mehr
die japanischen nachgebildet sind, mit erhabenem oder geschliffenem Ornament sowie vielfach mit buntem Schmelz versehen. (S. Porzellan.)
die japanischen nachgebildet sind, mit erhabenem oder geschliffenem Ornament sowie vielfach mit buntem Schmelz versehen. (S. Porzellan.)
s. Flachsspinnerei.
(spr. -tschelli), Sandro, eigentlich Alessandro Filipepi, Maler der florentin. Schule, geb. 1447, gest. in Florenz. [* 2] Er wurde zuerst bei dem Goldschmied in die Lehre [* 3] gegeben, von dem sich sein Beiname herschreibt; bald aber zeigte sich sein Hang zur Malerei, und er ward nun Schüler des Fra Filippo Lippi. Von diesem nahm er das auf lebensvolle Natürlichkeit gerichtete Streben an und verband damit eine phantastische Auffassungsweise. Botticelli war einer der ersten, der die antike Mythe und Allegorie in die moderne Kunst einführte. So stellte er eine in der Muschel über das Meer dahineilende nackte Venus dar, die unter einem Rosenregen von Windgöttern an das Ufer getrieben wird (in den Uffizien zu Florenz), die Verleumdung des Apelles (ebendort), den Frühling (Akademie zu Florenz). In allen größern Galerien finden sich Madonnenbilder von seiner Hand; [* 4] die Anbetung der Könige in den Uffizien zu Florenz und in der Eremitage zu Petersburg, [* 5] die Pietà in der Münchener Pinakothek. Seine bedeutendsten Fresken sind drei 1484 vollendete Wandgemälde in der Sixtinischen Kapelle des Vatikans. Botticelli soll ein Anhänger Savonarolas gewesen sein und betrieb eifrig das Studium Dantes, welches die Stiche zum «Inferno» der Magnaschen Dante-Ausgabe (Flor. 1481) zur Frucht hatte. Seine 84 Zeichnungen zur «Göttlichen Komödie» bewahrt das Kupferstichkabinett zu Berlin. [* 6]
Hans Georg, Musterzeichner und Schriftsteller, geb. zu Jena, [* 7] machte seine Studien an der Kunstgewerbeschule zu Dresden, [* 8] der Webschule in Chemnitz [* 9] und 1869-70 in Pariser Ateliers, arbeitete in verschiedenen deutschen Städten als Zeichner und unterhält jetzt in Leipzig [* 10] ein Atelier für kunstgewerbliche Zeichnungen. Bötticher machte sich namentlich verdient durch die stilvolle Anwendung des Musters auf Tapeten, indem er an Stelle des Hellenismus und wilden Naturalismus eine dem Stoff und der Technik entsprechende Dekoration setzte. Ergab heraus: «Originalkompositionen zu Flachmustern» (Dresd. 1876). hat sich auch als Humorist einen Namen gemacht, indem er «Absonderliche Geschichten» (1878),
«Schilda» (1889),
«Herrn Dietchens Erzählungen» und «Schnurrige Kerle» (1890) herausgab. Von seinen Jugendschriften sind «Das Chinesische Buch» (1889) und «Die Landpartie» (1890) zu bemerken.
Karl, Archäolog, geb. zu Nordhausen, [* 11] bildete sich daselbst im Feldmessen und in der praktischen Bauführung aus, bezog 1827 die Berliner [* 12] Bauakademie und wurde 1834 von Beuth zum Lehrer an der Dessinateurschule des Gewerbeinstituts ernannt. Nachdem er 1838 zum Lehrer an der Akademie der Künste, 1839 an der Allgemeinen Bauschule ernannt worden war, verfaßte er sein Hauptwerk: «Die Tektonik der Hellenen» (Potsd. 1844-52; 2. Aufl., 2 Bde., Berl. 1869-81). 1846 wurde Bötticher zum Professor, 1849 zum Mitglied der Akademie der Künste ernannt, 1854 habilitierte er sich an der Berliner Universität, wurde in demselben Jahre Direktorialassistent bei der Skulpturen- und Abgußsammlung des Berliner Museums, deren histor. Anordnung und Aufstellung von Bötticher herrührt, 1868 Direktor dieser Sammlung und trat 1876 in den Ruhestand. Er starb in Berlin. Seine ersten Werke waren «Die Holzarchitektur des Mittelalters» (25 Blatt, [* 13] Berl. 1835-41),
das «Ornamentenbuch» (28 Blatt, ebd. 1834-44),
die «Dessinateurschule» (ebd. 1839) und die gegen L. Roß gerichtete Schrift «Der Hypäthraltempel» (Potsd. 1847). Auch verfaßte Bötticher eine interessante Arbeit über den «Baumkultus der Hellenen» (Berl. 1857). Im Frühjahr 1862 unternahm Bötticher eine archäol. Forschungsreise nach Athen, [* 14] deren Frucht der «Bericht über die Untersuchungen auf der Akropolis [* 15] von Athen» (Berl. 1863) ist. Einer zweiten Reise nach Athen verdankt ein Werk über «Die Thymele der Athena-Nike auf der Akropolis von Athen» (Berl. 1880) sein Entstehen. Eine Biographie B.s schrieb seine Gattin, Clarissa Lohde-Bötticher: Aus dem Leben Karl B.s (Gotha [* 16] 1890), die auch unter dem Namen ihres ersten Gatten (Lohde) Romane, Novellen u.a. veröffentlichte.
Karl Heinr. von, Staatsmann, geb. in Stettin, [* 17] studierte in Würzburg [* 18] und Berlin die Rechte und wurde 1860-61 als Gerichtsassessor beim Kammergericht in Berlin beschäftigt. Während der folgenden 3 Jahre arbeitete er als Justitiar bei den Regierungen in Gumbinnen, [* 19] Danzig, [* 20] Stralsund [* 21] und Potsdam [* 22] und trat 1864 als Hilfsarbeiter in das preuß. Handelsministerium; 1865 schied er aus dem Staatsdienste, um ein Kommunalamt in Stralsund zu übernehmen.
Von dort wurde er 1869 in das Ministerium des Innern berufen, wo er sich durch seine Arbeitskraft und Geschäftsgewandtheit auszeichnete und 1872 zum Geh. Regierungsrat und vortragenden Rat ernannt wurde. Trotzdem zog er vor, in den praktischen Verwaltungsdienst zurückzukehren. Er ging 1873 als Landdrost nach Hannover, [* 23] 1876 als Regierungspräsident nach Schleswig [* 24] und wurde 1878 von dem Wahlkreise Apenrade-Flensburg in den Deutschen Reichstag gewählt. Hier schloß er sich der gemäßigt konservativen Partei an und vertrat mit Eifer die Zollpolitik des Fürsten Bismarck. 1879 wurde Bötticher Oberpräsident von Schleswig-Holstein, [* 25] im Sept. 1880 Staatssekretär des Innern und preuß. Staatsminister und 1881 Stellvertreter des Reichskanzlers. 1888 wurde er, nach Abgang des Ministers von Puttkamer, zum Vicepräsidenten des preuß. Staatsministeriums ernannt. Seine Thätigkeit widmete er vorzugsweise dem Zustandekommen der socialpolit. Gesetzgebung und setzte namentlich für das Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetz von 1889 seine ganze Kraft [* 26] ein. Ein Entlassungsgesuch B.s wurde im März 1892 vom Kaiser abgelehnt.
Carl Vilhelm, schwed. Dichter, geb. zu Westerås, aus ursprünglich deutscher Familie, machte nach vollendeten Studien eine Reise durch Deutschland, [* 27] Italien, [* 28] Frankreich und die Niederlande, [* 29] kehrte 1836 zurück und ging 1839-40 auf Kosten der Regierung abermals ins Ausland. Er wurde 1839 Adjunkt an der Universität zu Upsala, [* 30] 1845 Professor der modernen Litteratur, später der Ästhetik und 1858 der Linguistik; seit 1867 pensioniert, starb er in Upsala. Seinen wiederholt gedruckten «Ungdomsminnen från sångens stunder» (Upsala 1830; von diesen sind «Religiösa sånger» besonders gedruckt, 4. Aufl. 1841) ließ Böttiger «Nyare sånger» (1833),
die auch gelungene Übertragungen Uhlandscher Romanzen enthalten, und «Lyriska stycken» (2 Tle., 1837-39) folgen. Böttiger erhielt 1845 für einen «Sång öfver Carl XIV. Johan» einen Preis von 100 Dukaten. ¶
den die Akademie ausgesetzt hatte, und ward 1847 von dieser zum Mitgliede aufgenommen. B.s lyrische Dichtungen, von denen die meisten sich auch in «Samlade Skrifter» (6 Bde., Stockh. 1856-81) finden, sind anmutig und gefühlvoll; in der technischen Behandlung der Sprache [* 32] ist er Meister. Einige von seinen Gesängen sind mit Melodien von Geijer, Lindblad u. a. sehr bekannt geworden. Als Dramatiker hat er sich in «En Majdag i Wärend» versucht. Seine wissenschaftlichen Studien und Arbeiten erstreckten sich vorzugsweise auf vergleichende Sprachwissenschaft, insbesondere auf die ital. Sprache und Litteratur sowie auf die rhätoroman.
Mundarten. Das Studium der ital. Dichter, von denen er Tassos «Befreites Jerusalem» [* 33] (1842-51) und Dantes «Göttliche Komödie» in ausgewählten Stücken (1846-51) ins Schwedische übertrug, blieb auf die Form seiner Poesien nicht ohne Einfluß. Von seinen übrigen Schriften sind eine Gedächtnisrede auf Prinz Gustav (2. Aufl. 1852), litterarhistor. Monographien in den Schriften der schwed. Akademie und die Biographie seines Schwiegervaters E. Tegnér (1847, auch deutsch) zu erwähnen, letztere als Einleitung der von Böttiger veranstalteten Gesamtausgabe der Werke Tegnérs. Eine Auswahl von B.s Gedichten erschien deutsch zu Stockholm [* 34] 1844.
Joh. Friedr., s. Böttger. ^[= # Böttcher oder Joh. Friedr., der Erfinder des Meißener Porzellans, geb. 4. Febr. ...]
Karl Aug., Archäolog, geb. zu Reichenbach [* 35] im sächs. Vogtlande, widmete sich zu Leipzig philol. Studien, lebte hierauf seit 1781 als Hauslehrer zu Dresden, ward 1784 Rektor zu Guben, [* 36] 1790 in Bautzen [* 37] und im Okt. 1791 Direktor des Gymnasiums zu Weimar, [* 38] wo er namentlich in nähere Beziehungen zu Wieland trat. 1804 folgte Böttiger einem Rufe als Studiendirektor der kurfürstl. Pagen nach Dresden, wo er 1814 zum Studiendirektor bei der königl. Ritterakademie befördert und ihm zugleich die Oberinspektion über das Museum der Antiken und die Mengsschen Gipsabgüsse übertragen ward. 1821 ward er zwar seiner Stelle als Studiendirektor entbunden, verblieb aber im Genusse seines vollen Gehalts. 1832 wurde er Mitglied des französischen Instituts und starb in Dresden. In Weimar veröffentlichte Böttiger eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten, darunter eins seiner Hauptwerke: «Sabina oder Morgenscenen im Putzzimmer einer reichen Römerin» (Lpz. 1803; 3. Aufl., bearbeitet von K. Fischer, M.-Gladbach 1878) und «Griech. Vasengemälde» (Heft 1-3, Weim. u. Magdeb. 1797-1800),
redigierte 1795-1803 das «Journal des Luxus und der Moden» unter Bertuchs Namen, war daneben 1797-1809 fast der alleinige Herausgeber des «Deutschen Merkur», [* 39] zu dem Wieland nur den Namen lieh, und gab auch 6 Jahre lang das Journal «London [* 40] und Paris» [* 41] ganz allein heraus. Ferner veröffentlichte er: «Die Aldobrandinische [* 42] Hochzeit» (Lpz. 1810),
«Ideen zur Archäologie der Malerei» (Tl. 1, Dresd. 1811),
«Kunstmythologie» (ebd. 1811),
«Vorlesungen und Aufsätze zur Altertumskunde» (Altenb.u. Lpz. 1817),
«Amalthea oder Museum der Kunstmythologie» (3 Bde., Lpz. 1821-25) und «Ideen zur Kunstmythologie» (Bd. 1, Dresd. u. Lpz. 1826; Bd. 2, bearbeitet von Sillig, 1836). Seine zahlreichen Gelegenheitsschriften und zerstreuten Aufsätze wurden von Sillig in «Opuscula et carmina latina» (Dresd. 1837) und «Kleine Schriften archäol. und antiquarischen Inhalts» (3 Bde., ebd. 1837-38) zusammengestellt. Aus B.s Nachlaß gab sein Sohn Karl Wilhelm Böttiger «Litterarische Zustände und Zeitgenossen» (2 Bde., Lpz. 1838) heraus und schrieb: «K. A. Böttiger, eine biogr. Skizze» (ebd. 1837). B.s brieflicher Nachlaß ist auf der Dresdener Bibliothek.
Karl Wilh., Geschichtschreiber, Sohn des vorigen, geb. zu Bautzen, studierte in Leipzig Theologie und Philologie, in Göttingen [* 43] Geschichte und habilitierte sich 1817 zu Leipzig, wo er 1819 eine außerord. Professur der Geschichte erhielt. Seine Habilitationsschrift über «Heinrich den Löwen» [* 44] gab er 1819 als ausführlichere Biographie heraus. 1821 ging Böttiger als ord. Professor nach Erlangen, [* 45] wo er 1822 auch zweiter Universitätsbibliothekar wurde und starb. B.s ausgedehnte litterar. Thätigkeit war mehr auf gemeinverständliche Geschichtsdarstellung als auf eigentliche Forschung gerichtet; am verbreitetsten war seine «Allgemeine Geschichte für Schule und Haus» (1824; 12. Aufl., Frankf. 1856). Für Heerens und Ukerts «Geschichte der europ. Staaten» schrieb er eine schwache «Geschichte des Kurstaats und Königreichs Sachsen» [* 46] (2 Bde., Hamb. 1830-31, 2. Aufl. hg. von Flathe, 3 Bde., Gotha 1867-73).
(frz.), Halbstiefel.
s. Bottelier. ^[= heißt der seemännische Unteroffizier, dem die Ausgabe des Proviants an den Schiffskoch und ...]
Meerbusen, der nördl. Teil der Ostsee im N. der Ålandsinseln, im W. durch Schweden, [* 47] im O. durch Finland begrenzt, breitet sich etwa von 60 bis 66° nördl. Br. aus, ist 675 km lang, 150-240 km breit und im W. tiefer als im O. Im Öregrundsund oder Südquarken finden sich Tiefen bis 300 m, der nördl. Teil ist seichter und selten unter 100 m tief, die größte bekannte Tiefe der eigentlichen Bottnischen See beträgt 271 m. An seinen Gestaden und in seinem Innern befinden sich viele kleine Inseln, Sandbänke, Felsen und Klippen, [* 48] Skären genannt, wodurch die Schiffahrt auf demselben und besonders an seinem Eingange aus der Ostsee gefährlich wird.
Der nördliche, kleinere und schmalere Teil des Meerbusens wird von den Anwohnern Botten-Viken, der südl. Botten-Hafvet genannt. Beide sind durch die schmale 75 km breite Quarkenstraße zwischen den Orten Umeå und Nikolaistad verbunden. Die vielen Gewässer aus Schweden und Finland bewirken die Aussüßung des Wassers des Bottnischer Meerbusen, namentlich gegen N. (auch in bedeutenden Tiefen nicht über 0,75 Proz. Salzgehalt). Im Winter friert er mitunter zu, sodaß man aus Schweden nach Finland auf Schlitten fahren kann. (S. Ålandsinseln.) Seit Jahrhunderten ist das Wasser an den Küsten im Rückgang begriffen; die allmähliche Hebung [* 49] des Bodens ist auf etwa 1,4 bis 1,6 m in 100 Jahren berechnet. Infolgedessen verseichten die Buchten und die Hafenorte müssen weiter ins Meer vorrücken. So befindet sich Björneborg bereits an der dritten Stelle.
ital. Name des Flußgründlings (s. d.). ^[= gemeiner Gründling, ital. (Gobio fluviatilis Cuv.), ein etwa 12 cm lang werdender Süßwass ...]
Gemeinde im Kreis [* 50] Recklinghausen [* 51] des Reg.-Bez. Münster, [* 52] an den Linien Wanne-Sterkrade, Bottrop-Frintrop (4,10 km, Nebenbahn, nur für Güterverkehr), Osterfeld-Rheine-Quakenbrück der Preuß.
Staatsbahnen, [* 53] hat (1890) 13 520 E., darunter 817 Evangelische, Post, Telegraph, [* 54] Amtsgericht (Landgericht Münster i. W.), eine Rektoratsschule, ein Krankenhaus; [* 55]
eine Steinkohlenzeche «Prosper II», eine Pulverfabrik, ein Dampfsägewerk und bedeutende Viehmärkte.
s. Wurstgift.
in Rußland gebräuchliche kalte Suppe aus gekochten und feingehackten Spinat-, ¶
Rübenund Sauerampferblättern und würflig geschnittenen Gurken, die man mit Kwas (s. d.) übergießt.
(grch.), eine Gattung der Zünsler (s. d.) oder Lichtmotten mit zahlreichen am Tage besonders auf Waldwiesen fliegenden Arten.
Sie haben breite dreieckige Vorder- und abgerundete kurze Hinterflügel.
Manche sind von schöner Färbung und zierlicher Zeichnung.
der Name eines berühmten Suliotengeschlechtes, das sich besonders seit den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrh. in den Kämpfen gegen die Türken und später im griech. Befreiungskriege ausgezeichnet hat. – Georg Botzaris, gest. um 1793, kämpfte erst gegen Ali Pascha von Janina, verband sich aber später mit diesem und erhielt das Kapitanat Tschumerka. Er hinterließ vier Söhne, von denen der älteste, Kitzo Botzaris, 1809 auf Alis Befehl zu Arta ermordet, ebenfalls vier Söhne hatte: Jannaki (gest. 1804), Marko, Kosta und Nikola.
Von diesen war Marko Botzaris, geb. um 1788, der berühmteste seines Namens. Nachdem er einen vergeblichen Versuch zur Befreiung seines Vaterlandes gemacht hatte, nahm er in einem albanes. Regiment franz. Dienste, [* 57] wurde 1814 Mitglied der Hetärie (s. d.) und kehrte 1820, als die Türken Ali Pascha bekriegten und dieser bei den vertriebenen Sulioten Hilfe suchte, nach Epirus zurück. Nach Ausbruch des griech. Freiheitskampfes zeichnete er sich auf seiten der Griechen durch Patriotismus, Klugheit und Tapferkeit aus. 1822 nahm an dem Kriege im westl. Griechenland [* 58] teil und machte sich namentlich bei der Verteidigung von Mesolongion (Missolunghi) um die Sache der Griechen verdient. Im Sommer 1823, wo die trostloseste Anarchie unter den westhellen. Primaten und Militärchefs herrschte und der Mut der Besatzung von Mesolongion tief gesunken war, unternahm Botzaris den ersten Angriff gegen die Albanesenschar des Mustai Pascha. In der Nacht vom überfiel er bei Karpenision die aus 4000 Mann bestehende Vorhut des Feindes mit nur 350 Sulioten; er selbst aber wurde gleich beim Beginn des Kampfes getötet. Seine Thaten werden noch jetzt vom griech. Volke in Liedern gefeiert.
Jurapaß im schweiz. Kanton Aargau, [* 59] zwischen dem Aarethal und dem Frickthal. Schon im Altertum führte eine Heerstraße über den Mons [* 60] Vocetius von Augusta Rauracorum (Augst) nach Vindonissa (Windisch) und 69 n. Chr. wurden auf demselben die aufständischen Helvetier von den Römern geschlagen. An der Stelle des alten Wegs wurde 1780 eine Poststraße gebaut, die 5 km westlich von Brugg die Paßhöhe (574 m) überschreitet, und 1875 wurde die Bötzbergbahn eröffnet, die 58 km lang, bei Brugg von der Bahnlinie Zürich-Aarau abzweigt und in großer Kurve an den Hängen des Bötzberg zur Bözenegg (440 m) ansteigt, dann den Bergrücken in einem 2400 m langen Tunnel [* 61] durchbricht, sich nordwestlich zum Rheinthal hinabsenkt und nach Basel [* 62] führt.
s. Bozen. ^[= 1) Bezirkshauptmannschaft, ohne die Stadt B., in Tirol, hat 1744,23 qkm, (1890) 67496 (34022 ...] [* 63]
(frz., spr. buk-) ist eine bei den Naturvölkern, namentlich den Indianern Nord- und Südamerikas gebräuchliche Art der Fleischkonservierung, die darin besteht, daß das in Streifen zerschnittene, vom Fett befreite und mit Maismehl bestreute Fleisch auf einer Art Rost (im indian. boucan) an der Sonne [* 64] oder auch über gelindem Feuer getrocknet und dadurch vor Fäulnis geschützt wird. So behandeltes Fleisch (namentlich vom Bison) heißt in Nordamerika [* 65] Pemmikan, im Süden Tassajo,in Südafrika [* 66] Biltongue. (S. Flibustier.)
(frz., spr. bukannĭeh), s. Flibustier.
(frz., spr. bukoh), Faß, [* 67] auch bei festen Körpern, z. B. Zucker, [* 68] gebraucht.
Ferner ist der ein Maß für Sirup und Rum in Französisch-Westindien;
von ersterm enthält er 105, von letzterm 114 alte engl. Weingallons, also 397,458, bez. 431,525 l.
(spr. buschäng), Hauptstadt des Kantons Bouchain (89,88 qkm, 14 Gemeinden, 21985 E.) im Arrondissement Valenciennes des franz. Depart. Nord, Festung [* 69] zweiten Ranges, 18 km südöstlich von Douai, in 69 m Höhe, an der Schelde und an der Linie Busigny-Somain der Nordbahn, hat (1891) 897, als Gemeinde 1405 E., Rübenzuckerfabrikation, Färberei, Gerberei und Viehhandel. In den Resten des Schlosses Ostrevant sind Artillerie und Genietruppen untergebracht. Zwei Schleusen gestatten das umliegende Land im Kriegsfalle schnell unter Wasser zu setzen. – Ehemals Hauptort der kleinen Grafschaft Ostrebant, kam Bouchain 1384 mit Flandern an Burgund, dann an die Habsburger, wurde 1676 von den Franzosen erobert, 1711 im Spanischen Erbfolgekriege zurückgewonnen, kam aber 1712 wieder an Frankreich.
(spr. buschardóng), Edme, franz. Bildbauer, geb. zu Chaumont, gest. in Paris, war Schüler seines Vaters und des jüngern Coustou in Paris. Er ging 1723 mit dem großen akademischen Preise nach Rom und [* 70] kehrte erst 1732 nach Paris zurück. Bouchardon schuf 1739 im Auftrage des Pariser Stadtrats den noch jetzt vorhandenen Springbrunnen in der Straße Grenelle, sein Meisterstück; dann 1751–63 das bronzene Reiterbild Ludwigs XV. mit kolossalen allegorischen [* 56] Figuren auf dem Konkordienplatze, das 1792 zerstört wurde. Der Louvre besitzt von Bouchardon einen Amor, der sich aus der Keule des Hercules einen Bogen [* 71] schnitzt. –
Vgl. Graf Caylus, La vie de Bouchardon (Par. 1762).
(spr. buschardih), Joseph, franz. dramat. Dichter, geb. im März 1810 zu Paris, gest. in Châtenay (Seine), widmete sich anfangs der Kupferstechkunst und lieferte eine Anzahl von Blättern in Aquatintamanier. Mit Eugène Deligny schrieb er mehrere Theaterstücke, dann allein eine Reihe von Dramen, unter denen namentlich «Gaspardo le pêcheur» (1837),
«Le [* 72] sonneur de Saint-Paul» (1838),
«Lazare le pâtre» (1840),
«Pâris le bohémien» (1842),
«Les enfants trouvés» (1843),
«Les orphelines d'Anvers» (1844),
«La sœur du Muletier» (1845),
«Bertram le matelot» (1847),
«La croix de Saint-Jaques» (1850),
«Jean le cocher» (1852),
«Le secret de cavaliers» (1857) auf den Boulevardbühnen großen Erfolg hatten. Die Architektonik seiner Ausstattungsstücke ist fast immer vortrefflich, die Handlung verwickelt und spannend, ihr poet. Gehalt gering. Seine letzten Erzeugnisse sind die Dramen «Micael l'esclave» (1859),
«Philidor» (1863) und «L'armurier de Santiago» (1868).
(frz., spr. busch), Mund, Mündung;
Bouche close! (spr. klohs') oder Bouche cousue! (spr. kusüh) reinen Mund halten! Bonne bouche (spr. bonn), angenehmer Geschmack.
(spr. buscheh), Name einer ursprünglich aus Frankreich stammenden Berliner Gärtnerfamilie, aus welcher Peter Friedrich Bouché, gest. als Kunstgärtner in Berlin, sich auch ¶
364 als Entomologe einen Namen gemacht hat. Er schrieb: «Naturgeschichte der Insekten» [* 74] (Berl. 1834),
«Naturgeschichte der schädlichen und nützlichen Garteninsekten» (ebd. 1833),
«Die Behandlung der Pflanzen im Zimmer und in kleinen Gärten» (2. Aufl., ebd. 1855),
und zusammen mit C. Bouché: «Die Blumenzucht in ihrem ganzen Umfange» (2. Aufl., 3 Bde., ebd. 1854-56). – Karl David Bouché, geb. 1809, trat 1831 in den königlich botan. Garten [* 75] als Gehilfe ein, kam 1837 als Obergärtner nach der Pfaueninsel bei Potsdam und wurde 1843 Inspektor des königlich botan. Gartens zu Berlin. Er war ein ausgezeichneter Pflanzenkenner und hat sich große Verdienste um die Hebung der Berliner Gärtnerei erworben. Er starb Seine Söhne sind Karl Friedrich Bouché, königlich sächs. Gartendirektor im Großen Garten zu Dresden, und Karl Friedrich Julius Bouché, früher Garteninspektor am königlich botan. Garten zu Poppelsdorf bei Bonn, [* 76] jetzt Inhaber einer bedeutenden Orchideengärtnerei zu Endenich bei Bonn. Dieser veröffentlichte «Monatsschrift des Gartenbauvereins zu Bonn» (mehrere Jahrgänge); «Der Gemüsebau» (2. Aufl., Lpz. 1885) und das von seinem Vater verfaßte, nach dem Tode desselben mit neuern Zusätzen versehene Werk «Bau und Einrichtung der Gewächshäuser» (Bonn 1887).
Bché., bei naturwissenschaftlichen Namen, bezeichnet Peter Friedrich Bouché (s. Bouché, Familie).
(spr. buscheh), François, franz. Maler, geb. zu Paris, war Schüler des Malers Lemoine, bereiste darauf kurze Zeit Italien, wurde 1734 mit seinem Gemälde Rinaldo und Armida Mitglied der Pariser Akademie, 1765 ihr Direktor und erster Hofmaler. Er starb hat sowohl religiöse, mytholog. und poet. Scenen, wie Allegorien, Porträte, [* 77] Landschaften, Tiere, Architekturstücke und Stillleben gemalt; ferner Arbeiten dekorativer und kunstgewerblicher Art. Boucher ist der eigentliche Maler der sinnlichen Lüsternheit und charakterlosen Anmut, wie sie das Zeitalter Ludwigs XV. kennzeichnen.
Rein und naiv sind meist nur seine Kinderdarstellungen. Er wurde als «Maler der Grazien» bis an sein Lebensende gefeiert; nur Diderot bekämpfte ihn als unnatürlich und sittenlos. Die meisten seiner zahllosen Bilder sind im Louvre; so: Venus in der Schmiede Vulkans (1732), Diana nach dem Bade (1742; s. Tafel: Französische Kunst V, [* 73] Fig. 7), Jupiter und Kallisto, Raub der Europa; [* 78]
viele im Museum zu Stockholm: Leda mit dem Schwan, Triumph der Galatea (1740), Toilette der Venus (1746).
Berühmte Bilder sind ferner das Bildnis der Frau von Pompadour (im Besitz des Herzogs von Aumale), Venus und Amor (im Besitz des Deutschen Kaisers). hat auch 182 Blätter radiert (44 eigene Erfindungen, 124 nach Watteau u. a.). –
Vgl. Mantz, Boucher, Le Moin et Natoire (Par. 1880);
de Crevècoeur de Perthes (spr. buscheh dĕ krähwköhr dĕ pert), Jacques, franz. Schriftsteller, geb. zu Rethel, wurde von Napoleon I. mit zahlreichen Sendungen nach Italien, Dalmatien, Ungarn, [* 79] Osterreich und Deutschland beauftragt. Nach der Restauration entfaltete er als Präsident der Société d'Emulation in Abbeville eine ausgedehnte wissenschaftliche Thätigkeit und starb zu Amiens. [* 80] Er veröffentlichte die «Opinion de M. Christophe» (4 Bde., 1831–34),
worin er in freihändlerischem Sinne nationalökonomische Fragen behandelte. Bekannter wurde B.s Name durch das Werk «De la création, essai sur la origine et la progression des êtres» (5 Bde., Par. 1839–41). Das meiste Aufsehen unter seinen wissenschaftlichen Arbeiten erregten die «Antiquités celtiques et antédiluviennes» (3 Bde., Par. 1846–65) und «De l'homme antédiluvien et de ses œuvres» (ebd. 1860; 2. Aufl. 1865). Geschätzt sind noch B.s Reisebeschreibungen, wie «Voyage à Constantinople par l'Italie, la Sicile et la Grèce» (2 Bde., Par. 1855),
«Voyage en Danemark, en Suède, en Norwége, par la Belgique et la Hollande» (ebd. 1858),
«Voyage en Russie» (ebd. 1859),
«Voyage en Espagne et en Algérie» (ebd. 1859). Ferner schrieb er «Les masques, biographe sans nom» (5 Bde., Par. 1861–64) und «Sous dix rois, souvenir de 1791 à 1860» (8 Bde., ebd. 1862–67). Eine höchst scharfsinnige psychol. Studie ist «Des Idées innées de la mémoire et de l'instinct» (Par. 1867). –
Vgl. Ledieu, C. d. P. (ebd. 1885).
(spr. buscheh bänŏajeh), franz. Kupferstecher, s. Desnoyers.
(frz., spr. busch'rih), Schlachthaus, Fleischladen;
auch Gemetzel, Blutbad.
(spr. busch-), ein Verfahren der Holzkonservierung (s. d.). ^[= in der Rechtssprache die zur Erledigung eines einheitlichen Zweckes dienende geordnete Reihenfolge ...]
(spr. busch dü rohn, Rhônemündungen), franz. Departement, s. Rhône.
(frz., spr. buschtruh), Lückenbüßer (von Personen und Sachen).
(frz., spr. busch-), zustopfen.
(frz., spr. buschóng), Stöpsel, Pfropfen. [* 81]
(spr. bußikoh), s. Bourcicault. ^[= (spr. burßikoh) oder Dion., engl. Schauspieler und Dramatiker, geb. 26. Dez. 1822 ...]
s. Buquoy. ^[= # (spr. bückŏá), auch ein ursprünglich franz. Geschlecht aus der Grafschaft Artois, ...]
s. Boadicea.
(frz., spr. bu-), schmollen;
Bouderie, das Schmollen;
Boudoir (spr. budŏahr), eigentlich Schmollwinkel;
besonders ein kleines, elegant eingerichtetes Zimmer für Damen, Putzzimmer.
(spr. budoh), ein Burgunderwein. ^[= heißen die franz. Weine der Bourgogne, vorzugsweise des Gebirges der Côte-d'Or in Oberburgund, ...]
(spr. budrih).
1) Bezirk im schweiz. Kanton Neuenburg (Neuchâtel), hat (1888) 13057 E., darunter 728 Katholiken und 7 Israeliten in 15 Gemeinden. –
2) Hauptstadt des Bezirks in 516 m Höhe, am rechten Ufer der Reuse, über die hier 2 Brücken [* 82] und 1 Eisenbahnviadukt von 11 Bogen führen, an der Linie Lausanne-Neuenburg-Neuenstadt der Westschweiz. Bahnen (1,5 km vom Bahnhof), hat (1888) 1769 E., darunter 99 Katholiken, Post, Telegraph, ein altes Schloß, eine Kirche, ein Stadthaus, Kattundruckerei, Forellenfischerei und bedeutenden Weinbau (berühmten Rotwein). Boudry ist der Geburtsort von Jean Paul Marat. In der Nähe bei dem Weiler Trois-Rods eine große Stalaktitenhöhle. Die bemerkenswertesten Punkte der fruchtbaren Umgebung sind das Weindorf Cortaillod (1300 E.), der Flecken Colombier (1881 E.), ein eidgenössischer Waffenplatz, dessen altes Schloß gegenwärtig als Kaserne dient, und die wilde Klus der Gorges de la Reuse.
(spr. bueh), Ami, Geognost, geb. zu Hamburg, [* 83] entstammte einer franz. Emigrantenfamilie, studierte in Genf, [* 84] Paris, Edinburgh und Berlin. Nachdem er vier Sommer in Schottland verlebt hatte, wurde er mehreremal zum Präsidenten der von ihm mitbegründeten Geologischen Gesellschaft zu Paris gewählt und durchforschte bis 1839 England und Irland, Frankreich, die Alpen, [* 85] Belgien, [* 86] ¶
Deutschland und die Kronländer der Österreichischen Monarchie, Italien und die Türkei. [* 88] Später siedelte er nach Wien [* 89] über, wo er starb. Er schrieb: «Essai géologique sur l'Ecosse» (Par. 1820),
das «Mémoire géologique sur l'Allemagne» (ebd. 1823; deutsch von Leonhard, Frankf. a. M. 1829),
vor allem aber «La Turquie d'Europe» (4 Bde., Par. 1840),
«Recueil d'itinéraires dans la Turquie d'Europe» (2 Bde., Wien 1850) und «Guide du géologue-voyageur» (2 Bde., Par. 1836). Seit 1848 Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien, veröffentlichte er in den «Sitzungsberichten» und «Denkschriften» derselben Monographien, teils zur Kunde der geognost. Verhältnisse des österr. Kaiserstaates, teils über vulkanische und meteorolog. Erscheinungen.
(spr. bueh' wijoméß), Louis Edouard, Graf, franz. Admiral, geb. trat 1823 in die Seeschule ein, wurde 1829 Schiffsfähnrich und 1835 Schiffslieutenant. Als solcher erhielt er 1838 den Auftrag, die afrik. Westküste zu untersuchen und zu vermessen, worüber er in der «Description nautique des côtes comprises entre le Sénégal et l'equateur» (Par. 1849) Bericht erstattete. Er war von 1842 bis 1844 Gouverneur der franz. Besitzungen am Senegal, kehrte 1844 nach Frankreich zurück, wurde Schiffskapitän und wohnte der Einnahme von Mogador bei. 1845 vertrat er Frankreich in London bei den Verhandlungen über das Revisionsrecht auf See (zur Unterdrückung des Sklavenhandels).
Von 1848 bis 1850 war er wieder in Westafrika. 1854 zum Konteradmiral ernannt, nahm Bouet-Willaumez als Chef des Generalstabes Anteil an der Expedition nach der Krim [* 90] und bearbeitete den Plan zur Landung, sowie zum Bombardement von Sewastopol, [* 91] wurde 1860 zum Viceadmiral und 1865 zum Admiral und Senator ernannt. Vor Venedig [* 92] kommandierte er 1866 das Angriffsgeschwader. Beim Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges von 1870 und 1871 erhielt Bouet-Willaumez den Oberbefehl über die nach der Ostsee entsandte Flotte.
Eine Landung kam nicht zur Ausführung, da das Landungskorps in Frankreich selbst gebraucht wurde, auch konnte Bouet-Willaumez wegen Mangels von kleinen Schiffen später nichts in der Ostsee unternehmen. Er starb in Maison-Lafitte bei Paris. Von ihm erschienen: «Commerce et traite des noirs aux côtes occidentales d'Afrique» (Par. 1848),
«Campagnes aux côtes occidentales d'Afrique» (ebd. 1850),
«La flotte française et les colonies en 1852» (ebd. 1855),
«Batailles de terre et de mer» (ebd. 1855),
«Tactique supplémentaire à l'usage d'une flotte cuirassée» (ebd. 1864) u. a.
(spr. buffeh), Marie, franz. Schauspieler, geb. zu Paris, war Graveur und Goldarbeiter, betrat die Bühne im Panorama dramatique, kam dann zum Gaitétheater, 1827 an die Nouveautés und 1831 an das Gymnase, wo er außerordentliche Erfolge feierte, 1845 an das Théatre des Variétés, wo er unter großem Beifall spielte. Er zog sich 1864 nach Auteuil zurück und starb zu Paris. Bouffé war einer der ausdrucksvollsten franz. Schauspieler, ein Stern des Vaudevilles, obgleich ihn weder Gestalt noch Organ unterstützten. -
Vgl. B.s «Mes souveniers 1800-80» (Par. 1880).
(spr. bufflähr), Louis François, Herzog von, franz. Marschall, geb. stammte aus einem der edelsten Geschlechter der Picardie, trat 1662 in das Regiment der Garden und machte in den Kriegen Ludwigs XIV. sehr schnell Carriere, indem er mit Auszeichnung in Deutschland, den Niederlanden und an der span. Grenze focht. 1693 erhielt er den Marschallsstab. Berühmt sind seine Verteidigungen von Namur [* 93] (s. d.) 1695 und von Lille [* 94] 1708. Zum Herzog und Pair von Frankreich ernannt, leitete er nach der Niederlage von Malplaquet 1709 den Rückzug der franz. Armee. Er starb zu Fontainebleau.
Sein Sohn, Joseph Marie, Herzog von Boufflers, ebenfalls verdienter Offizier, geb. starb zu Genua [* 95] während des Österreichischen Erbfolgekrieges, in dem er ausgezeichnete Dienste geleistet.-
Vgl. besonders Rousset, Histoire de Louvois (4 Bde., 3. Aufl. 1864), und Noorden, Europ.
Geschichte, 3. Bd. (Lpz. 1882).
(spr. bufflähr), Stanislas, Marquis de, franz. Schriftsteller, geb. in Nancy, Sohn von Cathérine de Beauvau-Craon, Marquise von Boufflers (gest. 1787 in Paris), der als «Dame de Volupté» gefeierten Geliebten des Königs Stanislaus von Polen. Er wurde zum Geistlichen aus dem Seminar St. Sulpice vorgebildet und verfaßte hier seine bekannteste Erzählung «Aline, reine de Golconde» (1761), wofür ihn König Stanislaus mit einer Pfründe von 40000 Livres Rente belohnte.
Den Abbékragen vertauschte Boufflers mit dem Kreuz [* 96] des Malteserritters, trat in franz. Militärdienst und erreichte den Grad des Obersten und Maréchal de Camp. Unterdessen erwarb er sich durch Verserzählungen, erotische Gesellschaftspoesien und Gelegenheitslieder im echten Rokokostil den Beifall der Zeitgenossen und das Lob Voltaires. Den Besuch, den er diesem abstattete, schildert er in den «Lettres du chevalier de à sa mère sur son voyage en Suisse» (1770). Als am franz. Hof [* 97] in Ungnade fiel, wurde er als Gouverneur an den Senegal geschickt.
Nach der Rückkehr wurde er Mitglied der Akademie und 1789 Deputierter in der Nationalversammlung, wanderte jedoch 1792 aus und fand gastfreie Aufnahme am Hofe Friedrich Wilhelms II. Er vermählte sich mit Madame de Sabran, kehrte 1800 nach Frankreich zurück und wurde Mitglied des Instituts. Doch wollte es ihm sonst unter dem Kaiserreich nicht glücken, obgleich er am Hofe der Prinzessin Elisa Aufnahme fand und den jungen Prinzen Jérome besang. Er starb als Konservator der Bibliothèque Mazarine Seine «Œvres complètes» erschienen in 2 Bdn. Par. 1813; in 4 Bdn. 1817, seine «Contes en vers et contes en prose» ebd. 1878.
(frz., spr. buffóng), Possenreißer;
Bouffonerie (spr. buffonn'rih), Possenreißerei.
(spr. bugängwíl), die größte und am höchsten aufsteigende Insel des Salomon-Archipels im Großen Ocean, 6° südl. Br. und 155° östl. L. von Greenwich, steht seit dem zwischen dem Deutschen Reiche und Großbritannien [* 98] zu Berlin abgeschlossenen Übereinkommen unter deutschem Schutz und unter der Verwaltung der Neuguinea-Compagnie. Die (mit Buka) etwa 10000 qkm große Insel erstreckt sich von Nordwest nach Südost, ist fruchtbar, dicht bewaldet und dicht bevölkert; von der nördlich gelegenen Insel Buka ist sie durch die Bukastraße, von der ebenfalls deutschen Insel Choiseul im Süden durch die Bougainvillestraße geschieden; die Südwestküste besitzt den sichern Gazellehafen, die Ostküste ist niedrig, während die Westküste durch vorgelagerte Riffs der Schiffahrt sehr gefährlich ist. Im ¶
Balbi-Berge steigt Bougainville zu etwa 2700 m Meereshöhe auf. Auf der Insel sind zwei thätige Vulkane. [* 100]
(spr. bugängwil), Louis Antoine de, franz. Seefahrer, geb. zu Paris, studierte daselbst und ließ in seinem 25. Jahre den «Traité du calcul intégral» (2 Bde., Par. 1754-56) erscheinen. Anfangs Rechtsgelehrter und Parlamentsadvokat in Paris, nahm er später Kriegsdienste und wirkte 1756-59 als Adjutant des Marquis von Montcalm in Canada, diente dann in dem Feldzuge von 1761 in Deutschland und trat hierauf in den Seedienst. Er unternahm mit der Fregatte La Boudeuse und dem Schiffe [* 101] L'Etoile von St. Malo aus bis eine Reise um die Welt, die erste, die von Franzosen ausgeführt wurde. Er beschrieb dieselbe in der «Description d'un voyage autour du monde» (2 Bde., Par. 1771-72; neue Ausg. 1880; deutsch, Lpz. 1783). Durch diese Reise ist die Erdkunde [* 102] mit neuen Entdeckungen in den Salomons-Inseln und dem Bismarck-Archipel bereichert worden. Im nordamerik. Kriege befehligte er mehrere Linienschiffe und wurde 1779 Chef d'Escadre, 1780 aber Maréchal de Camp in der Landarmee. Nach Ausbruch der Revolution zog er sich aus dem öffentlichen Dienste zurück; er starb -
Vgl. Pascal, Essai historique sur la vie et les ouvrages de Bougainville (Marseille [* 103] 1831).
(spr. baut'n), George Henry, Maler, geb. 1833 zu Norfolk in England, kam 1839 nach den Vereinigten Staaten, [* 104] ging 1853 nach London, 1859 nach Frankreich und ließ sich 1861 in Camden Hill bei London nieder, wo er 1879 zum Associate der königl. Akademie ernannt wurde.
Viele seiner Bilder (Weihnachtsmorgen in der Bretagne, Gang [* 105] der Puritaner nach der Kirche) sind in den Vereinigten Staaten.
(frz., spr. buschih), Kerze, [* 106] Licht. [* 107] Bougies nennt man in der Chirurgie auch glatte, stielrunde, 20-24 cm lange Cylinder, die man in die Kanäle des menschlichen Körpers einführt, um dieselben (durch Druck von innen nach außen) zu erweitern, seltener um Medikamente dadurch an eine andere Stelle zu bringen. Sie unterscheiden sich von den Kathetern (s. d.) dadurch, daß sie nicht durchlöchert sind, während letztere eine Öffnung an der Spitze und einen Kanal [* 108] im Innern (zur Herausleitung von Flüssigkeiten) haben.
Gewöhnlich werden sie nach der Spitze zu allmählich verdünnt (zugespitzt), seltener sind sie oben gleichdick wie unten und nur abgerundet. Man stellt sie aus Wachs, gehärtetem Kautschuk oder aus einem mit Harzlösungen oder Kautschuk getränkten Seidengespinst her; seltener gebraucht man metallene Bougie aus Blei, [* 109] Zinn, Neusilber oder Silber. Man wendet die in verschiedener Größe und Gestalt bei Harnröhrenverengungen (Strikturen) an, seltener bei Krankheiten des Mastdarms, der Speiseröhre u. s. w.
(spr. buschih), arab. Buddschahjah, Seestadt und seit 1875 Sitz einer Unterpräfektur im gleichnamigen Arrondissement des Depart. Constantine in Algerien, [* 110] 180 km im O. von Algier, 3 km von der Mündung des Wadi-Sahel oder Summam, liegt an der durch drei Küstenforts [* 111] geschützten Westseite des Golfs von Bougie, der von Kap Carbon 40 km weit bis Kap Cavallo reicht, und hat eine sichere Reede, den besten Ankerplatz der ganzen alger. Küste. Die Stadt ist am Abhange des 700 m hohen Dschebel-Guraja auf einem von tiefen Schluchten zerrissenen, rings steil zum Meere abfallenden Plateau erbaut; vom Hafen führt eine Fahrstraße zur Stadt hinauf.
Auf der jetzt von einem uneinnehmbaren Fort gekrönten Höhe befindet sich noch die Kubba einer heiligen Frau, der Lella Guraja, ein ehemals weitberühmter Wallfahrtsort, dem Bougie den Namen «Klein-Mekka» verdankte. Bougie ist, obgleich Hauptmarkt des fruchtbaren Ostkabyliens, nur eine stille Provinzialstadt mit wenig bedeutendem Handel; durch Eisenbahn über Buira ist es mit Algier, über Setif mit Constantine verbunden. Bougie ist Sitz mehrerer Konsulate, hat (1891) 12 381 E., eine Schule, eine Kinderbewahranstalt, Kasernen, Magazine, ein Hospital und Handel mit Wachs, Honig, Orangen, Öl, Getreide [* 112] und Wein. Zahlreiche Überreste von Bauten und Inschriften beweisen die Bedeutung B.s im Altertum und Mittelalter. - Im Altertum lag hier Saldae, an der Westgrenze der röm. Provinz Numidia, das unter Augustus zur Kolonie erhoben wurde und späterhin Bischofssitz war.
Der Vandalenkönig Geiserich erhob den Ort vor der Eroberung von Karthago [* 113] zu seiner Hauptstadt und umgab ihn mit einer bedeutenden Ringmauer, von der ebenso wie von der römischen noch Reste vorhanden sind. Im 10. Jahrh. wurde die Stadt unter dem Namen Biddschajah (Bigaja) Hauptort des mächtigen Königreichs der Beni-Hammad und wuchs zum wichtigsten Handelsplatze Nordafrikas empor, dessen betürmte Ringmauer, wie die Reste zeigen, 7 km im Umfang hatte. Die Blüte [* 114] dauerte auch noch lange fort, nachdem 1152 die Macht der Beni-Hammad durch die Almohaden gestürzt und Bougie mit dem Reiche Marokko, seit 1240 mit dem Königreich Tunis vereinigt worden war.
Die Pisaner, später die Venetianer und namentlich die Genuesen trieben lebhaften Handel mit Bugea oder Bugia und hatten daselbst Karawanseraien, Bäder, Kirche, Friedhof u. s. w. Im 15. Jahrh. tritt der Ort als Seeräubernest auf. Die Eroberung durch die Spanier 1509 und ihre Unduldsamkeit machte allem Handel mit einem Schlage ein Ende. Vom türk. Piratenhäuptling Horuk Barbarossa 1512 und 1514 bestürmt, ergab sich Bougie endlich schmachvoll 1555 unter dem Grafen Alfons de Peratta an den Pascha von Algier. Unter der Türkenherrschaft sank es völlig herab, und als die Franzosen es besetzten, war es ein ärmliches Dorf.
(spr. buschiwáll), Dorf im Kanton Marly-le-Roi, Arrondissement Versailles [* 115] des franz. Depart. Seine-et-Oise, 13 km westlich von Paris, am linken Ufer der Seine zwischen zwei Hügeln, an der Linie St. Cloud-L'Etang la Ville der Westbahn, hat (1891) 2392, als Gemeinde 2823 E., Post, Telegraph, eine Kirche aus dem 12. Jahrh. mit frühgot. Schiff, [* 116] roman. Glockenturm und neuerer Façade, zahlreiche Villen, zwei schöne Brücken über die hier durch die Ile de la Chaussee in zwei Arme geteilte Seine, Steinbrüche und eine Gesteinshöhle. Bougival ist ein beliebter Ausflugsort der Pariser. Während der Belagerung von Paris 1870/71 war Bougival von der preuß. 19. Brigade besetzt und wurde mehrmals von den durch das Feuer des Mont-Valérien wirksam unterstützten Franzosen angegriffen, so bei dem Ausfall gegen Malmaison
(frz., spr. buhgr), Schimpfwort: schlechter Kerl, Schuft, ist entstanden aus «Bulgare» (lat. Bulgarus);
dieser Volksname wurde zum Scheltwort, als die Ketzerei der Bogomilen (s. d.) sich von Bulgarien [* 117] über Südeuropa verbreitete, bedeutet also eigentlich «bulgarischer Ketzer». ¶