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Giovanni della, ital. Schriftsteller, geb. 28. Juni 1503 in dem toscan. Bezirk Mugello, studierte zu Bologna, Padua [* 2] und Rom und [* 3] trat in den Dienst Alessandro Farneses (1534 als Paul Ⅲ. Papst). Durch dessen Gunst ward Casa 1541 apostolischer Kommissar zu Florenz, [* 4] 1544 Erzbischof von Benevent und Nuntius zu Venedig. [* 5] Hier trat er als heftiger Verfolger der Protestanten auf, führte mit dem Patriarchen von Venedig den Prozeß gegen Bergerio (1546) und erließ 1549 einen Index verbotener Bücher.
Unter Julius Ⅲ. lebte er als Privatmann in Venedig und Treviso. Durch Papst Paul Ⅳ. ward Casa Staatssekretär; er starb zu Rom. Am bekanntesten machte ihn «Il Galateo, overo de' costumi» (1558 u.ö.; neue Ausg. Mail. 1892),
eine Art Komplimentier- und Sittenbuch in Form der Unterweisung eines Erziehers an seinen Zögling; es fand solchen Beifall, daß bis heute in Italien [* 6] Galateo «Anstandslehre» bedeutet, obgleich das Buch C.s wenig mehr gelesen wird. Die beste Ausgabe seiner Werke veranstaltete Forcellini (3 Bde., Vened. 1752). Ausgaben der «Opere» erschienen Florenz 1707 (mit «Vita del Casa» von Casotti) und Mailand [* 7] 1806 (4 Bde.).
Ort in Marokko, [* 8] s. Dar-el-Bêda. ^[= im sudanischen Arabisch soviel wie bewohntes Land, im Gegensatz zur Wüste, findet sich daher ...]
Ort im Kreis [* 9] Larino der ital. Provinz Campobasso, an der Linie Benevento-Campobasso-Termoli des Adriatischen Netzes, hat Post und Telegraph [* 10] und (1881) 6852 E.
del Labradōr, Lustschloß, s. Aranjuez. ^[= (spr.-chuehs), Stadt und berühmte Frühlingsresidenz im Distrikt Chinchon der span. Provinz ...]
di Pansa, s. Pompeji. ^[= (lat. Pompeï), eine oskische Stadt Campaniens, unweit der Mündung des Flusses Sarnus (jetzt ...] [* 11]
Inglēse, s. Ätna ^[= (ital. Etna oder Mongibello, aus monte und arab. Dschebel, Berg), der höchste der feuerspeienden ...] [* 12] (Bd. 2, S. 51b).
Ort der ital. Provinz Neapel, [* 13] bekannt durch die Konvention zwischen Neipperg und Murats General Carascosa vom durch die Neapel den Österreichern übergeben wurde.
Der österr. General Bianchi führte nach dieser Konvention den Titel Herzog von Casalanza.
(ital., in der Mehrzahl Casali), Vorwerk, Weiler, überhaupt Bezeichnung der Nebenortschaften größerer ital. Städte, besonders Neapels;
sie werden zur Hauptstadt mitgerechnet.
Hauptstadt des Kreises Casale-Monferrato (154433 E.) in der ital. Provinz Alexandria und bedeutende Festung, [* 14] in üppiger Ebene, in 115 m Höhe rechts des Po, an den Linien Chivasso-Casale-Monferrato, Mortara-Asti-Castagnole und Vercelli-Valenza des Mittelmeernetzes, ist Sitz eines Bischofs, eines Festungs- und Artillerie-Lokalkommandos, hat (1881) 18573, als Gemeinde 28711 E., in Garnison die 7. bis 12., 16. bis 18. Sappeur- und die 2 Traincompagnien des 2. Genieregiments, Trambahnverbindung nach Alessandria, Vercelli und Montemagno, sehr bedeutende Seidenindustrie, Gymnasium, technisches Institut, geistliches Seminar, 9 Kirchen, darunter eine 1107 vollendete, reich ausgestattete roman. Kathedrale, Klöster, ein Theater [* 15] und mehrere Paläste, sowie Festungswerke, die, im 15. Jahrh. begonnen, von Vincent Graf Montferrat durch eine ziemlich gut erhaltene Citadelle verstärkt wurden. – Casale-Monferrato wurde auf der Stätte des röm. Bodincomagus, von dem noch Reste, darunter die Tabula Isiaca (jetzt in Turin), [* 16] erhalten sind, von Liutprand 730 gegründet, wurde unter Otto Ⅲ. Hauptort des gleichnamigen Marchesats, erlangte unter Friedrich Ⅰ. die Reichsunmittelbarkeit, wurde 1215 von den lombard. Städten völlig zerstört und ging im 13. Jahrh. in den Besitz der Markgrafen von Montferrat über, die 1431 die savoyische Lehnshoheit für Casale-Monferrato anerkannten. 1559 kam Casale-Monferrato an die Herzöge von Mantua. [* 17] Im 17. Jahrh. mehrfach von den Spaniern belagert und 1652 erobert, fiel es an Savoyen, wurde 1681 an Frankreich verkauft, 1695 von den Alliierten erobert und größtenteils geschleift. Von Ludwig ⅩⅣ. wiederum befestigt, kam es 1703 an Savoyen zurück und spielte als wichtiger Übergangspunkt über den Po auch in den Revolutionskriegen mehrfach eine Rolle.
Ort im Kreis Lodi der ital. Provinz Mailand, an den Linien Mailand-Piacenza und Pavia-Cremona-Mantua des Adriatischen Netzes, in fruchtbarer Landschaft, ist schön gebaut, hat (1881) 6304 E., einen alten Turm und [* 18] bedeutenden Handel (Parmesankäse).
ein Farbstoff, der durch Glühen von 1 Teil saurem chromsaurem Kalium und 3 Teilen Gips [* 19] und Auskochen der geglühten Masse mit verdünnter Salzsäure erhalten wird.
(spr. -madschohre), Hauptstadt des Kreises Casalmaggiore (42181 E.) in der ital. Provinz Cremona, am linken Ufer des oft übertretenden Po und an den Linien Piadena-Casalmaggiore-Parma des Adriatischen Netzes, hat (1881) 3695, als Gemeinde 15648 E., große und schöne Kirchen, darunter die Kathedrale San Stefano, ein Theater, Gymnasium, öffentliche Bibliothek;
ferner Fabrikation von Thonwaren [* 20] (Majoliken), Glas, [* 21] Leder, Chemikalien und Weinbau.
L., Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen [* 22] (s. d.), Abteilung der Cäsalpiniaceen, mit gegen 40 tropischen Arten. Es sind Bäume oder kletternde Sträucher mit doppelt gefiederten Blättern, traubig oder rispig angeordneten Blüten und schwammigen oder holzigen Gliederhülsen, welche sich durch gefärbtes und zum Färben verwendbares Holz [* 23] auszeichnen.
Caesalpinia brasiliensis Sw. und Caesalpinia echinata Lamk. (s. Tafel: Leguminosen II, [* 1] Fig. 5), beide in Südamerika, [* 24] liefern das Brasilien-, Fernambuk- oder Rotholz (s. d.), Caesalpinia sappan L. (Hinterindien) [* 25] das Sappanholz und Caesalpinia coriaria Willd. in Westindien [* 26] die als Dividivi oder Libidibi zum Gerben des Leders verwendeten Früchte, die auch in den europ. Handel kommen.
s. Leguminosen. ^[= Ordnung aus der Gruppe der Dikotyledonen-Abteilung der Choripetalen, enthält nur die gleichnamige ...]
ital. Gelehrter, s. Cesalpino. ^[= (spr. tsche-), Andrea, latinisiert ital. Philosoph, Botaniker und Physiolog, ...]
oder Casamanza, Fluß Westafrikas in Senegambien (s. d.), entspringt vermutlich an den westl. Vorbergen von Futa-Dschalon und mündet nach einem dem Gambia ziemlich parallelen Laufe unter 12°35' nördl. Br., 90 km südlich vom Gambia, in den Atlantischen Ocean. Ausgedehnte Sandbänke gewähren nur Schiffen von weniger als 4 m Tiefgang sichere Einfahrt; aber innerhalb der Barre findet man weiter aufwärts 10–15 m Tiefe, und bis nach Sedhiu, 175 km von der Mündung, hinauf können noch Fahrzeuge mit 2 m Tiefgang gelangen; die Flut macht sich bis Zighinchor 75 km aufwärts bemerkbar.
Von NO. fließt ihm der Sungrugu zu. Der Unterlauf zeigt ein unentwirrbares Netz von Wasserzügen, überall von Manglesumpf und Sandbänken begleitet und die Luft verpestend. Die Portugiesen waren hier seit dem 16. Jahrh. ansässig. 1828 und 1836/37 besetzten die Franzosen mehrere Inseln und dehnten stromauf ihre Herrschaft bis in die Landschaften von Firdu und Khabu aus. Hauptort und Residenz des Kommandanten über die sämtlichen zum 4. Arrondissement der Kolonie Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen. ¶
Senegambien gehörenden Plätze am Casamance ist das 1837 befestigte Sedhiu. Mit Portugal, [* 28] dem nur Zighinchor verblieben war und das im Süden mit seinen Kolonien am Rio [* 29] Grande anstößt, wurde 1886 ein Vertrag geschlossen, wonach die Wasserscheide zwischen Casamance und Cacheo die Grenze bilden sollte. Im Norden [* 30] zieht sich die Grenze nach dem Vertrage von 1889 mit England nahe dem linken Ufer des Gambia hin. Als eingeborene Negerstämme betrachtet man die heidn. Bagnun und Felup, als eingewanderte die Balante und Mandingo (s. d.). Alle leben zerstreut in kleinen Dorfrepubliken. Der Handel ist durch die stark zunehmende Ausfuhr von Erdnüssen (Arachis hypogaea L.), deren Öl als Surrogat für Olivenöl in Europa [* 31] Verwendung findet, von einiger Bedeutung und setzt nebst Reis, Häuten, Wachs, Palmöl, Baumwolle [* 32] u. s. w. in den franz. Faktoreien etwa 1 ¼ Mill. M. um.
(spr. -mittschola), Dorf auf der ital. Insel Ischia, [* 33] zum Kreise [* 34] Pozzuoli der ital. Provinz Neapel gehörig, nördlich des Vulkans Epomeo, hatte (1881) als Gemeinde 4077 E. und war wegen der See- und Sandbäder, besonders aber wegen der aus der Schlucht Ombrasco entspringenden alkalisch-salinischen Quellen (Gurgitello und Cappone), die zum Baden [* 35] und Trinken benutzt werden, von Juni bis September von Fremden stark besucht. Durch die Erdbeben, [* 36] und wurden Kirche, Badeeinrichtungen und fast alle Häuser gänzlich zerstört oder verwüstet. Casamicciola bildet seitdem eine gewaltige Trümmerstätte.
Teil des Departamento Boyacá (s. d.) der südamerik.
Republik Columbia, [* 37] zwischen dem Ostfuße der Cordilleren und dem Arauca und Meta im N. und S., bildete bis 1886 ein Nationalterritorium der Vereinigten Staaten [* 38] von Columbia.
Einer der zahlreichen Flüsse [* 39] ist der Casanare, der am Ostabhange der Ostcordillere entspringt, im einzelnen noch unerforscht in den Rio Meta mündet.
Arrighi di, s. Arrighi. ^[= Jean Toussaint A. di Casanova, Herzog von Padua, franz. General, geb. 8. März 1778 auf Corsica, ...]
Francesco, Schlachten- und Landschaftsmaler, jüngerer Bruder von Giovanni Jacopo Casanova, geb. 1727 zu London, [* 40] kam früh nach Venedig, wo Fr. Guardi sein Lehrer gewesen sein soll. Ferner lernte er nach Courtois und in Dresden [* 41] durch Kopieren Wouvermanscher Bilder. Auch in Paris [* 42] lebte er eine Zeit lang und wurde 1763 in die dortige Akademie aufgenommen. Später wendete er sich nach Wien. [* 43] Für die Kaiserin Katharina II. von Rußland malte er hier deren Siege über die Türken (die Bestürmung von Oczakow 1788). Seine Schlachtenbilder (zwei große im Louvre) sind höchst lebendig, aber ohne Einheit. Er starb in Brühl unweit Wien.
Giovanni oder Giovanni Baptista, Maler, älterer Bruder von Giovanni Jacopo Casanova, geb. 1722 zu Venedig, bildete sich unter L. de Sylvestre und Dietrich in Dresden, ging 1747 nach Venedig in Piazettas Schule, 1752 mit Mengs nach Rom, weiter nach Florenz und Neapel; in Rom wurde er Lehrer Winckelmanns und der Angelika Kauffmann. Er fertigte während dieser Zeit die Zeichnungen zu Winckelmanns Werk «Monumenta inedita», woraus ein heftiger Streit zwischen beiden entstand. 1764 ging er nach Dresden zurück; dort wurde er Professor und Direktor der Kunstakademie. Er starb daselbst.
Giovanni Jacopo, de Seingalt (wie er sich adelte), Abenteurer, geb. zu Venedig aus einer Schauspielerfamilie, erhielt in Padua den ersten Unterricht, machte überaus rasche Fortschritte, geriet aber durch seine Leidenschaftlichkeit in mancherlei Abenteuer. Nachdem er die Rechte studiert hatte, widmete er sich in Venedig dem geistlichen Stande, folgte aber weltlichen Neigungen und verwickelte sich in Liebeshändel, die nach kurzer Haft seine Ausweisung aus dem Seminar zur Folge hatten. Er ging nach Neapel, dann nach Rom, wo er bei Kardinal Aquaviva eine Stelle erhielt, begleitete 1743 als Fähnrich den venet.
Gesandten nach Konstantinopel, [* 44] wurde aber bald entlassen, hielt sich in Korfu [* 45] auf und kehrte dann nach Venedig zurück, wo er als Violinspieler im Theater lebte, bis ihn seine Pflege des verunglückten reichen Senators Bragadia (1746) wieder in die Höhe brachte. Er mußte aber Venedig von neuem verlassen, trieb sich abenteuernd in Oberitalien [* 46] herum, ging nach Paris, dann wieder nach Venedig, wo er durch Betrug und Blasphemie in Verwicklungen geriet, die 1755 seine Gefangensetzung in den Bleikammern veranlaßte. 1756 entkam er durch eine waghalsige Flucht, ging abermals nach Paris, wo er vielen bedeutenden Männern und Frauen näher trat, sich durch Magie und Spekulation eine Stellung eroberte und die Verhältnisse des öffentlichen und privaten Lebens gründlich studierte.
Dann durchzog er Süddeutschland, die Schweiz [* 47] und Oberitalien, erhielt vom Papste die Würde eines Ritters zum Goldenen Sporn, weilte länger in Neapel, darauf in Paris, hielt sich in London, dann in Berlin [* 48] auf und hatte hier eine Audienz bei Friedrich d. Gr., die seine Memoiren interessant schildern. Er sollte Gouverneur der Kadettenanstalt werden, wandte sich aber nach Petersburg, [* 49] dann nach Warschau, [* 50] von wo ihn ein Duell mit dem Kronkämmerer Branicki vertrieb, und ging über Dresden und Prag [* 51] nach Wien, wo ihm der Aufenthalt untersagt wurde.
Bald war er wieder in Paris, das er infolge einer Lettre de cachet 1767 verließ, um nach Madrid [* 52] zu geben, von wo er nach seltsamen Ereignissen ebenfalls flüchten mußte. Nachdem er auf seinen weitern Reisen den Marquis d'Argens und in Aix Cagliostro kennen gelernt und Rom und Neapel berührt hatte, durfte er nach Venedig zurückkehren und ward 1775 Geheimagent des Inquisitionstribunals für den innern Dienst in Venedig. Wegen eines allegorischen Romans, der den ihm gewogenen Edelmann Grimaldi verletzte, mußte er 1782 die Stadt verlassen.
Beim venet. Gesandten zu Paris wurde Casanova mit Graf Waldstein aus Dux in Böhmen [* 53] bekannt, der ihm, als er in ihm einen in der Kabbala und den alchimist. Geheimnissen Eingeweihten erkannte, vorschlug, sein Schloß zum Aufenthaltsorte zu wählen und mit ihm zu operieren. Casanova begleitete 1785 den Grafen als dessen Bibliothekar nach Dux, wo er bis zum Tode lebte, wissenschaftlich und an seinen Memoiren thätig. Diese, deren Originalhandschrift im Besitz der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig [* 54] ist, erschienen u. d. T. «Mémoires, écrits par lui-même» (12 Bde., Lpz., Par., Brüss. 1826-38; neueste Ausg., Par. 1880),
in deutscher Bearbeitung von W. Schütz schon vorher u. d. T. «Aus den Memoiren des Venetianers J. Casanova de Seingalt, oder sein Leben, wie er es zu Dux in Böhmen niederschrieb» (12 Bde., Lpz. 1822-28),
vollständig von Buhl (18 Bde., Berl. 1850 fg.),
und erregten ungemeines Aufsehen (ein Auszug, «Casanoviana», erschien Lpz. 1822). Sie reichen bis
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
1773, enthalten viele wertvolle Beitrage von kulturhistor. und selbst geschichtlichem Interesse und führen Personen, die in der Politik von Einfluß waren, in scharfem Umriß vor Augen. Außerdem schildern sie, teilweise mit genialer Frivolität, eine Unzahl von Casanova erlebter romantischer Abenteuer. Von seinen übrigen Schriften sind zu nennen: «Confutazione della storia del governo veneto di Amelot de la Houssaye» (3 Bde., Amsterd. 1769),
«Istoria delle turbulenze della Polonia dalla morte di Elisabet Petrowna fino alla pace fra la Russia e la Porta ottomana» (3 Bde., Graz [* 56] 1774),
«Di aneddoti viniziani militari e amorosi del secolo decimoquarto etc.» (Vened. 1782),
«Dell' Iliade di Omero, tradotta in ottave rime» (4 Bde., ebd. 1778),
«Histoire de ma fuite des prisons de la République de Venise, qu'on appelle les Plombs» (Prag 1788),
«Icosaméron, ou histoire d'Édouard et d'Élisabeth, qui passèrent quatre-vingt-un ans chez les Megameickes» (5 Bde., ebd. 1788-90),
«Solution du problème déliaque démontré» (Dresd. 1790). -
Vgl. Barthold, Die geschichtlichen Persönlichkeiten in C.s Memoiren (2 Bde., Berl. 1845) und Baschets Mitteilungen in dem Sammelwerke «Le [* 57] Livre» (Par. 1881);
über den histor. Wert der Memoiren auch D'Ancona, Un avventuriere del secolo XVIII (in «Nuova Antologia», 1882, Febr. u. Aug.).
(frz., spr. -sáck), weitärmeliger Reisemantel;
Soldatenmantel.
(frz., spr. -sackäng), s. Caraco. ^[= (frz., auch Pet-en-l'air) ist der Name eines Mieders, welches, mit viel Fischbein ...]
ursprünglich der Familienname (cognomen) eines Zweigs des alten röm. patricischen Geschlechts der Julier, dessen berühmtester Sproß Gajus Julius Cäsar (s. d.) war. Octavian, der spätere Kaiser Augustus, trug den Namen Cäsar als Adoptivsohn Julius C.s, und nach ihm führten ihn nicht bloß die Glieder [* 58] der Julischen Dynastie, sondern auch die andern Kaiser mit ihren Nachkommen. Doch pflegten die Kaiser in der abgekürzten Titulatur den Namen Cäsar wegzulassen, während ihn auch in dieser die Söhne und Enkel des Kaisers vorzugsweise führten. Seit Hadrian diente dann der Name zur Bezeichnung des designierten Nachfolgers. Seit Diocletian, der zwei Cäsaren ernannte, wurden diese zur Teilnahme an den Regierungsgeschäften zugezogen. Im 1. Jahrh. steht der Name Cäsar gewöhnlich nach dem Vornamen und Geschlechtsnamen, wenn dieser nicht wegbleibt, später an der Spitze der Namen, aber nach dem als Vornamen geführten Titel Imperator. -
Vgl. Mommsen, Röm. Staatsrecht, Bd. 2 (3. Aufl., Berl. 1887).
(S. Kaiser.)
Gajus Julius, röm. Feldherr und Staatsmann, aus dem altpatricischen Geschlecht der Julier, geb. nach der Überlieferung 12. Juli 100 (Mommsen vermutet unnötig schon 102 v. Chr.), war der Sohn des Gajus Julius Cäsar, der als Proprätor 84 starb. Seine Mutter hieß Aurelia; seines Vaters Schwester Julia war Gattin des Gajus Marius, der ihn in die röm. Volkspartei einführte. Cäsar vermählte sich 83, nach dem Tode Cinnas, des Parteigenossen des Marius, mit Cinnas Tochter Cornelia.
Auf seine Weigerung, sich von dieser zu trennen, wurde er von Sulla geächtet, später auf Fürbitten seiner Verwandten begnadigt, doch blieb er auch weiterhin von Rom und Italien fern. Seine ersten Kriegsthaten verrichtete er 80 bei der Eroberung von Mytilene, wo er die Bürgerkrone erhielt, und in Cilicien; auf die Nachricht von Sullas Tode kehrte er 78 nach Rom zurück. Er trat dort als Ankläger gegen mehrere hervorragende Sullanische Parteigänger auf und legte damit den Grund für seine Popularität. Um sich in der Beredsamkeit weiter auszubilden, reiste er 76 nach Rhodus zu dem Rhetor Apollonius Molo; auf der Fahrt dahin ward er von Seeräubern aufgegriffen, erkaufte sich die Freiheit, überfiel dann mit einigen miles.
Schiffen die Seeräuber, nahm sie gefangen und ließ sie kreuzigen. Beim Ausbruch des dritten Mithridatischen Krieges 74 bildete er in Kleinasien auf eigene Hand [* 59] ein fliegendes Korps und kämpfte mit diesem geschickt gegen die Mithridatischen Truppen. Dann wurde er, noch während seiner Abwesenheit in das Priesterkollegium der Pontifices und nach seiner Rückkehr nach Rom zum Kriegstribunen gewählt. Mit Pompejus trat er zuerst in Beziehung, als dieser sich 70 der Volkspartei näherte. Er förderte die von Pompejus unternommene Herstellung der tribunicischen Gewalt, nachdem er schon das Gesetz des Tribunen Plautius, das die Rückkehr der verbannten Marianer gestattete, eifrig unterstützt hatte. Cäsar war damals bereits das Haupt der Volkspartei; er übersah seinen ältern an Macht und Ehren ihm weit überlegenen Verbündeten und spätern Gegner Pompejus von vorherein vollständig; aber er brauchte ihn. Sein Ziel war das alte röm. Herrschaftsideal: der erste Mann der Republik zu sein, nur in der neuen von Sulla geprägten Form.
Die Verwaltung der Quästur, die Cäsar 68 erhielt, führte ihn nach Spanien. Als er nach Ablauf [* 60] seines Amtsjahres wieder in Rom war, schritt er sicher und ohne Übereilung auf der betretenen Bahn fort. Er verheiratete sich, da seine Gattin gestorben war, mit einer Enkelin Sullas und Verwandten des Pompejus, der Pompeja. Als kurulischer Ädil (65) befestigte er sich in der Gunst des Volks durch verschwenderische Pracht in öffentlichen Spielen und Spenden aller Art, die ihm eine ungeheure Schuldenlast aufbürdeten.
Das Jahr darauf ließ er als Vorsitzender des Mordgerichts mehrere dem Volke verhaßte frühere Anhänger des Sulla verurteilen. Immer höher stieg sein Ansehen und sein Einfluß. 63 erlangte er vom Volke die Würde eines Pontifex Maximus und für das J. 62 die städtische Prätur. Unterdessen hatte er sich ebenso wie Crassus (s. d.) mit der anarchistischen Gruppe der demokratischen Partei, welche die Abwesenheit des Pompejus zum gewaltsamen Umstürze der bestehenden Regierung benutzen wollte, eingelassen und war auch in die Verschwörung des Catilina (63) verwickelt, jedoch nicht so bloßgestellt, daß man eine Anklage gegen ihn zu erheben gewagt hätte. Im Senat sprach er, freilich vergeblich, gegen das Todesurteil, das über die gefangenen Häupter der Verschwörung verhängt ward.
Die folgenden Jahre steigerten noch die Spannungen zwischen Cäsar und den Optimaten; Cäsar bemühte sich auch mit Erfolg, Pompejus mehr und mehr zu sich herüberzuziehen. Daß er 62 sich von Pompeja wegen deren Verhältnisses mit Publius Clodius (s. d.) scheiden ließ, hatte darauf keinen Einfluß. Nach der Prätur erhielt Cäsar das «jenseitige Spanien» (die Südwesthälfte) zur Verwaltung, konnte aber die Reise in diese seine Provinz seiner Schulden halber erst antreten, nachdem sich Crassus für ihn bis zu 830 Talenten (etwa 3 Mill. M.) verbürgt hatte. Sorgfältige und gerechte Verwaltung der Provinz und glückliche Kriege gegen die lusitan. Bergvölker zeichneten ihn als Statthalter aus. Durch Beute und Geschenke der Provinzialen bereichert, eilte er 60
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nach Italien zu den Konsularkomitien, auf denen er für 59, nachdem er sich mit Pompejus und Crassus zu gemeinsamer polit. Wirksamkeit, dem sog. ersten Triumvirat (s. d.), verbunden hatte, mit Marcus Calpurnius Bibulus, einem Optimaten, zum Konsul gewählt wurde. Cäsar war die treibende und leitende Kraft [* 62] dieses Dreimännerbundes. Er zog auch allein von dem Bunde bleibenden Vorteil, wenngleich er seinen Genossen für den Augenblick Erfolge verschaffte.
Trotz des Widerstandes seines Kollegen Bibulus und der optimatischen Partei ward zunächst das vom Senat zurückgewiesene agrarische Gesetz, welches das ital. Staatsland (hauptsächlich das Gebiet von Capua) an arme Bürger zu verteilen gebot, vom Volke angenommen, worauf dann 20000 Kolonisten, zumeist Veteranen des Pompejus, dort angesiedelt wurden; durch andere Gesetzvorschläge C.s wurden zu Gunsten der Ritter, die man gewinnen wollte, die Pachtgelder um ein Drittel gemindert und die von Pompejus in Asien [* 63] getroffenen Einrichtungen bestätigt. Cäsar selbst erhielt durch ein vom Volkstribunen P. Vatinius eingebrachtes Gesetz die Statthalterschaft des diesseitigen (cisalpinischen) Gallien nebst Illyricum und den Oberbefehl über die drei dort stehenden Legionen wider den Gebrauch vom Volke auf 5 Jahre erteilt; der Senat fügte selbst, um einem neuen Eingriff des Volks in seine Rechte zuvorzukommen, das jenseitige Gallien (die Provinz Gallia Narbonensis), wo ebenfalls eine Legion stand, hinzu.
Mit Absicht hatte sich Cäsar gerade diese Provinzen zuteilen lassen; er blieb so der Hauptstadt nahe, zugleich bot sich ihm Gelegenheit, das röm. Reichsgebiet zu erweitern und sich ein ergebenes kriegsgeübtes Heer zu schaffen. Den Bund mit Pompejus hatte er durch dessen Verheiratung mit seiner Tochter Julia gefestigt, er selbst vermählte sich in dritter Ehe mit Calpurnia, der Tochter des einen der von den Triumvirn für das J. 58 ausersehenen Konsuln, Cn. Calpurnius Piso.
Erst nachdem ein Versuch, ihn zur Rechenschaft zu ziehen, gescheitert und außerdem die Wortführer der Optimaten, Cicero und Cato, durch Clodius von Rom entfernt waren, ging Cäsar 58 in seine Provinz. Noch 58 überschritt er, als die von den Germanen gedrängten Helvetier durch Gallien zogen, um sich dort neue Wohnsitze zu erwerben, ohne Auftrag des Senats die Grenzen [* 64] der Provinz und eröffnete eine Reihe von Feldzügen, durch die das Land zwischen der bisherigen gallischen Provinz, dem Rhein, dem Ocean und den Pyrenäen größtenteils der röm. Herrschaft unterworfen ward.
Gleich zum Beginn zwang Cäsar durch die Schlacht bei Bibracte (auf dem Mont Beuvray westlich von Antun) die Helvetier zur Heimkehr, und bald darauf trieb er durch einen Sieg über die Germanen in der Gegend von Mülhausen [* 65] im Elsaß Ariovist (s. d.) über den Rhein zurück. Auf die Nachricht, daß die mächtige und tapfere Konföderation der belg. Völkerschaften im nördl. Gallien sich rüstete, zog Cäsar mit acht Legionen 57 ihnen entgegen. Das vom Könige der Suessionen, Galba, befehligte, gegen 300000 Mann starke belg. Heer zerstreute sich, als er sich an der Arona (Aisne) ihm gegenüber lagerte, nach einem erfolglosen Angriff. Mehrere Völker unterwarfen sich, andere, die einen neuen engern Bund gebildet hatten, darunter vor allen die Nervier, wagten an der Sambre einen Überfall, wurden aber ebenfalls besiegt.
Im April 56 hatte Cäsar eine Zusammenkunft mit Crassus in Ravenna und Pompejus in Luca (dem heutigen Lucca), [* 66] wozu sich eine große Menge anderer röm. Vornehmer (man zählte über 200 Senatoren) einfanden; es wurde verabredet, daß Pompejus und Crassus das Konsulat des J. 55, und Pompejus Spanien, Crassus Syrien auf 5 Jahre als Provinz erhalten sollten; Cäsar wurde die Verlängerung [* 67] seiner Statthalterschaft auf weitere 5 Jahre (bis Ende 49) und die Befugnis, seine Legionen bis auf zehn zu vermehren und aus der Staatskasse zu besolden, zugesichert.
Darauf unterwarf Cäsar noch 56 die Veneter, Uneller und andere Völkerschaften der heutigen Bretagne und Normandie und eroberte einen großen Teil Aquitaniens; fast ganz Gallien von den Pyrenäen bis zu der belg. Küste gehorchte nun der röm. Herrschaft. Im Frühjahr 55 wandte sich sodann Cäsar gegen die Usipeter und Tenchterer, die von den Sueven gedrängt, über den Rhein in das Gebiet der Belgen eingerückt waren. Er zersprengte sie und machte sie größtenteils nieder.
Neben der Eroberungslust führte Cäsar die Absicht, die neuen Eroberungen gegen die östl. und nördl. Nachbarvölker zu sichern, in demselben Jahre nach Germanien [* 68] und Britannien. In das german. Gebiet gelangte er über eine Pfahlbrücke, die er zwischen Koblenz [* 69] und Andernach über den Rhein schlug; nach 18tägigem Aufenthalt kehrte er zurück, ohne daß sich ihm ein Feind in den Weg gestellt, aber auch ohne daß er selbst die Sueven in der von ihnen gewählten festen Stellung aufzusuchen für gut gefunden hatte.
Nach Britannien setzte er mit nur zwei Legionen über (wahrscheinlich aus der Gegend von Wimereux nach der von Dover), [* 70] erzwang gegen die Übermacht der Feinde die Landung und schlug die gegen sein Lager [* 71] andrängenden Feinde, ging aber bald wieder nach Gallien zurück. Im J. 54 wiederholte er (von dem beim jetzigen Wissant gelegenen Portus Itius aus) mit fünf Legionen die Fahrt, und diesmal drang er in das Land ein. Die Völker im Süden und Norden des Ausflusses der Themse, auch der tapfere Cassivellaunus, der mehrere Stämme jener Gegend zu einem Reiche vereinigt hatte, wurden zur Anerkennung der röm. Oberherrschaft und zur Stellung von Geiseln genötigt, die Cäsar mit sich nach Gallien nahm.
Hier zwang ihn eine Mißernte, die Winterlager der Legionen weiter als sonst auseinanderzulegen. Diese Gelegenheit benutzten mehrere Völkerschaften des nördl. Gallien, voran die Eburonen unter ihren Fürsten Ambiorix und Catuvolcus, zur Empörung, die zwar von Cäsar bald unterdrückt wurde, aber im stillen fortglimmte. Cäsar sah sich genötigt, noch gegen Ende des Winters selbst in die aufständischen Gebiete der Nervier, Senonen und Carnuten einzurücken. Er unterwarf nunmehr auch die bisher unbezwungenen Menapier, während sein Legat Labienus die Trevirer niederschlug. Aus dem Gebiete der letztern zog Cäsar dann zum zweitenmal über den Rhein, kehrte aber sogleich wieder um und vernichtete den am Aufstande besonders beteiligten Stamm der Eburonen.
Furchtbarer aber als alle frühern war der Aufstand, zu dessen Ausbruch im folgenden Winter (53, 52) die Carnuten durch die Ermordung der röm. Kaufleute und Wucherer in Cenabum (Orléans) [* 72] das Zeichen gaben. Die Gallier hatten eingesehen, wie nachteilig ihre Vereinzelung ihnen gewesen; viele Stämme, diesmal außer den Carnuten namentlich Stämme des mittlern und südl. Galliens, insbesondere die Arverner, vereinigten sich jetzt und erkannten den Arverner Vercingetorix als Oberan-
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führer an, einen hochbegabten von glühender Vaterlandsliebe erfüllten Mann, der auch als Feldherr seiner Aufgabe vollauf gewachsen war. Sein Plan ging dahin, durch Verödung des Landes Cäsar alles Unterhalts zu berauben und dann zu schlagen. Cäsar zog bei Agedincum (Sens) sein Heer zusammen und rückte, nachdem er die Stadt Cenabum verbrannt, in das Land der Biturigen. Nur das feste Avaricum (Bourges) hatten diese bei der allgemeinen Verwüstung verschont; es ward nach hartnäckiger Verteidigung erobert, ohne daß Vercingetorix es hindern konnte.
Dagegen ward Cäsar durch ihn von Gergovia (jetzt Gergoie in der Auvergne) zurückgetrieben. Jetzt fielen auch die Äduer von ab, und in kurzem hatte sich der Aufstand fast über ganz Gallien ausgebreitet. Dennoch ging Cäsar nicht in den Süden, in die alte Provinz zurück. Er vereinigte sich mit Labienus, der bei Lutetia, dem heutigen Paris, einen Sieg gewonnen hatte, und zog nach Osten nach der Saône, dem Gebiete der Sequaner zu. Erst dort griff Vercingetorix an, wurde aber geschlagen und auf Alesia (s. d.) zurückgeworfen.
Vor Alesia, das stark befestigt und mit Vorräten wohl ausgestattet worden war, wogte jetzt der Kampf lange unentschieden hin und her. Glänzend und tapfer verteidigte sich Vercingetorix gegen C.s zähe und kühne Belagerung. Erst als das große gallische Heer, das ihm Ersatz bringen sollte, durch Cäsar zersprengt war, ergab er sich. Der gallische Aufstand war damit gebrochen. Vercingetorix ward 6 Jahre später (46 v. Chr.) im Triumph aufgeführt und enthauptet. Die Unterwerfung Galliens ward 51 beendigt, und nachdem im Winter darauf die Verhältnisse der neuen Provinz mit möglichster Schonung ihrer alten Staatseinrichtungen geordnet worden, ging Cäsar 50 nach Italien, wo die Lage der Dinge seine Gegenwart dringend forderte.
Der Triumvirat war damals bereits zersprengt, Crassus war 53 im Kampfe gegen die Parther gefallen. Das Band [* 74] zwischen Cäsar und Pompejus hatte sich durch den Tod der Julia 54 gelockert, 52 war Pompejus sogar offen an die Spitze der Optimaten getreten. Nur durch Vercingetorix' Aufstand war der Bürgerkrieg vermieden worden. Jetzt kam es wirklich zum Bruch. C.s anfangs fünfjährige, dann auf weitere 5 Jahre verlängerte Statthalterschaft lief Ende 49 ab; für das J. 48 wünschte Cäsar sich wieder um das Konsulat zu bewerben.
Ein Plebiscit von 52 hatte ihm ausdrücklich gestattet, daß dies ohne seine Anwesenheit in Rom geschehen könnte, damit war zugleich eine Verlängerung von C.s Statthalterschaft bis zu dieser Zeit ausgesprochen. Dieser Beschluß wurde von den Optimaten mit Bezug auf ein 52 von Pompejus veröffentlichtes Gesetz, daß niemand sich abwesend um das Konsulat bewerben dürfe, angefochten. Man fürchtete Cäsar, ohne sich doch zu energischen Maßregeln gegen ihn aufraffen zu können.
Die Verhandlungen gingen hin und her. Im Dez. 50 stellte endlich C.s Parteigänger, der Volkstribun Cäsar Curio, den Antrag, daß die beiden Machthaber Cäsar und Pompejus ihren Befehl gleichzeitig niederlegen sollten. Der Antrag wurde vom Senat mit großer Majorität angenommen, doch wurde die gültige Ausfertigung von den optimatischen Heißspornen hintertrieben. Sie drängten Pompejus vorwärts und erklärten eigenmächtig Italien in Kriegszustand. Am Ende des Jahres begann Pompejus ohne gesetzliche Vollmacht in Italien Truppen auszuheben. Hierauf sendete Cäsar von Ravenna aus den Curio an den Senat mit dem letzten Anerbieten, die Statthalterschaft des jenseitigen Gallien sofort niederzulegen und acht seiner Legionen aufzulösen, wenn man ihm zwei Legionen und die Verwaltung des diesseitigen Gallien bis zum Abschluß der Konsulwahlen für 48 lasse. Die neuen Konsuln gestatteten aber (1. Jan. 49) kaum, C.s Schreiben vorzulesen; jede Verhandlung darüber ward verweigert und unter Verletzung der tribunicischen Rechte auf den Antrag des Q. Metellus Scipio, des Schwiegervaters des Pompejus, vom Senat beschlossen, Cäsar solle bis zum 1. Juli das Heer entlassen und die beiden Provinzen abgeben oder für einen Feind des Staates gelten. Endlich wurde nach einer mehrtägigen stürmischen Verhandlung, wie nur in Zeiten der größten Gefahr, den Konsuln diktatorische Gewalt übertragen. Die beiden Tribunen, die zu Cäsar hielten und Intercession eingelegt hatten, flohen.
Cäsar hatte, nachdem er die Beschlüsse des Senats und die Ankunft der Tribunen zu Ariminum (Rimini) erfahren, den Fluß Rubico (s. d.), die Grenze seiner Provinz, nur von einer Legion begleitet, überschritten und hiermit den Krieg erklärt, «Alea jacta est!» («der Würfel ist gefallen»),
soll er beim Übergang ausgerufen haben. Die ital. Städte fielen ihm als leichte Beute zu. Pompejus war in Italien nicht hinlänglich gerüstet; mit den Konsuln und den meisten Senatoren war er deshalb von Rom nach Brundisium (Brindisi) zurückgewichen, um nach Griechenland [* 75] überzusetzen. Und hieran vermochte ihn Cäsar, der indes zwei seiner Legionen an sich gezogen, dazu drei neue gebildet hatte und ihn mit diesen in Brundisium belagerte, nicht zu hindern: in der Nacht des 17. März gelang es Pompejus, mit dem Reste seiner Armee sich einzuschiffen.
Aber in der kurzen Zeit von 2 Monaten war Cäsar Herr von Italien geworden. Auch Sicilien und Sardinien [* 76] kamen bald und leicht in seine Gewalt; nur der Versuch, Afrika [* 77] zu erobern, endete mit dem Untergang des ausgesandten Führers (Curio) und Heers. Cäsar war indes von Rom, wo er sich des Staatsschatzes bemächtigt hatte, nach Spanien gegangen. Dort standen sieben Legionen Pompejanischer Veteranen unter Lucius Afranius, Marcus Petrejus und Marcus Varro. Die beiden erstern wurden von Cäsar nach schwierigen und oft für Cäsar ungünstigen Kämpfen Anfang Aug. 49 gezwungen, zu kapitulieren; Varro mußte bald darauf ihrem Beispiel folgen.
Auch Massalia (Marseille), [* 78] das während dieser ganzen Zeit belagert worden war, ergab sich bei C.s Rückkehr aus Spanien. In Rom blieb Cäsar nur kurze Zeit; er bekleidete 11 Tage lang die Diktatur und ordnete vorläufig die arg verwirrten Verhältnisse, außerdem ließ er sich zum Konsul für das J. 48 wählen. Mitte Dezember brach er dann mit sechs Legionen von Brundisium gegen Pompejus auf, der inzwischen zu Thessalonich sich gerüstet und eine gewaltige Streitmacht (11 Legionen, 7000 Reiter und eine Flotte von 500 Segeln) an der epirotischen Küste zusammengezogeben hatte. Cäsar selbst brachte seine Truppen glücklich über das Meer. Die Überfahrt eines Nachschubs von vier Legionen unter Marcus Antonius zu Anfang des J. 48 ward durch die energischen Operationen der von Marcus Bibulus geleiteten Pompejanischen Flotte nur mit erheblichem Verluste bewerkstelligt. Nach der glücklich ausgeführten Vereinigung geriet das Heer wegen Mangels an Lebensmitteln in Not; dazu kam Pom-
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pejus Cäsar in der Besetzung von Dyrrhachium (Durazzo) zuvor und vereitelte durch ein siegreiches Gefecht die von Cäsar beabsichtigte Umschließung. Cäsar wendete sich nun nach Thessalien, um Pompejus von dessen Hauptstütze, von der Flotte, abzuziehen, was auch gelang. Bei Pharsalos (s. d.) trafen die beiden Gegner am 9. Aug. (des röm., 6. Juni des berichtigten Kalenders) 48 aufeinander; trotz seiner Übermacht wurde Pompejus völlig geschlagen.
Pompejus floh über Mytilene nach Ägypten, [* 80] wo er auf Geheiß der Umgebung des minderjährigen Königs ermordet wurde. Wenige Tage nachher kam Cäsar, der ihn mit nur 4000 Mann verfolgt hatte, in Ägypten an. Dort hatte der minderjährige Ptolemäus Dionysus (oder vielmehr dessen Vormund) seine Schwester Kleopatra, die nach dem Willen des Vaters als seine Gattin mit ihm den Thron [* 81] gemeinsam besitzen sollte, vertrieben. Als nun Cäsar Kleopatra in ihre Rechte wieder einsetzte, kam es zum Aufstand. Cäsar schwebte in der königl. Burg monatelang (vom Okt. 48 bis März 47) in der größten Gefahr, bis im März 47 Mithridates von Pergamon [* 82] mit einem Entsatzheer ankam, und eine glückliche Schlacht Cäsar zum Herrn von Alexandria machte.
Ptolemäus fiel. Nachdem Cäsar dann noch Kleopatra, deren Reize auch ihn bestrickten (sie gebar ihm kurz nach seiner Abfahrt einen Sohn Cäsarion, s. d.), mit ihrem zweiten elfjährigen Bruder vermählt und wieder als Königin eingesetzt hatte, machte er den Übergriffen, die Pharnaces, König von Bosporus, [* 83] indessen in Asien sich erlaubt hatte, durch die Schlacht bei Zela in Pontus (2. Aug.) rasch ein Ende. «Veni, vidi, vici» (d. h. ich kam, sah und siegte), schrieb er darüber an einen Vertrauten. Eile that auch not: in Rom, wohin Cäsar nach der Schlacht bei Pharsalus Marcus Antonius zurückgesendet hatte, herrschte trotzdem vollkommene Anarchie, ein Teil der Legionen in Campanien meuterte und verlangte den verheißenen Lohn;
in Afrika sammelte sich die Pompejanische Macht: Pompejus' Gattin und Sölme, Pompejus' Schwiegervater Metellus Scipio, Cato u. a.
Schon Ende 48 waren Cäsar aufs neue die Diktatur auf ein Jahr mit außerordentlichen Vollmachten und außerdem auf Lebenszeit die tribunicischen Rechte gegeben und so seine Alleinherrschaft auf gesetzmäßige Art begründet worden, jetzt galt es diese Herrschaft auch auszuüben. Im Sept. 47 landete Cäsar in Tarent und eilte ohne Aufenthalt nach der Hauptstadt, wo jetzt endlich wieder geordnete Zustände einkehrten. Cäsar belohnte seine Anhänger durch Aufnahme in den Senat und Verleihung von Provinzen und Ämtern, und verzieh den Pompejanern, die sich ihm unterwarfen. Nur wenige von denen, die in seine Gewalt gerieten, mußten mit dem Leben büßen; andere verloren ihr Vermögen und wurden aus Italien verwiesen.
Unterdessen hatten die Pompejaner in Afrika die Zeit benutzt, um nach Kräften zu rüsten und den Widerstand zu organisieren. Den Befehl führte Metellus Scipio; neben ihm stand König Juba von Numidien. Cäsar kürzte deshalb seinen Aufenthalt in Italien nach Möglichkeit ab. Noch am 25. Dez. (nach dem berichtigten Kalender im Okt.) 47 ging er von Sicilien aus mit nur sechs Legionen nach Afrika in See und kam überdies, da die Stürme die Flotte zerstreuten, zunächst nur mit einem Teile derselben dort an. Doch fanden sich die andern Schiffe [* 84] bald bei ihm zusammen und allmählich trafen auch die weitern nach Afrika bestimmten Legionen ein.
Trotz der Überlegenheit des Feindes an leichter Reiterei vernichtete Cäsar seine Gegner vollständig in der Schlacht bei Thapsus am 6. April (Febr.) 46. In vier prachtvollen Triumphen feierte dann Cäsar in Rom seine Siege über die Gallier, Ägypter, Pharnaces und Juba, gab dem Volke Feste, Spiele und Geschenke, seinen Veteranen reiche Belohnungen, führte glänzende Bauten aus, darunter den schon 54 begonnenen prächtigen Bau des Forum [* 85] Caesaris. Zum Diktator auf 10 Jahre und zum Praefectus morum (mit censorischer Gewalt) ernannt, begann er weiter die innern Angelegenheiten des Staates dauernd zu ordnen.
Die Zusammensetzung der Gerichte wurde verbessert, dem Aufwande durch ein Gesetz gesteuert, für die Ordnung des Kalenders (s. d.) Sorge getragen, das gerichtliche Verfahren gegen Gewalt und Majestätsverbrechen durch neue Gesetze geordnet. Aber schon im Herbst 46 ward Cäsar wieder von Rom abgerufen zum Spanischen Kriege. Die blutige Schlacht bei Munda (in Andalusien, aber in sonst unbekannter Lage) 17. März 45 entschied endlich den völligen Untergang der Pompejanischen Partei, deren noch übrige Häupter umkamen.
Nur Sextus Pompejus, der jüngere von den beiden Söhnen des Pompejus, rettete sich. Als Cäsar wieder in Rom eingezogen war, wurde ihm außer andern außerordentlichen Ehren, die er aber nicht alle annahm, der Titel Imperator, der als ständiger Titel außer dem militär. Oberkommando auch die höchste richterliche und administrative Gewalt in sich begriff, auf Lebenszeit verliehen. Der Monat Quintilis, in dem Cäsar geboren war, wurde Julius genannt; auch die Vergötterung ward vom Senat verfügt, der sich eidlich zum Schutz für sein Leben verband und im Tempel [* 86] des Quirinus C.s Statue aufstellte.
Durch Vermehrung der Magistrate schaffte sich Cäsar das Mittel, seine Anhänger zu belohnen. Und wenn er auch nur für einen Teil der höhern Staatsämter das Recht annahm, die Träger [* 87] zu bezeichnen, so war doch faktisch die Besetzung aller Ämter in seiner Hand. Auch der Senat war völlig von ihm abhängig: während in diesen nunmehr, nachdem Cäsar ihn schon 47 vermöge seiner außerordentlichen Vollmachten aus den Reihen seiner Anhänger ergänzt hatte, eben die eintraten, welche mit seinem Willen die unterste Magistratur erlangt hatten, besaß Cäsar zugleich das Recht, die auszustoßen, die ihm mißfielen. Zudem drückte er das Ansehen des Senats dadurch herab, daß er die Mitgliederzahl beträchtlich vergrößerte, oder auch dadurch, daß er öfter nicht den ganzen Senat, sondern nur einige Mitglieder berief und befragte.
Cäsar besaß so jetzt wirklich die alleinige Herrschaft im Staate; die republikanischen Formen und Ämter blieben zwar, aber mit wesentlich veränderter Bedeutung. (S. Cäsarismus.) Er war sich aber auch der Aufgabe bewußt, die ihm damit auferlegt war, und war bestrebt, ihr zu genügen: es war das die Reorganisation des Reichs und die Vollendung der Weltherrschaft im Osten durch Besiegung der Parther, wie er den Westen gebändigt und durch Verleihung des Bürgerrechts oder des lat. Rechts und Anlage von Kolonien zu latinisieren begonnen hatte. Die Kolonien dienten zugleich dazu, Rom von dem massenhaften Proletariat zu befreien und den Verarmten selbst zu helfen. Nachdem schon Tausende von Veteranen Ländereien in Kolonien in Italien erhalten hatten, wurden außer andern Veteranen viele Tausende von Bürgern in den Provinzen des Westens und
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