mehr
Pachtrechts» (Berl. 1873),
«Die mechan. Bearbeitung des Bodens» (Lpz. 1879),
«Die Kultur der landwirtschaftlichen Nutzpflanzen» (Bd. 1, ebd. 1889; Bd. 2, bearbeitet von Settegast, 1891).
Pachtrechts» (Berl. 1873),
«Die mechan. Bearbeitung des Bodens» (Lpz. 1879),
«Die Kultur der landwirtschaftlichen Nutzpflanzen» (Bd. 1, ebd. 1889; Bd. 2, bearbeitet von Settegast, 1891).
Philipp, vläm.Schriftsteller, geb. zu Gent, [* 2] lebte als Privatgelehrter daselbst. Bereits 1834 trat er in der Zeitschrift «Letteroefeningen» mit vläm. Gedichten hervor, die wegen Mangel an Glätte wenig Glück hatten. Wichtigere Dienste [* 3] leistete er der Litteratur und den nationalen Bestrebungen der Vlämen durch Herausgabe älterer vläm. Dichtungen, wie des «Theophilus» (Gent 1836; 2. Aufl. 1858) und der «Oude vlaemsche gedichten» (3 Bde., ebd. 1838‒51). Mehrere andere alte Dichtwerke gab in der Sammlung der vläm. Bibliophilen heraus. Er behandelte mit Vorliebe altnordische Sagen und lieferte eine Teilübersetzung der «Nibelungen» in rein iambischen Versen.
Sein vorzüglichstes Werk ist «Aloude geschiedenis der Belgen of Nederduitschers» (Gent 1849), worin er den niederdeutschen Stämmen noch eine hohe kulturhistor. Mission prophezeit. Blommaert war seit 1860 Mitglied der Belgischen Akademie, Mitarbeiter an mehrern vläm.-nationalen Zeitschriften, besonders aber am «Messager des sciences historiques», und nebst Willems 1840 der Haupturheber der Gesuche zu Gunsten der vläm. Sprache. [* 4] Er starb in Gent.
Nils Johan Olsson, schwed. Maler, geb. zu Blommeröd in Schonen, erhielt seine künstlerische Ausbildung auf der Akademie in Stockholm, [* 5] Paris [* 6] und Rom. [* 7] Er starb in Rom. Blommér ist Vertreter einer romantisch-nationalen Richtung in der schwed. Kunst.
Bilder von ihm sind: Sommerabend, Elfentraum, Der Nix und die Töchter Ogirs (d. i. Wellen), [* 8] letzteres im Nationalmuseum zu Stockholm.
Christian Wilh., schwed. Chemiker, geb. zu Wexiö, studierte an der Universität Lund, wurde daselbst 1854 Docent, 1856 Laborator am Chemischen Institut und 1862 Professor der Chemie und Mineralogie. 1861 war er Teilnehmer der wissenschaftlichen Expedition nach Spitzbergen; seine dabei gesammelten «Geognostika iakttagelser» erschienen in den «Verhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Stockholm», deren Mitglied er 1861 wurde. Von B.s größern chem., mineralog. und geolog. Arbeiten sind hervorzuheben: «Die Chemie der Jetztzeit vom Standpunkte der elektrotechn. Auffassung aus Berzelius’ Lehre [* 9] entwickelt» (Heidelb. 1869) und die vielbenutzten Lehrbücher für organische Chemie. Außerdem hat er viele Aufsätze und Untersuchungen in Zeitschriften, so auch in den «Berichten der Deutschen Chemischen Gesellschaft» veröffentlicht. Viele der chem. und mineralog. Theorien B.s, der für die Neuerungen Berzelius’ mit Erfolg eintrat, sind allgemein angenommen. Blomstrand ist auch der Entdecker des Manganosit, des Vallerit u. a. Mineralien. [* 10]
1) Kreis [* 11] im mittlern Teil des russ.-poln. Gouvernements Warschau, [* 12] hat 1079,4 qkm, 78005 E., Acker-, Gartenbau, Milchwirtschaft, Baumwollmanufaktur, Zuckerfabriken. – 2) Kreisstadt im Kreis Blon, 30 km westlich von Warschau, hat (1885) 1862 E., Post, eine kath. Kirche, Zündhölzchenfabrik und Gerbereien. Blon wird schon 1290 erwähnt und wurde 1871 Kreisstadt.
de Nesle oder Néele (d. i. Noyelles, wahlscheinlich sein Geburtsort), picardischer Trouvère des 12. Jahrh.; es sind von ihm etwa 30 elegante, aber einförmige Lieder erhalten. Der sagenhafte Menestrel Blondel des Königs Richard Löwenherz (s. d.) von England, der, als Richard auf der Heimkehr von Palästina [* 13] von Herzog Leopold von Österreich [* 14] auf der Feste Dürrenstein eingesperrt war, den verschollenen König gesucht haben soll, hat mit Blondel nur den Namen gemein; dieser Menestrel soll den König dadurch entdeckt haben, daß er vor der Feste ein nur ihm und dem König bekanntes Lied sang, worauf Richard sich zu erkennen gab. Die einzige ältere Quelle [* 15] für diese Sage ist die zuletzt von de Wailly (Par. 1876) herausgegebene Chronik von Reims [* 16] aus der 2. Hälfte des 13. Jahrh.; die Lieder des Trouvère Blondiaus und des Königs Richard («Les œuvres de Blondel de Néele», hg. von Tarbé, Reims 1862) wissen von jener Sage nichts. In neuerer Zeit ist sie als Roman (z. B. von Madame Valandon; vgl. auch Scotts «Ivanhoe») und als Oper (von Händel, 1727; Grétry, 1784; u. a.) verarbeitet worden.
(spr. blongdéll), François, franz. Architekt, geb. 1617 zu Paris, war 1657‒58 franz. Gesandter in Berlin, [* 17] wurde 1671 Direktor der neubegründeten Bauakademie, 1683 wegen eines artilleristischen Werkes Maréchal-de-Camp und starb 1686 zu Paris. Er erbaute daselbst die Thore St. Bernard und St. Antoine. In neuerer Zeit wurde er viel genannt, weil allem Anschein nach von ihm der Entwurf zum Zeughaus in Berlin stammt. Blondel schrieb das einst berühmte Lehrbuch «Cours d’architecture» (2 Bde., Par. 1675 u. 1698).
sind in der Art der Zwirnspitzen aus roher Seide [* 18] (jetzt auch Halbseide) teils geklöppelte, teils genähte, eigentlich nur weiße Spitzen (nach ihrem gelblichen Schimmer Blonden genannt), deren netzartiger Grund mit Blumen und andern [* 1] Figuren verziert ist;
zuerst und in größter Vollkommenheit in den franz. Städten Chantilly und Bayeux gefertigt.
In der Fabrikation der Blonden steht Frankreich obenan;
doch wird auch in Deutschland, [* 19] namentlich im Sächsischen Erzgebirge, Vorzügliches in dieser Art hergestellt. (S. Spitzen.)
(frz., spr. blongdäng), männliches, Blondine, weibliches Wesen mit blondem Haar. [* 20]
beliebte orient.
Mövchentaube mit Spiegelzeichnung auf Flügel und Schwanz.
s. Blon. ^[= Błonie. 1) Kreis im mittlern Teil des russ.-poln. Gouvernements Warschau, hat 1079,4 qkm, 78005 ...]
(spr. blúmfihld), Stadt im Country Essex des nordamerik.
Staates Neujersey, zwischen Newark und Paterson, hat (1889) 6500 E., Messing- und Silberwalzwerke und andere Industrie.
(spr. blúmfihld), John Arthur Douglas, Lord Bloomfield, engl. Diplomat, geb. als Sohn Benjamin B.s, eines Irländers von dunkler Herkunft, der durch die Gunst König Georgs Ⅳ. zum Peer von Irland emporstieg und 1846 starb. Bloomfield war als Diplomat in Stockholm und Petersburg [* 21] thätig, kam 1851 als Gesandter nach Berlin, wo er sich während des Orientkrieges hervorragend bethätigte und namentlich die maßgebenden Kreise [* 22] dem russ. Einflusse zu entziehen suchte. 1860 wurde er Botschafter in Wien, [* 23] schied 1871 aus dem Dienst, wurde zum Peer des Vereinigten [* 24] Königreichs erhoben und starb kinderlos
(spr. blúmfihld), Rob., engl. Naturdichter, geb. zu Honington (Suffolk) als Sohn eines armen Schneiders, kam 1781 zu seinem ältern Bruder, einem Londoner Schuhmacher, in die Lehre. Einige Volkslieder nach alten Weisen, ¶
«The milk-maid» und «The sailor’s return», waren das erste, was von ihm gedruckt wurde und Beifall fand. Seine ansprechendste Dichtung ist «The farmer’s boy» (1800; illustriert von Bloomfield Foster, Lond. 1875, Boston [* 26] 1877; deutsch von Fick, Erlangen [* 27] 1803). «Rural tales, ballads and songs» (1802) und kleinere Gedichte («Wild flowers», «Mayday with the Muses»),
auch ein dramat.Idyll: «Hazlewood Hall», [* 28] erregten nicht die frühere Teilnahme. Mit Thomson hat Bloomfield Fluß der Verse und Wärme [* 29] der Empfindung gemein; an Kraft [* 30] und Lebhaftigkeit der Einbildung steht er ihm nach. Der Herzog von Grafton, Rogers und Southey nahmen sich seiner an. Die mißliche Lage, in die er gegen Ende des Lebens geriet, wurde durch Blindheit und körperliche Leiden [* 31] verschlimmert. Er starb zu Shefford in Bedford. B.s «Poems» wurden öfters gedruckt, ebenso seine «Works» (2 Bde., 1814). Auswahl seines Briefwechsels von Hart (Lond. 1871).
(spr. blúmingt’n).
1) Hauptstadt des County McLean im nordamerik.
Staate Illinois, südwestlich von Chicago, ist Knotenpunkt einer Anzahl von Bahnen, darunter die Illinois-Central-, Chicago- und Altonbahn, welche letztere hier große Werkstätten unterhält, hat (1890) 20484 E., die Wesleyan University und in der Nähe die State Normal University;
ferner Kohlengruben, bedeutende Industrie und lebhaften Handel sowie eine deutsche Zeitung. – 2) Hauptort des County Monroe in Indiana, südwestlich von Indianapolis, hat 4018 E. und ist Sitz der Staatsuniversität.
in der Fechtkunst [* 32] der Mangel an Deckung einzelner Körperteile, der durch das Aufgeben der richtigen Auslage der eigenen Klinge entsteht.
in der Gerberei die durch Kalken und Schwellen für den Gerbeprozeß zubereitete Haut. [* 33]
(frz., spr. bluhs’), s. Bluse. ^[= (frz. blouse), ursprünglich ein aus dem Bliaud (s. d.) hervorgegangenes Obergewand der Männer. ...]
(spr. bloh), John, engl. Komponist, geb. 1648, wurde als Sängerknabe des königl. Kirchenchors in London [* 34] erzogen, war teils als Organist, teils als Dirigent und Komponist in dieser Kapelle lebenslang thätig und starb Er komponierte viele Kirchenstücke (Anthems u. s. w.), die gedankenreich, kunstvoll und doch einfach sind.
Seine weltlichen Gesänge erschienen gedruckt als «Amphion [* 35] Anglicus» (Lond. 1700).
Er war der Lehrer des großen H. Purcell (s. d.) und ist nächst diesem der bedeutendste engl. Tonsetzer seiner Zeit.
czech. Blovice, Stadt in der österr.
Bezirkshauptmannschaft Pilsen [* 36] in Böhmen, [* 37] an der Uslawa und der Linie Wien-Eger der Österr.
Staatsbahnen, [* 38] hat (1890) als Gemeinde 1765 czech.
E., Post, Telegraph, [* 39] Bezirksgericht (306 qkm, 50 Gemeinden, 65 Ortschaften, 20895 E.), Brauerei, 2 Dampfmühlen und 1 Dampfbäckerei.
In der Nähe das Schloß Hradischt des Grafen Pálffy von Erdöd mit Park und die Ruine Wildstein (549 m), einst den Rosenbergern gehörig.
L. S., Abkürzung für benevolo lectori salutem (lat., d. h. dem geneigten Leser Heil oder Gruß!).
(spr. blschani), czech.
adeliges Geschlecht, zählt zu den ältesten in Pommern, [* 40] Mecklenburg [* 41] und Holstein. Hermann von Blücher, um 1290 genannt, ist vielleicht der Stammvater des Hauses, wenigstens des pommerschen Zweigs, der mit Vincenz und dessen Vetter Ludwig von Blücher um 1760 ausstarb. Dem mecklenb. Aste, zunächst dem Hause Groß-Rensow, entstammte Fürst Leberecht Blücher (s. d.) von Wahlstatt, der in den Fürstenstand erhoben wurde, während seine Nachkommen die gräfl. Würde erhielten.
Fürst Blücher hinterließ zwei Söhne:
1) Graf Franz Blücher von Wahlstatt, geb. der an den Feldzügen von 1813‒14 teilnahm und als preuß. Generalmajor zu Köpenick geisteskrank infolge der im Kriege erhaltenen Kopfwunden starb. Dessen Sohn, Gebhard, geb. erhielt als Haupt der Linie Blücher von Wahlstatt den preuß. Fürstentitel nach dem Rechte der Erstgeburt und wurde erbliches Mitglied des preuß. Herrenhauses; er starb Seine Kinder hatte er durch deren kathol. Mutter zu dieser Konfession überführen lassen; ihm folgte sein ältester Sohn Gebhard, Fürst Blücher von Wahlstatt (geb. als Haupt dieser Linie.
2) Graf Friedrich Gebhard Blücher von Wahlstatt, geb. 1780, der sich ebenfalls an den Feldzügen beteiligte, seinen Abschied als Oberstlieutenant nahm und ohne männliche Nachkommen starb. – Ein Enkel vom Oheim des Fürsten Blücher, Konrad Daniel von Blücher, geb. ist der Begründer der Linie Blücher-Altona. Er trat früh in dän. Dienste, war seit 1808 Chef der Verwaltung in Altona, [* 42] machte sich um diese Stadt hochverdient und starb daselbst als dän. Geh.
Konferenzrat und Oberpräsident der Stadt. Er war in den erblichen dän. Grafenstand erhoben worden. Der jetzige Vertreter dieses Zweigs ist Gustav, Lehnsgraf von Blücher-Altona, geb. – Eine dritte Linie des Geschlechts, die Linie Blücher-Finken, begründete der Domherr und Johanniterritter Ludwig Gerhard Hartwig Friedrich von Blücher, geb. gest. in den preuß. Grafenstand erhoben. Die Linie, deren jetziger Vertreter Graf Adolf, geb. ist, hat Besitzungen in Mecklenburg-Schwerin. –
Vgl. Wigger, Geschichte der Familie von Blücher (2 Bde., Schwer. 1870‒79) ^[]
Gebhard Leberecht von, Fürst von Wahlstatt, preuß. Generalfeldmarschall, wurde zu Rostock [* 43] geboren. Bis zu seinem 10. Jahre wuchs er auf dem Gute seines Vaters, frühern kurhess. Rittmeisters, heran. Dann brachte ihn derselbe mit einem Bruder zu seinem Schwiegersohne, dem schwed. Kammerherrn von Krackwitz nach Rügen. Hier erlangte Blücher große Geschicklichkeit in allen körperlichen Übungen, besonders im Reiten; aber seine wissenschaftliche Bildung wurde ganz vernachlässigt.
Die Brüder wußten 1756 gegen den Willen ihres Schwagers und ihrer Eltern, ihre Annahme bei dem schwed. Husarenregiment Sparre (später Mörner) durchzusetzen. Blücher trat als Junker ein, wurde aber auf dem Rückzuge nach dem Gefecht bei Suckow von einem preuß. Husaren des Regiments Belling am Kavelpaß gefangen, als er mit dem Pferde [* 44] gestürzt war. Oberst von Belling bewog ihn, in preuß. Dienste überzutreten, und wirkte ihm dazu gegen Auswechselung eines gefangenen schwed. Offiziers den Abschied aus. Blücher trat (1760) als Kornett beim Regiment Belling ein und wohnte dessen weitern Feldzügen bei, wurde bald Bellings Adjutant und schon 1761 Premierlieutenant. 1770 glaubte sich Blücher zurückgesetzt und erhielt von Friedrich Ⅱ. den geforderten Abschied mit den Worten: «Der Rittmeister Blücher mag sich zum Teufel scheren», und heiratete die Tochter ¶
des sächs. Generalpächters Mehling in Polen. Er verwaltete zuerst eins von dessen Gütern und kaufte dann Groß-Raddow in Pommern an, wo er eine wahre Musterwirtschaft führte und Land- und Ritterschaftsrat wurde. Erst 1787 von Friedrich Wilhelm Ⅱ. als Major in seinem alten Regiment wieder angestellt, wohnte er dem Feldzuge nach Holland bei, wo er den Orden [* 46] pour le mérite erwarb, und wurde 1790 Oberst. In dem folgenden Kriege gegen Frankreich bewährte er großes Talent als Reiterführer, namentlich bei Kaiserslautern [* 47] 1793 und Kirrweiler 1794, führte auch viele glückliche Handstreiche aus, worüber sein «Campagne-Tagebuch» Rechenschaft giebt.
Seit dem Gefecht von Kirrweiler, wo er 6 Geschütze [* 48] nahm, Generalmajor, stand Blücher 1795 bei dem Beobachtungskorps am Niederrhein, nach dem Baseler Frieden in Ostfriesland, vermählte sich zum zweitenmal mit der Tochter des Präsidenten von Colomb, wurde 1801 zum Generallieutenant befördert, nahm 1802 Erfurt [* 49] und Mühlhausen [* 50] für Preußen [* 51] in Besitz und war 1803 Gouverneur von Münster. [* 52] Beim Ausbruch des Krieges von 1806 stieß er mit den westfäl. Truppen in Thüringen zum Herzog von Braunschweig [* 53] und führte bei Auerstädt [* 54] den ersten Kavallerieangriff aus, der aber mißglückte. Blücher sammelte die Kavallerie und führte auf dem Rückzuge des Fürsten von Hohenlohe die Nachhut.
Von dem Rückzug nach Preußen abgedrängt, hoffte Blücher bei Lübeck [* 55] noch mit Hilfe engl. Schiffe [* 56] zu entkommen, mußte aber, von den Franzosen umstellt, die Kapitulation von Ratkau mit 6000 Mann 7. Nov. abschließen, allerdings unter dem ihm zugestandenen Zusatz, «daß ihm vom Prinzen von Pontecorvo (Bernadotte) die Kapitulation angetragen und von ihm nur wegen Mangels an Munition, Proviant und Fourage eingegangen worden sei». Am ward er gegen den Marschall Victor-Perrin ausgewechselt und nach Schwedisch-Pommern gesandt, um die Schweden [* 57] zu unterstützen. Blücher erhielt schon damals den Schwarzen Adlerorden.
Nach dem Tilsiter Frieden arbeitete er in Königsberg [* 58] und Berlin im Kriegsdepartement und wurde 1809 General der Kavallerie sowie kommandierender General in Pommern. Er war damals der Mittelpunkt aller auf die Befreiung des Vaterlandes gerichteten Bestrebungen und hielt in weiten Kreisen die Hoffnung auf Preußens [* 59] Erhebung durch seinen ungebeugten Mut, seinen offen zur Schau getragenen Haß gegen alles Französische aufrecht. Scharnhorst erkannte B.s Bedeutung und verteidigte ihn stets gegen die Angriffe der Ängstlichen am Hofe; doch mußte Blücher 1812 den aktiven Dienst verlassen, worauf er in Kunzendorf bei Neisse [* 60] lebte. Diese Zeit der Unthätigkeit hat er selbst die schrecklichste seines Lebens genannt.
Bei Ausbruch des Krieges 1813 erhielt Blücher den Oberbefehl über die in Schlesien [* 61] gebildete Armee, die durch das russ. Korps von Winzingerode verstärkt wurde. Bei der Vereinigung der verbündeten Armeen übernahm jedoch der jüngere Wittgenstein das Oberkommando. Unter ihm befehligte Blücher bei Lützen [* 62] und Bautzen [* 63] die Preußen; auf dem Rückzuge gelang ihm der hauptsächlich mit Kavallerie unternommene Überfall der franz. Division Maison bei Haynau (26. Mai). Nach dem Waffenstillstande erhielt er den Oberbefehl über das fast 100000 Mann starke schlesische Heer, zu dem zwei russ. Korps gehörten. Er hatte sich in dem Operationsplane von Trachenberg, der seine Thatkraft hemmte, eine geheime Ermächtigung zu freiem Handeln verschafft und errang dadurch den glänzenden Sieg an der Katzbach, wo er Macdonalds Heer vernichtete. Dann rückte er gegen Dresden [* 64] vor, wich aber einer Schlacht gegen Napoleons Übermacht aus und erzwang endlich, nach einem geschickten Flankenmarsch, 3. Okt. den Elbübergang bei Wartenburg, wodurch er auch den bisher fast ganz unthätigen Kronprinzen von Schweden (Bernadotte) veranlaßte, die Elbe zu überschreiten.
Als Napoleon sich wiederum gegen ihn wandte, ging er nicht über die Elbe zurück, sondern vorwärts hinter die Saale, von wo er dann auf Leipzig [* 65] marschierte. In der Völkerschlacht schlug er 16. Okt. Marmont vollständig bei Möckern, und gab, nachdem er am 17. seinen Angriff auf Befehl hatte einstellen müssen, am 18. ein Korps an den Kronprinzen von Schweden ab, um diesen zur Teilnahme am Angriff zu bewegen; am 19. drang Blücher zuerst in Leipzig ein. Nach der Schlacht wurde er zum Feldmarschall ernannt.
Seine Schnelligkeit und die Art seiner Angriffe hatten ihm bei den Russen den Beinamen «Marschall Vorwärts» erworben, der sein Ehrenname im ganzen deutschen Volke ward. Blücher war es dann auch, der der zaudernden Diplomatie Österreichs gegenüber unablässig die Notwendigkeit, Paris zu besetzen, betonte. Am ging er mit dem schlesischen Heere bei Caub über den Rhein, besetzte 17. Jan. Nancy, [* 66] schlug 1. Febr., durch Teile der Hauptarmee verstärkt, Napoleon bei La Rothière und drang längs der Marne gegen Paris vor.
Allein B.s getrennte Korps wurden von Napoleon 9. bis 14. Febr. bei Champeaubert und Etoges geschlagen, und nur mit großem Verlust erkämpfte er sich den Rückzug nach Chalons. Die Diplomatie verhandelte noch immer mit Napoleon, und die Hauptarmee mußte sogar den Rückzug antreten, da sich Napoleon gegen sie gewendet hatte. Blücher dagegen rückte wieder vor, ging bei Soissons über die Aisne und vereinigte sich mit dem aus Belgien [* 67] kommenden Bülowschen Korps. Am 9. März siegte er über Napoleon bei Laon und drang, nachdem auch Schwarzenberg gesiegt, gemeinsam mit diesem abermals gegen Paris vor. Am 29. März trafen beide Heere vor den Thoren von Paris zusammen, und tags darauf krönte die Schlacht von Paris, in ihr wiederum der Schluß, die Erstürmung des Montmartre, die Großthaten dieses Feldzugs, worauf 31. März die verbündeten Monarchen in die Hauptstadt Frankreichs einzogen. Blücher konnte eines Augenleidens wegen am Einzug nicht teilnehmen.
Friedrich Wilhelm Ⅲ. ernannte Blücher zur Erinnerung des Sieges an der Katzbach zum Fürsten von Wahlstatt und schenkte ihm die Güter des Stifts Trebnitz in Schlesien (Krieblowitz u. s. w.). In England, wohin Blücher im Juni desselben Jahres den verbündeten Monarchen folgte, empfing ihn das Volk mit größter Begeisterung; die Universität zu Oxford [* 68] ernannte ihn zum Doktor der Rechte. Ebenso wurde er in Preußen und namentlich in Berlin mit Ehren aller Art ausgezeichnet und als volkstümlichster Held gefeiert. Nach der Rückkehr Napoleons übernahm Blücher den Oberbefehl über das 150000 Mann starke preuß. Heer in Belgien; auf die Zusagen Wellingtons bauend, nahm Blücher den Angriff Napoleons bei Ligny an, verlor die Schlacht aber, als die Engländer nicht eintrafen. In eine Kavallerieattacke verwickelt, gerieth Blücher durch den Sturz seines getöteten Pferdes, unter welches er zu liegen kam, persönlich in große Gefahr, aus der er nur durch seinen ¶
Adjutanten (von Nostitz) gerettet wurde. In B.s Abwesenheit hatte Gneisenau, sein Generalstabschef, den Rückzug anstatt auf die bisherigen Verbindungen, auf Wavre, d. h. in Richtung auf die Armee Wellingtons angesetzt. Hierdurch war es möglich, daß Blücher auf dem Schlachtfelde von Waterloo [* 70] 18. Juni rechtzeitig eintraf und die Schlacht entschied. Blücher rückte hierauf in Eilmärschen gegen Paris vor und besetzte dasselbe 7. Juli. Auch diesmal verhehlte er keineswegs sein Mißtrauen in die Diplomatie und trat der noch immer bestehenden Neigung, das franz. Selbstgefühl ungebührlich zu berücksichtigen, nach Möglichkeit entgegen.
Auf einem Feste, das der Herzog von Wellington gab, brachte er, gegen Castlereagh gewandt, den berühmten Toast aus: «Was die Schwerter [* 71] uns erwerben, laßt die Federn nicht verderben!» Um B.s hohe Verdienste um Preußen und Deutschland zu ehren, stiftete Friedrich Wilhelm Ⅲ. ein Ordenszeichen, das in einem von goldenen Strahlen umgebenen Eisernen Kreuze bestand und ausschließlich Blücher verliehen wurde. Chef von B.s Generalstab war anfangs Scharnhorst, nach dessen Tode Gneisenau, dessen Verdiensten er stets unumwunden volle Anerkennung zollte.
Nach dem zweiten Pariser Frieden lebte Blücher meist in Krieblowitz und besuchte jährlich Karlsbad. Noch bei seinem Leben, dem Jahrestage der Schlacht an der Katzbach, wurde ihm in seinem Geburtsorte Rostock ein von Schadow zu Berlin ausgeführtes Standbild errichtet, welches folgende charakteristische Inschrift (von Goethe) trägt: «In Harren und Krieg, in Sturz und Sieg bewußt und groß – so riß er uns vom Feinde los.» Blücher starb nach kurzem Krankenlager zu Krieblowitz in Schlesien. In Berlin ward ihm eine von Rauch modellierte Bronzestatue in Breslau [* 72] eine andere ebenfalls von Rauch gearbeitete 1827 errichtet.
Seinen Namen führt das preuß. 5. (Pommersche) Husarenregiment. –
Vgl. Schöning, Geschichte des preuß. 5. Husarenregiments mit besonderer Rücksicht auf Blücher (Berl. 1843);
Bieske (Leibarzt des Fürsten), Der Feldmarschall Fürst G. L. Blücher von Wahlstadt (ebd. 1862);
Scherr, Blücher, seine Zeit und sein Leben (4. Aufl., 3 Abteil., Lpz. 1887);
Varnhagen von Ense, Fürst Blücher von Wahlstadt (Bd. 3 der «Biograph. Denkmale», 3. Aufl., ebd. 1872);
von Colomb, in Briefen aus den Feldzügen 1813‒15 (Stuttg. 1876);
Wigger, Feldmarschall Fürst Blücher von Wahlstatt (Schwerin 1878);
Blasendorff, Gebhard Leberecht von Blücher (Berl. 1887).
1) Bezirkshauptmannschaft in Vorarlberg. Dieselbe hat 1320,35 qkm, (1890) 25104 (11946 männl., 13158 weibl.) meist kath. E., darunter 96 Evangelische; 6806 Häuser, 5498 Wohnparteien in 30 Gemeinden mit 70 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke und Schruns in Montafon. – 2) Stadt, Sitz der Bezirkshauptmannschaft in 582 m Höhe, rechts an der Ill, nahe bei der Vereinigung des Kloster- und des Montafonthals mit dem Walgau, an der Linie Innsbruck-Bregenz der Arlbergbahn, hat (1890) 3265, als Gemeinde 4501 kath. E., Bezirksgericht (777 qkm, 20 Gemeinden, 56 Ortschaften, 17768 E.), mehrere Baumwollspinnereien, mechan. Weberei, [* 73] Bleicherei und Schokoladefabrik.
Der Ort ist altertümlich und eng gebaut; mehrere Gassen haben Laubengänge; an die Stelle der alten Wälle und Gräben sind Gärten getreten. Hoch über der Stadt befindet sich das stattliche Schloß Gayenhofen, der freiherrlichen Familie Sternbach gehörig, und die Pfarrkirche, zu der eine bedeckte Marmortreppe hinaufführt. Der besuchteste Punkt der Umgebung ist der Hohe Frassen (1981 m) mit schöner Aussicht, von Bludenz aus in 3‒4 Stunden zu besteigen, sowie der tiefgrüne, 5 qkm große Lüner See (1924 m) und die Scesaplana (2967 m).
Dmitrij Nikolajewitsch, Graf, russ. Staatsmann, geb. im Gouvernement Wladimir, stammte aus einer alten Familie, studierte auf der Universität Moskau [* 74] und war Mitglied des «Arsamas» (s. d.). Seit 1801 im Staatsdienst, war Bludow nacheinander Legationssekretär in Stockholm und Wien, dann Botschaftsrat und eine Zeit lang Geschäftsträger in England. Nach Rußland zurückgekehrt, ward er von Kaiser Nikolaus zum Staatssekretär ernannt. Als solcher nahm er an der Untersuchung über die Verschwörung von 1825 hervorragenden Anteil und erwarb sich dabei das Vertrauen des Kaisers Nikolaus. Bludow wurde 1837 Minister des Innern, 1839 Justizminister und noch am Schlusse desselben Jahres Präsident des Gesetzgebungs-Departements im Reichsrat. In dieser Eigenschaft vervollständigte er die Kodifizierungsarbeiten Speranskijs und suchte durch die unter seinem Einflusse entstandenen Ukase von 1842 und 1847, nach welchen den Hörigen verstattet wurde, rechtsgültige Verträge mit ihren Gutsherren zu schließen und Grundeigentum zu erwerben, auf eine Besserung der Lage des leibeigenen Landvolks hinzuarbeiten, was indessen nicht gelang, da der Kaiser seine reformatorischen Absichten bald wieder aufgab.
Daneben ward Bludow zu andern wichtigen Aufträgen verwendet, so 1846 zu der Mission nach Rom, wo er über die Verhältnisse der röm.-kath. Kirche in Rußland und das Konkordat unterhandelte, das 1847 zu stande kam. 1842 erhielt er den Grafentitel. Auch Alexander Ⅱ. schenkte ihm großes Vertrauen, und neben dem Grafen Panin gewann Bludow den größten Einfluß auf die neue Regierung. Im Sept. 1855 ward er der Nachfolger Uwarows als Präsident der Akademie der Wissenschaften, im Jan. 1858 Mitglied des Hauptkomitees, das zur Durchführung der Bauernemancipation eingesetzt wurde, und im Jan. 1861 an Orlows Stelle Präsident des Reichsrats und des Ministerkomitees.
Als solcher unterzeichnete er 3. März den Akt, der die definitive Abschaffung der Leibeigenschaft aussprach. Er starb zu Petersburg 2. März –
Vgl. Kowalewskij, Graf und seine Zeit (russisch, 1. Bd., Petersb. 1866);
Aus der Petersburger Gesellschaft (5. Aufl., Lpz. 1880).
– Seine unvermählt gebliebene Tochter, Gräfin Antonida Dmitrijewna Bludow, Kammerfräulein der Kaiserin, gest. 19. (7.) April 1891 in Petersburg, machte sich daselbst bekannt als eifrige Förderin slawophiler Bestrebungen.
Billy (engl., spr. bluh) nennt man die hauptsächlich aus Eisenoxyd bestehenden Pyritabbrände der Schwefelsäurefabrikation.
books (engl., spr. bluh bucks), s. Blaubücher. ^[= (Blue-books) heißen in England von der Farbe ihres Umschlags die dem Parlament vorgelegten ...]
Coat School (spr. bluh koht skuhl), s. Christ Church Hospital.
(spr. bluh mauntĭns), s. Blaue Berge. ^[= . 1) Teil der Appalachen (s. d.) in Nordamerika; ...]
pills (engl., spr. bluh, d. i. Blaue Pillen, Pilulae coeruleae), Quecksilberpillen der engl. und amerik.
Pharmakopöe, aus Quecksilber (pro Pille 0,06 g), Rosenkonserven und gepulverter ¶
Süßholzwurzel bestehend, in England sehr beliebte Form der innerlichen Anwendung des Quecksilbers.
Blauband-Armee, ein engl. Mäßigkeitsverein, benannt nach dem blauen Bande, das die Mitglieder im Knopfloch trugen, entstand 1877, ist aber seit dem Auftreten der Heilsarmee (s. d.) nach und nach eingegangen.
stocking (engl., spr. bluh), s. Blaustrumpf. ^[= (engl. blue stocking; frz. bas bleu), ein Spottname für gelehrte Frauen, die ihren schöngeistigen ...]
(frz., spr. blüétt), eigentlich ein blaues Fünkchen, das von frischgehämmertem glühendem Eisen [* 76] abspringt.
Bildlich versteht man unter ein kleines, meist einaktiges, witzsprühendes Bühnenstück.
Die ein Kind des franz. esprit, kam von Paris auf die deutsche Bühne;
doch haben auch neuere deutsche Lustspieldichter Gediegenes in dieser meist einaktigen dramat. Kleinigkeit geschaffen.
(engl., spr. blöffs), die für manche Flüsse [* 77] der Vereinigten Staaten, vor allem für das untere Mississippithal charakteristischen, 15‒60 m aufsteigenden hohen Uferstrecken, die mit den der Überschwemmung zugänglichen Bottoms abwechseln. Vom Flusse aus erscheinen sie wie steile bastionartige Hügel. Memphis, die sog. Bluff-City, Vicksburg, Natchez und die meisten oberhalb Neuorleans am Mississippi liegenden Ortschaften liegen auf Bluffhügeln oder am Fuße derselben. Der ganze Westrand des Tennessee-Plateaus heißt Mississippi-Bluff und zieht sich vom nördl. Teile des Staates Mississippi bis gegen Hickman in Kentucky hin. Größtenteils trennt aber ein flacher Uferstrich sie noch vom Strome. Die Zusammensetzung der Bluffs ist verschiedenartig, doch spielt der Löß eine große Rolle.
Christian Albr., dän. Staatsminister, geb. in Kopenhagen, [* 78] widmete sich 1811‒16 dem Rechtsstudium, ward 1838 Stiftsamtmann in Aalborg und 1843 Direktor der Generalzollkammer und des Kommerzkollegiums. Unter dem Ministerium von Moltke übernahm er das Departement des Handels, legte es mit seinen Amtsgenossen 15. Nov. desselben Jahres nieder, verblieb aber als Kabinettssekretär in der Umgebung des Königs und erhielt das Direktorium der Sundzollangelegenheiten, welches Amt er bis zur Aufhebung fortbekleidete. Am trat Bluhme als Minister des Auswärtigen wieder in das Ministerium, übernahm dessen Führung und ging nach dem Rücktritt seiner Kollegen in das Ministerium Örsted über.
Mit diesem erklärte er sich im Kriege der Westmächte gegen Rußland und bei dem Erscheinen einer engl.-franz. Flotte in der Ostsee für die unbedingte Neutralität Dänemarks. Der Umstand, daß die kostspieligen Veranstaltungen zur Aufrechthaltung dieses Beschlusses ohne Befragen des Reichsrats getroffen waren, zog dem am abgetretenen Ministerium eine Anklage von seiten des Reichsgerichts zu, die jedoch zur Freisprechung führte. In den geschlossenen Sundzollkonferenzen vertrat Bluhme Dänemark [* 79] und wußte für dasselbe von den beteiligten Mächten eine den kapitalisierten Jahreseinkünften des Zolls gleichkommende Entschädigung im Betrage von 35 Mill. Reichsbankthlr. zu erlangen. Nach dem unglücklichen Ausgange des Krieges 1864 und dem Rücktritt des Ministeriums Monrad wurde Bluhme trotz seiner körperlichen Hinfälligkeit wieder an die Spitze der öffentlichen Angelegenheiten gestellt. Nachdem er als Ministerpräsident und Minister des Auswärtigen bis zum gewirkt hatte, starb er zu Kopenhagen ^[]
Friedr. (schrieb sich eine Zeit lang auch Blume), Jurist, geb. zu Hamburg, [* 80] studierte die Rechte in Göttingen, [* 81] Berlin und Jena, [* 82] ward 1823 Professor in Halle, [* 83] 1831 in Göttingen, 1833 Oberappellationsgerichtsrat in Lübeck und 1843 Professor in Bonn, [* 84] wo er starb. Seine Doktordissertation handelte «De geminatis et similibus, quae in digestis inveniuntur, capitibus» (Jena 1820). In der Abhandlung «Die Ordnung der Fragmente in den Pandektentiteln» (in der «Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft», Bd. 4, 1820) liegt eine der glänzendsten Entdeckungen vor, durch die in der neuesten Zeit die röm. Rechtsgeschichte bereichert worden ist.
Die auf einer ital. Reise (1821) gewonnenen Forschungsresultate sind niedergelegt in dem «Iter Italicum» (4 Bde., Berl. und Halle 1824‒36) und in der «Bibliotheca librorum manuscriptorum Italica» (Gött. 1834). Ferner erschienen von ihm: «Das Kirchenrecht der Juden und Christen» (2. Aufl., Halle 1831),
«Grundriß des Pandektenrechts» (2. Aufl., ebd. 1844),
Ausgaben der «Lex Dei sive Mosaicarum et Romanarum legum collatio» (Bonn 1833),
der «Westgot. Antiqua» (Halle 1847),
der «Kirchenordnung für die evang. Gemeinden der Provinz Westfalen [* 85] und der Rheinprovinz» [* 86] (1854; 5. Aufl., Bonn 1891),
des burgund. Papianus sowie der burgund. und langobard. Volksrechte in den «Monumenta Germaniae», «Encyklopädie der in Deutschland geltenden Rechte» (Bd. 1‒3, ebd. 1847‒58; Bd. 1, 3. Aufl. 1863; Bd. 2 und 3, 2. Aufl. 1855‒68),
«Codex des rheinischen evang. Kirchenrechts» (Elberf. 1870),
«Die Gens Langobardorum» (2 Hefte, Bonn 1868‒74),
«Omnis parentilla» (ebd. 1871),
«Zur Texteskritik des Westgotenrechts und Reccareds leges antiquae» (Halle 1872). Auch war er Mitherausgeber des «Rhein. Museums für Jurisprudenz» (7 Bde., Bonn u. Gött. 1827‒35) und der Lachmannschen «Schriften der röm. Feldmesser» (2 Bde., Berl. 1848‒52).
Ernest, franz. Bühnenschriftsteller, geb. zu Paris, trat mit «Une femme qui mord» 1854 hervor und lieferte seitdem für Pariser Bühnen, wie das Gaité-, Variété-, Ambigu-, Châtelettheater, teilweise mit L. Thiboust («La petite Pologne», 1860),
Anicet Bourgeois und Ponson du Terrail («Rocambole», 1864),
Siraudin, Clairville, Brisebarre («Le [* 87] Vengeur», 1868),
seit 1879 regelmäßig mit Raoul Toché eine Fülle von ausgelassenen Possen, Feen- und Zauberstücken («La Laterne magique», «Cendrillon», 1865) und mit Rühr- und Schauereffekten wirkenden Dramen. Berühmt machte Blum das Drama «Rose Michel» (1877),
dessen Erfolg durch Mad. Fargueil, die Darstellerin der Titelrolle, glänzend wurde. Auch das Drama «L’ espion du roi» (1876) fand beifällige Aufnahme. Unter B.s letzten Stücken sind zu nennen: «Belle Lurette» (1880),
«Le château de Tirelarigot» (1885),
«Adam et Ève» (1886),
«Le coup de foudre» (1887),
«Les femmes nerveuses», «Le parfum» (1888),
die ausgelassenste Posse. Blum arbeitet am «Charivari» (daraus «Entre Bicêtre et Charenton», 1866) und «Rappel» («Bulletin des Coulisses») mit. Das in Paris 1890 mit gewaltigem Erfolg oft wiederholte Zeitstück «Paris. Fin de siècle» fiel (verdeutscht u. d. T. «Auf der Höhe des Jahrhunderts») in Berlin durch. ¶
Hans, der älteste Sohn Robert B.s, geb. zu Leipzig, studierte 1860-04 zu Leipzig und Bern [* 89] die Rechte und wurde 1869 Rechtsanwalt in seiner Vaterstadt. 1867-70 gehörte Blum dem Norddeutschen Reichstage als Mitglied der nantonalliberalen Fraktion an. Im Feldzuge von 1870/71 folgte er als Berichterstatter des «Daheim» dem Großen Hauptquartier und leitete 1871-79 die «Grenzboten». Blum, der besonders die Socialdemokratie in Wort und Schrift (z. B. «Unsere Socialdemokraten auf dem Parteitage in Halle», Lpz. 1890, und «Die Lügen unserer Socialdemokratie», Wism. 1891) bekämpft, gehört zu den publizistisch und rednerisch rührigsten Vertretern seiner Partei in Sachsen, [* 90] wie er auch seit 1874 im Vorstande des «Nationalliberalen Vereins für Sachsen» ist. Er schrieb einen «Kommentar zum Reichs-Strafgesetzbuch» (Zür. 1870),
«Sächs. Rechtsfreund» (anonym, ebd. 1870),
«Die erste Frucht des deutschen Staatssocialismus» (Lpz. 1881). l879-83 gab Blum die «Annalen des Reichsgerichts» (ebd., jährlich 2 Bde.) heraus, 1884-85 «Urteile und Annalen des Reichsgerichts» (3 Bde., Berl.) und lieferte in dem Buche «Aus dem alten Pitaval» (2 Bde., Lpz. 1886) eine Auswahl einzelner causes célèbres des franz. Originals (s. Pitaval),
dem sich der «Deutsche [* 91] Pitaval, Vierteljahrsschrift für merkwürdige Fälle der Strafrechtspflege des In- und Auslands» (ebd. 1886) anschloß. Ferner veröffentlichte er «Heitere und ernste Erzählungen aus dem Rechtsleben» als «Geheimnisse eines Verteidigers» (Berl. 1889),
«Aus geheimen Akten» (ebd. 1389) und «Auf dunklen Pfaden» (ebd. 1892). Namentlich war er aber, nach der Novellensammlung «Dunkle Geschichten» (ebd. 1874) und der Erzählung «Aus unsern Tagen» (Magdeb. 1876),
neuerdings im Geschichtsroman thätig: «Herzog Bernhard» (Lpz. 1885),
«Hallwyl und Bubenberg» (ebd. 1885),
«Die Äbtissin von Säkkingen» (Jena 1887),
«Menschenrechte» (ebd. 1889),
«Der Kanzler von Florenz» [* 92] (Berl. 1891). Mit «Staatlos. Eine lustige Zeitgeschichte auf ernstem Hintergründe» (Jena 1888) und «Juvalta» (ebd. 1692) greift er in die Gegenwart hinein; «Der Überläufer» (Lpz. 1884) ist eine «Erzählung für die reifere Jugend aus der Geschichte des nordamerik. Befreiungskampfes». B.s Schauspiele «Junius» (ebd. 1883) und «York» (ebd. 1884) wurden mehrfach aufgeführt. Auch schrieb er eine Biographie seines Vaters, «Rob. Blum» (ebd. 1878).
Joh. Reinhard, Mineralog, geb. zu Hanau, [* 93] studierte in Heidelberg [* 94] Mineralogie, habilitierte sich 1828 als Privatdocent daselbst, wurde 1838 außerord., später ord. Professor, trat 1877 in den Ruhestand und starb in Heidelberg. Blum veröffentlichte: «Taschenbuch der Edelsteinkunde» (Stuttg. 1832: 3. Aufl. 1887),
«Lehrbuch der Oryktognosie» (ebd. 1833; 4. Aufl. 1874),
«Lithurgik oder Mineralien und Felsarten nach ihrer Anwendung in ökonomischer, artistischer und technischer Hinsicht systematisch abgehandelt» (ebd. 1840),
«Die Pseudomorphosen des Mineralreichs» (ebd. 1843; dazu Nachträge 1-4, Stuttg. u. Heidelb. 1847-79),
wohl das beste Werk über diese Gebilde; «Grundriß der Mineralogie und Geognosie» (Stuttg. 1850),
«Handbuch der öithologie oder Gesteinlehre» (Erlangen 1860),
«Die Mineralien nach den Krystallsystemen geordnet» (Lpz. 1866).
Karl Ludw., Komponist und Theaterdichter, geb. um 1786 zu Berlin als Sohn eines Beamten, trat seit 1805 als Schauspieler, dann als
Sänger auf, wandte sich aber unter Hillers Leitung in Königsberg, seit 1817 unter Salieri zu Wien dem theoretischen Studium der Musik zu. 1822 wurde er Regisseur der königl. Oper zu Berlin, 1827 technischer Leiter des Königstädtischen Theaters daselbst, 1834 wieder Regisseur der königl. Oper und starb hat sich durch viele gefällige Instrumentalkompositionen, Gesangstücke und Operetten, namentlich aber durch anspruchslose Lustspiele bekannt und beliebt gemacht.
Mit Theatergeschick bearbeitete er für die deutschen Bühnen franz., engl. und ital. Stoffe, wie «Ich bleibe ledig», «Das laute Geheimnis» nach Carlo Gozzi, «Erziehungsresultate» nach Descomberousse, «Der Vicomte von Morieres» nach Vayard u. s. w. Zu seinen Originalstücken gehören: «Der Ball zu Ellerbrunn», «Schwärmerei nach der Mode», der Text von Herolds Oper «Zampa» u. s. w. Blum verpflanzte das Vaudeville nach Deutschland: namentlich «Der Schiffskapitän», «Bär und Bassa» und «Kanonikus Schuster» erhielten sich lange auf der Bühne.
Rob., polit. Agitator und Schriftsteller, wurde zu Köln [* 95] unter dürftigen Verhältnissen geboren, erlernte das Gürtlerhandwerk, fand aber später Unterkommen in einer Laternenfabrik. Nach einem kurzen Militärdienst 1830 erwerblos, trat er als Theaterdiener zu Köln in Dienst und ging 1831 als Theatersekretär und -Kassierer nach Leipzig. In dieser Stellung fand er Muße zur Fortbildung und zur Entwicklung einer litterar. Thätigkeit. Er wurde Mitarbeiter an belletristischen Blättern, schrieb ein Schauspiel: «Die Befreiung von Candia» (Lpz. 1836) und gab mit Herloßsohn und Marggraff das «Allgemeine Theaterlexikon» (7 Bde., Altenb. u. Lpz. 1839-42, neue Ausg. ebd. 1846) heraus.
Zugleich führte ihn seine polit. Richtung in die Kreise der Liberalen, wo er sich bald durch seine Rednergabe Geltung verschaffte. Er stiftete 1840 zu Leipzig den Schillerverein, dessen Jahresfeste durch ihn eine polit. Färbung erbielten. Mit Steger gab er damals das polit. Taschenbuch «Vorwärts» (5 Bde., Lpz. 1843-47) heraus; auch war er ein Hauptmitarbeiter an den «Sächs. Vaterlandsblättern». Als 1845 die deutsch-kath. Bewegung begann, schloß er sich derselben mit Eifer an und wurde Stifter und Vorstand der Leipziger Gemeinde. 1847 gab Blum seinen Posten am Theater [* 96] auf und gründete eine Verlagsbuchhandlung, in welcher der von ihm selbst verfaßte «Weihnachtsbaum», eine Biographie freisinniger Deutscher, und sein «Volksthümliches Handbuch der Staatswissenschaften und Politik» (2 Bde., Lpz. 1848-51) erschien.
Mit dem Ausbruch der Bewegung von 1848 entwickelte Blum große agitatorische Thätigkeit und wurde bald der Mittelpunkt der Demokratie in Sachsen. Er rief die unterdrückten «Sächs. Vaterlandsblätter» wieder ins Leben und gründete den Vaterlandsverein, während sich die gemäßigtere Gegenpartei in den Deutschen Vereinen konzentrierte. Im Vorparlament zu Frankfurt [* 97] zu einem der Vicepräsidenten gewählt, beherrschte er die stürmische Versammlung oft durch seine Geistesgegenwart und kräftige Stimme. Dann wurde er Mitglied des Fünfziger-Ausschusses und zu Leipzig in die Nationalversammlung gewählt. Er wurde der Führer der Linken, zeichnete sich als Redner durch Gewandtheit und Schlagfertigkeit aus, vermochte aber freilich durch sein Talent den Mangel an tiefer und staatsmännischer Bildung nicht zu ersetzen. Nach den Frankfurter ¶