Gregorianischen
Kalenders anfing und
bez. mit dem 20., 21. und 22. Nov. endigte. Ein welthistorisch berühmter
Tag ist der 18. Brumaire des
J. VIII an dem der
GeneralBonaparte das Direktorium stürzte und als Erster Konsul die Regierung übernahm. (S.
Napoleon I.)
Klebmasse zum Fangen und Vernichten der den Obstbäumen und andern
Laubhölzern schädlichen
Insekten,
[* 2] namentlich der Frostspanner, auch Reifmotten
(CheimatobiabrumataL.), von Ende Oktober bis Ende November. Man bindet
um die
Stämme einen 10-12 cm breiten, vorher mit verdünntem Tischlerleim grundierten Papierring oben mit Bindfaden fest,
umstreicht dann den
Ring mit dem lange klebrig bleibenden Brumataleim, mit dem dann die ungeflügelten weiblichen
Schmetterlinge,
[* 3] die als
Puppen in der Erde zugebracht haben und nach dem Auskriechen am Fuße des Baumstammes befruchtet worden
waren, gefangen werden. Erforderlich ist sorgsame Berücksichtigung des Erscheinens der
Tiere, um den
Ring zu rechter Zeit
anzulegen. Der Brumataleim kann aus denselben Materialien wie der zur Bekämpfung des
Kiefernspinners dienende
Raupenleim (s. d.) hergestellt werden.
Hauptstadt des Kantons Brumath (199,71 qkm, 21 Gemeinden, 24 367 E.) im Landkreis
Straßburg
[* 4] des
BezirksUnterelsaß,
an der Zorn und der Linie
Straßburg-Avricourt der Elsaß-Lothring. Eisenbahnen, 17 km nordwestlich von
Straßburg, hat (1890) 5548 E.,
darunter 2185 Katholiken und 465 Israeliten, Post,
Telegraph,
[* 5]
Amtsgericht (Landgericht
Straßburg), Steueramt, kath.
Dekanat,
ein Konsistorium Augsburgischer Konfession,Bürgerspital, kath.
Krankenhaus,
[* 6] Gerbereien, Ziegeleien,
Wein-, Hanf- und Tabakbau.
In der Nähe die kaiserl. Obstbauschule Grafenburg und 1
bez. 7 km südlich die Bezirksirrenanstalten (Direktion in Brumath) für
Unter-und OberelsaßStephansfeld und Hördt (1888: 1527
Kranke, 127 Wärter, 42 kath. Schwestern). - Brumath, das
Brocomagus der
Römer,
[* 7] wurde 1336 vom
KaiserLudwig dem
Bayer zur Stadt erhoben, gehörte seit 1480 den
Grafen von
Hanau-Lichtenberg,
dann bis 1789 den Landgrafen von
Hessen-Darmstadt und wurde 1801 an
Frankreich abgetreten. Im
Deutsch-FranzösischenKriege besetzten
es die Badenser und begannen von hier aus die
Operationen gegen
Straßburg.
Friederike
SophieChristiane, Reiseschriftstellerin und Dichterin, geb. zu Gräfentonna im
Gothaischen,
kam früh mit ihrem
Vater, Brun Münter (s. d.), nach Kopenhagen
[* 8] und ward 1783 Gattin
des Geb. Konferenzrats
Konstantin Brun (gest. in Kopenhagen; 1788 verlor sie das
Gehör.
[* 9] Sie unternahm mit ihrem
Gatten öfter
Reisen nach dem
Süden und brachte 1801 längere Zeit in Coppet bei Necker und dessen Tochter,
Frau von
Staël, zu. Sie starb in Kopenhagen.
Ihre ersten «Gedichte» (Zür. 1795) stehen
unter dem Einflusse Matthissons; später begeisterte sie sich auch für die Sache der Griechen poetisch. Eine
Beschreibung
ihres Jugendlebens enthält ihr letztes Werk, «Wahrheit aus Morgenträumen und
Idas ästhetische
Entwicklung»
(Aarau
[* 10] 1824).Ihre zahlreichen Reiseschilderungen («Prosaische
Schriften», 4 Bde.,
Zür. 1799-1801;
«Episoden», 4 Bde., ebd. 1807 fg.;
«Briefe aus
Rom»,
[* 11]
Dresd. 1816;«Röm. Leben», 2 Bde., Lpz.
1833) sind anziehend durch Mitteilungen über ihr Zusammentreffen mit
Klopstock, Matthison, Johs. von
Müller,
Bonstetten,
Zoëga,
Fernow, Angelika
Kauffmann u. a.
Rich.
FranzPhil., philol. Kritiker, geb. zu
Straßburg, erhielt seine
Bildung bei den
Jesuiten in
Paris
[* 12] und machte als
Kriegskommissar
die Feldzüge des Siebenjährigen
Krieges mit. Nach
Straßburg zurückgekehrt, widmete er seit 1760 alle
freie Zeit dem
Studium des
Griechischen. Während der
Französischen Revolution war Brunck eins der ersten und mäßigsten Mitglieder
der Volksgesellschaft in
Straßburg. In der Schreckenszeit wurde er verhaftet, nach
Besançon
[* 13] in das Gefängnis gebracht und
erst nach Robespierres
Sturz wieder freigegeben. Er starb Seine
Arbeiten bezogen sich namentlich
auf die Kritik der griech. Dichter. Zuerst erschienen von ihm die «Analecta
veterum poetarum Graecorum» (3 Bde., Straßb.
1772-76; 4. Aufl. 1785), dann der
Anakreon (ebd. 1778
u. 1786),
und hierauf mehrere
Stücke der griech.
Tragiker in einzelnen
Zusammenstellungen; ferner die
Ausgaben des
Apollonius Rhodius (ebd. 1780),
des
Aristophanes (3 Bde., ebd.
1781-83), der
«Poetae gnomici» (ebd. 1784), des
Virgilius (ebd. 1785) und die epochemachende des
Sophokles (2 Bde., 1786; 4 Bde.,
1786-89; 3 Bde., 1788-89). Von röm.
Dichtern hat Brunck außer
Virgil auch den Plautus (1788, nach der
BipontinerAusgabe) und den
Terentius(Basel
[* 14] 1797) bearbeitet.
(spr. brün),GuillaumeMarieAnne, franz. Marschall, geb. im Depart.
Corrèze, lebte beim
Ausbruch der Revolution als
Buchdrucker und Litterat in
Paris, wurde 1793 Oberst im
Heere der Republik,
ging 1796 unter Massena mit nach
Italien,
[* 16] zeichnete sich besonders bei Rivoli aus und trat an
AugereausStelle an die
Spitze einer Division. Nachdem er 1798 die
helvetische Republik im franz. Interesse und nach franz.
Muster errichtet hatte, erhielt er den Oberbefehl in
Italien, wurde dann Obergeneral in den
Niederlanden, schlug die Engländer
bei
Bergen
[* 17] und erzwang die Kapitulation von
Alkmar Nach der
Schlacht bei Marengo
[* 18] wieder in
Italien
Obergeneral, schlug Brune die
Österreicher mehrfach und schloß mit
Bellegarde einen Waffenstillstand, dem der Friede von Lunéville
folgte; doch hatte er hierbei nicht die Zufriedenheit Napoleons gewonnen, ebensowenig war dieser zufrieden mit B.s Thätigkeit
als Gesandter bei der
Pforte 1802-4 und als
Generalgouverneur der Hansestädte und Befehlshaber in
Pommern
[* 19] 1806 und 1807. Brune war 1804 zum
Marschall von
Frankreich ernannt worden. 1814 ging Brune zu
Ludwig XVIII. und dann wieder zu Napoleon über und war dann von rücksichtsloser
Strenge gegen die Königlichen. Am wurde er in
Avignon vom
Volke ermordet, als er auf der
Reise
von
Toulon
[* 20] nach
Paris dort erkannt wurde. -
Vgl.
Vermeil de Conchard, L'assassinat du maréchal Brune (Par. 1887).
¶
1) Bezirkshauptmannschaft in Tirol,
[* 22] hat 1837,55 qkm, (1890) 34 919 (17 069 männl., 17 850 weibl.) kath.
E., darunter 186 Militärpersonen; 5238 Häuser und 7089 Wohnparteien in 55 Gemeinden mit 119 Ortschaften und umfaßt die
Gerichtsbezirke Bruneck, Enneberg, Taufers und Welsberg. - 2) Bruneck (Brunecken), Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft
Bruneck, 30 km von Brixen und 105 km von Innsbruck,
[* 23] in 825 m Höhe im Pusterthale, am Fuß des felsigen Schloßbergs, im Norden
[* 24] von der Rienz bespült, in die hier der Tauferer Ahrnbach mündet, an der Linie Villach-Franzensfeste der Österr.
Südbahn, hat (1890) 2286 E., in Garnison (186 Mann) das 6. Tiroler Landesschützenbataillon «Pusterthal»,
Post, Telegraph, Bezirksgericht (252 qkm, 20 Gemeinden, 47 Ortschaften und 11 134 E.), ein altes Schloß (in 868 m Höhe),
ehemals Sommeraufenthalt der Fürstbischöfe von Brixen, jetzt Fronfeste, eine schöne Pfarrkirche (1850 abgebrannt und im
roman. Stil neu erbaut) mit Freskogemälden von Mader und altdeutschen, mit kunstvoller Schlosserarbeit
versehenen Schreinen (15. Jahrh.), ein Kapuziner- und ein Ursulinerinnenkloster und ein Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern.
Bruneck hatte bei der Überschwemmung von 1882 sehr viel zu leiden. Seither wurden große Quaimauern an der Rienz und eine eiserne
Brücke
[* 25] über dieselbe gebaut. In neuerer Zeit ist Bruneck eine der besuchtesten SommerfrischenTirols. - Die
Stadt wurde am Anfang des 12. Jahrh. vom Fürstbischof Bruno von Brixen, Grafen zu Kirchberg a. d. Iller (Schwaben), auf den ihm 1091 von
KaiserHeinrich IV. geschenkten Besitzungen gegründet, 1288 umgebaut und mit einer Burg versehen.
Hauptstadt des seit 1889 unter engl. Protektorat stehenden
Sultanats gleichen Namens im NW. der InselBorneo (s. d.), mit 30-35000 E., unweit der Mündung des gleichnamigen Flusses in
einer sumpfigen Niederung auf Pfählen erbaut, hat ein ärmliches, schmutziges, halbverfallenes Aussehen, und nicht unbedeutenden
Handel, hauptsächlich nach Singapur,
[* 26] und ein engl. Konsulat.
(spr. brünnéll), Isambard Kingdom, Sohn des folgenden, ein
ausgezeichneter Techniker, geb. zu Portsmouth,
[* 27] wo der Vater mit der Einrichtung des Klobenmechanismus beschäftigt
war. Seine Laufbahn als praktischer Ingenieur begann er 1826 unter dem Vater, den er beim Bau des Themsetunnels unterstützte.
Später widmete er sich vorzugsweise dem Eisenbahnbau
[* 28] und der Anfertigung von Maschinen und Apparaten für
die Dampfschiffahrt, wurde 1833 zum leitenden Ingenieur der Great-Western-Eisenbahn ernannt, für die er die Brücken
[* 29] über
die Themse zu Maidenhead und über den Wye zu Chepstow ausführte.
Ferner rühren von ihm her die Hungerforder Hängebrücke zu London,
[* 30] die Dockbauten zu Cardiff und Sunderland und der
Bau der damals größten Schiffe
[* 31] Great-Western (1835) und Great-Britain (1842). Auch an dem Bau der Conway- und Britanniabrücke
war er beteiligt. Bei Errichtung des Krystallpalastes war er durch Rat und That behilflich und gab dem Unternehmer Paxton die
Idee zu mehrern Verbesserungen des ursprünglichen Plans. Während des russ. Krieges wurde ihm 1854 die
Errichtung des Militärhospitals zu Renköi in den Dardanellen aufgetragen, eine Musteranlage mit Aquädukten für Wasserversorgung
und Schienenwegen für den Krankentransport vom
Landungsplatze. Brunel war es auch, der zuerst die Einführung der Schiffsschraube
in der engl. Flotte empfahl. Sein letztes und berühmtestes Werk war das riesenhafte eiserne
Dampfschiff,
[* 32] das anfangs den NamenLeviathan führte und später Great-Eastern getauft wurde. Er starb
in Westminster -
(spr. brünnéll),SirMarc Isambard, der Erbauer des ersten Themsetunnels, geb. zu Hacqueville im
franz. Depart. Eure, nahm 1786 Dienste
[* 33] in der
franz. Marine, wurde aber durch die Revolution 1793 zur Auswanderung nach Neuyork
[* 34] veranlaßt, wo er sich seiner Neigung zur
Mechanik und den verwandten Wissenschaften überließ, das Parktheater erbaute und auch die Leitung einer Kanonengießerei
und der Hafenbefestigungen übernahm; 1799 ging er nach England, wo er seitdem blieb.
Nachdem er 1806 für einen Klobenmechanismus zum Gebrauch der Marine eine öffentliche Belohnung erhalten,
baute er später für die Admiralität eine Sägemühle in Chatham. Seinen zu dieser Zeit schon ansehnlichen Ruf vergrößerte
er noch durch den Bau des Themsetunnels, den er in der Zeit von 1825 bis 1842 unter großen Schwierigkeiten
ausführte. (S. Tunnel.)
[* 35] Brunel war Vicepräsident der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu London, eine seltene Ehre für
einen Ausländer, und erhielt 1841 die Ritterwürde. Er starb -
oder Prünellen (Brignoles), wohlschmeckende geschälte und entkernte Pflaumen, welche
in Span- oder Holzkisten verpackt in den Handel gelangen.
Handelssorten sind: die französischen Brünellen, von flachrundlicher Form,
angenehm süßlich schmeckend, aus dem Depart. Lot-et-Garonne (Hauptversandplatz Brignoles, beste Marke die Pistoles);
die italienischen
Brünellen, länglich, gespalten, schmecken süßsäuerlich;
(spr. -ski; Brunellesco), Filippo, ital. Baumeister, geb. 1379 zu Florenz,
[* 36] gest. daselbst hatte
zuerst die Goldschmiedekunst
[* 37] gelernt und war von dieser zur Bildhauerkunst,
[* 38] dann zur Baukunst
[* 39] übergegangen. Mit
vielem Eifer trieb er mechan. und mathem. Studien und vertiefte sich in das neu erschlossene Studium der Antike. Er war der
erste, der die auf feste Regeln gegründete Wissenschaft der Perspektive zur Anwendung brachte. Angeblich mit dem Bildhauer
Donatello ging Brunelleschi nach Rom.
Hier widmete sich Brunelleschi 1405-15 dem Studium der alten Baudenkmale, um die mechan. Kenntnisse der alten Baumeister
zu studieren, damit es ihm möglich würde, die gewaltige Kuppel des 1296 angefangenen Doms von Florenz aufzuführen. Dabei
dienten ihm als Führer die Schriften des Vitruv, das Studium des Pantheon, der Thermen und anderer röm. Bauten. Als man zur
Vollendung der Domkuppel 1418 einen Wettbewerb ausschrieb, siegte nach manchen Kämpfen B.s Ansicht, die
Riesenwölbung ohne ein eigentliches Gerüst auszuführen und statt Einer ^[richtig: einer] Kuppel deren zwei (die äußere
als Schutzkuppel der innern) zu wölben. Man übertrug ihm nach vielem Widerstreit den Bau, den er auch bis 1431 vollendete; 1436 wurde
auch
¶
mehr
die Laterne feierlich geweiht. Zu den wichtigsten Bauwerken, welche Brunelleschi außerdem in Florenz aufführte, gehören die Kirchen
Santo
[* 41] Spirito und SanLorenzo, zwei Säulenbasiliken von schöner Raumwirkung und edlem antikisierenden Detail, sodann die Anlage
des in mächtigen Quadern aufgeführten Palastes Pitti, nach dessen System sich der toscan. Palastbau des 15. Jahrh.
entwickelt hat. Sein Relief für die Bronzethür von San Giovanni in Florenz, die Opferung des Isaak darstellend, ein Jugendwerk,
befindet sich neben dem von Ghiberti im Nationalmuseum daselbst. Außerdem rührt von ihm ein prächtiges, in Holz
[* 42] geschnitztes
Crucifix
[* 43] in Sta. Maria Novella zu Florenz her. Brunelleschi ist der erste große BaumeisterItaliens,
[* 44] der die got.
Formensprache durch die der Renaissance ersetzt hat; seine Domkuppel zu Florenz war ein Vorbild für die Peterskuppel zu Rom.
-
Vgl. Manetti, Vita di Brunelleschi (hg. von Moreni, Flor. 1812);
Guasti, La cupola di Santa Maria del Fiore (ebd. 1857);
von Fabriczy,
F. Brunelleschi. Sein Leben und seine Werke (Stuttg. 1892).
(spr. brünneh), Jacques Charles, franz. Bibliograph,
geb. zu Paris, gest. daselbst, machte sich zuerst durch mehrere Auktionskataloge bekannt,
unter denen besonders der des Grafen d'Ourches (Par. 1811) von Wert ist. Da das von ihm besorgte Supplement
zu Cailleau und Duclos' «Dictionnaire bibliographique» (Par.
1802) beifällig aufgenommen ward, schritt er zur Bearbeitung des «Manuel du libraire
et de l'amateur des livres» (3 Bde., ebd. 1810), arbeitete
seitdem unausgesetzt an der Vervollkommnung dieses seines Hauptwerks und gab der fünften Auflage (6 Bde., ebd. 1860-65; drei
Supplementbände von Deschamps und G. Brunet, 1870-80) ein nach Materien geordnetes Register bei. Von
seinen kleinen bibliogr. Arbeiten sind noch hervorzuheben: «Notice sur les différentes éditions des Heures gothiques» (Par.
1834) und «Recherches bibliographiques et critiques sur les éditions originales des cinq livres du roman satirique de Rabelais»
(ebd. 1852).
Pierre Gustave Brunet, franz. Gelehrter, geb. zu
Bordeaux,
[* 45] hat eine Reihe vorzüglicher bibliogr. Arbeiten und Beiträge zur Kenntnis der franz. Mundarten veröffentlicht:
«La France littéraire au XVe siècle, ou Catalogue raisonné des ouvrages imprimés en langue française jusqu'à l'an 1500»
(1865),
«Les fous littéraires» (1880) u. a. m.
-
Vgl. Laporte, J. C. et Pierre Gustave Brunet (Par. 1884).
Ferdinand, franz. Litterarhistoriker, geb. zu Toulon, wurde in Marseille
[* 46] und Paris vorgebildet, 1875 ständiger Mitarbeiter und Redaktionssekretär der «Revue des Deux Mondes», 1886 Docent an der Normalschule
zu Paris, 1893 Mitglied der Französischen Akademie. Brunetière gewann bald einen großen Einfluß auf seine Schüler,
die er in streng wissenschaftlicher Weise zu schulen bestrebt war. In seiner Theorie von der «Evolution des genres dans l'histoire
de la littérature» (Bd. 1, Par.
1890) geht Brunetière von dem Standpunkt aus, daß die franz. Litteratur des 17. Jahrh.
den Höhepunkt litterar.
Vollkommenheit bezeichne, aber schon den Keim des Evolvierens, d. h. des Sichverschlechterns in sich trage. Von seinen übrigen
Schriften sind zu nennen: «Études critiques sur l'histoire de la littérature française» (Par.
1880),
von der Akademie preisgekrönt, «Nouvelles études
critiques» (ebd. 1882),
«Études critiques» (3e série, ebd. 1887,
und 4e série, ebd. 1892),
«Histoire et littérature» (Bd.
1-3, ebd. 1884-86),
Otto, Botaniker, geb. um 1488 zu Mainz,
[* 49] studierte in Mainz Theologie, trat später in ein Kartäuserkloster,
ging aber dann nach Straßburg, trat hier zum Protestantismus über und wurde luth. Prediger. Schließlich wandte er sich noch
der Medizin zu und siedelte als Arzt nach Bern
[* 50] über, wo er 1534 starb. Brunfels war der erste, der ein Werk über
die in Deutschland
[* 51] wachsenden Pflanzen herausgab, und zwar schon mit Abbildungen, u. d. T. «Contrafayt
Kreuterbuch» (2 Tle., Straßb. 1532-37); Linné nannte ihn deshalb den «Vater der Botanik».
Brunst, Brunstzeit, die Begattung und Begattungszeit beim Elen-, Edel-, Dam-, Reh-, Gemswild
und Steinbock. Sucht der Hirsch
[* 52] zu dieser Zeit das weibliche Wild (Tier) auf, so «tritt er auf die Brunft». Die Brunft fällt
gewöhnlich in den Januar beim Steinbock, in den August beim Rehwild, in den September bei Elen- und Edelwild, in den Oktober
bei Damwild, in den November bei der Gemse. Nach der Brunft ist das Wild «abgebrunftet».
Brunft wird seltener auch vom Schwarzwild gesagt. BeimBären wird dieselbe Zeit Bärzeit genannt, sie fällt in den Mai und währt
etwa einen Monat.
(Brunehilde), Tochter des westgot. Königs Athanagild, 567 vermählt mit König Sigibert von Austrasien (Metz).
[* 53] Als ihre Schwester Galsuintha (s. d.) von ihrem Gemahl König Chilperich I. von
Neustrien (Paris und Soissons) um der Buhlerin Fredegunde (s. d.) willen ermordet worden war,
empfing sie nach dem Spruch eines fränk. Gerichts als Buße mehrere Städte. 575 ließ Fredegunde den König Sigibert ermorden,
aber wurde von Chilperich als Gefangene gehalten.
Nun begann sie einen leidenschaftlichen Kampf gegen Fredegunde. Zuerst gewann sie 576 Chilperichs eigenen
Sohn Merovech zum Beschützer und Gemahl, und als dieser von seinem Vater 577 in den Tod getrieben war, erlangte sie in Austrasien
die Herrschaft im Namen ihres Sohnes und nach dessen Tode 596 im Namen ihrer Enkel und endlich ihrer Urenkel. Von 585 bis 613 herrschte
sie von Metz aus über Austrasien und zeitweise auch über Burgund mit solcher Kraft,
[* 54] daß sie Jahrhunderte
im Gedächtnis des Volks lebte. Sie mußte dabei beständig mit den gewaltthätigen Großen kämpfen, denen sie endlich 613 erlag.
Fredegundens Sohn Chlothar II. kam den Großen zu Hilfe, B.s Heer löste sich auf, sie selbst wurde gefangen
und zu Tode gemartert. Brunhilde war damals über 60 J. alt. Die gegen sie
¶
mehr
erhobenen Anklagen lassen sich nur im Hinblick auf die gewaltthätige Richtung jener Zeit beurteilen. -
L. Double, Brunehaut (Par. 1878, ganz phantastisch).
Die Brünhild, die in der deutschen Heldensage als Gemahlin Gunthers, des Königs der Burgunden, als Feindin von Kriemhild
und deren Gemahl Siegfried erscheint, dessen Ermordung durch Hagen
[* 57] sie veranlaßt, ist nicht die austrasische Brunhilde, sondern,
wie schon ihr Name («Kämpferin im Panzer») andeutet, eine mythische Walküre (Brynhild). Im ursprünglichen Mythus erlöst
Siegfried sie aus flammender Lohe, vergißt sie aber später, durch dämonische Mächte verführt, über Kriemhild (nordisch
Gudrun) und liefert sie Gunther aus; Eifersucht und Verzweiflung treiben sie zur Rache an dem einst Geliebten,
dem sie dann in den Tod folgt. Diese Sagenfassung ist in der Edda deutlich, schimmert im Nibelungenliede (s. d.) nur noch leise
durch und ward von R. Wagner und W. Jordan wieder aufgenommen.
Leonardo, aus Arezzo, weshalb er sich Aretino nannte, ital. Humanist, geb. 1369, studierte
in Florenz die Rechte, wurde dann durch Chrysoloras (s. d.) den klassischen Studien zugeführt. Seit 1405 päpstl. Geheimschreiber,
begleitete er Johann XXIII. 1415 auf das Konzil zu Konstanz.
[* 58] Nach der Absetzung des Papstes kehrte er nach Florenz zurück.
Durch die «Historiarum Florentinarum libri XII» (Straßb.
1610), im Auftrage der Republik übersetzt von Donato Acciaioli (Vened. 1476; neue Ausg.
des lat. und ital. Textes Flor. 1856-60), erwarb er sich das Bürgerrecht in Florenz und wurde 1427 Staatssekretär der Republik.
Er starb Florenz (Statue von Rossellino in S. Croce) und Arezzo wetteiferten, durch prächtige
Leichenfeiern und Denkmäler sein Andenken zu ehren.
B.s Verdienste um die Ausbreitung des Studiums der griech. Litteratur bestehen vorzüglich in lat.
Übersetzungen des Aristoteles, Demosthenes, Plutarch u. s. w. Unter seinen vielen übrigen Schriften sind hervorzuheben: «De
bello italico adversus Gothos» (Vened. 1471 u. ö.),
«Commentarius rerum suo tempore gestarum» (ebd.
1476; italienisch 1475),
«Libellus de temporibus suis» (ebd. 1485),
eine Abhandlung in griech. Sprache
[* 59] über die florentin.
Staatsverfassung sowie die reichhaltigen «Epistolae familiares» (ebd. 1472 u. ö.; Ausg. von
Mehus, Flor. 1741). Die BiographienDantes und Petrarcas (Perugia 1671; Flor. 1672 u. ö.) schrieb er italienisch. Seine
Novelle «De amore Giuscardi et Sigismundae filiae Tancredi», aus Boccaccios «Decameron», IV, 1 übertragen,
ist oft gedruckt, auch italienisch und französisch. -
Vgl. Klette, Beiträge zur Geschichte und Litteratur der ital. Gelehrtenrenaissance
(2.Teil, Greifsw. 1889).
(frz.), Bräunen, eine technische Operation, die bezweckt, Metallwaren mit einem braunen Überzuge, einer
künstlichen Rostschicht, zu versehen, um ihnen den Glanz zu benehmen und sie vor dem natürlichen Rosten
zu schützen. Der wirksamste Schutz für Eisenwaren ist Eisenoxyduloxyd, das man durch Glühen des Eisens unter bestimmten Bedingungen
oder durch Einwirkung überhitzter Wasserdämpfe auf Eisen
[* 60] bei einer Temperatur von etwa 650° C. erzeugt.
Zum Brünieren stählerner Geschützrohre und Gewehrläufe ist öfteres Beizen mit einer Mischung von 10 g Eisenvitriol,
2,5 g Eisenchlorid und 85 g destilliertem Wasser sowie starkes
Polieren mit Leinöl oder Wachs erforderlich. Schwerere Rohre
werden nicht brüniert, sondern mit Ölfarbe gestrichen. Das Brünieren des Kupfers, das man bei Münzen,
[* 61] Theemaschinen und andern
Kupfergeräten anwendet, beruht darauf, daß auf den betreffenden Gegenständen eine dünne Schicht von
Kupferoxydul erzeugt wird. (S. Bronzieren und Bronziersalz.) -
Vgl. Büchner, Die Metallfärbung (Kiel
[* 62] 1891).
der, Bergübergang auf der Grenze der schweiz. Kantone Bern
und Obwalden,
verbindet Luzern
[* 63] und den Vierwaldstättersee
mit dem Berner Oberland. Die Brünigstraße, 1862 vollendet, von Luzern
bis nach Brienz 57 km lang, verläßt
bei Alpnach-Stad den Vierwaldstättersee, zieht sich der Aa und dem Sarnersee entlang zu dem kleinen, 1836 tiefer gelegten
Lungernsee hinauf und erreicht auf der Berner Grenze bei 1004 m die Paßhöhe, unterhalb welcher sie sich teilt, um links
nach Meiringen, dem Hauptort des Haslithals, rechts nach Brienz und Interlaken zu führen. Die 1889 vollständig
eröffnete Brünigbahn (zum Teil schmalspurig, zum TeilAdhäsions- und Zahnstangenbahn, s. schweizerische Eisenbahnen) bietet
landschaftlich weniger als die Paßstraße, überwindet aber die Entfernung von Luzern
bis Meiringen und Brienz in 3 bez. 3 ⅔ Stunden.
Heinr., Archäolog, geb. zu Wörlitz bei Dessau,
[* 67] studierte zu Bonn,
[* 68] ging 1843 nach Italien und durchwanderte 1853 Unteritalien,
um für das Inschriftenwerk von Mommsen und Ritschl das weitzerstreute Material zu sammeln, kehrte dann nach Deutschland zurück
und war 1854-56 Privatdocent und Kustos der Universitätsbibliothek inBonn. 1856 ging er wieder nach
Rom und wurde daselbst Sekretär
[* 69] des Archäologischen Instituts. Im Verein mit Henzen und durch die Unterstützung der preuß.
Regierung gelang es ihm, das Institut einer neuen Blüte
[* 70] entgegenzuführen und zu einem Mittelpunkt für die Bildung jüngerer
Archäologen zu machen.
Seit 1865 ist Brunn Professor der Archäologie an der UniversitätMünchen
[* 71] und Konservator des Münzkabinetts,
seit 1867 Konservator der Vasensammlung des Königs Ludwig I. in München, seit 1888 Direktor der Glyptothek. Unter B.s gelehrten
Arbeiten sind die bedeutendsten die «Geschichte der griech.
Künstler» (2 Bde., Stuttg.
1853-59; 2. Aufl., ebd. 1888-89),
«I rilievi delle urne etrusche» (Bd.
1, Rom 1870) und die «Griech. Kunstgeschichte» (Buch 1, Münch. 1893).
Sonst sind zu nennen: «Die Philostratischen Gemälde gegen Friederichs verteidigt» (Lpz.
1861),
1) Bezirkshauptmannschaft, ohne die Stadt in Mähren,
[* 80] hat 1227,87 qkm, (1890) 147 842 (70 281 mannl., 77 561 weibl.)
E., darunter 267 Evangelische und 1529 Israeliten; 19 557 Häuser und 31 264 Wohnparteien in 199 Gemeinden
mit 288 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Brünn (Umgebung), Eibenschitz und Tischnowitz. - 2) Brünn, czech. Brno, Stadt
mit eigenem Statut, Hauptstadt von Mähren und Sitz der Bezirkshauptmannschaft Brünn, liegt 49° 11' 39'' nördl.
Br. und 16° 40' östl. L. von Greenwich, in 227 m Höhe und in einer
fruchtbaren Gegend, zum Teil auf einer Anhöhe in schöner Lage, am Zusammenfluß der Schwarzawa und Zwittawa, hat 16,68 qkm
Fläche und hatte 1831: 35 948, 1880: 82 660, 1890: 94 462 (45 349 männl., 49 113 weibl.) E., 2665 Häuser, 18 247 Wohnparteien;
in Garnison (3747 Mann) das 8. mähr. Infanterieregiment «Erzherzog
KarlStephan», das 4. Bataillon des 99. mähr. Infanterieregiments «Georg I., König der Hellenen», das 17. und 25. mähr. Jägerbataillon,
die 5. und 6. Eskadron des 6. mähr. Dragonerregiments «Albrecht, Prinz von Preußen»
[* 81] und die 19. Batteriedivision. 1890 betrug
die Zahl der Eheschließungen 808, Geburten 3021, Sterbefälle 3348.
Anlagen, Straßen, Denkmäler. Die unregelmäßig gebaute innere Stadt ist an Stelle der 1860 niedergelegten Festungswerke mit
schönen Anlagen umgeben, um die sich ansehnliche Vorstädte mit breiten Straßen angebaut haben. In denAnlagen des Franzensberges
steht ein Obelisk (20 m) aus grauem Marmor, zum Andenken an die Kriege von 1813 bis 1815 errichtet. Von
den 7 öffentlichen Plätzen sind erwähnenswert der Große Platz mit einer Mariensäule und einem von Prokop wiederhergestellten
Hause mit reichen Sgraffitomalereien, der Krautmarkt mit einem Brunnen und einer Dreifaltigkeits- und Mariensäule, der Elisabethplatz
mit schönen Anlagen und hervorragenden Neubauten; die Technische Hochschule, das I. deutsche Gymnasium,
das von Hansen erbaute slaw. Vereinshaus (Besední dům), die Kronprinz-Rudolf-Bürgerschule und die deutsche Turnhalle, von
Prokop erbaut; ferner der Dominikanerplatz, der Lažanskyplatz mit der Thomaskirche, der Statthalterei (frühern Augustinerkloster,
jetzt Wohnung des Statthalters) und dem 1890 vollendeten Deutschen Haus.
Gebäude. hat 17 Kirchen und 6 Kapellen, u. a. die Domkirche St. Peter und Paul auf einem felsigen Hügel,
im 15. Jahrh. im got. Stil erbaut, 1645 von den Schweden
[* 82] zerstört, später im Zopfstil wiederhergestellt;
die schöne got.
dreischiffige Hallenkirche St. Jakob, 1502 vom MeisterAnton Pilgram begonnen, mit kühn zugespitztem Turm (93 m), Glasmalereien
in den Fenstern von Geyling (Wien) und Zettler (München);
die Minoritenkirche mit schönen Fresken, dem
Lorettohause und der heil. Stiege;
die schöne got. Augustinerkirche (14. Jahrh.) im Königskoster
der Vorstadt Altbrünn mit Altarbild von J. Potter, die Kapuzinerkirche mit einer Gruft, wo die Gebeine des Pandurenführers
Trenck ruhen, und die neue evang. Kirche in streng got. Stil (nach FerstelsPlänen).
Jenseit des Bahnhofs
die prächtige Synagoge im maur. Stil von Schwendewein und Romano. Von weltlichen Gebäuden seien genannt das neue Landhaus, der
Versammlungsort des
Landtags, 1881 eröffnet, das Rathaus mit got. Portal und Altertümern, 1511 erbaut, das alte Landhaus,
jetzt Eigentum der Stadt, fast ganz erneuert, die Staatsgewerbeschule, das 1882 vollendete Gewerbemuseum
nach Plänen von Professor Schön in Wien, die Gebäude der Militärökonomiekommission und des Militärkommandos, die große
sog. Jesuitenkaserne (ehemaliges Kloster), die 1882 vollendete Landwehrkaserne, das große Krankenhaus, die bischöfl. Residenz,
das adlige Damenstift zu Maria-Schul, die Oberrealschule und das 1882 errichtete Theater
[* 83] (das erste elektrisch
beleuchtete Europas).
Verwaltung. Die Stadt hat seit 1850 eigenes Gemeindestatut; die gesamte städtische Verwaltung liegt in den Händen der Gemeindevertretung,
an deren Spitze ein aus ihrer Mitte auf 3 Jahre gewählter Bürgermeister steht und die für den Bereich der Stadt auch die
Obliegenheiten einer staatlichen Verwaltungsbehörde erster Instanz versieht. Die Einnahmen betrugen
(1889) 1 922 005 Fl. (davon 319 186 Fl. außerordentliche), die Ausgaben 1 922 005 Fl. (davon 463 507 Fl. außerordentliche).
Das Vermögen bestand aus 2 544 073 Fl., welches frei verfügbar war und 3 418 222 Fl., welches gestiftet war. Die Schulden
betrugen 2069489 Fl.
Behörden. Brünn ist Sitz der Landesbehörden für das Kronland Mähren, nämlich der Statthalterei, der Finanzlandesdirektion
und des Oberlandesgerichts für Mähren und Österreich-Schlesien; ferner der mährisch-schles. Postdirektion, der Landeshauptkasse,
eines Landesgerichts, einer Geniedirektion, der 4. Infanterietruppendivision, der 8. Infanteriebrigade, des 4. Landes-Gendarmeriekommandos,
eines Monturdepots, Garnisongerichts, einer Bezirkshauptmannschaft (Brünn Umgebung), eines Bezirksgerichts
(505 qkm, 79 Gemeinden, 87 Ortschaften, 80 406 E.), einer Polizeidirektion, einer Finanz-Bezirksdirektion, einer Finanzprokuratur,
einer Steueradministration, eines Hauptzoll- und Hauptsteueramts; endlich eines kath. Bischofs und eines prot. SuperintendentenAugsburgischer Konfession.
Unterrichts- und Bildungswesen. hat eine theol. Diöcesananstalt (1890: 180 Besucher), eine technische Hochschule (1850 gegründet, 200 Studierende), 2 deutsche, 1 czech.
Obergymnasium, 1 czech. Untergymnasium, 2 deutsche, 1 czech. Oberrealschule, 1 deutsche und 1 czech. Lehrer- und 1 deutsche
und 1 czech. Lehrerinnenbildungsanstalt, 1 Webeschule, je 1 deutsche und czech. Staatsgewerbeschule, 2 allgemeine gewerbliche
Fortbildungsschulen, 2 Handelsschulen, 1 Musikschule, 6 Bürger-, 22 öffentliche und 12 Privatvolksschulen; eine
Landwehroffizier-Aspirantenschule und in Karthaus bei Brünn eine Infanteriekadettenschule.
Außerdem sind zu erwähnen 1 Knabenseminar, 1 Blinden- und 1 Taubstummeninstitut, 17 städtische Kindergärten, viele wohlthätige
und Humanitätsanstalten, darunter namentlich eine öffentliche Kranken- undIrrenanstalt, 1 Gebär-, 1 Waisenanstalt, 1 Rettungsanstalt
für verwahrloste Knaben, 1 Siechenhaus, 4 andere Krankenhäuser und 1 Garnisonlazarett; ferner 1 Zwangsarbeitshaus.
Auch befindet sich zu Brünn die Mährisch-Schlesische Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde
und das Landes-(Franzens-) Museum zur Aufsammlung aller mährisch-schles. Erzeugnisse der Natur,
Kunst
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mehr
Wissenschaft und des Gewerbefleißes, Gewerbemuseum, das städtische Archiv mit alten Handschriften und Druckwerken (Brünner
Stadtrechte), 1 Gewerbe-, 1 Musik-, 4 Gesang-, 1 Turn-, 1 Stenographen- und 1 Kunstverein.
Industrie, Gewerbe, Handel. Brünn ist die wichtigste Fabrikstadt der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, daher das österr.
«Manchester»
[* 85] genannt, für Schafwollindustrie, besonders Tuche, die europ. Ruf haben. Von besonderer Bedeutung
ist auch die Fabrikation von Leder, Spinnerei- und Webereimaschinen, ferner von Spiritus,
[* 86] Fruchtessig, Zucker,
[* 87] Öl, Kratzen,
Handschuhe, Schuhwaren, Segeltuch, Kochgeschirr, endlich die Dampfmüllerei und Bierbrauerei.
[* 88]
Die gewerbliche Thätigkeit hat einen lebhaften Handel zur Folge, und Brünner Fabrikate, besonders Tuche, Schafwollwaren und
Emaillegeschirr, werden nach allen TeilenÖsterreichs und Deutschlands,
[* 89] nach dem Orient, nach England und
Amerika
[* 90] ausgeführt. Auch hat Brünn besuchte große Märkte, 4 im Innern der Stadt und 3 in Alt-Brünn. Der Handel und das Geldgeschäft
werden durch zahlreiche Banken unterstützt, so die Mährische Eskomptebank, Filialen der Österreichischen Nationalbank und
der Österreichischen Kreditanstalt für Handel und Gewerbe, 1 Sparkasse, 1 Hypothekenbank der Markgrafschaft
Mähren, 1 Filiale der Anglo-Österreichischen Bank, 1 Spar- und Vorschußkasse, 1 Filiale der Prager «Zivnostenska banka»
und 1 Leihbank. Auch besteht eine Handels- und Gewerbekammer.
Umgebung. Im W. der Stadt erhebt sich der Spielberg (288 m) mit prächtigen Parkanlagen. Auf ihm liegt eine Citadelle, ursprünglich
Festung
[* 92] und markgräfl. Schloß, 1740-1855 Staatsgefängnis, jetzt Kaserne. Hier starb 1749 der bekannte Pandurenoberst von
Trenck als Gefangener und saß 1822-30 der ital. Dichter Graf Silvio Pellico gefangen, der diese Jahre in
seinem Werk «Le mie prigioni» beschrieben hat. (Vgl. Trapp, Der Spielberg in Brünn, historisch beschrieben, Brünn 1873.) In der
Nähe des Spielbergs der Franzensberg (s. oben unter Anlagen u. s. w.). Zu erwähnen ist auch der Augarten, ein sehr schöner
Park, in engl. Geschmacke angelegt, der vom KaiserJoseph II. für Besucher geöffnet wurde. Ein anderer
Vergnügungsort jenseit der Schwarza ist der etwas entferntere Schreibwald mit der bürgerlichen Schießstätte.
Geschichte. Die Stadt Brünn bestand bereits 884 (der Spielberg war im 10. Jahrh. schon ein festes Schloß) und hat mehrmals schwere
Belagerungen erfahren, so 1428 durch die Hussiten, 1467 durch König Georg von Böhmen, der die Einwohner
wegen ihrer Parteinahme für den Ungarkönig Matthias Corvinus züchtigen wollte, und im Dreißigjährigen Kriege durch die
Schweden unter Torstenson, die aber 1645 unverrichteter Sache abziehen mußten. Für diese tapfere Verteidigung erhielt Brünn
große
Vorrechte. Nach der Kapitulation zu Ulm,
[* 93] und der Einnahme Wiens verlegte Napoleon den Kriegsschauplatz
in die Nähe von Brünn, bis die Schlacht bei dem nahen Austerlitz
[* 94] den Preßburger Frieden herbeiführte. 1809 sprengten die Franzosen
die bedeutendsten Befestigungswerke des Spielbergs. Im Kriege von 1866 wurde Brünn 12. Juli von Truppen der preuß. Ersten Armee unter
Prinz FriedrichKarl besetzt und 13. Juli das königl. Hauptquartier dorthin verlegt. -
Vgl. d'Elvert, Versuch
einer Geschichte B.s (Brünn 1828);
eine Schutzwaffe, vom frühen Mittelalter bis zu dessen Ausgange in Gebrauch, war ursprünglich wohl ein
aus derbem Stoff gefertigtes, mit Platten von Horn oder Metall belegtes Schutzgewand, später vorzugsweise aus Stahlringen
hergestellt, die gewöhnlich auf Leder, Filz, Loden u. dgl. übereinandergreifend aufgenäht, mit der
Zeit aber ineinander verflochten wurden. Die Brünne hatte zuerst die Form eines mit Ärmeln versehenen, bis zu den
Knien reichenden Rockes oder Hemdes, mit Kapuze, die den Kopf schützte.
Als der Schädel durch die Eisenhaube geschützt wurde, ward die an deren unterm Bande befestigt; sie schrumpfte mit
der Zeit noch weiter zusammen und schützte später nur noch den Hals. Volle Klarheit über die Brünne sowie über ihr Verhältnis
zum Halsberc, der größtenteils demselben Zweck wie die Brünne diente und vielleicht nur der französische, aber
dem Deutschen entnommene Ausdruck für Brünne ist, hat, trotzdem die Dichter die Brünne oft erwähnen, noch
nicht gewonnen werden können.
[* 15] im eigentlichen Sinne sind Sammeleinrichtungen für die Wasserversorgung (s. d.). Sie waren schon in früher
Zeit Gegenstand künstlerischer Ausstattung. Reste solcher haben sich von allen antiken Völkern erhalten, namentlich in Pompeji,
[* 95] wo sie teils plastisch, teils mit Mosaik geschmückt erscheinen. Die Mohammedaner liebten, wie alle orient.
Völker, Brunnen inmitten ihrer Höfe, wofür der Löwenbrunnen in der Alhambra als Beispiel gelten kann. Namentlich im Mittelalter
verwendete man viel Sorgfalt auf den Schmuck der Brunnen, da sie ursprünglich kirchliche Bedeutung hatten, wie denn
der Kantharus (s. d.), das Reinigungsbecken inmitten des Vorhofes der Kirchen, ebenso wie das Taufbecken
in der Kirche selbst vielfach mit in Verbindung gebracht wurden.
Aber auch die auf Märkten zu Nutzzwecken aufgestellten Brunnen erhielten in got. Zeit
kunstvolle Ausstattung. Der 1408 errichtete Brunnen auf dem Altstadtmarkt zu Braunschweig
[* 96] (s. Tafel: Brunnen I,
[* 84]
Fig. 3), der Schöne
Brunnen zu Nürnberg, ein edles Werk des 14. Jahrh. (s.
Fig. 4), zeigen eine mehr plastische und eine vorwiegend architektonische Auffassung, wie letztere der Brunnen zu Freiburg
[* 97] i. Br. und zahlreiche
andere schlanke Spitzsäulen mit Baldachinen und Statuen in den Formen der Gotik wiederholen. In Italien dagegen stellen die Brunnen meist
breite Becken und Schalen dar, so der Brunnen zu Perugia (1374-1380), die Fonte Gaja zu Siena (Anfang des 15. Jahrh.).
- Die Renaissance schuf eine große Anzahl von kunstreichen in fast allen Ländern, besonders in Italien. Sie bildete
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