Castiglione
(spr. -iljohne), Herzog von, s. Augereau. ^[= (spr. ohsch'roh), Pierre Francois Charles, Herzog von Marschall von Frankreich, ...]
(spr. -iljohne), Herzog von, s. Augereau. ^[= (spr. ohsch'roh), Pierre Francois Charles, Herzog von Marschall von Frankreich, ...]
(spr. -iljohne), Baldassare, Graf, ital. Schriftsteller, geb. zu Casanatico im Mantuanischen, studierte zu Mailand [* 2] und trat dort in Dienst des Herzogs Lodovico Sforza il Moro, dann in den Gian Francesco Gonzagas, Markgrafen von Mantua. [* 3] Einige Jahre nachher nahm er Dienste [* 4] bei Guidubaldo von Montefeltro, Herzog von Urbino, der ihn 1506 als Gesandten an Heinrich Ⅶ. von England, 1507 an Ludwig Ⅻ. sandte. Unter Papst Leo Ⅹ. war er Gesandter des Herzogs von Urbino, Francesco della Rovere, in Rom, [* 5] und vertrat später in gleicher Eigenschaft die Interessen des Federigo von Mantua.
Unter Clemens Ⅶ. trat er in päpstl. Dienst und ging 1525 als Nuntius nach Spanien, [* 6] wo er zu Toledo [* 7] starb. Unter C.s Werken (hg. von Volpi, Padua [* 8] 1733) ist das bedeutendste «Il Cortegiano» (Vened. 1528 u. ö.; neue Ausg. von Baudi di Vesme, Flor. 1854; von Salvadori, ebd. 1884),
Dialoge, die ein Idealbild des vollkommenen Hofmanns zeichnen und, wie keine andere Schrift, die elegante Sitte, die geistreiche Unterhaltung der ital. Renaissancegesellschaft vorführen. Seine «Lettere» (2 Bde., Padua 1769–71) sind für polit. wie litterar. Geschichte wichtig. Auch als lat. und ital. Dichter hat Castiglione Bedeutung; seine «Poesie volgari e Iatine» veröffentlichte Serassi (Rom 1760). Giulio Romano hat ihm, dem Freunde Raffaels, ein Monument in der Kirche der Madonna delle Grazie bei Mantua errichtet. –
Vgl. Tobler, Castiglione und sein Hofmann (Bern [* 9] 1864, im «Neuen Schweizerischen Museum»);
Bottari, B. da Castiglione e il suo libro Cortegiano (Pisa [* 10] 1877);
Cochin, Boccace. Études italiennes (Par. 1890), 2. Abschnitt; Martinati, Notizie storico-biografiche intorno al conte B. Castiglione (Flor. 1891).
(spr. -iljohne), Carlo Ottavio, Graf, ital. Münzforscher, geb. 1784 zu Mailand, beschrieb mit großer Sachkenntnis die «Monete cufiche del Museo di Milano» (Mail. 1819),
an welche Arbeit sich «Dell' uso cui erano destinati i vetri epigrafi cufiche» (ebd. 1847) anschließt. In dem «Mémoire géographique numismatique sur la partie orientale de la Barbarie appelée Afrikia par les Arabes» (ebd. 1826) suchte er den Ursprung und die Geschichte der Berberei zu ermitteln, deren Namen auf arab. Münzen [* 11] sich finden. Am bekanntesten in Deutschland [* 12] ist Castiglione durch die Mitentdeckung der got. Übersetzung der Paulinischen Briefe und der Fragmente des Alten Testaments (in der Ambrosianischen Bibliothek zu Mailand), die er teils allein, teils mit dem Mitentdecker A. Mai (s. d.) 1819–39 (5 Hefte) herausgab. Castiglione starb zu Genua. [* 13] Sein Leben hat Biondelli (Mail. 1856) beschrieben.
(spr. -iljohne), Giovanni Benedetto, genannt il Grecchetto, ital. Maler und Kupferstecher, geb. 1616 zu Genua, war ein Schüler von G. B. Paggi und A. de' Ferrari. Später trat er in die Dienste des Herzogs von Mantua, wo er 1670 starb. Vorzüglich ausgezeichnet ist Castiglione als Maler alttestamentlicher Geschichten mit Tieren (Geburt Christi in San Luca zu Genua), wozu er sich durch langes Studium des J. Bassano in Venedig [* 14] herangebildet hatte; doch ist er naturalistischer, nüchterner und oberflächlicher als dieser. Im Hofmuseum zu Wien [* 15] befinden sich: Noah mit den Tieren vor der Arche, Noah läßt die Tiere in die Arche gehen;
in der Dresdener Galerie: Arche Noahs, Jakobs Heimzug.
Auch die von ihm angefertigten Landschaften und Porträte [* 16] sind vortrefflich. 67 Blätter, in Kupfer [* 17] geätzt, zeigen seine außerordentliche Gewandtheit in der Helldunkelmanier. ^[]
Fiorentīno (spr. -iljohne), Ort in der ital. Provinz und im Kreis [* 18] Arezzo, an der Linie Florenz-Rom des Adriatischen Netzes, hat (1881) 1984, als Gemeinde 12644 E., theol.
Seminar, Lateinschule und bedeutenden Seidenbau.
Seinen Namen erhielt es von Florenz, [* 19] an das es 1384 kam.
(spr. -ílju), Antonio Feliciano, seit 1870 Visconde de Castilho, portug. Dichter, geb. zu Lissabon, [* 20] studierte 1817–22, obwohl früh erblindet, in Coimbra die Rechte, doch praktizierte er niemals. Die miguelistischen Unruhen verscheuchten ihn 1846 aus Portugal; er weilte 2 Jahre auf den Azoreninseln mit landwirtschaftlichen, histor. und pädagogischen Fragen beschäftigt; bereiste 1854 Brasilien [* 21] und Portugal als Verbreiter einer von ihm erfundenen Lehrmethode: «Methodo portuguez Castilho», auch «Methodo repentino» genannt, die, obwohl mit allerhand unnützem Tand ausgestattet, bei dem damaligen Stande des portug. Unterrichtswesens doch einen großen Fortschritt bedeutete.
Als Generalkommissar des Volksunterrichts leistete er hervorragende Dienste und ward Mitglied der königl. Akademie der Wissenschaft. Castilho starb in Lissabon. Die ersten nennenswerten Gedichte sind Oden und Kantaten an Mitglieder des Königshauses, im Geiste und Stil des franz. Pseudo-Klassicismus. Es folgten 1821 die bukolischen Versuche: neun «Cartas de Echo a Narciso» (Coimbra; 3. Aufl., Par. 1836),
ein Liederfrühling «Primavera» (Lissab. 1822; 2. Aufl. 1837) und einige Jahre später «Amor e melancholia ou a novissima Heloïsa» (Coimbra 1828),
die alle im idyllischen Geiste Florians und Geßners und in den von den portug. «Arkadiern» mit Vorliebe verwendeten Versarten den Frühling der Natur und der Liebe feiern. Später schloß Castilho sich in zwei Gedichtcyklen «A noite do castello» (1836) und «Os ciumes do bardo» (1838) der von Almeida-Garrett und Herculano vertretenen Romantischen Schule an, kehrte aber bald zu der seinem Talente entsprechendern arkadischen Geschmacksrichtung zurück in den «Excavações poeticas» (1844),
im"Outono" (1863). Castilho war nach Garretts Tode (1854) und Herculanos Rückzug (1859) der Führer und Chef der portug. Litteratur, doch stand er mit seinem Ideal stilistischer und rhetorischer Vollendung abseits von den Bestrebungen der jüngsten Generation, die ihn zuletzt in offener Fehde bekämpfte. Castilho übersetzte aus dem Lateinischen die «Metamorphosen» des Ovid (5 Bücher; Lissab. 1841),
die «Ars amatoria» (Rio [* 22] 1862),
die «Fasti» (ebd. 1862) und Virgils «Georgica» (1867);
aus dem Griechischen die «Lieder des Anakreon» (1866);
aus dem Französischen vier Lustspiele Molières und das Drama «Camões» von Perrot und Dumesnil (1849),
mit denen er jedoch ganz frei schaltete, sie vollkommen nationalisierend;
aus dem Deutschen Goethes «Faust» 1872;
aus dem Englischen Shakespeares «Sommernachtstraum» («Sonho de uma noite de S. João»).
Doch gelang es ihm nicht, den german. Meisterwerken gerecht zu werden. Als Sprach- und Verskünstler ersten Ranges zeigen ihn auch diese freien Umdichtungen. –
Vgl. Ortiz, La literatura portuguesa en el siglo ⅩⅨ (Madr. 1870);
Theophilo Braga, Historia do romantismo em
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
Portugal (Lissab. 1880) und Memorias de Castilho (ebd. 1881), eine von seinem Sohne Julio de Castilho geschriebene, äußerst minutiöse Biographie des Dichters.
span. Castilla (spr. kastillja), die Centrallandschaft der Pyrenäischen Halbinsel, wo die Hochflächenform des Landes am reinsten ausgeprägt ist, der Kern der span. Monarchie, zerfällt in das nördl. Alt- und das südl. Neucastilien. Das Plateau von Altcastilien, zu dem auch der größte Teil von Leon gehört, ist unter den größern Hochebenen Europas mit einer mittlern Erhebung von 800 m die höchstgelegene. Sie bildet eine nach W. gesenkte Mulde, deren Nordrand das cantabrisch-astur.
Gebirge, deren Südrand das castil. Scheidegebirge bildet. Den Kern bilden die Tierras de Campos, baumlose Ebenen, aber zum Anbau von Getreide [* 24] und Gemüsen wohl geeignet, da sich in geringer Tiefe Wasser findet. Nur südlich vom Duero, zwischen dessen Nebenflüssen Eresma und Adaja, ist die öde altcastil. Steppe. Im N. steigt die ebenfalls baumlose Terrasse von Reinosa über 1000 m empor, reich an Grasweiden, mit den obersten Thälern des Ebro und des Pisuerga. Südlich und südöstlich hiervon breiten sich die fruchtbaren und wohlangebauten Hügellandschaften von Burgos und Lerma und die Bureba aus, letztere steil zum Ebrothale abfallend.
Weiterhin ist die castil. Hochebene von dem Thale des Ebro durch mächtige Gebirgszüge geschieden, von denen das Idubedagebirge (Iberisches Gebirgssystem) weit nach NW. in die Provinz Burgos hineinreicht. An seinem südwestl. Fuße liegt die rauhe Hochebene von Soria, bis 1100 m hoch, die Verbindung mit dem neucastil. Plateau bildend und nur mit Sträuchern (dem monte bajo) bestanden. Die Bewässerung der altcastil. Hochebene ist gering, der Duero mit seinen Nebenflüssen ist im Sommer wasserarm, das Kanalsystem ungenügend. Im südwestl.
Teile des Plateau von Soria erheben sich mehrere Ketten aus sekundärem Kalk und Sandstein, wie die Altos de Barahona. Sie bilden den Anfang des castil. Scheidegebirges. An diese schließen sich weiterhin die Cuesta de Atienza, Sierra Pela und Sierra de Ayllon, mit dem 2065 m hohen Pico Ocejon. Nach SW. umbiegend erhebt sich der Zug zu den mächtigen Ketten von Somosierra und Sierra de Guadarrama, deren gewaltige Granitmauern im Pico de Peñalara (2405 m) gipfeln. Nordwestlich von Madrid [* 25] senkt sich letztere zu breiten, stürmischen Hochebenen (Paramos), in welche die Flußthäler tief eingeschnitten sind. Südlich von dem Paramo de Avila, mit dem Cerro del Zapatero (2105 m) durch die Längenthäler des obern Alberche und Tormes geschieden, erhebt sich die Sierra de Gredos mit Plaza de Almanzor (2661 m). Von da an streicht eine Anzahl paralleler durch Paramos voneinander getrennter Ketten südwestlich, sodaß die Verbindungswege zwischen Leon und Estremadura nirgends die Höhen überschreiten.
Das Plateau von Neucastilien liegt tiefer als das vorige und bildet, den Flußgebieten des Tajo und des Guadiana entsprechend, zwei nach W. geneigte Mulden, die im östl. Teile nur durch eine flache Erhebung, weiter westlich durch die Montes de Toledo und in Estremadura durch die Sierra de Guadalupe (bis 1558 m) gegeneinander abgegrenzt werden. Der zu Neucastilien gehörige Teil der südl. Mulde ist die Mancha (s. d.). Das obere Gebiet des Tajo bildet die fruchtbare Hügellandschaft Alcarria, im Halbkreise von kleinern öden Plateaus eingeschlossen, die bis 1300 m hoch allmählich in die Terrassen von Aragonien und Valencia [* 26] übergehen.
Westlich an die Alcarria stößt südwärts bis zum Tajo reichend die Hochebene von Madrid, unfruchtbarer, aber ziemlich angebaut. Weiter abwärts gelangt man zu dem weidereichen, aber wenig angebauten Plateau von Toledo, und endlich zu der schmalen Ebene von Talavera de la Reina (351 m) mit ihren Eichenwäldern. Die Flußthäler sind in Neucastilien tief eingeschnitten und stehen durch ihre außerordentliche Fruchtbarkeit und ihren Laubreichtum im schroffen Gegensatz zur Umgebung; die Flüsse [* 27] sind aber für die Schiffahrt unbrauchbar und die Bahnen sind nicht in genügender Anzahl vorhanden. ^[]
Bei der hohen Lage C.s ist das Klima ziemlich rauh und zeichnet sich namentlich durch große Trockenheit, plötzliche Temperaturwechsel und häufige Stürme aus. Im allgemeinen erscheint das Land in traurigem Zustande, doch ist der Castilier der stolze und echte Vertreter des span. Volkscharakters, seine Sprache [* 28] die der Schrift und der Gebildeten im ganzen Lande geworden. Altcastilien umfaßt die 11 Provinzen Leon, Zamora, Salamanca, Palencia, Valladolid, Avila, Segovia, Soria, Burgos, Logroño und Santander mit insgesamt 104229 qkm und (1887) 2681676 E. (25 auf 1 qkm). Neucastilien besteht aus den 5 Provinzen Madrid, Toledo, Ciudad Real, Cuenca und Guadalajara mit 72160 qkm und (1887) 1780003 E. (23 auf 1 qkm). Zur Krone Castilien, im Gegensatze zur Krone Aragonien und den freien Provinzen Navara, Alava, Guipuzcoa und Biscaya, gehören außerdem noch das Königreich Galicien, das Fürstentum Asturien, die Landschaft Estremadura und Andalusien nebst Granada [* 29] und Murcia. [* 30]
Geschichte. Castilien, benannt nach den zahlreichen Bergschlössern (castella), die sich zur Römerzeit in dem Gebiet der Varduli am obern Ebro fanden, stand seit dem 8. Jahrh. unter der Herrschaft der Könige von Asturien und Leon, die das Land durch eingeborene Grafen verwalten ließen. Einer von diesen, Ferdinand Gonzales, herrschte dort seit 923 fast selbständig. Seinem Enkel Sancho folgte dessen Sohn, Graf Garcias, und nach des letztern Ermordung (1026) ging die Herrschaft auf Sanchos Schwiegersohn, den König Sancho Mayor von Navarra über.
Als er 1035 starb, erhielt bei der Teilung sein Sohn Ferdinand Ⅰ. (s. d.) Altcastilien; er besiegte 1037 seinen Schwager, König Bermudo Ⅲ. von Leon, und vereinigte dessen Gebiet mit seiner bisherigen Herrschaft unter dem Namen Königreich Castilien. Dazu erwarb er dann noch von seinem Bruder Garcias das navarresische Gebiet auf dem rechten Ebroufer. Nach seinem Tode 1067 teilten sich seine drei Söhne in das Reich; es erhielt Sancho Ⅱ. Castilien, Alfons Leon und Asturien, Garcias Galicien.
Nachdem ersterer gewaltsam geendet, bemächtigte sich Alfons Ⅵ. (1072-1109) des Reichs und vereinigte 1085 das von ihm eroberte maur. Königreich Toledo unter dem Namen Neucastilien mit Altcastilien; aber unter den Nachkommen seiner Tochter Urraca herrschten erbitterte Kämpfe, das Reich löste sich 1157 wieder in einzelne voneinander unabhängige Teile auf, bis endlich 1230 Ferdinand Ⅲ. (s. d.), der Sohn König Alfons' Ⅸ. von Leon, Castilien und Leon wieder zu einem Königreich vereinigte; von ihm wurde die Unteilbarkeit C.s ausgesprochen und das Recht der Erstgeburt eingeführt. Er eroberte
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
1236 Cordoba, [* 32] 1248 Sevilla [* 33] und dehnte seine Herrschaft bis zur Südküste aus. 1252 folgte ihm sein ältester Sohn Alfons Ⅹ. (s. d.; 1252–84). Unter seinen Nachfolgern sind bemerkenswert Ferdinand Ⅳ. (s. d.; 1295–1329), Peter der Grausame (s. d.; 1350–69), der infolge seiner Greuelthaten von seinem Halbbruder Heinrich von Trastamara erschlagen wurde, und Heinrich Ⅲ. (1390–1406), unter dem 1402 die Canarischen Inseln zuerst besetzt wurden; ferner Johann Ⅱ. (1406–54) und dessen verschwenderischer Sohn Heinrich Ⅳ. (1454–74), der 1462 Gibraltar [* 34] den Arabern entriß.
Die Schwester Heinrichs Ⅳ., Isabella, welche diesem 1474 in der Regierung folgte, war seit 1469 vermählt mit Ferdinand, dem Erben von Aragonien, sodaß nach dem Tode König Johanns Ⅱ. von Aragonien 1479 beide Länder vereinigt wurden und nun das Königreich Spanien bildeten, wiewohl die gänzliche Verschmelzung von Castilien und Aragonien erst nach Ferdinands des Katholischen (s. d.) Tode 1516 erfolgte. –
Vgl. Schirrmacher, Geschichte C.s im 12. und 13. Jahrh. (Gotha [* 35] 1881).
(S. Spanien.)
Kanal [* 36] (Canal de Castilla) in Spanien, beginnt bei Alar del Rey an dem Pisuerga (s. d.), folgt dem Laufe desselben, wendet sich dann zum Carrion (s. d.) und nach Palencia, darauf zum Pisuerga bis nach Valladolid, von wo ein Zweig nordwestlich bis Medina de Rioseco führt. Er ist 210 km lang und für den Verkehr von Santander nach den Tierras de Campos Altcastiliens von großer Bedeutung.
Scheidegebirge, die Cordillera Carpeto-Vetonica der Spanier, durchzieht von NO. nach SW. das castil. Hochland, scheidet das Gebiet des Duero von dem des Tajo, Altcastilien und Leon von Neucastilien und Estremadura und in seiner Fortsetzung in Portugal Beira Alta von Beira Baixa. Im NO. schließt es sich an Ausläufer der Sierra Moncayo des Iberischen Gebirgssystems (s. d.) an, im SW. endet es im Cabo da Roca an der portug. Küste. Die Gesamtlänge beträgt 800 km. Als hervorragendste Teile erscheinen die Sierra de Somosierra, de Guadarrama, de Avila und de Gredos, de Gata und in Portugal die Serra da Estrella und da Cintra.
(spr. -illja), Don Ramon, Präsident von Peru, [* 37] geb. zu Tarapaca an der Grenze Bolivias, kämpfte während des Unabhängigkeitskrieges unter San-Martin, stürzte 1844 den Diktator Vivanco und wurde 1845 zum Präsidenten gewählt. Nach sechsjähriger, für Peru wohlthätiger Verwaltung legte er sein Amt nieder, stellte sich aber 1854 an die Spitze des Aufstandes gegen Echenique, den er zur Flucht nötigte, wurde 1855 abermals zum Präsidenten gewählt und verwaltete dies Amt bis Okt. 1862. Er starb zu Arica. (S. Peru.)
(spr. kastij), Charles Hippolyte, franz. Schriftsteller, geb. zu Montreuil-sur-Mer, erhielt seine Erziehung in Douai und Cambrai und wurde Journalist in Paris. [* 38] Er schrieb mehrere Romane («Les oiseaux de proie», 1852, «Le [* 39] markgrave des Claires», 1854, u. s. w.),
begründete 1847 mit Molinari die Zeitschrift «Le Progrès intellectuel», 1848 mit Bastiat «La République française» und vertrat in diesen und andern Blättern socialistische Ideen. Später verfaßte er mehrere histor.-polit. Schriften, wie «Les hommes et les mœurs sous le règne de Louis Philippe» (1853),
«Histoire de la seconde République française» (4 Bde., 1854–55),
«Parallèle entre César, Charlemagne et Napoléon» (1858),
«Histoire de soixante ans, 1789–1850» (4 Bde., 1859–63),
«Portraits historiques au ⅩⅨe siècle» (80 Bdchn., 1856–60). Daneben war er fortgesetzt journalistisch thätig, zuletzt mit geringem Beifall als Bonapartist am «Esprit public» und «Globe». Auch die unter dem Namen Alceste im «Universel» (1869–70),
in der «Constitution» und im «Avenir national» erschienenen Artikel werden ihm zugeschrieben. Castille starb in Luc–sur-Mer. ^[]
(spr. -illjēcho), Cristóval, der letzte Repräsentant der altspan. Hofpoesie, geb. um 1492 zu Ciudad-Rodrigo, kam, kaum 15 J. alt, als Page in den Dienst des Infanten Don Fernando, des nachmaligen röm. Kaisers Ferdinand Ⅰ., und wurde später von ihm als Sekretär [* 40] verwendet. Als jener 1518 Spanien verließ, trat Castillejo in den geistlichen Stand, siedelte aber etwa 1525 in seiner alten Eigenschaft nach Wien über, wo er starb. Er hat ausschließlich die überlieferten Kunstformen des 15. Jahrh. mit Formgewandtheit und lebendigem Ausdruck gepflegt, die Nachahmung der Italiener verspottet. Eine überwiegend satir. Neigung, die sich besonders in dem «Dialogo de las condiciones de las mugeres» und dem «Sermon de Amores» mit gleichem Freimut gegen Geistliche und Laien kehrt, brachte seine Gedichte auf den Index und veranlaßte die Verstümmelung der endlich (Madr. 1573) zugelassenen Ausgabe seiner «Obras». Vervollständigt wurden sie erst wieder im 32. Bande der Madrider «Biblioteca de autores españoles», in der Sammlung der «Poetas liricos de los siglos ⅩⅥ y ⅩⅦ». Seine Komödien sind verloren.
(spr. -illjo),
Andrés del, span. Novellist, der um 1640 blühte. Er war aus Brihuega bei Toledo gebürtig und schrieb sechs Novellen unter dem Gesamttitel «La mogiganga del gusto» («Die Mummerei des Geschmacks», Saragossa [* 41] 1641).
Zwei davon stehen in der «Coleccion de novelas escogidas» (Madr. 1788–91),
eine in den «Novelistas posteriores á Cervantes» (Bd. 33 der Madrider «Biblioteca de autores españoles»).
Antonio Canovas del, s. Canovas del Castillo. ^[= (spr.-illjo), Don Antonio, span. Staatsmann, geb. 8. Febr. 1828 zu Malaga, studierte in Madrid ...]
(spr. -illjo),
Bernal Diaz del, span. Historiker, begleitete 1519 Cortez nach Mexiko, [* 42] wo er um 1560 starb.
Seine «Conquista de Nueva España» erschien 1632 zu Madrid;
zuletzt in Bd. 26 der Madrider «Biblioteca de autores españoles», deutsch von Rehfues («Denkwürdigkeiten des Castillo», 4 Bde., Bonn [* 43] 1838; 2. Ausg. 1844).
(spr. -illjo), Diego Enriquez del, Kaplan und Chronist Heinrichs Ⅳ. von Castilien, geb. zu Segovia, wurde von jenem König zu wichtigen Unterhandlungen verwendet. Nach der Schlacht von Olmedo fiel er in die Gefangenschaft der Partei des Infanten Alfons in Segovia. Seine Chronik erzählt die Begebenheiten der Regierungszeit Heinrichs Ⅳ. (1454–74) in einem einfachen, doch mit allzuviel reflektierenden Reden ausgestatteten Stil und nimmt Partei für den König, ohne jedoch dessen Gegner allzusehr in den Schatten [* 44] zu stellen. Sie ist herausgegeben von Miguel de Flores in der von der königl. Akademie der Geschichte veranstalteten Sammlung der span. Chroniken (Madr. 1787) und neuerdings im 10. Bande der Madrider «Biblioteca de autores españoles». Irrig hat man mit jenem
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
einen Diego del Castillo identifiziert, von welchem sich ein allegorisches, mit Gelehrsamkeit angefülltes Gedicht, eine Vision auf den Tod Alfons' Ⅴ. von Aragonien bei Ochoa, «Rimas inéditas» findet.
(spr. -illjo), Juan Ignacio Gonzalez del, span. Dramatiker, geb. 1763 zu Cadiz, [* 46] gest. ebenda 1800. Er ergötzte mit seinen volkstümlichen Schauspielen und Possen die Gesellschaft von Cadiz. 1845 sammelte Adolf de Castro die erhaltenen 42 Zwischenspiele des Castillo: «Sainetes de Don Juan del Castillo, con un discurso sobre este género de composiciones» (4 Bde., Cadiz 1845–46), deren viertem Bande eine Biographie des Autors beigegeben ist. Sie schildern das andalus. Volksleben treu, lebendig und heiter in wechselnden Scenen und Situationen. –
Vgl. Alvarez-Espino, Ensayo critico del teatro español (Cadiz 1876).
Cervant., Pflanzengattung aus der Familie der Urticaceen [* 47] mit nur wenigen in Centralamerika einheimischen Arten. Es sind hohe Bäume, die reichlich Milchsaft enthalten.
Von einer mexik. Art, dem sog. Holquahitl, Castilloa elastica Cervant., wird der Milchsaft gesammelt und daraus ein ganz guter Kautschuk gewonnen.
(spr. -ĭjóng eh kapiturláng), Hauptort des Kantons Castillon-et-Capitourlan (101,09 qkm, 14 Gemeinden, 10306 E.) im Arrondissement Libourne des Depart. Gironde, rechts der Dordogne und an der Linie Libourne-Le Buisson der Franz.
Orléansbahn, hat (1891) 2640, als Gemeinde 2965 E., Post und Telegraph, [* 48] Seilerei, Spinnerei, Handel mit Wein und Gartenprodukten. In 1,5 km Entfernung das Schlachtfeld, wo 1453 Talbot fiel.
(spr. -illjo), Alonso de, span. Dichter, der zwischen 1624 und 1649 wirkte. Vorzüglich die Schelmenromane «El Bachiller Trapaza» und die «Garduña de Sevilla» sind so beliebt geworden, daß noch in neuester Zeit (Madr. 1846–48) illustrierte Ausgaben davon veranstaltet wurden. Seine übrigen, zum Teil sehr freien Novellen im engern Sinne sind in die Rahmenerzählungen «Quinta de Laura» («Landhaus der Laura», 1649) und «Alivios de Casandra» («Erholungen der Casandra», 1640),
«Jornadas alegres» (1626),
«Tardes entretenidas» (1625) und «Noches de placer» (1631) eingefügt. Elf seiner Erzählungen figurieren in der «Colecion de novelas escogidas» (Madr. 1788–91),
drei in der «Biblioteca de autores españoles». Unter seinen Komödien sind die bekanntesten «El marques del Cigarral», ein Stück, das lange irrtümlich Moreto zugeschrieben wurde und das Corneille nachgeahmt hat, und «El Mayorazgo» («Das Lehngut»); beide finden sich in der von Mesonero Romanos besorgten Ausgabe der «Dramáticos contemporáneos de Lope de Vega.» (Bd. 45 der Madrider «Biblioteca de autores españoles»). All dies, ebenso wie seine witzigen Gedichte («Donaires del Parnaso», 1624–25),
gehört zum schätzbaren Mittelgut der Zeit. Vier Novellen der «Alivios de Casandra» sind in Scarrons «Roman comique» benutzt.
s. Cast. ^[= (engl.), in der Metallurgie: gießen und als Participium: gegossen; (spr. eirn), Gußeisen ...]
(lat.), Züchtigkeit, Keuschheit;
Castitas violāta, verletzte Keuschheit.
Bezeichnung für Abkömmlinge aus der Verbindung von portug. Eingeborenen mit Mestizen.
(engl., spr. kahßl), Burg, Schloß.
Edmund, s. Castell. ^[= # Dorf im Bezirksamt Gerolzhofen des bayr. Reg.-Bez. Unterfranken, auf dem Nordwestabhange des ...]
(spr. kahßlbáhr), Hauptort der irischen Grafschaft Mayo, an dem Flüßchen und dem kleinen See Castlebar, hat (1891) 3557 E., Brauerei, Leinenfabrikation und Handel. 1798 fiel die Stadt auf 14 Tage den Franzosen in die Hände. ^[]
Donington (spr. kahßl dónningt'n), Marktstadt in der engl. Grafschaft Leicester, [* 49] am rechten Ufer des schiffbaren Trent, 12 km im SO. von Derby, hat (1891) 6160 E. 3 km nördlich Cavendish Bridge mit großer Brauerei.
(spr. kahßlförrd), Stadt im West-Riding der engl. Grafschaft York, 16 km im SO. von Leeds, [* 50] am rechten Ufer der zur Ouse fließenden Aire, mit (1891) 14143 E., hat zahlreiche Kohlengruben, Töpferei und Glasflaschenfabrikation. Castleford steht an der Stelle einer Römerstation Legiolium;
in der Umgegend röm. Altertümer.
Mail Packets Company Limited (Donald Currie & Co., London), [* 51] Postdampferlinie, gegründet 1871, unterhält mit 18 Dampfern von zusammen 36500 netto Registertonnen Raumgehalt den Personen- und Güterverkehr nach der Kapkolonie, Natal, Südostafrika, Madagaskar [* 52] und Mauritius. Wöchentlich geht ein Schiff [* 53] von London, abwechselnd Madeira [* 54] und Las Palmas anlaufend, nach Kapstadt [* 55] (Fahrtdauer 20 Tage), Port-Elisabeth, East London und Natal. Jedes zweite Schiff geht nach der Delagoabai weiter. Monatlich geht ein Schiff von Hamburg [* 56] aus über London, läuft St. Helena an und geht über die Kapstadt und Natal bis Madagaskar (Tamatave) und Mauritius (Port-Louis).
(spr. kahßlméhn), Stadt im County Talbot der brit. Kolonie Victoria [* 57] in Australien, [* 58] am Zusammenfluß des Barkers- und Forest-Creek, 130 km nordwestlich von Melbourne, [* 59] Station der Eisenbahn Melbourne-Echuca, zählt (1891) 4770 E., ist Sitz eines Obergerichts und hat ein Hospital, Handwerkerinstitut mit Bibliothek, Theater, [* 60] Missionsstation, mehrere Banken;
Goldgräbereien, Bergbau [* 61] auf Eisen, [* 62] Kupfer und Zinn, Schieferbrüche, Weinbau und etwas Industrie.
(spr. káßhlrih oder kahßlréh), Henry Rob. Stewart, Viscount, s. Londonderry.
(spr. kahßlt'n).
1) Marktflecken in der Grafschaft Derby, im Höhenzuge High-Peak, 51 km im NNW. von Derby, hat (1891) 2013 E. und ist berühmt durch die drei Castleton-Höhlen: Peak Cavern (600 m lang) hat einen 13 m hohen Eingang und eine 70 qm große Halle; [* 63] Speedwell Cavern am Fuße des Engpasses Winnats enthält einen 260 m tiefen Abgrund; Blue John Minc ist durch eigenartige Formen und Versteinerungen ausgezeichnet. – 2) Stadt in der Grafschaft Lancaster, Vorort des 1,5 km entfernten Rochdale, hat (1891) 4857 E.
(spr. kaßhltaun).
1) Seestadt an der Südküste der engl. Insel Man, früher Hauptstadt der Insel, an einer schlechten Bai, hat (1891) 2160 E. und lebhaften Küstenhandel.
Dabei liegt das Schloß Rushen, einst Königsschloß, jetzt Gefängnis mit schöner Aussicht vom Turme. – 2) Castletown Bearhaven, Stadt in der irischen Grafschaft Cork, an der Nordwestküste der Bantrybai, mit 1306 E., ist häufig Station der engl. Flotte;
der Hafen ist durch die Bear-Insel geschützt.
Castorĕum, s. Biber ^[= # (Castor L.), eine Gattung der Säugetiere aus der Ordnung der Nager, welche sich durch den horizonta ...] (Säugetier).
(frz., spr. -räng), s. Biber ^[= # (Castor L.), eine Gattung der Säugetiere aus der Ordnung der Nager, welche sich durch den horizonta ...] (Gewebe). [* 64]
die Familie der Biber (s. d.). ^[= # (Castor L.), eine Gattung der Säugetiere aus der Ordnung der Nager, welche sich durch den horizonta ...]
engl. Bezeichnung für Ricinusöl. ^[= Oleum ricini, auch Kastoröl, engl. (veraltete Bezeichnung: Christpalmöl, Oleum ...]
und Pollux (mytholog.), s. Dioskuren. ^[= (d. h. Söhne des Zeus), der gewöhnliche Name für Kastor und Polydeukes (lat. und Pollux ...] [* 65]
und Pollux (elektrische Lichtbüschel), s. Elmsfeuer.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
(Mehrzahl von Castrum, lat., befestigter Ort, Kastell), das militär. Lager [* 67] der alten Römer, [* 68] ist in der Grundlage uralt. Wie alle röm. Niederlassungen, wurde es als ein Viereck [* 69] vermessen, das nach der Lehre [* 70] der Augurn (s. d.) durch zwei sich rechtwinklig schneidende Linien, den Cardo (eigentlich die Linie von Norden [* 71] nach Süden) und den Decumanus (die Linie von Osten nach Westen) geteilt war. Bei Lagern wurde die Richtung dieser Linien durch den Ort des Feindes und den Marsch des Heers bestimmt.
Das Lager wurde in der Richtung des Cardo von einer breiten Straße durchzogen, der Via principalis, die in zwei Hauptthore (die Porta principalis dextra und sinistra) mündete, und in der Richtung des Decumanus von einer zweiten halb so breiten, welche jene rechtwinklig kreuzte und nach vorn auf die Porta praetoria, nach hinten auf die Porta decumana, oder quaestoria auslief. Die Via principalis teilte das Lager in einen größern vordern und einen kleinern hintern (dem Feinde abgekehrten) Abschnitt. In letzterm lag der Feldherr mit dem Stabe und ausgewählten Truppen.
Unmittelbar hinter der breiten Hauptstraße befanden sich die Zelte für die Stabsoffiziere (Legionstribune, Legaten, Präfekten der Bundesgenossen), dahinter durch einen Weg mit der Hauptstraße verbunden und ihr zugekehrt das Praetorium, der Platz für das Zelt des Feldherrn. Auf der einen Seite des Prätoriums war das Forum, [* 72] wo das Tribunal sich erhob, auf dem der Feldherr zu den Truppen redete oder Recht sprach, auf der andern das Quaestorium. Rechts und links von Forum und Quaestorium lagen erlesene Mannschaften, und endlich lagen zwischen dem Wall und der Straße, die hinter dem Prätorium und den Räumlichkeiten neben ihm parallel mit der Via principalis durch das Lager zog, ausgewählte Truppen aus der Reiterei und dem Fußvolk der Bundesgenossen sowie Hilfsvölker. Jenseit der Via principalis in der dem Feinde zugekehrten weit größern Abteilung des Lagers (sie begriff etwa zwei Drittel des Ganzen) lag die Hauptmasse des Heers ebenfalls in genau geregelter Weise. Auch dieser Raum war durch Wege geteilt.
Das Lager wurde mit Wall und Graben eingefaßt, die aber zwischen sich und jenen Zelten, Plätzen und Straßen einen breiten, leeren Raum ließen, der hauptsächlich für den Aufmarsch der Truppen und zur Sicherung gegen Feuer und Geschosse [* 73] bei Angriffen bestimmt war. Der Wall (agger) wurde aus Erde aufgeworfen und mit Palissaden (valli, die Palissadenreihe heißt vallum) besetzt.
Diese Grundzüge des röm. Lagers blieben im wesentlichen dieselben, obwohl die Anordnung im einzelnen sich im Laufe der Zeit vielfach änderte. Namentlich befand sich später das Prätorium mit den damit verbundenen Räumlichkeiten nebst den auserlesenen Truppen in dem mittlern Drittel des Lagers und waren die Hilfsvölker und Legionen so gelegt, daß jene von diesen umschlossen waren. Seit längere Kriege auch in entferntern Gegenden geführt wurden und es sich um die Behauptung von eroberten Provinzen handelte, unterschied man Sommer- und Winterlager (Castra aestiva und hiberna), während früher nur im Sommer Krieg geführt wurde und die Wehrmannschaft im Winter in Rom blieb. Lager, die längere Zeit hindurch bewohnt und dafür eingerichtet waren, unterschied man als Standlager (Castra stativa) von den auf kürzere Zeit errichteten.
In der Kaiserzeit entwickelten sich gleichzeitig mit der Ausbildung der stehenden Heere viele solche Standlager zu wirklichen Festungen und wurden andere von Anfang an als solche angelegt. Und wenn diese Festungen nicht wie befestigte Städte und unsere Festungen zugleich eine städtische Einwohnerschaft umschlossen, so wurden sie doch öfter bei ältern Ortschaften angelegt, und Niederlassungen (canabae) von Marketendern, Handel- und Gewerbetreibenden, auch ausgedienten Soldaten (Veteranen) schlossen sich an die Standlager an. Von diesen Niederlassungen wurden viele mit der Zeit faktisch, manche auch rechtlich Städte zum Teil von großer Bedeutung, wie Mainz, [* 74] Straßburg, [* 75] Wien, Ofen.
Eine Beschreibung des röm. Lagers aus republikanischer Zeit (aus der Mitte des 2. Jahrh. v. Chr.) ist von dem Historiker Polybius überliefert. Außerdem giebt es eine wahrscheinlich aus dem Anfang des 3. Jahrh. n. Chr. stammende, jedoch unvollständig erhaltene Schrift, die unter dem Titel «Hygini gromatici liber de munitionibus castrorum» zuletzt Gemoll (Lpz. 1879) und Domaszewski (ebd. 1887) herausgaben. –
Vgl. Lange, Historia mutationem rei militaris Romanorum (Gött. 1847);
Masquelez, Étude sur la castramétation des Romains (Par. 1864);
Nissen, Das Templum (Berl. 1869);
Mommsen, Die röm. Lagerstädte (im «Hermes», [* 76] Bd. 7, 1872);
Marquardt, Röm. Staatsverwaltung (2. Bd., 2. Aufl., besorgt von Dessau [* 77] und Domaszewski, Lpz. 1884);
De la Chauvelays, L’art militaire chez les Romains (Par. 1884);
Schiller, Röm. Kriegsaltertümer (in Jw. Müllers «Handbuch der klass. Altertumskunde», Bd. 4, Nördl. 1887).
(spr. scha-) bedeutet im Sanskrit Anweisung, Leitfaden, Lehrbuch und ist der technische Ausdruck für Lehrbücher über Recht (dharmaçastra), Lebensklugheit (nitiçastra), Künste und Wissenschaften aller Art, auch Omina (çakunçastra) und Liebe (kamaçastra), welche meist in einem bestimmten Versmaße, dem Çloka (s. d.), abgefaßt sind. – Çastri heißt ein in den Lehrbüchern bewanderter Mann und ist noch heute Ehrentitel der ind. Gelehrten.
Matthias Alexander, finn. Sprachforscher und Reisender, geb. zu Tervola im nördl. Finland, studierte 1830–36 zu Helsingfors, wo er sich 1839 als Docent habilitierte. Nachdem er schon 1838 das finn. Lappland bereist und im Interesse der «Kalevala-Studien» 1839 eine Reise durch Karelien unternommen hatte, verbrachte er die J. 1841–44 mit ethnogr. und linguistischen Forschungen unter den finn., norweg. und russ. Lappländern sowie unter den europ. und sibir. Samojeden.
Noch reicher an wissenschaftlichen Ergebnissen war eine große Reise, die er im Auftrage der Petersburger Akademie und der Universität Helsingfors 1845–49 durch ganz Sibirien von der chines. Grenze bis zu den Küsten des Arktischen Oceans unternahm. 1851 erhielt er die erste Professur der finn. Sprache und Litteratur zu Helsingfors, starb aber schon Castrén selbst veröffentlichte: die schwed. Übersetzung der ersten Ausgabe der «Kalevala» (1841),
die «Elementa grammatices Syrjaenae» (Helsingfors 1844),
die «Elementa grammatices Tscheremissae» (Kuopio 1845),
«Vom Einfluß des Accents in der lappländ. Sprache» (Petersb. 1845),
«De affixis personalibus linguarum Altaicarum» (Helsingfors 1850) und «Versuch einer ostjakischen Sprachlehre» (2. Aufl., von Schiefner, Petersb. 1858). Im Auftrage der Petersburger Akademie gab Schiefner ¶
C.s nordische Reisen in 12 Bänden und zwar die «Reiseerinnerungen aus den J. 1838–44» (Petersb. 1853) und «Reiseberichte und Briefe aus den J. 1845–49» (ebd. 1856) heraus. Die Finnische Litteraturgesellschaft ließ diese in 2 Bänden als «Nordiska Resor och Forskningar» (Helsingfors 1852–55; Bd. 1, deutsch von Helms, Lpz. 1853) erscheinen, als dritten Band [* 79] die «Föreläsningar i finsk mythologi» (1853; deutsch von Schiefner, 1853),
als vierten «Ethnologiska föreläsningar öfver de Altaiska folken» (1857; deutsch von Schiefner, 1857),
als fünften «Smärre afhandlingar och akademiska Dissertationer») (1858; deutsch von Schiefner, 1862),
als sechsten «Tillfälliga uppsatser» mit einer Biographie C.s (1870) von J. W. Snellman. Der linguistische Nachlaß C.s ward von Schiefner herausgegeben. Es erschienen: Grammatik (Petersb. 1854) und Wörterverzeichnisse (1855) der samojedischen Sprachen, eine tungusische Sprachlehre (1856), die Arbeiten über die Sprachen der Buräten (1857), der Koibalen und Karagassen (1857), der Jenissei-Ostjaken und Kotten (1858) als Band 7–12 der Sammlung.
peculĭum (lat., d. i. im Feld erworbenes Vermögen), im heutigen Recht das freie Vermögen der Hauskinder im Gegensatz zu den dem väterlichen Nießbrauch unterworfenen Adventizien (s. d.). Bei den Römern erwarb der Haussohn, auch wenn er volljährig war, kein eigenes Vermögen. Nur was der Soldat im Felde oder aus Anlaß seines Militärdienstes erwarb, gehörte ihm als Castrense peculium zur freien Verfügung. Dieselbe Stellung wie Castrense peculium haben die peculia quasi castrensia, Erwerb aus einem Amt, der Rechtsanwaltschaft u. s. w., soweit neben solcher Stellung die väterliche Gewalt noch besteht, und die adventicia irregularia. (S. auch Eltern.)
(spr. kastr).
1) Arrondissement im franz. Depart. Tarn (Languedoc), hat 2204,44 qkm, 93 Gemeinden, (1891) 139614 E. und zerfällt in die 14 Kantone Anglés (115,41 qkm, 3117 E.), Brassac (169,05 qkm, 9217 E.), Castres (124,32 qkm, 29263 E.), Dourgue (217,08 qkm, 10932 E.), Labruguière (120,96 qkm, 6632 E.), Lacaune (232,54 qkm, 9974 E.), Lautrec (178,72 qkm, 7565 E.), Mazamet (235,69 qkm, 23786 E.), Montredon (174,26 qkm, 6466 E.), Murat-sur-Vèbre (123,65 qkm, 4080 E.), Roquecourbe (96,69 qkm, 5364 E.), St. Amans-Soult (163,65 qkm, 9353 E.), Vabre (180 qkm, 8417 E.), Vielmur (72,42 qkm, 5448 E.). – 2) Hauptstadt des Arrondissements Castres, 42 km südlich von Albi, in dem fruchtbaren Thale des Agout und an den Linien Montauban-St. Sulpice-Castres (99 km), Castelnaudary-Castres-Bedarieux und Castres-Carmaux (64 km) der Franz.
Südbahn, hat (1891) 19126, als Gemeinde 27509 E., darunter zahlreiche Protestanten, einen Gerichtshof erster Instanz, Handelsgericht, Gewerbekammer, Kathedrale, theol. Seminar, Kommunal-Collège, eine öffentliche Bibliothek, Artillerieschule, Filiale der Bank von Frankreich; ein schönes Stadthaus (früher bischöfl. Palast), botan. Garten, [* 80] Börse, öffentliche Brunnen, [* 81] die durch einen in Fels gehauenen Aquädukt gespeist werden, ein Theater und 3 Zeitungen.
Die Stadt ist Sitz des 16. Feldartilleriebrigade-Kommandos und hat in Garnison das 3. und 9. Feldartillerieregiment. Sehr bedeutend ist die Fabrikation von feinen und groben Tuchen, Kasimir und andern Wollstoffen, Baumwoll-, Seiden- und Florettseidenzeugen. Außerdem bestehen Gerbereien, Färbereien, Leim-, Pergament- und Papierfabriken. – Castres, ein röm. Castrum, ist um eine im 6. Jahrh. gegründete Benediktinerabtei entstanden, deren Äbte die Herren des Ortes wurden, und blühte zu der zweiten Stadt des Ländchens Albigeois empor. Von 1322 bis zur Revolutionszeit war es Sitz eines Bischofs; 1356 zu einer Grafschaft erhoben, ward es 1519 unter Franz Ⅰ. mit der Krone vereinigt. Als Anhängerin des Calvinismus und starke Festung [* 82] der Hugenotten war die Stadt in den Religionskriegen mehrmals Kriegsschauplatz und längere Zeit der Aufenthalt Heinrichs Ⅳ., mußte sich aber 1629 Ludwig ⅩⅢ. unterwerfenden, der die Werke schleifen ließ. ^[]
(spr. scha-), s. Çāstra. ^[= # (Mehrzahl von Castrum, lat., befestigter Ort, Kastell), das militär. Lager der alten Römer, ...]
(spr. -rih), Hauptort des Kantons Castries (148,79 qkm, 20 Gemeinden, 8518 E.) im Arrondissement Montpellier [* 83] des franz. Depart. Hérault, 12 km nordöstlich von Montpellier, an der Linie Nimes-Sommières-Les Mazes der Franz. Mittelmeerbahn, hat (1891) 1026, als Gemeinde 1168 E., Post, Telegraph, Olivenölfabrikation, Handel mit Wein und Südfrüchten. – Castries ist eine alte Baronie des 11. Jahrh., die 1645 Marquisat und 1814 Herzogtum wurde. Bei dem Schlosse, einem prächtigen got. Gebäude, endet ein von Riquet gebauter, 7 km langer Aquädukt. Castries ist der Geburtsort des Marquis de Castries, der 1780 Marineminister war und nach welchem Lapérouse 1787 die Castriesbai (s. d.) benannte.
Port-Castries oder Carenage, Hauptstadt der brit. Antille Sta. Lucia, im NW. am Ende der tiefen Bai von Carenage, in geschützter Lage, ist regelmäßig gebaut und hat (1889) 8000 E.
(spr. -rih-), die Einbuchtung auf der Westseite des Tatarischen Golfs, an der Ostküste der russ.-asiat. Küstenprovinz, südlich von der Amurmündung, in 51° 28' nördl. Br. und 140° 40' östl. L. von Greenwich.
Obwohl die Bai 5 Monate im Jahre unter Eis [* 84] liegt, ist sie doch wichtig als Marine- und Handelsstation der Russen, die dort den Posten Alexandrowsk (s. d.) angelegt haben.
Hauptstadt des Departamento Castro (5000 qkm, 35020 E.) der chilen. Provinz Chiloë, an einer Bucht der Ostküste der Insel, von malerischen Wäldern umgeben, hat 1262 E., gesundes, aber regnerisches Klima [* 85] und nur ein zweistöckiges Gebäude, das Franziskanerkloster.
Guillen de C. y Bellvis, einer der ersten spanischen dramat. Dichter, geb. 1569 in Valencia, war Strandkapitän in seiner Vaterstadt, dann Gouverneur von Seyano im Königreich Neapel, [* 86] seit 1620 in Madrid, verlor dort die Neigung seiner Gönner und starb in großer Armut Im J. 1591 gehörte er zu den Gründern der Academia de los Nocturnos; 1603 nennt ihn Rojas Villandrando unter den namhaftesten Dramatikern, 1621 erschien ein erster, 1625 ein zweiter Teil seiner Komödien zu Valencia.
C.s berühmtestes Werk sind die «Mocedades del Cid», deren erster Teil für Corneille und die franz. Bühne eine künstlerische Offenbarung wurde; es mögen hier außerdem noch die «Tragedia por los celos», «El perfecto caballero» und «Los mal casados de Valencia» genannt werden, letzteres als eins jener realistischen Ehebruchsstücke, die eine charakteristische Besonderheit der ältesten span. Bühne bilden. Über die Einzeldrucke s. das Verzeichnis von Barrera, «Catalogo», außerdem Bd. 12 der «Coleccion de libros españoles raros»; Krenkel, Klassische Bühnendichtungen der Spanier, Ⅱ, 94 (Lpz. 1885); Schäffer, Ocho comedias desconocidas (ebd. 1887)
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶