Eine Berechnung (Dez. 1892) ergab 3078584 E. Naturschönheiten, wie das
Vorgebirge Misenum, der
Vesuv,
[* 2] die
Phlegräischen Gefilde, der
Fluß Vulturnus, der
Averner- und Lucrinersee, geben diesem
Lande einen besondern Reiz. Außerdem
knüpfen sich an die
StädteBajä, Cumä, Misenum, Linternum, Puteoli, Neapel,
[* 3] Herculanum,
Pompeji,
[* 4]
Capreä, Salernum und
Capua
bedeutende geschichtliche
Erinnerungen. Als die ältesten Bewohner des
Landes sind die mit den Samniten
nahe verwandten
Stämme der Osker
(Opiker) und
Ausoner anzusehen, denen aber die
Etrusker eine Zeit lang die Herrschaft entrissen,
bis die
Samniter seit der Eroberung von
Capua 438 oder 445
v. Chr. und der griech. Küstenstädte Cumä
(Kyme) und Dikäarchia 421 sich
nach und nach das ganze Land unterwarfen und ihm den
Namen Campanien gaben. Ein polit.
Band
[* 5] hat die
Campaner niemals
vereinigt, und so wurde es schon im 4. Jahrh.
v. Chr. den
Römern leicht, eine größere Stadtgemeinde nach der andern zu unterwerfen.
-
Vgl.
Beloch, Campanien, Geschichte und
Topographie (2. Ausg., Bresl. 1890).
Glockenturm der
Kirche, nach ital. Bauweise gewöhnlich freistehend, seit
altchristl. Zeit in Gebrauch. Berühmte
Beispiele sind der am
Dom zu
Florenz
[* 6] (84 m hoch; 1387 vollendet), der schiefe
Turm
[* 7] zu
Pisa
[* 8] (55,2 m hoch; 1174 begonnen, 1350 vollendet), der Markusturm zu
Venedig
[* 9] (98,6 m hoch; 888 begonnen, 1329 neu
aufgeführt). In der Renaissance, wo man die
Türme mit der
Kirche in
Verbindung zu setzen suchte, verloren sie die Eigenart
der Campanile. Nur im russ. Bauwesen findet man sie noch angewendet. Mit der beginnenden
Vorliebe für Basiliken begann man auch in der ersten Hälfte des 19. Jahrh.
wieder Campanile zu bauen.
Glockenblume, Pflanzengattung aus der Familie der
Campanulaceen (s d.), mit gegen 230 über einen großen
Teil der Erde verbreiteten, namentlich aber im
Orient und in den Mittelmeerländern reich vertretenen
Arten. Es sind ausdauernde
Kräuter mit mehrköpfigen Wurzelstöcken, oft steif behaart, selten kahl.
Alle besitzen glocken- oder
trichterförmige, meist blaue
Blumenkronen mit fünfspaltigem Saum. Der kantige, grüne, fünfteilige
Kelch ist mit dem unterständigen
Fruchtknoten verwachsen, aus dem sich eine zwei- bis fünffächerige, mit ebenso vielen Löchern aufspringende Kapsel
entwickelt. Die
Glockenblumen wachsen meist auf Wiesen,
Äckern, in Wäldern und Gebüschen. Die gemeinsten bei
uns vorkommenden
Arten sind Campanula persicifoliaL. (s.
Tafel:
Campanulinen,
[* 1]
Fig. 2) mit großen blauen, Campanula patulaL. mit lilafarbenen
und Campanula rotundifoliaL. mit azurblauen
Blumen, alle häufig auf Wiesen.
Auf Gartenbeeten und sonst auf bebautem
Boden findet sich häufig Campanula rapunculoidesL., mit ziemlich großen azurblauen
Blumen in langer, einseitiger
Traube, ein schön blühendes, aber höchst lästiges und schwer
ausrottbares Unkraut,
dessen unterirdische knollenentwickelnde
Stengel
[* 10] den
Boden queckenartig durchziehen und aus jedem
Stück wieder ausschlagen.
Mehrere
Arten sind
Alpenpflanzen; eine der schönsten, Campanula caespitosa Scop.
(s.
Tafel:
Alpenpflanzen,
[* 1]
Fig. 6), bildet niedrige, völlig mit blauen, seltener weißenBlumen übersäte
Nasen zwischen Ritzen und Steingeröll und gedeiht auch sehr gut im
Garten.
[* 11]
Auch andere
Arten werden als Zierpflanzen gezogen. Eine der am häufigsten kultivierten ist die in
Italien
[* 12] und
Frankreich heimische
Campanula mediumL., welche längliche, behaarte
Blätter und lange
Trauben sehr großer blauer oder weißer
Blüten entwickelt. Campanula rapunculoides,
desgleichen das in Europa
[* 13] sehr häufige Unkraut Campanula rapunculusL. haben knollige
Wurzeln, die in
Frankreich und England vielfach
gegessen und deshalb auch angebaut werden. In
Japan
[* 14] wird Campanula glaucaThunb., einStrauch mit großen blauen
Blumen, wegen der eßbaren,
stark milchenden
Wurzel
[* 15] unter dem
Namen Kokko angebaut.
Die
Blüten
derselben sind zwitterig und regelmäßig, sie besitzen einen fünflappigen, mit dem
Fruchtknoten verwachsenen
Kelch, eine
regelmäßig fünflappige
Blumenkrone und gewöhnlich fünf
Staubgefäße.
[* 16]
Die
Farbe der
Blüten ist bei
den meisten blau, seltener weiß oder rot.
Viele
Arten der Campanulaceen dienen ihrer schönen, großen
Blüten halber als Zierpflanzen.
(Campanulīnae), Ordnung aus der Gruppe der Dikotyledonen,Abteilung der
Sympetalen,
charakterisiert durch meist regelmäßige zwitterige oder eingeschlechtige fünfzählige
Blüten mit glockenförmiger
Blumenkrone
und in der Regel teilweise miteinander verwachsenen
Staubgefäßen;
der
Fruchtknoten ist unterständig und enthält zahlreiche
Samenknospen.
Die Ordnung der Campanulinen umfaßt die Familien der
Campanulaceen, Lobeliaceen, Goodeniaceen, Cucurbitaceen
[* 18] (s. d.;
hierzu
Tafel: Campanulinen).
eigentlich Joh. Wulf aus
Kampen,
Antitrinitarier, geb. um 1500, studierte zu
Düsseldorf
[* 19] und Köln.
[* 20] Von hier 1520 vertrieben, kam er als Hofmeister junger Edelleute 1528 nach Wittenberg
[* 21] und begab sich 1529 zu dem
Religionsgespräch nach
Marburg,
[* 22] in der Meinung, den Streit ums
Abendmahl beilegen zu können. Nach längerm Aufenthalt in
Sachsen
[* 23] kehrte er ins Jülicher Land zurück, wo seine Schmähungen gegen
Luther ihm unter den Katholiken manche
Freunde erwarben.
Als er jedoch durch Verkündigung des nahen Weltendes das Landvolk aufregte, ward er verhaftet und starb 1574 in
völliger Geistesverwirrung. -
(spr. kangpardóng),Emile, franz.
Schriftsteller, geb. zu
Paris,
[* 24] studierte auf der École des chartes, trat dann in den Archivdienst, wo er zum Sektionschef
vorrückte. Er schrieb: «Histoire du tribunal révolutionnaire de
Paris» (2 Bde., 1861; 2. Aufl.
1866),
«Marie Antoinette
à la conciergerie» (1862; 2. Aufl. 1867),
«Marie Antoinette et le procès du
collier» (1863),
«Madame de
Pompadour et la cour de Louis XV» (1867),
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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«Les spectacles de la foire, 1595 - 1791» (2 Bde.,
1877),
«L'Académie royale de musique au XVIIIe siècle» (2 Bde.,
1884) u. s. w. Mit Boutaric gab Campardon die «Mémoires de Frédéric II» (2 Bde.,
1866) heraus.
(spr. kämmbl),Insel im SO. von Neuseeland und zu ihm gehörig, unter 52° 34' südl.
Br. und 169° 12' östl. L. von Greenwich, 183,8 qkm groß, gebirgig, bis 1500 m hoch, wird
nur gelegentlich von Walfisch- und Seehundsfängern besucht.
(spr. kämmbl), Archibald, brit. General, geb. in Glenlyon (Grafschaft Perth),
trat 1787 in das Heer ein, diente 1789 - 92 in Ostindien
[* 26] in den Kämpfen gegen Tippo-Sahib, den Sultan von Maisur, führte sodann
unter Lord Wellington im span. Halbinselkriege eine Infanteriebrigade und blieb nach Napoleons
Absetzung als General im portug. Dienste,
[* 27] aus dem er wegen polit. Mißhelligkeiten 1820 in
den britischen zurücktrat. Campbell wurde 1821 Oberst und nach Ostindien gesendet, wo ihm 1824 die Compagnie den Oberbefehl im
Birmanenkriege anvertraute.
Nach zweijährigem Kampfe erzwang er den Frieden von Jandabu in dem Arakan und Tenasserim an die Compagnie abgetreten
wurden. Die Verleihung des Baronettitels sowie ein Dankesvotum des Parlaments belohnten diese Erfolge.
Campbell wurde zum Statthalter der abgetretenen Provinzen ernannt und verwaltete sie, bis er 1829 nach Schottland heimkehrte. 1831 - 37 war
er Statthalter und Befehlshaber der königl. Truppen in Neubraunschweig und bewährte sich dort unter schwierigen Verhältnissen
während des canad. Aufstandes als geschickter Verwaltungsbeamter. Er starb zu Edinburgh 1843.
(spr. kämmbl),Sir Colin, Lord Clyde, brit. Feldmarschall, wurde als Sohn des Tischlermeisters M'Liver in
Glasgow
[* 28] geboren. Nachdem er sich in der Militärschule von Gosport ausgebildet und seinen väterlichen Namen mit
dem mütterlichen (Campbell) vertauscht hatte, erhielt er 1808 ein Fähnrichspatent im 9. Regiment. Noch
in demselben Jahre focht er bei Vimeiro in Portugal,
[* 29] machte dann 1809 die Expedition nach Walcheren mit und kämpfte unter
GeneralBallesteros in vielen Hauptschlachten des Französisch-SpanischenKrieges.
Die folgenden Jahre verlebte er in verschiedenen Kolonien. 1841 nahm Campbell als Oberstlieutenant an dem Kriege
gegen China teil, führte im Kriege gegen die Sikh 1848 - 49 die 3. Division der Pandschabarmee, entschied die Schlacht bei
Chillianwallah und vollendete bei Gudschrat die Niederlage des Feindes. Bis 1852 blieb er in Indien, wo er das schwierige Kommando
in Pischawar führte und die Operationen gegen die unruhigen Bergvölker mit Umsicht leitete. Beim Beginn
des Orientkrieges 1854 rückte er zum Generalmajor auf und führte in der Krim
[* 30] die Hochländerbrigade, mit der er in der Schlacht
an der Alma dem hart bedrängten GeneralBrown zu Hilfe eilte, die Russen zurückwarf und die Anhöhen erstürmte.
Noch glänzendern Ruhm erwarb er sich in dem Treffen vom 25. Okt. bei Balaklawa, wo er nach der Niederlage
der Türken den Angriff der feindlichen Kavallerie abschlug. 1856 wurde er zum Generallieutenant und Generalinspektor der Infanterie
ernannt. Bei Ausbruch des ind. Aufstandes übertrug ihm die Regierung den Oberbefehl. Am schlug er
die Rebellen aufs Haupt,
erstürmte im März 1858 Lakhnau, zog 7. Mai in Bareli ein und trieb im November die letzten Reste
der Aufständischen über die Bergkette, welche die Grenze zwischen Nepal und Britisch-Indien bildet. Der Dank beider Häuser
des Parlaments und die Verleihung der Pairswürde mit dem TitelBaron Clyde of Clydesdale
war sein Lohn. Nachdem ihm der Rang eines Feldmarschalls zuteil geworden, starb er zu Chatham. Er wurde
in der Westminster-Abtei zu London
[* 31] bestattet. -
Vgl. Shadwell, The life, diary and correspondence of Lord Clyde (2 Bde.,
Lond. 1881).
(spr. kämmbl), Harriett, engl. Romanschriftstellerin,
geb. 1817 zu Stirling, gest. in Frankreich.
Sie lieferte zuerst Artikel zu Revuen und veröffentlichte später folgende
treffliche Erzählungen: «The only daughter. A domestic story» (Lond.
1837; neu hg. von Gleig, 1859),
«The cardinal virtues, or morals and manners connected» (2
Bde., ebd. 1841) und die nachgelassene «Self-devotion,
or the history of Katherine Randolph» (3 Bde., ebd. 1842),
die von verdientem Beifall und Erfolg begleitet wurden.
(spr. kämmbl), John, Lord, Lordkanzler von England, geb. zu
Springfield bei Cupar in Schottland als Sohn eines Geistlichen. Die Familie leitete ihre Abstammung von
Archibald, zweitem GrafenArgyll (s. d.) ab, der bei Flodden 1513 fiel. Zuerst dem geistlichen Beruf bestimmt, wandte sich Campbell dann
der Rechtswissenschaft zu, war inLondon mehrere Jahre Berichterstatter für das «Morning Chronicle» und erwarb sich seit 1806 als
hervorragender Rechtsgelehrter eine glänzende Praxis.
Zugleich veröffentlichte er Berichte über die wichtigsten Rechtsfälle an den ersten Londoner Gerichtshöfen:
«Reports of cases at Nisi Prius etc.» (4 Bde.,
Lond. 1809 - 16). Obgleich kein glänzender Redner, erwarb er sich doch seit 1830 Einfluß im Parlament,
wo er sich den Whigs angeschlossen hatte, wurde in den Reformministerien 1832 zum Generalstaatsanwalt
(Solicitor general), 1834 zum Kronanwalt (Attorney general) ernannt und 1841 als Lordkanzler von Irland in den Peersstand erhoben,
mußte aber nach wenigen Wochen von diesem Amte wieder zurücktreten, um einem Tory Platz zu machen. Mit dem Beginn des Ministeriums
Peel 1841 - 46 wurde er ein Führer der Opposition und veröffentlichte in dieser Zeit «Lives
of the Lord Chancellors and Keepers of the great seal of England» (3 Serien in 7 Bdn., Lond. 1845 -
48; 8. Aufl., ebd. 1873) und «Lives of the Chief Justices of England» (3 Bde., ebd. 1849 - 57; 3. Aufl., 4 Bde.,
ebd. 1874),
mit sehr guter Darstellung, aber sehr unzuverlässig in der Forschung. Daneben gab er eine
Auswahl seiner Reden: «Speechesat the Bar and in the House of Commons» (Lond. 1842) heraus. Unter dem folgenden Whigministerium
Russell wurde er 1846 Kanzler des Herzogtums Lancaster mit einem Sitz im Kabinett und stieg Juni 1859 zum
Lordkanzler auf. Er starb -Vgl. Mrs. Hardcastle (C.s Tochter), Lord Chancellor Campbell, his life and letters (2 Bde.,
Lond. 1881).
(spr. kämmbl),Thomas, engl. Dichter, geb. zu Glasgow, studierte seit dem 13. Jahre an der Universität
daselbst die Rechte, verließ sie aber 1795 und ging nach Edinburgh. Hier erschien 1799 sein klassisches
Lehrgedicht «The pleasures of hope» (deutsch von Lackmann, Hamb.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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1838), das in Jahresfrist vier und seitdem zahllose Abdrücke erlebte. Hierauf reiste er nach Deutschland,
[* 33] wo er Augenzeuge
der Schlacht von Hohenlinden (1800) war, die er in einer berühmten Elegie verewigte. Er kehrte 1801 zurück, ließ sich
dann in Sydenham bei London nieder und widmete sich der Schriftstellerei. Seine «Annals
of Great Britain from the accession of George III. to the peace of Amiens»
[* 34] (3 Bde., Lond. 1806)
sind gut zusammengestellt. Später schrieb er die poet.
auf der nächst «Pleasures of hope» sein Ruf beruht; sein letztes Gedicht
war «The pilgrim of Glencoe» (ebd. 1842). Nach einer zweiten Reise nach Deutschland veröffentlichte er
«Specimens of the British poets» (7 Bde., ebd. 1819 - 21; neue Aufl.
in 1 Bd., 1841) mit biogr. und krit.
Anmerkungen, eins der besten Handbücher der engl. Poesie; seine Shakespeare-Ausgabe (1838) erlebte mehrere Auflagen. Campbell war
einer der thätigsten Förderer der LondonerUniversität, zu der er 1825 den Plan entwarf. Die Hochschule
seiner Vaterstadt wählte ihn 1827 - 29 zum Lord-Rektor. Ein Ausflug nach Algier veranlaßte ihn zu den anziehenden «Letters
from the South» (2 Bde., Lond. 1837; 2. Aufl.
1845). Weniger glücklich war er als Biograph: «Life of Mrs. Siddons» (2 Bde., ebd. 1834),
«The life and
times of Petrarch» (2 Bde., ebd. 1841) und «Frederick
the Great, his court and times» (4 Bde., ebd. 1842 - 43).
Er starb zu Boulogne und wurde in der Westminsterabtei beigesetzt. Seine «Poetical
works» erschienen mehrmals gesammelt (von Hill und illustriert von Turner, Lond. 1851; illustriert von
Gilbert 1862; hg. von Rosetti 1872 u. a.; zuletzt von Hogben, ebd. 1885, und in der «Routledge
edition», ebd. 1887). -
Vgl. Beattie, Life and letters of T. Campbell (3 Bde., Lond.
1849);
Redding, Literary reminiscences and memoirs of T. Campbell (2 Bde., ebd. 1860).
d'Islay (spr. kämbl deilĭ), John Francis, engl.
Schriftsteller, geb. studierte auf dem Eton College und auf der Edinburgher Universität und nahm später verschiedene
staatliche Verwaltungsposten an. Er starb zu Cannes. Seine Veröffentlichungen sind teils Beiträge zur Volkskunde,
teils zur Meteorologie und Geologie.
[* 35] Ersterer Gattung gehören an: «Popular tales of the West Highlands
orally collected with a translation» (4 Bde., Lond.
u. Edinb. 1860-62; neue Ausg., Lond.
1890) und «Leabhar na Feinne. I. Gaelic texts. Heroic gaelic ballads collected
in Scotland» (Lond. 1872);
letzterer dagegen: «Frost and fire, natural engines tool-marks and chips;
with sketches taken at home and abroad by a traveller» (2 Bde., Edinb.
1865; neue Ausg. 1867),
«Time scales, horizontal and vertical» (Lond. 1880),
(spr. kämmblt'n), größte Stadt in der schott.
GrafschaftArgyll, an der Ostküste der Halbinsel Cantire, hat (1891) 5479, als Parlamentsborough 8235 E., berühmte Whiskeybrennereien
(22), ein Granitkreuz (12. Jahrh.).
Die geschützte Bai von Campbeltown ist ein wichtiger Hafenplatz für Fischerei
[* 36] und Küstenhandel.
Unter dem Namen Dalruadhain war Campbeltown der ursprüngliche Sitz des schott.
Königreichs.
Elisabeth, geborene Hoffmann, geb. in Hamburg,
[* 37] war seit 1806 mit August (s. Hoffmann & Campe)
verheiratet. Die geistig begabte Frau nahm an den polit. Ereignissen lebhaften Anteil und ihr Haus bildete den
Mittelpunkt für die Vereinigung ausgezeichneter Geister. Auch als Schriftstellerin ist sie mehrfach thätig gewesen. Außer
einer Darstellung der Schreckenstage in Hamburg von 1813 und 1814 gab sie Lebensbilder von J. D. Gries sowie von Nikol. Böhl von Faber
(1858), Vater der span. Schriftstellerin Fernan Caballero, heraus (beide anonym und als Handschrift gedruckt)
und veröffentlichte anonym: «Zur ErinnerunganF. L. W. Meyer, den Biographen Schröders» (2 Bde., Braunschw.
1847). In den letzten Lebensjahren vollständig erblindet, starb sie in Hamburg.
Joach. Heinr., Jugendschriftsteller und Lexikograph,
geb. zu Deensen im Braunschweigischen, studierte zu Helmstedt und Halle
[* 38] Theologie, wurde Hauslehrer
der Familie Humboldt, 1773 Feldprediger zu Potsdam,
[* 39] dann wieder Lehrer Wilhelms und Alexanders von Humboldt. Für Basedows Erziehungsunternehmen
begeistert, folgte er 1776 einem Rufe als Edukationsrat und Lehrer am Philanthropin zu Dessau,
[* 40] dessen Leitung er auch auf kurze
Zeit übernahm. Seit 1777 widmete er sich der Erziehung einiger Hamburger Kaufmannssöhne zu Billwärder
bei Hamburg, von wo er 1783 mit einigen seiner Zöglinge nach Trittau in Holstein übersiedelte; 1786 ging er als Schulrat nach
Braunschweig
[* 41] und übernahm zugleich die bis dahin mit dem Waisenhause verbundene «Schulbuchhandlung»,
die sich vorzüglich durch den Verlag seiner eigenen Schriften zu hohem Ansehen emporschwang und die er 1808 seinem
Schwiegersohne H. F. Vieweg übergab. An seinen eigenen Schulreformen irre geworden, legte er 1805 seine Stelle als Schulrat
nieder und lebte nur seinen schriftstellerischen Arbeiten. Er starb Campe verfocht als Pädagog eine nüchtern praktische
Erziehung, nur für die Bedürfnisse des äußern Lebens; aber das sagte den Zeiten der Aufklärung gerade
zu, und C.s Erziehungsschriften gehörten lange zu den verbreitetsten und geschätztesten. Er war ein Hauptvertreter der deutschen
Kinderlitteratur, so wenig uns heute seine gar zu kindliche Schreibweise und seine weitläufige dialogische Vortragsart zusagt.
Unter C.s «Sämtlichen Kinder- und Jugendschriften» (37 Bde., 4. Aufl.,
Braunschw. 1829 - 32) ward «Robinson der Jüngere», eine Bearbeitung von Defoes«Robinson Crusoe» (s. d.),
in alle europ. Sprachen
übersetzt und erlebte 1779 - 1892 in drei Ausgaben je über 100 Auflagen; Verbreitung fand auch C.s «Entdeckung von Amerika»
[* 42] (3 Tle., 26. Aufl., Braunschw. 1881) und «Theophron,
oder der erfahrene Ratgeber für die unerfahrene Jugend» (11. Aufl., Braunschw. 1843; neu bearbeitet
von Krause, Berl. 1873). Von C.s pädagog. Büchern steht seine «Revision des gesamten Schul- und Erziehungswesens»
(16 Bde., 1785 - 91),
in Gemeinschaft mit gleichgesinnten Erziehern und Schulmännern herausgegeben, obenan. In C.s Bemühungen
um die Reinigung der deutschen Sprache
[* 43] von Fremdwörtern (besonders in dem «Wörterbuch der Erklärung und
Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke», Braunschw. 1801; 2. Aufl. 1813) vermißt
man oft Geschmack, sicheres Sprachgefühl und genaue
¶
mehr
Kenntnis. In seinem «Wörterbuch der deutschen Sprache» (mit Bernd, 5 Bde., Braunschw. 1807 -
11) fehlt die wissenschaftliche Grundlage weit mehr als etwa bei Adelung, doch besitzt es eine gewisse Reichhaltigkeit des
Wortvorrats. -
Vgl. Hallier, J. H. C.s Leben und Werke (Soest
[* 45] 1862);
1) Staat der Republik Mexiko,
[* 46] im westl. Teil der Halbinsel Yucatan, hat 56462 qkm und (1893) 93976 E., zum großen Teil Indianer
vom Mayastamme. Der Boden ist tertiären Alters, meist sandig, schlecht bewässert und nur teilweise von
reichem Weideland durchzogen. Die Flüsse,
[* 47] wie der Candelaria, sind unbedeutend; ebenso die Landseen. Die Hauptprodukte bestehen
in Wachs, Salz,
[* 48] Reis, Zucker
[* 49] und dem berühmten Campecheholz, dessen Ausfuhr in den letzten Jahren sehr abgenommen hat, während
Tabaksbau und Cigarrenfabrikation zunehmen. Das Klima ist infolge der Seewinde im ganzen gesund. - 2) Campeche, San
Francisco de Campeche, Hauptstadt des Staates Campeche an der Mündung des Rio
[* 50] de San Francisco in die Campechebai des Mexikanischen Golfs
und mit Merida im StaateYucatan durch Eisenbahn verbunden, ist regelmäßig gebaut, rings von mit Villen besetzten Hügeln
und Mauern umgeben, durch eine Citadelle gedeckt, hat (1892) 18730 E., mehrere Kirchen, eine Steuermannsschule,
Hauptzollamt, Hospital und eine Universität mit Museum. Der Hafen ist durch einen Damm geschützt, aber zu flach, sodaß Schiffe
[* 51] von mehr als 3 m Tiefgang auf der Reede ankern müssen. Die Gewerbthätigkeit ist gering; nur der Schiffbau beträchtlich, der Handel
bedeutend in Campecheholz und Wachs. Brunnen
[* 52] fehlen, das Trinkwasser muß herbeigeführt werden. Die Umgebung
von Campeche produziert Reis, Zucker, Marmor und Salz. - Campeche, das alte Kimpesch, wurde 1540 gegründet, 1659 von den Engländern, 1678 und 1685 von
den Seeräubern erobert und teilweise zerstört. Unter span. Herrschaft hatte es das Einfuhrmonopol
für Yucatan; seitdem ist der Handel gesunken.
(spr. -pédschi),Lorenzo, Kardinal, geb. 1474 in Bologna, war erst Rechtslehrer, trat dann in den geistlichen
Stand, wurde von Julius II., dem er 1506 zur Herrschaft in Bologna verholfen, zum Bischof von Feltre ernannt und
als Nuntius nach Deutschland und Mailand
[* 53] geschickt. Von Leo X. wurde er 1517 ebenfalls nach Deutschland gesandt, dann zum Bischof
von Parma
[* 54] und Kardinal erhoben. 1519 ging er als Legat zu Heinrich VIII. von England und erhielt von diesem das Bistum Salisbury,
das er bis 1528 innehatte.
Von Clemens VII. 1524 zum Reichstag von Nürnberg
[* 55] entsandt, war er zum Vorteil der Kurie eifrig thätig
und vermittelte in Regensburg
[* 56] die Einigung kathol. Fürsten gegen das Luthertum. 1528 wieder nach England
geschickt, suchte er vergeblich Heinrich VIII. von seiner beabsichtigten Scheidung von Karls V. TanteKatharina abzubringen,
oder diese zum freiwilligen Verzicht zu bewegen. Nachdem er darauf in Bologna 1529 der Kaiserkrönung
Karls V. beigewohnt hatte, begleitete er denselben zum Reichstag nach Augsburg
[* 57] 1530, wo er in einem Gutachten dem Kaiser rücksichtslose
Gewalt gegen die Abtrünnigen anempfahl.
Bei der Papstwahl von 1534 wirkte er für Paul III. Er starb in
Rom.
[* 58] Von ihm sind erschienen: «Epistolarum ad Federicum Nauseam libri X.»
(Basel
[* 59] 1555). - Sein NeffeThomas Campeggi, gest. zu Rom, begleitete den Oheim bei mehrern Missionen, folgte ihm als Bischof von
Feltre, war päpstl. Nuntius auf dem Wormser Religionsgespräch (1540) und Legat auf dem Tridentiner Konzil.
(frz., spr. kangp'máng), allgemeine Bezeichnung
für Feldlager, die Truppen mögen unter Zelten oder Hütten
[* 60] oder unter freiem Himmel
[* 61] im Biwak lagern (kampieren).
(spr. kangp'nóng),JeanBaptiste Marie Edouard, franz. General und Kriegsminister, geb. zu
Tonnerre, besuchte die Militärschule zu St. Cyr und seit 1840 die Generalstabsschule, wurde schon 1846 Kapitän im Generalstabe
und war ein eifriger Anhänger der Republik, weshalb er bei dem Staatsstreich Napoleons verhaftet wurde. Auf Veranlassung
des Generals Gorey wurde er bald in Freiheit gesetzt und nach Tunis
[* 62] geschickt, wo er die Truppen des Bei
organisierte, trat dann in den franz. Dienst zurück und nahm am Orientkriege sowie 1859 als Souschef im Stabe des Generals
Mac-Mahon am ital. Feldzuge teil, war Generalstabsoffizier im Stabe des Generals Cousin-Montauban im ChinesischenKriege und
dann Generalstabschef bei einer Infanterie-, später einer Kavalleriedivision. Im Juli 1870 wurde Campenon zum
Oberst befördert und 16. Aug. bei Vionville schwer verwundet, im Oktober infolge der Kapitulation von Metz
[* 63] kriegsgefangen und
in Aachen
[* 64] interniert, nach dem Friedensschlusse als Oberst wieder angestellt, 1875 zum Brigadegeneral und 1880 zum Divisionsgeneral
befördert. Campenon wurde im Nov. 1881 Kriegsminister, trat aber schon im Jan. 1882 von diesem
Posten zurück, übernahm ihn jedoch in dem Ministerium Ferry nach dem Rücktritt Thibaudins Okt. 1883 bis Jan. 1885 nochmals
und April 1885 bis Jan. 1886 zum drittenmal. Er machte sich während seiner Amtsführung namentlich um die Reorganisation
der Festungsartillerie verdient. Campenon starb in Paris.
Petrus, niederländ. Anatom, geb. zu Leiden,
[* 65] studierte daselbst und ward 1750 Professor der Medizin
zu Franeker, 1755 zu Amsterdam
[* 66] und 1763 zu Groningen. Er legte 1773 sein Amt nieder, privatisierte in Franeker und ging dann
auf Reisen. Nachdem er 1787 Mitglied des Staatsrats geworden, zog er nach dem Haag,
[* 67] wo er starb.
Er schrieb: «Demonstrationes anatomico-pathologicae» (2 Bde.,
Amsterd. 1760 - 62),
«Description d'un éléphant mâle» (hg. von seinem SohneG. A. Camper, Par. 1802) u. v. a. In einer Abhandlung
über die Anatomie des Orang-Utangs wies er nach, daß selbst diesem menschenähnlichen Affen
[* 68] die Fähigkeit
des artikulierten Sprechens schon durch einige Seitensäcke, welche an seiner Luftröhre hängen, unmöglich sei. Die Schönheit
der menschlichen Gesichtsform suchte er auf ein bestimmtes Princip zurückzuführen und stellte einen nach ihm benannten
«Gesichtswinkel» (s. Gesicht)
[* 69] auf. Wichtig für die Theorie der bildenden Kunst war auch seine Schrift über
Verbindung der Anatomie mit den zeichnenden Künsten. Eine
^[Artikel, die man unter C vermisst, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
Sammlung seiner Schriften erschien nach seinem Tode (3 Bde., Par. 1803, nebst Atlas).
[* 71]
(spr. kämmprdaun), Peerswürde in der Familie Duncan. Ihr berühmtestes Glied
[* 72] war Adam Duncan, engl. Admiral,
geb. Er trat 1746 in die Flotte, focht 1762 in der Havana,
[* 73] befehligte mehrere Schiffe und stieg 1795 zum
Admiral auf, wurde in den franz. Revolutionskriegen Oberbefehlshaber der engl.-russ.
Flotte in der Nordsee und erfocht einen glänzenden Sieg bei (s. Camperduin) über die Holländer unter Admiral de
Winter. Er wurde zum Viscount Duncan of Camperdown erhoben, befehligte noch einmal 1801 in der Nordsee und
starb plötzlich
Manfredo, ital. Reisender und Geograph, geb. 1826 zu Mailand, schloß sich dem Aufstande
gegen Österreich
[* 74] an und kam nach der Festung
[* 75] Linz
[* 76] in Gefangenschaft. 1848 befreit, nahm er als Kommandant eines Freiwilligenkorps
teil am Feldzuge gegen Österreich. Verwundet verließ er als Unterlieutenant 1849 den piemont. Dienst und begann ein Reiseleben.
Zunächst bereiste er die Türkei;
[* 77] später ging er nach Australien,
[* 78] wo er als Goldsucher verschiedene Reisen
machte und auch den Murrumbidgee erreichte. 1859 kehrte er nach Italien zurück und focht als sardin.
Kavalleriekapitän 1859 und 1866 gegen Österreich. Zur Eröffnung des Sueskanals ging er nach Ägypten,
[* 79] fuhr den Nil bis Assuan
hinauf und bereiste darauf Ostindien, Ceylon
[* 80] und Java; seine Reiseberichte finden sich in der «Perseveranza».
Zurückgekehrt, wurde er Mitglied der Municipalität von Mailand und Deputierter. Er gründete 1876 die Zeitschrift «Esploratore»
und die «Gesellschaft für kommerzielle Erforschung Afrikas». Als ihr Vicepräsident machte Camperio 1879 - 80 Reisen nach Tunis und
Tripolis, 1881 nach Bengasi.
Ludolf, preuß. Staatsmann, geb. zu
Hünshoven im Reg.-Bez. Aachen, widmete sich dem Handel und gründete 1825 mit dem ältern Bruder ein Bankgeschäft zu Köln,
wo er Mitglied des Stadtrats und der Handelskammer wurde. In verschiedenen Schriften wirkte er als einer der ersten
in Deutschland auf den Bau von Eisenbahnen hin. 1841 rief er die Kölner
[* 81] Dampfschleppschiffahrtsgesellschaft ins Leben. 1843 wählte
ihn die Stadt Köln zu ihrem Vertreter auf dem rhein. Provinziallandtage, wo er den Antrag auf Preßfreiheit und 1845 den auf
Vollziehung der Verordnung vom betreffend die Bildung einer Volksvertretung, einbrachte.
Auf dem ersten Vereinigten
[* 82] Landtage von 1847, wo er sich zu der mehr rechts stehenden Fraktion der liberalen Partei hielt,
beantragte er den periodischen Zusammentritt dieser Versammlung. Infolge der Märzereignisse wurde er an die Spitze
des preuß. Staatsministeriums berufen, geriet aber sofort in Kampf mit den demokratischen Elementen.
Als der von Hansemann ausgearbeitete Verfassungsentwurf, den C.der Nationalversammlung vorlegte, der liberalen Majorität
nicht genügte, nahm er 20. Juni seine Entlassung.
Ende Juli wurde er BevollmächtigterPreußens
[* 83] bei der Deutschen
Centralgewalt in Frankfurt;
[* 84] in dieser Stellung vertrat er im
allgemeinen das Gagernsche Programm (s. Gagern) und suchte dasselbe mit den
Ansprüchen der Regierungen zu vereinigen; die preuß. Cirkularnote vom ist
von ihm entworfen. Als Preußen
[* 85] die Ablehnung der Reichsverfassung aussprach, reichte er seine Entlassung ein und verließ
Frankfurt Als Mitglied der preuß. Ersten Kammer machte er 1849 - 50 seine vermittelnde
Politik mit Erfolg geltend; im Volkshause zu Erfurt
[* 86] verteidigte er als Referent des Verfassungsausschusses die en bloc-Annahmeder Verfassung für den engern DeutschenBund. In der Session der preuß. Ersten Kammer von 1850 und 1851 gehörte er zur Opposition.
Später wurde er Mitglied des preuß. Herrenhauses. Nach einer kurzen neuen
Beteiligung an der Leitung des Kölner Bankhauses A. undL. Camphausen zog er sich ins Privatleben zurück und beschäftigte
sich auf seiner Sternwarte
[* 87] in Rüngsdorff bei Bonn
[* 88] mit astrophysik. Arbeiten. Er starb in Köln.
Otto, Bruder des vorigen, preuß. Staatsmann, geb. zu Hünshoven
im Reg.-Bez. Aachen, studierte in Bonn, Heidelberg,
[* 89] München
[* 90] und Berlin
[* 91] Jurisprudenz und Kameralwissenschaften, trat im Herbst 1834 als
Referendar bei der Bezirksregierung zu Köln ein und wandte nun, angeregt durch seinen Bruder Ludolf, auch dem Handel und der
Industrie eifrige Teilnahme zu. Nachdem er 1837 - 40 als Assessor bei der Regierung zu Magdeburg
[* 92] gearbeitet,
wurde er nach Berlin als Hilfsarbeiter in das Finanzministerium bei der Abteilung für Etats- und Kassenwesen berufen. Im Dez. 1840 ward
er an die Regierung zu Koblenz,
[* 93] im Febr. 1842 an die Regierung zu Trier
[* 94] versetzt und bei letzterer 1844 zum Regierungsrat
ernannt.
Bald darauf wieder in das Finanzministerium nach Berlin berufen, übernahm er die Bearbeitung der auf die
Grundsteuer bezüglichen Angelegenheiten; 1845 ward er zum Geh. Finanzrat ernannt. Camphausen ist der Verfasser des 1847 dem Vereinigten
Landtage vorgelegten Gesetzentwurfs wegen Einführung einer Einkommensteuer sowie der dem Entwurfe beigefügten ausführlichen
Denkschrift. Als Mitglied der Zweiten Kammer von 1849 und während der Legislaturperiode 1850 - 52 sowie
auch des Erfurter Volkshauses von 1850 gehörte er, gleich seinem Bruder, der gemäßigt liberalen Partei an und war namentlich
bei finanziellen Fragen als Berichterstatter thätig. Camphausen wurde 1854 zum Präsidenten der Seehandlung, 1860 zum
Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit ernannt und an Stelle von der Heydts mit dem Portefeuille
der Finanzen betraut.
Das Budget zeigte damals ein Deficit von beinahe 5½ Mill. Thlrn., das Camphausen zum Teil durch eine Verminderung der Schuldentilgung
deckte. Er schlug vor, die gesamte in den ältern Landesteilen bestehende 4½ prozentige und 4prozentige
Staatsschuld in eine gleichmäßige 4½prozentige Rentenschuld umzuwandeln und auf die Tilgung derselben nicht im voraus festgesetzte
Beträge alljährlich zu verwenden, sondern mit deren Rückkauf vorzugehen, wenn und soweit es den Staatsinteressen entspreche.
In diesem Sinne wurde dann die Rentenkonversion gesetzlich festgestellt und praktisch mit günstigem Erfolge durchgeführt.
Die bedeutenden Mittel, die dem preuß. Staate aus der franz. Kriegskostenentschädigung und dadurch, daß
der preuß. Kriegsschatz nach
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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mehr
Gründung eines eigenen Reichskriegsschatzes disponibel wurde, zuflossen, verwendete Camphausen vorzugsweise zur Schuldentilgung und
zum Bau von Eisenbahnen. Am wurde er nach Roons Rücktritt zum Vicepräsidenten des preuß.
Staatsministeriums ernannt und übte als solcher während der längern Beurlaubungen des Fürsten Bismarck einen hervorragenden
Einfluß aus.
Die nach der wirtschaftlichen Krisis von 1873 immer mehr Boden gewinnende agrarische und schutzzöllnerische
Bewegung richtete ihre Angriffe auch gegen den freihändlerisch gesinnten Camphausen, und andererseits beklagte sich Bismarck über
C.sUnfruchtbarkeit auf dem Gebiete der Reform und Weiterbildung des Reichsfinanzwesens. Ein von Camphausen 1875 vorgelegtes Tabakssteuerprojekt
wies er zurück. Bei Beratung eines neuen Tabakssteuerentwurfes im Reichstage 22. und erklärte
Bismarck offen das Tabaksmonopol als sein Ideal und betonte, daß er die alleinige Verantwortung für C.sVorlagen nicht mehr
übernehmen könne.
Zwar erklärte er sich durch C.s Ausführungen, daß vorerst ein Übergangsstadium zum Monopol notwendig sei, für überzeugt;
aber Camphausen fühlte sich durch diese Vorgänge doch bewogen, 27. Febr. seine Entlassung einzureichen,
die ihm 23. März gewährt wurde. Im Herrenhaus geriet Camphausen als er den von der Regierung vorgeschlagenen
Steuererlaß bekämpfte, in eine scharfe Auseinandersetzung mit Bismarck, der ihm vorwarf, in einer Zeit des finanziellen Überflusses
zu wenig für die Zukunft gesorgt zu haben. Camphausen verteidigte sich mit dem Hinweis auf sein
Tabakssteuerprojekt von 1875. Seitdem ist Camphausen politisch nicht mehr hervorgetreten.
Darauf 1866 vom Kronprinzen von Preußen auf den böhm. Kriegsschauplatz berufen, wurde er Augenzeuge der preuß. Siege. Aus
den hier gewonnenen Eindrücken entstanden 1868 - 69 die Bilder: Eroberung einer österr. Standarte bei Nachod
(Besitz des DeutschenKaisers), Prinz FriedrichKarl auf den Höhen von Chlum mit dem Kronprinzen zusammentreffend, und König Wilhelm
bei Königgrätz
[* 111] dem Kronprinzen den Orden
[* 112] pour le mérite überreichend. Im Auftrage des Königs von Preußen führte er hierauf
die Reiterporträts Friedrichs d. Gr. und des Großen Kurfürsten aus (königl. Schloß zu Berlin), welchen 1872 das
Reiterbild Kaiser Wilhelms (Städtisches Museum zu Köln) folgte.
Der Deutsch-FranzösischeKrieg veranlaßte die Gemälde: Napoleon im Granatfeuer bei Sedan,
[* 113] Begegnung des Fürsten Bismarck
mit Napoleon, die Fahrt Napoleons zu König Wilhelm bei Sedan, das Reiterbild Kaiser Wilhelms mit der Landschaft von Gravelotte,
Kampf des 8. Husarenregiments mit Chevaulegers bei Waterloo
[* 114] 1815, die Erstürmung von Königinhof durch
das 1. Garderegiment zu Fuß, schließlich der Einzug des Kaisers Wilhelm in Berlin (1875; Berlin, königl. Schloß-Bildergalerie).
Ein großes Wandgemälde in der Ruhmeshalle zu Berlin, darstellend die Huldigung der schles. Stände im Fürstensaale zu Breslau
1741, wurde 1882 vollendet. Des Künstlers Stärke
[* 115] lag in der schlichten und gründlichen Treue seines
Vortrags, welcher freilich etwas Illustrationsartiges anhaftete. Camphausen, seit 1859 Professor an der Akademie zu Düsseldorf, auch
Mitglied der Akademien in Berlin und Wien,
[* 116] starb in Düsseldorf.
Nees, Pflanzengattung aus der Familie der Lauraceen (s. d.),
deren Arten neuerdings zu Cinnamomum (s. d.) gezogen werden. Sie haben immergrüne,
lederartige, ganze Blätter. Es gehört zu dieser Gattung der echte Kampferbaum, Camphora officinalis Nees (Laurus camphoraL.) aus
China und Japan, der bei uns in Orangeriehäusern nicht selten kultiviert wird und in Südeuropa (z. B.
Provence) im Freien aushält. Es ist ein schöner Baum mit zerrieben nach Kampfer riechenden Blättern, grünlichen
Blüten und erbsengroßen, schwarzen Beeren. Sein hartes, weißliches, rotgeadertes Holz
[* 117] liefert den meisten Kampfer und wird
in China und Japan zu feinen Gerätschaften und Möbeln verwendet, die den ihm eigentümlichen Kampfergeruch behalten. Außer
diesem Baume dienen Camphoraglandulifera Nees in Nepal, Camphora parthenoxylon Nees auf Sumatra und Java u. a. zur
Kampferbereitung. (S. Kampfer.)
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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