1000 Wotjaken;
Ackerbau und Viehzucht.
[* 2] - 2) Kreisstadt im
Kreis
[* 3] Bugulma, 301 km nordöstlich von Samara, an der Bugulminka (zum
Gebiet der
Kama gehörig), hat (1889) 12 845 E., 3
Kirchen, eine Kommunalbank, einen Jahrmarkt im September, auf dem ein bedeutender
Austausch russ. Fabrikate gegen mittelasiat. Waren stattfindet. - Bugulma, 1745 gegründet,
wurde 1781 Kreisstadt und gehörte 1796-1850 zum Gouvernement Orenburg.
1)
Kreis im östl.
Teil des russ. Gouvernements Samara, hat 19 424,9 qkm, 358 278 E., die neben
Russen aus
Mordwinen (50000),
Tschuwaschen (25000),
Tataren (15000),
Baschkiren (7000) bestehen;
Acker-,
Melonen- und Tabakbau, Vieh- und
Bienenzucht.
[* 4] - 2)
Kreisstadt im
Kreis Buguruslan, 287 km ostnordöstlich von Samara, auf einer Hochebene, die auf drei Seiten von ziemlich hohen
Bergen
[* 5] umgeben ist, an der Mündung der Tarchanka in den Kinel, und an der Eisenbahn Samara-Ufa, hat (1889) 20 511 E., 2
Kirchen, 1
Kloster, 1 Kreisschule,
Acker-, Gemüsebau,
Handel mit
Talg, Leder, Vieh, 2 Jahrmärkte. - Buguruslan, 1748 gegründet,war 1802-50 Kreisstadt
im Gouvernement Orenburg.
Hans der, oder
Hans von
Bühel, Dichter, aus dem Elsaß, lebte 1412 in Diensten des Kölner
[* 6] Erzbischofs
Friedrich
III. von Saarwerden auf dessen Schlosse Poppelsdorf. Er bearbeitete poetisch zwei ältere volksmäßige
Romane. «Die Königstochter von
Frankreich» (1400) erzählt dieselbe Sage wie
Mai und Beaflor und später das Volksbuch von
der geduldigen Helena, ist aber in England und
Frankreich lokalisiert und mit polit., den Engländern günstigen
Anspielungen
ausgestattet (hg. von Merzdorf, Oldenb. 1867). Das kleinere Werk, «Diocletians
Leben» (1412: hg. von
Keller, Quedlinb. 1841),
enthält die Geschichte der
Sieben weisen
Meister (s. d.),
die in deutscher Prosa vorlag. Büheler schließt sich eng an seine
Vorlagen an, ohne auf Auswahl und neue Einzelzüge zu verzichten.
-
FranzArmand, Parlamentarier, geb. zu Ettlingen, studierte in
Heidelberg
[* 7] Naturwissenschaften
und widmete sich dann der
Verwaltung seines Gutes zu Deidesheim in der Pfalz, wo er Mitinhaber der Weinfirma F. P. Buhl ist.
Er gehörte seit 1871 als
Vertreter des Wahlkreises
Homburg-Kusel dem
DeutschenReichstage an, wo er sich der nationalliberalen
Partei anschloß und namentlich für die Interessen der deutschen Weinkultur eintrat. Er bewirkte 1873 die
Annahme eines Gesetzes gegen die Reblaus,
[* 8] 1881 die Einführung eines
Zolls auf fremde
Trauben und hatte 1892 Anteil an dem Zustandekommen
des Weingesetzes.
Auch sonst war er besonders in volkswirtschaftlichen und socialpolit. Fragen thätig, in denen er häufig
das Kommissionsreferat hatte. Insbesondere hatte er an der Ausgestaltung der
Kranken- undUnfallversicherung sowie der Invaliditäts-
und
Altersversicherung großen Anteil. 1887-90 war Buhl erster Vicepräsident des
Reichstags.
Bei den Reichstagswahlen im Juni 1893 kandidierte
er nicht wieder. Im Okt. 1885 wurde er zum lebenslänglichen Mitglied der bayr. Kammer der Reichsräte
ernannt.
Ludw. von, Physiolog, geb. zu
München,
[* 9] studierte in
München,
Wien,
[* 10] und nachdem er 1842-44 als Assistent am
Krankenhause in
München gewirkt hatte, noch in
Paris
[* 11]
Medizin. Nach
München zurückgekehrt, habilitierte er
sich 1847 daselbst für physik. Diagnostik, pathol.
Anatomie und
Mikroskopie. Zum Zwecke diagnost. Untersuchungen war ihm die innere
Abteilung des
Krankenhauses überlassen
worden. Im
Verein mit
Thiersch richtete er die pathol.-anatom.
Demonstrationen ein, wobei letzterer mehr die chirurgischen,
Buhl hingegen die innern Fälle behandelte.
Nach
Thierschs Abgang übernahm Buhl die Prosektur, wurde 1850 zum außerord. und 1859 zum ord. Professor der allgemeinen
Pathologie und der pathol.
Anatomie ernannt, und seit 1875 stand das neuerrichtete pathol.
Institut ganz
unter B.s Leitung. Buhl starb in
München. Seine bedeutendste
Arbeit ist die
Schrift:
«Lungenentzündung,
Tuberkulose
und Schwindsucht»
(Münch. 1872; 2. Aufl. 1874). Außerdem hat er eine große Anzahl von
Abhandlungen über
Typhus,
Cholera,
Leberkrankheiten,
Kindbettfieber u. s. w. veröffentlicht. Buhl gilt als Entdecker des konstanten
Vorkommens von
Pilzen in der
Diphtheritis und hat zuerst auf eine neue Pilzkrankheit im
Magen
[* 12] und
Darmkanal, die sog. Intestinalmykosis,
aufmerksam gemacht. Sein
Denkmal in
München wurde enthüllt.
1)
Amtsbezirk im bad.
KreisBaden,
[* 13] hat (1890) 29 911 (14 513 männl., 15 398 weibl.) E., darunter 610
Evangelische
und 265 Israeliten, 5845 Haushaltungen und 29 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des
Amtsbezirks Bühl, 12 km im
SW. von
Baden-Baden,
[* 14] im
fruchtbaren sog.
«GoldenenLande», am Sandbach, der hier Büllott heißt, am Ausgange eines Schwarzwaldthales und an der Linie
Karlsruhe-Appenweier der
Bad.
[* 15] Staatsbahnen
[* 16] und der Dampfstraßenbahn
Kehl-Bühl (39,1 km), ist Sitz eines
Bezirksamtes, eines Amtsgerichts
(Landgericht Offenburg),
[* 17] einer Domänenverwaltung, einer Bezirksforstei und hat (1890) 3002 (1437 männl., 1565 weibl.)
E., darunter 235
Evangelische und 258 Israeliten, Post zweiter
Klasse,
Telegraph;
[* 18]
eine kath., eine evang.
Kirche, eine
Synagoge,
ein aus der alten kath.
Kirche umgebautes schönes Rathaus, Steuereinnehmerei, eine
Industrie-,
Gewerbe-
und landwirtschaftliche Schule;
ansehnliche Wochen- und Jahrmärkte, bedeutenden
Handel mit Obst (Kirschen, Pflaumen,
Heidelbeeren), Hanf, Flachs,
Frucht, Kastanien
und Vieh, große Weinhandlungen, namentlich für den berühmten
Affenthaler Rotwein. 4 km nordöstlichAffenthal
(Weinbau);
östlich durch das Bühlerthal mit den berühmten
Gerthelbach-Wasserfällen und bedeutenden Holzsägewerken nach
den Luftkurorten Sand, Plättig und Hundseck.
Nahe bei Bühl das schön gelegene Kappelwindeck mit der Burgruine Windeck, seit 12. Jahrh.
Eigentum des Geschlechts der Windecker, 1370 verwüstet, seit 1723 badisch. Südlich von Bühl die vielbesuchte Wallfahrtskirche
Marialinden.
Joh.
Georg, Sanskritforscher, geb. zu Borstel bei
Nienburg
[* 23] in der preuß.
Provinz Hannover,
[* 24] studierte
1855-58 zu Göttingen,
[* 25]
¶
mehr
ging nach einem kurzen Aufenthalt in Paris 1859 nach London,
[* 27] wo er 1861 Assistent an der Privatbibliothek der Königin von
England wurde. 1862 erhielt er die Stelle eines Hilfsarbeiters an der Universitätsbibliothek zu Göttingen, 1863 wurde er
als Professor der orient. Sprachen nach Bombay
[* 28] an das Elphinstone-College berufen, 1864 ebenda auch zum
Professor der alten Geschichte ernannt, 1866 zum Oberaufseher der Sanskritstudien am Deccan-College in Puna, wo er im Verein
mit Kielhorn die «Bombay Sanskrit Series» begründete. 1867 kehrte er in seine Stellung am Elphinstone-College zurück, 1868 wurde
er Schulinspektor der nördl. Division (Gudschrat) und in demselben Jahre zusammen mit
Kielhorn (seit 1870 allein) mit der Aufsuchung von Sanskritmanuskripten betraut.
Beide Ämter hat er mit großem Erfolg verwaltet. Den öffentlichen Unterricht in einem Bezirk von 56000 engl. Quadratmeilen
mit etwa 5 Mill. E., in dem er bei seinem Antritt 730 Schulen mit 47 883 Schülern vorfand, hat er so sehr
gefördert, daß er 1880 bei seinem wegen Kränklichkeit erfolgten Abgange 1763 Schulen mit 101 970 Schülern zurückließ.
Ebenso bewerkstelligte er die Erforschung und Sammlung von Manuskripten auf mehrern Missionen nach verschiedenen Gegenden
Indiens mit den ausgezeichnetsten Resultaten.
Mehrere tausend Handschriften, ferner Sammlungen von Münzen,
[* 29] Kupferplatten u. s. w. sind
durch Bühler teils der ind. Regierung, teils europ.
Bibliotheken und Museen zugeführt worden. Nach seiner Rückkehr aus Indien wurde er 1881 Professor der altind. Philologie und
Altertumskunde an der UniversitätWien. Bühler schrieb: «A Digest of Hindu law» (verfaßt gemeinsam mit Sir R. West, 1867-69; 3. Aufl.
1881);
ferner gab er heraus «Pancatantra» (Tl. 2-5 in der «Bombay Sanskrit Series», 1868-69;4. Aufl. 1891),
«Âpastamba Dharmasûtra» (Tl. 1 u. 2, 1868-71; 2. Aufl. 1892),
das Prâkritglossar «Pâiyalacchî» (1878) und
übersetzte «Âpastamba and Gautama» (in Bd. 2 der
von MaxMüller herausgegebenen «Sacred Books of the East»),
Außerdem verfaßte Bühler einen Katalog der Sanskrithandschriften in Gudschrat, mehrere inhaltreiche Berichte über
seine Reisen und Handschriftenfunde, einen «Leitfaden für den Elementarkursus des
Sanskrit» (Wien 1883) und veröffentlichte zahlreiche Beiträge zum «Indian Antiquary», zu der «Epigraphia
Indica», zu der «Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft» (u. a. mehrere Aufsätze über die EdikteAçokas),
[* 30] auch Abweiser, Höfte, Kribbe, Schlechte, Schlenge, Spickdamm, Stacken, Schlickfang, Schlickzaun und Traverse, bei
einem Fluß ein vom Ufer aus in das Wasser hineingebauter Dammkörper, der durch seine Ausführung das
Wasser zur Veränderung seines Laufes zwingt. Nach dem Zwecke ihrer Anlage unterscheidet man: Schutzbuhnen, die
ein bedrohtes
Ufer vor der Gewalt der Fluten schützen;
Treibbuhnen, die durch den Angriff der Strömung den Abtrag einer Sandbank, einer Insel
u. s. w. bewirken;
Pfahlbuhnen oder Ankerbuhnen, welche Inseln stromaufwärts verlängern;
Schöpfbuhnen, die Wasser
sammeln sollen, um durch die Strömung die Vertiefung eines Kanals, eines verschlammten Flußbettes u. s. w. zu veranlassen.
Da das Wasser des Flusses bei Niedrig- und Mittelwasserstand nicht bis zur Oberfläche oder dem Rücken der Buhne hinaufreicht,
also alles Wasser vor dem Buhnenende vorbeizufließen genötigt ist, wird die Geschwindigkeit des Wassers im
Flusse vergrößert und kann derartig gesteigert werden, daß eine Austiefung des Flußbettes erzeugt wird. So vermag man durch
Anlage von in gleichmäßigen Abständen eine bestimmte Fahrstraße für die Schifffahrt herzustellen, und der Buhnenbau
wird dadurch zu einem wirksamen Mittel der Flußregulierung. (S. Flußbau.) Andererseits vermag das Hochwasser über die
nur bis zum Mittelwasser hoch reichenden Buhne hinweg zu strömen und bewirkt dort eine mehr oder weniger kräftige
Verlandung, d. h. Ablagerung von Sinkstoffen.
Das ins Ufer eingreifende Ende der Buhne heißt ihre Wurzel,
[* 31] das entgegengesetzte
der Kopf der Buhne, die stromaufwärts gerichtete Seite die Strichseite, die andere die Rückseite der
Buhne. Nach dem Material unterscheidet man Faschinenbuhnen aus Reisigbündeln, Steinbuhnen, Erdbuhnen aus Erde mit hölzernen
Umfassungen, Holzbuhnen u. s. w. Während in früherer Zeit häufig die Buhne als
Mittel zur Erreichung der verschiedensten Zwecke galten und oft nicht nur erfolglos, sondern sogar schädlich waren,
wendet man sie in der Neuzeit vorsichtiger an. Einer erfolgreichen Anlage von Buhne muß eine genaue Untersuchung
der Verhältnisse des Stroms, seiner Ablagerungsfähigkeit, der Beschaffenheit der Stromsohle vorausgehen. Bis zum Jahre 1878 waren
in der preuß. Elbe allein 4720 Buhne bereits erbaut, deren Zahl sich inzwischen noch vermehrt hat. Ebenso finden sie sich zahlreich
an der Oder, Weichsel und Memel,
[* 32] im Mittel- und Niederrhein.
Podium, nennt man einen in einen Raum eingebauten erhöhten Fußboden, der entweder zu größeren Schaustellungen
dient, wie die Theaterbühne (s. Theater),
[* 33] oder auch, wie die Rednerbühne, nur für einen einzelnen Vortragenden bestimmt ist
und in diesem Falle gewöhnlich mit einer verzierten Brüstung nebst einem kleinen Pult zum Auflegen eines
Textes ausgestattet ist.
sind halbrunde Dachlatten, die durch einmaliges Aufspalten gerader und schlanker, 5-7 m langer, 75-100 mm dicker
Stangen aus Nadelholz gewonnen werden.
Deutscher. Schon 1829 hatte Theaterdirektor Küstner den Plan eines Bühnen-Kartellverbandes gefaßt, um
die Achtung der Verträge bei Mitgliedern und Vorständen der Theater zu sichern. Erst im Mai 1846 konnte er, nachdem Intendant
Freiherr von Gall in Oldenburg
[* 35] seinerseits Vorschläge zu einem Kartell gemacht und die Hofbühnen von Hannover, Stuttgart
[* 36] und
Weimar
[* 37] beigetreten waren, eine allgemeine Aufforderung erlassen, die 32 Bühnen zu diesem Kartellverein,
zunächst mit fünfjähriger Dauer, versammelte. Das Kartell verpflichtete die Vorstände, keine Mitglieder anzustellen
¶
mehr
oder zu behalten und keine Gäste aufzunehmen, die Verbindlichkeiten gegen eine andere Kartellbühne haben. Ein jedesmaliges
Schiedsgericht sollte streitige Fälle ohne Berufung entscheiden, ein Präsidium das Kartell überwachen. Von Küstner kam
das Präsidium 1852 an Gall. Als aber der Verein, dem nun 47 Vorstände angehörten, 1858 in Dresden
[* 39] seine Wirksamkeit
auch auf die Vertragsformen und die Befreiung der Theatermitglieder von der Belastung durch Agenturen ausdehnen wollte, sank
trotz des Eifers von Hülsens, der das Präsidium übernahm, der Bühnenverein bis auf 10 Mitglieder.
Erst als man 1861 in Dresden alle weiter gehenden Tendenzen aufgab, sammelten sich die Mitglieder wieder (jetzt 176).
Nach den Satzungen von 1873 ist der Sitz des Bühnenverein Berlin,
[* 40] Vorsitzender der Intendant des Berliner
[* 41] Hoftheaters, also seit 1886 Graf
Hochberg, Vicepräsident der Intendant des Münchener Hoftheaters, jetzt BaronPerfall. 1858-62 gab der Verein ein «Theaterarchiv»
unter Leitung von Fr. Adami heraus: außerdem ging von ihm der erste Anlauf
[* 42] zu einer Altersversorgung und
Pensionsanstalt für Bühnenangehörige aus: die «Perseverantia», deren
Fonds 1880 an die 1871 begründete «Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger»
(s. d.) überging. Mit letzterer trat der in nähere Beziehung durch Vereinbarung eines Normalkontraktsformulars und Erweiterung
des Schiedsgerichts zum Austrage von Streitigkeiten zwischen Vereins- und Bühnenmitgliedern und wandte ihr jährliche
Benefize und Unterstützungen zu, die bisher 300000 M. betrugen. Ein 1890 entstandener Zwiespalt mit ihr wurde bald beigelegt.
oder Bohtori, Abū Abâda al-Walid, al-, arab. Dichter, geb. um 820 in der Nähe
von Haleb, gelangte durch Abu Temmâm (s. d.) zur Anerkennung, dichtete Ruhmgedichte zu Ehren der Chalifen in Bagdad
und anderer Vornehmen seiner Zeit. Auch hat er eine Hamâsa (s. d.) gesammelt, die aber nur in einer einzigen Leidener
[* 43] Handschrift
bekannt ist. Sein Diwân ist in Konstantinopel
[* 44] (2 Bde., 1301 d. H.)
gedruckt erschienen. Er gilt als Nebenbuhler des Abu Temmâm, mit dem er in der arab. Litteraturgeschichte vielfach verglichen
wird.
mittelalterliches Ritterkampfspiel, bei dem Haufe gegen Haufe kämpfte, während im Tjost der einzelne dem
einzelnen gegenüberstand. Im B. wurde zwar auch mit Speeren gekämpft und mit Schilden pariert;
aber da die Teilnehmer ohne
Rüstungen
[* 45] erschienen, mußten die Waffen ungefährlich sein.
Der Buhurt war demnach eine Art Paradestück,
in dem der Ritter seine Reitkunst und seine Fechtgewandtheit zeigen konnte, ohne das Leben, das bei dem Turnier (s. d.) immer
in Gefahr war, zu gefährden.
Societies (spr. bilding ßoßeiĭtihs), s. Baugesellschaften. ^[= und Baugenossenschaften. In den neuern Großstädten, die fortwährend eine starke Anziehungskraft ...]
Teil des russ. Gouvernements Simbirsk, hat 5415,2 qkm, 186 471 E., darunter 46000 Tataren, über 53000 Tschuwaschen, 5000 Mordwinen,
Ackerbau und Waldindustrie. - 2) Kreisstadt im Kreis Buinsk, 80 km nördlich von Simbirsk, an der links zur Swijaga gehenden Karla,
hat (1889) 5452 E., Post und Telegraph, 1 Kirche, t Moschee, 1 Kreisschule und Ackerbau;
(spr. büissóng), Ferdinand Edouard, franz. Pädagog, geb. in Paris, war, nachdem er in
Argentan, St. Etienne und ParisPhilologie und Pädagogik studiert hatte, 1866-70 Professor an der Akademie zu Neuchâtel, gründete
in Paris während der Belagerung im Verein mit andern ein von der kath. Geistlichkeit unabhängiges Waisenhaus, erhielt darauf
von J. Simon das Amt eines Inspektors der Volksschulen, aus dem er jedoch durch den Einfluß des Bischofs
Dupanloup bald wieder entfernt wurde. Er besuchte im Auftrage der Regierung die Ausstellungen in Wien (1873) und Philadelphia
[* 47] (1876) und erstattete darüber eingehende Berichte. 1877 wurde er Generalinspektor der franz. Volksschulen, und 1879 trat er
als Abteilungsdirektor ins Unterrichtsministerium ein. Buisson schrieb u. a. «De l'enseignement de l'histoire
sainte dans les écoles primaires» (Neuchâtel 1869),
«Sébastien Castellion» (2 Bde., Par.
1892) und gab mit andern ein «Dictionnaire de pédagogie et d'instruction primaire»
(4 Bde., ebd. 1882-86) heraus.
(spr. beutensorg, d. h. Sorgenfrei, in der Sundasprache Bogor), der Hauptort einer unter einem Assistentresidenten
stehenden Abteilung der niederländ. Residentschaft Batavia
[* 48] auf Java, liegt 58,75 km südlich von Batavia, 265 m
ü.
1) Kreis im nordwestl. Teil des russ. Gouvernements Kostroma, hat 3153,7 qkm, 70 327 E., Waldindustrie, Handel mit Holz
[* 50] und
Flachs. - 2) Kreisstadt im Kreis Buj, 182 km im NNO. von Kostroma, links der Kostroma, an der Mündung der Wjoksa in dieselbe,
hat (1889) 2232 E., Post und Telegraph, 3 Kirchen, 1 Kreisschule, Holzflößerei, Acker- und Gemüsebau. - Buj, 1536 als Festung
[* 51] gegen die kasanschen Tataren gegründet, kam 1719 zum Gouvernement Moskau,
[* 52] 1778 zum Gouvernement Kostroma und wurde 1802 Kreisstadt.
Staatsbahnen, hat (1890) 3348 (1566 männl., 1782 weibl.) meist poln.
sprechende E., darunter 512 Evangelische und 284 Israeliten, Post, Telegraph, Steueramt erster Klasse;
die viertgrößte und nördlichste der deutschen Salomoninseln (s. d.),
von der südlich gelegenen InselBougainville (s. d.) durch die
¶
mehr
Bukastraße getrennt. Im Westen der Insel der brauchbare Carola-Hafen. Buka ist für die Kolonisation Neuguineas von besonderm
Werte, da die sehr dichte Bevölkerung
[* 62] (auf 15000 geschätzt) bisher die besten und willigsten Arbeiter abgiebt.
[* 63] (rumän. Bucuresi, spr. bukurescht), Hauptstadt
des Königreichs Rumänien
[* 64] (früher nur der Walachei) und Residenz des Königs, im Distrikt Ilfow 82 m ü. d. SchwarzenMeer
an beiden Ufern der Dimbovija, 44° 25' nördl. Br. und 26° 6' 9'' östl. L. von Greenwich, 280 km westlich vom SchwarzenMeer entfernt, hat einen Umfang von 28 km und einen Flächenraum von 30 qkm. Da Bukarest schutzlos
in der Ebene liegt und besonders dem heftigen Nordostwind (crivēţu) und Südwind (austru) preisgegeben ist, so ist das Klima
sehr veränderlich.
Der vorherrschende Wind ist ONO., die mittlere Jahrestemperatur beträgt 10,60°, im Sommer oft über 40°, im Winter über
-20°, der Luftdruck im Mittel 754,08 mm. Der Anblick der Stadt ist freundlich und malerisch durch die
vielen Gärten ringsum sowie die meist mit hellglänzendem Blech gedeckten Häuser und die kuppelförmigen Türme der Kirchen.
Im Innern dagegen und namentlich in den Vorstädten treten noch viele Mängel orient. Städte hervor, elende Lehmhütten,
krumme und enge, staubige oder schmutzige Gassen.
Die Dimbovija ist seit 1887 reguliert und hat auf beiden Seiten mit Bäumen bepflanzte Chausseen; von den 12 Brücken
[* 65] sind
fünf aus Eisen
[* 66] und sieben aus Stein. hat 17 313 Häuser und 194 633, nach andern 225000 E. (fast ein Drittel Fremde), darunter 170000
Griechisch-Katholische, 15000 Römisch-Katholische, 11000 Protestanten, 25000 Israeliten, 1500 Armenier und 500 Mohammedaner.
Bukarest ist nach Konstantinopel und Budapest
[* 67] die bevölkertste Stadt des südöstl. Europa;
[* 68] die Rumänen nennen sie das «Paris des
Orients».
Seit 1885 wird an der Befestigung B.s auf Anregung und zum Teil nachEntwürfen des belg. GeneralsBrialmont
gearbeitet. Die Fortifikationslinie hat einen Umkreis von 72 km. Die Befestigungen sollen aus 18 Gürtelforts
bestehen in einer mittlern Entfernung von 13 km vom Mittelpunkt der Stadt. Zwischen den Forts und der Stadt soll eine innere
Umwallung erbaut, Stadt und Forts durch unterirdische Gänge miteinander verbunden und mit beweglichen Geschütztürmen
ausgerüstet werden. Die Gesamtkosten dieser Befestigung wurden auf 80 Mill. M. veranschlagt.
Straßen, Plätze, Denkmäler. Die Anzahl der Straßen und Gassen, von denen 57 in den Vorstädten nur geschottert, 507 mit
gewöhnlichen Steinen, andere dagegen, namentlich die nach dem Centrum hin gelegenen mit Quader- oder Ziegelsteinen von künstlichem
Basalt, mit Trottoirs von Steinplatten, künstlichem Basalt und Beton gepflastert sind, beträgt 797 mit einer Gesamtlänge von 416 km.
Die größten und schönsten sind der Boulevard, der die Stadt bereits von O. nach W. durchquert; Calca Victorici, die Lipscani
(Leipzigerstraße) und die Karlsstraße; die drei letztgenannten Straßen sind zugleich die bedeutendsten
in Bezug auf Gewerbe, Handel, Verkehr und Architektur. Die
aus Erz gegossene Reiterstatue des Woiwoden Michael des Tapfern (gest.
1601) ist 1876 gegenüber dem Universitätsgebäude errichtet, ebendaselbst in gleicher Entfernung von jener rechts die Marmorstatue
des Vaters der rumän. Litteratur, Jón Eliad Radulescu (1802-72), und links die des Erweckers
der nationalen Schule in der Walachei, Georg Lazar (1779-1823), beide 1886 eingeweiht; ferner die Marmorstatue des Fürsten
Cantacuzeno, des Erbauers des alten Kolzaspitals, und die der Fürstin Balascha, der Stifterin des Brankoveanspitals (die
beiden letztern von dem deutschen Bildhauer C. Storck ausgeführt).
Kirchen. hat 119 griech.-orthodoxe, 3 röm.-kath. und 2 prot. Kirchen (eine deutsch-evang. und eine ungar.-reform.),
ferner 1 große und 5 kleine Synagogen und 18 Bethäuser; unter ihnen sind hervorzuheben die Metropolitankirche (1656 erbaut, 1834 restauriert),
die Stavropoleoskirche (1724 erbaut), die Dómna Balascha (1880), die St. Gheorghe-, St. Spiridonkirche
und die neue kath. Kathedrale St. Joseph.
Weltliche Bauten sind das königl. Palais, das Universitätsgebäude, Nationaltheater
(7-800 Plätze), einzelne Ministerien, das Tribunal, der Kassationshof, das «Athenäum», die Landschaftsbank, die Nationalbank,
die Depositenkasse und die Münze; ferner die Militärschule, das Arsenal, die Staatsdruckerei, die AlexanderCuza- und Malmeson-Kaserne,
die großen Hospitäler der Ephorie- und Brankovanostiftungen; unter den Privatgebäuden sind hervorzuheben:
die Palais der Prinzen Stirbey und Sutzo, das Palais der österr.-ungar. Gesandtschaft und die
großen Hotels.
Verwaltung. An der Spitze steht der Gemeinderat (ein Bürgermeister [Philipescu], 3 Stellvertreter und 17 Mitglieder). Bukarest wird
in fünf Kommissionen oder Bezirke eingeteilt, die nach den Farben: rot, grün, gelb, blau und schwarz, benannt
werden. Jede dieser Kommissionen umfaßt mehrere Mahalaen oder Unterbezirke und Vorstädte, insgesamt 93. Die Polizei zählt 16 Offiziere
und 1068 Mann. Die Feuerwehr ist mangelhaft. Abflußkanäle haben 157 Straßen. Für gutes Trinkwasser hat man durch Anlage
einer Wasserleitung
[* 69] zu sorgen begonnen. Der größte Teil der Stadt ist mit Gas (100 km Leitungen, 4199 Flammen)
beleuchtet, das von dem Gaswerk bei Filaret zur Stadt geführt wird; doch giebt es noch über 3000 Petroleumlaternen. Das
königl. Palais, das National- und Ephorietheater, der Theaterplatz, der Boulevard, das Schlachthaus
und einige andere öffentliche und Privatgebäude sowie der Kisseleffgarten haben elektrische Beleuchtung
[* 70] (258 Lampen),
[* 71] die
noch weiter ausgedehnt wird.
Finanzen. Das Budget der Stadt belief sich 1892/93 auf 10 511 014 Frs. Die direkten Steuern betrugen 2,6, die indirekten 4,8
Mill. Frs.; auch wird ein Octroi erhoben. Die Verwaltung erfordert 1,38, die Armen- und Gesundheitspflege 0,34, Pflaster, Wasser
und Beleuchtung 3,06, Polizei 1,07, Schulen 0,59, Straßenreinigung
[* 72] 0,43 Mill. Frs. Die Schuld beträgt 72 223000
Frs. und erfordert einen Betrag von 4,09 Mill. Frs. Annuitäten.
Behörden. Bukarest ist die Residenz des rumän. Königs und der Sitz des Metropoliten
der autokephalen KircheRumäniens, der gesetzgebenden
¶
mehr
Körperschaften, der Regierung, des Appell- und Kassationshofs, der Distriktspräfektur, aller höhern Civil- und Militärbehörden
und eines kath. Erzbischofs, der Mittelpunkt des Post- und Telegraphenwesens. Fast alle Staaten Europas sind durch Gesandtschaften
und Konsulate vertreten.
hat an öffentlichen Gärten im N. die «Chaussee» vor derBarriere der Victoriastraße, in den dreißiger
Jahren vom russ. General Kisseleff angelegt, daher auch Kisseleffgarten genannt, im O. den Teiu- und Eliadgarten, im S. Filaret
und im W. den Park von Cotroceni, an den sich der botan. Garten
[* 74] anschließt. Im Innern liegen der Cismeginpark, vom Fürsten
Stirbey in den fünfziger Jahren angelegt, in dem 1890 Ausbaggerungen und Betonisierungen vorgenommen
wurden, der Episkopie-, Icóne-, St. Gheorghe- und St. Vineri-Garten sowie der Garten gegenüber der Universität.
Unterrichts- und Bildungswesen. Das ehemalige Kollegium St. Saba wurde 1884 zur Universität erhoben; dieselbe hat 67 Docenten
und 965 Hörer. Das Universitätsgebäude enthält außer den Hörsälen das naturhistor. und archäol. Museum,
die Pinakothek, die Schule der schönen Künste, das physik. Laboratorium,
[* 75] die freie Schule der polit. und administrativen
Wissenschaften und den rumän. Senat. Besondere Baulichkeiten besitzen die rumän.
Akademie mit Bibliothek und Sammlungen, die Staatsbibliothek, das bakteriolog., das meteorolog, und das biolog.
Institut und das chem. Laboratorium. Von Schulanstalten jeder Art hat
Bukarest 2 Lyceen, 4 Gymnasien, 1 Handelsschule, 1 Schule für Brücken- und Chausseebauten, die Offiziers-Applikations- und Kriegsschule,
die Centralschule für Ackerbau und Forstwesen, die pharmaceutische und höhere Normalschule, das Centralseminar, das Priesterseminar
«Metropolit Nifon», die Normalschule Karls I. und die Normalschulen für Lehrer und Volksschullehrer, das Konservatorium für
Musik und Deklamation, die Gewerbe-, Eisenbahn- und Telegraphenschule, das pädagogische Institut für Mädchen,
die Mädchensekundärschulen I und II und 2 Mädchenarbeitsschulen.
Die meisten dieser Anstalten verdanken ihre Entstehung den letzten zwei Jahrzehnten und sind in schönen vom Staat und der
Stadt erbauten Gebäuden untergebracht. Außerdem hat Bukarest 60 Volksschulen (27 für Knaben, 33 für Mädchen),
die von 6000 bez. 4000 Kindern besucht werden. Daneben bestehen zahlreiche Privaterziehungsanstalten und 2 Elementar-, eine
Real- und eine höhere Töchterschule der evang. sowie Knaben- und Mädchenschulen der kath. Gemeinde; doch fehlt es an geschulten
Lehrkräften.
An Wohlthätigkeitsanstalten ist Bukarest sehr reich. Es giebt 10 Civilspitäler, in denen Kranke ohne Unterschied
der Nation und Konfession unentgeltlich gepflegt werden, und nahe bei Bukarest befindet sich Marcuţa, eine Irrenanstalt. Seit dem
J. 1876 trat in Bukarest die Gesellschaft des Roten Kreuzes ins Leben und 1879 gründete die Königin Elisabeth das Institut der
Barmherzigen Schwestern. Im J. 1892 zählte Bukarest 8 Armenasyle (worunter 1 deutsches und 1 israelitisches), 2 Volksküchen
mit Nachtquartieren, ferner 2 Waisenerziehungsanstalten, wovon das bedeutendste, das Helenen-Asyl, unter dem Protektorat
der Königin Elisabeth steht.
Das Vereinswesen ist namentlich in der deutschen Bevölkerung sehr entwickelt; es giebt mehrere Unterstützungsvereine (Männer-
und Frauenvereine), 1 deutsche und 3 rumän. Freimaurerlogen, ferner Schützen-,
Turn- und Gesangvereine. An Zeitungen erscheinen in Bukarest täglich 18 rumänische, 3 französische, 2 deutsche, 2 griechische
und 1 jüdische, außerdem etwa 20-25 periodisch erscheinende Zeitschriften belletristischen und litterar. Inhalts.
Buch-, Kunst- und Musikalienhandlungen sind meist in Händen von Deutschen und Israeliten; das Bank-, Börsen-
und Versicherungswesen ist Domäne der Israeliten, Griechen und Rumänen. Die Handels- und Gewerbekammer entfaltet nur geringe
Thätigkeit. Der Wert der Einfuhr betrug 1891: 122,93, der der Ausfuhr 10,47 Mill. Frs. In letzterer ist Mehl
[* 77] (9,5 Mill. Frs.),
in ersterer sind Textil- (70), Metall- (16,5), Leder- (10,7), Papier- (5) und Holzwaren (2,7 Mill. Frs.) am wichtigsten; daneben
Steinkohlen (4), ferner Farbstoffe (1) und endlich Kolonialwaren (2,5 Mill. Frs.).
Verkehrswesen. Bis zur Thronbesteigung Karls I. lag das Verkehrswesen sehr danieder. Seither ist Bukarest der Knotenpunkt eines großen
Eisenbahnnetzes geworden, das sich über das ganze Land verbreitet. Die erste Eisenbahn war die von Bukarest nach
Giurgiu, von einer engl. Gesellschaft erbaut und 1869 eröffnet; ihr folgten dann die Linien
mit dem Anschluß an Ungarn
[* 78] und die Bukowina und an Siebenbürgen und mehrere Zweigbahnen; die wichtigste darunter die Linie
Bukarest-Fetesci an der Donau, welche nach Herstellung der begonnenen Riesenbrücke über die Donau
nach Cernavoda, die Hauptstadt unmittelbar mit Küstendsche (Constanza) am SchwarzenMeere verbinden wird. hat zwei Bahnhöfe,
[* 79] den Nord-und Südbahnhof. Der Verkehr in den Straßen der Stadt ist bis in die Nacht hinein ein sehr lebhafter
und wird durch Pferdebahnlinien, die nach verschiedenen Richtungen die Stadt durchziehen, sowie durch 639 Fiaker erleichtert.
An Vergnügungslokalen besitzt Bukarest außer dem Nationaltheater, in welchem neben der rumän.
zuweilen auch ital. Gesellschaften auftreten, den Ephoriesaal für Konzerte, Theatervorstellungen und Bälle, ferner das Athenäum
für Konzerte und Vorträge, dann eine Menge von Kaffeehäusern und Café chantants. 1888 hat Sidoli einen
Cirkus
[* 80] für die Wintersaison erbaut. Für die österr.-ungar. und die deutsche Kolonie bietet das österr.-ungar. Kasino sowie
die Liedertafel und der Turnverein die geselligen Vereinigungspunkte.
Geschichte. Bukarest verdankt seinen Namen der Sage nach einem Schafhirten, Bucur, der seine Niederlassung an der Stelle
der angeblich ältesten heutigen Bucur-Kirche der Stadt gehabt haben soll. Andere leiten es von bucurie, d. i. Freude, ab und
Bucuresci ließe sich mit «Freudenstadt» übersetzen, was jedoch sprachlich
nicht zu rechtfertigen ist. Gegen Ende des 14. Jahrh. erhob der Woiwode Mirtscha, der Alte, Bukarest zur Winterresidenz der walach.
Fürsten und baute hier den Fürstenhof, später und noch beute Curtea veche (d. i. der alte Hof)
[* 81] genannt. Erst mit
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714 dem Beginn der Fanariotenzeit (1716) wurde Bukarest ausschließlich Residenz der Walachei. 1789–91 war Bukarest von
den Österreichern besetzt. Am wurde der Friede zu Bukarest zwischen Rußland und der HohenPforte geschlossen, demzufolge
diese TeileBessarabiens und der Moldau mit den Festungen Choczim, Akjerman, Bender, Ismail, Kilia, zusammen
etwa 45000 qkm an Rußland abtrat, sodaß der Pruth bis zu seiner Mündung und von da an das linke Donauufer bis zur Mündung
in das SchwarzeMeer die Grenze wurde. Nach dem Frieden von Adrianopel 1829 hob sich die Stadt sehr und durch die 1859 (bez.
1862) erfolgte Vereinigung der Walachei und Moldau zum Fürstentum Rumänien ward Bukarest die Haupt- und Residenzstadt
des Staates. Am wurde zu Bukarest der Friede zwischen Serbien und Bulgarien geschlossen.
Vgl. Licherdopol, Bucuresti (1889).
Darca de sema a administratici comuneiBucuresci (Jahresbericht der Stadtverwaltung).
Horde oder Innere Horde, der Zweig der Kirgisen, der in den Steppen des europ.-russ.
Gouvernements Astrachan links der Wolga wohnt. Sein Gebiet umfaßt 77617 (nach Strelbitskij 92144) qkm, zerfällt in 7 Abteilungen
mit 85 Vorsteherschaften (staršinstva) und hat (1890) 46214 Kibitken mit 216850 E. (122868 männliche, 93982 weibliche).
Sie nomadisieren nur im Sommer und bringen den Winter in Erdhütten oder Häusern zu. Beständige Ansiedelungen
giebt es nur wenige, darunter der Hauptort Chanskaja Stawka (s. d.). Die Einwanderung
erfolgte 1801 unter Leitung des Chans Bukej (gest. 1815) von der Kleinen Horde, der wegen Streitigkeiten um die Chanswürde
den Hauptstamm verließ. Die Verwaltung, anfangs unter eigenen Chanen, kam 1847 an den Militärgouverneur
von Orenburg, 1876 an den Gouverneur von Astrachan. –
deutsche Station in Ostafrika, am Westufer des Victoria-Njansa, gegenüber der Insel Bukerebe,
unter 31°55' östl. L. (von Greenwich) und 1°24' (nach Pater Schynse 1°20'30") südl.
Br., in fruchtbarer, stark bevölkerter Gegend, wurde Nov. 1890 von Dr. Emin Pascha und Dr. Stuhlmann gegründet.
(d. h. Buchenland), ein zum cisleithanischen Teile der Österreichisch-Ungarischen Monarchie gehöriges Herzogtum,
grenzt
im N. an Galizien, im W. an Galizien, Ungarn und Siebenbürgen und im S. und O. an Rußland (Bessarabien)
und die Moldau, hat 10451 qkm und wird von den Karpaten in mehrern von SW. nach NO. niedriger werdenden parallelen Ketten durchzogen,
die im Giumalen (Dsumalen) 1859 m erreichen. Eine wichtige Verbindung zwischen der und Siebenbürgen ist
der Borgopaß (1200 m). Die Gewässer des Landes ergießen sich in das SchwarzeMeer.
Die Flüsse
[* 85] sind teilweise im Sommer wasserarm, übersteigen hingegen im Frühlinge und nach starken Regengüssen ihre Ufer
und richten dann arge Verheerungen an. Der Dnjestr bildet die nördl. Grenze gegen Galizien:
der Pruth durchfließt den NO., die Goldkörner führende, daher «Goldene" Bistritza den äußersten Süden;
Das Land hat zwar ein rauhes, aber gesundes Klima
[* 86] mit strengen Wintern. Doch
ist es im allgemeinen äußerst fruchtbar und besitzt schätzenswerte Reichtümer in den kräftigen, weit ausgedehnten Forsten,
die zum größern Teile dem griech.-orient. Religionsfonds gehören, üppigen Getreidefluren und fetten
Wiesen, in dem blühenden Bestände einer trefflichen Viehzucht- und einer allgemein verbreiteten Bienenzucht. Die Bevölkerung,
welche rasch wächst, betrug zur Zeit der Einverleibung in Österreich
[* 87] (1775) 75000 E., 1810: 223136, 1837: 314057, 1851:
380826, 1869: 513404, 1880: 571671 (285329 männl., 286342 weibl.), 1890: 646591
(324469 männl., 322 122 weibl.) E., d. i. 62 auf 1 qkm, d. i. eine Zunahme (1880–90) von 74920 Personen oder 13,1 Proz. Es
gab (1890) 128088 Häuser, 145639 Wohnparteien, 7 Städte, 336 Ortsgemeinden, 593 Ortschaften und 199 Gutsgebiete.
Die vorherrschende Religion ist die griechisch-orientalische (1890: 69,71 Proz.) mit einem
Erzbischof in der Landeshauptstadt Czernowitz
[* 88] (s. d.), der den Vorsitz im griech.-orient. Kirchenkongreß (24
geistliche, 24 weltliche Mitglieder) führt; 11,20 Proz. sind römisch-katholisch, 3,06 griechisch-uniert,
2,5 evangelisch und 12,80 Proz. Israeliten. Der Nationalität nach sind (1890) 41,77 Proz.
Ruthenen, 32,42 Rumänen, 20,78 Deutsche, 3,67 Polen, 0,01 Proz. Czechen; außerdem giebt es Lippowaner
und Großrussen.
Von der Bevölkerung hatten (1880) 2,54 Proz. höhere Schulbildung, 74,38
Proz. waren in der Land- und Forstwirtschaft, 13,76 im Bergbau,
[* 89] Industrie und Gewerbe, 5,31 im Handel thätig. Auch die Kulturverhältnisse
haben sich im letzten Jahrhundert außerordentlich gehoben, und die Bewirtschaftung des namentlich im
Thale der Suczawa, in der Ebene am Sereth und Pruth sehr fruchtbaren Landes steht bereits vielfach auf höherer Stufe als in
Galizien. 96,71 Proz. der Gesamtfläche des Landes können zum produktiven Boden gerechnet werden; hiervon entfallen wieder 43 Proz.
auf die Waldungen, 27,59 Proz. auf Äcker, 12,68 auf Wiesen, 10,09 auf Hutweiden, 2,4 auf Alpen
[* 90] und 0,78
Proz. auf Gärten. Der Ackerbau, welcher am besten in den nordöstl. Gegenden, zwischen Dnjestr und Pruth, gedeiht, lieferte
jährlich im zehnjährigen Durchschnitte 1879–88: 247409 hl Weizen, 406974 hl Roggen, 479181 hI Gerste,
[* 91] 702248 hl Hafer,
[* 92] 1179555
hl Mais, 41062 hl Hülsenfrüchte, 2000000 hl Kartoffeln, 2030000 Doppelcentner Heu, 200000 Doppelcentner
Flachs und Hanf. Die schlechte Ernte
[* 93] 1889 lieferte 133720 hl Weizen, 276540 hl Roggen,
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