genossenschaft. Infolge dieser antiklerikalen Gesinnung sah sich Carteret, oft gegen seinen Willen, genötigt, sich
auf die radikale Partei
Genfs und der übrigen
Schweiz
[* 2] zu stützen. Seine Hauptstärke lag in seiner großen
Beredsamkeit; aber
verleitet durch seine großartigen Erfolge, nahm der «Löwe von St. Gervais»,
wie man ihn nannte, allmählich eine so selbstherrische
Stellung ein, daß die jungdemokratische Partei,
deren Ziele er nicht billigte, sich seiner durch ein
Bündnis mit andern Parteien entledigte, sodaß ihm 1887 die Leitung
des
Genfer Erziehungsdepartements entzogen wurde. Er starb in Genf.
[* 3] Carteret zeichnete sich auch als Dichter
aus; seine «Fables» (Genf 1862
u. 1873) behandeln vielfach polit.
Stoffe, sein
Roman«Deux amis» (ebd. 1872) bietet
Sittenbilder aus seiner Vaterstadt.
John, Lord Carteret, später
GrafGranville, engl. Staatsmann, geb. saß schon seit 1711 im
Oberhaus und wurde bald ein Führer der
Whigs. Bei dem Zerwürfnis im Whigministerium 1717 hielt er zu
Walpoles Gegnern; dennoch trat er 1721 unter ihm mit Townshend als
Staatssekretär für die
Kolonien ein, legte aber wegen Zwistigkeiten
mit letzterm das
Amt 1724 nieder, wurde Lordlieutenant von
Irland, schied 1730 ganz aus und wurde im Oberhaus Führer der Opposition.
Sein
Wissen war ein umfassendes, aber er besaß nicht die nötige charaktervolle Festigkeit.
[* 4] Nach
WalpolesSturz 1742 wurde er wieder
Staatssekretär und leitete völlig selbständig die auswärtige Politik Englands während dessen
Teilnahme amÖsterreichischen Erbfolgekrieg, verdarb aber sein öffentliches Ansehen durch die zu große Förderung der hannov.
Wünsche
Georgs Ⅱ. Sein Ehrgeiz brachte ihn in Zwist mit den Genossen, Nov. 1744 mußte er aus dem Ministerium
weichen, dessen alleinige
FührungPelham übernahm. Nach dem
Tode seiner
Mutter wurde er 1744
GrafGranville. Er blieb in des
Königs Gunst, wurde 1751 Ratspräsident und starb Mit dem
Tode seines ältesten
Sohnes erlosch schon 1766 die Grafenwürde
in seiner Familie.
Philipp, engl. Seefahrer, machte 1764–66 unter
Byron seine erste Weltumsegelung und führte 1766–69
unter Wallis
seine zweite Weltfahrt aus. Wallis
fuhr auf dem Delphin aus, dem zur
Begleitung die Swallow unter
C.sBefehl beigegeben war.
Die Abfahrt geschah am 17. Dez. kam man an die Magalhãesstraße, wo die beiden Schiffe
[* 5] bis
zum zurückgehalten wurden.
BeimAustritt aus der
Straße wurden beide Schiffe auf immer getrennt; der Delphin steuerte
nach Nordwesten, während Carteret 1767 die
InselPitcairn (benannt nach einem seiner Begleiter) entdeckte; am nächsten
Tage fand
er zwei andereInseln der Paumotugruppe.
Nun nach Nordwesten weiter fahrend, kam er nach langer entbehrungsreicher Fahrt nach den Sta. Cruzinseln,
welche Carteret Königin-Charlotteninseln nannte. Von hier steuerte er nach Nordwesten und entdeckte den
Georgskanal, welcher im
Bismarck-Archipel die
Inseln Neupommern und Neumecklenburg scheidet. Er ankerte in einer
Bai an der
Küste der nördl.
Insel und nahm hier, an der Carteretbai, von dem
LandeBesitz im
Namen des Königs von
England. Auf der weitern Fahrt entdeckte er
Neuhannover und die
Admiralitätsinseln. Nun steuerte er zwischen den
Molukken
hindurch, zeichnete die Karte von der ganzen Westküste von Celebes und langte vor
Mangkassar
an. Am kam er ^[] nach
Batavia
[* 6] und traf in
Spithead in England wieder ein. Er zog sich 1794 mit dem Rang
eines Rear-Admirals aus dem aktiven Dienst zurück und starb zu
Southampton.
Taucher oder
Cartesisches Teufelchen heißen nach
Cartesius (s. Descartes) kleine hohle Glasfigürchen
(s. beistehende
[* 1]
Figur, a), die am
Schwanze mit einer Öffnung (o) versehen und in einem mit Wasser gefüllten, mit einer
Blase
oder mit
Kautschuk (B) überbundenen Glasgefäß (Cylinder, Flasche
[* 7] oder dergl.)
eingeschlossen sind. Die Glasfigürchen sind so gearbeitet, daß sie etwas leichter als ein gleichgroßes
Volumen Wasser sind,
also in dem Wasser schwimmend kaum über den
Spiegel
[* 8] desselben hervorragen.
Drückt man auf die
Blase, so wird durch den Druck etwas Flüssigkeit in die
[* 1]
Figur gepreßt; dadurch nimmt das
specifische Gewicht der
[* 1]
Figur im ganzen zu,
und sie sinkt unter. Läßt dann der Druck nach, so dehnt sich die in der Hohlfigur
zusammengedrückte Luft wieder aus, wodurch das Wasser aus derselben ausgetrieben wird. Hierdurch wird die
[* 1]
Figur
leichter und steigt empor. Durch
Regulierung des Druckes läßt sich die
[* 1]
Figur auch schwebend in dem Wasser
erhalten, d. h. so, daß sie weder steigt noch sinkt. Ist der
Schwanz seitlich gekrümmt, so macht die
[* 1]
Figur außerdem noch
drehende
Bewegungen, nach dem Princip des Segnerschen Reaktionsrades. ^[Abb: Cartesianischer Taucher]
(spr. kahrthidsch),Hauptstadt des County Jasper im südwestlichsten
Teile des nordamerik.
Staates Missouri, Knotenpunkt mehrerer
Bahnen, hat (1890) 7981 E., Holzhandel, Marmor- und Kalkgewinnung
sowie Wollfabrikation. Am fand hier ein siegreiches
Gefecht der Bundestruppen unter dem Obersten
Franz Sigl gegen
die
Konföderierten statt.
nova
(CarthagoSpartarĭa), s.Cartagena^[= # feste Seestadt (Ciudad) der span. Provinz Murcia und Handelsplatz an der Linie Albacete-C. ...] (in
Spanien).
[* 10]
Saflorrot, einer der wenigen natürlichen Farbstoffe, die ungebeizte
Baumwolle
[* 11] anfärben. Es besitzt die
Zusammensetzung C14H16O7 , ist in den Saflorblättern (von
CarthamustinctoriusL.) enthalten
und wird aus der Lösung in
Soda als dunkelrotes, nach dem
Trocknen metallglänzendes Pulver gefällt. Es löst sich in
Alkohol
undAlkalien mit schön roter
Farbe.
Mit Kalihydrat geschmolzen bildet es Paraoxybenzoesäure.
L., Pflanzengattung aus der Familie der
Kompositen
[* 12] (s. d.), mit gegen 20 vorzugsweise in den Mittelmeerländern
heimischen
Arten. Es sind distelartige Gewächse mit meist großen und schön blühenden
Köpfchen und gestachelten Hüllblättern.
Von dieser Gattung wird der echte Saflor oder die Färberdistel (Carthamus tinctoriusL., s.
Tafel:
Aggregaten
Ⅰ,
[* 1]
Fig. 2: a. Blütenköpfchen
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
vergrößert, b. einzelne Blüte),
[* 14] in Ostindien
[* 15] heimisch, in Ägypten,
[* 16] in den südl. Ländern Europas, auch im südwestl. Deutschland
[* 17] im großen als Färberpflanze, außerdem häufig als Zierpflanze angebaut. Er ist 0,6 bis 1 m hoch und besitzt einzelne,
am Ende der Zweige stehende, von einem Kranze grüner Hüllblätter umgebene, ziemlich große Blütenkörbchen
mit anfangs gelben, dann safranroten Blüten, kahle Stengel,
[* 18] eilanzettliche und dornig gezähnte Blätter.
Die röhrenförmigen, fünfspaltigen Blumen, welche getrocknet als Saflor oder Saflorblumen (FloresCarthami) im Handel sind,
enthalten einen roten, harzartigen Farbstoff (Saflorrot oder Carthamin, s. d.) in geringer und einen extraktivstoffartigen
Farbstoff (Saflorgelb) in bedeutender Menge, doch ist der Gehalt an diesen Farbstoffen je nach Boden und
Klima
[* 19] verschieden. Man braucht den Saflor gegenwärtig nur selten noch zum Rotfärben von Baumwolle und Seide,
[* 20] denn das Saflorgelb
ist zu unbeständig.
Auch das Rot ist nicht dauerhaft, aber besonders schön. Man kann damit in verschiedenen Nuancen vom Rosa bis Dunkelrot
färben. Der rote Farbstoff giebt auch die feinste rote Schminke, welche als Spanisches Rot (Rouge d'Espagne, Rouge végétal)
bekannt ist und auf flachen Porzellantellerchen oder auf Blättern ausgebreitet in den Handel kommt. Am meisten ist der pers.
Saflor geschätzt, darauf folgt der spanische und alexandrinische; die philippin., mexik., franz.,
deutschen und ungar. Sorten sind von geringerm Werte. Durch leichtere künstliche
Herstellung ähnlicher Farbstoffe, wie des Safranins u. a., ist die Kultur des Saflors sehr
in den Hintergrund gedrängt worden. Die Früchte, welche sehr bitter und ölig sind, waren früher, wie in Ostindien noch
jetzt, als Purgiermittel gebräuchlich und ihr Öl brauchte man gegen Rheumatismen und Lähmungen.
(spr. -ĭeh), Jacques, franz. Seefahrer, geb. 1491 in
St. Malo, erhielt von Franz Ⅰ. den Befehl über zwei Schiffe, welche St. Malo verließen, um die Fischgründe
von Neufundland zu untersuchen. Er passierte längs der Nordküste von Neufundland, ging durch die Belle-Islestraße,
nahm den ganzen Lorenzgolf auf und umsegelte fast ganz Neufundland. Man legte den neuentdeckten Gebieten den NamenNova Francia
bei. Im folgenden Jahre hatte er den St. Lorenzstrom zu erforschen und drang bis zu einem stark befestigten Dorfe, Hochelaga,
vor.
Der Berg über dem Orte wurde Mont Royal (jetzt Montreal)
[* 21] benannt. Mit der an dem damals noch unbekannten
Skorbut leidenden Mannschaft kehrte er nach einer harten Überwinterung 1536 nach Europa
[* 22] zurück. 1540 erhielt der Herr de
Roberval die Erlaubnis, auf eigene und des Königs Kosten eine Niederlassung in Canada zu gründen, und Cartier wurde 1541 mit drei
Schiffen zu diesem Zwecke ausgesandt. In der Nähe des jetzigen Quebec baute er das Fort Charlesbourg, untersuchte den Strom
mit Booten weiter aufwärts und überwinterte wieder; Cartier kehrte aber im Juni 1542 nach Frankreich zurück ohne Roberval. 1544 erhielt
Cartier dann den Auftrag, die überlebenden Kolonisten Robervals nach Europa zurückzuführen. Er starb –
Vgl. Michelant und Ramé, Relation originale du voyage de J. Cartier au Canada en 1534 (Par. 1867);
Marktstadt
in der engl. GrafschaftLancashire, 19 km im NNW. von Lancaster, hat (1891) 6319 E.,
eine Prioreikirche (gegründet 1188), das einzige klösterliche Gebäude der Grafschaft, das der Auflösung der Klöster entging.
(spr. -tusch), Louis Dominique, berüchtigter Gauner, geb. 1693 zu Paris,
[* 24] zeigte schon
früh großen Hang zum Diebstahl und trat schließlich an die Spitze einer zahlreichen Bande in und um Paris, bei der er sich
das unumschränkte Recht über Leben und Tod vorbehielt. Mehrere Jahre trieb er sein Wesen, bis er im Okt. 1721 in einer Schenke
ergriffen wurde. Auf der Folter nannte er keinen seiner Genossen; erst auf dem Richtplatze, als er sich
in der Hoffnung, daß seine Genossen ihn befreien würden, getäuscht sah, verriet er seine Mitschuldigen. Er wurde gerädert.
Noch während des Prozesses brachten ihn Legrand und Riccoboni auf die Bühne. Grandvals «Cartouche ou le vice
puni» (zuerst anonym, Par. 1723 u. ö.) ist ein sehr mittelmäßiges
Gedicht. –
Vgl. Histoire de la vie et du procès du fameux Cartouche (deutsch, Kopenh. 1767);
Desessarts, Procès fameux avant
et depuis la Révolution (Bd. 2, Par.
1790) und Der NeuePitaval, Bd. 13 (Lpz. 1848).
Trusts (spr. trößts), Gesellschaften, die in den Vereinigten Staaten
[* 25] von Amerika
[* 26] die Beschaffung von Betriebsmitteln
(s. d.) für neugegründete Eisenbahnunternehmungen übernehmen gegen sofortige
Barzahlung von einer bestimmten Summe und weitern monatlichen Raten, die sich gewöhnlich auf 5 Jahre erstrecken. Die monatlichen
Ratenzahlungen erfolgen meist in der Form von Schuldscheinen, die wegen ihrer hohen Verzinsung (6–7
Proz.) eine beliebte Kapitalsanlage bilden, zumal für die RatenzahlungenBankiers, welche gewöhnlich das Geschäft zwischen
den Car Trusts und den Eisenbahngesellschaften vermitteln, die Gewähr zu übernehmen pflegen. –
(spr. káhrtreit), Edmund, engl. Mechaniker und
Konstructeur, geb. zu Marnham in Nottinghamshire, erhielt eine
theol. Ausbildung in Oxford,
[* 28] bekleidete nacheinander mehrere geistliche Stellen, ließ sich später in London
[* 29] nieder und starb in
Hastings. Ihm verdankt das Maschinenwesen, namentlich die Textilindustrie, vielfache Verbesserungen. Die bedeutendste seiner
Erfindungen ist der nach ihm benannte mechan. Webstuhl.
[* 30] 1786 brachte er
eine leistungsfähige Webmaschine zu stande, die er in den J. 1787 und 1788 noch weiter vervollkommnete. 1787 gründete er in
Doncaster eine Weberei
[* 31] und arbeitete hier mit zwanzig seiner Kraftstühle, die er seit 1789 mit Dampf
[* 32] betrieb; doch ging die
Fabrik 1793 wieder ein. 1789 baute er eine Flachsbrechmaschine, 1790 eine Flachsschwingmaschine. Ferner
versuchte er, die Dampfkraft zur Fortbewegung von Wagen und Schiffen nutzbar zu machen. 1810 wurden die Verdienste C.s vom
engl. Parlament durch eine Prämie von 10000 Pfd. St. anerkannt.
(spr. káhrtreit), John, engl. Politiker, Bruder des vorigen, geb. 1740, trat früh in den Seedienst, verließ
ihn aber 1770 und begann
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
seine bedeutende Wirksamkeit als polit. Schriftsteller. Aufsehen erregte gleich die ersteSchrift «Letters on AmericanIndependence»
(1774); 1780 war er energisch für Parlamentsreform thätig, gründete die Gesellschaft für konstitutionelle Belehrung,
hielt Versammlungen ab und forderte als einer der ersten allgemeines Stimmrecht bei jährlichen Parlamenten. Von ihm rührte
die Petition in diesem Sinne her, die 1817 an das Unterhaus gerichtet wurde und 1700000 Unterschriften erhielt.
Wegen Teilnahme an einer Volksversammlung in Birmingham,
[* 34] nach dem Aufstande in Manchester,
[* 35] wurde er 1821 der Verschwörung schuldig
erklärt und zu einer Geldstrafe verurteilt. Er starb Cartwright war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller
und verfaßte gegen 30 meist polit. Flugschriften, deren Verzeichnis sich in dem «Life
and correspondence of Cartwright» (hg. von seiner Nichte, 2 Bde.,
Lond. 1826) findet.
(spr. káhrtreit),Thomas, einer der Begründer der puritanischen Kirche in England, geb. 1535 in Hertford,
war Professor am Trinity-College zu Cambridge, verlor seine Pfründe und mußte England verlassen, weil erChristus als das alleinige Haupt der Kirche und als ihre Ämter nur das der Presbyter zur Predigt und das der Diakonen zur Armenpflege
anerkennen wollte. Als er zurückkam und für seine Ansicht in Streitschriften auftrat, ward er noch mehrmals ausgewiesen und
gefangen gesetzt; er starb in Warwick.
Michael, Patriarch von Konstantinopel
[* 36] 1043–59, unter dem sich die längst vorbereitete Spaltung der griech.
und röm. Kirche vollzog. Cärularius beseitigte den in manchen Kirchen der Bulgarei bestehenden lat. Ritus und machte in einem Schreiben
an den Bischof von Trani in Apulien vom J. 1053 den Römern neben den alten Anklagen des Fastens am Sabbat,
des Essens von Ersticktem und der Auslassung des Halleluja während der Fasten vor allem den Vorwurf, daß sie beim Abendmahl
ungesäuertes Brot
[* 37] gebrauchten.
Infolgedessen sandte Papst Leo Ⅸ. eine Gesandtschaft nach Konstantinopel, welche die röm. Abweichungen zu rechtfertigen suchte
und Cärularius zur Verantwortung zog, weil er widerrechtlich Bischof geworden war und sich den Titel «ökumenischer Patriarch» beigelegt
hatte. Als Cärularius nicht nachgab, legten die Gesandten auf den Altar
[* 38] der Sophienkirche eine Bannbulle nieder, welche
den Patriarchen und die Einrichtungen seiner Kirche mit den ärgsten Ketzernamen belegte. Damit war der
Bruch vollzogen. Cärularius hielt sich in seiner Würde durch kaiserl. Gunst, bis
der Kaiser Isaak Komnenos ihn 1059 in die Verbannung schickte, wo er bald darauf starb. AußerBriefen sind von ihm Dekretalen
erhalten.
L., Kümmel, Pflanzengattung aus der Familie der Umbelliferen
[* 39] (s. d.), mit nur wenigen Arten
in der nördl. gemäßigten Zone. In Deutschland ist am häufigsten der Feld- oder Wiesenkümmel, auch Karve genannt, Carum carviL. (s. Tafel: Umbellifloren Ⅰ,
[* 33]
Fig. 2). Es ist eine auf Wiesen überall vorkommende zweijährige Pflanze mit doppeltgefiederten
Blättern und weißen oder rötlichen Blütendolden ohne Hüllblätter. Die graubraunen, eigentümlich gewürzhaft
riechenden und schmeckenden Früchte sind eins der bekanntesten Gewürze, aus ihnen wird das ätherische Kümmelöl (s. d.)
bereitet, das in der Branntweinindustrie ausgedehnte Verwendung findet. Es wird deshalb diese ^[] Pflanze auch an mehrern
Orten, z. B. bei Erfurt,
[* 40] Halle,
[* 41]
in mehrern Gegenden Frankens im großen angebaut. Die Früchte sind als FructusCarvi offizinell. Die Knollen
[* 42] der in Westdeutschland nicht seltenen Carum bulbocastanum K. werden hier und da gegessen, besonders
in der Walachei und Moldau.
Marcus Aurelius, röm. Kaiser, stammte aus der röm. Kolonie Narona in Dalmatien. Er war Gardepräfekt des Kaisers
Probus und schon bejahrt, als ihn die gegen Probus erbitterten Truppen in Rhätien und Noricum im Spätsommer 282 n. Chr.
zwangen, den Purpur zu nehmen und nach Illyrien gegen Probus zu marschieren, der jedoch inzwischen bereits
getötet worden war. Als Kaiser bestrafte Carus diesen Mord hart, schlug 283 an der Donau in blutiger Schlacht die Quaden und Jazygen,
überwand die Perser unter Vararanes Ⅱ. an der armenisch-mesopotam. Grenze und eroberte die pers.
Hauptstadt Ktesiphon. Als er aber wider den Wunsch der Armee tiefer in das pers. Reich eindrang, fand er plötzlich gegen Ende
Dez. 283 in seinem angeblich durch Blitzstrahl in Brand gesteckten Zelte den Tod.
Jul. Victor, Zoolog und Zootom, geb. zu Leipzig,
[* 45] wo er seit 1841 Medizin und Naturwissenschaften
studierte, wurde 1846 Assistenzarzt am Georgenhospital daselbst, wandte sich 1849 nach Würzburg,
[* 46] dann nach Freiburg
[* 47] i. Br. und nahm
im Herbst desselben Jahres die Stelle eines Konservators des vergleichend-anatom. Museums zu Oxford an. 1851 habilitierte
er sich in Leipzig, wo er 1853 die Professur der vergleichenden Anatomie und die Direktion der zootomischen
Sammlung erhielt.
Während der beiden Sommer 1873 und 1874 vertrat er den mit der Expedition des Challenger ausgesandten Professor Wyville Thomson
als Professor der Zoologie in Edinburgh. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: «Zur nähern Kenntnis des Generationswechsels»
(Lpz. 1849),
«Handbuch der Zoologie» (2 Bde.,
mit Ad. Gerstäcker, ebd. 1863–75),
«Prodromus faunae mediterraneae» (Bd. 1 u. 2, Stuttg. 1884–85). Mit Engelmann gab
er die «Bibliotheca zoologica» (2 Bde.,
Lpz. 1862) heraus. Die Ergebnisse seiner histor.-zoolog.
Studien sind in seiner «Geschichte der Zoologie» (12. Bd.
der «Geschichte der Wissenschaften», Münch. 1872) niedergelegt. Seit 1878 giebt Carus ein der Mitteilung der gleichzeitigen
Litteratur und Veröffentlichung kürzerer wissenschaftlicher Arbeiten gewidmetes Blatt,
[* 48] den «Zoologischen Anzeiger» (Leipzig)
heraus. Carus hat sich um die Verbreitung der Kenntnis von DarwinsArbeiten durch Übersetzung der meisten Schriften
desselben Verdienste erworben. Auch übersetzte er Lewes' «Physiologie des täglichen Lebens» (2 Bde., Lpz.
1860) und dessen «Aristoteles» (ebd. 1865).
Karl Gust., Arzt und Physiolog, geb zu Leipzig, studierte daselbst Medizin und habilitierte sich 1811 als
Privatdocent. Nachdem er im Kriege von 1813 die Direktion des franz.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
Hospitals zu Pfaffendorf bei Leipzig geführt, ging er 1814 als Professor der Entbindungskunst und Direktor der geburtshilflichen
Klinik an die neu organisierte mediz.-chirurg. Akademie nach Dresden.
[* 50] Hier wurde er 1827 unter Enthebung von seinem Lehramt
zum königl. Leibarzt ernannt. Auch erwählte ihn im Dez. 1802 die Kaiserlich Leopoldinisch-Karolinische Akademie zu
ihrem Präsidenten. Carus starb zu Dresden. Er trat mit Entschiedenheit dafür ein, daß die Geburtshilfe und die Gynäkologie
zusammen gehören und im klinischen Unterrichte nicht voneinander geschieden werden dürfen.
Seine Fachschriften zeichnen sich durch Gründlichkeit und methodische Forschung aus, stehen aber unter dem Einfluß der
Schellingschen Naturphilosophie. Dahin gehören: «Lehrbuch der Zootomie» (mit 20 von ihm selbst radierten
Kupfertafeln, Lpz. 1818: 2. Aufl. 1834),
«Lehrbuch der Gynäkologie» (2 Bde., ebd. 1820; 3. Aufl.
1838),
«Erläuterungstafeln zur vergleichenden Anatomie» (zum Teil mit Otto, 9 Hefte, ebd. 1826–55; lateinisch von Thienemann,
ebd. 1828–55),
«Von den äußern Lebensbedingungen der weiß- und kaltblütigen Thiere»
(ebd. 1824) und «Über den Blutkreislauf
[* 51] der Insekten»
[* 52] (1827),
«Erfahrungsresultate aus ärztlichen Studien und ärztlichem Wirken»
(ebd. 1859). Hervorzuheben sind außerdem die «Vorlesungen über Psychologie» (ebd. 1831),
«Briefe über
Landschaftsmalerei» (ebd. 1831; 2 Aufl. 1835),
«Denkschrift zum 100jährigen
Geburtstagsfeste Goethes. Über ungleiche Befähigung der verschiedenen Menschheitsstämme für höhere geistige Entwicklung»
(Lpz. 1849),
«Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten»
(4 Bde., Lpz.
1865–66). Carus war auch Künstler und hat sich namentlich auf dem Gebiete der Landschaftsmalerei als solcher bewährt.
Eine biogr. Charakteristik von Carus enthält «Unsere Zeit» (Neue Folge, Jahrg. 1869, Ⅱ).
Domenico, Baron, ital. Historiker und Staatsmann, geb. in Cumiana bei
Turin,
[* 56] studierte die Rechte, trat 1849 ins Ministerium des Auswärtigen und gab «Il Piemonte come potenza italiana nel sistema
politico d'Europa», 1852 «Dei principii del governo libero» (neue
Aufl. 1861) heraus. Anfang 1859 von Cavour in die Direktion desselben Ministeriums berufen, ward er nach dem Frieden Generalsekretär, 1860 und
öfter ins Parlament gewählt,
^[] 1862 Ministerresident im Haag,
[* 57] 1869 Staatsrat. Von seinen spätern
Arbeiten sind zu erwähnen: «Storia del regno di Vittorio Amedeo Ⅱ» (Tur. 1856),
«Storia del regno di Carlo Emanuele Ⅲ»
(ebd. 1859),
«Storia della diplomazia della casa di Savoia» (4 Bde., ebd. 1875–80),
«Il conte Umberto Ⅰ
ed il re Ardoino» (Rom
[* 58] 1884).
oder Cymophenol, ein in einigen ätherischen Ölen (Origanumöl und Pfefferkrautöl) vorkommender phenolartiger
Körper, isomer mit dem Thymol und dem Carvol.
Unterhalb des Gefrierpunktes fest, siedet es bei 237°.
(spr. -wálju), Jozé da Silva, portug. Staatsmann,
geb. in der ProvinzBeira, studierte zu Coimbra seit 1800 Rechtswissenschaft, ward aber wegen freiheitlicher Gesinnungen
von Polizei und Inquisition verfolgt und gelangte erst 1810 zu einer Anstellung als Richter. In seiner spätern
Stellung, seit 1814, als Juiz dos orphãos (Richter, der für Waisenkinder sorgt) sowie als Berichterstatter bei den Kriegsgerichten
der Provinz begann Carvalho seine polit.
Laufbahn. Er gehörte zu der im Dez. 1817 gestifteten Verschwörung, die im Aug. 1820 in die Revolution von Oporto
[* 59] ausschlug,
ward Mitglied der 24. Aug. proklamierten Provisorischen Regierung und von den 1821 versammelten Cortes in
die bis zur Ankunft des Königs Johann Ⅵ. bestellte Regentschaft berufen. Der König erhob ihn (1821) zum Justizminister,
welche Stelle er bis zur Gegenrevolution von 1823 bekleidete. Der Sieg der absolutistischen Partei zwang ihn zur Auswanderung
nach England.
Nach Johanns Ⅵ. Tode und der Erteilung der konstitutionellen CharteDom Pedros kehrte er nach Portugal zurück,
wo er jedoch ohne Anstellung blieb. Die Vernichtung dieser Verfassung und die UsurpationDomMiguels nötigte ihn abermals zur
Flucht nach England, wo er für die Expedition gegen DomMiguel die größte Thätigkeit entwickelte. Er folgte
dann dem Kaiser auf die Azoren und wurde kurz nach der Landung in Portugal Direktor der Civilverwaltung bei der Armee und Präsident
des Tribunals der Justiz und des Krieges. Im Dez. 1832 übernahm er unter den schwierigsten Verhältnissen das Finanzministerium
und wirkte für die entscheidende Expedition nach Algarve.
Als endlich Lissabon
[* 60] den Pedristen seine Thore geöffnet hatte, blieb Carvalho Finanzminister und erwarb sich
als solcher so wesentliche Verdienste, daß man ihn, als er gegen Ende 1835 durch Intriguen verdrängt worden, schon nach
wenigen Monaten wieder ins Finanzministerium berufen mußte. Die Revolution vom zu Gunsten der Verfassung von 1820 und
zur Vernichtung der CharteDom Pedros vertrieb ihn von allen seinen Ämtern. Als eifriger Chartist nahm er teil an der mißglückten
Gegenrevolution vom und mußte noch einmal in England ein Exil suchen, bis ihm die Amnestie die Rückkehr gestattete.
Bei der
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
Herstellung der Pedristischen Charte durch die Empörung zu Oporto war auch Carvalho beteiligt, trat dann wieder in den Staatsrat
und starb
(spr. -wálju), Karoline, genannt Felix Miolan, franz.
Sängerin, geb. Gattin des Operndirektors Léon Carvalho, war seit 1850 die berühmteste Vertreterin lyrischer Sopranpartien
in der franz. Oper.
Jonathan, engl. Reisender, geb. 1732 zu Stillwater in Connecticut, trat 1750 in die brit. Armee und befehligte
seit 1757 im franz. Kriege mit Ruhm eine Compagnie von Provinzialen in der Expedition gegen Canada. 1706 unternahm er eine Forschungsreise
nach dem obern Mississippi und von da nach dem Obern See. Nachdem er einige Monate lang den Nord- und
Ostrand desselben und seine Baien und Flüsse
[* 62] erforscht hatte, kehrte er zurück. Er hatte an 11000 km zurückgelegt. Bald nach
seiner Ankunft in Boston
[* 63] im Okt. 1768 begab er sich nach England, um die von ihm gemachten Entdeckungen mitzuteilen.
Aber seine Leistungen fanden keine Anerkennung. 1778 wurden seine Reisen («Travels through the interior parts of North-America
in the years 1766–68», Lond. 1778 u. ö.; deutsch, Hamb.
1780) publiziert. Doch geriet er in Armut und starb
(spr. -wäng), Hauptort des Kantons Carvin (90,60 qkm, 10 Gemeinden, 32770 E.)
im ArrondissementBéthune des franz. Depart. Pas-de-Calais, 30 km südöstlich von Béthune, an der Linie Henin-Liétard-Don-Sainghin
der Franz.
Nordbahn und an einer Industriebahn (7 km), hat (1891) 6805, als Gemeinde 8000 E., Post, Telegraph;
[* 64]
Steinkohlenbergbau,
Eisengießerei,
[* 65] Zuckerfabrikation, Brennerei, Flachsspinnerei und Tüllfabrikation.
der wesentliche Bestandteil des Kümmelöls, eine ketonartige Verbindung, bildet ein bei
225° siedendes Öl von der Formel C10H14O , das sich beim Destillieren über Ätzkali in das isomere
Carvakrol verwandelt;
(spr. kähri),Alice, nordamerik. Dichterin, geb. in Miamithal bei Cincinnati (Ohio), gest. in
Neuyork,
[* 66] lebte seit 1852 mit ihrer Schwester Phöbe (geb. gest. in Newport, Rhode-Island)
in Neuyork, wo sie ihr Haus zum Sammelplatz der Künstler und Schriftsteller der Stadt machten. 1850 erschienen: «Poems of
Alice and Phoebe Cary» (Philad.). Am bekanntesten sind von AliceC.s Werken eine Reihe von Erzählungen: «Clovernook
or recollections of our neighbourhood in the West» (1851–53),
ferner «Hagar, a story of today» (1852),
«The Clovernook
Children» (1854). Von ihren Gedichten sind zu nennen: «Lyric and other poems» (1853),
«Pictures of country life» (1859),
«Ballads, lyrics and hymns» (1866),
«Snowberries» (1867). Phöbe Cary schrieb: «Poems of faith, hope and
love» (1869). –
Vgl. Ames, Memorial of Alice and Phoebe Cary (Neuyork 1873).
Nutt., Pflanzengattung aus der Familie der Juglandaceen (s. d.), mit gegen 10 Arten, sämtlich in Nordamerika,
[* 67] zum Teil auch dort angebaut. ^[] Es sind große, stattliche, reich
belaubte, großblätterige Bäume mit
einhäusigen Blüten; die männlichen besitzen vier Staubgefäße
[* 68] und stehen in Kätzchen, die weiblichen stehen einzeln und
haben ein vierteiliges Perigon mit unterständigem Fruchtknoten. Es entwickelt sich wie bei den Walnußbäumen (s. Nußbaum)
eine Steinfrucht mit ungenießbarer fleischiger Außenhülle.
Das Innere der Frucht ist eßbar und sehr wohlschmeckend. Namentlich sind die Nüsse von Carya olivaeformis
Nutt. wegen ihres Geschmacks und reichen Gehalts an fettem Öl in Amerika sehr geschätzt: Hickory- oder Pekannüsse (Pekan-nuts);
Ebenso werden die Früchte von Carya alba Michx. und Carya sulcata
Nutt. gegessen und zur Bereitung
von Öl verwendet. Einige Arten, wie Carya alba, Carya amara Michx., Carya tomentosa
Nutt., die das Klima in Mitteleuropa vertragen, findet man häufig in Deutschland zur Zierde von Parks. Das Holz der
[* 69] Carya-Arten,
besonders das von Carya alba, findet wegen seiner Dauerhaftigkeit und Härte Verwendung in der Möbeltischlerei als
Hickoryholz.
Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Centrospermen
[* 70] (s. d.),
mit gegen 800 vorzugsweise in der nördl. gemäßigten Zone bis in die arktischen Gegenden und die höchsten Regionen der Alpen
[* 71] verbreiteten Arten. In der südl. gemäßigten Zone und in den Tropen finden sich nur sehr wenige Arten.
Sie sind meist Kräuter, haben knotige Halme, gegenständige, unzerteilte, schmale, bei der Mehrzahl grasähnliche Blätter
und trugdoldig, seltener traubig angeordnete oder einzeln stehende, regelmäßig geformte Blüten mit mehrblätteriger Blumenkrone
und oberständigem, freiem Fruchtknoten, aus dem sich in der Regel eine mit Klappen aufspringende, einfächerige,
seltener unvollkommen mehrfächerige, meist vielsamige Kapsel, selten eine Beere entwickelt.
nennt man eine kampferähnliche geruchlose Verbindung von der Zusammensetzung C20H30O2 ,
die über 300° schmilzt und aus den Gewürznelken (s. d.) gewonnen wird.
L., Pflanzengattung aus der Familie der Palmen
[* 72] (s. d.), etwa 12 ArtenOstindiens mit mächtigen,
doppelt gefiederten Blättern und kirschgroßen Beerenfrüchten. Die bekannteste Art ist die sog. Brennpalme, Caryota urensL.,
etwa 15 m hoch mit 5–6 m langen Blättern. Das rote Fruchtfleisch verursacht beim Kauen ein starkes Brennen im Munde. Die
jungen Knospen
[* 73] werden als Palmkohl gegessen, aus dem Safte des Stammes gewinnt man Palmwein und Zucker.
Die Fasern kommen unter dem Namen Kitul- oder Siamfaser in den Handel und bilden ein grobes, schwärzliches Material zu Bürsten.
Unter Julius Ⅲ. lebte er als Privatmann in Venedig und Treviso. Durch Papst Paul Ⅳ. ward Casa Staatssekretär;
er starb zu Rom. Am bekanntesten machte ihn «Il Galateo, overo de' costumi» (1558
u.ö.; neue Ausg. Mail. 1892),
eine Art Komplimentier- und Sittenbuch in Form der Unterweisung eines Erziehers an seinen
Zögling; es fand solchen Beifall, daß bis heute in Italien
[* 78] Galateo «Anstandslehre» bedeutet, obgleich
das BuchC.s wenig mehr gelesen wird. Die beste Ausgabe seiner Werke veranstaltete Forcellini (3 Bde., Vened. 1752).
Ausgaben der «Opere» erschienen Florenz 1707 (mit «Vita delCasa» von Casotti) und Mailand
[* 79] 1806 (4
Bde.).
Hauptstadt des Kreises Casale-Monferrato (154433 E.) in der ital.
ProvinzAlexandria und bedeutende Festung,
[* 85] in üppiger Ebene, in 115 m Höhe rechts des Po, an den Linien Chivasso-Casale-Monferrato, Mortara-Asti-Castagnole
und Vercelli-Valenza des Mittelmeernetzes, ist Sitz eines Bischofs, eines Festungs- und Artillerie-Lokalkommandos, hat (1881)
18573, als Gemeinde 28711 E., in Garnison die 7. bis 12., 16. bis 18. Sappeur- und die 2 Traincompagnien
des 2. Genieregiments, Trambahnverbindung nach Alessandria, Vercelli und Montemagno, sehr bedeutende Seidenindustrie, Gymnasium,
technisches Institut, geistliches Seminar, 9 Kirchen, darunter eine 1107 vollendete, reich ausgestattete roman. Kathedrale,
Klöster, ein Theater
[* 86] und mehrere Paläste, sowie Festungswerke, die, im 15. Jahrh. begonnen, von Vincent
Graf Montferrat durch eine ziemlich gut erhaltene Citadelle verstärkt wurden. – Casale-Monferrato wurde auf
der Stätte des röm. Bodincomagus, von dem noch Reste, darunter die TabulaIsiaca (jetzt in Turin), erhalten sind, von Liutprand 730 gegründet,
wurde unter Otto Ⅲ. Hauptort des gleichnamigen Marchesats, erlangte unter Friedrich Ⅰ. die Reichsunmittelbarkeit,
wurde 1215 von den lombard. Städten völlig zerstört und ging im 13. Jahrh. in den Besitz der Markgrafen von
Montferrat über,
die 1431 die savoyische Lehnshoheit für Casale-Monferrato anerkannten. 1559 kam Casale-Monferrato an die Herzöge von Mantua.
[* 87] Im 17. Jahrh. mehrfach von
den Spaniern belagert und 1652 erobert, fiel es an Savoyen, wurde 1681 an Frankreich verkauft, 1695 von
den Alliierten erobert und größtenteils geschleift. Von Ludwig ⅩⅣ. wiederum befestigt, kam es 1703 an Savoyen zurück
und spielte als wichtiger Übergangspunkt über den Po auch in den Revolutionskriegen mehrfach eine Rolle.
ein Farbstoff, der durch Glühen von 1 Teil saurem chromsaurem Kalium und 3 TeilenGips
[* 89] und Auskochen der
geglühten Masse mit verdünnter Salzsäure erhalten wird.
(spr. -madschohre), Hauptstadt des Kreises Casalmaggiore (42181 E.)
in der ital. ProvinzCremona, am linken Ufer des oft übertretenden Po und an den Linien Piadena-Casalmaggiore-Parma des AdriatischenNetzes,
hat (1881) 3695, als Gemeinde 15648 E., große und schöne Kirchen, darunter die KathedraleSan Stefano, ein
Theater, Gymnasium, öffentliche Bibliothek;
L., Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen
[* 92] (s. d.), Abteilung der Cäsalpiniaceen, mit gegen 40 tropischen
Arten. Es sind Bäume oder kletternde Sträucher mit doppelt gefiederten Blättern, traubig oder rispig angeordneten Blüten und
schwammigen oder holzigen Gliederhülsen, welche sich durch gefärbtes und zum Färben verwendbares Holz
auszeichnen.
Caesalpinia brasiliensisSw. und Caesalpinia echinataLamk. (s. Tafel: Leguminosen II,
[* 74]
Fig. 5), beide in Südamerika,
[* 93] liefern das
Brasilien-, Fernambuk- oder Rotholz (s. d.), Caesalpinia sappanL.
(Hinterindien)
[* 94] das Sappanholz und Caesalpinia coriaria Willd.
in Westindien
[* 95] die als Dividivi oder Libidibi zum Gerben des Leders verwendeten Früchte, die auch in den
europ. Handel kommen.
oder Casamanza, Fluß Westafrikas in Senegambien (s. d.), entspringt vermutlich an den westl.
Vorbergen von Futa-Dschalon und mündet nach einem dem Gambia ziemlich parallelen Laufe unter 12°35' nördl.
Br., 90 km südlich vom Gambia, in den Atlantischen Ocean. Ausgedehnte Sandbänke gewähren nur Schiffen von weniger als 4 m
Tiefgang sichere Einfahrt; aber innerhalb der Barre findet man weiter aufwärts 10–15 m Tiefe, und bis nach Sedhiu, 175 km
von der Mündung, hinauf können noch Fahrzeuge mit 2 m Tiefgang gelangen; die Flut macht sich bis Zighinchor 75 km
aufwärts bemerkbar.
Von NO. fließt ihm der Sungrugu zu. Der Unterlauf zeigt ein unentwirrbares Netz von Wasserzügen, überall von Manglesumpf
und Sandbänken begleitet und die Luft verpestend. Die Portugiesen waren hier seit dem 16. Jahrh.
ansässig. 1828 und 1836/37 besetzten die Franzosen mehrere Inseln und dehnten stromauf ihre Herrschaft
bis in die Landschaften von Firdu und Khabu aus. Hauptort und Residenz des Kommandanten über die sämtlichen zum 4. Arrondissement
der KolonieArtikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
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