kämpften sie als Leichtbewaffnete
vor der Front oder auf den Flügeln der Massenordnung.
In denHeeren der
Perser und Karthager
erschienen viel auch die Hunnen und Mongolen führten den
Bogen.
[* 2] Im Mittelalter wurden die englischen Bogenschützen berühmt, die durch
ihre hervorragenden Leistungen dem Fußvolk, das eine Zeit langvor der Reiterei zurückgetreten war,
die ihm gebührende
Stellung wiedererrangen; ein guter engl.
Bogner schoß 12 Pfeile in der Minute und fehlte auf 200 Schritt
selten das Ziel.
Außer den Engländern zeichneten sich auch die Flanderer und
Burgunder als gute Bogenschützen aus und waren den
Franzosen, die an
Stelle
desBogens die
Armbrust
[* 3] angenommen hatten, im Schützengefecht überlegen, da die
Armbrust mit dem
Bogen
an Schießgeschwindigkeit sich nicht messen konnte. Während der Feuerschütze der damaligen Zeit einen Schuß abzugeben
vermochte, entsandte ein Armbrustschütze 3
Bolzen, ein Bogenschütze aber 36 Pfeile. Die englischen Bogenschützen, die ihre 1 m langen
Pfeile noch auf 200 Schritte mit Sicherheit schossen, hatten ein so hohes Selbstgefühl und ihre Waffen
[* 4] hatten sich so berühmt gemacht, daß der
Widerstand gegen Einführung der Feuerwaffen nirgends größer war als in England.
So kam es, daß die englischen Bogenschützen noch zu Anfang des 17. Jahrh, als regelmäßige
Truppe vorkamen, während sie
auf dem Festlande bereits seit dem Anfang des 16. Jahrh. verschwunden waren. In
Deutschland
[* 5] verdrängte die
Armbrust den Langbogen
schon im 14. Jahrh. Als
Sport hat sich das Bogenschießen mit dem sog. Flitzbogen bis heute erhalten. In ganz besondern
Ehren steht es als Kunst in bestimmten
Kreisen Englands,
Frankreichs, Belgiens und der
Schweiz
[* 6] (z. B. in
Bern,
[* 7] Genf,
[* 8] Lausanne,
[* 9]
Vevey, Morges). Die «Wohladlige Gesellschaft der Bogenschützen von
Bern"
führt ihre Gründung auf 1266 zurück. (S.
Archers.)
s.
Arkade. Man bezeichnet unter auch die in der Renaissancebaukunst beliebte, von den
Römern entlehnte
Verbindung von
Säulen
[* 10] oder
Pilastern mit einer im
Bogen überdeckten Öffnung. Als Zusatz zur
Lehre
[* 11] von den
Säulenordnungen (s. d.) hat man daher auch eine
Lehre der Bogenstellung aufgestellt, nach der die Abmessungen der Gewände der Bogenöffnung,
der
Kämpfer,
Archivolten,
Zwickel u. s. w. nach genauen Maßverhältnissen festgestellt werden. Die moderne
Architektur stellt
an
Stelle dieser
Lehre das individuelle Empfinden des Künstlers, wobei dann freiere und für den jeweiligen
Zweck dienlichere Verhältnisse gefunden werden,
Mißbildungen jedoch nicht ausgeschlossen sind.
Bogenführung, bezeichnet beim
Spiele von
Streichinstrumenten die Kunst der Tongebung. Die Reinheit der
Töne ist von der
Applikatur (dem
Aufsatz des Fingers auf die
Saite) abhängig, ihr
Klang von derFührung
des
Bogens. Der Bogenstrich ist daher für den ausdrucksvollen Vortrag auf
Streichinstrumenten von der größten Wichtigkeit und kennzeichnet
den
Meister. Es giebt zwei Hauptstricharten: hinsichtlich der Tonverbindung Legato (s. d.) und
Staccato (s. d.);
hinsichtlich
der technischen Behandlung Hinaufstrich (durch ^[img] oder ^[img] angedeutet) und Herunterstrich ( ^[img] oder ^[img]). -
Vgl. Kroß, Die Kunst der Bogenführung (Heilbr. 1892).
Erik, dän. Belletrist, geb. zu
Kopenhagen,
[* 12] wandte sich nach einer sehr bewegten
Jugend, in der er sich nacheinander als Volksschullehrer, Küster, Schauspieler
und Porträtzeichner versucht hatte, 1850 («Die Neujahrsnacht») der Dramatik
zu und gewann hier bald die Gunst des Publikums. Von B.s gegen 150
Schwanken und Possen, die in
Dänemark
[* 13] und zum
Teil auch in
Schweden
[* 14] und
Norwegen zur Aufführung kamen (als «Dramatiske Arbeider», 7 Bde.,
1858-71 und «Utvalgte dramatiske Arbeider», 3 Bde.,
1885-86 gesammelt),
«Geniet fra Odsherred» (1859). Seine Originalität ist nicht groß,
er ist aber stark im epigrammatischen
Couplet und seine Charaktere sind klar und scharf gezeichnet. Von dichterischer Selbständigkeit
zeugen auch «Digte» (1855 und 1879),
die von Witz und
Humor sprudelnden «Hundrede Viser» (1862 u. ö.)
und «Tredive Viser
til de Hundrede» (1866). Von seinen durch dieselben Eigenschaften ausgezeichneten Prosaschriften sind zu
erwähnen: «Syv Forelœsninger» (1860; 6. Aufl. 1891; deutsch
als «Humoristische Vorlesungen» in Reclams
«Universalbibliothek»),
«Otte nye Forelœsninger» (1874).«Jonas Tvœrmoses Ærgrelser»
(1863-75; 3. Aufl. 1877),
«Mester Oles Prœdiken» (12. Aufl. 1877). 1855-60
war Bögh Direktor des Kasinotheaters in Kopenhagen: 1860 übernahm er die Leitung des «Folkets
Avis», für den er die Plaudereien «Dit og
Dat» lieferte, trat 1877 zu den «Dagens Nyheder» über (bis
1885) und ward 1881 Censor am Nationaltheater. Seine letzte
Arbeit ist «Billeder paa
Vers og Prosa» (Kopenh. 1891).
Boghas heißt auch ein der Schiffahrt gefährlicher Wirbel im
Nil bei
Rosette, welcher dadurch entsteht, daß der Sand abwechselnd
von den Meereswellen und vom
Strom aufgespült wird.
(engl., spr. bogghedd-) oder
Bituminit, eine eigentümliche zwischen
Asphalt und
Brandschiefer stehende,
dickschieferige Mineralmasse von schwärzlichbrauner bis leberbrauner
Farbe, schneidbar, wenig glänzend, an scharfen Kanten
rötlichbraun durchscheinend, vom spec. Gewicht 1,248. Sie enthält 60-65 Proz.
Kohlenstoff, über 9
Wasserstoff, 4-5,5 Sauerstoff
und 18-24
Asche, ist sehr leicht entzündbar, brennt mit weißer Flamme
[* 15] und starkem
Rauch und liefert vortreffliches
Leuchtgas.
[* 16] Man kennt diese
Substanz, die sich, auch ihrer mikroskopischen
Struktur nach, kaum als eine
Steinkohle in der eigentlichen
Bedeutung betrachten läßt, sondern vielleicht mehr zu den Harzen gehört, u. a. aus den schott.
Steinkohlenablagerungen von Torbane Hill und
Bathgate, auch bei
Pilsen
[* 17] in
Böhmen,
[* 18] wo sie Flöze von bis 60 cm
Mächtigkeit bildet, sowie bei Murajewinsk im russ. Gouvernement Rjäsan.
(spr. -schitsch),Balthasar, slaw. Jurist, geb. 1840 in
Ragusa
[* 19] vecchia (in
Dalmatien), studierte in
Wien,
[* 20]
München,
[* 21]
Berlin
[* 22] und
Paris,
[* 23] trat 1863 in österr. Dienste,
[* 24] wurde 1869 Professor
der Geschichte des slaw.
Rechts in Odessa
[* 25] und erhielt 1672 den
¶
mehr
Auftrag zur Bearbeitung eines bürgerlichen Gesetzbuchs für Montenegro.
[* 27] Dort brachte er ein Jahr zu und war 1877 Mitglied
der Provisorischen Regierung in Bulgarien.
[* 28] Bogisic lebt meist in Paris und machte es sich besonders zur Aufgabe, das Gewohnheitsrecht
der Südslawen zu erforschen, schrieb dazu eine «Anweisung zum Sammeln von Rechtsgebräuchen, die im Volke
leben» («Naputak etc.», 1.-3. Aufl.,
Agram
[* 29] 1866),
die er in 4000 Exemplaren in den südslaw. Ländern verbreitete und gab das so erlangte Material heraus in «Zbornik
sadašnih pravnih običaja u južnih Slavena» («Sammlung der Rechtsgebräuche bei den Südslawen»,
Agram 1874; vgl. Demelić, Le
[* 30] droit coutumier des Slaves méridionaux
d'après les recherches de M. Bogišić, Par. 1876). Das zweite Hauptwerk B.s ist das «Bürgerliche Gesetzbuch für Montenegro»
(«Opšti imovinski Zakonih za knjaževinu Crnu Goru», Cetinje 1888, gedruckt
bei G. Chamerot in Paris),
das 25. März veröffentlicht wurde und 1. (13.) Juli desselben Jahres in Kraft
[* 31] trat.
Die bei der Arbeit befolgten Grundsätze hat Bogisic dargelegt in «Quelques mots
sur les principes et la méthode suivis dans la codification du droit civil au Montenegro» (Par. 1888) und in «Die Fachausdrücke
in der Gesetzgebung» (russisch, Petersb. 1890).
Vgl. Dickel, Über das neue Bürgerliche Gesetzbuch für Montenegro und die
Bedeutung seiner Grundsätze für die Kodifikation im allgemeinen (Marburg
[* 32] 1889; französisch, Par. 1890);
(Boleslaw), Name mehrerer Herzöge von Pommern.
[* 34] - Bogislaw I. (1136-87) suchte Rügenan sich zu bringen, wurde aber
vom Dänenkönig Knud VI. geschlagen und mußte, obgleich deutscher Reichsfürst, diesen sogar als Oberlehnsherrn anerkennen.
- Bogislaw X. (1474-1523), geb. als Sohn Herzog Erichs II., erbte nach dessen Tode 1474 Hinterpommern,
und nach seines Oheims Wratislaws X. Tode 1478 auch Vorpommern. Er befestigte seine Herrschaft im Lande und lockerte die Abhängigkeit
von Brandenburg,
[* 35] die unter dem Kurfürsten AlbrechtAchilles wieder straffer angezogen worden war. (Vgl. Gähtgens, Die Beziehungen
zwischen Brandenburg und Pommern unter Kurfürst Friedrich II., Gießen
[* 36] 1890.) Es gelang ihm, 1493 den Kurfürsten
JohannCicero förmlich zur Aufhebung der Lehnspflicht zu bewegen, allerdings gegen die Zusage der brandenb.
Erbfolge beim Aussterben des pommerschen Mannsstammes. Er war in erster kinderloser Ehe mit Margarete, einer Tochter Friedrichs II.
von Brandenburg, vermählt, die aber 1489 starb, in zweiter Ehe mit Anna von Polen. Bogislaw unternahm 1496-98
eine Pilgerreise nach Palästina
[* 37] und zeigte sich als Gegner der Lutherschen Reformation. Er starb - Bogislaw XIV. (1620-37),
Sohn B.s XIII. (gest. 1606), folgte nach dem Tode seiner Brüder 1620 in Pommern-Stettin und
vereinigte
nach dem Tode seines Vetters Philipp Julius von Wolgast
[* 38] (1625) ganz Pommern in seiner Hand.
[* 39] Während des Dreißigjährigen Krieges
mußte er 1628 Wallenstein bei der Belagerung von Stralsund
[* 40] unterstützen; bei der Landung Gustav Adolfs (1630) aber wurde der
schwache Herzog gezwungen, gegen Zusicherung seines Besitzstandes sich mit den Schweden zu verbinden, die
nun das Land besetzten. Er starb als der letzte seines Stammes
Friederike, Schauspielerin, geb. zu Gotha,
[* 41] genoß in München den Unterricht der Sängerin Behrend-Brandt
und der Schauspielerin Denker. 1856 erhielt sie eine Anstellung in Zürich,
[* 42] 1857 am Hamburger Stadttheater und folgte 1858 einem
Rufe Laubes als jugendliche Liebhaberin ans Burgtheater, das sie 1872, um ihr Fach zu ändern, verließ. Sie widmete sich
dann nur Gastspielreisen, bis sie 1885 eine zehnjährige Anstellung am Deutschen Landestheater in Prag
[* 43] erhielt. Seelen- und
ausdrucksvolles Spiel zeichnet sie aus; ihr Organ ist kräftig, doch weiblich. Während sie bis 1872 Gestalten
wie Desdemona, Emilia Galotti, Gretchen, Luise Miller, AgnesBernauer, Esther verkörperte, gab sie seitdem mit Erfolg Lady Tartuffe,
Phädra, Marguerite («Kameliendame»),
Sappho, Judith, Hero, Maria Stuart u. a. Heroinen und Salondamen.
1) Kreis
[* 44] im westl. Teil des russ. Gouvernements Charkow, hat 3149,4 qkm, 132 597 E., Ackerbau und Zuckerfabrikation.
- 2) Kreisstadt im Kreis an der Merla und an der Sumylinie (Merefa-Woroshba) der Staatsbahn Charkow-Nikolajew, hat (1889) 11 525 E.,
Post, Telegraph,
[* 45] 4 Kirchen, 1 Progymnasium für Mädchen, 2 Dampfmühlen, 3 Gerbereien.
Der früher bedeutende
Handel ist seit 1820 zurückgegangen.
Alexis, russ. Maler, geb. 1824 im Gouvernement Moskau,
[* 46] diente zuerst in der Marine, widmete sich seit 1849 auf
der Akademie zu Petersburg
[* 47] der Malerei und genoß später in Düsseldorf
[* 48] den Unterricht Achenbachs. Hier malte er fünf Seeschlachten
aus der ZeitPeters d. Gr., von welchen eine auf der Internationalen Kunstausstellung zu Berlin 1891 vertreten
war. Nach Rußland zurückgekehrt, wurde er Maler des Stabes der Marine und arbeitete als solcher mehrere hydrogr. Atlanten aus.
Von seinen Gemälden sind noch hervorzuheben: Eisgang auf der Newa, Reede von Kronstadt,
[* 49] zwei Bilder aus dem Leben Christi
für die russ. Kirche in Paris, sowie Städteansichten, welche mit lebhafter etwas heiterer Farbe große
Sachlichkeit verbinden.
Bogomili, Bogumilen, auch Babunen, eine dualistisch-manichäische Sekte in Thracien, Macedonien und Bulgarien,
so benannt nach ihrem Stifter, besser Reformator, dem bulgar. Priester Bogomil in der ersten Hälfte der Regierung des bulgar.
ZarenPeter zwischen 927 und 950. Seine Lehre ist uns bekannt aus einer gegen die Bogomilen gerichteten, von einem
sonst unbekannten bulgar. orthodoxen Priester Cosmas gegen Ende desselben Jahrhunderts verfaßten slaw. Streitschrift. Diese
Lehre verbreitete sich unter den bulgar. Slawen Macedoniens, wo die bogomilische Gemeinde unter den Dragovitschen, einem alten
slaw. Stamme, berühmt geworden ist. Ferner verbreiteten sich die Bogomilen nach Serbien, wo sie aber am Ende
des folgenden
¶
mehr
213 Jahrhunderts vom ersten Nemanjiden Stefan teils ausgerottet, teils ausgewiesen wurden. Zu dieser Zeit findet man in Bosnien
und etwas später in benachbarten Gegenden Dalmatiens und Kroatiens zahlreiche Anhänger dieser Sekte, die in lat. Quellen unter
dem NamenPatarener vorkommen, sich aber selbst schlechthin Christiani und ihre Gemeinde Bosnische Kirche nannten.
Die Sekte fand großen Anklang unter den Großen, ja selbst am königl. HofeBosniens. Die Kreuzzüge, die Ungarn
[* 51] gegen die bosn.
Patarener führte, konnten die Verbreitung der Sekte nicht verhindern; erst die türk. Eroberung (1463) stellte ihr einen
Damm entgegen, indem die Patarener, insbesondere der Adel, massenweise zum Islam übertraten. Die Lehre der
und Patarener war einfach: ausgehend vom dualistischen Standpunkte behaupteten sie, daß nicht Gott, als das höchste gute
Wesen, sondern das Böse die sichtbare Welt erschaffen habe. Die Bogomilen gehörten jedoch zu den mildern Dualisten, indem sie lehrten,
daß das Böse durch Abfall von Gott, dem guten Princip, entstanden sei.
IhreLehre war weit entfernt von der phantastischen Theosophie der Manichäer und griech. Paulicianer. Daher trachteten sie ihre
Dogmatik der christlichen anzupassen und gaben sich für Monotheisten aus, welche auch an die Trinität glaubten. In betreff
der Person des Erlösers huldigten sie dem Doketismus: Christus habe nur durch seine Lehre die Menschheit
erlöst, daher verwarfen sie auch die Sakramente. Der Organismus der Gemeinde und der Gottesdienst waren ebenfalls höchst
einfach.
Ein Teil des bosn.-patarenischen Rituals in einer Handschrift des bosn. Patareners Radoslav ist in neuerer Zeit aufgefunden
worden («Starine» XIV). Es entspricht vollständig dem von Cunitz
(1853) herausgegebenen katharischen Rituale. Die und Patarener verwarfen von der Bibel
[* 52] das Alte Testament, mit Ausnahme der
Psalmen. Nebst den neutestamentlichen Büchern waren einige Apokryphen im Gebrauche. Der Bogomilismus ist verwandt einerseits
dem orient. Paulicianismus, aber einfacher in der Lehre, dem Organismus und Gottesdienste, andererseits dem abendländ.
Katharismus. Es scheint, daß sich diese Sekte von der Balkanhalbinsel
[* 53] nach Italien
[* 54] und Südfrankreich
ausgebreitet hat. Dahin deutet namentlich die Organisation der italischen Patarener nach dem «Ordo de Bulgaria» und «Ordode Drugutia» (Dragovitia). –
1) Kreis des russ. Gouvernements Tula, bildet eine Hochebene von durchschnittlich 250 m Höhe, auf der viele Flüsse
[* 55] entspringen,
und hat 3124,1 qkm und 159664 E., bedeutende Steinkohlenbergwerke. Ertrag 1887 5¼ Mill. Pud Steinkohlen.
–
2) Kreisstadt im Kreis Bogorodizk, 58 km im SSW. von Tula, an der zur Upa gehenden Uperta und an der Linie Uslowaja-Jelezk der Privatbahn
Wjasma-Rjaschk, hat (1889) 7993 E., Post, Telegraph, 3 Kirchen, Handel mit Getreide,
[* 56] Flachs, Borsten und ist Mittelpunkt des
Kohlentransports im Kreise.
[* 57]
1) Kreis im östl. Teil des russ. Gouvernements Moskau, hat 3501,6 qkm mit 180207 E., 262 Fabriken mit einer jährlichen Produktion
von 30 Mill. Rubel an Baumwoll- und
Seidenstoffen, Tuchen, Kattunen, Chemikalien. Der Boden ist unfruchtbar. –
2) Kreisstadt im Kreis Bogoródsk, 56 km ostnordöstlich von Moskau, an der Kljasma und an der Abzweigung Stepanowo-Bogoródsk
(13 km) der Linie Moskau-Nishnij-Nowgorod der GroßenRuss. Eisenbahn, hat (1889) 2716 E., Post, Telegraph, 2 Kirchen, 3 Wollfabriken, 4 Seidenwebereien, 3 Bandfabriken
und Handel mit den Fabrikaten des Kreises.
ein erst in den letzten Jahrzehnten näher bekannt gewordenes hamitisches Hirtenvolk, in einem Teile
des Abessinien im Norden
[* 58] vorgelagerten Berglandes. Die Bogos grenzen südlich an Hamasen, östlich an die Mensa, nördlich und
westlich an die Beni-Amer. Ihr Land liegt zu beiden Seiten des prachtvollen Gebirgsthals des Ansebaflusses und sucht in Mannigfaltigkeit
der Tier- und Pflanzenwelt seinesgleichen in Afrika.
[* 59] Die Bevölkerung zählt etwa 8000 Köpfe. Davon besteht
nur ein Drittel aus eigentlichen Bogos (Schmagillis), welche das Belén (Bilin) sprechen.
Den Rest bilden die ihnen unterthanen Leute, welche, wie die Mensa und Habáb, Tigrē (s. d.) genannt werden. Die Bogos, den Agaw
in Hochabessinien verwandt und im 16. Jahrh. in ihre jetzigen Wohnsitze eingewandert, nennen
sich auch nach ihrem sonst unbekannten Stammvater Boasgor (d. h. Söhne des Boas) oder nach ihrer Sprache
[* 60] Belén. Die Bogos sind schön gebaut, haben angenehme Gesichtszüge, kluge Augen, eine vom Gelb bis ins Dunkelbraune wechselnde
Hautfarbe, reiches, etwas krauses und grobes Haar,
[* 61] das in Locken fast bis auf die Schultern fällt.
Sie bezeichnen sich als Christen, haben aber nur noch wenige Reste vom Christentum. Sie sind vorwiegend
Hirten und haben 20 Dörfer und Weiler. Fast das ganze Jahr hindurch zieht etwa ein Drittel der Bevölkerung
[* 62] mit den Herden
in den Bergen
[* 63] umher. Der Feldbau beschränkt sich auf Durra und Tabak.
[* 64] Die Häuser sind halbkugelförmige
Strohhütten von ungefähr 5 m Durchmesser. Alle Mitglieder eines Stammes, d. i. die Nachkommen eines gemeinsamen Stammvaters
für sieben Generationen, machen eine einheitliche Verbrüderung, eine Blutsverwandtschaft aus und sichern sich Leben und
Sicherheit zu. Die Mordthat des einen belastet alle mit Blutschuld; wird einer ermordet, so haben alle das
Recht und die Pflicht der Blutrache.
Die Würde des Stammhäuptlings (Sim), ein Ehrenamt ohne Macht, vererbt sich nach der Erstgeburt. Die Frau ist gesetzlich
rechtlos; Scheidung ist leicht, aber selten; Polygamie erlaubt, aber nicht häufig. Bis 1844 fast unabhängig, wurden die
Bogos später teils durch die westlichen mohammed. Volker, teils durch die Emporkömmlinge in Tigre und Abessinien
unterjocht. Im Juli 1872 kamen sie unter ägypt. Oberherrschaft. Seit 1884 stehen sie unter
der Herrschaft des Kaisers von Abessinien. Hauptort des Landes ist das Dorf Kerén mit etwa 300 Strohhütten und einer Kirche
der Lazaristenmission. –
Bergwerksort im Kreis Werchoturje des russ. Gouvernements Perm, 135 km nördlich von
Werchoturje, an der Turja und der Ostseite des Uralgebirges, in malerischer Lage, hat über
¶
mehr
3000 E., Post, Telegraph, zwei Kirchen, Kupferbergwerk und Hüttenwerke, die, gegenwärtig dem Kaufmann Polowzew gehörig, 1888 12 385 Metercentner
Kupfer
[* 66] lieferten.
Die Bergwerke wurden 1757 von Pochodjaschin eröffnet und gehörten 1791-1875 der Krone.
unter span. Herrschaft Santa Fé oder Santa Fé de Bogota genannt, Hauptstadt der Republik Columbia
[* 67] in Südamerika
[* 68] und des Depart. Cundinamarca, auf der Westseite der Ostcordillera oder der Kette von Suma-Paz, in 2610 m Höhe
an der Ostseite der baumlosen Hochebene von Bogota (900 qkm), die, rings von Bergen umschlossen, die Gestalt eines ehemaligen
Seebeckens hat. Die Stadt ist dicht an einer 600 m hohen, fast senkrecht abstürzenden Felswand erbaut,
die der Rio
[* 69] San Francisco in einer engen Schlucht durchbricht, um 20 km im SW. den prachtvollen, 146 m hohen Tequendamafall
zu bilden.
Anlage und Bauten. Das Klima der Stadt ist feucht, aber gemäßigt und gesund. Die mittlere Jahrestemperatur ist 14,4°
C. Der Rio San Francisco und sein Nebenfluß, der Rio SanAugustin, teilen die Stadt in drei Teile. Sie ist der Sitz der Regierung,
des Kongresses, der Centralbehörden, eines deutschen Ministerresidenten und Generalkonsuls für die Republik, eines österr.
Konsuls, seit 1554 eines Erzbischofs und die schönste Stadt des ganzen Landes. Obgleich öfters von Erdbeben
[* 70] heimgesucht und durch das vom größtenteils zerstört, erstand sie doch immer wieder und nimmt, da die Häuser
wegen der Erdbeben meist nur einstöckig gebaut sind, einen sehr großen Raum ein.
Die Straßen durchschneiden sich rechtwinklig, sind gepflastert, größtenteils mit Trottoirs versehen, zum Teil
mit Bäumen geziert. Die Calle-Real oder Calle de la Republica ist die schönste Straße und endet auf dem prächtigsten der
vier sehr großen und mit Springbrunnen gezierten Plätze, dem Marktplatze, an welchem das 1825 erbaute Regierungsgebäude,
das Zollhaus und die prachtvolle Kathedrale in korinth. Stile mit einer kostbaren Statue der heil. Jungfrau
stehen.
In der Mitte des Platzes erhebt sich seit 1846 ein von Tenerani ausgeführtes, in München gegossenes Bronzestandbild Bolivars.
Ferner hat Bogota 29 jetzt mehr oder weniger verfallene Kirchen und 12 verlassene oder andern Zwecken dienende Klöster, ein Colegio
Nacional de San Bartolomé (ein ehemaliges Kloster), dessen Aula zugleich Konzertsaal ist, mit der Nationalbibliothek
(33000 Bände), eine Münze und die 1802-3 erbaute, jetzt verlassene Sternwarte;
[* 71] an wissenschaftlichen Anstalten eine Universität,
deren Leistungen jedoch gering sind, drei Colegios, Militärschule, höhere Töchterschule, mehrere Volksschulen, Museum für
Natur- und Kunstgegenstände, botan. Garten
[* 72] und eine Naturforschende Gesellschaft.
Bevölkerung, Handel und Verkehr. Bogota hatte 1884 95 813 E., darunter eine Anzahl ziemlich reicher Kaufleute
und Kapitalisten. Die Gewerbthätigkeit ist im ganzen gering, und unter der großen Masse der Bevölkerung herrscht Armut und
physisches wie moralisches Elend. hat Bedeutung als Hauptstapelplatz für den Binnenhandel Columbias, doch leidet derselbe
noch sehr durch die großen Schwierigkeiten des Transports auf den Hauptstraßen und über die Gebirge.
Bis nach Honda, dem Endpunkte der Dampfschiffahrt auf dem Magdalenenstrom, ist der Transport der Waren langwierig und beschwerlich.
Zwei Eisenbahnen verbinden P. mit Jirardot und Facatativa. Die Verlängerung
[* 73] der letztern Linie bis zum Magdalenenstrom ist
geplant, auch ist eine direkte Bahn nach der Hafenstadt Buenaventura genehmigt (1892 von der Küste bis
Cali 19 km bereits in Betrieb).
Geschichtliches. Bogota wurde 1538 von dem Spanier Gonzalo Ximenez de Quesada an der Stelle des alten Tensaquillo gegründet, nach
dessen Geburtsort Santa Fé genannt, mit dem Beinamen Bogota, nahm sehr bald an Wichtigkeit zu und wurde 1598 die
Hauptstadt des span. Vicekönigreichs Neugranada und 1811 der Sitz des Kongresses, der nach dem Beispiel von Venezuela
[* 74] 12. Nov. die
Republik proklamierte. Zwar wurde die Stadt im Juni 1816 von den Spaniern erobert, aber durch Bolivar, nach dessen Siege bei
Boyacá, befreit und bald Hauptstadt der vereinigten Republik Columbia bis zu deren Trennung
in drei Staaten (1831), dann für Neugranada und (1863-86) für die Vereinigten Staaten
[* 75] von Columbia.
(spr.-schahn), Deutsch-Bogsán (ungar. Német-Bogsán), Klein-Gemeinde, Sitz eines Stuhlbezirks (33 213 E.) im
ungar. Komitat Krassó-Szörény, an der Berzava und der Linie Vojtek-Német-Bogsan der Ungar.
Staatsbahn, ist
Sitz eines Bezirksgerichts und hat (1890) 2956 deutsche und rumän. E., Post, Telegraph, Eisenbergwerk, Eisenhämmer und Gießereien.
Flecken im Kreis Kanew des russ. Gouvernements Kiew,
[* 76] an den Flüssen Roß und Boguslawka, hat (1885) 8923 E.,
davon zwei Drittel Israeliten, Post, Telegraph, 2 russ., 1 kath. Kirche, 1 Kloster, 1 Synagoge, 2 Tuchfabriken, 1 Maschinenbauanstalt,
Handel mit Wolle, Leder und Schaffellen.
Adalbert, poln. Schauspieler und Dramatiker, geb. zu
Glinno unweit Posen,
[* 77] studierte erst im Piaristenkonvikt zu Warschau,
[* 78] dann kurze Zeit in Krakau
[* 79] und betrat 1778 zu
Warschau zum erstenmal die Bühne. Er war dann als Theaterdirektor thätig, spielte während des Reichstags mit seiner Gesellschaft 1784 in
Grodno, dann in andern Städten, bis er 1790 die Leitung des königl. Hoftheaters in Warschau übernahm. Infolge
der polit. Ereignisse von 1794 begab sich Boguslawski nach Krakau und von da nach Lemberg,
[* 80] 1799 wieder
nach Warschau und von hier nach Kalisch,
[* 81] 1807 nach Posen und bald nachher wieder nach Warschau.
Infolge des Krieges von 1812 sah er sich genötigt, die Vorstellungen abermals zu schließen. Er starb Boguslawski erwarb
sich die größten Verdienste um das poln. Nationaltheater, als dessen eigentlicher
Begründer er anzusehen ist. Durch zahlreiche Übersetzungen und eigene dramat. Leistungen wußte er sich ein Repertoire zu
schaffen; auch war er der erste, welcher die Oper auf die poln. Bühne brachte. Am meisten geschätzt von seinen Stücken sind
das Melodrama «Krakowiaken und Goralen oder das angebliche Wunder» (gedruckt Berl. 1841),
welches noch
heute auf allen poln. Theatern gegeben wird, «Heinrich IV. auf der Jagd» und «Die modischen Spasmen oder eine moderne
Ehe»; in deutscher Übersetzung erschien: «Der arme Student» (mit der falschen Angabe «aus dem Polnischen des Niemcewicz von M.
Kuralt», Lemberg etwa 1800). Eine Sammlung seiner «Dramat.
Werke» (9 Bde., Warsch. 1820-25)
¶
mehr
besorgte Boguslawski selbst und fügte ihnen eine Geschichte des poln. Nationaltheaters
bei.
Albert von, deutscher Militärschriftsteller, geb. zu Berlin, trat 1852 als Freiwilliger in
die preuß. Infanterie, wurde 1854 Offizier, nahm an den Feldzügen von 1864 und 1866 gegen
Dänemark und Österreich
[* 83] als Lieutenant, am Deutsch-FranzösischenKriege von 1870 und 1871 als Hauptmann
teil, wurde 1879 Oberstlieutenant und 1883 Oberst und Commandeur des Kolbergischen Grenadierregiments Nr.
9; 1886 in gleicher Eigenschaft zum Hohenzollernschen Füsilierregiment Nr. 40 versetzt,
wurde er 1888 zum General und Commandeur der 21. Infanteriebrigade ernannt und führte als solcher 1889 den Befehl über
die bei Waldenburg
[* 84] in Schlesien
[* 85] zur Unterdrückung von Unruhen versammelten Truppen. Im Dez. 1891 schied er unter Ernennung zum
Generallieutenant aus dem aktiven Dienst. Er schrieb: «Die Entwicklung der Taktik von 1793 bis zur Gegenwart» (1. Tl., 2. Aufl.,
Berl. 1873; 2. Tl. in 3 Bdn., 3. Aufl., 1885),
«Taktische Folgerungen aus dem Kriege 1870/71» (2. Aufl., ebd. 1872; auch in engl., ital.
und russ. Übersetzung erschienen),
Teil des russ. Gouvernements Woronesch, hat 9671,7 qkm, 343 393 E., Acker-, Melonenbau und
Fischerei.
[* 86] - 2) Kreisstadt im Kreis Bogutschar, 240 km südöstlich von Woronesch, am Flusse Bogutschar, 7 km vor seiner Mündung in den Don,
hat (1890) 4110 E., Post, Telegraph und Handel mit Hornvieh vom Lande der Donischen Kosaken nach Petersburg und Moskau.
Dorf im KreisKattowitz
[* 87] des preuß. Reg.-Bez. Oppeln,
[* 88] 15 km
im SO. von Beuthen,
[* 89] 3,5 km von der poln. Grenze, hat Postagentur und Telegraph, einschließlich der Kolonie Zawodzie (1890) 7665 (3892
männl., 3773 weibl.) überwiegend kath. und polnisch sprechende
E., die in den Zinkhütten Norma-, Kunigunde- und Franzhütte, in der Rheinschen Maschinen- und in einer Superphosphatfabrik
Beschäftigung finden.
(-en-Vermandois, spr. bŏäng ang wärrmangdŏá), Hauptstadt des Kantons Bohain (150,67
qkm, 14 Gemeinden, 23 651 E.) im Arrondissement St. Quentin des franz. Depart. Aisne, an der Linie Paris-Erquelines der Franz.
Nordbahn, 22 km im NNO. von St. Quentin, zwischen dem zur Schelde gehenden Kanal
[* 90] des Torrents und dem
Walde von in 124 m Höhe, hat (1886) 6234, als Gemeinde 6684 E., Post und Telegraph; Färbereien, Kaschmir-, Uhren-, Gaze-, Barègesfabriken.
Bohain besaß ehemals ein wichtiges festes Schloß des Connétable von St. Pol und wurde seit dem Mittelalter
oft belagert und erstürmt.
Fürsten von Antiochia. Bohemund I.,ältester Sohn des normann. Fürsten Robert Guiscard (s. d.), Herzogs von Apulien,
geb. um 1065, zeichnete sich schon in den Kriegen seines Vaters gegen den byzant. KaiserAlexios I.von 1081 bis 1085 aus.
Nach seines VatersTode (1085) ward er durch die Ränke seiner Stiefmutter vom väterlichen Throne ausgeschlossen; erst nach
vierjährigem Kampfe setzte er es durch, daß ihm Tarent als besonderes Fürstentum überlassen blieb.
Bei dem ersten Kreuzzug spielte er eine hervorragende Rolle. An dem Siege bei Doryläum in Phrygien war
Bohemund vorzugsweise beteiligt; auch führte er den Vortrab des Heers über den Taurus und nach Syrien, und die Eroberung von Antiochia
im Sommer 1098 war hauptsächlich ihm zu verdanken. Bohemund blieb zunächst in Antiochia, das ihm als eigenes
Fürstentum übertragen worden war. Nur mit der größten Anstrengung vermochte er seinen vielen Feinden zu widerstehen; 4 Jahre
brachte er in feindlicher Gefangenschaft zu, und nach der Befreiung mehr als je von den Saracenen bedrängt, suchte er 1104 in
Europa
[* 92] Unterstützung.
Während er seinen Vetter Tankred zur Verteidigung seines Reichs zurückließ, ging er selbst nach Frankreich,
verheiratete sich dort mit König Philipps I. Tochter, Konstanze, sammelte ein Heer und führte dasselbe nach Griechenland.
[* 93] Dort belagerte er im Herbst 1108 Durazzo, wurde aber gezwungen, mit dem KaiserAlexios Frieden zu schließen und Griechenland
zu verlassen. Er wandte sich nun nach Italien, um neue Streitkräfte zu sammeln, starb aber daselbst 1111. -
Bohemund II., Sohn des vorigen, war noch unmündig, als sein Vater starb.
Das Fürstentum Antiochia verwaltete noch immer Tankred mit Redlichkeit und Klugheit, und nach dessen Tode (1112) Roger von
Salerno. Dem letztern gingen staatsmännische Tugenden in dem Maße ab, daß das Fürstentum den Mohammedanern
(1119) hätte erliegen müssen, wenn nicht König Balduin II. von Jerusalem
[* 94] zur Hilfe herbeigeeilt wäre und durch eine Reihe
gefahrvoller Feldzüge die Unabhängigkeit von Antiochia aufrecht erhalten hätte. Bohemund selbst trat 1126 die Regierung an und
leistete Balduin kräftigen Beistand gegen die unaufhörlichen Angriffe der Mohammedaner. Aber schon 1130 fiel
er auf dem Schlachtfelde.
Bohemund III., Enkel des vorigen, übernahm 1163 die Regierung. Kurz darauf fiel er in die Gefangenschaft des Atabeken
Nureddin von Syrien, und nur König Amalrich vonJerusalem hinderte die Einnahme von Antiochia durch Nureddin. Bohemund ward bald gegen
Erlegung eines bedeutenden Lösegeldes freigelassen. Er regierte aber so kraftlos und machte sich durch
seine Ausschweifungen so verhaßt, daß
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zuerst die Geistlichkeit, dann auch viele seiner Vasallen ihm feindlich gegenübertraten und sein Reich der Schauplatz blutiger
innerer Kämpfe ward. Er starb 1201. - Bohemund IV. (1201-33) und V. (gest. 1251) waren
unbedeutende Fürsten. - Bohemund VI. endlich war nicht im stande, den Sturz seines Reichs abzuwenden. Am ward
Antiochia von den Mamluken unter Baibars (Bibars) erobert. Bohemund starb als Fürst von Tripolis 1274. - Bohemund VII., sein Nachfolger,
starb kinderlos 1287. Nach seinem Tode brach ein Erbfolgestreit aus, während dessen mit der Einnahme von Tripolis 1289 und
Akka 1291 dem christl. Fürstentums in Syrien ein Ende gemacht wurde.
Hermann, Buchhändler und Buchdrucker, geb. in Halle,
[* 96] kaufte 1853 die großherzogl. Hofbuchdruckerei
(gegründet 1624) in Weimar
[* 97] und verband damit eine Verlagsbuchhandlung, deren Hauptunternehmungen «Luthers Werke. Kritische
Gesamtausgabe» (Bde. 1, 4, 6, 8, 12 u. 13, 1883-91; auf etwa 40 Bde. berechnet) und «Goethes Werke, hg.
im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen»
[* 98] (seit 1887 etwa 150 Bde. in 4 Abteil.
und in 2 Ausg.) sind. Ferner sind vertreten pädagogische Schriften (namentlich von Fr. Fröbel) und Schulbücher, biogr. und
histor.
Werke, Briefwechsel, Sprachwissenschaft (Schleichers «Kompendium der vergleichenden Sprachforschung»,
Werke von Johannes Schmidt u. a.),
Rechtswissenschaft, Gesundheitspflege («Hebammenkalender»,
seit 1876),
«Regierungsblatt für das Großherzogtum Sachsen» (seit 1816),
«Zeitschrift
der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte» (seit 1880; gegründet 1863),
«Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte» (seit
1888). Die Druckerei hat Dampfmaschine,
[* 99] Gasmotor, 4 Schnellpressen, 50 beschäftigte Personen. Böhlau war 1875-80
teils Stellvertreter des Vorstehers, teils Schriftführer des Börsenvereins derDeutschen Buchhändler, sowie vorher mehrere
Jahre Mitglied des Vergleichsausschusses.
(auch Boehlau), Hugo Heinr. Alb., Rechtsgelehrter, Bruder des vorigen, geb. zu Halle a. S., habilitierte
sich 1855 daselbst mit der Schrift«De regalium notione et de salinarum jure regali commentarii», wurde 1859 außerord.
Professor für Kriminalrecht, 1862 ord. Professor für deutsches Recht in Greifswald,
[* 100] 1863 in Rostock,
[* 101] 1874 Konsistorialrat
und Assessor perpetuus. 1882 folgte er einem Rufe nach Würzburg.
[* 102] Er starb daselbst Sein Hauptwerk ist das «Mecklenb.
Landrecht» (3 Bde., Wenn. 1871-80),
wozu noch gehören: «Rechtssubjekt und Personenrolle» (ebd. 1871),
«Fiskus, landesherrliches und Landesvermögen» (Rost.
1877). 1861 begründete er in Gemeinschaft mit Rudorff, Bruns, Roth und Merkel die «Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte».
Fernere Schriften sind: «Der Kriminalprozeß Rose und Rosal» (Weim. 1859),
«Der mecklenb. Kriminalprozeß» (Wism. 1867),
«Competenz-Competenz» (Lpz. 1869);
«Replik zur Competenz-Competenz» (Weim. 1870).
Vgl. E. J. Bekker, H. (in der «Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte», Bd. 8: Romanistische
Abteilung, Weim. 1887).
Die Bohlen werden im Bauwesen vielfach verwendet,
zur Abdeckung von Gruben, zur Herstellung gebogener Dächer (Bohlendach), zur Bekleidung von Wänden in Ställen, Reithäusern
u. s. w., ferner auch im Schiffbau.
Peter von, Orientalist, geb. zu Wüppels in der oldenb.
Herrschaft Jever, studierte seit 1821 die orient. Litteratur zu Halle und Bonn,
[* 104] habilitierte sich 1825 als
Privatdocent in Königsberg
[* 105] und wurde 1826 daselbst außerord. und 1830 ord. Professor der morgenländ. Sprachen. Er starb Er
hinterließ eine «Autobiographie» (hg. von Voigt, Königsb. 1841; 2., mit Briefen vermehrte Aufl. 5843). Von B.s Schriften verdienen
Erwähnung: «Das alte Indien» (2 Bde., Königsb.
1830-31);
Bohlwerk
[* 109] nennt man im Uferbau (s. d.) eine an Gewässern erbaute, das Ufer begrenzende und schützende Wand aus Holz
[* 110] oder Eisen.
[* 111] Das hölzerne Böhl von Faber besteht aus einzelnen, fest eingerammten, durch einen Holm verbundenen Pfählen, hinter denen den Abschluß
gegen das Erdreich bewirkende Bohlen liegen. (S. beistehende Abbildung.) Um dem Drucke des dahinter liegenden Materials gehörig
widerstehen zu können, werden die Pfähle durch wagerechte Balken oder besser Eisenstangen, die an weiter zurückstehenden
Pfählen oder lotrecht eingegrabenen Platten befestigt sind (sog. Verankerungen), festgehalten. Die eisernen Böhl von Faber sind ähnlich
konstruiert, nur treten an Stelle der Bohlen gußeiserne oder schmiedeeiserne Platten. Böhl von Faber finden insbesondere
bei Hafen- und Quaibauten (s. Quai) Anwendung.
Joseph Edgar, Bildhauer, geb. in Wien, als Sohn des 1865 gestorbenen Münzdirektors Joh. Dan. in Wien,
bildete sich erst in Italien, dann 1848-51 in London
[* 112] und begann darauf in Wien seine Thätigkeit zunächst
als Medailleur. 1859 nach Paris und 1862 wieder nach London übergesiedelt, schuf er dort vorzugsweise Porträtbüsten und Reiterstatuen.
Der Künstler, 1889 zum Baronet erhoben, Hofbildbauer der Königin, Professor an der LondonerAkademie und Mitglied der Akademien
von Rom,
[* 113] Florenz
[* 114] und Wien, schloß sich eng an die realistische Kunst in London an, in der er aber bald der
führende Meister wurde. Böhm starb in London. Von seinen Werken sind hervorzuheben: die kolossalen Reiterstatuen
des Prinzen von Wales in Bombay
[* 115] (1879), des Lord Napier in Kalkutta,
[* 116] des Prinzen Albert und des Herzogs
von Wellington in London. Außerdem die Statuen des Feldmarschalls Burgoyne in London, des Sir John Bunyan in Bedford (1872), des
Bibelübersetzers William Tyndale, das
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