von
Kanälen und
Dämmen durchzogen.
Im N. der Ouse führt der Landstrich (nach der Stadt Ely, s. d.) den
Namen der Elyinsel
(Isle of Ely). Das südliche Cambridge ist ein aus Kreide
[* 2] und Grünsand bestehendes Hügelland. Nur ein Drittel der
Grafschaft enthält Ackerboden, das übrige ist Grasland, namentlich das Nenethal fast nur Wiesen-
und Weideland. Bei Upware sind Lager
[* 3] von Koprolithen, die wegen ihres reichen Gehaltes an
Phosphaten als künstlicher
Dünger
dienen. Die Haupterwerbszweige sind
Ackerbau und Viehzucht.
[* 4] Die
Grafschaft schickt drei Mitglieder in das Parlament. In alter
Zeit war Cambridge Wohnsitz der Iceni. Es fehlt nicht an Überresten röm.Altertümer.
2) Hauptstadt der
Grafschaft Cambridge, alte Municipalstadt, Parlamentsborough und nächst Oxford
[* 5] die bedeutendste engl.
Universitätsstadt, liegt an dem schiffbaren, hier zwölfmal überbrückten
Cam in flacher Gegend, an 4 Bahnlinien, zählt
(1891) 36983 E. und hat mit ihren engen unregelmäßigen ältern Stadtteilen, den herrlichen alten
Bäumen (besonders in den
Backs hinter den Colleges), den Wiesen und Spielplätzen den halb-mittelalterlichen, idyllischen
Charakter bis heute gewahrt.
Industrie und Manufaktur fehlen fast gänzlich; die
Universität ist die Hauptnahrungsquelle der Einwohner. Cambridge besitzt an Sehenswürdigkeiten
die Universitätskirche St. Mary the Great, die
Bibliothek, die älteste, drittgrößte Englands (400000 Werke und über 6500 Handschriften,
darunter der
CodexBezae, ein
neues Testament von etwa 500 n. Chr.), das stattliche Fitzwilliam Museum (mit
wertvollen Kunstsammlungen), das Senate
House, die Pitt
Press (Universitätsdruckerei), Addenbrooke's Hospital sowie die 1101 eröffnete
altertümliche
Round Church
(Kirche des
HeiligenGrabes) im frühnormann.
Stil. - Cambridge, als
Cair Grant eine
Niederlassung der Briten,
hieß zur Römerzeit Camboritum, im spätern Mittelalter Grantebrigge oder Cantebrigge.
3) Die
Universität bildet ein Gemeinwesen für sich und hat der Stadt gegenüber mehrere alte Privilegien, z. B.
die Aufrechterhaltung der öffentlichen Disciplin und Handhabung eines
Teils der
Sittenpolizei, die Überwachung der Häuser,
in denen
Studenten wohnen dürfen (licensed lodgings), das Verbot des Besuchs gewisser
Geschäfte, welche
der Verschwendungssucht der
Studenten Vorschub leisten (Discommuning), zäh bewahrt.
Über ihren Ursprung fehlt es an urkundlichen
Nachrichten.
Sie wurde, gleich Oxford, nach dem
Muster der
UniversitätParis
[* 6] zu Anfang des 13. Jahrh. eingerichtet und entwickelte sich
vermutlich aus dem Unterricht, den Geistliche der Diöcese Ely hier bereits im 12. Jahrh.
erteilten. Der Anteil, den am geistigen Leben der Nation genommen, war nie bedeutender als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrh.,
seitdem durch zwei königl.
Kommissionen (1850 und 1872) und unter
Beihilfe von Mitgliedern der
Universität die größtenteils
aus der Zeit Elisabeths stammende
Verfassung im
Geiste der Neuzeit umgestaltet wurde.
Aus den Untersuchungen der ersten
Kommission gingen die
Statuten von 1858 hervor. Da die Änderungen alsbald nicht mehr genügten,
wurden durch die zweite
Kommission die
Reformen weiter geführt, in der Universities of Oxford and Cambridge
Act (1877) festgelegt
und 1882 durch die
Bestätigung der Königin rechtskräftig. Die wichtigsten Änderungen waren die Abschaffung
des
Monopol der engl. Hochkirche (abolition of religious tests, 1871) auf
Ämter und Einkünfte
der
Universität und der Colleges
sowie auf viele
Stiftungen, welche jetzt auch Dissenters erringen können, die Umgestaltung der Einrichtungen betreffend
Fellowships
(Fellows dürfen jetzt heiraten und erhalten ihreFellowship meist nur auf 6-7 Jahre), die Heranziehung
der Colleges zu Beiträgen für Universitätszwecke, die Umgestaltung älterer und Einrichtung neuer Studienzweige sowie
die Zulassung von Studentinnen für die höchsten
Studien und Prüfungen.
Verwaltung und Einkünfte. Die
Universität ist völlig selbständig in
Bezug auf
Verwaltung,
Aufstellung von Lehrplänen, Prüfungsordnungen
und Anstellung ihrer
Beamten. Sie erhält keinerlei Staatszuschüsse und hat zwei besondere
Abgeordnete
im Parlament. Die Verwaltungsbehörde wird gebildet durch sämtliche Doctors und
Masters der Faculties, welche in ihrer Gesamtheit
als Senate bezeichnet werden, und deren Zahl (1892) 6774 beträgt. Die Gesamtzahl aller
Angehörigen der
Universität beläuft
sich auf 13044. Ein engererAusschuß wird gebildet durch etwa 500 in Cambridge ansässige Senatsmitglieder,
meist Universitäts- und Privatlehrer, auch
Fellows der Colleges, welche, unter gewissen
Bedingungen, ausgedehntere
Rechte,
besonders
Wahlrechte, haben.
Man nennt sie Graduates on the Electoral Roll. Aus ihnen bildet die
Universität wieder eine Reihe von
Ausschüssen für die
verschiedenen
Verwaltungs- und Lehrzwecke. Nach außen wird die
Universität vertreten durch den Chancellor,
den
High Steward und Deputy
High Steward, die, den gewöhnlichen
Geschäften fernstehend, hauptsächlich repräsentieren. Praktisch
steht an der
Spitze der meist alle 2 Jahr wechselnde Vice-Chancellor, welcher stets
Master eines Colleges sein muß.
Ihm zur Seite stehen der Registrary
(Archivar), Commissary, Librarian, Counsil (Rechtsbeistand), 2
Esquire
Bedells sowie der
Public Orator (der im
Namen der
Universität öffentliche Reden in lat.
Sprache
[* 7] hält). Die innere
Verwaltung
und Disciplin liegt in den
Händen von Comittees. Die wichtigsten Fragen
der Verfassung und
Verwaltung berät der Council, ein
Rat aus 16 regelmäßig wechselnden Vertrauensmännern (außer dem Kanzler und Vicekanzler).
Die Finanzen
verwaltet der Financial Board, dessen
Bericht alljährlich im
«University Reporter» veröffentlicht wird; die Disciplin wird
gehandhabt von den Sex Viri (für Graduates), vom Court of Diciplin (6, für Undergraduates).
Die Aufrechterhaltung der Ordnung in den
Straßen und die
Sittenpolizei besorgen die 2 Proctors und 4
Pro-Proctors
mit ihren Pedellen. Eine wichtige Rolle spielen auch die 17 Heads of Colleges sowie der Censor der Non-Collegiate
Students.
Die oberste Studienleitung liegt in den
Händen des
General Board of
Studies, in welchem die einzelnen Fächer
[* 8] durch je einen
Abgeordneten vertreten sind. Für die Sonderinteressen der Einzelfächer bestehen
Special Boards of
Studies,
welche teilweise den deutschen
Fakultäten entsprechen.
Solcher
Special Boards besitzt Cambridge 12, nämlich für Divinity,
Law, Medicine, Classics, Medieval und Modern Languages,
OrientalStudies, History and Archæology,
Moral Science
(Philosophie und
Volkswirtschaftslehre), Mathematics, Physics and Chemistry,
Biology and Geology und für Music.
Alle Professoren und ältern
Docenten sind Mitglieder der
Special Boards,
von den jüngern Lehrkräften nur eine beschränkte Anzahl.
Alle Lehrpläne, Prüfungsordnungen, An-
^[Artikel, die man unter C vermisst, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
stellungen, Verleihungen von Doktorgraden geschehen auf seine Anregung durch den General Board oder durch Senatsbeschluß.
Wichtige Neuerungen werden ein- oder mehreremal vor dem Senat öffentlich erörtert und oft an den Special Board zurückverwiesen.
Durch offizielle Aufnahme eines vom Council und Senate gebilligten Reformvorschlags in den «University Reporter» wird derselbe
Gesetz. Während einzelne Colleges sehr reich sind, ist die Universität selbst verhältnismäßig arm.
Ihre Einnahmequellen sind: Pachtzins von jetzt stark entwertetem Grundbesitz, gesetzlich geregelte Beiträge der Colleges (1891: 17414 Pfd.
St.), Matrikulations-, Prüfungs- und Gradgebühren, regelmäßige Beiträge aller Senatsmitglieder und gelegentliche Schenkungen.
Ihr Einkommen belief sich 1890 auf 45899 Pfd. St., während Trinity College 103863
Pfd. St. und St. Johns (das zweitgrößte) 50161 Pfd. St. Einkommen besaß.
Docenten. Der Lehrkörper besteht (Anfang 1894) aus 43 Professoren (21 Professuren sind seit 1800 gegründet, die älteste
Stiftung besteht seit 1502; die mit den Professuren verbundenen Lehrpflichten und Gehälter sind außerordentlich verschieden), 6 Readers, 34 University
Lecturers. Die beiden letztern Grade entsprechen etwa den deutschen außerord. Professoren und sind erst seit 1884 für solche
Fächer geschaffen, in denen die Universitätsmittel die Errichtung ord.
Professuren nicht ermöglichten. So giebt es 80 fest angestellte und besoldete Universitätsdocenten, welche meist zugleich
Fellows von Colleges sind. Zu diesen gesellen sich etwa 50 Teachers, Superintendents, Demonstrators, Curators;
den University Lecturers treten zahlreiche College Lecturers und Private Tutors zur Seite. Zur Verwaltung von Universitätsanlagen
sowie zur Beratung gelegentlicher Fragen bestehen ferner eine Anzahl sog. Syndicates, z. B.
Library Syndicate, Press-, Senate House-, Museums and Lecture Rooms, Local Examinations and Lectures und
Teachers Training Syndicate. Viele Graduates sind auch Governors of Schools oder Examinatoren und überwachen als solche
eine Reihe der ersten Schulen des Landes. Die Disciplin über Studenten und Bachelors (persons in statu pupillari) liegt in
den Colleges in den Händen der Tutors, auf den Straßen in denen der Proctors.
Colleges. Cambridge besitzt 17 Colleges und 2 sog. Hostels. Unter
den erstern sind Trinity, St. John's und King's College die schönsten. Das älteste ist St. Peter's College (meist Peterhouse
genannt), das 1257 nach dem Vorbilde von Merton College zu Oxford gegründet und 1284 durch Charter anerkannt wurde. Dann
folgen: Clare (1326), Pembroke (1347), Gonville and Caius, Trinity Hall
[* 10] (1350), Corpus Christi (mit wertvoller
Bibliothek, 1352), King's- (1441) und Queen's College (1448 und neubegründet 1465), dessen Gebäude die ältesten sind, und
an dem Erasmus von Rotterdam
[* 11] jahrelang lehrte, St. Catherine's (1473), Jesus (1496), Christ's (1505), St. John's (1511), Magdalen
(1519) und das 1546 durch Heinrich VIII. aus verschiedenen ältern Colleges gebildete Trinity College,
das weitaus bedeutendste in Cambridge und in England überhaupt. Es zählt im J. 1894 614 Studenten und im ganzen 3681 Mitglieder;
ferner Emmanuel (1584), SidneySussex (1594) und nach zweihundertjähriger Pause Downing College (1800). In neuester Zeit sind
gegründet worden: 2 Hostels, das strengkirchliche, billige Selwyn College (1882)
sowie Ayerst' Hostel für ärmere Studenten (1884). In Ridley Hall (1881) bereiten sich Theologen nach beendeter Studienzeit
auf ihr Amt vor. Zu diesen kommen die außerhalb Cambridge gelegenen Frauencolleges: Girton College (1873 gegründet,
stark aufblühend mit etwa 110 Studentinnen) und Newnham College (1875 eröffnet, mit jetzt 3 Halls und 140 Studentinnen).
Den Studentinnen wird aber trotz der letzten Prüfungsresultate der akademische Grad nicht erteilt. Seit 1869 können Studenten
(1894: 107), auch ohne sich einem College anzuschließen, als Non-Collegiate Students in licensed lodgings unter der Aufsicht
eines Censor wohnen und genießen, bei billigerm Leben, die Rechte der andern Studenten. Alle Colleges sind
völlig selbständige Internate mit eigenen Gesetzen. Sie sind aus verschiedenen Anlässen historisch erwachsene, von der
Universität anerkannte Anstalten, in denen die Studenten leben, beaufsichtigt und in ihren Studien gefördert werden.
Die alten Colleges (auch Houses oder Halls, lat. aulae genannt) bestanden aus dem Head (Master, Provost,
President) und den Scholars. Letztere teilten sich später in Fellows (die ältern, Graduierten) und Scholars (die Undergraduates).
Der Master, die Fellows und die Scholars beziehen noch jetzt Stipendien vom College. Neuerdings zerfallen die Angehörigen eines
Colleges in den Head (fast immer Master genannt), Fellows (meist in senior und junior geschieden), Graduates,
welche nicht Fellows sind, Fellow-commoners (nur noch sehr wenige), Bachelors (of arts, etc.), Scholars (Stipendiaten, die besten
Studenten), Pensioners (die große Mehrzahl zahlender Studenten) und Sizars (ärmere Studenten). Die Verwaltung liegt in den
Händen des Masters sowie des Governing body der ältern Fellows. Jedes College besetzt aus der Zahl seiner
Fellows die Stellen des Masters, Dean, Bursar, Librarian und Tutor. (S. College.)
Studenten. Die Studenten (Undergraduates) bleiben meist 3, selten 4 Jahre in Cambridge. Sie heißen im ersten Jahre «Freshman»,
im zweiten «Junior Soph», im dritten «Senior Soph». Sie besuchen nicht nach deutscher Weise mehrere Universitäten.
Sie gehören fast alle irgend einem College an. Ihre Anzahl beläuft sich (1891) auf 3029 (darunter nur 156 Non-Collegiate
Students), die der Studentinnen auf etwa 250. Sie sind ungleichmäßig vorgebildet und haben jährlich mindestens eine
Prüfung zu bestehen.
IhreStudien werden weniger frei und selbständig betrieben als in Deutschland,
[* 12] viele nehmen neben den Vorlesungen
regelmäßig Privatstunden, welche von Privatlehrern und den meisten jüngern Docenten erteilt werden. Die vorgeschriebene
Tracht bei Vorlesungen ist für Lehrer wie SchülerBarett und Talar (cap and gown). Der Talar der Studenten ist kurz, der der Masters
lang herabwallend und nach Grad und Profession verschieden. Nachmittags zwischen 2 und 5 Uhr
[* 13] wird ausschließlich
den verschiedenen Sports gehuldigt. Abends werden oft Klubs, seltener Theater
[* 14] und Konzerte besucht. Kneipenbesuch und Mensuren
sind völlig unbekannt. Die Kosten eines akademischen Jahres (3 terms, etwa 23 - 25 Wochen) sind erheblich höher als in
Deutschland. Sie belaufen sich auf 150 - 250 (oder 300) Pfd. St. Meist gilt 200 Pfd.
St. für ausreichend. Durch sehr zahlreiche Stipendien (Scholarships, Exhibitions, Prizes) können die Kosten erheblich vermindert
werden.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K auszusuchen.]
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mehr
Prüfungen. Die Studenten zerfallen nach ihren Studienzielen in die sog. Poll men (vom griech.
polloi, «viele»),
welche die gewöhnlichen leichten Prüfungen bestehen, und die bessere Klasse, die Honours-men, welche in
drei- bis vierjähriger Studienzeit die schwierigern Tripos-Prüfungen absolvieren. Am Schluß erringen sie nach bestandener
Prüfung den Grad eines Bachelor (B. A.). Für jede Prüfung sind die zu studierenden Bücher und Gegenstände
genau vorgeschrieben. Die Prüfungen sind fast ausschließlich schriftliche. Unter den Triposes ist der Mathematical Tripos
der älteste, der Medieval and Modern Languages Tripos der jüngste. Ein erfolgreiches Examen verleiht nur den Universitätsgrad,
nicht aber irgend welche Anwartschaft auf Anstellung im Staatsdienst. Die Bachelors können nach 3 Jahren,
ohne weitere Prüfung, gegen gewisse Gebühren den Grad eines Master (meist M. A.) erlangen. Der Doktorgrad wird meist ohne
Prüfung nur an ältere Gelehrte verliehen.
Der Einfluß der Universität auf das Land ist sehr bedeutend. Durch die verschiedenen University Local Examinations und
die Prüfungen des Oxford and Cambridge Joint Board wird alljährlich eine sehr große Anzahl der höhern Knaben- und Mädchenschulen
(auch in manchen Kolonien) geprüft und auf Wunsch von Graduierten der Universität besucht und beurteilt. Es wird dadurch
auf die Lehrpläne und Lehrziele eingewirkt. Die Universitätsdruckerei veröffentlicht allmählich eine stattliche Reihe
von Büchern für Schulzwecke (Pitt PressSeries), welche sofort nach ihrem Erscheinen in Hunderten von Schulen eingeführt werden.
Für junge Leute, welche sich später dem Staatsdienst in Indien (IndianCivilService.) zu widmen gedenken, wird neuerdings durch
besondere Vorlesungen gesorgt. Durch die University Extension Lectures wird wissenschaftliche Auffassung der verschiedensten
Gegenstände durch besonders befähigte Redner in Cyklen von Vorträgen mit regelmäßig darauf folgender Diskussion und (fakultativer)
Schlußprüfung in alle Teile des Landes verbreitet. Durch Anerkennung gewisser Schulen als «affiliated colleges» wird der zur
Erlangung eines Grades hier geforderte teure Aufenthalt abgekürzt, indem Studenten aus solchen Anstalten ihre dort verbrachte
Studienzeit zum Teil in Anrechnung gebracht und in Cambridge dann nur die letzte Ausbildung gegeben wird. -
(spr. kehmbridsch), Stadt im County Middlesex des nordamerik. Staates Massachusetts, am
Charlesfluß, ist
eigentlich eine Vorstadt von Boston
[* 16] (s. d.), mit dem es durch mehrere Brücken
[* 17] in Verbindung steht. Die Stadt, 1630 unter dem
Namen Newton gegründet, ist weitläufig angelegt und regelmäßig gebaut, hat schöne, öffentliche
Gebäude, Privathäuser mit prächtigen Gärten und (1890) 70028 (1880 erst 52669) E., darunter zahlreiche Irländer. Handel
und Industrie sind beträchtlich; hervorzuheben sind Walzwerke, Seifen- und Wagenfabrikation, Zuckerraffinerie. Cambridge ist Sitz
der bedeutendsten Bildungsanstalt der Vereinigten Staaten,
[* 18] der Harvard-Universität, die 1636 als Theologenschule gegründet
und 1638 nach John Harvard, einem puritanischen Geistlichen, der ihr einen Fonds und Bibliothek vermachte,
benannt wurde.
Bis 1701 die einzige Universität der englisch-amerik. Kolonien, ist sie seit 1786 auf private Unterstützung angewiesen. 1783 wurde
eine Lehranstalt für Mediziner, 1817 eine Rechtsschule errichtet. Seit 1869 ist durch Ch. W. Eliot der
Grundsatz der Lernfreiheit durchgeführt. Die Universitätsgebäude sind geschmackvoll gebaut und in
Parks gelegen. Die bedeutendsten sind die UniversityHall aus Granit mit Kapelle, Lesezimmer und Speisesälen, GoreHall mit der
Bibliothek, Divinity Hall, Massachusetts Hall, Holden Chapel und Memorial Hall, ein prächtiger Bau, 94 m lang und 35 m breit,
der zu Ehren der im letzten Kriege gefallenen Harvardianer errichtet wurde. 1888/89 betrug die Anzahl
der Studenten des eigentlichen College 1180. Die mediz.
Schule wurde von 284, die Schule für Jurisprudenz von 212, die theol. Schule von 30, diejenige für Zahnheilkunde von 41,
für Tierheilkunde von 20, für polytechnische Wissenschaften von 36 und für Agrikultur von 5 Studenten
besucht. Das chem. Laboratorium
[* 19] wurde von 373 und das physikalische von 154 Studenten benutzt. 1893 war die Gesamtzahl der
Studierenden 2966. Das Gesamtlehr- und Beamtenpersonal betrug 125. Das Vermögen wird auf 11 bis 12 Mill. Doll.
geschätzt; die regelmäßigen Einnahmen betrugen, abgesehen von den Zuwendungen, (1890/91) 966026 Doll.,
die Ausgaben 950900 Doll. Die Bibliothek, die drittgrößte der Vereinigten Staaten, besaß 395970 Bände. Zu der Universität
gehören eine Sternwarte,
[* 20] botan. Garten
[* 21] und Herbarium, das Peabody-Museum für amerik. Archäologie und Ethnographie
[* 22] und das
Museum für vergleichende Anatomie mit naturhistor. Sammlungen, und fachwissenschaftlichen Publikationen. Die Universitätsdruckerei
ist die älteste der Stadt. -
Vgl. Quincy, History of Harvard University (2 Bde., Bost. 1840; 2. Aufl.
1860);
Thayer, An historical sketch of Harvard University (Cambridge 1891).
(spr. kehmbridsch), Adolphus Frederick,Herzog von, brit.
Feldmarschall, der jüngste Sohn Georgs III., geb. zu London,
[* 23] trat im Alter von 16 J. in die
Armee und besuchte die Universität Göttingen.
[* 24] Im niederländ. Feldzug von 1793 wurde er bei Hondschoten
kriegsgefangen, aber bald nachher ausgewechselt. 1798 wurde Cambridge zum Generallieutenant befördert und ging 1801 nach
Berlin,
[* 25] um die daselbst beschlossene Besetzung Hannovers zu verhindern, was ihm jedoch nicht gelang. Der Plan, ihn 1803 an
die Spitze der bewaffneten Bevölkerung
[* 26] Hannovers zu stellen,hatte ebenso wenig Erfolg, und der Herzog entging der Kapitulation
nur, indem er das Kommando dem GeneralWallmoden überließ. Nach der Wiederbesitznahme und Erhebung Hannovers zum Kö-
^[Artikel, die man untcr C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
nigreiche (1813) wurde Cambridge als Generalstatthalter dahin geschickt und infolge der Unruhen zu Göttingen 1831 zum
Vicekönig von Hannover
[* 28] ernannt. Unter ihm wurde 1819 die alte ständische Verfassung geregelt und 1833 das von Wilhelm IV.
verliehene neue Grundgesetz eingeführt. Als nach dem Tode Wilhelms IV. 1837 Hannover an C.s ältern Bruder
Ernst August fiel, kehrte er nach England zurück. Hier wirkte er segensreich als Präsident vieler wohlthätiger Vereine,
die er zum Teil begründen half, wie das deutsche Hospital in London. Cambridge starb Aus seiner Ehe mit Prinzessin Auguste
von Hessen-Cassel (gest. hinterließ er einen Sohn George William, der ihm als Herzog von Cambridge folgte,
und zwei Töchter: Augusta Karoline, geb. vermählt mit dem GroßherzogFriedrich Wilhelm (s. d.) von Mecklenburg-Strelitz,
und Mary, geb. vermählt mit HerzogFranz vonTeck (s. d.).
(spr. kehmbridsch),George William Frederick Charles, Herzog von, Graf von Tipperary, Baron
von Culloden, brit. Feldmarschall, Sohn des vorigen, geb. zu
London, wurde bereits 1837 Oberst der brit. Armee und stieg 1845 zum Generalmajor auf. Im Orientkrieg führte er als Generallieutenant
die 1. Division nach der Krim
[* 29] und nahm an den Schlachten
[* 30] an der Alma und bei Inkerman teil, kehrte jedoch
hierauf nach England zurück. Juli 1856 ward er zum Oberbefehlshaber des brit. Heers ernannt, in welcher Stellung er namentlich
für die Errichtung stehender Lager sowie verbesserte Ausrüstung der Truppen wirkte und nach längerm Sträuben auch in die
Beseitigung des Kaufsystems und der körperlichen Strafen willigte. Am erfolgte seine Erhebung
zum Feldmarschall, und wurde er bei Gelegenheit der Feier seines 50jährigen Dienstjubiläums zum Oberbefehlshaber
der Armee (Commander-in-chief) ernannt, eine Würde, die als Letzter der Herzog von Wellington bekleidet hatte.
(spr. kehmbridsch-), tiefer Einschnitt des Timormeers
an der Nordküste der brit. KolonieWestaustralien, unter 15° nördl. Br., 128° östl. L. von Greenwich. Am Südende der Mount-Cockburn;
(spr. kangbrĭäll),Albert, franz. General, geb. zu Lagrasse (Depart.
Aude), trat 1836 in die Armee ein und stieg bis 1870 zum Brigadegeneral auf. Während des Krieges erhielt er das Kommando über
eine Brigade des neuerrichteten 12. Armeekorps der Armee von Châlons, wurde in der Schlacht von Sedan
[* 31] verwundet und gefangen,
entfloh jedoch während des Transportes und stellte sich in Tours
[* 32] der Regierung der nationalen Verteidigung
zur Verfügung. Cambriels übernahm den Oberbefehl über die in der Errichtung begriffene Ostarmee in Besançon,
[* 33] versuchte vergeblich,
den Vormarsch der bad. Felddivision des 14. Armeekorps (General von Werder) aufzuhalten, und lieferte in der Nähe des Oignon bei
Etuz, Auson-dessus und Châtillon-le-Duc mehrere Gefechte, die ihn zum Rückzüge nach dem befestigten
Lager von Besançon nötigten.
Zerwürfnisse mit Garibaldi, der zum Oberbefehlshaber der Freikorps ernannt worden war, erschwerten dem General die Kommandoführung
und bestimmten ihn, das
Kommando Nov. 1870 niederzulegen. Anfang 1871 trat Cambriels wieder in den aktiven Dienst
zurück und übernahm das Kommando über das 19. Armeekorps in Vierzon mit dem Auftrage, den Abmarsch des
Bourbakischen Heers nach Osten (zum Entsatze von Belfort)
[* 34] zu verschleiern, aber schon 27. Jan. brach die Kopfwunde wieder auf und
nötigte Cambriels das Kommando niederzulegen. 1875 übernahm Cambriels das Kommando über das 10. Armeekorps in Rennes, 1879 trat
er in den Ruhestand und starb in Paris.
(spr. kangbrónn),Pierre Jacques Etienne, Graf, franz. General, geb. zu St.
Sébastien bei Nantes,
[* 38] trat 1790 in die franz. Nationalgarde, nahm an den Kämpfen gegen
die Königlichen in der Vendée teil, machte, zu den Linientruppen übergetreten, die Unternehmung gegen Irland mit und kämpfte
darauf in allen Feldzügen der Republik und des Kaiserreichs mit Tapferkeit und Auszeichnung. 1814 wurde
er Brigadegeneral und folgte Napoleon nach Elba als Commandeur der 400 Mann der alten Garde.
Als er mit Napoleon 1815 nach Frankreich zurückkehrte, ernannte ihn dieser zum Grafen, Pair von Frankreich und Generallieutenant.
Bei Waterloo
[* 39] befehligte Cambronne eine Division der alten Garde und leistete lange Widerstand, wurde verwundet
und von den Engländern gefangen. Hierbei soll Cambronne den Gegnern zugerufen haben: «Die
alte Garde stirbt, aber sie ergiebt sich nicht», doch ist festgestellt, daß nicht Cambronne, vielleicht
aber GeneralMichel die Worte gebraucht hat. Auf das Versprechen, sich dem franz. Kriegsgericht stellen
zu wollen, wurde er aus der Gefangenschaft entlassen, 1816 Kriegsgericht über ihn abgehalten, und er
wurde, da er den Bourbonen keinen Eid geleistet, freigesprochen. 1820 ernannte ihn Ludwig XVIII. zum Commandeur von Lille.
[* 40] 1824 trat
Cambronne in Ruhestand und starb in der Nähe von Nantes, wo ihm 1848 ein Bronzestandbild (von Debay) errichtet
wurde.
(Kamburg), Stadt im Kreis
[* 41] Saalfeld
[* 42] des Herzogtums Sachsen-Meiningen, Hauptort der Grafschaft Camburg, einer Enclave
zwischen preuß. und sachsen-weimar. Gebiet, 18 km nördlich von Jena,
[* 43] an der Saale und der Linie Großheringen-Saalfeld (Saalbahn)
und der (im Bau begriffenen) Linie Zeitz-Camburg der Preuß. Staatsbahnen,
[* 44] hat (1890) 2660 (1296 männl., 1364 weibl.)
evang. E., Amtsgericht (Landgericht Rudolstadt),
[* 45] Steueramt; bedeutende Zuckerfabrik, große Handelsmühle, Fabrikation landwirtschaftlicher
Maschinen, Dampfsägewerk, Dampfmolkerei, Gerbereien, Ziegeleien, Getreide- und Holzhandel, 2 Holzmessen (Palmarum und Johanni)
sowie stark besuchte Viehmärkte. Von dem frühern Schlosse der Grafen von Camburg ist nur noch ein,
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
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jetzt wieder besteigbar gemachter Turm
[* 47] erhalten. 2 km entfernt, romantisch im Wald gelegen, die Ruinen der Cyriakskirche. -
Die Grafschaft Camburg, welche nach dem Aussterben der Grafen von Camburg, einer Seitenlinie der Grafen von Wettin, 1089 wieder an das
Stammhaus fiel, ist der einzige, noch im Besitz eines Wettiners befindliche Rest des Stammbesitzes der
Wettiner, während die übrigen Besitzungen 1815 an Preußen
[* 48] fielen.
1) Hauptstadt des gleichnamigen County im Staate Neujersey der Vereinigten Staaten von Amerika,
[* 49] liegt am linken Ufer des Delaware,
Philadelphia
[* 50] unmittelbar gegenüber, und ist mit ihm durch mehrere Dampffähren verbunden. Die Stadt
erhielt 1831 ihren Freibrief und hat (1890) 58313 (1880: 41659) E., breite, rechtwinklig sich schneidende Straßen, Schiffsbauhöfe
und Docks und bedeutende Industrie. Hervorzuheben ist die Fabrikation von Eisen-, Glas-, Nickel- und Wollwaren, Stahlfedern, Öltuch
und künstlichen Düngmitteln. Auch der Handel, namentlich mit Holz,
[* 51] ist beträchtlich. Camden ist Ausgangspunkt
von 4 Bahnlinien. - 2) Ort im County Knox im Staate Maine, an der Penobscot-Bai, zählt 4621 E. - 3) Hauptort des County Kerschaw
im StaateSüdcarolina, am Catawba, nordöstlich von Columbia,
[* 52] mit 3533 E. Hier wurden die Amerikaner von den Engländern
geschlagen.
(spr. kämmd'n), William, engl. Altertumsforscher und
Historiker, geb. in London, wurde 1577 Konrektor, 1593 Rektor an der Westminsterschule zu London, 1597 Wappenkönig
der Königin Elisabeth und starb zu Chiselhurst. Sein Hauptwerk ist: «Britannia, sive florentissimorum regnorum Angliae,
Scotiae, Hiberniae et insularum adjacentium ex intima antiquitate chorographica descriptio» (Lond. 1586 u. ö.).
Außerdem schrieb er: «Remains of a greater work concerning Britain» (ebd. 1605 u. ö.),
eine Sammlung von Skizzen über die Lebensart der alten Briten, die «Annales rerum Anglicarum
et Hibernicarum regnante Elisabetha» (2 Bde., ebd. 1615 -
25; engl. Übersetzung 1635) u. s. w. Sein Haus in Chiselhurst, Camdenhouse, war seit 1871 Wohnhaus
[* 53] Napoleons
III., der auch hier starb. (S. Chiselhurst.) Nach Camden benannt ist die Camden-Society, 1838 gegründet zur Veröffentlichung
alter engl. Schriftdenkmale.
Die Camden-Amboy-Eisenbahn verbindet die StädteCamden (im Staate Neujersey, gegenüber Philadelphia) und Amboy (südlich
von Neuyork).
[* 54] Sie wurde einer Gesellschaft genehmigt und im Frühjahr 1834 eröffnet, zählt
somit zu den ältesten Eisenbahnen in den Vereinigten Staaten von Amerika. Der Gesellschaft, welche sich 1831 mit der Delaware-
und Raritan-Kanalgesellschaft verschmolzen hatte, wurde 1832 auf die Dauer von 20 Jahren das ausschließliche Privilegium
zum Betrieb einer Eisenbahn zwischen Neuyork und Philadelphia innerhalb des Staates Neujersey erteilt und
demnächst dieses Privilegium bis zum verlängert. Während dieser Zeit hat die Gesellschaft ihr Monopol in ganz
unglaublicher Weise ausgenutzt und gemißbraucht, sodaß man sich noch jetzt auf die Camden-Amboy-Eisenbahn-Gesellschaft bezieht,
wenn man ein bezeichnendes Beispiel für die Schädigung öffentlicher Interessen durch das Monopol einer
Aktiengesellschaft anführen
will. Nach Ablauf
[* 55] des Monopols verpachtete die Gesellschaft die Camden-Amboy-Eisenbahn auf 999 Jahre an die Pennsylvania-Bahn.
-
Crantz, Dotter, Dötter, Leindotter, Pflanzengattung aus der Familie der Kruciferen
[* 57] (s. d.)
mit nur wenigen Arten im mittlern und südl. Europa
[* 58] und westl. Asien.
[* 59] Es sind einjährige Kräuter mit pfeilförmigen Blättern
und kleinen, traubig angeordneten Blüten von blaßgelber Farbe. Die daraus entstehenden Schötchen sind etwas aufgeblasen,
birnförmig oder kugelig und der Scheidewand parallel zusammengedrückt. In Deutschland kommen vorzüglich
zwei Arten vor, Camelina sativa Crantz (Myagrum-sativumL.) und Camelina dentata Pers. Beide führen den Namen Leindotter und werden, besonders
Camelina sativa, nicht selten ihrer ölhaltigen Samen
[* 60] halber als Ölgewächse angebaut, besonders dann, wenn der Winterraps
auswinterte oder im Frühling durch Spätfröste zu Grunde ging. Der Leindotter ist weit weniger einträglich
als Raps und Rüben, weil er weniger trägt und die Samen viel kleiner sind. Dagegen soll das daraus geschlagene Öl besser
als das Rüböl sein, auch nicht so leicht frieren. Es wird aber viel leichter ranzig. Stroh und Blätter gelten als gutes
Schaffutter.
(spr. kamangbähr), ein fetter Weichkäse, s. Käse. ^[= # die von den Molken abgeschiedenen und durch entsprechende Behandlung und chemische, teilweise ...]
Stadt im Kreis Hamm
[* 61] des preuß. Reg.-Bez. Arnsberg,
[* 62] 15 km von Hamm, an der Seeseke und an der Linie Hannover-Köln
der Preuß.
Stadtbahnen, teilweise mit Mauern umgeben, hat (1891) 7063 (3734 männl., 3329 weibl.) E., darunter 2117 Katholiken
und 119 Israeliten, Post, Telegraph,
[* 63] Amtsgericht (Landgericht Dortmund),
[* 64] 2 evang., 1 kath. Kirche, Rektorats- und höhere Mädchenschule,
neues Krankenhaus;
[* 65]
(in älterer Form Casmenae), Kamenen oder Kamönen, ist der Name altital.
Göttinnen, die
in den Quellen wirkend gedacht wurden.
Der Name (zusammenhängend mit carmen, Lied, Spruch) zeigt, wie der Name der Göttin Carmenta
(s. d.), die zum Weissagen begeisternde Kraft
[* 66] der Quellen an. Zu den Camenae gehört Egeria (s. d.).
Die röm. Dichter übertrugen
den Namen der Camenae häufig auf die griech. Musen,
[* 67] die ebenfalls ursprünglich Quellgottheiten waren.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
herstellen ließ, begründet, 1810 aufgelöst wurde. Die 25 Stiftsdörfer der Abtei gehörten seit 1838 der Prinzessin Marianne
der Niederlande,
[* 70] der geschiedenen Gemahlin des Prinzen Albrecht von Preußen, die, nachdem das ehemalige Schloß und die Klostergebäude 1817 abgebrannt
waren, nach Plänen von Schinkel durch Martius auf dem nahen Hartheberge ein großartiges Schloß in got.
Stil sowie unterhalb desselben eine evang. Kirche erbauen ließ. Seit ihrem Tode (1883) ist ihr Sohn, Prinz Albrecht von Preußen,
Besitzer des Schlosses und des 1876 gegründeten Nassau-Oranien-NiederländischenFideikommisses, zu dem die Herrschaften Camenz, Seitenberg
und Schnallenstein gehören.
(Cammeo, ital.), s. Kameen, Gemme
[* 71] und Steinschneidekunst. ^[= Glyptik, Gemmoglyptik, die Fertigkeit, aus Edelsteinen oder Halbedelsteinen, Muscheln, Glas ...]
[* 72]
clara (lat.), eine Modifikation der Cmera obscura, (s. d.),
bei der das auf eine matte Tafel entworfene Bild von außen durch eine Linse
[* 74] betrachtet wird;
lucida (lat., d. i. lichte Kammer) ist ein (1809) vom Engländer Wollaston erfundenes optisches Hilfsmittel
zum Landschaftszeichnen, das aber aus keinem kammerähnlichen Raume besteht, wie man aus seinem Namen schließen könnte,
sondern aus einem kleinen, vierseitigen Glasprisma, dessen Winkel
[* 75] nach der Reihe 90, 67½, 135 und 67½°
betragen (s. beistehende Skizze). Man hält dasselbe so, daß die eine, e m, der beiden einen rechten Winkel einschließenden
Flächen zuoberst und horizontal liegt, die andere, m n, aber vertikal und den abzubildenden Gegenständen zugekehrt steht;
sieht man nun lotrecht hinunter auf die Eckee der obern Fläche e m, indem man das Auge
[* 76] a jener Ecke sehr nahe bringt, so erblickt
man die Bilder der Gegenstände auf einem unter dem Prisma
[* 77] befindlichen Papier.
Dies kommt von der auf den beiden geneigten Flächen e r und r n des Prismas durch totale Reflexion bei
v und w erfolgten zweimaligen Spiegelung
[* 78] nach aufwärts in die eine halbe Pupille des Auges a, während man zugleich neben
der Ecke e vorbei mit der andern halben Pupille nach einem horizontalen Papier und der Spitze eines Zeichenstiftes direkt hinsieht.
Da hierher auch das Spiegelbild b' des Objekts b projiciert wird, so läßt sich dieses Bild nachzeichnen.
Kurzsichtige müssen sich dabei eines konkaven, vor die vertikale, den Gegenständen zugewendeten Flächem n gestellten, Fernsichtige
eines konvexen, unterhalb des Prismas, an der Fassung desselben angebrachten Glases bedienen. Um das Auge nicht zu ermüden,
wendet man farbige Zwischengläser an. Mittels seiner Fassung ist das Prisma an einem horizontalen Arme festgemacht, der von
einer kleinen vertikalen Säule ausgeht: eine Schraubenzwinge dient dazu, das Instrument an den Tisch anzuschrauben.
Auch bei Mikroskopen und Fernrohren läßt sich die Camera lucida anbringen, um die vergrößert gesehenen Bilder nachzuzeichnen.
Man giebt dem Prisma in solchen Fällen die Form eines rechtwinklig-gleichschenkligen Prismas, das nur eine sehr geringe
Länge und Breite
[* 79] hat; die Spiegelung geschieht dann an der innern Hypotenusenfläche infolge der dort eintretenden totalen
Reflexion.
[* 80] Schon vor Wollaston hatte Sömmerring (1808) eine Camera lucida mittels eines sehr kleinen, unter 45°
gegen den Horizont
[* 81] geneigten Stahlspiegelchens konstruiert, bei welchem der Strahlengang ähnlich war wie bei den total reflektierenden
Prismen.
nuntĭi (lat.), Kammerboten, in der fränk.
Verfassung, ebenso wie Königsboten (Missi dominici) für einen bestimmten Fall beauftragte Stellvertreter des Königs.
Die
Bezeichnung Camerae nuntii begegnet nur für zwei schwäb. Große (Erchanger und Berchtold), die urkundlich Pfalzgrafen
genannt werden und Anfang des 10. Jahrh. den Versuch machten, die herzogl.
Gewalt an sich zu bringen.
obscūra (lat., d. i. dunkle Kammer). Bringt man in dem Fensterladen eines verdunkelten Raumes eine kleine
Öffnung an, so entstehen auf der gegenüberliegenden weißen Wand umgekehrte Bilder der vor dem Fenster
befindlichen beleuchteten Gegenstände, indem, wie die
[* 69]
Figur zeigt, das von A nach allen Seiten ausgehende
Licht
[* 82] durch die Öffnung hindurch nur eine bestimmte Stellea derWand beleuchten kann. Ebenso gelangt das Licht von B nur nach
b. Hierbei kreuzen sich die Verbindungslinien A a, B b in der Öffnung.
Dieses einfache Experiment, das einen überraschenden Anblick bietet, wurde von Joh. Bapt.
Porta (1558) angestellt. Durch eine kleine Öffnung entstehen scharfe, aber lichtschwache Bilder. Porta verwendete später eine
große Öffnung, die er mit einer Linse deckte, die nun gleichwohl die von einem Punkt ausgehenden Strahlen
wieder in einem Punkte sammelt, wobei aber allerdings nur in gewissen Entfernungen liegende Objekte auf der Wand zur scharfen
Abbildung gelangen. Rob. Hooke hat (1679) eine tragbare konstruiert, die zum Nachzeichnen verwendet werden konnte. Dieselbe
wird gegenwärtig durch die Camera lucida (s. d.) ersetzt. Auch das Auge ist, wie Kepler erkannte, im wesentlichen
eine Das Auge des Nautilus stellt eine Portasche Camera ohne Linse vor. Die findet in verbesserter Form Anwendung in der
Photographie und heißt dann photographische Camera (s. Photographie).
Die pantoskopischc Camera oder der Panoramenapparat ist eine zuerst von dem deutschen Kupferstecher Martens
in Paris angegebene photogr. Camera, die sich während der Aufnahme drehen läßt, sodaß die einzelnen Teile einer Landschaft
nach und nach in das Gesichtsfeld des Apparats treten, wodurch es möglich wird, ein ganzes Panorama auf einer einzigen Platte
aufzunehmen.Die im Handel befindlichen photogr. Panoramenbilder nach Schweizerlandschaften sind in dieser
Weise gefertigt.