Heute wendet man neben der Differenzlampe und der bereits besprochenen Hauptstromlampe als dritte Form noch die
Nebenschlußlampe
an, und da die Differenzlampe eine
Vereinigung der Principien der beiden andern bildet, so möge zunächst die
Nebenschlußlampe
kurz besprochen werden. Eine solche giebt, ebenso schematisiert wie die Hauptstromlampe, die nebenstehende
Skizze
[* 1]
Fig. 2. Die
Einrichtung ist insofern eine
Umkehrung der Hauptstromlampe, als die den
Magneten entgegenwirkende Kraft
[* 2] - hier eine Feder
F - jetzt aufwärts und dieser selbst abwärts wirkt.
Derselbe liegt aber nicht mehr im Hauptstromkreise, wird vielmehr von einem Zweigstrome umflossen, liegt also, wie man sich
ausdrückt, im Nebenschlusse, und der
Magnetismus
[* 3] ist infolgedessen proportional der
Stromstärke in diesem.
Steigt nun mit dem Abbrande der Unterschied der
Spannung an den
Enden des
Bogens, so steigt zwar wie bei der Hauptstromlampe
auch der
Widerstand und fällt infolgedessen die
Stromstärke des
Bogens; diese ist aber hier ohne Einfluß auf den Mechanismus.
Gleichzeitig steigt aber die
Stromstärke im Nebenschlusse, die nach dem Ohmschen Gesetze proportional
der sie erzeugenden
Spannung ist, und der infolgedessen ebenfalls steigende
Magnetismus zieht den Hebel
[* 4] abwärts und läßt
den
Stab
[* 5] A durchgleiten, bis er nach Wiederherstellung der richtigen Bogenlänge infolge des mit der abnehmenden
Spannung ebenfalls
wieder abnehmendenMagnetismus aufs neue erfaßt und festgehalten wird.
In der Differenzlampe endlich, die, wieder in derselben
Weise schematisiert, in
[* 1]
Fig. 3 gegeben ist, wirkt auf den durch eine
Feder nur ausbalancierten Hebel H nach beiden
Richtungen hin je ein
Magnet M1 und M2, von denen der erste, wie bei der
Hauptstromlampe, vom Hauptstrome, der letztere, wie bei der
Nebenschlußlampe, von einem Zweigstrome umflossen wird, und deren
Magnetismus daher: der von M1 proportional der
Stromstärke des
Bogens, der von M2 dagegen proportional der
Stromstärke
des Zweiges ist oder, bei dem unveränderlichen
Widerstände desselben, auch der ihn erzeugenden
Spannung,
d. i. der
Spannung des
Bogens.
Die Wicklungen sind nun so bemessen, daß bei ruhigem
Brennen die Wirkungen beider
Magnete sich gegenseitig aufheben, der Hebel
zwischen beiden, durch die Feder getragen, sich in Ruhe befindet und der Klemmring den
StabA in seiner
Lage festhält. Durch
Abbrand wird der
Bogen
[* 6] länger und die
Stromstärke geringer, während umgekehrt die
Spannung steigt. Es
überwiegt infolgedessen der im Nebenschlüsse liegende
Magnet M2; mit der Differenz der Wirkungen beider zieht er den
Hebel abwärts, der
Ring öffnet sich und läßt den
Stab durchgleiten, der entstandene
Fehler wird korrigiert. Da in der Ruhestellung
beide
Magnete die gleiche Wirkung haben, so müssen
Spannung und
Stromstärke des
Bogens, von denen sie abhängig
sind, in einem festen, durch die Wicklungen bestimmten Verhältnisse zueinander stehen, d. h.
der
Widerstand
des
Bogens ist es, der von dem Mechanismus der Lampe
[* 7] konstant erhalten wird, während dies, wie bereits hervorgehoben,
bei der Hauptstromlampe die
Stromstärke, und bei der
Nebenschlußlampe, wie leicht ersichtlich, die
Spannung
ist.
Die Differenzlampe eignet sich am besten für Hintereinander- oder Reihenschaltung, die für die Anwendung von Bogenlicht
[* 8] für
sich allein die einfachste und billigste ist; für
Parallelschaltung
[* 9] mit
Glühlicht
[* 10] dagegen wird meist die einfachere
Nebenschlußlampe,
seltener die Hauptstromlampe benutzt, die wiederum für Einzellichter vorzugsweise angewendet wird.
Litteratur. Die beste Übersicht über die verschiedenen Konstruktionen giebt ein in der
Elektrotechnischen Zeitschrift, 1889,
S. 308
u. 330, auszüglich wiedergegebener Vortrag von Silv.
Thompson in der
Society of arts, neben dem noch der
Aufsatz von
Uppenborn, «Lichtbogen und Bogenlicht» im «Centralblatt
für Elektrotechnik», 1888, S. 102, genannt werden möge.
Das ganze Gebiet der elektrischen
Beleuchtung
[* 11] in populärer Behandlung geben Bd. 3
u. 11 von Hartlebens Elektrotechnischer
Bibliothek: Urbanitzky, «Das elektrische Licht»
[* 12] (3. Aufl.,
Wien
[* 13] 1890) und «Die elektrischen Beleuchtungsanlagen, mit besonderer Rücksicht
auf ihre praktische Ausführung» (2. Aufl., ebd. 1883).
Dynamomaschine für Bogenlichtbeleuchtung, speciell für
Beleuchtung mit hintereinander
geschalteten (hintereinander vom
Strom durchflossenen)
Lampen
[* 14] (s. Reihenschaltung) und so konstruiert, daß ihre
Stromstärke
unabhängig von der Belastung ist, also ungeändert bleibt, wenn eine oder mehrere Lampen gelöscht werden.
oder
Bogenwurf, diejenige Schußart, bei der ein
Geschoß
[* 15] mit dem ersten
Aufschlag das Ziel
erreicht, im Gegensatz zum
Rollschuß (Rollwurf), bei dem dies erst nach mehrern
Sprüngen stattfindet. Der Bogenschuß schließt daher
die möglichste Unabhängigkeit vom Gelände in sich. Je nach der
Krümmung der
Bahn heißt der ein flacher oder ein hoher,
letzterer namentlich bei Mörsern vorkommend. Da der
Rollschuß gegenwärtig nicht mehr angewendet wird,
so ist eigentlich auch die Bezeichnung Bogenschuß gegenstandslos, insofern ein gerader Schuß nicht vorkommt, er
wird indessen noch vielfach für das
Schießen
[* 16] aus Mörsern und
Haubitzen benutzt, um die bei denselben gebräuchlichen stark
gekrümmten Flugbahnen in Gegensatz zu den ziemlich flachen Flugbahnen aus
Kanonen zu setzen. In derselben
Absicht unterscheiden die
Franzosen zwischen tir de plein fouet und tir plongeant.
Krieger zu Fuß oder zu
Pferde,
[* 17] deren Hauptwaffe der
Bogen (s. d.) war. Bei allen
Orientalen stand der
Bogen in hohen Ehren. Dhanurvede, Bogenkunde, war bei den Indiern gleichzeitig der
Name für Kriegskunst.
Außer ihnen waren
später die Parther, Numider und Kreter als Bogenschützen berühmt. Die Bogenschützen standen
weder mit der Phalanx, noch mit der
Legion in organischem Zusammenhang; meist
¶
mehr
kämpften sie als Leichtbewaffnete vor der Front oder auf den Flügeln der Massenordnung. In denHeeren der Perser und Karthager
erschienen viel auch die Hunnen und Mongolen führten den Bogen. Im Mittelalter wurden die englischen Bogenschützen berühmt, die durch
ihre hervorragenden Leistungen dem Fußvolk, das eine Zeit lang vor der Reiterei zurückgetreten war,
die ihm gebührende Stellung wiedererrangen; ein guter engl. Bogner schoß 12 Pfeile in der Minute und fehlte auf 200 Schritt
selten das Ziel.
Außer den Engländern zeichneten sich auch die Flanderer und Burgunder als gute Bogenschützen aus und waren den Franzosen, die an Stelle
des Bogens die Armbrust
[* 19] angenommen hatten, im Schützengefecht überlegen, da die Armbrust mit dem Bogen
an Schießgeschwindigkeit sich nicht messen konnte. Während der Feuerschütze der damaligen Zeit einen Schuß abzugeben
vermochte, entsandte ein Armbrustschütze 3 Bolzen, ein Bogenschütze aber 36 Pfeile. Die englischen Bogenschützen, die ihre 1 m langen
Pfeile noch auf 200 Schritte mit Sicherheit schossen, hatten ein so hohes Selbstgefühl und ihre Waffen
[* 20] hatten sich so berühmt gemacht, daß der Widerstand gegen Einführung der Feuerwaffen nirgends größer war als in England.
So kam es, daß die englischen Bogenschützen noch zu Anfang des 17. Jahrh, als regelmäßige Truppe vorkamen, während sie
auf dem Festlande bereits seit dem Anfang des 16. Jahrh. verschwunden waren. In Deutschland
[* 21] verdrängte die Armbrust den Langbogen
schon im 14. Jahrh. Als Sport hat sich das Bogenschießen mit dem sog. Flitzbogen bis heute erhalten. In ganz besondern
Ehren steht es als Kunst in bestimmten Kreisen Englands, Frankreichs, Belgiens und der Schweiz
[* 22] (z. B. in
Bern,
[* 23] Genf,
[* 24] Lausanne,
[* 25] Vevey, Morges). Die «Wohladlige Gesellschaft der Bogenschützen von
Bern"
führt ihre Gründung auf 1266 zurück. (S. Archers.)
s. Arkade. Man bezeichnet unter auch die in der Renaissancebaukunst beliebte, von den Römern entlehnte
Verbindung von Säulen
[* 26] oder Pilastern mit einer im Bogen überdeckten Öffnung. Als Zusatz zur Lehre
[* 27] von den
Säulenordnungen (s. d.) hat man daher auch eine Lehre der Bogenstellung aufgestellt, nach der die Abmessungen der Gewände der Bogenöffnung,
der Kämpfer, Archivolten, Zwickel u. s. w. nach genauen Maßverhältnissen festgestellt werden. Die moderne Architektur stellt
an Stelle dieser Lehre das individuelle Empfinden des Künstlers, wobei dann freiere und für den jeweiligen
Zweck dienlichere Verhältnisse gefunden werden, Mißbildungen jedoch nicht ausgeschlossen sind.
Bogenführung, bezeichnet beim Spiele von Streichinstrumenten die Kunst der Tongebung. Die Reinheit der
Töne ist von der Applikatur (dem Aufsatz des Fingers auf die Saite) abhängig, ihr Klang von der Führung
des Bogens. Der Bogenstrich ist daher für den ausdrucksvollen Vortrag auf Streichinstrumenten von der größten Wichtigkeit und kennzeichnet
den Meister. Es giebt zwei Hauptstricharten: hinsichtlich der Tonverbindung Legato (s. d.) und Staccato (s. d.);
hinsichtlich
der technischen Behandlung Hinaufstrich (durch ^[img] oder ^[img] angedeutet) und Herunterstrich ( ^[img] oder ^[img]). -
Vgl. Kroß, Die Kunst der Bogenführung (Heilbr. 1892).
Erik, dän. Belletrist, geb. zu
Kopenhagen,
[* 28] wandte sich nach einer sehr bewegten Jugend, in der er sich nacheinander als Volksschullehrer, Küster, Schauspieler
und Porträtzeichner versucht hatte, 1850 («Die Neujahrsnacht») der Dramatik
zu und gewann hier bald die Gunst des Publikums. Von B.s gegen 150 Schwanken und Possen, die in Dänemark
[* 29] und zum Teil auch in Schweden
[* 30] und Norwegen zur Aufführung kamen (als «Dramatiske Arbeider», 7 Bde.,
1858-71 und «Utvalgte dramatiske Arbeider», 3 Bde.,
1885-86 gesammelt),
«Geniet fra Odsherred» (1859). Seine Originalität ist nicht groß,
er ist aber stark im epigrammatischen Couplet und seine Charaktere sind klar und scharf gezeichnet. Von dichterischer Selbständigkeit
zeugen auch «Digte» (1855 und 1879),
die von Witz und Humor sprudelnden «Hundrede Viser» (1862 u. ö.)
und «Tredive Viser til de Hundrede» (1866). Von seinen durch dieselben Eigenschaften ausgezeichneten Prosaschriften sind zu
erwähnen: «Syv Forelœsninger» (1860; 6. Aufl. 1891; deutsch
als «Humoristische Vorlesungen» in Reclams «Universalbibliothek»),
«Otte nye Forelœsninger» (1874).«Jonas Tvœrmoses Ærgrelser»
(1863-75; 3. Aufl. 1877),
«Mester Oles Prœdiken» (12. Aufl. 1877). 1855-60
war Bögh Direktor des Kasinotheaters in Kopenhagen: 1860 übernahm er die Leitung des «Folkets
Avis», für den er die Plaudereien «Dit og Dat» lieferte, trat 1877 zu den «Dagens Nyheder» über (bis
1885) und ward 1881 Censor am Nationaltheater. Seine letzte Arbeit ist «Billeder paa Vers og Prosa» (Kopenh. 1891).
Boghas heißt auch ein der Schiffahrt gefährlicher Wirbel im Nil bei Rosette, welcher dadurch entsteht, daß der Sand abwechselnd
von den Meereswellen und vom Strom aufgespült wird.
(engl., spr. bogghedd-) oder Bituminit, eine eigentümliche zwischen Asphalt und Brandschiefer stehende,
dickschieferige Mineralmasse von schwärzlichbrauner bis leberbrauner Farbe, schneidbar, wenig glänzend, an scharfen Kanten
rötlichbraun durchscheinend, vom spec. Gewicht 1,248. Sie enthält 60-65 Proz. Kohlenstoff, über 9 Wasserstoff, 4-5,5 Sauerstoff
und 18-24 Asche, ist sehr leicht entzündbar, brennt mit weißer Flamme
[* 31] und starkem Rauch und liefert vortreffliches
Leuchtgas.
[* 32] Man kennt diese Substanz, die sich, auch ihrer mikroskopischen Struktur nach, kaum als eine Steinkohle in der eigentlichen
Bedeutung betrachten läßt, sondern vielleicht mehr zu den Harzen gehört, u. a. aus den schott.
Steinkohlenablagerungen von Torbane Hill und Bathgate, auch bei Pilsen
[* 33] in Böhmen,
[* 34] wo sie Flöze von bis 60 cm
Mächtigkeit bildet, sowie bei Murajewinsk im russ. Gouvernement Rjäsan.
(spr. -schitsch), Balthasar, slaw. Jurist, geb. 1840 in
Ragusa
[* 35] vecchia (in Dalmatien), studierte in Wien, München,
[* 36] Berlin
[* 37] und Paris,
[* 38] trat 1863 in österr. Dienste,
[* 39] wurde 1869 Professor
der Geschichte des slaw. Rechts in Odessa
[* 40] und erhielt 1672 den
¶
mehr
Auftrag zur Bearbeitung eines bürgerlichen Gesetzbuchs für Montenegro.
[* 42] Dort brachte er ein Jahr zu und war 1877 Mitglied
der Provisorischen Regierung in Bulgarien.
[* 43] Bogisic lebt meist in Paris und machte es sich besonders zur Aufgabe, das Gewohnheitsrecht
der Südslawen zu erforschen, schrieb dazu eine «Anweisung zum Sammeln von Rechtsgebräuchen, die im Volke
leben» («Naputak etc.», 1.-3. Aufl.,
Agram
[* 44] 1866),
die er in 4000 Exemplaren in den südslaw. Ländern verbreitete und gab das so erlangte Material heraus in «Zbornik
sadašnih pravnih običaja u južnih Slavena» («Sammlung der Rechtsgebräuche bei den Südslawen»,
Agram 1874; vgl. Demelić, Le
[* 45] droit coutumier des Slaves méridionaux
d'après les recherches de M. Bogišić, Par. 1876). Das zweite Hauptwerk B.s ist das «Bürgerliche Gesetzbuch für Montenegro»
(«Opšti imovinski Zakonih za knjaževinu Crnu Goru», Cetinje 1888, gedruckt
bei G. Chamerot in Paris),
das 25. März veröffentlicht wurde und 1. (13.) Juli desselben Jahres in Kraft trat.
Die bei der Arbeit befolgten Grundsätze hat Bogisic dargelegt in «Quelques mots
sur les principes et la méthode suivis dans la codification du droit civil au Montenegro» (Par. 1888) und in «Die Fachausdrücke
in der Gesetzgebung» (russisch, Petersb. 1890).
Vgl. Dickel, Über das neue Bürgerliche Gesetzbuch für Montenegro und die
Bedeutung seiner Grundsätze für die Kodifikation im allgemeinen (Marburg
[* 46] 1889; französisch, Par. 1890);
(Boleslaw), Name mehrerer Herzöge von Pommern.
[* 48] - Bogislaw I. (1136-87) suchte Rügenan sich zu bringen, wurde aber
vom Dänenkönig Knud VI. geschlagen und mußte, obgleich deutscher Reichsfürst, diesen sogar als Oberlehnsherrn anerkennen.
- Bogislaw X. (1474-1523), geb. als Sohn Herzog Erichs II., erbte nach dessen Tode 1474 Hinterpommern,
und nach seines Oheims Wratislaws X. Tode 1478 auch Vorpommern. Er befestigte seine Herrschaft im Lande und lockerte die Abhängigkeit
von Brandenburg,
[* 49] die unter dem Kurfürsten AlbrechtAchilles wieder straffer angezogen worden war. (Vgl. Gähtgens, Die Beziehungen
zwischen Brandenburg und Pommern unter Kurfürst Friedrich II., Gießen
[* 50] 1890.) Es gelang ihm, 1493 den Kurfürsten
JohannCicero förmlich zur Aufhebung der Lehnspflicht zu bewegen, allerdings gegen die Zusage der brandenb.
Erbfolge beim Aussterben des pommerschen Mannsstammes. Er war in erster kinderloser Ehe mit Margarete, einer Tochter Friedrichs II.
von Brandenburg, vermählt, die aber 1489 starb, in zweiter Ehe mit Anna von Polen. Bogislaw unternahm 1496-98
eine Pilgerreise nach Palästina
[* 51] und zeigte sich als Gegner der Lutherschen Reformation. Er starb - Bogislaw XIV. (1620-37),
Sohn B.s XIII. (gest. 1606), folgte nach dem Tode seiner Brüder 1620 in Pommern-Stettin und
vereinigte
nach dem Tode seines Vetters Philipp Julius von Wolgast
[* 52] (1625) ganz Pommern in seiner Hand.
[* 53] Während des Dreißigjährigen Krieges
mußte er 1628 Wallenstein bei der Belagerung von Stralsund
[* 54] unterstützen; bei der Landung Gustav Adolfs (1630) aber wurde der
schwache Herzog gezwungen, gegen Zusicherung seines Besitzstandes sich mit den Schweden zu verbinden, die
nun das Land besetzten. Er starb als der letzte seines Stammes
Friederike, Schauspielerin, geb. zu Gotha,
[* 55] genoß in München den Unterricht der Sängerin Behrend-Brandt
und der Schauspielerin Denker. 1856 erhielt sie eine Anstellung in Zürich,
[* 56] 1857 am Hamburger Stadttheater und folgte 1858 einem
Rufe Laubes als jugendliche Liebhaberin ans Burgtheater, das sie 1872, um ihr Fach zu ändern, verließ. Sie widmete sich
dann nur Gastspielreisen, bis sie 1885 eine zehnjährige Anstellung am Deutschen Landestheater in Prag
[* 57] erhielt. Seelen- und
ausdrucksvolles Spiel zeichnet sie aus; ihr Organ ist kräftig, doch weiblich. Während sie bis 1872 Gestalten
wie Desdemona, Emilia Galotti, Gretchen, Luise Miller, AgnesBernauer, Esther verkörperte, gab sie seitdem mit Erfolg Lady Tartuffe,
Phädra, Marguerite («Kameliendame»),
Sappho, Judith, Hero, Maria Stuart u. a. Heroinen und Salondamen.
1) Kreis
[* 58] im westl. Teil des russ. Gouvernements Charkow, hat 3149,4 qkm, 132 597 E., Ackerbau und Zuckerfabrikation.
- 2) Kreisstadt im Kreis an der Merla und an der Sumylinie (Merefa-Woroshba) der Staatsbahn Charkow-Nikolajew, hat (1889) 11 525 E.,
Post, Telegraph,
[* 59] 4 Kirchen, 1 Progymnasium für Mädchen, 2 Dampfmühlen, 3 Gerbereien.
Der früher bedeutende
Handel ist seit 1820 zurückgegangen.
Alexis, russ. Maler, geb. 1824 im Gouvernement Moskau,
[* 60] diente zuerst in der Marine, widmete sich seit 1849 auf
der Akademie zu Petersburg
[* 61] der Malerei und genoß später in Düsseldorf
[* 62] den Unterricht Achenbachs. Hier malte er fünf Seeschlachten
aus der ZeitPeters d. Gr., von welchen eine auf der Internationalen Kunstausstellung zu Berlin 1891 vertreten
war. Nach Rußland zurückgekehrt, wurde er Maler des Stabes der Marine und arbeitete als solcher mehrere hydrogr. Atlanten aus.
Von seinen Gemälden sind noch hervorzuheben: Eisgang auf der Newa, Reede von Kronstadt,
[* 63] zwei Bilder aus dem Leben Christi
für die russ. Kirche in Paris, sowie Städteansichten, welche mit lebhafter etwas heiterer Farbe große
Sachlichkeit verbinden.
Bogomili, Bogumilen, auch Babunen, eine dualistisch-manichäische Sekte in Thracien, Macedonien und Bulgarien,
so benannt nach ihrem Stifter, besser Reformator, dem bulgar. Priester Bogomil in der ersten Hälfte der Regierung des bulgar.
ZarenPeter zwischen 927 und 950. Seine Lehre ist uns bekannt aus einer gegen die Bogomilen gerichteten, von einem
sonst unbekannten bulgar. orthodoxen Priester Cosmas gegen Ende desselben Jahrhunderts verfaßten slaw. Streitschrift. Diese
Lehre verbreitete sich unter den bulgar. Slawen Macedoniens, wo die bogomilische Gemeinde unter den Dragovitschen, einem alten
slaw. Stamme, berühmt geworden ist. Ferner verbreiteten sich die Bogomilen nach Serbien, wo sie aber am Ende
des folgenden
¶
mehr
213 Jahrhunderts vom ersten Nemanjiden Stefan teils ausgerottet, teils ausgewiesen wurden. Zu dieser Zeit findet man in Bosnien
und etwas später in benachbarten Gegenden Dalmatiens und Kroatiens zahlreiche Anhänger dieser Sekte, die in lat. Quellen unter
dem NamenPatarener vorkommen, sich aber selbst schlechthin Christiani und ihre Gemeinde Bosnische Kirche nannten.
Die Sekte fand großen Anklang unter den Großen, ja selbst am königl. HofeBosniens. Die Kreuzzüge, die Ungarn
[* 65] gegen die bosn.
Patarener führte, konnten die Verbreitung der Sekte nicht verhindern; erst die türk. Eroberung (1463) stellte ihr einen
Damm entgegen, indem die Patarener, insbesondere der Adel, massenweise zum Islam übertraten. Die Lehre der
und Patarener war einfach: ausgehend vom dualistischen Standpunkte behaupteten sie, daß nicht Gott, als das höchste gute
Wesen, sondern das Böse die sichtbare Welt erschaffen habe. Die Bogomilen gehörten jedoch zu den mildern Dualisten, indem sie lehrten,
daß das Böse durch Abfall von Gott, dem guten Princip, entstanden sei.
IhreLehre war weit entfernt von der phantastischen Theosophie der Manichäer und griech. Paulicianer. Daher trachteten sie ihre
Dogmatik der christlichen anzupassen und gaben sich für Monotheisten aus, welche auch an die Trinität glaubten. In betreff
der Person des Erlösers huldigten sie dem Doketismus: Christus habe nur durch seine Lehre die Menschheit
erlöst, daher verwarfen sie auch die Sakramente. Der Organismus der Gemeinde und der Gottesdienst waren ebenfalls höchst
einfach.
Ein Teil des bosn.-patarenischen Rituals in einer Handschrift des bosn. Patareners Radoslav ist in neuerer Zeit aufgefunden
worden («Starine» XIV). Es entspricht vollständig dem von Cunitz
(1853) herausgegebenen katharischen Rituale. Die und Patarener verwarfen von der Bibel
[* 66] das Alte Testament, mit Ausnahme der
Psalmen. Nebst den neutestamentlichen Büchern waren einige Apokryphen im Gebrauche. Der Bogomilismus ist verwandt einerseits
dem orient. Paulicianismus, aber einfacher in der Lehre, dem Organismus und Gottesdienste, andererseits dem abendländ.
Katharismus. Es scheint, daß sich diese Sekte von der Balkanhalbinsel
[* 67] nach Italien
[* 68] und Südfrankreich
ausgebreitet hat. Dahin deutet namentlich die Organisation der italischen Patarener nach dem «Ordo de Bulgaria» und «Ordode Drugutia» (Dragovitia). –
1) Kreis des russ. Gouvernements Tula, bildet eine Hochebene von durchschnittlich 250 m Höhe, auf der viele Flüsse
[* 69] entspringen,
und hat 3124,1 qkm und 159664 E., bedeutende Steinkohlenbergwerke. Ertrag 1887 5¼ Mill. Pud Steinkohlen.
–
2) Kreisstadt im Kreis Bogorodizk, 58 km im SSW. von Tula, an der zur Upa gehenden Uperta und an der Linie Uslowaja-Jelezk der Privatbahn
Wjasma-Rjaschk, hat (1889) 7993 E., Post, Telegraph, 3 Kirchen, Handel mit Getreide,
[* 70] Flachs, Borsten und ist Mittelpunkt des
Kohlentransports im Kreise.
[* 71]
1) Kreis im östl. Teil des russ. Gouvernements Moskau, hat 3501,6 qkm mit 180207 E., 262 Fabriken mit einer jährlichen Produktion
von 30 Mill. Rubel an Baumwoll- und
Seidenstoffen, Tuchen, Kattunen, Chemikalien. Der Boden ist unfruchtbar. –
2) Kreisstadt im Kreis Bogoródsk, 56 km ostnordöstlich von Moskau, an der Kljasma und an der Abzweigung Stepanowo-Bogoródsk
(13 km) der Linie Moskau-Nishnij-Nowgorod der GroßenRuss. Eisenbahn, hat (1889) 2716 E., Post, Telegraph, 2 Kirchen, 3 Wollfabriken, 4 Seidenwebereien, 3 Bandfabriken
und Handel mit den Fabrikaten des Kreises.
ein erst in den letzten Jahrzehnten näher bekannt gewordenes hamitisches Hirtenvolk, in einem Teile
des Abessinien im Norden
[* 72] vorgelagerten Berglandes. Die Bogos grenzen südlich an Hamasen, östlich an die Mensa, nördlich und
westlich an die Beni-Amer. Ihr Land liegt zu beiden Seiten des prachtvollen Gebirgsthals des Ansebaflusses und sucht in Mannigfaltigkeit
der Tier- und Pflanzenwelt seinesgleichen in Afrika.
[* 73] Die Bevölkerung zählt etwa 8000 Köpfe. Davon besteht
nur ein Drittel aus eigentlichen Bogos (Schmagillis), welche das Belén (Bilin) sprechen.
Den Rest bilden die ihnen unterthanen Leute, welche, wie die Mensa und Habáb, Tigrē (s. d.) genannt werden. Die Bogos, den Agaw
in Hochabessinien verwandt und im 16. Jahrh. in ihre jetzigen Wohnsitze eingewandert, nennen
sich auch nach ihrem sonst unbekannten Stammvater Boasgor (d. h. Söhne des Boas) oder nach ihrer Sprache
[* 74] Belén. Die Bogos sind schön gebaut, haben angenehme Gesichtszüge, kluge Augen, eine vom Gelb bis ins Dunkelbraune wechselnde
Hautfarbe, reiches, etwas krauses und grobes Haar,
[* 75] das in Locken fast bis auf die Schultern fällt.
Sie bezeichnen sich als Christen, haben aber nur noch wenige Reste vom Christentum. Sie sind vorwiegend
Hirten und haben 20 Dörfer und Weiler. Fast das ganze Jahr hindurch zieht etwa ein Drittel der Bevölkerung
[* 76] mit den Herden
in den Bergen
[* 77] umher. Der Feldbau beschränkt sich auf Durra und Tabak.
[* 78] Die Häuser sind halbkugelförmige
Strohhütten von ungefähr 5 m Durchmesser. Alle Mitglieder eines Stammes, d. i. die Nachkommen eines gemeinsamen Stammvaters
für sieben Generationen, machen eine einheitliche Verbrüderung, eine Blutsverwandtschaft aus und sichern sich Leben und
Sicherheit zu. Die Mordthat des einen belastet alle mit Blutschuld; wird einer ermordet, so haben alle das
Recht und die Pflicht der Blutrache.
Die Würde des Stammhäuptlings (Sim), ein Ehrenamt ohne Macht, vererbt sich nach der Erstgeburt. Die Frau ist gesetzlich
rechtlos; Scheidung ist leicht, aber selten; Polygamie erlaubt, aber nicht häufig. Bis 1844 fast unabhängig, wurden die
Bogos später teils durch die westlichen mohammed. Volker, teils durch die Emporkömmlinge in Tigre und Abessinien
unterjocht. Im Juli 1872 kamen sie unter ägypt. Oberherrschaft. Seit 1884 stehen sie unter
der Herrschaft des Kaisers von Abessinien. Hauptort des Landes ist das Dorf Kerén mit etwa 300 Strohhütten und einer Kirche
der Lazaristenmission. –
Bergwerksort im Kreis Werchoturje des russ. Gouvernements Perm, 135 km nördlich von
Werchoturje, an der Turja und der Ostseite des Uralgebirges, in malerischer Lage, hat über
¶
mehr
3000 E., Post, Telegraph, zwei Kirchen, Kupferbergwerk und Hüttenwerke, die, gegenwärtig dem Kaufmann Polowzew gehörig, 1888 12 385 Metercentner
Kupfer
[* 80] lieferten.
Die Bergwerke wurden 1757 von Pochodjaschin eröffnet und gehörten 1791-1875 der Krone.
unter span. Herrschaft Santa Fé oder Santa Fé de Bogota genannt, Hauptstadt der Republik Columbia
[* 81] in Südamerika
[* 82] und des Depart. Cundinamarca, auf der Westseite der Ostcordillera oder der Kette von Suma-Paz, in 2610 m Höhe
an der Ostseite der baumlosen Hochebene von Bogota (900 qkm), die, rings von Bergen umschlossen, die Gestalt eines ehemaligen
Seebeckens hat. Die Stadt ist dicht an einer 600 m hohen, fast senkrecht abstürzenden Felswand erbaut,
die der Rio
[* 83] San Francisco in einer engen Schlucht durchbricht, um 20 km im SW. den prachtvollen, 146 m hohen Tequendamafall
zu bilden.
Anlage und Bauten. Das Klima der Stadt ist feucht, aber gemäßigt und gesund. Die mittlere Jahrestemperatur ist 14,4°
C. Der Rio San Francisco und sein Nebenfluß, der Rio SanAugustin, teilen die Stadt in drei Teile. Sie ist der Sitz der Regierung,
des Kongresses, der Centralbehörden, eines deutschen Ministerresidenten und Generalkonsuls für die Republik, eines österr.
Konsuls, seit 1554 eines Erzbischofs und die schönste Stadt des ganzen Landes. Obgleich öfters von Erdbeben
[* 84] heimgesucht und durch das vom größtenteils zerstört, erstand sie doch immer wieder und nimmt, da die Häuser
wegen der Erdbeben meist nur einstöckig gebaut sind, einen sehr großen Raum ein.
Die Straßen durchschneiden sich rechtwinklig, sind gepflastert, größtenteils mit Trottoirs versehen, zum Teil
mit Bäumen geziert. Die Calle-Real oder Calle de la Republica ist die schönste Straße und endet auf dem prächtigsten der
vier sehr großen und mit Springbrunnen gezierten Plätze, dem Marktplatze, an welchem das 1825 erbaute Regierungsgebäude,
das Zollhaus und die prachtvolle Kathedrale in korinth. Stile mit einer kostbaren Statue der heil. Jungfrau
stehen.
In der Mitte des Platzes erhebt sich seit 1846 ein von Tenerani ausgeführtes, in München gegossenes Bronzestandbild Bolivars.
Ferner hat Bogota 29 jetzt mehr oder weniger verfallene Kirchen und 12 verlassene oder andern Zwecken dienende Klöster, ein Colegio
Nacional de San Bartolomé (ein ehemaliges Kloster), dessen Aula zugleich Konzertsaal ist, mit der Nationalbibliothek
(33000 Bände), eine Münze und die 1802-3 erbaute, jetzt verlassene Sternwarte;
[* 85] an wissenschaftlichen Anstalten eine Universität,
deren Leistungen jedoch gering sind, drei Colegios, Militärschule, höhere Töchterschule, mehrere Volksschulen, Museum für
Natur- und Kunstgegenstände, botan. Garten
[* 86] und eine Naturforschende Gesellschaft.
Bevölkerung, Handel und Verkehr. Bogota hatte 1884 95 813 E., darunter eine Anzahl ziemlich reicher Kaufleute
und Kapitalisten. Die Gewerbthätigkeit ist im ganzen gering, und unter der großen Masse der Bevölkerung herrscht Armut und
physisches wie moralisches Elend. hat Bedeutung als Hauptstapelplatz für den Binnenhandel Columbias, doch leidet derselbe
noch sehr durch die großen Schwierigkeiten des Transports auf den Hauptstraßen und über die Gebirge.
Bis nach Honda, dem Endpunkte der Dampfschiffahrt auf dem Magdalenenstrom, ist der Transport der Waren langwierig und beschwerlich.
Zwei Eisenbahnen verbinden P. mit Jirardot und Facatativa. Die Verlängerung
[* 87] der letztern Linie bis zum Magdalenenstrom ist
geplant, auch ist eine direkte Bahn nach der Hafenstadt Buenaventura genehmigt (1892 von der Küste bis
Cali 19 km bereits in Betrieb).
Geschichtliches. Bogota wurde 1538 von dem Spanier Gonzalo Ximenez de Quesada an der Stelle des alten Tensaquillo gegründet, nach
dessen Geburtsort Santa Fé genannt, mit dem Beinamen Bogota, nahm sehr bald an Wichtigkeit zu und wurde 1598 die
Hauptstadt des span. Vicekönigreichs Neugranada und 1811 der Sitz des Kongresses, der nach dem Beispiel von Venezuela
[* 88] 12. Nov. die
Republik proklamierte. Zwar wurde die Stadt im Juni 1816 von den Spaniern erobert, aber durch Bolivar, nach dessen Siege bei
Boyacá, befreit und bald Hauptstadt der vereinigten Republik Columbia bis zu deren Trennung
in drei Staaten (1831), dann für Neugranada und (1863-86) für die Vereinigten Staaten
[* 89] von Columbia.
(spr.-schahn), Deutsch-Bogsán (ungar. Német-Bogsán), Klein-Gemeinde, Sitz eines Stuhlbezirks (33 213 E.) im
ungar. Komitat Krassó-Szörény, an der Berzava und der Linie Vojtek-Német-Bogsan der Ungar.
Staatsbahn, ist
Sitz eines Bezirksgerichts und hat (1890) 2956 deutsche und rumän. E., Post, Telegraph, Eisenbergwerk, Eisenhämmer und Gießereien.
Flecken im Kreis Kanew des russ. Gouvernements Kiew,
[* 90] an den Flüssen Roß und Boguslawka, hat (1885) 8923 E.,
davon zwei Drittel Israeliten, Post, Telegraph, 2 russ., 1 kath. Kirche, 1 Kloster, 1 Synagoge, 2 Tuchfabriken, 1 Maschinenbauanstalt,
Handel mit Wolle, Leder und Schaffellen.
Adalbert, poln. Schauspieler und Dramatiker, geb. zu
Glinno unweit Posen,
[* 91] studierte erst im Piaristenkonvikt zu Warschau,
[* 92] dann kurze Zeit in Krakau
[* 93] und betrat 1778 zu
Warschau zum erstenmal die Bühne. Er war dann als Theaterdirektor thätig, spielte während des Reichstags mit seiner Gesellschaft 1784 in
Grodno, dann in andern Städten, bis er 1790 die Leitung des königl. Hoftheaters in Warschau übernahm. Infolge
der polit. Ereignisse von 1794 begab sich Boguslawski nach Krakau und von da nach Lemberg,
[* 94] 1799 wieder
nach Warschau und von hier nach Kalisch,
[* 95] 1807 nach Posen und bald nachher wieder nach Warschau.
Infolge des Krieges von 1812 sah er sich genötigt, die Vorstellungen abermals zu schließen. Er starb Boguslawski erwarb
sich die größten Verdienste um das poln. Nationaltheater, als dessen eigentlicher
Begründer er anzusehen ist. Durch zahlreiche Übersetzungen und eigene dramat. Leistungen wußte er sich ein Repertoire zu
schaffen; auch war er der erste, welcher die Oper auf die poln. Bühne brachte. Am meisten geschätzt von seinen Stücken sind
das Melodrama «Krakowiaken und Goralen oder das angebliche Wunder» (gedruckt Berl. 1841),
welches noch
heute auf allen poln. Theatern gegeben wird, «Heinrich IV. auf der Jagd» und «Die modischen Spasmen oder eine moderne
Ehe»; in deutscher Übersetzung erschien: «Der arme Student» (mit der falschen Angabe «aus dem Polnischen des Niemcewicz von M.
Kuralt», Lemberg etwa 1800). Eine Sammlung seiner «Dramat.
Werke» (9 Bde., Warsch. 1820-25)
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besorgte Boguslawski selbst und fügte ihnen eine Geschichte des poln. Nationaltheaters
bei.
Albert von, deutscher Militärschriftsteller, geb. zu Berlin, trat 1852 als Freiwilliger in
die preuß. Infanterie, wurde 1854 Offizier, nahm an den Feldzügen von 1864 und 1866 gegen
Dänemark und Österreich
[* 97] als Lieutenant, am Deutsch-FranzösischenKriege von 1870 und 1871 als Hauptmann
teil, wurde 1879 Oberstlieutenant und 1883 Oberst und Commandeur des Kolbergischen Grenadierregiments Nr.
9; 1886 in gleicher Eigenschaft zum Hohenzollernschen Füsilierregiment Nr. 40 versetzt,
wurde er 1888 zum General und Commandeur der 21. Infanteriebrigade ernannt und führte als solcher 1889 den Befehl über
die bei Waldenburg
[* 98] in Schlesien
[* 99] zur Unterdrückung von Unruhen versammelten Truppen. Im Dez. 1891 schied er unter Ernennung zum
Generallieutenant aus dem aktiven Dienst. Er schrieb: «Die Entwicklung der Taktik von 1793 bis zur Gegenwart» (1. Tl., 2. Aufl.,
Berl. 1873; 2. Tl. in 3 Bdn., 3. Aufl., 1885),
«Taktische Folgerungen aus dem Kriege 1870/71» (2. Aufl., ebd. 1872; auch in engl., ital.
und russ. Übersetzung erschienen),
Teil des russ. Gouvernements Woronesch, hat 9671,7 qkm, 343 393 E., Acker-, Melonenbau und
Fischerei.
[* 100] - 2) Kreisstadt im Kreis Bogutschar, 240 km südöstlich von Woronesch, am Flusse Bogutschar, 7 km vor seiner Mündung in den Don,
hat (1890) 4110 E., Post, Telegraph und Handel mit Hornvieh vom Lande der Donischen Kosaken nach Petersburg und Moskau.
Dorf im KreisKattowitz
[* 101] des preuß. Reg.-Bez. Oppeln,
[* 102] 15 km
im SO. von Beuthen,
[* 103] 3,5 km von der poln. Grenze, hat Postagentur und Telegraph, einschließlich der Kolonie Zawodzie (1890) 7665 (3892
männl., 3773 weibl.) überwiegend kath. und polnisch sprechende
E., die in den Zinkhütten Norma-, Kunigunde- und Franzhütte, in der Rheinschen Maschinen- und in einer Superphosphatfabrik
Beschäftigung finden.
(-en-Vermandois, spr. bŏäng ang wärrmangdŏá), Hauptstadt des Kantons Bohain (150,67
qkm, 14 Gemeinden, 23 651 E.) im Arrondissement St. Quentin des franz. Depart. Aisne, an der Linie Paris-Erquelines der Franz.
Nordbahn, 22 km im NNO. von St. Quentin, zwischen dem zur Schelde gehenden Kanal
[* 104] des Torrents und dem
Walde von in 124 m Höhe, hat (1886) 6234, als Gemeinde 6684 E., Post und Telegraph; Färbereien, Kaschmir-, Uhren-, Gaze-, Barègesfabriken.
Bohain besaß ehemals ein wichtiges festes Schloß des Connétable von St. Pol und wurde seit dem Mittelalter
oft belagert und erstürmt.
Fürsten von Antiochia. Bohemund I.,ältester Sohn des normann. Fürsten Robert Guiscard (s. d.), Herzogs von Apulien,
geb. um 1065, zeichnete sich schon in den Kriegen seines Vaters gegen den byzant. KaiserAlexios I.von 1081 bis 1085 aus.
Nach seines VatersTode (1085) ward er durch die Ränke seiner Stiefmutter vom väterlichen Throne ausgeschlossen; erst nach
vierjährigem Kampfe setzte er es durch, daß ihm Tarent als besonderes Fürstentum überlassen blieb.
Bei dem ersten Kreuzzug spielte er eine hervorragende Rolle. An dem Siege bei Doryläum in Phrygien war
Bohemund vorzugsweise beteiligt; auch führte er den Vortrab des Heers über den Taurus und nach Syrien, und die Eroberung von Antiochia
im Sommer 1098 war hauptsächlich ihm zu verdanken. Bohemund blieb zunächst in Antiochia, das ihm als eigenes
Fürstentum übertragen worden war. Nur mit der größten Anstrengung vermochte er seinen vielen Feinden zu widerstehen; 4 Jahre
brachte er in feindlicher Gefangenschaft zu, und nach der Befreiung mehr als je von den Saracenen bedrängt, suchte er 1104 in
Europa
[* 106] Unterstützung.
Während er seinen Vetter Tankred zur Verteidigung seines Reichs zurückließ, ging er selbst nach Frankreich,
verheiratete sich dort mit König Philipps I. Tochter, Konstanze, sammelte ein Heer und führte dasselbe nach Griechenland.
[* 107] Dort belagerte er im Herbst 1108 Durazzo, wurde aber gezwungen, mit dem KaiserAlexios Frieden zu schließen und Griechenland
zu verlassen. Er wandte sich nun nach Italien, um neue Streitkräfte zu sammeln, starb aber daselbst 1111. -
Bohemund II., Sohn des vorigen, war noch unmündig, als sein Vater starb.
Das Fürstentum Antiochia verwaltete noch immer Tankred mit Redlichkeit und Klugheit, und nach dessen Tode (1112) Roger von
Salerno. Dem letztern gingen staatsmännische Tugenden in dem Maße ab, daß das Fürstentum den Mohammedanern
(1119) hätte erliegen müssen, wenn nicht König Balduin II. von Jerusalem
[* 108] zur Hilfe herbeigeeilt wäre und durch eine Reihe
gefahrvoller Feldzüge die Unabhängigkeit von Antiochia aufrecht erhalten hätte. Bohemund selbst trat 1126 die Regierung an und
leistete Balduin kräftigen Beistand gegen die unaufhörlichen Angriffe der Mohammedaner. Aber schon 1130 fiel
er auf dem Schlachtfelde.
Bohemund III., Enkel des vorigen, übernahm 1163 die Regierung. Kurz darauf fiel er in die Gefangenschaft des Atabeken
Nureddin von Syrien, und nur König Amalrich vonJerusalem hinderte die Einnahme von Antiochia durch Nureddin. Bohemund ward bald gegen
Erlegung eines bedeutenden Lösegeldes freigelassen. Er regierte aber so kraftlos und machte sich durch
seine Ausschweifungen so verhaßt, daß
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