Kurbel
[* 2] K eine geneigte
Stellung, um den
Teig bequemer herausnehmen zu können. Die Bollandsche
Maschine
[* 3] eignet sich nicht allein
für Großbetrieb, sondern auch für kleinere
Bäckereien; letzternfalls ist sie zweckmäßig durch eine
Gaskraftmaschine
[* 4] in
Bewegung zu setzen. Eine ausschließlich für Großbetrieb passende
Maschine der
Borbecker Maschinenfabrik in
Berge-Borbeck bei
Essen
[* 5]
a. d.
Ruhr giebt
[* 1]
Fig. 3. Bei derselben erfolgt das erste Anmengen des Mehls und Wassers bis zur dicken
Breikonsistenz in einem hölzernen, mit einem von unten betriebenen Rührwerk versehenen Bottich A. Ist hier die Anmengung
vollzogen, so läßt man den Brei durch Eröffnung des Verschlusses eines am
Boden befindlichen hölzernen
Schlauchs
B in den unterhalb des Bottichs aufgestellten eisernen Cylinder C gleiten, in dem eine stehende, durch Maschinenkraft
gedrehte
Welle sich befindet. Auf letzterer sind in einer nach unten verlaufenden
Spirale zahlreiche
Arme und
Messer
[* 6] aufgezogen,
die das zugeführte Mehl
[* 7] auf das innigste mit dem Brei verarbeiten. Hat derTeig seine richtige Konsistenz
erlangt, so wird ein seitlich angebrachter Schieber D geöffnet, worauf der
Teig durch die abwärts drückende Wirkung der
Arme derWelle in Form eines runden
Stranges auf den Rollentisch E geschoben wird.
Der fertige
Teig ist nach der
Größe der darzustellenden Brote zu zerteilen, wobei zu berücksichtigen
ist, daß jedes fertige Brot
[* 8] ein bestimmtes Gewicht haben muß.
Da aber während des
Backens eine große Menge Wasser aus dem
Teige verdunstet, so muß dem für jedes einzelne Brot bestimmten Teigstück ein gewisses Übergewicht gegeben werden,
dessen
Größe für jede Brotsorte und jede Brotgröße durch Erfahrung festgestellt ist; je kleiner das
Brot, um so größer muß verhältnismäßig das Übergewicht genommen werden, je fester, trockner der
Teig, um so geringer
kann das Übergewicht sein.
UnsereBäcker nehmen zu einer Semmel von 50
g ein Übergewicht von 28 Proz., also 64 g
Teig, für größere Roggenbrote beträgt
das Übergewicht 11 - 15 Proz.
In den meisten kleinern
Bäckereien wird der
Teig für jedes einzelne Brotstück
abgewogen, eine höchst zeitraubende
Arbeit, die man in größern
Bäckereien durch Anwendung von
Teilmaschinen erheblich verkürzt.
Die
Teilmaschinen, von denen mehrfache Konstruktionen in Gebrauch sind, haben die Einrichtung, daß in ihnen der gewöhnlich
für 50 Brote bestimmte und in einer
Masse abgewogene
Teig in einer flach cylindrischen Form zunächst
zu einem flachen, gleichmäßig dicken Kuchen gedrückt und dann durch
Messer, die sich in
Schlitzen der Formplatte vertikal
bewegen, in die entsprechende Zahl von
Stücken zerschnitten wird.
Eine solche von C. Wachtel in Offenbach
[* 9] konstruierte
Teigteilmaschine ist in
[* 1]
Fig. 4 dargestellt. Der
Teig
wird auf die Formplatte C gelegt, darauf dem Deckel E eine solche
Drehung gegeben, daß er sich genau über C befindet; indem
man diese
Bewegung ausführt, hebt sich zugleich der
Ring D und bildet einen dichten
Abschluß zwischen der Formplatte und dem
Deckel, sodaß der
Teig nunmehr in einer flachen, allseitig geschlossenen
Büchse sich befindet. Durch
eine
Drehung am Schwungrade B, deren
Größe durch einen Schieber reguliert ist, hebt sich nunmehr die Formplatte C und preßt
den
Teig ganz gleichmäßig in den darüber befindlichen Hohlraum; wird alsdann der Schieber herausgezogen und das Schwungrad
B weiter gedreht, so erheben sich die Schneidemesser aus
den
Schlitzen der Formplatte und zerteilen den
Teig in gleichmäßig große
Stücke.
Dreht man B zurück, so ziehen sich die
Messer in die Formplatte zurück, die Formplatte geht in ihre normale
Stellung bei
der Weiterdrehung von B herunter; dreht man dann den Deckel E zur Seite, so setzt sich zugleich der
Ring
D in seiner niedrigsten
Lage auf einen untern Rand der Formplatte und die Teigstücke liegen zum Abnehmen bereit, worauf ihnen
dann nur noch die richtige Form gegeben zu werden braucht. Nach dem Formen bringt man die Teigstücke in einen warmen
Raum, um die Gärung weiter fortschreiten zu lassen. Durch die dabei entwickelten
Gase,
[* 10] die durch die Zähigkeit der
Masse
am Entweichen verhindert werden, findet dabei das Aufgehen oder
Schwellen des
Teigs statt, und dieses wird im ersten
Stadium
des
Backens, beim Warmwerden, beendet.
In demTeige ist das
Stärkemehl größtenteils unverändert, sodaß man es durch Anrühren mit Wasser und
Abschlemmen daraus abscheiden kann.
In demMaße aber, wie der
Teig beim
Backen erwärmt wird, geht eine Umwandlung des
Stärkemehls
vor, es bindet das Wasser fest, der schmierige, klebrige
Teig verwandelt sich in nicht mehr feucht erscheinendes Brot, die
Form der Stärkekörner verschwindet, und der
Teig verwandelt sich in eine strukturlose, zusammenhängende,
in sich homogene
Masse.
Diese Umwandlung erfolgt bereits bei Wärmegraden unter dem Siedepunkt des Wassers. Die
Stellen des entstehenden Brotes, die
stärker erhitzt werden, nehmen ein oberflächlich geschmolzenes, glänzendes Aussehen an dadurch, daß das entwässerte
Stärkemehl in einen andern Körper, in Dextrin, verwandelt wird, wodurch die
Ursache zur
Bildung der Kruste
gegeben ist.
Endlich in noch höhern Wärmegraden werden die
Bestandteile der Kruste weiter zersetzt, sie färbt sich gelb
und braun, womit das
Merkmal zur Beendigung des Backprozesses gegeben ist; würde man das Brot über diesen Zeitpunkt im Ofen
lassen, so würde man eine schwarze, kohlige
Masse erhalten. Die Hitze des
Backofens soll bei großen Broten 250° C., bei
kleinen 200° C. nicht überschreiten. -
Große Brote von 4 kg brauchen etwa 60 - 80 Minuten, kleines Gebäck erfordert verhältnismäßig
kürzere Zeit zum Garwerden. Da Mehl 12 - 16 Proz., Brot dagegen 27 - 38 Proz.
Wasser enthält, so erhält man im allgemeinen aus 100
Teilen Mehl 120 - 135
Teile Brot.
Von allen Einrichtungen, deren sich die
Gewerbe bedienen, hat sich wohl keins so unverändert während Tausenden von Jahren
erhalten wie der
Backofen. Die gleichen Formen, die in den Zeichnungen
Ägyptens sich dargestellt finden,
dieselben Konstruktionen, die die
Ausgrabungen von
Pompeji
[* 11] wieder an das
Tageslicht gefördert haben, sind noch heute in großer
Zahl vorhanden. Erst die neueste Zeit hat zu verbesserten Einrichtungen geführt, die aber immer noch nicht so verbreitet
sind, wie sie es verdienen.
Die verschiedenen Formen des jetzt gebräuchlichen
Backofens lassen sich in drei
Klassen vereinigen. Bei
der ersten erfolgt die
Heizung
[* 12] im Innern des Backraums. Dieser wird durch seine vordere Öffnung, das Mundloch, mit Holz
[* 13] gefüllt,
das entzündet den
Rauch aus dem Mundloch ausströmen läßt. Ist die erforderliche
Temperatur erreicht, so werden die glühenden
Kohlen aus dem Ofen gezogen und der
Teig wird eingebracht, nachdem
Asche und
Ruß beseitigt sind. Das
Backen
des Brotes erfolgt hier
¶
mehr
durch die Wärme,
[* 15] die während des Anheizens in dem Mauerwerk der Sohle und des Gewölbes aufgespeichert ist; ist diese verbraucht,
so muß das Anheizen von neuem erfolgen. Dazu ist als Brennmaterial nur Holz zu gebrauchen, da alle übrigen Heizstoffe durch
den Geruch ihrer Verbrennungsprodukte das Brot verderben würden. Eine bereits verbesserte Form dieser
Art giebt
[* 14]
Fig. 2. In derselben ist A der Backraum mit seinem Mundloch B, von dem hintern Ende der etwas ansteigenden Herdsohle
geht hier ein Kanal
[* 16] ab, der die Verbrennungsprodukte des Holzes in den Kamin führt; ein Schieber läßt den Kanal nach dem
Anwärmen des Ofens absperren, um die Wärme darin zurückzuhalten.
Bei der zweiten Art der Öfen
[* 17] erfolgt die Heizung außerhalb des Backraums in seitlich oder unter der Sohle angebrachten Feuerungen,
die dann jedem beliebigen Brennmaterial angepaßt werden können. Hierdurch hat man es in seiner Gewalt, dem Ofen jede beliebige
Temperatur zu geben und die Wärme unbegrenzt lange auf gleicher Höhe zu erhalten. Eine solche Einrichtung,
für Steinkohlenfeuer konstruiert, ist in
[* 14]
Fig. 7 u. 8 im Längenschnitt und Querschnitt dargestellt.
Hier sind an der Stirnseite des Ofens zwei Feuerungen B vorhanden, von denen die Wärme in Kanälen teils unter der Sohle,
teils über das Gewölbe
[* 18] des Backraums A hergeleitet wird; will man nach einer beendigten Backung die
Hitze im Ofen rasch steigern, so kann man die an jeder Seite des Ofens angebrachten Doppelschieber a öffnen, wodurch die
Glut des hell, ohne Rauch brennenden Feuers auf kurze Zeit direkt in den Backraum geleitet wird. Ein Ofen dieser
Form ist seit langer Zeit in der Militärbäckerei in Hannover
[* 19] in Gebrauch.
Eine dritte Konstruktion, von Perkins erdacht und in neuerer Zeit vielfach von Wieghorst in Hamburg
[* 20] ausgeführt, beruht auf
der Erwärmung mittels erhitzten Wassers.
[* 14]
Fig. 5 zeigt diese Einrichtung im Längsschnitt. Die Erhitzung
des Backraums A erfolgt hier durch je zwei Roste B, von denen der eine sich an der Decke,
[* 21] der andere über
der Herdsohle befindet; jeder derselben besteht aus 30 gezogenen schmiedeeisernen Röhren.
[* 22] Diese sind an beiden Enden geschlossen
und mit Wasser gefüllt.
Das eine Ende der Röhren ragt in einen an der Hinterwand des Ofens angebrachten Heizraum C, wo das Wasser
die erforderliche Wärme aufnimmt, um sie im Backraum abzugeben. Am vordern Ende des Ofens befindet sich ein Thermometer
[* 23] und
Manometer,
[* 24] letzteres mit einem der Heizrohre verbunden. Sollte sich hier eine zu hohe Temperatur oder zu starker Druck ergeben,
so hat man nur durch Öffnen der Klappen D kalte Luft in den Heizraum strömen zu lassen, um jeden beliebigen
Wärmegrad herzustellen.
Eine weitere wesentliche Vervollkommnung dieses Ofens besteht darin, daß seine Herdsohle beweglich ist. Sie wird von einer
Eisenplatte E gebildet; diese geht mittels Rollen
[* 25] auf Eisenschienen F, die außerhalb des Ofens noch um die Herdlänge
verlängert sind. Hiermit fällt das schwierige und lästige Einsetzen und Ausziehen der Brote weg. Die Eisenplatte wird vor
Beginn des Backens aus dem Ofen gezogen, mit den geformten Teigstücken belegt und dann durch einen Anstoß in den Ofen geschoben,
nach beendigtem Backen aber auf die Außenschienen gezogen, hier entleert und sofort frisch beschickt.
Der von Urbanitzky konstruierte, mit Gasfeuerung
[* 26] betriebene Backofen
[* 14]
(Fig. 6) besitzt
auf der hintern Seite einen hohen Füllschacht
F, der nur einmal des Tags mit Kohlen beschickt zu werden braucht. Die Verbrennungsluft tritt durch den Rost R und unterhalb
der Feuerung durch einen mit feuerfesten Ziegeln gitterartig ausgesetzten Raum G ein. Die Heizgase umspülen
dann in Kanälen allseitig den Backraum Brot. Der zum Backen nötige Wasserdampf wird in langen, im obersten Zuge liegenden Röhren
von geringem Durchmesser erzeugt. Durch Stellung der Schieber S wird die Heizung, durch Zulassen kalter Luft im Kanal K die
Temperatur geregelt. - Über den Nährwert des Brotes s. Nahrungsmittel.
[* 27] (S. auch Bäcker.)
oder Abendmahlsprobe, eine Art Gottesurteil (s. d.). ^[= 1) Bezirk im schweiz. Kanton Thurgau, hat (1888) 14921 E., darunter 2416 Katholiken, in 9 Gemeinden. ...]
ein zweckmäßiges Getränk für Kranke, das man durch Übergießen einer Scheibe gerösteten Weizen- oder
Roggenbrotes mit kochendem Wasser herstellt und dem man nach dem Durchseihen und Abkühlen wohl auch noch Zucker
[* 31] und etwas
Citronensaft hinzufügt.
(spr. brukähr), Charles de, belg.
Staatsmann, geb. zu Brügge, stammte aus einer in Lüttich
[* 32] und Limburg
[* 33] begüterten adligen Familie, trat 1815 in
die niederländ. Artillerie, schied aber 1819 aus dem Heere, wurde Abteilungschef bei der Provinzialregierung für Limburg
und 1828 kommandierender Major der «Schutterij» in Mastricht. Als Deputierter der Limburger Provinzialstaaten
in die Zweite Kammer der Generalstaaten (1826) gesandt, schloß er sich der liberalen belg. Minorität
an, zu deren Hauptführern er gehörte, trat 1829 aus dem Staatsdienst und schlug sich 1830 auf die Seite der Revolution.
Er wurde in die Verfassungskommission gewählt und stimmte im Nationalkongreß für die ewige Ausschließung des
Hauses Oranien wie für die Berufung des Herzogs von Nemours auf den belg. Thron.
[* 34] Unter der Provisorischen Regierung war er Chef
des Finanzausschusses, dann Finanzminister des Regenten. Nach den unglücklichen Kriegsoperationen gegen Holland (Aug. 1831)
wurde er zum Kriegsminister ernannt und erwarb sich durch kräftig durchgeführte Organisationsmaßregeln große Verdienste,
gab aber schon im März 1832 wieder seine Entlassung. Zwei Jahre darauf wurde er
¶
mehr
Direktor der Münze, übernahm 1834 an der neugegründeten Universität zu Brüssel
[* 36] eine Professur, später auch an der Brüsseler
Handelsschule. Nachdem er 1848 zu Brüssel wieder in die Kammer gewählt worden, ernannte ihn der Minister Rogier zum Bürgermeister
der Hauptstadt. Brouckère starb -
(spr. brukähr),Henri de, belg. Staatsmann, Bruder des vorigen, geb. 1801, war beim Ausbruch der belg. Revolution
Staatsanwalt zu Roermond und trat in den Nationalkongreß, wo er als Sekretär
[* 37] eine anerkennenswerte Thätigkeit entwickelte.
Er befand sich unter den Kommissarien des Kongresses, die zur Verständigung mit Prinz Leopold über dessen
Thronkandidatur nach England geschickt wurden. In der Abgeordnetenkammer, wo er zuerst für Roermond, dann seit 1833 für
Brüssel ununterbrochen saß, bis das Inkompatibilitätsgesetz von 1848 ihn darauf verzichten hieß, kämpfte er gegen
die Ausbreitung des klerikalen Einflusses.
Nachdem er während vieler Jahre Rat am BrüsselerAppellhofe gewesen, wurde er 1840 zum Gouverneur von
Antwerpen
[* 38] ernannt und 1844 nach Lüttich versetzt, nahm aber 1846, nach dem Eintritts de Theux' ins Kabinett, seine Entlassung.
Er war 1849-52 belg. Minister beim päpstl. Stuhle und andern ital. Höfen, trat dann nach dem Rücktritt des Kabinetts Frère-Rogier
an die Spitze eines sog. Versöhnungsministeriums, in dem er das Departement
des Auswärtigen übernahm. Sein Hauptverdienst als Minister war, die durch den Staatsstreich gestörten Beziehungen zu Frankreich
sowohl in polit. als ökonomischer Hinsicht wiederhergestellt zu haben. Nach seinem Rücktritt wählte ihn der
BezirkMons
[* 39] im Juni 1856 zum Deputierten, als welcher er bis 1870 in liberalem Sinne fortwirkte. Seitdem
erblindet, lebte er zurückgezogen in Brüssel, wo er starb.
andVaux (spr. bruhm änd wahks), Henry, Lord, brit. Staatsmann, geb. in
Edinburgh, studierte daselbst, bildete sich sorgfältig durch die Lektüre der alten Redner sowie durch praktische Redeübungen
aus und ließ sich nach einer Kontinentreise 1800 als Sachwalter nieder. Schon mit 17 Jahren hatte er einen Essay über die
Geschwindigkeit des Lichtes in den «Philosophical Transactions» veröffentlicht. 1803 erschien seine «Inquiry
into the colonial policy of the European powers» (2 Bde.).
Er war Mitgründer und Mitarbeiter der 1802 in Edinburgh entstandenen «Edinburgh
Review».
Als polit. Schriftsteller ebenso wie als Anwalt that er sich hervor, siedelte 1805 nach London
[* 40] über und trat 1810 ins Parlament.
Dort kämpfte er für Negerbefreiung und Handelsfreiheit und war entschiedener Gegner des Anschlusses
Englands an die Heilige Allianz. 1820 erwählte die Königin Karoline Brougham zu ihrem Anwalt in dem von Georg IV. gegen sie angestrengten
Scheidungsprozeß, und es gelang ihm, durch diese Verteidigung große Popularität zu erhalten, wenn auch sein Verhalten aus
persönlichen Gründen dabei nicht ohne Tadel war.
Größere Verdienste erwarb er sich um die Volkserziehung (vgl. seine in vielfachen Auflagen erschienenen «Practical observations
upon the education of people», zuerst Lond. 1825; deutsch von
Klöden, Berl.
1827), er beförderte die Stiftung der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse und wirkte 1826-27 eifrig bei
der Gründung der LondonerUniversität mit. Die UniversitätGlasgow
[* 41] hatte ihn 1825 zum Lord-Rektor erwählt.
Im Parlament, wo er von 1816 bis 1830 Winchelsea vertrat, stand er in Opposition zum damaligen Toryregiment; als Canning an
die Spitze trat (1827), näherte er sich der Regierungspartei.
Nach Wellingtons Sturz wurde er Nov. 1830 zum Lord-Kanzler ernannt und als Lord Brougham ins Oberhaus erhoben.
Hier forderte er die Parlamentsreform und führte Verbesserungen im Justizwesen ein, obgleich er dabei sein eigenes Diensteinkommen
bedeutend verminderte. Bei der Wiederkehr der Tories 1834 schied er aus, und seine eigene nicht sehr lautere Haltung beim
Abgang Greys (s. d.) bewirkte, daß er auch von den künftigen
Whigministerien kein Amt mehr erhielt. Er bewahrte eine selbständige Stellung, war im Parlament außerordentlich thätig,
ließ sich aber durch Gereiztheit zu übereilten Schritten und oft sehr inkonsequentem Verhalten hinreißen.
Die franz. Februarrevolution von 1848 erfüllte ihn zuerst mit solcher Begeisterung, daß er, der einen stattlichen Landsitz
bei Cannes besaß, daran dachte, selbst als franz. Bürger an den dortigen Vorgängen teilzunehmen; schon 1849 aber
verurteilte er sie in einem «Schreiben an den Marquis von Lansdowne» in
schärfster Weise, wie er den früher gescholtenen ZarenNikolaus 1850 als Hort der Civilisation pries und als früherer Feind
jeder Negersklaverei im amerik.
Bürgerkrieg für die sklavenhaltenden Südstaaten Partei nahm. Er besaß hohe Verstandesschärfe, einen klaren, dabei rhetorisch
glänzenden Vortrag und war ein Meister der parlamentarischen Debatte. In seiner außeramtlichen Zeit war er in Politik, Geschichte
und Naturwissenschaften litterarisch thätig. Als er sich schon vom polit. Leben ganz zurückgezogen hatte, gründete er in
seinen letzten Lebensjahren noch die «National association for the promotion of
social science». Er starb kinderlos auf seinem Schloß bei Cannes.
Von Lord B.s Werken sind, außer den «Speechesat the bar and in parliament» (Lond. 1838; neue Aufl., 4 Bde.,
1843),
den «Opinions on politics, theology and law» (ebd. 1837) und dem «Essay on the British constitution»
(ebd. 1844),
besonders zu nennen die histor. Werke: «Sketches of statesmen of the time of George III.» (3 Bde., ebd. 1839-43)
und «Lives of men of letters and science who flourished in the time of George III.» (ebd. 1845: zweite
Serie, ebd. 1846),
in welchen letztern besonders die SchilderungVoltaires Beachtung verdient. Seine physik. Untersuchungen
erneuerte er 1850 mit der Abhandlung «Experiments and observations on the properties of light»,
denen 1852 und 1853 weitere Arbeiten über denselben Gegenstand und «Analytical view of Newton's
[* 42] principia»
(Lond. 1855) folgten. Eine Sammlung seiner Schriften: «Critical, historical and miscellaneous works» (10
Bde., ebd. 1857; 2. Aufl., 11 Bde.,
ebd. 1868), wurde von ihm selbst herausgegeben. Eine neue vollständige Ausgabe einer Werke erschien in 11 Bänden (Edinb.
1872-73). Im 11. Bande befindet sich eine von Ralph Thomson zusammengestellte Liste seiner litterar. Arbeiten, deren
Zahl 133 ist. Aus seinem Nachlasse gab sein Bruder heraus: «The life and times of¶
mehr
Henry Lord Brougham, written by himself» (3 Bde.,
Edinb. 1871). Auch von dem ihm zugeschriebenen Roman«Albert Lunel» erschien nach seinem Tode eine neue Ausgabe (3 Bde., Lond.
1872). -
Vgl. Campbell, Lives of Lord Lyndhurst and Lord Brougham (Lond. 1869).
(spr. braut'n), John Cam Hobhouse, Lord, brit. Staatsmann, geb. in
London als Sohn eines reichen Brauers. Er studierte gleichzeitig mit Lord Byron in Cambridge, bereiste mit diesem 1809 den Orient
und gab einen Reisebericht in «Journey through Albania and other provinces of the Turkish Empire» (Lond. 1812; neue Aufl., 2 Bde.,
ebd. 1855). Ihm ist der vierte Gesang von Byrons«Childe Herold» gewidmet. In seinen «Letters written by
an Englishman during the last reign of Napoleon» (Lond. 1815) erregte er durch seine starke
Parteinahme für den Kaiser großen Anstoß, und 1819 brachte ihn sein litterar.
Freimut zeitweise ins Gefängnis. Seit 1820 saß er auf Seite der Radikalen im Unterhause, beteiligte
sich an der Gründung der «Westminster Review», näherte sich dann den
Gemäßigten und wurde im Ministerium Grey 1831 Staatssekretär für das Kriegswesen, 1833 erster Sekretär für Irland, unter
Melbourne
[* 44] 1835 Oberkommissar der Domänen und 1839 Präsident des OstindischenAmtes. Diese Stellung verlor er bei dem
Sturz des Kabinetts 1841, erhielt sie aber 1846 unter Russell wieder. Nachdem er 1851 zum Baron Broughton de Gyfford erhoben war, nahm
er 1852 seine Entlassung und starb Mit ihm erlosch die Peerswürde.
(spr. braut'n), Rhoda, engl. Erzählerin, geb. zu
Segrwyd Hall
[* 45] in Nordwales, lebt in Oxford.
[* 46] Ihre Novellen und Romane «Cometh up as a flower» (anonym, 1867;
deutsch von Dohmke als «Wie eine Blume erblüht», Lpz. 1877),
«Red as a rose is she» (anonym, 1867; deutsch von Dohmke als
«Esther», Lpz. 1875) sind mit zu den besten zu zählen; ferner schrieb sie
«Goodbye, Sweetheart» (3 Bde.,
1872),
bei botan. Bezeichnungen Abkürzung für Pierre Marie Auguste Broussonet (spr. brußonneh), geb. 1761 zu Montpellier,
[* 49] gest. 1807 daselbst als Professor der Botanik.
Nach ihm ist die Pflanzengattung Broussonetia benannt.
(spr.
brußäh), François Jos. Victor, franz.
Mediziner, geb. zu St. Malo, trat frühzeitig als Schiffswundarzt
in die franz. Marine und vollendete dann seine mediz. Studien in Paris,
[* 50] wo er auch bis 1805 praktizierte. Hierauf ging er als
Militärarzt mit nach Holland, Deutschland,
[* 51] Italien
[* 52] und Spanien,
[* 53] wurde 1814 zweiter Arzt am Militärhospital Val-de-Grâce und 1820 erster
Professor an demselben, 1830 Professor der allgemeinen Pathologie und Therapie an der mediz.
Fakultät, 1832 Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Er starb auf seinem Landsitze zu Vitry. Seine «Histoire
des phlegmasies ou inflammations chroniques» (2 Bde.,
Par. 1808; 4. Aufl., 3 Bde.,
1826) und das «Examen des doctrines médicales généralement adoptées» (ebd. 1816; 4. Aufl., 4 Bde.,
1829-34) sind die Hauptschriften, worin er sein System, den Broussaismus, niedergelegt hat. Das Leben erhält sich hiernach
nur durch Erregung. Diese kann bald zu stark (Surexcitation), bald zu schwach (Adynamie) sein, doch ist jene bei weitem häufiger
als diese.
Diese Zustände offenbaren sich ursprünglich immer nur in einem bestimmten Organe des Körpers, von
dem aus die übrigen Organe und Systeme durch Sympathien mit affiziert werden können. AllgemeineKrankheiten ohne primäre Organenleiden
(die sog. essentiellen Fieber, Dyskrasien u. s. w.) sind Undinge. Am häufigsten unter allen Organen sind der Magen
[* 54] und Darmkanal
der Reizung ausgesetzt, und daher die Magendarmentzündung (Gastro-enteritis) die Basis der Pathologie.
Dieser Lehre
[* 55] von der Magendarmentzündung folgend, bekämpfte Broussais die Fieber und andere Krankheiten hauptsächlich durch örtliche
Blutentziehungen, namentlich durch zahlreiche Blutegel
[* 56] auf den Unterleib. Beides, sowohl die Theorie wie die Praxis Broussais', fand
besonders in Frankreich viel Anhänger, die sich selbst vorzugsweise «die physiol.
Schule» nannten, während sie in Deutschland nur wenig beachtet wurde. Mit der Verbreitung exakter physiol.
Kenntnisse wurden die Einseitigkeiten und Übertreibungen des Broussaismus bald in das rechte Licht
[* 57] gestellt. Er hat indes
auf den Gang
[* 58] der Ausbildung der Medizin insofern einen guten Einfluß geübt, als er ein sorgfältiges Studium der pathol.
Anatomie und eine sorgfältigere Beobachtung der sog. specifischen Krankheitsprozesse, deren Vorhandensein und seine Schüler
leugneten, hervorrief. -
Vgl. Reis, Études sur et sur son œvre (Par. 1869).
Vent. (spr. bruß-), Pflanzengattung aus der Familie der Urticaceen
[* 59] (s. d.)
mit nur drei Arten in Japan,
[* 60] China und dem Malaiischen Archipel. Es sind hohe Bäume mit großen bandförmig
gelappten Blättern und zweihäusigen Blüten. Die männlichen Blüten besitzen ein vierteiliges Perigon mit vier Staubgefäßen,
die weiblichen ein drei- bis fünfzähniges Perigon und einen Fruchtknoten mit fadenförmigem Griffel. Erstere bilden walzenförmige
Ähren, letztere stehen auf einer kugeligen mit borstenförmigen Blättchen bedeckten Spindel. Die fleischig-gallertartigen
Beeren verwachsen unter sich und mit der Blütenstandsspindel Zu einer kugeligen Scheinfrucht. Die wichtigste Art ist der Papiermaulbeerbaum,
Broussonetia papyriferaVent., in Japan heimisch, auf fast allen Inseln desStillenMeers angebaut, ein mächtiger Baum mit oberseits rauhen,
¶
mehr
unterseits filzigen Blättern. Aus der Rinde der jungen Zweige werden, besonders in China und Japan, feine Bastfasern gewonnen
zur Herstellung von Papier und Geweben. Im südl. Deutschland sowie in vielen Gegenden Südeuropas wird dieser Baum in Gärten
oder auch als Chausseebaum kultiviert.
(spr. brauer),Adriaen, auch Brauwer geschrieben, niederländ. Maler, geb. 1605 oder 1606 zu
Oudenaarde, wurde Schüler des FransHals in Haarlem
[* 62] und starb Jan. 1638 in Antwerpen. Alle Gemälde B.s, die sich durch die Kraft
[* 63] und Harmonie derFarben auszeichnen, stellen zumeist in packendem Humor Raufereien, Scenen in der Baderstube und musizierende
Bauern dar. hat auch einige geschätzte Blätter radiert. - Eine genaue Sichtung der Anekdoten über sein
bewegtes Leben hat W. Schmidt in der Schrift «Das Leben des Malers Adrian Brouwer» (Lpz. 1873), dann Bode (Wien 1884) geliefert.
(spr. brauers-), Stadt in der niederländ.
Provinz Seeland, auf der InselSchouwen, an dem meerbusenartigen Flußarm der Grevelingen, nicht unbedeutend
als Hafenplatz, hat 1453 E., lebhafte Fischerei,
[* 64] Post und ist Sitz eines deutschen Kosularagenten. Es ist der Geburtsort
des bekannten holländ. Dichters JakobCats, dessen Standbild seit 1829 den Marktplatz schmückt. - 1426 wurde vor Brouwershaven die Flotte
der Jacobäa von Bayern
[* 65] und ihre engl. Hilfsmacht von Herzog Philipp von Burgundgeschlagen.
L., Pflanzengattung aus der Familie der Solanaceen (s. d.). Ihre wenigen Arten, einjährige Kräuter und Sträucher
des tropischen Amerika,
[* 66] haben abwechselnd gestellte, ganze und ganzrandige Blätter und in unregelmäßige, aus den obern Blattwinkeln
entspringende Trugdolden gruppierte Blüten mit fünfzähnigem oder fünfteiligem Kelch und großer, präsentiertellerförmiger
Blumenkrone, deren unregelmäßig fünflappiger Saum schief auf der kurzen Röhre sitzt. Die Browallien sind schöne Topfzierpflanzen;
die einjährigen werden im Zimmer, die strauchigen im Warmhause gezogen. Die beliebtesten Arten sind Browallia elongataHumb. Kth.
aus Brasilien,
[* 67] mit blauen oder violetten Blumen, und Browallia grandifloraGrah. aus Peru
[* 68] mit weißen oder blaßblauen
Blumen.
(spr. braun), Ford Madox, engl. Maler, geb. zu Calais,
[* 69] bildete sich seit 1835 auf der Akademie zu Brügge,
später in Gent
[* 70] und Antwerpen aus. Dort malte er auch 1841 sein erstes größeres Bild: Die Beichte des Ungläubigen. Er ging
hierauf nach Italien und Paris, ließ sich 1846 in London nieder, wo er mit tief durchdachten und selbständig
empfundenen Werken der akademischen Schule entgegentrat. Namentlich sein Bild: Arbeit (1852-65: Museum zu Manchester),
[* 71] in dem
er bei strengster Naturbeobachtung und rücksichtsloser Treue zuerst wagte, engl. Arbeiter zum Gegenstand einer ernsten Darstellung
zu machen, stellte seinen Standpunkt fest und führte ihn den Präraffaeliten (s. d.)
zu. Seitdem schuf er dramatisch leidenschaftliche Werke in einer aller Konvention widerstrebenden Farbe, Bilder meist histor.
oder dem Shakespeare entlehnten Inhalts, wie: Romeo und Julia, Der Sohn der Witwe, König Lear (1849), Chaucer am Hofe Eduards
III. (1851). Er starb zu London.
Staatsmann und Journalist, geb. 1805 zu Edinburgh, leitete die in Toronto (Canada)
erscheinende kirchliche Zeitschrift «The Banner», gründete den «Globe» und
trat seit 1851 als Parlamentsmitglied
eifrig für CanadasFreiheit und die Vereinigung der canad.
(spr. braun),George Loring, amerik. Landschaftsmaler, geb. zu Boston,
[* 72] erhielt seinen
ersten Kunstunterricht im Atelier W. Allstons, bei dem er die Vorliebe für glühende Farben und atmosphärische Effekte faßte,
die seine spätern Bilder, oft bis zum Übermaß, zeigen. Er studierte in Italien und in Paris unter Isabey, kopierte 3 Jahre
im Louvre Landschaftsbilder, besonders von Claude Lorrain, ging 1840 nach Italien, wo er nun 20 Jahre
weilte. Die 1846 in Neuyork
[* 73] ausgestellte «AnsichtVenedigs bei Mondlicht» begründete in Amerika seinen Ruf als Künstler.
Nach Boston 1860 zurückgekehrt, erzielte er einen durchschlagenden Erfolg mit seinen ital.
Landschaften; weniger Eindruck machten die Gemälde: Die Bai von Neuyork und Die Krone von Neuengland (d.
i. die höchsten Spitzen der weißen Berge, angekauft vom Prinzen von Wales). Später malte er große Landschaftsbilder: Der
letzte Sonnenstrahl in der Campagna, Ansicht des Vesuvs von Castellamare aus, Der Vesuv
[* 74] vom Meere aus gesehen (Mondscheinbeleuchtung),
Der Niagarafall bei Mondschein (1878). Er starb in Malden bei Boston.
(spr. braun), Henry Kirke, amerik. Bildhauer, geb. zu
Leyden (Massachussetts), studierte daselbst und 1842-46 in Italien. Er starb zu Newburg (Neuyork). Brown führte als
der erste (1847) in Amerika Bronzegüsse aus. Berühmt sind seine Büsten W. C. Bryants, seine Statue von
de Witt Clinton (1850) auf dem Greenwood Cemetery (die erste in Amerika gegossene Bronzestatue), seine Reiterstatue von Washington
[* 75] (auf UnionSquare, Neuyork, 1855), die Statuen von Lincoln (1866; Prospect Park, Brooklyn), General Nath. Greene (1867; in Washington),
und sein bestes Werk, die Reiterstatue des Generals Scott.
(spr. braun), John, engl. Mediziner, geb. 1735 zu Buncle in der schott. GrafschaftBerwick, kam erst zu einemWeber
in die Lehre, besuchte dann die Lateinschule zu Dunse und ging, um Theologie zu studieren, nach Edinburgh, wandte sich aber
hier bald dem Studium der Medizin zu. Nach vollendeten Studien hielt er Vorlesungen in Edinburgh und gab
die «Elementa medicinae» (Edinb. 1780) heraus.
Wegen der in der Schrift aufgestellten neuen Theorie der Heilkunde zerfiel Brown mit allen Lehrern der Medizin in Edinburgh.
Durch ungeregeltes Leben und durch den Genuß von Opium untergrub Brown bald seine Gesundheit gänzlich;
Schulden brachten ihn ins Gefängnis, wodurch jedoch seine Vorträge nicht unterbrochen wurden. Auch nachdem er sich 1786 nach
London gewendet hatte, setzte er sein regelloses Leben fort. Er starb in London. Der üble Ruf, in welchem in seinem
Vaterlande stand, seine Feindschaft mit Cullen, Monro, Duncan u. a., die Verworrenheit seines Stils sowie
das schwerfällige Latein seiner ersten Schrift erschwerten seinem System, dem Brownianismus (s. Erregungstheorie), den Eingang,
wenigstens bei den gebildeten Ärzten Englands. Mehr Verbreitung gewann dasselbe außerhalb Englands, namentlich in Italien.
In Deutschland ward es zuerst durch Weikard (Frankf. 1798) näher bekannt und durch Markus und Röschlaub
weiter ausgebildet. Auch hier erregte es den heftigsten Kampf. B.s Sohn, William Cullen Brown, gab des Vaters Werke und Biographie
heraus
¶
(spr. braun), John, Vorkämpfer für die Befreiung der Neger in den Vereinigten Staaten
[* 77] von Amerika, geb. in
Torrington im Staate Connecticut, aus alter puritanischer Familie, war erst Gerber, dann Wollhändler zu Hudson in Ohio, zog 1846 nach
Springfield in Massachusetts, wo er Bankrott machte. Darauf ließ er sich 1849 als Farmer in North-Elba im Staat Neuyork nieder.
Schon in früher Jugend hatte Brown den bittersten Haß gegen die Sklaverei gefaßt, und im Laufe der Jahre bildete sich in ihm
die Überzeugung aus, daß er berufen sei, der Befreier der Sklaven in den Vereinigten Staaten zu werden. 1855 wanderte
er nach Kansas aus, wo damals die Frage, ob das Territorium ein freier oder ein Sklavenstaat werden solle, brennend war. Brown organisierte
Freischaren, befreite Sklaven, bewährte sich überall als kühner Bandenführer und unversöhnlicher Feind der Sklavenhalter,
von denen einige aus ihren eigenen Häusern von Brown herausgezogen und getötet wurden.
Nach dem Osten zurückgekehrt, beschloß er im Herbst 1859 den Krieg nach Virginien in das Hauptland der Sklaverei zu tragen;
mit einer kleinen Schar ergebener Anhänger stürmte er 17. Okt. das Arsenal von Harpers-Ferry. Doch nach verzweifelter Gegenwehr
wurde Brown mit noch mehrern Gefährten schwer verwundet gefangen genommen, des Hochverrats für schuldig erklärt
und gehängt. Anderthalb Jahre später brach die große südl. Rebellion aus, in welcher
der Name B.s der Schlachtruf der nördl. Truppen wurde, und der Gesang«John Brown’s body lies mouldering onthegrave» die weiteste Verbreitung fand. –
Vgl. F. Brown Sanborn, Life and lettersof J. Brown (Boston 1888);
(spr. braun), Rob., Stifter der Sekte der Brownisten, geb. 1549 zu Northampton, studierte Theologie zu Cambridge
und trat als Prediger in Norwich
[* 78] mit heftigen Angriffen gegen die anglikan. Kirche hervor. Mit dem frühern
Dorfschullehrer Richard Harrison begab sich Brown nach den Niederlanden und begründete zu Middelburg nach seinen Grundsätzen
eine Gemeinde. Nach England zurückgekehrt, wurde er wegen wiederholter Angriffe gegen die engl. Hochkirche 1590 vom Bischof
von Peterborough exkommuniziert, unterwarf sich und erhielt eine Pfarre in Northamptonshire; doch kam
er auch damit noch nicht zur Ruhe und starb (zum zweiunddreißigstenmal eingekerkert) 1630 im Gefängnis zu Northampton. Brown forderte
volle Selbständigkeit der Einzelgemeinde als Gemeinde der Heiligen und unbedingte Trennung vom Staat.
Jede Gemeinde ist eine für sich bestehende Gesellschaft oder Kongregation (daher die Brownisten auch Kongregationalisten
heißen), deren Mitglieder an Recht und Gewalt gleich sind. Ein besonderer Priesterstand, feststehende Formeln für Gebete,
Sakramentsfeier, Trauungu. dgl. sind unstatthaft; die Brüder wählen aus ihrer Mitte diejenigen, die das Lehr- und Predigtamt
führen, die Sakramente verwalten und kirchliche Handlungen verrichten. Die Anhänger B.s vermehrten sich
besonders unter ihrem zweiten Oberhaupt, dem 1592 wegen seiner Angriffe auf die Hochkirche gehängten Rechtsgelehrten Henry
Barrowe (daher Barrowisten genannt), von Jahr zu Jahr; als man in England gegen sie einschritt, wandten sie sich nach
den Niederlanden und gründeten in Amsterdam,
[* 79] Middelburg und Leiden
[* 80] Gemeinden.
Durch John Robinson (gest.
1625) zu der Partei der Independenten (s. d.) umgestaltet, kehrten sie zum Teil nach England zurück und nahmen hier an den
Kämpfen des 17. Jahrh. teil.
(spr. braun), Robert, engl. Botaniker, geb. zu Montrose in Schottland, studierte in Aberdeen
[* 81] und Edinburgh
und nahm 1801 teil an der Expedition, welche unter Befehl des KapitänsFlinders zur Erforschung eines Teils
der Küsten von Australien
[* 82] abgeschickt wurde. Erst 1805 kehrte er mit einer Sammlung von 4000 Arten austral. Pflanzen nach England
zurück und wurde vonBanks zum Bibliothekar seiner umfangreichen Bibliothek ernannt, die er nebst den großen Sammlungen dieses
Forschers nach dem TodevonBanks erbte. Er war sodann Kustos am Britischen Museum in London und starb daselbst Brown war
einer der größten Pflanzenkenner, er förderte die natürliche Gruppierung der einzelnen Pflanzenfamilie bedeutend; auch
hat er Hervorragendes auf dem Gebiete der Morphologie geleistet.
Von seinen Werken sind zu erwähnen: «Prodomus floraeNovaeHollandiae et insulaeVanDiemen» (Lond. 1810),
«Supplementum primum prodomi floraeNovaeHollandiae» (ebd. 1830);
außerdem zahlreiche kleinere Abhandlungen systematischen
und morpholog.
Inhalts, welche nach seinem Tode u. d. T. «The miscellaneous botanicalworks of RobertBrown» (3 Bde., ebd. 1866–68)
gesammelt veröffentlicht wurden. Die ältern Abhandlungen waren bereits früher als «Vermischte botan.
Schriften» von Nees von Esenbeck und andern deutschen Botanikern ins Deutsche
[* 83] übersetzt und in 5 Bänden (Nürnb. 1825–34)
herausgegeben worden.
(spr. braun),Thomas, schott. Philosoph und Dichter, geb. zu Kirkmabreck in der Grafschaft Kirkcudbright,
studierte seit 1792 zu Edinburgh die Rechte, wandte sich aber seit 1793 psychol. Studien zu, studierte
auch Medizin und praktizierte seit 1806 als Arzt. 1810 ward er als Stewarts Nachfolger Professor der Moralphilosophie an der
Edinburgber Universität und starb zu London. Seine fachwissenschaftlichen Hauptwerke sind: «Observations on theZoonomia ofErasmusDarwin» (Edinb. 1798) und «Inquiryinto the relation of cause and effect» (4. Ausg. 1835),
die Humes empirische Philosophie mit den Lehren
[* 84] der Kirche zu vereinigen
sucht. Weit verbreitet wurden die populären «Lectures on the philosophy of thehuman mind» (4 Bde., mit Biographie von Welsh, Edinb. 1820; 21. Aufl., 8 Bde.,
1870),
aus denen «The physiology of human minds», I (ebd. 1820; 4 Bde.,
1851) ein Auszug ist. B.s «lectures of ethics» gab Chalmers 1856 heraus. B.s
nicht eben gedankentiefe Dichtungen sind trotz der Glätte und Kunst der Form heute wenig bekannt. Es sind: «Poems» (2 Bde.,
Edinb. 1804),
«Theparadise of coquettes» (1814),
«The wanderer in Norway, with other poems» (Lond.
1816),
«The war fiend, and other poems» (ebd. 1816),
«The bower of spring, with other poems» (1817),
«Agnes» (Edinb. 1818).
«The poetical works of T.Brown» erschienen (4 Bde.,
ebd.) 1817. –
Vgl. D. Welsh, Account of thelife and writings of T.Brown (Edinb.
1825);
Réthoré, Critique de la philosophie de T.Brown (1863).
bei naturwissenschaftlichen Bezeichnungen Abkürzung für Patrik Browne (spr. braun), geb. 1720 zu Woodstock
in Irland, gest. 1790 zu Rushbrook, bereiste mehrmals Westindien
[* 85] und schrieb:
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