Carlos (Don Carlos Maria José Isidoro von Bourbon)
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niederländ.
Aufruhr 1567 die
Katastrophe beschleunigte. Carlos forderte, daß ihm die Sendung nach Flandern anvertraut werde;
statt dessen wurde
Alba
[* 2] dorthin gesendet. Die Ernennung zum Präsidenten des
Staats- und Kriegsrats und das trügerische Versprechen
des Königs, ihn alsbald selbst nach den
Niederlanden zu führen, hielten die
Katastrophe nur wenig auf.
Des steten Mißtrauens sowie der bevormundenden Gewalt seines
Vaters überdrüssig und ahnend, daß
Anschläge gegen seine
Person im Werke seien, wollte sich Carlos dem allem durch die Flucht entziehen. Zunächst war er bemüht, seinen
Oheim und Freund
Don Juan d'Austria zur
Teilnahme an der Flucht zu bestimmen. Dieser aber verriet den
Plan
dem König, und letzterer schritt jetzt sofort zum Äußersten. Am um 11
Uhr
[* 3] abends vollzog er selbst, an der
Spitze
seiner Vertrauten, die Verhaftung des Carlos, entschlossen, ihn von der
Thronfolge auszuschließen und für den Rest seines Lebens
gefangen zu halten.
Zu diesem Zwecke wurde eine Untersuchungskommission (nicht die
Inquisition) in Thätigkeit gesetzt, aber
nur wenige
Monate lebte Carlos noch im Kerker; starb er. Ob sein rasches Ende dadurch herbeigeführt worden, daß
man dem Verzweifelnden immer neue Aufregungen bereitete und dadurch seine Gesundheit untergrub, oder ob man durch künstliche
Veranstaltungen, wie manche behaupten, den
Tod beschleunigte, ist nicht mit Sicherheit zu ermitteln. Die
Frage nach dem Charakter des Carlos ist von den Geschichtsforschern vielfach, in verschiedenem
Sinne, behandelt worden; ehedem
stellte man sich Carlos keineswegs als einen wahnsinnigen oder gar blödsinnigen
Menschen vor, sondern vielmehr als eine zwar
unbändige, aber originelle Persönlichkeit von scharfem Verstande. In neuerer Zeit hat
Büdinger in seinem
Werk nachzuweisen versucht, daß Carlos mit erblichem
Irrsinn behaftet gewesen ist.
Allgemein wurde der
Tod des Carlos in
Spanien
[* 4] betrauert.
Schon in der ersten Hälfte des 17. Jahrh. wurde Carlos zum Gegenstand eines
span.
Dramas von Montalvan gemacht; 1672 erfuhr er durch
Saint-Réal eine romanhafte Behandlung, die die
Unterlage für die
Dramen von
Campistron, Lefèvre,
Schiller,
Alfieri und
Russell bildete. –
Vgl. außer den ältern Forschungen
von Llorente, Ranke und Raumer besonders Prescott, History of the reign of Philip the
Second, Bd. 2
(Boston
[* 5] 1856 u. ö.);
Gesandtschaftsberichte
und
Briefe des
Freiherrn von Dietrichstein (in Kochs
«Quellen zur Geschichte
Kaiser Maximilians Ⅱ.», Lpz. 1857);
Gachard,
Don Carlos et Philippe Ⅱ (2 Bde., Brüss.
1863);
Don Carlos Maria José Isidoro von
Bourbon, span. Kronprätendent, geb. zweiter Sohn
König
Karls Ⅳ. von
Spanien,
Bruder König Ferdinands Ⅶ., mußte auf Napoleons Gebot 1808 mit seinem
Bruder der
Thronfolge entsagen und dann bis 1814 die Gefangenschaft desselben in
Valençay teilen. Da auch die
zweite Ehe Ferdinands
Ⅶ. kinderlos blieb, so eröffnete sich dem Infanten Aussicht auf die
Thronfolge, und nach Herstellung der Konstitution 1820 ward
C. ^[] Mittelpunkt aller Bestrebungen
und Verschwörungen, die auf die Wiedereinführung des Absolutismus
hinausliefen.
Die Gegner des
Don Carlos aber vermochten den kinderlosen König, als seine dritte Gemahlin 1829 verstorben war, sich mit Maria
Christina (s. d.), der Schwägerin des Infanten
Don Francisco da Paula, zu vermählen und für den Fall einer bloß weiblichen
Nachkommenschaft eine
Pragmatische Sanktion zu erlassen, durch die das erlassene
Salische Gesetz des bourbonischen Hauses aufgehoben wurde. Am wurde die
Infantin Maria Isabella geboren und somit
Carlos' Aussicht auf die nächste
Thronfolge vernichtet.
Zwar gelang es seiner Partei, den kranken König im Sept. 1832 zur Wiederherstellung des Salischen Gesetzes
zu bewegen; als dieser aber wieder genesen war, erklärte er das Dekret für erschlichen und die
Pragmatische Sanktion von 1830 für
wiederhergestellt.
Da C. dagegen
Protest erhob, verwies ihn der König nach
Portugal, und als er sich von hier aus weigerte,
der Huldigung der Prinzessin von
Asturien (der spätern Isabella Ⅱ.) beizuwohnen, nach dem Kirchenstaate.
Noch aber hatte sich Carlos nicht nach
Italien
[* 7] eingeschifft, als Ferdinand Ⅶ. starb. Der Infant betrachtete sich
nun als rechtmäßigen Herrscher von
Spanien und wurde als solcher
(Karl Ⅴ. von
Spanien) nicht nur von seiner
Partei, die jetzt den
Namen der Karlisten erhielt, sondern auch von
DomMiguel in
Portugal anerkannt, sodaß ihn die Königin-Regentin 16. Okt. für
einen Rebellen erklärte.
Don Carlos schiffte sich nach England ein, wo er beharrlich die
Vorschläge der Königin-Regentin
auf einen bedeutenden Jahrgehalt zurückwies.
Schon1. Juli verließ er heimlich England und gelangte verkleidet 10. Juli über die Grenze
Spaniens, wo fortan
der Bürgerkrieg in den nördl.
Provinzen aufwogte und mit abwechselndem
Glück geführt wurde, bis sich der selbst ganz unfähige
Don Carlos 1839 genötigt sah, auf franz.
Boden eine Zuflucht zu suchen. (S.
Spanien.) Bereits 1834 war der
Infant und seine Nachkommenschaft durch fast einstimmigen Beschluß der Proceres sowohl wie der Prokuratoren von der
Thronfolge
ausgeschlossen und vom span.
Boden verbannt worden, welchen Beschluß die konstituierenden Cortes von 1836 bestätigt hatten.
Nachdem seine erste Gemahlin, Maria Francisca, Tochter König
Johanns Ⅶ. von
Portugal, mit der er seit 1816 vermählt
war, 1834 verstorben, vermählte er sich 1838 mit deren Schwester Maria
Theresia,
Infantin von
Portugal (Prinzessin von
Beira)
und
Witwe des Infanten
Peter von
Spanien. Infolge von Spaltungen unter der karlistischen Partei entsagte
Don Carlos seinen
Rechten auf den span.
Thron
[* 8] zu Gunsten seines ältesten
Sohnes und nahm den Inkognitotitel eines
Grafen von
Molina an. Er wandte sich dann nach
Österreich,
[* 9] wo er zu
Triest
[* 10] starb.
Sein ältester Sohn,
Don Carlos Luis Fernando de
Bourbon, Prinz von
Asturien, nach der
Entsagung des
VatersGraf Montemolin, geb. zu
Madrid,
[* 11] floh mit
Cabrera (s. d.) aus
Bourges, wo er seit 1839 mit seinem
Vater lebte, nach England,
von wo aus er seine Thronrechte durch
Manifeste geltend zu machen suchte. Namentlich gedachten ihm seine
Anhänger, die Montemolinisten,
durch eine Vermählung mit seiner Cousine, der jungen Königin Isabella Ⅱ., auf den
Thron zu verhelfen.
Allein
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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nicht nur das Interesse Ludwig Philipps von Frankreich und die Politik Englands, sondern auch die Abneigung der span. Nation
stand einer solchen Vereinigung entgegen. Im April 1849 unternahm der Graf Montemolin den Versuch, insgeheim durch Frankreich
nach Spanien zu gehen, ward aber angehalten und nach kurzer Gefangenschaft auf der Citadelle zu Perpignan
nach England zurückgebracht. Er vermählte sich 1850 mit der neapolit. Prinzessin Maria Carolina Fernanda, Schwester König
Ferdinands Ⅱ.Während des Krieges zwischen Spanien und Marokko
[* 13] trat der Prinz mit Ortega, dem Generalkapitän der Balearischen
Inseln, zu einer Schilderhebung in Verbindung. Am landete Ortega mit 3000 Mann Truppen, die mit
den Absichten ihres Führers gänzlich unbekannt waren, bei Tortosa und rief den Grafen Montemolin als Karl Ⅵ. von Spanien aus.
Das Unternehmen mißlang völlig, und Graf Montemolin selbst, sein jüngster Bruder sowie verschiedene Parteigenossen wurden
gefangen genommen. Während Ortega den Tod erlitt, erhielten die Prinzen, nachdem sie 23. April ihren Thronansprüchen
entsagt, die Freiheit zurück. Graf Montemolin nahm zwar diese Erklärung als erzwungen zurück, aber sein Ansehen blieb vernichtet.
Er zog sich mit seinem Bruder nach Triest zurück, wo beide in wenig glänzenden Verhältnissen lebten.
Dieser Bruder, Don Fernando Maria José, der dritte Sohn Don Carlos', geb. starb am Nervenfieber zu
Brunsee, einem Schlosse der Herzogin von Berry in Steiermark.
[* 14] Nach einem Besuche, den Graf Montemolin und dessen Gemahlin dem
Bruder abgestattet, verfielen auch diese zu Triest derselben Krankheit. Der Prinz starb in der Nacht vom 13. zum 14. Jan., einige
Stunden später seine Gemahlin. Die Prätendentschaft auf den span. Thron wurde nun von dem zweiten Sohne des Don Carlos, dem Infanten
Don Juan Carlos Maria Isidoro, geb. aufgenommen, der von London
[* 15] aus seine Rechte in verschiedenen Manifesten geltend
zu machen suchte. Derselbe verzichtete infolge des Ausbruchs der span. Revolution zu Gunsten
seines Sohnes Carlos auf seine Thronrechte und starb Er war seit mit der Infantin Maria Beatrix, Erzherzogin
von Österreich-Este, Prinzessin von Modena, vermählt, aus welcher Ehe zwei Söhne entsprossen, die Infanten Carlos (s. den
folgenden Artikel) und Alfons (s. Alfons von Bourbon, Infant von Spanien).
DonC.MariadelosDoloresJuanIsidoroJosé Francisco, Herzog von Madrid, span. Kronprätendent, Sohn des
Infanten Juan Carlos, Don C. Maria de los Dolores Juan Isidoro José Franc Maria Isidoro (s. oben)
und der Prinzessin Maria Beatrix von Modena, geb. vermählt mit Margareta
von Parma
[* 16] (gest. kam durch den Verzicht seines Vaters in den Besitz der Thronansprüche seines Oheims,
des Grafen Montemolin, und trat als Kronprätendent (Karl Ⅶ. von Spanien) auf. Der karlistische Aufstand, den er 1869 in den
baskischen Provinzen erregte, wurde bald von den Regierungstruppen niedergeschlagen; ebenso scheiterte
ein Aufstandsversuch 1870. Gegen die Erwählung des HerzogsAmadeus von Aosta zum König von Spanien erließ er ein Protestschreiben
vom Da aber dessen Thron sich nicht befestigte, so erließ Carlos, Don C. Maria de los Dolores Juan Isidoro José Franc 15. April 1872 ein
Manifest an die span. Karlisten, überschritt 2. Mai selbst die Grenze
und schloß sich der Bande ^[] des Generals Rada an. Aber Serrano,
zum Oberbefehlshaber der baskischen Provinz ernannt, nötigte
ihn durch seinen Sieg bei Oroquieta 4. Mai zur Flucht nach Frankreich. Am 16. Juli erließ Carlos, Don C. Maria de los Dolores Juan Isidoro José Franc eine neue Proklamation,
worin er den ProvinzenCatalonien, Aragonien und Valencia
[* 17] ihre alten Privilegien zusicherte und sie dadurch
an seine Fahnen zu fesseln suchte.
Nach der Abdankung des Königs Amadeus erschien Carlos, Don C. Maria de los Dolores Juan Isidoro José Franc, von Bayonne herkommend, aufs neue auf span. Boden, erließ eine
Proklamation an die karlistische Armee und an die span. Nation und beschwor 2. Aug. unter dem histor. Eichbaum in
Guernica die Fueros (Privilegien) der baskischen Provinzen. Er besetzte 26. Aug. die feste Stadt Estella und machte sie zu seiner
Residenz und zum Ausgangspunkt seiner Operationen. Sein nächstes Ziel war die Einnahme der Seefestung Bilbao.
[* 18]
Diese Stadt wurde eng cerniert, die dazugehörige Hafenstadt Portugalete und das Fort Erichane
genommen. Der Regierungsgeneral Moriones, der zur EntsetzungBilbaos in Biscaya eindrang, wurde 24. Febr. beim Flusse Sommorostro
zurückgeschlagen, worauf auch die Stadt Tolosa in die Hände des Don Carlos, Don C. Maria de los Dolores Juan Isidoro José Franc fiel. Nach Niederschlagung der kommunistischen
Aufstände in Murcia
[* 19] u. s. w. konnte die Regierung mit stärkern Streitkräften gegen
Carlos, Don C. Maria de los Dolores Juan Isidoro José Franc auftreten und zwang ihn zum Rückzug
nach den Bergen
[* 20] von Navarra.
Die Einschließung Bilbaos mußte aufgegeben, Portugalete geräumt werden. Aber General Concha, der nun den Oberbefehl über
die Regierungsarmee übernahm, wurde bei seinen Angriffen auf die verschanzten Höhen von Estella (25. bis 27. Juni) geschlagen
und fiel. Von den Gefangenen wurden 25 Offiziere, darunter der frühere preuß.
Hauptmann A. Schmidt, und viele Soldaten auf Carlos, Don C. Maria de los Dolores Juan Isidoro José Franc' Befehl erschossen. Fast der ganze Norden
[* 21] war in seiner Gewalt, während sein
BruderDonAlfons in Catalonien eindrang. Während Serrano sich zu einem umfassenden Angriff auf die Verschanzungen bei Estella
anschickte, wurde Isabellas Sohn, Prinz Alfons, zum König ausgerufen. Serrano legte den Oberbefehl nieder,
und General Laserna wurde von den Karlisten geschlagen. Aber General Quesada schlug dieselben 8. Juli bei Treviño und
errang mehrere andere Vorteile. Die Sache des Don Carlos, Don C. Maria de los Dolores Juan Isidoro José Franc war im Sinken begriffen. Derselbe war von den
franz. Legitimisten, von den österr. Feudalen, von einigen depossedierten
ital. Fürsten und von den Jesuiten in Rom
[* 22] reichlich mit Geld unterstützt worden. Die meisten dieser Quellen versiegten. Er
war nicht mehr im stande, eine große Armee zu unterhalten. GeneralCabrera unterwarf sich dem König Alfons; seinem Beispiele
folgten viele Offiziere, über 200 zogen sich nach Frankreich zurück. Im Jan. 1876 unternahm die Regierungsarmee
mit überlegenen Streitkräften einen konzentrischen Angriff auf die karlistischen Stellungen, drang in das Innere der baskischen
Provinzen ein, nahm 19. Febr. Estella, und König Alfons hielt 28. Febr. seinen Einzug in Pamplona, an welchem Tage Carlos, Don C. Maria de los Dolores Juan Isidoro José Franc mit dem Rest
seiner Truppen die franz. Grenze überschritt und sich zunächst nach Pau
[* 23] begab. Von dort erließ er 1. März eine Proklamation an die Spanier, denen er seine Rückkehr in Aussicht stellte. Am 4. März reiste
er nach London ab, besuchte im Sommer Mexilo und die Vereinigten Staaten
[* 24] und kehrte wieder nach England zurück, machte dann
Reisen nach Indien und andern Ländern und lebt jetzt zumeist in Venedig
[* 25] und Graz.
[* 26] Da
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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besonders das Haus Habsburg und der Vatikan
[* 28] sich für die Dauer der Regentschaft der Königin Maria Christina interessieren,
so erscheint die Sache Carlos, Don C. Maria de los Dolores Juan Isidoro José Franc' gegenwärtig als ganz aussichtslos,
obgleich er sowohl im Mai 1886 wie auch 1888 und 1889 gegen die bestehende Regierung Manifeste erließ. Die klerikalen Ultras
in Spanien haben sogar auf den Namen Karlisten verzichtet und nennen sich «Integristas». Kinder seiner Ehe
mit Margareta von Parma sind vier Prinzessinnen und der Infant Jayme, geb. Carlos, Don C. Maria de los Dolores Juan Isidoro José Franc vermählte
sich in weiter Ehe April 1894 mit der Prinzessin Maria Bertha von Rohan.
1) Grafschaft in der irischen Provinz Leinster, wird begrenzt im O. und SO. von den Grafschaften Wicklow und Wexford, im SW.
und W. von Kilkenny, im N. von Queen's County und Kildare, hat 895 qkm, (1891) 40899 E., d. i. 46 auf 1 qkm, gegen 46508 im
J. 1881 und 86226 im J. 1841. Das Klima ist gut, der Boden vorzugsweise Ackerland; nur im SO. erheben sich die granitischen
Leinsterberge 795 m und die Blackstairberge 734 m hoch. Bewässert wird Carlow von Barrow und Slaney. Ackerbau und Viehzucht
[* 29] sind
die Haupterwerbszweige; auch finden sich Eisen- und andere Erze.
Fabriken sind nicht vorhanden. Carlow sendet einen Abgeordneten ins Parlament. – 2) Hauptstadt der Grafschaft Carlow, 90 km im SSW.
von Dublin,
[* 30] an der Eisenbahn Kildare-Waterford und beim Zusammenfluß des Burren mit dem Barrow, welcher der Stadt ihre Wichtigkeit
verleiht, in 49 m Höhe, Sitz eines Bischofs, hat (1891) 6619 E., eine Schloßruine aus dem 12. Jahrh.,
Zuchthaus, Kaserne, kath. Kathedrale, ein Mönchs- und ein Nonnenkloster, kath. Priesterseminar, Krankenhaus
[* 31] und eine Irrenanstalt.
Es bestehen Kornmühlen, Malzdarren, Brauerei undBrennerei sowie Ausfuhr von Butter und Getreide.
[* 32]
altes Adelsgeschlecht, dessen Ursprung nicht nachweisbar ist. Der verwandtschaftliche Zusammenhang mit
dem erloschenen ungar. Geschlechte, das von den Herzögen von Durazzo, den AbkömmlingenLudwigs Ⅲ. von
Frankreich entstammte und sich nach dem von Karl, Prinz von Durazzo in Slawonien gegründeten Karlowitz benannte, ist historisch
nicht erwiesen. Urkundlich kommt das Geschlecht zuerst im 14. Jahrh. in der Markgrafschaft
Meißen
[* 33] vor, zu welcher Zeit die beiden Linien Zuschendorf und Borthen daselbst bestanden.
Erstere ist 1759 erloschen und ihr gehörten an: Nikolaus von Carlowitz, der, 1550 zum Bischof von Meißen gewählt, ein eifriger
Gegner der Reformation war, und dessen Neffe Hans von Carlowitz, der 1558 die letzte, unter dem Namen «der Saukrieg» bekannte, Fehde
in Sachsen
[* 34] führte. Zur Linie Borthen gehörten Georg (1471–1550) und sein Neffe Christoph von Carlowitz (1507–78),
die als vertraute und einflußreiche Räte der Herzögebez. nachherigen Kurfürsten Georgs des Bärtigen, Heinrichs des Frommen,
Moritz' und Augusts von Sachsen eine hervorragende polit.
Rolle gespielt haben. (Vgl. von Langenn, Christoph von Carlowitz. Eine Darstellung aus dem 16. Jahrh., Lpz. 1854.)
Ferner Georg von Carlowitz (1544–1619), kurfürstlich sächs. Landjägermeister, der
Stammvater sämtlicher jetzt noch blühenden Zweige des Geschlechts. Unter seinen beiden Söhnen, Rudolf Wilhelm (1575–1636)
und HansGeorg (1586–1643) teilte sich die Borthener Linie ^[] in die Hauptlinien Kraischa
und Rabenstein. die beide in
mehrern Zweigen noch jetzt blühen. Ein Geschlechtsverein besteht seit 1841, und ein reichhaltiges Familienarchiv ist in
Dresden
[* 35] vorhanden. Eine Geschichte des Geschlechts schrieb Osw.Rud.
Albert von, Staatsmann, geb. zu Freiberg
[* 36] in Sachsen, wo sein VaterHansGeorg von Carlowitz (s. d.) damals
Amtshauptmann war, studierte seit 1820 in Leipzig
[* 37] Rechtswissenschaften und trat 1824 in den Staatsdienst. 1830 zum
Kondirektor der allgemeinen Ritterschaft gewählt, vertrat er bei Beratung der neuen Verfassung und den Verhandlungen über
das Ablösungswerk die Interessen der Aristokratie und ging dann 1831 als Regierungsrat in gothaischen Staatsdienst über,
nahm aber schon 1834 seinen Abschied; 1836–37 war er Regierungsrat bei der Kreisdirektion zu Zwickau.
[* 38]
In der Ersten Kammer saß er als Vertreter des Hauses Schönburg auf allen Landtagen bis zu dem von 1842–43; später ward
er vom König zum erblichen Mitglied der Kammer ernannt, wo er der anerkannte Führer der aristokratisch-konservativen Partei
war. 1842 ward Carlowitz Vicepräsident, 1845 Präsident der Kammer, 1846 Justizminister. Im März 1848 wurde er vom
König mit außerordentlichen Vollmachten nach Leipzig entsandt, wo eine gegen das Ministerium und sein System gerichtete lebhafte
Bewegung sich kundgab.
Der unbefangenen Berichterstattung Carlowitz' an den König über die Stimmung in Leipzig schrieb man es zu,
daß der König das alte Ministerium entließ und an dessen Stelle ein liberales berief. Auf dem Landtage 1849/50 griff Carlowitz als
Mitglied der Ersten Kammer das Ministerium Beust wegen seiner Haltung in der Deutschen Frage, besonders seiner Lossagung von
dem Dreikönigsbündnis, auf das entschiedenste an, konnte aber einen seinen Ansichten entsprechenden
Beschluß der Kammer nicht erzielen.
Bald darauf ward er von König Friedrich Wilhelm Ⅳ. von Preußen
[* 39] zu einem der Kommissare des Verwaltungsrats der preuß.-deutschen
Union beim Parlament zu Erfurt
[* 40] ernannt. Nach dessen Schluß zog er sich auf seine Güter zurück, ward aber in seiner neuen Heimat
(dem Kreise
[* 41] Görlitz)
[* 42] wiederholt in das preuß. Abgeordnetenhaus gewählt, wo er sich zu der sog.
altliberalen Partei hielt und namentlich in der Konfliktzeit das Verhalten des Ministeriums mehrfach bekämpfte. Auf dem
ersten (konstituierenden) Reichstage des Norddeutschen Bundes war Carlowitz Vertreter des Wahlkreises Lauban-Görlitz; er stimmte für
die Verfassung. Carlowitz starb in Kötzschenbroda bei Dresden. Carlowitz hat sich auch als poet. Bearbeiter
der «Ilias» (2 Bde.,
Lpz. 1844) bekannt gemacht.
HansGeorg von, geb. zu Großhartmannsdorf bei Freiberg, trat in den diplomat. Dienst seines Heimatsstaates
ein und war seit 1821 königlich sächs. Bundestagsgesandter in Frankfurt
[* 43] a. M. Als solcher leitete er 1828 erst
in Oberschöna, dann in Cassel die Verhandlungen über die Gründung des Mitteldeutschen Handelsvereins, der sich aber bald
als eine gänzlich haltlose Schöpfung erwies. Auch die Bemühungen Carlowitz', im Auftrage seiner Regierung den Streit zwischen
dem HerzogKarl vonBraunschweig
[* 44] und Georg Ⅳ. von England-Hannover zu schlichten, blieben vergeblich. Bei
der Umgestaltung der sächs. Verfassung 1831 trat Carlowitz in das erste konstitutionelle Ministerium als
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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Minister ohne Portefeuille ein und übernahm 1836 das Kultusministerium. Er starb
HansKarl von, Berg- und Forstmann, geb. zu Oberrabenstein im sächs.
Erzgebirge, studierte zu Jena,
[* 46] Leiden
[* 47] und Utrecht
[* 48] Naturwissenschaften und machte ausgedehnte Reisen in Europa,
[* 49] wurde 1672 Amtshauptmann
zu Wolkenstein, 1677 Viceberghauptmann und 1711 Oberberghauptmann in Sachsen. Als solcher nahm er auch
großes Interesse an den forstlichen Zuständen Sachsens und schrieb: «Sylvicultura oeconomica, oder hauswirtliche Nachricht
und naturgemäße Anweisung zur wilden Baumzucht» (Lpz. 1713; in 2. Aufl.
hg. 1732 von J. Carlowitz von Rohr). Dasselbe ist eins der ältesten Bücher über den Waldbau. Carlowitz starb in
Freiberg.
2 Hohlglashütten
mit Gasbetrieb, je eine Tafelglashütte, Glasschleiferei, Metronom- und Harmonikafabrik, im Wilzschgrunde Pappenfabriken,
Holzschleifereien und Sägemühlen.
Der Ort wurde 1678 von Schnorr von Carolsfeld gegründet.
Stadt im Kreis
[* 50] Hofgeismar des preuß. Reg.-Bez. Cassel reizend gelegen, am Einfluß der Diemel in die Weser
und an der Linie Soest-Nordhausen und der Nebenlinie Hümme-Carlshafen (16,5 km) der Preuß. Staatsbahnen
[* 51] (2 Bahnhöfe),
[* 52] regelmäßig
und gut gebaut, wird von einem Kanal
[* 53] durchschnitten und hat (1890) 1653 E. (890 Reformierte, 700 Lutherische, 63 Katholiken, 31 Israeliten),
Post, Telegraph,
[* 54] Amtsgericht (Landgericht Cassel), Oberförsterei, Steuer- undAichamt, ein königl. Invalidenhaus (9 Offiziere, 4 Feldwebel
und 6 Gemeine nebst Familien) mit Kirche, einen Hafen zur Überwinterung der Schiffe
[* 55] mit Schleuse nach
der Weser, eine neue (1891) steinerne Brücke
[* 56] über die Diemel, eine Drahtseilfähre über die Weser, mehrere große Lagerhäuser,
eine (Stadt- und Fortbildungsschule. Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Cigarren (5 Fabriken), Rauch-, Kau- und
Schnupftabak, Thonwaren,
[* 57] Holzabsätzen, Schmirgel und Liqueur (3 Fabriken).
In der Umgegend bestehen Basaltsteinbrüche, eine Schleifmühle für Trottoirplatten und eine Kunstmühle.
Die Schiffahrt liegt hauptsächlich in den Händen der Bremer Schleppschiffahrtsgesellschaft und verfrachtet Steinfabrikate,
Thonwaren und Holz,
[* 58] thalwärts Tabak,
[* 59] Getreide und Jute.
[* 60] 1890 kamen an 540 Schiffe mit etwa 4000 t und gingen ab 420 mit 13000 t.
Im Sommer steht Carlshafen mit Hameln
[* 61] und Münden durch Dampfschiffahrt in Verbindung. Die an freier Kohlensäure
reiche Kochsalzquelle wird zum Baden
[* 62] und Trinken benutzt gegen Gicht, Skrofulose und Hautkrankheiten;
[* 63] das Badehaus mit Kurgarten
entspricht den Anforderungen der neuesten Badetechnik.
Unweit Carlshafen ist die gut erhaltene Ruine der Kruckenburg; an der Weser die hess.
und hannov. Klippen
[* 64] mit schöner Aussicht. – Carlshafen, anfangs Sieburg genannt, wurde 1699 bei
dem ehemaligen Orte Syburg vom Landgrafen Karl, nachdem Münden an Hannover
[* 65] gefallen, erbaut, um Hessen
[* 66] einen neuen Weserhafen
zu verschaffen, und mit franz. Reformierten bevölkert. Um der einheimischen Industrie und dem Bergbau
[* 67] Absatz zu verschaffen,
wurde 1771 die Carlshafener Handelsgesellschaft gestiftet und privilegiert. ^[]
Fredrik Ferd., schwed. Geschichtschreiber und
Staatsmann, geb. in Upland, studierte zu Upsala,
[* 69] bereiste 1834–36 Dänemark,
[* 70] Deutschland,
[* 71] Italien und Frankreich,
wurde 1835 Docent der Geschichte zu Upsala und war 1837–46 Lehrer der königl. Prinzen in Stockholm.
[* 72] Nach einer
Forschungsreise in England kehrte er nach Upsala zurück, wurde 1849 Professor der Geschichte an der dortigen Universität
und 1863 Staatsrat und Chef des Ministeriums der Kultusangelegenheiten.
Diese Stelle bekleidete er bis 1870 und von neuem 1875–80. Auf allen Reichstagen 1850–63 war er als Abgeordneter der Universität
und 1865 der Akademie der Wissenschaften thätig sowie auch seit 1873 als Mitglied der ersten Kammer in der
neuen Repräsentation. Carlson ward 1858 zum Mitgliede der Akademie der Wissenschaften erwählt und 1859 auch in die SchwedischeAkademie aufgenommen. Er starb in Stockholm. Unter C.s zahlreichen histor. Schriften ist als sein Hauptwerk
hervorzuheben die in Bezug auf Forschung wie Darstellung gleich verdienstliche «Geschichte Schwedens», welche (als 4.–6. Bd.,
Gotha
[* 73] 1855–87) die Fortsetzung von Geijers Werke in Heeren und Ukerts «Geschichte der europ. Staaten» bildet und u. d. T.
«Sveriges historia under konungarne af Pfalziska huset» (Bd.
1–7, Stockh. 1855–85) auch in schwed. Bearbeitung erschien.
Außerdem verdient noch «Om fredsunderhandlingarne åren 1709–18» (Stockh.
1857), eine schwed. Übersetzung seines ursprünglich in lat. Sprache
[* 74] geschriebenen Professorspecimens, Erwähnung.
(spr. -luck), Stadt in der schott.
GrafschaftLanark, 9 km im NW. von Lanark, rechts vom Clyde, hat (1891) 4096, als Gemeinde 8058 E., Baumwollspinnerei, Eisen-
und Kohlengruben.
(spr. -leil),Thomas, engl. Schriftsteller, geb. in dem Dorfe Ecclefechan
in Dumfries in Schottland, wurde von seinen Eltern, wohlhabenden Landleuten, für die Kirche bestimmt,
ward aber auf der Universität zu Edinburgh weder durch das Studium der Theologie noch das der Rechte befriedigt. Er wurde Lehrer
der Mathematik in Kirkcaldy und beschäftigte sich mit deutscher Sprache und Litteratur. Jahrelang war nun sein Hauptbemühen,
durch Übersetzungen und kritische Arbeiten den Briten die Geistesschätze Deutschlands
[* 76] zugänglich zu machen.
Dahin gehören: «William Meister's apprenticeship» (3 Bde., Edinb.
1824; neue Ausg., Lond. 1874 u. 1890),
«Life of Fr. Schiller» (Lond. 1825; neue Ausg., ebd. 1874; deutsch, Frankf.
1830) und «Specimens of German romance» (4 Bde., Edinb.
1827), eine Auswahl aus Goethe, Tieck, Jean Paul, Fouqué, Musäus, Hoffmann u. a.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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Die Huldigung der 19 engl. Goethophilen (darunter W. Scott und der nachherige GrafEllesmere), 1831 in einer Adresse und einem
sinnigen Gedicht an Goethe dargebracht, war von Carlyle veranlaßt, der mit Goethe in persönliche Beziehung trat. Bis 1834 lebte
er teils in Edinburgh, teils auf dem Landgute Craigenputtock in Dumfries, als Mitarbeiter an «FrasersMagazine», der «Edinburgh Review» und der «Foreign
Review» thätig, die er besonders durch geistvolle Arbeiten über die deutsche Litteratur bereicherte; dann siedelte er nach
London über, wo er seitdem wohnte. Mit Ausnahme der Amtsführung als Rektor der Universität Edinburgh, zu welchem Ehrenposten
ihn die Studenten für 1866–67 wählten, bekleidete Carlyle nie eine öffentliche Stellung. Während des Krieges
von 1870 und 1871 nahm er eifrig für Deutschland Partei, während des Russisch-Türkischen für die Befreiung der Balkanstaaten.
Er starb in London; die Leiche wurde in C.s Geburtsort beigesetzt.
Von Originalarbeiten begründete seinen Ruf «The French Revolution»
(3 Bde., Lond. 1837 u. ö.;
deutsch von Feddersen, 3 Bde., Lpz.
1844; 2. umgearbeitete Aufl. von Erman, ebd. 1889), ein durch Großartigkeit der Behandlung und poet. Schwung der Sprache ausgezeichnetes
Werk. Die Kämpfe seiner innern Entwicklung und seine philos. Weltanschauung legte Carlyle in dem 1831 geschriebenen, aber erst 1834 als
Buch veröffentlichten «Sartor resartus» (deutsch von Fischer, Lpz.
1882) nieder, das durch eigentümliche, ans Barocke streifende Schreibart wie durch Humor und die Kühnheit der Gedanken Aufsehen
erregte. 1839 erschien eine Schrift über den «Chartism», hierauf die Vorlesungen «On
Heroes, hero-worship and the heroic in history» (Lond. 1841; deutsch von
J. Neuberg, Berl. 1853 u. 1889); und die histor.-philos. Betrachtungen: «Past and present»
(Lond. 1843). In diesen Werken trat eine neue RichtungC.s hervor, die Tendenz, die individuelle geniale Einsicht und Thatkraft
als das bewegende Princip der Geschichte darzustellen und über das Interesse am allgemeinen Fortschritt zu erheben, den
Carlyle im ganzen geneigter war in seinen Mängeln abzuurteilen, als in seinen Vorzügen anzuerkennen. In den
«Latter day pamplets» (Lond. 1850) ist diese
Anschauung auf die Spitze getrieben.
C.s histor. Auffassung bildet den schärfsten Gegensatz zu den geschichtsphilos. Grundideen des Realisten Buckle. Den größten
histor. Wert von allen SchriftenC.s haben «Oliver Cromwell's letters and speeches»
(2 Bde., Lond. 1845, mit einem «Supplement» von 1846; neueste Ausg. 1888). Wenn den Kommentar auch mehr Scharfsinn und Beredsamkeit
als Unparteilichkeit auszeichnet, verdient er doch das Lob, die Ehrenrettung einer Hauptgestalt der engl.
Geschichte mit Erfolg versucht zu haben.
Einen zweiten, seines Heroenkultus würdigen Helden fand Carlyle in Friedrich d. Gr., den er zum Gegenstand
umfassender Studien machte, die ihn auch nach Deutschland führten. Deren Ergebnisse bietet die «History of Friedrich Ⅱ., called
Frederick the Great» (6 Bde., Lond.
1858–1865; neue Ausg., 10 Bde.,
1874; deutsch von Neuberg und Althaus, 6 Bde., Berl. 1859–69),
die trotz vieler glänzenden Vorzüge an zu großer Länge und in manchen Abschnitten an Formlosigkeit
leidet.
Seitdem veröffentlichte Carlyle kein größeres Werk mehr. Noch ist die Biographie seines Jugendfreundes J. Sterling zu erwähnen.
Seine kleinern, ^[] in verschiedenen Zeitschriften
verstreuten, meist auf deutsche und franz.
Litteratur bezüglichen Aufsätze erschienen als «Critical and miscellaneous essays»
gesammelt (4 Bde., Lond. 1840 u. ö.). 1892 erschienen
«Lectures of the history of literature by T. Carlyle, April to July 1838», zum erstenmal hg. von J. Reay Greene (London) und «Lectures
on the history of literature; or the successive periods of European culture, delivered in 1838», zum
erstenmal hg. mit Anmerkungen von R. P. Karkaria (Bombay).
[* 78] 1868-70 war er mit einer neuen Ausgabe seiner «Collected works»
(in der «Library edition», 34 Bde.)
beschäftigt.
Dieser folgte 1871 die billige «People's edition» in 37 Bdn., die in zahlreichen
Auflagen eine weite Verbreitung fand. Ferner veröffentlichte er eine Reihe von Abhandlungen als «The early
Kings of Norway. Also an essay on the portraits of John Knox» (Lond. 1875). C.sSchilderung seiner Reise nach Paris
[* 79] 1851 erschien
in der «New Review» (Okt. und Nov. 1891). Großes Aufsehen erregten seine, von dem litterar. Testamentsvollstrecker Froude
veröffentlichten «Reminiscences» (2 Bde.,
Lond. 1881; neue Ausg. von Norton, 1887) sowie die ganz auf Briefwechsel und Tagebücher gegründete ebenfalls
von Froude herausgegebene Biographie: «T. Carlyle History of the first forty years of his life» (2 Bde.,
ebd. 1882),
woran sich dessen «T. Carlyle History of his life in London 1834–81» (ebd. 1884) anschloß (zusammen deutsch von
Fischer, 3 Bde., Gotha 1887). Kretzschmar verdeutschte «Ausgewählte
Schriften» C.s (6 Bde., Lpz. 1855–56),
enthaltend Essays, Sartor resartus, Past and present. Von C.s Briefwechsel gab Norton heraus: «Early letters» (2 Bde.,
Lond. 1886) und «Letters 1826–36» (2 Bde.,
ebd. 1889) sowie «Correspondence between Goethe and Carlyle» (ebd. 1887; deutsch, Berl. 1887);
Shepherd und Williamson,
Memoirs of the life and writings of T. Carlyle, with personal reminiscences and selections from his private letters (2 Bde.,
Lond. 1881);
Flügel, C.s religiöse und sittliche Entwicklung und Weltanschauung (Lpz. 1887);
Von engl. Biographen seien genannt Conway (1881), Nicoll (1881),
Wylie (1881), Garnett (1887), A. S. Arnold (1888), Masson, Carlyle personally and in his writings (1885),
Larkin, and the open secret of his life (1886) und Nichol, T. Carlyle (1892). Eine Biographie von C.s Gattin schrieb A. Ireland,
Life of Jane Welsh Carlyle (Lond. 1891).
(spr. -manjohla), Stadt in der ital. Provinz und im KreisTurin,
[* 80] an der Linie Savona-Bra-Carmagnola und (Turin-) Carmagnola-Cuneo
des Mittelmeernetzes,mit Trambahnverbindung nach Turin (26 km), hat (1881) 3007, als Gemeinde 12818 E.,
aus ihrer Blütezeit im 15. und 16. Jahrh. got. Kirchen, Schloßruinen, einen Glockenturm (ehemals Turm
[* 81] der Festungswerke),
Lycealgymnasium, technische Schule sowie Fabrikation von Hanf-, Leinen- und Seidenstoffen. Carmagnola ist Geburtsort
des Condottiere
¶
(spr. -manjohla), ital. Feldherr, eigentlich
FrancescoBussone, geb. um 1390 als Sohn eines Bauern zu Carmagnola in der Markgrafschaft Saluzzo, diente zuerst als Söldner unter Facino
Cane, Herrn von Alessandria und Regenten von Mailand,
[* 83] trat dann zu dessen Nachfolger Filippo Maria Visconti
über und schwang sich durch Mut und Gewandtheit rasch bis zum Feldherrn von Mailand empor. Er kämpfte mit Glück in der Lombardei
(1416 und 1417), unterwarf Genua
[* 84] (1421), besiegte die Schweizer (1422); dafür ernannte ihn Visconti zum Grafen von Castelnuovo
und gab ihm seine Tochter zur Gemahlin.
Bald aber wurde Carmagnola beim Herzog verleumdet und von diesem zurückgesetzt, sodaß er nach Venedig flüchtete und dort 1426 unter
FrancescoFoscari an die Spitze der Landmacht Venedigs und der Truppen des verbündeten Florenz
[* 85] trat. Er nahm Brescia, schlug die
mailänd. Führer Carlo Malatesta und Niccolo Piccinino und zwang 1431 F. M. Visconti zur Herausgabe seiner
eingezogenen Güter und bisher gefangen gehaltenen Familie. Als darauf Carmagnola in dem neu ausgebrochenen Krieg Mißerfolg hatte,
ließ die Republik, welche Verrat argwöhnte, ihn nach Venedig locken und als Verräter enthaupten. Seine wirkliche
Schuld ist aber keineswegs festgestellt. Manzoni hat C.sSchicksale 1820 in einem Trauerspiele dargestellt.
–
Vgl. Barlan, Il conte Francesco Carmagnola (Flor. 1855);
Battistella, Il conte Carmagnola, studio storico con documenti inedite (Genua
1889).
(spr. -manjóll) hieß in der Französischen Revolution ein auf den Hof
[* 86] sich beziehender republikanischer
Rundgesang und Tanz, der 1792 bei Gelegenheit der Einnahme von Carmagnola in Piernont entstanden sein
soll. Der Anfang des Liedes war: «Madame Véto avait promis»; jede Strophe schloß mit dem Refrain: «Dansons la Carmagnole!
Vive le son du canon!» Den Namen dieses revolutionären Volksliedes gebrauchte man später für ein beinahe kragenloses Kamisol
mit kurzen Schößen, wie es vom niedern Volk während der Revolution getragen wurde;
dann auch für die
eifrigsten Mitglieder des Jakobinerklubs, weil sie jenes Kostüm
[* 87] als Demagogentracht annahmen.
1) Die größte Grafschaft im engl. Fürstentum Wales, wird begrenzt im S. von der Carmarthenbai des Bristolkanals, im W. von
der Grafschaft Pembroke, im N. von Cardigan, im O. von Glamorgan und Brecknock, hat 2405,38 qkm, (1891) 130574
E. Carmarthen ist wesentlich das Becken des Towyflusses, der 50 km lang zwischen den Kalkfelsen der Black-Mountains im O. und der Plynlimmonkette
im W. fließt. Der Boden ist längs der Küste morastig, sonst zum Teil hügelig und erhebt sich in den
letzten Ausläufern des Walisischen Gebirges, den Black-Mountains, bis 872 m. Hauptbeschäftigungen sind Viehzucht, Ackerbau,
Leder- und Wollmanufaktur.
Steinkohlen liefert der Boden reichlich, auch Eisen,
[* 88] welches besonders in Llanelly verarbeitet wird, etwas Silber, Marmor, Kupfer,
[* 89] Schiefer und Blei.
[* 90] Pferde,
[* 91] Schafe
[* 92] und Butter werden ausgeführt. Die Grafschaft sendet mit der Hauptstadt
zwei Mitglieder ins Parlament. – 2) Hauptstadt der Grafschaft Carmarthen, auch Caer Fryddyn genannt, liegt an der Südwales-Eisenbahn
an beiden Ufern des Towy, 14 km oberhalb seiner Mündung, 22 km im NW. von Llanelly, hat ^[]
(1891) 10338 E., ziemlich steile
Straßen, eine Brücke von 7 Bogen,
[* 93] ein Gefängnis im ehemaligen Schlosse,
eine Irrenanstalt, eine got. St. Peterskirche, Denkmal des bei Waterloo
[* 94] gefallenen Generals Picton, Lateinschule, bischöfl.
Seminar und ein Theater.
[* 95] Die Bewohner betreiben Fisch-, besonders Lachsfang, Schiffbau an dem bei Hochwasser Schiffen von 200 t
zugänglichen Towy, Fabrikation von Zinn- und Eisenwaren und Ausfuhr der Produkte des Hinterlandes. –
Die Stadt erscheint schon im «Itinerarium» des Antonius als Maridunum im Besitz der Dementen oder Demeceten. Lange Zeit hindurch
Residenz der walisischen Fürsten, wurde sie 1137 durch Owen Gwynedd verbrannt, doch bald von dem Grafen von Clare wieder aufgebaut.
Von ihr trägt der Herzog von Leeds
[* 96] den Titel eines Marquis von Carmarthen.
(spr. -moh), Hauptort des Kantons Carmaux (6 Gemeinden, 14050 E.) im ArrondissementAlbi des franz. Depart. Tarn,
an dem zum Aveyron gehenden Cérou, in 220 m Höhe, an der Linie Castres-Carmaux (64 km) der Franz.
Südbahn, hat (1891) 8087, als
Gemeinde 9591 E., Schloß mit Park, got. Kirche;
StaateCampeche, auf der Insel Carmen in der Laguna de Terminos, hat etwa 6000 E. und bedeutende
Ausfuhr von Zucker,
[* 98] Mahagoni und andern Hölzern.
Sylva,Pseudonym der rumän. Königin Elisabeth (s. d.). ^[= (grch.) nennt man eine Schrift, die unter einem falschen Namen herausgegeben wird, oder auch ...]
hieß eine altröm. Göttin, dem Namen nach eine Göttin der carmina (d. h. der Lieder, Weissagungen, Zaubersprüche
u. s. w.), ursprünglich wohl eine Quellgottheit, die aber dann ebenso wie Egeria (s. d.) vor allem als Geburtsgöttin verehrt
wurde. Carménta hatte in Rom an dem nach ihr benannten Stadtthor am Fuße des Capitolinischen Hügels ein Heiligtum
mit einem eigenen Priester, sowie Feste am 11. und 15. Jan. Diese galten ihr als Geburtsgöttin in doppelter Person, als der
Carménta. Prorsa oder Porrima und der Carménta Postverta, welche ursprünglich als Göttinnen der Kopf- und Steißgeburt
verehrt wurden, während eine spätere Deutung aus ihnen Schicksalsgöttinnen machte, die das Geschick der Neugeborenen weissagen.
In der röm. Sagengeschichte ist Carménta die seherische Mutter oder Gemahlin des Euander (s. d.).
porta hieß ein unter dem Kapitolinischen Hügel wahrscheinlich an dessen Südwestecke gelegenes Thor des
Servianischen Rom, welches von dem nahen Tempel
[* 99] der Göttin Carmenta seinen Namen hatte.
Seitdem die 300 Fabier 477 v. Chr.
durch dieses Thor in den Krieg gegen Veji gezogen und alle umgekommen waren, galt es für unglückbringend, und erhielt den
NamenPorta scelerata.
Joh. Heinrich Kasimir, Graf von, preuß. Großkanzler und Chef de justice, geb. in
Kreuznach,
[* 100] trat 1749 in den preuß. Staatsdienst und wurde schon 1763 Präsident der Regierung (d. h. des Landgerichts) in
Breslau,
[* 101] 1768 Justizminister von Schlesien;
[* 102] als solcher führte er zahlreiche Verbesserungen durch und gewann damit die Zuneigung
des Königs. 1779 berief ihn Friedrich Ⅱ. an Stelle von Fürst zum Großkanzler und Chef de justice und
übertrug ihm 1780 die Neuordnung des Justizwesens. Energie, Umsicht und ein hoher
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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