«Colon» (1859). Die kleinern erzählenden Gedichte dagegen in «Los
pequeños poemas» (1879),
«Los buenos y los sabios» (Sevilla
[* 2] 1881) gehören mit zu
C.s besten Werken.
Ihnen schließen sich
«El amor y el rio Piedra», «Los amores de Juana» (Sevilla 1882)
und «Humorádas» (1891) an. Eine Auswahl seiner
Schriften erschien in «Coleccion de autores españoles»,
Bd. 44 - 46 (Lpz. 1885 - 86).
1) Campobasso, früher Molise,
Provinz im Königreich
Italien,
[* 3] in der Landschaft
Abruzzen und Molise, grenzt im N. an die
ProvinzenAquila
und
Chieti, im O. an das
Adriatische Meer, im SO. an die
Provinz Foggia, imS. an
Benevent und im
W. an
Caserta,
hat 4603,9 (nach Strelbitskij 4416) qkm, (1881) 365434 E. und zerfällt in die 3
Kreise
[* 4] Campobasso (128596 E.), Isernia (129346 E.),
Larino (107492 E.) mit zusammen 133 Gemeinden. Eine Berechnung ergab 378593 E. Das Land, im S. durchzogen von
Ausläufern der
Apenninen (Monte-Matese, mit seinem höchsten Gipfel, dem Monte-Miletto, 2050 m), ist gebirgig
und fällt nach
NO. hin gegen das
Meer ab; Hauptflüsse sind
Volturno und die Küstenflüsse Trigno,
Biferno und Fortore. Die
Bewohner bauen Getreide,
[* 5] besonders Weizen,
Reis,
Mais, Hülsenfrüchte, Hanf, Obst und
Wein und treiben Viehzucht.
[* 6]
Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Scheren,
[* 7]
Messern, Gewehren,
Tuch, Leinwand und Papier. Von der Eisenbahn
Ancona-Foggia, an der
Küste, durchzieht eine Zweiglinie von Termoli nach
Benevent die
Provinz. - 2) Hauptstadt der
Provinz Campobasso, 84 km
im N. von Neapel,
[* 8] mitten im
Apennin, in 730 m Höhe am Abhange des
Monteverde, in kühler, gesunder Gegend,
an der Linie
Termoli-Benevent des
AdriatischenNetzes, mit Kastell und
Mauer, ist Sitz des
Präfekten und hat (1881) 13992, als
Gemeinde 14824, 1892 etwa 15500 E., in Garnison das 2.
Bataillon des 78. Infanterieregiments; gute Lehranstalten,
Theater,
[* 9] vielbesuchte Märkte, bedeutende Fabrikation von Waffen,
[* 10]
Messern und Scheren.
Eisenbahn, hat Post und
Telegraph,
[* 12] (1881) 6690 E. und in der
Nähe (3 km) die berühmten
Cave di Campobello oder Rocca di Cusa, bei den
Arabern Ramucara,
d. i. die Steinbrüche, aus denen schon
die Selinunter die mächtigen Steinblöcke zu ihren Tempelbauten holten.
eine Familie der
Thysanuren (s. d.),
Insekten
[* 13] mit langgestrecktem Körper mit zehnringeligem Hinterleib,
der hinten in zwei Afterfäden endet, sind flügellos, haben kauende Freßwerkzeuge und, was von besonderer
Bedeutung, außer den drei Beinpaaren an den Körperringen, die den Brustabschnitt zusammensetzen, auch an denen des Hinterleibes
rudimentäre Stummelchen von
Gliedmaßen. Etwas Ähnliches findet sich bei andern
Insekten nur vorübergehend bei der
Entwicklung
im
Ei,
[* 14] wenn man nicht etwa
die
Bauchfüße mancher Larven damit vergleichen will. Dadurch und durch einige
andere Eigentümlichkeiten erinnern die Campodeidae an die Tausendfüße, in welcher Ordnung wohl auch die
Wurzeln der Insektensippe
stecken,
und sie erscheinen, wenn auch nicht als unmittelbare Stammform der
Insekten, so doch als dieser sehr nahestehend.
(Campoformido), Dorf mit 800 E. im Distrikt und in der ital.
ProvinzUdine, bekannt durch den geschlossenen Friedensvertrag zwischen
Österreich
[* 15] und der franz. Republik, den
im
Auftrage des Direktoriums
Bonaparte selbst und von österr. Seite der
Graf von Cobenzl auf
Grund der zu Leoben
festgestellten Präliminarien verhandelten. Danach trat
Österreich die niederländ.Provinzen, Mailand
[* 16] und Mantua
[* 17] ab und erhielt von den venet.
Majōr (spr. kangpu),Stadt im portug. Distrikt
Portalegre
(ProvinzAlemtejo), 6 km von der span. Grenze und 18 km nordöstlich von Elvas, in 300 m Höhe, ist
stark befestigt, hat (1878) 5673 E., ein meteorolog.
Pedro Rodriguez,
Graf von, span. Staatsmann und nationalökonomischer Schriftsteller,
geb. in
Asturien, machte sich zuerst bekannt durch die «Antiguedad marítima de la
republica de
Cartago, con el Périplo de su general Hannon, traducido del griego y ilustrado» (Madr.
1756). Von
Karl III. ward er 1762 zum Fiskal des
HohenRats von
Castilien ernannt. Auf Veranlassung des Königs
gab er «Discurso sobre el fomento de la industria popular» (1774) und «Discurso
sobre la educacion popular de los artisanos y su fomento » (1775) nebst einem «Apéndice
á la educacion popular» (Madr. 1775 - 77) zusammen in 6
Bänden heraus, worin er seine
Ansichten über
innere Polizei,
Abgaben,
Ackerbau, Manufakturen und
Handel darlegte.
Durch eine andere
Abhandlung bewirkte er die Freigebung des Getreidehandels. Den
GrafenAranda unterstützte er eifrig bei dem
Unternehmen, die
Jesuiten aus
Spanien
[* 23] zu vertreiben. Bei dem Regierungsantritt
Karls IV. 1788 wurde er, damals
Vorsitzender des
HohenRats vonCastilien, zum Präsidenten des Königlichen
Rats und bald darauf zum
Staatsrat ernannt. Als
jedoch der
Graf Florida
Blanca die Gunst des Königs erlangt hatte, wurde aus dem
Rate entfernt und verlor seine
Ämter. Er lebte
hierauf zurückgezogen den Wissenschaften und starb Geschätzt sind seine staatsökonomischen
Schriften, besonders
sein «Tratado de la regalia de amortizacion» (Madr.
1765; neue Aufl., Gerona 1821), worin er zu beweisen suchte, daß
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
die span. Regierung das Recht habe, Veräußerungen zur Toten Hand zu beschränken. Ein Seitenstück dazu bildet sein handschriftlich
hinterlassener «Tratado de la regalia de España» (hg. von Salva, Par. 1830).
Cesare, Marchese, ital. Historiker, geb. zu Modena, trieb hier Geschichte und Poesie und
starb zu Mailand. Er lieferte viele Einzelstudien, die gediegene Forschung und klare Darstellung auszeichnen. Die
meisten wurden in «Atti della socièta di storia patria per le provincie dell'Emilia»,
in «Atti dell'academia di scienze, lettere ed arti di Modena» und andern
Fachzeitschriften veröffentlicht. Von besonders erschienenen verdienen Erwähnung: «Del governo a commune
di Modena» (Parma
[* 25] 1864),
«Ricordi di Giuseppe Obici, scultore modenese» (Mod.
1865),
«Notizie biografiche del commendatore Luigi Poletti architetto» (Parma
1865),
«Storia del collegio di San Carlo di Modena» (ebd. 1878). C.s Hauptwerk
ist die treffliche, an Neuem reiche Biographie «Raimondo Montecuccoli» (Flor.
1876). Eine Sammlung seiner Schriften erschien als «Memorie patrie, storiche e biographiche» (Mod.
1882). Auch einige Geschichtsdramen und ähnliche veröffentlichte er.
Giuseppe, Marchese, ital. Kunstschriftsteller und Historiker, geb. zu Modena, studierte daselbst
und beschäftigte sich dann mit histor. und kunsthistor. Urkundenforschung seiner Heimat. Er starb daselbst Von
seinen durch Gründlichkeit ausgezeichneten Werken sind hervorzuheben: «Delle opere di pittori modenesi» (2 Bde., 1844 -
45),
«Gli artisti italiani e stranieri negli stati Estensi» (1855),
«Della vita e della avventure del Marchese Alessandro
Malaspina» (2. Aufl. 1868),
«Notizie per la vita di Lodovico Ariosto» (2. Aufl. 1871),
früher Sao Salvador,
[* 26] Stadt im brasil. Staat Rio
[* 27] de Janeiro, am rechten Ufer des Parahyba do Sul, etwa 60 km von
seiner Mündung ins Meer, hat etwa 20000 E., darunter die Hälfte Schwarze, 12 Kirchen, ein Theater und elektrische Beleuchtung.
[* 28] Die Umgegend, die sog. Campos dos Goyataraces, sind überaus stark bevölkert und liefern
Kaffee, Reis, Baumwolle
[* 29] und Zuckerrohr, das für das beste in Brasilien
[* 30] gilt. KleineDampfer kommen den Fluß bis Campos hinauf; Kanäle
führen nach N. und S. zum Meere und eine Eisenbahn geht nach São Eduardo und Tombos im N. und über den
Hafen Macahé nach Rio de Janeiro im S.
Ortschaft der span. Insel Mallorca der Balearen, 35 km im SO. von Palma, ist gut gebaut, hat (1887) 4364 E.,
im S. (12 km) einen schlechten Hafen und Salzgewinnung.
[* 31]
In der Nähe (5 km) besuchte Schwefel- und salzhaltige
Mineralquellen, SanJuan de Campos oder FonteSanta.
die ital. Bezeichnung für Friedhof, Gottesacker. Insbesondere versteht
man unter die mit
gewöhnlich künstlerisch geschmückten, nach innen offenen Arkaden umgebene Begräbnisstätte bedeutender Personen. Der berühmteste
ältere befindet sich neben dem Dome zu Pisa,
[* 32] 1283 von Giovanni Pisano vollendet; einst Begräbnisplatz
der Stadt, jetzt nur für besonders verdienstvolle Persönlichkeiten. Er ist 130 m lang und 40 m breit, mit Mauern umgeben,
an deren innerer Seite eine offene Bogenhalle sich hinzieht.
Sämtliche Wände wurden mit großen Gemälden geschmückt, die zu den bedeutendsten Leistungen der Frühkunst
gehören. Die der Ostwand werden dem sagenhaften Buffalmaco, richtiger dem Pietro di Puccio zugeschrieben; die an der Nordwand
mit Unrecht für Werke des Andrea und Bernardo Orcagna gehalten: der Triumph des Todes, das Jüngste Gericht und die Hölle. Daneben
folgen Arbeiten aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. von Ambrogio uud Pietro
Lorenzetti, Andrea di Firenze, AntonioVeneziano, Spinello Aretino und Francesco da Volterra. Die Westwand enthält nur Bilder aus
neuerer Zeit. Das Unglück Pisas unterbrach eine Zeit lang die Ausschmückung; erst zwischen 1469 - 85 malte Benozzo Gozzoli
seine anmutigen Gemälde. Lasinio gab Abbildungen davon («Pitture a
fresco del di Pisa», Flor. 1833, 46 Tafeln) heraus.-
Vgl. Dütschke, Antike Bildwerke in Oberitalien.
[* 33]
Bd. 1: «Die antiken
Bildwerke des zu Pisa» (Lpz. 1874).
In Deutschland
[* 34] sollte der 1845 nach StülersPlänen begonnene neue Dom zu Berlin
[* 35] an der einen Seite durch einen für
die königl. Familie begrenzt werden, den Peter von Cornelius mit Malereien schmücken sollte. Seine Entwürfe, die berühmten
Kartons, befinden sich in der Nationalgalerie zu Berlin. Der Bau blieb 1848 unvollendet liegen; an seiner Stelle wird der neue
Dom (s. Tafel: Berliner
[* 36] Bauten I) errichtet werden. Der neue südl. Friedhof in München
[* 37] ist als nach
ital. Muster erbaut.
(spr. kangprah),André, franz. Opernkomponist, geb. zu Aix in der Provence, kam, nachdem er mehrere
Kapellmeisterstellen an Provinzialkathedralen bekleidet hatte, 1694 nach Paris,
[* 38] wo er 1718 eine lebenslängliche Pension von 500 Livres
erhielt und 1722 königl. Kapellmeister wurde. Er starb zu Versailles.
[* 39] Unter seinen Opern (nach Fétis 20) und neben ihnen befindet sich eine größere Anzahl dramat. Gesangballetts,
Entremets und Entrées, deren Handlung nur lose zusammenhängt.
Sie wie die Opern bilden eine Fundgrube altfranzösischer, heute ausgestorbener Charaktertänze. Campra ist der bedeutendste
Komponist neben Lully und Rameau und interessiert auch geschichtlich durch den starken Einfluß ital. Muster.
Seine eigene Begabung bekundet sich von Anfang an in den idyllischen Scenen: später spricht er auch in den Tönen der Leidenschaft
wie ein Meister, am bedeutendsten im «Idoménée» (1712). Das Gebiet, auf welchem
er Lully gleich mit dem ersten Wurfe («L'Europe galante»,
1697) übertraf, war die Instrumentation. Auch als Komponist von kirchlichen Kantaten und Motetten war Campra gefeiert.
Don Francisco, spanischer dramat. Dichter, geb. 1816 in Vich,
gest. im Sommer 1870 auf einer Reise nach Cuba in Havana.
[* 40] Er verdankt seinen Ruf dem durch den Wohllaut seiner
Verse ausgezeichneten Drama «Flor de un dia», das sich seit 1849 auf den span.
Bühnen ge-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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halten hat (deutsch von Wilde: «Die Blume eines Tags», Lpz. 1855). Der zweite Teil: «Espinas de una flor», ist unbedeutender.
Der Erfolg veranlaßte die neugegründete komische Oper La Zarzuela in Madrid,
[* 42] ihm die Bearbeitung der französischen und die
Herstellung neuer, meist von Barbieri und von Arrieta komponierter Textbücher zu übertragen. Wertvoller
auch als seine lyrischen Gedichte («Emociones», 1850) sind die beiden catalan.
Schauspiele «La tornada de Tito» und «La
teta gallinaire», frische Sittenbilder aus der eigenen Heimat.
oder Kimpulung, Hauptort des rumän. Kreises Muscel, in einem Querthal der Transsylvanischen Alpen auf der
Grenze der Centralzone und der Vorketten, an einem Zufluß des Arschis gelegen, hat (1889) 10180 E., ein
Spital, ist Endstation der Linie Golesci-Campulung der Rumän.
volant (frz., spr. kang woláng), fliegendes
Lager,
[* 44] früher in FrankreichName eines Lagers, dessen Truppen unaufhörlich den Feind durch Neckereien,
nächtliche Angriffe, Bedrohung seiner rückwärtigen und seitlichen Verbindungen beunruhigen sollten, dann aber auch das für
dergleichen Zwecke bestimmte Truppenkorps.
(spr. -uttschihni), Vincenzo, ital. Maler, geb. 1775 in Rom,
[* 45] gest. daselbst bildete sich dort
zum Maler aus und kopierte Bilder der großen ital. Meister, bis er sich der theatralisch-antiken Richtung der franz. Schule
Davids zuwandte. Pius VII. ernannte ihn zum röm. Baron und zum Generalinspektor der päpstl. Gemälde und der Mosaikfabrik.
Auch andere Ehrenstellen hatte er inne. In seinen Werken kommt er nicht über die, zum Teil recht äußerliche
Nachahmung der Antike hinaus, wobei auch der Einfluß Raffaels, Andrea del Sartos und Domenichinos bemerklich wird. Er malte
biblische und profangeschichtliche Bilder, z. B. den ungläubigenThomas (für die Peterskirche zu Rom in Mosaik ausgeführt),
Dekorationsbilder, z. B. die Decken im Torlonia-Palast, Bildnisse (Papst Pius VII.). Man verdankt ihm auch
die Fortsetzung des «Museo Capitolino».
(spr. -müh),ArmandGaston, franz. Politiker, geb. zu Paris, studierte die Rechte und wurde Advokat des
Klerus am Parlament, dann Rat des Kurfürsten von Trier
[* 46] und des Fürsten Salm-Salm.
Er gab sich der Revolution leidenschaftlich hin und ward in die Generalstände von einem Pariser Stadtbezirk
gewählt. In der Konstituierenden Nationalversammlung erklärte sich Camus gegen die wiederholten Anleiheprojekte,
setzte die Aufhebung der päpstl. Annatengelder und die Einziehung der päpstl.
GrafschaftVenaissin durch und nahm lebhaften Anteil an der Civilkonstitution des Klerus. Auch gelang es ihm, das sog.
RoteBuch, in dem die Ausgaben des Hofs und der Prinzen, besonders die Pensionen verzeichnet waren, für
die Versammlung zu erhalten, dessen Drucklegung die betreffenden Kreise arg bloßstellte. Heftig bekämpfte er Mirabeau, als
dieser im Interesse der königl. Gewalt einlenken wollte. Nach der Flucht Ludwigs XVI. klagte Camus den König, Lafayette und
Bailly als Verräter an und forderte die Unterdrückung aller Orden
[* 47] und Korporationen, denen Geburtsrechte zu
Grunde lagen.
Unter seiner Mitwirkung kam das Dekret über die Bildung des Nationalkonvents zu stande. Als dessen Sekretär
[* 48] forderte er die
Anklage der Minister wegen Verrats und Veruntreuung, einige Tage darauf den Verkauf der Güter der Emigranten
und der Klöster. Im Dezember wurde er als Kommissar nach Belgien
[* 49] zu Dumouriez gesandt, um die Generale und die Bewegungen des
Heers zu überwachen. Von dort schickte er im Prozesse des Königs sein Urteil auf Tod ohne Aufschub und Appellation schriftlich
ein.
Als er im März 1793 den Auftrag erhielt, Dumouriez und die übrigen vier des Verrats verdächtigen Generale
zu verhaften, wurde er von ihnen gefangen genommen, den Österreichern ausgeliefert und erst nach einer Haft von 2½ Jahren
gegen die Tochter Ludwigs XVI., die spätere Herzogin von Angoulème, ausgewechselt. Bei seiner Rückkehr kam er in den
Rat der Fünfhundert, dessen Präsident er wurde. Nach der Katastrophe vom trat er aus und lebte als
Mitglied des Instituts und Archivar litterar.
Arbeiten. Seinen Grundsätzen treu, stimmte er gegen das lebenslängliche Konsulat Napoleons. Er starb Die
vorzüglichsten seiner Schriften sind: «Lettres sur la profession d'avocat, et bibliothèque choisie des
livres de droit» (Par. 1772; 2 Bde.,
1805),
«Histoire des animaux d'Aristote» (2 Bde.,
ebd. 1783),
«Code judicaire, ou recueil des décrets de l'Assemblée nationale et constituante sur l'ordre judicaire» (4
Bde., ebd. 1792),
«Voyage dans les départements nouvellement réunis»
(2 Bde., ebd.1803).
Denis François, franz. Literarhistoriker, geb. 1695 zu Besançon,
[* 50] gest. C.s wichtigstes
Werk ist die «Bibliothèque française ou Histoire littéraire de la France» (Bd. 1 - 3, Amsterd. 1723 fg.),
nach seinem Tode von seinen Freunden fortgesetzt und auf 50 Bände erweitert. Außerdem schrieb Camusat eine
«Histoire critique des journaux», hg. nach seinem Tode von J. Fr. Bernard (2 Bde., Amsterd. 1734);
Camusat behandelt hier namentlich das «Journal des savants» und
ähnliche Zeitschriften. Das Werk ist noch heute sehr geschätzt.
Es wird in der Wollfärberei für braune und rotbraune Farben und in der Möbelpolitur an Stelle des Kaliaturholzes angewandt,
ist aber erheblich teurer wie dieses und deshalb nur wenig gebraucht.
früheres Flüssigkeitsmaß in Portugal und Brasilien. In Lissabon
[* 54] war die Canada = 1,395 l,
in Porto = 2,113 l (100 Canada von Lissabon = 66 Canada von Porto), an beiden Orten 1/12 des Almude. In Rio de Janeiro war die Canada etwa
= 2 7/9 l oder 2 Canada von Lissabon;
in Bahia
[* 55] = 5 1/6 Canada von Lissabon = 7,2 l;
man rechnete sie daselbst
aber im Verkehr rund = 2 alten engl. Wein-Gallons = 7,57 l;
Bevölkerung.
[* 59] Die Einwohnerzahl wurde 1800 auf 240000 E. geschätzt, 1851 wurden 1842000, 1861: 3090561, 1881: 4324810
und 1891: 4832679 E. gezählt. Davon waren über vier Fünftel im Lande geboren: die Zahl der Einwanderer betrug
1886: 122581, 1888: 174474, 1890: 178921, darunter auch viele Chinesen.
Die Städtebevölkerung, die sich ungleich stärker vermehrte als die Bevölkerung im ganzen, wuchs um 38,1 Proz.; es wohnten
1891: 1394259 E. in Städten, von denen 47 über 5000, 45 zwischen 3000 und 5000 und 91 zwischen 1500 und 3000 E. zählten.
Von den größern Städten vermehrten sich Winnipeg um 221,1 Proz., New-Westminster um 342,9 Proz.
und Toronto um 88,4 Proz., während Vancouver, welches 1881 noch gar nicht existierte, 1891 bereits 13685 E. zählte. Die drei
größten Städte sind 1891: Montreal
[* 60] 216650 E., Toronto 181220 E. und Quebec mit 63090 E. Die Einwohner
C.s sind zum großen Teil franz. Abkunft;
Die Zahl der Indianer, die in Reservationen
(besonders in Manitoba, Britisch-Columbia und den Nordwestterritorien) wohnen
und im Ministerium ein eigenes
Departement haben, ist (1891) 121638. Hierzu kommen 14000 gemischter Rasse. Der Konfession nach waren (1891) 1992017 Römisch-Katholische, 2841222
Presbyterianer, Anglikaner, Methodisten, Baptisten, Lutheraner und andere.
Verfassung und Verwaltung. Ein von der engl. Krone ernannter Generalgouverneur des Dominion of Canada übt die exekutive Gewalt aus
und zwar mit Ausnahme des Begnadigungsrechtes, unter dem Beirate eines GeheimenRats (Privy council), der
von ihm selbst mit Zustimmung des Hauses der Gemeinen ernannt wird. Die Königin führt den Oberbefehl über die Land- und
Seemacht und die Land- und Seemilizen. Der Sitz der Bundesregierung ist Ottawa. Die legislative Gewalt zerfällt in einen
Senat und ein Haus der Gemeinen, deren Beschlüsse der Gouverneur im Namen der Königin zu Gesetzen erhebt.
Die 81 Mitglieder des Senats, zu dem Ontario 24, Quebec 24, Neuschottland 10, Neubraunschweig 10, Prinz-Edward-Insel 4, Britisch-Columbia
3, Manitoba 4 und die neuen Territorien 2 Senatoren senden, werden dem Namen nach von der Krone, in der
That aber vom Gouverneur auf Empfehlung seines GeheimenRats ernannt. Ein Senator muß 30 J. alt und Bürger sein, freies Eigentum
von wenigstens 4000 Doll. Wert besitzen und in der Provinz wohnen, für welche er ernannt wird. Das Haus der Gemeinen wird
auf 5 Jahre gewählt und hat 215 Mitglieder, und zwar 92 für Ontario, 65 für Quebec, 21 für Neuschottland, 16 für
Neubraunschweig, 6 für Prinz-Edward-Insel, 6 für Britisch-Columbia, 5 für Manitoba und 4 für die Territorien.
Die Befugnisse des Parlaments sind ziemlich analog denen des Kongresses in Washington.
[* 62] Sowohl die Senatoren als auch die Abgeordneten
erhalten Diäten. Das Wahlrecht ist an ein bestimmtes Einkommen geknüpft. Außer der Bundesregierung giebt
es für jede Provinz eine Lokalregierung, deren Untergouverneure der Generalgouverneur ernennt. Zur Kompetenz der erstern gehören
die Verwaltung der öffentlichen Schuld und des öffentlichen Eigentums, die Regelung des Handels und Verkehrs, die Auferlegung
von Steuern und die Auflegung öffentlicher Anleihen, der Postdienst, Bevölkerungsstatistik, die Verteidigung
zu Wasser und Lande, Leuchttürme, Schiffahrt, Quarantäneanstalten, die öffentlichen Fischereien, Prägung und Ausgabe von
Geld, Maß und Gewicht, Bestimmungen über Bankrottverfahren, Wechsel und Patente, Ehe und Ehescheidung, Nachdrucksgesetze, Naturalisation,
Errichtung und Erhaltung von Strafanstalten sowie alles, was den Einzelstaaten nicht ausdrücklich zugewiesen
ist. Die Beschlüsse des canad. Parlaments über bürgerliche Rechte, Eigentum und Gerichtsverfahren erlangen in den einzelnen
Provinzen erst dann Gültigkeit, wenn sie von den (verschiedenartig zusammengesetzten) Legislaturen derselben vorher genehmigt
sind.
Finanzen. Das Dominion hat von den einzelnen Provinzen im ganzen 62500000 Doll. Schulden übernommen. Zugleich wurden ihm die
Zölle und innern Steuern übertragen, wogegen es für jeden Kopf der Bevölkerung 80 Cents und außerdem
den Einzelregierungen von Ontario 80000, von Quebec 70000 von Neuschottland 60000 und von Neubraunschweig 50000 Doll.
jährliche Unterstützung zahlt. Die Revenuen der Provinzen bestehen außer dem Einkommen aus Ländereien, Wäldern und Bergwerken
noch aus direkten Steuern, welche sie im Notfall auferlegen dürfen. Die Gesamtschuld des Dominion, die
sich auf 295333274
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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Doll. belief, ist besonders gestiegen durch die von der Bundesregierung bewilligten Gelder für die interkoloniale Eisenbahn
zwischen Halifax
[* 64] und Quebec und die Pacificbahn, deren Bau eine der Bedingungen von Britisch-Columbia für den Beitritt zum
Bunde war. Im Rechnungsjahre 1891 - 92 betrugen die ordentlichen Einnahmen 36921872 Doll. (darunter
aus Zöllen 20501059 Doll.) und die Ausgaben 36765894 Doll.
Heerwesen und Flotte. Seit 1883 ist die Regierung ermächtigt, eine stehende Armee von 1200 Mann, bestehend aus 3 Compagnien
Artillerie, 2 Bataillonen Infanterie und 1 Bataillon Pioniere, zu organisieren; die seit 1869 von England in Halifax unterhaltene
Garnison besteht jetzt aus 1 Stab,
[* 65] 1 Bataillon Infanterie, 3 BatterienArtillerie, 2 Compagnien Pioniere
mit zusammen 1494 Mann. Außerdem besitzt Canada eine Miliz, in welche eventuell alle brit. Unterthanen vom 18. bis 60. Jahre eintreten
müssen; sie zerfällt in eine aktive und eine Reserveabteilung.
Zur erstern gehören das Korps der Freiwilligen mit dreijähriger, die reguläre und die Marinemiliz mit
zweijähriger Dienstzeit; ihre Stärke
[* 66] beträgt (1891) 38000 Mann, die der Reservemiliz 655000 Mann mit 45 Batterien Festungsartillerie, 18 Batterien
Feldartillerie und 43 Schwadronen Kavallerie. In den Nordwestterritorien versehen außerdem etwa 1000 berittene Polizeimannschaften
den öffentlichen Sicherheitsdienst. Eine Militärakademie besteht in Kingston. Die Staatsflotte besteht aus 5 See-
und 2 Flußdampfern.
Unterrichtswesen. Es bestehen 16 Universitäten mit 24 Colleges (nach engl. Muster) und etwa 7000 Studenten. Höhere Anstalten
sind (1890) 1089, öffentliche Schulen 15522 vorhanden mit, einschließlich der Privatinstitute, zusammen über 1 Mill. Schülern;
die Oberaufsicht steht den einzelnen Regierungen zu.
Justizwesen. Die unterste Instanz bilden Polizeigerichte und Friedensrichter;
die höchste Instanz bildet für Civil- und
Strafsachen der Supreme Court in Ottawa.
Daneben bestehen in Quebec, Neuschottland, Neubraunschweig und auf Prinz-Edward-Insel
Seegerichte.
Verkehrswesen. Eine bedeutende Rolle im Verkehrswesen des Dominion, namentlich in den entwickeltern östl.
Teilen, spielt die Binnenschiffahrt (mit einem Netz von 4344,3 km) auf den Seen, Flüssen und Kanälen. Mit Hilfe des letztern
ist sogar Chicago (Illinois) für Seeschiffe erreichbar. 1889 passierten die Kanäle 23935 Passagier- und Frachtfahrzeuge mit 3826230
t. An Eisenbahnen waren (1891) 23550 km Länge im Betrieb; im Verhältnis zu der Bevölkerungsziffer
von 4,8 Mill. vielleicht das ausgedehnteste Eisenbahnnetz der Welt.
Hierunter befanden sich an Staatsbahnen rund 1950 km, von denen die Interkolonial-Bahn von Halifax nach Quebec an der der
Pacificbahn gehörenden Strecke nach Montellet die bedeutendste ist. Von den zahlreichen Privatbahnen sind die wichtigsten
die Grand-Trunk-Railway (über 5500 km), deren Hauptlinie von Portland über Montreal und Toronto nach
Point-Edward führt, und die Canadian-Pacific-Railway (über 8000 km), die größte unter einer Verwaltung befindliche Überlandbahn,
die in ostwestl.
Richtung das nordamerik. Festland und das Gesamtgebiet des canad. Dominion vom Atlantischen bis zum Stillen Ocean durchschneidet.
(S. Pacific-Eisenbahnen.) Mit dieser steht eine Dampferlinie von
Vancouver nach Jokohama in Verbindung, und
seit Jan. 1891 ist eine monatliche Postverbindung zwischen Hongkong und Vancouver via Jokohama eingerichtet, die von der Regierung
mit 300000 Doll. jährlich unterstützt wird. Das Anlagekapital der canad. Eisenbahnen betrug Mitte 1891: 3429 Mill. M., einbegriffen 680 Mill.
M., die von den Handels-, Provinzial- und Kommunalbehörden als Beihilfe gegeben worden sind. Die Roheinnahme
betrug 1891: 212,64, die Reineinnahme 58,21 Mill. M. Canada wird demnächst auch eine Schiffseisenbahn (s. d.), die erste der Welt,
über die Landenge von Chiegnecto besitzen.
Handel und Industrie. Canada ist fast ausschließlich in Ackerbau, Fischerei, Forstwirtschaft und Bergbau
[* 70] mit
der Gewinnung seiner Bodenprodukte beschäftigt; die Industrie ist noch unentwickelt und vom Auslande abhängig, während jene
Erwerbszweige für die Ausfuhr arbeiten. Diese erreichte 1879 einen Wert von 71491225, 1889 von 89189167, 1890 von 96749149
und 1892 von 113963375 Doll. Die Einfuhr betrug 1879: 81964427, 1889:
115224931, 1890: 121858241 und 1892: 116978943 Doll.
Der Außenhandel C.s bewegt sich beinahe ausschließlich nach den Vereinigten Staaten und Großbritannien und zwar beträgt
der Wert der Ausfuhr nach diesen Ländern (1890) 40523000 bez. 48354000 Doll.; der Wert der Einfuhr 52292000 bez. 43390000 Doll.
Die Haupthäfen sind Montreal, Toronto, Halifax, Quebec, St. John, Ottawa und am Stillen Ocean Victoria.
[* 71] Es bestehen 38 inkorporierte Banken mit zahlreichen Zweiganstalten und einem eingezahlten Kapital von insgesamt 60,7 Mill.
Doll. An Handelsschiffen besaß Canada Ende 1891 7015 Fahrzeuge von 1005475 t, darunter 1433 Dampfer mit 221679 t.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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2) Das eigentliche Canada, noch übliche Bezeichnung für die jetzigen ProvinzenOntario (früher Ober- oder Westcanada) und Quebec
(früher Unter-, Nieder- oder Ostcanada). Dieses Stammland des Dominion of Canada ist im allgemeinen ein ausgedehntes Tiefland,
das, mit Ausnahme der Halbinsel Gaspe zwischen dem Ästuar des St. Lorenz und der Chaleurbai, ganz zum
Gebiet des genannten Stroms gehört. Eigentliche Bergzüge fehlen; nur niedrige Landrücken bilden die Wasserscheiden zwischen
den sekundären Becken.
Das Laurentische
[* 73] Gebirgsplateau, westlich von der Mündung des Mackenzie in das Eismeer beginnend, umzieht das Becken der Hudsonbai
im weiten Bogen
[* 74] und trägt in seinem bis 500 m hohen südl. Teile auf dem linken Ufer des St. Lorenz Gipfel,
die wie der 1372 m hohe Oxford
[* 75] bis 900 m über das Tafelland emporragen. An einigen Stellen des Südrandes, wie an der Nordküste
der Georgianbai am Huronsee und am linken Ufer des St. Lorenz oberhalb Montreal, fällt das Plateau in wildzerrissenen
Steilrändern ab und nimmt dabei Gebirgscharakter an. Mehr den Charakter eines wirklichen Gebirges tragen die zum Appalachensystem
gehörenden Bergzüge der im Süden des St. Lorenz gelegenen Gebiete, die sich vom Vorgebirge Gaspe an der St. Lorenzmündung
bis zum GrünenGebirge im Staate Vermont hinziehen und in den Bergen
[* 76] von Notre-Dame oder Tschickschacks-Bergen
bis 1150 m Höhe erreichen.
Der ganze südl. Teil des Landes, etwa von Montreal ab aufwärts zu beiden Seiten des Stroms zu den Gestaden des Ontario-, Erie-
und Huronsees, der einer großen Halbinsel gleicht, bildet eine unabsehbare Niederung, die durch einen kaum die Höhe von 107 m
über den Huronsee erreichenden, von der Nottawasagabai aus um die Burlingtonbai nach dem Südufer des
Ontario ziehenden und hier im Niagara die großen Stromfälle verursachenden Landrücken in zwei Teile geschieden ist.
Die Berge, welche die Wasserscheide zwischen dem St. Lorenz- und Hudsonbai-Gebiete bilden, sind an ihrem höchsten Punkte nur 465 m
hoch. Im eigentlichen Canada verbindet sich mit dem Mangel bedeutender Gebirge ein überraschender Reichtum
an Wasser. Der Obere, Huron-, St. Clair-, Erie- und Ontariosee gehören Canada zur Hälfte an. Unter die Nebenströme
des St. Lorenz zählen an der Nordseite der Ottawa, St. Maurice, Batiscan, St. Anne, Jacques-Cartier und Saguenay, an der
Südseite der Richelieu-Chambly, auch Sorel genannt, Abfluß des Champlainsees, Yamaska, St. Francis, Chaudière (mit malerischem
Wasserfall unfern Quebec) und Etchemin. Der Restigouche bildet die Südostgrenze, (über die politischen und wirtschaftlichen
Verhältnisse s. die Artikel Quebec und Ontario.)
Vgl. Marshall, The Canadian Dominion (Lond. 1871);
Die Geschichte C.s war bis 1867 die Geschichte der beiden jetzigen Provinzen Quebec (s. d.) und Ontario (s. d.). Nachdem zu
Anfang des 16. Jahrh. der in franz. Diensten stehende ItalienerGiovanni Verazzani das Land unter dem NamenNeufrankreich
für König Franz I. in Besitz genommen, machte 1534 und 1535 Jacques Cartier aus St. Malo bedeutendere Entdeckungen. Samuel
de Champlain errichtete Handelsposten an verschiedenen Punkten, entdeckte die Seen Champlain, Ontario und Nipissing und legte Quebec
an. In denHänden verschiedener Privatunternehmer kam die Kolonie nicht zu rechtem Gedeihen, bis Colbert 1674 die
Verwaltung einem vom König ernannten Gouverneur, Rat und Richtern überwies. Im Süden grenzte an Canada die franz. Kolonie Louisiana
(s. d. und die Karte: Geschichtliche Entwicklung der StaatenAmerikas, Bd. 1, S. 516), und beide standen in schroffem
Gegensatz zu den engl. Ansiedelungen.
Während diese nämlich zum größten Teil von Puritanern und Republikanern bevölkert wurden, war die
Besiedelung C.s das Werk monarchisch gesinnter Ritter und streng rechtgläubiger Franziskaner und Jesuiten. Frontenac (das heutige
Kingston), Niagara, Duquesne (jetzt Pittsburgh), Detroit, Mackinaw, Vincennes im heutigen Indiana, Kaskaskia in Illinois, St.
Louis in Missouri, Natchez, Neuorleans u. a. sollten, als eine Reihe fester
Punkte, die engl. Besitzungen umzingeln und an die Küstenstriche bannen.
Die Buchdruckerei wurde verboten, kein Ketzer geduldet, der Boden nach altfranz. Recht in Seigneurien an Kavaliere vergeben,
welche die Gerichtsbarkeit übten, über alle Wasserkraft geboten, jedoch Mühlen
[* 78] bauen und gegen mäßige Rente (gewöhnlich 2 Sous
den Morgen) Grundstücke an Erbpächter verleihen mußten. Die Priester errichteten Indianergemeinden
und stifteten Klöster, in denen Unterricht erteilt und ein bedeutender Stand Gebildeter geschaffen wurde, die den Sinn für
die Sprache
[* 79] und die Überlieferungen der Väter wach erhielten. Die von den Ufern der Loire stammenden Einwohner vererbten
ihre Hufen von Geschlecht zu Geschlecht, und bei jeder Teilung wurden die Streifen schmäler, weil jeder
Erbe an dem Fluß oder an der Landstraße wohnen wollte. So bildeten sich die langgestreckten Côtes, Häuserreihen, die von
den unter ihnen stehenden, zum Teil prächtigen Kirchen die Heiligennamen führen. Diesen Typus hat Untercanada behalten.
In dem engl.-franz. Kolonialkrieg, der dem Siebenjährigen Krieg zur Seite ging, erlag Canada (1759) mehr der
Hungersnot und Erschöpfung als den engl. Waffen und ging im Frieden von Paris an die brit. Krone über. Dem starrsten
Altgallicismus setzte nun Georg III. den starrsten Toryismus entgegen. Während man die Befugnis der einseitigen
Steuerauflage der Krone reformierte, wurden dagegen die engl. Gesetze (die hochpeinlichen Verordnungen
gegen alle Papisten und deren Unfähigkeit zu Ämtern) eingeführt, die höhern Staatsämter an Hofgünstlinge, die in England
blieben und ihre Posten durch Schreiber verwalten ließen, verschleudert. Das engl. Kriminalrecht
ist seither das herrschende geblieben. Daß die
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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