(s. nachstehende
[* 1]
Figur), damit er bei möglichst geringem Gewicht doch die
nötige
Stärke
[* 2] besitze. Die mittlere aus
Stahl verfertigte Schneide ruht auf einer Unterlage von
Achat,
[* 3] von der
sie der Schonung
wegen, durch
Drehung am untern Knopf a, abgehoben wird, solange die Wage
[* 4] nicht gebraucht wird. Der eine Wagearm ist
von der mittlern Schneide an bis zum Aufhängepunkt der entsprechenden Wagschale in zehn gleiche
Teile geteilt, die, von der
Mitte an gezählt, mit 1, 2, 3 u. s. w. bezeichnet sind.
Wird ein aus
Draht
[* 5] gebogenes Häkchen (Reiter), das 1 Centigramm schwer ist, in den Punkten 1, 2, 3 u. s. w.
aufgehängt, so hat es dieselbe Wirkung, als ob man ein Gewicht von 1, 2, 3 u. s. w.
Milligramm in die Wagschale der gleichen Seite gelegt hätte. Das Häkchen kann durch den nach außen gehenden
Stab b
[* 6] verschoben
werden. Diese von
Berzelius erdachte Wägmethode gestattet mittels zehnfach größerer, nicht so leicht verwerfbarer und besser
herstellbarer Gewichtchen kleinere und dennoch genaue Wägungen zu machen.
Eine Wage ist auch um so empfindlicher, je näher der Schwerpunkt
[* 7] des Wagebalkens unter dem mittlern
Drehpunkt liegt. Um nun
die
Lage dieses Schwerpunktes regulieren zu können, ist in der vertikalen Mittellinie der mittlern Schneide eine feine Schraubenspindel
angebracht, mittels deren man ein kleines Metallgewicht c nach Belieben höher oder tiefer stellen kann.
Ferner befindet sich in der Mitte des Wagebalkens ein meist nach unten gerichteter Zeiger zur Erleichterung der
Beobachtung
des
Ausschlags.
Seit man sich gewöhnt hat, nicht die ruhige
Einstellung der Wage abzuwarten, sondern das Übergewicht nach den
ungleichen
Ausschlägen rechts und links zu beurteilen, also durch Schwingungen zu wägen, ist es der Zeitersparnis wegen
wichtig, rascher schwingende Wagen zu haben. Man baut deshalb nach dem Vorgang von
Bunge die Wagebalken kürzer als früher.
An einer gut zur Wägung hergerichteten (justierten) Wage muß sich der unbelastete Wagebalken horizontal
einstellen. Man wählt die Wagschalen von gleichem Gewicht, das durch die unveränderte
Lage der Wagebalken bei Vertauschung
der Schalen nachgewiesen wird, um von einer zufälligen Vertauschung der Schalen unabhängig zu sein. Stört gleiche Belastung
der Wagschalen das
Gleichgewicht
[* 8] nicht, so sind beide
Arme der Wage gleich lang, was zur richtigen Wägung
notwendig ist.
Hängt man die eine Wagschale kürzer
auf und bringt unter derselben ein Häkchen an, um Körper, z. B. Glastropfen an feinen
Platindrähten daran zu hängen, so kann man den Gewichtsverlust dieser Körper beim Eintauchen in Flüssigkeiten bestimmen
und so diese
hydrostatische Wage zur Ermittelung des specifischen Gewichts verwenden. (S.
Auftrieb.)
[* 9]
Zeichen
(Chemische Symbole). Die früher in der
Chemie und
Pharmacie, besonders für die Metalle gebräuchlichen
Zeichen, die
teils aus der
Alchimie, teils aus der
Astrologie
[* 11] entlehnt waren, und von denen ^[img]
(Sol) für
Gold,
[* 12] ^[img]
(Luna)
für
Silber, ^[img]
(Venus) für Kupfer,
[* 13] ^[img]
(Mars)
[* 14] für
Eisen,
[* 15] ^[img] (Mercurius) für
Quecksilber, ♄
(Saturnus) für
Blei,
[* 16] ^[img]
(Jupiter) für Zinn, sowie ^[img] für
Salz,
[* 17] ^[img] für Salpeter, ^[img] für Wasser, ^[img] für
Feuer, ^[img] für Erde, ^[img] für Sublimieren, ^[img] für Präcipitieren, ^[img] für Destillieren am häufigsten
vorkamen, sind in neuerer Zeit gänzlich außer Gebrauch gekommen.
Dafür hat die neuere
Chemie besondere
Symbole für die chem. Elemente eingeführt und als solche die Anfangsbuchstaben der
sog. Generalnamen, d. h. der lat.
oder griech.
Namen der Elemente, gewählt. Fangen mehrere Elemente mit demselben
Buchstaben an, so fügt man zu ihrer Unterscheidung
noch einen zweiten für den
Namen charakteristischen
Buchstaben hinzu, z. B.
Ca für
Calcium, Cl für
Chlor,
C (allein) für
Carboneum (s.
Chemische Elemente). Diese Elementarsymbole drücken indessen nicht nur die Art des Elementes,
die Qualität, sondern gleichzeitig ein
Atom, demnach die Atomgewichtsmenge, also eine bestimmte Quantität, aus. So bedeutet
z. B. H ein
Atom, d. h. ein GewichtsteilWasserstoff oder Hydrogenium; O ein
Atom = 16 Gewichtsteile Sauerstoff
oder Oxygenium u.s.w.
Die Elementarsymbole eignen sich in dieser Form vortrefflich für kurze Bezeichnung der Zusammensetzungsverhältnisse und
der
Molekulargröße chem.
Verbindungen. Die
Symbole der letztern, die
Chemischen Formeln (s. d.), werden nämlich durch Zusammenstellung
der Elementarsymbole gewonnen, wobei gewöhnlich das Zeichen jedes in der Anzahl von mehrern
Atomen im
Moleküle vorhandenen Elements nur einmal geschrieben und die Atomanzahl durch Beifügung der betreffenden
Ziffer rechts unterhalb
(oder wohl auch oberhalb) des Atomsymbols ausgedrückt wird.
So hat z. B. die Salzsäure die Formel HCl, d. h. ein
Molekül besteht aus
Durch die chem. Formeln lassen sich auch alle chem.
Prozesse nach Art und Quantität ihrer Ingredienzien und Produkte veranschaulichen. Es geschieht dies in Form chemischer
Gleichungen, deren linke Seite die durch das Additionszeichen miteinander verbundenen
Molekularformeln der aufeinander einwirkenden
Ingredienzien, deren rechte ebenso die der gebildeten Produkte enthält. So bedeutet z. B.
die chem.
Gleichung:
Treten in einem chem. Prozesse unter den Ingredienzien oder Produkten mehrere
Moleküle auf, so wird der Formel der betreffenden Verbindung auf der Zeile die betreffende Ziffer vorgesetzt. Die multiplizierende
Wirkung dieser auf der Zeile stehenden Ziffern erstreckt sich nach rechts hin bis zum nächsten algebraischen Zeichen. So heißt
z. B.
Soll dagegen die Multiplikation einer ganzen Formelsumme ausgeführt werden, so schließt man dieselbe in Klammern
[* 22] ein und
setzt den multiplizierenden Faktor entweder auf die Zeile vor den Ausdruck, oder unter (bez. über) die Zeile
dahinter. So bedeutet z. B. die Gleichung
(grch.) wurde von ihrem Erfinder Chemitypie Piil, einem Dänen, die
Kunst genannt, durch ein chem. Verfahren Hochdruckplatten zum Abdruck von Illustrationen in der Buchdruckerpresse herzustellen.
Das Verfahren ist im wesentlichen folgendes: Auf einer blankpolierten Platte von reinem Zink wird in gewöhnlicher
Weise durch Gravierung und Ätzung eine vertiefte Zeichnung ausgeführt, welche einen Abdruck in der Kupferdruckerpresse geben
würde. Diese Zeichnung wird durch Einlöten eines leichtflüssigen Metalls (7 Teile Wismut, 16 Teile Zinn, 13 TeileBlei) ausgefüllt
und letzteres dann wieder genau bis auf die Oberfläche der Zinkplatte weggeschliffen, sodaß nur die
vertieften Züge ausgefüllt bleiben.
Wenn man sodann mit verdünnter Salpetersäure ätzt, die nur das Zink, jedoch nicht das ausfüllende Metall angreift, so
bleibt dieses als Relief stehen, indem es auf das genaueste die vorher vertieften Züge in hochstehenden Linien
wiedergiebt, sodaß die Platte nun in derselben Weise wie ein Holzschnitt sich behandeln läßt. Die Chemitypie hat jedoch nie vermocht,
dem Holzschnitt erfolgreich Konkurrenz zu machen, denn sie erreichte nie dessen Weichheit, auch hatten seine Lufttöne und
Ausgänge stets etwas Rohes und Dickes. Dagegen wurde sie viel
zur Herstellung von Karten und Plänen im
Buchdruck angewendet, während sie jetzt wohl überall durch die sehr vervollkommnete Zinkhochätzung (s. Zinkographie) ersetzt
ist.
1) Amtshauptmannschaft (ohne Stadt Chemnitz) in der sächs. Kreishauptmannschaft
Zwickau,
[* 24] hat (1890) 187 800 (91 749 männl., 96 051 weibl.) E., 3 Städte und 79 Landgemeinden.
2) Selbständige Stadt, erste Fabrikstadt Sachsens und eine der bedeutendsten Deutschlands,
[* 25] etwa 35 km von der österr. Grenze,
liegt in 306 m Höhe (Bahnhof), 50° 50' von Greenwich, in einer Einsenkung des Erzgebirgischen Beckens,
am gleichnamigen Flüßchen und hatte (1888) im Mittel eine Jahrestemperatur von etwa 7° C., einen Luftdruck von 734 mm und
eine Niederschlagsmenge von 637 mm sowie einen Flächenraum von etwa 15,36 qkm.
Bevölkerung.
[* 26] Chemnitz hatte 1840 : 23 476, 1864: 54 827, 1880: 95 123, 1885: 110 808, 1890: 138 954 (67 864 männl., 71 090 weibl.)
E., d. i. eine Zunahme (1885-90) von 28 146 (25,4 Proz.) oder jährlich 5629 Personen;
Geburten (1892) 6218, Sterbefälle 4586,
Eheschließungen 1236, Zuzug (1892) 20 891, Abzug 19 902. Dem Religionsbekenntnis nach waren 129 176 Lutherische, 7138 röm., 440 deutsche
Katholiken, 278 Reformierte und 953 Israeliten;
der Staatsangehörigkeit nach 5531 Österreicher, 364 Angehörige der übrigen
europ. Staaten und 69 Nichteuropäer. In Garnison (1717 Mann) liegt das Infanterieregiment Prinz FriedrichAugust von Sachsen
[* 27] Nr. 104. Rechnet man zu der Einwohnerzahl von 1890 (138 954) noch diejenige der Ortschaften,
welche an Chemnitz angrenzen, mit der Stadt in regem Verkehr stehen, und deren Bewohner daselbst
Beschäftigung finden, nämlich Altchemnitz (6398 E.), Altendorf (3834), Bernsdorf (2080), Borna (2299), Furch (1907), Gablenz
(9857), Hilbersdorf (4893) und Kappel (5245), zusammen 36 513 E., so erhält man für Groß-Chemnitz eine Einwohnerzahl von 175 467.
Anlage. Plätze. Bauwerke. Die Stadt ist nur in ihrem Mittelpunkte, der ehemaligen Festung,
[* 28] ältern
Ursprungs; die Vorstädte sind erst in diesem Jahrhundert entstanden. Etwa 50 ha des Weichbildes sind von freien Plätzen
und Promenaden bedeckt; zu nennen sind die Schloßteichanlagen, der Stadtpark, der große Festplatz am Küchwald und der
mit der Petrikirche besetzte Schillerplatz in der Nähe des Hauptbahnhofs. Chemnitz hat 7 evang.
Kirchen, darunter die Jakobikirche aus dem J. 1389, im 18. Jahrh. und 1879-80 abermals
im got. Stile umgestaltet, mit einem Gemälde von Lukas Kranach dem Ältern in der Sakristei; die 1514-25 in spätgot.
Stil vollendete Schloßkirche mit beachtenswertem Portal und Bildern der alten frank. Schule; die 1888 erbaute
got. Kirche St. Nikolai auf dem Niklasberge von Schramm und die ebenfalls neue Petrikirche von Enger; ferner eine kath.
Kirche. Von weltlichen Bauten sind zu erwähnen das alte spätgot. Rathaus mit Laubengängen und hohem Turm
[* 29] am Markt und das neue
Rathaus an der Poststraße, die Post, das Reichsbankgebäude, das auf dem Kaßberg, der Centralbahnhof,
die königl.
¶
mehr
technischen Staatslehranstalten am Schillerplatz, das Hospital St. Georg, das Theater,
[* 31] die Börse, der großartige, vom Stadtbaurat
Hechler angelegte Schlacht- und Viehhof, die Gebäude der von Zimmermannschen Naturheilanstalt, einer mit etwa 750000 M. ausgestatteten
Stiftung des Geh. Kommerzienrats von Zimmermann, das Hedwigbad mit dem größten überdachten Schwimmbassin Deutschlands und
das neue Gesellschaftshaus der Kasinogesellschaft. (Hierzu: Stadtplan.)
Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet durch einen Oberbürgermeister (Dr. André, lebenslänglich, 12000 M.), einen Bürgermeister
(Stadler), 6 besoldete Stadträte, darunter 1 Baurat, und 16 unbesoldete Stadträte, einen Polizeidirektor und 48 Stadtverordnete.
Dem Feuerschutz dient eine Berufs- und eine freiwillige Feuerwehr mit 89 in allen Teilen der Stadt aufgestellten
elektrischen Feuermeldern und 752 Hydranten. Das städtische Wasserwerk (Anlagekosten über 4 Mill. M.) führt aus dem Gebirge
das nötige Wasser zu und wurde 1890 mit einem Aufwand von 1300000 M. durch eine Thalsperre
[* 32] vergrößert. Die städtischen
Gasanstalten liefern jährlich etwa 8 Mill. cbm Gas, darunter 1,447 Mill. cbm für die öffentliche Beleuchtung.
[* 33] Ein städtisches Elektricitätswerk zur Abgabe von Licht
[* 34] und Kraft
[* 35] an Private ist im Bau.
Finanzen. Das Vermögen betrug (Ende 1892) 13783496 M., die Anleiheschulden 13 ¾ Mill. M. An direkten Gemeinde- und
Schulanlagen wurden (1892) 2140581 M., an Kirchenanlagen 186460 M. vereinnahmt; die Bedürfnisse der polit.
Gemeinde betrugen 6793487 M., die der Schulgemeinde 1231616 M., denen Deckungsmittel in Höhe von 6780138 M. und 1320069
M. gegenüberstanden.
Behörden. Chemnitz ist Sitz der Amtshauptmannschaft Chemnitz, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Dresden)
[* 36] mit 16 Amtsgerichten (Annaberg,
[* 37] Augustusburg, Burgstädt, Chemnitz, Ehrenfriedersdorf, Frankenberg, Limbach, Mittweida, Oberwiesenthal, Penig, Rochlitz, Scheibenberg,
Stollberg,
[* 38] Waldheim, Wolkenstein, Zschopau), 5 Civil-, 5 Straf- und 2 Kammern für Handelssachen (569250
Gerichtseingesessene), eines Amtsgerichts (190994), eines Zollamtes, eines Hauptsteueramtes, einer Eisenbahnbetriebs-Oberinspektion
(375,58 km Bahnlinien), zweier Bezirksschulinspektionen, je einer königl. Gewerbe-, Berg-, Straßen- und Wasserbau- und Brandversicherungs-Inspektion
sowie eines Landbauamtes.
Schul- und Bildungswesen. Chemnitz hat ein königl. Gymnasium (1868 eröffnet, Rektor
Dr. Arnold, 34 Lehrer, 18 Klassen, 463 Schüler), ein Realgymnasium, 1857 gestiftet (Rektor Dr. Pflüger, 26 Lehrer, 17 Klassen, 411 Schüler),
Realschule (1893 eröffnet), technische Staatslehranstalten mit höherer Gewerbe-, Baugewerken-, Werkmeister-, Müller-, Färber-,
Seifensieder- und Gewerbezeichenschule, eine höhere städtische Webe-, eine Wirk-, eine landwirtschaftliche Schule, eine
höhere Knaben-, 2 höhere Mädchenschulen, ein Kindergärtnerinnenseminar, 15 Bezirksschulen (1892: 21950 Schüler)
mit 2 Abteilungen für hauswirtschaftlichen und Kochunterricht, eine kath. Volksschule, Fachschulen fürWeber, Schneider, Maler,
Glaser, Barbiere und Friseure, Droguisten und Gastwirte, eine vom Handwerkerverein gegründete Handwerkerschule mit Abteilung
für Mädchen, eine Abendnähschule und mehrere Privatlehranstalten. Im Handwerkervereinshaus befindet sich das Gewerbemuseum,
in dem Gebäude des Vereins
«Kunsthütte» eine Kunstsammlung und die städtischen naturwissenschaftlichen
Sammlungen; im alten Schloß das königl. Meteorologische Institut. Ferner besitzt die Stadt eine Stadtbibliothek (26000 Bände),
ein Stadttheater und ein Sommertheater im Tivoli. In C. erscheinen vier polit. Zeitungen.
Wohlthätigkeitsanstalten. Chemnitz, dessen Armenpflege nach Elberfelder System eingerichtet ist, besitzt verschiedene größere
städtische Armen- und sonstige gemeinnützige Anstalten, z. B. die städtische
Leihanstalt, ein Versorghaus für Erwachsene, ein Kinderversorghaus, ein Waisenhaus, eine städtische Speiseanstalt, zwei
öffentliche Volksbäder, außerdem aber auch eine beträchtliche Zahl von Wohlthätigkeits- und Unterstützungsvereinen (60),
darunter den Verein zu Rat und That mit eigenem Grundstück, in dem sich ein Knabenhort befindet, den Frauenverein, der 2 Mädchenhorte
unterhält, 5 Kinderbewahranstalten, 3 Volkskindergärten, 1 Herberge zur Heimat, 1 Mägdeherberge, Marthaheim
genannt, und 1 Albertzweigverein.
Industrie und Gewerbe. Chemnitz ist in erster Linie Industriestadt; dem Emporblühen der Großindustrie verdankt es in der Hauptsache
sein schnelles Wachstum. Als Hauptindustriezweige sind zu nennen: Eisengießerei,
[* 39] Lokomotiven- sowie Maschinenbau aller Art,
Baumwollspinnerei, Weberei,
[* 40] hauptsächlich von Möbelstoffen, Tischdecken, Portieren, Wirkwarenfabrikation,
besonders Strumpf-, Handschuh- und Tricotstofffabrikation, Färbereien und Appreturen, chem. Industrie, Buchdruckergewerbe,
Kartonnagenfabrikation.
Die Fabrikation von Wirkwaren, deren Mittelpunkt Chemnitz ist und
die (1890) 50000 Arbeiter beschäftigte und etwa für 70 Mill. M. (1851: 7½ Mill. M.) Ware fertig stellte, darunter etwa 13 Mill.
M. Handschuhe, hat jedoch ihren Schwerpunkt in den Dörfern und einigen benachbarten kleinen Städten und ist noch immer wesentlich
Hausindustrie. Der Übergang zum Großbetrieb vollzieht sich nur langsam, und letzterer stellt nur gewisse Massenartikel
und Neuheiten her. Die meisten der sog. Fabrikanten sind jedoch thatsächlich nur Händ-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
ler, die die Appretur der bezogenen Waren und die mannigfaltige Verpackung besorgen (1890: etwa 3500 Arbeiter). Die Möbelstofffabriken
beschäftigten (1890) etwa 3300 Arbeiter und lieferten für mehr als 20 Mill. M. Waren, die andern Webereien beschäftigten
600, die Färbereien und Appreturanstalten 2300 Arbeiter. Von den (1890) 12800 im Maschinenbau beschäftigten
Personen entfallen 5600 auf den Bau von Maschinen für Spinnerei, Weberei, Wirkerei,
[* 44] Strickerei und Appretur, 2500 auf Werkzeugmaschinenbau, 2700 auf
den allgemeinen Maschinenbau (Dampfkessel,
[* 45] Dampfmaschinen,
[* 46] Pumpen,
[* 47] Spritzen u. s. w.), 500 auf den Bau von Brauereimaschinen.
Die Gesamtproduktion des Maschinenbaues beträgt (1889) etwa 27 Mill. M. (1851: 4 Mill. M.). Am wurden
in Gewerbsanlagen, die mindestens 10 Arbeiter beschäftigen oder doch Dampfkessel oder Wind-, Wasser-, Gas-, Heißluftmaschinen
[* 48] benutzen, gezählt 24087 männliche und 10565 weibliche Arbeiter, von diesen 34652 waren über 21 J. alt 22849, zwischen 16 und 21 Jahren:
7476, 14-16 Jahre: 3365, 12-14 Jahre: 962. Chemnitz ist Sitz der 9. Sektion der Papiermacher-
und der 4. Sektion der Sächsischen Baugewerks-Berufsgenossenschaft.
Handel. Der Handel bewegt sich hauptsächlich in Rohmaterialien und Halbfabrikaten, zum Teil auch in Ganzfabrikaten der genannten
Industriezweige sowie in Getreide
[* 49] und Petroleum. GrößereBuch- und Kunsthandlungen bestehen 10, Musikalienhandlungen 2. An
Banken bestehen eine Reichsbankstelle (Gesamtumsatz 1892: 983½ Mill. M.), Chemnitzer Stadtbank (118½
Mill. M.), Chemnitzer Bankverein (183½ Mill. M.), Chemnitzer Viehmarktsbank mit dem Sitz im Schlacht- und Viehhof, Filialen
der Sächsischen Bank zu Dresden und des Dresdener Bankvereins sowie 9 kleinere Bankgeschäfte. Sämtliche Industriezweige,
mit Ausnahme der Appretur und teilweise der Färberei, exportieren. Die Ausfuhr aus dem Konsulatsbezirk
Chemnitz nach den Vereinigten Staaten
[* 50] von Amerika
[* 51] betrug ohne Glauchau
[* 52] (1892) 27 Mill. M. In C. besteht eine Handels- und Gewerbekammer
für die Stadt Chemnitz, die Amtshauptmannschaften Chemnitz, Flöha, Marienberg, Annaberg, Borna, Döbeln,
[* 53] Rochlitz und Glauchau.
Verkehrswesen. Der wiederholt, zuletzt 1888 erweiterte und zur Verbindung zweier Stadtteile untertunnelte
(230000 M. Kosten) Centralbahnhof im O. der Stadt, nahe dem Schillerplatz, nimmt folgende Linien der Sächs. Staatsbahnen
[* 54] auf: Chemnitz-Dresden (79,7 km), Chemnitz-Annaberg-Weipert (74,60 km), Chemnitz-Döbeln-Riesa (66,10 km), Chemnitz-Zwickau-Reichenbach (71,5 km), Chemnitz-Aue
(50,93 km), Leipzig-Kieritzsch-Chemnitz (83 km), Chemnitz-Reitzenhain-Komotau (48 km) sowie die Nebenlinien Chemnitz-Wittgensdorf-Limbach (16,7
km), Chemnitz-Hainichen-Roßwein (46 km) und Chemnitz-Stollberg (33,1 km); außerdem besteht im S. der Stadt der Haltepunkt
Nikolaivorstadt. 1890 verkehrten auf dem Haupt- (und dem mit ihm verbundenen Werkstätten-) Bahnhof insgesamt 88220, d. i.
täglich 242 Züge, mit 1584472 Wagen.
Die 1133761 Fahrkarten brachten 1,972 Mill. M. ein. Im Güterverkehr gingen ein 406094 t, aus 409259 t. Eine
Pferdebahnlinie durchzieht die Stadt vom Schlachthof (im NO.) bis nach dem Vorort Schönau (SW.); gleichzeitig ist eine neue
Linie von Altendorf durch die Hartmannsstraße über den Markt und die Reitbahnstraße entlang nach dem neuen Friedhof angelegt
worden; auf beiden Linien ist elektrischer Betrieb eingerichtet. Ausserdem besteht
ein lebhafter Omnibusverkehr
mit den entferntern Ortschaften.
Den Post- und Telegraphenverkehr vermitteln 2 Postämter erster, 4 Postämter zweiter Klasse und ein Telegraphenamt mit insgesamt 109 Beamten
und 211 Unterbeamten. 1890 gingen ein 8238700 Briefe, Postkarten, Drucksachen und Warenproben, 709066 gewöhnliche und Wertpakete, 62290 Geldbriefe, 67594 Nachnahmesendungen, 28580 Postaufträge
im Werte von über 4½ Mill. M., Postanweisungen im Betrage von 33,089 Mill. M. und 2750110 Zeitungsnummern.
Abgesandt wurden 9910900 Briefe u. s. w., 912629 Pakete, 67940 Geldbriefe, Anweisungen im Betrage von 23,681 Mill. M. 1890 kamen
an 123022 Telegramme, gingen ab 112252. Die Stadtfernsprecheinrichtung umfaßt über 1100 Sprechstellen.
Geschichte. Die Stadt hat ihren Namen von dem Flusse Chemnitz (kurz nach 1000 Camenizi, d. i. Steinfluß). Ein
offener Ort (locus Kameniz) bestand indes bereits, als Kaiser Lothar (gest. 1138) hier ein Benediktinerkloster, jetzt Schloß
Chemnitz, stiftete und dasselbe mit jener Ortschaft wie mit ausgedehnten Gütern in der Umgegend ausstattete, die damals Reichsgut
war. Indem König Konrad III. dann 1143 dem Kloster das Marktrecht verlieh, gab er den ersten Anlaß zur
Begründung einer größern städtischen Niederlassung an der Stelle der heutigen Altstadt.
Das rasche Aufblühen derselben wird im 13. Jahrh. durch die Existenz der Pfarrkirche zu St. Jakob (erwähnt 1254) und einer
zweiten Kirche zu St. Johannis (extra muros) bezeugt (1264). In derselben Zeit erscheint Chemnitz als
befestigter Ort (civitas, 1254); 1298 hat es ausgebildete städtische Verwaltungsbehörden (magister civium, consules, d.
i. Bürgermeister und Ratsherren). Als das Pleißnerland, zu dem Chemnitz damals gehörte, 1290 an das Reich zurückgenommen wurde,
erhielt Chemnitz (Kemnicz) die Eigenschaft einer Reichsstadt, kam aber am Anfange des 14. Jahrh.
mit dem Pleißnerlande endgültig an die Wettiner. 1414 erhielt es sein ältestes Stadtrecht.
Neben der uralten Leinweberei und einer ausgedehnten, durch Regierungsmonopole geschützten Bleicherei erreichte das Tuchmachergewerbe
bald einen für damalige Zeiten großartigen Umfang, und als die Stadt 1485 bei der TeilungSachsens an die
Albertinische Linie kam, war sie eine der blühendsten im Meißnerlande. 1539 wurde durch Heinrich den Frommen die Reformation
eingeführt und 1546 das reiche, bei der Stadt befindliche, von Lothar 1125 begründete Benediktinerkloster (Schloßchemnitz)
aufgehoben. Im Dreißigjährigen Kriege wurde die Stadt 1633-36 fast gänzlich zerstört; erst in der letzten Hälfte des 17. Jahrh.
erhob sich die Baumwollweberei als ein neuer Nahrungszweig, welcher 1739 schon 2000 Stühle beschäftigte und 20 Jahre später
alle deutschen Konsumtionsplätze mit rohen Kattunen versorgte. Chemnitz wurde 1765 Sitz der in den umliegenden Dörfern verbreiteten
Strumpfwirkerei.
Schlüssel aus Hamburg
[* 55] legte hier 1770 die erste sächs. Zeugdruckerei an. Die engl.
Piquéweberei wurde 1775, die engl. Handspinnmaschine 1790 durch Forkel und Irmscher, die Baumwollmaschinenspinnerei nach
Arkwrightschem System 1799 durch Wöhler und Whitfield eingeführt. Alle diese Gewerbe erhoben Chemnitz während der Kontinentalsperre
zur höchsten Blüte,
[* 56] die aber nach dem Pariser Frieden durch die unglückliche Handelspolitik des Landes erheblich beeinträchtigt
wurde, bis Chemnitz 1834
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
nach dem Beitritt Sachsens zum Zollverein, besonders durch den mächtigen Aufschwung des Maschinenballes von neuem aufblühte.
-
Bogislav Philipp von, Geschichtschreiber, Enkel von Martin Chemnitz, geb. zu
Stettin,
[* 58] trat in holländ., dann in schwed. Kriegsdienste,
ward von Königin Christina zum Rat und Historiographen ernannt, 1648 in den Adelstand erhoben und starb auf seinem Gute zu
Hallstad in Schweden
[* 59] Er ist wahrscheinlich der Verfasser der unter dem Namen Hippolytus a Lapide erschienenen Flugschrift
«De ratione status in imperio nostro Romano-Germanico etc.» (1640; 2. Aufl., Freystadt 1647),
in der die habsburg. Dynastie heftig angegriffen und eine freiere Behandlung des Staatsrechts angebahnt wurde. C.’ Hauptwerk,
eine wichtige Quelle
[* 60] für die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, ist «Der königl. schwedische in Teutschland
geführte Krieg» (1. Tl. deutsch und lateinisch, Stettin 1648; 2. Tl. nur deutsch, Stockh. 1653); das 1. Buch
des 3. Teils und den 4. Teil gab Nordström heraus (Stockh. 1855); die übrigen Teile sind verloren.
[* 23] Joh. Hieronymus, Zoolog, geb. in Magdeburg,
[* 61] war Geistlicher und starb in Kopenhagen.
[* 62] Er schrieb die Fortsetzung von Martinis «Neues systematisches Conchylienkabinett» (11 Bde.,
Nürnb. 1769-95; in neuer Ausg. von Küster, Kobelt und Weinkauff 1838 u. fg.; noch im Erscheinen).
Hier entfaltete er eine reiche Thätigkeit als Prediger und Haupt der braunschw. Kirche und als Teilnehmer an den wichtigsten
theol. und kirchlichen Verhandlungen. In diesen zeigte sich Chemnitz immer mehr als Anhänger der streng luth.
Lehrweise und entschiedenen Gegner der mildern Melanchthonischen Richtung. Nachdem er 1584 sein Amt niedergelegt hatte, starb
er Sein dogmatisches Hauptwerk sind die «Loci theologici» (hg.
von Leyser, Frankf. 1591). Gegen die Melanchthonisch-Calvinische Auffassung des Abendmahls richtete er die Schriften«Vera et
sana doctrina de praesentia corporis et sanguinis Christi in coena Domini» (Lpz. 1560)
und «Repetitio sanae doctrinae etc.» (ebd.
1561; deutsch von Zanger).
Mit Jak. Andreä (s. d.) ordnete Chemnitz das Kirchenwesen des
Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel und entwarf als Lehrordnung
das «Corpus doctrinae Julium» (1569) und war um Abfassung und Einführung
der Konkordienformel (s. d.) bemüht. Für Preußen verfaßte er mit Mörlin das «Corpus doctrinae Pruthenicum»
(1566). In einem Gutachten über den «Wittenberger Katechismus» (1571) wandte er sich gegen den Kryptocalvinismus. Gegen die
Katholiken gerichtet sind «Theologiae Jesuitarum praecipua capita» (Lpz.
1562) und «Examen concilii Tridentini» (4 Bde., ebd. 1565-73;
neue Ausg., Frankf. 1707; deutsch bearbeitet voll Bendixen, Lpz.
1884). Die von ihm angefangene «Harmonia evangelistarum» vollendeten Leyser und Joh. Gerhard. -
Matthäus Friedr., der Dichter des Liedes «Schleswig-Holstein
[* 70] meerumschlungen», geb. in Barmstedt in Holstein, studierte in Kiel
[* 71] Jura, wurde 1840 Advokat in Schleswig,
[* 72] mußte
nach 1849 seine Heimat verlassen, wurde 1851 Sekretär
[* 73] bei der Maindampfschiffahrt in Würzburg,
[* 74] kehrte 1864 nach Holstein
zurück und ward 1867 Amtsrichter in Altona,
[* 75] wo er 14./15. März 1870 starb. Das genannte Lied, das 1848-49
und wieder 1863-64 in ganz Deutschland
[* 76] viel gesungen wurde, erschien 1844 in den «Itzehoer Nachrichten»;
es wurde vom Organisten G. Bellmann komponiert und auf dem Sängerfeste zu Schleswig zum erstenmal vorgetragen.
Iwan Iwanowitsch, russ. Fabeldichter, geb. 16. (5.) Jan. 1745 in
Jenotajewsk (Archangel), deutscher Abkunft, machte den Siebenjährigen Krieg mit, wurde Adjutant bei Ostermann
und Galizyn, erhielt 1769 seinen Abschied als Lieutenant und ging ins Bergfach über. Er dichtete zuerst in deutscher Sprache;
[* 77]
1782 wurde er Generalkonsul in Smyrna, wo er starb.
Seine Leiche
wurde nach Rußland zurückgebracht und in Nikolajew begraben. 1779 erschien anonym die erste Sammlung seiner Fabeln, 33 an der
Zahl. Diese bilden in der 2. Ausgabe (1782) den ersten Teil, der zweite enthält 35. Zu diesen kam in der
nach seinem Tode erschienenen Ausgabe von 1799 ein dritter Teil von 24 Stücken hinzu. Die neueste und beste Ausgabe ist die von
J. ^[Jakob] Grot: C.sSchriften und Briefwechsel, mit einer Biographie (Petersb. 1873). -
Vgl. auch Max von Beguelin,
I. I. Chemnitzer (Berl. 1888).
Tschemulpo, auch Chemulpho (von tschöi-mul = chin. thsai-mu, «Güter», und hpo = chin. phu, «Hafen»),
der
wichtigste der drei Vertragshäfen von Korea, an der Westküste, in der Nähe der südl. Mündung des Han-kang, ist
Hafen für das nahe In-tschien (chin. Jön-tschwan, jap. Aussprache Nin-sen) sowie für die Hauptstadt Söul und verdankt seinen
Aufschwung dem fremden Verkehr. Es zerfällt in eine einheimische, eine japanische, eine chinesische und eine Fremdenstadt. 1889 zählte
man 1795 Fremde, darunter 1361 Japaner mit 29 Handelshäusern und 79 Läden, 392 Chinesen mit 4 Handelshäusern
und 71 Läden, 19 Deutsche
[* 78]
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
forlaufend
149
mit einem Handelshause. 1890 betrug die Anzahl der Japaner 1624. Chénier besitzt eine Zollniederlage und eine japan. Bank. 1889 wurden
verzeichnet 111 Ein- fahrten von Dampfern mit 73863 t (69 japan., 17 chin., 15 deutfcher Flagge), 114 Segelschiffen mit 5172 t, 73 Dschunken
mit 2300 t. Der Wert der Einfuhr ausländischer Waren betrug 1886:1325 431 Doll., 1889: 1813173 Doll.
(besonders Baumwoll- waren, dann japan. Kupfer, über 200000 Doll., für
die Münze in Söul);
der Wert der Einfuhr inlän- discher Waren 1886: 218 637,1888: 315 088,1889: 250003 Doll.;
der Wert der Ausfuhr 1886: 216 764, 1888: 367 726, 1889: 395570 (gelbe Bohnen über 214000) Doll. Geld
wurde 1889 eingeführt zum Werte von 83793 Doll., ausgeführt 638543 Doll.
Während die Zolleinkünfte und Tonnengebühren sich 1889 auf 129 367 Doll. 67 Cents beliefen, be- trugen diese Einkünfte
schon in den ersten 9 Mo- naten des I. 1890: 202820 Doll. Der Verkehr mit Söul findet teils zu Wasser,
teils zu Lande statt (im Winter nur letzteres bei einer Entfernung von etwa 27 engl. Meilen).
Zwei kleine Dampfer einer einheimischen Gesellschaft vermitteln seit^888 den Verkehr mit Ma-po, dem Flußhafen von ^öul, 55 engl.
Meilen von Chénier und einige Stunden von der Hauptstadt. Hinderlich sind die überaus starken Gezeiten, deren
Unterschied bei Springflut 11,3 in erreicht. Obgleich die eingeführten Waren großen- teils über Japan
[* 80] kommen, waren doch
nach den Be- richten des Zollamtes von 1888 annähernd 60 Proz. brit., 17 Proz.
japan., 12 chin., 7 deutschen, 3 amerit. und 1 Proz. franz.
Nrsprungs. Chénier wurde 1881 den Japanern, 1882-86 auch den übrigen Vertrags- mächten geöffnet, hat über
Tien-tsin Anschluß an das internationale Telegraphennetz und Dampfer- verbindung mit Fu-san, Nagasaki, Wladiwostok und Shang-Hai.
soder Nilgans, s. Gans. vksnalopex asß^ptiaons ^., die ägypt. Chenavard
(spr. sch'nawahr),PaulJoseph, franz. Historienmaler, geb. zu Lyon,
[* 81] war Schüler von Hersent,
Delacroir und Ingres, bereiste Europa,
[* 82] mit dem Plane eines großen Cyklus von 42 Kompositionen der größten weltgeschichtlichen
Ereignisse beschäftigt.
Nach der Februarrevolution erhielt Chénier thatsächlich den Auftrag, diese im Pantheon auszuführen. Als jedoch 20 Kartons fertig
waren, wurde das Pantheon 1851 dem Gottesdienst zurück- gegeben und ihm dadurch die Möglichkeit benommen,
seinen Cyklus zu vollenden. Die Kartons, wie: Sintflut, Tod Zoroasters, Trojanischer Krieg, liber- gang über den Rubicon, Zeitalter
Ludwigs XIV. u. s. w., zeugen von großartiger Auffassung, Klar- heit der Darstellung und Verständnis des Geistes der Geschichte.
Unter seinen andern Gemälden sind hervorzuheben: Tod des Cato, Tod des Brutus, 1.3. äiving. tra^äia. (1869;
im Lurembourg). Ehenebier (spr. schehn'bieh), franz. Dorf west-
lich von Velfort, bekannt durch die Kämpfe vom 16. und als das franz. Heer unter GeneralBourbaki in der Schlacht
an der Lisaine (s. d.) den rechten Flügel der Armee Werders zu uni- gehen versuchte und sich zeitweise
dieses wichtigen Punktes bemächtigte. Ehenee (spr. schäneh), gewerbreicher Ort in der bclg.
Provinz Lüttich,
[* 83] 5 1"n von Lüttich am Zusammenfluß der Vesdre und der Ourthe, an den Linien Brüssel
[* 84] - Herbesthal und Chénier-Verviers
(35 km) der Aelg. Staatsbahttcn, hat Post, Tele- graph, (1889) 6891 E., bedeutende Zinköfen der Artikel,
die mau unter C veri Aktiengesellschaft Vieille-Montagne, Kupferhütten und Glasfabriken. Ehcne-Populeux
(spr. schähn
popüleh, auch Chesue-le-Populeux), Paßvon,s. Argonnen. Chenier (spr. schemeh),Andre» Marie de, franz. Dichter, geb. in
Konstantinopel,
[* 85] wo sein Vater, der Historiker Louis de Chénier (gest. 1796), franz. Generalkonsul war. Die MutterAndre's
war eine durch Schönheit und Geist ausgezeichnete Grie- chin. Er kam früh nach Frankreich und trat 1781 als (^ä"t (I6iiti11wmin6
in ein Straßburger Negiment ein, nahm aber bald wegen Kränklichkeit seinen Ab- schied. Seit 1785 verlebte Chénier 3 Jahre
in Paris.
[* 86] Eine stürmische Leidenschaft fesselte ihn in dieser Zeit an Mad.
de Bonneuil, die er als Camilla in zahl- reichen Gedichten besang. 1787 begleitete Chénier Herrn de La Luzerne als Gesandtschaftssekretär
nach Lon- don; nach Ausbruch der Revolution kehrte er nach Paris zurück. Von diefem Zeitpunkt an nahm sein poet. Wesen einen
großartigen Aufschwung; er be- gann naturphilos. Dichtungen von großer Anlage, lvie «Hermes»
[* 87] und «I^XmeriHuk»,
von denen freilich nur Bruchstücke vorhanden sind. Zunächst trat die Politik der Ausführung solcher Pläne hemmend entgegen.
Kurz vor Beginn der Schreckenszeit griff (5. die Jakobiner im «^0urn3.1 ä6 ?9ri8»
heftig an und verfeindete sich darüber eine Zeit lang mit dem eigenen Bruder Marie Joseph (s. d. fg.).
Seine tiefste Entrüstung erregte der Prozeß gegen Ludwig XVI. (5. beabsichtigte, vor der Nationalversammlung als Verteidiger
des Königs aufzutreten, und nachdem das Todesurteil gefällt war, schrieb er jenen Brief, in dem Ludwig die Berufung an das
Urteil des Volks verlangte. Nach Marats Ermordung besang (5. Charlotte Eorday. Da er seit dem Tode des Königs
Paris meiden mußte, hatte sein Bruder ihm eine Zuflucht in Versailles
[* 88] verschafft. Hier schrieb er seine letzten, von tiefer
Wehmut und dem Adel seiner Liebe erfüllten Gedichte an Fanny (Frau von Lecoulteur).
Sein Versuch, eine Frau zu retten, deren Verhaftung befohlen war, hatte seine eigene Gefan- gennahme
zur Folge. Im Gefängnis St. Laza^e fah er seine Manuskripte durch und schrieb einige seiner schönsten Gedichte: «I^snue
eaptivß», an Fräulein von Coigny, spätere Herzogin von Fleury, und das Fragment «I)6riii6i'8V6i'8(1'uu
poete» («l^omniL nu d6rni(!i- i'3.)'oii»). Als Feind des Volks angeklagt, bestieg er 7.'Tbcrmidor
das Schafott. Kein franz. Dichter hat sich dem Geiste der griech. Poesie in Auffassung und Darstellung so sehr ge- nähert wie
(5. Seine ersten Gedichte verbinden attische Anmut und edle Einfachheit mit gesunder Sinnlichkeit; zu diesen Vorzügen kommt
noch ein echtes Pathos und ein ernster wissenschaftlicher Geist. Zu seinen Lebzeiten wurden nur zwei Gedichte
ge- druckt, das «^6n äe panine» und die Hymne auf die ausständigen Schweizer. Erst 1819 entzündete ein Teil seines von Latouche
veröffentlichten poet. Nach- lasses eine ungemeine Begeisterung. Vollständig wurden seine Poesien erst durch die Ausgabe von
Ga- briel de Chénier (3 Bde., 1874) und
die kritischen Ausga- ben von Becq de Fouquieres (Par. 1862,1872,1882) bekannt. Zu empfehlen ist
auch die Ausgabe von Iou- bert (ebd. 1883). - Vgl.Sainte-Veuve in der^K^vue ä63 I)6ux Nonä68" (Febr.
1839, Juni 1844);