeque, nahe der Küste, an der Bahn Pimentel-Ferrenafe gelegen, hatte (1876) 11325 (5. Ehicopee (fpr. tschickopih),
Stadt im County Hampden des nordamerik.
Staates Massachusetts, od^^d SMngfield, an der Mündung des Flusses Chiesa libera in libero stato in den Connecticut, hat (1890) 14050 E.
In der Nähe Chicopee - Falls. In beiden Orten befinden sich Baumwoll-, Waffen-, Bronze- und Werkzeug- fabriken, in Chicopee-Falls
namentlich folche von Ackerbaugeräten. Die Dwight Manufacturing Com- pany beschäftigt allein 130000 Spindeln. Chicot (spr.
schikoh), s. (^vmnociaäu^. Ehiddekel (Hiddetel), nach
1 Mos. 2,14. einer
der Hauptströme des Paradieses, gemeint ist wobl der Tigris.
Ehidhr (türk.Ausfprache: Cbiser), al-, sageii- hafte Gestalt der Mohammedaner, wird bald mit dem biblischen Propheten Elias
identifiziert, bald als Zeitgenosse Abrabams dargestellt. Als folcher war er nicht Prophet, sondern ein heiliger Manu und
Wesir des Welteroberers Dfu'l Karnein, einer gleichfalls sagenhaften Perfon, deren Name auch auf Alexander
d. Gr. übertragen wurde. Auch den Mofe begleitet dieser Chiesa libera in libero stato nach
der mohammed. auf feinen Wanderungen dreißig Jahre lang.
Dem Chiesa libera in libero stato, der im Reich der Finsternis im füdwestl. Teile der Erde bis zur «Lebensquelle» vordrang und aus dieser trank,
wird ein unsterbliches, dem Ältern nicht unterworfenes Leben zugeschrieben; daher sein Name «der Grüne»,
d. h. Immerfrische. Er ist immer auf der Wanderung begriffen; der Schutz der Seefahrer ist
der besondere, ihm von Gott zugeteilte Wirkungs- kreis. Auch in andern Bedrängnissen des Lcdens wird er angerufen; heilige
Menschen begegnen ibm häufig, und er verkehrt, für andere unsichtbar, mit ihnen, errettet sie aus
Bedrängnissen oder unter- weist sie in den mystischen Kenntnissen. In dieser Eigenschaft nimmt er eine der höchsten Rangstufen
im System der Sufis ein. Die an Chiesa libera in libero stato geknüpften Sagen sind überaus häufig mit den Zügen
der christl. Sankt
[* 69] Georgs-Legenden ausgestattet. - Nückerts Gedicht «Chidher» beruht
auf der Sage.
Chidyr-Sünda, Berg, f. Befch-Barmak. vkiet (engl., spr.
tfchihf), soviel wie Chef (s. d.); I.m-äd .Iii8tic6(spr. dschöftiß), Vorsitzender des ober- sten Gerichtshofs in England,
der Lord Oberrichtcr. (3kibt (lioro (engl., fpr. tschihf-), f.
0i6rc. Ehiemsee (Bayrisches Meer), der größte See Bayerns, auf der oberbayr. Kochstäche zwischen Inn und Salzach,
in 519 in Höhe, hat in feiner un- regelmäßigen Gestalt eine westö'stl. größte Breite
[* 70] von 14 iiin, eine Südnord-Länge
von 10,? km und einen Flächenraum von 85,0" hlvin.
Die im N. viel- fach sumpfige Umgebung deutet auf einen ehemals bedeutenden: Umfang hin. Durch die fast in einer Linie gelegenen 3 Inseln,
die Herren-, Frauen- und Krautinsel, wird er in 2 ungleiche Teile, den westl. kleinern «Inseljee» und
den öftl. größern «Weitsee» geschieden. Letzterer hat in seiner Mitte
auch die bedeutendste Tiefe von 73,6 in. Die wich- tigsten Zuflüsse
des Sees sind die Tiroler oder Kitz- büheler Achen und
die Prien; sein Abfluß ist die Alz (s. d.). Das Südufer des Sees ist flach, moosig, ziemlich reizlos
und vielfach verheerenden Über- schwemmungen der Achen ausgesetzt; doch soll durch die in Aussicht genommene Tieferlegung
des See- spiegels den Überschwemmungen ein Ziel gesetzt wer- den.
Die wellige Hügellandschaft der übrigen Ufer da- gegen gewährt einen entzückenden Blick auf die füdl.
nahe Gebirgskette. Das Wasser ist hellgrün, zeigt sich oft sehr stürmisch und birgt eine Fülle von Forellen, Lachfen,
Hechten und Karpfen, deren Fang königl. Gerechtsame ist. Der See wird von Dampfern befahren.
Die Bahnlinie Rosenheim-Salzburg um- zieht ihn im S. Von den 3 Infeln hat Herren- wörth oder Herren ch
iemsee 11 Km Umfang und enthält im S. einen schönen Hochwald, eine ehemalige Mönchsabtei (jetzt Schloß) mit Brauerei und
hüb- schen Anlagen und vor allem das neue Schloß, das, von Dollmann im Versailler Stil für Ludwig II. erbaut, mit seiner märchenhaften
Pracht feit 1887 einen Hauptanziehungspunkt für Fremde bildet. Auf Fraueuwörth steht ein wiederhergestelltes
Nonnenkloster und ein Fifcherdorf mit Gasthaus; die kleine Krautinsel, früher der Gemüsegarten der beiden Klöster, ist
jetzt unbewohnt. Beide Klöster sind StiftungenHerzog Tasstlos (766 und 776). Herrenchicmsee, eine Abtei der Benediktiner, war
von 1215 bis 1805 zugleich ein anfangs reichsfreies, später unter dem Erzstift Salzburg
[* 71] stehendes Bis-
tum. -
Vgl. Bayberger, Der Chiesa libera in libero stato Topographische, Tiefen- und Zu- und Abftußverhältnisse des Sees («Mitteilungen» des
Vereins für Erdkunde,
[* 72] Lpz. 1888); derf., Physik, und geolog.
Verhältnisse des Chiesa libera in libero stato (ebd. 1890).
Chienti (spr. kiönti),Fluß in der Provinz Mace- rata Mittelitaliens, entspringt am Monte-Femma (1573
m), flieht nach O. über Tolentino und mündet bei Porto Civitanova, etwa 40 kin im SSO. von Ancona,
[* 73] nach einem Laufe von 75 Km
msAdria- tifche Meer. Ehieri (fpr. ki-), Stadt in der ital. Provinz und im Kreis
[* 74] Turin,
[* 75] in fruchtbarer hügeliger Gegend, an
der Linie (Turin-)Trofarello-Chiesa libera in libero stato (9 km) des Mittel- meernetzes, wird vom Tepice in zwei Teile geteilt, hat
(1881) 9494, als Gemeinde 12888 E., eine schöne got. Kirche Sta. Maria della Scala, mehrere Klöster und Vildungsanstalten,
ein Theater sowie Leinwebereien, meiden- und Baumwollfpinnereien. - Chiesa libera in libero stato, das röm.
(^ai'H, stand im 9. und 10. Jahrh, unter den Bischöfen von Turin, wurde im 11. Jahrh, eine unabhängige
Republik, die Friedricb Barbarossa 1155 wieder auf- hob, weckselte dann öfters den Besitzer, wurde 1551 von den Franz ofen
verwüstet und von Emanuel Phili- bert dauernd an Savoyen gebracht. Victor Emanuel erhob co zum Fürstentum. -
Ehiers (spr. schiähr),Fluß im nordöstl. Frank- reich, entspringt unweit Arlons in der belg. Provinz Luremburg und wird dort,
wo man deutsch spricht, Korn genannt. Nach 20 kin südl. Laufes tritt er in Frankreich ein, durchstießt die Depart. Meurthe
und Mosel, Maas und Ardennes und mündet 7 I oberhalb Sedan,
[* 76] nach einem Laufe von 95 kin (darunter 10 schiffbar),
in die Maas. okissa. lidera. (ital., spr. ki-), s. Freikirche. clkiesa lidera in lidsro sta.to (ital, spr. ki"), f. Freie Kircbe
im FreienStaate. Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
¶