997 die Befestigungen; 1230 wurde es aufs neue befestigt, 1303 trat es in den Hansabund. Eduard III. von England ward es 1347 nach
elfmonatiger
Belagerung und tapferer Verteidigung erobert und blieb nun im
Besitze Englands bis 1558, wo es als die letzte
aller engl. Besitzungen in
Frankreich der
Herzog von Guise nahm. Seitdem bildete das Gebiet der Stadt (Calaisis)
oder die alte
Grafschaft Oye mit der angrenzenden
GrafschaftGuines unter dem
Namen Pays reconquiz eine eigene Unterstatthalterschaft
der Picardie. Die Citadelle wurde 1561 erbaut. Zwar eroberten Calais
[* 2] 1596 die
Spanier unter dem Erzherzog
Albrecht von
Österreich,
[* 3] mußten es aber im Frieden zu Vervins 1598 zurückgeben. Auf der Höhe von Calais ward die
span.
Silberflotte durch den holländ.
AdmiralTromp fast gänzlich vernichtet. -
Vgl. Lefebvre, Histoire de la ville de Calais et
du Calaisis (2 Bde., Par. 1766);
Calais Landrin, Essais historiques sur le Calaisis (Calais 1889).
(spr. källiß),Stadt im County
Washington
[* 4] des nordamerik.
Staates Maine,
am St. Croixfluß, der hier die Grenze
der
Vereinigten Staaten
[* 5] gegen Neubraunschweig bildet, 20 km von der Passamaquoddybai, an der St.
Croix- und Penobscotbahn,hat
(1890) 7290 E.,starken Holzhandel, Steinbrüche und
Schiffbau.
Die wenigen
Arten sind
einheimisch in Europa
[* 7] und im mittlern
Asien;
[* 8]
es sind hohe Gräser,
[* 9] deren meist einblütige
Ährchen
[* 10] in Rispen stehen.
Eine
der in
Deutschland
[* 11] am häufigsten vorkommenden
Arten, Calamagróstis epigeiosRoth., die an sandigen Ufern und auf trocknen Hügeln wächst,
gilt als gutes Futtergras.
Die übrigen deutschen
Arten haben jedoch sehr harte
Stengel
[* 12] und
Blätter und
sind deshalb nicht als Futterkräuter zu verwenden.
Luigi, ital.Kupferstecher, geb. in Civita-Vecchia, bildete sich in
Paris
[* 13] bei Ingres. Seit 1837 war Calamatta als Vorstand der Schule seines Fachs in
Brüssel
[* 14] thätig, 1867 wurde
er als Professor der Kupferstechkunst an die
Akademie zu Mailand
[* 15] berufen, wo er starb. Im Salon von 1827 erschien
sein
Stich nach Dedreux-Dorcy:
Bajazet und der Hirte, 1831 ein
BildnisPaganinis, 1834 sein
Stich nach der Totenmaske Napoleons.
Dieser
Stich sowie andere nach Scheffer
(Francesca da Rimini) machten ihn berühmt. 1837 entstand eins
seiner Hauptblätter, der
Stich nach Ingres' Gelübde
Ludwigs XIII. 1855 trat er auf mit Wiedergaben
nach Werken von
Leonardo da Vinci,
Raffael, G. Reni,
Rubens. Calamatta lieferte auch viele Bildnisse, die er teils nach eigener Zeichnung, teils nach guten zeitgenössischen
Gemälden ausführte.
(spr. kalahm),Alexandre, schweiz. Landschaftsmaler, geb. zu
Veven als Sohn eines
Steinmetzen, trat 1830 in das
Atelier von Diday in Genf
[* 16] ein. Durch unermüdliche
Studien in den Gebirgsgegenden
seiner
Heimat lebte er sich in die Alpennatur so hinein, daß er ihre Schönheit und Wildheit vortrefflich
wiederzugeben vermochte. 1839 bereiste er
Deutschland und die
Niederlande,
[* 17] 1840 England; 1842 begab er sich nach
Paris, wo er
seinen Montblanc, die
Jungfrau, den
Brienzersee, Monte-Rosa ausstellte. 1845 ging er nach
Italien
[* 18] und verweilte zu
Rom und
[* 19] Neapel
[* 20] längere Zeit, wo er auch aus der südl. Natur bedeutende
Ausbeute gewann; so die Tempelruinen von Pästum
(im Museum zu
Leipzig).
[* 21]
Später lebte Calame in Genf.
Im Herbst 1863 ging er seiner Gesundheit wegen nach
Mentone, wo er starb. Sein
Denkmal zu Genf
wurde enthüllt.
Seine
Bilder, gleich energisch in Zeichnung und
Farbe, schildern die großartige Alpenlandschaft mit hohem
Schwung und klarer
Technik. Besonders geschätzt sind seine
Lithographien und Radierungen, von denen namentlich erstere als
Musterblätter weit verbreitet waren, z. B. 18
Ansichten von Lauterbrunn und
Meiringen (1842), 24
Blätter Alpenlandschaften
(1845). Von seinen Alpenlandschaften besitzt das Museum in
Leipzig sechs der vorzüglichsten
Stücke: Monte-Rosa
bei Sonnenaufgang,
Eichen im
Sturm (1842), Felsensturz im Haslithale, Alpenlandschaft (1852), Alpenpaß, Sonnenuntergang am
Thunersee;
die
Berliner
[* 22] Nationalgalerie: Vierwaldstättersee (1843), Hochgebirgsschlucht (1855). -
Vgl. Rambert,A. Calame,
sa vie
et son œuvre (Par. 1884).
südwestlichste Gruppe der span. Philippinen in Südostasien, durch die breite
Straße von Mindoro von der
Insel Mindoro getrennt, besteht aus einer beträchtlichen Anzahl kleiner und
aus vier großen
Inseln: Barragon oder Calamian, Coron, Linacapan und Busuanga. Die Calamianes sind zum
Teil gebirgig (bis 657 m Höhe).
Der
Boden ist überall äußerst fruchtbar und trägt Kokospalmen,
Reis, Indigo,
[* 23]
Kaffee,
Zuckerrohr,
Tabak,
[* 24] herrliche Fruchtbäume
und Gemüsearten. Außerdem finden sich
Honig und Bienenwachs, Schildkröten,
[* 25] Perlenmuscheln, die eßbare
Nester bauenden Schwalben
Die Gruppe der Calamianes bildet mit der Cuyosgruppe und dem nördlichsten Teil der fruchtbaren Insel Palauan (s. d.) eine Provinz der
Philippinen von 1600 qkm und (1887) 14291 E. Die Bevölkerung besteht, außer sehr wenigen Spaniern, hauptsächlich
aus Tagalen, Malaien, Chinesen und den Mischlingen (Visaja). In den Wäldern streifen noch einzelne unabhängige Stämme von
Negritos und nichtmohammed. Malaien umher. Im allgemeinen, die Chinesen ausgenommen, ist die Bevölkerung träge; sie giebt
sich nur ungern mit Bodenkultur, am liebsten mit Fischfang ab. Die span.
Regierung trägt für diese Inselgruppe wenig Sorge, obgleich die Calamianes sehr bald eine der blühendsten Provinzen des Archipels
der Philippinen werden könnten. Hauptort, Sitz der Behörden und wichtigster Hafenplatz ist Taitai an der gleichnamigen Bai,
an der Nordseite von Palauan, ein elender, von bösartigen Fiebern heimgesuchter Ort mit kaum 1000 E.
Moench, Pflanzengattung aus der Familie der Labiaten (s. d.)
mit etwa 40 Arten der nördl. gemäßigten Zone. Es sind krautartige Pflanzen oder Halbsträucher mit kleinen meist ganzrandigen
Blättern und lippenförmigen Blüten mit vier zweimächtigen Staubgefäßen, die nicht aus der Krone hervorragen.
Die Blüten haben in der Regel eine rötliche Farbe. In Deutschland sind nur wenige Arten einheimisch, die häufigste ist die
auf trocknen Äckern, Rainen und Steingeröllen vorkommende Feldminze, Calamintha acinos Clairv.
Das Kraut der auf den Alpen
[* 30] vorkommenden Calamintha alpina Luck., Alpenthymian oder Alpenmelisse, bildet einen Teil
des gegen Brustkrankheiten angewendeten Schweizerthees.
(lat.), das Brenneisen zum Kräuseln der Haare. ^[= # Bernard ter, holländ. Dichter, geb. 13. Juni 1806 zu Amsterdam, studierte daselbst und in Leiden ...]
[* 31]
eine der Elaphitischen Inseln (s. d.) ^[= An solchen ist A., mit Ausnahme von Südamerika, der ärmste Kontinent. Rechnet man die nahe ...] in Dalmatien.
(lat.; grch. kálamos), das Schreibrohr, mit
dem man im Altertum auf Papyrus oder Pergament schrieb. Der Calamus wurde aus einer Schilfart gewonnen, die
man aus Ägypten,
[* 33] Knidos und aus der Sumpfgegend um den See von Anäa (in Ionien, Samos gegenüber) bezog. Die mit Mark angefüllten
Halme wurden erst erweicht, dann getrocknet und mit einem Messer
[* 34] (scalprum librarium) zugeschnitten und gespalten. Daneben
aber hatte man schon im Altertum Schreibrohre aus Metall. Auch jetzt schreiben noch die meisten orient.
Völker mit dem Schreibrohr, arab. Kelâm.
L., Pflanzengattung aus der Familie der Palmen
[* 35] (s. d.) mit gegen 200 Arten, sämtlich in den Tropen der Alten Welt,
größtenteils aber im südöstl. Asien. Sie sind in ihrem Habitus von den übrigen Palmen sehr verschieden, haben sehr lange
dünne Stämme, die reich verästelt sind und in den Baumkronen der Urwälder sich von Stamm zu Stamm schlingen, oft undurchdringliche
Geflechte bildend. Bei einigen Arten werden die Stämme bis 160 m lang und haben dabei eine Dicke von höchstens 3 cm. IhreBlätter
sind fiederförmig und meist mit starken Stacheln versehen; bei manchen Arten sind die Blätter nur rankenartig
ausgebildet und
ihre auf lange Strecken die Internodien umhüllenden Scheiden mit zahlreichen starken Dornen besetzt.
Die bekannteste Art ist der echte Rotang, Calamus rotang W. (s. Tafel: Palmen I,
[* 26]
Fig. 5), dessen Stämme als Spanisches Rohr einen
sehr wichtigen Handelsartikel bilden; sie kommen vorzugsweise von Java. Eine Anzahl anderer ostind. Arten
liefern gleichfalls Spanisches Rohr, so Calamus verus W., Calamus Royleanus Griff.,
Calamus niger W., Calamus viminalis W. u. a. Von den Früchten einiger Arten wird das sogenannte ostind. Drachenblut (s. d.) gewonnen,
hauptsächlich von Calamus draco W.
Val, ein meridian verlaufendes Längen-Hochthal im BezirkMoësa des schweiz. Kantons Graubünden,
erstreckt
sich, zu beiden Seiten von 2000 bis 3000 m hohen Zweigketten des Adulagebirges eingeschlossen, 27 km lang, an der Sohle selten
bis 0,5 km breit, vom Zapporthorn (3149 m) südlich bis Grono (305 m), wo es sich gegen die Mesolcina (ValMesocco) öffnet und der Thalbach, die wilde Calancasca, der Moësa zufließt. Schluchtartig zwischen hohen Felsketten eingeschnitten,
ist das Thal
[* 36] eins der rauhesten der südl. Schweiz
[* 37] und zeigt erst in seiner untersten Stufe südl. Charakter. Der Fahrweg geht
thalaufwärts bis Nossa (1088 m); sonst ist das Thal nur auf rauhen Fußpfaden zugänglich. - Der Kreis
[* 38] Calanca umfaßt 11 Gemeinden mit (1880) 1536 E. kath. Konfession
und ital. Zunge.
der östlichste Bergstock der Glarner Alpen, nordwestlich von Chur
[* 39] an der Grenze der schweiz. Kantone St.
Gallen und Graubünden
in der Sardona-Gruppe gelegen, erstreckt sich als langgezogener Felskamm zwischen den Thälern
des Rheins und der Tamina vom Kunkelspasse (1351 m), der die beiden Thäler verbindet, nordnordöstlich bis zur Mündung der
Tamina bei Ragaz. Östlich gegen das Rheinthal senkt sich der Berg stufenweise hinunter, westlich gegen die Tamina stürzt er
mit schroffen Felswänden ab. Seine höchsten Gipfel sind der Weibersattel (2803 m) und der Männersattel
(2700 m), mit herrlicher Aussicht auf das Rheinthal, die Plessur-Alpen und die Rhätikonkette. Aus Kalksteinen, Dolomiten
und Schiefern des Jura und der Kreide
[* 40] aufgebaut, an der Umbiegung des Rheinthals an der Grenze zwischen südalpiner und nordischer
Flora gelegen, ist die Calanda geologisch wie botanisch gleich interessant, aber auch durch
ihre Bergstürze den Dörfern Alt- und Neu-Felsberg oft verderblich. Am nördl. Ende der Kette entspringen in der Schlucht der
Tamina die weltberühmten Thermen von Pfäffers-Ragaz.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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bei FriedrichDrake und August Fischer seine Ausbildung erhielt, die er in Italien vollendete. Er lieferte u. a. verschiedene
plastische Bildnisse zum Schmuck des Berliner Rathauses, eins der Bronzereliefs (DänischerKrieg) am Sockel der Siegessäule
und das Siegesdenkmal für den fünften Berliner Stadtbezirk, Steinreliefs am Kriegerdenkmal zu Brandenburg,
[* 46] die Marmorstatue
von Cornelius in der Vorhalle des Alten Museums zu Berlin sowie 1886 das Reiterstandbild König Friedrich
Wilhelms IV. für die Freitreppe der Nationalgalerie. 1891 wurde ihm die Ausführung des Reiterstandbildes Kaiser Wilhelms
I. für Bromberg
[* 47] übertragen.
Pflanzengattung aus der Familie der Portulacaceen (s. d.), besteht aus amerik., namentlich chilen.,
und austral. Kräutern mit fleischig-saftigen Stengeln und Blättern, von denen mehrere sich wegen schön
gefärbter Blüten zu Zierpflanzen eignen und häufig kultiviert werden. Die Calandrinien haben abwechselnde, ganze und ganzrandige
Blätter und meist in Trauben gestellte Blüten mit glanzblätterigem, zweiteiligem, stehen bleibendem Kelche, 3 - 5 Blumenblättern, 4 - 15 Staubgefäßen
und einem Stengel, dessen Fruchtknoten sich in eine dreiklappige, einfächerige und einsamige Kapsel verwandelt.
Calandrinia pilosiuscula DC.
mit rosenroten Blütentrauben, Calandrinia speciosaHook. mit achselständigen, purpurvioletten Blumen, Calandrinia discolor Schrad.
mit roten Blütentrauben, Calandrinia grandifloraLindl. mit purpurroten Trauben, Calandrinia GilliesiiHook. mit violetten Doldentrauben, alle
aus Chile.
[* 48] Sie lassen sich schwer überwintern. Man säet sie im Frühling in Töpfe oder Mistbeete und
versetzt die jungen Pflanzen im Juni ins freie Land, wo sie dann blühen und bis zum Herbst ihre Samen
[* 49] reifen.
eine Familie der Eucopepoden (s. Copepoden) mit gestrecktem
Körper, sehr langem ersten Fühlerpaar, gering entwickelten ersten und langen folgenden Beinpaaren, median gelegenem, unpaarem
Auge.
[* 50]
Etwa 150 Arten sind bekannt, von denen 7 im Süßwasser, die übrigen im Meere leben.
(spr. kalláß),Jean, ein Opfer des religiösen Fanatismus und einer demoralisierten Justiz,
geb. von prot. Eltern zu Lacaparède in Languedoc, lebte als Kaufmann zu Toulouse,
[* 51] wo er im Rufe eines rechtschaffenen
Mannes stand. Am wurde sein ältester Sohn MarcAntoine Calas, ein dem Spiele ergebener und in Schwermut versunkener
junger Mann, in dem Warenmagazin erhängt gefunden. Es war kein Zweifel, daß er selbst Hand
[* 52] an sich gelegt habe; allein das
Volk beschuldigte den Vater und die übrigen Familienglieder dieses Mordes aus religiösem Eifer; denn es ging das Gerücht,
der Sohn habe zum Katholicismus übertreten wollen.
Die Mönche nahmen den Leichnam gleich dem eines Märtyrers in Beschlag, thaten auch alles Mögliche, um
das Volk aufzuregen und in seinem Wahne zu bestärken. Die Familie Calas wurde verhaftet und ein Kriminalprozeß eingeleitet,
in dem eine Menge verblendeter, vielleicht auch bestochener Zeugen auftraten. Obgleich Calas für seine Unschuld viele
Gründe vorbrachte, so verurteilte ihn doch das Parlament zu Toulouse mit acht Stimmen gegen
fünf zum Tode
des Rades. Am wurde Calas hingerichtet.
Das Vermögen der Familie ward konfisciert. Der jüngste Sohn wurde auf ewig aus Frankreich verbannt; allein die Mönche brachten
ihn in ein Kloster, wo er den Protestantismus abschwören mußte. Auch die Töchter wurden in ein Kloster
gesteckt. Die Witwe, die in die Schweiz geflohen war, hatte das Glück, Voltaire zu Ferney für ihr Schicksal zu interessieren.
Dieser brachte die ganze Angelegenheit durch eine Schrift«Sur la tolérance» vor die öffentliche Meinung und zeigte, daß
Calas ein Opfer des Fanatismus geworden sei. Nach einer Revision des Prozesses erklärte das Parlament zu
Paris 1765 Calas und seine Familie für vollkommen unschuldig. Ludwig XV. bewilligte der Familie eine Summe von 30000 Livres; allein
weder das Parlament zu Toulouse noch der mitschuldige Klerus wurden wegen dieses Justizmordes zur Rechenschaft gezogen. -
Vgl. Coquerel, J. Calas et sa famille (Par. 1858; 2. Aufl. 1870);
(spr. kalaschi-), Stadt im KreisPiazza Armerina der ital. ProvinzCaltanissetta auf
Sicilien, nördlich des von der Eisenbahn Catania-Aragona durchzogenen Engpasses, in 478 m Höhe, am Abhange des Monte-Artesino
(1193 m), hat Post und Telegraph,
[* 53] (1881) 6867 E., Seidenkultur, Getreide- und Olivenbau.
Stadt im KreisAlcamo der ital. ProvinzTrapani auf Sicilien, 1½ Stunde von der StationAlcamo-Calatafimi der Linie
Palermo-Trapani der Sicil. Eisenbahnen, hat (1881) 10419 E., ein Kastell maur. Ursprungs,
jetzt Gefängnis, Landwirtschaft und vorzügliche Käsebereitung. In der Nähe die Ruinen von Segesta. Der Ort hat seinen
Namen (Kalât al-Fimi) von den Saracenen, von denen er 22. April 828 eingenommen wurde. Hier erfolgte der
erste Zusammenstoß Garibaldis mit den neapolit. Truppen unter Landi, in dem letzterer zurückgeschlagen wurde.
Bezirkshauptstadt der span. Provinz Saragossa,
[* 54] in 522 m Höhe, an der Einmündung des Jiloca in den Jalon
und an der Bahnlinie Madrid-Saragossa, leidet unter den kalten Winden
[* 55] vom Moncayogebirge, ist Bischofssitz
hat (1887) 11055 E., Reste arab. Festungswerke, zahlreiche Kirchen undThore; Leder- und Seidenfabrikation. Der obere, von
Armen bewohnte Stadtteil (Moreria) besteht aus Felsgrotten. Die Umgebung liefert Wein, Öl und den besten Hanf Spaniens. - Calatayud wurde
im 8. Jahrh. von dem maur. Feldherrn Ayud (daher der Name «Schloß des Ayud») gegründet und 1120 von Alfons I. von Aragonien
erobert.
(lat.), Ausrufer, im alten Rom ein Diener, der Personen, die der Herr zu sprechen wünschte, herbeizurufen hatte.
Insbesondere hießen so die Freigelassenen, die den einzelnen Mitgliedern der höhern Priesterkollegien
beigegeben waren und dem Volke Mitteilungen zu machen hatten.
laViēja, ehemaliges festes Schloß in der span. ProvinzCiudad-Real in Neucastilien, im NW. von Valdepenas,
ist völlig verschwunden.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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Das vom Jabalon bewässerte weidenreiche Hügelland mit dem Hauptort Almagro (8712 E.), früher Besitztum des nach dem Schlosse
benannten Calatrava-Ordens (s. d.), heißt noch jetzt Campos de Calatrava.
Don José Maria, liberaler span. Staatsmann, geb. zu
Merida, studierte zu Badajoz und Sevilla
[* 57] und ließ sich 1805 als Advokat in Badajoz nieder; 1808 wurde er in
die Junta von Estremadura und 2 Jahre darauf in die Cortes gewählt, wo er zu den Führern der liberalen Partei gehörte.
Bei der Rückkehr Ferdinands VII. 1814 wurde auch er verhaftet und nach der afrik. Küste verbannt, bis ihn die Wiederherstellung
der Konstitution 1820 seinem Vaterlande zurückgab.
Obgleich eifriger Verteidiger der Verfassung von 1812, begriff er doch, daß zur Durchführung derselben außerordentliche
Maßregeln notwendig wären, und befand sich deshalb in stetem Zwiespalt zwischen der Idee einer gesetzmäßigen Verfassung
und den Thatsachen der Revolution. So überreichte er 1821 dem Parlament das berühmte doppelte Gutachten,
eins verschlossen, das andere offen, mit entgegengesetzten Schlußfolgerungen. Doch war sein Einfluß in den Parlamenten
von 1821 bis 1823 sehr bedeutend, wie der Entwurf des Kriminalgesetzbuchs, dessen Abfassung ihm übertragen war, bezeugt.
Nach Auflösung der ersten Cortes zog er sich in seine Provinz zurück, bis er 1823 nach Sevilla berufen
wurde, um das Ministerium der Justiz zu übernehmen. Dasselbe Amt verwaltete er in Cadiz,
[* 58] von wo er bei der Übergabe der Stadt
an die Franzosen sich nach England einschiffte. Hier widmete er seine Muße vorzüglich dem Studium der Gesetzgebung und Rechtsverhältnisse
Englands. Nachdem er nach Wiederherstellung einer konstitutionellen Verfassung1834 nach Spanien
[* 59] zurückgekehrt
war, wirkte er mit bei dem Aufstande der Madrider Nationalgarde gegen das Ministerium Toreno im Aug. 1835. Als im Aug. 1836 die
Königin-Regentin in La-Granja die Konstitution von 1812 beschworen hatte, wurde Calatrava zum Präsidenten des sog.
altkonstitutionellen Ministeriums ernannt. Allein seine Verwaltung war ohne rechten Erfolg. Er trat daher 1837 zurück,
lebte seitdem, zum Senator ernannt, ohne polit. Einfluß und starb zu Madrid.
[* 60]
geistlicher Ritterorden, genannt nach dem span. Schloß Calatrava (s. d.), das 1146 von Alfons VIII.
von Castilien dem Reiche von Cordoba
[* 61] entrissen und 1149 den Tempelherren zur Verteidigung übergeben wurde.
Letztere konnten das Schloß nur bis 1157 behaupten, wo sie es an König Sancho III. zurückgaben, der es dem AbtRaimund aus
dem Cistercienserkloster Fitero 1158 zur Verteidigung überließ. Dieser befestigte das Schloß und stiftete zu dessen Schutze
in demselben Jahre einen Ritterorden unter cisterciensischer Regel. Nach dem Tode des Stifters (1163) trennten
sich die Ritter von den Mönchen, ohne jedoch dem geistlichen Verbande mit den Cisterciensern zu entsagen, wählten Don Garcias
de Redon zu ihrem ersten Großmeister und erhielten von Alexander III. die päpstl.
Bestätigung. Als 1197 Calatrava an die Mauren verloren ging, zogen sich die Ritter nach Salvatierra, weshalb
sie den Namen des Ordens von Salvatierra führten, bis sie 1212 wieder in den BesitzCalatravas gelangten. 1523 ward das Großmeistertum
des
Ordens durch Papst Hadrian VI. für immer mit der span. Krone vereinigt; 1540 erhielten die Ritter das Recht zu heiraten,
mußten sich aber zur Verteidigung der unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria verpflichten.
Seit 1808 wird der Orden
[* 62] fast wie ein Verdienstorden gehandhabt. Von der republikanischen Regierung 1872 aufgehoben, wurde
der Orden vonAlfons XII. wiederhergestellt. Das Ordenskleid besteht in einem weißen Mantel mit rotem Lilienkreuz auf der
linken Seite. Ordenszeichen ist ein rotes Lilienkreuz auf rautenförmigem, oben mit Trophäen geschmücktem,
silbernem Felde, am roten Bande getragen. Ordenswappen ist ein rotes Lilienkreuz in silbernem Felde mit zwei schwarzen Balken
am Fuße. Es bestanden auch seit 1219 nunmehr säkularisierte Komturinnen von Calatrava; sie mußten vor derAufnahme die Ahnenprobe
ablegen, hatten ihr Hauptkloster zu Almagro und trugen das Ordenskreuz auf der Kleidung der Cistercienserinnen.
(lat., «Einmeißelung»,
«Hohlbehandlung») bezeichnete bei den Römern die Kunst, mittels des Meißels oder Schnitzmessers halberhabene
[* 56]
Figuren auf
Holz
[* 63] u. s. w. zu bilden.
Später änderte sich der Sprachgebrauch dahin, daß man hauptsächlich die meißel- oder schnittartige
Behandlung der Oberfläche des Metalls, insbesondere an Gefäßen darunter verstand.
Doch wurde auch bisweilen
(so von Sueton und Quintilian) das Stechen und Graben in Metall damit gemeint.
1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Frankfurt,
[* 64] hat 998,16 qkm, (1890) 58634, darunter 1606 kath. und 22 israel. E., 5 Städte, 157 Landgemeinden
und 101 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis Calau in der Niederlausitz, an den Linien Lübbenau-Kamenz
und Halle-Cottbus-Guben der Preuß. Staatsbahnen,
[* 65] hat (1890) 3019 E., darunter 60 Katholiken, Post zweiter Klasse, Telegraph,
Landratsamt, Amtsgericht (Landgericht Cottbus),
[* 66] Katasteramt, Aichamt; zwei evang. Kirchen, neues Rathaus, Siegesdenkmal; private
höhere Mädchenschule, städtisches Krankenhaus
[* 67] und bedeutende Stiefelfabrikation. Calau ist im 8. Jahrh. gegründet
und war früher befestigt.
Frauen, mit einem Bande um den Kopf befestigt und mit schleierartig nach beiden Seiten auf die Wangen fallenden Zipfeln, wahrscheinlich
ägypt. Ursprungs (s. beistehende Abbildung).
1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Magdeburg,
[* 69] hat (1890) 526,82 qkm, 99862 (49486 männl., 50376 weibl.) E., 6 Städte, 41 Landgemeinden
und 14 Gutsbezirke. - 2) Calbe an der Saale, Kreisstadt im Kreis Calbe, an der Saale, an der Linie Berlin-Güsten und der Nebenlinie
Grizehne-Cönnern der Preuß. Staatsbahnen (2 Bahnhöfe),
[* 70] hat (1890) 9609 (4647 männl., 4962 weibl.) E.,
darunter 311 Katholiken und 57 Israeliten, mit den VorortenBernburger Vorstadt (2211 E.) und Schloßvorstadt (748 E.) sowie
der Domäne Calbe (158 E.) 12726 E., Post erster Klasse, Telegraph, Fernsprechverbindung, Landratsamt, Amtsgericht (Landgericht
Magdeburg); städtische evang. Bürger-, höhere Mädchenschule und Bürgerschule für Mädchen: Krankenhaus
und Vorschußverein; ferner Fabrikation von Tuch-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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und Wollwaren, Papier, Cigarren, Malz und Zucker,
[* 73] Wollspinnerei, Dampfmahlmühlen, Ziegelbrennereien und in der Umgebung eine
Braunkohlengrube, Gurken- und Zwiebelbau. - 3) Calbe an der Milde, Stadt im Kreis Salzwedel
[* 74] des preuß. Reg.-Bez. Magdeburg, an der
links zur Biese gehenden Milde, hat (1890) 1756 evang. E., Post, Telegraph, Amtsgericht (Landgericht Stendal),
[* 75] 2 Rittergüter,
Dampfbrauerei, Dampf- und Wassermühle, Tabak-, Hopfen- und Kümmelbau.
auch Kalkar, Stadt im KreisCleve
[* 76] des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf,
[* 77] 12 km südöstlich von Cleve, am Leybach
und dem jetzt fast ganz versandeten Rheinarm Kalflack, hat (1890) 2080 meist kath. E., Post,
Telegraph, eine got. Kirche St. Nikolai (1211-1344 erbaut), ein schönes got. Rathaus, auf dem Markt seit 1860 ein
Standbild (6 m) des hier geborenen Reitergenerals von Seydlitz (von Bayerle) und eine kath. Rektoratsschule zur Vorbereitung
für Obertertia eines Gymnasiums; ferner Sammetweberei, Tabakfabrikation, Gerbereien, Brauereien, Ziegeleien sowie Landwirtschaft,
Tabakbau und Viehzucht.
[* 78] Die frühern Festungswerke wurden 1645 geschleift. Auf sowie am nahen (2 km)
Monreberge sind Spuren der röm. Lager
[* 79] Burginatium und Monrenacum. Die Bewohner der westlich von Calcar gelegenen
KolonieNeu-Luisendorf sind Nachkommen der aus der bayr. Pfalz ausgewanderten, von Friedrich d. Gr. hier angesiedelten Protestanten.
L., Pantoffelblume, Pflanzengattung aus der Familie der Scrophulariaceen (s. d.),
besteht aus etwa 120 schön blühenden Kräutern und Halbsträuchern Südamerikas, welche gegen- oder quirlständige Blätter
und blattwinkel- oder endständig angeordnete Blüten von eigentümlicher Form besitzen. Die kurzröhrige, zweilippige Blumenkrone
hat nämlich kapuzenförmig einwärts geschlagene Lippen, welche durch eine Spalte getrennt sind und den
Eingang zum Schlunde verdecken, und zwar ist die Oberlippe sehr klein, die Unterlippe groß und aufgeblasen.
Die zahlreichen Arten dieser Gattung haben sämtlich hübsche, manche prachtvoll gefärbte Blumen, und sind daher beliebte
Zierpflanzen geworden. Die beliebtesten und daher am häufigsten kultivierten Arten sind:
Calceolaria arachnoideaGrah. und Calceolaria purpureaGrah. mit purpurnen Blumen, Calceolaria racemosaCav., corymbosa Rz. pav. und crenatifloraCav. mit gelben Blumen,
sämtlich aus Chile, aus welchen die Gärtner durch Kreuzungen die prachtvollsten Sorten (Calceolaria hybrida Hort., s. Tafel: Kalthauspflanzen,
[* 72]
Fig. 7) erzogen haben. Von diesen giebt es strauchige, mehrere Jahre dauernde
und krautige Gartenformen, die nach der Blüte
[* 81] absterben. Letztere Gruppe ist die blumistisch wertvollere, hat große getigerte
oder getuschte Blumen. Sie werden Mitte Sommer aus Samen gezogen und gelangen im nächsten Frühjahr zur Blüte. Die strauchartigen
Calceolarien haben kleinere Blüten, die während des ganzen Sommers erscheinen. Sie werden als Gruppenpflanze
verwendet und durch Stecklinge vermehrt. Alle Calceolarien lieben Heideerde und mäßige Feuchtigkeit.
sandalinaGoldf.,
Pantoffelkoralle, eine der bemerkenswertesten vierstrahligen Korallen
[* 82] und Leitfossil der
mittlern Devonschichten, eigenartig durch ihre komprimierte Sandalenform und durch die Ausbildung eines gesonderten flachen
Kalkdeckels, welcher diesen kleinen Korallenbecher völlig zu schließen vermochte und mit diesem durch
einen mit förmlichen Schloßzähnen und Gruben besetzten Rand, wie bei den Muscheln,
[* 83] artikulierte.
Eine ähnliche, aber
vierkantige Form mit vierteiligem Deckel (Goniophyllum Ang.) lebte schon in der Silurzeit.
Eine Auszeichnung der curulischen Magistrate, dann aller Patricier, war
der von rotem Leder gefertigte Calceus patricius (s. beistehende Abbildung)
mit hoher Sohle, an der breite Binderiemen ansetzten, und einer halbmondförmigen Agraffe (lunula,), deren Fehlen den Calceus senatorius
kennzeichnete, der zu Ciceros Zeit von denen getragen wurde, die nicht berechtigt zum Tragen des Calceus patricius waren. Calceus repandus
ist der ursprünglich etrurische Schuh mit vorn aufgebogener Spitze.
Verkalkung, wurde von der phlogistischen Chemie die Umwandlung der Metalle in ihre erdigen Oxyde durch
Erhitzen an der Luft genannt. Die Metalloxyde wurden demgemäß als Metallkalke (calces) bezeichnet. Gegenwärtig ist der
Ausdruck in diesem Sinne nicht mehr üblich, wohl aber gebraucht man das Wort Calcination in der Metallurgie und chem.
Fabrikindustrie für manche Operationen, bei denen chem. Verbindungen durch Glühen von gewissen Bestandteilen befreit werden.
So nennt man z. B. calcinierte Pottasche und Soda solche, die durch Glühen in Flammöfen (Calcinieröfen) entwässert
worden sind.
(chem. Zeichen Ca, Atomgewicht = 40), ein Erdalkalimetall, das in der Natur gediegen nicht
vorkommt, aber in Verbindungen sehr verbreitet ist (s. unten). Davy (1808) stellte das Metall zuerst rein dar durch Elektrolyse
[* 85] von Chlorcalcium bei Gegenwart von Quecksilber; aus dem entstandenen Amalgam wurde das Calcium durch Ausglühen erhalten. Caron gewann
es durch Zusammenschmelzen von 3 TeilenChlorcalcium mit 1 Teil Natrium und 4 TeilenZink. Der Metallregulus,
der aus einer Legierung von Zink und Calcium bestand, wurde in einem Tiegel aus Gaskohle so lange auf Weißglut erhitzt, bis alles
Zink verdampft war. Das Calcium ist nach Davy silberweiß, nach andern bronzefarbig, stark glänzend, läuft an feuchter Luft rasch
an, sodaß es kaum noch metallisch erscheint; weich und hämmerbar, von 1,6 spec. Gewicht; schmilzt bei
Rotglut, nicht flüchtig, verdampft aber in reichlicher Menge im Zinkdampf; beim Erhitzen an der Luft entzündet es sich,
bildet aber keine Flamme,
[* 86] sondern überzieht sich mit
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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kohlensaurer Kalk, CaCO3 entsteht als weißer, in Wasser unlöslicher, in kohlensäurehaltigem
Wasser etwas löslicher Niederschlag beim Vermischen von Lösungen von Chlorcalcium mit kohlensaurem Natrium, kommt in großen
Massen in der Natur vor als Kalkspat, Arragonit, Marmor, Kalkstein, Kreide, Kalktuff, zusammen mit kohlensaurer Magnesia als
Dolomit, mit Lehm als Mergel. Das Calciumcarbonat findet Verwendung:
1) für Laboratoriumszwecke, 2) als Zuschlag bei Hüttenprozessen, 3) bei der Mörtelbereitung, 4)
in der Landwirtschaft als Düngemittel, 5) als Baumaterial zu Bruchsteinen, 6) in der Pharmacie als Calcium carbonicum praecipitatum.
Außer diesen Hauptverwendungen sind noch folgende Einzelheiten anzuführen. Es dient: Doppelspat zu optischen
Zwecken: Marmor zu Bildhauerarbeiten sowie, gleich der Kreide, zur Entwicklung von Kohlensäure;
Kreide als Schreibmaterial,
als Farbenzusatz, als Putzpulver (s. Kreide).
Chlorcalcium, CaCl2 , krystallisiert: CaCl2 + 6H2O , entsteht
beim Lösen von Kalk oder Calciumcarbonat in Salzsäure sowie als Nebenprodukt bei manchen technisch ausgeführten Operationen,
so bei der Entwicklung von Kohlensäure, bei der Darstellung des Ammoniaks, des Chloroforms u. a. Es wird
erhalten beim Erkalten konzentrierter heißer Lösungen in Form großer prismatischer Krystalle, die in einem Minimum von
Wasser löslich sind und an feuchter Luft zerfließen; bei gelindem Erwärmen schmelzen dieselben im Krystallwasser, geben
dann zunächst 4 Moleküle, bei höherer Temperatur alles Wasser ab und lassen weißes, trocknes Calciumchlorid in
gröbern Körnern (Anwendung in der Elementaranalyse) oder als Pulver zurück. BeimGlühen schmilzt das Salz
[* 91] und liefert dann
beim Erstarren weiße, durchscheinende Massen von geschmolzenem Calciumchlorid. Letzteres findet wegen seiner großen Hygroskopicität bei
vielen chem. Operationen als Entwässerungsmittel Verwendung (s. Exsiccator), so bei
der Darstellung von wasserfreiem Alkohol, Äther u. s. w.
Der sog. einbasisch oder saure phosphorsaure Kalk, CaH4(PO4)2 ^[CaH4(PO4)2],
entsteht, wenn dreibasisch-phosphorsaurer Kalk mit Schwefelsäure vermischt wird, wobei sich zugleich schwefelsaurer Kalk
abscheidet: das Gemenge der beiden Salze wird technisch als Superphosphat (s. d.) bezeichnet und findet als wichtigstes Düngemittel,
wegen der darin in löslicher Form enthaltenen Phosphorsäure, ausgedehnte Verwendung in der Landwirtschaft.
Ein wichtiges Ausgangsmaterial für die Superphosphatfabrikation ist auch die Thomasschlacke.
schwefelsaurer Kalk, CaSO4 , krystallisiert mit 2 Molekülen Wasser, entsteht als in
Wasser schwer lösliches Salz beim Zersetzen von Chlorcalcium mit Schwefelsäure oder schwefelsaurem Natrium, kommt in der
Natur vor als Gips
[* 96] (s. d.), wasserfrei als Anhydrit (s. d.).
einfach Schwefelcalcium, CaS, entsteht als in Wasser unlösliche Masse beim Glühen
von schwefelsaurem Kalk mit Kohle, wird in großen Mengen als Nebenprodukt bei der Darstellung der Soda nach dem Verfahren von
Leblanc gewonnen. Calciumhydrosulfid, Calciumsulfhydrat, Ca(SH)2 ^[Ca(SH)2], wird in wässeriger Lösung erhalten durch
Einleiten von Schwefelwasserstoff in Kalkmilch. Calciumsupersulfide existieren in verschiedenen Verbindungsstufen:
CaS2, CaS3, CaS4, CaS5. ^[CaS2, CaS3, CaS4, CaS5]
Man erhält dieselben, gemengt mit schwefelsaurem Kalk, beim Glühen von Ätzkalk mit Schwefel oder zusammen mit unterschwefligsaurem
Kalk beim Kochen von Kalkmilch mit Schwefel. Diese Gemenge bilden die Kalkschwefelleber. Die Lösungen finden Verwendung in der
Gerberei zum Enthaaren der Häute, auch in der Kosmetik, um unerwünschte Haarwucherungen zu beseitigen.
Calculus Minervae, der weiße (freisprechende) Stein, den nach der griech. Sage Athene
[* 97] im Areopag für den Muttermörder Orestes einlegte, sodaß gleichviele schwarze (verurteilende) und weiße abgegeben waren
und daher bei Stimmengleichheit der Angeklagte freigesprochen wurde. Calculus Pisānus und Florentīnus, s.
Ära (Bd. 1, S. 779 b).
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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