besonders das Haus Habsburg und der
Vatikan
[* 2] sich für die
Dauer der Regentschaft der Königin Maria Christina interessieren,
so erscheint die Sache Carlos, Don C. Maria de los Dolores Juan Isidoro José Franc' gegenwärtig als ganz aussichtslos,
obgleich er sowohl im Mai 1886 wie auch 1888 und 1889 gegen die bestehende Regierung
Manifeste erließ. Die klerikalen
Ultras
in
Spanien
[* 3] haben sogar auf den
Namen Karlisten verzichtet und nennen sich «Integristas».
Kinder seiner
Ehe
mit Margareta von Parma
[* 4] sind vier Prinzessinnen und der Infant Jayme, geb. Carlos, Don C. Maria de los Dolores Juan Isidoro José Franc vermählte
sich in weiter
Ehe April 1894 mit der Prinzessin Maria
Bertha von Rohan.
1)
Grafschaft in der irischen
Provinz Leinster, wird begrenzt im O. und SO. von den
Grafschaften Wicklow und Wexford, im
SW.
und W. von
Kilkenny, im N. von
Queen's County und Kildare, hat 895 qkm, (1891) 40899 E.,
d. i. 46 auf 1 qkm, gegen 46508 im
J. 1881 und 86226 im J. 1841.
Das Klima ist gut, der
Boden vorzugsweise Ackerland; nur im SO. erheben sich die granitischen
Leinsterberge 795 m und die Blackstairberge 734 m hoch. Bewässert wird Carlow von
Barrow und Slaney.
Ackerbau und Viehzucht
[* 5] sind
die Haupterwerbszweige; auch finden sich
Eisen- und andere
Erze.
Fabriken sind nicht vorhanden. Carlow sendet einen
Abgeordneten ins Parlament. – 2) Hauptstadt der
Grafschaft Carlow, 90 km im SSW.
von Dublin,
[* 6] an der Eisenbahn
Kildare-Waterford und beim Zusammenfluß des
Burren mit dem
Barrow, welcher der Stadt ihre Wichtigkeit
verleiht, in 49 m Höhe, Sitz eines
Bischofs, hat (1891) 6619 E., eine Schloßruine aus dem 12. Jahrh.,
Zuchthaus,
Kaserne, kath.
Kathedrale, ein Mönchs- und ein Nonnenkloster, kath. Priesterseminar,
Krankenhaus
[* 7] und eine
Irrenanstalt.
Es bestehen Kornmühlen, Malzdarren,
Brauerei undBrennerei sowie Ausfuhr von
Butter und Getreide.
[* 8]
altes Adelsgeschlecht, dessen Ursprung nicht nachweisbar ist. Der verwandtschaftliche Zusammenhang mit
dem erloschenen ungar. Geschlechte, das von den
Herzögen von
Durazzo, den
AbkömmlingenLudwigs Ⅲ. von
Frankreich entstammte und sich nach dem von
Karl, Prinz von
Durazzo in
Slawonien gegründeten Karlowitz benannte, ist historisch
nicht erwiesen. Urkundlich kommt das Geschlecht zuerst im 14. Jahrh. in der Markgrafschaft
Meißen
[* 9] vor, zu welcher Zeit die beiden Linien Zuschendorf und Borthen daselbst bestanden.
Erstere ist 1759 erloschen und ihr gehörten an:
Nikolaus von Carlowitz, der, 1550 zum
Bischof von Meißen gewählt, ein eifriger
Gegner der
Reformation war, und dessen Neffe
Hans von Carlowitz, der 1558 die letzte, unter dem
Namen «der Saukrieg» bekannte,
Fehde in
Sachsen
[* 10] führte. Zur Linie Borthen gehörten
Georg (1471–1550) und sein Neffe
Christoph von Carlowitz (1507–78),
die als vertraute und einflußreiche
Räte der
Herzögebez. nachherigen Kurfürsten
Georgs des Bärtigen,
Heinrichs des Frommen,
Moritz' und
Augusts von
Sachsen eine hervorragende polit.
Rolle gespielt haben. (Vgl. von Langenn,
Christoph von Carlowitz. Eine
Darstellung aus dem 16. Jahrh., Lpz. 1854.)
Ferner
Georg von Carlowitz (1544–1619), kurfürstlich sächs. Landjägermeister, der
Stammvater sämtlicher jetzt noch blühenden Zweige des Geschlechts. Unter seinen beiden
Söhnen,
Rudolf Wilhelm (1575–1636)
und
HansGeorg (1586–1643) teilte sich die Borthener Linie ^[] in die Hauptlinien Kraischa
und Rabenstein. die beide in
mehrern Zweigen noch jetzt blühen. Ein Geschlechtsverein besteht seit 1841, und ein reichhaltiges Familienarchiv ist in
Dresden
[* 11] vorhanden. Eine Geschichte des Geschlechts schrieb Osw.Rud.
Albert von, Staatsmann, geb. zu
Freiberg
[* 12] in
Sachsen, wo sein
VaterHansGeorg von Carlowitz (s. d.) damals
Amtshauptmann war, studierte seit 1820 in
Leipzig
[* 13] Rechtswissenschaften und trat 1824 in den
Staatsdienst. 1830 zum
Kondirektor der allgemeinen Ritterschaft gewählt, vertrat er bei
Beratung der neuen
Verfassung und den Verhandlungen über
das Ablösungswerk die Interessen der
Aristokratie und ging dann 1831 als Regierungsrat in gothaischen
Staatsdienst über,
nahm aber schon 1834 seinen
Abschied; 1836–37 war er Regierungsrat bei der Kreisdirektion zu
Zwickau.
[* 14]
In der Ersten Kammer saß er als
Vertreter des Hauses Schönburg auf allen Landtagen bis zu dem von 1842–43; später ward
er vom König zum erblichen Mitglied der Kammer ernannt, wo er der anerkannte Führer der aristokratisch-konservativen Partei
war. 1842 ward Carlowitz Vicepräsident, 1845 Präsident der Kammer, 1846 Justizminister. Im März 1848 wurde er vom
König mit außerordentlichen
Vollmachten nach
Leipzig entsandt, wo eine gegen das Ministerium und sein
System gerichtete lebhafte
Bewegung sich kundgab.
Der unbefangenen Berichterstattung Carlowitz' an den König über die Stimmung in
Leipzig schrieb man es zu,
daß der König das alte Ministerium entließ und an dessen
Stelle ein liberales berief. Auf dem Landtage 1849/50 griff Carlowitz als
Mitglied der Ersten Kammer das Ministerium
Beust wegen seiner Haltung in der
Deutschen Frage, besonders seiner Lossagung von
dem Dreikönigsbündnis, auf das entschiedenste an, konnte aber einen seinen
Ansichten entsprechenden
Beschluß der Kammer nicht erzielen.
Bald darauf ward er von König
Friedrich Wilhelm Ⅳ. von
Preußen
[* 15] zu einem der
Kommissare des Verwaltungsrats der preuß.-deutschen
Union beim Parlament zu
Erfurt
[* 16] ernannt. Nach dessen
Schluß zog er sich auf seine
Güter zurück, ward aber in seiner neuenHeimat
(dem
Kreise
[* 17]
Görlitz)
[* 18] wiederholt in das preuß. Abgeordnetenhaus gewählt, wo er sich zu der sog.
altliberalen Partei hielt und namentlich in der Konfliktzeit das Verhalten des Ministeriums mehrfach bekämpfte. Auf dem
ersten (konstituierenden)
Reichstage des Norddeutschen
Bundes war Carlowitz
Vertreter des Wahlkreises Lauban-Görlitz; er stimmte für
die
Verfassung. Carlowitz starb in Kötzschenbroda bei
Dresden. Carlowitz hat sich auch als poet. Bearbeiter
der «Ilias» (2 Bde.,
Lpz. 1844) bekannt gemacht.
HansGeorg von, geb. zu
Großhartmannsdorf bei
Freiberg, trat in den diplomat. Dienst seines Heimatsstaates
ein und war seit 1821 königlich sächs. Bundestagsgesandter in
Frankfurt
[* 19] a. M. Als solcher leitete er 1828 erst
in Oberschöna, dann in
Cassel die Verhandlungen über die Gründung des Mitteldeutschen Handelsvereins, der sich aber bald
als eine gänzlich haltlose Schöpfung erwies. Auch die Bemühungen Carlowitz', im
Auftrage seiner Regierung den Streit zwischen
dem
HerzogKarl vonBraunschweig
[* 20] und
Georg Ⅳ. von England-Hannover zu schlichten, blieben vergeblich. Bei
der Umgestaltung der sächs.
Verfassung 1831 trat Carlowitz in das erste konstitutionelle Ministerium als
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
Minister ohne Portefeuille ein und übernahm 1836 das Kultusministerium. Er starb
HansKarl von, Berg- und Forstmann, geb. zu Oberrabenstein im sächs.
Erzgebirge, studierte zu Jena,
[* 22] Leiden
[* 23] und Utrecht
[* 24] Naturwissenschaften und machte ausgedehnte Reisen in Europa,
[* 25] wurde 1672 Amtshauptmann
zu Wolkenstein, 1677 Viceberghauptmann und 1711 Oberberghauptmann in Sachsen. Als solcher nahm er auch
großes Interesse an den forstlichen Zuständen Sachsens und schrieb: «Sylvicultura oeconomica, oder hauswirtliche Nachricht
und naturgemäße Anweisung zur wilden Baumzucht» (Lpz. 1713; in 2. Aufl.
hg. 1732 von J. Carlowitz von Rohr). Dasselbe ist eins der ältesten Bücher über den Waldbau. Carlowitz starb in
Freiberg.
2 Hohlglashütten
mit Gasbetrieb, je eine Tafelglashütte, Glasschleiferei, Metronom- und Harmonikafabrik, im Wilzschgrunde Pappenfabriken,
Holzschleifereien und Sägemühlen.
Der Ort wurde 1678 von Schnorr von Carolsfeld gegründet.
Stadt im Kreis
[* 26] Hofgeismar des preuß. Reg.-Bez. Cassel reizend gelegen, am Einfluß der Diemel in die Weser
und an der Linie Soest-Nordhausen und der Nebenlinie Hümme-Carlshafen (16,5 km) der Preuß. Staatsbahnen
[* 27] (2 Bahnhöfe),
[* 28] regelmäßig
und gut gebaut, wird von einem Kanal
[* 29] durchschnitten und hat (1890) 1653 E. (890 Reformierte, 700 Lutherische, 63 Katholiken, 31 Israeliten),
Post, Telegraph,
[* 30] Amtsgericht (Landgericht Cassel), Oberförsterei, Steuer- undAichamt, ein königl. Invalidenhaus (9 Offiziere, 4 Feldwebel
und 6 Gemeine nebst Familien) mit Kirche, einen Hafen zur Überwinterung der Schiffe
[* 31] mit Schleuse nach
der Weser, eine neue (1891) steinerne Brücke
[* 32] über die Diemel, eine Drahtseilfähre über die Weser, mehrere große Lagerhäuser,
eine (Stadt- und Fortbildungsschule. Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Cigarren (5 Fabriken), Rauch-, Kau- und
Schnupftabak, Thonwaren,
[* 33] Holzabsätzen, Schmirgel und Liqueur (3 Fabriken).
In der Umgegend bestehen Basaltsteinbrüche, eine Schleifmühle für Trottoirplatten und eine Kunstmühle.
Die Schiffahrt liegt hauptsächlich in den Händen der Bremer Schleppschiffahrtsgesellschaft und verfrachtet Steinfabrikate,
Thonwaren und Holz,
[* 34] thalwärts Tabak,
[* 35] Getreide und Jute.
[* 36] 1890 kamen an 540 Schiffe mit etwa 4000 t und gingen ab 420 mit 13000 t.
Im Sommer steht Carlshafen mit Hameln
[* 37] und Münden durch Dampfschiffahrt in Verbindung. Die an freier Kohlensäure
reiche Kochsalzquelle wird zum Baden
[* 38] und Trinken benutzt gegen Gicht, Skrofulose und Hautkrankheiten;
[* 39] das Badehaus mit Kurgarten
entspricht den Anforderungen der neuesten Badetechnik.
Unweit Carlshafen ist die gut erhaltene Ruine der Kruckenburg; an der Weser die hess.
und hannov. Klippen
[* 40] mit schöner Aussicht. – Carlshafen, anfangs Sieburg genannt, wurde 1699 bei
dem ehemaligen Orte Syburg vom Landgrafen Karl, nachdem Münden an Hannover
[* 41] gefallen, erbaut, um Hessen
[* 42] einen neuen Weserhafen
zu verschaffen, und mit franz. Reformierten bevölkert. Um der einheimischen Industrie und dem Bergbau
[* 43] Absatz zu verschaffen,
wurde 1771 die Carlshafener Handelsgesellschaft gestiftet und privilegiert. ^[]
Diese Stelle bekleidete er bis 1870 und von neuem 1875–80. Auf allen Reichstagen 1850–63 war er als Abgeordneter der Universität
und 1865 der Akademie der Wissenschaften thätig sowie auch seit 1873 als Mitglied der ersten Kammer in der
neuen Repräsentation. Carlson ward 1858 zum Mitgliede der Akademie der Wissenschaften erwählt und 1859 auch in die SchwedischeAkademie aufgenommen. Er starb in Stockholm. Unter C.s zahlreichen histor. Schriften ist als sein Hauptwerk
hervorzuheben die in Bezug auf Forschung wie Darstellung gleich verdienstliche «Geschichte Schwedens», welche (als 4.–6. Bd.,
Gotha
[* 50] 1855–87) die Fortsetzung von Geijers Werke in Heeren und Ukerts «Geschichte der europ. Staaten» bildet und u. d. T.
«Sveriges historia under konungarne af Pfalziska huset» (Bd.
1–7, Stockh. 1855–85) auch in schwed. Bearbeitung erschien.
Außerdem verdient noch «Om fredsunderhandlingarne åren 1709–18» (Stockh.
1857), eine schwed. Übersetzung seines ursprünglich in lat. Sprache
[* 51] geschriebenen Professorspecimens, Erwähnung.
(spr. -luck), Stadt in der schott.
GrafschaftLanark, 9 km im NW. von Lanark, rechts vom Clyde, hat (1891) 4096, als Gemeinde 8058 E., Baumwollspinnerei, Eisen-
und Kohlengruben.
(spr. -leil),Thomas, engl. Schriftsteller, geb. in dem Dorfe Ecclefechan
in Dumfries in Schottland, wurde von seinen Eltern, wohlhabenden Landleuten, für die Kirche bestimmt,
ward aber auf der Universität zu Edinburgh weder durch das Studium der Theologie noch das der Rechte befriedigt. Er wurde Lehrer
der Mathematik in Kirkcaldy und beschäftigte sich mit deutscher Sprache und Litteratur. Jahrelang war nun sein Hauptbemühen,
durch Übersetzungen und kritische Arbeiten den Briten die Geistesschätze Deutschlands
[* 53] zugänglich zu machen.
Dahin gehören: «William Meister's apprenticeship» (3 Bde., Edinb.
1824; neue Ausg., Lond. 1874 u. 1890),
«Life of Fr. Schiller» (Lond. 1825; neue Ausg., ebd. 1874; deutsch, Frankf.
1830) und «Specimens of German romance» (4 Bde., Edinb.
1827), eine Auswahl aus Goethe, Tieck, Jean Paul, Fouqué, Musäus, Hoffmann u. a.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
Die Huldigung der 19 engl. Goethophilen (darunter W. Scott und der nachherige GrafEllesmere), 1831 in einer Adresse und einem
sinnigen Gedicht an Goethe dargebracht, war von Carlyle veranlaßt, der mit Goethe in persönliche Beziehung trat. Bis 1834 lebte
er teils in Edinburgh, teils auf dem Landgute Craigenputtock in Dumfries, als Mitarbeiter an «FrasersMagazine», der «Edinburgh Review» und der «Foreign
Review» thätig, die er besonders durch geistvolle Arbeiten über die deutsche Litteratur bereicherte; dann siedelte er nach
London
[* 55] über, wo er seitdem wohnte. Mit Ausnahme der Amtsführung als Rektor der Universität Edinburgh, zu welchem Ehrenposten
ihn die Studenten für 1866–67 wählten, bekleidete Carlyle nie eine öffentliche Stellung. Während des Krieges
von 1870 und 1871 nahm er eifrig für Deutschland Partei, während des Russisch-Türkischen für die Befreiung der Balkanstaaten.
Er starb in London; die Leiche wurde in C.s Geburtsort beigesetzt.
Von Originalarbeiten begründete seinen Ruf «The French Revolution»
(3 Bde., Lond. 1837 u. ö.;
deutsch von Feddersen, 3 Bde., Lpz.
1844; 2. umgearbeitete Aufl. von Erman, ebd. 1889), ein durch Großartigkeit der Behandlung und poet. Schwung der Sprache ausgezeichnetes
Werk. Die Kämpfe seiner innern Entwicklung und seine philos. Weltanschauung legte Carlyle in dem 1831 geschriebenen, aber erst 1834 als
Buch veröffentlichten «Sartor resartus» (deutsch von Fischer, Lpz.
1882) nieder, das durch eigentümliche, ans Barocke streifende Schreibart wie durch Humor und die Kühnheit der Gedanken Aufsehen
erregte. 1839 erschien eine Schrift über den «Chartism», hierauf die Vorlesungen «On
Heroes, hero-worship and the heroic in history» (Lond. 1841; deutsch von
J. Neuberg, Berl. 1853 u. 1889); und die histor.-philos. Betrachtungen: «Past and present»
(Lond. 1843). In diesen Werken trat eine neue RichtungC.s hervor, die Tendenz, die individuelle geniale Einsicht und Thatkraft
als das bewegende Princip der Geschichte darzustellen und über das Interesse am allgemeinen Fortschritt zu erheben, den
Carlyle im ganzen geneigter war in seinen Mängeln abzuurteilen, als in seinen Vorzügen anzuerkennen. In den
«Latter day pamplets» (Lond. 1850) ist diese
Anschauung auf die Spitze getrieben.
C.s histor. Auffassung bildet den schärfsten Gegensatz zu den geschichtsphilos. Grundideen des Realisten Buckle. Den größten
histor. Wert von allen SchriftenC.s haben «Oliver Cromwell's letters and speeches»
(2 Bde., Lond. 1845, mit einem «Supplement» von 1846; neueste Ausg. 1888). Wenn den Kommentar auch mehr Scharfsinn und Beredsamkeit
als Unparteilichkeit auszeichnet, verdient er doch das Lob, die Ehrenrettung einer Hauptgestalt der engl.
Geschichte mit Erfolg versucht zu haben.
Einen zweiten, seines Heroenkultus würdigen Helden fand Carlyle in Friedrich d. Gr., den er zum Gegenstand
umfassender Studien machte, die ihn auch nach Deutschland führten. Deren Ergebnisse bietet die «History of Friedrich Ⅱ., called
Frederick the Great» (6 Bde., Lond.
1858–1865; neue Ausg., 10 Bde.,
1874; deutsch von Neuberg und Althaus, 6 Bde., Berl. 1859–69),
die trotz vieler glänzenden Vorzüge an zu großer Länge und in manchen Abschnitten an Formlosigkeit
leidet.
Seitdem veröffentlichte Carlyle kein größeres Werk mehr. Noch ist die Biographie seines Jugendfreundes J. Sterling zu erwähnen.
Seine kleinern, ^[] in verschiedenen Zeitschriften
verstreuten, meist auf deutsche und franz.
Litteratur bezüglichen Aufsätze erschienen als «Critical and miscellaneous essays»
gesammelt (4 Bde., Lond. 1840 u. ö.). 1892 erschienen
«Lectures of the history of literature by T. Carlyle, April to July 1838», zum erstenmal hg. von J. Reay Greene (London) und «Lectures
on the history of literature; or the successive periods of European culture, delivered in 1838», zum
erstenmal hg. mit Anmerkungen von R. P. Karkaria (Bombay).
[* 56] 1868-70 war er mit einer neuen Ausgabe seiner «Collected works»
(in der «Library edition», 34 Bde.)
beschäftigt.
Dieser folgte 1871 die billige «People's edition» in 37 Bdn., die in zahlreichen
Auflagen eine weite Verbreitung fand. Ferner veröffentlichte er eine Reihe von Abhandlungen als «The early
Kings of Norway. Also an essay on the portraits of John Knox» (Lond. 1875). C.sSchilderung seiner Reise nach Paris
[* 57] 1851 erschien
in der «New Review» (Okt. und Nov. 1891). Großes Aufsehen erregten seine, von dem litterar. Testamentsvollstrecker Froude
veröffentlichten «Reminiscences» (2 Bde.,
Lond. 1881; neue Ausg. von Norton, 1887) sowie die ganz auf Briefwechsel und Tagebücher gegründete ebenfalls
von Froude herausgegebene Biographie: «T. Carlyle History of the first forty years of his life» (2 Bde.,
ebd. 1882),
woran sich dessen «T. Carlyle History of his life in London 1834–81» (ebd. 1884) anschloß (zusammen deutsch von
Fischer, 3 Bde., Gotha 1887). Kretzschmar verdeutschte «Ausgewählte
Schriften» C.s (6 Bde., Lpz. 1855–56),
enthaltend Essays, Sartor resartus, Past and present. Von C.s Briefwechsel gab Norton heraus: «Early letters» (2 Bde.,
Lond. 1886) und «Letters 1826–36» (2 Bde.,
ebd. 1889) sowie «Correspondence between Goethe and Carlyle» (ebd. 1887; deutsch, Berl. 1887);
Shepherd und Williamson,
Memoirs of the life and writings of T. Carlyle, with personal reminiscences and selections from his private letters (2 Bde.,
Lond. 1881);
Flügel, C.s religiöse und sittliche Entwicklung und Weltanschauung (Lpz. 1887);
Mead, The philosophy of Carlyle (Boston
[* 58] 1888);
Von engl. Biographen seien genannt Conway (1881), Nicoll (1881),
Wylie (1881), Garnett (1887), A. S. Arnold (1888), Masson, Carlyle personally and in his writings (1885),
Larkin, and the open secret of his life (1886) und Nichol, T. Carlyle (1892). Eine Biographie von C.s Gattin schrieb A. Ireland,
Life of Jane Welsh Carlyle (Lond. 1891).
(spr. -manjohla), Stadt in der ital. Provinz und im KreisTurin,
[* 60] an der Linie Savona-Bra-Carmagnola und (Turin-) Carmagnola-Cuneo
des Mittelmeernetzes,mit Trambahnverbindung nach Turin (26 km), hat (1881) 3007, als Gemeinde 12818 E.,
aus ihrer Blütezeit im 15. und 16. Jahrh. got. Kirchen, Schloßruinen, einen Glockenturm (ehemals Turm
[* 61] der Festungswerke),
Lycealgymnasium, technische Schule sowie Fabrikation von Hanf-, Leinen- und Seidenstoffen. Carmagnola ist Geburtsort
des Condottiere
¶
(spr. -manjohla), ital. Feldherr, eigentlich
FrancescoBussone, geb. um 1390 als Sohn eines Bauern zu Carmagnola in der Markgrafschaft Saluzzo, diente zuerst als Söldner unter Facino
Cane, Herrn von Alessandria und Regenten von Mailand,
[* 63] trat dann zu dessen Nachfolger Filippo Maria Visconti
über und schwang sich durch Mut und Gewandtheit rasch bis zum Feldherrn von Mailand empor. Er kämpfte mit Glück in der Lombardei
(1416 und 1417), unterwarf Genua
[* 64] (1421), besiegte die Schweizer (1422); dafür ernannte ihn Visconti zum Grafen von Castelnuovo
und gab ihm seine Tochter zur Gemahlin.
Bald aber wurde Carmagnola beim Herzog verleumdet und von diesem zurückgesetzt, sodaß er nach Venedig
[* 65] flüchtete und dort 1426 unter
FrancescoFoscari an die Spitze der Landmacht Venedigs und der Truppen des verbündeten Florenz
[* 66] trat. Er nahm Brescia, schlug die
mailänd. Führer Carlo Malatesta und Niccolo Piccinino und zwang 1431 F. M. Visconti zur Herausgabe seiner
eingezogenen Güter und bisher gefangen gehaltenen Familie. Als darauf Carmagnola in dem neu ausgebrochenen Krieg Mißerfolg hatte,
ließ die Republik, welche Verrat argwöhnte, ihn nach Venedig locken und als Verräter enthaupten. Seine wirkliche
Schuld ist aber keineswegs festgestellt. Manzoni hat C.sSchicksale 1820 in einem Trauerspiele dargestellt.
–
Vgl. Barlan, Il conte Francesco Carmagnola (Flor. 1855);
Battistella, Il conte Carmagnola, studio storico con documenti inedite (Genua
1889).
(spr. -manjóll) hieß in der Französischen Revolution ein auf den Hof
[* 67] sich beziehender republikanischer
Rundgesang und Tanz, der 1792 bei Gelegenheit der Einnahme von Carmagnola in Piernont entstanden sein
soll. Der Anfang des Liedes war: «Madame Véto avait promis»; jede Strophe schloß mit dem Refrain: «Dansons la Carmagnole!
Vive le son du canon!» Den Namen dieses revolutionären Volksliedes gebrauchte man später für ein beinahe kragenloses Kamisol
mit kurzen Schößen, wie es vom niedern Volk während der Revolution getragen wurde;
dann auch für die
eifrigsten Mitglieder des Jakobinerklubs, weil sie jenes Kostüm
[* 68] als Demagogentracht annahmen.
1) Die größte Grafschaft im engl. Fürstentum Wales, wird begrenzt im S. von der Carmarthenbai des Bristolkanals, im W. von
der Grafschaft Pembroke, im N. von Cardigan, im O. von Glamorgan und Brecknock, hat 2405,38 qkm, (1891) 130574
E. Carmarthen ist wesentlich das Becken des Towyflusses, der 50 km lang zwischen den Kalkfelsen der Black-Mountains im O. und der Plynlimmonkette
im W. fließt. Der Boden ist längs der Küste morastig, sonst zum Teil hügelig und erhebt sich in den
letzten Ausläufern des Walisischen Gebirges, den Black-Mountains, bis 872 m. Hauptbeschäftigungen sind Viehzucht, Ackerbau,
Leder- und Wollmanufaktur.
Steinkohlen liefert der Boden reichlich, auch Eisen,
[* 69] welches besonders in Llanelly verarbeitet wird, etwas Silber, Marmor, Kupfer,
[* 70] Schiefer und Blei.
[* 71] Pferde,
[* 72] Schafe
[* 73] und Butter werden ausgeführt. Die Grafschaft sendet mit der Hauptstadt
zwei Mitglieder ins Parlament. – 2) Hauptstadt der Grafschaft Carmarthen, auch Caer Fryddyn genannt, liegt an der Südwales-Eisenbahn
an beiden Ufern des Towy, 14 km oberhalb seiner Mündung, 22 km im NW. von Llanelly, hat ^[]
(1891) 10338 E., ziemlich steile
Straßen, eine Brücke von 7 Bogen,
[* 74] ein Gefängnis im ehemaligen Schlosse,
eine Irrenanstalt, eine got. St. Peterskirche, Denkmal des bei Waterloo
[* 75] gefallenen Generals Picton, Lateinschule, bischöfl.
Seminar und ein Theater.
[* 76] Die Bewohner betreiben Fisch-, besonders Lachsfang, Schiffbau an dem bei Hochwasser Schiffen von 200 t
zugänglichen Towy, Fabrikation von Zinn- und Eisenwaren und Ausfuhr der Produkte des Hinterlandes. –
Die Stadt erscheint schon im «Itinerarium» des Antonius als Maridunum im Besitz der Dementen oder Demeceten. Lange Zeit hindurch
Residenz der walisischen Fürsten, wurde sie 1137 durch Owen Gwynedd verbrannt, doch bald von dem Grafen von Clare wieder aufgebaut.
Von ihr trägt der Herzog von Leeds
[* 77] den Titel eines Marquis von Carmarthen.
(spr. -moh), Hauptort des Kantons Carmaux (6 Gemeinden, 14050 E.) im ArrondissementAlbi des franz. Depart. Tarn,
an dem zum Aveyron gehenden Cérou, in 220 m Höhe, an der Linie Castres-Carmaux (64 km) der Franz.
Südbahn, hat (1891) 8087, als
Gemeinde 9591 E., Schloß mit Park, got. Kirche;
StaateCampeche, auf der Insel Carmen in der Laguna de Terminos, hat etwa 6000 E. und bedeutende
Ausfuhr von Zucker,
[* 79] Mahagoni und andern Hölzern.
Sylva,Pseudonym der rumän. Königin Elisabeth (s. d.). ^[= (grch.) nennt man eine Schrift, die unter einem falschen Namen herausgegeben wird, oder auch ...]
hieß eine altröm. Göttin, dem Namen nach eine Göttin der carmina (d. h. der Lieder, Weissagungen, Zaubersprüche
u. s. w.), ursprünglich wohl eine Quellgottheit, die aber dann ebenso wie Egeria (s. d.) vor allem als Geburtsgöttin verehrt
wurde. Carménta hatte in Rom an
[* 80] dem nach ihr benannten Stadtthor am Fuße des Capitolinischen Hügels ein Heiligtum
mit einem eigenen Priester, sowie Feste am 11. und 15. Jan. Diese galten ihr als Geburtsgöttin in doppelter Person, als der
Carménta. Prorsa oder Porrima und der Carménta Postverta, welche ursprünglich als Göttinnen der Kopf- und Steißgeburt
verehrt wurden, während eine spätere Deutung aus ihnen Schicksalsgöttinnen machte, die das Geschick der Neugeborenen weissagen.
In der röm. Sagengeschichte ist Carménta die seherische Mutter oder Gemahlin des Euander (s. d.).
porta hieß ein unter dem Kapitolinischen Hügel wahrscheinlich an dessen Südwestecke gelegenes Thor des
Servianischen Rom, welches von dem nahen Tempel
[* 81] der Göttin Carmenta seinen Namen hatte.
Seitdem die 300 Fabier 477 v. Chr.
durch dieses Thor in den Krieg gegen Veji gezogen und alle umgekommen waren, galt es für unglückbringend, und erhielt den
NamenPorta scelerata.
Joh. Heinrich Kasimir, Graf von, preuß. Großkanzler und Chef de justice, geb. in
Kreuznach,
[* 82] trat 1749 in den preuß. Staatsdienst und wurde schon 1763 Präsident der Regierung (d. h. des Landgerichts) in
Breslau,
[* 83] 1768 Justizminister von Schlesien;
[* 84] als solcher führte er zahlreiche Verbesserungen durch und gewann damit die Zuneigung
des Königs. 1779 berief ihn Friedrich Ⅱ. an Stelle von Fürst zum Großkanzler und Chef de justice und
übertrug ihm 1780 die Neuordnung des Justizwesens. Energie, Umsicht und ein hoher
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
Gerechtigkeitssinn bezeichneten C.s Amtsführung; er erwarb sich um die preuß. Gesetzgebung und um die Gerichtsverwaltung
die höchsten Verdienste. Schon als Minister in Schlesien hatte er 1770 das landschaftliche Kreditwesen ins Leben gerufen,
durch das dem im Kriege verarmten Adel aufgeholfen wurde und das als eine wohlthätige Einrichtung in ganz Preußen
verbreitet worden und bis heute bestehen geblieben ist. Coccejis Projekt des Corpus juris Fridericianum wurde durch Carmer zeitgemäß
umgestaltet; 1781 erschien daraufhin eine neue Prozeßordnung. C.s größte That war die Vorbereitung und Einführung eines
allgemeinen preuß. Gesetzbuches, des «AllgemeinenLandrechts». Friedrich Wilhelm Ⅱ. ernannte Carmer 1794 zum Freiherrn, Friedrich
Wilhelm Ⅲ. 1798 zum Grafen. Carmer zog sich 1798 auf sein schles. Gut Rützen zurück und starb da
burāna, eine Sammlung mittellat. (auch deutscher und deutschlat.)
Lieder, die in einer Handschrift des 13. Jahrh. in der oberbayr. AbteiBenediktbeuern gefunden wurden.
Sie sind größtenteils Erzeugnisse von «Fahrenden Leuten» (s. d.),
Klerikern des 11. und 12. Jahrh., die etwa unsern Studenten entsprachen und ein unstetes, lockeres Wanderleben führten. In den
Carmina burana, die, immer frisch, oft keck, Perlen unserer Lyrik sind, mischen sich christl. Frömmigkeit mit heidn.-naiver Sinnlichkeit,
Klosterschulwitz und antik-gelehrter Prunk mit der altnationalen Spruchweisheit und den schlichten Tönen
des Naturliedes.
Die Formen sind meist moderne Liedmaße mit Endreim, wie bei den lat. kirchlichen Hymnen. Die Carmina burana sind die Vorläufer unserer
Studentenlieder und der burschikosen Lyrik V. Scheffels, der sie bewußt nachahmte. Auswahl der lat. Texte (nebst verwandten)
von Gröber (anonym): «Carmina clericorum. Edidit domus quaedam vetus» (7. Aufl., Lpz.
1890);
«Gaudeamus! Carmina vagorum selecta» (2. Aufl., ebd. 1879);
deutsche Übersetzung von Laistner, «Golias» (Stuttg.
1879);
von Pernwerth von Bärnstein mit Urtext, «Carmina burana selecta»
(Würzb. 1879);
die vollständige Sammlung gab Schmeller (Stuttg. 1847; 2. Aufl.,
Bresl. 1883) heraus. –
Vgl. Giesebrecht, Die Vaganten oder Goliarden und ihre Lieder (in der «Allgemeinen
Monatsschrift für Wissenschaft und Litteratur», Braunschw. 1853);
Hubatsch, Die lat. Vagantenlieder des Mittelalters (Görlitz
1870);
K. Francke, Zur Geschichte der lat. Schulpoesie des 12. und 13. Jahrh.
(Münch. 1879);
figurāta (lat.), soviel wie Bilderreime (s. d.). ^[= gereimte Gedichte, bei denen die Worte in den einzelnen Zeilen oder Versen derartig abgemessen ...]
Bezirkshauptstadt in der span. Provinz Sevilla,
[* 86] auf hohem Berge, an der Linie Sevilla-Alcala-Carmona, trägt mit
den Ruinen des Alcazar auf hohem Fels noch jetzt maur. Charakter, hat (1887) 17459 E., darunter viele reiche
Adlige, eine Hauptkirche aus dem 16. Jahrh. und Weinbau. – Carmona, kelt-iber. Ursprungs, ist das Carmo der
Römer,
[* 87] an die noch ein wohlerhaltenes Thor erinnert. Seit 1208 als Karmuna Sitz eines arab. Fürsten aus der Dynastie der
Beni Birzei, wurde es 1247 von Ferdinand Ⅲ. von Castilien erobert.
(spr. -mongtéll), Louis Carrogis, genannt Carmontelle, franz.
Dichter, geb. zu Paris, war Vorleser bei dem Herzog von Orléans
[* 88] ^[] und starb Ausgezeichnet durch geistreichen
Dialog und gute Beobachtung waren seine «Proverbes dramatiques» (8 Bde.,
Par. 1768–81; beste Ausg., 4 Bde.,
ebd. 1822) und «Nouveaux proverbes dramatiques» (2 Bde.,
ebd. 1811; Auswahl aus beiden deutsch von W. GrafBaudissin, 2 Bde., Lpz. 1875),
die von Gesellschaftsbühnen viel aufgeführt und manchem Theaterdichter eine reiche Fundgrube wurden. Außer seinen gedruckten
Sachen, unter denen noch das «Théâtre de campagne» (4 Bde., Par.
1775) hervorzuheben ist, hinterließ Carmontelle zahlreiche Manuskripte (über 100 Bde.).
(S. Proverbe.)
eine der zahlreichen röm. Gottheiten, die den einzelnen Momenten, Stufen und Verhältnissen des Lebens vorstanden.
Der Bedeutung des Wortes entsprechend (von caro, d. h. Fleisch) sollte sie den Leib kräftigen.
Sie hatte auf dem Cälischen Hügel in Rom ein Heiligtum, das ihr der Sage nach von Brutus errichtet worden
war, und am 1. Juni pflegte man ihr zu Ehren die alten Hauptspeisen: gepökeltes Schweinefleisch und Bohnenbrei, zu opfern und
zu speisen. Infolge einer Verwechselung und Vermischung mit der Göttin Cardea wird sie in Ovids «Fasten» auch als Göttin
der Thürangeln geschildert und von ihr erzählt, sie habe die Liebe des GottesJanus
[* 89] genossen und von
ihm die wunderthätigen Schutzmittel gegen jede Vezauberung zum Geschenk erhalten. Damit habe sie einst den nachmaligen sagenhaften
König von Alba longa,
[* 90] Procas, als Kind vor den Strigen oder Hexen, welche den kleinen Kindern das Blut aussaugen, zu schützen
gewußt, indem sie eben die abergläubischen Mittel anwandte, die im Gebrauche waren: ein Ferkelopfer,
einen Erdbeerbaumzweig, mit dem man Pfosten und Schwelle berührte, und einen Weißdornzweig, den man ins Fenster legte.
Flecken im Kanton
[* 91] Quiberon, Arrondissement Lorient des franz. Depart. Morbihan, 30 km
südöstlich von Lorient, auf einer Anhöhe in der Nähe des Meers, hat (1891) 606, als Gemeinde 2901 E.,
ein Museum, eine interessante Kirche und Fischhandel. Carnac ist merkwürdig durch Druidendenkmäler, bestehend aus 8–900 (früher
angeblich 12–15000) rohen Granitobelisken, die mit der Spitze in der Erde ruhen, 3,3–4 m über dieselbe emporragen und
in Kolonnaden geordnet sind, welche auf die Küste zulaufen. Im Süden der Granitkolonnaden befindet sich
ein konischer Tumulus von 20 m Höhe mit einer Kapelle des heil. Michael. Im Sept. 1862 hat man durch Nachgrabungen unter demselben
eine Art Krypta aufgefunden mit menschlichen Gebeinen und kelt. Altertümern. –
Vgl. Galles, Fouilles du Mont-St.-Michel
(2. Aufl., Vannes 1862).
Rud. von, Berghauptmann, geb. zu Glatz,
[* 92] erlernte in den Neuroder und WaldenburgerRevieren die praktischen
bergmännischen Arbeiten, studierte 1823–24 in Berlin
[* 93] und wurde hierauf bei dem Bergamte zu Tarnowitz
[* 94] und später als Obereinfahrer
bei der Friedrichsgrube in Oberschlesien beschäftigt. In diese Zeit fallen seine ersten schriftstellerischen
Arbeiten: «ÜberSprünge im Steinkohlengebirge» und «Geognostische Beschreibung des Waldenburger Steinkohlenbeckens». Zum Bergmeister
ernannt, bemühte er sich um die Hebung und Ausdehnung
[* 95] des Betriebes in den metallurgischen Distrikten Oberschlesiens, wo namentlich
der Galmei-Bergbau wesentliche Fort-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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mehr
schritte ihm zu verdanken hat. Auch hielt er Vorträge an der Bergschule zu Tarnowitz und gab das «Bergmännische Taschenbuch
für Oberschlesien» (1843–47) heraus. Er wurde 1845 Oberbergrat in Bonn,
[* 97] 1854 Geh. Oberbergrat und vortragender Rat bei der
Bergwerksabteilung im Handelsministerium zu Berlin. Sein Aufenthalt in Berlin (1847–55) war wesentlich den
Reformen in der höhern Verwaltung und fachwissenschaftlichen Forschungen gewidmet. In VerbindungmitL. von Buch, H. und G. Rose,
Beyrich u. a. gründete er 1848 die Deutsche
[* 98] Geologische Gesellschaft, und seiner Thätigkeit entstammt die Grundlage der heutigen
bergrechtlichen Stellung der deutschen Bergwerksindustrie und der mit ihr zusammenhängenden Knappschaftsordnungen.
Außerdem trug Carnall 1849–55 an der Berliner
[* 99] Universität über Bergbaukunde vor und begründete 1853 die
«Zeitschrift für dasBerg-, Hütten- und Salinenwesen im preuß. Staate». 1855 zum Berghauptmann und Direktor des Oberbergamtes
zu Breslau ernannt, veröffentlichte er 1857 eine vortreffliche geognost. Karte von Oberschlesien Carnall trat 1861 aus
dem Staatsdienst und starb zu Breslau. Nach ihm hat H. Rose den Carnallit (s. d.) benannt.
ein nachRud. von Carnall benanntes Mineral, das in der obersten Region des Staßfurter Steinsalzlagers, der
Carnallitregion, ferner zu Kalusz in Galizien, zu Maman in Persien
[* 100] sich als grobkörnig-krystallinisches Aggregat von rhombischen
Individuen findet, im reinen Zustande ungefärbt und wasserklar ist, muscheligen Bruch zeigt und spec.
Gewicht von 1,615 hat. Meist ist es jedoch durch mikroskopische Schuppen von Eisenglimmer rot gefärbt; andere fremde Einwachsungen
sind äußerst kleine Kryställchen von Quarz, Anhydrit, Eisenkies,
[* 101] Boracit, auch kommen flockige Gebilde von organischer Substanz
darin vor. Es besteht aus 27 Proz. Chlorkalium, 34 Proz. Chlormagnesium und 39 Proz. Wasser (KCl + MgCl2
+ 6aq) ^[(KCl+MgCl2 + 6aq)]; häufig ist etwas Kalium durch Natrium ersetzt.
Der Carnallit ist für die Gewinnung der Kalisalze ein überaus wichtiger Körper geworden. An der Luft zerfließt
er; in Wasser ist er leicht löslich, beim Betropfen damit zerlegt er sich in Chlorkalium, das sich krystallinisch
ausscheidet, und in aufgelöst bleibendes Chlormagnesium. Aus dem Chlorkalium stellt man schwefelsaures Kalium, kohlensaures
Kalium (Pottasche) und andere für die Industrie und Agrikultur bedeutungsvolle Kaliumverbindungen dar.
1) Die nordwestlichste Grafschaft des engl. Fürstentums Wales, durch den Menaikanal von der
InselAnglesey getrennt, hat 1495,17 qkm und (1891) 118225 E. Carnarvon grenzt im O. an Denbigh, im S. an Merioneth und sendet gegen
SW. die Halbinsel Lleyn aus, welche im Kap Braich-y-Pwll endet. Eine hohe Gebirgskette, deren Gipfel durch tief eingeschnittene,
von kleinen Seen (Llyns) erfüllte Klüfte getrennt werden, durchzieht die Grafschaft von NO. gegen SW.
und giebt ihr den Charakter einer Alpenlandschaft.
Den Mittelpunkt bildet der Snowdon (1094 m), der höchste Berg in Wales und England. Nächst ihm ist der höchste der Carnedd-
oder Carn-David (980 m). Hauptfluß ist der Conway an der Ostgrenze, der 16 km weit
schiffbar ist. Die vorwiegenden Erwerbszweige sind Viehzucht und Milchwirtschaft. Den Hauptreichtum bilden indes die Schieferbrüche,
namentlich die von Penrhyn, die viele Tausende von Arbeitern beschäftigen
^[] und deren jährlicher Ertrag auf 119000 Pfd.
St. veranschlagt wird. (S. Bangor.) Auch werden Blei, Silber, Schwefelerze, Kupfer und Zink gewonnen, und an den Küsten
wird Fisch- und Austernfang getrieben.
Die Grafschaft schickt ein Mitglied zum Parlament, die Hauptstadt nebst Conway (s. d.),
Pwllheli, Nevin, Criccieth und Bangor ein zweites. – 2) Hauptstadt der Grafschaft Carnarvon,. Municipal- und Hafenstadt sowie Parlamentsborough,
an der Mündung des Seiont in den Menaikanal, 11 km südwestlich von der großen Britanniabrücke, ist
von einer festen Mauer mit runden Türmen umgeben, hat enge Straßen, (1891) 9804 E. Die besonders gut erhaltene Burg Eduards
Ⅰ., das 1283 begonnene, neuerdings restaurierte Carnarvon-Castle, ist eins der imposantesten Bauwerke in England. Carnarvon hat
ein Schullehrerseminar, ein Museum mit Altertums- und naturhistor.
Sammlungen, Eisen- und Messinggießerei, Schiffbau, Fischfang und Segeltuchfabrikation. Der Handel geht besonders
nach Bristol, Liverpool
[* 102] und Dublin und bringt hauptsächlich Schiefer zur Ausfuhr. Schiffe bis zu 400 t können in den Hafen
einlaufen. Carnarvon ist zugleich Seebad und wird seiner reizenden Umgebung wegen von Vergnügungsreisenden stark
besucht. – Die Römer hatten dicht bei Carnarvon in Segontium eine wichtige Station. Die jetzige Anlage stammt
von Eduard Ⅰ. und Ⅱ. Die Waliser plünderten 1294 die Stadt, die auch durch die Eroberung 1644 viel litt.
(spr. -nahrw'n), Division in der «Midland"-Provinz der Kapkolonie, zwischen dem Oranjefluß im N. und den Karreebergen
im S., ein wasserloses, für Schafzucht geeignetes Weideland, hat 31258 qkm und (1891) 9130 E., darunter 3730 Weiße.
(spr. -nahrw'n), Henry Howard Molyneux Herbert, vierter Graf von Carnarvon, konservativer engl. Staatsmann, geb. in
London, wurde in Eton und Oxford
[* 103] gebildet, gelangte durch den Tod seines Vaters schon 1849 ins Oberhaus und
machte gleich mit seiner ersten Rede bedeutendes Aufsehen. Unter Derby war er 1858–59 Unterstaatssekretär, 1866 Staatssekretär
für die Kolonien, schied aber 1867 aus, weil ihm die Bestrebungen Disraelis für eine Parlamentsreform zu demokratisch erschienen.
Dennoch übernahm er in dessen zweitem Ministerium 1874 das Kolonialamt wieder, und unter seiner Amtsführung
erfolgte die Einverleibung der Transvaal-Republik; ein neues Zerwürfnis mit dem Premierminister, dessen angriffslustige Orientpolitik
Carnarvon mißbilligte, führte zu seinem Rücktritt, ohne daß er darum sich der Opposition zugesellte.
Salisbury ernannte ihn Juni 1885 zum Vicekönig von Irland, und seine persönliche Zusammenkunft mit Parnell, die
bei diesem Hoffnungen auf eine Unterstützung seiner Pläne durch die Konservativen erweckt haben muß, hatte zur Folge,
daß diesen bei den nächsten Neuwahlen die Stimmen der Iren zufielen.
Bei dem Beginn einer neuen Zwangspolitik gegen Irland legte Carnarvon sein Amt nieder und fand auch in dem zweiten, Aug. 1886, gebildeten
Kabinett Salisbury keine Stelle. Er starb in London. Carnarvon hat sich auch als Schriftsteller bekannt gemacht. Von ihm
erschien: «The Archæology of Berkshire» (1859) und «Recollections of the Druses of the Lebanon and
notes on their religion» (1860). Außerdem gab er ein hinterlassenes Werk seines Vaters: «Reminiscences
of Athens and the
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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