Industrie und
Gewerbe. Die Henschelschen Maschinenbauwerkstätten mit bedeutendem
Lokomotiven- und Turbinenbau (1892: 1965
Arbeiter)
und die Fabrik für mathem. und physik.
Instrumente von
Breithaupt sind weltbekannt; ferner erstreckt sich
die Industrie auf
mechan.
Weberei,
[* 2] Fabrikation von Eisenbahnwagen,
Maschinen, Eisenmöbeln und Eisschränken,
Klavieren,
Gold-
und Silberwaren,
Messern, Porzellan,
Tabak,
[* 3] Leder, Handschuhen, Wachstuch, Möbeln,
Chemikalien,
Buntpapier, Kartonnagen und
Papierwaren, Zündhölzern und
Brauerei. Cassel ist Sitz der 5. Sektion der Papierverarbeitungs-, der 3. der Lederindustrie-,
der 5. der Hessisch-Nassauischen Baugewerks-, der 18. der
Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft und Sektion Cassel-Stadt der Hessisch-Nassauischen
Landwirtschaftlichen
Berufsgenossenschaft.
Handel. Cassel hat eine Handelskammer für die Stadt und den Landkreis Cassel, eine
Reichsbankstelle, 16
Bank- und
Wechselgeschäfte, je einen Kredit-,
Gewerbe-,
Vorschuß-und Spar-, allgemeinen Vorschußverein,
eine städtische
Sparkasse und eine solche für den Landkreis, eine Beamten-Spar- und
Vorschuß-, eine Landeskreditkasse, eine
National-Viehversicherungs-Gesellschaft sowie 2
Messen und 4 Jahrmärkte, darunter einer mit Wollmarkt.
Verkehrswesen. Cassel hat einen Centralbahnhof, in der Oberstadt einen Güterbahnhof und einen Bahnhof in der
Vorstadt
Bettenhausen und liegt an den Linien Cassel-Hannover (166,1 km), Cassel-Gießen-Frankfurt a. M. (200
km),
Cassel-Bebra (58,2 km), Cassel-Schönfelde-Schwerte (189,7 km), Cassel-Nordhausen-Halle a.
S. (217,6 km) und der
Nebenlinie Cassel-Waldkappel (49,9 km) der
Preuß. Staatsbahnen.
[* 4] 1890 gingen 100267 t
Güter ab und 314113 t kamen an. Eine Dampfstraßenbahn (5,509 km, jährliche
Beförderung etwa 990000
Personen) verbindet Cassel mit
Wilhelmshöhe; außerdem besteht eine Pferdebahn (6,5 km, 920000
Personen). - Cassel besitzt zwei Postämter erster
Klasse, ein
Bahnpostamt, ein
Telegraphenamt erster
Klasse und Fernsprecheinrichtung mit 325 Sprechstellen.
Vergnügungsorte und Umgebung.
Dichtvor der Stadt im
S. und in
Verbindung mit dem Orangerieschloß, in dem
zur westfäl. Zeit öfters Hofbälle und Maskeraden gegeben wurden, befindet sich die
Aue (Karlsaue), ein 1709 nach
Plänen
des
Pariser Gärtners Le
[* 5] Nôtre angelegter
Park mit schönen
Bäumen und dem vom LandgrafenKarl (gest. 1730)
1720-28 erbauten Marmorbade (s.
Tafel:
Bäder Ⅰ,
[* 1]
Fig. 5) mit Marmorskulpturen des
Franzosen Monnot. Als Luftkurort gewinnt
Wilhelmshöhe (s. d.) eine immer größere Bedeutung; südwestlich der
Aue das Schlößchen Schönfeld oder Augustenruhe,
und 8 km entfernt in einem anmutigen
Thale das Lustschloß Wilhelmsthal. Die etwa 3 km entfernte Kaltwasserheilanstalt
Bad
[* 6] Wolfsanger ist durch
Omnibus mit Cassel verbunden.
Geschichte.Eines Ortes Chassala wird schon 913 in einer
Urkunde König Konrads Ⅰ. gedacht. Der Landgraf
Hermann der
Jüngere
von
Thüringen bestätigte 1239 den
Bürgern von Cassel aufs neue ihre
Rechte und
Freiheiten. Philipp der Großmütige verstärkte
die Befestigungen der Stadt, Landgraf
Karl legte 1688 die Oberneustadt an. Im Siebenjährigen
Kriege wurde
Cassel mehrmals von den
Franzosen besetzt; nahmen
Friedrichs d. Gr. ^[] Verbündete nach langer
Belagerung die von den
Franzosen verteidigte Stadt;
bald nachher wurden die Festungswerke abgetragen.
Nach dem
Tilsiter Frieden ward Cassel 1807 die Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Westfalen.
[* 7] Nach kurzer Beschießung mußte die Stadt dem
General Tschernitschew übergeben werden, der sie aber bald wieder
räumte. Jedoch kehrte König
Jérôme nur auf wenige
Tage zurück. Nach seiner Flucht hielt am 21. Nov. Kurfürst Wilhelm Ⅰ.
von Hessen
[* 8] seinen Einzug. Am wurde Cassel von preuß.
Truppen unter
General von
Beyer besetzt und ist seitdem preußisch.
Vgl. Piderit, Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Cassel
(Cass. 1844; 2. Aufl. 1882);
Hahndorf, Cassel vor fünfzig Jahren (ebd.
1863);
Fr.
Müller, Cassel seit siebzig Jahren (2 Bde., ebd.
1876-79);
A. Duncker, Landgraf Wilhelm Ⅳ. von Hessen und die
Begründung der
Bibliothek zu Cassel (ebd. 1881);
Oberbeck, Touristenführer für die Umgebung von Cassel (5. Aufl., ebd. 1886);
H.
Brunner, Cassel im Siebenjährigen
Kriege (ebd. 1884);
Führer durch Cassel, Wilhelmshöhe und Umgebung (8. Aufl., ebd. 1887);
WoerlsReisehandbücher, Führer durch Cassel und Umgebung
nebst Wilhelmshöhe (2. Aufl., Würzb. 1888);
Dehn-Rothfelser und
Lotz, Die Baudenkmäler im Regierungsbezirk
Cassel
(Cass. 1870);
ders., Das Gemäldegaleriegebäude in Cassel (Berl. 1879).
(spr. -ßéll),Castel, Hauptort des Kantons Cassel (117,52 qkm, 13 Gemeinden, 13595 E.) im
Arrondissement Hazebrouck
des franz. Depart. Nord, 45 km nordwestlich von Lille,
[* 9] in 157 m
Höhe (daher auch
Mont-Cassel genannt), an der Linie Hazebrouck-Dünkirchen-Ghyvelde der
Franz. Nordbahn,
hat (1891) 2596, als Gemeinde 3931 E., Post,
Telegraph,
[* 10] ein schönes
Stadthaus (einst Sitz der
Stände von Flandern), vier
Kirchen,
ein Collège; Fabrikation von
Hüten,
Spitzen, seidenen und wollenen
Strümpfen und starken Viehhandel. - Cassel, das Castellum
Morinorum derRömer,
[* 11] später Casselum, zeigt in der Umgebung noch Reste einer Römerstraße. In der Nähe
siegte 1071 Robert der Friese
[* 12] über Philipp Ⅰ. von
Frankreich, 1328 König Philipp Ⅵ. über die Flamländer. Am wurde
hier Wilhelm von
Oranien von den
Franzosen geschlagen. Cassel ist Geburtsort
Vandammes.
David, Historiker, geb. zu
Glogau,
[* 13] studierte in
Breslau
[* 14] und
Berlin,
[* 15] war 1846-79 Leiter
der Dina-Nauenschen Erziehungsanstalt zu
Berlin, daneben 1862-73 an der dortigen israel. Lehrerbildungsanstalt, wurde 1872
Docent
an der Lehranstalt für die Wissenschaft des
Judentums in
Berlin, wo er starb. Cassel schrieb: «Leitfaden für den
Unterricht in der jüd. Geschichte und Litteratur» (8. Aufl.,
Frankf. a. M. 1890),
«Geschichte der jüd. Litteratur» (2 Bde.,
Berl. 1872-73) und «Lehrbuch der jüd.
Geschichte und Litteratur» (Lpz. 1879) und gab ältere Werke der jüd.
Litteratur heraus, so das
Buch «Kusari» des
Juda ha-Levi (mit deutscher
Übersetzung und deutschem Kommentar; 2. Aufl.,
Lpz. 1869) und das
Buch Meor Enajim des
de Rossi (s. d.).
PaulusStephanus, früher Selig, evang. Theolog und Schriftsteller, geb. in
Großglogau, jüd. Abkunft, wurde, nachdem er in
Berlin studiert hatte, Rabbiner, redigierte 1850-56 die
«ErfurterZeitung»,
ließ sich 1855 taufen, war bis 1859 Bibliothekar an der königl.
Bibliothek in
Erfurt
[* 16] und lebte dann in
Berlin und Friedenau, wo er zuerst Gymnasialoberlehrer und seit
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
1868 Prediger an der Christuskirche war. 1866–67 war er Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses,
wo er sich der konservativen Fraktion anschloß. Er starb in Friedenau-Berlin. Von seinen zahlreichen Arbeiten histor.,
kulturgeschichtlichen und litteraturgeschichtlichen Inhalts sind zu nennen die Geschichte der Juden (in der «AllgemeinenEncyklopädie»
von Ersch und Gruber, Sekt. Ⅱ, Bd.
27, Lpz. 1851),
«Erfurt und die Zäunemannin» (Hannov. 1857; 2. Ausg.,
Berl. 1886),
«Hierozoicon I.», auch u. d. T. «Der
Schwan» (Berl. 1861; 3. Aufl. 1872),
«Zoroaster, sein
Name und seine Zeit» (Berl. 1886),
«Mischle Sindbad» (ebd. 1888; 3. Aufl. 1890)
u. s. w. Von seinen theol. Schriften seien hervorgehoben: «Die Bücher der Richter und Ruth» (in Langes «Bibelwerk», Bielef.
1865; 2. Aufl. 1887),
«Altkirchlicher Festkalender» (Berl. 1869),
«Das Evangelium der Söhne Zebedaei» (ebd. 1870; 2. Aufl.
1878),
«Kritische
Sendschreiben über die Probebibel» (ebd. 1885),
«988, eine Erinnerung an das 900jährige Jubiläum der russ. Kirche» (ebd. 1888).
Seit 1875 gab Cassel die theol. Wochenschrift «Sunem»
heraus; 1890 erschien eine Sammlung von Abhandlungen: «Aletheia» (7 Hefte, Berl. 1890),
von einer zweiten Sammlung erschien
Heft 1–4 (ebd. 1891). Als Gegner der Antisemiten schrieb Cassel. «Wider
Heinrich von Treitschke» (Berl. 1880),
Schwarz, gereinigtes Beinschwarz oder Knochenkohle. ^[= Spodium, bei Luftabschluß geglühte Knochen. Die K. findet besonders Anwendung in der Zuckerfabrika ...]
& Company Limited, Verlagsbuchhandlung mit Buchdruckerei und andern graphischen Geschäftszweigen in London,
[* 23] im Besitz einer Aktiengesellschaft mit beschränkter Haftpflicht der Mitglieder, unter denen sich Angestellte
des Hauses, Buchhändler, Autoren, Künstler u. s. w. befinden. Sie wurde 1848 gegründet, dann von Cassell, Petter
und Galpin (so hieß auch die Firma bis 1883) sowie nach dem Tode John Cassells (1865) von den beiden letztern allein fortgeführt
und 1883 in eine Aktiengesellschaft verwandelt.
Die Unternehmungen des Hauses zeichnen sich aus durch Billigkeit, sittlichen und bildenden Inhalt sowie gute Illustrationen.
Dahin gehören «Cassel's Popular Educator» (8 Bde.; in 1 Mill. Exemplaren
verbreitet),
«Cassell's National Library» (Bd.
1–214; über 3 Mill. Absatz),
«Illustrated History of England» (auf 10 Bde. berechnet; 750000
Exemplare),
«Picturesque Europe» ^[] und ähnliche Werke über andere
Erdteile und
Länder, Ausgaben der Bibel,
[* 24] populäre Encyklopädien und Wörterbücher, medizinische, hauswirtschaftliche, Schul- und Eisenbahnbücher,
die Monatsschriften «Magazine of Art», «The Quiver», «Cassel's Family Magazine», die Wochenschriften «Cassel's Saturday Journal»,
«Work» u. a. Das Haus hat Zweigniederlassungen
in Paris
[* 25] und Melbourne
[* 26] und eine Agentur in Neuyork.
[* 27] Das Aktienkapital ist 500000 Pfd. St. in Aktien von 10 Pfd.
(bis 1892 eingezahlt 355411 Pfd.); bis Ende 1890 wurden jährlich 10 Proz.
Dividende gezahlt, für 1889 und 1890 mit einem Bonus von je 16 Shill. 8 Pence aufs Hundert. Fürs Personal bestehen Kranken- und
Pensionskassen.
Grün, eine Malerfarbe, besteht aus wasserhaltigem, basisch schwefelsaurem Kupfer,
[* 28] Cu4(OH)6SO44H2O
^[Cu4(OH)6SO44H2O], wird dargestellt, indem man in eine kochende Lösung von 10 Teilen Kupfervitriol eine Lösung
von 6 Teilen krystallisiertem essigsaurem Natrium einfließen läßt und so lange im Sieden erhält, bis der Niederschlag
sich nicht weiter vermehrt.
Nach dem Waschen bildet die Verbindung einen schweren Niederschlag, der nächst
dem Schweinfurtergrün die schönste grüne Kupferfarbe ist.
ein von Serpa Pinto 1878 entdecktes Volk im Innern des westl. Centralafrika zwischen den FlüssenKubango
und Kuando, soll sich durch auffallend helle Hautfarbe, hervorstehende Backenknochen und schiefstehende Augen auszeichnen.
(ital.), die bei den Deckengewölben, namentlich Kuppeln, der antiken Baukunst
[* 29] vorkommenden, nach oben zu
kleiner werdenden vertieften viereckigen oder auch achteckigen Felder.
Sie dienten teils zur Dekoration, teils zur Erleichterung
der Konstruktion der Gewölbe.
[* 30]
L., Kassie, Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen
[* 31] (s. d.), Abteilung der Cäsalpiniaceen.
Ihre zahlreichen (es werden gegen 400 angegeben) im tropischen und subtropischen Afrika,
[* 32] Asien
[* 33] und Amerika
[* 34] wachsenden Arten, meist
Bäume und Sträucher, zum Teil aber auch Kräuter, besitzen paarig gefiederte Blätter und traubig oder doldentraubig angeordnete
Blüten, welche aus einem fünfblätterigen, abfallenden Kelch, fünf Blumenblättern von ungleicher Größe,
zehn in drei Gruppen geordneten, verschieden lang gestielten Staubgefäßen und einem einzigen Stempel bestehen.
Die Frucht ist eine vielfächerige und vielsamige Gliederhülse. Die meisten Arten haben gelbe, manche schön goldgelbe Blumen.
Es gehören zu dieser Gattung viele Arzneigewächse und Zierpflanzen. Unter erstern sind zunächst bemerkenswert
diejenigen Arten, deren getrocknete Blätter unter dem Namen Folia Sennae oder Senna in den Handel kommen und die bekannten, als
Purgiermittel gebrauchten Sennesblätter sind. Die hauptsächlichsten Stammpflanzen dieser Blätter sind:
Cassia acutifolia Delile,Cassia angustifoliaVahl (s.Tafel: Leguminosen Ⅱ,
[* 17]
Fig. 1) und Cassia obovata Collad. Diese im tropischen
Afrika und Asien heimischen Arten stimmen darin überein, daß ihre Gliederhülsen breit, flach zusammengedrückt und papierartig
sind und keinen Brei einschließen. Ein anderes Arzneigewächs ist die Cassia fistulaL., ein in Ostindien
[* 35] heimischer und in Ägypten
[* 36] sowie im tropischen Amerika kultivierter Baum mit glatter, grüner Rinde, 45 cm langen, aus gestieltem,
eiför-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
migen Blättchen zusammengesetzten Blättern, hängenden, bis 60 cm langen Trauben großer, goldgelber, wohlriechender Blumen
und walzigen, fingerdicken, stabförmigen, bis 60 cm langen Früchten von holziger Beschaffenheit, die äußerlich geringelt
erscheinen, inwendig durch zahlreiche Querscheidewände in mit einem schmierigen, angenehm süßlich schmeckenden Brei erfüllte
Fächer
[* 38] abgeteilt sind, deren jedes einen flachgedrückten, glänzend ockergelben Samen
[* 39] birgt.
Der Fruchtbrei dieser sog. Röhren- oder Fisetcassia wurde unter dem Namen Cassiamark früher mehr wie gegenwärtig als gelindes
Purgiermittel angewendet. Auch wird derselbe zu Tabaksaucen benutzt. Die Rinde dient in Ostindien als Gerbmittel. Cassia absusL., eine in Ägypten wachsende, fußhohe Staude mit langen, gelblichgrünen Blättern und kleinen Träubchen
orangegelber oder blutroter Blumen, welche schwertförmige, 6 cm lange, drüsige, mit glänzenden, bräunlichschwarzen, aromatisch
riechenden und widerlich bitter schmeckenden Samen erfüllte Hülsen trägt, ist unter dem Namen Chichm in Ägypten wegen der
Heilkräftigkeit ihrer Samen gegen die ägypt. Augenkrankheit berühmt.
Ihre Samen sind auch in Europa
[* 40] unter dem Namen Semina cismae oder chichmae gegen diese Krankheit mit Erfolg
angewendet worden. alataL., ein im tropischen AmerikawachsenderStrauch mit 6- bis 10paarigen Blättern und großen, endständigen
Trauben goldgelber Blüten, gilt in allen Tropengegenden als ein wirksames Mittel gegen die Krätze (die Blätter und Blüten).
Viele Cassien werden ihrer schönen Blüten und Blätter wegen als Zierpflanzen kultiviert. So ist in Südspanien
die Cassia tomentosaL., ein aus Ostindien und Südamerika
[* 41] stammenderStrauch oder Baum mit unterseits weißwolligen Blättchen und
goldgelben Blumen, in vielen Gärten zu finden, und bei uns wird die in Nordamerika
[* 42] einheimische Cassia marylandicaL.,
eine 60–90 cm hohe Staude mit 8- bis 9paarigen Blättern und achselständigen Trauben gelber Blumen, welche gut im Freien aushält,
ebenfalls häufig als Zierpflanze kultiviert. Die Blätter derselben kommen als amerik. Sennesblätter in den Handel.
Cassia floribundaCav. aus Mexiko
[* 43] wird im Gewächshause überwintert und während des Sommers in geschützten Lagen auf Gartenbeete
gepflanzt, woselbst sie sich im Nachsommer bis zum Herbst mit ihren schönen gelben Blüten bedeckt. Die übrigen Arten, z. B.
Cassia corymbosa Lamk., haben einen geringern Wert als Zierpflanzen. Alle, je nach ihrem Vaterland bald Kalthaus-, bald Warmhauspflanzen,
verlangen zu ihrem Gedeihen viel Licht
[* 44] und lassen sich durch Samen und Ableger vermehren.
JohannesMassiliensis, Begründer des Semipelagianismus (s. d.), geb.
im Abendland, trat früh in ein Kloster zu Bethlehem und hielt sich seit 390 mehrere Jahre bei den Einsiedlern der ägypt. Wüste
auf. Dann kam Cassianus nach Konstantinopel,
[* 45] ward von Chrysostomus zum Diakon und Presbyter geweiht und begab
sich nach dessen Sturz 405 nach Rom,
[* 46] um Innocenz Ⅰ. für ihn zu gewinnen. Von hier ging Cassianus nach dem südl.
Frankreich und stiftete in der Nähe von Massilia (Marseille)
[* 47] nach der gemilderten Regel des Pachomius zwei Klöster.
Seine Vorschriften für das mönchische Leben enthalten die beiden Schriften: «De coenobiorum institutis
libri Ⅻ» und «Collationes patrum Sceticorum ⅩⅩⅣ» (lat.
Handausgabe von Hurter, «Sanctorum Patrum opuscula, Ser.
Ⅱ, Tom. Ⅲ» Innsbr. 1887). In dem Streit zwischen Augustinus und
Pelagius suchte Cassianus eine Vermittelung in dem Satz, der Mensch
könne das Gute ohne die göttliche Gnade nicht vollenden, wohl aber anfangen. Zur Bekämpfung des Nestorius
schrieb Cassianus. «De incarnatione libri Ⅶ». Er starb ums J. 448. Ausgaben seiner Werke von Gazäus (3 Bde., Douai 1616; zuletzt Lpz.
1733) und Petschenig (in «Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum»,
Bd. 13 und 17, Wien
[* 48] 1886–88); deutsche Übersetzung von Abt und Kohlhund (2 Bde.) in der «Bibliothek der
Kirchenväter» (Kempten
[* 49] 1879). –
Vgl. Wiggers, De Jo. Cassianus Massiliensi (Rostock
[* 50] 1822);
ders., Versuch einer pragmatischen Darstellung
des Augustinismus und Pelagianismus (2 Bde., Hamb.
1833).
Zimmetcassiaöl, Oleum Cinnamomi Cassiae, ein ätherisches Öl, das in China
[* 51] durch Destillation
[* 52] der Blüten,
Zweige, des Holzes, kurz aller Teile des Cassiabaumes, Cinnamomum aromaticum N. v. E.
(Cinnamomum cassiaBl.), gewonnen wird. Das Öl des Handels ist nicht dünnflüssig wie andere ätherische Öle,
[* 53] gelblich bis
goldgelb, schwerer als Wasser (1,03 bis 1,09 spec. Gewicht), von gewürzhaftem, süßem Geschmack mit brennendem, stechendem
Nachgeschmack, es verdickt sich an der Luft mehr und mehr und scheidet schließlich Krystalle ab, weshalb
es vor Luftzutritt zu bewahren ist. In Wasser nicht unerheblich löslich, ist es in jedem Verhältnis mit Alkohol mischbar.
Es besteht vorwiegend aus Zimmetsäurealdehyd, C9H8O , und steht dem echten Zimmetöl sehr nahe, hat
aber weit weniger feinen Geruch als dieses. Gebraucht wird das Cassiaöl als Zusatz zu Liqueuren und zum Parfümieren
von Seifen.
(engl., spr. kässinétt), ein tuchartiges Köpergewebe
mit baumwollener Kette und Einschlag aus Streichgarn, das beim Weben
[* 55] sehr dicht geschlagen, weder gewalkt noch gerauht, nur
aus der rechten Seite, auf der die meiste Wolle sichtbar ist, geschert und zuletzt heiß gepreßt wird.
Der sog. Doppel-Cassinet mit zweierlei Einschlag ist in der Art hergestellt, daß wollene und
baumwollene Einschlagfäden miteinander abwechseln und auf der rechten Seite drei Viertel des wollenen, auf der linken drei
Viertel des baumwollenen Einschlags frei liegen. Durch diese entgegengesetzte Bindungsweise schieben
sich die Einschlagfäden sehr dicht zusammen, wodurch der Stoff seine Schwere erhält. Cassinet wird in verschiedenen Farben und Mustern
namentlich als Beinkleiderstoff verwendet und besonders in den Weberdistrikten Sachsens hergestellt.
Giovanni Domenico, Astronom und Geograph, geb. zu Perinaldo bei Nizza,
[* 56] studierte
im Jesuitenkollegium zu Genua
[* 57] und auf der Universität zu Bologna, wo ihm schon 1650 der Senat den ersten
Lehrstuhl der Astronomie
[* 58] an der dortigen Universität übertrug. Als Beobachter war Cassini ungemein thätig; er berichtigte die
Theorie der Bewegungen der Jupitermonde und bestimmte die Umdrehungszeit der Venus, des Mars
[* 59] und Jupiter. Die «Ephemerides Bononienses
Mediceorum siderum» (Bologna 1668) lenkten die AufmerksamkeitLudwigs ⅩⅣ. auf Cassini, der ihn vermochte, 1669 nach Frankreich
zu kommen. Cassini wurde mit der Direktion der neuerbauten PariserSternwarte
[* 60] beauftragt und entdeckte, außer dem schon 1655 von
Huyghens wahrgenommenen Trabanten des Sa-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
turn, noch vier andere (zwei 1671 und 1672, zwei andere 1684). Schon früher hatte er (seiner Meinung nach zuerst) das Zodiakallicht
[* 62] entdeckt, das aber bereits Kepler, wiewohl minder genau, beobachtete. Außerdem fand er die Gesetze der Bewegung des Mondes
um seine Achse, welche wichtige Entdeckung unter dem NamenCassinisches Gesetz bekannt ist. Die von Picard 1669 angefangene,
von Cassini und Lahire 1680–83 bis nördlich von Paris fortgeführte Breitengradmessung wurde später von ihm nochmals verlängert.
Cassini starb Sein erstes Werk erschien u. d. T. «De cometa anni 1652–53» (Modena 1653). Später folgten genauere
Sonnentafeln (1662) und viele Abhandlungen über Astronomie. Eine vollständige Sammlung der frühern Schriften
enthalten seine «Opera astronomica» (Rom 1666). – Die Selbstbiographie C.s gab sein Enkel Cassini de Thury in den «Mémoires
pour servir à l' histoire des sciences» (Par. 1810) heraus.
Jacques, Astronom und Physiker, Sohn des vorigen, geb. zu Paris, wurde schon 1694 Mitglied
der Akademie der Wissenschaften. Er begleitete seinen Vater 1695 nach Italien,
[* 63] bereiste in der Folge Holland und England, wo
er Newton, Halley, Flamstead u. a. kennen lernte, und ward 1696 Mitglied der Königlichen Gesellschaft
zu London. Nach seiner Rückkehr beschäftigte er sich mit der Astronomie und Physik und übernahm nach
dem Tode seines Vaters die Direktion der PariserSternwarte. Cassini starb auf seinem Landgute zu Thury Außer mehrern
Abhandlungen über Elektricität, Barometer,
[* 64] Vervollkommnung der Brennspiegel u. s. w. schrieb er 1717 ein größeres Werk über
die Neigung der Bahnen der Trabanten und des Ringes des Saturn. Aus der Fortsetzung der Gradmessung
[* 65] im Verein
mit seinem Vater ging sein Werk «Traité de la grandeur et de la figure de la terre» (Par. 1718) hervor, in welchem
er zu einem der Newtonschen Gravitationstheorie widersprechenden Resultat gelangt. Ferner schrieb er «Éléments
d' astronomie» (Par. 1740),
wozu die «Tables astronomiques du soleil, de la lune, des
planètes, des étoiles et des satellites» (ebd. 1740) gehören.
deThury, César François, des vorigen Sohn, geb. bekannt
als ausgezeichneter Geodät, gelangte schon 1736 in die Akademie der Wissenschaften und wurde nach dem Tode seines Vaters Direktor
der Sternwarte. Die Sammlungen der Akademie enthalten viele Abhandlungen von ihm; aber seinen ganzen Fleiß
verwandte er auf das große Werk einer trigonometr. und topogr. Aufnahme von ganz Frankreich, welche auf seine Anregung von
der Akademie 1733 beschlossen war. 1744 begann das Erscheinen des großen Atlasses.
Als 1756 die Unterstützung aufhörte, welche die Regierung dazu bewilligt hatte, trat auf C.sAntrieb
eine Gesellschaft zusammen, welche die weitern Kosten vorschoß und ihre Vorschüsse aus dem Verkaufe der Karten wiedererhielt,
sodaß es ihm vergönnt war, fast die völlige Beendigung dieser Arbeit zu erleben. Die «Carte de la France 1:86400» erschien
von 1744 bis 1787, nachgetragen bis 1820, in 183 Blättern. Er starb und hinterließ mehrere
auf seine topogr. Unternehmung bezügliche Schriften, unter denen die «Description géométrique de la France» (1784) obenan
steht.
Jacques Dominique, Graf von Cassini de Thury, Sohn des vorigen, geb. zu Paris, nahm als Mitglied der Akademie der Wissenschaften
(seit 1779)
^[] und als Direktor der Sternwarte (seit 1784) teil an der Grenzregulierung der einzelnen Departements. Das größte
Verdienst erwarb er sich durch Vollendung der von seinem Vater begonnenen großen Karte von Frankreich. Seit 1789 übergab
er der Nationalversammlung die 1793 beendigte «Carte de la France». Der «Atlas
[* 66] national de la France» (108
Blätter, deren jedes ein Departement darstellt, Par. 1790–1810) ist eine Reduktion jenes
größern auf ein Drittel des Maßstabes, besorgt von Dumez und andern Ingenieuren; außerdem giebt es noch eine Reduktion
auf ein Viertel des Maßstabes von Capitaine in 25 Blättern. Als Gegner der Republik wurde Cassini de Thury 1793 verhaftet
und brachte mehrere Monate im Gefängnis zu. Er war 1816 Mitglied des Generalconseil im Depart. Oise. Später
lebte er in Zurückgezogenheit zu Thury-sous-Clermont und starb daselbst
Linie,Cassinoide, eine Kurve vom vierten Grade, bei der das Produkt je zweier von irgend einem Punkte der
Kurve nach zwei gegebenen festen Punkten gezogenen Geraden unveränderlich ist. Sie ist nach Giovanni Domenico Cassini benannt,
der die Bahnen der Planeten
[* 67] durch diese Kurven darstellen zu können glaubte. Je nach den zu Grunde gelegten Größenverhältnissen
ist die Gestalt der Kurve verschieden; sie besteht entweder aus zwei getrennten Ovalen, einer liegenden
Acht () oder aus einem einzigen Kurvenzuge. (S. Tafel: Kurven Ⅰ,
[* 61]
Fig. 14.) Die zweite Form führt den NamenLemniskate und
hat für die Theorie der elliptischen Funktionen eine besondere Bedeutung, da man mit deren Hilfe den Lemniskatenbogen in gewisse
Anzahl von gleichen Teilen teilen kann.
Stadt im Kreis
[* 68] Sora der ital. ProvinzCaserta, am Rapido und an der Linie Rom-Neapel des Mittelmeernetzes, hat
nebeliges Klima,
[* 69] (1881) 8212, als Gemeinde 11888 E., eine schöne Burgruine, eine Kirche del Crocefisso (altes Grabdenkmal)
und zahlreiche Reste der RömerstadtCasinum (s. d.), darunter ein Amphitheater. – Das von dem berühmten
Kloster Monte-Cassino (s. d.), das sich auf hohem Bergrücken über Cassino erhebt,
gegründete Cassino hieß im Mittelalter San Germano. 1230 wurde hier der Friede zwischen Friedrich Ⅱ. und Gregor Ⅸ. geschlossen, Murat
von den Österreichern geschlagen.
(Cassiodōrus), Magnus Aurelius, Senator, Staatsmann und Historiker, geb. um 480 n. Chr.
zu Scyllacium (Squillace) in der damals noch bruttischen, nachmals Calabrien genannten Landschaft, bekleidete unter dem Ostgotenkönig
Theodorich und dessen Nachfolgern wichtige Staatsämter, zog sich aber um 540 nach dem von ihm erbauten Kloster Vivarium in
seine Heimat zurück. Dort beschäftigte er sich mit theol. und weltlichen Studien, hielt seine Mönche
namentlich auch zum Abschreiben alter Handschriften an und war überhaupt zur Erhaltung und Verbreitung wissenschaftlicher
Kenntnisse unausgesetzt thätig. Er starb, nahezu 100 J. alt, um 575. Das wichtigste auf uns gekommene Werk des Cassiodorius sind seine
«Variarum (sc. epistolarum) libri Ⅻ», welche die von ihm als Minister unter Theodorich und dessen Nachfolgern
abgefaßten Schreiben und Verordnungen enthalten und für die Geschichte der damaligen Zeit eine reiche Fundgrube sind. Seine
«Historia Gothorum» ist
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
nicht erhalten, nur ein Auszug daraus von Jordanes (s. d.). Kümmerlich, aber immerhin von Wert, ist seine Weltchronik
bis 519 n. Chr., neu herausgegeben und bearbeitet von Mommsen in den «Abhandlungen der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften»,
Bd. 8 (Lpz. 1861). An sich ohne höhern wissenschaftlichen Wert, aber von großer Wichtigkeit für die
Kulturgeschichte des Mittelalters sind seine «Institutiones divinarum et saecularium
litterarum», in denen Cassiodorius mit einer Einleitung in das theol.
Studium eine freilich nur sehr summarische Encyklopädie der profanen Wissenschaften verbindet. Ähnliches gilt von den meisten
seiner übrigen theol., philos. und grammatischen Schriften, welche eine wenn auch geringe Grundlage klassischer Bildung
dem Mittelalter überlieferten. Eine Ausgabe seiner Werke besorgte der Benediktiner Garet (2 Bde., Rouen
[* 72] 1679); neue Fragmente
veröffentlichte Baudi de Vesme in den «Memorie» der TurinerAkademie der Wissenschaften (Serie 2, Bd. 8), eine Ausgabe der Briefe
mit engl. Übersetzung Hodgkin (Lond. 1886). –
Vgl. Thorbecke, Cassiodorius Senator (Heidelb. 1867);
Franz, Cassiodorius Senator,
ein Beitrag zur Geschichte der theol.
Litteratur (Bresl 1872); Ebert, Allgemeine Geschichte der Litteratur des Mittelalters,
Bd. 1 (2. Aufl., Lpz.
1889).
(frz., spr. -ßih), ein aus den Beeren der schwarzen Johannisbeere (Ribes nigrumL.) hergestellter Liqueur.
Die zerstoßenen Beeren werden mit Alkohol übergossen, längere Zeit stehen gelassen und der hiervon durch
Filtration gewonnene alkoholische Auszug wird als Grundlage für die durch ihren Zuckergehalt und sonstigen Zuthaten (Himbeeren,
Kirschen u. s. w.) unterschiedenen Arten des Cassisliqueurs verwandt.
(spr. -ßih), Stadt im Kanton
[* 73] La Ciotat, Arrondissement Marseille des franz. Depart.
Bouches-du-Rhône, an der Küste des Golfe du Lion und an der Linie Marseille-Nizza der Franz.
insŭlae (lat.), die Zinninseln der Alten, woher die Phönizier
Zinn und Blei
[* 75] holten, sind wahrscheinlich die kleinen, der bretagnischen Küste westlich vorlagernden Inselnund Wight. Da sie
schon seit dem 5. Jahrh. v. Chr. nicht mehr besucht wurden, so ist ihre genaue Lage früh vergessen worden. Als die Römer bei
der Unterwerfung Galliens zum erstenmal an den nordwestl. Ocean kamen, nahm sich P. Crassus vor, die sagenhaften
Cassiterides insulae zu entdecken. Er fuhr mit einigen Schiffen nach Westen, fand unerwartet die Scilly-Inseln und glaubte nun, obwohl er
bei den in den primitivsten Zuständen lebenden Einwohnern nur wenig Zinn antraf, die wahren Cassiteriden
erreicht zu haben.
Gajus (bei Dio Cassius mit dem Beinamen Longinus), der Haupturheber der Verschwörung gegen Cäsar, zeichnete
sich als Quästor des Crassus 54–53 v. Chr. durch Klugheit und Kriegskunst aus. Er rettete, nachdem Crassus gefallen, den
kleinen Überrest des von den Parthern bei Carrhä geschlagenen röm. Heers und behauptete Syrien gegen
die Parther bis zur Ankunft des Prokonsuls Marcus Bibulus
im J. 51. In demKriege zwischen Pompejus und Cäsar schlug sich Cassius, damals
Volkstribun, zur Partei des erstern und that als Führer eines Teils der Flotte den Cäsarianern, namentlich im J. 48 vor Messina,
[* 76] bedeutenden Abbruch.
Als Cäsar nach dem Siege bei Pharsalus den Pompejus verfolgte, stieß er im Hellespont auf Cassius, der mit
seinen Schiffen zu Pharnaces, König von Bosporus,
[* 77] gehen wollte, aber trotz der Übermacht, die er besaß, überrascht sich
Cäsar ergab; Cäsar verzieh ihm. Dennoch faßte er vor allen im J. 44, in welchem er wie M. Brutus durch
Cäsars Förderung Prätor war, den Entschluß zu Cäsars Ermordung und führte ihn, nachdem er namentlich auch den Brutus dazu
gewonnen hatte, 15. März mit den andern Verschworenen aus. Im September desselben Jahres begab er sich nach Syrien, wo er sein
Heer ansehnlich verstärkte und den Publius Dolabella, der ihn vertreiben wollte, 43 überwand.
Auf die Nachricht, daß Antonius und Octavian gegen ihn und Brutus zögen, ging er nach Kleinasien und traf mit Brutus in Smyrna
zusammen. Von Abydos setzten beide mit ihrem Heere über den Hellespont nach Sestus über und zogen nach Macedonien, wo sie 42 bei
Philippi mit den Feinden zusammentrafen. Cassius ward in der ersten Schlacht von Antonius geschlagen und ließ sich, da er auch
Brutus, der indessen die Truppen Octavians geworfen hatte, besiegt wähnte, durch einen Freigelassenen töten. ^[]
Für einen Bruder des Gajus Cassius gilt Quintus Cassius Longinus. Er war als Volkstribun zusammen mit Antonius im
J. 49 für Cäsar wirksam und wurde von diesem in demselben Jahre, nachdem die Pompejanischen Legaten in Spanien
[* 78] sich ergeben
hatten, zum Proprätor im jenseitigen Spanien ernannt. Hier machte er sich durch Raubsucht und Grausamkeit verhaßt, sodaß
ein Teil des Heers sich gegen ihn empörte. Als erSpanien verlassen wollte, verlor er im J. 47 in der Mündung
des Iberus infolge eines Schiffbruchs das Leben.
Gajus Cassius Longinus, bedeutender Rechtsgelehrter des 1. Jahrh.,
war Konsul unter Tiberius 30 n. Chr., unter Claudius von 45 bis 50 Statthalter von Syrien.
Von Nero 65 nach Sardinien
[* 79] verbannt,
weil er unter seinen Ahnenbildern das des Mörders Cäsars aufgestellt habe, wurde er von Vespasian zurückgerufen.
Er schrieb ein großes Werk «De iure civili» und war Begründer einer eigenen Juristenschule.
Parmensis (so genannt, weil aus Parma
[* 80] gebürtig) gehörte zu den Mördern Cäsars und befehligte unter Brutus
und Gajus Cassius eine Abteilung der Flotte. Nach der Schlacht bei Philippi 42 begab er sich zu Sextus Pompejus
nach Sicilien, verließ diesen im J. 36 und ward Legat bei Antonius. Nach der Schlacht bei Actium ward er auf Octavians Befehl
in Athen
[* 81] getötet. Er war auch Dichter und schrieb Elegien, Epigramme und Tragödien, die verloren sind.
–
Vgl. Weichert, DeL. Varii et Cassii Parmensis vita et carminibus (Grimma
[* 82] 1836).
Spurius Cassius Vecellinus oder Vicellinus, eine der ältesten und bedeutendsten wirklich histor. Erscheinungen
in der röm. Geschichte. Er war dreimal Konsul (502, 493 und 486 v. Chr.), einmal Magister equitum (503 oder 498),
triumphierte in seinem ersten Konsulat über die Sabiner und schloß in seinem zweiten den altberühmten, noch zu Ciceros Zeit
vorhandenen Bündnisvertrag mit den Latinern. Nach dem dritten Konsulat, während
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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mehr
dessen er einen Triumph über die Herniker feierte, stellte er beim Volke den Antrag, das Gemeindeland, dessen Nutznießung
bisher ausschließlich die Patricier, höchstens auch einige reichere Plebejer besaßen, teils zu Gunsten der Staatskasse zu
verpachten, teils an die ärmern BürgerRoms und der Latinischen Bundesgenossenschaft zu verteilen. Einmütig erhob sich
der Adel gegen diese Neuerung; es gelang demselben auch, das niedere Volk gegen den Antragsteller aufzuwiegeln; so ward Cassius des
Hochverrats und des Strebens nach der Königsherrschaft angeklagt und hingerichtet. -
ein kelt. Fürst in Britannien, der die Cassier im N. der Themse beherrschte und bei dem zweiten britannischen
Feldzuge Julius Cäsars 54 v. Chr. den Römern lange tapfern Widerstand leistete und sich zuletzt zu nomineller Unterwerfung
verstand.
(ital., spr. -anjetten), kleine Klappern, bestehend
aus zwei Holzstückchen von der Gestalt halber Kastanienschalen, die durch ein Band verbunden sind, das man um den Daumen
wickelt. Indem man die übrigen Finger schnell an ihnen abgleiten läßt, entsteht ein tremolierender
Ton, besonders zur Markierung des Rhythmus beim Tanze geeignet. Etwas Ähnliches war das Krotalon (s. d.)
der Alten. Die Castagnetten stammen wahrscheinlich aus dem Orient, wo sie als Nakkâra beim Tanzen sehr beliebt sind, und kamen durch
die Mauren nach Spanien, wo sie den Namen Castañetas und Castañuelas wegen ihrer Ähnlichkeit
[* 84] mit Kastanien
erhielten. Besonders häufig sind sie in Spanien, in Südfrankreich und Süditalien,
[* 85] namentlich sind sie für span. und neapolit.
Tänze (Bolero, Tarantella) bezeichnend. Meister im «Schlagen" der Castagnetten sind die Andalusier.
(spr. -ánjo),Andrea del, ital. Maler, geb. 1390 in Mugello bei Florenz,
[* 86] gest. in
Florenz, schließt sich in der Formgebung und Modellierung an Masaccio an. Er ist breit und wuchtig in der Zeichnung,
streng, ja derb im Gesichtsausdruck, aber von großer Phantasie und geschickt in der Perspektive. Sein bestes Werk: Die Hinrichtung
der gegen die Mediceer verschworenen Adligen, ist nicht mehr vorhanden;
dagegen ein Abendmahlsbild in
Fresko in Sta. Appollonia, das Reiterbildnis des Niccolò da Tolentino im Dom, die Kolossalfiguren berühmter Männer aus der
Villa Pandolfini zu Leguaja im Bargello zu Florenz.
Die Erzählung Vasaris, daß Castagno, von dem Maler Domenico Veneziano in den Besitz
des Geheimnisses der damals in Italien noch selten geübten Öltechnik gesetzt, denselben ermordet habe,
um die Kunst allein zu verstehen, ist erfunden.
Pamfilo, ital. Buchdrucker und Arzt, geb. in Feltre, war nach einer ziemlich späten Überlieferung dort bald
nach 1456 mit Druckversuchen beschäftigt und ebenso nach 1463 in Capodistria, wo er als Arzt angestellt
war. Anfang 1472 wird er als Drucker in Mailand
[* 87] erwähnt, siedelte damals aber nach Venedig
[* 88] über, wo er
noch 1474 (27. April) am
Leben war. Er gilt manchen Italienern als Erfinder der Buchdruckerkunst und erhielt 1868 als solcher sogar ein Denkmal in seiner
Vaterstadt. -
Vgl. Fumagalli, La questione di Pamfilo Castaldi (Mail. 1891).
(spr. -allja), Stadt in der span. ProvinzAlicante, 22 km im NW. von Jijona am Abhange eines kegelförmigen
Berges, in 672 m Höhe und am Flusse Castalla (Monnegre), der zwischen Alicante und Villajoyosa in das Mittelländische Meer mündet,
in dem fruchtbaren, Hoya de Castalla genannten Becken gelegen, hat (1887) 4127 E., Post, Telegraph, ein maur.
(spr. -ánjos),Don Francisco Xaver de, Herzog von Baylén, span. General, geb. aus einer vornehmen
Familie in Biscaya, erhielt in Preußen
[* 89] seine militär. Ausbildung. Nach Spanien zurückgekehrt, stieg er
im Heere bis zum Obersten, diente mit Auszeichnung 1794 in der Armee von Navarra unter Caro, wurde 1796 General, nachher aber
mit mehrern andern Offizieren aus Madrid
[* 90] verbannt. Bald wieder angestellt, war er 1802 Kommandant von Gibraltar.
[* 91] Bei der Erhebung
gegen die Franzosen 1808 befehligte er die Armeen von Andalusien, zwang den franz. General Dupont de l' Etang
zur Kapitulation von Baylén (s. d.) 22. Juli, wurde aber im November bei Tudela geschlagen, worauf er einige Jahre außer Dienst
war.
Erst 1811 wurde er wieder an die Spitze einer span. Armee berufen, die er unter Wellingtons Oberbefehl
besonders in der Schlacht bei Vittoria ruhmvoll führte. Nach Ferdinands Ⅶ. Rückkehr wurde er Generalkapitän von Catalonien,
befehligte 1815 das zum Einrücken in Frankreich bestimmte Heer, legte aber 1816 seine Stelle nieder. 1823 wurde er wieder zum
Generalkapitän ernannt und 1825 in den Staatsrat berufen, wo er das System der Mäßigung gegen die Karlisten
unterstützte.
Später ward er Präsident des Rats von Castilien und 1833 zum Herzog von Baylén erhoben. Nach Ferdinands Ⅶ. Tode widersetzte
er sich dem Minister Zea-Bermudez in betreff der Successionsbestimmungen. Er lebte seitdem vom Hofe entfernt, bis er nach Esparteros
Sturze 1843 an Arguelles' Stelle zum Vormund der Königin Isabella erwählt wurde. 1845 ward er Senator;
doch übte er seines hohen Alters wegen keinen polit. Einfluß mehr aus. Er starb
Cunn., Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen (s. d.), Abteilung der Papilionaceen. Es ist
bis jetzt nur eine in Australien
[* 92] vorkommende Art bekannt, das Castanospérmum australe Cunn.,
der australische Kastanienbaum, ein ziemlich hoher Baum mit unpaarig-gefiederten lederartigen Blättern und großen gelben,
in Trauben stehenden Blüten.
Die in langen holzig-lederartigen Hülsen steckenden Samen sind ziemlich groß und werden geröstet
vielfach in Australien gegessen;
oder Kastel, Dorf im Kreis Saarburg des preuß. Reg.-Bez. Trier,
[* 93] auf einer hohen Bergplatte,
die von der Saar steil aufsteigt, hat (1890) etwa 300 E., eine kath. Pfarrkirche und auf einem vorspringenden Felsen eine
alte Kapelle, in der König Friedrich Wilhelm Ⅳ. als Kronprinz 1838 die Gebeine des 1346 bei Crécy gefallenen
Königs Johann von Böhmen
[* 94] in einem schwarzen Marmorsarkophag beisetzen ließ.
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