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Generalinspecteur der Marinetruppen, 1890 zum Commandeur des neu errichteten 20. Armeekorps ernannt.
Generalinspecteur der Marinetruppen, 1890 zum Commandeur des neu errichteten 20. Armeekorps ernannt.
(spr. breierlĭ), Benjamin, engl. Schriftsteller und Dialektdichter, geb. zu Failsworth in Lancaster. Als Sohn eines armen Webers dürftig erzogen, bildete er sich selbst; Shakespeare, Burns und Byron regten sein Dichten an. 1855 gab er die Seidenweberei in Manchester [* 2] auf und widmete sich der Schriftstellerei, namentlich mit Erzählungen aus Lancashire; 1849 war sein erster Versuch erschienen: «My uncle's garden.» Er gab in Manchester das «Journal of literature, science and art», dann ein «Sea-side Journal» (seit 1878) heraus. Auch schrieb er viele Lieder und Geschichten, z. B. «Tales and sketches of Lancashire life» (1862-63; Neuausg. 1885-86),
«The layrock of Langley-side» (1864),
«Irkdale» (1865),
die Christfesterzählung «Our old chimney nook» (1868),
«The Lancashire weaver lead, a domestic drama» (1870),
«The cotters of Mossburn» (1871),
«A trip to Thilmere and Borrowdale» (1878),
«Pen' orths o' fun» (1881),
«The Nettlecrabs at Blackpool» (1886),
«Humorous rhymes» (1889). Eine Ausgabe von B.s «Works» erschien seit 1882 in Manchester; außerdem «Nights with Ben Brierley, being a selection of Lancashire readings» (1885),
«Gems from the prose works of Brierley» (1890) und «Home memories, and recollections of a life» (1886).
Hill (spr. breierlĭ), Stadt in der engl. Grafschaft Stafford, 4 km südwestlich von Dudley, am Stour, hat (1391) 11 831 E., Kohlengruben, Eisen- und Glashütten, Töpfereien und Ziegeleien.
ungar. Breznóbánya, ehemalige königlich ungar. Freistadt, jetzt Stadt mit geordnetem Magistrat im Sohler Komitat, am Granflusse, in 498 m Höhe, hat (1890) 3783 meist slowak. E. (164 Magyaren, 128 Deutsche), [* 3] Schafzucht, Käsebereitung (besonders Briesen- oder Brinsenkäse aus Schafmilch, der weit versendet wird) und Bienenzucht, [* 4] einen Eisenhammer und ein Hüttenwerk;
doch hat der Bergbau [* 5] an Bedeutung viel verloren.
Der ehedem deutsche Ort ist jetzt vollständig slawisiert.
1) Kreis [* 6] im preuß. Reg.-Bez. Marienwerder, [* 7] hat 704,93 qkm, (1890) 39 863 (19 208 männl., 20 655 weibl.) E., 2 Städte, 50 Landgemeinden und 69 Gutsbezirke. - 2) in Westpreußen, [* 8] Kreisstadt im Kreis an den Quellen der Struga, eines Zuflusses der Drewenz, und der Linie Thorn-Allenstein der Preuß. Staatsbahnen, [* 9] hat (1890) 5042 (2404 männl., 2638 weibl.) E., darunter 2111 Evangelische und 518 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, [* 10] Amtsgericht (Landgericht Thorn), [* 11] Zoll- und Steueramt;
je eine evang. und kath. Kirche, ein Baptistenbethaus sowie eine Synagoge;
lebhaften Handel mit Schweinen und Getreide [* 12] und 8 Vieh- und Pferdemärkte. - Briesen wurde 1250 gegründet und hieß ehemals Friedeck;
das Schloß Friedeck (heute Ruine) wurde 1311 vom Bischof von Kulm gebaut. 1414 wurde Briesen von Polen und Litauern fast völlig eingeäschert.
s. Bries. ^[= ungar. Breznóbánya, ehemalige königlich ungar. Freistadt, jetzt Stadt mit geordnetem Magistrat ...]
s. Colostrum. ^[= (lat.), Biestmilch, oder Erstmilch, trübe, milchähnliche Flüssigkeit von alkalisch ...]
falsche Schreibung für Bry-sur-Marne (s. d.). ^[= (spr. ßür marn), Dorf im Kanton Charenton, Arrondissement Sceaux des franz. Depart. Seine, ...]
s. Brie. ^[= franz. Landschaft, vom Zusammenfluß der Seine und Marne oberhalb Paris ostwärts bis Sézanne, ...]
s. Saint-Brieuc. ^[= (frz. [spr. ßäng] und engl. [spr. ßent]), heilig. Zusammensetzungen mit S., die man hier ...]
1) Bezirk im schweiz. Kanton Wallis, [* 13] hat (1888) 5553 E., darunter 56 Protestanten, und 11 Gemeinden. - 2) Brig oder Brieg [* 14] (frz. Brigue; ital. Briga), Marktflecken und Hauptort des Bezirks in 680 m Höhe, 50 km östlich von Sitten (s. d.), links von der Rhône bei der Mündung der Saltine, an der Linie Bouveret-Brig (117 km) der Westschweiz. Bahnen (Simplonbahn) und an der Simplonstraße, hat (1888) 1172 kath. E., ein ehemaliges Jesuitenkollegium, jetzt Gymnasium, ein Ursulinerinnenkloster, eine 1662 erbaute Kirche und ein vieltürmiges Schloß (Stockalperpalast) mit sehenswertem innern Hof [* 15] und großem Rittersaal. Die Bauart B.s erinnert schon vielfach an das nahe Italien. [* 16]
Quellfluß der Donau (s. d.). ^[= (lat. und ital. Italia; frz. L'Italie; engl. Italy), die mittlere der drei südeurop. Halbinseln ...]
ein meist von einem Generalmajor kommandierter Truppenkörper von 2 bis 3 Regimentern Infanterie, Kavallerie oder Artillerie. Danach giebt es Infanterie-, Kavallerie- und Artilleriebrigaden. In kleinern Armeen, wo kein Regimentsverband der Infanterie besteht, sind die Infanteriebrigaden aus selbständigen Bataillonen gebildet. Artilleriebrigaden giebt es im Deutschen Reiche für Feld- und Fußartillerie. Der Name ist ursprünglich italienisch, brigata; im Kriege bedeutet er allgemein eine größere, aus einer Waffengattung bestehende Truppenabteilung.
Gustav Adolf von Schweden [* 17] gab ihm zuerst eine bestimmte Bezeichnung, indem er je 2 Regimenter Fußvolk zu einer Brigade verband, die auch ihre eigene Uniform erhielt. In der franz. Armee hieß eine Zeit lang die Hälfte der ganzen Streitmacht Brigade, jede unter einem Marschall; Turenne führte dann die aus einer unbestimmten Zahl von Bataillonen gebildete Brigade als taktischen Körper der Infanterie ein. Im 18. Jahrh. wurde die Brigade von 2 Regimentern (Infanterie oder Kavallerie) fast in allen Armeen normal.
Gemischte Brigade aus allen Waffen [* 18] entstanden im preuß. Heere bei dessen Reorganisation 1808; sie waren 7 Bataillone, 12 Eskadrons, 2 Batterien stark, einige noch stärker; die ganze Armee war aus 6 Brigade zusammengesetzt. Der Name blieb ihnen während der Befreiungskriege, wo sie bis zur Stärke [* 19] der Divisionen anderer Heere anwuchsen, und wurde erst 1819 mit Division vertauscht. In der österr. Armee war die Brigade (2 Infanterieregimenter und 1 Jägerbataillon) längere Zeit die höchste taktische Einheit der Infanterie, im Kriege wurde ihr gewöhnlich eine Fußbatterie beigegeben; gegenwärtig bestehen in der österr.-ungar. Armee auch Infanterietruppen-Divisionen, denen im Frieden die Kavalleriebrigaden zugeteilt sind. Gemischte Brigade werden nur noch für vorübergehende Zwecke gebildet. Abweichend von dieser allgemeinen Bedeutung wurden vor 1806 in der preuß. Armee auch die Feldbatterien Brigade genannt. Bei den technischen Truppen heißen kleinere für bestimmte Zwecke formierte Abteilungen Brigade, wie Sappen-, Faschinen-, Mineurbrigaden.
in Preußen [* 20] die 1816 zur Vorbildung von Offizieren der Infanterie und Kavallerie errichteten militär. Bildungsanstalten, die, als 1818 die Armeekorps anstatt in Brigaden in Divisionen eingeteilt wurden, den Namen Divisionsschulen annahmen. - Brigadeschulen hießen in frühern Zeiten auch Unterrichtskurse bei den preuß. Artilleriebrigaden, die zur Ausbildung von Bombardieren, Unteroffizieren und Feuerwerkern bestimmt waren.
Brigadeoffizierschulen in Österreich [* 21] sind halbjährige Unterrichtskurse in Reiten, Pferdedressur und sonstigen kavalleristischen Dienstzweigen, zu denen eine Anzahl Subalternoffiziere von den Regimentern kommandiert werden. ¶
s. Kampfformen, ^[= die Arten der Durchführung eines Gefechts. Man unterscheidet die geschlossene und die zerstreute ...] Niederländische Brigadestellung [* 23] und Schwedische Brigadestellung.
(spr. -ĭeh), in der franz. und in den ihr nachgebildeten Kavallerien der nächste Vorgesetzte des Gemeinen; er leistet fast alle Dienste [* 24] der Unteroffiziere, wird aber nicht zu denselben gerechnet, sondern bildet eine Zwischenstufe zwischen ihnen und den Soldaten. Diese Chargenbezeichnung ist auch auf die Artillerie, den Train, die Genietruppen und die Gendarmerie ausgedehnt. In Preußen führen die an der Spitze der Gendarmerie einer Provinz stehenden Offiziere den Titel: Brigadier der n-ten Gendarmerie-Brigade. Außerdem werden zuweilen die Commandeure von Brigaden als Brigadier bezeichnet, obgleich dies in den meisten Armeen keine offizielle Bezeichnung ist.
(frz., spr. brigáng), s. Briganti. ^[= (ital., "Unruhige", von briga, "Unruhe"), Briganten, die Aufständischen ...]
im Altertum ein mächtiges und kriegerisches kelt. Volk im nördl. Britannien vom Cheviotgebirge bis zu der Linie Chester-Lincoln.
Ihr Hauptort war Eboracum, das jetzige York.
Die Bemühungen der Römer, [* 25] sie zu unterwerfen, begannen 70 n. Chr. und gelangen unter der Regierung Domitians durch Agricola. (S. auch Briganti.)
(ital., «Unruhige», von briga, «Unruhe»),
Briganten, die Aufständischen gegen die jeweilige Regierung, welche oftmals zu reinen Straßenräubern herabsanken. Der Name stammt wahrscheinlich aus Frankreich, wo die durch ihre Zuchtlosigkeit berüchtigten Soldtruppen während der Gefangenschaft des Königs Johann (1358) den Namen Brigands trugen. Sie treten in den roman. Ländern allemal bei und nach ungeordneten kleinen Kriegen auf; so in der Vendée gegen Ende des 18. Jahrh., in Spanien [* 26] im Anfang des 19. Jahrh., auch in der Balkanhalbinsel [* 27] zeigten sie sich in letzter Zeit.
Die höchste Blüte [* 28] erreichte das Brigantentum in Italien, namentlich in Sicilien und Neapel, [* 29] wo es während des Kampfes zwischen Ferdinand I. und Murat großgezogen wurde (s. Fra Diavolo, Calderari). Nach der Restauration unterdrückte Ferdinand das Unwesen mit österr. Hilfe und durch List. Ein Teil der Briganti zog sich nun in den Kirchenstaat, wo sie schon früher arg gewütet, und der Kardinal Consalvi sah sich schließlich genötigt, Verträge mit den Briganti abzuschließen. Eine nochmalige Blüte hat das Brigantentum in den sechziger Jahren im Gefolge von Garibaldis und Victor Emanuels Kampf gegen Franz II. von Neapel erlebt, indem die Parteien gegeneinander Briganti verwendeten. Das Brigantentum hat seine Ausläufer in der Mafia (s. d.) und Camorra (s. d.). Cialdini und La Marmora versuchten umsonst dieses halbpolit. Räubertum durch eiserne Strenge auszurotten. -
Vgl. Dubarry, La brigandage en Italie (Par. 1875);
H. Reuchlin, Das ital. Brigantentum (in «Unsere Zeit», Lpz. 1870, II).
ein hemdartiger, aus vernieteten Drahtringen zusammengesetzter Panzer mit kurzen Ärmeln, der dem Körper fest anlag. In Italien wurde die Brigantine vielfach zum Schutz gegen den Dolch [* 30] der Briganten getragen, daher der Name.
zweimastiges Schiff, [* 31] s. Brigg. ^[= ein zweimastiges Schiff, das an beiden Masten volle Takelage, d. h. Rahen, führt. Das Gaffelsegel ...]
der alte Name von Bregenz, [* 32] von Briançon und von La Coruña.
ein zweimastiges Schiff, das an beiden Masten volle Takelage, d. h. Rahen, führt. Das Gaffelsegel am hintersten, dem Großmaste, ist besonders groß und wird Briggsegel genannt. In frühern Zeiten hatte man auch Kriegsbriggs mit einer Armatur von 10 bis 20 Kanonen. Seit Einführung des Dampfes sind jedoch keine solchen Schiffe [* 33] mehr gebaut worden; die noch vorhandenen werden als Schulschiffe (s. d.) aufgebraucht. Eine namentlich im Mittelmeer, doch auch in der Ostsee vorkommende Specialität der Brigg ist die Brigantine; dieselbe hat Untermasten und Marsstengen aus einem Stück, es fehlen ihr also die Marsen und die Oberbramsegel. Die Brigantinen des Mittelalters führten lat. Segel und Ruder und dienten dem Seeraub. Der Name soll von Brigantium, dem heutigen Coruña in Spanien, hergeleitet sein. (S. Schonerbrigg.)
Logarithmen, s. Briggius. ^[= eigentlich Henry Briggs, engl. Mathematiker, geb. 1556 zu Warleywood in der Grafschaft York, ...]
eigentlich Henry Briggs, engl. Mathematiker, geb. 1556 zu Warleywood in der Grafschaft York, studierte seit 1579 zu Cambridge und wurde später Professor der Geometrie am Gresham College in London [* 34] und nachher in Oxford, [* 35] wo er starb. Briggius' Hauptverdienst besteht in der Berechnung und Verbreitung der Logarithmen (s. d.). Napier, sein Freund und der eigentliche Erfinder der Logarithmen, hatte früher die sog. natürlichen Logarithmen in eine Tafel gebracht, aber Briggius machte die wichtige Bemerkung, daß ein anderes System, in welchem der Logarithmus der Zahl 10 gleich der Einheit ist, viel bequemer zum Gebrauche sei, und gab 1618 als Probe des neuen, nach ihm benannten Systems die Logarithmen der ersten tausend natürlichen Zahlen, auf 8 Decimalstellen berechnet, u. d. T. «Logarithmorum chilias prima» heraus, einige Jahre nachher aber in seiner «Arithmetica logarithmica» (Lond. 1624) die Logarithmen der natürlichen Zahlen von 1 bis 20000 und von 90000 bis 100000 mit 14 Decimalstellen, die Frucht eines vieljährigen unermüdlichen Fleißes.
Diese Logarithmen nennt man noch heute allgemein die Briggischen, im Gegensatz zu den natürlichen. Er forderte andere Rechner auf, ihn bei Ausfüllung der gebliebenen großen Lücken zu unterstützen, während er sich selbst mit einer Tafel der Logarithmen der Sinus und Tangenten durch alle Hundertteile eines Grades, auf 14 Decimalstellen, beschäftigte, die, zugleich mit einer Tafel der natürlichen Sinus, Tangenten und Sekanten, nach seinem Tode u. d. T. «Trigonometrica britannica» (Gouda 1633) erschien.
Henry, s. Briggius. ^[= eigentlich Henry engl. Mathematiker, geb. 1556 zu Warleywood in der Grafschaft York, ...]
s. Brigg. ^[= ein zweimastiges Schiff, das an beiden Masten volle Takelage, d. h. Rahen, führt. Das Gaffelsegel ...]
auch Finochetto oder Fichetto, Name einer komischen [* 22] Figur in der ital. Volkskomödie.
Der Brighella spielt die Rolle eines bergamaskischen Dieners;
die Kleidung ist weiß und grün, sein Charakter List und Verschmitztheit, die Sprache [* 36] ein Gemisch von venet.
Mundart, Slawonisch und Neugriechisch, durch sarkastische Witze und barocke Vergleichungen charakterisiert.
Gewöhnlich sinnt der Brighella die Intriguen aus, die er dann durch den Arlecchino (s. d.) ausführen läßt.
(spr. -haus'), Stadt im West-Riding der engl. Grafschaft York, in der Pfarrei Halifax, [* 37] am Calder, hat (1891) 10 276 E., Woll-, Baumwoll-, Kammgarn-, Seiden-, Tapeten- und Seifenfabrikation sowie Getreidemühlen, Mälzerei und Maschinenbau.
(spr. breit), Sir Charles Tilston, engl. Ingenieur, geb. 1832, widmete sich 1850 dem Studium des Telegraphenbaues und wurde 1853 zum ¶
Ingenieur der anglo-irischen Telegraphen-Compagnie ernannt. In dieser Eigenschaft beteiligte er sich an der Legung des submarinen Kabels zwischen England und Irland. In Verbindung mit Cyrus West Field (s. d.) entwarf er 1856 den Plan einer telegr. Verbindung zwischen Europa [* 39] und Amerika [* 40] und wurde von der Compagnie, die sich zur Ausführung dieser Idee bildete, zum Chef-Ingenieur erwählt. Nach Mißglücken des ersten, 1857 angestellten Versuchs gelang es im Aug. 1858, das Kabel zu legen. Bright ward Ingenieur der British-Telegraph-Company und übernahm die Führung des Telegraphenkabels durch den Persischen Meerbusen nach Indien, die 1864 vollendet wurde, später war er besonders mit der Legung von Kabeln in Westindien [* 41] beschäftigt, von welchen das wichtigste, das die westind. Inseln mit Panama [* 42] verband, 1871 vollendet wurde. 1865‒68 saß Bright als Mitglied für Greenwich im Parlament; er starb Von ihm erschien unter anderm: «Report of the committee on standards of electrical resistance» (Lond. 1863).
(spr. breit), John, engl. Staatsmann, geb. als Sohn eines Quäkers und Besitzers einer Kattunfabrik bei Rochdale. Neben seiner Thätigkeit im väterlichen Geschäft trieb Bright histor. und polit. Studien und unternahm große Reisen auf dem Festlande. Er war schon früh für die Parlamentsreform eingetreten; seine eigentliche polit. Wirksamkeit begann aber erst 1838 mit seinem Anschluß an die Anti-Kornzoll-Liga. Im Parlament, wo er 1843 Durham, seit 1847 Manchester vertrat und mit Cobden Führer der sog. Manchesterpartei (s. d.) wurde, focht er für Freihandelspolitik.
Nach außen vertrat er eine Politik des Friedens und der Nichteinmischung in die Angelegenheiten fremder Staaten. Seine Opposition gegen den Orientkrieg 1854 machte ihn sehr unpopulär, sodaß er sich einige Jahre von der Öffentlichkeit fern hielt. 1858 von den Liberalen Birminghams wieder ins Unterhaus gesandt, erstrebte er eine neue Reform des Parlaments, die der leitende Gedanke seines polit. Wirkens im ganzen folgenden Jahrzehnt war. Er unterstützte die Reformpläne der Konservativen wie der Liberalen.
Die Bill des konservativen Kabinetts Derby hatte B.s vollen Beifall und wurde unter seiner Mithilfe 1867 zum Gesetz erhoben. Im ersten Kabinett Gladstones 1868 erhielt er das Handelsministerium, mußte aber wieder die Zeit 1870‒72 seiner Gesundheit wegen in der Zurückgezogenheit verbringen. Er war ein heftiger Gegner der orient. Politik Lord Beaconsfields und trat 1880 als Kanzler des Herzogtums Lancaster in das zweite Ministerium Gladstone. Wegen seiner friedensfreundlichen Anschauungen aber überwarf er sich mit Gladstone, als dieser mit dem Bombardement von Alexandria (Juli 1882) seine ägypt. Politik eröffnete.
Noch größer wurde die Kluft durch die von Gladstone geleitete Homerule-Bewegung, die Bright auf die Seite der liberalen Unionisten und zur Unterstützung des konservativen Ministeriums Salisbury führte. Er starb Für die innere Entwicklung Englands und die Hebung der untern Klassen hat Bright vielfach segensreich gewirkt, jedoch nach außen hat sein liberaler Doctrinarismus sich oft als sehr kurzsichtig bewiesen. Als Volksredner war er unübertroffen und auch im Parlament von großer Wirkung; seine Reden sind gesammelt in: «Speeches on parliamentary reform» (London 1867),
«Speeches on questions of public policy» (hg. von Rogers, 2 Bde., ebd. 1869),
«Speeches on the public affairs» (ebd. 1869),
«Public addresses» (ebd. 1879),
«Public letters» (ebd. 1885). -
Vgl. M’Gilchrist, The Life of John Bright (Lond. 1868);
Smith, Life and Speeches of the Right Hon.
John Bright (2 Bde., ebd. 1881).
Richard, s. Brightsche Krankheit. ^[= (Morbus ii, Nephritis parenchymatosa), eine erst durch den engl. Hospitalarzt Richard ...]
(spr. breit’n), ursprünglich Brighthelmstone, Stadt und Seebad in der Grafschaft Sussex an der Südküste Englands, früher ein Fischerort, zählte 1801 nur 7300, 1891 115402, mit Hove (s. d.) 141499 E. Die Stadt breitet sich teils am Abhange eines Hügels, teils mit prächtiger Fronte von 4‒5 km Länge am Meeresufer aus. hat viele Prachtgebäude, elegante Hotels, darunter die Riesengebäude des Grand Hotel und des Hotel Metropole und überhaupt zierliche Häuser, hauptsächlich an der Esplanade in King’s-Road, am Brunswick-Square, am Old Steine und in Queen’s-Mansions.
Die Badeanlagen sind in engl. Weise sehr großartig ausgeführt. Zwei Piers, besonders New- oder West-Pier (350 m lang), bilden den Sammelpunkt der Fremden. Ein neues Pier im östl. Teile B.s ist im Bau. Sehenswert ist das Aquarium mit überaus reichhaltigen Sammlungen, und der «Royal Pavilion», ein prachtvolles Sommerschloß in russ.-orient. Stile, 1784‒1817 nach Muster des Moskauer Kremls für 250000 Pfd. St. von Georg Ⅳ. erbaut, mit Ball- und Konzertsälen, Versammlungsräumen und Parkanlagen.
Das Schloß, seit 1850 städtisches Eigentum, enthält ein Museum mit geolog. und zoolog. Sammlung, eine Bibliothek und Lesesäle. Außerdem besitzt Brighton eine Gemäldegalerie, eine stattliche Pfarrkirche in got. Stile, ein Denkmal Georgs Ⅳ., drei Theater, [* 43] Cirkus, [* 44] Wettrennen auf den South Downs und zahlreiche Einrichtungen eines vornehmen Badeortes. Die Zahl der Fremden beträgt alljährlich etwa 50000. Die großen Vorzüge B.s als Badeort liegen in der geringen Entfernung von London (82 km in 1½‒2 Stunden) und in der vortrefflichen Luft. Der Strand ist steinig. Bei dem Mangel eines Hafens sind Seehandel und Fischerei [* 45] unbedeutend; der Fremdenbesuch bildet die Haupteinnahmequelle der Bewohner. – Wie zahlreiche Reste in der Umgebung beweisen, ist Brighton röm. Ursprungs; es verdankt seinen großartigen Aufschwung als Seebad den alljährlichen Besuchen Georgs Ⅳ. Seit 1867 ist die Stadt im Parlament durch zwei Abgeordnete vertreten.
Krankheit (Morbus Brightii, Nephritis parenchymatosa), eine erst durch den engl. Hospitalarzt Richard Bright (spr. breit, geb. 1788, gest. als Leibarzt der Königin Victoria) [* 46] 1327 bekannt gewordene, obschon sehr gewöhnliche entzündliche Nierenkrankheit, welche eine der häufigsten Ursachen der Wassersucht (s. d.) abgiebt. Sie besteht darin, daß in den die feinen Harnkanälchen der Niere umspinnenden Haargefäßnetzen infolge entzündlicher Vorgänge anstatt der Harnabscheidung eine Ausschwitzung der eiweißartigen Blutbestandteile stattfindet. Diese erscheinen nun teils im Urin als Eiweiß (daher der Name Eiweißharnen, Albuminurie), teils setzen sie sich in das Gewebe [* 47] der Nieren, schwellen dieses an, gerinnen daselbst als eigentümlich glasartig durchscheinende, faserstoffähnliche Exsudatmassen (sog. Faserstoff- oder Fibrincylinder) und verschrumpfen späterhin, wodurch die harnabsondernden Nierenkanälchen nach ¶
und nach veröden und das ganze Organ schließlich um die Hälfte und noch mehr seines normalen Volumens reduziert wird (sog. Schrumpfnieren, Nierenschrumpfung oder Granularatrophie der Nieren). In der Regel befällt diese Krankheit beide Nieren zugleich und verursacht dann teils allgemeine Wassersucht (Brightscher Hydrops) infolge der wässerigen, eiweißarmen Beschaffenheit der Blutflüssigkeit, teils Zurückhaltung des Harnstoffs im Blute (Harnvergiftung, Urämie) infolge der mehr oder minder vollkommenen Verstopfung der Harnkanälchen.
Der Verlust an Eiweißstoffen, welchen der Körper bei der Brightschen Nierenkrankheit erfährt, ist bisweilen außerordentlich beträchtlich; bei manchen Kranken beträgt er im Durchschnitt täglich 15-20 g. Die Krankheit tötet daher häufig, oft ziemlich schnell (akute Brightsche Krankheit), zumeist unter den Erscheinungen der Harnvergiftung (s. d.); sie kann sich aber auch jahrelang hinausziehen, sobald noch einige Partien der Nieren zur Harnabsonderung fähig bleiben (chronische Brightsche Krankheit).
Die Brightsche Krankheit entsteht am häufigsten nach starken Erkältungen oder Durchnässungen der Haut, [* 49] kommt aber auch häufig als Nachkrankheit des Scharlachfiebers (Scharlachwassersucht), der asiat. Cholera, nach Typhus, im Gefolge von Krebs, [* 50] von Herzkrankheiten, bei Säufern, nach Quetschungen der Lendengegend, Mißbrauch starker harntreibender Mittel u. s. w. vor. Man erkennt sie durch Kochen des Harns (s. Eiweißharnen) und andere chem. Prüfungen seines Eiweißgehalts.
Außer den Erscheinungen der Wassersucht, welche zumeist mit Anschwellungen der Augenlider und der Knöchel beginnt, findet man bei solchen Kranken gewöhnlich eine ausfallende Blässe und Abmagerung, Verminderung, selbst Unterdrückung der Harnabsonderung, zeitweilige Schmerzen in der Nierengegend, Kopfschmerzen, Schwindel, Herzklopfen, Verdauungsstörungen (Appetitlosigkeit, Erbrechen), Verminderung, ja selbst völliges Erlöschen des Sehvermögens u. s. w. Die Behandlung ist schwierig und erfordert je nach den verschiedenen Stadien der Krankheit ein verschiedenes Verfahren. Im allgemeinen ist außer einem streng geregelten diätetischen Verhalten, körperlicher Ruhe und dem Fernhalten jedweder, die Nieren irritierender Schädlichkeit von einer methodischen Anregung der Hautthätigkeit durch heiße Bäder mit nachfolgendem Einschlagen des Körpers in wollene Decken, sowie von der Darreichung harntreibender und die Darmschleimhaut reizender Mittel das meiste zu erwarten; die drohende Blutverarmung ist durch reichlichere Zufuhr eiweißhaltiger Nahrung, durch Eisen- und Chinapräparate zu bekämpfen.
Nierenkranke sollen sich ängstlich vor Erkältungen hüten, stets wollene Unterkleider tragen sowie bei rauhem Wetter [* 51] und in der Abendluft nicht ausgehen. Vielen Kranken bekommt eine methodische Milch- oder Buttermilchkur vortrefflich. Treten Krämpfe oder andere gefahrdrohende Erscheinungen der Harnstoffvergiftung des Blutes ein, so kommen Eisumschläge auf den Kopf, stark abführende sowie anästhetische Mittel, vorzüglich Chloralhydrat und Chloroform, in Anwendung. -
Vgl. Frerichs, Die Brightsche Nierenkrankheit (Braunschw. 1851);
(richtiger Brigida), irländ. Heilige, gest. 523, gründete mehrere Klöster (eins zu Kildare), hauptsächlich zur Erziehung von Mädchen; Gedächtnistag 1. Febr. Der nach ihr genannte, aber schwerlich von ihr gegründete Brigittenorden verbreitete sich über viele Klöster, in denen überall zu Ehren der angeblichen Stifterin ein ewiges, heiliges Feuer, das Brigittenfeuer, unterhalten wurde, bis der Brauch als ein heidnischer im 13. Jahrh. bischöflich verboten wurde. Auch auf das Festland kam der Orden [* 52] und wurde hier häufig mit dem aus Schweden stammenden Orden der heil. Birgitta, die auch Brigitta genannt wird (s. Birgittenorden), verwechselt.
Vorstadt von Wien [* 53] (s. d.), ^[= ungar. Becs, czech. Videň, frz. Vienne, lat. Vindodona, kaiserl. königl. Reichshaupt- und ...] 2. Bezirk.
s. Brigitta ^[= (richtiger Brigida), irländ. Heilige, gest. 523, gründete mehrere Klöster (eins zu Kildare ...] und Birgittenorden.
(spr.brinjóll), getrocknete Pflaumen, s. Brünellen. ^[= oder Prünellen wohlschmeckende geschälte und entkernte Pflaumen, welche in Span- ...]
(spr. brinjóll, lat. Brinonia).
1) Arrondissement im franz. Depart. Var, hat 1973,95 qkm, (1891) 52 530 E., 54 Gemeinden, und zerfällt in die 8 Kantone Barjols (287,69 qkm, 6625 E.), Besse (203,13 qkm, 8147 E.), Brignoles (236,00 qkm, 9246 E.), Cotignac (178,75 qkm, 7260E.), Rians (345,69 qkm, 6163 E.), Rocquebrussanne (214,19 qkm, 3935 E.), S. Maximin (302,02 qkm, 7754 E.), Tavernes (206,48 qkm, 3350 E.). - 2) Hauptstadt des Arrondissements Brignoles im franz. Depart. Var, in dem korn- und weinreichen Thale des Carami, einer der gesundesten Orte der Provence, an der Linie Gardannes-Carnoules der Franz.
Mittelmeerbahn, hat (1891) 4158, als Gemeinde 4811 E., Post und Telegraph, ein kleines geistliches Seminar in einem ehemaligen Templerhause, Zellengefängnis, Hospiz, eine Kirche mit Reliquien des heil. Ludwig von Anjou und ein Unterpräfekturgebäude, einst Palast der Grafen von Provence. Die Stadt besitzt Lohgerbereien, Seidenspinnereien und Ziegelbrennereien und Handel mit Getreide, Wein, Branntwein, Liqueur, Olivenöl, Orangen und andern Südfrüchten, besonders aber mit eingemachten oder getrockneten Pflaumen oder Brünellen.
(spr. brigh), schweiz. Ort, s. Brig. ^[= 1) Bezirk im schweiz. Kanton Wallis, hat (1888) 5553 E., darunter 56 Protestanten, und 11 Gemeinden. ...]
(frz., spr. brigie-), eifrig (namentlich auf Umwegen, durch Vermittelung anderer Personen oder mit unerlaubten Mitteln) um etwas werben;
etwas erschleichen.
andere Schreibung für Brhaspati, s. Brahmanaspati. ^[= oder Bṛhaspati, Name eines Gottes der vedischen Religion. Wie Agni (s. d.) ist auch B. ein ...]
Bezirksstadt in der span. Provinz Guadalajara in Neucastilien, am rechten Ufer des durch den Jarama zum Tajo fließenden Tajuña, hat Ruinen einer alten Festung, [* 54] (1887) 3685 E. und eine aus den Zeiten Ferdinands VI. und Karls III. stammende, jetzt fast ganz unthätige Tuchfabrik. In Brihuega fiel der engl. General James Stanhope 1710 in franz. Gefangenschaft.
s. Preßkohlen.
(frz.), s. Billard. ^[= (vom frz. bille, spr. bij, "Kugel", "Ball"), eine auf Füßen stehende, ...]
derjenige Schuß, mittels dessen eine Kanonenkugel schräg unter einem spitzen Winkel [* 55] gegen eine Mauer so abgeschossen wird, daß sie von derselben abprallt und dann seitwärts unter entsprechendem Winkel ihre Bahn fortsetzt, um gegen eine andere, nach rückwärts gelegene, also der unmittelbaren Beschießung durch ihre Lage entzogene Mauer wirksam zu werden. Diese Schußart wurde zuerst 1644 bei der Belagerung von Gravelines angewendet, und man bediente sich derselben gegen gemauerte Werke mit zurückgezogenen Flanken, denen man von vorn nicht beikommen konnte. Der Erfolg eines Brikolschuß war aber stets sehr zweifelhaft.
Mattijs, niederländ. Maler, geb. 1550 zu Antwerpen, [* 56] gest. 1584 in Rom, [* 57] ging früh nach ¶
Italien, wo er unter Gregor XIII. mehrere Säle und Galerien mit Freskogemälden schmückte; so malte er in der Sala di Consistorio im Vatikan [* 59] vier Fresken, die Jahreszeiten. [* 60] Bril war Historien- und Landschaftsmaler und arbeitete in der Weise der ältern niederländ. Landschafter. - Sein Bruder Paul, geb. 1554, gest. 1626 in Rom, kam, nachdem er sich vorher in Frankreich aufgehalten hatte, ebenfalls nach Rom. Er vollendete und übertraf die Werke seines Bruders und übte durch seinen einfachen und edlen Stil auf die Landschafter, zunächst auf Annibale Carracci, bedeutenden Einfluß aus.
Eine Sammlung trefflicher Landschaften in Fresko von ihm befindet sich im Palast Rospigliosi, andere in Sta. Cecilia, Sta. Maria maggiore in Rom, im Palast Pitti zu Florenz [* 61] und im Louvre; sein größtes Werk im sog. neuen päpstl. Saale. Außer Landschaften hat man von ihm Jagd-, See- und Fischerstücke sowie auch Scenen aus der biblischen Geschichte (Turmbau zu Babel, im Berliner [* 62] Museum). Auch die Galerien von München, [* 63] Wien, Dresden [* 64] u. s. w. weisen Arbeiten von ihm auf.
Glattbutt, s. Schollen. ^[= # oder Plattfische (Pleuronectes), eine durch die ganz eigentümliche, unsymmetrische Form des ...]
E. J., holländ. Buchdruckerei, Verlags- und Antiquariatsbuchhandlung in Leiden, [* 65] wurde 1850 von E. J. Brill als neues Geschäft begründet, bildet aber zugleich in gewissem Sinne die Fortsetzung des in demselben Jahre erloschenen berühmten Geschäfts von Luchtmans (s. d.) daselbst, das der Vater B.s, Ian Brill, die letzten vierzig Jahre geleitet hatte. Nach dem Tode des erstern ging die Firma durch Kauf über an A. P. M. van Oordt, geb. und F. De Stoppelaar, geb. Die Hauptbedeutung des Geschäfts liegt in dem Druck und Verlag orient.
Werke, darunter auch chinesische und japanische, herausgegeben von den hervorragendsten Fachgelehrten nicht nur Hollands, sondern auch anderer Länder. Daran schließen sich die Naturwissenschaften mit Mathematik, Geographie und Ethnographie, [* 66] ferner klassische und neuere Philologie, Theologie, Rechtswissenschaft, Geschichte, Schöne Litteratur, Sammelwerke und Zeitschriften. Die Sprache der Werke (außer in den orientalischen) ist vorwiegend holländisch, sehr oft auch lateinisch, deutsch, französisch oder englisch. Das Antiquariat besteht aus einem großen Lager [* 67] von Werken aller Art, namentlich aus den orient. Litteraturen (darunter importierte Drucke, sowie eine reiche Sammlung arab. und türk. Handschriften), mit Katalogen (bis Anfang 1892 44 Nummern). Außerdem werden mehrmals jährlich große Bücherauktionen abgehalten.
(frz., spr. brijáng, gewöhnlich brilljánt, «glänzend», «schimmernd») nennt man eine Schliffform für durchsichtige Edelsteine, [* 68] die zwar bei fast allen nicht selten angewendet, doch namentlich den schönsten und reinsten Diamanten gegeben wird, weshalb man unter Brillant meist nur Diamanten versteht. Der Brillant gleicht zwei Pyramiden, die mit ihren Grundflächen zusammenstoßen und von denen die obere (Oberteil, Pavillon oder Krone) sehr stark, die untere (Unterteil oder Culasse) nur sehr wenig abgestumpft ist.
Die dadurch entstehende obere große, ebene Fläche heißt die Tafel, die untere, sehr kleine, die Kalette. Die Fläche, wo Ober- und Unterteil zusammenstoßen und an deren Rande der Stein rundum gefaßt wird, nennt man die Rundiste. Bei regelmäßigem Brillantschliff muß der Oberteil ⅓, der Unterteil ⅔ an Höhe haben und die Größe der Kalette 1/5 von der der Tafel betragen. Die Seiten des Brillant werden mit angeschliffenen Flächen, Facetten, verziert, um das einfallende Licht [* 69] zurückzuwerfen, zu zerlegen und so den Stein in mannigfaltigen Farben strahlen zu lassen. Die Zahl der Facetten ist bei einem gutgeschliffenen Brillant immer ein vielfaches von 8. Die besten Brillant, «vom ersten Gut», zeigen 56 Facetten, nämlich am Oberteile 32 (8 + 8 + 16) und am Unterteile 24, die meisten jedoch, die in den Handel kommen, haben nur 32, 24 oder 16. Das Altertum kannte den Brillantschliff nicht; er ist erst in der neuern Zeit angewandt worden. (S. Edelsteinschleiferei und Diamant.) [* 70]
s. Petroleumlampen.
Faluner, im Theaterwesen, s. Faluner Brillanten.
s. Sätze. ^[= # in grammatischem Sinne der sprachliche Ausdruck der Verbindung zweier Vorstellungen als Subjekt ...]
ein zu Stickereien verwendetes gezwirntes Wollgarn, das in lebhaften Farben gefärbt und hierauf mit Gold- oder Silberlahn so weitläufig übersponnen wird, daß zwischen den einzelnen Windungen der wollene Grundfaden deutlich sichtbar ist.
nennt man einige gelb färbende Azofarbstoffe von verschiedener Konstitution.
ein rautenförmig geschliffenes, stark lichtbrechendes, zu Kronleuchterbehängen und andern dekorativen Zwecken verwendetes Glas. [* 71]
Äthylgrün, Solidgrün, eine aus Benzaldehyd und Diäthylanilin dargestellter, dem Malachitgrün (s. d.) ähnlicher Farbstoff der Triphenylmethangruppe. Brillantgrün färbt die Stoffe mit gelberm Stich als Malachitgrün.
ein Kosmetikum, besteht aus einer Lösung von 1 Teil Glycerin oder Ricinusöl in 60 Teilen parfümiertem Weingeist, wird zum Glänzendmachen von Haar [* 72] und Bart benutzt.
auch Juwelenkäfer genannt, s. Rüsselkäfer. ^[= (Curculionidae s. Rhynchophora) ist die Benennung einer außerordentlich großen, in über 10000 ...] [* 73]
in der Farbenchemie Bezeichnung für einige Benzidinfarbstoffe (s. Azofarbstoffe), die Baumwolle [* 74] rot färben.
s. Brillant ^[= (frz., spr. brijáng, gewöhnlich brilljánt, "glänzend", "schimmernd" ...] und Glas.
(spr. brĭja ßawaräng), Anthelme, franz. Schriftsteller, geb. zu Belley, war nach der Bewegung vom Maire von Belley, ward als Föderalist gerichtlich verfolgt, floh in die Schweiz [* 75] und dann in die Vereinigten Staaten. [* 76] 1796 nach Frankreich zurückgekehrt, wurde er Sekretär [* 77] im Stabe der Armee in Deutschland, [* 78] dann Kommissar des Direktoriums und von 1800 bis zu seinem Tode, Rat am Kassationshofe. Fast alle seine Werke erschienen anonym, sodaß er erst nach seinem Tode, namentlich durch seine humor- und geistvolle Theorie der Tafelfreuden, «Physiologie du goût» (Par. 1825; deutsch von K. Vogt, 5. Aufl., Braunschw. 1888), als Schriftsteller bekannt ward.
[* 79] entstanden aus Beryll, ein Apparat, der dicht vor den Augen angebracht wird, entweder zu dem Zwecke, die Sehschärfe der Augen im allgemeinen oder für eine bestimmte Entfernung zu bessern, oder den Sehachsen eine bestimmte Richtung anzuweisen, oder die Augen vor zu hellem Lichte, vor Verletzungen, Staub, Zugluft u. s. w. zu schützen. Nach den verschiedenen Zwecken unterscheidet man:
1) Brillen für bestimmte Entfernungen, die das Auge [* 80] befähigen, in Entfernungen ¶
deutlich (d. h. ohne Zerstreuungskreise der von den Sehobjekten gelieferten Netzhautbilder) zu sehen, in denen es ohne Brille nur undeutlich (d. h. mit Zerstreuungskreisen der Netzhautbilder) zu sehen vermag. Diesem Zwecke dienen im allgemeinen die sphärischen, positiv oder negativ brechenden, d. h. die Konvex-(Sammel-) und die Konkav-(Zerstreuungs-)Linsen. Nach der bis jetzt üblichen Bezeichnung der Brillengläser bedeutet ihre Nummer ihre in Zollen ausgedrückte Hauptbrennweite, die bei den Konvexlinsen einen positiven, bei den Konkavlinsen einen negativen Wert hat.
Die Nummern folgen aufeinander wie die Reihe der natürlichen Zahlen; ist jedoch die Wirkung zweier Nummern zu summieren oder zu subtrahieren, so hat man mit dem Reciproken der Nummern, d. h. dem optischen Werte (der Brechkraft) der Gläser, zu rechnen. Der Unterschied zwischen 7 konvex und 8 konvex ist demnach 56 konvex (1/7 - 1/8 = 1/56), der Unterschied zwischen 11 konvex und 12 konvex dagegen 132 konvex (1/11 - 1/12 = 1/132); im allgemeinen ist der Unterschied zwischen zwei sich folgenden Nummern um so größer, je stärker ihre Brechkraft, je kürzer ihre Brennweite ist. Um nun einmal leichter mit den Gläsern rechnen zu können, andererseits den Übelstand zu vermeiden, daß die nach verschiedenen Maßen (rheinische, Pariser, Wiener, engl. Zolle) geschliffenen Gläser bei gleicher Bezeichnung eine verschiedene Brennweite haben, ist man neuerdings bemüht, eine andere, auf das Metermaß begründete Bezeichnung einzuführen.
Man nimmt als Einheit den optischen Wert einer Meterlinse, d. h. einer Linse [* 82] von 1 m positiver oder negativer Brennweite und nennt diesen Wert eine Dioptrie (D). Demnach ist +1 D gleich der alten Nummer 38 konvex (38/1), +2 D gleich der alten Nummer 19 konvex (38/2), -3 D gleich der alten Nummer 12 2/8 konkav (38/3) u. s. w. Die positiv brechenden Linsen sind entweder bikonvex, plankonvex oder konkavkonvex; die negativ brechenden Linsen bikonkav, plankonkav oder konvexkonkav. (S. Linse.) Die plankonvexen und plankonkaven Gläser eignen sich am wenigsten zu dem Brillengebrauch; am besten verwendet man die von Wollaston empfohlenen konkavkonvexen und konvexkonkaven (auch positive und negative Menisken genannt), bei denen die Brechung [* 83] der centralen und der Randstrahlen die gleichartigste ist.
Sie werden auch periskopische Gläser genannt, weil man gleich deutlich durch die Mitte wie durch den Rand des Glases sieht. Die bikonvexen und bikonkaven Linsen besitzen zwar nicht diese Brechungsgleichartigkeit, wie die bezüglichen Menisken, sind aber wegen ihrer bequemern und billigern Herstellung viel mehr in Gebrauch als diese. Die gewöhnlichen Brille sind aus Crownglas angefertigt. Zwar wird auch Bergkrystall und Flintglas zu denselben verwendet, doch haben letztere neben dem Vorzug größerer Härte den Nachteil einer stärkern Farbenzerstreuung. [* 84]
Die chromatische Aberration [* 85] (s. Achromatisch) ist bei den schwächern und mittlern Brillengläsern unerheblich, bei stärkern, z. B. den gewöhnlichen Stargläsern, allerdings zuweilen fühlbar, doch eignen sich achromatische Gläser ihres Volumens und Gewichts wegen nicht zu Brillengläsern. Sphärische Gläser kommen im allgemeinen dort zur Verwendung, wo das Auge, als dioptrischer Apparat gedacht, zum Zwecke des deutlichern Sehens einer gleichen optischen Korrektion in allen Meridianrichtungen des Systems bedarf.
Kurzsichtigkeit (s. d.) erfordert den Gebrauch der Konkavgläser, Übersichtigkeit und Weitsichtigkeit (s. Alterssichtigkeit) den der Konvexgläser. Bei Astigmatismus (s. d.) kommen statt der sphärischen oder in Kombination mit ihnen die cylindrischen Gläser zur Verwendung, die ganz analog wie jene, entweder konvex- oder konkavcylindrische sind. Es kommt keineswegs selten vor, daß sowohl zum Sehen [* 86] in die Ferne als in die Nähe Brillengläser erforderlich sind, jedoch von verschiedener optischer Qualität.
Statt in solchen Fällen mit zwei verschiedenen Brille zu wechseln, erreicht man den Zweck auch dadurch, daß man beide Gläser in eine Fassung bringt. Oberhalb der horizontalen Halbierungslinie derselben befindet sich dann die Hälfte des zum Sehen in die Ferne, unterhalb derselben die des zum Sehen in die Nähe bestimmten Glases, sodaß beide Halbgläser in jener Linie aneinanderstoßen. Nach ihrem Erfinder nennt man diese Brille Franklinsche, nach ihrem Zweck pantoskopische. Die Erfindung der die Refraktion korrigierenden sphärischen Brille wird Roger Bacon (13. Jahrh.) zugeschrieben; eine richtige Theorie dieser Brille gab jedoch erst Kepler 300 Jahre später.
2) Prismenbrillen, die nicht eine Refraktions-, sondern eine Stellungskorrektion der Augen bewirken. Will man den Konvergenzwinkel beider Sehlinien, d. h. den Winkel, unter dem diese sich beim Fixieren schneiden, vergrößern, so legt man vor ein oder vor beide Augen Prismen, die mit dem brechenden Winkel (Kante des Prismas) nasenwärts gerichtet sind («adduzierende Prismen»); hat man die entgegengesetzte Aufgabe zu erfüllen, so legt man die Prismen mit den Kanten schläfenwärts («abduzierende Prismen»). In beistehender [* 81] Figur z. B. wird das rechte Auge R abduziert, d. h. schläfenwärts gewendet, damit der von A kommende, durch das Prisma [* 87] P abgelenkte Richtungsstrahl auf den gelben Fleck g fällt, der mit dem gleichfalls vom Richtungsstrahl getroffenen gelben Flecke g des linken Auges L. identisch ist.
Würde diese Drehung des rechten Auges bei dem Vorlegen des Prismas nicht gemacht, so würde das Bild von A im rechten Auge auf einen nasenwärts von g gelegenen Punkt fallen und binokulares Doppelsehen (s. Auge, Bd. 2, S. 108 a) entstehen. Um dies zu vermeiden, ist eben die Ablenkung des rechten Auges nötig und tritt scheinbar unwillkürlich ein. Nach der Größe des Winkels, in dem die Flächen der Prismen zueinander geneigt sind, bezeichnet man die Nummern derselben. Wird nur eine Beeinflussung der Stellung der Augen verlangt, so erreicht man dies durch Anwendung der Planprismen, ist aber gleichzeitig die Korrektion eines Brechungsfehlers erforderlich, so können die Flächen der Prismen je nach Bedürfnis sphärisch oder cylin-
[* 81] ^[Abb.] ¶