dener polit. Flugschriften, wie über ein internationales Schutzgesetz gegen den
Nachdruck und den amerik.
Krieg. Sein letztes
Werk ist «The unity of law» (Philad. 1873).
Eine Auswahl seiner Werke erschien als «Miscellaneous works of Carey» (Philad.
1869). ‒
Vgl. Lange, J.
StuartMillsAnsichten über die
sociale Frage und die angebliche Umwälzung der
Socialwissenschaft durch Carey (Duisb. 1865),
(spr. kähri),Matthew,Vater des vorigen, geb. zu Dublin
[* 3]
(Irland), errichtete 1791 zu
Philadelphia
[* 4] eine Verlagsbuchhandlung und widmete seine freie Zeit nationalökonomischen
Studien. Er starb Am bekanntesten
von seinen zahlreichen Werken ist sein
«OliveBranch, or faults on both sides, federal and democratic» (1814),
ein Werk, welches
die streitenden polit.
Parteien vereinigen sollte.
Seine Selbstbiographie erschien 1833‒34 im «New
England
Magazine».
(spr. kähri),William, engl.Indolog, geb. zu
Paulerspury in Northamptonshire, kam 1793 als Missionar nach
Bengalen, gründete 1800 eine Buchdruckerei zu Serampur bei Kalkutta
[* 5] und beteiligte sich seitdem an der Herstellung von Bibelübersetzungen in die verschiedenen Idiome
Indiens.
Daneben betrieb er Sanskritstudien und wurde 1801 Professor am College
Fort William in Kalkutta. Er starb zu Serampur. 1804 ließ
er zu Serampur eine von Colebrooke besorgte
Ausgabe des «Hitopadeça», des «Daçakumâra-carita»
und der
Sprüche desBhartrihari erscheinen; 1806 gab er ebendaselbst seine Sanskritgrammatik heraus, 1806‒10
zusammen mit Joshua Marshman die drei ersten
Bücher des «Râmâyana» mit engl.
Übersetzung, 1820‒24 die
«Flora indica» von
Roxburgh (2 Bde.; 2. Aufl., 3 Bde.,
1832), außerdem
Grammatiken und Wörterbücher vieler modernen ind. Dialekte. ‒
Vgl. Myers, W. Carey (deutsch von Mundhenk,
Hamb. 1892).
das span. Wort für das frz.
charge, das ital. carica, d. h. Last,
Name eines früher gesetzlichen und jetzt noch üblichen Handelsgewichts und eines Hohlmaßes.
Die Carga ist von verschiedener
Größe: beim Gewicht in
Valencia
[* 6] 127,8 kg, in Mexiko
[* 7] 300 span.
Pfd. = 138 kg, in Columbia
[* 8] 250 span.
Pfd. = 115 kg, in
Peru
[* 9] 150 span.
Pfd. = 69 kg, in
Chile
[* 10] teils wie in
Peru, teils wie in Mexiko. Als Getreidemaß
hat die Carga in
Catalonien etwa 175 l, in Mexiko 2
Fanegas = 181,63 l (in
Yucatan ist die Carga der dortigen
Fanega gleich und nur
60,57 l), in Columbien bei Weizen 400 span.
Pfd. = 184 kg, in
Peru bei
Reis 375 span.
Pfd. = 172½ kg, und
auf der
InselKreta ist sie = 4,322 alte engl.
WinchesterBushels = 152,3 l. Als Flüssigkeitsmaß ist die Carga in
Catalonien etwa 120 l,
in
Buenos-Aires aber 114
l. (S.
Carica und
Charge.)
(spr. karäh),Hauptort des Kantons Carhaix (287,39 qkm, 9 Gemeinden, 17442 E.)
im
Arrondissement Châteaulin des franz. Depart.
Finistère, 3 km nördlich vom
Brest-Nantes-Kanal, oberhalb des zur
Aune gebenden
Hière oder
Aven, hat (1891) 2871, als Gemeinde 3064 E., Post,
Telegraph
[* 11] und ^[] Viehhandel. Carhaix ist
Geburtsort
von La
Tour d'Auvergne, des «ersten franz. Grenadiers»,
dem eine eherne
Statue errichtet ist.
Stadt im
Kreis
[* 12] Rossano der ital.
Provinz Cosenza, am Golf von
Tarent, zwischen der
Punta-Fiumenica und dem
Kap
del Trionto, an der Linie Metaponto-Reggio des Mittelmeernetzes, ist Sitz eines
Bischofs, hat Post und
Telegraph, 1 Seminar und (1881) 2751, als Gemeinde 3772 E., Seidenzucht und Mannaproduktion.
(spr. kärribu),Hügellandschaft im
Osten der Felsengebirge von Nordamerika,
[* 13] bildet die
Wasserscheide zwischen
dem Peace-River (Friedensfluß) und dem
Hay-River und ist eine reiche Lagerstätte von
Steinkohlen, Kupfer
[* 14] und
Gold.
[* 15] ‒ Cariboo heißt
auch eine
Kette der Felsengebirge westlich vom obern
Fraser.
L., Pflanzengattung aus der Familie der Passifloraceen (s. d.)
mit gegen 20 sämtlich tropisch-südamerik.
Arten. Es sind
Bäume oder
Sträucher mit breiten, oft handförmig geteilten
Blättern
und einhäusigen weißlichen oder gelbgrünen
Blüten. Die
Frucht ist eine fleischige
Beere. Die wichtigste
Art ist der in allen Tropengegenden vielfach kultivierte
Melonenbaum, Carica PapayaL. (s. Fig. 2 zum
Artikel Passiflorinen).
[* 16] Die
Frucht hat ungefähr die Form und
Größe einer
Melone, ist im reifen Zustand wachs- oder pomeranzengelb und enthält ein saftiges,
goldgelbes, süßes, wohlschmeckendes Fleisch.
Sie ist ein wichtiges Nahrungsmittel,
[* 17] wird teils mit
Salz
[* 18] oder mit Zucker,
[* 19] teils auch wie
Gurken eingemacht
gegessen. Der ganze
Baum, vorzüglich aber die
Frucht, enthält einen milchartigen Saft, der selbst das härteste Fleisch sehr
schnell mürbe macht. Setzt man dem Wasser, worin Fleisch zubereitet werden soll, nur eine geringe Menge des
Saftes zu, so genügt schon eine
Temperatur von 70 bis 80°
C., um das Fleisch vollständig weich zu machen, ja zum Zerfallen
zu bringen.
Nach vielen
Berichten von Reisenden sollen in manchen Tropengegenden, z. B. auf Java, die Eingeborenen
das Fleisch in
Blätter des
Baumes wickeln und eine Zeit lang darin liegen lassen oder auch an dem
Baume
selbst zwischen den
Blättern aufhängen, um es mürbe zu machen. Auch zum Gerinnen der
Milch eignet sich der Saft sehr gut.
Er wird auch in eingetrocknetem Zustande
(Succus Caricae Papayae siccatus), ebenso wie das daraus dargestellte Papayotin (s. d.)
zur Lösung der diphtheritischen Membranen medizinisch gebraucht.
(ital., d. h. Last, das span.
carga, das franz. charge), ein früher gesetzliches und zum
Teil noch übliches großes ital. Gewicht und Hohlmaß. In
Venedig
[* 20] war die Carica ein Gewicht von 4 Ctr. (centinaja) = 120,492 kg, in Mailand
[* 21] (carga oder carica) ein
Maß für Hafer
[* 22] von 9 Staja
= 164,514 l, in Nizza
[* 23] (carica, carga) ein Getreidemaß von 160 l, ein Flüssigkeitsmaß von 94,35
l und angeblich auch ein
Gewicht von 300
Pfd. = 93,4885 kg. (S.
Carga und
Charge.)
(spr. -injáng),Hauptort des Kantons Carignan (202,80 qkm, 26 Gemeinden, 12908 E.),
am Chiers, im
ArrondissementSedan
[* 24] des franz. Depart.
Ardennes, an den Linien
Mézieres-Deutsche Grenze gegen Pontoy und Carignan-Messempré
(7 km) der
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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Franz. Ostbahn, hat (1891) 1843, als Gemeinde 2123 E., Post und Telegraph, Drahtzieherei, Blattmetallschlägerei und Tuchfabrikation.
‒ Carignan, im Mittelalter Evosium, dann Ivois genannt, wurde 1662 ein Herzogtum des Eugen Moritz von Savoyen, der es Carignan nannte; 1752 kaufte
es der Herzog von Penthièvre für seine Tochter, die Herzogin von Chartres. Hier entschloß sich Napoleon
Ⅲ. nach Sedan zu gehen. Am andern Tage wurde Carignan vom preuß. Gardekorps besetzt.
(spr. -injahno, im frühern Mittelalter Carnianum, auch Carinianum), Stadt in der
ital. Provinz und im KreisTurin,
[* 26] links am Po, in fruchtbarer, aber feuchter Gegend, hat Post und Telegraph,
Dampftrambahnverbindung nach Turin (18 km), Carmagnola und Moretta, (1881) 4442, als Gemeinde 7151 E., mehrere Paläste und
Kirchen, darunter San Giovanni Battista, von Alfieri 1766 erbaut, die Kirche des alten Klosters der heil. Klara, das Grabmal der
Bianca Paläologos. der Gemahlin Karls Ⅰ., in Santa Maria delle Grazie, und einen von Arkaden umgebenen
Marktplatz, ferner Seidenbau und Seidenindustrie. ‒ Carignano fiel nach dem Tode des Fürsten Ludovico von Acaia (1418) an die
Grafen von Savoyen. Nach dem Regentschaftskriege in Piemont legte Emanuel Ⅰ. seinem jüngsten Sohne, dem Fürsten Tommaso,
den Titel eines Fürsten von Carignano bei und gab ihm Stadt und Gebiet als Apanage. Der Fürst Tommaso-Carignano
wurde Stammvater der jetzt regierenden ital. Königslinie.
Republik Ecuador, auf der Westcordillere, etwas nördlich des Chimborazo, soll 1698 bei
schwerem Erdbeben
[* 27] zusammengestürzt sein, ist schneebedeckt und erreicht mit seinen schroffen Zacken und Spitzen 5106 m Höhe.
Karinaten, diejenigen Vögel,
[* 28] welche zur Vergrößerung der Ursprungsfläche der großen Brustmuskeln
auf dem Brustbeine einen medianen Kamm oder Kiel
[* 29] (Carina) haben. Vögel, welche nicht fliegen oder nicht, wie die Pinguine,
mit den vordern Extremitäten schwimmen, brauchen keine besonders starke Brustmuskulatur, daher auch
keine vergrößerte Ursprungsfläche für dieselbe, und der Kiel fällt weg. Man hat diese Vögel als Ratiten den Karinaten
gegenübergestellt und glaubt, daß diese sehr bunte, auf lediglich negative Charaktere basierte Vogelgruppe eine den Karinaten
gleichwertige Unterordnung bilde, zu denen man die Strauße und neuerdings mit Marsh einen fossilen ausgesprochenen Schwimmvogel
[* 30] (Hesperornis) rechnet. (S. Straußvögel.)
[* 31]
(spr. -injehna), Stadt in der span. Provinz Saragossa
[* 32] (Aragonien), südwestlich von Saragossa, an der Eisenbahnlinie
Cariñena-Saragossa (46 km), hat (1887) 3600 E., Post, Telegraph, sehr alte Mauern, got. und arab. Baureste, darunter einen viereckigen
Turm,
[* 33] der, früher ein Teil des Kastells, ^[] jetzt als Glockenturm der Kathedrale dient,
sowie Bau des berühmten
Garnachaweins, der in Saragossa das gewöhnliche Getränk bildet.
Stadt in der ital. Provinz und im Kreis Palermo
[* 34] auf Sicilien, 7 km vom Meere, auf steilem Hügel, in einer korn-
und weinreichen Gegend, an der Linie Palermo-Trapani der Westsicil.
Eisenbahn, hat (1881) 11667, als Gemeinde 12037 E.,
ein altes, im 14. Jahrh. durch die Chiaramonti erbautes Feudalschloß und in der Umgegend
Höhlen mit fossilen Tierresten. 6 km nördlich lag Hykkara. Am wurden die sicil.
Aufständischen bei Carini von den
bourbonischen Truppen geschlagen.
M. Aurelius, der ältere Sohn des röm. KaisersCarus, wurde nach dem Regierungsantritt seines Vaters im Spätsommer 282 n. Chr.
zum Cäsar erhoben und bei dessen Zug
gegen die Perser (Anfang 283) mit der Leitung des Abendlandes betraut. Carinus überließ die Verteidigung
des Oberrheins gegen die Alamannen bald seinen Legaten, um sich in Rom
[* 35] den schlimmsten Ausschweifungen
hinzugeben. Als sein Vater Ende 283 in Persien
[* 36] den Untergang gefunden und die Offiziere der aus Asien
[* 37] zurückkehrenden Armee,
nach der Ermordung des Cäsars Numerianus (Bruder des Carinus), 17. Sept. 284 zu Chalcedon den Diocletian mit dem Purpur bekleidet hatten,
brach ein Thronkrieg zwischen diesem und aus. In der Schlacht bei Margus (an der jetzigen Morawa), die
einen für Carinus günstigen Verlauf nahm, wurde dieser von einem seiner Tribunen, dessen Frau Carinus entehrt hatte, ermordet.
In der
Nähe liegt die von A. von Humboldt und Goering beschriebene, großartige Guachárohöhle, die bekannt ist nach den darin sich
aufhaltenden zahllosen Ziegenmelkern (Steatornis Caripensis).
Giacomo, ital. Tonsetzer, geb. um 1604 zu Marino
bei Rom, wurde 1624 Kapellmeister in Assisi, 1628 Kapellmeister an der St. Apollinariskirche des Collegium Germanicum in Rom,
wo er 1674 starb. In dieser bescheidenen Stellung entfaltete er eine wahrhaft reformatorische Thätigkeit in fast allen Fächern
der Musik. Durch Carissimi erhielt die im J. 1600 begonnene Reformbewegung der ital.
Musik ihren ersten Abschluß. Er gab der weltlichen Kantate, der Arie und dem Duett so feste und allgemeingültige Formen, daß
die gesamte spätere Entwicklung in seine Bahnen einlenkte.
Besonders war dies beim Recitativ der Fall. Diesem und den Chören verlieh Carissimi eine wunderbare Ausdrucksfähigkeit.
Sein Hauptverdienst ist, daß er den neuen Stil auf die Kirchenmusik zu übertragen suchte, indem er eine Anzahl Historien
in Form von Kantaten komponierte, die begleiteten Sologesang mit Chören verbanden. Hierdurch begründete er das spätere
biblische Oratorium. 14 solcher kleiner Oratorien, sämtlich zu lat. Texten, sind von ihm noch erhalten;
die meisten behandeln alttestamentliche, die übrigen allegorisch-biblische oder geistliche Gegenstände. Diese bisher unbekannten
Werke wurden
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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von Chrysander in den «Denkmälern der Tonkunst» herausgegeben; bis 1882 erschienen «Jephta», «Baltazar'»,
«Jonas», «Judicium Salomonis». Außer diesen komponierte Carissimi viele Motetten (die meisten dreistimmig),
Kantaten, Duette, Serenaden
u. s. w. Ein Meister der Komposition wie des Gesangs, wurde er von vielen Schülern (Cesti, A. Scarlatti u. a.) aufgesucht. Für
sie schrieb er eine «Ars cantandi», Anleitung zur Singkunst, die nur in einer deutschen Übersetzung als
Anhang zum «Vermehrten Wegweiser» (3. Aufl.,
Augsb. 1696) erhalten ist.
(ital.), Caritas (lat.), d. h.
Liebe, besonders Mutterliebe, in der bildenden Kunst Ausdruck für die Darstellungen der Mutterliebe. Zuerst kommt die Carità als
einzelne allegorische
[* 39]
Figur neben den übrigen Tugenden vor, später erscheint die Carità ausschließlich
als Gruppenbild, eine liebevolle Mutter mit ihren Kindern. Ein schönes Beispiel dieser letztern Auffassung bietet die Predella
zu Raffaels Grablegung Christi und die Carità von Andrea del Sarto (Paris,
[* 40] Louvre). Neuere Darstellungen der Carità sind von Kaulbach,
von Cornelius (Karton) und plastisch von Dubois ausgeführt am Grabmal des Generals Lamoricière in Nantes.
[* 41]
Philipp, Physiker, geb. zu Neustadt
[* 42] a. d. Aisch (Mittelfranken), studierte seit 1856 in München
[* 43] Mathematik
und Physik und habilitierte sich 1861 an der Universität. 1857‒65 war er unter Lamont an der MünchenerSternwarte
[* 44] mit astron. und erdmagnetischen Arbeiten beschäftigt, 1865 gründete er in München eine physik.-technische Anstalt
zur Herstellung von physik. Instrumenten, die er bis 1875 leitete. 1869 wurde Carl zum Professor der Physik an den königlich
bayr. Militärbildungsanstalten ernannt. Er starb in München. Carl schrieb: «Die Principien
der astron. Instrumentenkunde» (Lpz. 1863) und «Repertorium
der Kometen-Astronomie» (Münch. 1864). Besonders bekannt geworden ist Carl aber als Begründer und Herausgeber (1865‒82) des
«Repertoriums für Experimental-Physik».
Flygare-Carlén, Emilia, schwed. Romanschriftstellerin, geb. zu
Strömstad, verheiratete sich 1827 mit dem Provinzialarzt Flygare (gest. 1833)
und 1841 mit Joh. Gabriel (s. unten) in Stockholm
[* 45] und starb dort Ihre schriftstellerische Thätigkeit begann sie
mit der Novelle «Waldemar Klein» (1838). Als die beliebtesten ihrer Romane und Erzählungen sind hervorzuheben: «Der Stellvertreter»
(1839),
ihr bester Roman; ferner die sehr
interessanten Kulturschilderungen «Schattenspiel. Zeitgemälde und Jugenderinnerungen»
(1865),
«Erinnerungen aus dem schwed. Schriftstellerleben 1840‒60» (1878).Ihre frühern Werke sind in verschiedene Sprachen übertragen worden. Eine Gesamtausgabe («Samlade romaner»)
erschien in 31 Bänden (Stockh. 1869‒75; deutsch, 96 Bde.,
Stuttg. 1869‒70). Von ihren spätern Novellen ^[] (die letzte war «Argvingen
och
hans molpart» 1844),
die zuerst in «Svenska Familjejournalen» erschienen, begann 1887 eine Gesamtausgabe
u. d. T.: «Efterskörd från en 80 årings
författarebana» mit ihrer Biographie von Sköldström. Man muß ihr wegen ihrer reichen Kombinationsgabe, ihres feinen Sinnes
für das Sittliche und Bedeutsame in den gewöhnlichen Verhältnissen des Alltagslebens, ihrer, wenn auch nicht psychologisch
tiefen, doch konsequenten Zeichnung der Charaktere einen vorzüglichen Rang unter den gleichzeitigen
Romanschriftstellerinnen zuerkennen. ‒ Ihr zweiter Gemahl, JohanGabriel Carlén, geb. in Westgotland, betrat die jurist.
Laufbahn, widmete sich aber bald zu Stockholm der Litteratur und hat sich außer durch einige jurist. Handbücher besonders
durch die Gedichtsammlungen «Stycken på vers» (1838)
und «Romanser ur svenska folklifvet» (1846),
ferner durch die Encyklopädien «Svenska Familjeboken» (1850‒52) und «Läsning
vid husliga härden» (1860),
durch die Ausgaben der poet. Werke der Anna Maria Lenngren (1857),
Bellmans (1856‒61) und J.
A. ^[JohanAnders] Wadmans (1869) bekannt gemacht. 1864‒66 war er Redacteur der «Illustrerad
Tidning». Seine «Samlade Dikter» erschienen 1870. Er starb zu
Stockholm. ‒ Der einzige Sohn der Emilia Carlén, Carlén W. E. Flygare, geb.
gest. hat sich besonders durch die auch ins Deutsche
[* 46] übersetzten und von seiner
Mutter herausgegebenen Skizzen«Ans der Fremde und der Heimat» (Stuttg. 1862) als talentvoller Novellist
bekundet. ‒ Rosa Carlén, die Tochter der Emilia, geb. vermählt mit dem 1873 verstorbenen
Kreisrichter Carlén, gest. hat durch die anonym erschienenen und auch ins
Deutsche übersetzten Novellen «AgnesTell» (1861),
William, irischer Schriftsteller, geb. 1794 (oder 1798) zu Prillisk in Tyrone, war zum kath.
Priester bestimmt, gab diesen Berufauf und trat später zur Hochkirche über. Seine «Traits
and stories of the Irish peasantry» (anonym, 2 Bde., Dubl.
1830; deutsch 3 Bde., Lpz. 1836) gewannen
großen Beifall, ebenso eine Fortsetzung (1832); von den spätern Ausgaben sind die von 1843 bis 1844 und die neueste von 1887 zu
nennen. In demRoman «Fardorougha the miser» (Dubl. 1839)
ist der Humor mitunter gezwungen, die Hauptcharaktere sind kräftig gezeichnet. Eine dritte Sammlung von Erzählungen (3 Bde.,
Dubl. 1841) ist meist pathetischen Inhalts. «Valentine M'Clutchy» (3 Bde., Dubl.
1845; in der 3. Aufl., 1859, mit dem Titelzusatz «and
Solomon M'Slime, his religious Attorney») hat einen polit.-religiösen Zweck und war zur Verteidigung
der kath. Geistlichkeit bestimmt. Auch «Rody the
rover» (Dubl. 1845),
«'The black prophet, a tale of the Irish famine» (ebd. 1847; deutsch von Gerstäcker, 2 Tle., Lpz. 1848)
und «The tithe proctor» (Dubl. 1857) sind tendenziös
gefärbt. Nachdem Carleton den Roman «Willy Reilly and his dear Coleen Rawn» (3
Bde., Lond. 1855) veröffentlicht hatte,
wanderte er nach Amerika
[* 47] aus und schrieb hier «The evil eye» (Dubl.
1860). Nach etwa zehnjährigem Aufenthalt in Amerika kehrte er nach Dublin zurück, erhielt durch Palmerston eine Pension
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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und starb Seine spätern Schriften sowie die aus dem Nachlasse herausgegebenen sind vor allem: «Tales of Irish life
and character» (1860),
«The double prophecy, or trials of the heart» (2 Bde.,
Lond. 1862),
«Redmont, Count O'Hanlon, an historical tale» (Dubl.
1862),
«The fair of Emyvale, and the master and scholar» (Lond.
1870),
«Farm ballads» (ebd. 1873),
«Farm Legends» (ebd. 1874; Neudruck 1882) und «City
legends» (ebd. 1874; neue Ausg., ebd. 1890),
treffliche volkstümliche Gedichte auf Ereignisse des täglichen Lebens,"Amusing
Irish tales" (1889; 2. Folge 1890). Carleton ist der wahre Geschichtschreiber des irischen Volks, der dessen Leiden
[* 49] und
Freuden wahrheitsgetreu darzustellen weiß. –
Vgl. Stories from Carleton, with an introduction by Yeats (Lond. 1889).
Giovanni Rinaldo, Graf, zuweilen Carli-Rubbi genannt, ital. Schriftsteller, geb. zu
Capo d'Istria, studierte zu Padua
[* 50] Geometrie und alte Sprachen. Nachdem er durch seine litterar. Streitigkeiten mit Fontanini
und Muratori bekannt geworden war, ernannte ihn 1741 der Senat von Venedig zum Professor der Astronomie
[* 51] und der Seewissenschaft. Die Verwaltung seines großen Vermögens veranlaßte ihn später, die Professur niederzulegen und
nach Istrien
[* 52] zurückzukehren.
Später wurde er Präsident des obersten Handelskollegiums und des Studienrats, endlich Präsident des Finanzkollegiums zu
Mailand. Er starb daselbst Unter seinen Schriften sind zu erwähnen: «Delle monete e dell'istituzione
delle zecche d'Italia etc.» (3 Bde.,
Mail. 1750–60) und «Delle antichità italiche» (5 Bde., ebd. 1788–91).
Seine sämtlichen Werke gab er in Mailand 1784–94 (19 Bde.)
heraus. Doch fehlen in dieser Ausgabe die «Lettere americane» (3 Bde.,
Cosmopoli, d. i. Florenz,
[* 53] 1780–81; deutsch, 3 Bde., Gera
[* 54] 1783–85),
die er gegen des Engländers Paw «Philos. Untersuchungen»
herausgab.
L., Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen
[* 55] (s. d.) mit gegen 14 Arten in der nördl. gemäßigten Zone
der Alten Welt. Es sind meist niedrige stachlige Kräuter mit großen ansehnlichen Blütenköpfchen,
die von einer dichtblätterigen Hülle umgeben werden, deren innerster Blattkreis strahlenförmig entwickelt ist. Dieser
Strahl besteht aus zungenförmigen weißen oder gelben Blättchen, die stark hygroskopisch sind und bei hohem Feuchtigkeitsgehalt
der Luft sich über die Blüten herüberbiegen, bei trockner Luft hingegen strahlenförmig nach außen stehen. Deswegen heißen
die deutschen ArtenCarlina acaulisL. mit weißen und vulgarisL. mit gelblichweißen Strahlen, besonders erstere
Wetterdisteln. Auch als Eberwurz sind sie in manchen Gegenden bekannt. Carlina ist Karl d. Gr. zu Ehren benannt worden, der sie
als vermeintliches Mittel gegen die Pest anbauen ließ.
Stadt in der irischen Grafschaft Louth, 14,5 km im NO. von Dundalk, an der Südseite
des Carlingford-Lough, hat (1891) 514 E., Austernfang und Küstenhandel.
Der Zugang zu der 16 km langen, 3½ km breiten, von
Bergen
[* 56] (bis 600 m) umgebenen Bai ist sehr gefährlich.
Chichester Samuel Parkinson Fortescue, Lord, liberaler engl. Politiker, geb.
stammte aus der alten Familie Fortescue (s. d.), studierte
in Eton und Oxford
[* 57] und trat 1847 ins Parlament für Louth, das er bis zu seiner Erhebung ins Oberhaus 1874 vertrat. Er ^[]
war unter Aberdeen
[* 58] 1854–55 jüngerer Schatzlord,
1857–58 und 1859–65 unter Palmerston Unterstaatssekretär für die Kolonien,
1865–66 und 1868–70 unter Gladstone erster Sekretär
[* 59] für Irland, 1870–74 Präsident des Handelsamtes
und wurde 1874 kurz vor dem Rücktritt des Kabinetts zum Baron Carlingford erhoben. 1881 trat er in das zweite Ministerium Gladstone
als Geheimsiegelbewahrer und war 1883–85 Lordpräsident des GeheimenRats.
Francesco, ital. Astronom, geb. zu Mailand, wurde 1832 Direktor
der dortigen Sternwarte und starb als solcher Bekannt sind besonders seine Sonnentafeln, welche u. d. T. «Nuove
tavole de moti apparenti del sole» 1832 erschienen, nachdem er bereits 1810 seine «Esposizione
di un nuovo metodo di costruire le tavole astronomiche applicato alle tavole del sole» herausgegeben hatte. Im
Verein mit Plana nahm er an der österr.-ital. Gradmessung
[* 60] teil, wobei er nach starken Lokalattraktionen auf der Südseite der
Alpen
[* 61] auch die Dichtigkeit der Erde bestimmte.
Geldrechnungsstufe und Silbermünze im vormaligen Königreich beider Sicilien.
Was aber im festländischen
Sicilien (Königreich Neapel)
[* 62] Carlino hieß, wurde auf der InselSicilienTarì genannt, und der neapolitanische
Carlino war das Doppelte des sicilianischen Carlino, der neapolit.
(spr. -leil), Municipalstadt und Parlamentsborough in der engl.
GrafschaftCumberland, auf einer Anhöhe nahe dem Zusammenflusse des Eden, Peteril und Caldew, in der Nähe des Solway Firth,
ist wichtiger Eisenbahnknotenpunkt, Sitz eines Bischofs, hat 1891: 39176 E., eine schöne Kathedrale aus
dem 11. bis 15. Jahrh., 1853–57 restauriert,mit berühmtem Fenster im Chor, elf andere Kirchen, Citadelle, ein stattliches
Gerichtshaus, Lateinschule, öffentliche Bibliothek, einen 3 ha bedeckenden Centralbahnhof und Promenaden an Stelle der alten
Festungswerke.
In dem alten Kastell aus der Zeit Wilhelms Ⅱ. wurde Maria Stuart nach ihrer Flucht aus Schottland 1568 eine
Zeit lang gefangen gehalten. In der Nähe röm. Altertümer und ein Druidendenkmal. Die Industrie erstreckt sich auf Baumwollfabrikation,
Färberei, Hutfabrikation, Eisenfabrikation und Gerberei. Im Edenwird Salm gefangen. Der Handel ist lebhaft und wird zum Teil
durch den nach Bowneß führenden Kanal
[* 63] vermittelt. – Carlisle war als Luguvallium röm. Station im Gebiete
der Briganten, wurde später Hauptstadt der Könige von Cumbrien, bei den Einfällen der Normannen und Dänen, besonders 875,
verwüstet und lag in Trümmern, bis König Wilhelm Ⅱ. sie wieder aufbaute. Carlisle wurde 1645 von Leslie genommen
und kam 1745 in die Gewalt des Prätendenten Karl Eduard, worauf es wieder vom Herzog von Cumberland erobert
wurde.
(spr. -leil), Hauptstadt des County Cumberland im nordamerik.
StaatePennsylvanien, 26 km westsüdwestlich von
Harrisburg, in dem großen, von den Kittatinny und South-Mountains eingeschlossenen Kalksteinthal in schöner und wohl angebauter
Umgebung, hat (1890) 7620 E., das 1783 gegründete Dickinson College, Schuh-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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(spr. -leil), engl. Grafenwürde im Hause Howard (s. d.).
Der erste Träger
[* 65] war Charles Howard, dessen Erhebung zum Viscount Howard von Morpeth und zum Grafen von Carlisle 1661 geschah. Er
wurde von Karl Ⅱ. in diplomat. Dienst verwendet, später war er Gouverneur von Jamaika. Frederick Howard,
fünfter Graf von Carlisle, geb. 1748, war 1778 Führer einer Kommission, die von Lord North nach Amerika geschickt wurde und vergeblich
einen Ausgleich mit den aufständischen Kolonien herzustellen suchte. 1780–82 Lordlieutenant von Irland, stand er bis zur
Französischen Revolution von 1789 in Opposition gegen Pitt und gehörte dann zu dessen Anhängern. Er starb 1825. Seine
dichterischen Versuche, gesammelt als «Tragedies and poems of Frederick, Earl
of Carlisle» (Lond. 1801),
wurden von dem ihm verwandten Lord Byron in «English bards and Scotch reviewers» mit ungerechter Bitterkeit
angegriffen. – Sein Sohn, George Howard, sechster Graf von Carlisle, geb. nahm als Whig eifrig am
polit. Leben im Parlament teil, wurde mit diplomat. Sendungen betraut und trat unter Canning 1827–28 als Siegelbewahrer
ins Kabinett. In Greys Ministerium 1830–34 hatte er einen Sitz ohne Portefeuille. Er starb in Zurückgezogenheit –
Sein ältester Sohn, George William Frederick, siebenter Graf von Carlisle, geb. anfangs als Mr. Howard, dann als Lord
Morpeth bekannt, wurde in Oxford gebildet und war 1835–41 unter Melbourne
[* 66] erster Sekretär für Irland, wo er sich sehr beliebt
machte. Nach einer amerik. Reise trat er 1846 unter den Whigs wieder ins Amt als Domänenminister, 1850–52
war er Kanzler des Herzogtums Lancaster. Dann reiste er im Orient, schrieb «A diary in Turkish and Greek waters» (Lond.
1854) und war 1855–58 und 1859–64 Lordlieutenant von Irland. Er schied Sept. 1864 wegen zerrütteter Gesundheit aus dem
Amt und starb 5. Dez. desselben Jahres auf Howard Castle in Yorkshire. Außer einer größern Dichtung, «The second vision of Daniel»
(Lond. 1858),
veröffentlichte er mehrere in Taschenbüchern und Zeitschriften zerstreute Gedichte. Nach seinem Tode gab Gaskin
seine «Vice-regal Speeches and addresses, lectures and poems» (Dublin 1866) heraus.
eine weitverzweigte oberital. Künstlerfamilie, deren Mitglieder vielfach in Italien
[* 67] und Österreich
[* 68] als Baumeister,
mehr aber als geschickte Ornamentisten, Stuccatoren und Maler thätig waren und den röm. Barockstil dort ausbreiteten. Die
bedeutendsten sind Giovanni Carlone und Giambattista Carlone, welche von 1610 bis 1630 verschiedene Genueser
Kirchen (Sta. Annunciata, Sta. Maria delle Vigne u. a.)
in reichem Barockstil ausschmückten; ferner KarlAntonio Carlone, der 1667–78 in Wien,
[* 69] dann meist in Passau
[* 70] lebte, wo er 1708 starb.
Er leitete u. a. den Bau des Doms daselbst nach dem Brande von 1680, baute 1680–1704 die Kirche in Kremsmünster
um und errichtete die Kirche und das Stift St. Florian bei Linz.
[* 71] ^[]
Carlobag, freie Seehafenstadt im Bezirk Gospić des Komitats Lika-Krbava
in Kroatien, am AdriatischenMeere
am Canale della Morlacca, der dalmatin. InselPago gegenüber, hat (1890) 3554, als Gemeinde 6203 kath. E.,
Post, Telegraph, Bezirksgericht (1 Gemeinde, 7 Ortschaften, 6203 E.), Zollamt und Bürgerschule. Der kleine Seehafen dient nur
dem Küstenverkehr, die jährliche Einfuhr beträgt etwa 120000 Fl., die Ausfuhr 80000 Fl. Der Handelsverkehr erstreckt sich
auf Holz,
[* 72] Wein, Honig und Kolonialwaren. Die Umgebung besteht aus kahlem, felsigem Karstboden, doch ist
der Ausblick auf das Meer und auf Pago herrlich.
Don, Infant von Spanien,
[* 73] ältester Sohn Philipps Ⅱ., ward zu Valladolid geboren. Seine Mutter, Maria
von Portugal, starb vier Tage nach der Entbindung. Frühzeitig entwickelte sich in dem stets schwächlichen Knaben ein bis zur
Unbändigkeit heftiges und eigensinniges Temperament, und weder die erste Erziehung durch seines Vaters
Schwester Juana noch die folgende durch den gelehrten Humanisten Honoratus de Juan war geeignet, ihn zu bessern. Als Philipp
nach seiner Rückkehr aus dem Kriege (1559) plötzlich mit äußerster Strenge eingriff, entwickelte sich zwischen Vater und
Sohn ein feindlicher Gegensatz, der immer tiefere Wurzeln schlug.
Daß zwischen Carlos und seiner Stiefmutter Isabella (Elisabeth von Valois, der dritten Gemahlin Philipps), die einst ihm selbst
als Braut zugedacht war, ein sträfliches Liebesverhältnis bestanden habe, ist eine Erfindung; aber die gegenseitige wohlwollende
Zuneigung beider, die eine Thatsache ist, war nicht angethan, jenen feindlichen Gegensatz zu mildern.
Carlos hatte 1560 von den StändenCastiliens als Thronerbe die Huldigung empfangen: 1561 bezog er, zugleich mit seinem jugendlichen
Oheim Don Juan d'Austria (s. Johann von Österreich) und mit seinem Vetter AlexanderFarnese, die UniversitätAlcalá.
Eine lebensgefährliche Krankheit, die er sich daselbst 1562 zuzog, führte auf kurze Zeit eine äußerliche
Versöhnung zwischen Vater und Sohn herbei. Carlos erlangte 1564 die Teilnahme an den Sitzungen des Staatsrats, aber die längere
Zeit beabsichtigte Verlobung mit Anna, der Tochter Kaiser Maximilians Ⅱ., wurde ihm fort und fort vorenthalten. Bald traten
neue Zerwürfnisse ein, die seit 1565 durch die Konflikte Philipps mit den Niederlanden, deren Statthalterschaft
dem Infanten von Kindheit an verheißen worden, wesentlich geschürt wurden.
Trotz der angewandten Zuchtmittel war Carlos in seinem ganzen Denken und Wollen, in Sitten und Grundsätzen zum Gegenbilde seines
Vaters gediehen und brachte daher auch den Vertrauten desselben, wie dem Herzog von Alba,
[* 74] dem Minister Ruy
Gomez (Fürsten von Eboli) und dem Großinquisitor Kardinal Espinosa, eine unüberwindliche Abneigung entgegen. Er bezeigte
sich, obwohl Verehrer des Papstes, mehrfach als ein Gegner der Geistlichkeit und der Inquisition sowie der Beichte und der
Messe, und schien auch im Gegensatz zu seinem streng absolutistisch gesinnten Vater die polit. Hebung
[* 75] des
Adels und der Städte zu begünstigen. Deshalb erachtete Philipp diesen seinen einzigen Sohn für unfähig, nach ihm die Zügel
der Regierung zu übernehmen. Er trug sich bereits mit dem Gedanken, ihn zu enterben, einzusperren und die eventuelle Erbfolge
seinem Neffen, dem Erzherzog Rudolf, zu übertragen, als der
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
niederländ. Aufruhr 1567 die Katastrophe beschleunigte. Carlos forderte, daß ihm die Sendung nach Flandern anvertraut werde;
statt dessen wurde Alba dorthin gesendet. Die Ernennung zum Präsidenten des Staats- und Kriegsrats und das trügerische Versprechen
des Königs, ihn alsbald selbst nach den Niederlanden zu führen, hielten die Katastrophe nur wenig auf.
Des steten Mißtrauens sowie der bevormundenden Gewalt seines Vaters überdrüssig und ahnend, daß Anschläge gegen seine
Person im Werke seien, wollte sich Carlos dem allem durch die Flucht entziehen. Zunächst war er bemüht, seinen
Oheim und Freund Don Juan d'Austria zur Teilnahme an der Flucht zu bestimmen. Dieser aber verriet den Plan
dem König, und letzterer schritt jetzt sofort zum Äußersten. Am um 11 Uhr
[* 77] abends vollzog er selbst, an der Spitze
seiner Vertrauten, die Verhaftung des Carlos, entschlossen, ihn von der Thronfolge auszuschließen und für den Rest seines Lebens
gefangen zu halten.
Zu diesem Zwecke wurde eine Untersuchungskommission (nicht die Inquisition) in Thätigkeit gesetzt, aber
nur wenige Monate lebte Carlos noch im Kerker; starb er. Ob sein rasches Ende dadurch herbeigeführt worden, daß
man dem Verzweifelnden immer neue Aufregungen bereitete und dadurch seine Gesundheit untergrub, oder ob man durch künstliche
Veranstaltungen, wie manche behaupten, den Tod beschleunigte, ist nicht mit Sicherheit zu ermitteln. Die
Frage nach dem Charakter des Carlos ist von den Geschichtsforschern vielfach, in verschiedenem Sinne, behandelt worden; ehedem
stellte man sich Carlos keineswegs als einen wahnsinnigen oder gar blödsinnigen Menschen vor, sondern vielmehr als eine zwar
unbändige, aber originelle Persönlichkeit von scharfem Verstande. In neuerer Zeit hat Büdinger in seinem
Werk nachzuweisen versucht, daß Carlos mit erblichem Irrsinn behaftet gewesen ist.
Allgemein wurde der Tod des Carlos in Spanien betrauert. Schon in der ersten Hälfte des 17. Jahrh. wurde Carlos zum Gegenstand eines
span. Dramas von Montalvan gemacht; 1672 erfuhr er durch Saint-Réal eine romanhafte Behandlung, die die
Unterlage für die Dramen von Campistron, Lefèvre, Schiller, Alfieri und Russell bildete. –
Vgl. außer den ältern Forschungen
von Llorente, Ranke und Raumer besonders Prescott, History of the reign of Philip the Second, Bd. 2 (Boston
[* 78] 1856 u. ö.);
Gesandtschaftsberichte
und Briefe des Freiherrn von Dietrichstein (in Kochs «Quellen zur Geschichte Kaiser Maximilians Ⅱ.», Lpz. 1857);
Gachard, Don Carlos et Philippe Ⅱ (2 Bde., Brüss.
1863);
Don Carlos Maria José Isidoro von Bourbon, span. Kronprätendent, geb. zweiter Sohn
König Karls Ⅳ. von Spanien, Bruder König Ferdinands Ⅶ., mußte auf Napoleons Gebot 1808 mit seinem
Bruder der Thronfolge entsagen und dann bis 1814 die Gefangenschaft desselben in Valençay teilen. Da auch die zweite Ehe Ferdinands
Ⅶ. kinderlos blieb, so eröffnete sich dem Infanten Aussicht auf die Thronfolge, und nach Herstellung der Konstitution 1820 ward
C. ^[] Mittelpunkt aller Bestrebungen
und Verschwörungen, die auf die Wiedereinführung des Absolutismus
hinausliefen.
Die Gegner des Don Carlos aber vermochten den kinderlosen König, als seine dritte Gemahlin 1829 verstorben war, sich mit Maria
Christina (s. d.), der Schwägerin des Infanten Don Francisco da Paula, zu vermählen und für den Fall einer bloß weiblichen
Nachkommenschaft eine Pragmatische Sanktion zu erlassen, durch die das erlassene
Salische Gesetz des bourbonischen Hauses aufgehoben wurde. Am wurde die Infantin Maria Isabella geboren und somit
Carlos' Aussicht auf die nächste Thronfolge vernichtet.
Zwar gelang es seiner Partei, den kranken König im Sept. 1832 zur Wiederherstellung des Salischen Gesetzes
zu bewegen; als dieser aber wieder genesen war, erklärte er das Dekret für erschlichen und die Pragmatische Sanktion von 1830 für
wiederhergestellt. Da C. dagegen Protest erhob, verwies ihn der König nach Portugal, und als er sich von hier aus weigerte,
der Huldigung der Prinzessin von Asturien (der spätern Isabella Ⅱ.) beizuwohnen, nach dem Kirchenstaate.
Noch aber hatte sich Carlos nicht nach Italien eingeschifft, als Ferdinand Ⅶ. starb. Der Infant betrachtete sich
nun als rechtmäßigen Herrscher von Spanien und wurde als solcher (Karl Ⅴ. von Spanien) nicht nur von seiner
Partei, die jetzt den Namen der Karlisten erhielt, sondern auch von DomMiguel in Portugal anerkannt, sodaß ihn die Königin-Regentin 16. Okt. für
einen Rebellen erklärte. Don Carlos schiffte sich nach England ein, wo er beharrlich die Vorschläge der Königin-Regentin
auf einen bedeutenden Jahrgehalt zurückwies.
Schon1. Juli verließ er heimlich England und gelangte verkleidet 10. Juli über die Grenze Spaniens, wo fortan
der Bürgerkrieg in den nördl. Provinzen aufwogte und mit abwechselndem Glück geführt wurde, bis sich der selbst ganz unfähige
Don Carlos 1839 genötigt sah, auf franz. Boden eine Zuflucht zu suchen. (S. Spanien.) Bereits 1834 war der
Infant und seine Nachkommenschaft durch fast einstimmigen Beschluß der Proceres sowohl wie der Prokuratoren von der Thronfolge
ausgeschlossen und vom span. Boden verbannt worden, welchen Beschluß die konstituierenden Cortes von 1836 bestätigt hatten.
Nachdem seine erste Gemahlin, Maria Francisca, Tochter König Johanns Ⅶ. von Portugal, mit der er seit 1816 vermählt
war, 1834 verstorben, vermählte er sich 1838 mit deren Schwester Maria Theresia, Infantin von Portugal (Prinzessin von Beira)
und Witwe des Infanten Peter von Spanien. Infolge von Spaltungen unter der karlistischen Partei entsagte Don Carlos seinen
Rechten auf den span. Thron
[* 79] zu Gunsten seines ältesten Sohnes und nahm den Inkognitotitel eines Grafen von
Molina an. Er wandte sich dann nach Österreich, wo er zu Triest
[* 80] starb.
Sein ältester Sohn, Don Carlos Luis Fernando de Bourbon, Prinz von Asturien, nach der Entsagung des VatersGraf Montemolin, geb. zu
Madrid,
[* 81] floh mit Cabrera (s. d.) aus Bourges, wo er seit 1839 mit seinem Vater lebte, nach England,
von wo aus er seine Thronrechte durch Manifeste geltend zu machen suchte. Namentlich gedachten ihm seine Anhänger, die Montemolinisten,
durch eine Vermählung mit seiner Cousine, der jungen Königin Isabella Ⅱ., auf den Thron zu verhelfen.
Allein
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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