Verzeichnis der Straßen, Plätze und Brücken. [* 2]
Behörden, Öffentliche Gebäude, Denkmäler, Sehenswürdigkeiten u. s. w.
Universitätsinstitute.
Höhere Schulen.
Waisenhäuser.
Versorgungsanstalten.
^[s. Tafel] ¶
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unbewohnte Wohnhäuser [* 4] mit 370 044 Haushaltungen und 1532 Anstalten. Dem Religionsbekenntnis nach waren 914 043 Evangelische, 659 573 Katholiken, 3415 andere Christen, 22 232 Israeliten und 12 823 Militärpersonen. Der Regierungsbezirk zerfällt in folgende Kreise: [* 5]
Kreise | qkm | Wohnstätten | Einwohner | Auf 1 qkm | Evangelische | Katholiken | Andere Christen | Israeliten | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Ramslau | 584,00 | 3949 | 36603 | 62 | 19704 | 16594 | 5 | 300 | |||
2 | Groß-Wartenberg | 812,71 | 5868 | 50022 | 61 | 30869 | 18855 | 2 | 296 | |||
3 | Öls | 899,26 | 7438 | 65913 | 73 | 55080 | 10272 | 36 | 525 | |||
4 | Trebnitz | 819,83 | 7218 | 51242 | 62 | 39856 | 11231 | 29 | 126 | |||
5 | Militsch | 932,17 | 6523 | 51255 | 54 | 40519 | 10459 | 15 | 262 | |||
6 | Gubrau | 679,15 | 5479 | 35349 | 52 | 27842 | 7348 | 12 | 147 | |||
7 | Steinau | 422,22 | 3418 | 23742 | 56 | 19076 | 4547 | 9 | 110 | |||
8 | Wohlau | 804,276 | 838 | 45189 | 56 | 31375 | 13604 | 54 | 156 | |||
9 | Neumarkt | 710,01 | 6914 | 55829 | 78 | 30514 | 23132 | 76 | 107 | |||
10 | Stadtkreis-Breslau | 30,35 | 9784 | 335186 | 11172 | 190761 | 125483 | 1188 | 17754 | |||
11 | Landkreis Breslau | 750,76 | 7789 | 82154 | 109 | 51545 | 30459 | 65 | 85 | |||
12 | Ohlau | 616,22 | 6739 | 55146 | 89 | 31728 | 23226 | 26 | 166 | |||
13 | Brieg | 607,31 | 6751 | 61750 | 101 | 48834 | 12396 | 17 | 503 | |||
14 | Strehlen | 344,75 | 4425 | 36711 | 106 | 29538 | 7042 | 13 | 118 | |||
15 | Nimptsch | 375,91 | 3481 | 30803 | 82 | 24431 | 6339 | 20 | 13 | |||
16 | Münsterberg | 343,43 | 4345 | 32314 | 94 | 6475 | 25738 | 1 | 100 | |||
17 | Frankenstein | 482,72 | 6777 | 48586 | 100 | 8894 | 39492 | 58 | 142 | |||
18 | Reichenbach | 362,04 | 6156 | 67957 | 187 | 46552 | 20359 | 891 | 155 | |||
19 | Schweidnitz | 590,57 | 8054 | 96023 | 162 | 59910 | 35522 | 198 | 393 | |||
20 | Strieggau | 299,49 | 3739 | 42143 | 141 | 26474 | 15482 | 94 | 93 | |||
21 | Waldenburg | 377,62 | 7742 | 122972 | 326 | 86594 | 35492 | 511 | 375 | |||
22 | Glatz | 527,91 | 8509 | 62956 | 119 | 4013 | 58685 | 14 | 244 | |||
23 | Neurode | 317,60 | 6796 | 49728 | 157 | 1880 | 47730 | 101 | 17 | |||
24 | Habelschwerdt | 790,87 | 10302 | 59749 | 75 | 1579 | 58086 | 39 | 45 |
Der Reg.-Bez. Breslau [* 6] zerfällt in folgende 13 Reichstagswahlkreise (die angegebenen Abgeordneten wurden im Juni 1893 gewählt):
1) Guhrau-Steinau-Wohlau (Graf von Carmer, deutschkonservativ);
2) Militsch-Trebnitz (von Salisch, konservativ);
3) Wartenberg-Öls (von Kardorff, Reichspartei);
4) Namslau-Brieg (Freiherr Saurma von der Jeltsch, deutschkonservativ);
5) Ohlau-Nimptsch-Strehlen (Rother, konservativ):
6) Stadt Breslau Ost (Tutzauer, Socialdemokrat);
7) Breslau West (Dr. Schönlank, Socialdemokrat);
8) Landkreis Breslau-Neumarkt (Graf Limburg-Stirum, konservativ; Striegau-Schweidnitz (Göllner, freisinnige Volkspartei):
10) Waldenburg [* 7] (Möller, Socialdemokrat);
11) Reichenbach-Neurode (Kühn, Socialdemokrat):
12) Glatz-Habelschwerdt (Hartmann, Centrum);
13) Frankenstein-Münsterberg (Nadbyl, Centrum).
2) Landkreis im Reg. Bez. hat 750,76 qkm, (1890) 82 154 (39 179 männl., 42 975 weibl.) E., 188 Landgemeinden und 122 Gutsbezirke.
3) Breslau, poln. Wrocław, lat. Wratislavia, Hauptstadt der preuß. Provinz Schlesien, [* 8] des Reg.-Bez. und kath. Bistums Breslau, zweite Stadt der preuß. Monarchie, königl. Residenzstadt und Stadtkreis, liegt 51° 7' nördl. Br. und 17° 2' östl. L. von Greenwich, in 112 m Höhe (Oderspiegel), in einer weiten, fruchtbaren und wohlbebauten Ebene, zu beiden Seiten der schiffbaren Oder, an der Einmündung der Ohlau in dieselbe, 567 km von der Odermündung und hat eine Ausdehnung [* 9] von 8293 m (O. nach W.), 6768 m (N. nach S.) und 39 km Umfang. Von der Gesamtfläche (30,35 qkm) sind 7,58 qkm mit Häusern bebaut, 4,68 qkm sind Straßen, 16,49 qkm landwirtschaftlich benutzt und 1,61 qkm Wasserfläche. Der mittlere Luftdruck betrug (1890) 749 mm, die mittlere Jahrestemperatur 8° C. (+33° Maximum, -20° Minimum), die Niederschlagsmenge 712 mm.
Bevölkerung. [* 10] Die ortsanwesende Bevölkerung betrug 1756: 54 774, 1763: 47 098, 1790: 56 628, 1811: 67 852, 1840: 97 664, 1852: 121 052, 1867: 171 926, 1880: 272 912, 1885: 299 640, 1890: 335 186 (153 698 männl., 181 488 weibl.) E., das ist eine Zunahme (1885-90) von 35 546 (11,8 Proz.) oder durchschnittlich jährlich 7109 Personen. Dem Religionsbekenntnis nach waren 190 761 Evangelische (569 auf 1000 E.), 125 483 Katholiken (374), 1176 sonstige Christen (4) und 17 754 Israeliten (53). 1890 gab es 14 304 Gebäude (4520 unbewohnte) mit 6050 Einzel-, 71 445 Familienhaushaltungen und 208 Anstalten.
Von 1000 E. sind geboren in Breslau 425, im übrigen Preußen [* 11] 552, im übrigen Deutschen Reiche 11, im Auslande 12. Zahl der Geburten (1890) 12 231 (430 Totgeburten), der Sterbefälle 9241, der Ehen 3146, der Zugezogenen 52 115, der Abgezogenen 47 132. In Garnison (5285 Mann) liegen das 1. und 2. Bataillon des 10. Grenadierregiments König Friedrich Wilhelm II., 11. Grenadierregiment Kronprinz Friedrich Wilhelm, 1. Bataillon des 51. Infanterieregiments, Leib-Kürassierregiment Großer Kurfürst, 1. und 2. Abteilung des 6. Feldartillerieregiments von Peucker und das 6. Trainbataillon.
Rechnet man zu der Einwohnerzahl von (1890) 335 186 noch diejenige der im halbmeiligen Umkreis um die Stadt liegenden und in engster Interessengemeinschaft mit ihr stehenden Vororte Kleinburg (1545 E.), Herdain (2182), Gräbschen (1734), Pöpelwitz (3516), Rosenthal (1714), Wilhelmsruh (48), Grüneiche (458), Morgenau (155) und Dürrgoy (923), ferner die Einwohnerzahl der noch zur sog. Agglomeration gehörigen und bei zukünftiger Einverleibung in Betracht kommenden Ortschaften Zedlitz (49 E.), Pirscham (101), ¶
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Schwentnig (3), Klein-Tschansch (1185), Groß-Tschansch (431), Brockau (520), Woischwitz (698), Oltaschin (642), Krietern (858), Operau (385), Hartlieb (884), Klettendorf (620), Klein-Gandau (385), Maria Höfchen (508), Klein-Mochbern (525), Schmiedefeld (344), Groß-Mochbern (1450), Neukirch (1483). Cosel [* 13] (329), Oswitz (1205), Lilienthal (109), Carlowitz (440), Schottwitz (354), Friedewalde (299), Cawallen (585), Leerbeutel (89), Schwoitsch (839), Zimpel (300), Bartheln (108) und Bischofswalde (63) mit insgesamt 28 066 E., so ergiebt sich für das wirtschaftliche Weichbild von Groß-Breslau eine Einwohnerzahl (1890) von 363 252.
Anlage, Straßen, Plätze, Denkmäler. Die Stadt zerfällt in die innere Stadt (Alt- und Neustadt, [* 14] seit 1327 vereinigt) und fünf von ihr durch die Oder oder den Stadtgraben getrennte Vorstädte: die Ohlauer (im SO.), die Schweidnitzer (S.), Nikolai- (W.), Oder- (N.) und Sandvorstadt (NO.). (Hierzu ein Plan und Verzeichnis der Straßen und öffentlichen Gebäude.)
Zahlreiche Brücken führen über die Oder, unter denen die großen eisernen Gitterbrücken (Lessing-, Dom-, Gneisenau-, Universitäts-, Königs- und Wilhelmsbrücke) hervorzuheben sind, und über den Stadtgraben und verbinden die verschiedenen Stadtteile miteinander und mit den durch die Oder gebildeten Inseln (Bürgerwerder, Inseln der Sandvorstadt). Die 1891 vollendete, massive Fürstenbrücke über die alte Oder verbindet die Sandvorstadt mit den Parkanlagen in Scheitnig. An Stelle der frühern Festungswerke, die nach 1813 durch Friedrich Wilhelm III. der Stadt geschenkt und abgetragen wurden, umschließen den größten Teil der innern Stadt schattige Promenaden mit wohlgepflegten Blumen- und Rasenbeeten.
Glanzpunkte derselben sind der Zwinger, mit dem Kasino christl. Kaufleute, die Liebichshöhe auf der alten Taschenbastion, ein von den Brüdern Liebich 1866 erbautes und der Stadt geschenktes Belvedere im Renaissancestil, mit einem durch eine Victoria [* 15] von Rauch gekrönten Turme, endlich die Ziegelbastion mit einer Büste Holteis und schöner Aussicht auf Stadt und Fluß. Während die innere Stadt durch die zahlreichen Renaissancebauten des 16. Jahrh. ein altertümliches Gepräge zeigt und namentlich auf der Stelle des ältern, dem jetzigen Stadtgraben im Innern parallel laufenden, zugeschütteten Ohlegrabens zahlreiche kleine und enge Gassen hat, zeichnen sich die Vorstädte, besonders die Schweidnitzer und Odervorstadt, durch breite Straßen und schöne Bauart aus.
Von den Straßen sind vor allem die die Stadt von S. nach N. und von W. nach O. durchschneidenden Verkehrsstraßen zu erwähnen, in ersterer Richtung der Zug der Kaiser Wilhelm-, Schweidnitzerstraße, Schmiedebrücke, Moltke- und Trebnitzerstraße, von der Universitätsbrücke aus mit einer Abzweigung nach NO. in der Matthiasstraße, und jenem Zuge parallel der Zug der Neuen Taschen-, Tuchen-, Post-, Katharinen-, Sand-, Neuen Sand-, Gneisenau- und Blücherstraße; in der Richtung von W. nach O. die Friedrich Wilhelm-, Nikolai- und Albrechtstraße, die sich über den Dominikanerplatz in der Straße am Ohlau-Ufer fortsetzt, und diesen parallel, beim Königsplatz beginnend, die Reusche-, Ohlauer- und Klosterstraße.
Von den zahlreichen größern öffentlichen Plätzen liegen in der Innenstadt: der ziemlich quadratische «Ring», in dessen Mitte das Rathaus (s. unten), das neue Stadthaus sowie einige Reihen Privathäuser sich befinden. Seine vier Seiten sind: Naschmarkt (N.), Goldene Becherseite (S.), Siebenkurfürstenseite (W.), mit dem gleichnamigen Hause, einst Absteigequartier der böhm. Könige (1500 erbaut, mit 1866 erneuerten Fresken geschmückt) und Grüne Röhrseite (O.).
Die West- und Südseite des Ringes sind durch die ehernen Reiterstatuen Friedrichs d. Gr. (1847) und Friedrich Wilhelms III. (1861) geziert, beide nach Modellen von Kiß, während auf der Ostseite vor dem Rathaus die 1492 errichtete Staupsäule (Pranger) steht; der Blücherplatz (früher Salzring), mit dem von der Provinz Schlesien 1827 errichteten ehernen Standbild Blüchers von Rauch und der alten Börse an der Südseite (1824 von Langhans), jetzt Eigentum des Vereins christl. Kaufleute und die Sammlungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur enthaltend;
der Neumarkt mit dem Neptunsspringbrunnen;
der Kaiserin Augustaplatz, südlich begrenzt von der Kunst- und Kunstgewerbeschule, westlich von dem Realgymnasium zum Heiligen Geist, in der Mitte das got. Kriegerdenkmal (1870/71);
der Lessingplatz mit dem neuen Regierungsgebäude und den parkartig erweiterten Promenadenanlagen, der Ritterplatz, der Königsplatz und der Palais- oder Exerzierplatz.
Von den vorstädtischen Plätzen sind zu erwähnen: im S. der Tauentzienplatz mit dem jüngst wiederhergestellten Tauentziendenkmal (von Langhans entworfen), 1795 dem tapfern Verteidiger der Stadt (1760) gegen die Österreicher unter Laudon errichtet;
der Museumsplatz mit dem schles. Provinzialmuseum;
der Berlinerplatz mit großer neuer Fontäne und der Platz am Centralbahnhof;
im N. der Schießwerder-, der Roßplatz, Matthiasplatz mit Springbrunnen, Gneisenauplatz und Domplatz;
im O. auf der Stelle der zugeschütteten Ohlau der Platz «am Ohlau-Ufer».
Kirchen. hat 16 kath., 11 evang., 1 luth., 1 reform. Kirchen und 2 Gemeinde-Synagogen. Evangelische Kirchen sind: die zu St. Elisabeth, 1253-57 neu erbaut, im 14. und 15. Jahrh. umgebaut, seit 1525 protestantisch, erneuert 1856-58, mit dem höchsten (102 m) Turm [* 16] (1452-56 errichtet), der größten Glocke Schlesiens (11000 kg, Geschenk Friedrich Wilhelms IV.), vielen Kapellen, einer großen prächtigen Orgel, Glasmalereien und bedeutenden Kunstwerken (Altarbild Luthers und Melanchthons von L. Cranach, bronzener Taufstein, spätgot. Tabernakel von 1455, holzgeschnitzte Chorstühle u. a.);
ferner die zweitürmige Maria-Magdalenenkirche mit prachtvollen Glasgemälden, schöner Orgel und vielen Kunstdenkmälern, von wo 1523 die Reformation für und einen Teil Schlesiens durch den Prediger Joh. Heß von Hessenstein aus Nürnberg [* 17] ausging;
der durch Feuer 22. bis zerstörte Helm des Nordturms mit der Armensünderglocke ist nebst der ganzen Kirche 1888/91 wiederhergestellt worden;
die Bernhardinkirche mit einer kunstvoll gemalten Hedwigstafel, enthaltend 32 Darstellungen aus dem Leben der Heiligen, 1453 gegründet, 1502 vollendet;
die Barbarakirche (seit 1740 zugleich Garnisonkirche) mit Tafelmalereien aus dem 14. Jahrh.;
die neuerbaute Salvatorkirche in der Schweidnitzer Vorstadt.
Die reformierte oder Hofkirche stammt aus dem 18. Jahrh., die Kirche zu den 11000 Jungfrauen, ein Zwölfeck mit Kuppel von 22 m Spannung, ist 1400 gegründet und 1821 neu erbaut. Von den kath. Kirchen sind die bedeutendsten: der Dom zu St. Johannes dem Täufer auf der rechten Oderseite, ein dreischiffiger Bau ohne ¶
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Querschiff;
das heutige Gebäude wurde an Stelle eines ältern (1148) im 13. Jahrh. im got. Stil begonnen und Ende des 15. Jahrh. vollendet, später durch Kapellen im Renaissance- und Barockstil des 17. und 18. Jahrh. erweitert und 1873-75 im Innern von Lüdecke erneuert;
die beiden Türme wurden 1540, 1632 und 1759 durch Feuer verstümmelt und ihrer Spitzen beraubt;
die Kreuzkirche (zugleich Garnisonkirche) ist 1295 geweiht, ein schöner Backsteinhallenbau in Kreuzform, mit Glasmalereien, histor.
Denkmälern (Grabmal Herzog Heinrichs IV. von Schlesien vor dem 1866 erneuerten Hochaltar) und einer Krypta zu St. Bartholomäus (1288 gegründet); die Liebfrauenkirche auf dem Sand (Sandkirche), 1328-69 erbaut, bis 1810 Kirche der Augustinerchorherren, eine Hallenkirche mit dreifachem Chor; die Dorotheen- oder Minoritenkirche (höchstes Gebäude der Stadt), 1351 vom Kaiser Karl IV. gegründet. Die zierliche, got. Michaelskirche in der Odervorstadt (1871 geweiht);
die St. Adalbert- oder Dominikanerkirche mit schönem Giebel aus dem 14. Jahrh.;
die Vincenzkirche mit dem Grabmal Herzog Heinrichs II.;
die Nikolaikirche, ein 1883 vollendeter Neubau an Stelle der 1806 niedergebrannten Kirche;
die Matthiaskirche neben der Universität, 1736 von den Jesuiten im Rokokostil aufgeführt.
Andere wichtigere teils evang., teils kath. Kirchen sind Ursuliner-, Corpus-Christi-, Christophori-, St. Mauritius- und die Hospitalkirche St. Trinitatis. Bei der Konkurrenz (1892) um den Entwurf zur neuen Lutherkirche erhielten die Architekten Abesser und Kröger in Berlin [* 19] den ersten Preis. Außerdem besitzt Breslau noch eine große Anzahl architektonisch merkwürdiger Kapellen sowie Versammlungslokale der verschiedenen Konfessionen [* 20] und Sekten. Von den Synagogen ist die neue, 1872 vollendete, nach der Berliner [* 21] die schönste und größte Deutschlands. [* 22]
Weltliche Bauten. Das großartige, 1888 von Lüdecke wiederhergestellte Rathaus im spätgot. Stile, aus dem 14. und 15. Jahrh., mit zierlichem hohem Turme, reichverzierten Erkern und Giebeln in Renaissance, berühmtem Fürstensaal (vier Kreuzgewölbe auf einem Pfeiler ruhend), Ratszimmern und dem nach einem früher ausgeschenkten Biere benannten Schweidnitzer Keller;
nahe dabei das nach Stülers Plänen von Rour und Dickhuth 1863 vollendete Stadthaus mit schmuckvollem Sitzungssaal der Stadtverordneten in den Räumen des 1. Stockwerks;
wo bis vor kurzem die Stadtbibliothek (s. unten) untergebracht war, befinden sich jetzt das Gewerbeschiedsgericht und die städtischen Baubureaus, ferner das königl. Schloß aus Friedrichs d. Gr. Zeit, später vergrößert;
die 1864-67 im got. Stil erbaute neue Börse an der Promenade;
das unter Kaiser Karl VI. 1736 erbaute Jesuitenkollegium, jetzt Universitätsgebäude mit der prächtigen Aula Leopoldina;
das neue Regierungsgebäude auf dem Lessingplatz (1887 vollendeter Prachtbau im Renaissancestil), die Gebäude der Universitätsbibliothek (früher Augustinerchorherrenstift), der Generallandschaft und des Oberlandesgerichts;
das neue zweitürmige Amts- und Landgericht mit großartiger Gefangenenanstalt, die fürstbischöfl.
Residenz auf der Dominsel, das 1841 eröffnete, 1865 und 1871 abgebrannte, 1872 neu erbaute Stadttheater (seit 1877 in städtischem Besitz) mit 1480 Plätzen, für Oper, Schau-, Lustspiel und Ballett (verpachtet), das Lobe-Theater (1800 Plätze);
das nach Plänen von Ratherz 1875 begonnene, von Brost und Grosser 1879 vollendete Museum der bildenden Künste (Direktor Dr. Janitsch), Ziegelrohbau mit 1Osäuliger Vorhalle ionischer Ordnung und hoher Kuppel, mit allegorischen Statuen von Härtel und Michaelis auf den Giebeln;
das Ständehaus, das neue Hauptpostamt, das Staatsarchiv (Direktor Professor Grünhagen) mit der Urkundensammlung des schles. Provinzialarchivs;
die Gebäude der Reichsbank, der städtischen Sparkasse, Stadtbibliothek und das Hospital der Gymnasien;
die neuen Universitätskliniken, das Augustahospital des vaterländischen Frauenvereins, das St. Anna-Kinderhospital des Malteserordens und St. Trinitatis;
das Garnisonlazarett, die von der Stadt erbaute königl. Gewerbe-(Oberreal-)Schule, die Gebäude der Freiburger und Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn und der im got. Burgstil 1857 erbaute Centralbahnhof.
Außer den oben erwähnten Denkmälern ist noch die sog. Dompnigsäule zu nennen, eine alte Betsäule mit Skulpturen von 1491, angeblich dem 1490 hingerichteten Bürgermeister Heinz Dompnig gewidmet.
Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet von einem Oberbürgermeister (Dr. Bender, seit 1891, 25000 M.), Bürgermeister (von Ysselstein, 12000 M.), 23 Magistratsmitgliedern (11 besoldet), 102 Stadtverordneten (Vorsteher Justizrat Freund) und einem königl. Polizeipräsidium (Präsident Dr. Bienko) mit 5 Polizeiräten, 24 Kommissaren, 5 Kriminalkommissaren und 271 Schutzleuten. Die Berufsfeuerwehr (seit 1859) besteht aus 1 Branddirektor, Brandinspektor, 2 Brandmeistern, 182 Feuerwehrleuten und hat 6 Feuerwachen, 156 Feuermelder [* 23] (davon 102 mit Fernsprechverbindung), 1 Dampf-, 18 andere Spritzen und 54 Pferde. [* 24]
Drei städtische Gasanstalten erzeugten 1890/91 14 064000 cbm Gas für 7684 Konsumenten (7825 Gasmesser, [* 25] 4883 öffentliche und 120190 Privatflammen, 127 Gasmotoren mit 518 Pferdestärken). Die elektrische Beleuchtung [* 26] hat 31 km Kabellänge und 8500 Glühlampen. Das neue (seit 1871) Wasserwerk lieferte 1890/91 9 205 405 cbm filtriertes Oderwasser, das alte 2 300 933 cbm zur Entleerung der Kanäle (231,263 km Länge) auf die Rieselfelder. Der Bau von Markthallen [* 27] sowie eines Schlacht- und Viehhofs ist im Werk.
Finanzen. Der Haushaltplan (1889/90) schließt ab in Einnahme mit 9 568 022 M., Ausgabe mit 9 048 308 M., Schulden 28 161 370 M. Für Schulen werden aufgewendet 2 944 181 M., für Wohlthätigkeitsanstalten 988 198 M., darunter aus Kämmereimitteln 444 476 M., für Armenwesen 729 118 M., für Straßenreinigung [* 28] 281 047 M., für Straßensprengung 45 778 M.
Behörden. Breslau ist Sitz des Oberpräsidiums der Provinz Schlesien, der königl. Bezirksregierung, des Landratsamtes für den Landkreis Breslau, eines Oberlandesgerichts für die Provinz Schlesien (Landgerichte Beuthen, [* 29] Breslau, Brieg, [* 30] Glatz, [* 31] Gleiwitz, [* 32] Glogau, [* 33] Görlitz, [* 34] Hirschberg, [* 35] Liegnitz, [* 36] Neisse, [* 37] Öls, [* 38] Oppeln, [* 39] Ratibor, [* 40] Schweidnitz), [* 41] eines Landgerichts mit 5 Amtsgerichten (Breslau, Canth, Neumarkt, Winzig, Wohlau) und Kammer für Handelssachen, eines Amtsgerichts, des Generalsuperintendenten für die Provinz Schlesien, eines evang. Konsistoriums, eines Stadtkonsistoriums, des kath., keinem Erzbistum untergeordneten Fürstbischofs von Schlesien mit dem Domkapitel, des Provinzialschulkollegiums, der Provinzialsteuerdirektion, eines Oberbergamtes (s. Bergbehörden) für die Provinzen Ost-, Westpreußen, [* 42] ¶
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Posen [* 44] und Schlesien (10 Bergreviere, 3 Berginspektionen, 3 Hütten-, 1 Salzamt), einer Oberpostdirektion für den Reg.-Bez. Breslau mit 367 Verkehrsanstalten und 2769 km oberirdischen Telegraphenlinien (mit 8734,31 km Leitungen), einschließlich 3172,90 km Stadtfernsprechanlagen, einer königlich preuß. Eisenbahndirektion (3112,48 km Bahnlinien) mit den 9 Betriebsämtern Breslau I (387,29 km Bahnlinien), Breslau II (303,45 km), Glogau, Kattowitz, [* 45] Lissa, [* 46] Neisse, Oppeln, Posen und Ratibor, zweier Betriebsämter (270,62 und 324,80 km) der Eisenbahndirektion Berlin, eines Hauptzollamtes, einer Generallandschaftsdirektion, eines Medizinalkollegiums, einer königl. Strombaudirektion, einer königl. Kommandantur sowie des Generalkommandos des 6. Armeekorps, der Kommandos der 11. Division, der 21. und 22. Infanterie-, der 11. Kavallerie- und der 6. Feldartilleriebrigade.
Unterrichts- und Bildungswesen. Die Universität wurde 1702 auf Betrieb der Jesuiten von Kaiser Leopold I. unter dem Namen Leopoldina als kath.-theol. und philos. Fakultät gestiftet und durch Vereinigung mit der von Kurfürst Joachim I. von Brandenburg [* 47] 1506 als Viadrina gestifteten Universität Frankfurt [* 48] a. O. 1806 als volle Universität mit 4 Fakultäten neu gegründet, von denen sich die theologische in katholische und evangelische teilt. Im Winter 1891/92 hatte sie 65 ord. (16 theol. [9 kath., 7 evang.], 6 jurist., 9 mediz., 34 philos.), 35 außerord.
Professoren (1, 2, 2, 17, 13) und 30 Privatdocenten (-, 1, 1, 12, 16), 1262 immatrikulierte Studierende und 65 Hörer. Zur Universität gehören: die Universitätsbibliothek (Professor Dr. Ständer) mit 300000 Bänden, darunter 2500 Inkunabeln, 250 Aldinen, 3000 Handschriften und die an orient. Werken reiche Bibliotheca Habichtiana;
der durch Göppert mustergültig eingerichtete Botanische Garten [* 49] (Dr. Engler) mit botan. Museum und reichem Herbarium;
die Institute für Anatomie, Physiologie, Pathologie, Pharmakologie, Pharmacie, Pflanzenphysiologie, Landwirtschaft, landwirtschaftliche Technologie, Tierchemie und Veterinärkunde;
die mediz., chirurg., ophthalmiatrische und gynäkologische Klinik, die Kliniken für Ohren-, Geschlechts-, Haut- und Geisteskrankheiten, ein mineralog., ein geolog.
Museum, ein physik., ein chem. Laboratorium, [* 50] eine Sternwarte [* 51] (auf dem Universitätsgebäude), Institute für Kunstgeschichte und Kirchenmusik. Ferner bestehen ein Konvikt für evang. Theologen, ein fürstbischöfl. Klerikalseminar, ein königlich kath. Schullehrerseminar, ein Seminar für israel. Prediger und Lehrer (Fränkelsches Stift), 6 Gymnasien, 3 städtische, nämlich zu St. Elisabeth (1293 gegründet, seit 1592 Gymnasium, Direktor Dr. Paech, 26 Lehrer, 15 Klassen, 444 Schüler) mit 3 Vorklassen (100 Schüler), zu St. Maria-Magdalena (1267 gegründet, seit 1643 Gymnasium, Direktor Dr. Möller, 35 Lehrer, 16 Klassen, 459 Schüler) mit 3 Vorklassen (114 Schüler), das paritätische Johannes-Gymnasium (Direktor Dr. Müller, 23 Lehrer, 15 Klassen, 447 Schüler) mit 3 Vorklassen (111 Schüler) sowie drei königliche, Friedrichsgymnasium (1764 gegründet, Direktor Treu, 23 Lehrer, 8 Klassen, 237 Schüler) mit 3 Vorklassen (25 Schüler), kath. St. Matthias- (1668 gestiftet, Direktor Dr. Oberdiek, 31 Lehrer, 16 Klassen, 571 Schüler), das paritätische König Wilhelm-Gymnasium (Direktor Dr. Eckardt, 18 Lehrer, 8 Klassen, 284 Schüler) mit 3 Vorklassen (125 Schüler), ferner das städtische simultane Realgymnasium am Zwinger (1836 eröffnet, Direktor Dr. Meffert, 29 Lehrer, 15 Klassen, 574 Schüler) mit 3 Vorklassen (116 Schüler), städtisches evang. Realgymnasium zum Heiligen Geist (1525 reformatorisch umgestaltet, Direktor Dr. Reimann, 29 Lehrer, 14 Klassen, 367 Schüler) mit 3 Vorklassen (70 Schüler), die königl. Oberrealschule mit technischer Fachschule und Baugewerkschule (Direktor Dr. Fiedler, 50 Lehrer, 25 Klassen, 627 Schüler), 2 städtische evang., 1 kath. höhere Bürgerschule, 2 höhere Mädchenschulen, 3 Mädchenmittelschulen, höhere Handelslehranstalt, private Lehrerinnenbildungsanstalten, Privat-Taubstummen-Unterrichts- und Erziehungsanstalt, Schlesische Blindenunterrichtsanstalt (simultan), 18 private höhere und 1 private Mädchenmittelschule, kath. Privatlehrerinnenseminar, 104 städtische und 5 private Elementarschulen und zahlreiche andere Privatlehranstalten.
Für anderweite Ausbildung sorgen die aus der Rhedigerschen Bibliothek (gestiftet durch Thomas von Rhediger im 16. Jahrh.), den Kirchenbibliotheken zu St. Maria-Magdalena und St. Bernhardin und der alten Ratsbibliothek 1867 entstandene Stadtbibliothek (Professor Dr. Markgraf) mit 150000 Bänden (nach dem Doublettenverkauf 1891) und 3000 Handschriften, das Stadtarchiv mit 5000 Bänden und 30000 Urkunden, das städtische Münzkabinett mit 10000 Nummern, darunter 3300 schles. Münzen, [* 52] das reichhaltige Provinzialarchiv und 3 städtische Volksbibliotheken. Ferner bestehen das Thaliatheater (1672 Plätze), eine Filiale des Stadttheaters, das Residenztheater (1500 Plätze) und das Concordiatheater.
Vereinswesen und Kassen. Von den gelehrten Gesellschaften und zahlreichen Vereinen verdienen Erwähnung die 1803 gegründete Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur mit bedeutenden Sammlungen und 2 Bibliotheken, die Vereine für schles. Altertümer, für schles. Geschichte, für Geschichte der bildenden Künste, der Künstler- und der Kunstverein, der physik., physiol., genealogische, Alpen- und die beiden Riesengebirgsvereine, die Breslauer Dichterschule und der Schillerverein, im ganzen für Kunst und Wissenschaft 29, Musik und Gesang 40, religiöse und wohlthätige Zwecke 60, Erziehung und Bildung 28, Politik und Volkswirtschaft 40, Handel und Gewerbe 27, kommunale Angelegenheiten 11, gesellige Zwecke 80. Es bestehen 5 Freimaurerlogen: 2 provinziale (Horus [* 53] und Friedrich zum goldenen Scepter) und 3 Johannislogen (die vereinigte zu den 3 Totengerippen, zur Säule, zur Glocke).
Die Kreissparkasse hat (1890) 9,44 Mill. M. Kapital, 2,11 Mill. M. Einlagen und 377 400 M. Zinsbetrag; die städtische Sparkasse(1890/91) 29 432 362 M., 91 462 Bücher, 94 119 Einlagen im Betrag von 6 891 846 M.; der Vorschußverein hat (1890) 2420 Mitglieder, 648 267 M. Guthaben, 58 558 M. Reingewinn (7 Proz. Dividende), der Konsumverein 31 727 Mitglieder, 8 273 812 M. Umsatz, 945 979 M. Reinertrag (10,7 Proz. Dividende), außerdem bestehen die Genossenschaftsdruckerei mit 113 Mitgliedern, 59 755 M. Guthaben, 4527 M. Reingewinn (6 Proz. Dividende), die Allgemeine preuß. Altersversorgungs-Anstalt u. a.
1889 erschienen 7 tägliche Zeitungen, darunter die freikonservative «Schlesische Zeitung» und die deutschfreisinnige «Breslauer Zeitung», 20 Wochen-, 11 Monatsschriften, 20 kleinere und Fachblätter.
Wohlthätigkeitsanstalten. Die königl. Universitätskliniken, die städtischen Krankenhäuser zu ¶
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Allerheiligen (1890: 8508 Kranke) und an der Göppertstraße (Irrenstation, 668 Kranke), das Wenzel-Hankesche Krankenhaus [* 55] (584), das Kloster der Barmherzigen Brüder zu unentgeltlicher Aufnahme armer, heilbarer männlicher Kranker, das Kloster der Elisabethinerinnen für arme, weibliche Kranke, die evang.-luth. Diakonissenanstalt Bethanien für heilbare Kranke, die Diakonissenstationen Bethlehem und Bethesda, das Augustahospital für arme kranke Kinder, das St. Anna-Kinderhospital des Malteserordens, das St. Josephs-Krankenhaus der Grauen Schwestern, das Hausarmenmedizinalinstitut, das israel.
Fränkelsche Hospital, die Anstalt des Schlesischen Vereins zur Heilung armer Augenkranker, das Classensche Siechenhaus, die Altersversorgungsanstalten zum Heiligen Geist, St. Bernhardin, St. Trinitas, St. Lazarus, St. Anna, St. Hieronymus und 11000 Jungfrauen, die für alte hilflose Dienstboten; die Gudersche und Heimannsche Stiftung; ferner die Fränkelschen und Selenkeschen Stiftswohnungen, die Bürgerversorgungs- und Rettungsanstalt, die Waisenhäuser «ad matrem dolorosam» und «zur heil. Hedwig», 4 evang. Waisenhäuser, das stadtische Armen- und Arbeitshaus, endlich das städtische Leihhaus (1791 gegründet, 1890/91: 11 654 vorhandene Pfänder, 22 881 beliehen, 22 471 eingelöst, am Jahresschluß vorhanden 11 933 im Werte von 275 943 M.); mehrere Badeanstalten, Volksküchen und öffentliche Speiseanstalten.
Industrie und Gewerbe. Die Zahl der Aktiengesellschaften beträgt (1891) 57, der Kommanditgesellschaften und Einzelfirmen 2976, die der eingetragenen Genossenschaften 15; ferner giebt es etwa 3000 selbständige, Gewerbesteuer zahlende Handwerker. Die Industrie erstreckt sich auf Eisengießerei, [* 56] Maschinen- und Dampfkesselfabrikation, Bronze-, Glockengießerei, Bau von Eisenbahnwagen, Möbel- und Bautischlern, Orgelbau sowie auf Fabrikation von musikalischen und chirurg. Instrumenten, Gold-, Silber-, Bijouteriewaren, Blattmetall, Bronzefarben und Brokat, Metalldrähten, Kupfer- und Messingwaren, Cigarren, Öl, Spiritus [* 57] und Liqueuren, Baumwoll- und Kammgarn, fertigen Kleidungsstücken, Teppichen, Rauchwaren, Geldschränken, Billards, Porzellan und auf Glasmalerei. [* 58] Die Bierbrauerei [* 59] steht in hoher Blüte, [* 60] die 15 bedeutendsten Brauereien versteuerten 1889-90 zusammen 9282 t Malz. Nach der Gewerbezählung von 1882 gab es 26 420 Haupt- und 1531 Nebengewerbebetriebe, darunter 1440 Großbetriebe, 230 Motorenbetriebe und 24 980 Kleinbetriebe; in den Hauptbetrieben waren 72 629 (52 109 männl., 20 520 weibl.) Personen beschäftigt.
In Breslau haben ihren Sitz die Invaliditäts- und Altersversicherunsssanstalt für die Provinz Schlesien, die Schlesische Eisen- und Stahlberufsgenossenschaft und ihre 1. Sektion, die 1. Sektion der Norddeutschen Edel- und Unedelmetallberufsgenossenschaft, 5. Sektion der Ziegeleiberufsgenossenschaft, 2. Sektion der Berufsgenossenschaft der chem. Industrie, 3. Sektion der Berufsgenossenschaft der Gas- und Wasserwerke, Schlesische Textil-, Schlesische Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft, 9. Sektion der Papiermacher-, 2. Sektion der Papierverarbeitungs-, 2. Sektion der Norddeutschen Holz-, 5. Sektion der Müllerei-, 5. Sektion der Deutschen Buchdrucker-, 8. Sektion der Fuhrwerks-, 2. Sektion der Speditions-, Speicherei- und Kellerei-, 6. Sektion der Brennereiberufsgenossenschaft, 5. Sektion der Berufsgenossenschaft der Schornsteinfegermeister des Deutschen Reichs und die Schlesisch-Posensche Baugewerksberufsgenossenschaft nebst ihrer 1. Sektion.
Handel und Bankwesen. Der Handel hat mit den schwierigsten Grenzverhältnissen von Rußland zu kämpfen; er ist teils Transit-, teils Ausfuhrhandel mit den Erzeugnissen des Landes und der einheimischen Industrie. Hauptartikel sind Leinen- und Baumwollwaren, Berg- und Hüttenprodukte (besonders Steinkohlen), Glas, [* 61] Porzellan, Ölfrüchte, Mühlenfabrikate (1888: 100000 t), Spiritus, Zucker [* 62] (1887/88: 800000 t). Berühmt sind der Wollmarkt (früher mit einer Zufuhr von 4000 t, jetzt nur noch ein Viertel davon), Flachsmarkt (1888: 80 t schles. Produkt) und der Maschinenmarkt (Juni); ferner bestehen 3 Jahrmärkte, 4 Ledermärkte, 5 Roß- und Viehmärkte. Die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten [* 63] von Amerika [* 64] aus dem Breslauer Konsulatsbezirk für Schlesien und einen Teil von Posen (südlich der Stadt Posen) betrug 1891 etwa 2½ Mill. Doll. und erstreckt sich auf Leinen- und Baumwollwaren, seidene und halbseidene Waren, Lederhandschuhe, Zink, wollene Waren, Porzellanwaren. 1888 gab es 2524 eingetragene Handelsfirmen und 3000 selbständige Handelsleute.
Bank- und Geldgeschäfte werden vermittelt durch 54 Bank- und Wechselgeschäfte. Die Abschlüsse der 5 öffentlichen Banken (Ende 1891) gewähren folgendes Bild:
Banken | Gesamtumsatz in Mill. M. | Bruttogewinn | Dividende | |||
---|---|---|---|---|---|---|
1890 | 1891 | 1890 | 1891 | 1890 | 1891 | |
Reichsbankhauptstelle | 2619,377 | 2597,927 | 932982 | 958824 | -- | -- |
Städtische Bank | 116,464 | 110,000 | 253183 | 205224 | -- | -- |
Schlesischer Bankverein | 706,177 | 775,000 | 2699740 | 1857485 | 7% | 5½% |
Breslauer Diskontobank | 980,000 | 837,000 | 946187 | 1025988 | 6% | 4½% |
Breslauer Wechslerbank | 1084,534 | 1046,000 | 597592 | 635938 | 6% | 4½% |
Ferner bestehen die Schlesische Bodenkreditaktienbank (Hypothekenforderungen Ende 1891: 72,052 Mill. M., Darlehen: 1 466 275 M.). Von den zahlreichen in Breslau vertretenen Versicherungsgesellschaften sind zu erwähnen die Schlesische Feuerversicherungsgesellschaft (1890: Deckungsmittel 18½ Mill. M., Gewinn 775 443 M., 33⅓ Proz. Dividende), die Schlesische Lebensversicherungs-Aktiengesellschaft (11 239 Kapitalversicherungen mit 34,327 Mill. M., 94 Rentenversicherungen mit 54 895 M. jährlicher Rente, 10 415 Unfallversicherungen mit 133 Mill. M.).
Ferner bestehen eine Börse, ein Börsengericht, Handelsgericht, eine Handelskammer für die Stadt Breslau, Generalkonsulate von Österreich-Ungarn [* 65] und Rumänien, [* 66] Konsulate von Belgien, [* 67] Dänemark, [* 68] Frankreich, Großbritannien, [* 69] Italien, [* 70] Rußland, Schweden-Norwegen, Spanien, [* 71] den Vereinigten Staaten von Amerika, ein kaufmännischer Verein (1888: 493 Mitglieder, 21000 M. Vermögen), ein Institut für hilfsbedürftige Handlungsdiener (1374 Mitglieder, ¶