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Kreisstadt. – Birskischer Trakt heißt die Straße von Perm, Kungur nach und Ufa.
Kreisstadt. – Birskischer Trakt heißt die Straße von Perm, Kungur nach und Ufa.
s. Babylonischer Turm ^[= ein durch die Sage berühmter Turm in Babylon. Nach der Bibel versuchten die Söhne Noahs in ...] und Nimrud.
Dorf im Kreis [* 2] Gelnhausen [* 3] des preuß. Reg.-Bez. Cassel, an der Bracht, an den südöstl.
Ausläufern des Vogelsbergs, hat (1890) 1092 E., darunter 131 Katholiken und 99 Israeliten, Post, Telegraph, [* 4] Amtsgericht (Landgericht Hanau); [* 5]
Bierbrauerei [* 6] und Branntweinbrennerei. Im SO. auf einer Anhöhe das Schloß des Fürsten von Isenburg-Birstein mit Parkanlagen.
magyar. Berethalom, Groß-Gemeinde im ungar. Komitat Groß-Kokelburg (Nagy Küküllö) in Siebenbürgen, hat 2245 E., evang.-luth. Sachsen, [* 7] griech.-kath. und griech.-orient. Rumänen und Zigeuner, Post, eine 1514‒24 erbaute, von Ringmauern umgebene evang. Kirche, eine schöne kath. Kirche mit wertvollem Chorgestühl und Altar [* 8] (16. Jahrh.), ein stattliches Kastell, Acker- und vorzüglichen Weinbau, Viehzucht. [* 9] Birthelm spielt in der Geschichte Siebenbürgens, namentlich in der Innergeschichte des Sachsenlandes, eine Rolle. Es war früher Sitz des evang. Superintendenten. –
Vgl. Salzer, Der königl. freie Markt Birthelm (Wien [* 10] 1881).
s. Barutsche ^[= (wienerisch Pirutsch, vom ital. baroccio), zweiräderiger leichter offener Wagen; ...]
s. Birsen. ^[= russ. Birshi, poln. Birže, Flecken im Kreis Ponewjesh des russ. Gouvernements Kowno, an der ...]
(lat.), zweimal, in Zusammensetzungen häufig Bi...;
in der Musik bezeichnet es die Wiederholung einer kurzen, nur einmal geschriebenen Stelle;
über die Wiederholung längerer Stellen s. Wiederholungszeichen. In Frankreich und Holland ist Bis der gebräuchliche Ruf beim Applaudieren, soviel wie Da capo.
(spr. sátscha), Stadt im Kreis San Angelo de Lombardi der ital. Provinz Avellino in den Apenninen, hat (1881) 6189 E. und ein Schwefelbad.
Stadt im Kreis Corleone der ital. Provinz Palermo [* 11] auf Sicilien, am Abhange eines Hügels gelegen, hat (1881) 9602 E., Post, Jaspis- und Achatbrüche.
Parfum und Arzneimittel, s. Moschus;
Bisam, Fell, s. Bisamfelle und Bisamspitzmaus.
s. Moschusente.
die 30 cm langen hellbraunen, rotgrauen bis schwarzen Felle der amerik. Bisamratte oder des Ondatra. Sie waren bis zur Mitte des 19. Jahrh. kein eigentliches Pelzwerk, [* 12] sondern es wurden nur ihre Haare [* 13] mit denen von Hasen und Bibern zu Hüten verarbeitet. Jetzt sind die Bisamfelle, nachdem man sich an den Bisamgeruch gewöhnt hat, ein beliebtes Rauchwerk zu Pelzen, Kragen und Muffen geworden. In Leipzig [* 14] werden jährlich 3 Mill. Bisamfelle im Werte von 3 bis 5 Mill. M. umgesetzt. Eine große Menge Bisam wird jetzt, nachdem das Oberhaar entfernt worden ist, dunkelbraun gefärbt und bildet so ein sehr beliebtes Pelzwerk als billiger Ersatz für echten Pelzseehund (Sealskin). Von einer kleinen Wasserratte in Sibirien stammen schöne dunkelblaue oder graue Fellchen mit silbergrauem Bauche, die teilweise sehr geschätzt sind.
s. Hibiscus.
s. Adoxa ^[= L., Moschuskraut, ein unansehnliches, schwach moschusduftendes Pflänzchen aus der ...] Moschattelina.
Moschusochse (Ovibos moschatus Gmelin, s. Tafel: Schafe [* 15] Ⅰ, [* 1] Fig. 2), eine kleine durch verschiedene Charaktere ochsenähnliche Schafart des hohen amerik. Nordens, herdenweise in den nördlich von Canada gelegenen Polargegenden über dem 60. Grade vorkommend, neuerdings auch im östl. Grönland angetroffen. Die Beine sind sehr niedrig und fast bis zu den Klauen von dem sehr langen, dunkelbraunen Körperhaare umwallt, der Kopf groß und breit, die S-förmig zuerst nach unten, dann nach vorn und oben gekrümmten spitzen Hörner oben über der Stirn mit dickem Wulste zusammengewachsen.
Die Ohren sind sehr kurz, der Schwanz auf einen Stummel reduziert, die Schnauze schmal und spitz und bis vorn auf den Nasenrücken behaart, die Backenzähne schmal und denen der Schafe ähnlich. Die Stiere erreichen 2 m Länge und ein Gewicht von 350 kg. Die Bisamochse leben in Herden, sind sehr scheu und flüchtig, sobald sie eine Gefahr sehen, lassen sich aber durch Schießen [* 16] und selbst das Fallen [* 17] ihrer Gefährten nicht beirren, solange der Jäger verborgen bleibt. Das Fleisch der Stiere riecht stark und widerlich nach Moschus, weniger das der Kühe und Kälber. Man jagt sie des Fleisches und des Felles wegen. Während der Eiszeit [* 18] war der Bisamochse über einen großen Teil Nordeuropas, in Frankreich bis zum Fuße der Pyrenäen verbreitet; seine Reste werden in den Höhlen und Schwemmgebilden des Diluviums gefunden.
oder Zibethbiber, Ondatra der Canadier (Fiber zibethicus Cuvier), ein etwa 0,5 m langes Nagetier [* 19] aus der Gruppe der Wühlmäuse, von plumper Körperform, die Seen und Flüsse [* 20] Nordamerikas bewohnend. Der Kopf ist kurz, dick, mit langem Schnurrbarte, kleinen Ohren und Augen, die Vorderfüße kurz, vierzehig, mit einer Daumenschwiele, die Hinterfüße mit fünf Zehen, ohne Schwimmhaut, aber mit langen, steifen Schwimmhaaren besetzt, der Schwanz lang, anfangs etwas abgeplattet, am Ende rund.
Der geschätzte, auf dem Rücken braune, am Bauche graue Pelz hat sehr feines, dichtes, eng anliegendes Wollhaar und lange, glänzende Grannenhaare. Die Tiere leben in Bauen, ähnlich denen der Biber, nähren sich von Pflanzen und Muscheln [* 21] und werden der Felle (s. Bisamfelle) wegen gejagt. Das Fleisch hat starken Moschusgeruch, der von einer an den Geschlechtsteilen befindlichen Drüse herrührt; es ist nur für Indianer genießbar. Die Bisamratte gelangt nur selten lebend nach Europa, [* 22] wo sie wie der Biber behandelt wird.
s. Bisamspitzmaus. ^[= (Myogale), eine Gattung kurzer, dicker Insektenfresser, mit 44 36 Zähnen, kurzen, ...]
Abendschmetterling, s. Windig.
Nabelschwein, Pecari (Dicotyles), eine besondere Gattung kleiner, zierlicher Wildschweine mit hohen, schlanken Beinen, welche in Rudeln im wärmern Amerika [* 23] bis nach Virginien hinauf in Wäldern und sumpfigen Niederungen leben. Die Kiefer tragen 38 Zähne, [* 24] die Hauer sind kurz, spitz, ragen aber nicht über die Lippen hervor; die Ohren sind klein, der Rüssel schmal. Die Hinterfüße sind nur dreizehig; der Schwanz fehlt fast ganz. Auf dem Kreuze liegt eine Drüse, welche eine übelriechende Flüssigkeit absondert.
Wird die Drüse nicht unmittelbar nach dem Falle ausgeschnitten, so teilt sich der Geruch dem sonst sehr schmackhaften Fleische mit und macht es ungenießbar. Die beiden bekannten Arten, das Halsbandschwein (Dicotyles torquatus Cuvier), durch ein weißes Brustband ausgezeichnet, und das weißlippige Bisamschwein (Dicotyles labiatus Cuvier), hält man häufig in Tiergärten. Jenes wird mit 50, dieses mit 150 M. bezahlt. Man füttert beide mit gekochten Kartoffeln, Brot [* 25] und Weizenkleie. Es sind jähzornige und bissige Tiere, und von ihnen beigebrachte Wunden heilen sehr schwer.
Bisamrüßler (Myogale), eine Gattung kurzer, dicker Insektenfresser, [* 26] mit 44 ¶
36 Zähnen, kurzen, fünfzehigen Schwimmfüßen, langem, geringeltem, am Ende seitlich etwas abgeplattetem Schwanze, ohne äußere Ohren und mit ziemlich langem, sehr beweglichem, rundem Rüssel, an dessen Ende die verschließbaren Nasenlöcher stehen. Unter der Schwanzwurzel liegt eine Moschusdrüse. Die Tiere leben in selbstgegrabenen Uferhöhlen, deren Ausgang unter das Wasser geht, schwimmen vortrefflich und nähren sich hauptsächlich von Blutegeln, sowie von allen Arten Gewürm, Schnecken [* 28] und Insektenlarven, gelegentlich auch von kleinen Fischen.
Man kennt zwei Arten, die kleine Bisamspitzmaus Nordspaniens (Myogale pyrenaica Geoffr.), von den Spaniern Almizilero genannt, deren Körper nur 25 cm lang wird, und den Desman oder Wuchuchol (Myogale moschata Brndt.), der Hamstergröße erreicht und vorzugsweise die Flußgebiete des Don und der Wolga bewohnt. Man fängt das Tier dort mit Netzen im Wasser, namentlich während des Herbstes, wo die Jungen erwachsen sind, und benutzt das oben rötlichbraune, unten weißlich aschgraue Fell (Bisam) zu Verbrämungen der Winterkleider. Die eigentümlich vereinzelte geogr. Verbreitung dieser beiden Arten kennzeichnet sie als letzte Überbleibsel einer einstmals weit verbreitet gewesenen Tiergruppe.
s. Hibiscus.
s. Moschustier.
s. Besançon. ^[= (spr. bössangßóng). 1) Arrondissement des franz. Depart. Doubs, hat 1392,82 qkm, (1891) 112 ...] [* 29]
(frz. Bizare), eine Nelken- und Tulpenvarietät mit breiten Streifen.
Carlo Felice, ital. Maler, geb. 1825 als Sohn des Malers und Direktors der Albertina zu Turin, [* 30] machte daselbst seine künstlerischen und wissenschaftlichen Studien und begab sich dann zu weiterer Ausbildung auf Reisen. Sein erstes Gemälde war 1850: Cola di Rienzi eine Rede an das röm. Volk haltend, das von König Victor Emanuel angekauft wurde. Von seinen übrigen, meist histor. Gemälden sind hervorzuheben: Galilei vor dem Inquisitionstribunal (im Besitz des Herzogs von Genua), [* 31] Giambellino entdeckt das Geheimnis der Ölmalerei, Die Kindheit von Lodovico Muratori, Giordano Bruno im Kerker, Medora, Desdemona. Außerdem malte er Landschaftsbilder; hierher gehört: Die Fahrstraße über den Mont-Cenis.
oder Vizcaya, die nordwestliche der drei alten baskischen Provinzen in Spanien, [* 32] mit dem Titel El Señorio de Vizcaya, welche 1833 mit kleinen Teilen von Alava und Altcastilien in die Provinz Bilbao [* 33] verwandelt, seit neuester Zeit wieder ihren alten Namen führt, umfaßt 2165 qkm mit (1887) 235659 (116500 männl., 119159 weibl.) E., d.i. 109 auf 1 qkm, und 5 Gerichtsbezirke. Biscaya wird im W. von Altcastilien, im S. von Alava, im O. von Guipuzcoa begrenzt. Im N. liegt der Golf von Biscaya, eine im W., von Frankreich her, allmählich, an der span. Küste schroff abfallende, ihrer Stürme wegen gefürchtete Bucht des Atlantischen Oceans.
Die Provinz liegt auf den terrassenförmigen, dichtbewaldeten und zerklüfteten Nordabfällen des Osthügels des Cantabrischen Küstengebirges, und zerfällt in die Tierra alta (Oberland) und die Encartaciones (die kleinen Flußthäler und schmalen Küstenebenen); es wird vom Nervion oder Ibaizabal und seinen Nebenflüssen sowie von wilden Waldbächen durchzogen. Das Klima, unter dem Einflusse der See feucht, nebelig und reich an Niederschlägen, ist mild und gesund, nur in den engen Thalschluchten wird die Sommerhitze manchmal unerträglich.
Die Fruchtbarkeit des Bodens ist sehr verschieden. Der Getreidebau deckt den Bedarf keineswegs; dagegen werden zur Genüge Mais, Hülsenfrüchte, Wein, Äpfel, Kastanien, Pomeranzen, Citronen, Nüsse und Hanf erzeugt. Die Rindviehzucht steht der Schaf- und Ziegenzucht nach. Die Hauptreichtümer bestehen in den Produkten der See, in dem Holze der üppigen Waldungen und in dem Überfluß an Eisen, [* 34] das neben Zink und Blei, [* 35] Alaun [* 36] und Schwefel am meisten und besten in den Bergen [* 37] von Somorrostro ausgebeutet wird.
Die Industrie liefert nächst Eisenfabrikaten auch Tauwerk, Woll- und Lederwaren. Die Bewohner sind baskischen Stammes. Die Hauptstadt des Landes ist Bilbao (s. d.). Das alte Biscaya bildete während seiner Selbständigkeit eine seit 1379 mit Castilien vereinigte Herrschaft, deren Regent den Titel Herr von Biscaya führte. Die gesetzgebende Gewalt übten der Herr und die Junta der von allen Bürgern gewählten Abgeordneten, die sich regelmäßig alle 2 Jahre, aber auch in außerordentlichen Fällen unter dem Schatten [* 38] eines alten Baums in der Nähe von Guernica versammelten.
Die vollziehende Gewalt hatten der vom Herrn ernannte Corregidor und die von der Volksjunta auf 2 Jahre gewählte Diputacion von zwei Beisitzern. Die Richter ernannte der Herr; die Städte und Dörfer wählten ihre Gemeindebeamten. Auch betreffs der Steuern, des Kriegsdienstes und der Truppenverpflegung hatte Biscaya Rechte und Freiheiten (Fueros) wie die andern baskischen Provinzen; sie bildeten den Grund der Widersetzlichkeit gegen die Einführung der Cortes wie der spätern Zwistigkeiten.
(spr. bischéllje; Vigiliae der Römer), [* 39] Stadt im Kreis Barletta der ital. Provinz Bari, 32 km im NW. von Bari, am Adriatischen Meere und an der Linie Bologna-Otranto des Adriatischen Netzes, Bischofssitz, hat (1881) als Gemeinde 23877 E., 2 Kirchen aus dem 12. Jahrh., einen kleinen Hafen und ein zerfallenes normann.
Kastell, stattliche Paläste und freundliche Villen in der Umgebung, sowie Industrie, Weinbau und Handel.
bei botan. Bezeichnungen Abkürzung für Gottlieb Wilh.
Bischoff (s. d.).
nebst den Hadendoa die Nachkommen der bei den arab. Geographen und Historikern oft erwähnten Bedja (Bedscha) oder Budja, die nördlich von Abessinien an den Ufern des Nils gewohnt haben sollen. Ihre Sprache, [* 40] die auch außerdem von einem Teile der Beni-Amer gesprochen wird, ist unter der Bezeichnung To-bed-jauijeh bekannt. Ihr Verbreitungsgebiet liegt zwischen dem Roten Meere und dem Nil von Oberägypten bis an den Fuß des abessin. Nordrandes. Sie gehört (nach F. Müller) zur äthiop. Gruppe des hamitischen Sprachstammes, ist also mit der Sprache der Saho, Bogo, Galla, Somal und Danakil verwandt.
Die Bischarin sind ungemein unsauber und haben in ehelicher Hinsicht sehr lockere Vorschriften. Sie sind Nomaden und züchten Pferde, [* 41] Dromedare, Buckelrinder, Ziegen und Schafe. Von Ackerbau kann kaum die Rede sein. Die Bischarin waren dem ägypt. Reich unterthan, bis sie durch den Aufstand des Mahdi (s. d.) von demselben losgerissen wurden. Der am nördlichsten wohnende Stamm der Ababdeh ist nicht zahlreich, scheu und bewohnt Höhlen. –
Vgl. Almkvist, Die Bischari-Sprache Tū Bedāwie in Nordostafrika, Bd. 1 (Upsala [* 42] 1881);
Hartmann, Die Bedschah (in der «Zeitschrift für Ethnologie», 1882). ¶
oder Kullama, ein Nationalgericht der Tataren und Kirgisen, besteht aus gekochtem und kleingeschnittenem Fleisch, das mit einem Zusatz von Mehl [* 44] oder Graupen aufgekocht wird.
Man ißt es mit der Hand; [* 45]
daher der Name Bisch-barmak (wörtlich fünf Finger).
s. Bischofsheim. ^[= 1) B. an der Rhön, Stadt im Bezirksamt Neustadt a. S. des bayr. Reg..Bez. Unterfranken, an ...]
Pfarrdorf im Kreis Eschwege des preuß. Reg.-Bez. Cassel, an der links zur Werra gehenden Wehre und der Linie Leinefelde-Treysa der Preuß.
Staatsbahnen, [* 46] hat (1885) 970 evang. E., Postagentur, Telegraph.
Amtsgericht (Landgericht Cassel) und Oberförsterei.
Dorf im Kanton [* 47] Schiltigheim, Landkreis Straßburg [* 48] des Bezirks Unterelsaß, unweit des Rhein-Marnekanals, an der Linie Straßburg-Lauterburg der Elsaß-Lothring.
Eisenbahnen, 4 km nördlich von Straßburg und mit diesem und Schiltigheim durch Straßenbahn verbunden, hat (1890) 6045 E., darunter 2762 Katholiken und 377 Israeliten, Post, Telegraph: Stärkefabrikation, Bierbrauereien, Ziegeleien und Centralwerkstätten der Elsaß-Lothring.
Eisenbahnen. In der Nähe, auf einem ehemals Wach-Wörth genannten Grundstück, wurde 1620 der erste Tabak [* 49] im Elsaß gebaut.
(vom grch. episkopos, d. h. Aufseher) heißen die als Nachfolger der Apostel geltenden kirchlichen Beamten, die in der Regel in einem räumlich abgegrenzten Bezirke (Diöcese) das Kirchenregiment führen. In der Apostelzeit gab es noch keine Bischof im spätern Sinne, vielmehr stand, nach dem Vorbild der jüd. Synagoge, an der Spitze jeder Gemeinde eine Mehrheit von Vorstehern oder Ältesten («Presbytern»),
für die in den heidenchristl. Gemeinden der Name Bischof aufkam. Im 2. Jahrh. bildete sich die Sitte aus, den Vorsteher des Presbyterkollegiums mit gewissen Vorrechten auszustatten, und diesen vorzugsweise als Bischof zu bezeichnen. Abweichend von dieser Auffassung hat Hatch in «The organisation of the early christian churches (3. Aufl. 1888; deutsch von Harnack, Gießen [* 52] 1883) die Bischof als die ursprünglichen Kassenbeamten und Gabenverwalter der Gemeinden zu erweisen gesucht. Erst nach Mitte des 2. Jahrh. drängte die Notwendigkeit, die kirchliche Einheit in Lehre [* 53] und äußern Ordnungen sicherzustellen, zu einer Zusammenfassung der Kirchengewalt in dem Bischofsamte oder "Episkopat».
Die Bischof galten fortan vorzugsweise als Träger [* 54] des Heiligen Geistes, in denen durch Handauflegung von Geschlecht zu Geschlecht von den Aposteln her die echte Lehrüberlieferung sich fortpflanze und die Vollmacht der Kirche zur Sündenvergebung zusammengefaßt sei. Dem entsprechend wurden ihnen noch besondere Vorrechte, z. B. das der Firmung und der Ordination, zugestanden. Ursprünglich waren die Bischof untereinander wesentlich gleich. Allmählich aber wurden die Bischof auf dem Lande (s. Chorbischöfe) von den Stadtbischöfen abhängig und verloren seit dem 4. Jahrh. auch den Namen Bischof Andererseits erlangten die Bischof der größern Städte, namentlich der Provinzialhauptstädte, ein Aufsichtsrecht über die übrigen, und es bildete sich das Rangverhältnis unter den Bischof aus, welches in den Titeln Erzbischof, Metropolit, Patriarch und Papst seinen Ausdruck fand. Nachdem durch das Vatikanische Konzil das Episkopalsystem (s. d.) ausdrücklich verworfen und der Papst als Inhaber der bischöfl. Gewalt über die ganze Kirche (Universalepiskopat) anerkannt worden ist, sind die Bischof als Stellvertreter (Vikare) des Papstes anzusehen, welche die bischöfl. Gewalt nicht kraft eigener Vollmacht, sondern im Auftrage des Papstes ausüben.
Die bischöfliche Gewalt umfaßt die jura ordinis, d. h. die Rechte ihres geistlichen Standes, und die jura jurisdictionis, d.h. die Regierungsrechte. Die jura ordinis sind zum Teil solche, welche den Bischof mit den übrigen Priestern gemeinsam sind (jura communia), wie Predigt, Sakramentsspendung, Feier der Messe; zum Teil solche, die nur dem bischöfl. Stande zukommen (jura ordinis reservata sive pontificalia s. Pontifikalien). Die jura jurisdictionis begreifen das gesamte Kirchenregiment der Diöcese in sich, soweit nicht der Papst es ausübt oder durch besonders Delegierte ausüben läßt.
Insbesondere gehört dazu die Fürsorge für Erhaltung und Ausbreitung der reinen Lehre (potestas magisterii), einschließlich der Erziehung des Klerus, die Kirchenvisitation (welche die Bischof durch die Dekane ausüben lassen), die Überwachung der Klöster, die Aufsicht über das Kirchenvermögen, die Disciplin über die Geistlichen, sowie die Anstellung und Bestätigung derselben u. dgl. m. Zur Hilfe in der Ausübung der bischöfl. Gewalt steht dem Bischof die bischöfliche Kurie, d. h. der bischöfl. Hof, [* 55] zur Seite. Dazu gehören: das Domkapitel (s. d.), der Generalvikar (s. d.) mit dem bischofl. Ordinariate (dem bischöfl. Gericht), ferner häufig ein Weihbischof (s. d.) und unter Umständen ein Koadjutor (s. d.).
Die Wahl zum bischöfl. Amte geschah nach altem kirchlichen Recht durch «Klerus und Volk»; seit dem Mittelalter geschieht sie teils durch die Domkapitel (electio canonica) unter landesherrlicher Zustimmung, in Preußen [* 56] und der Oberrheinischen Kirchenprovinz nach den Bestimmungen Pius' Ⅶ. so, daß das Kapitel sich vor der Wahl die Gewißheit darüber verschaffen muß, ob der in Aussicht genommene Kandidat dem Landesherrn genehm sei; teils, wie noch heute in Frankreich, Bayern [* 57] ¶
und den meisten österr. Diöcesen, durch das Staatsoberhaupt (nominatio regia). Immer bedarf die Wahl der päpstl. Bestätigung (Konfirmation). Der Gewählte muß wenigstens vor 6 Monaten die Subdiakonatsweihe erhalten haben, 30 J. alt und im Besitz eines akademischen Grades in der Theologie oder im kanon. Rechte sein; doch kann von diesen Erfordernissen der Papst Dispens erteilen. Die neuere Staatsgesetzgebung hat durchweg die Staats- (in Preußen die Reichs-)Angehörigkeit der Gewählten zum Erfordernis gemacht.
Auf die Bestätigung durch den Papst erfolgt die Präkonisation (s. d.), dann die Konsekration oder Bischofsweihe (s. d.), an welche die Inthronisation sich unmittelbar anschließt. In Deutschland [* 59] ist ein besonderer Eid der neugewählten Bischof zur Treue gegen den Landesherrn althergebracht; die preuß. Verordnung vom welche diesen Eid zu einem Eid auf die Staatsgesetze erweiterte, ist durch Kabinettsorder vom 13. Febr. 1887 wieder aufgehoben. Die Bischof gehören zu den Prälaten (s. d.); in ihren eigenen Diöcesen hat nur der eigene Metropolit oder ein päpstl. Legat vor ihnen den Vorrang. In Preußen haben die Bischof den Rang der Oberpräsidenten. Ihr Unterhalt wird in Deutschland seit der Säkularisation zu Anfang des 19. Jahrh. aus den Staatskassen bestritten. Für die preuß. Bistümer und die zugehörigen Institute waren im Etat 1889/90 1255417 M. ausgesetzt. Über die Stellung der Bischof bei den Altkatholiken s. Altkatholicismus.
In der griechischen Kirche besteht dieselbe Auffassung vom bischöfl. Amt wie in der römisch-katholischen; doch gehen die Bischof nur aus der Zahl der Priestermönche hervor. Außerdem verlangt man jetzt noch die Absolvierung des Universitätsstudiums. Die Wahl erfolgt in den meisten Ländern durch die Synode, bedarf aber der Bestätigung durch den Landesherrn (so in Rußland und der Türkei). [* 60]
Unter den aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen hat nur die bischöfl. Kirche in England eine wirklich bischöfl. Verfassung und besondere durch den Empfang der Weihe bedingte Vorrechte des Bischofstandes beibehalten. (S. Anglikanische Kirche.) Auch in Schweden [* 61] haben die Bischof die Reformation überdauert. Sie werden von dem König auf Vorschlag der Stifter gewählt und stehen unter dem Erzbischof von Upsala, als dem Primas der Kirche, welcher von sämtlichen bischöfl.
Konsistorien gewählt und vom König bestätigt wird. Sie bilden einen eigenen, einflußreichen Stand auf den Reichstagen und tragen noch den bischöfl. Ornat. In Dänemark [* 62] wurden 1536 die katholischen Bischof, unter Einziehung ihrer Güter für den Staat, durch evangelische ersetzt, unter welchen der Bischof von Seeland den ersten Rang einnimmt. Sie stehen unter der Regierung zu Kopenhagen, [* 63] welche die wesentlichsten kirchenregimentlichen Rechte ausübt. Auch in Deutschland bestanden einige Bistümer noch längere Zeit als protestantische fort (Meißen, [* 64] Naumburg, [* 65] Zeitz, [* 66] Merseburg, [* 67] Magdeburg, [* 68] Osnabrück, [* 69] Cammin, Lübeck); [* 70] doch allmählich ging die bischöfl.
Regierungsgewalt überall auf die Landesherren über, welche deshalb als Rechtsnachfolger der Bischof angesehen und oberste Landesbischöfe, Summi episcopi, genannt wurden (s. Summepiskopat). In Preußen erneuerte Friedrich I. bei seiner Königskrönung den Bischofstitel, indem er denselben dem ersten reform. und dem ersten luth. Hofprediger beilegte, was indessen ohne Nachfolge blieb, bis Friedrich Wilhelm III. 1816 den Hofprediger Sack in Berlin [* 71] und den Generalsuperintendenten Borowsky in Königsberg [* 72] zu Bischof (letztern 1829 zum Erzbischof) ernannte.
Seitdem wurden noch mehrere hohe Geistliche in Preußen mit dem Titel eines Bischof neben dem eines Generalsuperintendenten ausgestattet. (Vgl. Nicolovius, Die bischöfl. Würde in Preußens [* 73] evang. Kirche, Königsb. 1834; Jacoby, das bischöfl. Amt und die evang. Kirche, Halle [* 74] 1886.) In neuester Zeit hat man auf orthodoxer Seite, im Zusammenhange mit dem Streben nach größerer Unabhängigkeit der Kirche vom Staate, der Wiederherstellung eines bischöfl. Regiments und der bischöfl. Würde in der evang. Kirche das Wort geredet. Erhalten hat sich die bischöfl. Würde auch noch in der evang. Brüdergemeine (s. d.), deren seit 1735 eingesetzte Bischof jedoch gänzlich von den Anordnungen der Direktion und Ältestenkonferenz der Unität abhängig sind.
Getränk, wird bereitet, indem man die fein abgeschälte Schale von frischen grünen Pomeranzen mit Rotwein übergießt, diesen 10-12 Stunden ziehen läßt und dann mit Zucker [* 75] versüßt.
Das entsprechende aus weißem Wein bereitete Getränk heißt Kardinal.
Karl, Berg- und Hüttenmann, geb. auf der königl. Saline zu Dürrenberg, studierte in Berlin Chemie, Physik und Geologie, [* 76] arbeitete dann auf den Hüttenwerken des Grafen von Einsiedel zu Lauchhammer, besuchte 1839 nochmals die Berliner [* 77] Universität, wurde 1843 als Hüttenmeister nach Mägdesprung berufen und später zum Bergrat ernannt; 1864 trat er in den Ruhestand. Er starb in Dresden. [* 78] Bischof hatte schon 1829 einen kleinen Dampfwagen hergestellt, der auf gewöhnlichen Wegen lief und der erste seiner Art war, der in Deutschland hergestellt wurde. 1839 erfand Bischof die Gasfeuerung, [* 79] die in ihrer weitern Ausbildung eine vollständige Umgestaltung der Feuerungsanlagen [* 80] in vielen Industriezweigen herbeiführte und namentlich auf Hüttenwerken allgemeine Anwendung fand. Bischof schrieb: «Die indirecte Nutzung roher Brennmaterialien» (2. Aufl., Quedlinb. 1856),
«Die anorganische Formationsgruppe» (Dessau [* 81] 1864),
«Geschichte der Schöpfung» (ebd. 1868).
Karl Gust., Chemiker und Geolog, geb. zu Wörd, einer Vorstadt Nürnbergs, studierte in Erlangen [* 82] Chemie und Physik, habilitierte sich daselbst als Privatdocent, wurde 1819 außerord. Professor der Chemie und Technologie zu Bonn [* 83] und 1822 ord. Professor der Chemie. Er starb zu Bonn Mit Goldfuß veröffentlichte Bischof eine «Physik.-statist. Beschreibung des Fichtelgebirges» (2 Bde., Nürnb. 1817),
mit Nees von Esenbeck und Rothe «Die Entwicklung der Pflanzensubstanz» (Erlangen 1819). Ferner schrieb ein «Lehrbuch der Stöchiometrie» (ebd. 1819) und ein «Lehrbuch der reinen Chemie» (Bd. 1, Bonn 1824). Mit besonderer Vorliebe betrieb Bischof seitdem Untersuchungen, die die Geologie vom physik.-chem. Standpunkte aus förderten; hierher gehören: «Die vulkanischen Mineralquellen Deutschlands [* 84] und Frankreichs» (Bonn 1826),
«Die Mineralquellen von Roisdorf» (ebd. 1826) und «Die Wärmelehre des Innern unsers Erdkörpers» (Lpz. 1837). Die «Physical, chemical and geological resarches on the internal heat of the Globe» (Lond. 1841) stehen hiermit in Verbindung, sowie viele einzelne, in Zeitschriften enthaltene Untersuchungen, unter denen z. B. die «Über die Entstehung der Quarz- und Erz- ^[Fortsetzung nächste Seite] ¶
gänge» im «Jahrbuch für Mineralogie» (1844) und über «Die Gletscher in ihrer Beziehung zur Hebung [* 86] der Alpen» [* 87] (ebd. 1843) wichtig sind. Die Resultate seiner 1837‒40 unternommenen Untersuchungen über die in den Steinkohlengruben sich entwickelnden brennbaren Gase und [* 88] die zum Schutze dagegen angewendeten Sicherheitslampen sind in mehrern Aufsätzen in Karstens und von Dechens «Archiv für Mineralogie» und dem «Edinburgh new philosophical Journal» niedergelegt.
Mit der Abhandlung «Des moyens de soustraire l'exploitation des mines de houille aux dangers d'explosion» (Brüssel [* 89] 1840) gewann Bischof den von der Akademie zu Brüssel ausgesetzten Preis. B.s Hauptwerk bildet sein «Lehrbuch der chem. und physik. Geologie» (2 Bde., Bonn 1846‒54; neue Bearbeitung, 3 Bde., ebd. 1863‒66, und ein Supplementband 1871),
das eine ganz neue Richtung in der Geologie anbahnte. Ferner schrieb er «Populäre Vorlesungen über naturwissenschaftliche Gegenstände» (2 Tle., Bonn 1843),
«Populäre Briefe an eine gebildete Dame über die gesamten Gebiete der Naturwissenschaften» (2 Bdchn., Pforzh. und Bonn 1848‒49) und «Die Gestalt der Erde und der Meeresfläche und die Erosion [* 90] des Meeresbodens» (Bonn 1867).
Sein Sohn Karl Bischof, geb. zu Bonn, in Wiesbaden [* 91] lebend, erbohrte 1852 die Thermen des Bades Neuenahr und die Mineralquelle Apollinarisbrunnen und machte sich namentlich bekannt durch Entdeckung eines feuerfesten Schieferthons (zuerst in den Steinkohlengruben von Saarbrücken), [* 92] der ein bedeutender Handelsartikel wurde. Bischof schrieb: «Die feuerfesten Thone» (Lpz. 1877) und zahlreiche keramische Abhandlungen.
Gottlieb Wilh., Botaniker, geb. 1797 zu Dürkheim [* 93] a. d. Hardt, besuchte seit 1819 die Akademie der Künste zu München, [* 94] ging aber 1821 nach Erlangen, wo er sich botan. Studien widmete. Nachdem Bischoff seit Herbst 1823 in seinem Geburtsorte auf kurze Zeit das Geschäft seines Vaters besorgt und seit 1824 als Lehrer zu Heidelberg [* 95] gewirkt hatte, habilitierte er sich hier 1825 für die Botanik, wurde 1833 außerord., 1839 ord. Professor und starb Seine Hauptwerke sind: «Grundriß der mediz. Botanik» (Heidelb. 1831),
«Lehrbuch der allgemeinen Botanik» (3 Bde., Stuttg. 1834‒39),
«Mediz.-pharmaceutische Botanik» (Erlangen 1843; 2. Aufl. 1847),
«Die Botanik in ihren Grundrissen und nach ihrer histor. Entwicklung» (Stuttg. 1848) und besonders das mit großem Fleiß bearbeitete «Handbuch der botan. Terminologie und Systemkunde» (3 Bde., Nürnb. 1833‒34),
neben welchem er noch ein kürzeres «Wörterbuch der beschreibenden Botanik» (Stuttg. 1839) veröffentlichte.
Jos. Eduard Konrad, Romanschriftsteller unter dem Pseudonym Konrad von Bolanden, geb. zu Niedergailbach in der Rheinpfalz, kam 1841 in das bischöfl. Konvikt zu Speier [* 96] und studierte seit 1849 Theologie zu München. 1852 in Speier zum Priester geweiht, wurde er Domkaplan daselbst, später Administrator in Kirchheimbolanden, dann Pfarrer in Börrstadt, 1859 in Berghausen bei Speier. Seit 1869 lebt er als Schriftsteller in Speier; 1872 ernannte ihn Papst Pius Ⅸ. «in Anerkennung seiner Verdienste» zum Wirkl. Geh. Kammerherrn. Bischoff erwarb im histor. Roman mit ausgesprochen ultramontaner Tendenz über Deutschland hinaus einen Namen. Seine ersten Romane: «Luthers Brautfahrt» (Regensb. 1857; 4. Aufl. 1871) und «Franz von Sickingen» (ebd. 1859; 3. Aufl. 1871) greifen in heftigster Weise die Reformation und ihre Urheber an, und wollen «das Volk durch histor. Romane und Novellen über die Geschichtslügen aufklären». Doch tadelte man sie als «zu extrem und der echten Poesie so wenig wie dem christl. Frieden förderlich», auch in kath. Kreisen. Es folgten u. a.: «Histor. Novellen über Friedrich Ⅱ. von Preußen und seine Zeit» (4 Bde., Mainz [* 97] 1865‒66; 2. Aufl., Regensb. 1872),
die das Wirken dieses Königs in pamphletartigen Zerrbildern behandeln, «Angela» (Mainz 1866; 2. Aufl., Regensb. 1872),
gegen moderne Naturforschung gerichtet, «Die Freidenker» (Mainz 1866; 2. Aufl. 1872),
«Die Schwarzen und die Roten» (ebd. 1868; 3. Aufl., Regensb. 1873) und «Fortschrittlich» (Mainz 1870; 2. Aufl., Regensb. 1873),
gegen liberale Bestrebungen in Staat und Kirche gemünzt; ferner: «Gustav Adolf» (4 Bde., Mainz 1867‒70; 3. Aufl. 1880),
«Die Unfehlbaren» (6. Aufl., ebd. 1871),
«Der neue Gott» (Regensb. 1871; 19. Aufl. 1873),
«Der alte Gott» (Mainz 1871; 15. Aufl. 1873),
«Kelle und Kreuz» [* 98] (ebd. 1872; 13. Aufl. 1873),
«Russisch» (9. Aufl., ebd. 1872),
«Die Staatsgefährlichen» (1. bis 13. Aufl., ebd. 1873),
«Die Reichsfeinde» (2 Bde., ebd. 1874),
«Urdeutsch» (2 Bde., ebd. 1875),
«Bankrott» (3 Bde., ebd. 1877‒78),
«Die Bartholomäusnacht» (2 Bde., ebd. 1879),
«Altdeutsch» (3 Bde., ebd. 1881),
«Savonarola» (2 Bde., ebd. 1882),
«Neudeutsch» (ebd. 1883),
«Die Kreuzfahrer» (3 Bde., ebd. 1885‒87),
«Wider Kaiser und Reich» (ebd. 1886),
«Wambold» (2 Bde., ebd. 1889),
«Der Preßkaplan» (1. bis 7. Aufl., ebd. 1890),
«Die Ultramontanen. Zeitroman» (2 Bde., Trier [* 99] 1890),
«Die Socialen» (ebd. 1891). Die neuern Romane B.s entnehmen Stoff und Tendenz dem seit 1872 von der Centrumspartei in Deutschland geführten Kampfe für das Vorrecht der Kirche; es traf sie häufige Konfiskation. Eine illustrierte Volksausgabe seiner Schriften erschien Regensb. 1871 fg. –
Theod. Ludw. Wilh., Anatom und Physiolog, geb. zu Hannover, [* 100] studierte seit 1826 zu Bonn und Heidelberg Medizin, war 1832 Assistent an der Universitätsentbindungsanstalt zu Berlin, habilitierte sich 1833 zu Bonn mit der Abhandlung «Beiträge zur Lehre von den Eihüllen des menschlichen Fötus» (Bonn 1834) und folgte 1835 einem Rufe nach Heidelberg, wo er 1836 außerord., 1843 ord. Professor der Physiologie und Anatomie wurde. In derselben Eigenschaft wirkte Bischoff 1844‒55 in Gießen, wo er sich durch Gründung eines physiol. Instituts und eines anatom. Theaters verdient machte, und 1855‒78 in München. Seit 1878 lebte Bischoff im Ruhestande; er starb zu München. Er schrieb die Entwicklungsgeschichte der Säugetiere und des Menschen (Lpz. 1842), des Kanincheneies (Braunschw. 1843), des Hundeeies (ebd. 1844), des Meerschweinchens (Gieß. 1852) und des Reheies (ebd. 1854). Von großer Wichtigkeit war sein «Beweis der von der Begattung unabhängigen periodischen Reifung und Loslösung der Eier [* 101] der Säugetiere und des Menschen» (Gieß. 1844) sowie die «Widerlegung des von Dr. Keber bei den Najaden und Dr. Nelson bei den Ascariden behaupteten Eindringens der Spermatozoiden in das Ei» [* 102] (ebd. 1854) und die «Bestätigung des von Dr. Newport bei den Batrachiern und Dr. Barry bei den Kaninchen [* 103] behaupteten Eindrin- ^[Fortsetzung nächste Seite] ¶
gens der Spermatozoiden in das Ei» (ebd. 1854). Seine letzte embryologische Arbeit waren die «Histor.-kritischen Bemerkungen zu den neuesten Mitteilungen über die erste Entwicklung der Säugetiereier» (Münch. 1877). Eine Reihe von Specialuntersuchungen über den Unterschied zwischen dem Menschen und den höhern Affen [* 105] veröffentlichte in den Abhandlungen der bayr. Akademie der Wissenschaften. In seiner «Commentatio de novis quibusdam experimentis ad illustrandam doctrinam de respiratione institutis» (Heidelb. 1837) wies er zuerst die Gegenwart freier Kohlensäure und Sauerstoffs im lebenden Blute nach. Physiol. Inhalts sind auch: «Der Harnstoff als Maß des Stoffwechsels» (Gieß. 1853) und «Die Gesetze der Ernährung des Fleischfressers» (Lpz. 1860),
letztere gemeinschaftlich mit Voit verfaßt. Ferner schrieb er «Die Großhirnwindungen bei den Menschen» (Münch. 1868),
«Studium und Ausübung der Medizin durch Frauen» (ebd. 1872),
«Führer bei Präparierübungen» (ebd. 1873). -
Vgl. Kupffer, Gedächtnisrede auf Bischoff (ebd. 1884).
1) Bezirk im schweiz. Kanton Thurgau, hat (1888) 13 789 E., darunter 3218 Katholiken, in 8 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Bezirks in 504 in Höhe, am Zusammenfluß der Thur und Sitter, in fruchtbarer, obst- und kornreicher Gegend, am Fuße des bewaldeten Bischofberges (622 m) und an der Linie Sulgen-Gossau der Schweiz. [* 106] Nordostbahn, hat (1888) 2419 E., darunter 1558 Protestanten und 813 Katholiken, Post, Telegraph, ein Schloß mit uraltem Turm, [* 107] eine von beiden Konfessionen [* 108] benutzte Kirche aus dem 9. Jahrh., ein 1750 erbautes Rathaus, eine 1484 erbaute steinerne Brücke [* 109] über die Thur und eine Holzbrücke über die Sitter, 1 Sekundärschule, 1 kath. und 2 evang. Schulen. - Bischoffszell ist uralt und gehörte bis 1798, wo es an den Kanton Thurgau fiel, den Bischöfen von Konstanz, [* 110] deren Obervogt im Schloß und im Rate den Vorsitz führte. Das Chorstift, aus einem Propst und 9 Stiftsherren bestehend, wurde 1529 aufgehoben, nach der Schlacht bei Kappel wiederhergestellt und 1848 vom Großen Rate wieder aufgehoben. 1743 wurde Bischoffszell von einer Feuersbrunst zerstört.
Johann Rudolf von, preuß. General und Staatsmann, geb. 1741 zu Ostramonda bei Cölleda, stammte aus einem alten sächs. Adelsgeschlecht, trat 1760 in preuß. Militärdienst, wurde später Stallmeister bei dem Herzog Karl von Kurland. [* 111] 1778 nahm er von neuem preuß. Dienste, [* 112] indem er für den Bayrischen Erbfolgekrieg ein Freikorps anwarb. Er gewann das unbeschränkte Vertrauen des Kronprinzen Friedrich Wilhelm, den er in die Mysterien der Rosenkreuzer einführte.
Nachdem Friedrich Wilhelm 1786 die Regierung angetreten hatte, stieg Bischoffwerder rasch zum Obersten, zum Generaladjutanten und Generalmajor auf; zugleich erlangte er auch auf polit. Gebiet bedeutenden Einfluß und wurde nach dem Sturze Hertzbergs (1791) der Leiter der auswärtigen Angelegenheiten. Sein Werk war der schnelle Umschwung in dem Verhältnis zu Österreich; [* 113] die von Kaiser Leopold geplante Annäherung fand bei Bischoffwerder eifrige Unterstützung; er ging 1791 und 1792 mehrfach in diplomat. Mission nach Wien, leitete die Zusammenkunft der beiden Monarchen in Pillnitz ein (25. bis und brachte die preuß.-österr. Allianz zu stande. Bei den Feldzügen gegen Frankreich 1792 und 1793 sowie 1794 gegen Polen begleitete Bischoffwerder den König, ohne sich militärisch hervorzuthun. Der Baseler Friede wurde von Bischoffwerder warm befürwortet. Nach des Königs Tode wurde er 1798 in den Ruhestand versetzt und starb auf seinem Landgute bei Potsdam. [* 114]
s. Gilbertinseln.
slowen. Skofja Loka, auch Lack genannt, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Krainburg in Krain, [* 115] an der zur Save gehenden Soura (Zeier) und der Linie Tarvis.Laibach der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 1349, als Gemeinde 3983 E., Post, Telegraph, Bezirksgericht (23 814 slowen. E.), eine got. Pfarrkirche, zwei Klöster, ein altes Bergschloß und war ehemals ein wichtiger Handelsort, da von hier aus ein Übergang nach Tolmein im Isonzothal führt und vor dem Aufblühen Triests auf diesem Wege die Eisenausfuhr aus Kärnten und Krain nach Venedig [* 116] stattfand. Bischoflack gehörte von 974 bis zur franz. Invasion den Bischöfen von Freising. [* 117] In der Nähe Alt.Lack mit 684, als Gemeinde 3609 E., altem Schloß und Leinenweberei, und Eisnern (458 m), mit 1058 E., Brauneisensteinbergwerk und 3 Eisenraffinierwerken.
Kirche, s. Anglikanische Kirche. ^[= die Staatskirche Großbritanniens (the Established Church, Church of England), die in der Lehre ...]
Stadt im Kreis Rössel des preuß. Reg..Bez. Königsberg, links von der zur Alle gehenden Dimmer, 8,5 km südlich vom Bahnhof Rothfließ der Linie Schneidemühl.Thorn.Insterburg, hat (1890) 4249 E., darunter 957 Evangelische und 116 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, Landratsamt des Kreises Rössel, Amtsgericht (Landgericht Bartenstein), [* 118] Zollamt, Steueramt erster Klasse, Reichsbankwarendepot, kath. und evang. Kirche, Krankenhaus [* 119] St. Josephie; 4 Brauereien und in der Umgebung mehrere Brennereien. Die Stadt ist 1395 gegründet. Westlich von Bischofsburg der Dadaisee mit mehrern Inseln und südlich der Kraxsee mit zwei Inseln.
ungar. Pûspöki, Marktflecken im ungar. Komitat Preßburg, [* 120] auf der Großen Insel Schütt (s. d.).
1) an der Rhön, Stadt im Bezirksamt Neustadt [* 121] a. S. des bayr. Reg..Bez. Unterfranken, an der Brend und der Nebenlinie B..Neustadt a. S. (18,9 km) der Bayr. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Schweinfurt), [* 122] hat (1890) 1360 E., darunter 58 Evangelische, Postexpedition, Telegraph, Holzschnitzereischule, Rettungshaus, Kreditverein; Steinzeugfabrikation, Basaltbrüche, Braunkohlengruben, Torfstecherei. -
2) Bischofsheim im Elsaß, Dorf im Kanton Rosheim, Kreis Molsheim des Bezirks Unterelsaß, an der Linie Zabern.Schlettstadt der Elsaß.Lothring. Eisenbahnen, hat (1890) 1648 kath. E., Postagentur, Telegraph, Weinbau (137 ha Weinberge). 1 km oberhalb Kloster Bischenberg, 1590 erbaut, 1663 den Franziskanern übergeben, 1825-72 von den Redemptoristen bewohnt, alter Wallfahrtsort.
Markt im Gericktsbezirk Werfen der österr.
Bezirkshauptmannschaft St. Johann in Salzburg, [* 123] in 547 m Höhe, links der Salzach, am Fuße des «Ewigen Schnees» oder der übergossenen Alpe (2938 m), an den Linien Salzburg-Wörgl und Bischofshofen Selzthal (98,7 km) der Österr.
Staatsbahnen, hat (1890) 1313, als Gemeinde 2569 E. In der Nähe ein Eisen. und ein Kupferbergwerk.
[* 124] (herald.), ein flacher, runder Hut [* 125] grüner Farbe mit beiderseits herabhängenden, je sechs Quasten zählenden verschlungenen Schnüren, gehört zu den bischöfl.
Insignien, die in einem hinter dem Wappenschild aufgerichteten Krummstab [* 126] (s. Bischofsstab) bestehen. (S. Tafel: Kronen [* 127] II, [* 104] Fig. 51.) ¶