geliefert, die sich durch fesselnde
Darstellung auszeichnen. Dahin gehören «Das Leben der
Vögel»
[* 2]
(Glogau
[* 3] 1860-61; 2. Aufl.
1867-68),
«Ergebnisse einer
Reise nach
Habesch» (Hamb. 1863),
«Tierleben» (mit Abbildungen, 6 Bde.,
Hildburgh. 1863-69; 2. Aufl., 10 Bde.,
Lpz. 1876-79; neue kolorierte
Ausgabe ebd. 1883-84; 3. von
Pechuel-Loesche neu bearb. Aufl., 10 Bde.,
ebd. 1890 fg.; Volksausgabe, bearbeitet von Schödler, 3 Bde.,
ebd. 1883; 2. Aufl. von Schmidtlein, ebd. 1892 fg.); in
Verbindung mit Roßmäßler «Die
Tiere des
Waldes» (2 Bde., Lpz. 1863-66)
und mit
Baldamus,
Bodinus u. a. «Gefangene
Vögel» (2 Bde., ebd. 1870-75). Gesammelt wurden seine
Vorträge u. d. T. «Vom Nordpol zumÄquator» (Stuttg. 1890).
Christian Ludw., Ornitholog,
Vater des vorigen, geb. zu Schönau vor dem
Walde bei Gotha,
[* 4] studierte
1807-9 zu
Jena
[* 5]
Theologie und erhielt 1812 die Pfarrstelle zu Drakendorf, 1813 die zu Renthendorf bei Neustadt
[* 6]
a. d.
Orla, wo
er starb. Brehm brachte eine Sammlung von mehr als 9000
Stück fast ausschließlich europ.
Vögel
zusammen, welche besonders deshalb von hohem Werte ist, weil sie ein und dieselbe Art in allen
Abweichungen je nach
Alter,
Geschlecht und Wohnkreis in sich vereinigt.
Seine sorgfältigen
Beobachtungen und Erfahrungen hat er in vielen Beiträgen zu
Okens «Isis»,
[* 7] der von
ihm selbst herausgegebenen Zeitschrift «Ornis» (3 Hefte,
Jena 1824-27),
im «Journal für Ornithologie» (hg. von
Cabanis,
Cassel 1853 fg.),
in der «Naumannia» und in andern Fachblättern sowie in einer Reihe selbständiger
Werke niedergelegt. Unter letztern haben namentlich die «Beiträge zur Vogelkunde»
(3 Bde., Neust.
a. d.
Orla 1821-22),
das «Lehrbuch der Naturgeschichte aller europ.
Vögel» (2 Bde.,
Jena 1823-24),
das «Handbuch für Liebhaber der
Stuben-, Haus- und aller der Zähmung werten
Vögel» (Ilmenau
1832) viel
Anerkennung gefunden. Von den übrigen
Schriften B.s sind zu nennen: «Handbuch der Naturgeschichte aller
VögelDeutschlands»
[* 8] (ebd. 1831),
«Monographie der Papageien» (Heft 1-14,
Jena 1842-55),
«Die Kunst,
Vögel als Bälge zu bereiten,
auszustopfen, aufzustellen und aufzubewahren» (Weim. 1842),
(engl. brehons; irisch breitheamhain), die irischen
Richter, die
vor der engl. Eroberung und in manchen Gegenden
bis ins 17. Jahrh. nach alteinheimischen Gesetzen (engl. brehon
laws) den Irländern
Recht sprachen.
1)
Amtsbezirk im bad.KreisFreiburg,
[* 17] hat (1890) 19 432 (9403 männl., 10 029 weibl.) E., darunter 5051
Evangelische
und 771 Israeliten, 4378 Haushaltungen und 21 Gemeinden. - 2) auch
Altbreisach oder
Brisach (Brisacum, Brisiacum), Hauptstadt
des
Amtsbezirks Breisach, rechts des Rheins auf einem 80 m vom Rhein aufsteigenden Basaltberge, in 246 m Höhe,
an der Linie
Freiburg-Altbreisach-Mitte Rhein der
Bad.
[* 18] Staatsbahnen, die an die Linie Colmar-Neubreisach-Mitte Rhein der Elsaß-Lothring.
Eisenbahnen anschließt, ehemals eine
Freie Reichsstadt und bis um die Mitte des 18. Jahrh. eine der wichtigsten Festungen
des
DeutschenReichs, weshalb sie auch des
DeutschenReichsKissen und
Schlüssel genannt wurde, hat (1890) 3088 E.,
darunter 259
Evangelische und 556 Israeliten, Post,
Telegraph,
Amtsgericht (Landgericht Freiburg),
Bezirksamt, Obereinnehmerei, Bezirksforstei;
wohlerhaltenes St.
Stephans-Münster mit kreuzförmiger
Basilika
[* 19]
(Chor, südl. Hauptturm und westl. Hälfte des Langschiffs
gotisch, aus dem 14. Jahrh.; Querschiff und nördl. Hauptturm
romanisch), prächtigem Lettner (15. Jahrh.), einem durch schöne Holzschnitzereien (Krönung
der
Jungfrau Maria, von 1526) gezierten got. Hochaltar, sehenswertem Kirchenschatz und vielen
Grabmälern berühmter
Personen;
einen im Schloßgarten zu Ehren des um die Rheinkorrektion verdienten
Tulla errichteten
Turm,
[* 20] eine Eisenbahnbrücke über den Rhein;
eine höhere
Bürgerschule, neuerrichtete Frauenarbeitsschule;
Das figurenreiche Rheinthor
aus der Zeit
Ludwigs XIV. trägt eine hochtrabende lat.
Inschrift, die an die Zeit der franz. Fremdherrschaft im 17. Jahrh.
erinnert. Auf dem südl. Eckardsberge Reste alter Befestigungen. - Der steile
Berg, auf dem zum
Teil die Stadt liegt, wird
schon zur Zeit des Julius
Cäsar als ein fester Punkt der Sequaner als
Mons
[* 22] Brisiacus erwähnt, dessen
sich
Ariovist bemächtigt hatte. Später wurde der Ort von
Kaiser Valentinian I. 369 zur Verteidigung der Rheingrenze gegen
die
Germanen befestigt und bald der bedeutendste der Gegend, nach dem auch der umliegende
Gau, der
Breisgau, seinen
Namen erhielt.
Später kam in die Gewalt eines german. Geschlechts, der Harelungen. Im
Anfang des 10. Jahrh. gehörte es dem
Herzog und Pfalzgrafen der
Franken am Rhein,
Eberhard, der von hier den
KaiserOtto I. bekämpfte,
in dessen Gewalt Breisach nach
EberhardsTode 939 fiel. Im 12. Jahrh. kam Breisach durch
Vertrag in den gemeinschaftlichenBesitz
des
Kaisers und des
BistumsBasel
[* 23] und wurde stärker befestigt.
KaiserOtto IV. übergab es dann dem
HerzogBerthold V. von Zähringen,
der das Schloß gründete.
KaiserFriedrich II. bestätigte 1218 dem
Bischof von Basel
seine geistlichen
Rechte auf und das
Bistum gelangte 1254 und 1262 in
den vollen
Besitz der Stadt. Unter König
Rudolf I. wurde Breisach (1275) Reichsstadt; sein Sohn
Albrecht I. riß
Breisach bleibend
an sich, sodaß den
Bischöfen nur einige Hoheitsrechte in der Stadt verblieben. Während des Dreißigjährigen
Krieges¶
mehr
wurde Breisach 1633 von den Schweden
[* 25] vergeblich belagert, von HerzogBernhard von Weimar
[* 26] jedoch nach langwieriger Belagerung durch
Kapitulation genommen. Die Verteidigung von Breisach durch General von Reinach ist eine der glorreichsten in der Kriegsgeschichte.
Kaiser Ferdinand III. bemühte sich vergeblich, und das Elsaß wiederzuerobern, und mußte die Festung
[* 27] im Westfälischen Frieden an Frankreich überlassen, dem sie als einer der drei Hauptschlüssel des Königreichs verblieb,
bis der Ryswijker Friede 1697 sie wieder an Österreich
[* 28] brachte.
Ludwig XIV. ließ auf dem linken Rheinufer, Breisach gegenüber, Neubreisach (s. d.)
anlegen. Im Spanischen Erbfolgekriege fiel Breisach 1703 durch Verräterei und Arcos Feigheit in die Gewalt der
Franzosen, die es 1715 infolge des Rastatter Friedens an Österreich zurückgeben mußten. KaiserKarl VI. ließ die Festungswerke
verstärken und auf dem nahe liegenden Eggersberge oder Eckardsberge ein wichtiges Fort erbauen. Als im Österreichischen Erbfolgekriege 1744 die
FranzosenFreiburg
erobert hatten, nahmen sie auch Breisach weg, schleiften die Festungswerke und sprengten
den durch sein Alter und seine Festigkeit
[* 29] berühmten TurmHerzogBertholds V. 1793 zerstörten die Franzosen die Stadt, befestigten
sie aber 1796 aufs neue. Vergeblich blockierten die Österreicher dieselbe im Winter 1799-1800. Im Frieden von Lunéville 1801 wurde
die Stadt mit dem Breisgau dem Herzog von Modena, bald darauf dem Erzherzog Ferdinand von Österreich, zuletzt 1805 durch
den Preßburger Frieden Baden
[* 30] zugeteilt. Sämtliche Festungswerke wurden geschleift. Im Kriege von 1870/71 litt Breisach sehr durch
die Beschießung von seiten der damals noch franz. Festung Neubreisach. -
Vgl. Rosman und Ens, Geschichte der Stadt Breisach (Freiburg
1851);
A. Clorer, Breisach.
Seine Vergangenheit und Gegenwart (Breisach 1883).
ein Gau, dessen älteste Grenzen
[* 32] durch Elz, Schwarzwald und Rhein bestimmt werden, jetzt nebst der Landvogtei
Ortenau eine der schönsten und gesegnetsten Landschaften des Großherzogtums Baden, welche wesentlich die Kreise
[* 33] Freiburg
und Lörrach
bildet. Zur Zeit der röm. Herrschaft, an die noch eine Menge Altertümer erinnern, gehörte der Breisgau zu
dem Lande derAlamannen (s. d.), 536 kam er an das Fränkische Reich, im Mittelalter standen Grafen dem Gaue vor, zuletzt seit
dem 11. Jahrh. die Bertholde, die nachherigen Herzöge von Zähringen (s. d.). Nach dem Erlöschen
ihres Stammes mit Berthold V. 1218 kam der Breisgau teils an die Markgrafen von Baden, teils an die Schwäger Bertholds V., die Grafen
von Kyburg und Urach.
Durch die Erbtochter des letzten Grafen von Kyburg, Hedwig, die Gemahlin des Grafen von Habsburg und nachherigen KaisersRudolf
I., wurde ein Teil des Breisgau dem habsburg. Hause zugebracht. Nachdem Österreich von dem Grafen von Urach durch
Kauf 1368 die Hauptstadt des Breisgau, Freiburg,
erworben, wußte es sich allmählich die Landeshoheit über die ganze Landschaft
zu verschaffen, sodaß schon HerzogFriedrich von Österreich 1386 fast den ganzen Breisgau mit Ausnahme Badenweilers und
einiger kleiner Gebiete, die an Baden kamen, unter seiner Herrschaft vereinigte.
Erzherzog Sigmund verpfändete 1468 den Breisgau nebst andern Besitzungen an Karl den Kühnen von Burgund. Gegen das tyrannische
Benehmen seines Vogts Peter von Hagenbach verbanden sich Adel und Bürger, die
Pfandschaft wurde gekündigt und der Vogt enthauptet;
von da an hatte der Breisgau seine besondere Verwaltung und Landstände. Der Breisgau teilte das SchicksalÖsterreichs
und der oberrhein. Länder bis zum Ende des 18. Jahrh. Im Frieden zu Lunéville 1801 trat Österreich den Breisgau nebst der Ortenau,
mit Ausnahme des Frickthals, das auf etwas mehr denn 5 Quadratmeilen gegen 20000 E. zählte und von Frankreich
zur Helvetischen Republik geschlagen wurde, an den Herzog von Modena ab. Diesem folgte bei seinem Tode im Okt. 1803 in der Regierung
sein Schwiegersohn, der Erzherzog Ferdinand von Österreich, mit dem Titel eines Herzogs von Breisgau. Im Preßburger Frieden 1805 aber
mußte er sein Herzogtum an Baden und an Württemberg
[* 34] abtreten, das 1810 gegen Entschädigung den ganzen
Breisgau Baden überließ.
Karl, Maler, geb. in Berlin,
[* 35] studierte auf der dortigen Akademie und 1862-63 bei Couture in Paris,
[* 36] unternahm dann Studienreisen durch Deutschland,
[* 37] Frankreich und England. Nach Berlin zurückgekehrt, widmete er sich vorzugsweise
der Landschaftsmalerei, malte aber auch treffliche Porträts. Von seinen Gemälden sind zu nennen: Park von Trianon, Sonnenaufgang
im bayr. Hochland, Holzauktion in Westfalen,
[* 38] Herbstabend im Weserthal. Auch schuf er reizende
Genrebilder, wie: Badende Dorfkinder, Beim Dorfschuster, Korallenmädchen auf Capri,
[* 39] In der Dorfschenke (1884), Kartoffelernte
(1886).
Zimmer- oder Dünnbeil, vorzugsweise zum Reinbehauen der ebenen Balkenflächen dienendes
Zimmererwerkzeug, mit dem sich eine sehr glatte Oberfläche herstellen läßt, wozu die allmählich und unter wechselnden
Winkeln gegen die Holzfaser wirkende gekrümmte Schneide wesentlich beiträgt. Es kann ein rechtes oder linkes Breitbeil sein,
je nachdem seine Schneide vom Stiele aus betrachtet rechts oder links liegt. Der Stiel ist gegen 600 mm
lang und schließt samt der Haube einen Winkel
[* 40] von etwa 5° mit der Richtung der Schneide ein. (S. Beil.)
[* 43] in der Astronomie
[* 44] der Abstand eines Gestirns von der Ekliptik. Sie wird gemessen durch den
zwischen dem Gestirn und der Ekliptik liegenden Bogen
[* 45] eines durch die Pole der Ekliptik gelegten größten Kreises, des Breitenkreises.
Man unterscheidet nördliche und südliche Breite. Ein Gestirn in der Ekliptik selbst hat keine Breite, mithin hat auch die Sonne
[* 46] nie eine Breite, der Mond
[* 47] und die Planeten
[* 48] aber immer nur eine geringe Breite, weil die Ebenen ihrer Bahn mit der Ekliptik nur geringe
Winkel bilden.
[* 43] geographische, eines Ortes der Erde ist der Winkel, den seine Lotlinie mit der Ebene des Erdäquators bildet
und ist gleich seiner Polhöhe (s. d.). Sieht man die Erde als vollkommen kugelförmig
an, so kann man die geographische auch als den zwischen Erdort und Erdäquator eingeschlossenen Bogen des Erdmeridians definieren.
Die Breite beträgt für Orte am Äquator 0° und steigt bis 90° an den Polen. Man unterscheidet nördliche und südliche Breite, je
nachdem der Ort auf der nördl. oder südl.
Halbkugel liegt. In der umstehenden
[* 24]
Figur sind durch die schraffierten Winkel b1 und b2 die Breite eines
nördl. Ortes B1 und eines südl. Ortes B2 bezeichnet. Scharfe astron. Beobachtungen neuester Zeit
¶
mehr
haben ergeben, daß die Breite eines Ortes nicht absolut unveränderlich ist, sondern um einen mittlern Wert im Laufe
der Zeit hin und her schwankt. Die Größe der Schwankung ist äußerst gering und beträgt im Maximum etwa 0,5". Diese Thatsache
kann als sicher erwiesen angesehen werden, eine bestimmte Erklärung ist aber bisher nicht gelungen.
Auch ist es noch nicht erwiesen, ob diese Schwankungen periodischer Natur sind oder einen unregelmäßigen Verlauf haben.
Durch die Angabe seiner geogr. Länge (s. d.)
und Breite ist die Lage eines Ortes auf der Erdoberfläche bestimmt. Geocentrische oder verbesserte Breite heißt der Winkel, den
die durch den Erdmittelpunkt und den Ort gelegte Gerade mit der Ebene des Erdäquators bildet. Der Unterschied
zwischen geocentrischer und geographischer Breite, der von der Abplattung der Erde herrührt, ist am Äquator und an den PolenNull
und erreicht seinen höchsten Betrag (11,5') für die Breite von 45°. Alle Punkte gleicher Breite liegen auf
Breitenkreisen oder Parallelkreisen (s. d.).
Tilly hatte den Kurfürsten JohannGeorg I. von Sachsen durch Waffengewalt zum Bündnisse mit dem Kaiser zwingen wollen und ihn
dadurch veranlaßt, sich unter Gustav Adolfs Schutz zu begeben. Schweden und Sachsen vereinigt rückten
gegen Leipzig vor, das Tilly zu decken suchte, und so kam es bei Breitenfeld zum Kampfe. Tilly warf zuerst die Sachsen zurück; die Schweden,
dadurch in der Flanke bedroht, bildeten hier schnell einen Haken, während der König, nachdem seine Reiterei sieben Angriffe
der Kaiserlichen unter Pappenheim abgeschlagen hatte, mit seinem rechten Flügel gegen Tilly schwenkte
und dessen große Batterie nahm. Nach mörderischem Ringen wurden die Kaiserlichen vollkommen geschlagen. Auf dem höchsten
Punkte der Walstatt erhebt sich seit ein Denkstein. -
Vgl. W. Opitz, Die Schlacht bei Breitenfeld (Lpz. 1893).
Die dritte Schlacht, war ein Teil der großen Völkerschlacht bei Leipzig, besonders der Schlacht von Möckern (s. d.),
berührte jedoch das alte Schwedenschlachtfeld nur wenig.
(grossus latus), seit 1315 oder 1318 von Markgraf Friedrich dem Freidigen in Meißen
[* 55] nach dem Muster der
Prager Groschen geprägte Silbermünzen, anfänglich 15lötig und 60 auf die feine Mark. Von den Nachfolgern wurden sie mit
leichten Abweichungen im Stempel und geringerm Feingehalt weiter geprägt. (S. Groschen.)
Joh. Aug. Friedr., Mineralog, geb. zu
Probstzella im Saalfeldischen, studierte in Jena und Freiberg,
[* 57] wurde hier 1813 Lehrer an der Bergschule und Hilfslehrer bei der
Bergakademie, an der er auch 1827 die Professur für Oryktognosie erhielt. Nachdem Breithaupt 1866 als
Oberbergrat in Ruhestand getreten war, starb er, fast vollständig erblindet, zu Freiberg. Er setzte das größere
Hoffmannsche «Handbuch der Mineralogie» fort, zu dessen drei Abteilungen er noch fünf hinzufügte.
Ferner schrieb er: «Über die Echtheit der Krystalle» (Freiberg 1816) und «Vollständige Charakteristik
des Mineralsystems» (ebd. 1820; 3. sehr bereicherte Aufl., Dresd. 1832). Breithaupt führte in die krystallographische Nomenklatur
viele zweckmäßige Ausdrücke ein und versuchte in seiner Progressionstheorie, aus tesseralen Gestalten alle Krystallformen
der dreiachsigen Systeme (s. Krystalle) abzuleiten. Sein Hauptverdienst ist die sehr sorgfältige Untersuchung fast aller damals
bekannten Mineralien,
[* 58] insbesondere auch mit Bezug auf die Mannigfaltigkeit der Krystallisationsformen.
Die Ergebnisse dieser Forschungen hat in einem «Vollständigen Handbuche der Mineralogie»
(Bd. 1-3, Dresd. 1836-47) niedergelegt, dem er die «Übersicht des Mineralsystems»
(Freiberg 1830) vorausschickte. Sein Versuch, eine lat. Nomenklatur für das Mineralsystem
einzuführen, ist erfolglos geblieben. Er veröffentlichte noch «Die
Paragenesis der Mineralien» (Freiberg 1849), ein Werk, das viele neue Beobachtungen enthält und den Gegenstand mit besonderer
Rücksicht auf den praktischen Bergbau
[* 59] beleuchtet. Auch im praktischen Bergbau hat sich Breithaupt große Verdienste erworben; ihm
verdankt vorzüglich Zwickau
[* 60] in Sachsen die Erschließung ausgedehnter Kohlenfelder. Eine treffliche Topographie lieferte er in
der Schrift «Die Bergstadt Freiberg» (Freiberg 1825; 2. Aufl. von seinem SohneHermann B, ebd. 1847).
Joh. Christian, geb. auf dem Hartenauer Hof
[* 61] bei Darmstadt,
[* 62] ward 1768 Mechanikus an dem Hofe des
Landgrafen Friedrich, übernahm die Leitung von dessen Sammlung physik. und astron. Instrumente und machte sich
namentlich bekannt durch die Ausführung eines großen Mauerquadranten und eines Distanzmessers, dessen
¶
mehr
Konstruktion in neuerer Zeit wieder vielfach aufgenommen ist; er starb 1800 in Cassel.
Sein ältester Sohn, HeinrichKarl Wilhelm, geb. zu Cassel, war zuerst als Gehilfe seines Vaters thätig, studierte
dann Mathematik, ward 1817 Professor am Gymnasium zu Bückeburg
[* 64] und starb daselbst Er verfaßte
zahlreiche Schriften über angewandte Mathematik und Technologie, von welchen besonders die «Beschreibung eines neu erfundenen
Markscheide-Instruments» (Cassel 1800) wichtig ist, weil sie den vom Verfasser 1798 ausgeführten Grubenzug, Berechnung und
Kartierung eines Teils des Richelsdorfer Bergreviers enthält, bei welcher ein von dem bisher üblichen völlig abweichendes
und viel zuverlässigeres Verfahren angewandt wurde, nämlich die Berechnung der rechtwinkligen Koordinaten
[* 65] aus den Ergebnissen der mit neuen selbstkonstruierten, zweckmäßigen Instrumenten ausgeführten Längen- und Winkelmessungen,
und die nach diesen Koordinaten und nicht mehr auf dem Wege des unbehilflichen und ungenauen sog.
Zulegens bewirkte Anfertigung des Grundrisses.
Friedrich Wilhelm Breithaupt, jüngerer Bruder des letztern, geb. zu Cassel, trat in das väterliche
Geschäft ein, errang gegen 1810 die ersten Erfolge mit den von ihm angefertigten Grubenapparate und Nivellierinstrumente,
baute 1836 die ersten Grubentheodolite, gewann eine sehr feine Einstellung bei den Mikrometerschrauben durch Anwendung der
Differentialschraube
[* 66] und baute in Deutschlanddie erste vorzügliche große Kreisteilmaschine. Zum Schutz
der feinen Einteilungen gab er den Theodoliten die Verdeckungen und erfand die matte Versilberung der Kompasse. 1827 begründete
er das «Magazin neuester mathem. Instrumente», von welchem 1835 das zweite und 1846 das dritte Heft erschien. Nachdem er die
Stelle eines Münzmeisters und Konservators der physik. und astron. Abteilung des Casseler Museums erhalten
hatte, übergab er 1851 sein Institut seinem SohneGeorgAugust. Er starb in Cassel.
GeorgAugust Breithaupt, Sohn des vorigen, geb. zu Cassel, widmete sich dem Berufe des Vaters und übernahm 1851 dessen Institut.
Er baute 1850 nach eigenen Principien eine große Längenteilmaschine, welche einen Meter ohne Unterbrechung
in jedem beliebigen Verhältnis mit der Genauigkeit des Tausendteils eines Millimeters teilt. Auf dieser Maschine
[* 67] wurde der
größte Teil der Hauptnormalmeter für die damalige Normalaichungskommission des Norddeutschen Bundes von 1865 bis 1872 geteilt. 1866 konstruierte
er die sog. neuere Breithauptsche Kippregel,
[* 68] 1873 für den Großen Generalstab m Berlin die Normalkippregel
mit Meßtisch,
[* 69] vervollkommnete die Theodolite, Nivellierinstrumente, Kathetometer, führte zuerst den für enge Grubenräume
und zu geogr. Reisen bestimmten Taschentheodolit aus, wie er auch zuerst erfolgreich für geodätische Instrumente auf Glas
[* 70] eingeschnittene Kreuze und Distanzmesser anwandte. Von dem durch seinen Vater begründeten «Magazin» gab
er das vierte (1860), fünfte (1871) und sechste (1876) Heft heraus,
das erstere die Grubentheodolite, das andere die Nivellierinstrumente, das letzte die Theodolite behandelnd, und folgte seinem
Vater auch als Konservator am Casseler Museum. Er starb zu Cassel.
Wilh., Ritter von, geb. zu
Cassel, trat 1825 in den kurhess. Artilleriedienst,
zeichnete sich schon früh durch Erfindungsgeist und wissenschaftliche Leistungen aus, erfand als Hauptmann 1854 die Gliederung
des ringförmigen Zeitzünders (von Bormann), die die unbeschränkte Tempierbarkeit des Zünders durch kreisförmige Drehung
eines Gliedes desselben (der Satzdecke oder Tempierplatte) einschloß. War dieser sog.
Rotationszünder zunächst nur für die Shrapnels glatter Geschütze
[* 71] berechnet, so konnte er doch mit den entsprechenden Abänderungen
auch auf die gezogenen Geschütze übertragen werden, und damit war für alle jetzt bei letztern im Gebrauch befindlichen
Zeitzünder der Ausgangspunkt geschaffen.
Der B.sche Zünder wurde 1854 in Kurhessen eingeführt und das Princip desselben 1859 in Österreich angenommen,
gleichzeitig wurde dasselbe von Armstrong für die Shrapnels der engl. gezogenen Geschütze ausgebeutet. 1859 trat Breithaupt als Major
zur österr. Artillerie über, übertrug hier seine Zünderkonstruktion auf das gezogene Feldgeschütz, bildete behufs Erreichung
größerer Brennzeiten den Etagenzünder aus und beschäftigte sich mit der Anbringung des Zünders am
Boden länglicher Geschosse.
[* 72] 1862 in den Adelstand erhoben, verließ er 1866 als Oberstlieutenant den Dienst und lebte von da
an in seiner Heimat. In allen größern Artillerien ist das Grundprincip des B.schen Rotationszünders, in einzelnen auch des
Etagenzünders zur Geltung gekommen. Nach dem Russisch-Türkischen Kriege von 1877 wurden Breithaupt seitens Rußlands,
welches in demselben von Shrapnels mit dem B.schen Zünderprincip erfolgreichen Gebrauch gemacht hatte, ehrenvolle Auszeichnungen
zu teil. Er starb in seiner Vaterstadt. Von B.s litterar. Erzeugnissen sind hervorzuheben die «Systematik des Zünderwesens»
(Cassel 1868) und «Das Sprenggeschoßfeuer» (ebd. 1877).
1) Berg in den Penninischen Alpen
[* 73] westlich des Monte-Rosa-Massivs, erhebt sich zu 4171 m, entsendet nach Norden
[* 74] den Breithorngletscher
und wird von Zermatt aus in 8 Stunden häufig bestiegen.
2) Das Lauterbrunner in den Berner Alpen, südwestlich der Jungfrau, hat eine Höhe von 3784 m; aus den nordwärts
vorgelagerten Gletschern, zwischen denen in 2080 m der malerische Oberhornsee liegt, entsteht die WeißeLütschine und der
Schmadribach.
Joh. Jak., Gelehrter, geb. in
Zürich,
[* 75] studierte hier Theologie, wurde 1731 Professor der hebr., 1745 der griech.
Sprache
[* 76] am Gymnasium zu Zürich
und Kanonikus daselbst und starb Er unterstützte dichterische
Talente und munterte z. B. Haller zuerst auf. Mehr als durch seine gelehrten Arbeiten (darunter die Ausgabe der «Septuaginta»,
Zür. 1730-32) ist Breitinger bekannt durch den thätigen Anteil, den er an Bodmers (s. d.) kritischen Zeitschriften nahm; mit ihm
wirkte er für Verbreitung eines bessern, an den Engländern geschulten Geschmacks in der deutschen Litteratur.
Seine «Kritische Dichtkunst» (2 Bde., Zür.
1740) und seine «Kritische Abhandlung von der Natur, den Absichten und dem Gebrauche der Gleichnisse» (ebd. 1740) gaben die
nächste Veranlassung zum Ausbruche des Streits zwischen den Schweizern und den Anhängern Gottscheds.
Breitinger vertrat eine philos. Ästhetik, die namentlich der Phantasie¶
Joh. Gottlob Immanuel, gelehrter Buchdrucker und Inhaber der Firma gleichen Namens in Leipzig (s. Breitkopf
& Härtel), wurde daselbst geboren, erlernte die Buchdruckerkunst, besuchte zugleich aber
Gymnasium und Universität und widmete sich anfangs unter Gottscheds Einfluß humanistischen Studien, später besonders der
Geschichte und Mathematik. Die mathem. Berechnung der Schriftverhältnisse führte ihn zum Buchdruck zurück. An der Hand
[* 79] alter Muster trat er für die Frakturschrift ein und förderte deren Entwicklung durch den Schnitt geschmackvoller
Typen und Verzierungen.
Sein größtes Verdienst bildet die Verbesserung des Musiknotensatzes, die ihm 1754 gelang; sie hat die Bedeutung einer Erfindung,
da der alte Musiknotensatz fast in Vergessenheit gekommen war und zur Zeit B.s Musikalien nur geschrieben oder durch Kupferstich
hergestellt wurden. Zweifellos war Breitkopf der erste, der Musiknoten in der Weise aus Teilzügen setzte, wie
es noch heute bei der Herstellung von Musikalien durch den Buchdruck üblich ist. Seine Versuche, Landkarten,
[* 80] Porträts,
chines. Schriftzeichen auf typographischem Wege (durch Punkte, Linien u. a.)
herzustellen, haben nur ein histor.
Interesse ohne praktische Verwertung erlangt. Er betrieb zeitweilig auch eine Spielkarten- und eine Tapetenfabrik
und war Besitzer des Ritterguts Abtnaundorf bei Leipzig; er starb In litterar. Beziehung war sein Hauptziel, eine
groß angelegte Geschichte des Buchdrucks zu schreiben, doch erschien davon nur ein Abschnitt: «Versuch, den Ursprung der
Spielkarten u. s. w. zu erforschen» (1. Tl., Lpz. 1784; 2. Tl., hg. von J. C. F. ^[JohannChristianFriedrich]
Roch, ebd. 1801) und der Plan des Werks: «Über die Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst» (ebd. 1779). Ferner schrieb
Breitkopf:. «Über den Druck der geograph. Karten» (3 Tle., ebd. 1777‒79),
& Härtel, Buch- und Musikalienhandlung mit technischen Zweigen in Leipzig, im Besitz von Stadtrat Wilh.
Volkmann, geb. in Halle,
[* 81] Teilhaber am Geschäft seit 1873, und Dr. phil. Oskar von Hase,
[* 82] geb. in
Jena, Teilhaber am Geschäft seit 1875, Vorsitzender des Centralvereins für das gesamte Buchgewerbe, Vorsteher
des Vereins der deutschen Musikalienhändler, Verfasser von «Die Koberger»
(2. Aufl. 1885),
Das Haus wurde 1664 als Schriftgießerei und Buchdruckerei von J. ^[Johann] Georgi gegründet, 1719 von BernhardChristoph Breitkopf, geb. in Clausthal,
[* 84] gest. erworben und 1725 zu einer Verlagsbuchhandlung erweitert,
die u. a. Gottscheds Schriften verlegte. Sein Sohn, Joh. Gottlob Immanuel Breitkopf (s. d.),
seit 1745 Besitzer der Buchdruckerei, seit 1762 auch Teilhaber und später Besitzer des Verlags, gab durch seine Reformen im
Buchdruck dem Geschäft ein großes Ansehen und legte nicht nur den Grund zum Musikalienverlag, sondern errichtete auch ein
großes Lager
[* 85] deutscher, englischer, französischer, italienischer handschriftlicher
und gedruckter Musikalien mit Katalogen
über die gesamte Musiklitteratur der damaligen Zeit.
Dabei betrieb er auch eifrig den Bücherverlag und gab das «Magazin der neuern französischen Litteratur»
(1780),
das «Magazin des Buch- und Kunsthandels» (1780‒82) heraus.
Sein Sohn, Christoph Gottlob Breitkopf, geb. gest.
trat 1795 die Leitung des Geschäfts (Firma von da an «Breitkopf & Härtel») an den humanistisch
gebildeten GottfriedChristoph Härtel, geb. in Schneeberg, gest. ab und machte ihn
zum Universalerben. Härtel gründete die «Allgem. Musikzeitung» (1799‒1865),
veranstaltete die ersten rechtmäßigen billigen Ausgaben der Klassiker der Musik (Mozart, Haydn, Clementi, Dussek),
errichtete 1805 eine
Notenstecherei und Steindruckerei, 1806 eine Pianofortefabrik (die erste in Leipzig; bestand bis 1871)
und gab die «Leipziger Litteraturzeitung» (1812‒34) heraus. Seine Söhne: Dr. jur. Hermann Härtel, geb. gest.
und Raymund Härtel, geb. Stadtältester, 1851‒63 Schriftführer und 1864‒79 Vorsitzender des Leipziger Buchhändler-Vereins,
in der Firma bis 1880 thätig, gest. machten die Buchdruckerei
wieder zu einer hervorragenden Werkdruckerei, verlegten die Werke der hervorragenden Komponisten ihrer Zeit: der Virtuosen
Thalberg, Liszt, der Romantiker Mendelssohn, Schumann, Chopin, Wagner, veranstalteten kritische Gesamtausgaben der Werke von Bach
(seit 1850) und Beethoven (1862‒64), gaben eine billige Bibliothek musikalischer Klassiker heraus und pflegten im Buchverlag
besonders die Musiktheorie und die Musikgeschichte. Neben ihnen waren noch Teilhaber am Geschäft ihre beiden Schwestern,
Frau Geh. Medizinalrätin AdeleVolkmann in Halle, gest. und Frau Pauline von Hase, sowie nach deren Tode
ihr Gemahl, Wirkl. Geheimrat Prof. Dr. Karl von Hase (s. d., gest.
1890) in Jena. Die jetzigen Besitzer sind Söhne der beiden Schwestern.
Den Hauptstamm des Geschäfts bildet der Musikalienverlag (gegen 20000 Nummern). Derselbe umfaßt Kompositionen zeitgenössischer
Tonsetzer, krit. Gesamtausgaben (außer den genannten) noch der Werke von Palestrina, Schütz, Gluck (die Hauptopern), Grétry,
Mozart, Schubert, Mendelssohn, Schumann und Wagner (Originalausgaben), eine billige Bibliothek der Klassiker
und neuern Meister der Musik («Volksausgabe Breitkopf & H.», seit 1877; 1366 Nummern),
«Textbibliothek» der Opern, Oratorien und Konzertwerke (seit 1879; 12 Serien mit über 300 Heften),
die «Chorbibliothek» (seit
1885; 19 Serien mit 475 Nummern),
die «Orchesterbibliothek» (seit 1890; 9 Serien mit 600 Nummern oder 7298 Stimmheften),
den «Deutschen Liederverlag» (seit 1891; 700 Hefte),
die «École de Piano du Conservatoire Royal de Bruxelles» (40 Lfgn.),
sämtliche
Werke von Joseph Lanner und Joh. Strauß.
[* 86] Daran schließen sich Vertretungen deutscher und ausländischer Musikgesellschaften,
die «Musikbibliothek» gleichmäßig gebundener Werke eigenen und fremden
Verlags (seit 1878; 57 Gruppen in 2300 Bdn.),
ein Kommissionsgeschäft (seit 1888) hauptsächlich zur Vertretung ausländischer Musikalienhandlungen. Der Bücherverlag
umfaßt musiktheoretische und musikgeschichtliche Werke,
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musikwissenschaftliche Zeitschriften, Musikerbiographien, Schriften und Briefwechsel von Musikern; ferner schöne Litteratur
(Dahn, O. Devrient, von Volkmann-Leander) und Werke aus allen Wissenschaften, besonders Rechtswissenschaft, Theologie (K. von
Hases gesammelte Werke) und Medizin. Die technischen Zweige bestehen aus Buch-, Steindruckerei, Schriftgießerei, Stereotypie
und Galvanoplastik,
[* 88] Notenstecherei und Buchbinderei mit 2 Dampfmaschinen
[* 89] (44 Pferdestärken), 63 Druck-, 7 Glättpressen.
(Platyrrhini), Unterordnung der Affen
[* 96] (s. d.). ^[= (Simiae), eine sehr charakteristische Ordnung der Säugetiere, auch Vierhänder (Quadrumana ...]
(Domicella Wagl.), kleinere Papageien von gedrungenem Körperbau und lebhaft gefärbtem Gefieder.
Die 23 Arten dieser Gattung bewohnen Neuguinea, die Molukken und andere benachbarte Inseln. In den Zoologischen Gärten und bei
den Vogelhändlern trifft man gewöhnlich den Gelbmantellori(DomicellagarrulaL.) und den Erzlori (Domicellaatricapilla Wagl.), beide in der Hauptsache rot und grün gefärbte
Vögel. Jener hat gelben Rücken, dieser schwarzen Oberkopf. Man füttert sie mit gezuckertem Weichfutter, Ameiseneiern, Eierbrot
und saftigen Früchten; daneben auch mit Sämereien. Das Paar wird mit 70‒100 M. bezahlt.
Saat ist die gleichmäßige Ausstreuung des Saatkorns über das Feld mittels der Hand oder Maschine, im
Gegensatz zur Reihensaat oder zum Drillen, sowie zum Dibbeln oder zur horstweisen Saat.
Quirin, holländ. Genremaler, geb. um 1620 zu
Zwammerdam, war inLeiden
[* 97] thätig, wo er 1668 starb. In feiner, gemütvoller Weise und mit großer koloristischer
Begabung stellte er schlichte Scenen aus dem Volksleben, Kücheninterieurs, Marktscenen u. s. w.
dar.
1) Freie und Hansestadt, Bundesstaat des DeutschenReichs (hierzu eine Karte), hat 255,56 qkm und umfaßt die Stadt Bremen (s. unten)
mit 23,12 qkm, das Landgebiet (226,33 qkm) und die Hafenstädte Vegesack (s. d.) und Bremerhaven (s. d.)
mit zusammen (1890) 179714 E., darunter 170046 Evangelische,
7729 Katholiken, 960 Israeliten und 979 Dissidenten. 1885 wurden
gezählt 165628 (79469 männl., 86159 weibl.) E. Die Bevölkerung gehört dem niederdeutschen Stamme an; ihre Mundart ist plattdeutsch.
Lage, Bodengestaltung, Bewässerung. Das Bremer Gebiet grenzt im SW. und W. an das Großherzogtum Oldenburg,
[* 100] auf den andern Seiten an die Provinz Hannover;
[* 101] Vegesack und Bremerhaven werden auf der Landseite von der Provinz Hannover umgeben.
Der südl. und südöstl. Teil des Landgebietes liegt einige Meter über, der größere nordwestl. Teil unter dem Nullpunkt des
Bremer Brückenpegels (an der tiefsten Stelle fast 2 m). Längs des rechten Weserufers läuft eine Dünenkette
(bis zu 10 m Höhe).
Der Boden ist teils Sandland (Vorgeest), teils Flußmarsch, Hochmoor findet sich nur in der äußersten nordwestl. Ecke. Die
niedrige Lage hat seit alter Zeit (12. Jahrh.) die Eindeichung der Weser, Lesum oder Wumme und
Ochtum, sowie ein künstliches System von Gräben und Sielen zur Entwässerung nötig gemacht. Als dieses
nicht mehr genügte, wurden (seit 1610) Wasserschöpfmühlen, neuerdings (seit 1864) Entwässerungsanlagen mit Dampfbetrieb
hergestellt. Einige Feldmarken werden planmäßig mit Ochtum- und Wummewasser bewässert. Vom Gesamtflächenraum des Gebietes
sind 7550 ha Gärten, Acker- und Wechselland, 8120 Wiesen, 5410 Weiden, 260 Holzung und 268 ha Ödland.
Der gesamte Ernteertrag belief sich (1891) auf 4,923 Mill. M., davon auf Getreide 1046000, Hackfrüchte 613000, Heu und Stroh
2,750 Mill. M. Der Viehbestand betrug 5469 Pferde,
[* 102] 14814 Rinder,
[* 103] 11177 Schweine,
[* 104] 4328 Ziegen. Das Klima ist infolge der Nähe
der See feucht, im Sommer kühl, im Winter milde.
Verfassung und Verwaltung. Die Verfassung ist republikanisch. Träger
[* 105] der Staatsgewalt sind der Senat und die Bürgerschaft. Der
Senat besteht nach der Verfassung von 1854 aus 18, seit 1884 aus 16 nach einem sehr verwickelten Verfahren auf Lebenszeit gewählten
Mitgliedern, von denen 10 Rechtsgelehrte, 5 (3) Kaufleute sein müssen. Der Senat wählt alle 2 Jahre
aus seiner Mitte einen Bürgermeister auf 4 Jahre, sodaß stets zwei Bürgermeister fungieren, unter denen das Präsidium im
Senat jährlich wechselt.
Die Bürgerschaft besteht aus 150 auf 6 Jahre gewählten Vertretern der Staatsbürger, von denen alle 3 Jahre die Hälfte ausscheidet.
Der Gelehrtenstand wählt 14 Vertreter, die Mitglieder des Kaufmannskonvents 42, des Gewerbekonvents 22,
die übrigen Bürger der Stadt 44, Vegesack 4, Bremerhaven 8, die Landbewohner 16. Im allgemeinen liegt dem Senat die Staatsverwaltung
ob, für deren einzelne Zweige, z. B. für Reichs- und auswärtige Angelegenheiten, Unterrichtswesen, Schiffahrtsangelegenheiten,
besondere Kommissionen bestellt sind.
Jedoch ist auf wichtigen Gebieten die Bürgerschaft zu einer Mitwirkung berufen. Diese erfolgt durch
die aus Mitgliedern des Senats und der Bürgerschaft gebildeten Deputationen, in denen sich der eigenartige Charakter der
bremischen Selbstverwaltung ausprägt. Solche Deputationen sind namentlich für die Finanzen, das Bauwesen, die Häfen und
Eisenbahnen, die Schulen eingerichtet. Der Staat hat eine Stimme im Bundesrat und sendet einen Abgeordneten
(seit Juni 1893 Freese, freisinnige Vereinigung) in den Reichstag. Die 20
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