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Tapetenstreifen, die als oberer Abschluß längs der Decke, [* 2] manchmal auch zur Abteilung der Wände in Felder benutzt werden.
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Tapetenstreifen, die als oberer Abschluß längs der Decke, [* 2] manchmal auch zur Abteilung der Wände in Felder benutzt werden.
(engl. für das indische «barh», d. h. Flut, von barhna, «fortschreiten», «anwachsen»),
die an der Gangesmündung in die Hugli eindringende Flutwelle, s. Barre.
heißen in der griech. Sage Kalais und Zetes, die Söhne des Boreas (s. d.) und der Oreithyia.
Sie nahmen am Argonautenzug teil und befreiten den Phineus (s. d.) von den Harpyien. [* 3]
Die Sage läßt sich vergleichen mit den german. Märchen von der Verfolgung der Trollweiber oder weißen Frauen durch die wilden Jäger und stellt den Kampf zweier Orkane dar.
Ihre bildliche Darstellung gehört zu den ältesten Gegenständen der griech. Kunst.
(abgeleitet von Boreas), nördlich, nordisch.
(grch.), der Nordwind, eigentlich der Wind, der von den (im Norden [* 4] gelegenen) Gebirgen nach Hellas zu weht, erscheint in der griech. Mythologie als Sohn des Astraios und der Eos, [* 5] also des Sternenhimmels und der Morgenröte, und als Bruder des Notos und Zephyros; er wohnt in einer Höhle des thraz. Zämus oder des mythischen rhipäischen Gebirges. Dorthin entführte er die Tochter des athen. Königs Erechtheus, Oreithyia, die ihm den Kalais und Zetes (die Boreaden, s. d.) und die Kleopatra gebar.
Nach der Homerischen Sage erzeugte er in Gestalt eines Rosses – ein häufiges Bild für den Wind – mit den Stuten des Erichthonios 12 windschnelle Füllen. Die Athener, denen das Orakel im zweiten Perserkriege geraten hatte, ihren Schwager gegen die Perserflotte zu Hilfe zu rufen, stifteten dem Boreas, auf den, als den Gatten der Oreithyia, das Orakel bezogen wurde, einen Altar [* 6] am Ilissus; als Gott wurde er auch in Megalopolis verehrt. In der bildenden Kunst, von der namentlich der Raub der Oreithyia häufig dargestellt wurde, erschien Boreas als ein Mann von wildem Aussehen mit großen Flügeln. Am Turm [* 7] der Winde [* 8] zu Athen ist [* 9] er als bärtiger Mann mit flatterndem Haar [* 10] und Gewand, Flügeln und einer Tritonsmuschel in der Rechten abgebildet. –
Vgl. Stephani, und die Boreaden (in den «Mémoires de l’Academie impériale», Petersb. 1871),
und Furtwängler in der «Archäologischen Zeitung», Bd. 40 (Berl. 1882).
Stadt im Kreis [* 11] Koschmin des preuß. Reg.-Bez. Posen, [* 12] 19 km von Koschmin, an der Nebenlinie Lissa-Jarotschin, hat (1890) 2027 E., darunter 203 Evangelische und 198 Israeliten, Post, Telegraph, [* 13] evang. und kath. Kirche, Sparkasse und poln. Volksbank.
schwed. Binnensee in Ostergötland, gehört zum Wassersystem des Motalaström und Götakanals, in 72,5 m Höhe, bedeckt 28 qkm. Auf dem Südufer das geschichtlich bekannte Gut Ulfäsa.
(spr. borschen), Basaltberg, s. Bilin. ^[= # czech. Bilina, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Teplitz in Böhmen und berühmter ...]
oder Broang, Paß [* 14] im Himalaja, 4601 m hoch, unter 31°23’ nördl. Br. und 78°12’ östl. L. gelegen, erstreckt sich von Süd bis nach Nordwest über die südlichste Kette des Himalaja.
Alfred, Jurist, geb. zu Meseritz in Posen, studierte die Rechte in Berlin [* 15] und Halle, [* 16] trat kurze Zeit in den Justizdienst, wurde 1860 Mitarbeiter der «Monumenta Germaniae», habilitierte sich 1864 in Berlin, wurde 1868 ord. Professor in Zürich, [* 17] 1871 ord. Honorarprofessor in Berlin, 1874 ord. Professor in Halle. Boretius war 1878–81 nationalliberaler Reichstags- und 1885–86 Landtagsabgeordneter für Halle-Saalkreis, 1875, 1879, 1885 Mitglied der evang. Generalsynoden. Er veröffentlichte: «Die Kapitularien im Longobardenreich» (Halle 1864),
«Liber legis Langobardorum papiensis dictus» (in den «Monumenta Germaniae», 1868),
«Beiträge zur Kapitularienkritik» (Lpz. 1874),
«Capitularia regum Francorum» (mit Victor Krause in den «Monumenta Germaniae», 1883 fg.). 1871–73 war auch Mitarbeiter der «National-Zeitung».
(Borretsch), Pflanzenart, s. Borago. ^[= L,. (Borago Juss.), Pflanzengattung aus der Familie der Boragineen (s. d.). Es sind nur drei, ...]
(spr. borgo), Seestadt im Län Nyland des russ. Großfürstentums Finland, 51 km ostnordöstlich von Helsingfors, am Flusse Borgà, der hier in eine tief einschneidende Bucht des Finnischen Meerbusens mündet, und an der Zweigbahn Kerwo-Borgà der Linie Petersburg-Helsingfors, hat (1890) 4214 meist schwed. E., Post, Telegraph, Fabriken, bedeutenden Handel mit Pelzwerk, [* 18] Häuten, Honig und Wachs. Die Stadt soll 1346 gegründet sein, wurde nach dem Frieden von Nystad 1721 zum Sitz des luth. Bischofs und Domkapitels bestimmt. Auf dem Landtag 1809 hierselbst kam die jetzige Staatsverfassung Finlands zustande. Unweit von Borgà ist das Grab des finn. Dichters Runeberg, der lange am Lyceum in Borgà wirkte.
Karl Nikolai Jensen, Astronom, geb. zu Schleswig, [* 19] studierte seit 1863 in Kopenhagen, [* 20] Kiel [* 21] und Göttingen, [* 22] wurde 1866 Assistent der Sternwarte [* 23] in Göttingen, promovierte daselbst 1869 mit der Dissertation «Beitrag zur Kenntnis der Polhöhe von Göttingen» und nahm 1869–70 an Bord der Germania [* 24] teil an der Nordpolexpedition unter Koldewey (s.d.). Nach der Rückkehr wurde Börgen Observator der Sternwarte in Leipzig, [* 25] bis er 1874 zum Vorstand des neu zu gründenden kaiserl. Marine-Observatoriums in Wilhelmshaven [* 26] ernannt wurde. An den Beobachtungen des Venusdurchgangs 1874 nahm Börgen teil als Leiter der von Deutschland [* 27] nach den Kerguelen ausgesandten Expedition. In Gemeinschaft mit Ralph Copeland veröffentlichte Börgen. «Mittlere Örter der in den Zonen –0° und –1° der Bonner Durchmusterung enthaltenen Sterne bis zu 9m.o Größe» (Gött. 1869) und in «Die zweite deutsche Nordpolfahrt» (2 Bde., Lpz. 1873–74) die astron., geodätischen und magnetischen Beobachtungen dieser Expedition; mit Professor Neumayer zusammen gab er heraus «Internationale Polarforschung 1882–83. Die Ergebnisse der deutschen Stationen» (2 Bde., Berl. 1886). Weitere selbständige Veröffentlichungen B.s haben magnetische und Gezeitenbeobachtungen zum Gegenstand.
Stadt im Kreis Warburg des preuß. Reg.-Bez. Minden, [* 28] auf dem fruchtbaren Thon- und Lehmboden der Warburger Börde, hat (1890) 1548 E., Post, Telegraph und Amtsgericht (Landgericht Paderborn). [* 29]
Von den alten Befestigungswerken sind noch Wall und Graben vorhanden. 1682 und 1806 brannte die Stadt fast gänzlich ab.
(spr. -haut), Gemeinde in der belg. Provinz Antwerpen, [* 30] östl. Vorstadt von Antwerpen, hat (1890) 28882 E., bedeutende Leinwand- und Baumwollfärbereien, Bleichereien, Tabak- und Wachslichterfabriken, Steinschneidereien.
Die 1841–46 gebaute got. Marienkirche enthält vorzügliche Gemälde und Glasmalereien. (S. Antwerpen.)
Bernard Robert, Forstmann, geb. zu Magdeburg, [* 31] studierte in ¶
Eberswalde [* 33] und Greifswald [* 34] Forstwissenschaft, praktizierte darauf in fast sämtlichen Provinzen Preußens [* 35] und wurde Chef der fürstl. Hohenloheschen Forstverwaltung zu Koschentin in Schlesien, [* 36] 1866 Docent und Bibliothekar an der landwirtschaftlichen Akademie Poppelsdorf, 1868 an die neubegründete Forstakademie Münden berufen. Hier wurde er 1871 zum ord. Professor der Botanik und Zoologie ernannt, trat 1872 in die Verwaltung zurück, war 2 Jahre Oberförster zu Zöckeritz in der Provinz Sachsen, [* 37] dann 4½ Jahre nochmals Docent der Forstwissenschaft zu Poppelsdorf. Im Herbst 1879 wurde er zum Wirkl.
Oberforstmeister und Direktor der Forstakademie Münden ernannt, verließ diese Stellung im Herbst 1891, um als Oberforstmeister zu Wiesbaden [* 38] in die Verwaltung zurückzutreten. Er schrieb: «Die Vogelfauna von Norddeutschland» (Berl. 1869),
«Bericht über die XIX. Versammlung der deutschen Ornithologen-Gesellschaft zu Cassel» (Cass. 1872),
«Heide und Wald» (Berl. 1875; 2. Aufl. 1879),
«Die Vogelschutzfrage» (Lpz. 1878; 2. Aufl. 1888),
«Die Forstreinertragslehre» (Bonn [* 39] 1878),
«Die gesetzliche Regelung der Feld- und Forstpolizei» (Lpz. 1880),
«Die Holzzucht» (2. Aufl., Berl. 1891),
«Die Forstabschätzung» (ebd. 1888),
«Die Verbreitung und wirtschaftliche Bedeutung der wichtigern Waldbaumarten in Deutschland» (Stuttg. 1888) und gab Hartigs «Lehrbuch für Förster» (Berl. 1871; 2. Aufl. 1875) heraus. 1877 übernahm er mit Oberforstmeister Grunert die Redaktion der «Forstlichen Blätter», welche er seit Grunerts Tod (1889) allein leitet.
röm. Adelsfamilie, aus Siena stammend, gelangte besonders durch Camillo Borghese, der 1605 als Paul V. den päpstl. Stuhl bestieg, zu Ansehen und Reichtum. Die heute noch blühenden Borghese stammen ab von Pauls V. Bruder Francesco. Der Sohn eines andern Bruders des Papstes, Marco Antonio, erhielt von letzterm 1605 das Fürstentum Sulmona und starb als span. Grande 1658. - Hervorzuheben sind ferner:
Scipione Borghese, Schwestersohn Pauls V., welchem dieser die Erbschaft der Cenci (s. d.) zuwies; er ist der Erbauer des Palastes Borghese.
Giovanni Borghese, Sohn des Marco Antonio, gest. 1658, wandte durch Heirat mit Olimpia Aldobrandini einen Teil der großen Güter dieses Geschlechts (Villa Miollis, Belvedere von Frascati u. a.) und den Titel «Fürsten von Rossano» seiner Familie zu. Doch wurde der Prozeß darüber gegen die Pamfili (s. d.) erst 1769 unter seinem Enkel Marco Antonio III. entschieden, dessen Vater Marco Antonio II. wieder durch Heirat mit Flaminia und dann mit Violante Spinola neue Reichtümer an die Borghese brachte.
Camillo Filippo Ludovico Borghese, Sohn und Erbe des Marco Antonio Borghese III., Fürst von Sulmona und Rossano, geb. zu Rom, [* 40] nahm, als in den Revolutionskriegen die Franzosen in Italien [* 41] eindrangen, Dienste [* 42] in ihrem Heere und schloß sich eng an Bonaparte an, dessen zweite Schwester Pauline er 1803 heiratete. Er wurde nun franz. Prinz, 1805 Rittmeister in der kaiserl. Garde, darauf Oberst, später Divisionsgeneral, 1806 Herzog von Piacenza und Guastalla. Nachdem er an dem Feldzuge von 1806 gegen Preußen [* 43] teilgenommen hatte, erhielt er eine Sendung nach Warschau, [* 44] um die Polen zum Aufstande zu bestimmen; 1808 wurde er zum Generalgouverneur der transalpinischen, d. i. piemont. Departements ernannt. Nach Napoleons Thronentsagung trennte er sich von seiner Gemahlin und lebte seit 1818 in Florenz, [* 45] wo er starb. - Seine Gemahlin, Marie Pauline, früher Carlotta genannt, Napoleons I. zweite Schwester, geb. zu Ajaccio, heiratete 1801 den General Leclerc (s. d.), dem sie auch nach San Domingo folgte und in allen Gefahren mutvoll zur Seite blieb. Nach dessen Tode vermählte sie sich mit Fürst Borghese. Sie liebte Napoleon zärtlich, hatte aber eine Abneigung gegen die Kaiserin Marie Luise und mußte, als sie sich einst dieser gegenüber vergaß, den Hof [* 46] meiden. Von ihrem Gemahl getrennt, lebte sie zu Rom und starb zu Florenz.
Francesco Borghese, Fürst Aldobrandini, Bruder und Erde von Camillo Filippo Ludovico Borghese, geb. zu Rom, gest. war General in franz. Diensten. Er hinterließ drei Söhne: Marco Antonio, Fürst Borghese, geb. zu Paris, [* 47] gest. in Frascati, dem sein ältester Sohn, Fürst Paolo, geb. succedierte; Camillo, Fürst Aldobrandini, geb. war 10. März bis päpstl. Kriegsminister; Scipione, Herzog von Salviati, geb. starb Der jüngere Bruder des Fürsten Paolo, Giulio, geb. nahm infolge seiner Vermählung mit der einzigen Tochter des Fürsten Alessandro Torlonia (s. 0.) den Namen Torlonia an. Der Palast Borghese (s. unten) gehört dem ersten Zweige der Familie.
Die städtische Wohnung der Familie Borghese ist der Palast Borghese (Palazzo Borghese), einer der prächtigsten in Rom. Er wurde von Martino Lunghi und Flaminio Ponzio Ende des 16. Jahrh. erbaut und heißt seiner Form nach Il Cembalo (die Zimbel). Der Portikus des innern Hofs (s. Tafel: Italienische Kunst VIII, [* 32] Fig. 1) wird von 96 Granitsäulen getragen. Die Gemäldesammlung behauptete bisher neben der vatikanischen den ersten Rang unter den röm. Galerien, hat aber durch die Ende 1888 erfolgte Entfernung zahlreicher bedeutender Bilder nicht unwesentlich verloren. Sie enthält u. a. an Meisterwerken: Die Grablegung von Raffael;
Danae von Correggio;
Jagd der Diana, Cumäische Sibylle von Domenichino;
Raub der Europa [* 48] von Arpino;
Erziehung Amors durch Venus und die Grazien, Himmlische und irdische Liebe von Tizian;
Grablegung, Christus am Kreuz [* 49] von van Dyck. Zur Befriedigung der Gläubiger des verschuldeten jetzigen Fürsten Paolo Borghese kamen 1892 die Kunstschätze und das Mobiliar des Palastes Borghese zur Versteigerung. -
Vgl. Lermolieff (G. Morelli), Kunstkritische Studien über ital. Malerei. 1. Bd.: Die Galerien und Doria Panfili in Rom (Lpz. 1890). -
Die Villa Borghese vor der Porta del Popolo in Rom, der Sommerpalast des Borghesischen Fürstengeschlechts, vom Kardinal Scipione Borghese angelegt und später durch die Gärten Giustiniani vergrößert, mit reizenden, etwa 50 qkm umfassenden Anlagen, war ehemals wegen ihrer Kunstschätze berühmt, die sich jetzt großenteils in Paris befinden, u. a. der sog. Borghesische Fechter (s. Agasias). Das Kasino der Villa, 1782 prächtig erneuert, enthält auch gegenwärtig noch eine ansehnliche Sammlung antiker Statuen (z. B. die Statue eines tanzenden Satyrs), einige bedeutende moderne Skulpturen (die Statue der Pauline Borghese, Schwester Napoleons I., von Canova) und Inschriften, auch schöne Fresken von Rossi. Von dem Fürsten Camillo vergrößert, litten die Anlagen sehr bei der Belagerung Roms 1849, sind jedoch jetzt wieder ein beliebter Aufenthaltsort. ¶
Bartolommeo, Graf, ital. Altertumsforscher, geb. zu Savignano bei Rimini, beschäftigte sich schon in früher Jugend mit der Entzifferung von Urkunden in den Klöstern, sowie später mit dem Studium der Sammlungen und Bibliotheken Italiens. [* 51] Verschiedene Münzsammlungen, wie die von Mailand [* 52] und die des Vatikans, wurden von ihm katalogisiert. Durch die polit. Bewegungen in seinen Studien gestört, zog sich Borghesi 1821 in die Republik San Marino zurück, wo er fortan ganz der Wissenschaft lebte, bis er daselbst starb.
Sein Werk «Nuovi frammenti dei fasti consolari capitolini» (2 Bde., Mail. 1818-20) gehört zu dem Trefflichsten, was die Litteratur der röm. Epigraphik aufzuweisen hat, und die im «Giornale arcardico» (Jahrg. 1821 fg.) veröffentlichten numismatischen Untersuchungen («Osservazioni numismatiche» in Dekaden) begründeten den Ruf B.s als Numismatiker und Altertumsforscher. Andere epigraphische Arbeiten hat in Zeitschriften, wie in dem von ihm mitbegründeten «Giornale arcadico», in den «Atti» der Accademia pontifica und anderer gelehrter Gesellschaften veröffentlicht. Nach seinem Tode veranstaltete die Akademie der Inschriften zu Paris eine Ausgabe von B.s «Œvres complètes» (9 Bde., Par. 1862-84).
Fechter, s. Agasias. ^[= der Name zweier griech. Bildhauer aus Ephesus. Nur von dem einen, dem Sohne des Dosithëus, ...]
Ort an der Westküste der schwed. Insel Öland (s. d.), zum Kalmar-Län gehörig, erst 1817 mit Stadtrecht versehen, hat (1891) 847 E., Post, Telegraph, eine prächtige Ruine des 1800 durch Feuersbrunst zerstörten Schlosses, in dem zuletzt Karl X. 1654 gewohnt hat, und ist in den letzten Jahren als Badeort viel besucht worden.
Stadt im Kreis Halle i. W. des Reg.-Bez. Minden, in 133 m Höhe am Fuße des Teutoburgerwaldes, 20 km nordwestlich von Bielefeld [* 53] und an der Nebenlinie Brackwede-Osnabrück (Bahnhof 3 km) der Preuß. Staatsbahnen, [* 54] ist Sitz eines Amtes und hat (1890) 1203 meist evang. E., Post, Telegraph, 1 alte Kirche, 1 mechan. Segeltuchweberei, 3 Wurstfabriken, Brauerei, Molkerei, sowie bedeutenden Weizen- und Flachsbau. Zu Borgholzhausen soll ein Tempel [* 55] der von Tacitus erwähnten Göttin Tanfana gestanden haben. Oberhalb der Stadt, auf dem Gebirgsrande (217 m), die Ruinen der Burg Ravensberg, des Stammschlosses der 1346 ausgestorbenen Grafen von Ravensburg. [* 56]
Dorf im Kreis Steinfurt des preuß. Reg.-Bez. Münster, [* 57] an der Linie Münster-Gronau-Grenze der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 3816, als Gemeinde 5701 meist kath. E., Post, Telegraph, eine neue große Kirche mit einem goldenen Stiftskreuz (1024), alten roman. Leuchtern und silbernen Statuen, schönes Rathaus, Rektoratsschule, Kranken- und Armenhaus, einen schönen Park des Fürsten Bentheim-Steinfurt; 2 Baumwollspinnereien (55 600 Spindeln), 6 Baumwoll- und Halbleinenwebereien (1400 Stühle), 1 Färberei, 2 Branntweinbrennereien, Dampfsägemühlen, Wind- und Wassermühlen, Ziegeleien, Steinbrüche. Hier bestand bis 1811 ein freiweltliches, adliges Damenstift, 968 gegründet, zu dessen Äbtissinnen Hedwig von Galen (1675) gehörte, die Schwester des Bischofs Christoph Bernhard von Galen zu Münster.
(spr. bordscha), das berühmteste aller päpstl. Nepotengeschlechter. Aus Jativa bei Valencia [* 58] gelangte die Familie Borja (spr. -cha) Anfang des 15. Jahrh. nach Italien. Der erste Bedeutende dieses Namens machte sich als Rat des Königs Alfons I. von Neapel [* 59] bei Beseitigung des span. Schismas verdient, stieg zum Bischof von Valencia und Kardinal auf und wurde 1455 siebenundsiebzigjährig als Calixtus III. (s. d.) zum Papst erwählt. Er war es besonders, der das Haus Borgia zu Macht und Ansehen zu erheben trachtete.
Entgegen seinen vor der Wahl abgegebenen Versprechungen, machte er schon Sept. 1456 zwei seiner Neffen trotz ihrer Jugend und Unfähigkeit zu Kardinälen; außerdem wurde der eine Legat von Bologna, der andere Vicekanzler und Legat der Marken. Sein dritter Neffe, Don Pedro Luis Lançol (Lenzuoli), geb. 1433, der erklärte Günstling Calixtus' III., stieg zum Stadtpräfekten, Herzog von Spoleto (1457) und Gonfaloniere auf, und erhielt 1458 die Vikariate von Benevent und Terracina.
Ehe jedoch Calixtus III. sein Werk an seiner Familie vollenden konnte, starb er, und die Orsini und Colonna vereinten sich nun, um die aufstrebenden Borgia niederzuwerfen. Dennoch gelang es jenem Rodrigo Lançol (Lenzuoli), welcher Legat der Marken geworden war, 1492 als Alexander VI. (s. d.) den päpstl. Stuhl zu besteigen. Habsüchtig und von glühender Sinnlichkeit, stand er anfangs ganz unter dem Einfluß einer schönen Römerin aus niederm Adel, Vanozza de' Cataneis (gest. 1518), die ihm 5 Kinder gebar: Giovanni, Cesare, Goffredo, Luigi und Lucrezia. - Giovanni (Juan) Borgia, auf welchen nach dem frühen Tode Luigis der von Spanien [* 60] erkaufte Herzogstitel von Gandia übergegangen war, wurde als der Liebling des Papstes von diesem mit allem weltlichen Glanz ausgestattet;
er erhielt Juni 1495 Benevent mit Terracina und Pontecorvo als erbliches Herzogtum und wurde wahrscheinlich von seinem eifersüchtigen Bruder Cesare Borgia, ermordet. Er ist der Begründer des heute noch blühenden Geschlechts der Borgia, Herzöge von Gandia, aus welchem zahlreiche Prälaten und Kardinäle, insbesondere der 1572 gestorbene, später heilig gesprochene dritte Jesuitengeneral Francesco Borgia, Herzog von Gandia, hervorgingen. - Goffredo Borgia wurde von Alexander VI. Aug. 1493 mit Donna Sancia, der Tochter Alfons II. von Neapel, vermählt, welche ihm das Fürstentum Squillace und die Grafschaft Coriata zubrachte;
von ihm stammen die Prinzen von Squillace.
Cesare Borgia, geb. 1478, zur geistlichen Laufbahn bestimmt, studierte in Pisa [* 61] und wurde von Alexander VI. schon 1493 zum Kardinal und Erzbischof von Valencia erhoben, nachdem Bemühungen, ihn mit einer neapolit. Prinzessin zu verheiraten, gescheitert waren. 1494 mußte er Karl VIII. von Frankreich als Geisel auf seinem Eroberungszuge durch Italien folgen, doch schon in Velletri gelang es ihm zu entfliehen. Nach der Ermordung seines Bruders Giovanni trat er an dessen Stelle; zugleich aber legte er Aug. 1498 die Kardinalswürde nieder.
Bald darauf ging er, um mit Ludwig XII. eine gemeinsame Eroberung Italiens zu verabreden, als Überbringer der für Ludwig wichtigen Ehescheidungsbulle nach Frankreich, wo er die Erhebung zum Herzog von Valentinois und seine Vermählung mit Charlotte d'Albret von Navarra erzielte. Der Verabredung entsprechend begann Cesare hierauf Okt. 1499 die Eroberung der Romagna, gestützt auf franz. Truppen und Schweizersöldner und auf päpstl. Geld. Nachdem er Imola, Cesena, Forli unterworfen hatte, ernannte ihn Alexander VI. zum ¶
Gonfaloniere (s. d.) der Kirche. Darauf setzte er sich in Besitz von Sermoneta, welches Alexander VI. Febr. 1500 an Stelle der verjagten Gaetani seiner Tochter Lucrezia Borgia verliehen, deren zweiten ihm unbequemen Gatten, Alfonso von Biseglia, Bastardsohn Alfons II. von Neapel, Cesare im Aug. 1500 ermordet hatte. Durch Verkauf von Kardinalshüten mit neuen Mitteln versehen, ging Cesare hierauf an die weitere Eroberung der Romagna; Okt. 1500 bis April 1501 nahm er Pesaro, Rimini und Faenza, dessen Herrn Astorre Manfredi er ermorden ließ, und wurde nun von Alexander VI. zum Herzog der Romagna erhoben.
Von Frankreich an der Wegnahme Bolognas verhindert, wandte er sich, nachdem ein Versuch auf Florenz fehlgeschlagen, mit Erfolg gegen Piombino, Elba und Pianosa. Aus Rom wieder nach der Romagna abgezogen, bemächtigte sich Cesare durch Verrat Urbinos und Camerinos, machte hierauf einen erneuten Anschlag auf Florenz, dem jedoch Ludwig XII. entgegentrat. Auf des letztern Anwesenheit in Oberitalien [* 63] stützte sich auch der Aufruhr, den Cesares Condottieri Okt. 1502 gegen diesen anstifteten.
Sie schlossen Cesare in Imola ein, doch gelang es ihm sie bei ihrer Uneinigkeit einzeln zu gewinnen und dann zu vernichten (Dez. 1502). Während zugleich Alexander VI. die Orsini niederschlug und durch Hinrichtungen und Verkauf von Kardinalshüten Mittel schaffte, unterwarf Cesare den Rest von Umbrien und Siena, um dann den Blick auf Neapel zu richten, aus welchem der Papst die Franzosen durch die Spanier hatte wegjagen lassen. Indessen gleichzeitig mit seinem Vater Aug. 1503 erkrankt, wie vielfach angenommen wurde an Gift, das sie für andere bestimmt hatten, war Cesare bei dem 18. Aug. erfolgten Tode des Papstes nicht Herr der Lage. Zwar gelang es ihm, eine Verständigung der Colonna und Orsini zu verhindern und Frankreich für sich zu gewinnen; aber nach dem kurzen Pontifikat Pius' III. (s. d.) erfolgte dennoch die Aussöhnung dieser Familien. Er selbst ließ sich von seinem erbitterten Feinde Giuliano della Rovere täuschen und dazu gewinnen, dessen Erhebung zum Papst (s. Julius II.) zu fördern. Sobald letzterer (Okt. 1503) den päpstl.
Stuhl bestiegen hatte, zwang er Cesare an seine Hauptleute in den romagnolischen Citadellen den Befehl zu deren Auslieferung zu senden. Von aller Macht entblößt, wandte er sich nun an Gonsalvo de Córdova, um in die Dienste Spaniens zu treten; dieser jedoch sandte ihn gefangen nach Spanien, wo er 2 Jahre im Kerker zu Medina del Campo verbrachte. Dez. 1506 entfloh er zu seinem Schwager, dem König von Navarra, zog mit diesem nach Castilien und fiel bei der Belagerung des Schlosses von Viana.
Indem Cesare in Italien die Feudalherrschaften und zahllosen kleinen Stadtherrschaften vernichtete, bereitete er nur den Boden für Julius' II. Werk, die Neuaufrichtung des Kirchenstaates, und verschaffte der Fremdherrschaft Eingang. Das Urteil der Nachwelt über ihn hat Machiavelli, welcher als Gesandter vielfach um ihn war, sehr beeinflußt durch die Schilderung, die er von ihm im «Principe» giebt; er feiert ihn als denjenigen, der auf Italiens Einigung ausging, was ihn wohl bestimmte, über seine furchtbaren Thaten hinwegzusehen. -
Vgl. Leben des Cesare Borgia, Herzogs von Valentinois (Berl. 1782);
F. Alvisi, Cesare Borgia duca di Romagna (Imola 1878);
Ch. Yriarte, Cesare Borgia, sa vie, captivité, sa mort d'apés de nouveaux documents (2 Bde., Par. 1889);
eine blinde Verteidigung der Borgia bietet Ollivier, Le [* 64] pape Alexandre VI et les Borgia (1. Tl., ebd. 1870).
Lucrezia Borgia, geb. war von ausgezeichneter Schönheit und hoher geistiger Begabung. Nach dem Willen ihres Vaters verlobte sie sich zuerst mit Gasparo da Procida, heiratete dann Juni 1493 den Grafen Gian Francesco von Pesaro, einen Bastardabkömmling von Francesco Sforza. Diese Ehe, welche kinderlos blieb, löste Alexander VI. wieder Sept. 1497 und verheiratete Lucrezia Juli 1498 an Alfonso von Biseglia, den natürlichen Sohn Alfons II. von Neapel; 1499 machte sie Alexander VI. zur Regentin von Spoleto und Febr. 1500 zur Herrin von Sermoneta. Nachdem Cesare ihren zweiten Mann, den sie wirklich liebte, ermordet und ihr Sermoneta entrissen hatte, ward sie von Alexander VI. mehrmals mit der päpstl. Regierung betraut. Dann mit Alfonso von Este, nachmaligem Herzog von Ferrara, [* 65] vermählt, hat sie als dessen Gattin einen trefflichen Ruf hinterlassen. Im Kreise [* 66] von Dichtern und Gelehrten zu Ferrara lebend, starb sie als Mutter mehrerer Kinder
Von zeitgenössischen Dichtern, wie Ariosto, Bembo u. a., in Gedichten gepriesen, wurden ihr von ihren Feinden Ausschweifungen schuld gegeben, die sie während ihres Aufenthalts in Rom begangen haben soll, namentlich ein blutschänderischer Umgang mit ihrem Vater und ihrem Bruder Cesare. Ihre Geschichte nach der gewöhnlichen Überlieferung ward von Victor Hugo (1833) zu einem Trauerspiel, von Donizetti (1834) zu einer Oper benutzt. Eine Ehrenrettung Lucrezias hat zuerst W. Roscoe, der Geschichtschreiber Lorenzos de Medici und Leos X., versucht. Ihm folgte darin Gregorovius («Lucrezia Borgia. Nach Urkunden und Korrespondenzen ihrer eigenen Zeit», 1.-3. Aufl., 2 Bde., Stuttg. 1874-75);
doch geht er zu weit, wenn er nicht nur die Böswilligkeit der gegen Lucrezia erhobenen Beschuldigungen, sondern auch die Gewißheit ihrer Unschuld behauptet. -
Vgl. ferner Campori, Una vittima della storia, Lucrezia (in der «Nuova Antologia», 1866);
Antonelli, Lucrezia in Ferrara (Ferrara 1867);
Zucchetti, Lucrezia Borgia, duchessa di Ferrara (Mail. 1869);
Gilbert, Lucrezia Borgia, duchess of Ferrara (2 Bde., Lond. 1869; deutsch, Lpz. 1870);
Cerri, Borgia ossia Alessandro VI ed i suoi contemporanei (2. Aufl., 2 Bde., Tur. 1873-74).
(spr. bordscha), Stefano, aus dem berühmten Geschlechte Borgia, geb. zu Velletri, erhielt die erste Erziehuug bei seinem Oheim Alessandro Borgia, Erzbischof von Fermo, der 1764 starb, und legte seit Mitte des Jahrhunderts in seiner Vaterstadt ein Museum von Altertümern an, das nach und nach eine der reichsten Privatsammlungen wurde. Seit 1759 päpstl. Gouverneur von Benevent, bewahrte er durch weise Maßregeln 1764 Stadt und Gebiet vor der im Lande herrschenden Hungersnot. Dann war er 1780-88 Sekretär [* 67] der Propaganda, wobei er seine Sammlung erweiterte. Durch Pius VI. ward er 1789 zum Kardinal und zum Oberaufseher der Findelhäuser ernannt. Als der Revolutionsgeist sich 1797 im Kirchenstaat zu zeigen begann, legte Pius VI. die Diktatur von Rom in die Hände B.s, dem er zwei Kardinäle beigesellte. Nach Einzug der Franzosen und Proklamierung der Republik Landes verwiesen, ging er nach Venedig, [* 68] hierauf nach Padua. [* 69] ¶
310 Mit Pius VII. kehrte er zurück und widmete nun seine ganze Thätigkeit der Besserung der Verwaltung. Er starb zu Lyon, [* 71] auf der Reise zur Krönung Napoleons. Seine kostbaren Sammlungen haben in einzelnen Teilen Adler, [* 72] Zoega, Giorgi, Fra Paolino u.a. beschrieben. Durch die «Memorie istoriche della città die Benevento» (3 Bde., Rom 1763–69) begründete er sein Ansehen als Geschichtsforscher. Außerdem schrieb er «Monumento di Papa Giovanni XVI» (ebd. 1750),
«Breve istoria dell' antica città Tadino nell' Umbria» (ebd. 1751),
«Vaticana Confessio Borgia Petri illustrata» (ebd. 1776) u. ähnl., und «Breve istoria del domino temporale della sede apostolica nelle due Sicilie» (ebd. 1779; 2. Aufl. 1788). – Eine lat. Biographie B.s schrieb Pater Paolino von San Bartolommeo (Rom 1805).
Schriftgattung, s. Bourgeois. ^[= # (spr. burschŏá), Léon Victor Auguste, franz. Politiker, geb. 29. Mai 1851 in Paris, studierte ...]
(ital., d. i. Burg, Burgflecken), Name vieler Ortschaften in Italien und Südtirol und Bezeichnung einzelner äußerer Stadtteile, welche früher Vorwerke bildeten. In Rom führen der nördliche (vatikanische) der beiden auf dem rechten Tiberufer gelegenen Stadtteile, der, früher päpstl.
Eigentum, erst durch Sixtus V. der Stadt einverleibt wurde, sowie mehrere Straßen in der Nähe des Vatikans und der Peterskirche den Namen Borgo.
1) Bezirkshauptmannschaft in Tirol, [* 73] hat 729,13 qkm, (1890) 40611 (19237 männl., 21374 weibl.) ausschließlich kath. E.; 9277 Häuser, 9198 Wohnparteien, in 31 Gemeinden und 66 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Borgo, Levico und Strigno. –
2) Borgo di Val-Sugana, Marktflecken und Hauptort der Bezirkshauptmannschaft Borgo im Suganerthale, in 395 m Höhe, an der Brenta und an der Hauptstraße von Trient [* 74] nach Venedig, hat (1890) 3909, als Gemeinde 4440 ital. E., in Garnison (153 Mann) die 2. Compagnie des 11. Bataillons des Tiroler Jägerregiments «Kaiser Franz Josef», Post, Telegraph, ein Bezirksgericht (221 qkm, 9 Gemeinden, 17 Ortschaften, 13801 E.); ein dem Grafen Wolkenstein-Trostburg gehöriges Bergschloß Ivano und Seidenfilaturen.
Südlich auf dem Bergvorsprung La Rocchetta (715 m) Spuren alter Festungswerke, ihnen gegenüber aus dem Monte-Ciolino das Schloß Telvana, welches für einen Bau der Langobarden gehalten wird und zu den besterhaltenen geschichtlichen Denkmälern des Val-Sugana gehört, hoch darüber die Ruinen der 1386 zerstörten Burg San Pietro (800 m), auch Dreihörnerschloß (castel dei tre corni) genannt, weil drei hohe Mauern noch stehen. – Borgo, das röm. Ausugum, wurde von den Langobarden nach seiner Zerstörung in der Völkerwanderung unter seinem heutigen Namen wieder aufgebaut, allein 1385 durch ein Heer aus Vicenza abermals vernichtet. Wieder aufgebaut, litt es 1500 durch die Pest. Borgo gehörte anfangs zu Feltre, dann zu Tirol. Bei der Verfolgung der Österreicher unter Wurmser durch das Val-Sugana besetzte Bonaparte und zwang am folgenden Tage die österr. Nachhut durch die Division Augerau bei Primolano sich zu ergeben.
Erizzo, albanes.
(spr. -gonjohne), Ambrogio, eigentlich da Fossano, ital. Maler, geb. um 1455 in Mailand, gest. ebenda um 1523. Er vertrat im Gegensatze zu der durch Leonardo in Mailand eingeführten florentin. Kunstrichtung die ältere einheimische, die durch Vincenzo Foppa begründet worden war. Von diesem, seinem Lehrer, hat Borgognone sich die Vorliebe für ein kühles graues Kolorit und feierliche Kompositionen angeeignet. Berühmt ist sein Altarbild: Ausgießung des heil. Geistes (1508) in Santo [* 76] Spirito zu Bergamo; ferner sind zu nennen: Krönung Maria in der Brera, Thronende Madonna in der Ambrosiana zu Mailand. Fresken befinden sich in San Simpliciano und in San Ambrogio zu Mailand.
Schriftgattung, s. Bourgeois. ^[= # (spr. burschŏá), Léon Victor Auguste, franz. Politiker, geb. 29. Mai 1851 in Paris, studierte ...]
Ort im Kreis Novara der ital. Provinz Novara, im fruchtbaren Agognathale, an der Linie Novara-Gozzano-Domodossola des Mittelmeernetzes, ist ummauert, gut gebaut, hat eine Stiftskirche, zwei Klöster, einige Fabriken, zwei Jahrmärkte, einigen Handel, Post und Telegraph und (1881) 5744, als Gemeinde 9349 E.
San Dalmazzo, Dorf im Kreis Cuneo der ital. Provinz Cuneo, am Gesso, einem Zufluß der Stura, und an der Vermanagna, in schöner Lage, an der Straße über den Col di Tenda nach Nizza [* 77] und an der Linie Cuneo-Ventimiglia des Mittelmeernetzes mit Dampfstraßenbahnverbindung nach Cuneo, hat (1881) 2883, als Gemeinde 4135 E., eine alte Benediktinerabtei, zwei Jahrmärkte, lebhaften Handel und in der Nähe Kupfer- und Eisenhämmer. – Die Österreicher unter Ott schlugen hier die Franzosen unter Garnier und warfen sie bei dem Dorfe Vernante bis zum Col di Tenda zurück.
San Donnīno, Hauptort des Kreises Borgo San Donnino (82629 E.) der ital. Provinz Parma, [* 78] am Tarozuflusse Stirone und an den Linien Parma-Piacenza-Alessandria des Mittelmeernetzes, Mailand-Piacenza-Bologna des Adriatischen Netzes, in fruchtbarer Gegend, ist Sitz eines Bischofs (seit 1501), hat (1881) 4493, mit Campagna 10974 E., Schloß, Fort, eine Kathedrale, eine der reichsten und schönsten roman. Kirchen Oberitaliens, vier Pfarrkirchen, mehrere Klöster, Seminar, Gymnasium, Musik- und Gesangschule; Seide- und Hanfspinnerei und Glashütten. – Borgo San Donnino führt seinen Namen vom heil. Domninus, der 304 hier enthauptet wurde.
Die hier aufgefundenen Ruinen sollen der alten Stadt Fidentia (später Fidentiola) angehören, bei der 82 v. Chr. der Sullaner Metellus den Konsul Carbo, später 923 der König Rudolf von Burgund (zwischen und Piacenza) den König Berengar besiegte. Zur hohenstaufischen Zeit war Borgo San Donnino kaiserl. Reichsbesitzung. Parma und Piacenza stritten sich um seinen Besitz im 12. und 13. Jahrh.; ersteres schleifte B.s Mauern 1268/69. Die Pallavicini, schon 1249 von Friedrich II. mit Borgo San Donnino belehnt, erhielten es wieder 1499 von Ludwig XII. von Frankreich. Die Farnesen planten eine Neubefestigung. 1601 wurde es zur Stadt erhoben.
San Sepolcro, s. San Sepolcro. ^[= Borgo, Stadt in der ital. Provinz und im Kreis Arezzo in Toscana, im wohlbebauten breiten, obern ...]
Hauptort des Kreises Borgotaro (32190 E.) in der ital. Provinz Parma, an der Linie Parma-Spezia des Mittelmeernetzes, in den Apenninen, im Thale und am Flusse Taro, in 411 m Höhe, hat (1881) 2918, als Gemeinde 7329 E., Post, Telegraph und ein Schloß. – Hier wurden die Österreicher von den Franzosen unter Rouyer abwärts bis Fornovo zurückgedrängt.
(Burgsee), s. Herthaburg und Herthasee.
Burgu, Borku, Name zweier Landschaften im Innern Nordafrikas.
Der jetzt geläufige Name Borku (s. d.) bezieht sich auf eine Oasengruppe der Sahara zwischen Fessan und Wadai, ¶
während Burgu der veraltete Name der Landschaft Borugung (s. d.) im Westsudan [* 80] ist.
(spr. -nahsch') ist der Gesamtname einer Anzahl in der Umgebung von Mons [* 81] in der belg. Provinz Hennegau, südlich der Haine, gelegener Dorfgemeinden, deren Haupterwerbsquelle im Kohlenbau besteht. Die bedeutendsten derselben sind: Jemappes, Frameries, Pâturages , Quaregnon, Boussu, Dour, Elouges, Hornu, Cuesmes, Flénu, St. Ghislain, Warquignies, Wasmes, welche durch zahlreiche Eisenbahnlinien verbunden sind.
Vgl. die einzelnen Artikel.
Die Bewohner heißen Borains, welcher Name etymologisch Kohlenbauer bedeuten soll (von bure, bore, Schacht; dieses vom deutschen «bohren»).
Der Überlieferung nach kamen die ersten Borains aus dem lütticher Lande nach Frameries.
Wind, s. Bora. ^[= # Katharina von, Luthers Gattin, geb. 29. Jan. 1499, stammte aus einem meißnischen Adelsgeschlecht, ...]
(bei den Byzantinern auch Bogoris), Michael, der erste christl. Fürst der Bulgaren, regierte um 852–890. Er ließ sich von einem vom Patriarchen Photios aus Konstantinopel [* 82] gesendeten Bischof samt seiner Familie und dem Adel des Reichs taufen und überwältigte rasch den Aufstand einer heidn. Adelspartei. Als ihm die Griechen in der Frage der Errichtung einer selbständigen Landeskirche nicht entgegenkamen, unterhandelte er 866–870 um die Entsendung eines Erzbischofs mit dem Papste, schloß sich aber, als sich diese Verhandlungen wegen Personalfragen zerschlugen, bei der Konstantinopeler Kirchenversammlung 870 endgültig den Griechen an. Seine letzten Jahre verlebte Boris im Kloster und wurde nach seinem Tode (907) zum Heiligen erklärt.
und Gljeb, zwei Söhne des Großfürsten Wladimir I. oder des Heiligen von Kiew, [* 83] wurden 1015 nach dem Tode des Vaters von ihrem Bruder Swjatopolk, der sich Kiews bemächtigt hatte, ermordet. Die Russische Kirche [* 84] sprach sie 1071 heilig und ihr Gedächtnis wird 2. Mai a. St. gefeiert, dem Tage, wo 1072 ihre Gebeine in die ihnen zu Ehren erbaute Borissogljebsche Kirche in Wyschgorod (14 km nördlich von Kiew) übergeführt wurden. Später wurden in Rußland viele Borissogljebsche Kirchen und Klöster errichtet, auch die Stadt Borissogljebsk hat ihren Namen davon. Die Legende über die Heiligen und G. gab J. Sresnewskij heraus (russisch, Petersb. 1860).
Godunow, Zar von Rußland, s. Godunow. ^[= # Boris Feodorowitsch, russ. Zar, geb. um 1551, verlebte seine Jugend am Hofe des Zaren Iwan des ...]
russ. Stadt, s. Berislaw. ^[= oder Stadt im russ. Gouvernement und Kreise Cherson, rechts vom Dnjepr, hat (1887 ...]
1) Kreis im südöstl. Teil des russ. Gouvernements Tambow, hat 7415,2 qkm, 258436 E., fruchtbare Schwarzerde, bedeutenden Ackerbau und Pferdezucht, [* 85] Melonengärten und Anbau von Sonnenblumen zur Ölgewinnung. –
2) Kreisstadt im Kreis Borissogljebsk, 180 km südöstlich von Tambow, links der Worona, unweit ihrer Mündung in den Choper und an der Privatbahn Grjasi-Zarizyn, hat (1889) 17665 E., 4 Kirchen, Knaben-, Mädchenprogymnasium, technische Schule für Eisenbahnwesen, belebten Hafen, bedeutenden Handel mit Getreide, [* 86] Holz, [* 87] Petroleum, Fischen, Kaviar, Melonen und Salz [* 88] aus den Seen des Gouvernements Astrachan. – Borissogljebsk, 1646 zum Schutz gegen die krimschen Tataren gegründet, ward unter Peter d. Gr. zeitweilig zum Depot für Schiffbauholz gemacht.
1) Kreis im nördl. Teil des russ. Gouvernements Minsk, hat 10182,5 qkm, 158662 E., meist Weißrussen, viel Wald und Holzwarenindustrie, aber spärlichen Ackerbau. –
2) Kreisstadt im Kreis Borissow, 80 km nordöstlich von Minsk, links der Beresina, am Einfluß der Scha und an der Privatbahn Moskau-Brest-Litowsk, hat (1887) 18103 E., darunter 10000 Juden, russ., kath. Kirche, Synagoge, 6 israel. Bethäuser, 2 Tabakfabriken, Dampfmühle, Brauerei. – Borissow bestand schon Anfang des 12. Jahrh., war unter poln. Herrschaft Festung [* 89] mit 2 Schlössern und starker Garnison, kam 1795 zu Rußland. Bei den 19 km oberhalb Borissow gelegenen Dörfern Studjanka und Weselowo fand 1812 der Übergang der Franzosen über die Beresina statt. Sept. 1892 wurde ein großer Teil B.s durch Brand zerstört.
Flecken (sloboda) im Kreis Grajworon des russ. Gouvernements Kursk, 192 km südlich von Kursk an der Worskla und Gostenka, hat (1885) 16288 E., 4 Kirchen, 2 Schulen, Ackerbau, Gerberei, Handel und 5 Jahrmärkte.
Bezirksstadt in der span. Provinz Saragossa [* 90] (Aragonien), 67 km westnordwestlich von Saragossa, unfern des linken Ufers des zum Ebro gehenden Huecha, in 441 m Höhe und an der Bahnlinie Cortes-Borja (18 km), hat (1887) 5909 E., Post und Telegraph, stattliche Kirchen und Klöster, ansehnlichen Obst- und Flachsbau und ist von Ulmenalleen und alten Mauern umgeben. Ein nackter und steiler Hügel neben der Stadt trägt ein befestigtes Schloß, den Stammsitz der Familie Borgia (s. d.). Am Fuße der 2349 m hohen Sierra del Moncayo, 16 km von der Stadt, liegt in baumreicher Ebene die Ende des 11. Jahrh. gegründete Cistercienserabtei Beruela mit prachtvollem Kloster und schöner got. Kirche.
span.-ital. Geschlecht, s. Borgia. ^[= # (spr. bordscha), das berühmteste aller päpstl. Nepotengeschlechter. Aus Jativa bei Valencia ...]
Johan Helenus Laurentius, schwed. Bildhauer, geb. 1835 in Halland, hatte sich erst als Seemann, Ciseleur und Opernsänger versucht, und brachte nach vollendeten akademischen Studien lange Zeit im Auslande, hauptsächlich Rom und Paris zu (1867–79). Seit 1877 ist er Mitglied der Stockholmer Akademie, seit 1886 Professor an derselben. Seine vorzüglichsten Werke aus früherer Zeit sind: Der Kegelspieler (Museum in Gotenburg), Die Seejungfern, für die Königin von Württemberg [* 91] ausgeführt, Gefangener Wiking, Fischerknabe von Capri, [* 92] Jüngling mit der Schildkröte (beide im Nationalmuseum zu Stockholm). [* 93]
Später führte Börjeson Kolossalstatuen aus: des Dichters Holberg für die Stadt Bergen, [* 94] des Geschichtschreibers Geijer für Upsala, [* 95] des Reichskanzlers Axel Oxenstierna für das Ritterhaus in Stockholm. Daneben schuf er viele Porträtbüsten und Medaillons sowie einzelne Idealfiguren. Seiner auf scharfe Naturbeobachtung gegründeten, der Renaissance verwandten Richtung weiß er durch Energie der Formenbehandlung und Innigkeit des Ausdrucks einen idealen Charakter zu verleihen.
Joh., schwed. Dichter, geb. im Kirchspiel Tanum in Bohuslän, ward nach Vollendung theol. Studien in Upsala 1828 Seelsorger der Pfarrei Weckholm bei Enköping in Upsalastift. Später siedelte er nach Upsala über und starb dort Durch «Erik den fjortonde» (2. Aufl. 1846; deutsch, Berl. 1855) machte Börjesson sich weitern Kreisen bekannt. Es folgten die Tragödien «Erik den fjortondes son» (1847) und «Solen sjunker» (1856) sowie das Drama «Ur Carl den tolftes ungdom» (1858). Eine Fortsetzung zu «Erich XIV.» bildet das Trauerspiel «Brödraskulden» (1861). Kurz vor dem Tode vollendete er das histor. Schauspiel «En statshvälfning i Rom» ¶