2) Hauptstadt des
Arrondissements Carcassonne und des Depart.
Aude, 91 km südöstlich von Toulose, an der
Aude, an den Linien
Toulouse-Cette
und Carcassonne-Quillan (55 km) der
Franz.
Südbahn und am
Canal du Midi, in 103 m Höhe gelegen, hat (1891) 22816,
als Gemeinde 28235 E. Die Stadt lehnt sich an eine felsige Anhöhe, auf welcher die alte Cité oder Oberstadt mit festem
Schlosse steht. Die Werke bestehen in zwei Ringmauern; die innere, 1100 m lang, stammt in einigen
Türmen aus dem 5. Jahrh.;
die äußere, 1500 m lang, aus der Zeit
Ludwigs des
Heiligen und Philipps des Kühnen. In neuerer Zeit
sind die Werke wieder ergänzt worden.
Die untere Neustadt,
[* 2] erst im 14. Jahrh. entstanden, ist gut gebaut und von schönen Promenaden
umgeben. Beide Stadtteile sind durch die zweifach überbrückte
Aude getrennt. Die ansehnlichsten
Gebäude sind die
restaurierte ehemalige
Kathedrale St.
Nazaire mit
Glasmalereien, die
Kirchen St.
Michel und St. Vincent aus dem 13. Jahrh., das
Rathaus, der Justizpalast, die
Präfektur, die Markthallen
[* 3] und das
Theater.
[* 4] Carcassonne ist Sitz der Departementsbehörden, eines
Bischofs,
des 16.
Kavallerie-Brigadekommandos, hat einen Gerichtshof erster Instanz, Handelsgericht, Gewerberat, Handelskammer und eine
Bank, ein Lyceum, ein theol. und ein Lehrerseminar, Zeichenschule, öffentliche
Bibliothek (21000
Bände),
zwei
Zeitungen und Museum; in Garnison das 17. Dragoner- und einen
Teil des 15. Infanterieregiments.
Seit 418 gehörte es zum
Reiche der Westgoten, bis es 725 die Saracenen eroberten; 752 zog es Pippin der
Kleine zum Frankenreiche. Später, 836, ward Carcassonne Hauptort einer
Grafschaft (unter der Lehnshoheit der Markgrafen von
Toulouse).
[* 7] Diese kam 1060 an die
Grafen von
Barcelona,
[* 8] welche das Gebiet den Vicomtes von
Béziers zu
Lehn gaben, die Stadt aber für sich
behielten.
In den Albigenserkriegen wurde Carcassonne verheert, 1209 vom Kreuzheer unter
Simon von Montfort, 1226 von
Ludwig VIII. erobert, 1229 an
Ludwig IX. abgetreten, 1271 mit
Frankreich vereinigt; 1355 erstürmten die Engländer die Unterstadt und brannten sie nieder.
Die Liguisten bemächtigten sich 1591 der Stadt, die erst 1596
Heinrich IV. anerkannte. ‒
CarcassonischeTuche, leichte franz.
Tuche, wie sie in
Carcassonne hergestellt und besonders nach dem
Orient
sowie nach Westindien
[* 9] und
Afrika
[* 10] ausgeführt werden.
Mamertīnus (der
Beiname kommt in antiken Schriftstellern nicht vor), wohl das älteste in
Rom
[* 12] erhaltene
Gebäude,
am Fuße des
Kapitols, ursprünglich als Quellhaus (Tullianum) erbaut (der Sage nach von
Ancus Marcius
und
Servius Tullius), später als Gefängnis, besonders für zum
Tode verurteilte Verbrecher, häufig genannt. In ihm endeten
u.a.
Jugurtha und die Häupter der
Catilinarischen Verschwörung; die christl. Legende nennt ihn als Gefängnis der
ApostelPetrus undPaulus.
In den Unterbauten der kleinen
KircheSan Giuseppe dei Falegnami (auch
San Pietro in
Carcere
genannt) sind zwei unterirdische Räume übereinander erhalten, deren oberer (laut
Inschrift unter
Tiberius restauriert) eine
gewölbte
Decke
[* 13] hat, während die des untern (Tullianum) in höchst altertümlicher
Weise durch überkragende Steinschichten
gebildet wird. ‒
Vgl. Parker und de Mauro, Ichnographia taeterrimi carceris Mamertini
(Rom 1869).
L.,Schaumkraut, Pflanzengattung aus der Familie der Kruciferen
[* 16] (s. d.)
mit gegen 60, mit Ausnahme der
Tropen fast über die ganze Erde verbreiteten
Arten. Es sind krautartige Gewächse mit meist
leierförmigen
Blättern und weißen oder blaß violetten
Blüten. Die
Schoten springen elastisch auf, besonders bei der in
feuchten Laubwäldern wachsenden Cardamine impatiensL. Die gemeinste deutscheArt istCardamine pratensisL., das Wiesenschaumkraut,
auch Wiesen- und Steinkresse genannt, das mit seinen blaß lilafarbenen Blütentrauben im Mai alle frischen und feuchten
Wiesen und Grasplätze, oft in erstaunlicher Menge, ziert. Eine andere, häufig mit der
Brunnenkresse verwechselte
Art ist
die an und in
Quellen,
Sümpfen und feuchten Orten wachsende
Bitterkresse, Cardamine amaraL., an ihren blauschwarzen
Staubbeuteln leicht von der
Brunnenkresse (s. d.) zu unterscheiden. Von beiden
Arten war das Kraut offizinell; auch werden die
jungen
Blätter als
Salat gegessen.
Ring, eine von
Cardanus angegebene Aufhängevorrichtung eines schweren Körpers, welche
diesen Körper trotz der
Bewegungen des Gestelles vor Schwankungen schützt. Dieselbe wird namentlich auf Schiffen für Kompasse,
Chronometer,
Barometer
[* 17] und Lampen
[* 18] angewendet und besteht aus einem
Ring, welcher z.B. um einen seiner Durchmesser als horizontale
Achse drehbar ist, in welchem der betreffende Körper an einer über seinem Schwerpunkt
[* 19] liegenden
zu ersterer senkrecht durch den
Ring hindurchgehenden
Achse beweglich ist.
¶
mehr
Schiffsschwankungen um eine beliebige horizontale Achse stören nun das Gleichgewicht
[* 21] des Körpers nicht. Wäre hingegen der
Körper nur um eine horizontale Achse drehbar, so müßte er Schwankungen um eine zu dieser senkrechte horizontale Achse mitmachen.
Man sieht, daß der Cardanischer Ring durch ein Kugelgelenk ersetzt werden kann; doch ist letzteres
nicht so beweglich als ersterer.
Hieronymus, ital. Mathematiker, Mediziner und Philosoph, geb. zu Pavia, gehörte einer der angesehensten
Familien Mailands an, wo sein Vater, Facius Cardanus (geb. 1444, gest.
als Rechtsgelehrter lebte und seiner vielseitigen, auch Mathematik und Arzneikunde umfassenden Kenntnisse
wegen in hohem Ansehen stand. Cardanus ging 1521 nach Pavia, 1524 nach Padua,
[* 23] wo er Doktor der Medizin wurde, lebte dann mehrere
Jahre in dem Städtchen Sacco und wurde 1534 Professor der Mathematik in Mailand,
[* 24] wirkte aber später daselbst auch als Lehrer
der Heilkunde und praktischer Arzt. 1552 folgte er einer Einladung des Erzbischofs von St. Andrews und
Primas von Schottland, Hamilton, um diesen vom Asthma zu heilen, verweilte 10 Monate in Schottland, kehrte dann nach Mailand
zurück, ging 1559 als Professor der Medizin nach Pavia und von da in gleicher Eigenschaft nach Bologna, wo er bis 1570 lehrte
und in diesem Jahre auf eine unbegründete Anklage hin ein halbes Jahr gefangen gehalten wurde. 1571 wandte er sich nach Rom,
wo er eine Pension vom Papste erhielt und starb, nach einigen eines freiwilligen Hungertodes, um sein von ihm
selbst vorhergesagtes Sterbejahr nicht zu überleben.
Den Inbegriff der Physik und Metaphysik des Cardanus enthalten seine zwei Werke: «De subtilitate» in 21 Büchern
(Nürnb. 1550 u. ö.) und «De rerum varietate» in 17 Büchern (Bas. 1557), voll unzusammenhängender, größtenteils paradoxer
und oft widersprechender Behauptungen. Größere Verdienste hat er sich um die Mathematik erworben, namentlich um die Algebra,
in welcher sein Name durch die Regel zur Auflösung der Gleichungen des dritten Grades fortlebt, welche nach
ihm die Cardanische Regel oder Formel genannt wird, wiewohl sie nicht von Cardanus, sondern von Scipione Ferro und später von Tartaglia
erfunden worden war. Cardanus hatte erfahren, daß Tartaglia die Auflösung jener Gleichungen gefunden habe, und
wußte ihm deren Mitteilung durch List und eidliche Versprechungen der Verschwiegenheit zu entlocken, machte sie aber dennoch 1545 in
seiner Schrift«Ars magna sive de regulis algebraicis» zugleich mit andern Fortschritten der Algebra bekannt. Die Formel giebt
eine Auflösung der Gleichung x³ + px + q = 0, auf welche Form sich jede kubische Gleichung bringen läßt,
und lautet: ^[Formel]
Seine zahlreichen Schriften, worunter auch eine «De vita propria», erschienen gesammelt von Spon (10 Bde.,
Lyon
[* 25] 1663); doch fehlt in dieser Sammlung die «Metoposcopia 800 faciei humanae
eiconibus complexa» (Par. 1658).
Sein ältester Sohn, Joseph Baptista Cardanus, geb. der Arzt zu Mailand war, wurde im 26. Jahre
zu Pavia enthauptet, weil er seine untreue Frau vergiftet hatte. ^[]
(Cardinal), Peire,
Troubadour, stammte aus ritterlicher Familie zu Puy en Belay, war für
den geistlichen Stand bestimmt, widmete sich aber der Dichtkunst und dem Leben an den Höfen; besonders fand er bei Jakob Ⅰ.
von Aragonien freundliche Aufnahme. Er dichtete in den J. 1210-30. In seinen zahlreichen Sirventes entwirft Cardenal ein düsteres
Bild der wachsenden Sittenlosigkeit aller Stände und bekämpft Fürsten, Adel und Geistlichkeit mit rückhaltlosem
Freimut und schonungsloser Bitterkeit. Dadurch gehören seine Lieder zu den schärfsten Satiren der Zeit. Gedruckt sind sie
in Mahns «Gedichte der Troubadours» (4 Bde., Berl.
1856‒73).
Seestadt auf der span. InselCuba in Westindien, 145 km östlich von Habana,
[* 26] an der Eisenbahn der Nordküste,
ist breit und regelmäßig angelegt, hat (1887) 23354 E., darunter 15580 Weiße, eine Statue des Columbus
und namentlich bedeutende Zuckerausfuhr.
(lat), herzstärkende Mittel (s. Analeptika). ^[= (grch.), erregende Mittel, diejenigen Reizmittel, welche, in kleinen Mengen genommen, die gesunkene ...]
(Caertaff oder Caerdiff), Municipalstadt, Parlamentsborough und Hauptort der engl. GrafschaftGlamorgan in Südwales,
liegt an der Westbahn und an der Taff, wenig oberhalb ihrer Mündung in den Severntrichter, hat (1891) 128849
E. gegen 1870 im J. 1801 und 82761 im J. 1881, ein größtenteils restauriertes Schloß, in dem Robert, der älteste Sohn
Wilhelms Ⅰ., 1107‒34 gefangen saß, eine St. Johnskirche aus dem 13. Jahrh., ein
University College, eine große Freibibliothek und Reste eines alten Klosters der Grauen Brüder.
Die Bedeutung der Stadt beruht auf der Ausfuhr von Kohlen aus dem nahen Bergwerks- und Hüttenbezirk, mit dessen Hauptort Merthyr
Tydfil (s. d.) Cardiff durch den Glamorgankanal und Eisenbahn verbunden
ist. Cardiff hat großartige Dockanlagen, die größtenteils 1834‒39 auf Kosten des Marquis
of Bute ausgeführt wurden; sie ermöglichen es, ein Schiff
[* 28] von 2000 t in 24 Stunden mit Kohlen zu laden. Da sie aber dem gewaltig
wachsenden Verkehr nicht mehr genügten, sind auf der Küsteninsel Barry, 15 km von Cardiff entfernt, neue Dockbauten errichtet,
die, mit Wellenbrechern, kanalisierter Einfahrt, direkter Eisenbahnverbindung nach den Kohlenbezirken
versehen, etwa 40 ha bedecken.
Auch das 3 km südlich gelegene Penarth besitzt Hafenanlagen, die mit denen von Cardiff durch einen Kanal
[* 29] (11 m Tiefe, 36 Schleusen)
in Verbindung stehen. Begünstigt wird der Schiffsverkehr durch das hier bis 11,4 m hohe Hochwasser. Derselbe betrug
(1888) 15996 Dampfer mit 9,5 Mill. t, 10746 Segler mit 2,7 Mill. t. Die eigene Handelsflotte zählt 1891 235 Dampfer mit 164289
Registertons und 71 Segler mit 7188 t. Regelmäßige Verbindung besteht nach allen Weltteilen. Die Ausfuhr von Kohlen und Koks
erreichte 1891 10,58 Mill. t, d. i. etwa 86 Proz. der Ausfuhr von Cardiff überhaupt
und ein Drittel der Gesamtkohlenausfuhr Großbritanniens. Dazu kommen noch 1,2 Mill. t nach engl. Häfen. Die Zunahme gegen 1890 betrug
für Kohlen 5, für Koks 7¼ Proz. Eisen und Stahl wurden 64428, Preßkohle 297886 t ausgeführt, ferner Baumwollfabrikate,
Waffen
[* 30] und Erzeugnisse der Metallindustrie, wie Schienen, Rohstahl, Eisen- und Stahlfabrikate, Kupfer
[* 31] und Kupferwaren, Maschinen und Werkzeuge.
[* 32]
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
1) Grafschaft in Südwales, wird im W. von der Irischen See, im S. von den Grafschaften Pembroke und Caermarthen,
im O. von Brecknock, Radnor und Montgomery, im N. von Merioneth begrenzt, hat 1794,96 qkm und (1891) 62596 E., d. i. 35 auf 1 qkm.
Cardigan wird an der Südgrenze vom Teifi, außerdem vom Rheidol und Ystwith bewässert. Das Land ist im
O. von kahlen, mit spärlichem Heidekraut bedeckten Bergen
[* 36] erfüllt (Plynlimmon 756 und Tregaron-Mount 532 m), die Zink, Kupfer,
Blei
[* 37] und Silber liefern.
Hier herrscht Vieh-, insbesondere Schafzucht vor. Im W. ist der Boden ebener und dem Getreidebau (Gerste
[* 38] und Hafer)
[* 39] günstig.
Das Klima ist rauh, aber gesund. Die Industrie beschränkt sich auf Fabrikation von Flanell und Handschuhen,
Strümpfen und Hüten. Cardigan sendet einen Abgeordneten ins Parlament. Der größte Ort in Cardigan ist Aberystwith (s. d.). ‒ 2) Hauptstadt
der Grafschaft Cardigan an dem nördl. Ufer des Teifi, unweit seiner Mündung, hat (1891) 3447 E.,
eine alte Kirche, ein bis auf zwei runde Türme zerstörtes, von Gilbert de Clare 1160 erbautes Kastell,
einen kleinen Hafen, lebhaften Küstenhandel, Fischfang, Ausfuhr von Butter, Heringen, Salmen und Schiefer.
(spr. -gänn), James Thomas, Earl of, brit. General, geb. zu London,
[* 40] trat 1824 in brit. Militärdienst
und wurde 1830 Oberstlieutenant des 11. Husarenregiments. Bei Ausbruch des Orientkrieges erhielt Cardigan als
Generalmajor Juni 1854 den Befehl über eine leichte Reiterbrigade, mit der er bei Balaklawa die als «Totenritt»
berühmt gewordene Attacke gegen die Russen ausführte. Er ritt mit seiner Brigade in eine feindliche Batterie hinein, stieß
hinter ihr auf frische russ. Reiterei, mußte kehrt machen und verlor fast
die Hälfte seiner Mannschaft. Cardigan kehrte bald darauf nach England zurück und wurde dort zum Generalinspecteur der Kavallerie
ernannt. Seine letzten Tage wurden durch einen auf diese Attacke bezüglichen Prozeß verbittert. Er starb zu London.
vonWiddern,Georg, Militärschriftsteller, geb. zu Wollstein (ProvinzPosen),
[* 41] trat 1859 in das preuß.
Heer und machte die Feldzüge 1866 und 1870/71 mit. Als Lehrer der Taktik war W. an der Kriegsschule in
Metz
[* 42] thätig und wirkte 1882‒87 als Direktor der Kriegsschule in Neisse,
[* 43] dann als Bataillonscommandeur und etatsmäßiger
Stabsoffizier im 99. Infanterieregiment; lebt als Oberst a. D. in Berlin.
[* 44] Er veröffentlichte: «Der Rhein und die Rheinfeldzüge»
(Berl. 1869),
«Belgien,
[* 45] Nordfrankreich, der Niederrhein und Holland als Kriegsfeld» (Bresl. 1870),
«Die russ. Kavalleriedivisionen und die Armeeoperationen im Balkanfeldzuge 1877/78» (2 Bde.,
Berl. 1878),
«Handbuch für Truppenführung und Stabsdienst» (3. Aufl., 4
Tle., Gera 1831‒84; ^[] französisch, 3 Bde.,
Brüss. 1880‒81; 4. völlig neu bearbeitete Auflage u. d. T. «Heeresbewegungen und
Märsche», 2 Tle., Lpz. 1892),
Ag., Angelmuschel, aus den untern Juraschichten, ist bemerkenswert als Vorläuferin der erst in der untern
Kreide
[* 47] auftretenden echten Najaden oder Flußmuscheln, denen sie in der äußern Form gleicht und in dem
Bau des Klappenverschlusses ähnlich ist, indem ein starker Zapfen
[* 48] angelförmig in eine entsprechende Vertiefung der Gegenklappe
paßt.
Unsern Flußmuscheln teilweise noch ähnlicher sind die nahe verwandten Anthracosien der Steinkohle, Anoplophoren und
Unioninen der Trias, zweifellos auch Bewohner süßen oder brackischen Wassers.
Villa in der span. ProvinzBarcelona (Catalonien), am rechten Ufer des Cardoner, eines
Nebenflusses des Llobregat, in 436 m Höhe, hat ein starkes Kastell, Post und Telegraph,
[* 50] (1887) 3708 E. und große Salinen.
Das Thalgehänge, in 2 km Entfernung von der Stadt, bietet eine 80 m hohe Felsmasse von 5 km Umfang, welche fast aus reinem
Steinsalz besteht und auf 300 Mill. cbm geschätzt wird. Man baut es steinbruchähnlich ab; indes hat man auch Gänge hineingearbeitet,
in welche mit Fackellicht die Besucher eingeführt werden.
(spr. -duttschi),Carducho, Bartolommeo, ital. Maler, geb. 1560 zu Florenz,
[* 51] studierte die Malerei unter F.
Zucchero, ging mit diesem an den span. Hof,
[* 52] wo er bei König Philipp Ⅱ und Philipp Ⅲ. in hoher Gunst stand. Er starb 1608 zu
Madrid.
[* 53] Außer verschiedenen Fresken hat er mehrere Gemälde für die KircheSan Felipe el Reale gemalt, die 1718 durch Brand
vernichtet wurden; nur die Kreuzabnahme Christi ist noch im Prado zu Madrid erhalten. Ebendort befindet
sich auch von ihm das heil. Abendmahl. Die Stigmatisation des heil. Franciscus und die Anbetung der Könige sind im Alkazar
zu Segovia.
Vincenzio Carducci, Bruder und Schüler des vorigen, geb. 1585 zu Florenz, gest. 1638 in Madrid, kam mit seinem
Bruder nach Spanien,
[* 54] half diesem bei seinen Arbeiten und wurde an dessen Stelle 1608 Hofmaler. Für die Kathedrale zu Toledo
[* 55] schuf
er 1616 ein Martyrium des heil. Andreas, 1620‒26 eine große Zahl von Gemälden für Kirchen zu Madrid. 1626 wurde er dann
beauftragt, für das Kloster el Paular 54 Gemälde in 4 Jahren anzufertigen;
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
dieselben befinden sich jetzt im Nationalmuseum zu Madrid. Die DresdenerGalerie besitzt von ihm: Der heil. Gonzalo zwischen
dem heil. Franz und dem heil. Bernhard von Siena (1630); das Pradomuseum zu Madrid: Entsatz von Konstanz
[* 57] durch den Herzog von
Feria 1633, Schlacht bei Fleurus 1622, Einnahme von Rheinfelden 1633. Er schrieb «Diálogos
de la pintura» (Madr. 1633-34; neue Ausg., ebd. 1830).
(spr. -duttschi), Giosuè, ital. Dichter, geb. zu
Valdicastello in Toscana, verlebte seine Kindheit auf dem Lande, erhielt seit 1849 seine Gymnasialbildung in Florenz, studierte
zu Pisa
[* 58] Philologie und wirkt seit 1861 als Professor der ital. Litteratur
an der Universität zu Bologna. Er ist Republikaner; aber seine einsichtige Vaterlandsliebe ließ ihn die gegenwärtige VerfassungItaliens
[* 59] aufrichtig annehmen. Frühzeitig trat er mit litterarhistor.
und mit poet. Versuchen (als «Juvenilia» gesammelt, neueste Aufl.
Bologna 1880). Großes Aufsehen machte «Inno a Satana», welchen Hymnus er unter dem PseudonymEnotrio Romano 1865 veröffentlichte
und noch 1879 in «Satana e polemiche sataniche» verteidigte. Er feiert
darin das verneinende Princip als die treibende Kraft
[* 60] des menschlichen Lebens. Eine Sammlung seiner «Poesie»
erschien mit dem wahren Namen 1871 (Florenz); dann folgten «Nuove poesie di EnotrioRomano» (Imola 1873). Er machte später einen
glücklichern Versuch als seine Vorgänger, altklassische Metren nachzuahmen, in dem er den Rhythmus der antiken Verse, wie
ihn seine Landsleute empfinden, durch Verbindung vorhandener ital. Verse wiedergab; die Gedichte in solchen
Maßen nannte er «Odi barbare» (5. Aufl.,
Bologna 1887),
«Nuove odi barbare» (2. Aufl., ebd. 1886),
«Terze odi barbare» (ebd. 1889). Über die neuern Metren entspann
sich ein noch fortdauernder Streit. Carducci selbst veröffentlichte auch eine Sammlung älterer ital.
Versuche in klassischen Versmaßen: «La poesia barbare nei secoli XV e XVI» (Bologna 1881). Von großer
Wichtigkeit sind auch seine Arbeiten für die ital. Litteraturgeschichte: «Studii letterarii» (Livorno
[* 61] 1874),
«Bozzetti critici
e discorsi letterarii» (ebd. 1876),
«Intorno ad alcune rime dei secoli XIII e XIV» (Imola 1876, in Wahrheit
1878),
«Storia del ‛Giorno’ di G. Parini» (Bologna 1892). Eine Sammlung aller für die Musik bestimmten
Poesien ist «Cantilene e ballate, strambotti e madrigali nei secoli XIII e
XIV» (Pisa 1871). Seit dem J. 1889 erscheint zu Bologna eine Gesamtausgabe seiner Werke («Opere»). Eine Auswahl seiner Gedichte
übersetzte B. Jacobson (Lpz. 1880).
L., Distel, Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen
[* 62] (s. d.) mit gegen 50 vorzugsweise in Europa,
[* 63] Nordafrika
und Westasien heimischen Arten. Es sind krautartige, aufrecht stehende Gewächse mit buchtig gezähnten oder fiederteiligen
stacheligen Blättern. Die Blüten stehen meist in kugeligen Köpfchen, die Blumenkrone ist gewöhnlich rot
gefärbt. Die Hülle der Köpfchen ist aus vielen dachziegelartig übereinander liegenden, mit Stacheln versehenen Schuppen
zusammengesetzt. Von den deutschen ArtenCarduus nutansL. und Carduus crispusL. ^[] werden in einigen Gegenden die jungen Triebe als
Gemüse oder Salat gegessen.
Edward, Viscount, engl. Staatsmann, geb. zu
Liverpool,
[* 64] studierte in Oxford,
[* 65] wurde Advokat, trat 1842 ins Unterhaus und war unter Peel 1845‒46 Schatzsekretär.
Nach der Annäherung der Peeliten an die Whigs wurde er unter Aberdeen
[* 66] 1852‒55 Präsident des Handelsamtes. Seine Verwaltung
war fruchtbar für Seefahrt- und Eisenbahngesetzgebung. Unter Palmerston 1859 zum Sekretär
[* 67] für Irland ernannt, vertauschte
er bald das ihm wenig zusagende Amt mit der Kanzlerwürde für das Herzogtum Lancaster und war 1864‒66
Staatssekretär für die Kolonien.
Seit 1866 unter Gladstone Kriegsminister, brachte er Febr. 1871 den Antrag für die Reorganisation des engl. Heers vor das Parlament
und setzte ihn trotz heftigen Widerstandes in allen Hauptpunkten durch. Es wurde das Kaufsystem für die
Offiziersstellen abgeschafft, die Armeeverwaltung centralisiert und nach einheitlichen Grundsätzen geordnet. Bei GladstonesSturz 1874 verlor er sein Portefeuille, wurde aber als Viscount Cardwell von Ellerbeck ins Oberhaus erhoben. Er starb in der
Villa Como bei Torquay. Er veröffentlichte mit Stanhope «Memoirs of the Right Hon. Sir Robert Peel» (2 Bde.,
Lond. 1856‒57).
(frz., spr. -rähm, vom lat.
quadragesima), Fastenzeit, besonders der Fastnachtsdienstag;
auch Sammlung von Fastenpredigten, z. B. Le
[* 68] petit Carême, Sammlung
von 10, Le grand Carême, Sammlung von 40 Fastenpredigten Massillons, für Ludwig XV. bestimmt.
(spr. -rangtáng), Hauptort des Kantons Carentan (165,72 qkm, 14 Gemeinden, 11347 E.)
im Arrondissement St. Lò des franz. Depart. La Manche, an der Douve und der Taute, sowie am KanalVire-et-Taute
und an der Linie Mantes-Cherbourg der Franz.
Westbahn, eine alte, 1853 geschleifte Festung,
[* 70] mit den Ruinen eines Forts, dem
Schlüssel zur Halbinsel Cotentin, hat (1891) 2905, als Gemeinde 3483 E., Post und Telegraph, Fischerei,
[* 71] Gerberei und Handel
mit Wein, Branntwein und Vieh.
(spr. kärrúh oder kähru),SirPeter, geb. 1514, kam mit 16 Jahren in den Dienst Heinrichs Ⅷ. von England,
wurde in wichtigen Missionen verwandt, kämpfte 1544 mit gegen Frankreich. Er trat für Maria Tudor gegen
Johanna Grey ein, mußte aber unter Marias Regierung seines prot. Glaubens wegen fliehen, wurde jedoch ergriffen und in den
Tower geworfen. Unter Elisabeth kam er wieder in Gunst und wurde wie früher in diplomat. Missionen verwendet; den Rest
seines Lebens verbrachte er in Irland im Kampfe für die von ihm als Eigentum in Anspruch genommenen Besitzungen
und starb zu Waterford. ‒ Über Carew vgl. Pauli in den «Aufsätzen zur engl. Geschichte» (Lpz. 1869).
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]¶
L., Ried- oder Rietgras, Segge, Pflanzengattung aus der Familie der Cyperaceen (s. d.)
mit gegen 600 Arten, fast sämtlich in den gemäßigten und kalten Zonen, in Tropengegenden nur auf höhern Gebirgen. Es sind
ausdauernde grasartige Gewächse mit dreizeilig stehenden Blättern und getrenntgeschlechtigen Blüten. Männliche und weibliche
Blüten pflegen in Ähren gestellt zu sein, und zwar entweder untereinander gemengt in eine einzige Ähre,
oder in eine aus kleinen männlichen und weiblichen Ährchen
[* 73] zusammengesetzte Ähre, oder in besondern Ähren, die dann gewöhnlich
traubig angeordnet sind und von denen die obersten männliche, die übrigen weibliche Blüten enthalten.
Beiderlei Blüten bestehen bloß aus den Geschlechtsorganen und sitzen an der Spindel der Ähre unter einem
Deckblatt (Schuppe). Die Frucht ist ein dreikantiges, von dem Schlauche umhülltes Nüßchen. Die Riedgräser wachsen der Mehrzahl
nach auf nassem, sumpfigem Boden, an Rändern von Teichen, Flüssen und Sümpfen und sind schlechte Futtergräser; einige wachsen
auch in trocknem, losem Sandboden und werden durch Befestigung desselben mittels ihrer umherkriechenden
Wurzeln nützlich, so die Sandsegge, Carex arenariaL. (s. Tafel: Cyperaceen,
[* 72]
Fig. 3), namentlich auf den Sanddünen. Ihr queckenartiger
Wurzelstock, welcher schwach nach Terpentinöl riecht und etwas ätherisches Öl enthält, ist als Rhizoma Caricis oder deutsche
Sarsaparille offizinell. Die übrigen Arten bieten kein allgemeineres Interesse; in Deutschland allein
sind gegen 90 einheimisch, die zum Teil schwer voneinander zu unterscheiden sind.
(spr. kähri), Henry, engl. Dichter und Komponist, geb. um 1696, gest. zu London, wo er Musiklehrer
war. Er dichtete Lieder und Opern, die er meist selbst komponierte.
Seine Lieder erschienen gesammelt
u. d. T. «The musical century» (2 Bde.,
1737‒40),
die «Dramatic works» 1743. Er ist der Dichterkomponist des engl.
Nationalliedes «God save the king» (s. d.).
(spr. kähri), Henry Charles, amerik. Nationalökonom, geb. zu
Philadelphia,
[* 74] trat 1814 in die Buchhandlung seines Vaters Matthew Carey (s. d.) ein, die sich unter
seiner Leitung zu der bedeutendsten amerik. Verlagsbuchhandlung entwickelte; auch führte er die Verlagsauktionen (trade
sales) ein, die wesentlich dazu beigetragen haben, einen sehr starken Absatz von Büchern in den Vereinigten Staaten
[* 75] zu schaffen. 1835 zog
er sich zurück, um sein großes Vermögen zu industriellen Unternehmungen zu verwenden. Er starb zu
Philadelphia.
Durch ein eingehenderes Studium der Tariffrage gelangte er zu Ansichten, welche den damals vorzugsweise geltenden schroff gegenüber
standen. Ursprünglich eifriger Freihändler, wurde er später ebenso eifriger Schutzzöllner. Freihandel gilt ihm allerdings
als das zu erstrebende Ziel, der Schutz aber als Mittel, um zu diesem Ziele zu gelangen. Allmählich bildete
er ein vollständiges System der Gesellschaftswissenschaft aus, das sich ebensowohl durch die Originalität der Grundbegriffe
als durch die Wärme
[* 76] auszeichnet, womit überall die Erreichung des höchstmöglichen Grades von Wohlergehen, Bildung und Gesittung
für alle Menschen als einzig erstrebenswertes und zugleich erreichbares Ziel der wirtschaftlichen Thätigkeit
festgehalten wird.
Sein System ist die in systematische Form gehüllte Verallgemeinerung der besondern Zustände, welche ^[] Nordamerika
[* 77] hat,
und der besondern Maßregeln, welche er und seine Partei für sein Vaterland fordern. Seine Methode ist übrigens unwissenschaftlich,
die Art seiner Beweisführung inexakt und seine Phantasie, die überall leicht Scheinbeweise findet, äußerst
lebhaft. Wie Carey selbst viele Ideen Lists weiter entwickelt hat, so steht andererseits der FranzoseBastiat (s. d.) auf den
Schultern C.s.
Die Gesellschaftswissenschaft ist nach Carey «die Erkenntnis der Gesetze,
nach welchen der Mensch sich bemüht, sich die höchste Entwicklung seiner Individualität und damit zugleich die größtmögliche
Vergesellschaftungsfähigkeit zu sichern». Der Fortschritt der Menschheit besteht in ihrer zunehmenden
Herrschaft über die Kräfte der Natur. Mit der Kultur steigert sich die Produktionsfähigkeit der Erde, sodaß eine Übervölkerung
nie eintreten kann. Bei normalen Gesellschaftsverhältnissen geht das Streben fortwährend auf Erhöhung des Werts der menschlichen
Arbeit, auf Steigerung der Löhne und Verminderung der Rate des Gewinns vom Kapital (obschon der absolute
Gesamtbetrag desselben steigt), daher auf Verminderung der Macht des Kapitals über die Arbeit.
Der wahre freie Handel (free commerce im Gegensatz zu free trade) besteht nur, wenn jede Nation die Macht besitzt, auf dem
Fuße der Gleichheit mit andern Nationen Arbeitswert gegen Arbeitswert umzutauschen. Schutz der nationalen
Industrie (nicht ausschließlich durch Zölle) ist für Länder, in welchen sich noch nicht die zur höchstmöglichen Werterzeugung
erforderliche Vermannigfachung der Arbeit hat bilden können, das unentbehrliche Mittel, um zur wahren Handelsfreiheit zu gelangen.
Sein Kampf gegen die engl. Nationalökonomie richtet sich namentlich gegen Malthus
(s. d.) und die von ihm begründete Bevölkerungslehre und gegen Ricardo (s. d.) und dessen Grundrentenlehre. Doch besteht
seine Widerlegung nur in der ungebührlichen Verallgemeinerung besonderer Vorgänge einer besondern Epoche seiner Heimat,
daß man namentlich, entgegen der AnnahmeRicardos, den guten Boden zuletzt bebaue. Mit diesem vermeintlichen Nachweise glaubt
Carey die ganze pessimistische Lehre
[* 78] des Socialismus und Kommunismus, die aus der «britischen» Nationalökonomie
ihre Nahrung gesogen, widerlegt zu haben.
C.s 1850 ausgeführte Theorie der «natürlichen Harmonie der Interessen» war schon 1820 von seinem Vater in der Schrift «New OliveBranch» vertreten worden; sie ist gut gemeint, aber vor jeder ernstern Betrachtung unhaltbar,
denn die wirkliche Harmonie ist nicht in den natürlichen Trieben gegeben, sondern ist die kulturhistor. Aufgabe, welche die
menschliche Gesittung erst zu verwirklichen hat. Außer in einer Anzahl Flugschriften hat Carey sein System entwickelt in «Essay
on the rate of wages» (Philad. 1835); weiter ausgeführt in «Principles
of political economy» (3 Bde., ebd.
1837‒40),
«The credit system in France, Great Britain and the United States» (ebd. 1838),
«The past, the present, and the
future» (ebd. 1848),
«The harmony of interests» (ebd. 1850),
«The slave trade, domestic and foreign» (ebd. 1853); vor allem
in dem Hauptwerke «Principles of social science» (3
Bde., ebd. 1858‒59; deutsch von Adler,
[* 79] 3 Bde., Münch. 1863‒64; in verkürzter Bearbeitung als «Lehrbuch der Volkswirtschaft
und Socialwissenschaft», ebd. 1866) und in «A series of letters on political
economy» (Philad. 1860; 2. Folge 1865). E. ist außerdem Verfasser verschie-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
dener polit. Flugschriften, wie über ein internationales Schutzgesetz gegen den Nachdruck und den amerik. Krieg. Sein letztes
Werk ist «The unity of law» (Philad. 1873).
Eine Auswahl seiner Werke erschien als «Miscellaneous works of Carey» (Philad.
1869). ‒
Vgl. Lange, J. StuartMillsAnsichten über die sociale Frage und die angebliche Umwälzung der
Socialwissenschaft durch Carey (Duisb. 1865),
(spr. kähri), Matthew, Vater des vorigen, geb. zu Dublin
[* 82] (Irland), errichtete 1791 zu
Philadelphia eine Verlagsbuchhandlung und widmete seine freie Zeit nationalökonomischen Studien. Er starb Am bekanntesten
von seinen zahlreichen Werken ist sein «OliveBranch, or faults on both sides, federal and democratic» (1814),
ein Werk, welches
die streitenden polit.
Parteien vereinigen sollte.
Seine Selbstbiographie erschien 1833‒34 im «New
England Magazine».
(spr. kähri), William, engl.Indolog, geb. zu
Paulerspury in Northamptonshire, kam 1793 als Missionar nach Bengalen, gründete 1800 eine Buchdruckerei zu Serampur bei Kalkutta
[* 83] und beteiligte sich seitdem an der Herstellung von Bibelübersetzungen in die verschiedenen Idiome Indiens.
Daneben betrieb er Sanskritstudien und wurde 1801 Professor am College Fort William in Kalkutta. Er starb zu Serampur. 1804 ließ
er zu Serampur eine von Colebrooke besorgte Ausgabe des «Hitopadeça», des «Daçakumâra-carita»
und der Sprüche desBhartrihari erscheinen; 1806 gab er ebendaselbst seine Sanskritgrammatik heraus, 1806‒10
zusammen mit Joshua Marshman die drei ersten Bücher des «Râmâyana» mit engl. Übersetzung, 1820‒24 die «Flora indica» von
Roxburgh (2 Bde.; 2. Aufl., 3 Bde.,
1832), außerdem Grammatiken und Wörterbücher vieler modernen ind. Dialekte. ‒
Vgl. Myers, W. Carey (deutsch von Mundhenk,
Hamb. 1892).
das span. Wort für das frz.
charge, das ital. carica, d. h. Last, Name eines früher gesetzlichen und jetzt noch üblichen Handelsgewichts und eines Hohlmaßes.
Die Carga ist von verschiedener Größe: beim Gewicht in Valencia
[* 84] 127,8 kg, in Mexiko
[* 85] 300 span. Pfd. = 138 kg, in Columbia
[* 86] 250 span.
Pfd. = 115 kg, in Peru 150 span. Pfd. = 69 kg, in Chile
[* 87] teils wie in Peru, teils wie in Mexiko. Als Getreidemaß
hat die Carga in Catalonien etwa 175 l, in Mexiko 2 Fanegas = 181,63 l (in Yucatan ist die Carga der dortigen Fanega gleich und nur
60,57 l), in Columbien bei Weizen 400 span. Pfd. = 184 kg, in Peru bei Reis 375 span. Pfd. = 172½ kg, und
auf der InselKreta ist sie = 4,322 alte engl. WinchesterBushels = 152,3 l. Als Flüssigkeitsmaß ist die Carga in Catalonien etwa 120 l,
in Buenos-Aires aber 114 l. (S. Carica und Charge.)
(spr. karäh), Hauptort des Kantons Carhaix (287,39 qkm, 9 Gemeinden, 17442 E.)
im Arrondissement Châteaulin des franz. Depart. Finistère, 3 km nördlich vom Brest-Nantes-Kanal, oberhalb des zur Aune gebenden
Hière oder Aven, hat (1891) 2871, als Gemeinde 3064 E., Post, Telegraph und ^[] Viehhandel. Carhaix ist
Geburtsort
von La Tour d'Auvergne, des «ersten franz. Grenadiers»,
dem eine eherne Statue errichtet ist.
Stadt im Kreis
[* 88] Rossano der ital. Provinz Cosenza, am Golf von Tarent, zwischen der Punta-Fiumenica und dem Kap
del Trionto, an der Linie Metaponto-Reggio des Mittelmeernetzes, ist Sitz eines Bischofs, hat Post und
Telegraph, 1 Seminar und (1881) 2751, als Gemeinde 3772 E., Seidenzucht und Mannaproduktion.
(spr. kärribu), Hügellandschaft im Osten der Felsengebirge von Nordamerika, bildet die Wasserscheide zwischen
dem Peace-River (Friedensfluß) und dem Hay-River und ist eine reiche Lagerstätte von Steinkohlen, Kupfer und Gold.
[* 89] ‒ Cariboo heißt
auch eine Kette der Felsengebirge westlich vom obern Fraser.
L., Pflanzengattung aus der Familie der Passifloraceen (s. d.)
mit gegen 20 sämtlich tropisch-südamerik. Arten. Es sind Bäume oder Sträucher mit breiten, oft handförmig geteilten Blättern
und einhäusigen weißlichen oder gelbgrünen Blüten. Die Frucht ist eine fleischige Beere. Die wichtigste
Art ist der in allen Tropengegenden vielfach kultivierte Melonenbaum, Carica PapayaL. (s. Fig. 2 zum Artikel Passiflorinen).
[* 90] Die
Frucht hat ungefähr die Form und Größe einer Melone, ist im reifen Zustand wachs- oder pomeranzengelb und enthält ein saftiges,
goldgelbes, süßes, wohlschmeckendes Fleisch.
Sie ist ein wichtiges Nahrungsmittel,
[* 91] wird teils mit Salz
[* 92] oder mit Zucker,
[* 93] teils auch wie Gurken eingemacht
gegessen. Der ganze Baum, vorzüglich aber die Frucht, enthält einen milchartigen Saft, der selbst das härteste Fleisch sehr
schnell mürbe macht. Setzt man dem Wasser, worin Fleisch zubereitet werden soll, nur eine geringe Menge des
Saftes zu, so genügt schon eine Temperatur von 70 bis 80° C., um das Fleisch vollständig weich zu machen, ja zum Zerfallen
zu bringen.
Nach vielen Berichten von Reisenden sollen in manchen Tropengegenden, z. B. auf Java, die Eingeborenen
das Fleisch in Blätter des Baumes wickeln und eine Zeit lang darin liegen lassen oder auch an dem Baume
selbst zwischen den Blättern aufhängen, um es mürbe zu machen. Auch zum Gerinnen der Milch eignet sich der Saft sehr gut.
Er wird auch in eingetrocknetem Zustande (Succus Caricae Papayae siccatus), ebenso wie das daraus dargestellte Papayotin (s. d.)
zur Lösung der diphtheritischen Membranen medizinisch gebraucht.
(ital., d. h. Last, das span.
carga, das franz. charge), ein früher gesetzliches und zum Teil noch übliches großes ital. Gewicht und Hohlmaß. In Venedig
[* 94] war die Carica ein Gewicht von 4 Ctr. (centinaja) = 120,492 kg, in Mailand (carga oder carica) ein Maß für Hafer von 9 Staja
= 164,514 l, in Nizza
[* 95] (carica, carga) ein Getreidemaß von 160 l, ein Flüssigkeitsmaß von 94,35 l und angeblich auch ein
Gewicht von 300 Pfd. = 93,4885 kg. (S. Carga und Charge.)
(spr. -injáng), Hauptort des Kantons Carignan (202,80 qkm, 26 Gemeinden, 12908 E.),
am Chiers, im ArrondissementSedan
[* 96] des franz. Depart. Ardennes, an den Linien Mézieres-Deutsche Grenze gegen Pontoy und Carignan-Messempré
(7 km) der
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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